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Jahrbuch 2008/2009

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Jahrbuch 2008/2009

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Inhalt

Vorwort des Präsidenten der Johannes Gutenberg-UniversitätMainz .............................................................................................. 2

Vorwort der Sprecher der Gutenberg-Akademie .............................. 3

Aktuelle Mitglieder der Akademie ................................................... 5

Aktive Juniormitglieder ............................................................... 5

Seniormitglieder ........................................................................ 27

Zu Beginn des Akademiejahres 2009/2010 aufgenommeneJuniormitglieder ........................................................................ 59

Ehemalige Mitglieder der Gutenberg-Akademie............................ 67

Passive Juniormitglieder ........................................................... 67

Ehemalige Seniormitglieder ...................................................... 81

Veranstaltungen ............................................................................ 86

Aufnahmeveranstaltung der Gutenberg-Akademie 2008.......... 86

Round Table-Veranstaltungen .................................................. 88

Ehrungen und Preise...................................................................... 98

Aktivitäten – von der Gutenberg-Akademie gefördert ................ 104

Studienreise Bologna .............................................................. 104

Forschungsreisen und Tagungsteilnahmen ............................. 109

Zum Auswahlverfahren für Juniormitglieder................................ 116

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Vorwort des Präsidenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

In der Gutenberg-Akademie treffen sich unsere renommiertesten Wis-senschaftler und unsere herausragendsten Doktorandinnen und Dokto-randen – dieser exklusive Kreis, der nach dem Prinzip des Mentoringsfunktioniert, bildet die Spitze der unterschiedlichen Bemühungen derJohannes Gutenberg-Universität zur Förderung des wissenschaftlichenNachwuchses. Bei Begutachtungen und anderen Anlässen wird unsereUniversität des Öfteren um dieses äußerst innovative Mittel zur Förde-rung junger, hoch begabter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlersowie Künstlerinnen und Künstler beneidet. Umso mehr freut es mich,dass die Gutenberg-Akademie mit der Herausgabe dieses ersten Jah-resberichts im dritten Jahr ihres Bestehens einen Einblick in die Tätig-keiten und Aktivitäten ihrer Mitglieder gibt. Dieser Jahresbericht um-fasst daher neben aktuellen Portraits der Senior- und Juniormitgliederder Akademie auch Berichte über die Aktivitäten der Gutenberg-Akademie: den monatlichen Round Table, aber auch Tagungs- undStudienreisen. Ich bin sicher, dass das Jahrbuch eine interessante undinformative Lektüre bietet und wünsche der Gutenberg-Akademie undihren Mitgliedern weiterhin viel Erfolg!

Prof. Dr. Georg KrauschPräsident der Johannes Gutenberg-

Universität

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Vorwort der Sprecher der Gutenberg-Akademie

Es ist eine der Kernaufgaben der Johannes Gutenberg-UniversitätMainz, die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -nachwuchswissen-schaftler der Hochschule zu fördern. Seit einigen Jahren werden dieAnstrengungen intensiviert, Promovierende miteinander zu vernetzenund in ihren Kompetenzen zu stärken. In diesem Rahmen wurden diePromotionsstudien an der Universität Mainz – ein universitäres Ge-samtkonzept – ins Leben gerufen. Ein wichtiger Baustein in diesemKonzept, der die Exzellenz der Nachwuchsforschung innerhalb diesesProgramms repräsentiert, ist die Gutenberg-Akademie.

Das Potential herausragender Nachwuchswissenschaftlerinnen und-wissenschaftler sowie junger Künstlerinnen und Künstler fördern – diesist die Aufgabe der Gutenberg-Akademie seit ihrer Gründung im Jahr2006. Zur Erreichung dieses Ziels legt die Akademie großen Wert dar-auf, ein anregendes intellektuelles Umfeld zu bieten und einen regel-mäßigen interdisziplinären Austausch zu ermöglichen. Dies wird ge-währleistet durch eine inhaltliche Ausgestaltung der Treffen durchSenior- und Juniormitglieder selbst – wie Sie im Folgenden feststellenund lesen können. Somit gelingt eine inhaltliche und thematische Brei-te. Der dazu initiierte regelmäßig stattfindende Round-Table ermöglichtinteressante Gespräche, Austausch, Diskussionsrunden und Horizont-erweiterung in Bezug auf unterschiedlichste Themen.

Eine wichtige Aufgabe der Gutenberg-Akademie ist aber auch die Un-terstützung und Förderung des Aufbaus von Netzwerken der Junior-mitglieder. Dies soll auf unterschiedlichsten Ebenen gelingen: innerhalbder Gutenberg-Akademie und der Universität Mainz, mit Persönlichkei-ten des Öffentlichen Lebens sowie innerhalb der jeweiligen Scientificbzw. Artist Community. Auch zu diesen Möglichkeiten werden dieJuniormitglieder berichten.

Am 20. April diesen Jahres werden die in der vierten Auswahlrundeaufgenommenen Juniormitglieder offiziell in die Akademie beitreten.Für uns startet damit auch das neue Akademiejahr. Wir freuen uns aufden Austausch mit den neuen Mitgliedern und auf ihre Beiträge. Wirhoffen, mit diesem Jahresbericht das Interesse für die Akademie sowohlbei Doktorandinnen und Doktoranden, jungen Künstlerinnen und Küns-tlern, aber auch ihren Betreuerinnen und Betreuern wecken zu können– denn sie sind es, die den Nachwuchs für die Akademie vorschlagenund ihnen die Möglichkeiten der Akademie eröffnen können. Die In-

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formationen zum Auswahlverfahren werden in diesem Jahresberichtkurz erläutert.

Lernen Sie in diesem Bericht aber auch die aktuellen und ehemaligenMitglieder der Akademie kennen, verschaffen Sie sich einen Eindruckdarüber, wie die inhaltliche Arbeit der Akademie aussieht und welcheMöglichkeiten sich aus einer Mitgliedschaft ergeben. Wir wünschenIhnen viel Freude bei der Lektüre.

Prof. Dr. D. DörrSprecher der Gutenberg-

Akademie

Prof. D. J. KusberStellv. Sprecher der Gutenberg-

Akademie

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Aktuelle Mitglieder der Akademie

Aktive Juniormitglieder

Elisabeth Balß-Brehm

Fachbereich:

FB 05: Philosophie und Philologie/Neueredeutsche Literatur

Betreuer:

Prof. Dr. Andreas Solbach

(Arbeits-)Titel der Dissertation:

Rezeption und Rezeptionssteuerung in aktueller erfolgreicher Literatur

Abstract:

Erfolgreicher Literatur gelingt es, eine breite und durchaus stark hete-rogene Rezipientengruppe zu begeistern. Was bietet das Lesen demFreizeitleser ganz grundsätzlich und wie wird dieses Rezeptionsempfin-den beeinflusst? Inwiefern wird es durch die rezipierten Texte ge-steuert? Warum sind bestimmte Genremuster bei besonders vielenLesern populär, was macht sie so beliebt? Diesen Fragen widmet sichmein Dissertationsprojekt.

Indem zunächst allgemeine Rezeptionsmechanismen beim Lesen zurUnterhaltung skizziert werden, kann – noch unabhängig von konkretennarrativen Texten – eine Entwicklung von Bedingungsfaktoren für dasWirkungspotential literarischen Lesens erfolgen.

Mit Blick auf eine breite Anzahl besonders verbreiteter narrativer Textelassen sich verschiedene genreübergreifende Strukturen und Verfah-rensweisen der Rezeptionssteuerung beobachten, die allgemeine Ten-denzen aktueller erfolgreicher Literatur darstellen und zusammenge-fasst eine Charakterisierung des aktuellen Bestsellermarktes und der-zeit bevorzugter Strategien der Lesemotivation sowie Leserlenkung

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ermöglichen. Diese Verfahren treten jeweils in unterschiedlicher Intensi-tät kombiniert auf, wodurch nicht nur mehr Rezipienten, sondern auchim individuellen Rezipienten verschiedene Ebenen des Rezeptionserle-bens angesprochen werden.

Das Wirkungspotential von Einzeltexten und Reihen, die besonderspopuläre Genres repräsentieren, wird in einem weiteren Schritt unter-sucht, indem die Eigenschaften zur Lesemotivation analysiert werdenund somit die Rekonstruktion einer konkreten Verfahrensstruktur derRezeptionsteuerung erfolgen kann. Durch die Untersuchung auf festeStrukturen lassen sich also besonders wirkungsstarke Genremusterabstrahieren und es wird möglich, Mechanismen der Wirkungsweisedieser Muster zu erklären.

Insgesamt sollen also in einem Dreischritt zunächst allgemeine Aspektedes Freizeitlesens beleuchtet werden, auf die dann eine Erarbeitungvon Wirkungsmustern aktueller erfolgreicher narrativer Texte aus ver-schiedenen Genres folgt, der sich wiederum die Analyse besonderserfolgreicher Genres und sie repräsentierender Texte anschließt. So sollein Überblick über die Motive und Motivationen zum und beim Lesenaktueller populärer Literatur zur Unterhaltung erfolgen.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2007

Interner Mentor:

Prof. Dr. Ludwig Striegel

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Matthias Däumer

Fachbereich/Fach:

FB 05: Philosophie und Philologie/Deut-sches Institut/Theaterwissenschaft

Betreuer:

Prof. Dr. Friedemann Kreuder

Prof. Dr. Uta Störmer-Caysa

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Stimme im Raum und Bühne im Kopf. Untersuchung des performativenPotentials höfischer Epen

Abstract:

Die Dissertation nimmt ihren Anfang bei einer Binsenweisheit der me-diävistischen Germanistik, die besagt, dass die bedeutendsten Objekteihrer Untersuchungen, die narrativen und lyrischen Schöpfungen des12. und 13. Jahrhunderts, zur Zeit ihres Entstehens nicht als Lesetexteverstanden wurden, sondern dass das hauptsächliche Medium derVerwirklichung von Texten der Vortrag war. In der Literaturwissen-schaft führt dies dazu, dass zwar der Begriff „Leser“ in mediävistischenArbeiten meist gemieden und durch „Zuhörer“ ersetzt wird, abgesehenvon diesem Austausch wird das Epos jedoch meist noch immer nachden Regeln der Schrift und nicht nach denen des gesprochenen Wortesbehandelt. Um dieser Diskrepanz entgegenzuwirken, wird über dieDenkfigur eines „Rezitators“ ein Kommunikationsmodell entwickelt,auf dessen Basis sich die in den Texten abzeichnenden performativenPraktiken beschreiben lassen. Zu diesen Praktiken zählen so genannte„raumverschaltende Techniken“, d.h. vom Dichter konzipierte und vomRezitator ausgeführte Eingriffe in den Ablauf des fiktiven Geschehens,die in einem illusionären Akt den Raum der Fiktion in den Raum derrealen Aufführung münden lassen. Die gegenläufige Tendenz, also dieanti-illusionistische Kontrastierung der Realität mit der Fiktion werdenunter dem Brecht’schen Begriff des „Verfremdungseffekts“ behandelt.

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Dazu zählen u.a. performative Fügungen an den Bruchstellen der Ro-mane, d.h. an den noch heute im Text nachweisbaren Passagen, mitdenen der eine Vortag endete und der nächste begann. Die an diesenZäsuren anzutreffenden Techniken (wie z.B. die des „Cliffhangers“)führen zu der allgemeinen Frage, ob es, wie bei modernen Formen desErzählens in Fortsetzungen (Kolportageromane, TV-Serien, etc.), in derVortagspraxis des mittelalterlichen Rezitators eine eigene Ästhetik desSeriellen gab, die unsere Gegenwart mit dem Mittelalter verbindet. DieKategorisierung dieser und anderer Praktiken sowie die Analyse meta-performativer Diskurse führt zur Etablierung einer eigenständigeninterdisziplinären (theaterwissenschaftlichen wie philologischen) Me-thodik der Interpretation, die hilft, die textuellen Artefakte des Mittelal-ters in der Art zu beleuchten, in der sie ursprünglich verstanden seinwollten: als Partituren performativer Praktiken.

Mitglied der Akademie seit:

2008

Interner Mentor:

Prof. Dr. Stephan Füssel

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Micha Gerrit Philipp Edlich

Fachbereich/Fach:

FB 05: Philosophie und Philologie/Departmentof English and Linguistics, American Studies

Betreuer:

Prof. Dr. Alfred Hornung

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Writing Nature, Writing Selves: The Ecotone of Ecobiography

Abstract:

In meiner Dissertation mit dem Arbeitstitel „Writing Nature, WritingSelves: The Ecotone of Ecobiography“ untersuche ich das bisher nochrelativ unbekannte literarische Genre der Ökobiographie (ecobiogra-phy), eine hybride Textgattung, in der Elemente von Umweltliteratur(environmental literature) mit mehr oder weniger traditionellen Merk-malen von autobiographischem Schreiben (life writing) verbundenwerden. In theoretischer Hinsicht ist diese Untersuchung zum einen inden literaturwissenschaftlichen Bereichen der Autobiographieforschungund des sog. ecocriticism verortet, einem neuen und „grünen“ For-schungszweig, der in den Vereinigten Staaten, Kanada oder auchGroßbritannien bereits seit geraumer Zeit institutionalisiert ist und derseit einigen Jahren auch in Kontinentaleuropa und besonders Deutsch-land immer mehr an Zulauf gewinnt. Da sich mit den bisherigen indiesen beiden Bereichen entwickelten Methoden das Genre der eco-biography jedoch noch nicht ausreichend beschreiben lässt, bedarf eseines umfassenderen, interdisziplinären Ansatzes, in dem auch Ergeb-nisse aus anderen relevanten Forschungsfeldern integriert werden. Ausdiesem Grund werden für diese Analyse von nordamerikanischen Öko-biographien auch u. a. Erkenntnisse aus der Ökologie oder Teilberei-chen anderer Disziplinen, z. B. der Philosophie (environmental philoso-phy) oder Psychologie (environmental psychology), herangezogen, denn

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nur ein derart vielschichtig gestalteter Ansatz erlaubt es, das sich kon-tinuierlich wandelnde Genre der ecobiography und die stets in diesenTexten enthaltenen Konzeptionen von menschlicher Identität und öko-logischer Identität (ecological identity) adäquat zu beschreiben. Ermög-licht wird so auch eine Erweiterung des derzeitigen Kanons der Um-weltliteratur um weitere bedeutsame Texte und eine literaturhistorischeBeschreibung des Genres von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute.

Mitglied der Akademie seit:

2008

Amt in der Akademie:

seit 2008 Sprecher der Juniormitglieder

Interner Mentor:

Prof. Dr. Gerhard Technau

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Sascha Hofmann

Fachbereich/Fach:

FB 06: Angewandte Sprach- und Kulturwis-senschaft/Allgemeine Translationswissen-schaft

Betreuer:

Prof. Dr. Dieter Huber

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Prozessgestütztes Übersetzen – Vom funktionalen Übersetzungsprozesszum Geschäftsprozessmodell für die Dienstleistung Übersetzen

Abstract:

Das Übersetzen gilt oft als kreative, linguistische Tätigkeit, die nichtunbedingt mit dem Erstellen eines Produktes in Verbindung gebrachtwird. Dabei hat sie sich insbesondere im Zuge der Globalisierung in denvergangenen Jahren zu einer modernen Dienstleistung gewandelt. Trotzdieser sichtbaren Veränderung des Übersetzens hin zu einer produkti-onsorientierten Tätigkeit, zeigen Beobachtungen aus der Praxis, dassdie meisten Unternehmen, die im Bereich der Übersetzungsdienstleis-tungen operieren, oft nicht mit betriebswirtschaftlichen Methoden,etwa im Bereich der Organisation, vorgehen.

Motiviert durch diesen offensichtlichen Mangel an betriebswirtschaftli-chem Denken im Bereich der übersetzerischen Praxis soll die Arbeit mitdem Titel „Prozessgestütztes Übersetzen – Vom funktionsorientiertenÜbersetzungsprozess zum Geschäftsprozessmodell für die Dienstleis-tung Übersetzen“ die Lücke zwischen betriebswirtschaftlicher Organi-sation und der Tätigkeit des professionellen Übersetzens schließen. DieArbeit definiert ein grundlegendes Prozessmodell für die DienstleistungÜbersetzen und zeigt Methoden zur Planung, Steuerung und Überwa-chung übersetzerischer Geschäftsprozesse auf. Dabei werden die inter-disziplinären Bezüge des Übersetzens zu den derzeit in der Betriebs-wirtschaftslehre angewendeten Modellen prozessgestützter Organisati-

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on hergestellt und die Rolle der Dienstleistung Übersetzen als produkti-ve Tätigkeit ausführlich untersucht. Des Weiteren werden die Verbin-dungen des Übersetzens zu anderen Bereichen, die sich in Unterneh-men mit dem Management der Ressource Information befassen, wieetwa das Dokumenten- oder Wissensmanagement, aufgezeigt.

Ziel der wissenschaftlichen Arbeit ist die Schaffung einer interdisziplinä-ren wissenschaftlichen Basis für prozessgestützte Übersetzungen ineiner modernen, globalisierten Informationsgesellschaft. Weiterhin solldie Transparenz übersetzerischen Handelns auf unternehmerischerEbene und deren Abbildung auf moderne Unternehmensstrukturenverbessert sowie die Möglichkeit einer Darstellung der geschäftspro-zessbezogenen Inhalte als universelle Basis für die Erstellung, Integrati-on und Restrukturierung von Übersetzungsprozessen in Unternehmenerreicht werden.

Mitglied in der Akademie seit:

2008

Interner Mentor:

Prof. Dr. Hans Spiess

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Hanna Kaspar

Fachbereich/Fach:

FB 02: Sozialwissenschaften, Medien undSport/Politikwissenschaft

Betreuer:

Prof. Dr. Jürgen W. Falter

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Keine Meinung ist auch eine Meinung – Nonresponse in Bevölkerungs-umfragen

Abstract:

Umfragen sind für die empirisch arbeitende Politikwissenschaft diewichtigste Form der Datenerhebung, um Informationen über individuel-le politische Einstellungen und politisches Verhalten der Gesellschaft zuerhalten. Um ein „repräsentatives“ Abbild der Gesamtbevölkerung zuuntersuchen, werden dabei Zufallsstichproben (z.B. aus den Einwoh-nermeldeamtsregistern) gezogen. Eines der zentralen Probleme derUmfrageforschung ist das Ausfallen von zuvor ausgewählten Stichpro-benelementen (Unit-Nonresponse), z.B. weil Personen innerhalb derFeldzeit nicht erreicht werden können, weil sie nicht befragbar sindoder weil sie eine Teilnahme verweigern. Verweigerungen haben dengrößten Anteil an den Ausfällen.

Die Ergebnisse dieser empirischen Studien können durch Nonresponseverzerrt sein. Die Stärke der Verzerrung ist dabei sowohl von der Höheder Ausfallquote als auch von der Größe des Unterschiedes zwischenTeilnehmern und Nicht-Teilnehmern abhängig. Zudem kann die Verzer-rung je nach Merkmal variieren. Lange Zeit wurde nur die Höhe derAusschöpfung als Qualitätskriterium angesehen, was jedoch zu kurzgreift. Auch geringe Ausschöpfungen sind unproblematisch, wenn sichdie Teilnehmer und die Nicht-Teilnehmer nicht unterscheiden. DerUnterschied zwischen beiden Gruppen ist jedoch nur schwer zu bezif-

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fern: Während er für manche soziodemographische Merkmale (Ge-schlecht, Alter, etc.) noch recht gut anzugeben ist, da man auf offizielleStatistiken zurückgreifen kann, gibt es im Bereich der politischen Ein-stellungen kaum Informationen über diejenigen, die nicht an Umfragenteilnehmen.

Die Arbeit verfolgt das Ziel, die politischen Einstellungen und Verhal-tensweisen von Personen zu untersuchen, die in „normalen“ politik-wissenschaftlichen face-to-face-Befragungen nicht teilnehmen würden.Der Fokus liegt dabei auf der Frage, ob und wenn ja warum sich Um-fragen-Teilnehmer und -Nichtteilnehmer (insbesondere Verweigerer) inihren politischen Einstellungen und Verhaltensweisen unterscheiden.Anschließend soll daraus abgeleitet werden, welche demokratietheore-tischen Konsequenzen sich für das politische System ergeben.

Mitglied der Akademie seit:

2008

Amt in der Akademie:

seit 2008 Sprecherin der Juniormitglieder

Interner Mentor:

Prof. Dr. Leonhard Hell

Externer Mentor:

Richard Hilmer (Geschäftsführer von Infratest dimap, Gesellschaft fürTrend- und Wahlforschung mbH)

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Jens Ketelaer

Fachbereich/Fach:

FB 08: Physik, Mathematik, Informatik/Insti-tut für Physik, Arbeitsgruppe QUANTUM

Betreuer:

Prof. Dr. Klaus Blaum (Max-Planck-Institutfür Kernphysik, Heidelberg)

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Hochpräzisionsmassenmessungen an schweren Nukliden

Abstract:

Die Masse eines Atomkerns ist eine seiner bedeutendsten Eigenschaf-ten, einzigartig wie ein Fingerabdruck. In ihr spiegeln sich alle wirken-den Kräfte wider, die die Kernbausteine, die Nukleonen, zusammenhal-ten. Damit liefern hochpräzise Massenmessungen einen Beitrag zurErforschung der Entstehung und Struktur der Elemente. Für einigeBereiche der Nuklidkarte sind aber bisher noch keine direkten Messun-gen durchgeführt worden, d.h. man führt die Masse eines Nuklidsentweder durch Beobachtung eines radioaktiven Zerfalls auf die be-kannte Masse eines anderen Nuklids innerhalb der gleichen Zerfallsket-te zurück oder man berechnet sie über theoretische Massenmodelleaus, was aber mit einem großen Fehler behaftet ist. Besonders trifftdies auf die Actinoide schwerer als Uran zu. Hier soll im Rahmen mei-ner Arbeit ein Beitrag, nämlich die ersten direkten Massenbestimmun-gen, geliefert werden. Dazu wurde bereits das Penningfallen-Massenspektrometer TRIGA-TRAP am Mainzer Forschungsreaktor TRI-GA aufgebaut und in Betrieb genommen. Diese Anlage dient neben deneigentlichen Experimenten auch der Neu- und Weiterentwicklung vonDetektionsmechanismen, die später an anderen entsprechenden Ein-richtungen zum Einsatz kommen sollen. Hier sei stellvertretend einzerstörungsfreier Ionennachweis genannt, mit dessen Hilfe ein einzel-nes gespeichertes Ion nachgewiesen werden kann. Dies ist hinsichtlich

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der schweren Elemente von großer Bedeutung, da diese nur mit sehrgeringen Raten im Labor produziert werden können.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2008

Interner Mentor:

Prof. Dr. Stephen Foley

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Karin Kukkonen

Fachbereich/Fach:

FB 05: Philosophie und Philologie/Anglo-phone Cultures

Betreuer:

Prof. Dr. Anja Müller-Wood

Prof. Dr. Mikko Lehtonen (UniversitätTampere)

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Fables – Storytelling in the 21st Century

Abstract:

Die Welt der Märchen hat sich dramatisch verändert in den letztendreißig Jahren: Schneewittchen wurde zur vampirhaftig-bösartigenFigur (Neil Gaiman, „Snow, Glass, Apples“), die Schöne wurde zumBiest (Angela Carter, „The Tiger’s Bride“) und eine Prinzessin ist erfolg-reich in ihrer Queste, weil sie die nötigen Strategien aus ihrer eigenenMärchenlektüre kennt (A.S. Byatt, „The Eldest Princess“). Mit derPostmoderne traten Subversion und Selbstreflexivität in den Vorder-grund in den anglophonen Märchenerzählungen.

Die Comic-Serie Fables (seit 2002 fortlaufend veröffentlicht) greift diesepostmodernen Merkmale von Subversion und Selbstreflexivität auf,bringt sie aber in Balance mit traditionellem Erzählen und einer kohä-renten Mimesis und entwickelt so seine Märchenerzählungen über diePostmoderne hinaus. Goldilocks mag sich als Ökoterroristin erweisen,doch Fables verortet das subversive Potential dieser neuen Figur ineinem angemessenen Genre, politisch-sozialen Dystopien wie AnimalFarm und Lord of the Flies, und bringt die Figur in Einklang mit tradi-tionellem Erzählen. Mr Revise mag eine allegorische Personifikation derMärchenzensur sein, wie sie beispielweise die Grimms ausgeübt haben,und dies selbstreflexiv kommentieren, doch Fables integriert ihn, indemdie Serie einen mimetisch kohärenten Erzählzusammenhang aus denunterschiedlichsten Märchentraditionen und ihrer historischen und

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kritischen Reflexionen schafft und so ein master narrative des Mär-chens erzählt.

Um die literarischen Kategorien Subversion und Tradition, Selbstreflexi-vität und Mimesis für Fables diskutieren zu können, entwickelt Fables –Storytelling in the 21st Century ein Analysemodell für die Narration imMedium Comic. Dieses Analysemodell basiert auf der aktuellen kogniti-ven Erzählforschung zu Film und Roman, erklärt Subversion und Tradi-tion, Selbstreflexivität und Mimesis als textualle Effekte und bietetVerknüpfungen zu Fragen der Intertextualität, Intermedialität und deskulturellen Gedächtnisses.

Fables – Storytelling in the 21st Century untersucht die aktuelle Popu-lärkultur im Spiegel ihrer Erzählstrategien und entwickelt zugleichallgemeine neue Konzepte um den Leseprozess im Comic theoretisch zuerfassen und mit zentralen kritischen Fragestellungen der Literaturwis-senschaft zu verbinden.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2008

Interner Mentor:

Prof. Dr. Dieter Dörr

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Karolina Patrycja Rakoczy

Fachbereich/Fach:

FB 05: Philosophie und Philologie/Institutfür Allgemeine und Vergleichende Litera-turwissenschaft

Betreuer:

Prof. Dr. Dieter Lamping

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

„Zeitgedichte und Zäsurengedichte in der deutschen und polnischenLiteratur des 20. Jahrhunderts“

Abstract:

In meiner Dissertation sind wesentliche Stichworte Erinnerung undTradierung: Mit ausgewählten gedächtnistheoretischen Ansätzen, dieetwa seit den 1980er Jahren immer größere Bedeutung für die kultur-und geisteswissenschaftliche Forschung gewonnen haben, untersucheich ausgewählte lyrische Texte. Dabei nehme ich nicht nur Gedichte inden Blick, die für Zäsuren im 20. Jahrhundert in der deutschen undpolnischen Erinnerungskultur als kanonisch zu werten sind. In vielerleiHinsicht interessanter, auch im etwaigen Kontrast zu diesen, sind gera-de lyrische Texte, die nicht zum Kanon gehören.

Vor diesem weit gesteckten Untersuchungshorizont greife ich Proble-matiken heraus: Dazu gehören z.B. Tradierungslinien über die Zäsur desErsten Weltkrieges bis heute. Eine andere Problematik betrifft Täter-und Opferschaft seit 1939: Ich versuche, die Frage nach literarischenGemeinsamkeiten zu wagen in Bezug auf zwei Länder, die durch natio-nalsozialistische Besatzungszeit, Krieg, Holocaust und Vertreibungpolitisch und historisch keine größere Kluft trennen könnte; dass, gera-de seit den 1990er Jahren, die Diskussionen um Täter- und Opferschaftbzw. Täter- wie Opfertradierung wesentlicher werden, ist auch, abernicht nur, so eine meiner bisherigen Schlussfolgerungen, im Kontext der

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politischen Umwälzungen oder eines größeren historischen Abstands zusehen.

Die leitende Hypothese dieser Untersuchung geht somit davon aus,dass gerade gedächtnistheoretische Ansätze es erlauben, Tradierungs-linien über Zäsuren hinweg erkennen und genauer untersuchen zukönnen, und das heißt u.a.: eine Form von Rekursivität dieser Zäsurenin den betreffenden Erinnerungskulturen sichtbar machen zu können.Dass ich als Untersuchungsgegenstand Lyrik wählte, hat mehrereGründe; der wichtigste ist die grundsätzliche Offenheit für unterschied-liche Interpretationen. Dies mag auf den ersten Blick paradox erschei-nen, ist aber in Hinsicht auf gesellschaftliches Geschichtsbewusstsein(diesen Begriff verwende ich im Sinne Jörn Rüsens) besonders auf-schlussreich: Die Aspekte/Variationen, über die diskutiert wird oderaber nicht, gehören zum Untersuchungsgegenstand dazu.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2007

Interner Mentor:

Prof. Dr. Jan Kusber

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Ralph Rieger

Fachbereich/Fach:

FB 09: Chemie, Pharmazie und Geowissen-schaften/MPI für Polymerforschung

Betreuer:

Prof. Dr. Klaus Müllen

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Elektronen-Donoren und Akzeptoren für die organische Elektronik

Abstract:

Elektronische Bauteile vollständig aus Kunststoffen sind nicht mehr nurkühne Vision, sondern greifbare Zukunftstechnologie. Organische Mo-leküle – „Plastik" – machen es möglich. Der große Fundus an Möglich-keiten der organischen Synthese erlaubt die Maßschneiderung vonMaterialeigenschaften, die für jeden Bedarf die optimale Lösung findenlässt. Man verspricht sich Kosteneinsparungen gegenüber der energie-intensiven klassischen Siliziumtechnik, sowie ganz neue Möglichkeitenfür innovative Produkte.

In der vorliegenden Arbeit geht es darum, elektronen-arme sowie elekt-ronen-reiche Verbindungen herzustellen, die gezielt zur Optimierung inelektronischen Bauteilen eingesetzt werden. Diese basieren zum einenauf funktionalisierten, scheibenförmigen Molekülen zur gezielten Ma-nipulation von Grenzflächen. Damit sollen Energieverluste vermiedenund die Stabilität der Bauteile erhöht werden.

Zum anderen handelt es sich um Polymere, die selbst Halbleiter sindund in Transistoren oder Solarzellen zum Einsatz kommen. Diese kön-nen auf Kunststoff-Folien verarbeitet werden und stellen damit denZugang zu flexiblen und/oder transparenten elektronischen Bauteilendar, wie biegbare Displays, in Kleidung integrierbaren Solarzellen,Identifikations-Tags, um nur einige Beispiele zu nennen. Für diesePolymere soll ein neues Design-Konzept erprobt werden, um die Band-

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breite der vorhandenen Materialien zu erweitern und einen Beitragdazu zu leisten, die noch bestehenden Probleme zu lösen.

Meine eigene Arbeit besteht im Wesentlichen in der Entwicklung derKonzepte und der anschließenden Synthese dieser neuen Moleküle. DieMaterialeigenschaften werden in Zusammenarbeit mit der BASF SEsowie weiteren Kooperationspartnern in ganz Europa getestet.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2007

Interner Mentor:

Prof. Dr. K. Kleinknecht

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Björn Rodday

Fachbereich/Fach:

1. Studienfach: FB 04 Humanme-dizin

2. Studienfach: FB 11 Freie Bil-dende Kunst

Betreuer:

Prof. Dr. Wolfgang Müller-Klieser1

PD Dr. Stefan Walenta1

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Analyse der T-Zell Aktivierung durch den trifunktionalen Antikörpercatumaxomab in einem 3D-System aus Tumor- und Abwehrzellen

Abstract:

Die Verwendung von künstlich hergestellten Antikörpern hat in denvergangenen Jahren immer mehr Einzug in die Krebstherapie genom-men. Dabei stellt diese Form der Immuntherapie mittlerweile die viertegroße Säule, neben Bestrahlung, Chemotherapie und operativen Ein-griff, im Kampf gegen Krebserkrankungen dar. Die therapeutisch ver-wendeten Antikörper zeichnen sich häufig dadurch aus, dass sie ver-schiedene Bindungsfähigkeiten aufweisen.

In meiner Doktorarbeit geht es um einen solchen, künstlich generiertenAntikörper (catumaxomab, Fa. TRION Pharma), der gegen maligneTumoren gerichtet ist. Dabei beruht der Therapieeffekt von catumaxo-mab auf seiner Bindungsfähigkeit mit bestimmten Zielmolekülen. Er istin der Lage einen so genannten Tri-Zell-Komplex zu formen, der auseiner T-Zelle, einer Tumorzelle und einer akzessorischen Zelle (Makro-phage, NK-Zelle) besteht (siehe Abb.1). Die an dieser Tri-Funktionalitätbeteiligten Bindungsstellen sind CD3 für T-Zellen, EpCAM (epithelialcell adhesion molecule) für Tumorzellen und Fcy-RI/III für akzessorischeZellen.

Durch die vermittelte höhere gemeinsame Aufenthaltswahrscheinlich-keit von Tumor-, akzessorischer und T-Zelle bewirkt der Antikörper eine

1 Institut für Physiologie und Pathophysiologie

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verstärkte physiologische Kostimulierung der Abwehrzellen. Dies führtüber verschiedene Aktivierungswege zu einer verbesserten Tumorzell-elimination und Phagozytose.

In meiner Doktorarbeit untersuche ich die Wirkungsweise des Antikör-pers in einem 3D-System aus Tumor- und Abwehrzellen. Als 3D-Zellkultur verwende ich MCTS (multicellular tumor spheroids). Dieeingesetzten PBMC (peripheral blood mononuclear cells) stammen vonBlutspendern und werden unserem Labor freundlicherweise von derTransfusionszentrale Mainz zur Verfügung gestellt. Die Sphäroide wer-den nach Antikörperbehandlung einer computergestützten Wach-stumsana-lyse unter-zogen.Nach Ex-traktionder RNAwird fürCD4, CD25,CD64 undIL2 eineRT-PCRdurchge-führt. DieExpressionvon IL2wird zusätzlich bei Monolayer- und Monolayer/Suspensions-Kulturenuntersucht und mit den Ergebnissen aus der Sphäroidkultur verglichen.Um das Infiltrationsverhalten der Abwehrzellen in das Sphäroid besserbeurteilen zu können werden immunhistochemische Färbungen vonCD45 und CD2 an Sphäroid-Kryoschnitten durchgeführt.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2007

Interner Mentor:

Prof. Dr. Jörg Michaelis

Externer Mentor:

Prof. Dr. Rupert Gerzer (Leiter des Instituts für Luft- und Raumfahrtme-dizin, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR))

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Sebastian Will

Fachbereich/Fach:

FB 08: Physik, Mathematik und Informatik/Institut für Physik, Arbeitsgruppe QUAN-TUM

Bundesgraduiertenschule MAINZ, MATCORGraduate Class of Excellence

Betreuer:

Prof. Dr. Immanuel Bloch

(Arbeits-)Titel der Dissertation:

Auf dem Weg zur Quantensimulation mit ultrakalten Atomen in opti-schen Gittern

Abstract:

Die Entwicklung neuer Materialien mit maßgeschneiderten Eigenschaf-ten stellt eine der größten Herausforderungen der modernen ange-wandten Quantenphysik dar. So ist es beispielsweise seit Jahrzehntenein zentrales Ziel der Materialforschung, chemische Verbindungen zufinden, die bei Raumtemperatur widerstands- und verlustfrei elektri-schen Strom leiten können. Jedoch stellen die physikalischen Mecha-nismen dieser so genannten Hoch-Temperatur-Supraleitung die For-schung vor ein großes Rätsel – und die Vision von verlustfreiem Strom-transport erscheint in weiter Ferne.

Bereits 1982 schlug der amerikanische Nobelpreisträger Richard Feyn-man vor, die Ursache komplexer Quantenphänomene mit Hilfe vonQuantensimulatoren zu untersuchen, das heißt die Eigenschaften sol-cher Materialien mit künstlichen, aber genau kontrollier- und unter-suchbaren Quantensystemen zu simulieren.

Möglicherweise nähert sich die Idee Richard Feynmans ihrer Verwirkli-chung: Seit einigen Jahren ist es möglich, Atome bis auf den absolutenTemperatur-Nullpunkt von minus 273.15°C abzukühlen. Die Bewegungvon Atomen steht dann beinahe vollständig still – man erzeugt aufdiese Weise ein ultrakaltes Quantengas. Bei diesen ultrakalten Gasenhandelt es sich um beinahe perfekt kontrollierbare Quantensysteme im

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Sinne Feynmans. Mit Hilfe von Lasern kann man sie in künstliche Kris-talle aus Licht einsperren. So ist es möglich, die Atome in Anordnungenzu zwingen, wie sie von negativ-geladenen Elektronen in metallischenoder elektrisch isolierenden Festkörpern bekannt sind. Steuert manzusätzlich die Wechselwirkung zwischen den gefangenen Atomen,kann man komplexe Quanteneffekte hervorrufen und versucht diesedurch detaillierte Analyse zu verstehen.

Ziel meiner Dissertation ist es, erste Schritte auf dem Weg zur Quanten-simulation mit ultrakalten Quantengasen zu gehen. Die bisher zurück-gelegte Strecke ist viel versprechend: Im vergangenen Jahr ist es mei-nem Team und mir gelungen, eine Reihe von bekannten Quantenphä-nomenen in diesem neuen System nachzuahmen. Unter anderem sindwir in der Lage, Quantenzustände zu simulieren, die analog zum elekt-rischen Leiter und zum elektrischen Isolator sind. Zusätzlich sind wireiner Reihe unerwarteter Effekte auf die Spur gekommen – und konn-ten so bereits dazu beitragen, neues Licht in die Welt der überraschen-den Quantenphänomene zu bringen.

http://www.quantum.physik.uni-mainz.de/members/bec/will.html

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2007

Interner Mentor:

Prof. Dr. Jürgen Gauß

Externer Mentor:

Prof. Dr. Jürgen Kluge (Director, McKinsey & Co. Deutschland)

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Seniormitglieder

Univ.-Prof. Dr. Ulrich Breuer

Fachbereich/Fach:

FB 05: Philosophie und Philologie/DeutschePhilologie

Forschungsschwerpunkte:

Geschichte und Theorie literarischer Indivi-dualität

Melancholieforschung

Autobiographisches Schreiben

Friedrich Schlegel

Wissenschaftlicher Werdegang:

Promotion zum Dr. phil. 1994, Westfälische Wilhelms-Universität Müns-ter; Habilitation 2000, Universität Helsinki. Seit 2006 o. Universitätspro-fessor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Johannes Gu-tenberg-Universität Mainz; 2003-2006 o. Professor für GermanischePhilologie mit dem Schwerpunkt Deutsche Literatur an der UniversitätHelsinki; 2000-2003 Professor für Deutsche Literatur und Kultur an derUniversität Jyväskylä (Finnland); 1996-2000 Gastprofessor an der Uni-versität Helsinki und Feodor-Lynen-Stipendiat der Alexander von Hum-boldt-Stiftung. 2001 Privatdozent für Deutsche Literatur an der Univer-sität Helsinki. 2003/2004 Gastprofessor an der Humboldt-Universität zuBerlin; 2004 Gastprofessor an der Universität Würzburg; 2004/2005Gastprofessor an der Universität Regensburg. 2004-2008 Gruppenleiterim Nordforsk-Netzwerk Autobiographisches Schreiben in der deutsch-sprachigen Gegenwartsliteratur. 2007 Gründungspräsident der Fried-rich Schlegel-Gesellschaft. Herausgeber der Buchreihe facies nigra.Studien zur Melancholie in Literatur und Kunst und des JahrbuchsAthenäum. Ca. 100 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, Sammel-bänden und Handbüchern. Von 2008 bis 2009 Prodekan des Fachbe-reichs 05: Philosophie und Philologie.

Buchveröffentlichungen: Melancholie und Reise? Studien zur Archäolo-gie des Individuellen im deutschen Roman des 16. bis 18. Jahrhunderts.Münster/Hamburg 1996; Bekenntnisse. Diskurs – Gattung – Werk.

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Frankfurt a. M. 2000; Mediensprache • Medienkritik (Hrsg. zusammenmit Jarmo Korhonen). Frankfurt a. M. 2001; Das deutsche Buch in derMonrepos-Bibliothek (Hrsg. zusammen mit Sirkka Havu, Rainer Knapas,Outi Merisalo und Inkeri Pitkäranta). Helsinki 2002; Wörter – Verbin-dungen. Festschrift für Jarmo Korhonen (Hrsg. zusammen mit IrmaHyvärinen). Frankfurt a. M. 2006; Autobiographisches Schreiben in derdeutschsprachigen Gegenwartsliteratur (Hrsg. zusammen mit BeatriceSandberg). München 2006.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2009

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Univ.-Prof. Dr. Dieter Dörr

Fachbereich/Fach:

FB 03 Rechts- und Wirtschaftswissenschaf-ten/Öffentliches Recht, Völker- und Europa-recht, Medienrecht

Forschungsschwerpunkte:

Nationales und europäisches Medienrecht,Selbstbestimmungsrecht der Völker

Wissenschaftlicher Werdegang:

Professor Dr. Dieter Dörr, seit 1.10.1995 Inhaber des Lehrstuhls fürÖffentliches Recht, Völker- und Europarecht, Medienrecht, seit1.1.2000 Direktor des Mainzer Medieninstituts, seit 11.05.2006 Spre-cher der Gutenberg-Akademie und seit 18.6.2007 Mitglied des Lei-tungsgremiums des Gutenberg-Forschungskollegs der Johannes Guten-berg-Universität, Mainz, wurde 1952 in Tübingen geboren. Er legte1977 die Erste Juristische Staatsprüfung und 1980 die Zweite Juristi-sche Staatsprüfung ab. Im Jahr 1983 erfolgte die Promotion zum Dok-tor des Rechts bei der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakul-tät der Universität des Saarlandes. 1987 habilitierte er sich an der Juris-tischen Fakultät der Universität zu Köln. Von 1988 bis 1990 war erzunächst als Vertretungsprofessor und dann als Professor am Institutfür Internationale Angelegenheiten der Universität Hamburg tätig undbekleidete von 1990 bis 1995 das Amt des Justiziars beim Saarländi-schen Rundfunk. Im Jahr 2000 wurde er als Mitglied in die Kommissionzur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) berufen undwar von Oktober 2004 bis März 2007 deren Vorsitzender. Am01.10.2003 erfolgte die Ernennung zum Richter im Nebenamt am Ober-landesgericht Koblenz.

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Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Amt in der Akademie:

seit 2006: Sprecher der Seniormitglieder

Interner Mentor von:

Karin Kukkonen

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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Falter

Fachbereich/Fach:

FB 02 Sozialwissenschaften, Medien undSport/Politikwissenschaft

Forschungsschwerpunkte:

Politischer Extremismus und Fremdenfeind-lichkeit

Wahlen und politische Einstellungen

Historische Wahl- und Mitgliederforschung

Sozialwissenschaftliche Forschungsmetho-den

Wissenschaftlicher Werdegang:

Promotion zum Dr. rer. pol. 1973, Universität des Saarlandes; Habilita-tion 1981, Universität des Saarlandes. Seit 1993 Universitätsprofessorder Politikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz;1983-1992 Professor für Politikwissenschaft und Vergleichende Fa-schismusforschung an der Freien Universität Berlin; 1973-1983 Profes-sor für Methodologie der Sozialwissenschaften und Politische Soziolo-gie an der Hochschule der Bundeswehr München; 1985 Ruf an dieUniversität Genf (Schweiz), Ruf abgelehnt; 1999 Ruf an die UniversitätBonn, Ruf abgelehnt; 1977/78 Kennedy Fellow, Harvard University;1981/82 Visiting Professor, Johns Hopkins University, Bologna/Italien;1992 Hill Visiting Professor, University of Minnesota. 2000-2003 Vorsit-zender der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Mit-herausgeber der Politischen Vierteljahresschrift (PVS). Seit 2001 korres-pondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Lite-ratur; 2005-2008 Dekan des Fachbereichs Sozialwissenschaften, Me-dien und Sport der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Forschungs-schwerpunkte: Wahl- und Einstellungsforschung, Rechts- und Linksext-remismusforschung, Historische Wahl- und Mitgliederforschung, Sozial-wissenschaftliche Forschungsmethoden. Ca. 200 Veröffentlichungen inFachzeitschriften, Sammelbänden und Lexika.

Buchveröffentlichungen u.a.: Sind wir ein Volk? München, 2006 (Hrsg.mit Oscar W. Gabriel, Hans Rattinger und Harald Schoen). Wächstzusammen, was zusammen gehört? Baden-Baden, 2005 (Hrsg. mit

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Oscar W. Gabriel und Hans Rattinger). Handbuch Wahlforschung.Wiesbaden, 2005 (Hrsg. mit Harald Schoen). Wahlen und Wähler.Wiesbaden, 2005 (Hrsg. mit Oscar W. Gabriel und Hans Rattinger). Derlange Weg der Grünen. München, 2003 (mit Markus Klein). Wirklich einVolk? Opladen, 2000.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Fabian Wall

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Univ.-Prof. Dr. Stephen Foley

Fachbereich/Fach:

FB 09: Chemie, Pharmazie und Geowissen-schaften/Institut für Geowissenschaften

Forschungsschwerpunkte:

Petrologie, Vulkanismus: Spurenelementein magmatischen und metamorphen Ge-steinen; Frühgeschichte der Erde; Kratone(alte Kerne von Kontinenten); AlkalischeMagmatite; Die Auswirkung von Volatil-komponenten in Mamagenese.

Wissenschaftlicher Werdegang:

1982- 1986 Ph.D. Geology, University of Tasmania, Australien1986- 1990 Post-Doc Forscher, Max-Planck Institut für Che-

mie, Mainz (Abt. Kosmochemie)1990-1993 Wissenschaftlicher Assistent, Universität Göttin-

gen1992 Heinz-Maier-Leibniz Preis (Deutsche Forschungs-

gemeinschaft)Gerhard Hess Programm Preis (Deutsche For-schungsgemeinschaft)

1993 Habilitation Universität Göttingen1993-1997 Hochschuldozent Universität Göttingen1995 V.M. Goldschmidt Preis (Deutsche Mineralogische

Gesellschaft)1997-2000 Vertretung Professor (C4) Universität Göttingen;

Mineralogie und Petrologie2000-2003 Professor (C4) Universität Greifswald; Mineralo-

gie und Petrologieseit 2003 Professor (C4) Universität Mainz; Mineralogie

und PetrologieRegionale For-schungsverbünde

Forschungszentrum Erdsystemwissenschaften(Sprecher)Geocycles: Time and Space in the Earth SciencesRIFT-LINK Forschergruppe (Rift dynamics, upliftand climate change in Equatorial Africa)

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Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Jens Ketelaer

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Univ.-Prof. Dr. Stephan Füssel

Fachbereich/Fach:

FB 05: Philosophie und Philologie/Institut fürBuchwissenschaft

Forschungsschwerpunkte:

Medienforschung mit einem Fokus auf dieGeschichte des Buches in kulturwissenschaft-lichen und medienwissenschaftlichen Bezü-gen; Forschungen zur Zukunft des Buches imdigitalen Zeitalter

Wissenschaftlicher Werdegang:

Promotion an der Georg August-Universität in Göttingen in der verglei-chenden Renaissanceforschung; Habilitation an der Universität Regens-burg über den bedeutendsten Verleger der deutschen Klassik, GeorgJoachim Göschen; seit 1992 Inhaber des „Gutenberg-Lehrstuhls“ undLeiter des Instituts für Buchwissenschaft; 1995-98 zeitgleich Direktordes Forschungsinstituts Lesen und Medien an der Universität Mainz;ordentliches Mitglied der Historischen Kommission des Börsenvereinsdes Deutschen Buchhandels; langjähriger Präsident der Pirckheimer-Gesellschaft für Humanismusforschung, zurzeit Vizepräsident; Directorof the Society for the History of Authorship, Reading and Publishing(SHARP); Vorstandsmitglied der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft; Vorstandsmitglied der Deutschen Schiller-Gesellschaft;Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Schiller-Gesellschaft u. Ä.

Sprecher des Forschungsschwerpunktes „Medienkonvergenz“ derJohannes Gutenberg-Universität

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Matthias Däumer

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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Gauß

Fachbereich/Fach:

FB 09: Chemie, Pharmazie und Geowissen-schaften/Theoretische Chemie

Forschungsschwerpunkte:

Theoretische Chemie

Quantenchemie

Wissenschaftlicher Werdegang:

Sep 1984-Dez 1984

Forschungsaufenthalt an der McMaster University(Hamilton, Kanada)

Jan 1985-Mär 1989

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zuKöln bei Professor D. Cremer

Feb 1988 Promotion (Dr. rer. nat.) in Theoretischer ChemieApr 1989-Apr 1990

Postdoktorand an der University of Washington(Seattle) bei Professor E.J. Heller

Jun 1990-Jun 1991

Postdoktorand am Quantum Theory Project, Universityof Florida, (Gainesville) bei Professor R.J. Bartlett

Aug 1991-Sep 1995

Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Karl-sruhe bei Professor R. Ahlrichs

Jan 1994 Habilitation in Theoretischer ChemieOkt 1995-Sep 2001

C3-Professor für Theoretische Chemie an der Universi-tät Mainz

seit Okt2001

C4-Professor für Theoretische Chemie an der Universi-tät Mainz

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Sebastian Will

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Univ.-Prof. Dr. Leonhard Hell

Fachbereich/Fach:

FB 01: Katholisch-Theologische Fakultät/Abt.Dogmatik und Ökumenische Theologie

Forschungsschwerpunkte:

Theologiegeschichte der Neuzeit; Zweites Vati-kanisches Konzil; Geschichte der Ökumeni-schen Bewegung

Wissenschaftlicher Werdegang:

1991 Dr. theol. an der Universität Tübingen1997 Habilitation an der Universität Freiburg1997-2001

Fachberater Theologiegeschichte für die 3. Auflage desLexikons für Theologie und Kirche

seit 2001 Professor an der Johannes Gutenberg-Universität

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Hanna Kaspar

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Univ.-Prof. Dr. Dieter Huber

Fachbereich/Fach:

FB 06: Angewandte Sprach- und Kulturwissen-schaft/Arbeitsbereich Allgemeine und Ange-wandte Sprachwissenschaft

Forschungsschwerpunkte:

Aus dem Bereich Allgemeine und AngewandteSprachwissenschaft: Phonetik, Pragmatik, Pro-sodie, Kognition

Aus dem Bereich Kulturwissenschaft: Gegen-seitige Beeinflussung von Sprache und Kultur, Kulturanthropologie,Interkulturelle Kommunikation, Kulturelle Folgen der Globalisierungund der Kommunikation im Internet

Aus dem Bereich Translationswissenschaft: Translationstheorien, Trans-lation als Interdisziplin, Community Interpreting, Möglichkeiten undBegrenzungen Maschineller Übersetzungs- und Dolmetschsysteme

Grundlagenwissenschaften: Sprachphilosophie, Wissenschaftstheorie,Epistemologie

Wissenschaftlicher Werdegang:

1988 Promotion im Fach Computerlinguistik an der Universi-tät Göteborg, Schweden

1990 Habilitation und Ernennung zum Hochschuldozenten ander Universität Göteborg, Schweden

1990 Gastwissenschaftler am Institut für Advanced Telecom-munications Research (ATR) in Kyoto, Japan

1993-1994

Lehrstuhlvertreter der C4-Professur für AngewandteInformatik an der Universität Leipzig

seit 1994 Universitätsprofessur für Allgemeine und AngewandteSprachwissenschaft (C4) am Fachbereich 06 in Germers-heim

Gutachter-tätigkeiten

Bundesministerium für Forschung und Technologie(BMFT)Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)Bayerische Akademie der Wissenschaften

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Forskningsrådsnämnden (FRN), SchwedenHumanistisk-samvetsvetenskapliga Forskningsråd(HSFR), SchwedenInstitute of Electrical and Electronic Engineering (IEEE),Section Speech Technology

Ämter Vertrauensdozent der Gesellschaft für Informatik für dieJohannes Gutenberg-Universität Mainz(seit 1996)Ständiger Delegierter und Vertreter der Johannes Gu-tenberg-Universität Mainz im Philosophischen Fakultä-tentag(seit 2004)

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Dr. des. Christina Globke, Manuel Förster

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Univ.-Prof. Joachim Kadereit, Ph.D.

Fachbereich/Fach:

FB 10: Biologie/Institut für Spezielle Botanikund Botanischer Garten

Forschungsschwerpunkt:

Phylogenie und Evolution der Pflanzen

Wissenschaftlicher Werdegang

1983 Ph.D., Cambridge University (U.K.)1983-1988 Hochschulassistent, Institut für Systematische Bota-

nik und Pflanzengeographie, Universität Heidelberg1988 Habilitation, Universität Heidelberg1989-1991 Privatdozent & Heisenberg Stipendiat, Universität

Heidelberg, University of Wisconsin/Madison (USA),University of California/Davis (USA)

seit 1991 Institut für Spezielle Botanik und Botanischer Gartender Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Ge-schäftsführender Institutsleiter, Leiter des Botani-schen Gartens

2006 Ruf auf den Lehrstuhl für Systematische Botanik,Universität Uppsala (Schweden) (abgelehnt)

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Dr. Stefan Grube

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Univ.-Prof. Dr. Peter Kiefer

Fachbereich/Fach:

FB 11: Hochschule für Musik und Akade-mie für Bildende Künste Neue Musik/NeueMedien

Forschungs-/Künstlerische Schwerpunkte:

Komponist und Klangkünstler

Klang-Raum-Installationen, VerbindungBild und Ton, Elektronische Musik, Akusti-sche Kunst

Wissenschaftlicher/Künstlerischer Werdegang:

Peter Kiefer ist Komponist, Klangkünstler und Experte für Neue Medien.

Studium an der Musikhochschule Köln (Komposition: Prof. HerbertNobis und klassische Schlaginstrumente bei Josef Offelder), sowieMusik-, Theater-, Film und Fernsehwissenschaften und Philosophie ander Universität Köln; weitere Studien u.a. bei Luigi Nono, KarlheinzStockhausen, Herbert Brün und Michael Nyman.

Kiefer unterrichtete 2001-2004 als Professor und Leiter des „Music-Dept.“ an der Kunsthochschule für Medien Köln, wo er seit 1991 alsLehrbeauftragter bzw. künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter denAufbau des Musik/Klangbereiches mitgestaltet hat. Weitere Lehraufträ-ge an der Musikhochschule Köln und der Burg Giebichenstein, Hoch-schule für Kunst und Design in Halle Er lehrt seit 2004 als Professor mitdem Lehrgebiet Neue Musik/Neue Medien an dem interdisziplinärenFachbereich „Akademie für Bildende Künste und Hochschule für Mu-sik“ der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.

Bei seinen Kompositionen für Instrumente und Elektronik liegt derSchwerpunkt immer auf dem Raum. Zu seinen Projekten gehören ExMaccina (mit Fabbrizio Plessi) bei der Biennale von Venedig und dieFilmmusik La Passion de Jeanne d'Arc in der Kathedrale Notre Dame inLuxemburg.

Ausstellungen seiner Arbeiten als Klangkünstler wurden präsentiert vonder Akademie der Künste in Berlin, von Brückenmusik X in Köln, Festi-

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val Soundart in Hannover und von der Bauhütte Klangzeit in Wuppertalsowie den Temporären Gärten Aachen 2008.

Er ist Kurator und Berater von Museen in Deutschland, Frankreich,Luxemburg und der Schweiz und war künstlerischer Leiter des Festivals„Klangraum-Raumklang 2004“ in Köln mit Ausstellung, Konzerten undSymposien zur Klangkunst.

Zurzeit arbeitet er an einer Buchpublikation zur Klangkunst, welcheunter dem Titel „Klangräume der Kunst“ 2009 im Kehrer-Verlag er-scheint. Er wird zu Vorträgen, zu Symposien und Instituten eingeladen,2009 zu "Einstein und Picasso – Creativity in Arts and Science", BritishCouncil und an die Universität der Künste, Berlin.

Im Frühjahr 2006 unternahm Peter Kiefer im Auftrag des Studio akusti-sche Kunst des WDR eine Klang-Forschungsreise nach Nord-Indien unddem Sitz H.H. des Dalai Lama. In seiner aktuellen Klangkunst-ArbeitGRASLAND-SCHNEELAND thematisiert er auch die Lage in Tibet unddie dortige Zerstörung der Natur.

www.peter-kiefer.de

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2008

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Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch

Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Forschungsschwerpunkte:

Polymerphysik

Rastersondenmikroskopie

Wissenschaftlicher Werdegang:

1992 Promotion in Experimenteller Physik, Universität Kons-tanz

1992-1993 Postdoctoral Fellow, Cornell University, Ithaca, USA1993-1996 Leitung der Arbeitsgruppe Rastersondenmikroskopie

Wissenschaftlicher Assistent, Universität Konstanz

1996-1998 C3-Professur für Physikalische Chemie an der LMUMünchen

seit 1998 C4-Professur für Physikalische Chemie an der Universi-tät Bayreuth

2005 Ruf auf eine W3-Professur (Lehrstuhl) für Experimen-talphysik (NF Strobl) an die Universität Freiburg (abge-lehnt)

Publikationen Mehr als 130 Publikationen in internationalen Fach-zeitschriften (Hirsch-Index: 38)

Herausgeber-tätigkeiten

Editor der Fachzeitschrift “Polymer” (Elsevier) für denBereich Polymerphysik (Europa, Afrika, Australien)

Gutachter-tätigkeiten

für Fachzeitschriftenfür die DFG, BMBF, VW-Stiftung, Minerva-Stiftung,NSF, GIFMitglied der ZEvA-Kommission der niedersächsischenLandesregierung zur Evaluierung der Lehre an denniedersächsischen Physikfakultäten

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2003-2007 Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichenNachwuchs, Universität Bayreuth

seit 2007 Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainzseit 2009 Fellow der „American Physical Society“

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2007

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Univ.-Prof. Dr. Jan Kusber

Fachbereich/Fach:

FB 07: Geschichts- und Kulturwissenschaf-ten/Osteuropäische Geschichte

Forschungsschwerpunkte:

Geschichte des Russischen Imperiums, Bil-dungsgeschichte in Osteuropa

Wissenschaftlicher Werdegang:

1992-1996

1995

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Osteuro-päische Geschichte an der an der Christian Albrechts-Universität zu KielPromotion

1996-2002

2001

Wissenschaftlicher Assistent an der Abteilung für Osteu-ropäische Geschichte des Historischen Seminars der UniKielHabilitation

2002/2003 Oberassistent in Kielseit 2003 Lehrstuhlinhaber für Osteuropäische Geschichte in

MainzMitglied des wissenschaftlichen Beirats der "Histori-schen Mitteilungen der Ranke-Gesellschaft"Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Zeitschrift"Ab Imperio"Mitglied im Kuratorium des Nordostinstituts LüneburgMitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Osteuropa-instituts RegensburgMitglied des Wissenschaftlichen Beirats des DeutschenHistorischen Instituts MoskauErste Vorsitzender des Verbandes der Osteuropahistori-kerinnen und -historiker Deutschlands

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Mitglied der Akademie seit:

2006

Amt in der Akademie:

seit 2006: Stellvertretender Sprecher der Seniormitglieder

Interner Mentor von:

Karolina Rakoczy, Tobias Seidl

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Univ.-Prof. Dr. Jörg Michaelis

Fachbereich/Fach:

FB 04: Medizin/Institut für MedizinischeBiometrie, Epidemiologie und Informatik

Forschungsschwerpunkte:

Medizinische Biometrie (Weiterentwicklungund Anwendungserprobung statistischerVerfahren in der Medizin; Planung undDurchführung kontrollierter klinischer The-rapiestudien und Anwendungsbeobachtun-gen mit Schwerpunkten in der Onkologie,

Kardiologie, Hypertensiologie; Aufbau des Koordinierungszentrum fürKlinische Studien am Fachbereich Medizin der Johannes Gutenberg-Universität)

Medizinische Informatik (Einsatz der elektronischen Datenverarbeitungin der medizinischen Forschung und ärztliche Praxis, unter anderemUntersuchung von Möglichkeiten einer computerunterstützten Diagnos-tik, wissensbasierte Systeme; Datensicherheit in medizinischen Informa-tionssystemen)

Epidemiologie (Studien zu Ursachen von Fehlbildungen, zur Frühdiag-nostik und Identifikation von Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Krebsepidemiologie: Aufbau des deutschen Kinderkrebs-registers und des bevölkerungsbezogenen Krebsregisters für Rheinland-Pfalz, Studien zu Ursachen von Krebserkrankungen bei Kindern, Studienzur Bewertung von Screeninguntersuchungen)

Wissenschaftlicher Werdegang:

1966-1967 Medizinalassistent (Freiburg im Breisgau, Hamburg,Herne, Göttingen)

1967 Promotion, Freiburg im Breisgau1968-1972 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizini-

sche Statistik und Dokumentation der Johannes Guten-berg-Universität Mainz

1970, 1972 Forschungsaufenthalte: Georgetown University; Vete-rans Administration Hospital, Washington D.C.

1972 Habilitation für das Fach Medizinische Statistik, Doku-mentation und Datenverarbeitung

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1973-1976 Leiter der Abteilung Humanmedizin des Instituts fürMedizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen

1977 Ernennung zum ordentlichen Professor für MedizinischeStatistik und Dokumentation und zum Direktor desgleichnamigen Instituts der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

1984-19861999-2001

Dekan des Fachbereichs Medizin der Johannes Guten-berg-Universität Mainz

seit 1986 Wissenschaftlicher Beirat der Bundesärztekammer (stv.Vorsitzender)

1991-1993 Präsident der Deutschen Gesellschaft für MedizinischeInformatik, Biometrie und Epidemiologie/GMDS

2001-2007 Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Björn Rodday

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Univ.-Prof. Dr. Markus Neurath

Fachbereich/Fach:

FB 04: Medizin/Co-Direktor I. Med. Klinik, Leiterder Endoskopie, Leiter der Crohn- und Gastro-Ambulanz der I. Med. Klinik, Direktor des Insti-tutes für Molekulare Medizin Internist, Gast-roenterologie, Gesundheitsökonom

Forschungsschwerpunkte:

CED, Immunpathogenese, klinische Pathogene-se des Magenkarzinoms, T-Lymphozyten, Cyto-kine, endoskopische Chromoendoskopie, kon-fokale Laserendoskopie

Wissenschaftlicher Werdegang:

1990 Dissertation: Universität Mainzseit 1992 Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent, Innere Me-

dizin, Universität Mainz1992-1995 DFG Ausbildungsstipendium bei Prof. Dr. Warren

Strober in der Mucosal Immunology Section am Na-tional Institute of Health, Bethesda, USA

1995-1997 Wissenschaftlicher Assistent an der I. MedizinischenKlinik und Poliklinik der Johannes Gutenberg Universi-tät Mainz (Direktor: Prof. Dr. Dr. med. K.-H. Meyerzum Büschenfelde)

19971999

Facharzt für Innere MedizinFacharzt für Gastroenterologie

4/1998 Habilitation2000 Siebenmonatige Tätigkeit als visiting professor an der

Klinik für Gastroenterologie am Brigham and Women´sHospital und der Harvard Medical School (Direktor:Professor Dr. Richard Blumberg) in Boston, USA; ge-fördert durch ein Stipendium der Fulbright Society füradvanced clinicians and scientists.

5/2001

20062007

C3 Professur, Molekulare Gastroenterologie, I. Medi-zinische Klinik, MainzW2 Professur, I. Medizinische Klinik, MainzW3 Professur, Co-Direktor I. Medizinische Klinik und

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Direktor des Instituts für Molekulare Medizin, Mainz2004 Sprecher Graduiertenkolleg „Antigenspezifische Im-

muntherapie“ Universität Mainz

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2008

Interner Mentor von:

Sebastian Altenhöfer

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Univ.-Prof. Dr. Johannes Preuß

Fachbereich/Fach:

FB 09: Chemie, Pharmazie und Geowissen-schaften/Geographisches Institut

Forschungsschwerpunkte:

Geomorphologie, Bodenkunde, Geoökolo-gie, Altlasten. Zentralafrika, nördlichesNordamerika, Mittel- und Nordeuropa

Wissenschaftlicher Werdegang:

1977-1979 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am GeographischenInstitut in Mainz

1979-1984 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am FachbereichGeographie in Marburg

1984-1990

1990

Hochschulassistent (C1) am Fachbereich Geographiein MarburgErnennung zum Privatdozenten

1990-1991 Vertreter einer Hochschuldozentur (C2) am Fachbe-reich Geographie in Marburg

1991 Vertreter einer Professur (C3) am GeographischenInstitut in MainzErnennung zum Universitätsprofessor und Berufungin ein Beamtenverhältnis auf Lebenszeit (C3) inMainz

1993-1994 Geschäftsführender Leiter des GeographischenInstitutes in Mainz

1993-2000 Mitglied des FBR-Geowissenschaften1993-1995 Mitglied des Senates der Johannes Gutenberg Uni-

versität Mainz2000-20042006-2009

Vizepräsident für Forschung der Johannes Guten-berg-Universität Mainz

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seit 2004 Geschäftsführender Leiter im Geographischen-Institut

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

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Univ.-Prof. Dr. Hans Spiess

Fachbereich/Fach:

FB 09: Chemie, Pharmazie und Geowissen-schaften/Physikalische Chemie, Leiter desMax-Planck-Instituts für Polymerforschung

Forschungsschwerpunkt:

Untersuchung von Struktur und Dynamikvon Polymeren mit Magnetischer Reso-nanzspektroskopie (NMR, EPR).

Wissenschaftlicher Werdegang:

1968 Promotion mit anschließender Postdoc-Phase in Flori-da, USA

1970-1975 Assistent am Max-Planck-Institut für medizinischeForschung in Heidelberg

1975-1980 Wissenschaftlicher Mitarbeiter/Professor am Institutfür Physikalische Chemie Universität Mainz

1978 Habilitation1980-1982 Professor für Physikalische Chemie Universität Müns-

ter1983-1984 Professor für Makromolekulare Chemie Universität

Bayreuthseit Ende1984

Direktor am neugegründeten Max-Planck-Institut fürPolymerforschung in Mainz

Mitglied der Gutenbergakademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Sascha Hofmann

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Univ.-Prof. Dr. Ludwig Striegel

Fachbereich/Fach:

FB 11: Hochschule für Musik und Akademiefür Bildende Künste/Musikpädagogik/Mu-sikdidaktik

Forschungs-/Künstlerischer Schwerpunkt:

Entwicklung eines integrativen Konzepts fürBläser-, Streicher- und Chorklassen: Bezugder einzelnen Teilkonzepte auf allgemeineAspekte des Musikunterrichts, Entwicklungdiesbezüglicher Unterrichtsmaterialien,

Evaluation der Konzepte Künstlerischer Schwerpunkt: Erprobung neuerKonzertformen: Gesprächskonzerte, Wandelkonzerte, meditative Kon-zerte (derzeit mit Werken von Erik Satie und Ludovico Einaudi)

Künstlerischer Werdegang:

Ludwig Striegel studierte Schulmusik mit Hauptfach Klavier in Mün-chen. Nach langer Unterrichtstätigkeit als Gymnasiallehrer in Augsburgwurde er 1991 als Referent für Musik an das Staatsinstitut für Schulpä-dagogik und Bildungsforschung in München berufen. 1995 promovierteer bei Prof. Dr. Hermann Rauhe in Hamburg mit einer Arbeit über diemusikpädagogische Bedeutung Erik Saties. 1999 wurde Ludwig Striegelals Professor für Musikerziehung an die Universität Erlangen-Nürnbergberufen. Seit 2000 ist er Inhaber des Lehrstuhls Musikpädago-gik/Musikdidaktik und Leiter der Abteilung Schulmusik an der Hoch-schule für Musik Rheinland-Pfalz im Fachbereich 11 der Johannes Gu-tenberg-Universität Mainz. Er publiziert als Autor und Herausgeber u. a.die Schriftenreihe PianoPädagogik, Lehrerhandreichungen, Schulfunk-sendungen, Schulbücher und Zeitschriftenaufsätze. Zu seinen For-schungsschwerpunkten gehören neben Konzepten des Umgangs mitNeuer Musik und Außereuropäischen Musiken die Neukonzeptionie-rung des Musikunterrichts in Bläser- und Streicherklassen. Daneben tritter als Pianist bei Gesprächskonzerten, oft mit Musik von Erik Satie, auf.

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Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Elisabeth Balß-Brehm

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Univ.-Prof. Dr. Gerhard Technau

Fachbereich/Fach:

FB 10: Biologie/Institut für Genetik

Forschungsschwerpunkte:

Neuro-Entwicklungsbiologie

Wissenschaftlicher Werdegang:

1979-1982

1982

Promotionsarbeit am Institut für Genetik der Universi-tät WürzburgPromotion (Dr. rer. nat.)

1983-1988

1987

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ent-wicklungsbiologie der Universität KölnHabilitation an der Universität Köln

1988-1989 Heisenberg-StipendiatForschungsaufenthalt am Howard Hughes MedicalInstitute, University of California, San Francisco

1989-1999 C3-Professor und Leiter der Arbeitsgruppe "Zellbiolo-gie" am Institut für Genetik der Universität Mainz

1995, 1999 Rufe auf C4-Professuren an den Universitäten Bonn,Marburg, Kiel und Gießen

seit 2000 C4-Professor und geschäftsführender Leiter des Insti-tuts für Genetik an der Universität Mainz

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2006

Interner Mentor von:

Dr. Matthias Gamer, Micha Edlich

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Univ.-Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia

Fachbereich/Fach:

FB 03: Rechts- und Wirtschaftswissenschaf-ten/Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik

Forschungsschwerpunkte:

(Internationale) Vergleichende Berufsbil-dungsforschung

Struktur-und Organisationsentwicklungsfor-schung

Governance- und Implementationsforschung

(Berufs-)Bildungsökonomische Forschung

Professionalisierungsforschung

Hochschulforschung

Wissenschaftlicher Werdegang:

Universitäts-professorinseit 10/2006

W3 Professur für das Fach Wirtschaftspädagogik ander Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Nachfol-ge von Hr. Prof. Dr. K. Beck)

Beteiligungen an regionalen, nationalen und internationalen For-schungsverbündenan der Entwicklung des neuen Graduiertenkolleg fürFB 03 der JOGU

Fachgutachterin des Schweizerischen Nationalfonds (SNF)für die Volkswagenstiftungfür die Sektion BWP der DGfE

Habilitation2004-2006

„Steuerbarkeit von Bildungssystemen mittels politi-scher Reformstrategien – Interdisziplinäre theoreti-sche Analyse und empirische Studie zur Erweiterungder Autonomie im öffentlichen Schulwe-sen“(Gutachter: Prof. Dr. D. Benner, Prof. Dr. H. Heid,Prof. Dr. h. c. J. van Buer)

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Promotion2002-2004

Dissertation „Dynamik und Stabilität in Berufsbil-dungssystemen – Eine theoretische und empirischeUntersuchung von Transformationsprozessen amBeispiel Bulgariens und Litauens“ (summa cum laude;Gutachter: Prof. Dr. Dres. h. c. R. Dubs, Prof. Dr. Dr.h. c. J. van Buer)Rigorosum in den Fächern Erziehungswissenschaften,Wirtschaftspädagogik und Volkswirtschaftslehre(summa cum laude)

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2008

Interne Mentorin von:

Tobias Preis

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Zu Beginn des Akademiejahres 2009/2010 aufgenom-mene Juniormitglieder

Sebastian Altenhöfer

Fachbereich/Fach:

FB 09: Chemie, Pharmazie und Geowis-senschaften/Doktorarbeit am Institut fürPharmakologie der Universitätsmedizinder Johannes Gutenberg-UniversitätMainz

Betreuer:

Prof. Dr. Ulrich Förstermann

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Die Rolle des humanen Enzyms Paraoxonase-2 in der Arteriosklerose

Abstract:

Paraoxonase-2 (PON2) ist ein humanes Enzym mit bisher drei bekann-ten Funktionen: 1.) es besitzt eine enzymatische Laktonase-Aktivität 2.)PON2 schützt Zellen vor radikalen Sauerstoffspezies (ROS) und 3.) vorprogrammiertem Zelltod (Apoptose). Da Sauerstoffradikale und prog-rammierter Zelltod im menschlichen Gefäßsystem maßgeblich zur Ent-stehung von Atherosklerose beitragen, könnten diese Eigenschaften diebekannte anti-atherosklerotische Wirkung von PON2 erklären. In Tu-morzellen dagegen führt verminderte Apoptose zu erhöhter Therapiere-sistenz. Bisher blieben jedoch die Mechanismen, Funktionen und Spezi-fitäten dieser Reaktionen von PON2 ebenso ungeklärt wie auch dieFrage, ob diese Funktionen zusammenhängen.

Meine Analysen an humanen Gefäßwandzellen zeigten, dass PON2 einspezifisches Radikal reduziert, nämlich Superoxid (O2-), nicht aber Was-serstoffperoxid (H2O2) und Peroxynitrit (ONOO-). Weiterhin konnte ichzeigen, dass PON2 diese wichtige anti-oxidative Funktion in wenigstenszwei Zell-Kompartimenten ausübt. Interessanterweise ergab sich auch,dass PON2 diese Funktion indirekt ausübt und andere O2- abbauendeEnzyme nicht in ihrer Aktivität verändert. Überaus bedeutsam ist aber

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auch, dass PON2 im Gegensatz zu anderen Enzymen O2- abbaut ohnegleichzeitig H2O2 zu generieren – dies erklärt die anti-apoptotischeFunktion von PON2 und stellt einen Meilenstein in der PON2 Forschungdar. Die pathophysiologische Rolle dieser Aktivität von PON2 wird inKrebszellen derzeit untersucht. Durch gezielte Mutationen funktionellerDomänen des PON2-Proteins identifizierte ich das katalytische Zentrumder Laktonase-Aktivität und belegte, dass diese enzymatische Aktivitätunabhängig ist von der anti-oxidativen/anti-apoptotischen Funktionvon PON2.

Parallel hierzu ergaben meine Analysen, dass eine Änderung der Cal-cium-Konzentration innerhalb der Zelle zur Aktivierung von Signalwe-gen führt, welche einen schnellen Abbau des PON2-Proteins bewirken.Eine solche Änderung der intrazellulären Calciumkonzentration findetbeispielsweise nach einem Schlaganfall statt, dessen Folgeschädenebenfalls durch erhöhte Konzentrationen von radikalen Sauerstoffspe-zies bedingt sind. Ob PON2 auch im lebenden Organismus durch Ände-rungen der intrazellulären Calcium-Konzentration abgebaut wird, undob dieser Abbau Grundlage der oxidativen Folgeschäden von Schlagan-fällen ist, wird derzeit von mir an einem Schlaganfallmodell in Mäusenuntersucht.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2009

Interner Mentor:

Prof. Dr. Markus Neurath

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Manuel Förster

Fachbereich/Fach:

FB 03: Rechts- und Wirtschaftswissenschaf-ten/Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik

Betreuerin:

Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Motivationale und organisationale Einflussfaktoren auf die Reformum-setzung im Unterricht – Eine empirische Untersuchung

Abstract:

Die top-down gerichteten Reformen im Schulwesen scheitern zumeistan ihrer Implementation in den Einzelschulen. Das Gelingen des Imple-mentationsprozesses eines Reformvorhabens hängt grundsätzlich vonder Bereitschaft der Lehrkräfte ab, dieses im Unterricht und der Schuleumzusetzen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die theoretisch undempirisch zu klärende Frage: Was veranlasst Lehrkräfte (oder veranlasstsie eben nicht) Reformen umzusetzen?

Das Hauptanliegen der Arbeit ist es, motivationale sowie organisationalsituative Einflussfaktoren auf die Reformumsetzung im Unterricht vonLehrkräften an (berufsbildenden) Schulen zu identifizieren und zu quan-tifizieren. Ein weiterer Analyseschwerpunkt liegt in der Identifikationvon möglichst charakteristischen Lehrertypen, die sich in ihren kausalenwie motivationalen Strukturen und dem Reformumsetzungsgrad syste-matisch voneinander unterscheiden.

Zur Klärung der Frage, welche Faktoren das Konstrukt Reformumset-zung signifikant beeinflussen, wird theoriegeleitet ein dreiebiges Analy-semodell entwickelt. In diesem wird die Reformumsetzung im Unter-richt in Abhängigkeit von der Motivationsstruktur und den wahrge-nommenen schulischen Bedingungen der einzelnen Lehrkraft abgebil-det. Im Modell werden somit Bestandteile der psychologisch orientier-ten „Mikroforschung“ und der organisationstheoretischen bzw. sozio-

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logisch orientierten „Makroforschung“ miteinander verknüpft. DerHeterogenitätsthese zufolge stellt die erhobene Stichprobe keine ho-mogene Einheit dar, sondern die Lehrkräfte unterscheiden sich in ihrerMotivationsausrichtung, dem Grad ihrer Reformumsetzung und ihrerWahrnehmung der schulischen Bedingungen.

In einer schriftlichen Erhebung wurden mit reliablen Skalen aus ver-schiedenen Forschungsprojekten, die für den Untersuchungskontextmodifiziert wurden, über 800 Lehrkräfte an 11 Berufsbildenden Schulenbefragt.

Die empirischen Analysen basieren auf komplexen statistischen Metho-den. Zur Prüfung der Kausalhypothesen wird u.a. die Strukturglei-chungsmodellierung (mit Bildung von reflektiven und formativenMessmodellen der latenten Konstrukte) verwendet, welche ein simulta-nes Prüfen des umfassenden Hypothesensystems ermöglicht. Zur theo-riegeleiteten Typenbildung der Lehrkräfte wird auf mehrere Clusterme-thoden (z.B. 2-Step-Clusterung, Finite Mixture Modellierung, Latent-Class-Analyse) zurückgegriffen, die auf verschiedenen Algorithmenberuhen und so differenzierte Klassifikationen mit unterschiedlicherSchwerpunktsetzung ermöglichen.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2009

Interner Mentor:

Prof. Dr. Dieter Huber

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Tobias Preis

Fachbereich/Fach:

FB 08: Physik, Mathematik und Informa-tik/Physik

Betreuer:

Dr. Johannes J. Schneider

Prof. Dr. Wolfgang Paul

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Untersuchung von Modellen und Mechanismen zur Beschreibung desFinanzmarktes

Abstract:

In Zeiten der gegenwärtigen internationalen Finanzmarktkrise, die ineiner Immobilien bzw. Hypothekenmarktkrise in den Vereinigten Staa-ten von Amerika im Jahr 2007 ihren Ausgangspunkt hatte, sich durchentstehende Liquiditätsengpässe im Interbankenhandel auf die Geld-märkte übertrug und sich davon ausgehend auch auf die Realwirtschaftauswirkt, fällt es nicht sehr schwer, die Notwendigkeit zur Nutzungrealistischer Finanzmarktmodelle zu motivieren. In dieser Krise, dieihren vorläufigen Höhepunkt mit dem Verschwinden der letzten viervon ursprünglich fünf großen US-Investmentbanken in der dritten Sep-temberwoche 2008 erreichte, kann jeder intuitiv wahrnehmen, dass dieBewegungen an den Finanzmärkten nicht ausschließlich Resultat vonZufallsschwankungen sind. Beispielsweise weist die Stärke der Preis-schwankungen eine zeitliche Häufung auf, das sogenannte „VolatilityClustering“. Handelstagen mit großen Preisschwankungen folgen Tagemit ebenfalls erhöhten Preisveränderungen, wie durch die Bewegungender internationalen Aktienindices in der jüngeren Vergangenheit ein-drucksvoll belegt werden kann. Dennoch wird in erster Näherung viel-fach in der Ökonomie angenommen, dass die Preisdynamik an Finanz-märkten eine Random Walk-Statistik aufweist, was bedeutet, dass sichdie Preise rein zufällig entwickeln.

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Die Arbeit verfolgt das Ziel, mit Methoden aus der statistischen PhysikEigenschaften von Finanzmärkten zu untersuchen und deren zugrundeliegende Mechanismen zu erkunden. Jüngste Resultate lassen insbe-sondere die Schlussfolgerung zu, dass die Preisfluktuationen an Fi-nanzmärkten mehr mit physikalischen Systemen gemeinsam haben alslange Zeit angenommen. Zusätzlich soll ausgehend von diesen Eigen-schaften ein verbessertes Modell des Finanzmarktes entwickelt werden,das in der Lage ist, die empirischen Besonderheiten von Finanzmärktenzu reproduzieren, um dadurch ein tieferes Verständnis von Finanzmärk-ten zu erhalten.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2009

Interne Mentorin:

Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia

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Tobias Seidl

Fachbereich/Fach

FB 07: Geschichts- und Kulturwissenschaften/Neueste Geschichte

Betreuer:

Prof. Dr. Sönke Neitzel

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Vorstellungswelt und Deutungsmuster deutscher Generäle im ZweitenWeltkrieg

Abstract:

Wie wurde der Weg in den Zweiten Weltkrieg, dessen Verlauf und seineFolgen von den Akteuren selbst wahrgenommen? Auf welche Weisedeuteten Angehörige der wichtigen Positionselite der Wehrmachtsge-neräle zeitgenössische Situationen während des Krieges, aber auch denerwarteten Kriegsverlauf und die Nachkriegsfolgen? Und in welchemMaße konnte das nationalsozialistische Regime durch Propaganda dieWehrmachtseliten beeinflussen? Obwohl zu Vorgeschichte, Verlauf undWirkungsgeschichte des Zweiten Weltkriegs als dem zentralen Katast-rophenereignis des 20. Jahrhunderts eine umfangreiche Menge anÜberblicksdarstellungen und Detailstudien vorliegen, können dieseFragen bisher nur im Ansatz beantwortet werden. Die von Sönke Neit-zel erstmals ausgewertete neue Quellengattung von Abhörprotokollen,die die Gespräche deutscher Offiziere und Soldaten in britischer Gefan-genschaft dokumentieren, bieten der mentalitätsgeschichtlichen For-schung zur Wehrmacht neue innovative Möglichkeiten, diesen Fragennach der Vorstellungswelt und den Deutungsmustern deutscher Gene-räle nachzugehen.

Mit Hilfe der Methode der wissenssoziologischen Diskursanalyse soll ineinem interdisziplinären Ansatz der neu entdeckte Quellenbestanddetailliert ausgewertet werden. Dazu wird zunächst der Deutungshori-

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zont der knapp zwanzig Generäle, die zwischen Mai 1943 und Mai1944 im englischen Abhörlager Trent Park interniert waren, erschlos-sen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung gestatten tiefe Einblicke in dieVorstellungswelt der deutschen Generalität, die der Forschung bislangnicht möglich waren. Erste Ergebnisse lassen darauf schließen, dass inbestimmten Teilbereichen von einer großen Homogenität der Ansichtender gefangenen Generäle ausgegangen werden muss, z.B. die Ableh-nung der Offiziere, sich am politischen Prozess zu beteiligen, währendin anderen wichtigen Fragen, wie der Treue zu Hitler, zwei prononcierteLager bzw. eine Vielfalt von Einstellungen und Meinungen vorherr-schen.

Auf die so gewonnenen Erkenntnisse aufbauend wird eine Gruppe vonfünf Generälen in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt und zu-nächst im anfangs erarbeiteten Deutungsspektrum verortet. Anhanddieser Einzelfälle kann das Zusammenspiel einzelner Deutungskomple-xe, die Veränderung von Deutungsmustern und dabei zusammenspie-lende Faktoren, sowie die biographische Rückkopplungen spezifischerDeutungsmuster untersucht werden.

Mitglied der Gutenberg-Akademie seit:

2009

Interner Mentor:

Prof. Dr. Jan Kusber

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Ehemalige Mitglieder der Gutenberg-Akademie

Passive Juniormitglieder

Dr. des. Jasmin Adam

Ehemaliger Fachbereich/Fach:

FB 05: Philosophie und Philologie/Buchwissen-schaft

Ehemaliger Betreuer:

Prof. Dr. Stephan Füssel

Titel der Doktorarbeit:

Der deutsche Buchhandel und der Siegeszug der Kinematographie1895-1933. Reaktionen und strategische Konsequenzen

Abstract:

Die deutsche Filmindustrie boomte bereits vor dem Ersten Weltkriegund zog mit aufwändigen Literaturadaptionen weite Bevölkerungskrei-se in ihren Bann. Nicht nur Arbeiter und Angestellte, sondern auch dasbürgerliche Publikum – und damit die traditionelle Klientel des Buch-handels – strömte in den zehner Jahren in die prunkvoll ausgestattetenKinopaläste der Großstädte.

Auf den Siegeszug der Kinematographie reagierte der deutsche Buch-handel zunächst zurückhaltend, band das neue Medium dann aberkonsequent und pragmatisch in seine Verlagsstrategien mit ein. Offen-heit, Flexibilität und Innovation waren spätestens zu Beginn der zwan-ziger Jahre unumgänglich geworden. Denn wirtschaftliche Turbulenzen,gesellschaftliche Veränderungen und die Konkurrenz zu den neuenMedien Film und Radio hatten eine hitzige Diskussion über eine „Bü-cherkrise“ heraufbeschworen.

Als Folge der veränderten Marktbedingungen akzentuierte der Buch-handel den Fokus seiner Geschäftsinteressen. Durch den Verkauf von

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Filmrechten erwirtschafteten Verlage und Autoren wichtige Zusatzein-künfte und optimierten so die Vermarktung literarischer Stoffe. Mitneuen Buchkonzepten zu Film relevanten Themen traf der Buchhandelden Zeitgeist, ebenso wie mit Fotobüchern oder illustrierten Schutzum-schlägen. Anzeigenkampagnen wurden auf Filmpremieren abgestimmt,Buchwerbefilme sollten Umsätze stimulieren und Buchverkaufsstellenim Kino die Schwellenangst potentieller Buchkäufer senken.

Die Konkurrenz, oder vielmehr die Symbiose mit dem Medium Filmführte in den zwanziger Jahren zu einer Neudefinition der Rolle undBedeutung des Buches in der aufbrechenden Mediengesellschaft. Zu-dem förderte sie einen wichtigen Differenzierungs- und Modernisie-rungsprozess im Buchhandel, insbesondere auf den Gebieten der Ver-tragsgestaltung, Programmpolitik und Buchwerbung.

Was kam nach Abschluss der Promotion:

Seit Abgabe meiner Doktorarbeit im September 2008 leite ich eineFiliale der Buchhandelskette Blackwell’s in Edinburgh. Der britischeBuchhandel soll auch im Zentrum meines nächsten Forschungsvorha-bens stehen, das ich im Rahmen eines Postdocs am Center for theHistory of the Book der Universtiy of Edinburgh durchführen möchte.Bewerbungen für entsprechende Postdoc-Stipendien laufen.

Mitglied in der Akademie:

2007-2008

Ehemaliger Interner Mentor:

Prof. Dr. Jörg Zimmermann

Externe Mentorin:

Dr. Elisabeth Niggemann (Generaldirektorin Deutsche Nationalbiblio-thek)

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Kristin Becker

Fachbereich/Fach:

FB 05: Philosophie und Philolo-gie/Institut für Theaterwissen-schaft

Betreuer:

Prof. Dr. Peter W. Marx

(Arbeits-)Titel der Doktorarbeit:

Inszenierungen von Wissenschaft und Technik

Abstract:

Angelegt als interdisziplinäre kulturwissenschaftliche Studie untersuchtmein Projekt die Wechselbeziehungen zwischen den sich im 19. Jahr-hundert etablierenden bzw. institutionalisierenden „modernen“ Na-turwissenschaften, Technologieentwicklung, Populärkultur und Unter-haltungsmedien in Europa und den USA. Ausgangspunkt ist dabei,Wissenschaft und Technik als kulturelle Praktiken zu verstehen, die Teilgesellschaftlicher Entwicklungs- und Verhandlungsprozesse sind. An-hand von ausgewählten Beispielen untersuche ich, wie die Zirkulationvon Motiven, Diskursen, Symbolen und Akteuren in bestimmten histori-schen Kontexten funktioniert, welche Genealogien sich identifizierenlassen und wie sich diese als Schnittstellen von Wissenschaft und Öf-fentlichkeit verhalten und verändern.

Ziel der Arbeit ist es, einen aus dem theaterwissenschaftlichen Kontexterweiterten, kulturwissenschaftlichen Inszenierungsbegriff zu entwi-ckeln und anzuwenden, um diese Schnittstellen zu beschreiben und zuanalysieren. Es geht zudem darum, das Verhältnis von Natur- und Geis-teswissenschaften nicht als Kommunikationsproblem zu denken, son-dern mithilfe einer kulturwissenschaftlichen Perspektive die wechselsei-tigen Bezüge und Einwirkungen zu verstehen. Eine zentrale Fragestel-lung ist daher, wie sich gesellschaftliche Umbruchs- bzw. Modernisie-rungsprozesse in diesen „Wissenschaftsinszenierungen“ abbilden und

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wiederum durch diese geprägt werden. In diesem Sinne untersuchtmeine Dissertation, wie „neues Wissen“ in eine sich rapide verändern-de Lebenswelt implementiert und sinnlich erfahrbar gemacht wird.

Im Mittelpunkt stehen ausgewählte Fallbeispiele, die im Sinne einer„dichten Beschreibung“ untersucht werden. Dazu gehören die BerlinerUrania und ihr „Wissenschaftliches Theater“ als Vorläufer der heutigenScience Center, das American Museum of Natural History im Kontextder Evolutionsdebatten sowie Ideen von künstlicher Umwelt im 19.Jahrhunderts (z.B. Zoos, Glashäuser, Themenparks) und ihr Einfluss aufspätere Entwicklungen wie das futuristische „Biosphere II“-Projekt inArizona. Anhand der Fallbeispiele wird dabei auch analysiert, wie Er-lebnisräume geschaffen werden, die mithilfe bestimmter Inszenierungs-strategien Wissensvermittlung und Wissensmanagement betreiben.Weitere Schwerpunkte bilden Fragen zu informeller Popularisierung,Internationalisierung und Medienwandel.

Auszeichnungen:

2006-2009 Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschenVolkes

2009 Einladung zum Berliner Theatertreffen (tt Talente)

Mitglied in der Akademie:

2007-2009

Amt in der Akademie:

2007-2008: Sprecherin der Juniormitglieder

Ehemalige Interne Mentorin:

Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke

Externe Mentoren:

Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig (Staatssekretär für Kultur im Ministe-rium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur RLP)

Heidi Schumacher (Leiterin der Abteilung für Allgemeine Kulturpflegeim Ministerium)

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Dr. Friederike Fleischhaker

Ehemaliger Fachbereich/Fach:

FB 09: Chemie, Pharmazie und Geowissen-schaften/Chemie

Ehemalige Betreuer:

Prof. Dr. Rudolf Zentel

Prof. Geoffrey A. Ozin (University of Toronto,Canada)

Titel der Doktorarbeit:

Designed Functional Defects in Colloidal Photonic Crystals: Switching,Biomonitoring and Modified Photoluminescence

Abstract:

Two complementary bottom-up approaches are presented for the con-trolled incorporation of "smart" planar defects into self-assembledcolloidal photonic crystals (CPCs). The defect layer is based on a func-tional nanometer scaled thin film that is either prepared by layer-by-layer self-assembly and microcontact transfer printing or by spin-coating and sacrificial CPC infiltration. The developed methods allowfor the integration of designed defect thin films from a huge variety ofchemically diverse materials and can be employed at low-cost andlarge-scale. Optical spectra show a sharp transmission state within thephotonic stop band, induced by the defect. The position of the defectwavelength is dependent on the optical thickness of the defect layer.

Active tuning of the intragap defect state is performed by preparingdefect layers from macromolecules responsive to external stimuli suchas light, temperature, redox-cycling and mechanical pressure. Thestudies are supported by independently performed ellipsometry mea-surements and theoretical scalar wave approximation calculations.

In addition, CPCs with functional biomolecular planar defects are pre-sented. Through shifts of the defect mode, DNA conformationalchanges, the enantioselective intercalation of a chiral anti-cancer drugand enzyme activities are optically monitored.

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Incorporation of fluorescent dyes and quantum dots into defect CPCsleads to a clear modification of the photoluminescence (PL) spectra byphotonic stopband and defect state. Switchable PL modification isdetected when employing addressable defect CPCs.

Mitglied der Akademie:

2007

Ehemaliger Interner Mentor:

Prof. Dr. Konrad Kleinknecht

Externer Mentor:

Dr. Volker Schädler (BASF-ISIS)

Was kam nach Abschluss der Promotion:

Postdoctoral Associate, MIT, Cambridge, USA (2007/2008)Research Scientist, BASF, Ludwigshafen (2008-jetzt)

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Dr. Matthias Gamer

Ehemaliger Fachbereich/Fach:

FB 02: Sozialwissenschaften, Medien undSport/Psychologie

Ehemaliger Betreuer:

Prof. Dr. Heiko Hecht

Titel der Doktorarbeit:

Reliability and Consistency Affect the Integration of Visual Depth Cues

Abstract:

Menschen gelingt es außerordentlich gut, Entfernungen im Nahbereichabzuschätzen. Diese Fähigkeit ist erstaunlich, da sie auf einer zweidi-mensionalen Projektion der umgebenden Welt beruht. Unsere Augenkönnen Informationen über die räumliche Tiefe nicht direkt erfassen,sondern unser Gehirn muss die Tiefe aus verschiedenen Merkmalenindirekt erschließen. Wenn ein Gegenstand einen anderen etwa teilwei-se verdeckt, können wir schlussfolgern welches Objekt sich näher be-findet. In den vergangenen Jahrzehnten wurden mehr als ein Dutzendsolcher Hinweisreize identifiziert, die uns dabei helfen können, räumli-che Tiefe abzuschätzen. Es ist jedoch immer noch weitgehend unklar,wie diese verschiedenen Merkmale in die einheitliche Wahrnehmungintegriert werden, die uns jederzeit und ohne bewusste Anstrengungzur Verfügung steht. Mit genau dieser Frage habe ich mich in meinerDissertation beschäftigt. Ich habe mit Hilfe eines Computerprogrammskünstliche Objekte generiert, die aus mehreren Tiefenhinweisen be-standen. Im Gegensatz zu natürlichen Szenen war es möglich, einzelneTiefenkriterien zu manipulieren, so dass sie sich teilweise widerspra-chen. Versuchspersonen mussten nun die Tiefe und Größe dieser Objek-te abschätzen und auf Basis des Antwortverhaltens habe ich mathema-tische Modelle entwickelt und getestet, wie unser Wahrnehmungssys-tem diese Merkmale integriert. Interessanterweise ist diese Verarbei-tung in einer konsistent strukturierten Welt in vielen Aspekten statis-

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tisch optimal. Unser Gehirn ist für diese Aufgabe also ideal angepasstan die uns umgebende Welt und leistet kontinuierlich eine äußert effi-ziente und präzise Wahrnehmung räumlicher Tiefe. Diese Befunde sindnicht nur zum grundlegenden Verständnis der menschlichen Wahrneh-mung interessant, sie haben auch wichtige Implikationen für die Struk-turierung ergonomischer Arbeitsumwelten oder die Entwicklung vonAssistenzsystemen etwa im Autobau. Im medizinischen Bereich könnendiese Erkenntnisse dazu beitragen, die Folgen von eingeschränktenoder ausgefallenen Sinnessystemen abzuschätzen sowie die auftreten-den Defizite mit technischen Hilfsmitteln zu kompensieren.

Was kam nach Abschluss der Promotion:

Direkt nach der Abgabe der Dissertation habe ich im Februar 2008 eineStelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc) am Institut für Sys-temische Neurowissenschaften im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf angetreten. Dort beschäftige ich mich aktuell mit der Verar-beitung von Gesichtsausdrücken im menschlichen Gehirn und derpharmakologischen Modulation dieser Prozesse durch das NeuropeptidOxytocin.

Mitglied in der Akademie:

2007-2008

Ehemaliger Interner Mentor:

Prof. Dr. Gerhard Technau

Externer Mentor:

Prof. Dr. Michael Macsenaere (Geschäftsführer des Instituts für Kinder-und Jugendhilfe GmbH)

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Dr. des. Christina Globke

Ehemaliger Fachbereich/Fach:

FB 03: Rechts- und Wirtschaftswissen-schaften/Rechtswissenschaften

Ehemaliger Betreuer:

Prof. Dr. Udo Fink

Titel der Doktorarbeit:

Die Auslieferung an den Internationalen Strafgerichtshof – ein Beitragzur Dogmatik des Art. 16 Abs. 2 GG

Abstract:

Das Völkerstrafrecht hat in den vergangenen Jahren zunehmend anBedeutung gewonnen. Staaten schließen vermehrt Verträge, um Völ-kerstraftaten bestrafen zu können und nutzen bestehende Institutionen,um völkerstrafrechtliche Verfahren durchzuführen. Die neuen völker-rechtlichen Instrumente erfordern allerdings ein stärkeres rechtlichesEngagement der Staaten als noch in den vergangenen Jahrzehnten.

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich entschlossen, die deutscheVerfassung zu ändern, so dass seit dem Jahr 2000 auch Deutsche anden neuen Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefertwerden können. Dies stellt insofern eine bedeutsame Änderung dar, alsvorher Deutsche überhaupt nicht ausgeliefert werden konnten.

Meine Arbeit untersucht nun die rechtlichen Voraussetzungen einersolchen Auslieferung von Deutschen an den Internationalen Strafge-richtshof, für die bisher eine umfassende dogmatische Analyse von Art.16 Abs. 2 GG in seiner neuen Fassung fehlt. Die wissenschaftlicheHerausforderung dieser Arbeit liegt darin, dass neben den verfassungs-rechtlichen Normen auch solche des Völkerrechts berücksichtigt werdenmüssen: Treffen Normen mehrerer Rechtsordnungen aufeinander, ent-stehen oft rechtliche Probleme, die darauf zurückzuführen sind, dass sieinhaltlich nicht ohne weiteres vereinbar sind.

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In der Arbeit werden vor allem die Artt. 16 Abs. 2 GG und 24 Abs. 1 GGuntersucht. Ich entwickele einen beiden Artikeln gemeinsamen dogma-tischen Ansatz, um den Grundrechtsschutz, der durch die deutscheStaatsgewalt seinen Staatsangehörigen gegenüber zu leisten ist, auchim Verhältnis zu Internationalen Organisationen zu gewährleisten. DieKonstruktion ist unabhängig von einem Bezug zu deutschem Staatsge-biet, maßgeblich ist allein das Handeln deutscher Staatsgewalten.Durch die Konstruktion kann der Umfang sowohl des Grundrechts-schutzes als auch der gerichtlichen Überprüfbarkeit erklärt werden.

Mitglied in der Akademie:

2007-2009

Amt in der Akademie:

2007-2008: Sprecherin der Juniormitglieder

Ehemaliger Interner Mentor:

Prof. Dr. Dieter Huber

Externer Mentor:

Richter Hans-Peter Kaul (International Criminal Court)

Was kam nach Abschluss der Promotion:

Wissenschaftliche Assistentin, Lehrstuhl Prof. Hettinger, UniversitätMainz

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Dr. Stefan Grube

Ehemaliger Fachbereich/Fach:

FB 09: Chemie, Pharmazie und Geowissen-schaften/Pharmazie

Ehemalige Betreuer:

Prof. Dr. Peter Langguth

Titel der Doktorarbeit:

Excipient- and food-drug interactions with special emphasis on tros-pium

Abstract:

In der Dissertation „Hilfsstoff- und Nahrungsmittel-Wirkstoff Interak-tionen unter besonderer Berücksichtigung von Trospium“ wurden un-terschiedliche Aspekte von Hilfsstoff- und Nahrungsmittelhilfsstoff-interaktionen betrachtet. Im Vordergrund bei den Hilfsstoffen standhierbei das basisch butylierte Methacrylsäure Copolymer (BBMC), einim Arzneibuch monographierter Hilfsstoff, dessen permeabilitätsverbes-sernde Eigenschaften in in-vitro Versuchen charakterisiert wurden.Basierend auf den Ergebnissen dieser Untersuchungen wurden ver-schiedene Modifikationen des BBMC synthetisiert, u.a. Copolymere ausMethylmethacrylsäure und Butylmethacrylsäure, sowie Hydroxyethyl-methacrylsäure und Methylmethacrylsäure, um Struktur-Wirkungsbe-ziehungen des permeabilitätsfördernden Effekts zu untersuchen.

Daneben wurde eine Reihe von polymer- bzw. tensidartigen Hilsstoffenauf ihre Fähigkeit hin untersucht, die Expression von Transporter-RNAin in-vitro Zellkulturmodellen zu verändern.

Desweiteren wurde untersucht inwiefern Nahrungsmittel wie Pectin,Carragenan und Casein den kationischen Wirkstoff Trospium zu bindenvermögen und dessen Permeabilität beeinflussen. Weiterhin wurdenInteraktionen zwischen Trospium und Gallensäuren sowie Pankreatin

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untersucht und die Hypothese getestet, dass Trospium ein OCTN2-Substrat ist.

Im Rahmen der Einführung wurden in der Dissertation außerdem eineReihe von Hilfsstoffen ausführlich diskutiert, die die Transporter-vermittelte Absorption von Arzneistoffen aus dem Darm zu beeinflus-sen vermögen.

Mitglied der Akademie:

2007-2008

Ehemaliger interner Mentor:

Prof. Dr. Joachim Kadereit

Externer Mentor:

Dr. Dr. Andreas Barner (Boehringer Ingelheim Pharma)

Was kam nach Abschluss der Promotion:

Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Bayer Schering Pharma AG;Abteilung Quality Assurance – Change Management

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Fabian Wall

Ehemaliger Fachbereich/Fach:

FB 03: Rechts- und Wirtschaftswissenschaf-ten/Rechtswissenschaften

Ehemalige Betreuer:

Prof. Dr. Reinhard Hepting

Titel der Doktorarbeit:

Das Valutaverhältnis des Vertrags zugunsten Dritter auf den Todesfall –ein Forderungsvermächtnis

Abstract:

Das praktisch häufigste Beispiel für einen sog. „Vertrag zugunstenDritter auf den Todesfall“ ist die Lebensversicherung. Der Versiche-rungsnehmer (Erblasser) benennt dabei gegenüber der Versicherungs-gesellschaft eine Person (Dritter), die im Todesfall den Anspruch aufAuszahlung der Versicherungssumme erhalten soll. Der Versicherungs-nehmer behält sich das Recht vor, die Benennung des Dritten bis zuseinem Tod zu widerrufen oder die Person des Dritten auszuwechseln.

Seit langem umstritten ist bei einem solchen Vertrag zugunsten Dritterauf den Todesfall die rechtliche Einordnung des sog. „Valutaverhältnis-ses“. Dieses Verhältnis besteht zwischen dem Versicherungsnehmerund dem Dritten; es enthält den rechtlichen Grund, warum der Versi-cherungsnehmer den Dritten begünstigt.

Die Rechtsprechung geht seit 1930 davon aus, dass das Valutaverhält-nis ein Rechtsgeschäft unter Lebenden ist, und zwar eine lebzeitigeSchenkung gemäß §§ 516 ff. BGB. Diese Rechtsprechung basiert maß-geblich auf einer Konstruktion, mit welcher der Dritte vor dem Zugriffvon Nachlassgläubigern geschützt werden sollte. Dieser rechtspoliti-sche Zweck entsprach zwar dem Willen des historischen BGB-Gesetzgebers von 1900, er ist aber durch neuere Entwicklungen imZwangsvollstreckungs- und Insolvenzrecht obsolet. Zu nennen sind

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hierbei vor allem die Entscheidung BGH, Urt. v. 23. Oktober 2003, IX ZR252/01, BGHZ 156, 350 ff. und das „Gesetz zum Pfändungsschutz derAltersvorsorge“ vom 26. März 2007 (BGBl. 2007, I, 368).

Aufgrund dieser aktuellen Entwicklungen sollte man das Valutaverhält-nis heute stattdessen als Rechtsgeschäft von Todes wegen einordnen,und zwar als ein (Forderungs-) Vermächtnis gemäß §§ 2147 ff. BGB.Mit dieser im Rahmen der Dissertation entwickelten Lösung kann mandas Valutaverhältnis den Auslegungsregeln des Erbrechts unterwerfen.Hierdurch lassen sich praktische „Problemfälle“, etwa die Scheidungdes Versicherungsnehmers von dem als Dritten benannten Ehegattenoder das Vorversterben des Dritten, in der Praxis besser lösen als mitden starren Regelungen des Schenkungsrechts. Aufgrund einer sog.„teleologischen Reduktion“ unterliegt das Valutaverhältnis nicht denerbrechtlichen Formvorschriften.

Mitglied in der Akademie:

2007-2009

Ehemaliger Interner Mentor:

Prof. Dr. Jürgen Falter

Externer Mentor:

Prof. Dr. Karl Friedrich Meyer (Präsident des Verfassungsgerichtshofsund des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz)

Was kommt nach Abschluss der Promotion:

Geplant ist eine Habilitation

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Ehemalige Seniormitglieder

Univ.-Prof. Dr. Irene Dingel

Institution:

Institut für Europäische Geschichte (Abtei-lung für Abendländische Religionsgeschich-te)

Fachbereich/Fach:

Ehemals FB 01: Katholisch-TheologischeFakultät/Seminar für Kirchengeschichte undTerritorialkirchengeschichte

Forschungsschwerpunkte:

Reformation und KonfessionalisierungFrühaufklärung in ihrem westeuropäischen ZusammenhangLeiterin des Forschungsprojekts „Controversia et Confessio“ –Quellenedition zur Konfessionsbildung und Konfessionalisierungin der Frühen Neuzeit (DFG, Union der Akademien der Wissen-schaften), Neuausgabe der Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Auftrag der EKD, zusammen mit dem Insti-tut für Kirchengeschichte der Universität Leipzig und der Leuco-rea-Stiftung regelmäßige Veranstaltung der „Frühjahrstagungenzur Wittenberger Reformation

„Die Gutenberg-Akademie bietet jungen exzellenten Promovendinnenund Promovenden ein durch seine Interdisziplinarität impulsgebendesUmfeld, nicht nur für die Profilierung ihrer jeweiligen Vorhaben, son-dern auch für die Entwicklung einer gesprächsoffenen, vielseitigenForscherpersönlichkeit. Senior- und Juniormitglieder profitieren glei-chermaßen von dem ungezwungenen Austausch in einer Atmosphäre,die anspruchsvolle Forschung in ihrer notwendigen Spezialisierung mitakademischer Weite kombiniert.“

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Univ.-Prof. Dr. Konrad Kleinknecht

Fachbereich/Fach:

Ehemals FB 08: Physik, Mathematik und Infor-matik/Institut für Physik, ETAP

Forschungsschwerpunkte:

Physik der elementaren Bausteine der Materie,speziell die Beziehung zwischen Materie undAntimaterie sowie Klimawandel und Energie-versorgung

Mitglied der Akademie:

2007-2008

Ehemals Interner Mentor von:

Dr. Friederike Fleischhaker, Ralph Rieger

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Univ.-Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke

Fachbereich/Fach:

FB 02: Sozialwissenschaften, Medienund Sport/Psychologisches Institut -Entwicklungspsychologie

Forschungsschwerpunkte:

Stressbewältigung und Übergang insErwachsenenalter (z.B. Bewältigungund Balancierung von Berufs- undPartnerschaftszielen im jungen Er-wachsenenalter: Bedingungen und

Konsequenzen für die psychische Gesundheit; Analyse der Bewälti-gungskompetenz von Jugendlichen in 20 Ländern: Intra- und interkultu-relle Vergleiche)

Chronisch kranke Jugendliche und ihre Familien

Mitglied der Gutenberg-Akademie:

2006-2008

Ehemals Interne Mentorin von:

Kristin Becker

„Die Arbeit in der Gutenbergakademie war bereichernd und spannend,weil sich man mit einer Vielzahl von interessanten Dissertationsprojek-ten auseinandersetzen konnte. Der wissenschaftliche und persönlicheAustausch mit den Doktoranden und Kollegen habe ich als sehr stimu-lierend erlebt.“

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Univ.-Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro

Fachbereich/Fach:

FB 03: Volkswirtschaftslehre/Wirtschafts-politik und Internationale Makroökonomik

Forschungsschwerpunkte:

Banken und Finanzmärkte

Geld- und Währungspolitik

Globalisierung und Wirtschaftswachstum

Mitglied der Gutenberg-Akademie:

2008

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Univ.-Prof. Dr. Jörg Zimmermann

Fachbereich/Fach:

FB 11: Hochschule für Musik und Aka-demie für Bildende Künste/Kunsttheorie

Künstlerischer/Forschungsschwerpunkt:

Interdisziplinäre Aspekte der Ästhetik

In 2006 we started a project called „Aes-thetics of Weathering“, which combinestext and pictures. In doing so photogra-phy serves as a special research tool. First

of all textures of weathered stone, metal, organic matters etc. arephotographed using surrealistic aesthetic effects. Texts are generatedby means of historical research as well as in collaboration with differ-ent departments of natural and technical science. The next upcomingsub-project „Carrara“ addresses the weathering of marble.

Mitglied der Akademie:

2007-2008

Ehemals Interner Mentorvon:

Dr. des. Jasmin Adam

Aus der Serie: Nachtstücke und Traumwerk

Aus der Serie: Metallomorphie

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Veranstaltungen

Aufnahmeveranstaltung der Gutenberg-Akademie2008Es ist ein exklusiver Zirkel für nur wenige Doktorandinnen und Dokto-randen: Die Gutenberg-Akademie nimmt höchstens 25 Juniormitgliederauf, die sich durch eine absolut herausragende wissenschaftliche oderkünstlerische Leistung auszeichnen. Ihnen bietet die Gutenberg-Akademie ein anregendes intellektuelles Umfeld für ihre weitere Ent-wicklung, indem sie von dem Austausch mit den Seniormitgliedern derAkademie und von der Betreuung durch eine Persönlichkeit des öffent-lichen Lebens profitieren können. Die Akademie leistet aber auch prak-tische Hilfe, etwa beim Besuch von Tagungen oder renommierten La-bors, und stellt ein wertvolles Forum dar, um eigene Ideen und Projektevorzustellen. Am Montag hat die Gutenberg-Akademie sechs neueJuniormitglieder aufgenommen, die auf dem Weg zur Erlangung desDoktorgrades ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten demonstriert haben."Wir begrüßen die neuen Juniormitglieder der Gutenberg-Akademiesehr herzlich in unserem Kreis und freuen uns auf viele anregendeGespräche und Diskus-sionsrunden", sagte derSprecher der Guten-berg-Akademie, Univ.-Prof. Dr. Dieter Dörr, zurAufnahme der neuenMitglieder.

Jedes Jahr werden ander Johannes Guten-berg-Universität Mainzetwa 650 Studierende promoviert. Die Universität sieht in der Förde-rung des wissenschaftlichen Nachwuchses eine zentrale Aufgabe undhat in den vergangenen Jahren ein umfassendes Programm aufgelegt,um ihre Doktorandinnen und Doktoranden gezielt zu unterstützen.Diese strukturierte Graduiertenausbildung besteht aus vier Angeboten,beginnend mit einem fächerübergreifenden Allgemeinen Promotions-kolleg, das Angebote zu sogenannten Schlüsselqualifikationen wiebeispielsweise Soft Skills bereitstellt und die Promovierenden bei derVernetzung unterstützt, und den Speziellen Promotionskollegs, in de-nen die fachliche Qualifikation der Promovierenden durch Angebote

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rund um neue Entwicklungen im eigenen Fach und Perspektiven ver-wandter Fächer erweitert wird. Die Graduiertenkollegs der DeutschenForschungsgemeinschaft (DFG), internationale Promotionsprogrammeund Graduiertenschulen werden unter den Promotionskollegs der Exzel-lenz zusammengefasst. Mit der Gutenberg-Akademie für wissenschaft-lichen Nachwuchs, verfolgt die Mainzer Universität ein exklusives Men-toringkonzept, das den 25 universitätsweit besten Doktorandinnen undDoktoranden sowie Künstlerinnen und Künstlern vorbehalten ist.

Im Januar 2007 ging die Gutenberg-Akademie mit der Aufnahme derersten acht Juniormitglieder an den Start. Nach der nunmehr drittenAufnahmerunde gehören 18 Juniormitglieder der Akademie an, denenals Seniormitglieder erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-ler der Universität sowie externe Mentoren zur Seite stehen. Die Aus-wahl der neuen Juniormitglieder erfolgte auf Antrag der Betreuerinnenoder Betreuer, die zur Nominierung ein Gutachten einzureichen haben,das die wissenschaftliche beziehungsweise künstlerische Arbeit derKandidatin oder des Kandidaten umfassend würdigt. Neben der Origi-nalität dieser Darstellung legt die Akademie Wert auf die Eigenständig-keit der Kandidaten, die Originalität der Forschungsthematik, sprachli-che und analytische Brillanz und auf die Positionierung in der ScientificCommunity. Im Falle von jungen Künstlerinnen und Künstlern sind dieöffentlichen Auftritte, Ausstellungen und Preise ein Auswahlkriterium.Über die Aufnahme entscheiden die Mitglieder der Akademie insge-samt. Juniormitglieder sind zunächst für zwei Jahre Mitglied in derAkademie. Beim Abschluss der Promotion wechselt die Juniormitglied-schaft in einen Alumnistatus. Die Organisation der Gutenberg-Akademie liegt beim Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklungder Johannes Gutenberg-Universität.2

2 Quelle: http://www.uni-mainz.de/presse/21766.php

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Round Table-Veranstaltungen

Round Table im Mai 2008

Prof. Dr. Hans Spiess: Das Max-Planck-Institut für Polymerforschung

Im Mai 2008 besuchten die Mitglieder das MPI für Polymerforschung.Der Auftakt der Veranstaltung wurde von Prof. Spiess übernommen, dieUnterthemen seines Vortrags waren:

Struktur und Organisation der Max-Planck-Gesellschaft mit ih-ren fast 80 Instituten in den Bereichen Naturwissenschaften,Biologie und Medizin, sowie den Geisteswissenschaften.Nachwuchsförderung: Hier wurden die vielfältigen Aktivitätenzur Förderung von Doktoranden und Postdoktoranden ausdem In- und Ausland betont, sowie das geplante Max PlanckGraduate Center mit der Johannes Gutenberg Universität vor-gestellt.Bedeutung der Polymere im täglichen Leben, in der Elektronikund in der Medizin.Polymerforschung am MPI mit Beispielen der eingesetztenMethoden, Projekten aus der Energie- und Wirkstofffor-schung.

MitarbeiterInnen und DoktorandInnen standen den Mitgliedern füreinen anschließenden Instituts-Rundgang zur Verfügung. Am von denDoktorandInnen gerichteten Buffet ergab sich eine lebhafte Diskussionzu den genannten Fragestellungen, aber auch ein reger Erfahrungsaus-tausch mit Doktoranden aus außereuropäischen Ländern, sowie Diskus-sionen zur Karriereplanung im akademischen Bereich.

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Round Table im Juni 2008

Prof. Dr. Jörg Michaelis: Zur Häufigkeit von Kinderleukämien in derUmgebung von Kernkraftwerken

Epidemiologische Studien zum Auftreten von Kinderkrebs in der Umge-bung deutscher Kernkraftwerke (Jörg Michaelis, Maria Blettner, PeterKaatsch und Claudia Spix)

Seit 1980 werden vom Deutschen Kinderkrebsregister in Mainz sämtli-che in Deutschland neu auftretenden bösartigen Erkrankungen imKindesalter erfasst. Dies sind pro Jahr rund 1800 Neuerkrankungen.Leukämien sind die häufigsten malignen Erkrankungen im Kindesalter.Sie stellen etwa ein Drittel der Krebserkrankungen bei Kindern dar.Jährlich erkranken in Deutschland etwa 600 Kinder unter fünfzehnJahren an einer Leukämie.

Trotz vieler und großer epidemiologischer Studien sind die Ursachenvon Leukämien im Kindesalter auch heute noch weitgehend unklar. Einallgemein akzeptierter Risikofaktor für Leukämien ist jedoch die Exposi-tion mit ionisierender Strahlung. Hierbei ist nach wir vor umstritten, obein Schwellenwert existiert, ab dem ein Einfluss auf das Entstehen vonLeukämien vorliegt, und ob auch minimale Strahlenbelastungen miteinem erhöhten Erkrankungsrisiko einhergehen. Aus diesem Grundwird immer wieder die Hypothese diskutiert, ob in der Nähe von Kern-kraftwerken gehäuft Leukämieerkrankungen auftreten

Das Deutsche Kinderkrebsregister hat zu dieser Fragestellung Ende desJahres 2007 die Ergebnisse seiner „Epidemiologischen Fallkontrollstu-die zu Kinderkrebs und Kernkraftwerken (KiKK-Studie)“ veröffentlicht.Vorgängerstudien, die als „ökologische“ Studien durchgeführt wurden,waren in den Jahren 1992 und 1998/1999 abgeschlossen und publiziertworden. Sie hatten für alle Krebserkrankungen sowie für Leukämieer-krankungen bei Kindern unter 15 Jahren in einem 15 km Umkreis umalle deutschen Kernkraftwerke keine auffälligen Ergebnisse erbracht.Bei systematisch variierten Auswertungsperspektiven war jedoch auf-gefallen, dass bei Kindern unter 5 Jahren in einer Entfernung bis zu 5km mehr Erkrankungsfälle aufgetreten waren als in vergleichbarenanderen Regionen. Dies war der Ausgangspunkt für die KiKK-Studie.

In der KiKK-Studie wurde erneut beobachtet, dass die Leukämieerkran-kungsrate bei Kindern unter 5 Jahren im Umkreis von 5 km um west-deutsche Kernkraftwerke erhöht ist. Dies Ergebnis ist nicht verwunder-

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lich, weil mehr als zwei Drittel der Erkrankungsfälle bereits in denvorangegangenen Studien enthalten waren, es war damit – in einemanderen methodischen Ansatz – gleichsam die Bestätigung der frühe-ren Studienergebnisse. Vergleichbare Studien in anderen Ländern konn-ten jedoch die deutschen Beobachtungen nicht bestätigen.

Aufgrund der vorliegenden Informationen zur Strahlenemission deut-scher Leistungsreaktoren im Normalbetrieb und auf Basis des bisheri-gen Wissens über biologische Strahlenwirkungen erscheint ein direkterZusammenhang der beobachteten Erkrankungshäufung mit der Strah-lung unplausibel. Wenn jedoch ein bisher nicht bekannter ursächlicherZusammenhang zwischen dem Wohnen in der Nähe deutscher Kern-kraftwerke und dem beobachteten, gehäuften Auftreten von Leukämie-erkrankungen bestehen würde, wären hiermit etwa 1.2 Erkrankungsfäl-le in Deutschland im Durchschnitt der letzten 20 Jahre zu erklären.

In der öffentlichen Diskussion über die Risiken durch den Betrieb vonKernkraftwerken haben die aktuellen Untersuchungen eine hohe Auf-merksamkeit gefunden. In den Medien und in Kommentaren von Wis-senschaftlern, die in der Anti-KKW-Bewegung stark engagiert sind,wurden die Studienergebnisse zum Teil stark verzerrt wiedergegebenund Horrorszenarien von hunderten durch die KKW verursachten Er-krankungsfällen aufgestellt. Dadurch wird anschaulich, wie schwierigeine abgewogene Risikodiskussion bei einem emotional stark besetztenThema zu führen ist.

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Round Table im Juli 2008

Fabian Wall: Die (Ohn-)Macht der Methode – Auf dem Weg vom de-mokratischen Rechtsstaat zum oligarchischen Richterstaat?

Der einem Aufsatz von Rüthers (JZ 2002, 365 ff.) entlehnte Titel weistden Weg in eine aktuelle Diskussion aus der juristischen Methodenleh-re, die sich vor allem zwischen Bernd Rüthers und Günter Hirsch, demPräsidenten des BGH, entsponnen hat. Anhand eines aktuellen Bei-spielsfalls aus dem Kaufrecht wird dabei der Streit um das Ziel derGesetzesauslegung veranschaulicht:

Nach der von Rüthers und von mir favorisierten sog. „subjektiven Aus-legungstheorie“ ist Ziel der Gesetzesauslegung der Zweck, den derhistorische Gesetzgeber mit der Norm verfolgt hat. Dieser Zweck lässtsich vor allem anhand der Gesetzesmaterialien nachweisen. Nach dervon der Rechtsprechung und Hirsch favorisierten sog. „objektiven Aus-legungstheorie“ ist Ziel der Auslegung hingegen der Zweck des Geset-zes selbst. Dieser Zweck soll sich aus einer „objektiven“ teleologischenAuslegung ergeben; er kann von den Zwecken des historischen Gesetz-gebers abweichen. Das Gesetz könne klüger sein als der Gesetzgeber.

Ich halte die „objektive Auslegungstheorie“ für ein gefährliches Ein-fallstor, um subjektive Eigenwertungen des Richters in die Entschei-dung einfließen zu lassen; vor allem, um alte Gesetze in vorauseilen-dem Gehorsam an eine neue Zeit anzupassen. Mit Rüthers bin ich auchder Ansicht, dass die Anwendung von Gesetzen aus der Weimarer Zeitdurch Richter im NS-Staat hierfür ein Beispiel bildet, wenngleich dies inder anschließenden Diskussion kontrovers beurteilt wurde.

Die angeblich „objektive Auslegungstheorie“ unterläuft die Bindungdes Richters an Recht und Gesetz aus Artt. 20 Abs. 3, 97 Abs. 1 GG,nach der es – vorbehaltlich verfassungsrechtlicher Grenzen, etwa derGrundrechte – das Privileg der Legislative ist, den Zweck ihrer Gesetzezu bestimmen. Die „objektive Auslegungstheorie“ ist auch nicht geeig-net, den Alterungsprozess von Gesetzen aufzufangen: Eine Bindung desRichters an den Normzweck eines alten Gesetzes entfällt nur nach derRegel der „lex posterior derogat legi priori“, wenn dieser alte Norm-zweck in Widerspruch zum Zweck zeitlich jüngerer Gesetze steht.

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Round Table im September 2008

Prof. Dr. Joachim Kadereit: Das Naturschutzgebiet "Mainzer Sand"

Am 15. September leitete Herr Prof. Kadereit eine Exkursion in dasNaturschutzgebiet “Mainzer Sand”. Der Mainzer Sand ist ein interna-tional bedeutsames Naturschutzgebiet im Stadtgebiet von Mainz undzeichnet sich durch seinen großen Reichtum seltener Pflanzen-, Tier-und Pilzarten aus. So sind z.B. in den heutigen Grenzen der BRD zweiBlütenpflanzenarten nur hier anzutreffen. Viele der seltenen Pflanzenar-ten haben ihr nächstes Vorkommen oder ihren Verbreitungsschwer-punkt in den Steppen des südöstlichen Europas.

Herr Kadereit erläuterte, dass das Gebiet am besten als Relikt einer inwärmeren und trockeneren nacheiszeitlichen Klimaperioden weiterverbreiteten Steppenvegetation aufgefasst werden kann. In anderenGebieten führte das auf diese Klimaperiode folgende kühlere undfeuchtere Klima zur Verdrängung der Steppenvegetation durch Wald. Ineinigen Bereichen des nördlichen Oberrheingrabens erlaubten die loka-len Bedingungen – geringe Niederschlagsmengen, hohe Sonnenein-strahlung, trockene Sandböden – das Überleben der Steppenvegeta-tion. Generell ist es so, dass der Artenbestand eines Gebietes nur durchgemeinsame Betrachtung der aktuellen Lebensbedingungen und derKlima- und Erdgeschichte verstanden werden kann.

Durch den im Neolithikum beginnenden und zunehmend massivenEinfluss des Menschen auf seine natürliche Umwelt ist diese Steppen-vegetation in Mitteleuropa nur noch an sehr wenigen Orten zu sehen,und nirgendwo so großflächig und artenreich wie in Mainz.

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Round Table im Oktober 2008

Jens Ketelaer: Der TRIGA-Reaktor

Der Forschungsreaktor TRIGA Mainz im Institut für Kernchemie stelltfür Physiker und Chemiker ein herausragendes Instrument dar. DieForschungsschwerpunkte reichen von der Grundlagenforschung überdie radiopharmazeutische Chemie bis hin zur Analytik in Umwelt undTechnik.

Das Besondere an den TRIGA-Reaktoren sind die speziellen Brennele-mente, die dafür sorgen, dass die Kettenreaktion bei ansteigenderTemperatur selbständig endet. Dies bietet zum Einen ein hohes Maß anSicherheit für den Betrieb, zum Anderen ermöglicht es den Pulsbetriebdes Reaktors.

Im Rahmen des Round Tables der Gutenberg-Akademie im Oktober2008 wurden die Experimente an ultrakalten Neutronen sowie zurLaserspektroskopie und Massenspektrometrie an neutronenreichenSpaltprodukten vorgestellt. Diese dienen der Erforschung der grundle-genden Eigenschaften der Materie, wie z.B. der Kernmasse. Im Pen-ningfallen-Massenspektrometer TRIGA-TRAP werden Ionen, die durchneutroneninduzierte Spaltung am Reaktorkern entstehen gespeichert.Dadurch lässt sich ihre Masse sehr genau bestimmen. Weitere soge-nannte Grundzustandseigenschaften der Spaltprodukte, wie z.B. derLadungsradius, erhält man durch Laserspektroskopie an TRIGA-LASER.Ein weiteres Experiment erzeugt ultrakalte Neutronen durch Abbrem-sen der im Reaktorkern erzeugten Teilchen, so dass deren Eigenschaf-ten genauer untersucht werden können.

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Round Table im Januar 2009

Prof. Dr. Gerhard Technau: „Analyse der Entwicklung des Nervensys-tems am Modell der Fruchtfliege Drosophila“

Die Entwicklung des Zentralen Nervensystems beinhaltet die Transfor-mation einer 2-dimensionalen epithelialen Schicht zunächst gleichför-miger (ektodermaler) Zellen in ein hochkomplexes 3-dimensionalesOrgansystem, das eine erstaunliche Diversität an neuronalen und glia-len Zelltypen aufweist. Jeder dieser Zelltypen wird in charakteristischerZahl nach einem reproduzierbaren räumlich-zeitlichen (4-dimen-sionalen) Muster gebildet – eine unabdingbare Voraussetzung dafür,dass spezifische funktionelle Kontakte (Synapsen) mit bestimmtenZielzellen gebildet werden und somit ein neuronales Netzwerk entsteht,das eine normale Verhaltenskontrolle im ausdifferenzierten Organismusermöglicht. Da die den Entwicklungsprozess steuernden genetischenund molekularen Mechanismen äußerst komplex sind, konzentriert sichdie Forschung auf dem Gebiet auf so genannte „Modellorganismen“,die einer Analyse methodisch und konzeptionell leichter zugänglichsind.

In dem Beitrag wurden beispielhaft einige der Erkenntnisse aufgezeigt,die in den letzten ca. 20 Jahren am Modellsystem der Fliege Drosophilamelanogaster bezüglich der embryonalen Entwicklung von der Eizellebis zur Organogenese (insbesondere der Neurogenese) gewonnenwurden. Hierbei wurden Querverbindungen zu komplexeren Organis-men (Wirbeltieren) gezogen, deren Entwicklungskontrollmechanismen,soweit bisher bekannt, auf der genetisch/molekularen Ebene ein ers-taunlich hohes Maß an Übereinstimmung zeigen.

Über die hieraus sich ergebenden Rückschlüsse auf die Evolution vonEntwicklungsprozessen und die Bedeutung der Forschung an Modellor-ganismen für den Menschen wurde anschließend ebenso diskutiert, wieüber den hohen Konkurrenz- und Erwartungsdruck, dem die Wissen-schaftler auf diesem sehr aktuellen Gebiet ausgesetzt sind.

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Round Table im Februar 2009

Hanna Kaspar: Ist keine Meinung auch eine Meinung? Nonresponse inpolitikwissenschaftlichen Bevölkerungsumfragen – Erste Ergebnisseeiner empirischen Studie

Die empirisch arbeitende Politikwissenschaft gewinnt den größten Teilihrer Daten über politische Einstellungen und politisches Verhalten derBevölkerung aus Umfragen. Dabei hat sie seit Jahren mit sinkendenAusschöpfungen zu kämpfen: Immer weniger Menschen sind bereit,sich an Umfragen zu beteiligen und den Forschern Auskunft über ihreEinstellungen und Verhaltensabsichten zu geben. Mittlerweile nehmenkaum noch 50% der ausgesuchten Personen teil.

Sinkende Ausschöpfungsquoten können jedoch eine Gefahr für die Re-präsentativität der Ergebnisse sein, vor allem wenn sich Teilnehmer undNicht-Teilnehmer systematisch unterscheiden. Dann werden Erkenn-tnisse auf der Basis der Teilnehmer getroffen, die für die Gesamtbevöl-kerung gar nicht zutreffen. Aus internationalen Studien weiß man zumBeispiel, dass das politische Interesse der Bevölkerung überschätztwird, weil interessierte Menschen an Umfragen eher teilnehmen alsuninteressierte (vgl. etwa Groves/Couper 1998).

Um für die Bundesrepublik Deutschland diesem Phänomen nachzuge-hen, wurde im Rahmen einer regelmäßig stattfindenden Studie einezusätzliche Nicht-Teilnehmer-Studie konzipiert und versucht, mithilfeeines ganzen Maßnahmenbündels (Geldgeschenke, kurze Befragung,geschulte Interviewer, etc.) nicht Teilnahmebereite doch noch zu über-zeugen.

Das Design dieser Studie und die ersten Ergebnisse wurden den Aka-demie-Mitgliedern vorgestellt.

Trotz eines enormen finanziellen Aufwands konnten auch in dieserStudie nur etwa 2/3 der Zielpersonen erreicht werden. Dennoch ist dieseine Steigerung um über 20 Prozentpunkte im Vergleich zur Standard-studie, die weniger als 50% der Zielpersonen befragen konnte.

Die ersten Analysen der Daten zeigen, dass es systematische Unter-schiede zwischen Teilnehmern und (zunächst) Nicht-Teilnehmern gibt.Diejenigen, die zunächst nicht bereit waren Auskunft zu geben habenz.B. weniger Vertrauen in ihre Mitmenschen und in die politischenInstitutionen, sehen die Zukunft eher pessimistisch. Diese ersten Ergeb-

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nisse müssen nun tiefergehend analysiert und Implikationen für dieempirisch arbeitende Politikwissenschaft abgeleitet werden.

In der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion ging es insbeson-dere um das Forschungsdesign der Studie. Es wurde diskutiert, aufwelche Designelemente der Anstieg der Ausschöpfung zurückgeführtwerden kann und welche Schlussfolgerungen daraus für die Umfrage-forschung gezogen werden können.

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Round Table im März 2009

Elisabeth Balß-Brehm: Aktivierende Lehr- und Lernarrangements in derHochschuldidaktik

Der Round Table im März widmete sich dem Thema der Lehre, das fastalle Junior- und Seniormitglieder unmittelbar betrifft. In meinem Vor-trag stellte ich Grundlagen für nachhaltiges Lernen vor, die zugleich diesinnvolle Möglichkeit des Einsatzes aktivierender Elemente im Rahmender universitären Lehre deutlich machten, und erläuterte Faktoren, diedas Gelingen aktivierenden Lernens beeinflussen können. Eine Mög-lichkeit der Aktivierung Lernender stellen dabei kooperative Lernarran-gements dar, denen ein relativ fester Ablauf in drei Schritten zugrundeliegt. Derartige Lernarrangements verbinden die intensive individuelleAuseinandersetzung mit einem Thema mit dem darauf aufbauendenAustausch Lernender untereinander sowie dem impulsgebenden Ein-fluss des Dozenten beim Austausch im Plenum, um Lernschritte anzu-regen, zu begleiten und zu sichern. Den Abschluss des Vortrages bildetedie Vorstellung konkreter Methoden des kooperativen Arbeitens fürverschiedene Unterrichtssituationen, die – meiner Fachzugehörigkeitgeschuldet – vor allem Einsatzmöglichkeiten im geisteswissenschaftli-chen Bereich skizzierten.

Davon ausgehend war die sich an den Vortrag anschließende Diskussi-on geprägt vom Austausch über die Lehr- und Lernbedingungen in denunterschiedlichen Fachgebieten, wobei besonders der Kontrast zwi-schen den naturwissenschaftlichen Studiengängen einerseits sowie dengeistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern andererseits deutlichwurde. Naturgemäß geht die Fächervielfalt auch mit einer Methoden-vielfalt einher, die die unterschiedlichen Anforderungen der Disziplinenan die Studierenden, jedoch auch die jeweils unterschiedlichen Bedürf-nisse der Studierenden und Lehrenden widerspiegelt. Kritisch reflektiertwurden in diesem Kontext auch die Veränderungen, die die BA/MA-Umstellung für die universitäre Lehre bedeutet.

Der Versuch, Konzepte zu übertragen und von den Bedingungen ande-rer Fächer zu lernen, prägte sowohl die gemeinsame Diskussion nachdem Vortrag als auch die im kleineren Rahmen geführten Gespräche,mit denen der Round Table ausklang. Den Grenzen, die die Lehrphilo-sophien und -notwendigkeiten der verschiedenen Fächer der Übertrag-barkeit schlussendlich ziehen, standen dabei große wechselseitigeNeugier und Interesse gegenüber.

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Ehrungen und Preise

Prof. Konrad Kleinknecht wird mit der Stern-Gerlach-Medaille 2008ausgezeichnet

Höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft aufdem Gebiet der Experimentalphysik

Der Mainzer Teilchenphysiker Univ.-Prof. Dr. Konrad Kleinknecht erhältdie Stern-Gerlach-Medaille 2008, die höchste Auszeichnung für experi-mentelle Physik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Wiedie DPG zur Begründung mitteilte, haben Kleinknechts ExperimenteSchlüsselinformationen zum Standardmodell der Teilchenphysik gelie-fert und auch wesentlich zur Kosmologie beigetragen. Diese Errungen-schaften basieren nicht zuletzt auf seinen grundlegenden Entwicklun-gen auf dem Gebiet von Teilchendetektoren. Konrad Kleinknecht ist seit1985 ordentlicher Professor an der Johannes Gutenberg-UniversitätMainz. Sein Forschungsgebiet ist die Physik der Elementarteilchen,insbesondere Untersuchungen der schwachen Kraft zwischen Elemen-tarteilchen und der Verletzung der Symmetrie zwischen Materie undAntimaterie sowie die Physik der Neutrinos und die Physik der Strah-lungsdetektoren.

Konrad Kleinknecht erhält die Stern-Gerlach-Medaille für seine Beiträgezur Physik der Elementarteilchen. Der Mainzer Wissenschaftler hat amBeispiel kurzlebiger Teilchen – den "K-Mesonen" – die unterschiedlicheWirkung der Naturkräfte auf Materie und Antimaterie erforscht. SeineErkenntnisse haben wichtige Konsequenzen für unsere Vorstellung vonden Geschehnissen nach dem "Urknall", aus dem vor rund 14 Milliar-den Jahren das Universum hervorging.

Unter Kleinknechts wissenschaftlichen Leistungen hebt die DPG anerster Stelle die Erforschung der Verletzung der CP-Symmetrie – kurzCP-Verletzung – hervor. Dieses Phänomen, 1964 beim Zerfall von Ele-mentarteilchen entdeckt, ist Beleg für eine Laune der Natur: auf subtileWeise unterscheidet sie zwischen Materie und Antimaterie. Doch zu-nächst war es ungewiss, ob dieser Effekt durch eine der bekanntenNaturkräfte erklärt werden konnte. Es war 1988, als am Genfer For-schungszentrum CERN unter Kleinknechts Federführung erstmals Hin-weise dafür gefunden wurden, dass sich die "CP-Verletzung" auf diebekannte "Schwache Wechselwirkung" zurückführen lässt. Diese Er-gebnisse wurden seitdem durch weitere Untersuchungen bestätigt, andenen Kleinknecht wiederum maßgeblich beteiligt war. Die "Schwache

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Wechselwirkung", eine Naturkraft, die auch für eine bestimmte Spielartder Radioaktivität verantwortlich ist, wirkt demnach auf Teilchen undAntiteilchen in unterschiedlicher Weise – was sich in der "CP-Verletzung" äußert.

Dass die Natur zwischen Materie und Antimaterie unterscheidet, be-einflusst unser Bild vom Anbeginn des Universums. Im "Urknall" ent-stand gleich viel Materie und Anti-Materie. Wenn sich Teilchen undAntiteilchen beim Aufeinandertreffen anschließend zu reiner Energievernichtet hätten, hätte aus dem dichten Gedränge des Urfeuers aller-dings ein Kosmos ohne Materie hervorgehen müssen: durchflutet vonLicht und ohne Menschen. Dies trifft offensichtlich nicht zu, denn dieMaterie ist heute eindeutig in der Überzahl. Über die Ursache diesesUngleichgewichts wird immer noch spekuliert. Lange Zeit vermuteteman dahinter die bei "K-Mesonen" beobachtete Symmetrieverletzung.Inzwischen ist jedoch klar geworden, dass allein dieses Phänomen, zudessen Erforschung Konrad Kleinknecht maßgeblich beigetragen hat,bei weitem noch nicht ausreicht, um das Verschwinden der Antimaterieund den Überschuss der Materie zu erklären.

Die Auszeichnung besteht aus einer Goldmedaille, die im Februar 2008während der DPG-Jahrestagung in Berlin überreicht wird. Die DeutschePhysikalische Gesellschaft e.V. (DPG) ist die älteste und mit rund53.000 Mitgliedern die größte physikalische Fachgesellschaft weltweit.Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interes-sen. Die DPG fördert den Erfahrungsaustausch innerhalb der wissen-schaftlichen Gemeinschaft und möchte darüber hinaus allen Neugieri-gen ein Fenster zur Physik öffnen.3

3 Quelle: http://www.uni-mainz.de/presse/20554.php

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Kalkhof-Rose-Stiftung fördert Björn Rodday mit 10.000 Euro zur Un-terstützung seiner Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Immuntherapiemaligner Tumoren

Mit 10.000 Euro unterstützt die Sibylle-Kalkhof-Rose-Stiftung erstmalseinen exzellenten Nachwuchswissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Björn Rodday, Institut für Physiologie und Pathophy-siologie sowie Mitglied der Gutenberg-Akademie, erhält Fördermittelzur Unterstützung seiner Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Immun-therapie maligner Tumoren. "Wir freuen uns sehr, dass die Sibylle-Kalkhof-Rose-Stiftung exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen undNachwuchswissenschaftler fördert", erklärt der Präsident der JohannesGutenberg-Universität Mainz, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, "als Mitg-lied der Gutenberg-Akademie gehört Björn Rodday zu den besten Dok-torandinnen und Doktoranden unserer Universität. Wir danken SibylleKalkhof-Rose für dieses vorbildhafte stifterische Engagement. Geradeangesichts knapper öffentlicher Haushalte bieten Stiftungen die Mög-lichkeit, besondere Akzente – wie hier in der Förderung des wissen-schaftlichen Nachwuchses – zu setzen und hervorragende Leistungenzu fördern."

Die Sibylle-Kalkhof-Rose-Stiftung wurde 2006 von der privaten StifterinSibylle Kalkhof-Rose und einem weiteren Stifter, der anonym bleibenmöchte, als unselbstständige Stiftung unter dem Dach der JohannesGutenberg-Universitätsstiftung gegründet. Stiftungszweck ist die Un-terstützung exzellenter Nachwuchswissenschaftler/innen durch dieVergabe von Stipendien und Preise.

In seiner Doktorarbeit beschäftigt sich Björn Rodday mit der Immunthe-rapie maligner Tumoren (AG Müller-Klieser am Institut für Physiologieund Pathophysiologie). Bei verschiedenen Krebserkrankungen erweistsich die Immuntherapie mit Antikörpern immer mehr als Erfolg verspre-chende Therapieform. Sie hat sich mittlerweile neben den herkömmli-chen Behandlungsansätzen – Operation, Chemotherapie und Bestrah-lung – als vierte Säule fest etabliert. Das Behandlungsprinzip basiertauf der Erkenntnis, dass Antikörper bestimmte Zielstrukturen auf denTumorzellen erkennen und gezielt angreifen können; das Wachstum derTumorzellen wird gehemmt und die Sterblichkeit der Patienten kanndeutlich verringert werden. Neben den körpereigenen Antikörpernkommen inzwischen auch künstlich hergestellte, mit erweiterten Funk-tionen versehene Antikörper in der Immuntherapie zum Einsatz. InRoddays Doktorarbeit geht es um einen solchen, künstlich generierten

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Antikörper, der gegen maligne Tumoren gerichtet ist. "Der von mirverwendete Antikörper befindet sich mittlerweile in ersten klinischenStudien", berichtet Rodday, "die Funktionsmechanismen des Immun-systems unter Einwirkung solcher körperfremden Antikörper sind aller-dings bei weitem noch nicht geklärt. Mit meiner Doktorarbeit versucheich daher, dem verschachtelten Bild der Gesamtproblematik weiterePuzzlestücke liefern zu können. Die Fördermittel werden für die Be-schaffung eines Geräts zur Dokumentation von Gelelektrophoreseneingesetzt." Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz gehört zu denaktivsten tumorimmunologischen Forschungszentren in Deutschland.4

(vlnr) Dr. Klaus Adam (Vorstand der Johannes Gutenberg-Universitätsstiftung), Univ.-Prof.Dr. Georg Krausch (Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Björn Rodday(Institut für Physiologie und Pathophysiologie und Mitglied der Gutenberg-Akademie),Sibylle Kalkhof-Rose (Stifterin der Sibylle-Kalkhof-Rose-Stiftung), Dr. Wolfgang Litzenbur-ger (Vorsitzender des Stiftungsbeirats der Sibylle-Kalkhof-Rose-Stiftung) und Univ.-Prof.Dr. Jörg Michaelis (Gründungsmitglied der Johannes Gutenberg-Universitätsstiftung)

4 Quelle: http://www.uni-mainz.de/presse/19640.php

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Lehrpreis 2008 für zwei Mitglieder der Gutenberg-Akademie

Tag der Lehre 2008: Auszeichnung für fünf Dozentinnen und Dozentensowie zwei Lehr-Projekte der Uni Mainz

Das Votum der Studierenden hat für sie gesprochen: Fünf Dozentinnenund Dozenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erhaltendieses Jahr den Lehrpreis des Landes Rheinland-Pfalz. Zudem sind imExzellenzwettbewerb Studium und Lehre des Landes zwei Projekte derMainzer Uni als Sieger hervorgegangen. Beim Tag der Lehre 2008konnten die Gewinnerinnen und Gewinner am Dienstag im Landesmu-seum Mainz ihre Preise in Empfang nehmen. "Wir freuen uns mit Ihnenüber diese Auszeichnung und über die Wertschätzung, die Ihre Studen-tinnen und Studenten Ihnen damit zum Ausdruck gebracht haben",gratulierte der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, den Preisträgern. Er wies darauf hin,dass die Universität im Rahmen ihres Qualitätsprogramms um stetigeVerbesserungen in Studium und Lehre bemüht ist und versucht, dieRahmenbedingungen so gut wie irgend möglich zu gestalten – beiknapp 35.000 Studierenden eine beträchtliche Herausforderung. "Dieheutige Preisverleihung aber spiegelt allein den individuellen Einsatzder einzelnen Dozentinnen und Dozenten beziehungsweise der Projekt-verantwortlichen wider und ist ihr ganz persönlicher Erfolg", sagte derUni-Präsident.

Die Lehrpreise Rheinland-Pfalz werden im Rahmen des Hochschulprog-ramms "Wissen schafft Zukunft" nunmehr zum dritten Mal durch dasMinisterium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur vergeben, umherausragende Leistungen in der Lehre zu würdigen und hierdurch einequalitativ hochwertige Lehre zu fördern. Die Preise sind jeweils mit10.000 Euro dotiert. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden nacheinem Ranking ermittelt, das der Hochschulevaluierungsverbund an-hand der Auswertung von Hörerbefragungen erstellt. Auf den verwen-deten Fragebögen konnten die Studentinnen und Studenten besuchteVeranstaltungen, wie beispielsweise eine Vorlesung, beurteilen undbenoten, indem sie zu etwa 30 einzelnen Punkten ihre Wertung abga-ben.

Ausgezeichnet wurden bei den rheinland-pfälzischen Universitäten inder Fächergruppe Gesellschafts-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaf-ten sowie Sport; Kultur-, Sprach- und Geisteswissenschaften, Kunst undMusik sowie Theologie drei Mitarbeiter der Uni Mainz:

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Hanna Kaspar, M.A.Fachbereich 02 – Sozialwissenschaften, Medien und SportInstitut für Politikwissenschaft

Prof. Dr. Stephan FüsselFachbereich 05 – Philosophie und PhilologieInstitut für Buchwissenschaft

Dr. habil. Dörte AndresFachbereich 06 – Angewandte Sprach- und Kulturwissen-schaftAbteilung für Französische und Italienische Sprache und Kul-tur

Bei den Universitäten gingen in der Fächergruppe Mathematik undNaturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Informatik sowieMedizin zwei Preise an Mitarbeiter der Uni Mainz:

Dr. med. habil. Christine Espinola-KleinFachbereich 04 – MedizinII. Medizinische Klinik und PoliklinikProf. Dr. Heini WernliFachbereich 08 – Physik, Mathematik und InformatikInstitut für Physik der Atmosphäre

[...]5

5 Quelle: http://www.uni-mainz.de/presse/21776.php

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Aktivitäten – von der Gutenberg-Akademie geför-dert

Studienreise Bologna

Eine italienische ReiseGroße Projekte im europäischen Bildungsgeschäft haben die Tendenz,nach bedeutenden italienischen Städten benannt zu werden. Da derBologna-Prozess derzeit für Universitätsangehörige zweifellos obligaterist als die Pisa-Studie, entschieden sich die Juniormitglieder der Guten-berg-Akademie die gemeinsame jährliche Studienreise in der Haupt-stadt der Emilia Romagna zu verbringen.

Die Reise nach Bologna vom 13. bis 16. November 2008 begann jedochalles andere als verheißungsvoll: Es regnete nicht nur unitalienisch viel,bei der Ankunft am Flughafen Guglielmo Marconi stellte sich auchheraus, dass irgendwo zwischen Frankfurt, Prag und Bologna das Ge-päck von Björn Rodday verloren gegangen war. Immerhin besserte sichdas Wetter in den nächsten Tagen rapide, Björns Rucksack schaffte esallerdings nicht mehr nach Italien. Dennoch darf die Fahrt nach Bolog-na als gelungenes Ereignis gewertet werden, weil Programm, Gesprä-che und das intensivere Kennenlernen von neuen und alten Juniormitg-liedern sehr gut funktionierten und die Gruppe mit einer Vielzahl neuerIdeen und Vorschläge für die Gutenberg-Akademie nach Mainz zurück-kehrte.

Ein entscheidender Faktor für diesen Erfolg war die hervorragendeBetreuung der Juniormitglieder vor Ort durch Prof. Dr. Jürgen Gauß, dersein Forschungssemester im Winter 2008/2009 am Dipartimento diChimica „G. Ciamician“ im Nordosten des historischen StadtzentrumsBolognas verbrachte. Herr Gauß organisierte nicht nur gleich am An-kunftsnachmittag eine Führung durch die Altstadt mit anschließendemAbendessen in der besten Pizzeria der Stadt, sondern er lud auch amnächsten Morgen in die altehrwürdigen Hallen seines Instituts in derVia Selmi ein. Dort führte er durch diesen Teil des Chemie-Fachbereiches der ältesten Universität Europas mit dem eindrucksvollenalten Haupthörsaal, den unterirdischen Laboren und der schicken Bib-liothek. Zudem stellte Herr Gauß auch die dortigen KollegInnen undihre Projekte sowie seine eigene derzeitige Forschungstätigkeit vor. Diesich daraus ergebenden spannenden Gespräche wurden bei einer Tasse

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Espresso im universitätsnahen Caffè Zamboni weitergeführt. Von hierging es dann am frühen Nachmittag zu einer durch Prof. Dr. JoachimKadereit vermittelten, exklusiven Führung durch den im Jahre 1568gegründeten botanischen Garten. Der Orto Botanico dell’Universitàdegli Studi di Bologna, dem auch ein botanisches Museum und einesder ältesten Herbarien Europas angegliedert sind, befindet sich eben-falls im nordöstlichen Bereich der Innenstadt und bietet faszinierendeEinblicke in die unterschiedlichen Naturräume der Region um Bologna.Am späten Nachmittag traute sich die Gruppe schließlich noch in dieschwer bewachte Basilica San Petronio, um eine der größten Kirchender Welt und ein umstrittenes Wandgemälde des RenaissancemalersGiovanni da Modena in Augenschein zu nehmen, das in Anlehnung anDantes „Inferno” u.a. Mohammed in der Hölle dargestellt. Angesichtsder durchaus provokanten Ansicht wundert die Aufregung, die umdieses Fresco entstanden ist, nicht. Was allerdings irritiert, ist der Um-stand, dass die Darstellung mehr als 500 Jahre alt ist, der Protest dage-gen erst in den letzten Jahren hochkocht und leider auf allen Seitenmehr der Polemik, denn der historischen Auseinandersetzung verpflich-tet zu sein scheint.

Am nächsten Tag stand, ebenfalls auf Empfehlung von Herrn Gauß,eine Führung durch das innerstädtische Dominikaner-Kloster San Do-menico auf dem Programm, die vom (Kunst)Historiker-Pater Tarcisiogeleitetet wurde und angesichts ihrer Ausführlichkeit keine Fragenoffen ließ. Im Anschluss bot die mehrstündige und ob der berühmtenüberdachten Wandelgänge leicht meditative Wanderung zum Santuariodella Beata Vergine di San Luca auf dem südwestlich vom historischenStadtzentrum gelegenen Colle della Guardia den Juniormitgliedernreichlich Gelegenheit, Ideen auszutauschen. Diese wurden dann ineiner langen Arbeitssitzung am Abend konkretisiert und ausformuliert.Mit den Resultaten im Gepäck ging es zurück nach Mainz, wo die Ju-niormitglieder die Ergebnisse ihrer Reise während des Workshops derGutenberg-Akademie zum Thema „Die Ausgestaltung der Akademie“im Dezember präsentieren und so neue inhaltliche und strukturelleImpulse geben konnten.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Juniormitglieder trotz der Kürzeder Zeit einen guten Eindruck von Bologna gewinnen konnten. „Ladotta, la grassa, la rossa“ lauten die Beinamen der Stadt und zumin-dest was die ersten beiden Attribute – Gelehrsamkeit und Kulinarik –angeht, war die Reise ein voller Erfolg. Der streitbare politische Geist

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von Bologna zeigte sich immerhin am Rande – die große Universitäterschien überraschend leer, weil viele Studierende und Dozierende zurGeneraldemonstration gegen die prekäre Bildungspolitik der RegierungBerlusconi nach Rom gereist waren.

Micha Edlich und Kristin Becker

Die Juniormitglieder bedanken sich ganz herzlich bei Univ.-Prof. Dr.Jürgen Gauß und Univ.-Prof. Dr. Joachim Kadereit sowie bei Frau JanaLeipold für die großartige Unterstützung und Betreuung bei der Vorbe-reitung und Durchführung der Studienreise.

Abflug am Flughafen Frankfurt

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Blick über Bologna von einem der mittelalterlichen Geschlechtertürme

Großer Hörsaal der chemischen Fakultät

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Auf dem Weg zum "Santuario della Madonna di San Luca"

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Forschungsreisen und Tagungsteilnahmen

Kristin Becker: Forschungsaufenthalt an der University of Califor-nia, Berkely, „Orientations“-Konferenz der International Societyfor Cultural History in Gent (Belgien) und theaterwissenschaftli-cher Fachkongress „Orbis Pictus – Theatrum Mundi: Welt. Bild.Theater. Perspektiven des 21. Jahrhunderts“ in AmsterdamMeinen Forschungsaufenthalt an der University of California, Berkeley,von Januar bis Juni 2008 nutzte ich für eine intensive Beschäftigung mitden für meine Arbeit relevanten Feldern Wissenschaftsgeschichte undScience and Technology Studies, die in Berkeley von hochkarätigenWissenschaftlerInnen vertreten werden. In diesem Rahmen wurde ichim April eingeladen, mein Projekt bei der „Mephistos-Konferenz“ ander University of Texas in Austin zu präsentieren. Diese renommiertejährliche Tagung bringt Doktoranden aus den Bereichen Geschichte,Philosophie, Soziologie und Anthropologie von Wissenschaft, Techno-logie und Medizin zu einem Austausch zusammen. Aus dieser Mi-schung ergab sich ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm, in demTeilnehmer verschiedener nordamerikanischer Universitäten aktuelleForschungsprojekte vorstellten. Besonders die Arbeiten der Wissen-schaftsforscher aus Harvard, Austin und San Diego waren ausgespro-chen inspirierend und zeigten kreative kulturwissenschaftliche Ansätze.Ich selbst stellte mit „Staging Science in Late-Nineteenth-Century Ber-lin” einen Ausschnitt aus meiner aktuellen Forschung vor, der auf gro-ßes Interesse traf. Das vielfältige positive Feedback konnte ich im An-schluss zur Überarbeitung des entsprechenden Kapitels nutzen.

Zur Vorbereitung eines weiteren Teils meiner Arbeit reiste ich im Juni2008 in die Wüste Arizonas, um endlich persönlich „Biosphere II“ inAugenschein zu nehmen. Dieses monumentale „Glashaus“, in demAnfang der 1990er zwei Jahre lang in quasi hermetischer Abrieglungacht Menschen gelebt und geforscht hatten, wird nach einiger Zeit derakuten Vernachlässigung nun wieder wissenschaftlich genutzt. Den-noch ist es möglich, den Komplex geführt zu besuchen und die ver-schiedenen, künstlich angelegten Biome (Regenwald, Savanne, Marsch,Wüste, Ozean) sowie die Crewräume und die technischen Anlagen zubesichtigen. Das spektakuläre Bauwerk mit seinem nicht weniger ein-drucksvollen Innenleben ist ein außergewöhnliches Erlebnis und erzähltauf besondere Weise von den Weltraum- und Wissenschaftsfantasiendes 20. Jahrhunderts (nicht zuletzt sollte anhand von „Biosphere II“ die

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Möglichkeit eines Überlebens in extraterrestrischen Gebieten getestetwerden). Ich konnte vor Ort umfangreiches Fotomaterial erstellen unddurch die ausführliche Führung einen sehr lebendigen Einblick in Bauund Betrieb gewinnen, der mir die Arbeit mit dem thematischenArchivmaterial extrem erleichtert.

Zwei weitere Kongressreisen rundeten das Jahr 2008 ab. Im August2008 stellte ich auf der „Orientations“-Konferenz der InternationalSociety for Cultural History in Gent (Belgien) unter dem Titel „Diggingthe Dinosaur and Manning the Monkey: Modernity’s Natural Histories“Ideen aus einem Kapitel meiner Arbeit vor, das sich mit populärkultu-rellen Darstellungen und Kontroversen der Evolutionstheorie im 19. undfrühen 20. Jahrhundert beschäftigt. Im Oktober 2008 folgte eine Prä-sentation meiner Forschungen zum „Wissenschaftlichen Theater“ derBerliner Urania auf dem theaterwissenschaftlichen Fachkongress „OrbisPictus – Theatrum Mundi: Welt. Bild. Theater. Perspektiven des 21.Jahrhunderts“ in Amsterdam. Besonders die Diskussion mit den Fach-kollegen auf dieser Tagung war hilfreich und ermutigend, weil sichzeigte, dass das transdisziplinäre Thema meiner Arbeit auch in derFachperspektive auf ausgesprochenes Interesse trifft und relevanteFragestellungen berührt.

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Matthias Däumer: Tagung der deutsch-österreichischen Sektionder INTERNATIONALEN ARTUSGESELLSCHAFTDie SOCIÉTE INTERNATIONALE ARTHURIENNE (INTERNATIONALARTHURIAN SOCIETY) ist eine 1948 gegründete wissenschaftlicheGesellschaft, die der Erforschung der mittelalterlichen und frühneuzeit-lichen Artusliteratur (auch der Literatur der matière de Bretagne imweiteren Sinne) in allen Sprachen sowie ihrer neuzeitlichen Rezeptiongewidmet ist. Die deutsch-österreichische Sektion macht es sich zumZiel, neben dem alle drei Jahre stattfindenden internationalen Kongressim zweijährigen Turnus eine Tagung für die nationale Forschung zuveranstalten und die Ergebnisse in Tagungsbänden zu publizieren.

Die vom 8. bis zum 11. November 2008 abgehaltene Tagung behandel-te das Thema von „Artusroman und Artushof“. Die Beiträge nähertensich der Frage, inwiefern das Zentrum der literarischen Gattung desArtusromans in den Texten des 12. und 13. Jahrhunderts jeweils neuverhandelt wird. Dabei wurden in einigen Vorträgen raumtheoretischeund ritualspezifische Theorien unter Einbezug der elementaren Zusam-menhänge französisch-deutscher Translationsprozesse, dem Verhältnisvon realem und fiktionalem Raum und den Zusammenhängen mitanderen Textgattungen fruchtbar gemacht. Andere Beiträge behandel-ten den Konnex Artushof und -literatur anhand bestimmter Figuren undThemenkomplexen, deren Vorhandensein oder Abwesenheit Schlüsseauf ihren jeweiligen Stellenwert in der Literatur und der realen kulturel-len Sphäre der mittelalterlichen Höfe zulässt. Der Überlagerung desArtushofes durch die Gralsgesellschaft und seiner generellen Krisenstel-lung in den deutschsprachigen Texten nach Wolfram wurde großeAufmerksamkeit gewidmet.

Das Tagungsthema erfuhr dabei regional, historisch wie methodischAusweitungen, die der bei elementaren Forschungskomplexen beste-henden Gefahr einer Pauschalisierung entgegenwirkten. Unter diesenMethodenerweiterungen möchte ich – aus einer rein subjektiven Pers-pektive – die performative Lesweise des Artusromans hervorheben. Eshat sich bei dieser Tagung gezeigt, dass die Anwendung performativerLesweisen auf den Artusroman immer häufiger betrieben wird: Außermeinem Vortrag gab es noch zwei weitere, die in diese Kategorie zurechnen sind. Auch kann die performative Lesweise zu ergiebigen Dis-kussionen führen, wird jedoch ebenfalls – dies muss als Manko festge-halten werden – von vielen nicht als Paradigmenwechsel begriffen,sondern als vorübergehende Mode belächelt.

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Karin Kukkonen: Forschungsaufenthalt an der Ohio State Univer-sity, Cartoon Research Library und Project Narrative im Novem-ber 2008Wie erzählen Comics ihre Geschichte in Worten, Bildern und Sequen-zen? Wie vermitteln sie ihren Lesern die Dramatik ihrer Handlung, dieSpannung auf das Ende und die Emotionen ihrer Charaktere? DieseFragen beschäftigen mich in meiner Auseinandersetzung mit dem Co-mic. Doch Comics aus erzählwissenschaftlicher Perspektive zu beleuch-ten ist sicherlich nicht der dominante Ansatz der Comicforschung, inder semiotische Kategorisierungsbemühungen und präzise historischeUntersuchungen vorherrschen.

Umso erfreulicher, als mein Beitrag zum Comic bei der InternationalConference on Narrative im Frühjahr 2008 auf viele Gleichgesinnte traf.David Herman, der damalige Leiter von Project Narrative, einem Son-derforschungsprogramm für Narratologie, schlug mir vor, Project Narra-tive und die Cartoon Research Library an der Ohio State University zubesuchen. Die Cartoon Research Library hat einzigartige Sammlungenim Bereich des frühen Comics und exzellente Sekundärliteraturbestän-de; Project Narrative versammelt viele Literaturwissenschaftler, dieebenfalls zur Erzählung im Comic arbeiten. Das Ziel der Forschungsreisefür meine Dissertation stand fest und die großzügige Reiseförderungder Gutenberg-Akademie ermöglichte es mir, mich im November 2008nach Columbus aufzumachen.

Für zwei Wochen konnte ich in die Welt des frühen Comics eintauchen:Tableau-artige Originalzeichnungen von Hal Fosters Prinz Eisenherz, dieLayouts der Unterhaltungszeitungen des frühen 20. Jahrhunderts unddie phantastischen Perspektivwelten des Winsor McKay bestimmtenmeine Tage. In den frühen Comics fand ich viele Antworten auf meineFragen dazu, wie sich die Dramatik des Seitenlayouts entwickelt hatund wie sich Leser in die Welt der Comicgeschichte hineinversetzen. InGesprächen mit den Forschern von Project Narrative fand meine Sucheim Labyrinth des Archivs mehr und mehr Wegweiser und aus den Fund-stücken und Gesprächen entwickelten sich zu Hypothesen, die meineDissertation sehr bereichern.

Im Zusammenhang meines Aufenthaltes wurde ich eingeladen, einenVortrag zum Thema Comics zu halten. „The Rhetoric of Comics“ ent-stand als Gedankenspiel meinerseits: Die visuelle Erzählung des Comicsbildet nicht nur ab, sondern zeigt auch Bedeutungen auf und lenkt so

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die Leser in ihrer Wahrnehmung. Was, wenn man nun Wayne Booths„Rhetoric of Fiction“, mit seiner klassischen Unterscheidung zwischenshowing und telling, für den Comic urbar macht? Das Gedankenspielentwickelte sich in den Vortrag „The Rhetoric of Comics“, den ich dannin der Cartoon Research Library hielt. Zusammen mit dem reichen Ma-terial zu rhetorischen Strategien im Comic, das ich im Archiv fand,entstand daraus der Grundstein für das nächste Forschungprojekt nachmeiner Dissertation – „Die Rhetorik des Comics“.

Der Forschungsaufenthalt an der Ohio State University hat nicht nurmeine Dissertation bereichert und weiterentwickelt, sondern auchweitergehendeForschungsperspek-tiven eröffnet. Ichkonnte Kontaktevertiefen, lernteneue Gleichgesinn-te kennen und hattezudem das Vergnü-gen, meine Pausenmit Garfield zuverbringen.

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Björn Rodday: Reise zum AACR Annual Meeting 2008Die American Association for Cancer Research (AACR) gehört zu denbedeutendsten wissenschaftlichen Organisationen der Krebsforschungweltweit und bringt als Sprachrohr ihrer Aktivitäten die sehr renom-mierte Fachzeitschrift „Cancer Research“ heraus.

Umso erfreulicher war es für mich, dass die Gutenberg-Akademie esmir ermöglichte, einen Teil meiner Ergebnisse auf dem AACR AnnualMeeting 2008 in San Diego zu präsentieren.

Es war für mich das größte Wissenschaftsereignis in meinem nochjungen universitären Leben. Und obwohl das Programm bereits vorherveröffentlicht wurde, schien einen die Fülle an möglichen Vorträgen,Symposien, Postersessions, Diskussionen und Workshops vor Ort regel-recht zu erschlagen. So begann ein Kongresstag schon recht früh um7:00 Uhr morgens mit Übersichtsreferaten zu verschiedenen neuerenund älteren Themengebieten. Es galt sich daher die Kräfte bis zumAbend strikt einzuteilen.

Dabei boten die vielen Postersessions genügend Gelegenheit, sich zumeinen in vielfältigen Diskussionen geistig aber durchaus auch zwischenden verschiedenen Ausstellungsflächen physisch zu bewegen. Es ver-steht sich von selbst, dass bei einem Event solcher Größe auch Heer-scharen an kommerziellen Anbietern durch Messestände vertretenwaren. Hier wurde man als Kongressbesucher nach einer ausgiebigenProduktvorstellung jedes Mal dazu aufgefordert, sein Kongressschilddurch ein Lesegerät zu ziehen. In meiner Naivität ging ich davon aus,dass es sich dabei um eine rein statistische Erfassung handeln würdeund stimmte fast immer zu. Ein Verhalten, dass mir zwar stets einfreundliches Verkäuferlächeln und das ein oder andere Werbegeschenkeinbrachte, welches mich jedoch nach meiner Rückkehr nach Deutsch-land und dem täglichen Befreien meines Briefkastens von Werbekata-logen noch teuer zu stehen kommen sollte.

Der Faszination des Kongresses hat dies jedoch keinen Abbruch getan.Es gibt wahrscheinlich wenige Gelegenheiten, in denen man sich soumfassend und detailliert vor Ort über alle Bereiche der Krebsforschunginformieren und darüber diskutieren kann. Mir gab der Kongressbesuchdie Gelegenheit viele Kontakte innerhalb und außerhalb meines The-menbereichs zu knüpfen oder zu vertiefen. Man hatte die Gelegenheitsowohl andere Doktoranden und PostDocs als auch höhere Vertretereinzelner Institute und Unternehmen kennenzulernen. Dabei sind gera-de auch die kontrovers geführten Diskussionen, die sich für den weite-

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ren Verlauf der Dissertation als herausfordernd und sehr inspirierendherausstellen. Eine einmalige Chance, die ich möglichst vielen jungenMedizindoktoranden wünsche und für die ich sehr dankbar bin.

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Zum Auswahlverfahren für Juniormitglieder

In der Regel schlagen Betreuerinnen und Betreuer den/die herausra-gende/n Doktorand/-in oder junge/n Künstler/-in für Mitgliedschaft inder Gutenberg-Akademie vor. Stichtag für die Einsendung der Bewer-bungsunterlagen ist jeweils der 15. November des Jahres. Die Unterla-gen sollen ein Gutachten der/des Vorschlagenden, ein kurzes Exposézum Dissertations- bzw. künstlerischen Projekt sowie einen Lebenslaufdes/der Doktorand/-in bzw. Künstler/-in enthalten. Der Vorschlag ist anden Sprecher der Akademie zu richten. Eine aus drei Seniormitgliedernund einem Juniormitglied zusammengesetzte Gutachtergruppe führtmit dem/der Bewerber/-in ein Auswahlgespräch; ein positives Ergebnisführt zu einer Empfehlung an die Akademie. Die Mitglieder insgesamtentscheiden dann über die Aufnahme des/der Bewerber/-in. Nach Auf-nahme stellt sich das Juniormitglied der Akademie mit einem wissen-schaftlichen Vortrag vor. Juniormitglieder sind bis zu zwei Jahre Mit-glied in der Akademie. Bei Abschluss der Promotion oder spätestensnach zwei Jahren gehen die Juniormitglieder in eine passive Mitglied-schaft über.

Juniormitgliedstellt sich mitVortrag vor

Mitglieder ent-scheiden über

Aufnahme

Sprecher derAkademie

Gutachtergruppe3 Seniormitglie-

der

Prüfungs-verfahren

Betreuerin/Betreuernominiert

Gutachtergruppeempfiehlt

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Impressum

Herausgeber:Gutenberg-Akademie

Redaktion:Jana Leipold(Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung)

Erscheinungstermin:April 2009

Auflage:80 Stück

Druck:Druckerei Linde

Fotografen:Foto Prof. Dr. L. Hell von Uwe StolzFoto Aufnahmeveranstaltung von Peter ThomasFoto Preisverleihung Sybille Kalkhof-Rose Stiftung von Thao Vu Minh