Jahresbericht 2015

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Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: [email protected] GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 www.slideshare.net/kmgneanne Jahresbericht 2015 Unser Projekt Normalerweise beginnen wir unseren Bericht an dieser Stelle immer mit allgemeinen Informationen über Ecuador und San Lorenzo. 2015 endete jedoch für uns und vor allen Dingen für unsere Mitarbeiterinnen und Projektteilnehmerinnen durch den Tod von Alexandra entsetzlich. Um den Tiefschlägen aber eben auch den positiven Entwicklungen Raum zu geben, drehen wir die gewohnte Reinfolge dieses Jahr um und stellen die allgemeineren Informationen zum Land hinten an. Auf den ersten Blick könnte man also meinen, 2015 war von Anfang bis Ende ein schreckliches Jahr: Epidemieartig brach im Frühjahr das Chikungunya Fieber über Ecuador herein. Besonders in den Gebieten um San Lorenzo und Esmeraldas schnellten die Zahlen der Erkrankungen in die Höhe und auch im Ecoclub gab es sowohl bei den Kindern und Jugendlichen als auch bei den Mitarbeiterinnen Krankheitsfälle. Genau wie beim Zikavirus, über das zur Zeit so viel berichtet wird, übertragen Mücken diese tropische Krankheit, gegen die es keine Impfung oder spezielle Therapie gibt. Das Schuljahr hatte kaum angefangen, da wurde in der oberen Etage des EcoClub eingebrochen. Die Einbrecher, die bis heute nicht ermittelt wurden, brachen die Holztüren und Fensterläden auf und räumten die drei Räume fast komplett leer. Das Bett wurde immerhin am Ufer des Nadadero unbeschädigt wiedergefunden, weil der Abtransport über den Fluss wohl zu schwierig war. Kalt erwischt hat uns dann, dass das in 2014 mit viel Engagement durchgeführte Zusatzprojekt „Ecovecinos“ zur Stärkung und Erweiterung des EcoClub nicht den ersehnten erfolgreichen und ordentlichen Abschluss erhalten hat. Weder der Abschlussbericht noch das vertragsgemäß zu erarbeitende Konzept wurden vom in San Lorenzo bis dato eigentlich mehr als großartig arbeitenden Kollegen fertiggestellt. Im Dezember hat uns dann der plötzliche und völlig unerwartete Tod unserer langjährigen Mitarbeiterin Alexandra Ocampo erschüttert. Weil es ihr schlecht ging, wurde sie von ihren Angehörigen ins Krankenhaus in San Lorenzo eingeliefert. Dort erkannte man nicht, dass es sich um einen Zuckerschock handelte und schlug vor, sie zur weiteren Untersuchung nach Ibarra zu bringen. Als sie dort ankam, hatte sich ihr Zustand bereits so verschlechtert, dass alle Maßnahmen erfolglos blieben und sie mit 38 Jahren viel zu früh verstarb. Nicht nur ihr Mann und ihre Tochter vermissen sie. Das für uns als Arbeitgeber damit verbundene gesetzlich vorgezeichnete Prozedere zu erfüllen und die geforderten Schriftsätze mit allen Details zu verfassen, war für uns und unseren Trägerverein in Ecuador, Ecominga, Neuland und eine Herausforderung. Hinzu kommt hier die delikate Situation der kulturellen Vermittlung zwischen formalen bürokratischen Zwängen der Regierung in Quito, die für Menschen in San Lorenzo nur sehr schwer begreifbar oder nachvollziehbar ist und dem Wissen darüber, dass Zahlungsansprüche wie etwa ein Sterbegeld möglich sind. Auf den zweiten Blick kann man aber durchaus erfolgreiche Entwicklungen erkennen. Schritt für Schritt nimmt die Selbstverwaltung des Projektes zu: Die Reparaturen nach dem Einbruch wurden unter Regie von Paulina Paredes, den Mitarbeiterinnen und von örtlichen Handwerkern durchgeführt. Die Instandhaltungsmaßnahmen – Schutzbehandlung des Holzes gegen Regen und Sonne, sowie auch die regelmäßige Reinigung der Zisterne - folgen inzwischen einer Routine. Ebenso stehen die Minga (der gemeinschaftliche Arbeitseinsatz der Familien und Mitarbeiterinnnen) vor Beginn jeden Schuljahres fest im Programm. Dabei wird nicht nur eine Grundreinigung des Küchencontainers vorgenommen, sondern auch im Garten ausgesät und gepflanzt, um für die Mittagsmahlzeit frische Ernte nutzen zu können. Die Mitarbeiterinnen gewinnen in vielen Bereichen an Selbständigkeit. Nach Schulungen am Computer erfassen und verschicken sie mit Hilfe von Paulina in der Regel alle zwei Monate einen Tätigkeitsbericht per Mail direkt aus San Lorenzo, was auch durch den Internetanschluss der Cabaña möglich geworden ist. Das ist insbesondere zu erwähnen, weil es in San Lorenzo nach wie vor keine „Schriftkultur“ gibt. Texte redaktionell zu verfassen, Briefe zu senden, das ist Neuland. Neuland, das insbesondere durch die sozialen Medien nahezu kulturell übersprungen wird, das heißt, dass kürzeste Informationen über facebook, instagram und per Mail zwar mittlerweile rasant und viel genutzt und versandt werden, das Schreiben und Lesen von detaillierter Information jedoch erst noch Eingang in die vom Wort geprägte Kultur finden. Regelmäßig wird die Reinigung des an unser Grundstück angrenzenden Flusses durchgeführt. Dadurch erhoffen sich die Kinder und Mitarbeiter weitere Helfer und einen Nachahmungseffekt durch Vorbildfunktion. Einmal im Monat werden Wasser und Ufer gereinigt. Finden kann man dort so gut wie alles: Jegliche Form von Plastikmüll, elektrische Geräte, Bürsten und Reinigungsmittel vom Wäschewaschen flussaufwärts, bis hin zu Schlachtabfällen, die direkt nach Durchführung auf der Weide dort entsorgt werden. Von Fäkalien einmal abgesehen.

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Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: [email protected] GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 www.slideshare.net/kmgneanne

Jahresbericht 2015

Unser Projekt Normalerweise beginnen wir unseren Bericht an dieser Stelle immer mit allgemeinen Informationen über Ecuador und San Lorenzo. 2015 endete jedoch für uns und vor allen Dingen für unsere Mitarbeiterinnen und Projektteilnehmerinnen durch den Tod von Alexandra entsetzlich. Um den Tiefschlägen aber eben auch den positiven Entwicklungen Raum zu geben, drehen wir die gewohnte Reinfolge dieses Jahr um und stellen die allgemeineren Informationen zum Land hinten an. Auf den ersten Blick könnte man also meinen, 2015 war von Anfang bis Ende ein schreckliches Jahr: Epidemieartig brach im Frühjahr das Chikungunya Fieber über Ecuador herein. Besonders in den Gebieten um San Lorenzo und Esmeraldas schnellten die Zahlen der Erkrankungen in die Höhe und auch im Ecoclub gab es sowohl bei den Kindern und Jugendlichen als auch bei den Mitarbeiterinnen Krankheitsfälle. Genau wie beim Zikavirus, über das zur Zeit so viel berichtet wird, übertragen Mücken diese tropische Krankheit, gegen die es keine Impfung oder spezielle Therapie gibt. Das Schuljahr hatte kaum angefangen, da wurde in der oberen Etage des EcoClub eingebrochen. Die Einbrecher, die bis heute nicht ermittelt wurden, brachen die Holztüren und Fensterläden auf und räumten die drei Räume fast komplett leer. Das Bett wurde immerhin am Ufer des Nadadero unbeschädigt wiedergefunden, weil der Abtransport über den Fluss wohl zu schwierig war. Kalt erwischt hat uns dann, dass das in 2014 mit viel Engagement durchgeführte Zusatzprojekt „Ecovecinos“ zur Stärkung und Erweiterung des EcoClub nicht den ersehnten erfolgreichen und ordentlichen Abschluss erhalten hat. Weder der Abschlussbericht noch das vertragsgemäß zu erarbeitende Konzept wurden vom in San Lorenzo bis dato eigentlich mehr als großartig arbeitenden Kollegen fertiggestellt. Im Dezember hat uns dann der plötzliche und völlig unerwartete Tod unserer langjährigen Mitarbeiterin Alexandra Ocampo erschüttert. Weil es ihr schlecht ging, wurde sie von ihren Angehörigen ins Krankenhaus in San Lorenzo eingeliefert. Dort erkannte man nicht, dass es sich um einen Zuckerschock handelte und schlug vor, sie zur weiteren Untersuchung nach Ibarra zu bringen. Als sie dort ankam, hatte sich ihr Zustand bereits so verschlechtert, dass alle Maßnahmen erfolglos blieben und sie mit 38 Jahren viel zu früh verstarb. Nicht nur ihr Mann und ihre Tochter vermissen sie. Das für uns als Arbeitgeber damit verbundene gesetzlich vorgezeichnete Prozedere zu erfüllen und die geforderten Schriftsätze mit allen Details zu verfassen, war für uns und unseren Trägerverein in Ecuador, Ecominga, Neuland und eine Herausforderung. Hinzu kommt hier die delikate Situation der kulturellen Vermittlung zwischen formalen bürokratischen Zwängen der Regierung in Quito, die für Menschen in San Lorenzo nur sehr schwer begreifbar oder nachvollziehbar ist und dem Wissen darüber, dass Zahlungsansprüche wie etwa ein Sterbegeld möglich sind. Auf den zweiten Blick kann man aber durchaus erfolgreiche Entwicklungen erkennen. Schritt für Schritt nimmt die Selbstverwaltung des Projektes zu: Die Reparaturen nach dem Einbruch wurden unter Regie von Paulina Paredes, den Mitarbeiterinnen und von örtlichen Handwerkern durchgeführt. Die Instandhaltungsmaßnahmen – Schutzbehandlung des Holzes gegen Regen und Sonne, sowie auch die regelmäßige Reinigung der Zisterne - folgen inzwischen einer Routine. Ebenso stehen die Minga (der gemeinschaftliche Arbeitseinsatz der Familien und Mitarbeiterinnnen) vor Beginn jeden Schuljahres fest im Programm. Dabei wird nicht nur eine Grundreinigung des Küchencontainers vorgenommen, sondern auch im Garten ausgesät und gepflanzt, um für die Mittagsmahlzeit frische Ernte nutzen zu können. Die Mitarbeiterinnen gewinnen in vielen Bereichen an Selbständigkeit. Nach Schulungen am Computer erfassen und verschicken sie mit Hilfe von Paulina in der Regel alle zwei Monate einen Tätigkeitsbericht per Mail direkt aus San Lorenzo, was auch durch den Internetanschluss der Cabaña möglich geworden ist. Das ist insbesondere zu erwähnen, weil es in San Lorenzo nach wie vor keine „Schriftkultur“ gibt. Texte redaktionell zu verfassen, Briefe zu senden, das ist Neuland. Neuland, das insbesondere durch die sozialen Medien nahezu kulturell übersprungen wird, das heißt, dass kürzeste Informationen über facebook, instagram und per Mail zwar mittlerweile rasant und viel genutzt und versandt werden, das Schreiben und Lesen von detaillierter Information jedoch erst noch Eingang in die vom Wort geprägte Kultur finden. Regelmäßig wird die Reinigung des an unser Grundstück angrenzenden Flusses durchgeführt. Dadurch erhoffen sich die Kinder und Mitarbeiter weitere Helfer und einen Nachahmungseffekt durch Vorbildfunktion. Einmal im Monat werden Wasser und Ufer gereinigt. Finden kann man dort so gut wie alles: Jegliche Form von Plastikmüll, elektrische Geräte, Bürsten und Reinigungsmittel vom Wäschewaschen flussaufwärts, bis hin zu Schlachtabfällen, die direkt nach Durchführung auf der Weide dort entsorgt werden. Von Fäkalien einmal abgesehen.

Die Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag ist nach den Fortbildungen im Rahmen des Zusatzprojektes noch effektiver geworden und man merkt ein Plus an Kompetenz und Selbstbewußtsein bei den Mitarbeiterinnen. Das hat auch noch mal die Aufmerksamkeit und den gegenseitigen Respekt im Umgang miteinander gestärkt und zeigt sich nicht nur in den Schulnoten, die die Kinder und Jugendlichen des EcoClub erreichen. Die Mitarbeiterinnen fungieren dabei unter anderem auch als Bindeglied zwischen Schule, Eltern und Kindern, indem sie einen regelmäßigen Austausch pflegen und bei schulischen und außerschulischen Problemen beratend und vermittelnd unterstützen. Wir hoffen, dass eines Tages unsere Vision, eine Psychologin oder Sozialarbeiterin an dieser Schnittstelle einsetzten zu können, erfüllt wird. Sehr viel versprechen wir uns von der zukünftigen Kooperation zwischen dem EcoClub und der pädagogischen Fakultät der Universidad Central in Quito. Die Ausarbeitung des Vertrages dauert zwar noch an, aber mündlich ist man bereits übereingekommen, dass die Lehramtsstudenten ein für das Studium notwendiges Praktikum im EcoClub in San Lorenzo ableisten können. Wir hoffen, dass zu Beginn des neuen Schuljahres in San Lorenzo, der zeitlich mit dem Semesterbeginn bei der Universidad Central in Quito zusammenfällt, alle bürokratischen Anforderungen so weit fortgeschritten sind, dass bereits erste Besuche in San Lorenzo erfolgen können. Das wäre großartig - Daumen drücken! Als einen weiteren wichtigen Schritt für die Zukunft hat Paulina Paredes mit den Müttern und Mitarbeiterinnen in San Lorenzo ein kleines partizipatives Projekt zur Selbversorgung gestartet. Aus Wolle und Recyclingmaterialien werden Taschen und modische Assesoires hergestellt. Dabei steht das Erwirtschaften eines Einkommens aus der Handarbeit und der Sensibilisierung zu nachhaltigem Handeln zwar schon im Vordergrund, aber bei den regelmäßigen Treffen der Frauen haben sich ganz nebenbei auch viele interessante Gespräche und Kontakte ergeben, bei der sie untereinander ihr Wissen und ihre Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Bereichen austauschen können. Das entspricht dann wieder der Idee, die Cabaña als einen Treffpunkt für San Lorenzo weiter zu etablieren.

Übergabe der Säubern des Rio Nadadero Cabaña Produkte made in San Lorenzo Erinnerungsfoto von Lara aus dem EcoClub Schulmaterialien Nun die Nachrichten aus Ecuador und San Lorenzo Der im August nach Ausbruch des Vulkans Cotopaxi verhängte Ausnahmezustand musste glücklicherweise nicht verlängert werden. Die befürchtete große Eruption mit Gletscherschmelze und Flutwelle bis zur Hauptstadt Quito hat Gott sei Dank nicht stattgefunden. Es gibt immer wieder kleine Explosionen im Krater, aber die Situation hat sich normalisiert und die gemessene Aktivität ist fast wieder auf dem Niveau vor dem Ausstoß der acht Kilometer hohen Aschewolke. Das ist jedoch kein Anlass zur Entwarnung. Im Dezember ist der seit 1999 immer einmal wieder aktive Tungurahua ausgebrochen und stößt Asche und Gesteinsbrocken aus. Es gilt die Kategorie Orange, die zweithöchste Alarmstufe. Aufgrund des Klimaphänomens El Niño, das in Afrika zur Zeit für die schrecklichsten Dürren seit über 100 Jahren verantwortlich gemacht wird, wurde in Ecuador für 17 von 24 Provinzen der Ausnahmezustand ausgerufen. Die Maßnahme ist nach einer Erklärung von Präsident Rafael Correa als Vorsorge zu verstehen, um im Falle drohender Naturkatastrophen schneller Nothilfe leisten zu können. Messdaten hatten ergeben, dass der Meeresspiegel an der Pazifikküste stark angestiegen war. Deswegen seien nicht nur sintflutartige Regenfälle und Erdrutsche, sondern im Extremfall auch überflutete Küstenregionen zu befürchten, wenn die Hochwasser führenden Flüsse nicht mehr schnell genug ins Meer abfließen können. Ecuador erlebt heftigere Niederschläge als sie normalerweise in der Regenzeit niedergehen, aber zum Glück gibt es momentan noch keine Katastrophenmeldungen. Dennoch begünstigt das die Ausbreitung der Mücken, die Überträger der Krankheiten Zika, Denguefieber, Malaria und Chikungunya sind. Nach mehr als zehn Stunden Diskussion hat die Nationalversammlung von Ecuador am dritten Dezember mit großer Mehrheit der erforderlichen parlamentarischen Verfassungsänderung zugestimmt, die die unbegrenzte Wiederwahl des Präsidenten erlaubt. Damit wäre für Rafael Correa der Weg zur nächsten Kandidatur frei. Ecuador hat damit als drittes Land in Lateinamerika – nach Venezuela und Nicaragua – die unbegrenzte Wiederwahl des Staatsoberhauptes genehmigt. Der nächste Wahltermin steht noch nicht genau fest, dürfte aber im Januar oder Februar 2017 liegen. Correa ist seit 2007 Präsident und wurde zuletzt bei den Wahlen im Februar 2013 in seinem Amt bestätigt. Ob er noch einmal antritt ist ungewiss. Der Gegenwind nimmt zu und der Rückhalt in der Bevölkerung schwindet, was angesichts der schwierigen Haushaltslage und den damit verbundenen erforderlichen aber unpopulären Maßnahmen wie Steuererhöhungen nicht verwunderlich ist.

Es ist auch in Deutschland Thema, dass der Ölpreis unter das Preisniveau von 2005 gesunken ist und Prognosen zufolge auch noch eine ganze Zeit dort bleiben wird. Für Ecuador, das sich zu einem nicht unerheblichen Anteil über die Ölexporte finanziert, ist das dramatisch. Die wenigen finanziellen Rücklagen des Staates schwinden und bei dadurch notwendig werdenden Ausgabenkürzungen drohen soziale Unruhen und neue Flüchtlingswellen. Verschärft wird die Situation durch die Wirtschaftskrise in China. Der Handel zwischen den südamerikanischen Staaten und China hat sich allein in den letzten 15 Jahren verzwanzigfacht und China plant, die aktuellen Zahlen nochmals zu verdoppeln und beim bilateralen Handel im Jahr 2019 einen Wert von rund 500 Milliarden US-Dollar zu erreichen. China investiert kräftig in Südamerika. Dabei zielen 90 Prozent aller chinesischen Investitionen auf die primäre Industrie ab sowie auf Infrastruktur- und Logistikprojekte, wie beispielsweise eine Eisenbahn, die die brasilianische mit der peruanischen Küste verbinden soll. Chinas Ziel ist es dabei, Agrar-, Energie- und Bergbauprodukte schnell und einfach im Landesinneren zu transportieren und anschließend in die Heimat zu verschiffen. Außerdem ist China für Ecuador, das an den weltweiten Finanzmärkten nur schwer oder zu ungünstigen Bedingungen an Kredite kommt, ein wichtiger Geldgeber. Das verlangsamte chinesische Wirtschaftswachstum trifft Ecuador deshalb gleich doppelt: Die eigenen Exporte nach China gehen zurück und die Investitionen und Kredite aus China sinken. Im Sommer 2015 sind die ersten Freiwilligen, die über das Welthaus Bielefeld mit dem weltwärts Programm entsandt wurden, aus Ecuador zurückgekehrt. Lara hat auf diese Weise ein halbes Jahr in San Lorenzo gelebt und teilt ihre Eindrücke von dem Ort, den Menschen, ihrem Alltag in San Lorenzo und dem EcoClub. Hier ihr Bericht im Original: Im August 2014 habe ich mit meiner Mitfreiwilligen Lisa, einen Freiwilligendienst in San Lorenzo de Esmeraldas, Ecuador angefangen. Sechs Monate lagen vor uns. Bevor ich über das Projekt Ecovecinos berichte, möchte ich kurz etwas zu der allgemeinen Situation in San Lorenzo erzählen. Trotz den tollen Projekten in denen wir arbeiten durften, stellte sich jeder Tag aufs Neue als eine Herausforderung raus. Abgesehen davon, dass die Projekte zwar schön waren, waren sie unglaublich belastend, da man nicht im Geringsten das geben konnte, was eigentlich gebraucht wird. Dazu kam, dass die gesamte Situation in San Lorenzo ist nicht wirklich einfach ist. Wir kamen niemals in irgendwie ansatzweise bedrohliche Situationen, was wir jedoch vermutlich auch dem Umstand verdankten, dass wir in einer eher wohlhabenden Gegend gewohnt haben und wohl auch unserer Vorsicht. Wir gingen eigentlich nie alleine raus und sobald es dämmerte blieben wir meist nur im Haus oder begaben uns in den Park, welcher direkt vor unserer Haustür lag. Dass es durchaus gefährlich in San Lorenzo sein konnte, merkten wir durch zahlreiche Warnungen, dass wir auf uns aufpassen mögen und auch durch die nicht allzu selten vorkommenden Schüsse, die wir nachts vernahmen. Aber auch das Einfache und Alltägliche war nicht immer einfach. Allein beim Einkaufen oder auf dem Weg zur Arbeit wurden wir fast immer angesprochen und das nicht immer auf eine höfliche Art und Weise. Dennoch habe ich San Lorenzo in einer ganz besonderen Manier ins Herz geschlossen. Das Lebensgefühl von den Menschen dort, lässt sich nicht im Geringsten mit der unseren vergleichen und hat auf ihre spezielle Weise ihren Charme. Wenn man mit den Leuten in Kontakt kam, waren sie meist sehr offenherzig, höflich und hilfsbereit, wenn auch irgendwie den Fremden gegenüber gewissermaßen distanziert. Dennoch kann ich auf jeden Fall sagen, dass San Lorenzo in diesen sechs Monaten mein Zuhause geworden ist und ich die Zeit dort niemals missen möchte. Die ersten zwei Monate arbeiteten wir lediglich in der Schule für behinderte Kinder, nach ca. zwei Monaten nahmen wir dann aber Kontakt mit Jorge und Belen auf, welche das Zusatzprojekt des EcoClub betreut haben. Somit ergab sich dann für uns die Möglichkeit, zwei Nachmittage in der Woche dort zu arbeiten. Zu Beginn war es eine große Herausforderung für uns, da der Umgang mit den Kindern grundlegend anders war und sie auch viel mehr von einem gefordert haben. Das war aber keinesfalls negativ, sondern eher positiv. Einige Kinder haben sehr schnell Vertrauen zu uns gefasst und im Allgemeinen waren sie sehr interessiert daran, wer wir denn überhaupt sind und woher wir kommen. Zum Glück gewöhnten sie sich jedoch recht schnell an uns und haben uns dann auch als Mitarbeiter akzeptiert. Die Arbeit gestaltete sich immer abwechslungsreich. Jorge und insbesondere Belen haben meist den Tag vorbereitet und wir haben versucht, so gut wie möglich ihnen unter die Arme zu greifen. Meist starteten wir mit einer Tanzeinheit, um die Aufmerksamkeit der Kinder auf uns zu ziehen und auch schon ein wenig auszupowern. Danach folgten ganz verschiedene Aktionen, welche je nach Tag variierten. Manchmal lasen wir mit den Kindern eine Geschichte, welche sich auf ökologische Probleme bezogen, und reflektierten danach spielerisch, was das Problem war, wie damit umgegangen wurde und wie wir selber darauf achten können. Manchmal bastelten wir aber auch. Aus verschiedenen Utensilien, die die Kinder von Hause mitbringen sollten, wie zum Beispiel alte Plastikflaschen oder Stoffreste, wurden Handpuppen oder Bilder gebastelt. Teilweise waren das Aktivitäten, die man an einem Tag fertig stellte, andere Aktionen zogen sich aber auch über mehrere Wochen hin. Insgesamt wurde alles sehr flexibel gehalten. Mal mussten sich die Kinder sehr konzentrieren und Fingerspitzengefühl beweisen, mal konnten sie aber auch einfach abschalten und sich auspowern. Ob im Plenum oder in Kleingruppen gearbeitet wurde, wechselte meist immer mal wieder während des Tages. Zum Abschluss des Tages konnten sich die Kinder in verschiedenen Aktivitäten wie Spielen oder Tänzen nochmal so richtig auspowern, als es dann zum Schluss noch ein so genanntes Refrigerio, also eine Kleinigkeit zu essen, meist eine Frucht, gab.

Je länger wir jedoch im Projekt Ecovecinos waren, desto häufiger fielen uns Sachen auf, die nicht ganz ideal waren. Allein die Größe der Gruppe, hatte sich von Beginn unserer Zusammenarbeit bis zum Ende nahezu verdoppelt. Natürlich sollte das Projekt Ecovecinos für alle Kinder zugänglich sein, aber an Tagen, an denen mehr als 40 Kinder kamen, war man zu dritt oder auch zu viert an der Grenze zur Überforderung. Man konnte den Kindern deutlich anmerken, dass viele nur im Projekt Ecovecinos wirklich Kind sein konnten. Neben der Schule arbeiten viele Kinder sonst schon mit bei den Booten oder auf den Plantagen oder sind für ihre Geschwister zuständig. Bei vielen hat diese Auszeit im Projekt Ecovecinos dann auch dazu geführt, dass sie besonders anhänglich waren und nahezu geklammert haben aber dadurch, dass es meist so viele Kinder waren, konnte man sich nicht genug um jedes einzelne oder auch insbesondere nicht um die kümmern, die es vielleicht am meisten gebraucht hätten. Ein Punkt, welchen ich außerdem durchaus zwiegespalten sehe ist das Refigerio. Hier sollte man sich natürlich die Frage stellen, welches Ziel des Projektes Ecovecinos verfolgt. Natürlich ist das eigentliche Ziel insbesondere die Umweltbildung, ich sehe für die Kinder aber viel mehr. In gewisser Weise ein Stück zuhause und frei sein und vielleicht auch ein klein wenig das bekommen, was man im eigenen Zuhause nicht oder viel zu wenig bekommt. Wie bereits erwähnt einmal die Zuneigung aber auch die Nahrung. Wenn man sich die Kinder anschaut, so haben viele einen Blähbauch aber sonst viel zu wenig auf den Knochen. Ein Augenblick blieb mir da besonders in Erinnerung. Bei der täglichen Evaluation fragte Belen die Kinder, wieso sie denn zum Projekt Ecovecinos kommen würden. Viele äußerten, weil es Spaß macht und sie hier Freunde treffen aber nicht wenige antworteten auch, wegen des Refrigerios. Das hat mich persönlich sehr geschockt. Für uns war das Refrigerio nur eine Kleinigkeit, ein paar Trauben, eine Orange oder ein Stück Melone. Aber erst danach fiel einem wirklich auf, wie die Kinder sich genau auf das gefreut haben, wie viel ihnen dieser kleine Snack doch Wert war. Im Gesamten hat mir die Arbeit im Projekt Ecovecinos aber unglaublich viel Freude bereitet. Abgesehen davon, dass ich eine Menge gelernt habe, habe ich oft sehen können, dass ich helfen und vielleicht dem einen oder anderen Kind ein Ansprechpartner sein konnte. Außerdem ist für mich das Projekt Ecovecinos und der EcoClub ein Teil San Lorenzo und abgesehen davon, konnte man an der wachsenden Größe der Gruppe und vor allem daran, dass die Kinder jede Woche wiederkamen, sehen, wie gerne die Kinder dieses Angebot annehmen und es ihnen Spaß macht. Laras Bericht bestätigt eindrucksvoll, wie wichtig und richtig unser Projekt für San Lorenzo ist. Das gilt für alle Aspekte, die wir fördern: Bildung, Ernährung und in friedlicher Atmosphäre kreativ - oder einfach nur Kind sein. Weihnachten Die geplante Feier wurde aufgrund des plötzlichen Todesfalls von Alexandra Ocampo abgesagt. Am 23. Dezember fand dennoch ein Weihnachtsessen in der Cabaña für die Kinder und Jugendlichen statt, bei dem auch die Warenkörbe verteilt wurden, die die Familien sich wie jedes Jahr gewünscht hatten. Auch der Inhalt war mit Reis, Öl, Huhn, Bonbons etc. ähnlich wie in den Jahren zuvor. Vereinsstatistik für das Jahr 2015 Die Befürchtung, dass die Spendensumme aufgrund der vielen Flüchtlinge und Bedürftigen in Deutschland drastisch sinken würde, hat sich überraschend und natürlich zu unserem Glück nicht bestätigt, auch wenn die Gesamtsumme mit 20.707,40 Euro im Vergleich zum Vorjahr minimal rückläufig ist. Allen 63 Spendern sagen wir von ganzem Herzen Dankeschön für ihre kontinuierliche Unterstützung die zur einzigartigen Nachhaltigkeit unseres Projektes beiträgt!!! Zu dieser Summe kommen wie schon in den letzten Jahren die Erlöse der Sternsinger-Aktion der Gemeinden Herz Jesu in Halle und St. Johannes Evangelist in Stockkämpen, die wie immer direkt auf das Vereinskonto in Ecuador überwiesen wurden. Trotzdem muss der angekündigte Sparkurs in 2016 noch verstärkt werden. Noch 2014 haben wir den Euro für 1,20 oder sogar 1,30 USD getauscht, aber inzwischen hat sich der Dollarkurs bei ungefähr 1,10 eingependelt. Das hat unseren in Ecuador und USD zur Verfügung stehenden Etat deutlich reduziert und die vorsichtigen Schritte, die 2015 zur Kostenreduzierung eingeleitet wurden, reichen noch nicht aus. Der Schock über Alexandras plötzlichen Tod ist noch nicht verdaut und die jetzigen Schulferien werden genutzt, um in Ruhe alle Möglichkeiten für die Zukunft auszuloten. Auch nach 20 Jahren – der Verein wurde 1996 gegründet und eingetragen – ist es also wahrhaftlig noch nicht langweilig und wir erwarten ein interessantes Jahr mit vielen Herausforderungen. Viele Grüße Anne Mette und Marion Weeke