Ist ein Leben ohne Mikroben möglich?

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lieft 12.1 21. 3. 19131 l|latt ([('lt bew61kten Ilimmel Meh|;, und ~tetlt vor diesen Sehirm ein weiBes Prisma aus Karton oder Kreide auf. Bei passender Beleuehtulig dureh die alideren Fenster wird dann das Prisma auf dem Sehirm weift erseheinen, sowie nmn aber den Sehirm entferlit, nimmt das Prisma auf dem dalin als Hintergrund siehtbaren Wolkenhimmel eilie mehr oder minder dunkelgrtme Farbe an. Dagegen wird es sofort oder doeh linch eilier Adaptioli yon we- nigen Sekuliden voli IIeuem Ms weig erkalint, welin dureh den weigen Sehirm der tIimmel denl beobaehtelideli Auge wieder verdeekt wird. Wie das Prisma erseheilien am Wolkenhimmel die liehtset~waehen Stellen der Wolken dunket infolge relativer Blendung, d. i. Helladaption des Sehorgalis, die als Reaktion ausgelSst wird dureh den auf so viele vereinzette Netzhautelemente ausgefibten Reiz yon seiten st~trker beleuchteter Teile des ttimmels- gewSlbes. Und obwohl die objektive Helligkeitssumme hier gr6iter ist als am Sehliee, muB die empfulidelie Heltigkeit beim Bliek zum Wolkelihimmel geringer sein als beili1 Blick auf den Schnee, well die lichtschwiicheren (Schatten-) Partien der Wolken als lichtlos und dulikel empfunden werden, woraus fiir die Gesamthelligkeits- empfindung ein Ausfall resultiert. (Hierbei mag auch der Umstaad wirksam sein, dM3 wir in der Regel das Bild der unter dem Horizonte liegendeli Landschaft mit andereli Stetleli der Netzhaut aufnehmen als das Bil(t des iiber dem Horizonte befindlicheli Wolkenhilmnels. Die Netzhaut muB also all verschiedenen Stellen fiir Lic~lt- intensitiiten ungleieh adaptiert sein. Bei Schnee- bedeckung haben sich die in Frage kommenden Netzhaut- stellen an die ungewShniich groBe LiehtintensitSt zli adaptiereli, lind Merdurch wird dann das Schneeland- schaftsphi~nomen verursacht. Ref.) (Arch. f. Anat. u. Physiol. S. 509, 1912.) Mk. Im Bertiner Zoologisehen Garten sind ktirzlieh zwei langsehn~ibelige Landsehnabeltiere aus Nordwest-Neu- guiliea eingetroffen, sehr eigenartige, eierlegende, stachelbewehrte Siiugetiere IIfit einer langeli R5hren- schnauze ulid welt vorstreckbarer Wurmzunge. Es ist das erste MM, daft diese soliderbaren, von den Zoologen Proeehidna genannteli GesehSpfe, deren ktumpige, ulige- lenke Beine an ElefantenfiiSe erilinern, und deren Hin- terbeine mit nach auften und hinten stehenden Kralleli verseheli sind, lebend nach Deutschland kamen. Sic be- wohnen einen K~tfig in dem a.lten Hause am Itaupt- restauralit und Mad IIamentlieh am spStereli Naeh- mittage znr Ffitteruligszeit gut sichtbar. Einsiedlerkrabbem Am I~umpfe der Schiffe setzen sieh oft in groften Mengeli die als Seepoc]¢en oder Meer- eieheln bekanntea Krebstiere fest, die wie andere An- gehSrige der merkwlirdigen Ordliung der Cirripedien oder Rankenfiiiter yon eiliem aus KMkpl~tten be- stehenden Gehi~use umschlosseli silid. Kiirzlich lief im Hafen yon Saint-Vaast-la-Hougue am KanM La Manehe tin Sehiff aus Madagaskar eili, dessen Rumpf ganz mit soleben Seepoeken, Balalius tintilinabulum, bedeekt war. A. E. Malard-Dumdril, der Leiter der zoologiseheli Sta- tion auf der beliaehbarten IIIsel Tatihou, ma~hte nun die Entdeekung, dug jeder leere BManus yon eilier kleinen Krabbe bewohnt war. Naeh der yon J.-G. de Ma~ vorgeliommeneli Bestimmung handelt es sich in der welt iiberwiegeliden ZMfl von Fi~llen am Menippe convex~ ]~athbun, eine Art, die bisher erst in drei Exemplareli aus Honolulu, Siam und Borneo, aber ohne die Ver- gesellsehaftung mit Balanus, bekannt war. Da sebon ganz kleine Tiere in den GehSuseli auftraten, so ist anzunehmen, dab die 'Krabben bereits im Jugendalter in sie eindringen. Es bleibt aber noch zu elitseheiden, ob sie regehnrtBig ihr Leben oder einen Teil ihres Kleinc Mitteihmgcn. 295 ])ttsein.s in den lJa.lalmsgehSuscll zubri,gen, ,)dec ob sie nur gelegentlieh davon Besitz nehmen, und ferner, ob sie in die leeren oder in die noeh bewohnten SehMeli eindringen. Prof. Bouvier nimmt linch gewissen An- zeichen an, dab sie zuerst leere Geh~use besiedeln und d,nnli die BManen vertilgen, die die anderen Sehalen be- wohneli. Fiir die Vermutung, dab die Krabbeli ihr g~mnzes Leben in den Gehgusen zubringen, sprieht, wie de Man hervorhebt, die ~uBerordentliehe Selteliheit dieser Krabbenart, die bis 1893 unbekanlit geblieben war. Die n~ehstverwandte Art. ist 2~Ienippe Panope (Herbst), voli dernnr eili einziges, im Berlilier Mu- seum a.ufbewahrtes Stiiek bekannt ist. Wahrseheinlieh verbirgt aueh sie sieh in Seepoekengeh~tusen oder irgendwelehen alideren Seha,len. Eine kleinere Anzahl der von de Ma~tuntersuehteli Tiere geh6rte vier anderen Krabbenarten aus den Gattungen Leptodius und Pilum- nus an. Von ilmen steltt aber IIieht fest, daft sie aueh in SeepoekensehMen wohnten. Allerdings ist voli Pi- lumnus Dehaanii Miers Ahnliehes bereits bekannt. Das eilizige bisher besehriebelie Exemplar dieser Art wurde in eilier Balanusart im Golf von Yedo (Japan) gefunden. Sonst seheint niehts davon bekannt gewesen zu sein, d~g Krabben BManussehMeli bewohnem (Compt. re.rid. 1913, 156, 404). F.M. Die Blindheit der Schneeken. Unsere Lnndschnecken hubert an der Spitze ihrer grolteli Fiihler ~uBerlich gut entwickelte Augeli, aber sie kSnnen damit nieht seheli. Prof. Emile Yung in Gelif hat gefuliden, dab die Augen gegen Licht, so intensives aueh sein mug, vSllig un- empfindlieh silid. Als Sehzellen spricht IIta~l die nicht pignlentierten Zelleli an, die zusammen mit sehwarzen, Farbstoff fiihrendeli Zelleli die Netzhaut des Schnecken- auges bilden. Sie maehen bei genauer Untersuchung auch galiz den Eindruck yon Sinneszellen, aber eine Verbindnng zwisehen ihlieli and dem Sehnerven ist nicht nachzuwei- sen. Viehnehr lieBen die yon Yung hergesteltten Schnitte der Augeli von Helix, Arioli ur~d Limax erkennen, daft der Sehnerv die basale Bindegewebsmembrali, die das Auge umschlief~t, nicht iiberschreitet. So fiihren die Beobachtungen Yungs zu dem Schluf3, dab all der Basis des Auges die Kontinuit:,tt zwisehen den Netzhaut- etelnenten and den benachbarten Nerven unterbroehen ist, ulid das liefert die Erkl~trung daftir, dab die Land- schneckea trotz ihrer Augen blind sin& (Arch. 2e. phys. et nat. 1913, 35, 77.) F.M. Ist ein Leben ohne Mikroben mliglieh? Diese bio- logische Frage, mit der sich schon mehrere bekann~e Forseher besch~ftigt habeli, hat nun durch Michel Cohendy, der seit drei Jahren im Institut Pasteur in Paris eiligehende Untersuchuligen dariiber anstellte, eine be]ahende Antwort erhMten. Er lieft in einer keim- freien Brutmaschine ttiihnereier ausbriiten und zog dana die ausgeschliipften Kiiken in vollkommeli aseptisehen Gtasbeh~ltern auf, in denen ihnen Tageslicht, frisehe keimfreie Luft, frisches Futter und Sand zur Verffigung standeli. Gleichzeitig wurden unter nicht keimfreien Verhi~ltnissen Eier ausgebriitet und die genau gleich Mteli Kiikeli all der tuft a.ufgezogeli. Am Elide jeder Versuchsperiode, die so lunge bemessen wurde, bis die tliihner f(ir den keimfreien K~fig zu groft geworden waxen, wurde ein Tell getStet nnd ihr Blur, Gewebe und Darmilihatt auf Keimfreiheit geprtiit. Wie wir in der N aturwissenseh~ftlichen Umschau der Chemiker- Zeitu,~g leseli, koliiiten dabei in keinem Falle Unter- schiede in der Entwicklulig zwisehen gleich Mten Ver- suchstieren festgestellt werden, einerlei ob die get6teten Tiere sechs Wochen oder nur 14 T~ge Mt wareli. Die- jenigen steril aufgezogenen tIiihlier, die nach sechs

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l|latt ([('lt bew61kten I l immel Meh|;, und ~tetlt vor diesen Sehirm ein weiBes P r i sma aus Kar ton oder Kreide auf. Bei passender Beleuehtulig dureh die alideren Fenster wird dann das P r i sma auf dem Sehirm weift erseheinen, sowie nmn aber den Sehirm entferlit, n immt das P r i sma auf dem dalin als Hin te rg rund siehtbaren Wolkenhimmel eilie mehr oder minder dunkelgrtme Farbe an. Dagegen wird es sofort oder doeh linch eilier Adaptioli yon we- nigen Sekuliden voli IIeuem Ms weig erkalint, welin dureh den weigen Sehirm der t I immel denl beobaehtelideli Auge wieder verdeekt wird. Wie das P r i sma erseheilien am Wolkenhimmel die liehtset~waehen Stellen der Wolken dunket infolge relativer Blendung, d. i. Helladaption des Sehorgalis, die als Reaktion ausgelSst wird dureh den auf so viele vereinzette Netzhautelemente ausgefibten Reiz yon seiten st~trker beleuchteter Teile des t t immels- gewSlbes. Und obwohl die objektive Hell igkei tssumme hier gr6iter ist als am Sehliee, muB die empfulidelie Heltigkeit beim Bliek zum Wolkelihimmel geringer sein als beili1 Blick auf den Schnee, well die lichtschwiicheren (Schatten-) Pa r t i en der Wolken als lichtlos und dulikel empfunden werden, woraus fiir die Gesamthelligkeits- empfindung ein Ausfall resultiert . (Hierbei mag auch der U m s t a a d wirksam sein, dM3 wir in der Regel das Bild der unter dem Horizonte liegendeli Landschaf t mi t andereli Stetleli der Netzhaut aufnehmen als das Bil(t des iiber dem Horizonte befindlicheli Wolkenhilmnels. Die Netzhaut muB also all verschiedenen Stellen fiir Lic~lt- intensit i i ten ungleieh adapt ier t sein. Bei Schnee- bedeckung haben sich die in Frage kommenden Netzhaut- stellen an die ungewShniich groBe Lieht in tensi tSt zli adaptiereli, lind Merdurch wird dann das Schneeland- schaftsphi~nomen verursacht. Ref.) (Arch. f. Anat. u. Physiol. S. 509, 1912.) Mk.

Im Bertiner Zoologisehen Gar ten sind ktirzlieh zwei langsehn~ibelige Landsehnabeltiere aus Nordwest-Neu- guiliea eingetroffen, sehr eigenartige, eierlegende, stachelbewehrte Siiugetiere IIfit einer langeli R5hren- schnauze ulid welt vors t reckbarer Wurmzunge . Es ist das erste MM, daft diese soliderbaren, von den Zoologen Proeehidna genanntel i GesehSpfe, deren ktumpige, ulige- lenke Beine an ElefantenfiiSe erilinern, und deren Hin- terbeine mi t nach auften und h in ten stehenden Kralleli verseheli sind, lebend nach Deutschland kamen. Sic be- wohnen einen K~tfig in dem a.lten Hause am Itaupt- restaural i t und Mad IIamentlieh am spStereli Naeh- mi t tage znr Ffitteruligszeit gu t sichtbar.

Einsiedlerkrabbem Am I~umpfe der Schiffe setzen sieh oft in groften Mengeli die als Seepoc]¢en oder Meer- eieheln bekanntea Krebst iere fest, die wie andere An- gehSrige der merkwlirdigen Ordliung der Cirripedien oder Rankenfiiiter yon eiliem aus KMkpl~tten be- stehenden Gehi~use umschlosseli silid. Kiirzlich lief im Hafen yon Saint-Vaast-la-Hougue am KanM La Manehe t in Sehiff aus Madagaskar eili, dessen Rumpf ganz mi t soleben Seepoeken, Balalius t int i l inabulum, bedeekt war. A. E. Malard-Dumdril, der Leiter der zoologiseheli Sta- t ion auf der beliaehbarten IIIsel Tatihou, ma~hte nun die Entdeekung, dug jeder leere BManus yon eilier kleinen Krabbe bewohnt war. Naeh der yon J.-G. de Ma~ vorgeliommeneli Bes t immung handelt es sich in der welt iiberwiegeliden ZMfl von Fi~llen am Menippe convex~ ]~athbun, eine Art, die bisher ers t in drei Exemplareli aus Honolulu, Siam und Borneo, aber ohne die Ver- gesellsehaftung mi t Balanus, bekannt war. Da sebon ganz kleine Tiere in den GehSuseli auftraten, so ist anzunehmen, dab die 'Krabben bereits im Jugendal te r in sie eindringen. Es bleibt aber noch zu elitseheiden, ob sie regehnrtBig ihr Leben oder einen Teil ihres

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])ttsein.s in den lJa.lalmsgehSuscll zubr i ,gen , ,)dec ob sie nur gelegentlieh davon Besitz nehmen, und ferner, ob sie in die leeren oder in die noeh bewohnten SehMeli eindringen. Prof. Bouvier n i m m t linch gewissen An- zeichen an, dab sie zuerst leere Geh~use besiedeln und d,nnli die BManen vertilgen, die die anderen Sehalen be- wohneli. Fiir die Vermutung, dab die Krabbeli ihr g~mnzes Leben in den Gehgusen zubringen, sprieht, wie de Man hervorhebt, die ~uBerordentliehe Selteliheit dieser Krabbenart, die bis 1893 unbekanl i t geblieben war. Die n~ehstverwandte Art. is t 2~Ienippe Panope (Herbst), voli d e r n n r eili einziges, im Berlilier Mu- seum a.ufbewahrtes Stiiek bekannt ist. Wahrseheinl ieh verbirgt aueh sie sieh in Seepoekengeh~tusen oder irgendwelehen alideren Seha,len. Eine kleinere Anzahl der von de Ma~tuntersuehteli Tiere geh6rte vier anderen Krabbenar ten aus den Gat tungen Leptodius und Pi lum- nus an. Von ilmen steltt aber IIieht fest, daft sie aueh in SeepoekensehMen wohnten. Allerdings is t voli Pi- lumnus Dehaanii Miers Ahnliehes bereits bekannt. Das eilizige bisher besehriebelie Exemplar dieser A r t wurde in eilier Balanusar t im Golf von Yedo (Japan) gefunden. Sonst seheint niehts davon bekannt gewesen zu sein, d~g Krabben BManussehMeli bewohnem (Compt. re.rid. 1913, 156, 404). F . M .

Die Blindheit der Schneeken. Unsere Lnndschnecken hubert an der Spitze ihrer grolteli Fiihler ~uBerlich gu t entwickelte Augeli, aber sie kSnnen damit nieht seheli. Prof. Emile Yung in Gelif ha t gefuliden, dab die Augen gegen Licht, so i n t e n s i v e s aueh sein mug, vSllig un- empfindlieh silid. Als Sehzellen spricht IIta~l die nicht pignlentier ten Zelleli an, die zusammen mi t sehwarzen, Farbstoff fiihrendeli Zelleli die Netzhaut des Schnecken- auges bilden. Sie maehen bei genauer Un te r suchung auch galiz den Eindruck yon Sinneszellen, aber eine Verbindnng zwisehen ihlieli and dem Sehnerven ist nicht nachzuwei- sen. Viehnehr lieBen die yon Yung hergestel t ten Schnit te der Augeli von Helix, Arioli ur~d Limax erkennen, daft der Sehnerv die basale Bindegewebsmembrali, die das Auge umschlief~t, nicht iiberschreitet. So fiihren die Beobachtungen Yungs zu dem Schluf3, dab all der Basis des Auges die Kontinuit:,tt zwisehen den Netzhaut- etelnenten a nd den benachbarten Nerven unterbroehen ist, ulid das liefert die Erkl~trung daftir, dab die Land- schneckea trotz ihrer Augen blind sin& (Arch. 2e. phys. et nat. 1913, 35, 77.) F . M .

I s t ein Leben ohne Mikroben mliglieh? Diese bio- logische Frage, mi t der sich schon mehrere bekann~e Forseher besch~ftigt habeli, ha t nun durch Michel Cohendy, der seit drei J ah ren im In s t i t u t Pas teur in Par i s eiligehende Untersuchul igen dariiber anstellte, eine be]ahende A ntw or t erhMten. Er lieft in einer keim- freien Brutmaschine t t i ihnereier ausbrii ten und zog dana die ausgeschliipften Kiiken in vollkommeli aseptisehen Gtasbeh~ltern auf, in denen ihnen Tageslicht, frisehe keimfreie Luft, frisches Fut te r und Sand zur Verffigung standeli. Gleichzeitig wurden un te r nicht keimfreien Verhi~ltnissen Eier ausgebrii tet und die genau gleich Mteli Kiikeli all der t u f t a.ufgezogeli. Am Elide jeder Versuchsperiode, die so lunge bemessen wurde, bis die t l i ihner f(ir den keimfreien K~fig zu groft geworden waxen, wurde ein Tell getStet nnd ihr Blur, Gewebe und Darmil ihat t auf Keimfreihei t geprtiit. Wie wir in der N aturwissenseh~ft l ichen Umschau der Chemiker- Zeitu,~g leseli, koliiiten dabei in keinem Falle Unter- schiede in der Entwicklulig zwisehen gleich Mten Ver- suchst ieren festgestellt werden, einerlei ob die get6teten Tiere sechs Wochen oder nur 14 T~ge Mt wareli. Die- jenigen steril aufgezogenen tIiihlier, die nach sechs

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Wochen an die Aul.~enluft gebracht wurden, gediehen gteiehm~l~ig welter, obwohl natfirlieh zahllose :~{ikroben in ihren ¥erdauungskanal gelangten, tIieraus folgt, da~ die Widerstandsf~higkeit gegen die Mikroben bei den Wirbeltieren nicht das l~esultat individueller Anpassung, sondern eine erbliche Eigenschaft ist. DaB die Mikroben fiir die Entwicklung der Wirbeltiere durchaus nicht un- erl~i~lich sind, ist iibrigens auch durch die neueren Un- tersuchungen Metschnikoffs best~ttigt worden. S.

Jungfernfri iehtigkeit bei Bananen. Die Frucht- bildung ohne vorangegangene Bestaubung ist von dem verstorbenen Fritz Noll, der diese F~higkeit 1912 ifir gewisse Gurken feststellte, mit dem Namen Partheno- ]carpie (Jungfernfriichtigkeit) bezeichnet worden. M~n hat inzwischen zahlreiche andere Beispiele fiir das AuL treten yon Jungfernfri iehten kennen gelernt. Insbe- sondere verdanken wit Ewert den Nachweis der Parteno- karpie ftir eine ganze ]~eihe yon Apfel- und Birnen- sorten. Natiirlich enthalten solche Frttchte keine Samen. Kernlose Apfel und Birnen kannte man ja schon friiher; es herrschte aber die lV![einung, dal~ auch der Entstehung solcher Friichte Best~ubung vorhergegangen sei, dab aber diese nur die FruchtbiIdung angeregt h~tte, ohne eine eigentliche Befruchtung (der Eizelle) herbeizufiihren. A. d~Angremont hat jetzt gefunden, dab Parthenogenesis auch bei gewissen Bananensorten vorkommt. Er hat in Guyan~ Versuche mit drei samenlosen Kulturformen der EBbanane (Musa paradisiaca L. subsp, sapientum) ausgeffihrt, indem er dureh sorgliches Einh~illen der Blfitenst~tnde in dichte S~teke und durch frfihzeitige Eat- fernung der m~nnlichen Blfiten in den einzelnen Blfitem st~nden jedwede Best~ubung verhinderte. In den 29~4 weiblicben ]31fiten, die in den 20 so behandelten Blfiten- stgnden vorhanden waren, entwickelte sieh trotz des vS1- ligen Ausschlusses der Polleniibertragung jeder Frueht- knoten zu einer ganz normMen Frucht. Aueh in zwei Blfitenst~inden, in denen man vor dem Aufbltihen Narben und Griffel abgeschnitten butte, wurden normale Frfichte gebildet. Die genauere Untersuchung des Bliitenstaubes und der Samenknospen yon zwei der behandelten Bananem sorten ergab, dal] die PollenkSrner zum gr~f]ten Tell nicht keimungsfahig s ing und da{~ ein Embryosack bei der eincn Sorte ~uBerst selten, bei der ~nderen ein wenig biiufiger ausgebildet wird. Als eine grgl~ere Zahl yon Bl~iten mit dem Pollen zweier Musaarten, die in ihren Frtichten regelm~tBig Samen ffihren und zur Frucht- bildung unbedingt der Bestgubung bed(irfen, belegt wurden, kam es zur Entwicklung einer kleinen Zahl yon Samen. (Ber. D. Bot. Ges. 1912, 30, 686.) F . M .

An manchen Stellen des nSrdlichen Europas findet man Hiigel aus Musehelschalen mit Humussehieht dar- fiber, deren Ursprung man auf vorgeschichtliche Men- sehen zuriickfiihrt und die yon den Anthropologen als Kj6~kenm6ddings bezeichnet werden. In einigen Teilen des zentralen Siidamerikas linden sich iihnliche Gebilde, Aterrados genannt, und fiber diese m~cht Max Schmidt in seinen Reisen in Matto Grosso folgende Bemer- kung: ,,Naeh meinen Erfahrungen und Erkundigun- gen, darf m~n bei dergrtigen Muschelanhiiufungen an erhiihten Uferplatzen einen sehr einfachen Gesichtspunkt nicht auiter aeht l~ssen. Derartige erhShte Pli~tze ge- wiihren hiiafig einzelnen hohen B~umen einen geeigneten Standort und diese einzelnen Uferb~ume bilden wieder fiir lange Jahre die Ruhest~tte fiir t Iunderte von jenen langhalsigen TauchervSgeln, die der Brasilianer Bigua nennt (Carbo Brasili~nus). Die V(igel verzehren Mu-

Klc ine Mit te i lungen. 1 Die Natur- [wissenschaften

scheln and sonstige Tiere, welche sie aus dem Wasser holen, zum Tell auf den B~umen, so dab sich, zumM un- ter einzelnen am Ufer stehenden B~umen neben dieken Guanoschichten auch viele Abf~lle yon den Vogelm~hl- zeiten anh~tufen. In Jahreszeiten, wo das ganze umlie- gende Sumpfgebiet unter Wasser stebt, gew~hren diese erh~ihten Stellen die einzigen trockenen Pli~tze auf weite Streeken und werden als Anlegepl~tze und l~astplittze yon vorbeifahrenden Menschen benutzt, so dal] sieh an diesen Stetlen neben M u s c h e l - u n d SchneckenschMen auch menschliche Kulturreste l inden miissen. Deswegen brauchen diese Stellen aber keineswegs ausschlieBlich auf Reste menschlicher M~hlzeiten zuriickgefiihrt zu werden." (Z. f. Ethnologie 44, 137, 1912.) Mk.

Ftir die Messung schw~cher elektrischer StrSme war man lange Zeit hindurch auf Spiegelgalvanometer ange- wiesen, die eine sorgf~ltige Aufstellung und viel Raum erfordern, his in dent Einthovenschen Saitvngal~)anometer ein h~ndlicheres Ins t rument erstand. Die Empfindlich- keit desselben geht bis 4 . t0 --le Amp. bei aperiodischer Einstellung, deren Daner ca. 5--6 Sekunden betr~igt. Einen weiteren For tschr i t t auf diesem Gebiete bezeichnet das yon B. Thieme beschriebene Galvanometer zur Messung sehw~ichster Gleleh- und Weehselstr(ime, dessert Konstruktionsprinzip untenstehende Figur dar- stellt. Der zu messende Strom durchflieBt fiber die Klemmen Kl und K2 den Draht h, der in den kleinea Glaskiirper C eingefiihrt ist; innerhalb dieses Glas- k~irpers iibernimmt ein als Iteizdr~ht dienender, sehr dfinner, spiralig gewundener Pla t indraht die Strom~ leitung. Der }Ieizdruht wirkt mi t seinen Windungen auf die Liitstelle des Thermoelementes T aus Platin- konstantan, dessert Driihte zu den KIemmen G~ and G,

fiihren. Der aul~en versilberte GlaskSrper ist mittels der GlasrShren, welche die ThermoelementrShren ein- sehliel3en, in die gleichfalls versilberte nnd ev~kuierte Glaskugel eingesehmolzen, so dait der GlaskSrper durcb den Va.kuumraum V vor W~rmeableitnng geschiitzt ist. Die elektromotorische Kra f t des Thermoelementes wird durch eine Kompensationsschultung gemessen und gibt ein MaB ab fiir die St~rke des zwischen den Klemmen K1 und Ke flieBenden Stromes. Die Ablesung des In- strumentes kana abet nicht unmittelbar nach Ein- schaltung des zu messenden Stromes erfolgen, sonderu dieser mu6 seine im Heizdraht erzeugte W~rme erst auf- speichern, bis das Thermoelement die volle Temper~tur- erh(ihung anzeigt. Die Zeitdauer, die his zur Erreichung konstanter Angaben erforderlich ist, wird um so grSiter, je schw'~cher der zu messende Strom ist. Fiir einen Strom yon 10 -~ Amp. betr~gt sie 10 Sekunden, fiir einen Strom you 10 J 5 Amp., die kleinste gemessene Strom- stiirke, dagegen 60 Sekunden. (Arch. f. Elektrotechnik. 1, 309, 1912.) Mk.

Ffir die Redaktion verantwortlich: Dr. Arnold Berliner, Berlin W. 9.