ITA WEGMAN INSTITUT

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ITA WEGMAN INSTITUT FÜR ANTHROPOSOPHISCHE GRUNDLAGENFORSCHUNG IN ARLESHEIM ARBEITEN UND INTENTIONEN Eine Zwischenbilanz nach zehn Jahren 2002 – 2012

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I TA W E G M A N I N ST I T U T

F Ü R A N T H R O P O S O P H I S C H E G R U N D L A G E N F O R S C H U N G

I N A R L E S H E I M

A R B E I T E N U N D I N T E N T I O N E N

Eine Zwischenbilanz nach zehn Jahren

2002 – 2012

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Mitarbeiter des Ita Wegman Institutsfür anthroposophische Grundlagenforschung:

Prof. Dr. med. Peter Selg, LeitungFelicitas Graf, Sekretariat und VerlagGunhild Pörksen, Ita Wegman Archiv

Branco Ljubic, Karl König Archiv Nicole Ljubic, Karl König Archiv

Dr. phil. Julia Selg, LektoratWalter Schneider, VerlagKonstanze Kuhla, Verlag

© 2012 Verlag des Ita Wegman InstitutsAlle Rechte vorbehalten

Umschlagmotiv: Während der Arbeiten am 1. Goetheanum

Gesamtgestaltung: Walter Schneider

ISBN 978-3-905919-41-7

Inhalt

1. Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2. Grundintentionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

3. Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

4. Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

5. Die Archive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

6. Das Holzhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

7. Der Verlag des Instituts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

8. Übersetzungen von Büchern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

9. Der Freundes- und Förderkreis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Ita Wegman –Ansprache zur Eröffnung des Klinik-Anbaues 1927 . . . . . . . . . . . . . 91

Inhalt

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1.

Vorwort

Im März des Jahres 2002 erschien im Natura Verlag Arlesheim/Dornach das Buch «‹Ich bin für Fortschreiten›. Ita Wegman und die Medizinische Sektion» als erster Band einer Schriftenreihe des Ita Wegman Archivs – mit dieser Publikation begann die Arbeit des Ita Wegman Instituts für anthroposophische Grundlagenforschung.

Die zehnjährige Wiederkehr der ersten Bucherscheinung aus dem Ita Wegman Archiv bildet den Anlass, auf die in der Zwischenzeit in Arlesheim geleistete Arbeit und ihre Entwicklung zurückzublicken, in einer anfänglichen Sichtung und Bewertung dessen, was versucht und realisiert wurde. Aufgezeigt soll dabei in erster Linie werden, wel-che Intentionen von Anfang an für die Arbeit maßgeblich waren, wel-chen Aufgaben sich das Institut stellt und welche Schwerpunkte seine Tätigkeit bestimmen. In den zehn Jahren seiner Existenz wurden durch das Ita Wegman Institut nahezu 90 Bücher erarbeitet und publiziert, die in zehn Sprachen übersetzt wurden. Angesichts der Vielzahl dieser Monographien und ihrer unbestreitbaren Themenvielfalt wurde von vielen Lesern, aber auch von den zahlreichen Gästen des Instituts und seiner Archive immer wieder der Wunsch geäußert, etwas Näheres über die tragenden Motive und die Zielsetzungen der verschiedenen Publika-tionen zu hören, auch über die verbindende Mitte des Ganzen. Eine vorläufige, skizzenhafte Antwort auf diese Fragen und zugleich einen Überblick über die Arbeit zu geben, soll mit der vorliegenden Schrift versucht werden.

Der unternommene Rückblick ist jedoch auch, und in erster Linie, ein Ausdruck des Dankes – gegenüber den vielen hilfreichen Umständen, die uns entgegenkamen, und gegenüber den Menschen, die die Arbeit des Institutes durch ihr Interesse und ihre Anteilnahme, aber auch durch ihren erheblichen finanziellen Einsatz mit ermöglicht haben. Im vergangenen Jahr 2011 wurde mit Hilfe der Ita Wegman Klinik das Holzhaus Dr. Wegmans in hervorragender Weise renoviert und es gelang, weitere Räume für die Arbeit zu mieten, wofür wir überaus dankbar sind. Es war auch das Jahr, in dem ein erstes Treffen des inter-nationalen Freundeskreises unseres Institutes stattfinden konnte – ein soziales Ereignis, das wir von nun an in ca. dreijährigem Abstand wie-derholen wollen. Bereits diese Zusammenkunft diente einer Vergegen-

Vorwort

wärtigung und Perspektivierung der Arbeit, einer gemeinsamen Wahr-nehmung des 2002 in Arlesheim im Holzhaus Ita Wegmans neu Begon-nenen.

Wir hoffen und vertrauen darauf, dass es möglich sein wird, die Tätigkeiten auch in Zukunft mit jenem Elan und jener Unterstützung weiterzuführen, die die Entwicklungen der letzten zehn Jahre möglich machten.

Arlesheim, zum 22. Februar 2012 Peter Selg

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2.

Grundintentionen

Das zentrale Motiv, das dem Aufbau des Institutes zugrundelag und seine Tätigkeit bis heute bestimmt, ist die Erarbeitung von Monogra-phien zum Lebenswerk Rudolf Steiners (1861 – 1925) und deren Vertre-tung in der Öffentlichkeit. Das Ita Wegman Institut betreibt insofern «anthroposophische Grundlagenforschung», als in ihm die Geisteswis-senschaft Rudolf Steiners nicht als bekannt vorausgesetzt oder «kontex-tuell» relativiert, sondern werkimmanent erschlossen wird.

Die Notwendigkeit einer solchen Aufarbeitung ergibt sich für jedes Lebenswerk einer geschichtlich wegweisenden, zivilisationsgestal-tenden Persönlichkeit – und sie bekommt im Falle Rudolf Steiners eine besondere, zusätzliche und spezifische Bedeutung. Dies nicht in erster Linie durch die Vielzahl von Verfremdungen, Karikaturen und Angrif-fen, denen seine spirituelle Arbeit ausgesetzt war und ist, sondern durch die Gestalt des Werkes selbst. Bekanntlich schrieb Rudolf Steiner nicht in erster Linie Bücher, sondern sprach zu Menschen und mit Menschen; die – bis heute unabgeschlossene – Gesamtausgabe seiner «Werke» besteht nur zu ca. 10% aus von ihm geschriebenen Büchern und Auf-sätzen, ganz überwiegend dagegen aus stenographisch festgehaltenen Mitschriften seiner Vorträge und Vortragskurse, die von ihm in der Öffentlichkeit, im internen Rahmen der Anthroposophischen Gesell-schaft und vor Fachwissenschaftlern bzw. berufsspezifischen Arbeits- und Interessensgemeinschaften gehalten wurden. Für ein wirkliches Verständnis dieser Darstellungen und Beiträge ist eine Vielzahl von Umständen zu berücksichtigen; diese betreffen den Zusammenhang und Bedeutungsumraum der Vorträge, die Vorfragen der Hörer und die besonderen Situationen, in denen sie standen und auf die Rudolf Steiner – mit seinen zahllosen Einzelaussagen – antwortend einging. Darüber hinaus aber ist zu hinterfragen, welchen Ort und welche Bedeutung die von Rudolf Steiner mitgeteilten geisteswissenschaftlichen Forschungs-ergebnisse innerhalb der Anthroposophie und ihrer geschichtlichen Entwicklung haben, d. h., es ist aufzuarbeiten, wie die Forschungsge-schichte der anthroposophischen Geisteswissenschaft selbst verlief, um zu einem tieferen Verständnis und einer hinreichenden Beurteilung des von Steiner zu einem gewissen Zeitpunkt, an einem gewissen Ort und vor einem umschriebenen Hörerkreis konkret Eröffneten zu kommen.

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Rudolf Steiner, 1910 Grundintentionen

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Die Sichtbarmachung der wissenschaftlichen Gestalt des Werkes von Rudolf Steiner beinhaltet demnach Studien historischer, fachwissen-schaftlicher und soziologisch-psychologischer Ausrichtung, die in ers-ter Linie die zeitgeschichtlich offenen Fragen und Anliegen betreffen, mit denen sich Steiner in seiner Arbeit auseinandersetzte und auf die seine Bücher und Kurse direkt oder indirekt eingingen; zugleich aber ist gefordert, den geistigen Entwicklungsweg der anthroposophischen For-schung selbst zu verfolgen – und dies auf der Basis aller Vorträge und Bücher, Notizbucheintragungen und Manuskripte des Menschen, der diese Forschung alleinverantwortlich durchführte.

Indem sich das Ita Wegman Institut diesen Aufgaben – wenn auch mit begrenzten Kräften – stellt, möchte es einen Beitrag dazu leis-ten, das überwiegend verfremdete Bild des Geisteswissenschaftlers Rudolf Steiner zu korrigieren und zu konturieren. Wenig weiterfüh-rend und nahezu sinnlos erscheint in der Gegenwart, die Initiation Rudolf Steiners als solche zu proklamieren; hilfreich kann dagegen sein, auf der Basis einer wirklichen Wissensgrundlage sich zu seinem Lebens-werk und Ideengut im Einzelnen zu äußern, wofür die Voraussetzungen hinlänglich gegeben sind. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren viele Archivmaterialien hermetisch abgeschlossen und unzugänglich, ent-scheidende Arbeiten unpubliziert und eine wirkliche Sichtung vieler historischer Geschehnisse und Entwicklungen kaum oder nur unter großen Schwierigkeiten möglich, eine Situation, die sich in der letzten Zeit entscheidend verbessert hat. Darüber hinaus zeigt sich im wissen-schaftsgeschichtlichen, gesellschaftspolitischen und sozialen Horizont, dass Rudolf Steiners Fragestellungen, aber auch seine Forschungsart und seine Forschungsergebnisse an Aktualität und Ansehen gewinnen; vieles spricht gegenwärtig dafür, dass sie in naher und mittlerer Zukunft ein ganz anderes, gesamtgesellschaftlich relevantes Gewicht erhalten werden. Über Rudolf Steiners aggressive Kritiker und über viele andere Weisen misslingender Rezeption, innerhalb und außerhalb anthroposo-phischer Kreise, wird die Geschichte hinweg gehen; was dagegen Bestand zu haben verspricht, ist das direkte Interesse an der anthroposophischen Geistesforschung als solcher, d. h. an Rudolf Steiner, an seiner Persön-lichkeit, Lebenshaltung und Lebensführung, seinen Fragen, Anliegen, Zielen, methodischen Wegen und Ergebnissen – eine Entwicklung, die bereits wahrnehmbar begonnen hat, auch wenn andere Kräfte dieses Bild noch vordergründig überlagern.

Mit seinen Studien zu Rudolf Steiner versucht das Ita Wegman Institut für anthroposophische Grundlagenforschung in der skizzierten Entwicklungsrichtung positiv zu arbeiten. Es gehört zu seinen primären Aufgaben, den Ideengehalt der Anthroposophie und ihre Bedeutung für

die Zivilisation in den verschiedensten Lebensgebieten zur Darstellung zu bringen und die in über 300 Bänden der «Rudolf Steiner Gesamtaus-gabe» entfalteten oder, so Steiner, «zerstreuten» Aussagen themen- und problemzentriert aufzuarbeiten. An einer so gehaltenen Erschließung seines gesamten Vortrags- und Schriftwerkes war Rudolf Steiner gele-gen und er ermutigte wiederholt zu entsprechenden Bemühungen der synoptischen Zusammenschau und Durchdringung: «Für den Men-schen finden Sie fast alles irgendwie in meinen Zyklen zerstreut. Es ist fast alles irgendwo gesagt.» (26.9.1919) «Und heute liegt schon die Möglichkeit vor, dass dasjenige, was in einer kurzen Skizze angedeutet ist, durch viele Einzelheiten, die in Zyklen und Schriften von mir vor-liegen, ausgebaut werde. Das ist nur zum geringsten Teil bis jetzt geschehen …» (5.1.1924).

*Ein zweites, tragendes Motiv der Instituts-Entstehung und -Arbeit ist die Wertschätzung der Menschen, die in der Lage waren, als Mitarbeiter und Freunde Rudolf Steiners die von ihm eröffnete Geisteswissenschaft in den verschiedenen Lebensgebieten – als angewandte Anthroposophie – zur Wirksamkeit zu bringen. 1917 hatte der Berliner Philosophie-Professor und «Parapsychologe» Max Dessoir Rudolf Steiner vorge-worfen, er sei lediglich von abhängigen, unselbständigen und unfreien Menschen umgeben, denen es an eigenen Denkmöglichkeiten fehle – auf wenige Anschuldigungen reagierte Steiner so empört wie auf diese Unterstellung, deren Quintessenz bis heute ungebrochen tradiert wird. Rudolf Steiner kannte die Schwächen der Anthroposophischen Gesell-schaft und vieler ihrer Mitglieder hinlänglich; er kannte aber auch ande-res – und jede detaillierte geschichtliche Untersuchung zeigt, dass sich in seinem näherem Umfeld hervorragende, selbständig urteilende und fachlich hochbegabte Persönlichkeiten befanden, die den Problemkon-text, das Anliegen und den Gehalt der anthroposophischen Geisteswis-senschaft wirklich verstanden, verinnerlichten und mit ihrem jeweili-gen Berufsgebiet in einen produktiven Zusammenhang brachten. Spä-testens durch die akribisch recherchierte, dreibändige Lebens- und Werk-Dokumentation der Ärztin Ita Wegman (1876 – 1943), die Ema-nuel Zeylmans van Emmichoven 1990/92 nach mehr als zehnjährigen Studien veröffentlichte, wurde das Ausmaß und die Qualität der Zusam-menarbeit Rudolf Steiners mit hervorragenden Mitarbeitern sichtbar – anhand eines wissenschaftlich wie gesellschaftlich hochrelevanten, in sich komplexen Praxisfeldes wie der klinischen Medizin. In seiner

Grundintentionen

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Dokumentation zeigte Zeylmans – neben vielem anderen – nachdrück-lich auf, dass ein nicht unerheblicher Teil der Forschung und Werkent-wicklung Rudolf Steiners sich in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen vollzog, aufgrund ihrer Fragen und eingebrachten Möglich-keiten, und dies insbesondere dort, wo es darum ging, die anthroposo-phische Geisteswissenschaft in eine zivilisatorische Lebensrealität zu überführen, d. h. in die Ausgestaltung konkreter Initiativen münden zu lassen. Eine solche fachspezifische Zusammenarbeit Rudolf Steiners, als forschendem Geisteswissenschaftler, mit einem hervorragenden Vertre-ter einer wissenschaftlichen oder künstlerischen Disziplin, war auch das Fundament des Dornacher Hochschulgedankens bzw. der einzelnen Fachabteilungen oder Fakultäten dieser Einrichtung, und kennzeichnete Steiners Arbeitsbeziehungen zu Menschen wie Marie Steiner, Ita Weg-man, Edith Maryon, Elisabeth Vreede, Lilly und Eugen Kolisko, Assja Turgenieff, Karl Schubert und Albert Steffen, um nur einige wenige zu nennen.

Das Ita Wegman Institut stellte sich vor diesem Hintergrund von Anfang an die Aufgabe, neben thematischen Studien zur Werkent-wicklung Rudolf Steiners auch Monographien zu einigen seiner füh-renden Mitarbeiter auszuarbeiten und zu publizieren, um deren Bedeu-tung, Mitwirkung und Einsatz ansichtig werden zu lassen – insbeson-dere in den Bereichen der Medizin, Pädagogik, Heilpädagogik, Sozial-therapie und allgemeinen Anthroposophie, die seit 1921 im Zentrum der Arlesheimer Aktivitäten Ita Wegmans gestanden hatten. Neben einer historischen Würdigung war und ist das Ziel der entsprechenden Arbeiten, zur Darstellung zu bringen, wie hier eigenständige, individu-ell produktive und fachlich weiterführende Wege eingeschlagen wur-den, in einer Beziehung zu Rudolf Steiner und der Anthroposophie, die diese in ihrer Größe und Besonderheit anerkennt, jedoch mit einem eigenen, geistesgegenwärtigen und zukunftsgerichteten Denken und Handeln verbindet. Ita Wegman, so zeigte Emanuel Zeylmans auf, arbeitete sich intensiv, existentiell und detailliert in die Anthroposophie ein, und wurde aus ihr heraus produktiv. Sie blieb dies auch in den Jahr-zehnten nach dem Tod ihres geistigen Lehrers, mit dem sie in innerer Beziehung stand. Ihr schriftlicher Nachlass ist umfangreich und zeugt von der Größe ihrer Individualität und Lebensarbeit, die sich in ver-schiedene Gebiete erstreckte und hervorragende, weiterwirksame Ergebnisse zeitigte – für die Medizin, Kunsttherapie und Krankenpflege, für die Heilpädagogik, Pharmazie und Sozialtherapie. Diesen Nachlass systematisch aufzuarbeiten und nach Möglichkeit durch zusätzliche Materialien zu ergänzen, aber auch um andere Nachlässe zentraler Mit-arbeiter Rudolf Steiners zu erweitern, wurde mit der Begründung des

Grundintentionen

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3.

Forschung

Nur durch eine erhöhte Praxis sollten die Wissenschaften auf die äußere Welt wirken: denn eigentlich sind sie alle esoterisch und können nur durch Verbessern irgend eines Thuns exoterisch werden. Alle übrige Theilnahme führt zu nichts.

Goethe

Die Forschungstätigkeit des Ita Wegman Instituts umfasst im Sinne der zuvor skizzierten Grundintentionen die Bearbeitung und ideelle Erschließung des Lebenswerkes – auch des werkbiographisch verstan-denen Lebensganges – von Rudolf Steiner sowie seiner Ausarbeitungen zu verschiedenen Lebensfeldern. Darüber hinaus, wenn auch in deutlich begrenzterem Umfang, beinhaltet sie Studien zu seinen Mitarbeitern, deren besondere Signatur und Bedeutung für das zivilisatorische Wirk-samwerden der Anthroposophie erschlossen werden soll – in biographi-scher Hinsicht und in ihren fachlichen Beiträgen. Die seit Begründung des Ita Wegman Instituts durchgeführten und publizierten Forschungs-arbeiten können dabei in die folgenden sieben Themenbereiche einge-teilt werden:

Werkbiographie Rudolf Steiners

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

Medizin und medizinische Ethik

Pädagogik und Heilpädagogik

Biographie, Kunst und Zeitgeschichte

Anthroposophische Christologie

Mitarbeiter Rudolf Steiners

Forschung

Ita Wegman Archivs und Instituts intendiert. Mit der Rückführung des schriftlichen Nachlasses Ita Wegmans aus der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Basel in das Holzhaus auf dem Klinikgelände begann unsere Tätigkeit. Dieses Holzhaus hatte Rudolf Steiner für Ita Wegman 1924 entworfen und errichten lassen; in ihm war sie am 4. März 1943 gestorben.

Mit der Arbeit am Nachlass Ita Wegmans (und anderer Mitar-beiter Rudolf Steiners) war von Anfang an die Hoffnung verbunden, die aufgezeigten geschichtlichen Wege in der Umsetzung der Anthroposo-phie den heutigen anthroposophischen Aktivitäten auf den verschiede-nen Lebensfeldern zu Gute kommen zu lassen. Ermöglicht sollte die Aufnahme einer inneren Beziehung zu den Individualitäten, Lebens-leistungen und Lebenshaltungen von Rudolf Steiners engsten Wegge-fährten und Schülern werden, um den Mut zu finden, die einst erfolg-reich eingeschlagenen Wege unter veränderten Bedingungen wieder aufzugreifen und weiterzugehen. Das abgebrannte Goetheanum, so sagte Rudolf Steiner am 31. Dezember 1923 zu den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schreinerei – am Jahrestag des Anschlags und der Zerstörung –, gehöre nun der «Geschichte» an, «das heißt Ihrem Herzen». Unter «Geschichte» oder «anthroposophischer Geschichte» verstand Steiner demnach nicht das historisch Vergangene, dokumentarisch Erfasste und auf seine Art Erledigte, sondern das noch immer Aufgegebene, mit dem eigenen Schicksal Verbundene.

Beide Grundintentionen des Ita Wegman Instituts – die Erar-beitung von Studien zur Werkentwicklung der anthroposophischen Geisteswissenschaft und zur fachlich-produktiven Zusammenarbeit einzelner Persönlichkeiten mit Rudolf Steiner – stehen in Beziehung zum spirituellen Kern der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach.

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3.1

Werkbiographie Rudolf Steiners

Die bisher abgeschlossenen und publizierten Studien in diesem Bereich umfassen Monographien, die die Gesamtsignatur von Rudolf Steiners Lebensarbeit und -duktus, aber auch einzelne Phasen seiner Entwick-lung zum Vorschein bringen. Die Arbeiten über Rudolf Steiners Bezie-hungen zu Felix Koguzki und Christian Rosenkreutz betreffen esoteri-sche Aspekte seines Lebensgang, die Studie zur Entstehungsgeschichte der «Philosophie der Freiheit» dagegen die Werdegeschichte eines zen-tralen Buches – in einer umschriebenen Lebensphase. In zwei Monogra-phien zu Meditationen, die Rudolf Steiner niederschrieb und seinen Schülern weitergab, wurde herausgearbeitet, inwiefern deren ideeller Gehalt auch auf zeitgeschichtliche Herausforderungen und Aufgaben-stellungen antwortete, d. h. indirekt auch ein Teil seines Lebensganges und seiner Lebensarbeit war. Der Beitrag zur spirituellen Physiologie des Herzens («Mysterium cordis») zeigt dagegen den großen geistesge-schichtlichen Rahmen auf, innerhalb dessen Steiners Lebenswerk gese-hen werden kann – in der Weiterbearbeitung von Fragen und Themen, die tragende Motive der abendländischen Kultur- und Wissenschaftsge-schichte waren und sind. Die anlässlich des 150. Geburtstages von Rudolf Steiner durchgeführten Arbeiten, die die Entwicklung seines gesamten Werkes – als Ausdruck eines inneren, auf zeitgenössische Aufgabenstellungen antwortenden Weges – erschließen, kommen gegenwärtig zum Abschluss und werden in der zweiten Jahreshälfte in Buchform vorliegen («Rudolf Steiner, 1861 – 1925. Aspekte einer inne-ren Biographie»).

Die in werkbiographischer Orientierung für die Zukunft geplanten Arbeiten sind mannigfaltig. Sie umfassen Studien zu Persön-lichkeiten, die in der konkreten Lebensbegegnung oder geistigen Bezug-nahme für Rudolf Steiner wesentlich waren (wie beispielsweise Karl Julius Schröer, Hermann Grimm und Albert Schweitzer oder Johann Gottlieb Fichte und Vladimir Solovjov); desweiteren sind Arbeiten kon-zipiert, die die Entfaltung von Steiners geisteswissenschaftlicher For-schung an konkreten Fragestellungen und Themenkomplexen in syste-matischer Weise verfolgen (darunter seine Gesamtaussagen zum nacht-odlichen Leben der Menschenseele oder zur Hierarchienlehre). Darüber

Werkbiographie Rudolf Steiners

Rudolf Steiner: «Die Philosophie der Freiheit». Ergänzung zur 2. Auflage (1918)

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hinaus werden Monographien zu einzelnen Vortragskursen, Arbeitspe-rioden und Arbeitsstätten Rudolf Steiners vorbereitet (darunter Stu-dien zu seinem letzten, kulminierenden Arbeitsjahr 1924 oder zu sei-nem Atelier am Goetheanum).

Werkbiographie Rudolf Steiners

Buchveröffentlichungen

1. Mysterium cordis. Aristoteles-Thomas von Aquin-Rudolf Steiner. Dor-nach 2003, 22006

2. Rudolf Steiner – zur Gestalt eines geistigen Lehrers. Eine Einführung. Dornach 2007, 22010

3. Rudolf Steiners innere Situation zur Zeit der «Philosophie der Freiheit». Eine Studie. Dornach 2007

4. Rudolf Steiner und Felix Koguzki. Der Beitrag des Kräutersammlers zur Anthroposophie. Arlesheim 2009

5. Rudolf Steiner und Christian Rosenkreutz. Arlesheim 2010, 220116. Die Grundstein-Meditation Rudolf Steiners und die Zerstörungen des 20.

Jahrhunderts. Arlesheim 20117. «Die beseelte Menschen-Sonne». Eine Herz-Meditation Rudolf Steiners.

Arlesheim 20118. Rudolf Steiner, 1861 – 1925. Aspekte einer inneren Biographie. Arlesheim

2012

Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden

1. Rudolf Steiner oder «Vor uns nur das Nichts». In: Das Goetheanum 2004; 13: 13 – 14

2. Rudolf Steiner und der Tod Christian Morgensterns. In: Das Goetheanum. Nachrichtenblatt 2004; 13: 3 – 6

3. Von der Erinnerung. Rudolf Steiner: Lesen in der Akasha-Chronik. Zu: Andreas Neider (Hg). In: Das Goetheanum 2008; 43: 13 – 14

4. «Die beseelte Menschen-Sonne». In: Das Goetheanum. Nachrichtenblatt. 2008; 6: 1 – 3

5. Ein wunderbarer Mensch. Ita Wegmans Erinnerung an Rudolf Steiner. In: Das Goetheanum. 2009; 9: 6 – 7

6. Les souvenirs d’Ita Wegman sur Rudolf Steiner. In: L’Esprit du temps, 2011; 77: 63 – 68

Werkbiographie Rudolf Steiners

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3.2

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

Die Schaffung einer Freien Hochschule für Geisteswissenschaft gehörte ohne Zweifel zu den prioritären Zielen Rudolf Steiners. In verschiede-nen Publikationen zu diesem Themenkomplex wurde in den vergange-nen Jahren der Frage nachgegangen, was Rudolf Steiner unter einer solchen Hochschule konkret verstand, welche Gestalt, Aufgabenstel-lung und Arbeitsmethodik er für die einzelnen Fachbereiche («Sektio-nen») vorsah, welche Bedeutung dem Schulungslehrgang, der soge-nannten «Ersten Klasse», innerhalb seiner Hochschulkonzeption zukam und welche Form einer fachlich-esoterischen Gemeinschaftsbildung ihm dabei vor Augen stand. Damit thematisieren die Studien dieses Bereiches auch Rudolf Steiners Intentionen für die Allgemeine Anthro-posophische Gesellschaft.

Die thematische Weiterarbeit sieht gegenwärtig in erster Linie Untersuchungen zu speziellen Hochschulsektionen vor, die mit Unter-stützung Rudolf Steiners 1923 – 25 aufgebaut und entfaltet wurden. Intendiert ist unter anderem, die Entwicklung der Medizinischen Sek-tion am Goetheanum zu Lebzeiten Rudolf Steiners in seiner Zusam-menarbeit mit Ita Wegman zu dokumentieren – und dies in all ihren Bereichen (Forschung, Lehre und Ausbildung, Aufbau von Institutio-nen und Entwicklung der verschiedenen Berufsgruppen). Darüber hin-aus soll im Fachbereich der Medizin – exemplarisch für die gesamte Hochschule – aufgezeigt werden, welche Intentionen Rudolf Steiner und Ita Wegman mit dem «Esoterischen Kern» der Medizinischen Sek-tion am Goetheanum verbanden, der im September 1924 gebildet wurde. – Nach Abschluss dieser Studien wird angestrebt, entsprechende Mono-graphien auch für den künstlerischen Bereich am Goetheanum bzw. für die (extensive und intensive) Zusammenarbeit Rudolf Steiners mit Marie von Sivers im Aufbau ihrer Sektion folgen zu lassen.

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

Das erste Goetheanum

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Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

Buchveröffentlichungen

1. Vom Umgang mit Rudolf Steiners Werk. Ursprung, Krise und Zukunft des Dornacher Goetheanums. Dornach 2007

2. Rudolf Steiners Toten-Gedenken. Die Verstorbenen, der Dornacher Bau und die Anthroposophische Gesellschaft. Arlesheim 2008

3. Rudolf Steiner und die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft. Die Begründung der «Ersten Klasse». Arlesheim 2008

4. Esoterische Gemeinschaften in Rudolf Steiners Mysteriendramen. Temp-ler – Rosenkreuzer – Der Kreis um Benedictus. Arlesheim 2010

5. Der Vorstand, die Sektionen und die Gesellschaft. Welche Hochschule wollte Rudolf Steiner? Arlesheim 2011

Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden

1. «Muss man verstummen?» Vom zweifelhaften Umgang mit Rudolf Stei-ners Leben und Werk. In: Das Goetheanum 2003; 47: 1 – 4

2. Von der Entscheidung für die Anthroposophie. In: Das Goetheanum. Nach-richtenblatt 2008; 22: 3 – 4

3. Von der Beziehung zur Hochschule – Lehrer, Ärzte und Priester im Jahre 1924. In: Das Goetheanum 2010; 50: 1 – 4

4. Ein Tor fundamentalen Charakters. Zu Sergej O. Prokofieff: Warum wird man Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft? In: Das Goetheanum 2011; 46: 14 – 15

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

Das zweite Goetheanum

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3.3

Medizin und medizinische Ethik

Die Arbeiten zur anthroposophischen Medizin, zu ihren ideellen und spirituellen Grundlagen, aber auch zu ihrer Stellung in der Medizinge-schichte des 20. Jahrhunderts, waren und sind ein essentieller Teil der Institutstätigkeit. Es wurden umfängliche Studien zu Rudolf Steiners geisteswissenschaftlichem Verständnis der Humanphysiologie, -patho-logie und -therapie publiziert, aber auch zu moralisch-ethischen Aspek-ten der anthroposophischen Heilkunst. Rudolf Steiners Ausbildungs-kurse für Medizinstudenten und junge Ärzte wurden in vier monogra-phischen Arbeiten behandelt, die nicht nur die Kursinhalte und ihre Komposition, sondern auch die Rezeption der Vorträge durch den Hörerkreis zum Thema hatten. Damit konnten in exemplarischer Weise für zwei wesentliche Vortragskurse R. Steiners (vom Januar und April 1924) seine Hochschulintention und -didaktik sowie deren sozialen Implikationen aufgezeigt werden. – Desweiteren erschienen Bücher zu den Patientenkasuistiken in R. Steiners zentraler medizinischen Publi-kation mit Ita Wegman («Grundlegendes für eine Erweiterung der Heil-kunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen»), zu Ita Wegmans Ärztekorrespondenz und zu wegweisenden Persönlichkeiten der anthroposophischen Medizin und Pharmazie im 20. Jahrhundert. Doku-mentiert wurden dadurch auch die Anfänge der beiden großen anthro-posophischen Heilmittelhersteller Weleda und Wala.

Für die nächste Zukunft sind eine umfassende Dokumentation der klinischen Misteltherapie der Krebserkrankung unter R. Steiner / I. Wegman, eine Neuedition der medizinischen Kurse Rudolf Steiners sowie Monographien zur therapeutischen Arbeit Ita Wegmans, Made-leine van Deventers und Hilma Walters vorgesehen. Desweiteren wird an Beiträgen zum Wirken der Krankenschwester Anni Pfirter und zur geschichtlichen Entwicklung der anthroposophischen Kunsttherapie in der Arlesheimer Klinik gearbeitet. Im Bereich medizinischer Anthropo-logie sind Studien und Publikationen zur Medizingeschichte als ärztli-cher Bewusstseinsgeschichte, zur Geschichte des Euthanasie-Denkens, zum Krankenbau im Konzentrationslager Auschwitz I sowie zum Gesamtkomplex ärztlichen Denkens und Handelns im Nationalsozialis-mus konzipiert.

Rudolf Steiner/Ita Wegman: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. 1. Kapitel. Dornach, 1925

Medizin und medizinische Ethik

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Medizin und medizinische Ethik

Buchveröffentlichungen

1. Vom Logos menschlicher Physis. Die Entfaltung einer anthroposophi-schen Humanphysiologie im Werk Rudolf Steiners. Dornach 2000, 22006 (Studienausgabe in zwei Bänden)

2. Anfänge anthroposophischer Heilkunst. Ita Wegman, Friedrich Huse-mann, Eugen Kolisko, Willem Zeylmans van Emmichoven, Karl König, Gerhard Kienle. Dornach 2000

3. (Hg.): Anthroposophische Ärzte. Lebens- und Arbeitswege im 20. Jahr-hundert. Dornach 2000

4. Krankheit und Christus-Erkenntnis. Anthroposophische Medizin als christliche Heilkunst. Dornach 2001, 22003

5. (Hg.): Eugen Kolisko: Das Wesen und die Behandlung der Maul- und Klauenseuche. Dornach 2001

6. Gerhard Kienle. Leben und Werk. 2 Bände. Dornach 2003 7. (Hg.): Es war einer krank. Die Heilungen in den Evangelien. Stuttgart

2003 8. Helene von Grunelius und Rudolf Steiners Kurse für junge Mediziner.

Eine biographische Studie. Dornach 2003 9. (Hg.): Rudolf Steiner – Quellentexte für die Wissenschaften. Band 3:

Physiologische Menschenkunde. Band 4. Pathologie und Therapie. Dor-nach 2004

10. Krankheit, Heilung und Schicksal des Menschen. Über Rudolf Steiners geisteswissenschaftliches Pathologie- und Therapieverständnis. Dornach 2004

11. Sterben, Tod und geistiges Leben. Die Kondolenzbriefe Ita Wegmans und das Todesverständnis der anthroposophischen Geisteswissenschaft. Dor-nach 2005

12. Die Briefkorrespondenz der «jungen Mediziner». Eine dokumentarische Studie zur Rezeption von Rudolf Steiners «Jungmediziner»-Kursen. Dor-nach 2005

13. Christliche Medizin. Die ideellen Beziehungen des Christentums zur Heilkunde und die Anthroposophische Medizin. Dornach 2005

14. Die «Wärme-Meditation». Geschichtlicher Hintergrund und ideelle Beziehungen. Dornach 2005, 22006

15. «Die Medizin muss Ernst machen mit dem geistigen Leben». Rudolf Stei-ners Hochschulkurse für die «jungen Mediziner». Dornach 2006

16. (Hg.): Ita Wegman. Medizinisch-therapeutische Korrespondenzen. Dor-nach 2007

17. «Und in der Tat, dies wirkte». Die Krankengeschichten des Buches «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissen-schaftlichen Erkenntnissen» von Rudolf Steiner und Ita Wegman. Eine Dokumentation. Dornach 2007

18. Koberwitz, Pfingsten 1924. Rudolf Steiner und der Landwirtschaftliche Kurs. Dornach 2009

19. (Hg.): Gerhard Kienle. Die Würde des Menschen und die Humanisierung der Medizin. Aufsätze und Vorträge. Arlesheim 2009

20. Dr. Oskar Schmiedel. 1887 – 1959. Der erste anthroposophische Pharma-zeut und Weleda-Direktor. Arlesheim 2010

21. Rudolf Hauschka am Klinisch-Therapeutischen Institut in Arlesheim 1929 – 1940. Arlesheim 2010

22. Das Leben schützen. Ärztliche Ethik und Suizidhilfe. Eine Betrachtung aus anthroposophischer Sicht. Dornach 2010 (gemeinsam mit Sergej O. Prokofieff)

23. Das Leib-Seele-Problem. Zur Entwicklung eines geistgemäßen Men-schenbildes in der Medizin des 20. Jahrhunderts. Arlesheim 2011 (gemein-sam mit Peter Heusser)

Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden

1. Allgemeine Grundlagen der Anthroposophischen Medizin: Teil 1: Aspekte von Gesundheit, Krankheit und Heilung. In: Handbuch der Naturheilver-fahren. Band 3. Sektion 16. Springer-Verlag, Berlin 1996: 1 – 19 (zusam-men mit Peter F. Matthiessen)

2. Paracelsus. In: Franco Volpi (Hg.): Wörterbuch der Philosophie. Stuttgart 1999: 1123 – 1126

3. Paracelsus – Heilsubstanz und Heilung. In: Der Merkurstab 1999; 2: 85 – 87 4. Die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit in der Naturphilosophie Theo-

phrast von Hohenheims. In: Harald Schwaetzer H (Hg.): Aisthesis. Nürn-berg 1999: 167 – 184

5. Friedrich Husemann und der Beginn klinischer Psychiatrie anthroposo-phischer Orientierung. In: Der Merkurstab 1999; 4: 256 – 258

6. Gerhard Kienle und die Humanisierung der Medizin. In: Der Merkurstab 1999; 5: 313 – 318

7. Das eigene Blut. Die Leukämie-Erfahrung Rainer Maria von Rilkes (I). In: Das Goetheanum 2000; 26: 535 – 538

8. Heilloser Schmerz im leiblichen Geweb. Die Leukämie-Erfahrung Rainer Maria von Rilkes (II). In: Das Goetheanum 2000; 27: 264 – 267

9. Die Heilungen im Neuen Testament und die Medizin Rudolf Steiners. In: Rundbrief der Medizinischen Sektion 2000; 41/42: 120 – 128

10. Erinnerung an Dr. Karl König und seine medizinischen Aufsätze in den «Beiträgen zu einer Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaft-lichen Erkenntnissen» (1950 – 1966) – Teil 1. Die medizingeschichtlichen Arbeiten. Der Merkurstab 2000; 2: 83 – 91

11. Erinnerung an Dr. Karl König und seine medizinischen Aufsätze in den «Beiträgen zu einer Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaft-lichen Erkenntnissen» (1950 – 1966) – Teil 2. Arbeiten zur Morphologie und Physiologie. In: Der Merkurstab 2000; 3: 160 – 168

Medizin und medizinische Ethik

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Ita Wegman Institut 2002 – 2012

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12. Erinnerung an Dr. Karl König und seine medizinischen Aufsätze in den «Beiträgen zu einer Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaft-lichen Erkenntnissen» (1950 – 1966) – Teil 3. Arbeiten zur Pathologie und Therapie. In: Der Merkurstab 2000; 4: 221 – 233

13. Physiologisch-anthropologische Grundlagen einer Bleitherapie im Werk Rudolf Steiners. In: Der Merkurstab 2000; 5: 317 – 321

14. Die Medizin im Lebensgang Rudolf Steiners. In: Der Merkurstab 2000; 6: 377 – 385

15. «Es keimet die Seele in des Herzens Schrein». Geisteswissenschaftliche Studie über das Herz als Schicksals-Organ. In: Das Goetheanum 2000; 32/33: 249 – 250

16. «… durch Phantasie kurieren». Schauspieltherapie mit Jugendlichen. In: Erziehungskunst 2001; 2: 142 – 153 (zusammen mit Sophia van Dijk)

17. «Eine richtige geistige Medizin.» Rudolf Steiners Paracelsus-Rezeption. In: Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland 2001; 10: 1 – 13

18. Die Entwicklung eines Heilmittels. Rudolf Steiners und Eugen Koliskos Einsatz gegen die Maul- und Klauenseuche. In: Das Goetheanum 2001; 21: 383 – 385

19. «Und so drehen wir immerfort an einer Schraube ohne Ende.» Noch ein-mal: Rudolf Steiner und die Maul- und Klauenseuche. In: Das Goethea-num 2001; 46: 847 – 848

20. Eremus und Insula. Der Bodenseeraum, die christliche Heilkunst und der Tod der russischen Kinder. In: Die Christengemeinschaft 2002; 10: 500 – 507

21. Paracelsus´ Apologie oder Eine Medizin wie nie zuvor. Zu Paracelsus: Septem Defensiones. Die Selbstverteidigung eines Außenseiters. In: Die Drei 2003; 12: 64 – 67

22. Paracelsus: Septem Defensiones. Die Selbstverteidigung eines Außensei-ters. In: Der Merkurstab 2003; 5: 318 – 319

23. Gerhard Kienle. In: Bodo von Plato (Hg.): Anthroposophie im 20. Jahr-hundert. Ein Kulturimpuls in biografischen Portraits. Verlag am Goethea-num, Dornach 2003: 355 – 358

24. Helene von Grunelius. In: Bodo von Plato (Hg.): Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biografischen Portraits. Verlag am Goe-theanum, Dornach 2003: 248 – 250

25. Ludwig Noll. In: Bodo von Plato (Hg.): Anthroposophie im 20. Jahrhun-dert. Ein Kulturimpuls in biografischen Portraits. Verlag am Goetheanum, Dornach 2003: 565 – 569

26. Paul Jaerschky. In: Bodo von Plato (Hg.): Anthroposophie im 20. Jahrhun-dert. Ein Kulturimpuls in biografischen Portraits. Verlag am Goetheanum, Dornach 2003: 334 – 336

27. Der Odilienberg und die anthroposophische Medizin. In: Rundbrief der Medizinischen Sektion am Goetheanum 2003; 62: 63 – 64

28. Vom außergewöhnlichen Werk des Paracelsus. Gunhild Pörksen (Hg):

Paracelsus: Die Selbstverteidigung eines Außenseiters. In: Das Goethea-num 2003; 31/32: 17 – 18

29. Gerhard Kienle und die Freiheit in der Medizin. In: Der Merkurstab 2005; 6: 465 – 469

30. Finsternis und Licht. Die Blindenheilungen im Evangelium und die christliche Medizin. In: Quinte 7, 2005

31. Vom Umgang mit dem Tod. Ein Beitrag zur ärztlichen Gesinnung Ita Wegmans. In: Der Merkurstab 2006; 2: 3 – 7

32. Rudolf Steiner, Ita Wegman und die «jungen Mediziner». Spirituelle Gemeinschaftsbildung an der Medizinischen Sektion am Goetheanum 1924/25. In: Der Merkurstab 2006, 4: 331 – 338

33. Die Krankenheilungen in den Evangelien und die christliche Heilkunst heute. In: Flensburger Hefte 2006; 1: 165 – 179

34. Meditative Menschenkunde – das Herzorgan in Mantren Rudolf Steiners. In: Der Merkurstab 2006, 6: 525 – 532

35. Helmut Zander und seine Geschichte der anthroposophischen Medizin. In: Der Europäer 2007; 1: 20 – 25

36. Ita Wegman und der «Mut des Heilens». In: Der Merkurstab 2008, 4: 362 – 369

37. Rudolf Steiner und das Ereignis des Landwirtschaftlichen Kurses. S. 42 – 62. In: Stefan Mahlich (Hg.): Der Landwirtschaftliche Kurs. Wie lebe ich mit dieser Inspirationsquelle? Dornach 2009

38. Rudolf Steiner und der Landwirtschaftliche Kurs. Koberwitz, Pfingsten 1924. In: Lebendige Erde 2/2009: 12 – 14

39. Die Grundlegung einer neuen Landwirtschaft. Rudolf Steiner und der Landwirtschaftliche Kurs. In: Das Goetheanum 2009; 5: 1 – 4

40. Le Cours aux agriculteurs et la fondation d’une nouvelle agriculture. In: Biodynamis 65, 2009, 24 – 29

41. Der therapeutische Imperativ Rudolf Steiners. Zur ärztlichen Ethik. Der Europäer 2010; 14/8: 7 – 12

42. The Incarnation of the Human Being and the Path of the Soul Today. Biography of Ita Wegman and Healings in the Gospels. In: Michaelmas Newsletter, Vancouver 2009

43. L’Imperativo Terapeutico Di Rudolf Steiner. In: Antroposofia 2010; 4: 24 – 38 44. Sul Rapporto Con La Morte. Un contributo sul pesiero di Ita Wegman in

materia di medicina. In: Antroposofia 2010; 5: 54 – 66 45. L’impératif thérapeutique de Rudolf Steiner. L’éthique médicale. In:

L’Esprit du temps, Automne 2010; 46 – 56 46. «Mi immergo in me stesso». Una meditazione del cuore. In: Antroposofia

2011; 2: 19 – 29 47. «Il sole umano nell’ anima». Una meditazione del cuore. In: Antroposofia

2011; 5: 75 – 87 48. Wandlung und Neubeginn – im Zeichen der Therapie. Der Kunstbegriff

in der Heileurythmie. In: Zukunftswerkstatt 100 Jahre Eurythmie. Dor-nach 2011, S. 54 – 69

Medizin und medizinische Ethik

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Ita Wegman Institut 2002 – 2012

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3.4

Pädagogik und Heilpädagogik

Für den Bereich der Pädagogik und Heilpädagogik wurden aus dem Ita Wegman Institut in den letzten Jahren verschiedene Arbeiten vorgelegt, die die fachspezifischen Intentionen, Beiträge und Perspektiven Rudolf Steiners bzw. der anthroposophischen Geisteswissenschaft anhand kon-kreter Themenstellungen verdeutlichten. Darunter waren u.a. vier menschenkundliche Buchpublikationen zu einzelnen Entwicklungssta-dien des Kindes, eine Monographie zum geistigen Kern der Waldorf-schule und eine Arbeit zu Rudolf Steiners besonderem Blick auf Kinder in diagnostisch-therapeutischer Hinsicht. Für den Bereich der Heilpäd-agogik im engeren Sinne wurde das Einzelschicksal eines Kindes doku-mentarisch aufgearbeitet, das in der Behandlung Ita Wegmans war und im Heilpädagogischen Kurs vorgestellt wurde; darüber hinaus wurden Studien zu wegweisenden heilpädagogischen Mitarbeitern Rudolf Stei-ners veröffentlicht, so zu Eugen Kolisko, Siegfried Pickert, Karl König und Georg von Arnim, die eine vorbildliche Aufbauarbeit leisteten.

Für die Zukunft sind weitere Monographien zur anthroposo-phischen Entwicklungsphysiologie und Menschenkunde sowie zur Ent-wicklung der Waldorfschule in der Zeit ihrer Leitung durch Rudolf Stei-ner vorgesehen (1919 – 1925). Aufgearbeitet sollen unter anderem Rudolf Steiners Beziehungen zum ersten Lehrerkollegium, zu den Kin-dern der Schule, aber auch zu deren Eltern werden. In heilpädagogischer Ausrichtung wird an einer Monographie über den Dornacher Lehrkurs im Juni 1924, an weiteren Einzelkasuistiken der in ihm vorgestellten Kinder und an jener Meditation gearbeitet, die Rudolf Steiner seinen Mitarbeitern innerhalb des Kurses übergab.

Pädagogik und Heilpädagogik

Rudolf Steiner: Wandtafelzeichnung zum achten Vortrag des Heilpädagogischen Kurses (1924)

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Ita Wegman Institut 2002 – 2012

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Pädagogik und Heilpädagogik

Buchveröffentlichungen

1. (Hg.): Georg von Arnim. Meditative Aufzeichnungen. Dornach 2002 2. (Hg.): Eugen Kolisko. Vom therapeutischen Charakter der Waldorfschule.

Dornach 2002 3. Der therapeutische Blick. Rudolf Steiner sieht Kinder. Dornach 2005, 32011 4. Eine «grandiose Metamorphose». Zur geisteswissenschaftlichen Anthro-

pologie und Pädagogik des Jugendalters. Dornach 2005 5. Der Engel über dem Lauenstein. Siegfried Pickert, Ita Wegman und die

Heilpädagogik. Dornach 2005 6. Willfried Immanuel Kunert. Zur Lebens- und Therapiegeschichte eines

Kindes aus dem «Heilpädagogischen Kurse». Dornach 2006 7. (Hg.): Karl König: Das Seelenpflege-bedürftige Kind. Vom Wesen der

Heilpädagogik. Karl König Werkausgabe. Stuttgart 2008 8. (Hg.): Karl König: Meine zukünftige Aufgabe. Autobiographische Auf-

zeichnungen und lebensgeschichtliche Zeugnisse. Karl König Werkaus-gabe. Stuttgart 2008

9. Ita Wegman und Karl König. Eine biographische Dokumentation. Dor-nach 2007

10. Ungeborenheit. Die Präexistenz des Menschen und der Weg zur Geburt. Arlesheim 2009, 22010

11. Der geistige Kern der Waldorfschule. Arlesheim 2009, 32011 12. «Ich bin anders als Du». Vom Selbst- und Welterleben des Kindes in der

Mitte der Kindheit. Arlesheim 2011 13. Der Wille zur Zukunft. Arlesheim 2011

Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden

1. «Man muss sich schulen, menschliche Leistungen anzuerkennen». Zu Georg von Arnim: Bewegung, Sprache, Denkkraft. Der geistige Impuls der Heilpädagogik. In: Das Goetheanum 2001; 50: 936

2. Bewegung, Sprache, Denkkraft. Zu Georg von Arnim: Bewegung, Spra-che, Denkkraft. Der geistige Impuls der Heilpädagogik. In: Erziehungs-kunst 2002; 66: 1256 – 1257

3. Dr. med. Georg von Arnim (26.9.1920 – 7.11.2000). In: Der Merkurstab 2001; 6: 411 – 417

4. Mit spiritueller Leidenschaft. Zu Karen Swassjan: Anthroposophische Heilpädagogik. In: Das Goetheanum 2004; 38: 14

5. «Um jede Seele wird gekämpft». Über einen jugendpädagogischen Brief Ita Wegmans an Ernst Lehrs (1931). In: Das Goetheanum 2004; 31/32: 7 – 9

6. «In das Licht hineingeboren». Die Wandtafelzeichnung zum 8. Vortrag aus dem «Heilpädagogischen Kurs» und die Therapiegeschichte von Will-fried Immanuel Kunert. In: Seelenpflege in Heilpädagogik und Sozialthe-rapie 2007; 1: 30 – 35

7. Persönliche Erinnerung an Erika von Arnim (1918 – 2007). In: Das Goe-theanum. Nachrichtenblatt. 2008; 17: 1 – 3

8. Zum Lebensgang Erika von Arnims. In: Richard Steel (Hg.): Erika von Arnim zur Erinnerung. Dornach 2008

9. Die Waldorfschule und Rudolf Steiner. In: Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners. Studienhilfe. GLS Treuhand 2008

10. La Natura della volontà umana. In: Antroposofia 2011; 1: 24 – 38 11. Lo spazio aperto del future (1). In: Antroposofia 2011; 3: 82 – 96 12. Lo spazio aperto del future (2). In: Antroposofia 2011; 4: 80 – 88 13. The Relevance of Waldorf Education Today. (Introduction to «The Essence

of Waldorf Education»). In: Renewal 2011; 1: 11 – 13

Pädagogik und Heilpädagogik

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Ita Wegman Institut 2002 – 2012

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3.5

Biographie, Kunst und Zeitgeschichte

Die biographisch ausgerichteten Arbeiten dieses Bereiches waren über-wiegend um Lebenswege von Künstlern zentriert, die tiefgreifende Existenzerfahrungen und Krankheitsprozesse durchliefen, diese in ihrem gesamtbiographischen wie zeitgeschichtlichen Bezug erkannten und ihrem Werk produktiv einverwandelten, das sich gegen große Widerstände entfaltete und bewährte (Friedrich Schiller, Friedrich Höl-derlin, Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Nelly Sachs, Paul Celan). Des-weiteren wurden Studien unternommen, die sich inneren und äußeren Widerstandsleistungen von Menschen in Extremsituationen widmeten – als Einzelne (Elie Wiesel, Ruth Klüger, Ruth Elias, Primo Levi, Viktor Frankl), oder in kleineren und größeren, geistig motivierten Gemein-schaften (Weiße Rose, Johanniter). In all diesen Publikationen ging es nicht darum, geschichtliche Persönlichkeiten anthroposophisch auszu-deuten, sondern ihr besonderes, schöpferisches Widerstandspotential, ihre Ich-Signatur inmitten der Dramatik der Zeit ansichtig zu machen, damit auch ihre geistige Gesundheit und besondere Spiritualität. Rudolf Steiner entwarf in seinen Vorträgen und Schriften zahllose Porträts von geschichtlichen Persönlichkeiten im Gestus einer therapeutischen Bio-graphik, in der unbedingten Wertschätzung der Lebenswerke und -wege Einzelner und in der Bemühung, den individuell geleisteten, oft schmerzlich errungenen Beitrag zur Kultur- und Geistesgeschichte als solchen aufzuweisen, und den Lebenden wie Verstorbenen entgegenzu-bringen.

Die Erarbeitung und Publikation weiterer, so gehaltener biogra-phischer Studien ist geplant, zu individuellen Schicksalen und Opferwe-gen in der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch zu Künstlern und Philosophen wie Paul Klee, Franz Rosenzweig und Martin Buber, die ihr humanistisches Lebenswerk inmitten schwerer Krankheiten oder wid-riger Zeitumständen errangen und vertraten. «Wie mit heiliger Scheu hinzuschauen auf die Schicksale der Menschen, das ist auch etwas, was wir uns aneignen müssen, was die Zeit sich aneignen muss.» (R. Stei-ner)

Biographie, Kunst und Zeitgeschichte

«Der Mensch kann nicht leben ohne ein dauerndes Vertrauen zu etwas Unzerstörbarem, wobei sowohl das Unzerstörbare als auch das Ver-trauen ihm dauernd unbekannt bleiben können.» Franz Kafka

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Ita Wegman Institut 2002 – 2012

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Biographie, Kunst und Zeitgeschichte

Buchveröffentlichungen

1. Friedrich Schiller. Die Geistigkeit des Willens. Dornach 2005, 22010 2. Der geistige Weg von Hans und Sophie Scholl. «Wir haben alle unsere

Maßstäbe in uns selbst». Dornach 2006 3. Rainer Maria Rilke und Franz Kafka. Lebensweg und Krankheitsschicksal

im 20. Jahrhundert. Dornach 2007 4. «Alles ist unvergessen». Paul Celan und Nelly Sachs. Dornach 2008 5. Friedrich Hölderlin. Die Linien des Lebens. Stuttgart 2009 6. Überleben in Auschwitz. Elie Wiesel – Ruth Klüger – Ruth Elias – Primo

Levi – Viktor Frankl. Arlesheim 2010 7. Die Reinheit des Ordens und das Opfer. Friedrich Schillers Johanniter-

Fragment «Die Malteser». Dornach 2010

Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden

1. In den Wohnungen des Todes. Erinnerung an Nelly Sachs. In: Die Drei 2000; 2: 7 – 16

2. «Spatenstiche des Willens tun». Gerhard Kienle und die Gründung der Universität Witten-Herdecke. Teil 1 und 2. In: Das Goetheanum 2001; 9: 149 – 154 und 10: 177 – 180

3. Johannes Müller im 19. Jahrhundert. Schicksal von Leben und Werk. In: Tycho de Brahe – Jahrbuch für Goetheanismus 2001: 68 – 108

4. «Weil doch unaufhaltsam die Dinge weitergehen und gar kein Rückgrat mehr da ist …». Ein Brief Ita Wegmans an Fried Geuter vom 9.7.1933, den Nationalsozialismus, England und die Zukunft der anthroposophischen Bewegung betreffend. In: Der Europäer 2006; 12: 3 – 5

5. Zeugenschaft. Paul Celan, Nelly Sachs und die ‹unverlorene Sprache›. In: Das Goetheanum 2008; 50: 5 – 6

6. Individuelles Totengedenken. Konzentrationslager Auschwitz. In: Das Goetheanum 2008; 47: 6

7. Emanuel Zeylmans van Emmichoven †. Der Biograph Ita Wegmans. In: Das Goetheanum. Nachrichtenblatt 2008; 42: 1 – 4

8. Friedrich Hölderlin. Schreiben für die Zukunft. In: a tempo 06, 2009 9. Der aufrechte Mensch. Der polnische Historiker Krzysztof Antonczyk.

In: Das Goetheanum 2009; 14: 7 – 9

Biographie, Kunst und Zeitgeschichte

Rudolf Steiner: Eurythmiefigur zu Friedrich Schiller: «Die Huldigung der Künste»(Ita Wegman Archiv)

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Ita Wegman Institut 2002 – 2012

37

3.6

Anthroposophische Christologie

Die anthroposophische Christologie gehörte zum Kernbereich von Rudolf Steiners geisteswissenschaftlicher Forschungsarbeit und lag, explizit oder unausgesprochen, auch vielen seiner fachwissenschaftli-chen Beiträge zugrunde. Die vom Ita Wegman Institut zu diesem The-mengebiet erarbeiteten und veröffentlichten Studien untersuchten Rudolf Steiners Bezugnahme zu den Evangelien, aber auch seine Bemü-hungen um das sogenannte «Fünfte Evangeliums». Sie dokumentierten seine Sicht und Auslegung des Vaterunser-Gebetes, gingen der Rele-vanz der von ihm geschätzten und der Vergessenheit entrissenen «Obe-ruferer Weihnachtsspiele» nach, und würdigten seine geistesgeschicht-lichen wie aktuellen Ausführungen zum Epiphaniasfest. Herausgear-beitet wurde die Stellung der Dornacher Christus-Plastik im Werk und Lebensgang Rudolf Steiners sowie das christologische Hauptmotiv sei-nes gesamten Arbeits- und Sozialverständnisses. Gemeinsam mit Sergej O. Prokofieff wurden darüber Tagungen veranstaltet und Monogra-phien publiziert, die den christologischen Impuls in den großen Werde-etappen der Anthroposophie thematisierten – innerhalb der «Philoso-phie der Freiheit», der «Geheimwissenschaft im Umriss», dem ersten Goetheanumbau und der Weihnachtstagung.

Zahlreiche weitere Arbeiten sind geplant; zu ihnen gehört unter anderem eine Dokumentation über Rudolf Steiners Beziehung zur Christengemeinschaft als einer «Bewegung für religiöse Erneuerung», deren sakramentale Vollzüge und geistiger Aufbruch nur mit Rudolf Steiners entschiedener Anteilnahme und Hilfe möglich war, ein Vor-gang, auf den er in einem autobiographischen Rückblick mit großer Dankbarkeit einging: «Ich selbst muss, was ich mit diesen Theologen in dem kleinen Saale des Südflügels, in dem später der Brand zuerst ent-deckt worden ist, im September 1922 erlebt habe, zu den Festen meines Lebens rechnen. Hier konnte mit einer Reihe edelbegeisterter Men-schen der Weg gegangen werden, der Geist-Erkenntnis in das religiöse Erleben hineinführt.»

Anthroposophische Christologie

Rudolf Steiner: Notizbucheintragung (Ita Wegman Archiv)

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Anthroposophische Christologie

Buchveröffentlichungen

1. Rudolf Steiner und die Vorträge über das Fünfte Evangelium. Eine Studie. Dornach 2005, 22010

2. Die Kultur der Selbstlosigkeit. Rudolf Steiner, das Fünfte Evangelium und das Zeitalter der Extreme. Dornach 2006, 32010

3. Die Arbeit des Einzelnen und der Geist der Gemeinschaft. Rudolf Steiner und das «Soziale Hauptgesetz». Dornach 2007, 22012

4. Die Gestalt Christi. Rudolf Steiner und die geistige Intention des zentra-len Goetheanum-Kunstwerkes. Arlesheim 2008, 22009

5. «Wie eine Art Gottesdienst». Rudolf Steiner, die Oberuferer Spiele und das Weihnachtsfest. Stuttgart 2008

6. Das Ereignis der Jordantaufe. Epiphanias im Urchristentum und in der Anthroposophie Rudolf Steiners. Stuttgart 2008

7. Christus und die Jünger. Vom Schicksal der inneren Gemeinschaft. Arles-heim 2009

8. Das Vaterunser in der Darstellung Rudolf Steiners. Stuttgart 2009 9. Die Wiederkunft des Christus im Ätherischen. Zum Fünften Evangelium.

Arlesheim 2009, 22010 (gemeinsam mit Sergej O. Prokofieff) 10. Das erste Goetheanum und seine christologischen Grundlagen. Arles-

heim 2009 (gemeinsam mit Sergej O. Prokofieff) 11. Michael und Christus. Studien zur Anthroposophie Rudolf Steiners.

Arlesheim 2010 12. Die Christologie des Buches «Geheimwissenschaft im Umriss». Arles-

heim 2010 (gemeinsam mit Sergej O. Prokofieff) 13. Die Weihnachtstagung und die Begründung der neuen Mysterien. Arles-

heim 2011 (gemeinsam mit Sergej O. Prokofieff)

Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden

1. Rudolf Steiner und die neuen christlichen Mysterien. Zu Sergej O. Pro-kofieff: Die Grundsteinmeditation. In: Das Goetheanum. Nachrichten-blatt 2004; 31 – 32

2. Zwischen Ostern und Pfingsten – das Fünfte Evangelium heute. In: Anthroposophie weltweit, Mitteilungen Deutschland 2009; 4: 13 – 14

3. Im Zentrum der Anthroposophie. Rudolf Steiner und die Vorträge aus dem «Fünften Evangelium». In: Das Goetheanum 2009; 15/16: 6 – 8

4. Dem Auftrag treu bleiben. Zu Sergej O. Prokofieff: Das Erscheinen des Christus im Ätherischen. In: Das Goetheanum 2011; 27: 16 – 17

Anthroposophische Christologie

Hans Memling: Mittelteil des Krankenaltars für das Johannes-Spital in Brügge. Eine Reproduktion dieses Altars hing in Ita Wegmans Sprech-zimmer in der Arlesheimer Klinik (über ihrem Schreibtisch).

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Ita Wegman Institut 2002 – 2012

41

3.7

Mitarbeiter Rudolf Steiners

Die biographischen Studien zu Schülern und Mitarbeitern Rudolf Stei-ners wandten sich verschiedenen Persönlichkeiten und Fachbeiträgen zu – darunter fast allen Mitgliedern des von Rudolf Steiner gebildeten Vorstands der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (die zugleich Leiter der einzelnen Hochschulfakultäten bzw. Sektionen waren) sowie einigen spirituell fortgeschrittenen Persönlichkeiten wie Michael Bauer und Christian Morgenstern, Willem Zeylmans van Emmichoven und Edith Maryon, deren Lebenswege teilweise früh abbrachen oder von den destruktiven Entwicklungen außerhalb und innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft in Mitleidenschaft gezogen wurden. Diese Tragik erhöhte sich noch in den Viten von Karl König und Maria Krehbiel-Darmstädter, die im Zeichen der jüdischen Verfolgung im Zeitalter des Nationalsozialismus verliefen – im harten Exil oder sogar in Auschwitz endeten. Am Beispiel Karl Schuberts wurde dagegen gezeigt, wie die persönliche Beziehung zu Rudolf Steiner die anthroposophisch-heilpädagogische Arbeit in Stuttgart noch in den Zei-ten der faschistischen Bedrohung trug.

In allen biographischen Darstellungen bestand das Anliegen, die innere Wahrheit des Einzelnen zum Vorschein zu bringen, im Besten seines Wesens, das in der Begegnung mit Rudolf Steiner und der Anthroposophie angesprochen und aufgerufen worden war, was die weitere Lebensarbeit mitentscheidend ermöglichte: «Er brauchte und gebrauchte die Anderen nicht – er führte zum Erreichen des Besten, was im Anderen lebt» (Maria Röschl-Lehrs). In dieser Orientierung sind die biographischen Studien zu Mitarbeitern Rudolf Steiners auch ein Bei-trag zur anthroposophischen Bewegung bzw. zu der – trotz aller Zer-würfnisse fortbestehenden – Geist-Gemeinschaft, die die singulären, aber sich ergänzenden Fähigkeiten und Schicksalsaufgaben einzelner Individualitäten zusammenführt und benötigt. – Diese Studien sollen in Zukunft daher auch fortgeführt werden, unter anderem mit Arbeiten zu Friedrich Rittelmeyer, Assja Turgenieff, Andrej Belyj, Lilly Kolisko und Guenther Wachsmuth.

Rudolf Steiner: Vorstandsmitglieder für den Verein des Goetheanums

Mitarbeiter Rudolf Steiners

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Ita Wegman Institut 2002 – 2012

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Mitarbeiter Rudolf Steiners

Buchveröffentlichungen

1. «Ich bin für Fortschreiten». Ita Wegman und die Medizinische Sektion. Dornach 2002, 22004

2. Die letzten drei Jahre. Ita Wegman in Ascona. 1940 – 43. Dornach 2004 3. Geistiger Widerstand und Überwindung. Ita Wegman 1933 – 35. Dornach

2005 4. Ita Wegman und Arlesheim. Dornach 2006 5. Karl König und die Anthroposophie. Zur Spiritualität eines esoterischen

Christen im 20. Jahrhundert. Dornach 2006 6. Edith Maryon. Rudolf Steiner und die Dornacher Christus-Plastik. Dor-

nach 2006 7. Marie Steiner-von Sivers. Aufbau und Zukunft des Werkes von Rudolf

Steiner. Dornach 2006 8. Michael Bauer. Ein esoterischer Schüler Rudolf Steiners. Dornach 2006 9. «Ich bleibe bei Ihnen.» Rudolf Steiner und Ita Wegman. München, Pfing-

sten 1907. Dornach, 1923 – 1925. Stuttgart 2007 10. Liane Collot d’Herbois und Ita Wegman. Dornach 2008 11. Christian Morgenstern. Sein Weg mit Rudolf Steiner. Stuttgart 2008 12. Elisabeth Vreede. 1879 – 1943. Arlesheim 2009 13. Willem Zeylmans van Emmichoven. Anthroposophie und Anthroposo-

phische Gesellschaft im 20. Jahrhundert. Arlesheim 2009 14. (Hg.): Ita Wegman. Erinnerung an Rudolf Steiner. Arlesheim 2009 15. Albert Steffen. Begegnung mit Rudolf Steiner. Dornach 2009 16. Zum Schicksal Elisabeth Vreedes. Plinius der Ältere – Jakob von Molay.

Eine Studie. Arlesheim 2010 17. Maria Krehbiel-Darmstädter. Von Gurs nach Auschwitz 1940 – 1943.

Arlesheim 2010 18. Karl Schuberts Beziehung zu Rudolf Steiner. Arlesheim 2011

Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden

1. Christian Morgenstern und Rudolf Steiner. I. 1909: Die Begegnung. In: Das Goetheanum 2000; 13: 275 – 277

2. Christian Morgenstern und Rudolf Steiner. II. 1910 – 1914: «Wir fanden einen Pfad». In: Das Goetheanum 2000; 14: 294 – 298

3. «Zu tun, was mein Schicksal ist». Edith Maryons Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner. In: Stil 2001; 2: 3 – 9

4. «… solange es ‹Tag» ist›. Zu Ellen Huidekoper: In silberner Finsternis. Eduard Lenz. In: Das Goetheanum 2003; 27: 14 – 15

5. «Ein Fundamental-Gefühl von Mensch-Sein ergriff die Seele». Zu: Hans Jürgen Hanke: Karl Schubert. In: Das Goetheanum 2005; 3: 14 – 15

6. Ludwig Noll. In: Der Merkurstab 2005; 1: 28 – 31 7. Ita Wegman soziale Wirksamkeit im 20. Jahrhundert. In: Seelenpflege in

Heilpädagogik und Sozialtherapie 2005; 4: 67 – 68 8. Notizie dall’Ita Wegman Archiv di Arlesheim. Antroposofia 2005; 5: 78 –

87 9. Michael Bauers Beziehung zu Rudolf Steiner. In: Das Goetheanum. Nach-

richtenblatt. 2006; 16/17: 1 – 5 10. «Das soziale Wirken Ita Wegmans im 20. Jahrhundert». Vortrag am 10.

Juni 2005 in Schloss Hamborn. In: edition freie rede. Borchen 2006 11. Andacht zum Kleinen. Organisation und Hauswirtschaft bei Ita Wegman.

In: Tagungshandbuch zur Putzfachtagung 2006. Hg. Sozialwissenschaft-liche Sektion am Goetheanum. Dornach 2006, S. 45 – 58.

12. Erinnerung an Friedrich Rittelmeyer. Zum 70. Todestag am 23. März 2008. In: Das Goetheanum. Nachrichtenblatt 2008; 12/13

13. «She was a Michael inspired being». Ita Wegman und der Anbruch des Michael-Zeitalters. In: Der Europäer 2008; 9/10: 20 – 27

14. Ita Wegman und München, 1907. In: Anthroposophie wird Kunst. Der Münchner Kongress 1907 und die Gegenwart. München 2008, S. 222 – 240.

15. Lebenseinweihung. Zu: Friedwart Husemann/Werner Priever: Friedrich Husemann, eine Biographie. In: Das Goetheanum. Nachrichtenblatt; 2009; 26

16. «Sie sehen den Äther». Zum 33. Todestag von Lilly Kolisko. In: Das Goe-theanum 2009; 49

17. «Der im Schmerz sich Erhaltende schaut die siegende Erkenntnis». Elisa-beth Vreedes Tod vor 66 Jahren. In: Das Goetheanum 2009; 50

18. Zum Schicksal Karl Königs. In: Gemeinschaftsbildung im Lichte Michaels. Hg. Richard Steel. Dornach 2010, S. 61 – 75.

19. Christus-Liebe in den Zeiten der Verfolgung. Maria Krehbiel-Darmstäd-ter (1892 – 1943). In: Die Christengemeinschaft 2010; 11: 576 – 581

Mitarbeiter Rudolf Steiners

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4.

Lehre

Zu den Lehraufgaben des Ita Wegman Instituts resp. seines Leiters gehören in akademischer Hinsicht die Wahrnehmung einer Professur für medizinische Anthropologie und Ethik an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft (Alfter bei Bonn) sowie die Mitarbeit am Integrierten Begleitstudium anthroposophische Medizin (Kollegiale Leitung: Drs. Friedrich Edelhäuser/Diethard Tauschel/Christian Schef-fer) und am Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposo-phische Medizin an der Universität Witten-Herdecke (Prof. Dr. Peter Heusser).

Ziel der Vorlesungen und Seminare an der Alanus Hochschule ist es insbesondere, Grundkategorien des medizinischen Denkens und differenzierte Perspektiven eines anthropologisch – humanspezifisch – geprägten Gesundheits-, Krankheits- und Heilungsbegriffes zu erarbei-ten, unter Einbezug von Fragestellungen aus der Resilienz- und Saluto-geneseforschung. Dazu gehört die Würdigung des Lebenswerkes von Ärzten, Philosophen und Psychologen des 20. Jahrhunderts – darunter von Persönlichkeiten wie Viktor von Weizsäcker, Max Scheler, Hell-muth Plessner, Maurice Merleau-Ponty, Erwin Strauß oder Wolfgang Blankenburg – die methodisch wegweisende, phänomenologisch orien-tierte Beiträge zur Neubegründung einer tatsächlichen Humanphysio-logie und -medizin formulierten. Sie arbeiteten – im Sinne von Steiners Darstellung in «Von Seelenrätseln» (1917) – an anthropologischen Grenzfragen der Medizin und öffneten den Raum für ihre geisteswis-senschaftliche Erweiterung.

Die Beiträge in Witten-Herdecke umfassen unter anderem Seminare zur Hochschuldidaktik von Rudolf Steiners Lehrkursen für Medizinstudenten und junge Ärzte, zum anthroposophischen Krank-heits- und Therapiebegriff, zu den geistigen Grundlagen des Gemein-schaftskrankenhauses Witten-Herdecke und der Universität Witten-

Lehre

Publikation zweier Vorlesungen an der Universität Witten / Herdecke (2011). Peter Heusser: «Der wissenschaftstheoretische Ansatz der anthroposophischen Medizin und das Leib-Seele-Problem» / Peter Selg: «Die geistige Dimension des Menschen? Zur Entwicklung der medizinischen Anthropologie im 20. Jahrhun-dert»

Die Schriftfassung zweier Vorlesungen an der Universität Witten-Herdecke über die Bedeutung der Anthroposophie für die moderne Medizin:

Peter Heusser: «Der wissenschaftstheoretische Ansatz der anthroposophischen Medizin und das Leib-Seele-Problem»

Peter Selg: «Die geistige Dimension des Menschen? Zur Entwicklung der anthropolo-gischen Medizin im 20. Jahrhundert»

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Verlag des ita Wegman instituts

Zur Entwicklung eines geistgemäßen Menschenbildes in der Medizin des 20. Jahrhunderts

peter heusser / peter selg

das leib-seele-problem

Publikation zweier Vorlesungen an der Universität Witten / Herde-cke (2011). Peter Heusser: «Der wissenschaftstheoretische Ansatz der anthroposophischen Medizin und das Leib-Seele-Prob-lem» / Peter Selg: «Die geistige Dimension des Menschen? Zur Ent-wicklung der medizinischen Anthropologie im 20. Jahrhundert»

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Herdecke und zu medizinethischen Fragestellungen. Ein besonderer Schwerpunkt innerhalb der Medizinethik liegt dabei u.a. auf der Ausei-nandersetzung mit den Denkparadigmen in der Zeit des Nationalsozia-lismus und in der prioritären Beteiligung der Mediziner an der durch-geführten Selektions- und Vernichtungspolitik. Wie noch immer viel zu wenig bekannt ist, sahen Rudolf Steiner und Ita Wegman diese Tenden-zen der modernen Medizin sehr genau und rechtzeitig. Rudolf Steiner thematisierte in verschiedenen Vorträgen und Schriften die gefährliche und potentiell verhängnisvolle Eingrenzung der Medizin auf den Bereich einer manipulativ verstandenen Körpertechnologie, trat inten-siv für eine geisteswissenschaftliche Erweiterung der reduktionistischen Hochschulmedizin ein, und warnte früh vor deren katastrophaler Ver-bindung mit den zeitgenössischen Denkweisen des Rassismus, der Eugenik und der Euthanasie. Ita Wegman versuchte als praktische Ärz-tin und langjährige Mitarbeiterin Rudolf Steiners bis zu ihrem Tod im Jahre 1943, den auf Manipulation, Selektion und Euthanasie zielenden Tendenzen im Bereich der Körpermedizin und Heilpädagogik entgegen-zutreten; sie setzte sich erfolgreich für die Rettung vieler Menschen ein und bemühte sich, die existierenden anthroposophischen Therapeutika und heilpädagogischen Heime in ihrer Widerstandskraft zu stärken und zu halten, was auch gelang. Es ist von wesentlicher Bedeutung, die medizinischen Lehr- und Ausbildungsintentionen Rudolf Steiners, die in Deutschland zur Gründung der Freien Universität Witten-Herdecke durch Gerhard Kienle führten (1983), nicht nur als Teil «alternativ-komplementärmedizinischer» Bemühungen, sondern in diesem gesamt-gesellschaftlichen, gesellschaftskritischen und wissenschaftsmethodi-schen Kontext zu sehen. Kienle, der eng an Rudolf Steiner anschloss, wirkte für ein freies Geisteslebens und seine institutionelle Ermögli-chung auf akademischem Niveau. In einer so verstandenen Freien Uni-versität resp. ihrer medizinischen Fakultät sollten die medizinischen Grundkategorien von Gesundheit, Krankheit und Heilung originär aus der spezifisch anthropologischen Situation des Menschen, nicht jedoch im Interessen- und Machtkonflikt mit staatlichen oder ökonomisch-technologischen Vorgaben und Zwängen erarbeitet werden: «Fortschritt und Untergang der Medizin entscheiden sich an der weltumspannenden Schicksalsfrage, wie in der Medizin und im sozialen Raum Erkenntnis – und zwar auch eine die Individualität des Menschen umfassende Erkenntnis – möglich ist.» (Gerhard Kienle)

Darüber hinaus umfassen die Lehraufgaben des Ita Wegman Instituts zahlreiche öffentliche Vorträge und Seminare. Diese dienen vorrangig dazu, die Bedeutung des Lebenswerkes von Rudolf Steiner auf der Basis unserer Arbeiten dazustellen und innerhalb der Kultur- und Geistesge-schichte zu vertreten, auch in kritischer Auseinandersetzung mit pole-mischen Abwertungen und gezielten Entstellungen. Zahlreiche Vor-träge und Seminare auf Grundlage der Institutsarbeiten finden darüber hinaus innerhalb anthroposophischer Einrichtungen statt (darunter in Waldorfschulen und anthroposophischen Kliniken, in heilpädagogi-schen Heimen und sozialtherapeutischen Lebensgemeinschaften). Sie verstehen sich als Beiträge zur Identitätsbildung und Qualitätssteige-rung der Arbeit, und versuchen, die Verbindung der Mitarbeiter zu jener inneren Substanz zu stärken, die allen anthroposophischen Ein-richtungen zugrunde liegt, an vielen Orten jedoch zuletzt in den Hin-tergrund gedrängt wurde und einer neuen, eigenständigen und innova-tiven Thematisierung bedarf.

Es gehört zu den Arbeitsbereichen des Ita Wegman Instituts, in dieser Ausrichtung auch innerhalb der Anthroposophischen Gesell-schaft selbst tätig zu werden, deren Bedeutung und Mitverantwortung für die Zukunft der anthroposophischen Geisteswissenschaft und der anthroposophischen Institutionen von Rudolf Steiner 1923 mit Nach-druck und in weiterhin gültiger Weise thematisiert wurde. Vor diesem Hintergrund ist das Ita Wegman Institut mit Beiträgen an allgemeinan-throposophischen und fachspezifischen Tagungen am Goetheanum, aber auch in den einzelnen anthroposophischen Arbeitszentren ver-schiedener Länder beteiligt.

Lehre

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5.

Die Archive

Die Archiv-Tätigkeiten im Arlesheimer Holzhaus Ita Wegmans, die im Laufe des Jahres 2002 begannen, wandten sich in erster Linie den schriftlichen Nachlässen von Ita Wegman und ihren ärztlichen Mitar-beiterinnen Hilma Walter, Madeleine van Deventer und Margarete Kirchner-Bockholt zu, sowie der frühverstorbenen Ärztin Helene von Grunelius, die Rudolf Steiners ersten Lehrkurs für Medizinstudenten und junge Ärzte organisierte. Darüber hinaus wurden in der Folgezeit persönliche Archive für Willem Zeylmans van Emmichoven und Karl Schubert eingerichtet, die methodisch wegweisende Lebenswerke im Bereich der anthroposophischen Medizin, Psychologie, Sozialtherapie und Heilpädagogik schufen.

Die Einrichtung dieser Archive und die Aufarbeitung der mit ihnen verbundenen Schriftdokumente sind bis heute nicht abgeschlos-sen. Allein der umfangreiche Nachlass Ita Wegmans, der über 50000 Briefkorrespondenzen, aber auch Notizbücher, Manuskripte, photogra-phische Dokumente und Krankenakten umfasst, erfordert eine jahr-zehntelange Durchdringungen der Materialien, und umfasst historisch wichtiges, ja einzigartiges Material – im Hinblick auf die anthroposo-phische Pharmazeutik, auf anthroposophische Klinik-, Instituts- und Therapieentwicklungen, diätetische und ernährungsphysiologische Fra-gestellungen und Aktivitäten, Patienten- und Ärztekorrespondenzen und zahllose Sozial- und Biographieprozesse, die mit dem Aufbau der anthroposophischen Medizin und Heilpädagogik, aber auch der Allge-meinen Anthroposophischen Gesellschaft auf internationalem Niveau verbunden waren. Der Nachlass Ita Wegmans – das Ita Wegman Archiv – wird von Gästen aus aller Welt sowie von Patienten und Mitarbeitern der Klinik besucht. Zusammen mit den Nachlässen von Hilma Walter, Margarete Kirchner-Bockholt und Madeleine van Deventer repräsen-tiert er den großen Arlesheimer Therapieimpuls, der in die verschie-densten medizinischen Handlungsformen mündet und eine ethisch vorbildliche Haltung aufweist, die nicht nur für die anthroposophische Medizin, sondern für die gesamte Heilkunst von Bedeutung ist.

Das zweitgrößte Archiv des Ita Wegman Instituts umfasst (in 100 Leitzordnern) Kopien des schriftlichen Nachlasses von Karl König, dessen Originale in Camphill Aberdeen (Schottland) verwahrt werden. König

Die Archive

Erste Mistel-Rezeptur Ita Wegmans in Zürich (1918. Apotheke Adolf Hauser)

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war ein ärztlicher Mitarbeiter Ita Wegmans, die ihn Ende 1927 in die anthroposophische Heilpädagogik einführte und auch seinen weiteren, nicht einfachen Weg eng begleitete, der schließlich in die Begründung der Camphill-Bewegung mündete. Der Aufbau einer christlich-heilpädagogi-schen Gemeinschaft, für die er sich mit aller Kraft einsetzte, lag in Königs Schicksalsgang begründet; als Arzt, Wissenschaftler und Anthroposoph, der Rudolf Steiner nicht mehr persönlich begegnete, war Karl König dar-über hinaus außerordentlich produktiv und innovativ, und arbeitete in verschiedenen Wissenschafts- und Lebensgebieten wichtige Beiträge aus – im Dialog mit der Anthroposophie, in der existentiellen Begegnung mit der ausgedehnt rezipierten Kultur- und Wissenschaftsgeschichte und mit selbständig gewonnenen Einsichten. Sein Werk entstand nach der Flucht aus Mitteleuropa Ende 1938 – nahezu die gesamte Gruppe, mit der sich König – unterstützt von Ita Wegman – aus Österreich nach Schottland retten konnte, hatte einen jüdischen Hintergrund. 2008 wurde im Ita Wegman Institut in Zusammenarbeit mit dem Karl König Archive (Schottland) die Herausgabe des Gesamtwerkes von Karl König beschlos-sen und begonnen. Diese Edition umfasst zwölf Abteilungen und erscheint in deutscher und englischer Sprache im Verlag Freies Geistesleben (Stutt-gart) und bei Floris Books (Edinburgh). Bis zum Frühjahr 2012 wurden die ersten 20 Bände publiziert; sechs Bände wurden in Arlesheim selbst erarbeitet, darunter zwei grundlegende Monographien über Karl Königs Zugang zum Wesen des Seelenpflege-bedürftigen Kindes sowie zur Geschichte und Aufgabenstellung der Heilpädagogik. Sein biographi-scher Weg in die anthroposophische Heilpädagogik und seine Beziehung zu Ita Wegman wurden aufgearbeitet und dokumentiert, ebenso seine innere Lebensgeschichte anhand der erhaltenen Tagebucheintragungen: «Karl König’s Path into Anthroposophie. Reflections from his Diaries».

Während die Aufarbeitung der Nachlässe von Madeleine van Deventer, Margarete Kirchner-Bockholt und Hilma Walter noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, konnten aus den Archiven für Willem Zeylmans van Emmichoven und Karl Schubert bereits erste Arbeitser-gebnisse publiziert werden, die in die Monographien «Willem Zeylmans van Emmichoven. Anthroposophie und Anthroposophische Gesellschaft im 20. Jahrhundert» (2009) und «Karl Schuberts Beziehung zu Rudolf Steiner» (2011) mündeten. Weitere Studien zu und aus diesen Nachläs-sen sind geplant – darunter eine Darstellung der heilpädagogischen Methodik Karl Schuberts in Beziehung zum Heilpädagogischen Kurs Rudolf Steiners sowie Ausarbeitungen zu speziellen Forschungsgebie-ten und -schwerpunkten Willem Zeylmans van Emmichovens.

*

Die ArchiveBrief Ita Wegmans an Karl König, 18.3.1933

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Den geistigen und sozialen Mittelpunkt der Arlesheimer Archiv-Tätig-keiten in den letzten zehn Jahren aber bildete ohne Zweifel der umfang-reiche Nachlass Ita Wegmans. Die an ihm geleisteten Arbeiten der Ord-nung und Durchdringung waren überaus komplex und weitgefächert. Sie begannen mit einer Sichtung der allgemeinen Korrespondenz sowie der besonderen Briefwechsel Ita Wegmans mit ärztlichen Kollegen, Heilpäd-agogen, Sozialtherapeuten und Patienten. Sie umschlossen weiter den gesamten Themenbereich der sogenannten «Jungmediziner»-Vorträge Rudolf Steiners, aber auch die Zusammenarbeit Ita Wegmans mit Rudolf Steiner in der Niederschrift des Buches «Grundlegendes für eine Erwei-terung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen» (1923 – 1925). Erfasst wurden darüber hinaus alle Materialien von Ita Wegmans Nachlass, die sich auf die Entwicklung der Mistel-Therapie der Krebserkrankung beziehen (Fallkasuistiken, Briefe, Notizbucheintragun-gen und Manuskripte) sowie reichhaltige Dokumente zu entscheidenden Umbruchsepochen in Wegmans Biographie – darunter die Jahre 1933 – 1935 und 1940 – 1943, die in monographischer Weise aufgearbeitet wur-den. Ebenfalls gesichtet und auszugsweise publiziert wurden bereits die Nachlassmaterialien (Manuskripte und Notizbucheintragungen), die persönliche Erinnerungen an Rudolf Steiner beinhalten. Schließlich galt das Augenmerk auch Ita Wegmans Beziehungen zu einzelnen Persönlich-keiten, mit denen sie im Aufbau der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, der anthroposophischen Medizin, Heilpädagogik und Sozialtherapie intensiv zusammenarbeitete und einen – teilweise umfangreichen – Briefwechsel unterhielt (darunter mit der Mathemati-kerin und Astronomin Elisabeth Vreede, der Biologin Lilly Kolisko, dem Philosophen und Historiker Walter Johannes Stein, den Pharmazeuten Oskar Schmiedel und Rudolf Hauschka, den Ärztinnen Hilma Walter und Madeleine van Deventer, den Ärzten Eugen Kolisko, Willem Zeyl-mans van Emmichoven und Karl König und der Malerin und Kunstthe-rapeutin Liane Collot d’Herbois). Einzelmonographien und spezielle Briefwechsel aus diesen Zusammenhängen sollen in Zukunft ebenso wie eine Auswahl der allgemeinen Korrespondenz ediert werden. Darüber hinaus sind Publikationen des Persephone-Spiels (Ita Wegman/Walter Johannes Stein) und eine Arbeit über Ita Wegmans Mysterienstudien und -reisen intendiert. – Systematisch gesichtet und geordnet wurden seit 2002 auch die umfangreichen Photosammlungen des Ita Wegman Archivs (die neben einzelnen Persönlichkeiten insbesondere den Aufbau anthroposophischer Therapieeinrichtungen dokumentieren), die verblie-benen Buchbestände der einst großen Bibliothek Dr. Wegmans sowie die zwölf Notizbücher Rudolf Steiners, die sie von ihm zum Geschenk erhal-ten hatte und deren Transkription zur Hälfte abgeschlossen ist.

Die ArchiveIta Wegman: Vorbereitung einer Gedenkansprache zu Rudolf Steiner, 1940

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Dokumente aus dem Ita Wegman Archiv wurden in den letzten zehn Jahren verschiedenen anthroposophischer Einrichtungen mit spe-zifischen Fragestellungen zur Verfügung gestellt und ein immer umfangreicher werdender Austausch begonnen – darunter mit den drei Dornacher Archiven des Goetheanum, der Rudolf Steiner Nachlassver-waltung und der Albert Steffen Stiftung, mit denen sich eine reibungs-lose und von gegenseitiger Hilfe und Unterstützung geprägte Zusam-menarbeit entwickelte, ebenso mit dem Archiv Elisabeth Vreedes in Den Haag. Regelmäßig wurden und werden durch das Ita Wegman Archiv Führungen für neue Mitarbeiter der Ita Wegman Klinik durchgeführt, aber auch für einzelne Berufsgruppen der Klinik und für Patienten. Die Gäste aus aller Welt sind zahlreich und nehmen oft weite Wege in Kauf, um dem Wirkensort Ita Wegmans und den noch vorhandenen Original-dokumenten ihres Lebens und ihrer Arbeit zu begegnen. Darüber hin-aus fanden sich im Ita Wegman Archiv Menschen ein, die an wissen-schaftlichen Fragestellungen arbeiteten und Materialien des Ita Weg-man Archivs in ihre Forschungen einbezogen; darunter waren unter anderem Studien zur Ersten Klasse (Johannes Kiersch), zur akademi-schen Darstellung der anthroposophischen Heilpädagogik (Bente Edlund), zur Erforschung und Publikation des Lebenswerkes von Lilly Kolisko (Soili Turunen), zur Dokumentation der sprachtherapeutischen Arbeit von Martha Hemsoth (Dietrich von Bonin), der Biographie Karl Schuberts (Hans-Jürgen Hanke) oder zu dem umfassenden Themen-komplex des «Kommenden Tages» und der «Futurum AG», der assozi-ativen Wirtschaftsunternehmen zu Lebzeiten Rudolf Steiners (Alexan-der Lüscher). Diese Menschen zu empfangen und sie in ihren Studien zu unterstützen, war für die verantwortliche Betreuerin das Ita Weg-man Archivs Gunhild Pörksen eine große Freude und gehört mit zu den sozialen Aufgaben und Dienstleistungen des Instituts.

Die Archive

Ita Wegman am Eingang ihres Holzhauses, 29. September 1926

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6.

Das Holzhaus

Die Arbeit des Ita Wegman Instituts für anthroposophische Grundla-genforschung begann mit dem Aufbau des Ita Wegman Archivs im Holzhaus Ita Wegmans auf dem Gelände der Arlesheimer Klinik. In diesem Domizil, das Rudolf Steiner im Sommer 1924 für Ita Wegman erbauen ließ, in dem sie lebte und am 4. März 1943 verstarb, entfaltete sich alles weitere. Ohne das Holzhaus Dr. Wegmans wäre die Tätigkeit des Institutes nicht möglich gewesen; seine besondere Atmosphäre, so empfanden wir von Anfang an, ist mit unserem Anliegen untrennbar verbunden – weshalb an dieser Stelle eine kurze Skizzierung seiner Geschichte erfolgen soll.

Die Arbeits-, aber auch die Lebensverhältnisse Ita Wegmans und ihrer Mitarbeiterinnen waren Anfang der 20er Jahre beengt; die 1921 eröffnete (kleine) Klinik hatte nur wenige Zimmer für die Patien-ten und nahezu keinen Ort für die Ärzte und Schwestern – Ita Wegman selbst schlief über Jahre auf einer Liege in ihrem Sprechzimmer. Im Sommer 1923 – ein halbes Jahr nach dem Brand am Dornacher Hügel – schrieb sie in einem Brief an ihre vermögende holländische Freundin und Förderin Susanne Bouricius von dem erfreulichen Wachstum der anthroposophischen Bewegung und dem intendierten Wiederaufbau des Goetheanum, äußerte jedoch auch einen «Kummer» (und bat um Unterstützung): «Das ist, dass für unsere Leute, die mit mir arbeiten, nicht richtig gesorgt werden kann, was Räumlichkeiten und Platz betrifft. Niemand hat ein eigenes Zimmerchen zum absondern, und ausruhen, und es ist unbedingt nötig, dass ich auf irgendeine Art Abhilfe schaffe, die ich nur darin finde, dass ich ein kleines Chalet im Garten aufrichten lasse, und da Schlaflager für meine Leute einrichte.» Dieses «Chalet» kam vorerst nicht zustande; ein Jahr später, im Juli 1924, aber bestand Rudolf Steiner darauf, dass ein Haus für Ita Wegman, seine Mitarbeiterin und medizinische Sektionsleiterin, in Arlesheim neben der Klinik gebaut wurde – auf Kosten des Goetheanum. Er betonte, wie Ita Wegman in einem späteren, rückblickenden Brief an Madeleine van Deventer festhielt, auch die Notwendigkeit, das Haus «auf das Goetha-num-Gelände zu versetzen, wenn einmal die Möglichkeit wäre, eine neue Klinik auf dem Goetheanum-Hügel zu bauen». Daher ordnete Rudolf Steiner die Konstruktion eines (potentiell) mobilen Holzhauses

Das Holzhaus

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in einfacher Bauweise an und entwarf eine skizzenhafte Zeichnung, auf deren Grundlage ein erstes, kleines Tonmodell angefertigt wurde. Ita Wegman, die den Bauplänen Rudolf Steiners anfangs zurückhaltend gegenübergestanden hatte, gewann offensichtlich Freude an dem Pro-jekt; nach Besichtigung des Modells im Baubüro des Goetheanum wünschte sie sich dieses um einen kleinen Verandabau erweitert, dessen Vorzeichnung Rudolf Steiner erneut ausführte. Am zweiten Modell des Architekten Albert von Baravalle gestaltete er anschließend die Gesims-formen (das Motiv über der Veranda) eigenhändig und in besonderer Weise.

Die erste Baueingabe für das Haus – noch in der schlichten Form ohne Wegmans Veranda – datiert vom 15. Juli 1924, die zweite (mit Veranda-Vorbau und Veränderungen bei den Abwalmungen auf den Kurzseiten) sehr wahrscheinlich von Anfang August. Zu diesem Zeitpunkt begann bereits die Aufrichtung der Holzfachwerk-Kon-struktion im Garten der Klinik, nach entsprechenden Vorarbeiten in der Schreinerei am Goetheanum. Das Ganze vollzog sich überaus rasch; am späten Abend des 9. August 1924 (drei Wochen nach der ersten Baueingabe) brach Rudolf Steiner zu seiner letzten Auslands-reise nach England auf. Über die Tage zuvor schrieb Ingeborg Goyert, die zu diesem Zeitpunkt – als elfjähriges Kind – mit einer Poliomyeli-tis-Lähmung in der Klinik Ita Wegmans war: «Von der kleinen Veranda vor meinem Zimmer schaute ich stundenlang den spannenden Bauar-beiten zu. Öfter inspizierte Rudolf Steiner den Bau und kletterte mit Dr. Wegman auf dem Gerüst herum, um das erste Stockwerk zu errei-chen …» – Am 6. August, drei Tage vor Rudolf Steiners Abreise, teilte Wegmans Mitarbeiterin Mien Viehoff einem holländischen Freund in einem Brief mit: «Bei uns wird hier jetzt das Haus im Garten gebaut und wir hoffen es auch bis September fertig zu haben, es wird ein rei-zendes Haus mit 8 schönen Zimmern, Bad und Veranda, so dass wir uns wirklich alle furchtbar darauf freuen, damit das jetzige Haus etwas entlastet wird.» Auch Ita Wegman, die gemeinsam mit Rudolf Steiner (sowie Marie Steiner-von Sivers, Elisabeth Vreede und Guenther Wachsmuth) nach England reiste, betonte in einem Brief: «Die Klinik hat jetzt sogar ein kleines Chalet bekommen, wo ich selbst wohnen und einige Patienten aufnehmen kann.» Demnach beabsichtigte Ita Wegman von Anfang an, das Holzhaus nicht nur für sich, ihre ärztli-chen Kolleginnen und Krankenschwestern, sondern auch für einzelne Kranke der Klinik zu nutzen.

Das Holzhaus

Zweites Modell (Albert von Baravalle/Rudolf Steiner)

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Über die fortgeführten Bauarbeiten informierten sie ihre Mit-arbeiterinnen auch in der Zeit ihrer Abwesenheit von Arlesheim. «Das Häuschen hier hat schon fast sein ganzes Gerippe vom oberen Stock», teilte ihr Hilma Walter am 14. August 1924 nach Torquai mit – und bei offenen Fragen wurde Ita Wegman brieflich, telegraphisch oder telefo-nisch kontaktiert. Mien Viehoff sandte ihr Photos des Hauses nach Lon-don und Wegman antwortete: «Es sieht nett aus. Ich hoffe, dass es fertig wird. Ob «Federkern» oder «Steppdecken» bestellt werden müssen, kann ich von hier aus nicht entscheiden, für Betten, die Tags über ver-schwinden und nur Nachts zum Vorschein kommen, sind Federdecken praktischer, für Betten, die bleiben, sind Steppdecken netter.» (24. August). Am selben Tag hieß es in einem Brief Wegmans an ihre ärztli-che Mitarbeiterin Margarete Bockholt: «Lassen Sie das fließende Wasser machen, auch den Abort, ich glaube, dass dies doch nötig ist. Kommt alles wohl fertig?»

Es kam «alles wohl fertig», auch wenn der Abschluss der Arbei-ten in großer Eile erfolgte und nicht alle Einzelheiten so ausgeführt werden konnten, wie dies ursprünglich von Rudolf Steiner vorgesehen worden war. Die intendierten Schnitzarbeiten am Gesims wurden schließlich aufgegeben und die entsprechenden Passagen mit Blech überzogen; als Wegman und Steiner in der ersten Septemberwoche des Jahres 1924 zurückkehrten, war das Haus – nach nur siebenwöchiger Bauzeit – nicht nur fertig, sondern bereits vollständig eingerichtet und bewohnt, von Ärztinnen, Krankenschwestern und Patienten. «Wir haben das schon längst ersehnte Chalet jetzt im Garten gebaut, inner-halb von sieben Wochen war es soweit fertig, dass wir darin schon sechs Patienten aufnehmen konnten», schrieb Wegman am 19. September in einem weiteren Brief.

Zu diesem Zeitpunkt hielt Rudolf Steiner fünf parallel stattfin-dende Vortragskurse in der Schreinerei am Goetheanum, vor Ärzten und Priestern, Sprachgestaltern und Schauspielern, Arbeitern am Goe-theanum sowie vor den Mitgliedern der Allgemeinen Anthroposophi-schen Gesellschaft. Ob Ita Wegman noch in den Septemberwochen in das Arlesheimer Holzhaus einzog, ist nicht bekannt, aber wahrschein-lich; sie nahm an allen Veranstaltungen am Goetheanum teil und küm-merte sich um Rudolf Steiner, dessen Kräftesituation Anlass zu vielen Sorgen gab. Am 1. Oktober 1924 begann Steiners Krankenlager in sei-nem Goetheanum-Atelier, wohin auch Ita Wegman zu seiner ständigen Behandlung und Pflege zog.

In das Arlesheimer Holzhaus kehrte sie erst ein halbes Jahr spä-ter, nach Rudolf Steiners Tod am 30. März 1925, zurück, wo sie von da an wohnte – in den schweren Wochen, Monaten und Jahren, die auf den

Das Holzhaus

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Erdenabschied des geistigen Lehrers folgten, von großen Aktivitäten für die anthroposophische Medizin und Bewegung in der Welt, aber auch von schmerzhaften Erlebnissen geprägt waren. Ita Wegman reiste viel und war die Hälfte des Jahres unterwegs; immer aber kehrte sie wieder in ihre Zimmer im Arlesheimer Holzhaus zurück. Hier meditierte sie und bereitete sich auf die esoterischen Klassenstunden vor; hier schrieb und diktierte sie ihre Briefe und Aufsätze, und empfing Menschen.

*Ita Wegman wohnte in zwei südwestlich gelegenen Parterrezimmern und benützte die untere Veranda – dieser gesamte Komplex dient heute als öffentliches Ita Wegman Archiv; dorthin wurden vor zehn Jahren ihre Dokumente zurückgebracht. Die Zimmer rechts vom Eingangsflur des Hauses wurden zu Lebzeiten Ita Wegmans als Teeküche und Ärzte-bibliothek gebraucht, im ersten Stock wohnten Schwestern und Ärztin-nen, so (zeitweise) Margarete Bockholt, Ilse Knauer und Hilma Walter. Auch enge Freunde und vertraute Weggefährten bekamen – neben eini-gen Patienten – immer wieder Gastzimmer im Holzhaus, darunter Wil-lem Zeylmans van Emmichoven, der Erbprinz Georg Moritz von Sach-sen-Altenburg, Nicol Dunlop oder Susanne Bouricius. Als sie sich Sor-gen um seine labile Gesundheitsverfassung machte, lud Wegman auch ihren Vorstandskollegen Albert Steffen im September 1925 zur Erho-lung in ihr Holzhaus ein, obwohl die Beziehungen zu Steffen nicht einfach waren: «Ist es denn nicht möglich, dass Sie einige Zeit Ferien nehmen? Ich möchte Ihnen so gerne den Vorschlag machen, sich von mir behandeln zu lassen, zu uns in das Holzhäuschen zu kommen, das von Doktors Hand noch gezeichnet wurde und das neben der Klinik sich befindet. Sie können ganz frei für sich da sein, Ihre Arbeit mitnehmen und dazu gepflegt werden und die Behandlung nehmen, die für Sie nötig ist. Niemand braucht etwas davon zu wissen, um Besuche zu vermeiden; man sagt, Sie seien in den Ferien. Könnte ich Sie dazu bringen, etwas für sich zu tun, wie glücklich würde ich sein. Ich bin voller Sorgen, lieber Herr Steffen, gerade wie Sie. Was werden wir tun, wenn Sie wirklich krank werden?» – Mit verschiedenen Medizinstudentengruppen arbei-tete Ita Wegman in den nachfolgenden Jahren im Holzhaus an den Kursen Rudolf Steiners; als sie bei einem Treffen nicht persönlich anwe-send sein konnte, stellte sie der Gruppe ihre Privaträume vertrauensvoll zur Verfügung. Eine große Reproduktion von Rubljovs Dreifaltigkeitsi-kone in ihren Zimmern blieb einer Teilnehmerin (Beate Rust) in lebens-langer Erinnerung.

Das Holzhaus

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Den Verandavorbau hatte Ita Wegman gleich bei Errichtung des Hauses auch im oberen Teil verglasen lassen und in den 30er Jahren eine partielle Unterkellerung des Hauses in Auftrag gegeben. Nach ihrem faktischen Ausschluss aus dem Vorstand der Allgemeinen Anthroposo-phischen Gesellschaft, einer daraufhin eintretenden, lebensbedrohli-chen Erkrankung und einer Genesungsreise nach Palästina, versuchte sie ab 1935 einen Neuanfang in Arlesheim und zog in den ersten Stock – sie wünschte sich mehr Licht, wie sie auf der Rückreise von Palästina an Madeleine van Deventer schrieb, die die Räume vorbereitete. – Dort starb Frau Dr. Wegman am Morgen des 4. März 1943; drei Jahre zuvor, im Mai 1940, kurz vor ihrer Übersiedlung ins Tessin (in die Casa Andrea Cristoforo), hatte sie testamentarisch festgehalten: «Das Holzhaus soll als Bibliothek und Ärztezimmer eingerichtet werden, wenigstens die Zimmer, die ich bewohnt habe, damit darin noch eine Erinnerung an mich bewahrt wird.»

*Die Erinnerung an Ita Wegman – und Rudolf Steiner – blieb nach 1943 im Holzhaus lebendig. Mitarbeiter oder Praktikanten, die dort wohnen durften, empfanden die besondere Atmosphäre dieses Ortes. «Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht», sagte Els Eichler – Goethe zitierend –, die unter Ita Wegman als junge Kran-kenschwester in Arlesheim gearbeitet hatte und Ita Wegman und dem Holzhaus sehr verbunden war. Insbesondere Margarete Kirchner-Bockholt lebte nun längere Zeit in den ehemaligen Zimmern Ita Weg-mans im ersten Stock, verwahrte und ordnete dort ihren schriftlichen Nachlass, darunter auch alle esoterischen Niederschriften Rudolf Steiners für sie. Margarete Kirchner-Bockholt bat die Heilpädagogin Margarethe Kübel, die 1959 mit ihrem Mann Peter Kübel aus Eckwäl-den zur Mitarbeit an die Klinik kam, ihr dabei zu helfen; später, nach der Berufung Kirchner-Bockholts in den Vorstand am Goetheanum, wurde die gemeinsame Arbeit an den Mantren und esoterischen Tex-ten Rudolf Steiners für Ita Wegman im Holzhaus in einer kleinen Gruppe im gemeinsamem Gespräch weitergeführt. Die Ergebnisse dieser Studien veröffentlichte Erich Kirchner nach dem Tode seiner Frau in dem Buch: «Die Menschheitsaufgabe Rudolf Steiners und Ita Wegman» (1976).

Das Holzhaus

Ita Wegman, 1942

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1978 zogen Margarethe und Peter Kübel in das Holzhaus, das einige Zeit leer gestanden hatte. Als der gesamte schriftliche Nachlass Ita Wegmans vierundzwanzig Jahre später, im Frühjahr 2002 von der Universität Basel wieder hierher zurückkehrte, und die Tätigkeit des Ita Wegman Archivs und Instituts begann, wohnte Frau Grete Kübel noch immer im ersten Stock. Peter Kübel war sechs Monate zuvor in der Klinik verstorben. Sie erschien uns in der Folgezeit als die Hüterin des Hauses und seiner sich vermehrenden Schätze, war voller Freude über die neue Initiative in den allzu still gewordenen Räumen und nahm über acht Jahre an allem aufmerksam teil, interessiert und offen, mit Formkraft und Ernst, aber auch großem Humor. Die geistige Weih-nachtsarbeit in der Klinik an der Jahreswende 2009/2010 erlebte sie noch einmal intensiv; dann ging Frau Kübel, am 10.2.2010, kurz vor ihrem 85. Geburtstag in die geistige Welt. Sie war am 27. Februar 1925 geboren worden, am letzten Geburtstag Rudolf Steiners.

Der Tod Margarethe Kübels bedeutete einen markanten Ein-schnitt in die Werdegeschichte des Instituts im Holzhaus Ita Wegmans – in eine geistige Arbeit, die sie aus vollem Herzen bejaht hatte. Sie wünschte sich, dass nach ihrem Tod die von ihr bis dahin bewohnten Räume dem Institut und seiner Tätigkeit zur Verfügung gestellt wür-den, was schließlich auch gelang. Zum Sommer 2011 wurde die erste Etage des Holzhauses komplett renoviert, darunter das Zimmer Ita Wegmans mit ihrer Totenmaske. Nach wie vor dient dieses Zimmer der anthroposophischen Grundlagenarbeit der Klinikärzte, wird jedoch auch Gästen aus aller Welt durch das Ita Wegman Archiv gezeigt. In der verglasten Veranda steht die Gesamtausgabe der Vorträge und Schriften Rudolf Steiners – und in einem der ehemaligen Zimmer Frau Kübels kamen die schriftlichen Nachlässe von Karl Schubert, Hilma Walter, Margarete Kirchner-Bockholt, Madeleine van Deventer und Willem Zeylmans zu stehen. Auch die wiedergefundene Wandtafel des achten Vortrages des «Heilpädagogischen Kurses» Rudolf Steiners sowie der Nachlass Karl Königs fanden in dieser Etage den ihnen gemäßen Ort.

Zu Ita Wegmans Geburtstag am 22. Februar kamen alljährlich die Kinder des Sonnenhofes mit den ersten Frühlingsblumen ins Holz-haus, gratulierten ihr und sangen Lieder; so war und ist die Atmosphäre dieser «geweihten Stätte» noch immer: licht, warm, schlicht, freudig, lebendig und aufs Wesentliche gerichtet.

Das Holzhaus

Rudolf Steiner: Gruß an Ita Wegman (in das Kärtchen war ursprünglich ein Stengel mit Blatt oder Blüte eingesteckt)

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7.

Der Verlag des Instituts

Im Verlag des Ita Wegman Instituts, der vor vier Jahren – zu Ostern 2008 – begründet wurde, erschienen bisher 36 Bücher. Von ihnen wur-den 30 innerhalb des Institutes erarbeitet; die anderen stammen von Autoren, die sich den inhaltlichen Schwerpunkten des Instituts und den Aufgabenstellungen einer anthroposophischen Grundlagenforschung im Werk Rudolf Steiners verpflichtet fühlen. Eine besondere Freude und Ehre war uns dabei die Zusammenarbeit mit Sergej O. Prokofieff.

Die vor 2008 bestehenden Kooperationen des Ita Wegman Ins-tituts mit dem Verlag am Goetheanum, dem Verlag Freies Geistesleben und dem Rudolf Steiner/Pforte-Verlag führten wir auch nach der eigen-ständigen Verlagsbegründung fort – auch dort erschienen und erschei-nen weiterhin Publikationen aus dem Ita Wegman Institut, wenn auch in geringerer Zahl. Das Ziel der Verlagsbegründung war jedoch die Schaffung eines eigenständigen, freien publizistischen Organs, das uns ermöglicht, Arbeiten aus dem Institut zeitnah, kostengünstig, unabhän-gig und in einer äußeren Gestalt erscheinen zu lassen, die unserem inhaltlichen Anliegen in besonderer Weise entgegenkommt. Durch die 2008 begonnene Zusammenarbeit mit dem Graphik-Büro von Walter Schneider (Stuttgart) wurden diese Ziele in einem hohen Maße ver-wirklicht.

Darüber hinaus ermöglichte uns die Verlagsgründung, Manu-skripten von Autoren zur Publikation zu verhelfen, deren Ausarbeitun-gen den Intentionen und Zielsetzungen des Ita Wegman Instituts für anthroposophische Grundlagenforschung entsprechen:

J. Emanuel Zeylmans van Emmichoven: Die Erkraftung des Herzens. Eine Mysterienschulung der Gegenwart. Rudolf Steiners Zusam-menarbeit mit Ita Wegman. Arlesheim 2009

Julia Selg: Andrej Tarkovskij und die Gegenwart der Alten Meister. Kunst und Kultus im Film «Nostalghia». Arlesheim 2009

Ulrich Häussermann. Friedensfeier. Eine Einführung in Hölderlins Christushymnen. Arlesheim 2010

Rainer Penter: Die Kunst des Heilens. Grundlagen zur diagnostischen und therapeutischen Arbeitsweise des anthroposophischen Arztes. Arlesheim 2010

Der Verlag des Instituts

Rudolf Steiner: Buchwidmung für Ita Wegman. Aus: Emanuel Zeylmans van Emmichoven: Die Erkraftung des Herzens, S. 230.

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Dankmar Bosse: Die Lebenssphäre der Erde. Ihre Evolution in den geo-logischen Phänomenen, Goethes Studien und Rudolf Steiners For-schungen. Arlesheim 2012

Bernd Ruf: Trümmer und Traumata. Anthroposophische Grundlagen notfallpädagogischer Einsätze. Arlesheim 2012.

Die Buchveröffentlichungen unseres Verlages können bei jeder Buch-handlung und Versandbuchhandlung, aber auch direkt im Ita Wegman Institut oder im Graphik-Büro Walter Schneider (Stuttgart) persönlich bezogen werden. Die Einnahmen des Verlages decken die Herstellungs-kosten der Bücher und dienen der Weiterarbeit des Institutes. Das Gesamtverzeichnis der Verlagspublikationen findet sich unter www.wegmaninstitut.ch.

Der Verlag des Instituts

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8.

Übersetzungen von Büchern

Anthroposophie muss, noch mehr als bisher, kosmopoli-tisch werden, darf nicht eingekapselt werden durch Grup-pen von Menschen oder auf einzelne Länder beschränkt bleiben; sie ist für alle Menschen über die ganze Welt.

Ita Wegman

In den letzten Jahren ist es durch die Initiative einzelner Verleger, Über-setzerinnen und Freunden aus dem Förderkreis des Instituts gelungen, verschiedene Instituts-Publikationen in anderen Sprachen und Ländern erscheinen zu lassen. Die Schwierigkeiten, die mit der Publikation eines anthroposophischen Buches jenseits des deutschsprachigen Raumes verbunden sind, werden häufig unterschätzt – die dafür notwendigen Kosten sind hoch und die Verkaufszahlen limitiert. Auf der anderen Seite kommen die Institutsbücher der medizinisch-therapeutischen, pädagogischen, heilpädagogischen, sozialen und allgemein-anthroposo-phischen Arbeit in vielen Ländern zugute, in denen entsprechende Ini-tiativen im Aufbau begriffen sind. Gerade dort sind die innere Anknüp-fung und die Beziehungsaufnahme zum originären Geistesgut Rudolf Steiners – und zu Rudolf Steiner selbst – von vordringlicher Bedeutung.

Für ihr besonderes persönliches Engagement für die Bücher des Ita Wegman Instituts außerhalb des deutschsprachigen Raumes danken wir insbesondere Gene Gollogly, Mary Giddens, Marsha Post und Christopher Bamford (USA), Vlad Popa und Iris Paxino (Rumänien), Raymond Burlotte (Frankreich), Dora Kreizer (Buenos Aires), Maria Scherak (Ungarn), Anežka Janátová (Tschechien), Renate Babini und Dane Medic (Italien), Hylcke Brandts Buys (Holland), Bernardo Kaliks (Sao Paulo) und Gerrit Overweg (Norwegen).

Übersetzungen von Büchern

Rudolf Steiner as a Spiritual Teacher. From Recollections of Those Who Knew Him. SteinerBooks, Great Barrington (USA) 2010

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In englischer Sprache erschienen:

1. Seeing Christ in Sickness and Healing. (Krankheit und Christus-Erkennt-nis) Floris Books, Edinburgh 2005

2. Karl König: My Task. Autobiography and Biographies. Edited by Peter Selg (Karl König: Meine zukünftige Aufgabe. Autobiographische Auf-zeichnungen und lebensgeschichtliche Zeugnisse.) Floris Books, Edin-burgh 2008

3. Karl König’s Path into Anthroposophy. Reflections from his Diaries (Karl König und die Anthroposophie. Zur Spiritualität eines esoterischen Chri-sten im 20. Jahrhundert). Floris Books, Edinburgh 2008

4. The Therapeutic Eye. How Rudolf Steiner Observed Children. (Der the-rapeutische Blick. Rudolf Steiner sieht Kinder) SteinerBooks, Great Bar-rington 2008

5. A Grand Metamorphosis. Contributions to the Spiritual-Scientific Anthro-pology and Education of Adolescents. (Eine «grandiose Metamorphose». Zur geisteswissen-schaftlichen Anthropologie und Pädagogik des Jugend-alters) SteinerBooks, Great Barrington, 2008

6. Ita Wegman and Karl König. Letters and Documents (Ita Wegman und Karl König. Eine biographische Dokumentation.) Floris Books, Edinburgh 2008

7. Karl König: The Child with Special Needs. Letters and Essays on Curative Education. Edited by Peter Selg (Das Seelenpflege-bedürftige Kind. Vom Wesen der Heilpädagogik). Floris Books, Edinburgh 2009

8. The Figure of Christ. Rudolf Steiner and the spiritual intention behind the Goetheanum’s central work of art. (Die Gestalt Christi. Rudolf Stei-ner und die geistige Intention des zentralen Goetheanum-Kunstwerkes) Temple Lodge, Forest Row 2009

9. The Agriculture Course. Koberwitz, Whitsun 1924. Rudolf Steiner and the beginnings of biodynamics. (Translated from German Koberwitz. Pfingsten 1924) Temple Lodge, Forest Row 2010

10. Rudolf Steiner as a Spiritual Teacher. From Recollections of Those Who Knew Him. (Rudolf Steiner – zur Gestalt eines geistigen Lehrers) Stein-erBooks, Great Barrington 2010

11. Rudolf Steiner and the Fifth Gospel. Insights into a New Understanding of the Christ Mystery (Rudolf Steiner und die Vorträge über das Fünfte Evangelium) SteinerBooks, Great Barrington 2010

12. Unbornness. Human Pre-existence and the Journey toward Birth. (Unge-borenheit. Die Präexistenz des Menschen und der Weg zur Geburt) Stein-erBooks, Great Barrington 2010

13. The Essence of Waldorf Education (Der geistige Kern der Waldorfschule). SteinerBooks, Great Barrington 2010

14. The Path of the Soul after Death. The Community of the Living and the Dead as Witnesses by Rudolf Steiner in His Eulogies and Funeral Addresses (Rudolf Steiners Toten-Gedenken). SteinerBooks, Great Bar-rington 2011

15. Rudolf Steiner’s Intentions for the Anthroposophical Society. The Execu-tive Council, the School for Spiritual Science, and the Sections (Der Vor-stand, die Sektionen und die Gesellschaft. Welche Hochschule wollte Rudolf Steiner?). SteinerBooks, Great Barrington 2011

16. Rudolf Steiner and the Fundamental Social Law. The Work of the Indi-vidual and the Spirit of Community (Die Arbeit des Einzelnen und der Geist der Gemeinschaft. Rudolf Steiner und das «Soziale Hauptgesetz»). SteinerBooks, Great Barrington 2012

17. I am Different from You. How Children Experience Themselves and the World in the Middle of Childhood («Ich bin anders als Du». Vom Selbst- und Welterleben des Kindes in der Mitte der Kindheit). SteinerBooks, Great Barrington 2012

18. Christ and the Disciples. The Destiny of an Inner Community (Christus und die Jünger. Vom Schicksal der inneren Gemeinschaft). SteinerBooks, Great Barrington 2012

19. The Creative Power of Anthroposophical Christology SteinerBooks, Great Barrington 2012 (together with Sergej O. Prokofieff)

20. Rudolf Steiner and Christian Rosenkreutz (Rudolf Steiner und Christian Rosenkreutz). SteinerBooks, Great Barrington 2012

21. The Mystery of the Heart. Studies in Spiritual Physiology: Aristotle, Thomas Aquinas, Rudolf Steiner (Mysterium cordis). SteinerBooks USA 2012

In französischer Sprache erschienen:

1. Le noyau spiritual de l’école Waldorf (Der geistige Kern der Waldorf-schule). Éditions Triades, Laboissière en Thelle 2011

2. Innatalité. Le chemin vers la naissance (Ungeborenheit. Die Präexistenz des Menschen und der Weg zur Geburt). Éditions Triades, Laboissière en Thelle 2011

3. Maladie et découverte du Christ (Krankheit und Christus-Erkenntnis. Anthroposophische Medizin als christliche Heilkunst). Éditions Triades, Laboissière en Thelle 2012

4. Rudolf Steiner et les Conférences sur le cinquième Évangile (Rudolf Stei-ner und die Vorträge über das Fünfte Evangelium). Éditions Triades, Laboissière en Thelle 2012

In italienischer Sprache erschienen:

1. Gli ultimi tre anni. Ita Wegman ad Ascona 1940 – 1943. (Die letzten drei Jahre. Ita Wegman in Ascona 1940 – 43) Aedel Edizioni, Torino 2007.

2. Resistenza spirituale e superamento. Ita Wegman 1933 – 1935 (Geistiger Widerstand und Überwindung. Ita Wegman 1933 – 1935). Aedel Edizioni, Torino 2011

3. Koberwitz, Pentecoste 1924. Rudolf Steiner e il corso sull‘agricoltura (Koberwitz, Pfingsten 1924. Rudolf Steiner und der Landwirtschaftliche Kurs) Aedel Edizioni, Torino 2012

Übersetzungen von Büchern

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In holländischer Sprache erschienen:

1. De christologie van het boek «De wetenschap van de geheimen der ziel» (Die Christologie des Buches «Die Geheimwissenschaft im Umriss»). Uit-geverij Pentagon, Amsterdam 2011 (zusammen mit Sergej O. Prokofieff)

2. De wederkomst van Christus in het etherische. Over het Vijfde Evangelie (Die Wiederkunft des Christus im Ätherischen. Zum Fünften Evange-lium) Uitgeverij Pentagon, Amsterdam 2011 (zusammen mit Sergej O. Prokofieff)

In spanischer Sprache erschienen:

1. El Trabajo del Individuo y el Espíritu de la Comunidad. Con Fundamento en la «Ley Social Fundamental» de Rudolf Steiner. (Die Arbeit des Einzel-nen und der Geist der Gemeinschaft. Rudolf Steiner und das «Soziale Hauptgesetz») Editorial Antroposófica, Buenos Aires 2008

2. Innatalidad. La preexistencia del ser humano y el camino hacia el nacimiento (Ungeborenheit. Die Präexistenz des Menschen und der Weg zur Geburt). Editorial Dorothea, Buenos Aires 2011

In portugiesischer Sprache erschien:

1. Eu sou a favor de progredir («Ich bin für Fortschreiten». Ita Wegman und die Medizinische Sektion). Editora Antroposófica, Sao Paulo 2005.

In rumänischer Sprache erschienen:

1. Nenasterea. Preexistenta omeneasca si drumul catre nastere (Ungeboren-heit. Die Präexistenz des Menschen und der Weg zur Geburt) Univers Enciclopedic, Bukarest 2012.

2. Christos si ucenicii. Destinul unei comunitati interioare (Christus und die Jünger. Vom Schicksal der inneren Gemeinschaft). Univers Enciclopedic, Bukarest 2012.

3. Rudolf Steiner si Evanghelia a Cincea. O noua intelegere a misteriului christic (Rudolf Steiner und die Vorträge über das Fünfte Evangelium). Univers Enciclopedic, Bukarest 2012.

4. Cunoastere lui Christos prin boala si vindecare. Medicina antroposofica, o arta crestina a vindecarii (Krankheit und Christus-Erkenntnis. Anthropo-sophische Medizin als christliche Heilkunst). Univers Enciclopedic, Buka-rest 2012.

In tschechischer Sprache erschienen:

1. Som za napredovanie. Ita Wegmanova, Rudolf Steiner a lekarska sekcia («Ich bin für Fortschreiten». Ita Wegman und die Medizinische Sektion). Fabula, Hranice 2007

2. Duchovní jádro waldorfské školy (Der geistige Kern der Waldorfschule). Vydala Asociace waldorfskŷch škol ČR 2011

In ungarischer Sprache erschienen:

1. Karl König es az antropozofia. Egy huszadik szazadi ezoterikus kereszteny szellemröl. (Karl König und die Anthroposophie. Zur Spiritualität eines esoterischen Christen im 20. Jahrhundert). Mihály napjára 2008

2. Ita Wegman: Emlékeim Rudolf Steinerről. Ed. Peter Selg (Ita Wegman: Erinnerung an Rudolf Steiner). Arkánum Szellemi Iskola Kiadó, 2011.

In norwegischer Sprache erschienen:

1. Rudolf Steiner, Kristiania, Oktober 1913. Det femte evangelium. / Rudolf Steiner und eine Zukunftskultur der Selbstlosigkeit. Vorträge Oslo Okto-ber 2006. (norwegisch und deutsch). Privatdruck 2010

2. Rudolf Steiner og foredragene om Det femte evangelium. In: Rudolf Stei-ner: Det femte evangelium. Oslo 2010

Übersetzungen von Büchern

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9.

Der Freundes- und Förderkreis

Ihre tragende Kraftgehört schon zu unserenBestrebungen …

Ita Wegman

Dem internationalen Freundes- und Förderkreis des Ita Wegman Insti-tuts für anthroposophische Grundlagenforschung gehören Privatperso-nen – aber auch Institutionen und Stiftungen – aus verschiedenen Län-dern an, die bereit sind, die Institutsarbeit in ideeller und finanzieller Hinsicht zu fördern.

Die Begründung und Aufrechterhaltung eines Organs des Freien Geisteslebens, das – abgesehen von Vortrags- und Seminarein-nahmen – über keine eigenen Einkünfte verfügt, ist in der Gegenwart ökonomisch schwierig und nur aufgrund erheblicher finanzieller Zuwendungen möglich. Das Institut hat Personal- und Mietkosten, infrastrukturelle Ausgaben und benötigt eine umfangreiche Bibliothek, um seine Arbeit leisten zu können. Darüber hinaus bedarf selbst die Verbreitung erarbeiteter Sachinhalte, die geschichtliche wie ideelle Zusammenhänge aufzeigen, der Unterstützung von Menschen oder Stiftungen, die sich für die Veröffentlichung, d. h. für die Druckkosten (und gegebenenfalls auch Übersetzungskosten) entsprechender Bücher engagieren. Ohne den Einsatz von Herrn Dr. h.c. Peter Schnell und sei-ner Vorstandskollegen von der Software AG – Stiftung wäre der Aufbau des Ita Wegman Instituts nicht möglich gewesen.

Wir hoffen, dass es uns in den nächsten Jahren gelingt, den internationalen Freundes- und Förderkreis weiter auszubauen, das Institut und seinen Verlag weiterzuentwickeln und nach Möglichkeit auch zu vergrößern. Mit dem zunehmenden Popularitätsgrad des Wer-kes von Rudolf Steiner und dem weltweiten Erfolg anthroposophischer Initiativen, der gelebten Praxis, wächst auch die Aufgabe, den ideellen Gehalt der Anthroposophie, ihre theoretische Grundlage, in konturier-ter Form sichtbar werden zu lassen. Eine alleinige Tradierung anthropo-sophischer Lebensformen, -haltungen oder -ansichten wird der wissen-schaftlichen Lebensleistung Rudolf Steiners nicht gerecht; ebenso wenig

Der Feundes- und Förderkreis

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die auch in anthroposophischen Kreisen mittlerweile weitverbreitete intellektuelle Distanzierung von seinem Werk und Wirken, das häufig als geschichtlich-historisch taxiert, in seinen konkreten Inhalten immer weniger gekannt und vorschnell als kontextbedingt und «modernisie-rungsbedürftig» erachtet wird. Demgegenüber zeigt die nähere Ausein-andersetzung mit der Werkbiographie und Werkentwicklung Rudolf Steiners in allen Einzelheiten auf, welcher originäre Impuls in ihm wirksam und welche Zukunftsperspektiven mit ihm veranlagt wurden.

Mit der zumindest in akademisch-publizistischen Kreisen erlebten Verkennung steht der große Zivilisationsbeitrag Rudolf Stei-ners nicht alleine. Die Zeiträume, die bis zur wirklichen Entdeckung und Anerkennung einer humanistisch innovativen Menschheitsleistung vergehen, sind oft außerordentlich groß. Angesichts der krisenhaften Gefährdung der modernen Lebenswelt und vieler destruktiver Tenden-zen, aber auch angesichts der komplizierten Zugänglichkeit einer For-schungsleistung, deren Ergebnisse in über 300 Büchern «zerstreut» sind, ist ein zuversichtliches Rechnen auf die «wachsende Einsicht» in die Anthroposophie jedoch fragwürdig. Die Arbeit, die im Ita Wegman Institut für anthroposophische Grundlagenforschung seit zehn Jahren entfaltet wurde, versucht, diesem gesellschaftlichen Sachverhalt Rech-nung zu tragen – vor seinem Hintergrund sind die Zahl und die thema-tische Weite der von uns erarbeiteten Publikationen zu sehen.

Wir danken allen Freunden und Förderern für ihre Hilfe!

Der Feundes- und Förderkreis

Ita Wegman, D.N. Dunlop, Pieter de Haan. Amsterdam, 1932

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Fördernde Stiftungen des Ita Wegman Instituts

Software AG Stiftung, DarmstadtChristophorus Stiftung

Institutionelle Mitgliedschaften im Freundes- und Förderkreis

Ita Wegman Klinik, ArlesheimVerein für Krebsforschung, ArlesheimParacelsus-Zweig der Anthroposophischen Gesellschaft, BaselRudolf Steiner Seminar, Bad BollVerein zur Förderung der Filderklinik, FilderstadtSonnhalde, GempenCarl Gustav Carus Akademie, HamburgTherapeutikum Hamburg-West, HamburgFernstudium Waldorfpädagogik, JenaAssociação Brasileira de Medicina Antroposófica, São PauloKarl Schubert Schule, StuttgartVerein zur Förderung von Lehre und Forschung in der Anthroposophischen

Medizin, Witten

Privatpersonen, die Mitglied des Freundes- und Förderkreises sind

AustralienJohn und Jocelyn Wilson, Victoria

BelgienPeter van den Broeck, ZoutleeuwLuc Vandecasteele, Gent

BrasilienJosiana Arippol, São Paulo Bernardo Kaliks, São Paulo Nise Hitomi Yamaguchi, São Paulo

BulgarienTraytcho Frangov, Sofia

ChileCarina Vaca Zeller, Santiago di Chile

DänemarkKerstin Magdalene Schröder, Gentofte

DeutschlandBettina und Winfried Altmann, BerlinHartwig Barthel, RottenburgEva-Maria Batschko, HamburgHannelore Bauer-Ehnes, Passau

Gottfried Josef Bertram, KölnIna Bisterfeld, NümbrechtMichael Blachy, HamburgPhilipp und Iris Brachmann Paxino, StuttgartKarin und Werner Brünner, GundelfingenGiselda De Bruyne, StuttgartGabriele Bund-Weiss, StuttgartReiner und Wiltraud Burg, UlmKarsten Buss, HirschhornThomas Carmody, SchömbergDirk Cysarz, HerdeckeUwe Densch, Bremen †Sophia van Dijk, HerdeckeKlaus Georg Doenges, Essen †Vera Dorn, KasselFriedrich Edelhäuser, HerdeckeNils und Rike Ehmcke, Schlitz-SassenReiner Eichhorn, LudwigsburgMargit Engel, Niefern-ÖschelbronnWolfram Engel, Schwäbisch GmündKaterina Erinski, BerlinGesine Fay, KasselHartmut Fischer, BlaubeurenGisela Dorothea Förster, FreiburgAntony Foskett, NeustadtHeike und Oliver Friedländer, KühlungsbornHerbert Heinz Friedrich, ÜberlingenGundel Fürniss, LörrachFriedhelm und Anne Garbe, JenaAnton und Gabriele Gerretsen, AmelinghausenJulius Gfröreis, FrickingenMarkus Giesder, Bad Boll Elisabeth Göbel, GöttingenRobert Gorter, KölnAglaja Graf, UnterlengenhardtGisela Grauberger, GöppingenHeike Gross, Weil am RheinSabine Güldenring, MurrhardtUte Hackel, Bad HomburgCornelia Hahn, ÜberlingenE. Leonora Hambrecht, OwingenChristoph Handwerk, SchallstadtElfi Heckel, BadenweilerViola Heckel, BuchenbachEva Herweg, Velbert

Der Feundes- und Förderkreis

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Roland Heuchmer KielPeter Heusser, WittenOlaf Hobe, SammatzBrigitte von Holst-Eckert, HamburgArmin Husemann, OstfildernIngrid Hüther, WeimarLüder Jachens, StiefenhofenBrigitte Jacobi-Ternedde, NiefernGerlinde Jaekel, BremenJohanna Kalb, BerlinAnnette Kaufmann, BremenHans Christian Keil, SchopfheimWerner Kleine, ChemnitzErhard Kröner, HannoverRegine Kropp, Titisee-NeustadtChristine Kuhn, München Ute Küpper, FreiburgIngrid Küstermann, DortmundUrsula Sophia Langerhorst, HinterzartenAlfred Längler, WittenWolfgang Leonhardt, PforzheimWera Levin, DeggenhausertalKarla Lichtenknecker, BorchenCarol Lieckfeld, FreiburgFrieda Loeffler, WedelBart Maris, KrefeldPeter Matthiessen, HerdeckeLiane Maulbetsch, OberboihingenVeronika Mayen, MainzHans-Jürgen Melcop, BerlinMatthias Mochner, BerlinDorothee und Peter Morris, SchorndorfChrista Müller, StuttgartMichaela Müller, NahrendorfAndreas Neider, Weil im SchönbuchDorothea Pollok, ÜberlingenMarlene Purucker, StuttgartErika Radszat, LübeckChristine Rasch, StuttgartUrsula Rath, FreiburgMonika Reimer, HannoverSusanne Reubke, KölnKaren Riemann, BorchenErika Ritter, MünchenFlorian Roder, München

Claudius Römer, NortheimMona Ruef, HeidelbergHeinrich Sandkühler, Pforzheim Gabriele Savier-Dietz, UlsnisAndrea Schäfer, Bad KrozingenBenjamin Schmidt, KasselStefan Schmidt-Troschke, HerdeckeWalter Schneider, StuttgartMichaela und Michael Schnur, DresdenDietrich Scholl, KielEva Maria und Rainer Schöne, BerlinGerlinde Schultz, FriedrichsdorfAngelika und Leonhard Schuster, RohrlackMaria und Josef Selg, OberboihingenChristiane Starke, EchzellChristiane und Richard Steel, BerlinWolfgang Streit, StuttgartSilke Tillmann, WangenAnnegret Tixier, HeiligenbergHelga Trott, Bad LiebenzellSophia Uhlenhoff, GundelfingenWilhelm und Lioba Uhlenhoff, ÜberlingenKurt Urban, Bad WörishofenMaria Wasserfall, GöttingenMonika Wehner, ÜberlingenMichael Wilhelmer, BonnIngetraut Winkelmann, AhrensburgJohannes Wolter, HabichtswaldGabriele Wooge, BorchenCordula Zeylmans, ErsrodeJohanna Zeylmans, LörrachAmeli Zieseniß, IsernhagenAndreas Zucker, Salem-Weildorf

EnglandErnst G. und Judith Klahre-Parker, Sheffield Eileen Margaret Nobes, NailsworthCrispian Villeneuve, Holywood

FinnlandAnna Maija und Jan Penninck, Karjalohja

FrankreichChantal Bernard, Chatou

GriechenlandThomas Prange, Galaxidi

Der Feundes- und Förderkreis

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HollandUrsula Bentinck-Waldner, ZutphenMarianne Bongers, DriebergenJan Hendrik de Brey, VianenHan Campagne, BilthovenJan S. van Dam, DriebergenJoop van Dam, ZeistEls und Peter de Gruyl, Den HaagMartyn Halbertsma, MiddenbeemsterBernadette de la Houssaye-van Rooijen, ZeistJoost Laceulle, HaarlemJanny Mager, DelftTjeerd und Mariette van Rees Vellinga, ZeistChrista van Tellingen, ZeistMarijke van der Veen, BloemendaalTheodor J. Zimmermann, WarnsveldChristian Zwiauer, Zeist

ItalienFloriano Bolzonella, S. Maria Di SalaGiancarlo Buccheri, MilanoOmbretta Gareffa, Genova-NerviSigrid e Carlo Gerbaldo, Sarre-Chesalet Vera e Lorenzo Lorenzin, S. Martino di LupariEmanuela Portalupi, Milano

KanadaAngela Dutson, North Vancouver Ruth Tschannen, North Vancouver

LettlandVita Valdmane, Valmiera

LuxemburgJuliette Hoffmann, Luxemburg

NorwegenArne Enge, Oslo

ÖsterreichRobert de Clercq, WienElisabeth Erdmenger, BreitenfurtReinald Hitsch, WienMargareta Wagner, GrazAstrid Walther, Rief-Hallein

PakistanHellmut Hannesen, Lahore

PolenEwa Wasniewska, Gdynia

RusslandHelena Petschalina, St. Petersburg

SchottlandStefan Geider, Aberdeen

SchweizFranz Ackermann, SchwerzenbachElisa van Alphen, DornachChristoph Ammann, BuchMarion Ammann, DornachAlfred Konrad Anderegg, MünchensteinAndreas Arendt, LiestalMax Bänziger, BadenBaltz, Carina von, .DornachErika von Baravalle, DornachJanet Barker, ArlesheimBarbara von Behr-Negendanck, RolleRegula Bernhardsgrütter, GaisCorrado und Lisa Bertotto, ArlesheimFelicia Birkenmeier, BaselMichael und Beate Blume, DornachChristine Bornemann, ArlesheimErika Braglia, MendrisioMichael Brons, KüsnachtKarl Buschor, MünchensteinCornelia Buser, BaselDoris Buttschardt, ArlesheimGertrud David, DornachLore Degeller, KreuzlingenChristiane Deimann, DornachBarbara Fasnacht-Dällenbach, IttigenMarion Fischbach, DornachMozes Foris, ArlesheimMargrit Frischknecht, BrislachJutta Gädke-Timm, ArlesheimAnnemarie Gass, ArlesheimMichaela Glöckler, DornachGabriele Gomille, ArlesheimErika und Renzo Grasdorf, Sala CapriascaHilde Günther, ArlesheimIngrid Gutmann-von Schmidt, BaselEberhard und Clivia Hartwich, Dornach

Der Feundes- und Förderkreis

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Rosmarie Heider, ArlesheimChristian und Andrea Hitsch, DornachMargrit Hitsch-Schindler, IttigenBarbara Hübner, ArlesheimAnnette Dorothea Hug-Risel, BernIngeborg Husi-Furrer, DornachAndreas Jaeschke, ArlesheimChrista Jörk, ArlesheimChristoph Keller, GempenBrigitte Köber, WalkringenEa Koster, GempenAnnelies Külling, ArlesheimClifford Kunz, ArlesheimHans Jörg Landolt, BrioneMathilde von Ledebur, ArlesheimClaudia und Jürg Lehmann, ArlesheimAlmuth Liesenborghs, ArlesheimElsa Lieti, ViganelloNicole und Branko Ljubic, ArlesheimGertrud Maassen, ArlesheimPaul Mackay, DornachRegula Mahlerin, BernBruno Marti, DornachRuedi Mauch, WangsJoseph Morel, DornachPaul Mory, DornachNiklaus und Clara Müller, ZollikerbergSilvia und Georg Müller, ZürichBeat Nopper, ZollikofenEsther Nyffenegger, OcourtAstrid und Ulrich Oelssner, DornachChristoph und Beatrice Oling, ArlesheimAngelika Overstolz, ArlesheimDorothy A. Palma, HombrechtikonUrsula Piffaretti, ZugJoseph Purisima, BrissagoGerhard Roeber, ArlesheimAngeles Röthenbacher, ArlesheimChristine Ruckstuhl, LangenthalVeronika Ryser, ArlesheimErdmut Schädel, ArlesheimBarbara Schaeffer, WalkringenFelix Schirmer, BottmingenBettina und Peer Schleyerbach, DornachRuth Schmid, Einigen

Angelina Schmitz, ArlesheimMarcus Schneider, BaselAngi Schulthess, ArlesheimRuth Slama, ArlesheimNinetta Sombart, ArlesheimEva Johanna Stahl, DornachClara Steinemann, ArlesheimMargret Thiersch, DornachChristine Tittmann, ArlesheimRegula Utzinger, ArlesheimElisabeth Wagner, DornachWaldtraut Wienert, DornachBernhard Wingeier, AeschRegula Wolf, SchliernGudrune Wolff-Hoffmann, ArlesheimMichael und Mladenka Wolf-Todorovic, ArlesheimAndreas Worel, ArlesheimSeija und Peter Zimmermann, DornachHans und Päivi Hasler Lappalainen, DornachRuedi Mauch, Wangs

SlovakeiErich Sasinka, Bratislava

SpanienBeatriz Sanchez Segura, Madrid

SüdafrikaHerman Maghiel Hogerzeil, JohannesburgMartin Wigand, Hermanus

TschechienTomáš und Johanna Bonĕk, Prag Aneźka Janátová, Prag

UngarnAgnes Dobos, BudapestGertrud Egervari, IspankAgnes Kadas, BudapestBalázs Korcsog BudapestMaria Scherak, Budapest

Vereinigte Staaten von AmerikaMargrit Métraux, Copake NYTraute Page, Yonges IslandJannebeth Röell, Portland

Der Feundes- und Förderkreis

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Ita Wegman

Ansprache zur Eröffnung des Klinik-Anbaues 1927

enn von Menschen, die einer Weltanschauung angehören, in der das Übersinnliche eine Rolle spielt, etwas getan wird, dann wird

dieses Tun innerhalb dieser Weltanschauung immer zweierlei Charak-ter haben. Es wird, wenn das Tun nach außen gerichtet ist, dieses Tun ein exoterisches Gepräge haben, d. h. es wird so geartet sein, dass jeder Anders-Denkende es verstehen kann, sodass es nicht aus dem Rahmen fällt des schon Bestehenden. Es gibt aber innerhalb dieser Weltanschau-ung das andere Tun, das sich einreiht und sich orientiert nach übersinn-lichen Gesetzen.

Daran müssen wir denken, wenn wir heute hier zusammenge-kommen sind, um eine Tat zu verrichten, die nach innen und außen eine große Bedeutung hat. Es ist der Tag, an dem wir der Öffentlichkeit übergeben eine Stätte, von der aus unsere medizinische Arbeit kraftvoll sich nach außen entfalten soll, eine Stätte, in der Kranke und Müde an Körper und Seele Ruhe und Heilung finden sollen.

Diese Seite unseres äußeren Tuns wird von der Außenwelt mit Interesse beobachtet werden. Man wird ihm auch mit Kritik begegnen. Und umso glanzvoller wir dieses Tun einleiten, umso besser wird es sein. Dann wird dieser unser erster nach außen gewendeter Schritt von Erfolg gekrönt sein. Umso weltmännischer man sich dabei benimmt, umso bejahender wird das Echo von außen sein. Umso sicherer die Hal-tung derjenigen ist, die die Tat vollbringen, umso mehr wird dieselbe akzeptiert von solchen Außenstehenden, die sonst nur Kritik haben und eine negative Einstellung neuen Ideen gegenüber.

Aber was muss zu gleicher Zeit die Innenseite unseres Tuns sein? Als die gleichen Menschen, die so nach außen in weltmänni-

scher Art sich zu benehmen wissen, die mit sicherer Haltung den Men-schen entgegentreten können, die durch ihr Wissen die Aufmerksam-keit der Menschen auf sich lenken – als die gleichen Menschen müssen wir uns bewusst sein, dass noch ein anderes Tun von uns gefordert wird, ein Tun, mit dem wir uns nicht mehr nach außen richten, das vielmehr in unserm Herzen geboren werden muss, ein Tun, das dahin geht, sich nicht mehr nach den Menschen zu orientieren oder sich mit ihnen zu befassen, sondern sich als Glied hineinzustellen in die geistige Welt.

Ita Wegman – Ansprache zur Eröffnung des Klinik-Anbaues 1927

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Ganz real wollen wir als solche Menschen auf der einen Seite mit den Menschen und der Welt verkehren, auf der andern Seite mit den Göttern Umgang pflegen. Nimmt man die geistige Welt ernst, nimmt man sie real, dann muss selbstverständlich eine ganz andere Seelenstimmung, eine ganz andere Seelenverfassung herrschen in dem Momente, wo man sein inneres Auge, sein inneres Ohr, seine Seele dem hinwenden will, was die geistige Welt zu offenbaren hat. An Stelle der selbstsicheren stolzen Haltung muss demutvolle bescheidene Haltung eintreten, eine Haltung, in der man empfangen will, statt zu geben. Bis in die Gebärde und Geste muss sich diese Umwandlung vollziehen, der Kopf beugt sich wie nach innen lauschend, der Blick haftet nicht mehr an dem Glanz der äußeren Gegenstände, die sonst sein Interesse erwek-ken, sondern kehrt sich nach innen; die Hände falten sich in erwar-tungsvoller Versenkung, und die Seele wird still, lässt ab von dem, was sie sonst emotionell bewegt. Diese Umwandlung, diese Innenkehr muss vollzogen werden, will man seine innere Stimme, die Stimme des Gewissens, hören.

Und was sagt die Stimme des Gewissens, wenn man so still bescheiden und in Demut in sich hinein horcht, wie offenbart sie sich? Wenn man seelisch diese Stimme hört, dann erschrickt man zuerst, man fühlt sich klein, winzig klein, zu schwach, um zu ertragen, was sie uns sagt. Die Stimme des Gewissens fordert, sie fordert unerbittlich, sie fordert, nicht zu wanken in unserm Vertrauen gegenüber der geistigen Welt, nicht nachzulassen in der Erfüllung unserer Pflichten; sie ver-langt, Schicksalsschläge mutig auf sich zu nehmen, mögen sie noch so schwer, noch so unbegreiflich sein.

Und hört man noch intimer hin auf diese Stimme des Gewis-sens, dann sagt sie wiederum in aller Strenge: Zu viel Persönliches ist noch in dir. Nicht ist die geistige Welt zu erreichen mit so viel Egoismus in dir; gib dein Ich auf. Diese Aufforderung, sein eigenes Ich aufzuge-ben, ist von ungeheurer Tragweite.

Zuerst ist man fassungslos. Sein eigenes Ich aufgeben, würde ja nach dem gewöhnlichen Bewusstsein bedeuten, ein schwächlicher Mensch zu werden. Aber schon klingt es in einem: Michael wohnt in dir, du siehst mit seinen Augen, du hast Christuskraft, du hast Weihe-Macht.

In dem Masse, als man sein Eigen-Ich auslöschen kann, wird es hell und licht in uns, und klar steigt die Empfindung in uns auf, dass niemals das eigene Ich da sein kann, wenn Michaelskräfte, wenn Chri-stuskraft, wenn Weihe-Macht einen überschatten will oder sich geistig in einem vereinen wollen. Da muss das Persönliche zurückgedrängt werden, die Eigenliebe muss getötet werden.

Und vollzieht sich das in einem, dann kann man das Bild haben der überwindenden, blutenden Schlange, die sich verwandelt in das Kreuz, und die Kräfte des Blutes wandeln sich uns in leuchtende Sterne. Sieben Sterne umstrahlen das Kreuz. Die Kräfte von sieben leuchtenden Sternen fühlt man im Herzen, sie strahlen nach allen Seiten so stark, dass es in einem innerlich licht wird. Das in sich zu fühlen, müssen wir anstreben. So wird man zum Gefäß und Mittler für die Taten der geisti-gen Welt.

Wir müssen in den Weihestunden mit Demut und aller Beschei-denheit unser Ich opfern, damit Götter in uns wohnen können und Besitz ergreifen von Denken, Fühlen und Wollen. Auf diese Weise erhalten wir auch für unser Tun nach außen erst die richtige Kraft, das Ich bekommt dadurch den rechten Rückhalt; es wird das Ich so gestärkt, dass man das richtige Selbstbewusstsein erhält, dass es einen durch-dringt von dem Kopf bis zu den Füssen und bis hinein in die Fingerspit-zen. Der Mediziner, der diesen beschriebenen Weg nicht nimmt, wird seine Weltenaufgabe nicht erfüllen können.

Und wenn wir, meine lieben Freunde, zusammengekommen sind zur feierlichen Eröffnung der Klinik hier, so würden alle Feierlich-keiten, die zu dieser Eröffnung angesetzt sind, keine Bedeutung haben, wenn sie noch so glanzvoll verlaufen werden, sie würden verklingen und vergessen werden, wenn nicht in den Herzen von denjenigen, die mit der Arbeit dieser Klinik verbunden sind, neben dem exoterischen Nach-Außen-Wirken ein inneres esoterisches Leben gepflegt wird.

Und so soll es für uns jetzt bedeutungsvoll sein, wenn die Worte unseres Lehrers Rudolf Steiner, mit denen er sich mit uns verbunden hat, als er noch im physischen Leibe zu uns sprach, als erste hier in die-sem Raum zu seiner Weihe ausgesprochen werden, die Worte, die anläs-slich der Grundsteinlegung der Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach gegeben worden sind, die stets in unseren Herzen leben sollen:

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Menschenseele! Du lebest in den Gliedern, Die dich durch die Raumeswelt Im Geistesmeereswesen tragen: Übe Geist-Erinnern In Seelentiefen, Wo in waltendem Weltenschöpfer-Sein Das eigne Ich Im Gottes-Ich Erweset; Und du wirst wahrhaft leben Im Menschen-Welten-Wesen.

Denn es waltet der Vater-Geist der Höhen In den Weltentiefen Sein-erzeugend. Seraphim, Cherubim, Throne, Lasset aus den Höhen erklingen, Was in den Tiefen das Echo findet; Dieses spricht: Ex deo nascimur. Das hören die Elementargeister Im Osten, Westen, Norden, Süden; Menschen mögen es hören.

Menschenseele! Du lebest in dem Herzens-Lungen-Schlage, Der dich durch den Zeitenrhythmus Ins eigne Seelenwesensfühlen leitet: Übe Geist-Besinnen Im Seelengleichgewichte, Wo die wogenden Welten-Werde-Taten

Ita Wegman – Ansprache zur Eröffnung des Klinik-Anbaues 1927

Das eigne Ich Dem Welten-Ich Vereinen; Und du wirst wahrhaft fühlen Im Menschen-Seelen-Wirken.

Denn es waltet der Christus-Wille im Umkreis In den Weltenrhythmen Seelen-begnadend. Kyriotetes, Dynamis, Exusiai, Lasset vom Osten befeuern, Was durch den Westen sich gestaltet; Dieses spricht: In Christo morimur. Das hören die Elementargeister Im Osten, Westen, Norden, Süden; Menschen mögen es hören.

Menschenseele! Du lebest im ruhenden Haupte, Das dir aus Ewigkeitsgründen Die Weltgedanken erschließet: Übe Geist-Erschauen In Gedanken-Ruhe, Wo die ew‘gen Götterziele Welten-Wesens-Licht Dem eignen Ich Zu freiem Wollen Schenken; Und du wirst wahrhaft denken In Menschen-Geistes-Gründen.

Denn es walten des Geistes Weltgedanken Im Weltenwesen Licht-erflehend. Archai, Archangeloi, Angeloi, O lasset aus den Tiefen erbitten, Was in den Höhen erhöret wird; Dieses spricht: Per spiritum sanctum reviviscimus. Das hören die Elementargeister Im Osten, Westen, Norden, Süden; Menschen mögen es hören.

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In der Zeiten Wende Trat das Welten-Geistes-Licht In den irdischen Wesensstrom; Nacht-Dunkel Hatte ausgewaltet; Taghelles Licht Erstrahlte in Menschenseelen; Licht, Das erwärmet Die armen Hirtenherzen; Licht, Das erleuchtet Die weisen Königshäupter.

Göttliches Licht, Christus-Sonne, Erwärme Unsere Herzen; Erleuchte Unsere Häupter;

Daß gut werde, Was wir aus Herzen Gründen, Was wirAus Häuptern Zielvoll führen wollen.