JAGD - Helmut Hofmann GmbH 70 098-103 Jagd.pdf · Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv,...

6
JAGD 98 | VISIER. de

Transcript of JAGD - Helmut Hofmann GmbH 70 098-103 Jagd.pdf · Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv,...

Page 1: JAGD - Helmut Hofmann GmbH 70 098-103 Jagd.pdf · Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv, Firmenfotos Im Anlauf V on „Anlauf“ spricht der Waidmann, wenn sich das Wild bei Drückjagden

JAGD

98 | V ISIER.de

VS 70 098-103 Jagd.indd 98 23.10.13 13:50

Page 2: JAGD - Helmut Hofmann GmbH 70 098-103 Jagd.pdf · Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv, Firmenfotos Im Anlauf V on „Anlauf“ spricht der Waidmann, wenn sich das Wild bei Drückjagden

Foto

s: M

icha

el S

chip

pers

, VIS

IER-

Arc

hiv,

Firm

enfo

tos

Im AnlaufVon „Anlauf“ spricht der Waidmann, wenn

sich das Wild bei Drückjagden seinem Stand nähert, wenn es also auf ihn zu-

kommt. Seit ein paar Jahren bewegt sich aber noch etwas ganz anderes auf den deutschen Jä-gersmann zu – klar, die Rede ist hier von halbau-tomatischen Büchsen. Diese fi nden insbesonde-re bei der oben angesprochenen Form der Treibjagd immer mehr Liebhaber. Während sich vor gerade mal einer Dekade noch kaum ein Jä-ger mit einem der als nicht waidgerechten „Voll-

ernter“ verschrieenen Selbstlader zu einer Ge-sellschaftsjagd traute, ebneten Modelle wie die HK SLB 2000, Merkel SR1 und Sauer S 303 hier inzwischen den Semiautos den Weg. Sicher hat auch das Renommee der beiden letztgenannten Hersteller unter den Hubertusjüngern dazu bei-getragen, dass die jagdlichen Selbstlader in deutschen Revieren an Boden gewonnen haben.

Ganz anders sieht es da aber vielerorts noch mit Gewehren auf AR-Basis aus. Hier hilft es auch

JAGD

V ISIER.de | 99VISIER | SPECIAL 70-2013

VS 70 098-103 Jagd.indd 99 23.10.13 13:50

Page 3: JAGD - Helmut Hofmann GmbH 70 098-103 Jagd.pdf · Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv, Firmenfotos Im Anlauf V on „Anlauf“ spricht der Waidmann, wenn sich das Wild bei Drückjagden

nichts, wenn diese in den bei Repetie-rern inzwischen im Trend liegenden jagdlichen Tarnmustern auftreten. Nach wie vor ist es die Regel, dass derjenige, der mit einem AR bei einer Gesell-schaftsjagd auftaucht, des Feldes ver-wiesen wird – meist unter dem Vorwand „Kriegswaffen haben hier nichts verloren“ oder „So was ist doch nicht waidgerecht“.

Dabei spricht das erste Argument nicht gerade für die waffenrechtlichen Kennt-nisse des Proklamierenden: Mit einer

Kriegswaffe taucht sicher keiner bei ei-ner Jagd auf, die sind nämlich in Deutsch-land verboten. Dagegen bringen die meisten der von den hier opponierenden Traditionalisten so hochgelobten und „bewährten“ 98er Systeme echte Kriegserfahrung mit. Sie stammen oft aus Waffen, die zumindest in einem der beiden Weltkriege geführt wurden. Da-von gab es freilich nach den Kriegen so viele, dass Büchsenmacher sie als güns-tige Systemlieferanten für Jagdgewehre verwerteten. Und das reichlich.

Hübsch garniert mausert sich ein Black Rifl e schnell zu einem attraktiven Hingucker. Hier der „Eigenbau“ eines US-Jägers mit Teilen von Umlaut, Troy, Kings Armory, Mag-pul, Noveske, Rock River Arms und Daniel Defense in .50 Beowulf für wehrhaftes Wild.

Ein AR-Look-alike wie das Remington VTR 597 provoziert bei so manchem deutschen Jäger starke Aversionen und Zweifel an der „Waidgerechtigkeit“. Dagegen haben Waffen in der Optik des VTR 597 Blaze Camo im selben Kaliber sich längst in diesen Kreisen etabliert. Dabei operiert in beiden „Schonzeitbüchsen“ das gleiche System.

Ebenso wenig zieht das Argument der mangelnden Waidgerechtigkeit. Befasst man sich näher mit diesem ethisch be-gründeten und sich ständig weiterent-wickelnden Begriff, merkt man schnell, dass damit ein bestimmter Waffentyp gar nicht gefasst werden kann.

Denn bei dem gern zitierten Begriff der Waidgerechtigkeit geht es in erster Li-nie darum, so zu jagen, dass dem Tier möglichst unnötige Schmerzen erspart werden. Und das ist sicher keine Sache der äußeren Erscheinung, sondern der ballistischen Eigenschaften, die eine Waffe respektive die daraus zu verschie-ßende Munition mitbringen. Zumal der Gesetzgeber diese ballistischen Anfor-derungen an das Kaliber (je nach Wild-art) eindeutig defi niert hat. Demnach bringt eine .223 Remington bei entspre-chender Laufl änge sicher die für Reh-wild vorgeschriebenen 1000 Joule Ge-schossenergie auf 100 Meter Entfernung. Und eine .308 Winchester mit gutem Jagdgeschoss aus einem AR-10 reicht al-lemal für die Jagd auf alles übrige bei uns vorkommende Schalenwild.

Es ist demnach vielmehr eine Frage des für manche zu martialisch wirkenden Aussehens der AR-Klone, die den deut-schen Waidmann unter den genannten Vorwänden Abstand von diesen Waffen

JAGD

100 | V ISIER.de VISIER | SPECIAL 70-2013

VS 70 098-103 Jagd.indd 100 23.10.13 13:50

Page 4: JAGD - Helmut Hofmann GmbH 70 098-103 Jagd.pdf · Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv, Firmenfotos Im Anlauf V on „Anlauf“ spricht der Waidmann, wenn sich das Wild bei Drückjagden

Die Remington-Modelle R-15 und R-25 (o.) zählten zu den ersten, im Waldtarnmuster über den Atlantik gereisten Modellen auf AR-Basis für den deutschen Markt. In den USA bietet der Hersteller die R-15 inzwischen in neun verschiedenen Ausführungen und Kalibern von .223 Rem. bis .450 Bushmaster an. Das R-25 gibt´s in .243 und .308 Win., 7 mm-08 Rem, aber nur in einer Ausführung.

nehmen lässt. Die praktischen Vorteile, die solche Büchsen mitbringen, fallen dabei schnell unter den Tisch: Welche andere Waffenplattform bietet diese Möglichkeiten der individuellen Anpas-sung an den Schützen? Die können sich ansonsten nur betuchte Jäger leisten – etwa in Form von Maßschäften. Vom schier unüberschaubaren Angebot an Anbauteilen wie Zweibeinen, Griffen, Klappvisieren oder Tuningteilen fürs System gar nicht zu sprechen.

Das alles könnte die AR-Familie im Selbstlader-Bereich zu dem machen, was das 98er System hierzulande noch immer für das Jagdrepetierersegment ist: Ein Systemlieferant, den findige und in diesem Fall auch willige Büchsen- macher als Basis für moderne Jagd-selbstlader begreifen und nutzen. Hier sind gegebenfalls auch Pioniere ge-fragt, die sich – wie etwa Hauck & Weber im Bereich der Unterhebelrepetierer –

mit dem Thema einer „traditionelleren“, auf die deutsche Jägerklientel abge-stimmten Schäftung befassen. Das Inte-resse dafür ist bei der Kundschaft vor-handen, wie die bereits im Artikel „Alles von hier“ (ab Seite 40) genannten Ver-kaufsquoten von bis zu 30 Prozent der in

Deutschland verkauften AR-Gewehre an Jagdscheininhaber belegen. Ein Teil der hiesigen Jägerschaft ist also bereits von dem AR-Faible befallen. Jetzt gilt es für die Branche, neben diesem wohl eher technikaffinen Kundenkreis auch die traditionelleren Waidmänner anzuspre-

Die neue Mossberg MMR Hunter – in .223 Remington oder .308 Winchester zu haben – hat in den Staaten bereits das ein oder andere Jägerherz erobert. In Deutschland wartet die Selbstladebüchse, die auch in Wald- oder Schilftarnoptik offeriert wird, noch auf das „Go“ vom Bundeskriminalamt, sprich: den BKA-Feststellungsbescheid.

Weinstraße 1 · D-71384 WeinstadtE-Mail: [email protected] - www.waffenstahl.de

Weinstraße 1 · D-71384 Weinstadt

Thanks US-Army Special Force for cooperation!

JAGD

VS 70 098-103 Jagd.indd 101 23.10.13 13:50

Page 5: JAGD - Helmut Hofmann GmbH 70 098-103 Jagd.pdf · Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv, Firmenfotos Im Anlauf V on „Anlauf“ spricht der Waidmann, wenn sich das Wild bei Drückjagden

AR International IV

Tschechische Republik Der Prager Ingenieur Pavel Vosatka produziert eine ganze Reihe AR-Varianten. Dabei kombiniert er das Kalaschnikow-Gas-System mit dem AR zum „V-AR“ (www.v-ar.cz). ProArms CZ fertigte einige Zeit lang hochwertige ARs basierend auf Gehäusen von Dlask, Imperial Defence oder Oberland Arms. Seit 2013 produziert ProArms mit dem „PAR Mk3“ eine eige-ne Serie von Piston-ARs. Die Waffen werden in Deutschland von Helmut Hofmann vertrieben. (www.proarms.cz / www.helmuthofmann.de)

TürkeiAus dem Land am Bosporus stammt eine ganze Reihe von ARs verschiedener Hersteller. Einer davon ist Safariarms Co. Ltd. Der Hersteller aus Istanbul fertigt vier Flinten im AR-Design im Kaliber .410 Bore. Sie lehnen sich an das M 16 A1 (Clas-sic und Classic-S mit Schubschaft) und das T-14 (Compact und Compact-S) an. Die Firma bietet auch Wechsel-Upper an (www.safariarms.com/eng.html). Weitere Schrot-ARs werden bei der Firma Akdalarms gefertigt. Das ebenfalls in Istanbul beheimatete Unternehmen produziert die Selbstla-deflinte MKA 1919 (siehe dazu VISIER 7/2013) im Kaliber 12 (www.akdalarms.com).

Vereinigtes KönigreichAuch wenn die Briten aufgrund ihres strengen Waffenge-setzes nur über einen sehr überschaubaren einheimischen Markt verfügen, gibt es doch eine ganze Reihe von ARs made

in the UK. Imperial Defence Services Ltd. fertigt das M 16 A3, MG 4 A5 (M 4-Klon) und das MG 4 A6 (PDW) für Zivilanwender, Militär und Polizeien weltweit. Daneben verkauft der Her-steller auch Receiver und andere Teile von Fremdherstellern (www.imperialdefence.co.uk). Die „Southern Gun Compa-ny“ hat sich den britischen Gegebenheiten angepasst und fertigt ARs für den Binnenmarkt als Gradzugrepetierer mit Ladehebel auf der rechten Seite des Verschlussträgers. Die Waffen sind auf den britischen Inseln sehr beliebt, mehr als 1000 Stück verließen bereits die Werkhallen (www.sou thern-gun.co.uk). An betuchtere Kunden richten sich die ARs von Bradley Arms of London. Der Hersteller fertigt Waf-fen und Teile für den heimischen Markt (www.bradleyarms.com). Ein weiterer Hersteller von Gradzug-ARs ist Target Shooting Services (TSS). Im Gegensatz zu den Gewehren der Southern Gun Company lädt man die ARs von TSS wie ge-wohnt über den AR-Ladegriff. TSS verkauft seine Produkte über die britische Webseite www.ar15.co.uk.

Volksrepublik ChinaNorinco (China North Industries Corperation) produzierte und exportierte viele Jahre lang Kopien des M 16 A1 unter dem Namen CQ. Das Pekinger Unternehmen verkaufte auch entsprechende Produktionsanlagen. Bevor die USA 1993 den Import von chinesischen Waffen untersagten, verkaufte Norinco sein halbautomatisches Modell 311 in die Staaten. Diese Gewehre konnten zwar nur mit einem mittelmäßigen Finish aufwarten, galten aber als sehr zuverlässig und präzi-se. Heute exportiert Norinco immer noch halbautomatische ARs nach Kanada (www.norinco.com.cn). GPJ

chen und zu überzeugen. Denn zur Waid-gerechtigkeit gehört auch, sich neuer Techniken zu bedienen, die es erleich-tern, der Verpflichtung zur Hege nach-zukommen. Und zu solchen Neuerungen gehören neben den derzeit ebenfalls

heiß diskutierten Schalldämpfern und Nachtsichtzielgeräten nun einmal auch neue, erschwingliche und vor allem zu-verlässige Halbautomaten. Angesichts ausufernder Schwarzwildbestände mit Reproduktionsraten von bis zu 300 %

sollte man solche Innovationen zumin-dest ernsthaft mit ins Kalkül ziehen. Denn alles andere ist nicht waidgerecht und schon gar nicht, wenn es dabei wohl in erster Linie um Äußerlichkeiten geht.

Wie kommentierte doch jüngst ein ge-standener Waidmann mit an die 40 ge-lösten Jahresjagdscheinen das im vom Verfasser vorgeführte AR-15-Derivat: „Schön ist es nicht gerade, aber der Bock sieht́ s ja nicht – dem ist es sicher auch egal, was da auf ihn schießt.“ AW

Immer für einen Fuchs gut: Das DAR-15 M 5 Advanced (hier mit Aimpoint Comp M 4S) wurde zwar für den Schießstand konzipiert, schlägt sich aber nicht nur wegen seines Lothar-Walther-Laufes auch gut als Varminter im Revier.

JAGD

102 | V ISIER.de VISIER | SPECIAL 70-2013

VS 70 098-103 Jagd.indd 102 23.10.13 13:50

Page 6: JAGD - Helmut Hofmann GmbH 70 098-103 Jagd.pdf · Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv, Firmenfotos Im Anlauf V on „Anlauf“ spricht der Waidmann, wenn sich das Wild bei Drückjagden

VS 70 098-103 Jagd.indd 103 23.10.13 13:50