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Jahresrückblick Barmherzige Brüder 2006 Zeitschrift der Barmherzigen Brüder in Bayern www.barmherzige.de

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Jahresrückblick

Barmherzige Brüder

2006

Zeitschrift der BarmherzigenBrüder in Bayern

www.barmherzige.de

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InhaltsverzeichnisChronik der Bayerischen Ordensprovinz 3

LeitartikelKardinal Wetter über Johannes von Gott 10Der bayerische Klosterfrühling 12

Ordensfeste40-jähriges Professjubiläum von Frater Donatus 1625-jähriges Professjubiläum von Frater Ludwig 16Einfache Profess von Frater Albert 17Einkleidung von Frater Magnus 1740-jähriges Professjubiläum von Frater Franziskus und Frater Christoph 1840-jähriges Professjubiläum von Frater Bernhard 1825-jähriges Professjubiläum von Frater Rudolf 19

Aus der bayerischen OrdensprovinzProvinzversammlung 2060. Todestag von Frater Eustachius Kugler 22Begegnungstag mit Angehörigen 23Barmherzige Brüder beim Katholikentag 24Kelch und Hostienschale für Hospizkapelle 25Klosternächte und Projekttage 26Ordensobernvereinigungen schließen sich zusammen 27

Barmherzige Brüder weltweitNeue Generalleitung 28Generalprior Frater Donatus Forkan 29Regionalkonferenzen in Korea und Polen 30Provinzial zu Besuchen in Japan 31Spurensuche: Vor 50 Jahren verließen die Barmherzigen Brüder Zizers und Schaan 32Gespräch mit Frater Pascal aus Togo 35

Besinnungstage/Exerzitien/WerkwocheElemente dominikanischer Spiritualität 36„Ecclesia in Europa“ 37Vorschau 2007 38Exerzitien 2006 39Verantwortung für die Schöpfung 40Werkwoche der Scholastiker in Polen 42

Verstorbene BrüderFrater Fortunatus Thanhäuser 44Frater Vitus Piendl 46Frater Melchior Kracker 47

FriedhöfeStiftung Attl 48Gremsdorf 49Straubing 50

Impressum 34

Titelbild: Frater Donatus Forkan (rechts), der neue Generalpriorder Barmherzigen Brüder, begegnet Papst Benedikt XVI.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

für uns Barmherzige Brüder in Bayerngeht ein ereignisreiches Jahr zu Ende.Unter anderem haben wir 2006 den60. Todestag von Frater Eustachius Kuglerbegangen, auf dessen Seligsprechung wirbegründet hoffen dürfen. Aus diesemAnlass wurde mit vielen Veranstaltungenin allen Einrichtungen der Ordensprovinzüber das ganze Jahr hinweg an denDiener Gottes erinnert. Als Ordensleute

freut es uns, dass auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter amLeben von Frater Eustachius Orientierung finden.

Ein weiteres wichtiges Ereignis im zu Ende gehenden Jahr wardas Generalkapitel im Oktober in Rom. Frater Donatus Forkanleitet nun als neuer Generalprior die Geschicke des Ordens welt-weit, und ihm zur Seite steht auch Frater Rudolf Knopp alsErster Generalrat. Wir bayerischen Brüder verabschieden FraterRudolf mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott“ für seine fünfein-halb Jahre Dienst als Provinzial und wünschen ihm GottesSegen für seine neue Aufgabe in Rom.

Zum Jahreswechsel blicken wir nicht nur zurück, sondern auchnach vorne. Was wird uns das neue Jahr bringen? Die bayerischeProvinz wird im Mai gemeinsam mit den Brüdern der rheini-schen Generaldelgatur das Provinzkapitel feiern – so findet dasZusammenwachsen der beiden Ordensteile seinen Ausdruck.Beim Kapitel geht es nicht nur um Struktur- und Personalent-scheidungen, sondern auch darum, die Rolle des Ordens und derBrüder in den Einrichtungen angesichts eines schwierigenUmfelds zu bestimmen.

Bei aller Geschäftigkeit und Terminflut wollen wir als Barmher-zige Brüder darauf achten, uns vor allem an den „Terminen“ deskirchlichen Jahreskreises zu orientieren und an den Bedürfnissender Menschen, die in unseren Einrichtungen Hilfe suchen. Dakann uns Frater Eustachius Kugler mit seiner Gottverbundenheitauf der einen und seiner Bodenständigkeit auf der anderen Seitewirklich Vorbild sein.

Für das Weihnachtsfest und das neue Jahr 2007 wünsche ichauch Ihnen Zeiten der Besinnung auf die geistliche Mitte IhresLebens. Gottes Segen auf all Ihren Wegen und herzlichen Dankfür das Interesse am Orden der Barmherzigen Brüder!

Ihr

Frater Benedikt HauProvinzvikar

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• Gremsdorf

Reichenbach •

• StraubingRegensburg • • Kostenz

• Algasing

• Neuburg

• Bad Wörishofen

München •

Kobe •

November 2005

Am Fest des heiligen Martin wurde in derFachhochschule Regensburg erstmals derFörderpreis der Barmherzigen Brüder ver-liehen. Damit will die Bayerische Ordens-provinz die Weiterentwicklung der sozialenArbeit fördern. Nicht zuletzt profitieren dieeigenen Einrichtungen durch die Ergeb-nisse der Diplomarbeiten bzw. haben dieMöglichkeit, Themen für Diplomarbeitenanzubieten.

Am 21. November 2005 ist Frater For-tunatus Thanhäuser im Alter von 87Jahren in Kattappana/Indien gestorben.Generalprior Pater Pascual Piles würdigteden Verstorbenen als „ein großes Beispielals Ordensmann und als BarmherzigerBruder, der sich auf innige Weise mitJohannes von Gott identifizierte. Was unsalle immer wieder tief beeindruckte, warseine spontane Nähe zu den Armen, seinnatürliches und schlichtes Auftreten, seinegroße Sensibilität für alle Arten von Nötenund sein intensives Gebetsleben.“ (sieheBeitrag auf Seite 44)

Dezember 2005

Am 3. Dezember feierte Frater Ludwig sein25-jähriges Professjubiläum in der Rei-chenbacher Klosterkirche. Ein Blitz-Eis inden frühen Morgenstunden hinderte meh-rere Gäste bei der Anreise. Die, die sichmutig trotz Glatteis auf den Weg gemachthatten, konnten einen festlichen Gottes-dienst mit dem Jubilar feiern und ihn beimanschließenden Mittagessen hochlebenlassen.

Zum Dezember gehört auch der traditio-nelle Besuch bei den BarmherzigenSchwestern im Altenheim in Berg am Laim(München). Sie hatten über 60 Jahre die

Geschichte unseres Regensburger Kranken-hauses mit geprägt und verbringen nun imSchwestern-Altenheim ihren Ruhestand. Esist immer wieder schön zu erleben, wielebendig die Erinnerung an Regensburg beiden Schwestern geblieben ist.

Am 9. Dezember fand in Rom eine Bespre-chung unter dem Vorsitz von Pater Gene-ral mit dem Delegatur-Rat des RheinischenOrdensteiles und dem Provinzial derBayerischen Ordensprovinz statt. Pater Ge-neral konkretisierte seinen Wunsch, dasssich beide deutschen Ordensteile zu einerProvinz vereinen. Bei dieser Besprechung

wurde ein Zeitplan entwickelt, so dass2007 nur ein Kapitel der beiden Ordens-teile stattfinden soll. Die Provinzversam-mlung 2006 soll für beide Ordensteilegemeinsam in Kostenz sein.

Am 12. Dezember wurde Frater Vitus ausReichenbach in unser Altenheim nachNeuburg versetzt. Er hat dort im Alten-heim ein Zimmer bezogen und kann hierentsprechend seiner gesundheitlichenStabilität Pflege und Begleitung erfahrenund, soweit er dazu noch in der Lage ist,auch selbständig an den liturgischenFeiern im Konvent teilnehmen.

Chronikder BayerischenOrdensprovinz

Notizen von Provinzial Frater Rudolf Knopp, der im Oktober zum Generalrat gewählt wurde

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NNoovveemmbbeerr:: Die Johann-von-Gott-Schwestern betrauern den Tod ihres Gründers FraterFortunatus Thanhäuser.

November 2005 bis November 2006

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Frater Rudolf und die beiden DefinitorenFrater Benedikt und Frater Eduard nah-men an den verschiedenen Adventsfeiernin den Einrichtungen teil und zeichnetenlangjährige Mitarbeiter mit dem silberne-ren bzw. goldenen Granatapfel aus. DieEhrungen in den Einrichtungen Reichen-bach, München und Algasing fanden be-reits zu einem früheren Zeitpunkt statt.

Am 23. Dezember brachte Herr Larasser-Bergmeister zur großen Freude des Provin-zials den neuen Kelch vorbei, der für die

Kapelle im Johannes-Hospiz geschaffenwurde. Die roten Glaskugeln im Schafterinnern an den Granatapfel mit seinenleuchtenden Früchten (siehe Artikel Seite25).

Januar 2006

Das Jahr 2006 begann für die BayerischeOrdensprovinz mit zwei erfreulichen Ter-minen. Am 6. Februar legte Frater AlbertNawatzky in der Krankenhauskirche St.Pius seine erste Profess ab. Er gehört nun

dem Konvent Regensburg an und wird abHerbst eine Ausbildung als Altenpflegerbeginnen (siehe Beitrag auf Seite 17).

Am 18. Januar wurde ebenfalls in derKrankenhauskirche St. Pius in RegensburgNikolaus Morhardt eingekleidet und hatdabei den Ordensnamen Frater Magnusbekommen. Am darauf folgenden Tag ister nach Graz/Eggenberg in das Noviziatumgezogen (siehe Seite 17).

Frater Malchus Schmid konnte im KonventNeuburg am 7. Januar seinen 75. Ge-burtstag feiern. Aus diesem Anlass warenauch einige Familienangehörige nachNeuburg gekommen, um in der Konvent-gemeinschaft mit dem Provinzial denJubilar hochleben zu lassen.

Am 10. Januar fand in Regensburg die ers-te gemeinsame Definitoriumssitzung derRheinischen Generaldelegatur und derBayerischen Ordensprovinz statt. Dabeiwurde unter anderem vereinbart, dass dieProvinzversammlung 2006 gemeinsamstattfinden wird und weitere Termine zurKonkretisierung des Verschmelzungspro-zesses der beiden Ordensteile vereinbart.Am 16. und 17. Januar wurden erste Ge-spräche vor Ort in Falkenstein/Taunus undFrankfurt geführt.

Am 13. Januar fand das Fachgespräch Or-denswerke der Deutschen Bischofkonfe-renz statt. Dies war eine Nachfolgeveran-staltung des Studientages der DeutschenBischofskonferenz zum Thema Ordens-leben. Der Provinzial der Bayerischen Or-densprovinz hat bei diesem Fachgesprächein Kurzreferat mit dem Thema „DerBeitrag der Orden zur kulturellen Diakonieder Kirche am Bespiel eines Ordens-krankenhauses“ gehalten. Die Ergebnisseder insgesamt fünf Fachgespräche werden

JJaannuuaarr:: Frater Albert Nawatzky (1. Reihe, 3. von rechts) und Mitbrüder bei der Professfeieram 6. Januar

FFeebbrruuaarr:: Die Teilnehmer der AsiatischenRegionalkonferenz besuchten auch eine

buddhistische Klosteranlage.

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in einer Tagung im Frühjahr 2007 ausge-wertet. Anschließend werden Handlungs-linien für die Zusammenarbeit zwischenOrden und der Deutschen Bischofskon-ferenz erarbeitet.

Februar 2006

Am 3. Februar fand in Bonn die offizielleEröffnung des Hauses der Orden statt. InBetrieb ist dieses Haus bereits seit Sommerdes vergangenen Jahres und es ist der erste,nach außen hin sichtbare, Schritt der Ver-einigung der drei Ordensverbände inDeutschland, die im Sommer 2006 stattfin-den wird. Es ist die Zentrale aller von denOrdensverbänden gemeinsam getragenenInstitutionen (siehe Beitrag auf Seite 27).

Vom 6. bis 8. Februar fand eine Sitzungder Interprovinziellen Kommission zurAnimation der Provinzen Mitteleuropas inMünchen statt. Als besondere Themenwaren die Asiatische sowie auch dieEuropäische Regionalkonferenz und dieVorbereitung des Generalkapitels 2006 inRom auf der Tagesordnung. Die Sitzungder Interprovinziellen Kommission schlossmit einem festlichen Gottesdienst undMittagessen anlässlich des 65. Geburtsta-ges von Pater Generalökonom FraterEmerich Steigerwald, zu dem, neben denMitgliedern der Interprovinziellen Kom-mission, auch die Mitbrüder der Bayeri-schen Ordensprovinz geladen waren. Mitdieser Feier wurde Frater Emerich auch fürseine jahrzehntelange Arbeit in Rom ge-dankt.

Vom 12. bis 18. Februar besuchte der bay-erische Provinzial die Japanische Provinz-delegatur, um im Rahmen einer Delega-turversammlung die Generalvisitation von2005 nachzuarbeiten (siehe Bericht aufSeite 31).

Vom 25. bis 26. Februar fand in Gwangjudie Asiatische Regionalkonferenz desOrdens statt. Zentrale Themen waren dasWirken des Ordens in einem multireligiö-sem Umfeld, die speziellen Anliegen derasiatischen Region für das Jahr 2006 so-wie die Zusammenarbeit von Mitarbeiternund Mitbrüdern. Ein zentrales Thema wardie zukünftige Rolle der Brüder in einersich stark verändernden Wirklichkeit derEinrichtungen und des Ordensleben (sieheBeitrag auf Seite 30).

März 2006

Am 3. März wurden in München bei einerBesprechung zwischen dem rheinischenGeneraldelegaten und dem bayerischenProvinzial, die von Fachleuten unterstütztwurden, ordensrechtliche, kirchenrechtli-che und steuerrechtliche Aspekte einergemeinsamen Zukunft der beiden Ordens-teile erörtert.

Das Hochfest des heiligen Johannes vonGott am 8. März war wiederum ein Höhe-punkt im liturgischen Festkalender derBrüder.

Vom 12. bis 14. März fand in Kostenz diezweite Provinzversammlung in diesemTriennium statt. An ihr nahmen auch dieMitglieder der Zentralkommission teil(siehe Artikel Seite 20). Sie war auch einwichtiger Markstein im Prozess der Eins-werdung der beiden deutschen Ordens-teile.

Vom 16. bis 18. März besuchte der Pro-vinzial das Interprovinzielle Noviziat inGraz-Eggenberg. In einer Gesprächsrundewurde ansatzweise das Referat zur Zu-kunft des Gemeinschaftslebens, das bei derProvinzversammlung gehalten wurde, mitden Novizen diskutiert.

Die Ausbildungsphasen der BarmherzigenBrüder spielen eine wichtige Rolle imLeben des Ordens, deshalb trafen sich auchdie Magister der mitteleuropäischen Pro-vinzen am 20. März 2006 in Frankfurt zueinem Erfahrungsaustausch.

Am 26. März feierte Frater Wilhelm seinen80. Geburtstag in Neuburg. Leider lässtsein Gesundheitszustand ein Fest im Kreisder Mitbrüder nicht mehr zu.

Die Europäische Regionalkonferenz wurdevon Frater Rudolf zu einem Besuch der pol-nischen Ordensprovinz vom 30. März bis1. April genutzt.

April 2006

Der Polenreise schloss sich die EuropäischeRegionalversammlung vom 2. bis 8. Aprilan. An ihr nahmen neben dem ProvinzialFrater Richard Binder, der Verwaltungsdi-rektor der Bayerischen OrdensprovinzBernd Peter und der Gesamtleiter vonGremsdorf Günther Allinger teil (sieheArtikel auf Seite 30).

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AApprriill:: Die Regionalkonferenz Europa wurdemit einer Wallfahrt zur „SchwarzenMadonna“ in Tschenstochau eingeleitet.

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JJuunnii:: Bei der Feier zum 60. Todestag von Frater Eustachius Kugler:Krankenhaussprecher Peter Lenz im Gespräch mit Frater SilvesterGanghofer

Mai 2006

Am 1. Mai konnte Frater Franziskus Oka,der Provinzdelegat in Japan, sein 40-jäh-riges Professjubiläum im Konvent Kobe-Suma feiern. Frater Christoph Meißner, derSubprior unseres Münchner Konventeshatte am 12. Mai den Jahrtag seines 40-jährigen Professjubiläums, jedoch wurdedas Fest im Kreise des Münchner Konven-tes bereits am 6. Mai gefeiert (siehe Bei-trag auf Seite 18).

Bei der Provinzversammlung kam die Anre-gung, konventübergreifend nicht nur Besin-nungstage anzubieten, sondern auch kultu-relle Veranstaltungen, die das brüderlicheMiteinander fördern. Diese Anregung auf-greifend waren die Mitbrüder am 17. Maizu einer Aufführung der

Rockoper „Jesus Christ Superstar“ in dasVelodrom nach Regensburg eingeladen.Dieser Einladung waren nicht nur, wie zuerwarten gewesen wäre, vor allem die jün-geren Mitbrüder gefolgt, sondern auch diereiferen Alters interessierten sich für diesesBühnenstück.

Am 20. Mai fand wieder ein Familien- undBegegnungstag der bayerischen Barm-herzigen Brüder in Gremsdorf statt. Dieserwar mit sehr viel Liebe von Frater Eduard,Herrn Allinger, dem Gesamtleiter vonGremsdorf, und seinen Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern vorbereitet worden. Eswar ein echter fränkischer Wohlfühltag fürdie Brüder, ihre Angehörigen, Freunde undBekannten (siehe Artikel Seite 23).

Auf dem Weg zur Vereinigung der beidendeutschen Ordensteile der RheinischenGeneraldelegatur und der Bayeri-

schen Ordens-

provinz fand zur Klärung weiterer Detailseine gemeinsame Definitoriumssitzung am21. und 22. Mai 2006 in Frankfurt statt.Diese Sitzung nutzten die bayerischenDefinitoren auch zum Kennenlernen desAltenheimes Sankt Raphael in Falkensteinund zur In-Augenschein-Nahme desGrundstückes in Königstein, auf dem imJahr 2007 ein Ersatzneubau entstehensoll.

Vom 27. bis 30. Mai war Frater Rudolf mit22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern inGranada unterwegs, um sich auf die Spu-rensuche des heiligen Johannes von Gottzu begeben und so den Mitarbeitern aucheine höhere Identifikation mit den Ordens-idealen zu ermöglichen.

Am 26. Mai verstarb Frater Vitus Piendl inunserem Regensburger Krankenhaus. Seineletzte Ruhe-stätte fand er

MMaaii:: Begegnungstag in Gremsdorf

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am 31. Mai auf dem städtischen Friedhofin Neuburg (siehe Beitrag auf Seite 46).

Juni 2006

Am 2. Juni gedachten die Mitbrüder derProvinz des 10. Jahrtages der Heiligspre-chung unseres Mitbruders Johannes Grande.

Am 3. und 4. Juni trafen sich erstmals dieMitbrüder der beiden deutschen Ordens-teile unter 50 Jahre, um für das Provinz-kapitel 2007 ein Thesenpapier „VomTräger zum Gestalter“ zu entwickeln.Weitere Treffen sind geplant, bevor diesesPapier in den Konventen zu einer erstenStellungnahme vorliegt. Beim Provinz-kapitel soll eine abschließende Diskussionund Verabschiedung erfolgen, dann kanndieses Thesenpapier als Arbeitsprogrammfür das nächste Triennium gelten.

Vom 6. bis 9. Juni trafen sich in SanktOttilien die Mitglieder der drei deutschenOrdensobernverbände VDO, VOD und VOBzur Gründung der Deutschen Ordens-obernkonferenz (DOK). Zur ersten Vorsit-zenden wurden Schwester Aloisia Höing,zum zweiten Vorsitzenden Abt HermannJosef Kugler gewählt. Der Provinzial derBayerischen Ordensprovinz der Barmherzi-gen Brüder wurde in den erweiterten Vor-stand gewählt (siehe Artikel auf Seite 27).

Der 10. Juni, der 60. Todestag von FraterEustachius Kugler, war für die bayerischeOrdensprovinz ein herausragender Ge-denktag, der in Regensburg festlich be-gangen wurde, denn dort hat der DienerGottes, dessen Seligsprechung erwartetwerden kann, seine letzte Ruhestättegefunden (siehe Beitrag auf Seite22).

Ebenfalls am 10. Juni konnte PaterLeodegar Klinger seinen 75. Geburtstag

feiern. Im Kreise der Mitbrüder der Bay-erischen Ordensprovinz, der Hausgemein-schaft von Kostenz und den leitendenMitarbeitern der Provinz wurde dieserFesttag am Sonntag, den 11. Juni in Kos-tenz begangen.

Das interprovinzielle Noviziat in Graz-Eggenberg verbrachte seine gemeinsameUrlaubswoche ab 10. Juni 2006 in Frankenund zwar in Herrieden/Winn.

Das interprovinzielle Scholastikat ver-brachte seine gemeinsame Urlaubszeitvom 14. bis 18. Juni im Ferienhaus derÖsterreichischen Ordensprovinz in BadGastein.

Juli 2006

Am 4. Juli trafen sich die Mitbrüder derProvinz in Algasing zum Besinnungstag„Salesianische Impulse zur eigenen Spiri-tualität“ mit Pater Thomas Vanek ausEichstätt.

Das zweite provinzübergreifende Freizeit-und Kulturangebot fand am 9. Juli mitdem Besuch des religiösen Schauspiels„Die Heilige Notburga“ in Bad Endorfstatt. Bei herrlichem Wetter und einembeeindruckenden Engagement der Laien-schauspieler konnten sich die Teilnehmer indas Leben der heiligen Notburga vertiefen.

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AAuugguusstt:: Gute Stimmung bei der Werkwoche der Scholastiker

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In Wien fand vom 12. bis 14. Juli eine Sit-zung der Interprovinziellen Kommissionzur Animation der Provinzen Mitteleuropasstatt. Sie war geprägt von der Reflektionder Regionalkonferenzen Asien und Euro-pa und dem Ausblick auf das General-kapitel im Oktober in Rom.

August 2006

Seinen 60. Geburtstag feierte Prior FraterLudwig Schmid am 1. August in Reichen-bach. Es war nicht nur ein Fest im Kreiseder Mitbrüder, sondern insbesondere auchder Haus- und Dienstgemeinschaft Rei-chenbach.

Am 15. August feierte Frater Rudolf Knoppsein 25-jähriges Professjubiläum in Re-gensburg (siehe Beitrag auf Seite 19).

Vom 24. bis 29. August besuchte FraterRudolf die Mitbrüder der Bayerischen Pro-vinzdelegatur in Japan. Zwar konnte er denkalten Augusttemperaturen damit entflie-hen, dafür war es aber in Kobe feucht undheiß (siehe Artikel auf Seite 31).

Vom 28. August bis 2. September fand dietraditionelle Scholastikatswerkwoche derProvinzen Mitteleuropas in Warschaustatt. Das große Rahmenthema lautete„Gott will uns zum Mit-Leid rufen“ (sieheBericht auf Seite 42).

September 2006

Frater Matthäus wurde am 1. Septemberoffiziell vom Konvent Reichenbach in denKonvent München versetzt und wird am1. Oktober sein Sozialpädagogik-Studiumin Benediktbeuern beginnen.

Am Sonntag, den 3. September feierteSchwester Rita Walter, die Oberin derDillinger Franziskanerinnen in Kostenz, ihr40-jähriges Professjubiläum. Dies warauch für die Mitbrüder der BayerischenOrdensprovinz ein Grund zum Mit-Feiern.

Vom 12. bis 14. September besuchteFrater Rudolf das Noviziat in Graz-Eggen-berg. Thematisch bearbeitete er mit denNovizen den Themenkomplex „Leitbilder“ -ihre Notwendigkeit, ihre Umsetzung unddie Einbindung der Mitarbeiter in diesewesentliche verschriftete Grundlage derArbeit unserer Ordensgemeinschaft.

Am 16. und 17. September fand die zwei-te Sitzung der Arbeitsgruppe „Vom Trägerzum Gestalter“ in München statt. Hierbeikonnte der erste Entwurf des Thesenpa-piers fertiggestellt werden, das den Kon-venten zur Diskussion, Ergänzung und Ver-änderung vorgelegt wird, bevor im Januardie endgültige Fassung des Thesenpapiersfür das Provinzkapitel entstehen soll.

Der erste gemeinsame Besinnungstag fürdie Brüder der bayerischen Ordensprovinzund der rheinischen Generaldelegatur fandam 28. September in Gremsdorf statt. AlsReferent konnte Pater Johannes Bauer vonden Franziskaner-Minoriten gewonnenwerden, der aus seiner franziskanischenSpiritualität den Tag unter das Thema„Umgang und Verantwortung mit derSchöpfung“ stellte (siehe Beitrag auf Seite40).

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SSeepptteemmbbeerr:: Brüder-Besuch im Klinikum St. Elisabeth in Straubing

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Die Mitglieder der Bayerischen Or-densprovinz waren am 30. Septem-ber zu einer Besichtigungsfahrtnach Straubing eingeladen. Wobeies nicht nur um die Besichtigungging, sondern auch um ein Identifi-zieren mit dem neuen Werk derbayerischen Ordensprovinz, demKlinikum St. Elisabeth inStraubing. Der Tag be-gann mit einem Be-such bei den Elisabe-thinen im Kloster Azl-burg, die zuvor Mehr-heitsgesellschafterdes Krankenhauses

waren. Es folgte eine Besichtigung desKrankenhauses mit einem Mittagessen. DieFahrt nach Straubing beschloss eine Füh-rung in der Schutzengelkirche, die ehemalsals Krankenhauskirche den BarmherzigenBrüdern diente, als sie 1844 nach Strau-bing kamen und im ehemaligen Franzis-kanerkloster ein Krankenhaus eröffneten.

Oktober 2006

Vom 2. bis 21. Oktober feierte der Ordender Barmherzigen Brüder sein Generalka-pitel in Rom. Bei dem Frater DonatusForkan zum General und Frater RudolfKnopp zum Ersten Generalrat des Ordensgewählt wurden (siehe Artikel auf Seite 28).

In Regensburg feierte Pater Prior BernhardBinder am 7. Oktober sein 40-jährigesProfessjubiläum, das er im kleinen Kreisedes Regensburger Konventes beging (sieheBeitrag auf Seite 18).

Frater Meinrad Ebner wurde am 9. Oktobervon Regensburg nach Reichenbach in denKonvent zur Rosenkranzkönigin versetzt,wo er für Sakristei und Refektorium zu-

ständig ist. So zählt der Konventin Reichenbach wieder vierMitglieder.

November 2006

Das Ordensreferat tagte am 3. Novemberin Gremsdorf, um so sehr schnell die Mit-brüder über das Generalkapitel zu infor-mieren. Weitere Themen waren diePlanungen für das Jahr 2007, insbesonde-re das gemeinsame Provinzkapitel der bay-erischen Ordensprovinz und der rheini-schen Generaldelegatur.

Im Rahmen einer feierlichen Vester in Re-gensburg wurde am 19. November Dr. Ger-hard Rey zum Ehrenmitglied unseresOrdens ernannt. Dr. Rey war von 1979 bis2003 in unserem Regensburger Kranken-haus als Arzt und zuletzt als Gesamtleitertätig. In seiner Eigenschaft als Chefarzt,Ärztlicher Direktor und Gesamtleiter hat erstets unsere Ordensgrundwerte vertretenund vorgelebt.

Am 23. November fand die dritte gemeinsa-me Sitzung des bayerischen Provinzdefini-toriums und des Delegatur-Rates der Rhei-nischen Generaldelegatur in Regensburgstatt. Erörtert wurden die wesentlichen

Dinge auf dem Weg hin zu einergemeinsamen Provinz. Insbe-sondere auch mit den Ergeb-nissen des Generalkapitelsim Oktober wurden die Pla-nungen für das gemeinsame

Provinzkapitel im Mai2007 vorangetrieben.

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OOkkttoobbeerr:: Der neue General-prior Frater Donatus Forkan

(links) aus Irland mit seinemVor-Vorgänger, dem Aus-

tralier Frater BrianO’Donnell.

SSeepptteemmbbeerr:: Der Papstbesuchvom 9. bis 14. September in Bayern war auch für dieBayerische Ordensprovinz ein besonderes Ereignis vonbleibender Erinnerung. Im Bild der Papstgottesdienstin der Neuen Messe inMünchen am 10. September.

Papstbesuch in Bayern

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Leitartikel10

Friedrich Kardinal Wetter würdigt den heiligen Johannes von Gott

„Das Herz befehle!“

„Das Herz befehle!“

Der heilige Johannes von Gott, Ölgemälde,Barmherzige Brüder Kostenz

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Das Herz befehle! So hat Johannes vonGott über den Haupteingang seines

Hospizes in Granada geschrieben. DiesesWort könnte auch über der erstenEnzyklika unseres Heiligen Vaters PapstBenedikt XVI. stehen, die mit den Wortenbeginnt: Gott ist Liebe! Denn das Herzbefiehlt zu lieben. Genau das will Gott vonuns. Alles, was er von uns verlangt, ist imHauptgebot der Liebe zusammengefasst:„Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebenmit ganzem Herzen, mit ganzer Seele undmit all deinen Gedanken. Das ist das wich-tigste und erste Gebot. Ebenso wichtig istdas zweite: Du sollst deinen Nächsten lie-ben wie dich selbst. An diesen beidenGeboten hängt das ganze Gesetz samt denPropheten“ (Mt 22,37-40).

Doch dieses Gebot ist mehr als ein Befehl.Der Heilige Vater sagt in seiner Enzyklika:„Die Liebe ist nun dadurch, dass Gott unszuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4,10), nichtmehr nur ein ‚Gebot’, sondern Antwortauf das Geschenk des Geliebtseins, mitdem Gott uns entgegengeht“ (Nr. 1).

Gott liebt nicht nur, er ist selbst Liebe. Daszeigt er uns in seinem Sohn Jesus Christus,vor allem am Kreuz. Hier wird sichtbar, wieleidenschaftlich er uns liebt. Seine wehrlo-se Liebe ist „Liebe in ihrer radikalstenForm“ (Nr. 12), sie ist sich selbst verschen-kende Liebe.

Verstehen können wir das nicht, jedenfallsnicht mit unserem Verstand. Nur das Herz,das durch die Liebe sehend geworden ist,versteht, was hier geschieht. Aber die Liebehaben wir nicht aus uns. Sie ist uns vonGott geschenkt. Sie strömt uns aus demdurchstochenen Herzen Jesu zu.

Johannes von Gott hat sich mit dieserLiebe beschenken lassen und hat sie be-antwortet. Der Heilige Vater nennt unterden Heiligengestalten, die besondereVorbilder christlicher Liebe sind, auch Jo-hannes von Gott (Nr. 40). Er gehört damitzu den wahren Lichtträgern der Ge-schichte.

Die Liebe Gottes kann man nur empfan-gen, indem man sie erwidert. Der heiligeJohannes von Gott hat Gottes leiden-schaftliche, radikale Liebe erwidert mit sei-ner leidenschaftlichen, radikalen Hingabean Gott im Dienst am Nächsten.

Noch ein Zweites gehört zum Empfangder Liebe Gottes: Wir müssen sie weiter-schenken. Die Liebe, mit der Gott uns

beschenkt, ist ein Geschenk zum Weiter-schenken an unsere Mitmenschen. Verwei-gern wir ihre Weitergabe, verlieren wir sie.Indem wir sie jedoch weiterschenken, wirdsie nicht gemindert oder aufgeteilt, son-dern ganz im Gegenteil: sie wächst. Das istdas Besondere an ihr: im Verschenken derLiebe empfangen wir sie reicher und tieferzurück. Das beglückt und bringt Freude inunser Leben. So war es auch bei Johannesvon Gott. Ist das nicht immer wieder auchdie Erfahrung in unserem persönlichenLeben?

In der Gottesliebe erwidern wir die Liebe,mit der Gott uns beschenkt. In der Näch-stenliebe schenken wir sie weiter. Dochbeides gehört zusammen. Johannes vonGott sagt: „Übt stets die Nächstenliebe,denn wo keine Liebe ist, da ist auch Gottnicht.“ Letztlich heißt das: In der Näch-stenliebe wird zugleich Gott geliebt. Dassagt uns Jesus in der Rede vom Welt-gericht: „Was ihr für einen meiner gering-sten Brüder getan habt, das habt ihr mirgetan.“ Und „was ihr für einen dieser Ge-ringsten nicht getan habt, das habt ihrauch mir nicht getan“ (Mt 25,40.45). Da-mit hat Jesus Gottes- und Nächstenliebeuntrennbar miteinander verbunden. Indemwir den Nächsten lieben, erwidern wir dieLiebe Gottes zu uns. Wenn wir demNächsten unsere Liebe versagen, versagenwir sie Gott. Darum lautet für Johannesvon Gott der Befehl des Herzens: „Übtstets die Nächstenliebe, denn wo keineLiebe ist, da ist auch Gott nicht.“ Das heißtumgekehrt: Wo Liebe ist, das ist Gott.

Darum geht es Johannes von Gott in sei-nem berühmten Wort: „Das Herz befeh-le!“. Die Liebe, die Gott uns schenkt, mussin unserem Herzen zum Durchbruch kom-men und weiterströmen in die Herzen deranderen, damit alle von Gottes Liebeberührt und geheilt werden. Denn woLiebe ist, da ist Gott.

Was Papst Benedikt in seiner ersten bewe-genden Enzyklika lehrt, hat Johannes vonGott vor einem halben Jahrtausend gelebt.Sein Licht leuchtet heute noch und zeigtuns den Weg, in der Liebe zum NächstenGott zu lieben.

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Kardinal Friedrich Wetter mit Papst Benedikt XVI. am 10. September 2006 am Erzbischöflichen Palais in München

GottistLiebe!

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Als im April 1803 die Säkularisation derbayerischen Stifte und Klöster zum

Abschluss kam, schrieb der in führenderPosition daran beteiligte kurfürstlicheHofbibliothekar Johann Christoph vonAretin voll aufgeblasener Überheblichkeitin sein Tagebuch: „Zwischen gestern undheute stand eine Kluft von 1000 Jahren.Von heute an datiert sich eine Epoche derbayerischen Geschichte, so wichtig, als inderselben noch keine zu finden war. Vonheute an wird die sittliche, geistige undphysische Kultur des Landes eine ganz ver-änderte Gestalt gewinnen. Nach tausendJahren noch wird man die Folge diesesSchrittes empfinden. Die philosophischenGeschichtsschreiber werden von der Auflö-sung der Klöster, wie sie es von der Auf-hebung des Faustrechts taten, eine neueZeitrechnung anfangen, und man wirdsich dann den Ruinen der Abteien unge-fähr mit eben den gemischten Gefühlennähern, mit welchen wir jetzt die Trümmerder alten Raubschlösser betrachten.“

Entgegen dieser Einschätzung sollte sichder Sturm auf Bayerns Klöster auch ausstaatlicher Sicht nur allzu rasch als verfehlteMaßnahme erweisen. Dem Staat fielennämlich dadurch im Bereich des Bildungs-und Erziehungswesens sowie auf dem so-zialkaritativen Sektor Aufgaben zu, für de-

ren Bewältigung ihm sowohl die personel-len als auch die finanziellen Ressourcenfehlten. Hauptsächlich deshalb mehrtensich schon bald die Stimmen im Lande, diedie Klostersäkularisation lebhaft bedauertenund nachdrücklich eine Wiederbegründungder monastischen Tradition forderten.

Klosterrestauration unter König Ludwig I.

Der Zeitpunkt für die Restauration desklösterlichen Lebens war gekommen, alsmit Ludwig I. im Oktober 1825 ein Mo-narch den bayerischen Thron bestieg, des-sen Herrscherbewusstein zutiefst im Re-ligiösen wurzelte. Ihm erschien es alsStaatsaufgabe, die Brücken wieder aufzu-bauen, die zurückführten zu den Anfän-gen des geistlichen Bayern, wobei ihm ins-besondere die Wiederherstellung der kirch-lichen Orden ureigenstes Anliegen war. Sobrach schon in seinem ersten Regierungs-jahrzehnt ein neuer Klosterfrühling an,

Der bayerischeKlosterfrühling

Die Erfolgsgeschichte begann mit König Ludwig I.

Leitartikel

Mit König Ludwig I. brach in Bayern einKlosterfrühling an - Darstellung aus derMünchner Benediktinerabtei St. Bonifaz, die von Ludwig gegründet worden ist.

Anlässlich des 60. Todestags von Frater Eustachius Kugler hielt Professor Dr. KarlHausberger, Lehrstuhlinhaber für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Univer-sität Regensburg, am 10. Juni 2006 im Regensburger Krankenhaus der BarmherzigenBrüder einen Festvortrag über die Entwicklung der bayerischen Klosterlandschaft vonder Restauration unter Ludwig I. (1825-1848) bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.Dieser Vortrag ist zugleich zu verstehen als Beitrag zum religiös-spirituellen Umfeldvon Frater Eustachius Kugler. Wir dokumentieren den Text in Auszügen.

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und im Jahr 1846, zwei Jahre vor seinemThronverzicht, gab es in Bayern bereits 23geistliche Orden und Kongregationen, derenGemeinschaften sich auf 132 Ordenshäu-ser verteilten, davon 58 Männerklöster mitinsgesamt 670 Mitgliedern der Benedikti-ner, Augustiner, Karmeliten, Franziskaner,Kapuziner, Minoriten, Redemptoristen undBarmherzigen Brüder sowie 74 Frauen-klöster mit insgesamt 1093 Mitgliedernder Augustinerinnen, Benediktinerinnen,Klarissen, Dominikanerinnen, Zisterziense-rinnen, Armen Schulschwestern, Eng-lischen Fräulein, Elisabethinnen, Frauenvom Guten Hirten und Birgittinnen.

Schon diese Aufzählung macht deutlich,dass sich die neue Klosterlandschaft bun-ter und vielfältiger präsentierte als diejeni-ge vor der Säkularisation, weil neben diealten Orden einige neue Genossenschaftenund Kongregationen getreten waren. Vorallem aber trug die Klosterlandschaft von1846 ein gänzlich anders geartetesGepräge, denn ihre Kommunitäten ver-standen sich zumindest nach außen hinnicht so sehr als Institute der Selbst-heiligung, sondern nahmen gemäß denBestimmungen des Konkordats wichtigeFunktionen in Gesellschaft und Kirchewahr. Selbst den von ihm gestiftetenBenediktinerklöstern hatte der König dieBetätigung im schulischen Bereich aus-drücklich zur Auflage gemacht. Von den58 Männerklöstern des Jahres 1846 waren47 mit der Aushilfe in der Seelsorge be-fasst, neun mit dem Unterricht der Jugendund zwei – jene der Barmherzigen Brüder– mit der Krankenpflege. Von den damalsbestehenden Frauenklöstern widmetensich mit Ausnahme des rein kontemplati-ven Birgittinnenklosters in Altomünsteralle der Jugenderziehung oder dem Dienstan den Kranken.

Ordenslandschaft in der zweiten Hälftedes 19. Jahrhunderts

Die meisten der unter Ludwig I. restaurier-ten oder neu zugelassenen Männer- undFrauenorden erlebten in der zweiten Hälf-te des 19. Jahrhunderts bis zur Zäsur desErsten Weltkriegs eine ausgesprocheneBlütezeit. Zwar führte der Kulturkampf dersiebziger und achtziger Jahre auch inBayern zu Einschränkungen des klöster-lichen Lebens und zu einer gewissen Stag-nation der Ordensgründungen – erwähntsei diesbezüglich nur das sog. Jesuiten-gesetz vom 4. Juli 1872, in dessen Vollzughierzulande sämtliche Redemptoristen-klöster und die staatlicherseits ohnediesnicht genehmigte, aber bislang tolerierteJesuitenniederlassung in Regensburg auf-gelöst wurden –, doch vollzog sich im spä-ten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderteine beachtliche Erweiterung der Kloster-landschaft, und zwar hauptsächlich durchweibliche Ordensgemeinschaften, zumeistals sogenannte Kongregationen bischöf-lichen oder päpstlichen Rechtes organi-siert, deren Mitglieder im Unterschied zudenen der alten Orden keine „feierlichen“,sondern nur „einfache Gelübde“ ablegtenund auch sonst bezüglich Ordenstrachtund klösterlicher Gewohnheiten besserdem jeweiligen Aufgabenbereich ange-passt lebten.

Aus einer Statistik von 1902 ersieht manfür die männliche Klosterlandschaft, dassdie Anzahl der Konvente mittlerweile auf100 mit rund 1850 Mitgliedern angewach-sen war. Damit hatten sich seit 1846 dieNiederlassungen fast verdoppelt und dieMitglieder nahezu verdreifacht. Einennachgerade explosionsartigen Anstieg derKlöster- und Mitgliederzahlen aber weistdie gleiche Statistik für die Frauengemein-schaften aus, wobei zugleich deutlich

wird, dass bei den Neugründungen vonKongregationen seit der Jahrhundertmittedas Ideal der Barmherzigen Schwestern,ihr Leben in den Dienst der Armen undKranken zu stellen, Schule gemacht hat,denn diese Neugründungen widmeten sichzuvorderst dem Dienst an den Schwächs-ten der Gesellschaft, den Blinden undTaubstummen, den körperlich und geistigBehinderten. Zum Beleg hierfür seien bei-spielhaft erwähnt die von DominikusRingeisen gegründeten Josephsschwes-tern, auch „Ursberger Schwestern“ ge-nannt, die Schwestern vom AllerheiligstenHeiland, nach ihrem Gründungsort imElsass besser bekannt als „NiederbronnerSchwestern“, die Schwestern vom ArmenKinde Jesus, die Franziskusschwestern vonVierzehnheiligen, die Schwestern derMarienanstalt von Maria Trost in Münchenund die ausschließlich der Sorge um gei-stig Behinderte verpflichteten Schwesterndes III. Ordens vom Heiligen Franziskus inEcksberg bei Mühldorf.

Durch diese und zahlreiche weitere Kon-gregationen hat sich die Mitgliederzahl derweiblichen Kommunitäten bis 1902 auf11187 Schwestern erhöht und damit ge-genüber 1846 mehr als verzehnfacht,während die Anzahl der Niederlassungenfür 1902 mit 1089 ausgewiesen ist, waseiner Steigerung um mehr als dasVierzehnfache seit 1846 entspricht.

Die Orden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Zwischen 1900 und dem Ende des ErstenWeltkriegs konnten insgesamt zwölf grö-ßere und kleinere Kongregationen erstmalsin Bayern Fuß fassen, fünf davon sogar inden Kriegsjahren 1914 bis 1918, so bei-spielsweise die Maristen-Schulbrüder 1915in Furth bei Landshut und die Steyler

Pater MagnobonusMarkmiller (1800 - 1879), der erste Provinzial derBayerischen Ordensprovinzder Barmherzigen Brüder.

Frater Eustachius Kugler (1867 - 1946) -Gemälde von Josef Kneuttinger

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Missionare 1917 in Tirschenreuth. Hatte inDeutschland schon die Weimarer Verfas-sung vom August 1919 mit ihrer modera-ten Trennung von Kirche und Staat denOrden und Kongregationen eine größereBewegungsfreiheit verschafft, so wurdeihnen in Bayern durch das Konkordat von1924 die staatlicherseits ungehinderte Er-richtung neuer Niederlassungen ausdrück-lich zugesichert.

Angesichts dieser günstigen Rechtslageverwundert es nicht, dass die bayerischeKlosterlandschaft in der Weimarer Zeiteine enorme Bereicherung erfuhr. VomEnde des Ersten Weltkriegs bis 1933 konn-ten nicht weniger als 20 männlicheReligiosengemeinschaften sowie 25 weib-liche Genossenschaften und fromme Ver-einigungen erstmals Niederlassungen inBayern errichten. Ermöglichen ließ sichdies freilich nur, weil damals nahezu alleOrdensgemeinschaften einen bislang nieerlebten Zustrom von Novizen und Novi-zinnen zu verzeichnen hatten. Ausschlag-gebend hierfür waren natürlich auchäußere Faktoren wie die Weltwirtschafts-krise und die mit ihr gekoppelte Massenar-beitslosigkeit, bei den weiblichen Gemein-schaften außerdem ein durch Kriegsver-luste bedingter Frauenüberschuss, man-gelnde Versorgung vieler Töchter aus kin-derreichen Familien und unzureichendeAusbildungsmöglichkeiten für Mädchen inder bürgerlichen Welt.

Gleichwohl erscheint der außergewöhnlichstarke Andrang zu den Noviziaten in ersterLinie religiös motiviert und hing zusam-men mit dem generellen Neuaufbruch deskirchlichen Lebens in der Weimarer Zeit,wie er sich unter anderem in der forciertenGründung kirchlicher Vereine für alle Be-völkerungsschichten, in der vermehrtenHerausgabe katholischer Zeitschriften, in

der Ausweitung des karitativen Apostolatsund in der Intensivierung der Pfarrseel-sorge Ausdruck schuf. Auch die Jugend-bewegung, die Liturgische Bewegung unddie Bibelbewegung, überhaupt das „Er-wachen der Kirche in den Seelen“, das derin diesen Bewegungen an vorderster Frontstehende Religionsphilosoph RomanoGuardini 1922 konstatiert hat, dürften dasIhrige zur Weckung von Ordensberufun-gen beigetragen haben.

Doch welche Gründe auch immer für denEintritt in die eine oder andere geistlicheKommunität maßgeblich waren: Jedenfallswies die bayerische Klosterlandschaft imJahr von Hitlers Machterschleichung einebislang nie erlebte Vielfalt an Orden, Kon-gregationen und sonstigen Vereinigungenauf. 1933 waren rund 3790 Ordensgeist-liche und Brüder in 202 Häusern tätig.Und im gleichen Jahr zählte man 88 weib-liche klösterliche Genossenschaften mit2330 Niederlassungen und mehr als26000 Mitgliedern.

Während der zwölf verbrecherischen Jahreder nationalsozialistischen Herrschaftsahen sich die Orden und Kongregationenschwerster Bedrängnis ausgesetzt. Ob-schon ihnen der Artikel 15 des Reichs-konkordats vom Juli 1933 die ungehin-derte Ausübung ihrer Tätigkeiten sowohlim seelsorgerlichen als auch im schulisch-erzieherischen und sozialkaritativen Be-reich garantierte und die Gründung undFührung von privaten Ordensschulen zu-dem durch den Artikel 25 abgesichert war,sollten sie die wahren Absichten der neuenMachthaber alsbald massiv zu spürenbekommen. Die ordensfeindlichen Maß-nahem des Regimes begannen bereits1934 mit schikanösen Hausdurchsuchun-gen und Verhören.

In den Jahren 1935/36 wurde sodann eineSerie von Schauprozessen hauptsächlichgegen Ordensleute wegen Verstoßes gegendie Devisenvorschriften durchgeführt, dieden Angeklagten meist hohe Freiheits-strafen eintrugen. Bei einer zweiten Serievon Prozessen in den Jahren 1936/37 ginges vornehmlich um sittliche Verfehlungen,die die Gestapo in den Klöstern sowie inden von ihnen geführten Schülerheimenund Pflegeanstalten aufzuspüren suchte,um sie als Brutstätten der Unmoral an-prangern zu können. Die Intensität derNachforschungen, die dabei angewandtenMethoden und die zentral gesteuerte pro-pagandistische Verwertung des Prozess-materials ließen keinen Zweifel daran, dasses Hitlers Handlangern nicht in erster Linieum die Ausmerzung von da und dort auf-gedeckten Übelständen und um die Ahn-dung von vereinzeltem Fehlverhalten zutun war. Vielmehr wollte man die Orden inihrer Gesamtheit treffen und mit ihnenzugleich die katholische Kirche als ganzebloßstellen, was sich nicht zuletzt daranablesen lässt, dass die Sittlichkeitsprozessein den Monaten nach der Veröffentlichungder päpstlichen Enzyklika „Mit brennenderSorge“ vom 14. März 1937 ihren Höhe-punkt erreichten.

Worin das eigentliche Ziel der Machthaberbestand, beleuchtet grell eine Geheiman-weisung des Reichssicherheitsdienstes vom15. Februar 1938, in der es wörtlich heißt:„Die Orden sind der militante Arm derkatholischen Kirche. Sie müssen daher vonihren Einflussgebieten zurückgedrängt, ein-geengt und schließlich vernichtet werden.“

Noch radikaler ging man in den Anfangs-jahren des Zweiten Weltkriegs gegen dieKlöster vor. Zwischen Herbst 1940 undMai 1941 wurden unter Vorwänden unter-schiedlichster Art, nicht selten aber auch

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Neuerscheinungen über Eustachius Kugler

Anlässlich des 60. Todestags von Frater Eustachius Kugler am 10. Juni 2006 sindim Johann von Gott Verlag, München, drei Publikationen herausgekommen.

In dem Büchlein „Frater Eustachius Kugler – Auf dem Weg zur Seligsprechung“schildert Dr. Werner Chrobak, Regensburg, kurz Lebenslauf und Persönlichkeitvon Frater Eustachius Kugler und geht dann ausführlich auf die Geschichte sei-ner Verehrung und die einzelnen Stationen des Seligsprechungsprozesses ein.

Das Heft „Nah bei Gott- nah bei den Menschen“, verfasst von dem bekanntenRegensburger Autor Christian Feldmann, führt dem Leser das Leben EustachiusKuglers in anschaulicher Form vor Augen.

Schließlich ist noch eine Sonderausgabe der „Misericordia“, ebenfalls im A 5-Format, herausgekommen mit einem Text des 1992 verstorbenen Ex-ProvinzialsFrater Matthäus Heidenreich über Eustachius Kugler.

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ohne jede Begründung, zahlreiche Ordens-häuser beschlagnahmt und ihre Insassenausgewiesen, soweit man sie nicht zurFortführung von Wirtschaftsbetrieben be-nötigte und hierzu dienstverpflichtete.Wenn diese Maßnahmen dann mit Beginndes Russlandfeldzugs im Juni 1941 ge-stoppt bzw. bis zum propagierten „End-sieg“ vertagt wurden, so nur deshalb, umden inneren Frieden zu sichern. Von einerSchließung oder Beschlagnahmung ihrerHäuser in aller Regel verschont bliebenlediglich die Krankenpflegegemeinschaf-ten, weil ihr Einsatz für eine fachgerechteVersorgung von Millionen Verwunderterunentbehrlich war. Sie erfuhren damals inihrer Wirksamkeit an vielen Orten Unter-stützung durch Klosterfrauen anderer Or-den, die zu ihrer Existenzsicherung notge-drungen in den Pflegeberuf wechselten.

Ungeachtet aller Repressalien seitens desNS-Regimes und trotz der massiven anti-kirchlichen Propaganda hat sich derPersonalstand der Klöster ähnlich wie jenerder Weltgeistlichkeit bis 1939 keineswegsgravierend verringert; für verschiedeneGemeinschaften lässt sich in den Jahrenzwischen 1933 und 1939 sogar eine Meh-rung nachweisen. Als dann im Mai 1945der Krieg zuende ging, mussten die mei-sten Ordensgemeinschaften eine traurigeBilanz ziehen, nicht nur in personeller,sondern auch in materieller Hinsicht, daviele ihrer Häuser in Trümmern lagen,andere zweckentfremdet belegt warenoder von den Besatzungstruppen be-schlagnahmt wurden. Allerdings ließ derAufschwung nicht lange auf sich warten,wofür sich mit Peter Rummel unter ande-rem folgende Gründe namhaft machenlassen: die religiöse Rück- und Neubesin-

nung nach den Schrecken des Krieges, dasEntgegenkommen der Besatzungsmächteund die Bereitschaft der Orden, an ge-wachsene Traditionen anzuknüpfen. Nichtzuletzt schlug für die rasche Aufwärtsent-wicklung der bayerischen Ordenslandschaftnach 1945 auch zu Buche, dass infolgevon Vertreibung und Zwangsumsiedlungeine beträchtliche Anzahl von Ordensmit-gliedern vor allem aus Schlesien und demSudetenland nach Bayern kam und hiereine neue Heimat fand. Der positive Trendhinsichtlich des Ordensnachwuchses hieltetwa bis zur Mitte der sechziger Jahre desvorigen Jahrhunderts an, um danach ausvielerlei Gründen, die es hier nicht zu erör-tern gilt, in eine krasse Abwärtsentwicklungumzuschlagen, deren Ende noch nichtabzusehen ist.

Kloster Reichenbach aus der Luft. In dem ehemaligen Benediktinerkloster trat1893 Frater Eustachius Kugler in den Ordender Barmherzigen Brüder ein.

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Ordensfeste16

Im Kreis vieler Mitbrüder aus dendeutschsprachigen Ordensteilen, Ordens-

schwestern und Mitarbeitern feierte Ex-provinzial Frater Donatus Wiedenmann am6. November 2005 sein 40-jähriges Pro-fessjubiläum in der Algasinger Kloster-

kirche. Den feierlichen Gottesdienst, dervon Pater Herbert Bihlmayer von den Sa-lesianern zusammen mit Pater KamillusHalbleib und Pater Leodegar Klinger ge-halten wurde, umrahmte der DorfenerKirchenchor unter Leitung von Ernst Bart-

mann mit einer lateinischen Messe fürChor und Orgel von Charles Gounod.

Pater Bihlmayer zitierte in seiner Predigtden verstorbenen Prior von Taizé, RogerSchutz, der in seiner Ordensregel schreibt:„Bruder, wenn du dich einer gemeinsamenRegel unterwirfst, so kannst du das alleinum Christi und des Evangeliums willen.“Zwischenlösungen gebe es im Ordenslebennicht, meinte der Prediger, und ging aufdas Hospitalitätsgelübde der Barmher-zigen Brüder ein. Dieses Gelübde seietwas, das unmittelbar von Jesus Christuskommt und bis in die heutige Zeit wirkt.

Durch den Dienst der BarmherzigenBrüder erfahren viele Menschen die NäheJesu Christi, fuhr der Prediger fort. Einewunderbare Aufgabe, aber auch einegewaltige Herausforderung, die FraterDonatus vor 40 Jahren am Professaltarangenommen und dann gelebt habe. ZumSchluss seiner Ausführungen sagte derehemalige Provinzial der Salesianer zuFrater Donatus: „Ihnen und Ihrer Ordens-gemeinschaft wünsche ich weiterhin Glückund Segen. Und Sie, liebe Schwestern undBrüder, beglückwünsche ich, dass Sie sol-che Menschen in Ihrer Nähe haben.“

Am Hauptaltar der Reichenbacher Klos-terkirche finden wir auf der linken Sei-

te die Darstellung des heiligen Benedikt,auf der rechten Seite die der heiligen Scho-lastika. Die großen Figuren lassen fast denBlick auf die kleinen Putti nicht zu, die denGründergestalten des Benediktinerordenszu Füßen sitzen und auf die Inschrift in ei-nem Buch verweisen. Auf der linken Seiteunter dem Ordensgründer der Benedikti-ner zeigt der kleine Engel auf die Inschriftdes Buches „O Tiefe des Reichtums, derWeisheit und der Erkenntnis Gottes. Wieunergründlich sind seine Entscheidungen,wie unerforschlich seine Wege.“

Pater Johannes von Avila Neuner wies inseinen Gedanken zum 25-jährigen Pro-fessjubiläum von Frater Ludwig Schmid am3. Dezember 2005 auf diese Inschrift hin.Wenn ein junger Mensch am Professaltarsein Ja sagt, so ist das ein Schritt, den derMensch nicht aus sich heraus tut, sondernnur wenn er in der Gnade Gottes steht. DieEntscheidung, sein Leben ganz in dieHände Gottes zu legen und im Dienst fürdie armen, kranken und behinderten

Menschen da zu sein, ist ein Schritt, derdamals wie heute von vielen Menschennicht verstanden wird. Pater Johannes, derFrater Ludwig als Postulantatsmagisterbegleitet hat, wies auf das Zeugnis hin, dasder Professjubilar mit seinem Leben gege-ben hat, das er wie der heilige Johannesvon Gott und der Diener Gottes EustachiusKugler in den Dienst der Nächstenliebestellte. „Wo Menschen einander Gutes tun,da berührt der Himmel die Erde“ – so en-deten die Gedanken des Festpredigers.

Frater Ludwig bekräftigte dieses Zeugnismit der öffentlichen Erneuerung seinerOrdensgelübde, die er wie vor 25 Jahrenvor dem Provinzial verlas und dann amAltar unterzeichnete.

40-jähriges Professjubiläumvon Frater Donatus

25-jähriges Professjubiläumvon Frater Ludwig

Frater Donatus Wiedenmann (links) mit Gästen

Frater Ludwig schneidet den Festtags-kuchen an.

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Bei der Eucharistiefeier am Hochfest derErscheinung des Herrn, am 6. Januar

2006, legte Frater Albert Nawatzky in derKrankenhauskirche St. Pius in Regensburgseine erste Profess ab. Zelebrant undFestprediger der Feier war BischöflicherGeistlicher Rat Georg Forster, der frühereHeimatpfarrer von Frater Albert in der

Regensburger Pfar-rei Albertus Mag-nus.

In seiner Predigtsagte Pfarrer For-ster unter anderem:Über das Leben ineiner christlichenFamilie, die unter-schiedlichen Ak-tivitäten in derPfarrfamilie vonAlbertus Magnus,ist schließlich derOrden der Barm-herzigen Brüder

die Familie des jungen, sympathischenMannes geworden, der sicher auch alsFamilienvater eine gute Figur gemachthätte. Die Berufung eines Menschen istaber immer ein Geheimnis Gottes, undwir tun gut daran, Menschen zu achtenund zu akzeptieren, die einen besonderenWeg in der Nachfolge einschlagen.

Den „Keim“ seiner Berufung sieht FraterAlbert in seinem Elternhaus. „Nur werLiebe, Wärme und Zuneigung verspürt,kann auch die Liebe Gottes zu denMenschen erfahren und diese Liebe dannwieder weitergeben“, sagt der 25-jährigegebürtige Regensburger. Das Erleben derPfarrgemeinde, unter anderem als Minis-trant, und das Vorbild des Pfarrers, „derimmer ein offenes Ohr für die Sorgen undNöte der Menschen besaß“, waren wichti-ge Fixpunkte in seiner Kindheit undJugend. Nach dem Schulbesuch absolvier-te Sascha (so der Taufname von FraterAlbert) eine Ausbildung als Offsetdrucker.Im Zivildienst an der Regensburger Uni-klinik lernte er dann den Dienst amNächsten kennen, und das führte dazu,dass ihn die Arbeit im erlernten Berufnicht mehr zufriedenstellte und er dieAusbildung zum Krankenpfleger anstrebte.So lernte er den Orden der BarmherzigenBrüder kennen.

Am 18. Januar 2006 wurde im Rahmender Vesper in der Krankenhauskirche

St. Pius in Regensburg Nikolaus Morhardt(28) eingekleidet und erhielt den Ordens-namen Frater Magnus. Seit Juli 2005 hatteer als Postulant im Konvent der Barm-herzigen Brüder in Regensburg gelebt undin der Krankenpflege und der Seelsorgemitgearbeitet. Nun beginnt für ihn daszweijährige Noviziat in Graz-Eggenberg.

In einem kurzen Lebenslauf schreibt FraterMagnus unter anderem: „Aufgewachsenbin ich in Lengenfeld bei Kaufbeuren. Dieelterliche Landwirtschaft hat mich vonklein auf geprägt, ebenso das dörflicheLeben. Nicht zuletzt war ich auch langeJahre als Ministrant und Lektor in derPfarrei engagiert. Schon seit der Grund-schulzeit hatte ich den Wunsch, Priesterzu werden. So war es auch keine schwereWahl, nach dem Abitur 1998 in Kauf-beuren ins Priesterseminar Augsburg ein-zutreten und das Studium der Katholi-schen Theologie zu beginnen. Nach demVordiplom (2000) studierte ich ein Jahr ander Universität in Wien. Das Jahr in derösterreichischen Metropole war eineBereicherung für mich. Doch nach dem

Freijahr entschloss ich mich, aus demPriesterseminar auszuscheiden. Währendder restlichen beiden Studienjahre inAugsburg prägten mich die Mitarbeit inder Fakultätsvertretung, die KatholischeHochschulgemeinde, eine Freundschaftsowie der Weltjugendtag 2002 in Toronto.Im Juli 2003 konnte ich das Studium mitdem Diplom abschließen. Die Barmher-zigen Brüder lernte ich bei Exerzitiendurch meine geistliche Begleiterin ken-nen.“

Einfache Profess von Frater Albert

Einkleidung von Frater Magnus

Professablegung vor Provinzial Frater Rudolf Knopp (dahinter PriorFrater Bernhard Binder)

Aus Nikolaus Morhardt (rechts) wird FraterMagnus. Das Foto zeigt den jungenBarmherzigen Bruder bei der Einkleidung in St. Pius mit Provinzial Frater Rudolf Knopp(Mitte) sowie dem Regensburger Prior undMagister der Postulanten Frater BernhardBinder.

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Frater Christoph Meißner (Mitte) mitProvinzial Frater Rudolf Knopp (links) undPrior Pater Johannes Avila Neuner

Frater Franziskus Oka, Delegat der japa-nischen Provinzdelegatur beging am

1. Mai sein 40-jähriges Professjubiläummit einer kleinen Festgemeinde.

Ebenfalls im kleinen Kreis feierte FraterChristoph Meißner am 6. Mai in Münchensein 40-jähriges Professjubiläum. In seinerPredigt verwies Pater Johannes AvilaNeuner auf „drei Patrone“ des Lebens vonFrater Christoph: Seine Eltern gaben ihmbei der Taufe den Namen des heiligenAntonius von Padua. Dieser wird überallmit dem Jesuskind auf dem Arm darge-stellt – das bringe zum Ausdruck, „dass je-des christliche Leben, im Besonderen dasOrdensleben, eine tiefe Gemeinschaft mitChristus ist“. Im Orden erhielt der Jubilarden Namen des heiligen Christopherus, derauf allen Bildern und Skulpturen dasJesuskind auf seinen Schultern trägt. Dazusagte Pater Johannes: „In all Deinen Or-

densjahren hast Du durch Deinen Dienstan kranken, alten und behinderten Men-schen Christus, das Heil der Welt, getra-gen.“ Der dritte Patron schließlich ist derheilige Johannes von Gott, der Ordens-vater der Barmherzigen Brüder. Auf demAltarbild der Münchner Krankenhauskirchenimmt er kniend das Jesuskind aus denHänden Marias entgegen und kann sich so-mit als ein „von Gott Beschenkter“ erleben.

Diese drei Patrone zeigten, so sagte derPrediger, Gott schenke sich uns allen durchJesus Christus - „weil wir uns ihm ge-schenkt und geweiht haben“. An FraterChristoph gewandt fügte er hinzu: „Durchüber 40 Jahre hast Du mit Kraft und Gna-de Christus auf den Armen, auf den Schul-tern und in Händen getragen und dabeierfahren: Der Herr hat Deine Lebensge-schichte geschrieben und Dir die LiebeGottes sichtbar gemacht.“

40-jähriges Professjubiläumvon Frater Franziskus und Frater Christoph

40-jährigesProfessjubiläum

von FraterBernhard

Provinzdelegat Frater Franziskus Oka (6. von links) mit Festgästen

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Was haben ein Autoreifen und einOrdensmann gemeinsam? Beide be-

nötigen Profil: der Reifen ganz handfest,um bei jeder Witterung Bodenhaftung zubewahren, der Ordensmann im übertrage-nen Sinn, um bei anderen MenschenSpuren der Liebe Gottes zu hinterlassen.Auf diese Formel lässt sich die Predigt vonPallottiner-Pater Rüdiger Kiefer bringen,die er am 15. August - Mariä Himmelfahrt- in der Krankenhauskirche St. Pius derBarmherzigen Brüder in Regensburg ge-halten hat. Anlass war das 25-jährigeProfessjubiläum von Frater Rudolf Knopp,das er gemeinsam mit etwa 140 Gästenfeierte.

„Unser Profil als Christen ist aus den Maß-gaben des Evangeliums geschnitten undgeprägt. Und daran muss es sich auchmessen lassen“, sagte Pater Kiefer, derGeneralsekretär der Deutschen Ordens-obernkonferenz (DOK) ist. Es sei notwen-dig, in regelmäßigen Abständen „die Pro-

filtiefe zu messen und nachzuschauen, obwir noch den nötigen Zuschnitt, den nöti-gen Tiefgang haben.“ Am Ende derPredigt überreichte Pater Kiefer dem Jubi-lar ein Stück eines gebrauchten Auto-reifens, in einen Bilderrahmen gefasst. Essolle den Provinzial zum einen zurDankbarkeit für die Gaben führen, mit de-nen er seine individuelle Christus-Nach-folge realisieren konnte, zum anderen sollees ihn daran erinnern, sich „weiter einzu-bringen in die Verlebendigung der frohmachenden Botschaft in unserer Zeit.“

Dass er dazu bereit ist, drückte Frater Ru-dolf in der anschließenden Professerneu-erung vor dem Ersten Provinzrat FraterBenedikt Hau aus. Er wiederholte seine„Gelübde der Keuschheit, der Armut, desGehorsams und der Hospitalität im Dienstder Armen und Kranken“ (Professformel)und versprach, sich weiter „mit ganzemHerzen der Ordensfamilie zur Verfügung“zu stellen.

25-jähriges Professjubiläumvon Frater Rudolf

Provinzial Frater Rudolf Knopp erneuert seinOrdensgelübde vor Frater Benedikt Hau.

Provinzrat Frater Bernhard Binder be-ging am 7. Oktober in Regensburg mit

einem kleinen Kreis von Brüdern, Mit-arbeitern und Bekannten sein 40-jährigesProfessjubiläum. Frater Bernhard war von1983 bis 1992 Provinzial der BayerischenOrdensprovinz, danach Novizenmeister imInterprovinziellen Noviziat in Graz-Eggen-berg, seit 2004 bekleidet er das Amt desPriors und des Magisters der Scholastikerund der Postulanten am RegensburgerKrankenhaus Barmherzige Brüder. Haupt-zelebrant bei der Eucharistiefeier zum Festunserer Lieben Frau vom Rosenkranz warProfessor P. Herbert Schlögel. In seinerPredigt stellte er das bedingungslose JaMariens zu Gottes Plan dem Ja von FraterBernhard in seiner Ersten Profess gegenü-ber. Ja sagen, das heiße Verantwortungübernehmen. Frater Bernhard habe diesbei Übernahme der verschiedenen Ämterim Vertrauen auf Gott getan.

Umrahmt wurde die Heilige Messe durcheinige gesangliche Darbietungen derScholastiker. Das sich anschließende Früh-stücksbüfett schloss die schöne Feier ab.

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In seinem einleitenden Referat regte Pro-vinzial Frater Rudolf Knopp an, über die

Einrichtung einer „Stabsstelle Hospitalitätund Ethik“ nachzudenken, die mit einemTheologen oder einem Bruder besetzt wer-den könnte. Dieser sollte nicht allgemeineSeelsorge betreiben, sondern einen „religi-

Nur wer das Neue wagt,bewegt etwas

Provinzversammlung vom 12. bis 14. März in Kostenz

Aus der bayerischen Ordensprovinz20

Vom 12. bis 14. März trafen sich in Kostenz Barmherzige Brüder und leitendeMitarbeiterinnen und Mitarbeiter (ab 13. März) zur Provinzversammlung. Bei einerProvinzversammlung geht es um ein Innehalten zur Reflexion und zur Ausschau zwi-schen den Provinzkapiteln. An dem Treffen in Kostenz nahmen erstmals auch Brüderder Rheinischen Generaldelegatur mit Frater Andreas Hellermann an der Spitze teil;denn es ist geplant, dass sich die Generaldelegatur bis zum Provinzkapitel imFrühjahr 2007 der Bayerischen Ordensprovinz anschließt. Das Motto derVersammlung lautete: „Dreiklang der Hospitalität: Ordensleben – Apostolat –Internationalität“. Die einzelnen Themen wurden in Referaten präsentiert und inGruppenarbeiten vertieft.

Pater Johannes Avila Neuner und Frater KarlWiench im Gespräch

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ösen Input“ in die Dienstgemeinschaft ei-nes Hauses geben und so zu einem „ge-lungenen Betriebsklima“ beitragen. DieRolle eines Barmherzigen Bruders in einerEinrichtung müsse sich von der des Trä-gers hin zur „Rolle des Gestalters“ entwik-keln, der Bruder soll Gewährsmann für denspezifischen Auftrag der Ordenseinrich-tung sein. Der Provinzial appellierte anseine Mitbrüder, auch im Gebets- und Ge-meinschaftsleben den „Trott der Gewohn-heit“ aufzubrechen. Es komme nicht dar-auf an, möglichst viel Zeit miteinander zuverbringen, sondern die Zeit sinnvoll zunutzen und eine offene, brüderlicheGesprächskultur zu pflegen.

Zusammenschluss der beiden deutschenOrdensteile

Am Montagvormittag stand unter ande-rem auch der Zusammenschluss der beidendeutschen Ordensteile zu einer Provinz aufdem Programm. Sowohl der Generaldele-gat des rheinischen Ordensteils als auchder Provinzial der Bayerischen Ordens-provinz sehen die Zusammenlegung alseinen Prozess an, der viel Sensibilität vonbeiden Seiten erfordert.

Provinzial Frater Rudolf Knopp gab einenausführlichen Tätigkeitsbericht ab undblickte auch in die Zukunft: Unter ande-rem informierte er darüber, dass FraterMatthäus Lange ein Sozialpädagogik-Studium beginnen wird, Frater Albert Na-watzky die Ausbildung zum Altenpflegerund Frater Seraphim Schorer die Aus-bildung zum Physiotherapeuten aufneh-men werden. Im Bereich der Arbeit mitkranken Menschen gebe es Überlegungen,die Palliativmedizin und Hospizarbeit noch

auszubauen, sagte der Provinzial. In derBehindertenhilfe gestaltet sich eineWeiterentwicklung angesichts der an-haltenden Deckelung als schwierig. Be-merkenswert sind aber folgende Punkte:In Algasing interessiert sich der BezirkOberbayern für ein erweitertes Platz-angebot für Menschen mit Morbus Hun-tington; die Einrichtung in Gremsdorfkooperiert mit der benachbarten FirmaIMO, in der künftig 50 Bewohner mitar-beiten sollen; und in Straubing werdenkonzeptionelle Überlegungen für einAltenheim für Menschen mit Behinderungangestellt.

Änderungen der Struktur

Bei der Provinzversammlung thematisier-ten die Teilnehmer auch mögliche Ände-rungen in der Satzung zur Verwaltung derBayerischen Ordensprovinz. Dabei geht eszum einen darum, den Provinzial, der jaVorgesetzter für alle Gesamtleiter ist, zuentlasten, zum anderen darum, in Zeitenzunehmenden Wettbewerbs auch im sozi-alen Sektor flexible Einheiten zu schaffenund unternehmerische Risiken zu mini-mieren. Gemeinsam mit RechtsanwaltWerner Graml aus Regensburg präsentierteProvinzial Frater Rudolf Knopp dazu amDienstag Überlegungen.

Ebenfalls um wirtschaftliche Erwägungenkreiste ein Referat von WirtschaftsberaterDr. Volker Munk und Krankenhaus-Spre-cher Peter Lenz am Montagnachmittag.Einer Studie zufolge wird es in Deutsch-land im Jahr 2020 nur noch etwa 1500Krankenhäuser geben, das sind 25 Prozentweniger als heute. Die Zahl von Häusern infreigemeinnütziger und öffentlich-recht-

licher Trägerschaft werde drastisch sinken,die Zahl von Krankenhäusern in privaterTrägerschaft dagegen um über 50 Prozentsteigen. Um bestehen zu können, werdenauch die Barmherzigen Brüder um tief-greifende Reformen nicht herumkommen.

In eine ähnliche Richtung gehen Überle-gungen zu einer Reform der AVR (Arbeits-vertragsrichtlinien des Deutschen Caritas-verbandes), die auch das Arbeitsrecht fürdie MitarbeiterInnen der BarmherzigenBrüder regeln. Der Reichenbacher Gesamt-leiter Karl Fries ging in seinem Referatunter anderem auf „Eckpunkte einer AVRNeu“ ein. Diese sehen zum Beispiel eine„Mantel-AVR“ bundesweit vor mit Mög-lichkeiten zur Abweichung in Arbeitszeitund Vergütung in einzelnen Regionen,Sparten oder Betrieben sowie eine „wett-bewerbsfähige Vergütung“.

Das Thema Internationalität dominierteden dritten und letzten Tag der Provinz-versammlung: Provinzial Frater RudolfKnopp berichtete von der Regionalkonfe-renz Asien, an der er kürzlich teilnahm,Generaldelegat Frater Andreas Hellermanngab Informationen zur RegionalkonferenzEuropa Anfang April in Warschau undzum Generalkapitel im Oktober in Rom.

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(Von links) Gesamtleiter Karl Fries, Rechtsanwalt Werner Graml und Generaldelegat Frater Andreas Hellermann bei ihren Referaten;Theologieprofessor Hubert Ritt sprach über „Johannes von Gott und sein Verständnis von Leitung“.

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Frömmigkeit und Tatkraft vereinteFrater Eustachius Kugler (1867 –

1946), der langjährige Provinzial undErbauer des Regensburger Krankenhausesder Barmherzigen Brüder, in seiner Person.Im Dezember 2005 unterzeichnete PapstBenedikt XVI. das Dekret, mit dem die„heroischen Tugenden“ von Frater Eu-stachius Kugler anerkannt wurden. Füreine Seligsprechung fehlt jetzt nur nochdie Anerkennung eines Wunders: Auf Diö-zesanebene wurde bereits ein Prozess überein mutmaßliches Wunder geführt – derVorgang wird im Vatikan geprüft. AmSamstag, den 10. Juni, beging der Ordenmit einer zentralen Feier in Regensburg

den 60. Todestag von Frater EustachiusKugler. Auch in den anderen Einrich-tungen der Bayerischen Ordensprovinzfanden Gedenkveranstaltungen statt.

Der Einladung der Ordensleitung nach Re-gensburg waren Brüder sowie Mitarbeiter-und Heimbewohner-Vertreter aus allenEinrichtungen der Barmherzigen Brüder inBayern gefolgt, darüber hinaus zahlreichePersönlichkeiten aus Kirche und Welt.Gemeinsam mit 13 weiteren Priestern zele-brierte der Regensburger Bischof GerhardLudwig Müller den Festgottesdienst in derSt. Pius-Kirche. Zu den Konzelebrantengehörten unter anderem Caritasdirektor

Monsignore Bernhard Piendl und PaterFélix Lizaso Berruete, Generalpostulatorder Barmherzigen Brüder, der für Se-ligsprechungsprozesse zuständig ist undeigens aus Rom angereist war. Zur würdi-gen Gestaltung der Feier trug mit der Auf-führung der Cäcilienmesse von CharlesGounod die Chorgemeinschaft St. Fide-lis/St. Pius unter der Leitung von ReinhardStegmaier bei.

In seiner Predigt erinnerte Bischof Müllermit den Stichworten Krieg, Massenmordund Vertreibung an die historischeSituation im Todesjahr Eustachius Kuglers– 1946. „Das Böse hatte sein Haupt erho-ben.“ Was sollten Frieden, Liebe undBarmherzigkeit dagegen ausrichten? Ge-rade ein Leben wie das von EustachiusKugler zeige aber: „Die Liebe Gottes iststärker als die Zerstörungsmacht des Bö-sen.“ Der Barmherzige Bruder habe „inne-res Mitleid“ entwickelt und sich für krankeund behinderte Menschen eingesetzt. DerBischof forderte die Festgäste auf, denBegriff des „Opfers“ neu, positiv, zu inter-pretieren. Opfer bedeutet demnach, „michmit meinen Gaben denen zuwenden, dieder Hilfe bedürfen“. Weiter sagte derBischof: „Wir sind nicht in der Welt, umuns ein schönes Leben zu machen“, son-dern das Leben solle mit Liebe undDienstbereitschaft gefüllt werden.

Beim anschließenden Festakt charakteri-sierte Frater Rudolf Knopp, Provinzial derBarmherzigen Brüder in Bayern, FraterEustachius Kugler mit drei Begriffen: „derauf Gott Vertrauende, der Mitbrüderlicheund der Liebevolle“ und belegte dies unteranderem mit einem Zitat aus dem Jahr1902. Eustachius Kugler schrieb damals:„Wir wollen uns einander tragen und zuHilfe kommen und unsere armen Kranken,wie in der Person Jesu Christi, vor Augenhaben und ihnen mit Liebe dienen.“

Professor Karl Hausberger, Lehrstuhlinha-ber für Mittlere und Neue Kirchenge-schichte an der Universität Regensburg,hielt den Festvortrag über die Entwicklungder bayerischen Klosterlandschaft im 19.Jahrhundert und in der ersten Hälfte des20. Jahrhunderts – zugleich als „Beitragzum religiös-spirituellen Umfeld vonFrater Eustachius Kugler“ (Auszüge ausdem Vortragstext siehe Seite 12ff.).

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Ein Leben imEinsatz für die Schwachen

Barmherzige Brüder gedenken des Todes von Frater Eustachius Kugler vor 60 Jahren

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Mit Bischof Gerhard Ludwig Müller zele-brierten 13 Priester beim Festgottesdienst.

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Bereits zum dritten Mal lud die bayeri-sche Ordensprovinz zu einem Begeg-

nungstag der Barmherzigen Brüder mit ih-ren Angehörigen und Freunden ein. Fürdie diesjährige Zusammenkunft am 20. Maihatte sie die Einrichtung für Menschen mitBehinderung in Gremsdorf gewählt.

Provinzial Frater Rudolf Knopp begrüßtedie zahlreichen Gäste im „Forum Barm-herzige Brüder“. Er bedankte sich vor allembei Einrichtungsleiter Günther Allinger unddenjenigen Mitarbeitern, die diesen Tag mit„so viel Liebe zum Detail und Engage-ment“ vorbereitet hatten. Die „Hospitali-tät“ (Gastfreundschaft) gehöre zu den vierGelübden des Brüderordens und FraterRudolf zeigte sich sehr dankbar, dass dieMitarbeiter in den verschiedensten Sozial-einrichtungen das Erbe des Ordensgrün-ders Johannes von Gott lebendig erhalten.

Gastfreundlich eröffnete dann Gesamtlei-ter Günther Allinger die vormittäglicheVorstellungsrunde. „Was tut ein Gesamt-leiter in einer Einrichtung für Menschenmit Behinderung?“, so hieß die Einstiegs-frage seiner launig gehaltenen und trotz-dem informativen Ausführungen vor denrund 90 Gästen. Ebenso stellten sich wei-tere leitende Mitarbeiter aus den BereichenWohnen, Werk- und Förderstätten sowieFachschule vor – unter ihnen derHeimbeiratsvorsitzende Jürgen Meister alsVertreter der 290 Heimbewohner. Derfränkische Sänger und MundartdichterSven Bach moderierte unter großemBeifall diesen Vorstellungsreigen, unter-brochen vom Vortrag eigener Lieder undGedichte in fränkischer Mundart.

Der Nachmittag stand ganz im Zeichentypischer Workshops der Gremsdorfer Be-hinderteneinrichtung. Die Ordensbrüder

und ihre Angehörigen konnten ihre „Küns-te“ erproben im Töpferkurs, im Schreinerneines Kickers oder auch beim Einstudiereneines liturgischen Tanzes. Storchenvater

Edmund Lenz gab einen „Wegweiserdurch das Land der Störche“ und der„Karpfendoktor“ Martin Oberle griff derGremsdorfer Küche „wissenschaftlich fun-diert“ bei der Zubereitung von Karpfen-spezialitäten unter die Arme.

Der Begegnungstag schloss mit einem ge-meinsamen Gottesdienst, zelebriert vonPater Johannes von Avila Neuner ausMünchen unter der Assistenz von Pasto-ralreferent Peter Jankowetz aus Grems-dorf.

Johannes Salomon

GremsdorferGastfreundschaft

Begegnungstag der Barmherzigen Brüder mit ihren Angehörigen

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Auch für die Kinder wurde es in Gremsdorfnicht langweilig.

Frater Robert Wimmer beim Fachsimpeln mit fränkischen Musikanten

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Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“unter diesem Leitwort stand der 96.

Deutsche Katholikentag, der vom 24. bis28. Mai 2006 zum ersten Mal in Saar-brücken stattfand. Auf der so genanntenKirchenmeile luden 200 Organisationenund kirchliche Einrichtungen zum Aus-tausch und zur Begegnung ein. Und indiesem bunten Treiben, das sich durch diegesamte Fußgängerzone zog, hatte auchdie Vereinigung der deutschen Ordens-oberen einen Stand mit dem Motto

„Ordensleben schmeckt“ bei dem ich alsTeilnehmer mithalf. Den Katholikentag inSaarbrücken erlebte ich zusammen mitFrater Eduard Bauer, Frater Karl Wiench,Frater Michael Blazanovic und vielenanderen Ordensleuten aus verschiedenstenGemeinschaften, die gemeinsam dasOrdensleben generell sowie das Thema desKatholikentages vorstellten.

Begegnungen, Gespräche, Glaubensaus-tausch, alles das konnte man an unserem

Stand erleben. Neben dem SchwerpunktOrdensleben mit vielen Informations-schriften über einzelne Gemeinschaftenund ihre vielfältigen Lebensformen be-stand auch die Möglichkeit, seine eigenenGedanken zum Thema Ordenslebenniederzuschreiben und auf eine Pinnwandzu stecken. Insgesamt konnte man erken-

Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht

Barmherzige Brüder beim Katholikentag in Saarbrücken

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Der Trierer Bischof Reinhard Marx begrüßtFrater Albert Nawatzky und Frater MichaelBlazanovic.

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Zeichen des Trostesund der Hoffnung

Kelch und Hostienschale für die Kapelle des Johannes-Hospizes

Im Dachgeschoss des Johannes-Hospizesfindet sich eine von Matthias Larasser-

Bergmeister gestaltete Kapelle. Für diesenSakralraum hat der Künstler nun auch einenKelch und eine Hostienschale geschaffen.

Der Kelch wurde in Silber gearbeitet - dieInnenseite der Cuppa (Schale) ist vergol-det. Der Kelch hat eine sehr reduzierteFormgebung und verliert sich nicht in De-tails. Drei Stege bilden vom Fuß her kom-mend den Knauf und entwickeln sich wie-der als Tragearme für die Cuppa. Hierinkann man einen Lebensbaum erkennen,der für das ewige Leben steht, aber auch

dafür, dass uns im Sakrament der Eucha-ristie ewiges Leben verbürgt ist.

Neben dieser Deutung als Lebensbaumlässt sich der Knauf des Kelches auch alsGranatapfel interpretieren. Die fünf leuch-tend roten Glaskugeln stehen für die feu-rig roten Fruchtkörner des Granatapfels,womit der Künstler auf den Orden derBarmherzigen Brüder als Träger des Hos-pizes Bezug nimmt. Die fünf rotenGlaskugeln können aber auch als die fünfWundmale Christi interpretiert werden, diefür Leiden und Tod Christi stehen, aber inihrer verklärten Form auch schon auf dieAuferstehung und die Hoffnung auf ewi-ges Leben verweisen.

Die dreifache Symbolsprache dieses Kel-ches ist somit untrennbar mit dem Ort sei-ner Verwendung - dem Johannes-Hospiz -verbunden: Der Lebensbaum als Hoffnungs-zeichen, der Granatapfel als Symbol derLiebe und des Geborgenseins in einemHospiz, die fünf Wunden Christi als Zei-chen des Trostes im Leid und der Hoff-nung auf das ewige Leben.

Die ebenfalls schlichte Hostienschale bil-det mit dem Kelch eine Einheit. Auch sieist in Silber gearbeitet und es kommenwiederum rote Glaskugeln zum Einsatz,hier allerdings nur drei – sie stehen für dieDreifaltigkeit Gottes. Im Sakrament derKommunion drückt sich ja auch die engeVerbundenheit der Gläubigen mit demdreifaltigen Gott – Vater, Sohn und Heili-ger Geist – aus.

frk

nen, dass das Ordensleben von den Be-suchern durchweg positiv gesehen, aberbedauert wurde, dass es immer wenigerOrdensmänner und -frauen gibt.

Das Leitthema „Gerechtigkeit vor GottesAngesicht“ wurde an unserem Standdurch eine Waage symbolisiert. In Formvon bunten Säckchen, die verschiedenschwer waren, konnten die Besucher sichdaran versuchen, Gerechtigkeit und Un-gerechtigkeit auszubalancieren. Oft wardies gar nicht so einfach, wenn es abergelang, durfte man sich auch über einenkleinen Preis freuen. Neben einemBibelquiz für die kleineren Besucherkonnte man sich vor dem Katholiken-tagslogo fotografieren lassen, das unsereBehinderteneinrichtung in Gremsdorfangefertigt hatte, um bildhaft an derBrücke der Gerechtigkeit mitzubauen.

Dreimal am Tag ertönte an unserem Standdas Läuten einer Glocke, was bedeutete,dass wir uns zum gemeinsamen Gebetversammelten und alle einluden, die beiuns im Zelt waren oder gerade vorbeigin-gen. Es war sehr beeindruckend, wie vielLeute dabei zusammenkamen, sodasseinige sogar im Freien stehen mussten,um im Gesang und in den Psalmen Gottzu loben und zu danken

Der Katholikentag war für uns eine schö-ne und erfüllte Zeit, in der viele interes-sante Gespräche zustande kamen und wirmiteinander unseren Glauben teilen konn-ten. Es war eine Zeit, in der man dieVielfalt der Kirche sah. Vor allem aber sahman die Sehnsucht der Besucher nacheiner Gerechtigkeit, die wir nicht alleinehervorbringen können, sondern die nurmit der Hilfe Gottes möglich ist.

Frater Albert Nawatzky

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Auch in diesem Jahr veranstalteten eini-ge Einrichtungen der Barmherzigen

Brüder in Bayern wieder Klosternächte, beidenen sich der Orden mit einem vielseiti-gen Programm einem breiten Publikumpräsentierte. Den Anfang machte Reichen-bach: Am Samstag, den 4. März, beganndie Klosternacht mit einer „Feier der Lich-ter“. Danach standen bis gegen Mitter-nacht verschiedene Angebote auf demProgramm, zum Beispiel ein Besuch in der„Klosterschmiede“, eine Fackelwanderung,ein Gespräch über Träume und vielesandere mehr. - Gemeinsam mit den Dillin-ger Franziskanerinnen gestalteten dieBarmherzigen Brüder am Samstag, den1. April eine Klosternacht in Kostenz. MitLiedern des Deuerlinger Singkreises wur-den die Gäste in der Hauskapelle empfan-gen. Nach einem Film über die Barmherzi-gen Brüder und einem Diavortrag über dieDillinger Franziskanerinnen waren ver-schiedene Workshops geboten, zum Bei-spiel eine „Kerzenwerkstatt“, „MeditativesSingen und Spielen“ und „Mandala gestal-ten“. Ein nächtlicher Passionsweg führte

die Besucherinnen und Besucher rund umdas Kloster Kostenz. Eine Stunde spätergab’s zum Abschluss Klostersuppe undWürstl. - Eingebettet in eine Eustachius-Kugler-Woche war die Klosternacht inRegensburg am Donnerstag, den 8. Juni;denn am 10. Juni jährte sich der Todestagdes ehemaligen Provinzials der Barmher-zigen Brüder zum 60. Mal.

An der Fachschule für Heilerziehungspfle-ge in Reichenbach fand am 21. Februar einProjekttag statt, bei dem die Schülerinnenund Schüler Einblicke in das Leben derBarmherzigen Brüder bekamen. – „Indien“war das Thema der Projekttage an derFachschule für Heilerziehungspflege inStraubing am 18. Oktober und an derBerufsfachschule für Gesundheits- undKrankenpflege Dritter Orden und Barm-herzige Brüder in München am 26.Oktober. Unter anderem informierte FraterAlfons Höring sehr anschaulich überIndien, seine Menschen und die Tätigkeitder Barmherzigen Brüder auf dem Sub-kontinent. Frater Alfons hat die Indien-Mission des Ordens mit aufgebaut, mitt-lerweile besteht dort eine eigenständigeOrdensprovinz. Außerdem berichtetenDaniela Peinkofer und Florian Dasch, zweiMünchner Sozialpädagogik-Studenten,über ihr Praktikum in der Einrichtung fürMenschen mit Behinderung in Velloor. Ne-ben vielen weiteren Sach-Informationenstanden auch indischer Tanz und indischesEssen auf dem Programm. In Straubinghatte sich der Küchenchef Unterstützungvon einem indischen Spezialitätenlokalgeholt, in München kochten die Sisters ofthe Destitute, die in der Palliativstationmitarbeiten. Abschluss und Höhepunktdes Tages bildete jeweils ein Gottesdienstmit indischen Elementen.

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Großes Interesse am Ordensleben

Klosternächte und Projekttage

Frater Alfons Höring informierte bei denProjekttagen in Straubing und Münchenüber Indien.

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Die drei deutschen Ordensobernver-einigungen der Priester-, Brüder- und

Schwesternorden (VDO, VOB, VOD) habensich zusammengeschlossen. Bei ihrer ers-ten gemeinsamen Tagung am 8. Juni2006 in St. Ottilien beschlossen dieOrdensoberinnen und -obern einstimmigdie Gründung der Deutschen Ordens-obernkonferenz (DOK). Zur ersten Vor-sitzenden wurde Schwester Aloisia Höing(63) gewählt, Generaloberin der Schwes-tern der heiligen Maria Magdalena Postel.Zweiter Vorsitzender der DOK ist derPrämonstratenserabt Hermann JosefKugler von der niederbayerischen AbteiWindberg. In den erweiterten Vorstandwurde auch Frater Rudolf Knopp gewählt,Provinzial der Barmherzigen Brüder inBayern.

Die neue Deutsche Ordensobernkonferenznimmt die Interessen aller katholischenOrdensgemeinschaften mit Sitz inDeutschland wahr. Zu ihren Mitgliederngehören ca. 460 Obere, die insgesamtrund 30.000 Ordensfrauen und -männerin Deutschland vertreten. Die Frauen-gemeinschaften bilden mit rund 25.000Mitgliedern die größte Gruppe, gefolgtvon den Priesterorden mit 4.700 Mit-gliedern, die Ordensbrüder zählen geradeeinmal 250 Mitglieder. - Vor 30 Jahrengab es noch mehr als 80.000 Ordensleutein Deutschland

Schon Monate zuvor war in Bonn dieGeschäftsstelle, das „Haus der Orden“, er-öffnet worden. Dort haben die General-sekretäre Schwester Cäcilia HöffmannSSpS und Pater Rüdiger Kiefer SAC ihrenSitz.

orden.de/KNA

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Ein Dach für alle

Ordensobernvereinigungen schließen sich zusammen

Im Zeichen des 60. Todestags von FraterEustachius Kugler stand die Klosternachtin Regensburg, die Prior Frater BernhardBinder mit gestaltete.

Schwester Aloisia Höing, erste Vorsitzendeder Deutschen Ordensobernkonferenz(DOK), und Abt Hermann Josef Kugler, zwei-ter Vorsitzender, präsentieren sich nachihrer Wahl vor dem Logo der DOK.

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Beim Generalkapitel der BarmherzigenBrüder, das vom 2. bis 22. Oktober in

Rom tagte, sind wichtige Personal-Ent-scheidungen gefallen. Am 14. Oktoberwurde Frater Donatus Forkan (64) aus derIrischen Ordensprovinz zum neuen Gene-ralprior gewählt, er folgte dem SpanierPater Pascual Piles Ferrando nach, der denOrden zwölf Jahre lang geleitet hatte.Frater Rudolf Knopp (48), seit 2001 Pro-vinzial der Barmherzigen Brüder in Bayern,ist am 16. Oktober zum Ersten Generalrat(von insgesamt sechs) gewählt worden.Mit der Wahl des bayerischen Provinzialsin die Generalleitung mit Sitz in Romübernimmt der bisherige Erste Provinzratund Provinzökonom Frater Benedikt Hau(47) als Provinzvikar die Leitung derProvinz bis zum Provinzkapitel im Mai2007.

Neben Frater Donatus Forkan als Gene-ralprior (siehe eigener Beitrag) gehören derneuen Generalleitung nun folgendeBrüder als Generalräte an:

1. Frater Rudolf KnoppGeboren in Kahl (Deutschland) am 18. Januar 1958. Einfache Profess am 15. August 1981, feierliche Professam 12. Oktober 1986. Provinzial derBayerischen Provinz seit 2001.

2. Frater Jesús Etayo ArrondoGeboren in Fustiñana – Pamplona(Spanien) am 26. Mai 1958. EinfacheProfess am 29. September 1977, feierliche Profess am 12. Oktober 1983,Priesterweihe am 21. September 1985.Zuletzt Erster Provinzrat derAragonischen Provinz.

3. Frater Vincent KochamkunnelGeboren in Mattakkara (Indien) am 30. Januar 1959. Einfache Profess am 2. Februar 1978, feierliche Profess am25. August 1985. Zuletzt FünfterGeneralrat.

4. Pater Elia TripaldiGeboren in Uggiano Montefusco -Taranto (Italien) am 4. Mai 1939.Einfache Profess am 13. Oktober 1957,

feierliche Profess am 13. Oktober 1963,Priesterweihe am 19. Dezember 1970.Zuletzt Prior von Palermo.

5. Frater Robert ChakanaGeboren in Lubwe (Sambia) am 20. April 1960. Einfache Profess am 15. August 1992, feierliche Profess am 11. April 1999. Zuletzt ErsterProvinzrat der Afrikanischen Provinz zur Mutter der Barmherzigkeit.

6. Frater Daniel Alberto MárquezBocanegraGeboren in Bogotà (Kolumbien) am 28. November 1960. Einfache Professam 1. Juli 1984, feierliche Profess am 8. März 1991. Provinzial der ProvinzMexiko und Mittelamerika seit 2001.

Neue Generalleitung

Generalkapitel im Oktober: Frater Rudolf Knoppzum Generalrat gewählt, Frater Benedikt Hau leitet Ordensprovinz bis zum Provinzkapitel

Barmherzige Brüder weltweit28

Die neue Generalleitung des Ordens gehtgemeinsam ans Werk: (von links) FraterRobert Chakana, Frater Daniel AlbertoMárquez Bocanegra, Frater Rudolf Knopp,Frater Donatus Forkan (General), Pater EliaTripaldi, Frater Jesús Etayo Arrondo undFrater Vincent Kochamkunnel

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Frater Donatus verbrachte 21 Jahre sei-nes Lebens als Barmherziger Bruder in

Südkorea, wo er verschiedene Ämter inne-hatte, zuletzt - von 1989 bis 1992 - dasdes Provinzdelegaten. 1992 wurde FraterDonatus zum Provinzial der Irischen Pro-vinz gewählt. Beim Generalkapitel 1994 inBogotà wurde er zum Zweiten Generalratgewählt, beim Generalkapitel 2000 inGranada zum Ersten Generalrat. AlsGeneralrat koordinierte er unter anderemdie Missionstätigkeit des Ordens, zeichne-te für die Organisation des ersten interna-tionalen Jugendtreffens in Granada imNovember 2005 verantwortlich und leitetedie Arbeiten der Vorbereitungskommissionfür das Generalkapitel 2006.

Zwei Tage nach seiner Wahl erklärte derneue Generalprior am 16. Oktober 2006gegenüber den Kapitularen:

Ehrlich gesagt, hoffte und betete ich, dassdie Wahl des Generalpriors nicht aufmich fallen würde. Ich hatte Angst, dassmich das Amt des Generalpriors überfor-dern würde. Doch dann erinnerte ich michan einen Satz meines Novizenmagisters,Frater Dermot Hanley, der sagte: ‚Gottgibt seine Gnade, wenn sie gebrauchtwird, und nicht davor.’ Gott hat mir dieGnade geschenkt, dass ich ruhig und ge-fasst die Berufung angenommen habe, diemein Leben und meine Tätigkeit alsBarmherziger Bruder in den kommendensechs Jahren von Grund auf verändernwird. Liebe Brüder, ich möchte Ihnennoch einmal für das Vertrauen danken,dass Sie mich zum ‚ersten Bruder’ ge-wählt haben. Das bedeutet nämlich dasAmt des Generalpriors: der erste unterGleichen zu sein, und so möchte ich auchmeine Aufgabe erfüllen: als Bruder mei-nen Brüdern in der Leitung dienen. Lei-tung ist Dienst an anderen und für ande-re. Erkennt man die Heiligkeit einer jedenPerson und ihre natürliche Würde undihren unantastbaren Wert, versteht man,dass der Auftrag, anderen zu dienen, einPrivileg ist, unabhängig davon, ob dieserDienst durch Leitung oder eine andereTätigkeit geschieht.

In der Schlussansprache des Generalkapi-tels führte Frater Donatus unter anderemaus:

Heute blickt man in vielen Ländern kri-tisch auf die Kirche; man beobachtet siemisstrauisch und manch einer fühlt sichvon ihrem Führungsstil vor den Kopf ge-stoßen. Fehlende Offenheit und Transpa-

renz stellen den Glauben mancher Gläu-bigen auf eine harte Probe. Die Kirchegerät zunehmend ins Abseits. Vor diesemHintergrund können gerade Ordensge-meinschaften, unsere im Besonderen, einneues Kirchengefühl, ein „neues Gesicht”der Kirche vermitteln, ein Gesicht, dasoffen, einladend, mitfühlend, anteilneh-mend und fürsorgend ist …

Man sagt, dass Ordenschristen heute dieHeilige Schrift in der einen Hand und die

Zeitung in der anderen halten müssen.Mit anderen Worten: Wir müssen mitGott, aber auch mit unserer Umgebung inFühlung bleiben, wenn wir der Welt vonheute die Frohe Botschaft in einer Spra-che verkünden wollen, die verständlich,respektvoll und von aufrichtiger Liebegeleitet ist …

Wir leben und erfüllen unseren Dienst derHospitalität in einer Welt, die voll Feind-schaft ist und in der Gewalt, Terrorismus,Ausbeutung von Kindern, Massenfluchtaus armen Ländern in die reicheren,Krieg und Fundamentalismus auf derTagesordnung stehen. Hospitalität in derNachfolge des heiligen Johannes von Gottist vor diesem erschreckenden Bild dasGegenmittel, das die Welt braucht.

Ein Inbild der Gewalt – die Handgranate –ist auf frappierende Weise dem Wahr-zeichen unserer Hospitalität – dem Gra-natapfel – ähnlich. Doch nichts kontra-stiert stärker mit dem Tun derjenigen, dieHandgranaten in Menschenmengen werfenoder Bomben bei öffentlichen Versamm-lungen oder religiösen Feiern zünden, alsder Granatapfel der Hospitalität, den derheilige Johannes von Gott in die Weltgebracht hat. Während die Handgranatemit ihren Splittern tödliche Wundenreißt, quellen aus dem Granatapfel Sa-men der Liebe Gottes, die Heil wirken undheil machen. Jede Hilfe im Zeichen derHospitalität, die ein Bruder oder Mitar-beiter leistet, ist eine Gegenhandlung zueiner Gewalttat, die irgendwo auf der Weltirgendjemand tötet oder verletzt …

„Ein neues Gesichtder Kirche vermitteln“

Frater Donatus Forkan, Generalprior der Barmherzigen Brüder

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Frater Donatus Forkan (Taufname:William) wurde am 5. April 1942 inSwinford, County Mayo, in Irland ge-boren Er hat drei Brüder und eineSchwester. 1957 trat er in das „Junio-rat“ (Juvenat) des Ordens ein und legteam 8. September 1960 die einfacheund am 28. August 1966 die feierlicheProfess ab. Frater Donatus ist diplo-mierter Krankenpfleger und besuchtedas Internationale Kolleg des Ordens inRom. Außerdem belegte er Studien-gänge am Franciscan College in Seoul/Südkorea und am Holy Ghost Missio-nary College, Kimmage Manor, inDublin/Irland.

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Asien

An der Regionalkonferenz in Asien nah-men 53 Mitbrüder und Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter teil, unter ihnen auch Fra-ter Rudolf Knopp, Provinzial der bayeri-schen Ordensprovinz. Zu der Region Asien-Pazifik gehören die Provinzen bzw. Ein-richtungen in Australien, Papa Neuguinea,Mauritius, Indien, Korea, Japan, Osttimorund Vietnam. Auf der Tagesordnung stan-den Referate zum Thema Leidenschaft fürdie Hospitalität, die Ausbildung im asiati-schen Kontext, neue Formen des Ge-meinschaftslebens, Beziehung zwischender Kommunität und der Einrichtung, die

Implementierung des charismatischenManagements, die Bioethik und ihreUmsetzung in unseren Einrichtungen, dieEinbindung der Mitarbeiterinnen undMitarbeiter in die Spiritualität des Ordens,die Verantwortung der einzelnen Ordens-teile füreinander, die Vorbereitung desGeneralkapitels 2006. Die Referate undImpulse wurden in Gruppenarbeiten ver-tieft und aus den Gruppen Anträge für dieArbeit des Interprovinziellen SekretariatesAsien-Pazifik und des Generalkapitels for-muliert.

Am Rande der Konferenz konnten der ja-panische Provinzdelegat Frater FranziskusOka und Provinzial Frater Rudolf Knoppein Gespräch mit Generalprior Pater Pas-cual Piles zur Zukunft der japanischenProvinzdelegatur führen. Daraus ergabensich weitere Gespräche mit den Provinzia-len von Indien und Korea. Beide erklärtenihre Bereitschaft, die japanische Provinz-delegatur personell zu unterstützen, damitdort eine bessere Zukunftsplanung mög-lich ist. Die Berufungen aus dem eigenenLand sind aufgrund der sehr niedrigenZahl der Katholiken extrem gering.

Europa

Teilnehmer der Konferenz in Warschauwaren die Generalleitung aus Rom, dieeuropäischen Provinziale und General-delegaten, jeweils in Begleitung einesBarmherzigen Bruders und zweier Mit-arbeiter(innen). Aus Bayern nahmen nebenProvinzial Frater Rudolf Knopp Noviziats-

Magister Frater Richard Binder, derGremsdorfer Gesamtleiter Günther Allingerund Bernd Peter, Verwaltungsdirektor imProvinzialat, teil. Es wurden im wesent-lichen die gleichen Themen behandelt wiebei den anderen Regionalkonferenzen.

Der bayerische Provinzial Frater RudolfKnopp und Professor Peter Költringer,Mitarbeiter der österreichischen Provinz,hielten Referate, die auf große Resonanzstießen. Frater Rudolf hatte das Thema„Anwendung des charismatischen Mana-gements, Bildungsarbeit und Wertever-mittlung, Integration der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter“ und beschäftigte sich inerster Linie mit der Rolle des Ordens alsInstitution bzw. seiner Funktion alsRechts- und Werteträger, unter anderemorientiert an den Prinzipien der „Chartader Hospitalität“.

Professor Költringer referierte hauptsäch-lich über die Integration der Mitarbeiter-(innen) bei der Erfüllung des Ordens-auftrags, wobei er nicht nur die vertraglichgeregelten Arbeitsverhältnisse, sondernauch die spirituelle Ebene (Bildungsarbeit,Gebet) beleuchtete. Er stellte auch dieKernfrage für die nächsten Jahrzehnte: Woist das Charisma und die Spiritualität desheiligen Johannes von Gott? Wo sind die-jenigen, die in der Lage sind, denMenschen in der säkularisierten Welt des21. Jahrhunderts das ganz Besondere die-ses Ordens und seiner Werke zu verkündenund vorzuleben.

Günther Allinger, Gesamtleiter in Grems-dorf, präsentierte das Projekt „Europa-werkstatt“ als ein Beispiel für europäischeKooperation im Orden auf dem Gebiet derBehindertenarbeit.

frk, Bernd Peter

Werte des Ordens in einer säkularisierten Welterfahrbar machen

Regionalkonferenzen der Barmherzigen Brüder in Korea und Polen

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Zur Vorbereitung auf das 66. Generalkapitel fand vom 20. bis 25. Februar 2006 inDamyang (Gwangju/Korea) die Regionalkonferenz Asien-Pazifik statt, vom 2. bis 7.April folgte in Warschau die europäische Regionalkonferenz. Ähnliche Konferenzenwurden auch für die Regionen Amerika und Afrika abgehalten. Das Leitthema war„Leidenschaft für die Hospitalität des heiligen Johannes von Gott in der Welt vonheute“.

Der Schlossplatz in Warschau mit Sigismund-Säule

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Die Teilnahme an der Regionalkonfe-renz Asien-Pazifik in Gwangiu/Korea

nutzte Provinzial Frater Rudolf Knopp füreinen Besuch in der bayerischen Provinz-delegatur in Japan. Vom 13. bis 18. Febru-ar weilte Frater Rudolf in Kobe. Der Be-such diente in erster Linie der brüderlichenBegegnung.

Alle drei Einrichtungen (Suma, Kita undSeibu Center) erfreuen sich einer positivenEntwicklung. Auffallend sind die Paralle-len mit dem deutschen Gesundheits- undSozialwesen: Wie bei uns ist es geprägtvon Pflegesatzkürzungen oder Verwal-tungsumstellungen, die zu einer Reduk-tion der Pflegesätze führen, und einerdeutlichen Senkung der Zuschüsse beiBaumaßnahmen von 80 auf 50 Prozent.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingun-gen soll in der Einrichtung Kobe Kita einweiteres Haus mit zehn Plätzen entstehen,das für Patienten nach einer psychiatri-schen Behandlung gedacht ist. Ihr Auf-enthalt in dem neuen Haus soll eineKlärung bringen, ob sie in einer stationä-ren Einrichtung verbleiben müssen, ob einLeben in einer betreuten Wohnform mög-lich ist oder ob sie wieder zurück nachHause gehen können.

Ein Arbeitsergebnis der Delegaturversamm-lung am 17. Februar war, dass Provinz-delegat Frater Franziskus Oka, FraterJohannes Iwata und Frater Rudolf Knoppbei der Asiatischen RegionalkonferenzGespräche mit Pater General sowie denProvinzialen von Indien und Korea suchensollten, um abzuklären, wie sich dieZukunft des Ordens in Japan besser sichernlässt. Die Indische und die KoreanischeProvinz standen dem Anliegen wohl-wollend gegenüber und so war die per-sonelle Verstärkung der japanischen Pro-vinzdelegatur durch Mitbrüder aus Indienund Korea eines der Themen, die ProvinzialFrater Rudolf zu einer zweiten Japanreisevom 23. bis 29. August veranlassten.

Im Herbst 2006 bzw. Frühjahr 2007 wer-den zwei Mitbrüder aus Indien und einMitbruder aus Korea nach Kobe kommen.In der Besprechung mit dem japanischen

Delegaturrat wurden die konkreten Schrit-te zur Integration der neuen Mitbrüderund deren sprachliche und kulturelleVorbereitung erörtert. Darüber hinaus fan-den Erörterungen zur Vorbereitung aufdas Provinzkapitel im Mai 2007 sowieEinzelgespräche mit den Mitbrüdern statt.Bei der Abschlussversammlung gab derProvinzial Impulse zu den Themen desOrdensauftrags und des Ordenslebens.

In Sanda besuchte Frater Rudolf gemein-sam mit dem Delegaturrat eine Außen-wohngruppe, die sich in einem Wohnblockmit vierzig Mietparteien befindet und auszwei Ebenen im dritten und im viertenStock besteht. Hier leben vier Menschenmit geistiger Behinderung. Zur Selbst-versorgung dieser Wohngruppe ist esbesonders hilfreich, dass sich im Erd-geschoß der Wohnanlage zahlreicheGeschäfte befinden. Die vier Bewohnerwerden von einer Teilzeitkraft betreut.

Fazit: Trotz vergleichbarer finanziellerSchwierigkeiten im Sozialbereich wie inDeutschland bemühen sich die Brüder, ei-ne adäquate Weiterentwicklung und Dif-ferenzierung der Behindertenarbeit zu ver-folgen. Beim Thema Ordensleben gilt esdie Gesamtsituation von nur ca. 300 000Katholiken in ganz Japan zu berücksichti-gen. Alle Verantwortlichen hoffen nun,dass mit Hilfe der drei Brüder aus Indienund Korea die Idee des heiligen Johannesvon Gott zumindest mittelfristig in Japanfest verankert bleibt.

Verstärkung aus Indien undKorea

Provinzial zu Besuch in Japan

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Hintergrundbild: Blick vom Park auf Kobe und das Meer

Frater Johannes Iwata mit einer Betreuten in Kobe-Kita

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Zizers

Bischof Johannes Fidelis Battaglia berief1902 Barmherzige Brüder nach Zizers, dasheute rund 3 000 Einwohner zählt, umPriester zu pflegen. Die Einrichtung, ent-standen aus dem „Seraphischen Liebes-werk Graubünden“, leitete als Direktor zu-nächst Domkapitular Dr. Johannes Ruoss -später Ehrenmitglied des Ordens, dannJacob Battaglia und Paul Dosch.

Die historischen Baulichkeiten des Anwe-sens (Oberes Schloss und Unteres Schloss)wurden Ende des 17. Jahrhunderts vonden Familien Salis-Zizers errichtet, letzterBesitzer waren die Grafen Salis-Tirano, diees 1899 an das „Liebeswerk“ verkauften,kurz danach konnten umfangreiche Um-bauarbeiten beginnen. Im Juli 1902 wur-de der Vertrag zur Zusammenarbeit para-phiert, von seiten der Bayerischen Ordens-provinz von Provinzial Frater HeinrichHumbs.

Während der 50-jährigen Tätigkeit arbei-teten in der Regel fünf Brüder in Zizers.Nicht zuletzt wegen unterschiedlicherVertragsauslegung - und wohl auch derpolitischen Zeitverhältnisse wegen -, muss-te die Ordensprovinz 1941 erfahren, „dassdie Einstellung von neuen Brüdern nichtmehr gewünscht ist ... unbeschadet derDankbarkeit gegenüber den Brüdern ... undes läßt sich daran nichts mehr ändern“.Allerdings bat man einige Jahre späterplötzlich wieder händeringend um Brüder.1947 schloss Provinzial Frater TheodorichHöfner einen neuen Vertrag mit demJohannes-Stift ab. Schon im zeitigenFrühjahr 1948 durfte dann Frater ÄgidiusLutter in die Schweiz einreisen, ihm folgteein Jahr später Frater Reginald Schmidle.

Vor 50 Jahren verließen die Barmherzigen Brüder Zizers und Schaan

Spurensuche

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Am 1. Dezember 1956 beendeten bayerische Barmherzige Brüder im schweizerischenZizers ihre über 50 Jahre währende Tätigkeit im Johannes-Stift, einem Hospiz fürPriester. Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch in dem nicht weit entfernten, inLiechtenstein gelegenen Schaan die Zusammenarbeit mit einer privaten Kuranstaltaufgegeben. Beide Orte gehören zum Bistum Chur.

Das Johannes-Stift in Zizers

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Der Entschluss, Zizers aufzugeben, wurdebeim Provinzkapitel 1956 gefasst und imMai des gleichen Jahres der Direktion desJohannes-Stiftes mitgeteilt, dass die „Nie-derlassung Zizers ... aufgelöst wird. DieBrüder werden am 1. Dezember 1956zurückgezogen.“ Provinzial Frater Cleo-phas Gradinger nannte als Grund: „Dernur sehr spärliche Nachwuchs an jungenOrdenskräften zwingt uns, unsere Kleinst-niederlassungen aufzugeben. GeradeFrater Reginald wird dringend zu Hausebenötigt ... Der Entschluss, die Brüderzurückzuholen, ist unwiderruflich.“

Daran änderte auch ein erneutes Bitt-schreiben des Direktors des Stiftes nichts,das diesmal die über 50 Jahre währendeTätigkeit der Brüder mit den Worten wür-digte, dass sie „die allergrößten Dienstegeleistet haben, die wir voll und ganzanerkennen“ (Direktor Dosch, 24. Juni1956) und dem „Hochwürdigsten Bischofsehr gedient“ wäre, „wenn die Hochwür-digsten Oberen der Brüder ihm entgegen-kommen würden und die Brüder weiter inZizers belassen würden, ev. auch nochzusätzliche Brüder schicken könnten“(Bischöfliche Kanzlei Chur, 22. November1956).

Die Barmherzigen Brüder Eucherius Drexel(erster Prior von 1902 bis 1908), AemilianEnglmeier, Melchior Hörburger und BedaSchneider verstarben in Zizers und wurdendort beigesetzt. Die Gräber wurden aller-dings vor langer Zeit aufgelassen. Indesfinden sich im Vortrags-saal des Hauses nochFotos und Namen derBrüder, die an ver-schiedene Ereig-nisse im Johan-nes-Stift erin-nern.

Prominente Gäste

Zizers genoss innerhalb des Ordens einensolchen Stellenwert, dass sogar geplantwar, dort ein Generalkapitel abzuhalten.Zumindest findet sich im Archiv einSchreiben von Provinzial Frater SympertFleischmann mit Datum vom 27. Juli1919, in dem steht: „Vom hochwürdigstenP. General aus Zizers traf folgende Nach-richt ein: Unüberwindliche Schwierigkei-ten verhindern, dass das Generalkapitel am24. August in Zizers gefeiert werde. DasKapitel wird in Rom sein. Der Zeitpunktwird später genau angegeben werden.“

Prominente Brüder weilten ebenfalls in Zi-zers, so die ehemaligen Generalprioren PaterAugustinus Koch (von 1915 bis 1922) undPater Narzissus Durchschein (von Dezem-ber 1938 bis April 1940). Der DienerGottes, Frater Eustachius Kugler, visitiertein seiner Eigenschaft als Provinzial Zizerszweimal, laut Eintrag im Personalienbuchim Oktober 1927 und im Juli 1935.

Pfarrer Fridolin Gasser, profunder Kennerder Geschichte des Hauses, schreibt in sei-ner Chronik, dass die oberste Leitung desJesuitenordens im Zuge der Ereignisse desErsten Weltkrieges ihren Sitz in Zizersnahm (1915 bis 1918). Weiterhin weiß der90-jährige vitale Pfarrer in seinem Buch zuberichten, dass der bayerische König Lud-wig III. mit seiner Familie in Zizers

Zuflucht fand, am 15. April 1919 hier ein-traf und ein halbes Jahr blieb. Nicht mehrin die Zeit des Wirkens der BarmherzigenBrüder in Zizers fällt der Aufenthalt vonKaiserin Zita von Östereich. 1962 kam dieletzte Kaiserin von Österreich-Ungarn indas Johannes-Stift und verbrachte hierihren Lebensabend bis zu ihrem Tod 1989.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkriegwandelte sich das St. Johannes-Priester-hospiz in ein allgemeines Altenheim, dases noch heute ist. Das Haus (30 Einzelzim-mer) ist offen für Laien beider Konfession-en. Beim Johannes-Stift Zizers handelt essich auch heute noch um ein sehr herr-

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Das „Laurentius-Bad“ in Schaan (sieheSeite 34)

Eine Darstellung des heiligen Johannes vonGott wurde übermalt und durch einenAnbau weitgehend verdeckt.

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schaftliches Gebäude, das eine sehr wohn-liche, anheimelnde Ausstrahlung hat.Bisweilen glaubt man, dass die Zeit stehengeblieben ist, wenn man die herrlichenStilmöbel im Lesezimmer und Speisesaalsieht.

Der Stifter des Ordens der BarmherzigenBrüder, der heilige Johannes von Gott, istnach wie vor in Zizers präsent: Das rechteobere Fenster neben dem Altar in der sehrstimmungsvollen, unter dem Patronat desheiligen Johannes des Täufers stehendenund im neubarocken Stil erbaute Schloss-kapelle (1990 von Grund auf renoviert)wurde mit einem Johannes von Gott-Motiv gestaltet. Es zeigt den Heiligen wieer gemeinsam mit dem Erzengel Raphaeleinen Kranken pflegt.

Schaan

„Durch Ihren Bruder Frater Aegidius (An-merk.: Lutter, 1914 bis 1999) im Joh. Stiftin Zizers, den ich sehr schätze, bin ich ver-anlasst worden, ihnen ein Gesuch zuunterbreiten.“

So beginnt am 14. Januar 1949 der erstebriefliche Kontakt durch „Pfr. Emme-negger’s Heilkräuter-Praxis Marienfeld“(später um den Zusatz „Laurentius-Bad“ergänzt) mit dem Provinzial der Barmher-zigen Brüder, Frater Theodorich Höfner.Weiter schreibt der „Kräuterpfarrer“: „ImFürstentum Liechtenstein habe ich einKräuter-Kneippbad, ohne Hotel-Pensions-betrieb. Das Bad hat zwei modern einge-richtete Abteilungen für Männer undFrauen. Der Zuspruch ist recht gut ...Gerne möchte ich dem Werk eine Stabilitätgeben, indem ich es Ihren Brüdern anver-trauen will ... Ich wollte Sie darum fragen,ob es Ihnen nicht möglich wäre, mir 1 - 2Brüder ... zu geben, um nach und nachdas Bad ganz in die Hände der Brüder zuüberführen. Damit hätte Ihre Kongrega-tion ein neues Wirkungsfeld mit Stütz-punkt Schweiz-Liechtenstein.“

Bereits im April 1949 weilte Frater Ägidiusin Schaan - das er im Dezember 1951 ver-ließ, um in Kobe (Japan) seinen Dienstaufzunehmen. Nebenbei: Durch die Tätig-keit der Brüder sowohl in Zizers als auchin Schaan konnte die Missionsarbeit desOrdens in Japan (Kobe) nachhaltig unter-stützt werden.

Im Frühsommer des gleichen Jahres(1949) konnte Frater Desiderius Pammers-berger (1906 - 1973) seinen Dienst als

Bademeister antreten, wobei er bereits imMärz 1949 zum Vikar der Niederlassungernannt worden war. Sein Nachfolgerwurde 1951 Frater Andreas Weitnauer(1901 - 1962). Am 13. Oktober 1949 konn-te ein Vertrag über die Zusammenarbeitzwischen dem Orden der BarmherzigenBrüder und Pfarrer Emmenegger geschlos-sen werden.

Nicht nur das eingeschränkte Betäti-gungsfeld der Brüder führte zur Schlie-ssung, die Zusammenarbeit mit PfarrerEmmenegger war extrem schwierig, dasich keine von den zwei Partnern konzi-pierte Zukunftsentwicklung realisierenließ. Nach der Mitteilung durch denProvinzial, dass das Provinzkapitel im Mai1956 beschlossen habe, die Brüder zurück-zuziehen, äußerte Pfarrer Emmeneggerzunächst sein Bedauern darüber, aber imSeptember 1956 war dann die Rede da-von, dass er selbst beabsichtige, das Hauszu schließen, um andernorts eine neueKureinrichtung zu bauen.

Der letzte Vikar, Frater Wendelin Berg-müller (1904 - 1969) schrieb am 26. No-vember 1956 erleichtert an den Provinzial:„Ansonsten sind wir im Putzfest von obenbis unten, ich selbst bin bestrebt, alles sorasch wie möglich in Ordnung zu bringenund meine Abreise keinen Tag mehr auf-zuschieben.“

Das Laurentius-Bad in dem 5.800 Ein-wohner zählenden Schaan ist heute eineAktiengesellschaft und wird als ambulantephysikalische Therapie und Rehabilitationbetrieben. An der Hauswand, die ehemalsein überlebensgroßes Johannes-von-Gott-Gemälde zierte, wurde vor über zehnJahren eine Apotheke angebaut, so dassder heilige Johannes von Gott - fast un-sichtbar - gerade noch über den Dachfirstschauen kann. Da er völlig übermalt ist,bedarf es schon einigen Suchens, ihn zuentdecken.

frk

Quellen: Archiv der Bayerischen Ordensprovinz; „Zizers

vom Salis-Schloß zum St. Johannes-Stift - Geschichte

des Hauses und seiner Menschen“, von Fridolin Gasser

(Zizers 2002), und „Chronik der Barmherzigen Brüder

in Bayern“ von Marzell Oberneder (Johann-von-Gott-

Verlag Regensburg 1970).

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Impressum

Herausgeber und Verlagsinhaber:

Barmherzige Brüder

Bayerische Ordensprovinz KdöR

Südliches Schloßrondell 5

80638 München

Telefon: 089/1793-100

Telefax: 089/1793-111

E-Mail: [email protected]

Internet: www.barmherzige.de

Redaktion:

Frater Eduard Bauer (feb)

verantwortlich

[email protected]

Johann Singhartinger (js)

[email protected]

Anschrift wie Herausgeber

Gestaltung:

grafica – Astrid Riege, Regensburg

Fotos:

altrofoto.de (2, 10, 13 rechts, 15,

26/27), Archiv Barmherzige Brüder (3,

13 links, 18 oben, 44-45), Bauer (4

unten, 16, 17 oben, 18 links, 20-21, 26

klein, 48), dominikaner.org (36),

Fabbroni (9 unten, 28, 29), Glufke (6

oben, 22, 52), KNA-Bild (8 oben, 11, 27,

38, 41), Knopp (4 oben, 5, 8, 30-33),

Larasser-Bergmeister (25), Mensing

(39), Nawatzky (7, 24, 42-43), Oberhoff

(17 unten), orden.de (37), Osservatore

Romano (Titel), Otto (35), Riedel (6

unten, 23), Salomon (49), Scharrer (50-

51), Singhartinger (8 Mitte, 19), Uihlein

(18 unten).

Verlag:

Johann von Gott Verlag

Anschrift wie Herausgeber

Druck:

hm-Druck, Prinzenweg 11a,

93047 Regensburg

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Herzlich willkommen Frater Pascal. Siestudieren Medizin in Mailand. Wie kames dazu?

Frater Pascal: Nach meinem Abitur inmeiner Heimat Togo hätte ich einige Jahrewarten müssen, um ein Studium beginnenzu können. Von meinen Ordensobern wur-de mir – wie auch anderen Ärzten, die beiden Brüdern tätig sind – angeboten, inMailand zu studieren. So ging ich nachItalien, habe ein Jahr im Krankenhaus derBrüder in Mailand gearbeitet und dieSprache erlernt. Dann begann ich das Stu-dium, bin nun im siebten Jahr in Mailandund schließe mein Medizinstudium imSommer ab. Danach gehe ich zurück nachTogo und werde bei dem neuen Projektmit 24 stationären Betten für psychischKranke tätig sein.

Warum sind Sie zur Missionswoche nachBayern gekommen?

Frater Pascal: Die Barmherzigen Brüderhaben die Intention, dass ein einheimi-scher Mitbruder das Projekt vorstellt. DieseWoche war ich in den Einrichtungen inGremsdorf, Regensburg, Straubing undBad Wörishofen. Der Orden in seiner Ge-samtheit will Menschen in Not verstehenund helfen. In Straubing besuchten wirauch ein Gymnasium und erzählten denSchülern über das Projekt.

Kennen Sie die Situation in Togo per-sönlich?

Frater Pascal: Ja, während meines Stu-diums war ich alle zwei Jahre in Togo undhabe dort einige Monate in einem Kran-kenhaus der Barmherzigen Brüder gear-beitet. Die Situation psychisch Kranker istdort besonders schwierig, da ihnen jegli-ches Recht auf Gesundheitsversorgungund menschliche Würde aberkannt wird. -Leider ist diese Realität von der Theorie imHörsaal in Mailand ziemlich verschieden,und ich freue mich, wenn ich nach mei-nem Studium wieder in Togo bin und hel-fen kann. Mein Ziel ist es, kranken Men-schen in Afrika eine bessere medizinischeBetreuung bieten zu können.

Wie gefällt es Ihnen in Deutschland?

Frater Pascal: Ich bin zum ersten Mal inder Bayerischen Ordensprovinz und binsehr herzlich aufgenommen worden. Auchdie Situation in den Einrichtungen konnteich kennenlernen und mir ist aufgefallen,dass die Zusammenarbeit der Brüder mitden Mitarbeitern sehr eng ist - ein Mit-einander im Dienst für kranke Menschen.Die Häuser sind sehr modern in Deutsch-land, nicht vergleichbar mit Afrika. Ichwerde vieles mitnehmen und in den näch-sten Jahren in meiner Heimat umzusetzenversuchen. Über die Zeit hier habe ichmich sehr gefreut, der Orden hat sich mirals weltweite Familie gezeigt, in der mankein Fremder ist. Sehr positiv wurde ichauch von den Mitarbeitern der Einrichtun-gen aufgenommen. Herzlichen Dank!

„Ich will den Kranken in meiner Heimat helfen“

Ein Gespräch mit Frater Pascal Ahodegnon aus Togo

Frater Pascal Ahodegnon begleitete im Februar 2006 die Missionswoche der Barm-herzigen Brüder in einigen Häusern der Bayerischen Ordensprovinz: in Gremsdorf,Regensburg, Straubing und Bad Wörishofen. Er machte auf die spezielle Problematikim westafrikanischen Land Togo aufmerksam; dort betreut der Orden unter anderemauch Projekte, die sich um psychisch kranke Menschen kümmern. Der Erlös derMissionswoche kommt insbesondere einem Zentrum für psychisch Kranke in einemViertel am Stadtrand der Hauptstadt Lomé zugute, das Agoé-Nyivé heißt. DasZentrum verfolgt das Ziel, den Patienten eine ganzheitliche Betreuung anzubietenund zugleich die betroffenen Familien zu unterstützen. Außerdem soll bei derBevölkerung ein Umdenken über psychisch kranke Menschen gefördert werden. MitFrater Pascal sprach Karin Otto in Bad Wörishofen.

Frater Pascal Ahodegnon (zweiter vonrechts) in Bad Wörrishofen mit (von links)Pater Leodegar Klinger, der ihn während derMissionswoche begleitete, Christiane MariaRapp, Gesamtleiterin der Kneipp’schenStiftungen, und Schwester Irmgard Poeplau,Oberin der Raphael-Schwestern

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Predigt, Gebet, Studium, Gemeinschaft –unter diese vier Begriffe stellte Pro-

fessor Herbert Schlögel, Dominikanerpaterund Lehrstuhlinhaber für Moraltheologiean der Universität Regensburg, den Besin-nungstag der Barmherzigen Brüder überdominikanische Spiritualität am 9. Dezem-ber 2005 in Kostenz. Einige Merkpunktezu den Themen Predigt und Gebet sindhier zusammengestellt.

Nach dem Verständnis der Dominikaner istJesus ein „armer Prediger“ gewesen, dessenBeispiel sie folgen möchten. Die großenDominikaner Albertus Magnus (1200 –1280) und Thomas von Aquin (1225 –1274) traten für eine radikal intellektuelleBetrachtung des Lebens ein. Danach voll-zieht sich die Verbindung mit Gott überden Intellekt, dieser intellektuelle Prozessist aber durch die Liebe motiviert („gebil-dete Prediger“). Typisch dominikanischerGehorsam besteht laut Professor Schlögeldarin, „die Aufgabe, die einem gestellt ist,so gut wie möglich zu erfüllen, ohne stän-dig um Anweisungen nachzufragen.“Schon beim Ordensgründer Dominikus(1170 – 1221) ist das Selbstverständnis als„apostolische Wanderprediger“ grundge-legt und das Bekenntnis zur Armut.Dominikanisches Leben ist immer inBewegung, für den Orden gibt es daher„keine festen Statuten für alle Zeiten“.

In ihrem Gebetsleben sind für die Domini-kaner neben dem gemeinsamen Stunden-gebet und der Eucharistiefeier vor allemdie folgenden Gebetsformen wichtig:• Betrachtung: „Alle Brüder sollen täglich

wenigstens eine halbe Stunde lang dembetrachtenden Gebet widmen.“

• Anbetung: „Die Brüder sollen Christusim Geheimnis der heiligen Eucharistieverehren und aus diesem wunderbaren

Austausch Wachstum für Glaube, Hoff-nung und Liebe schöpfen.“

• Rosenkranz: „Den Brüdern soll die imOrden überlieferte Verehrung der Got-tesmutter Herzenssache sein … Täglichsollen sie den dritten Teil des Rosen-kranzes gemeinsam oder privat beten.“

Elemente dominikanischerSpiritualität

Besinnungstag mit Professor Herbert Schlögel OPam 9. Dezember 2005 in Kostenz

Besinnung/Exerzitien/Werkwoche36

Darstellung des heiligen Dominikus in derLateranbasilika, Rom (Gemälde aus dem 18. Jahrhundert)

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Pater August Hülsmann von den Herz-Jesu-Priestern referierte beim Besin-

nungstag der Barmherzigen Brüder am29. März in Neuburg über das Verhältnisvon Staat und Kirche im Blick auf dieEuropäische Union. Dabei stützte er sichauf das nachsynodale apostolische Schrei-ben „Ecclesia in Europa“ von PapstJohannes Paul II. aus dem Jahre 2003.

Seit etwa 30 Jahren findet in Deutschlandein dramatischer religiöser Wandel statt,der in seiner Bedeutung durchaus denUmbrüchen während der Reformationgleichkommt. Das seit Jahrhunderten vor-herrschende konfessionelle System, dasden Volkskirchen einen großen Einfluss inder Gesellschaft gesichert hat, verliertzunehmend seinen Rückhalt in derBevölkerung. Immer mehr Menschen zie-hen sich aus den Kirchen zurück.Gleichzeitig boomt aber die außerkirchli-che Religiosität. Immer neue Bewegungenund Sekten drängen ins Land und breitensich zum Teil sehr erfolgreich aus. Wäh-rend das Schwinden kirchlicher Religiositätzunächst, von den einen begrüßt und denanderen bedauert, als Vorzeichen auf demWeg in eine säkularisierte Gesellschaft ge-deutet wird, bereiten die Erfolge neuerspiritueller Bewegungen vielen Zeitge-nossen Kopfzerbrechen.

Die fortschreitende Integration der zurEuropäischen Union (EU) gehörendenStaaten fordert dazu heraus, die Rolle derKirchen in diesem Prozess genauer zu be-stimmen. Dies geschieht durchaus auch imInteresse der EU. Denn auch sie kann ihreZukunftsprobleme letztlich nur im Zusam-menwirken mit den zu einem besondereneuropäischen Engagement fähigen undbereiten Kräften der Gesellschaft lösen.

Christentum –eine der Wurzeln Europas

Das Christentum gehört in religiöser, kul-tureller, sozialer und politischer Hinsichtzu den Wurzeln Europas. Es hat dessenGeschichte mitgeprägt und auch heutenoch macht es zu einem erheblichen Teildie Identität Europas und der europäi-schen Völker aus. Für die weitere Ent-wicklung wird viel davon abhängen, obund wie es gelingt, das christliche Erbewach zuhalten und weiter zu entfalten. Eswird darauf ankommen, dass die Kirchenselbst ihr Gedankengut in Kultur undBildung wie auch in Ethik und Politikweiterentwickeln und in den europäischenDialog einbringen. Die Kirchen in Deutsch-land stellen sich leider etwas zögerlich inden Dienst dieser Aufgabe. Aus den bereitsgenannten Gründen des innerkirchlichenIdentitätsverlustes erscheint diese Aufgabenicht einfach. Es gibt aber auch nochandere Gründe, die das europäischeZusammenwachsen nicht leicht machen.Während beispielsweise in Lateinamerikaalle Menschen Spanisch oder Portugiesischsprechen, tragen in Europa die unter-schiedlichen Sprachen oft auch zur„Sprachlosigkeit“ bei.

Dies führt dazu, dass sich selbst kirchlicheInstitutionen oft nichts zu sagen haben.Die während des Kommunismus verfolgteKirche des Ostens tut sich außerdemschwer, mit dem Gedankengut der andereneuropäischen Kirchen Schritt zu halten;dazu kommt, dass die christlichenReligionen in sehr vielen unterschiedlichenAusprägungen vorhanden sind und derDialog unter diesen christlichen Schattie-rungen wenig gepflegt wird. Was wir inEuropa grundlegend brauchen, ist also einoffenes Ohr füreinander und Geduld mit-einander. Klar ist, dass eine sensible Öku-

mene auch den Verständigungsprozess aufeuropäischer Ebene vorantreiben würde.

Papst Johannes Paul II., der mit Fug undRecht als großer Europäer gilt, hat seinemLehrschreiben „Ecclesia in Europa“ denUntertitel „Jesus Christus, der in seinerKirche lebt – Quelle der Hoffnung für Eu-ropa“ gegeben. Er überschreibt die einzel-nen Kapitel des nachsynodalen Schreibensmit Thesen, die den Christen in EuropaZuversicht geben sollen:- Jesus Christus ist unsere Hoffnung- Das Evangelium der Hoffnung –

der Kirche des neuen Jahrtausendsanvertraut

- Das Evangelium der Hoffnungverkündigen

- Das Evangelium der Hoffnung feiern- Dem Evangelium der Hoffnung dienen - Das Evangelium der Hoffnung für

ein neues Europa

Bedeutende Rolle der Ordensleute

Im Absatz 37 des Lehrschreibens gehtJohannes Paul II. besonders auf das Zeug-nis der gottgeweihten Personen ein undverbindet es mit dem Dank an die Ordens-leute, die für die kulturelle Prägung dereuropäischen Staaten maßgeblich waren.Er schreibt: „Von besonderer Aussagekraftist das Zeugnis der Personen gottgeweihtenLebens. In diesem Zusammenhang muss vorallem die fundamentale Rolle anerkanntwerden, die das Mönchtum und das gott-geweihte Leben bei der Evangelisierung Eu-ropas und beim Aufbau seiner christlichenIdentität gespielt hat. Diese Rolle darfheute nicht vernachlässigt werden, in einerZeit, in der eine „Neuevangelisierung“ desKontinents dringend notwendig ist.Europa braucht immer die Heiligkeit, dieProphetie, die Evangelisierungstätigkeitund den Dienst engagierter Ordensleute.“

Sich für Europa öffnen

Besinnungstag mit Pater August Hülsmann am 29. März 2006 in Neuburg zum Lehrschreiben „Ecclesia in Europa“

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Pater August Hülsmann SCJ

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Für die Barmherzigen Brüder und ihreMitarbeiter in Europa haben die Absätze86 bis 88 der Verlautbarung des HeiligenStuhls besondere Bedeutung, in denen esheißt, dass die ganze Kirche aufgefordertist, den Armen, besonders den neuenArmen, wieder neue Hoffnung zu geben,sie aufzunehmen und ihnen zu dienen.Papst Johannes Paul II. geht hier auch aufdas Problem der Arbeitslosigkeit ein, dasin vielen Nationen Europas eine ernste„soziale Geißel“ darstellt. Dazu kommendie Probleme im Zusammenhang mit denwachsenden Migrantenströmen. KirchlicheEinrichtungen müssen daran erinnern,dass die Arbeit ein Gut darstellt, um dassich die ganze Gesellschaft kümmern muss.

In einer Wohlstands- und Leistungsgesell-schaft und einer Kultur, die von derVerherrlichung des Körpers, aber auch vonder Verdrängung des Leidens und desSchmerzes und vom Mythos ewigerJugendlichkeit gezeichnet ist, muss dieSorge für die kranken, behinderten undalten Menschen als Priorität angesehenwerden. Die Charta der Hospitalität, einLeitbildpapier der Barmherzigen Brüder,das von einer internationalen Gruppezusammengestellt wurde, macht deutlich,was die Grundhaltung einer sozial tätigenOrdensgemeinschaft auf nationaler, euro-päischer und internationaler Ebene seinmuss: „Es kann nichts besseres geben alsgelebte Gastfreundschaft, was bedeutet:Du bist immer willkommen hier!“

feb

Vorschau2007Schülertag

Nach drei Jahren findet am 9. Mai 2007 inBad Wörishofen wieder ein Schülertag derBarmherzigen Brüder statt. Er steht unterdem Motto „Toleranz füreinander“. Ein-geladen sind vor allem die Schülerinnenund Schüler der Berufsfachschulen fürGesundheits- und Krankenpflege und derFachschulen für Heilerziehungspflege derBarmherzigen Brüder in Bayern. Gebotensein werden unter anderem mehr als 30Workshops, zum Beispiel rund um Sport,Handwerk oder Kneipp-Therapie.

UraufführungJohannes-von-Gott-Oratorium

Am Samstag, den 24. Februar 2007, 16 Uhr,wird im Neuhaussaal des Theaters Regens-burg ein Johannes-von-Gott-Oratoriumuraufgeführt. Die Musik hat WolframMenschick geschrieben, der frühere Dom-kapellmeister von Eichstätt, die Textestammen von Siegfried Höhne, Mitarbei-ter des Bayerischen Rundfunks. Die Auf-führung übernimmt die Hochschule fürKirchenmusik, Regensburg. Der Erlös desBenefizkonzertes kommt der Afrika-Mission der Barmherzigen Brüder zugute.

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Besinnungstage 2007

24. März 2007 in MünchenErfahrungen in der Begegnung mit JudenSr. Elija Boßler OCD

30. Juni 2007 in NeuburgMit Werten leben – Zukunft gestaltenMit Gelübden leben – Profil zeigenP. Dr. Gabriel Wolf OPraem

13. September 2007 in GremsdorfAugustinische OrdensspiritualitätP. Alfons Tony OSA

4. Dezember 2007 in RegensburgTheologische und pastorale Grund-aussagen der Enzyklika „Deus caritas est“ von Papst Benedikt XVI.Dr. habil Christoph Binninger

Exerzitien 2007

15. bis 21. April in KostenzExerzitien – eine Vitaminkur für die SeeleP. Josef Pucher SDB

2003 veröffentlichte Papst Johannes Paul II. das Lehrschreiben „Ecclesia in Europa“ – im gleichen Jahr war auch der damalige Außenminister Joschka Fischer zu Gast im Vatikan.

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Bei strahlendem Sonnenschein und Früh-lings-Temperaturen kamen 18 Barm-

herzige Brüder und ein Benediktinerbruderaus Schweiklberg nach Kostenz, um vom7. bis 13. Mai ihre Jahresexerzitien zu hal-ten.

Exerzitien ist eine Abkürzung für „Exerci-tia spiritualia“, das heißt geistliche Übun-gen. Exerzitien sind eine Zeit der Stille.Das Schweigen soll helfen, auf die StimmeGottes zu hören. Exerzitien sind Zeiten desGebetes, der Besinnung auf das eigeneLeben, die Heilige Schrift, auf das WirkenGottes in meinem Leben, auf meine Beru-fung. Exerzitien sind Zeiten des Gesprächsmit dem Exerzitienbegleiter, für eine Aus-sprache, für ein Beichtgespräch, für einGespräch über mein Leben. Exerzitien sindZeiten des Kraft-Schöpfens für das Leben.

„Still werden - neue Kraft. Die Geschenkedes liebenden Gottes in meiner Berufungentdecken.“ Unter diesem Leitsatz standendie diesjährigen Exerzitien, die PaterBenedikt Leitmayr OSFS (Oblaten des hei-ligen Franz von Sales, Fockenfeld) hielt. Inder Heiligen Schrift finden wir 173-maldas Wort Liebe, sie ist eine einzige Liebes-erklärung an uns Menschen. Anhand vonTextstellen aus den Evangelien wurde unsdurch jeweils zwei Impulse am Tag ver-deutlicht, wie Jesus mit liebenden Augendie Menschen sieht und wie er sie an die-ser Liebe Gottes teilhaben lässt. PaterBenedikt griff hierbei auch die Berufungs-geschichte des heiligen Johannes von Gottauf, der ein Geschenk der Liebe Gottes fürdie Armen und kranken Menschen wurde.

Auch unsere Berufung zum Ordenslebenist ein Geschenk der Liebe, ist ein Geschenkdes Evangeliums. Hier einige Gedanken vonPater Benedikt Leitmayr:

• Jesus (der selbst gelitten hat) sieht denleidenden Menschen.

• Jesus sieht den enttäuschten Menschen.• Jesus sieht den zweifelnden Menschen.• Jesus sieht den kleinen Menschen.• Jesus stillt den dürstenden Menschen.• Jesus sieht den glaubenden Menschen.• Jesus sieht den liebenden Menschen.• Jesus sieht die Menschen die er

berufen will.

Bei der täglichen Eucharistiefeier wurdenin den Predigten die Gedanken des Tagesnoch einmal aufgegriffen. Frater ChristophMeißner begleitete die Gottesdienste mu-sikalisch. Sehr bereichernd waren auch dieAbendeinheiten, die stets unterschiedlichgestaltet wurden, zum Beispiel mit einerMaiandacht, einer Anbetung vor dem aus-gesetzten Allerheiligsten oder durch dieGestaltung einer „Mitte“, bei der unsereBerufung in den Orden der BarmherzigenBrüder in Form eines Weizenkornes sym-bolisiert wurde.

Als Frater Christoph am 12. Mai sein 40-jähriges Professjubiläum feiern konnte,war dies ein sehr schönes Beispiel dafür,was es heißt, in der Nachfolge Jesu zuleben. Und es passte zu dem Leitsatz derExerzitien: Die Geschenke des liebendenGottes in meiner Berufung entdecken –und annehmen.

Insgesamt waren die Exerzitien Tage desBewusstwerdens der eigenen Berufung,aber auch der Freude darüber, dass maneingebetet ist unter Menschen, die aufdem gleichen Weg sind in der liebendenNachfolge des heiligen Johannes von Gott.

Frater Albert Nawatzky

Die Geschenke des liebenden Gottes

Exerzitien 2006 in Kostenz

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Der Inhalt des Sonnengesangs ist ge-kennzeichnet durch die universale

Bruderschaft, die in Christus ihre Mittehat, und durch persönliche Nähe. Schließ-lich kann man darauf hinweisen, dass derSonnengesang eine Form der franziskani-schen Predigt ist, die auch heute nichtsvon ihrer Aktualität eingebüßt hat. DerSonnengesang ist nicht von heute aufmorgen entstanden, sondern aus der all-täglichen Art und Weise, wie Franziskusbetete. Er zog sich oft zur Meditation indie Einsamkeit zurück, um dann wieder alsWanderprediger Friede und Heil unter dieMenschen zu tragen. Diese Spannungs-einheit schlägt sich in seinen Gebeten nie-der als Tiefe und Weite, Sammlung undSendung. Franziskus kann sich ins kon-templative Schauen Gottes vertiefen unddabei doch mit allen Geschöpfen verbun-den bleiben. Wenn er das Lob Gottes an-stimmt, soll alle Welt mitsingen.

Aus dem Leid gewachsen

Der Sonnengesang ist eine Antwort auf dieerfahrene Güte Gottes, ein Lied, das ausKrankheit und Leid heraus gewachsen ist.Der Sonnengesang stammt (zum Teil oderganz) aus den Herbsttagen des Jahres1225, als Franziskus krank in einer Hüttebei San Damiano lag. Von da an war dasLied sein Begleiter. Mit ihm trug undbewältigte er die Leiden seines letztenLebensjahres. Franz litt an einer schmerz-haften Augenkrankheit, die er sich imOrient zugezogen hatte und die ihn nachder vergeblichen Operation mit demBrenneisen fast erblinden ließ; er litt anchronischer Malaria, die sich in Schüttel-frost, Übelkeit und Kopfweh äußerte, aneiner schweren Anämie, an einem Milztu-mor, an Magen- und Darmgeschwüren, anden Wundmalen, an seiner eigenen Seele,die sich verurteilt und gescheitert fühlte,

Verantwortung für die Schöpfung

Besinnungstag mit Pater Johannes Bauer OFMConv am 28. September 2006 in Gremsdorf

Der heilige Franziskus predigt den Vögeln - Illustration aus einem Kinderbuch

Der Bekanntheitsgrad des heiligen Franziskus lässt sich festmachen an dem wohlbekanntesten Werk von ihm: dem Sonnengesang. In ihm entwickelt Franziskus -ohne dass er es beabsichtigte - gleichsam eine Spiritualität der Schöpfung und damitverbunden in der Konsequenz - eine Hilfestellung, wie wir mit der Schöpfung umge-hen sollen. Wenn man näher zusieht, entdeckt man in diesem Lied nicht nur diefaszinierende Fähigkeit eines Menschen, sich betend vor Gott zu entfalten, sondernauch die Grundlinien eines immer noch aktuellen Lebens.

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am Geschick seines Ordens, der nicht mehrdie Wege des Anfangs gehen wollte. Ineiner Stunde äußerster Niedergeschlagen-heit, der Verzweiflung nahe, erfährt er dieHand Gottes, die ihn hält und ins ewigeLeben führen wird.

Der Kosmos als Familie

Aus dem Sonnengesang lässt sich eine tie-fer liegende Struktur herauslesen. Wir ha-ben im Lied einen regelmäßigen Wechselzwischen Bruder- und Schwester-Anrede.Dies bringt in die Welt der Gestirne undElemente eine überraschend harmonischeOrdnung nach Art einer Familie: BruderSonne und Schwester Mond, Bruder Windund Schwester Wasser, Bruder Feuer undSchwester Mutter Erde. Der Kosmos istnach drei Geschwisterpaaren geordnet.Dabei werden die kleineren Elemente wiejüngere Geschwister schützend in dieMitte genommen. Sie sind umfangen vondem großen kosmischen Paar: Bruder Son-ne und Schwester Mutter Erde.

Trotz des Ausgriffs in die Weite des Uni-versums lässt der Sonnengesang doch allesals nah erleben. Franziskus kommt sichnicht verloren vor im All, vielmehr ist ihmdurch die Anrede „Bruder“ und „Schwes-ter“ alles innig verbunden und vertraut.Jede Kreatur empfängt ein brüderlichesoder schwesterliches Antlitz. Jedes einzel-ne Wesen hat sein Gesicht, ja gewinnt esgerade dadurch, dass der Sänger besonde-re Eigenschaften und Werte eines jedenhervorhebt. Dem Sonnengesang liegt einmystisches Ganzheitserlebnis zugrunde,ohne dass dabei Gott und Schöpfung un-terschiedslos ineinander aufgehen. JedesGeschöpf ist an seinem Platz Künder, Zei-chen, Fingerabdruck des einen „allmächti-gen, guten Herrn“, von dem es geschaffenist. Jeder hat von Gott her seine Bedeutung.

Liedpredigt

Der Sonnengesang ist seiner Anlage nacheine Liedpredigt. Dies wird auch von bio-graphischen Quellen bestätigt. Demnachverfolgte Franziskus drei Ziele: (1) „Ich willzum Lob Gottes, zu unserem Trost und zurAuferbauung des Menschen ein neues Lobdes Herrn dichten über seine Geschöpfe“.Der Bericht fährt fort: „Er setzte sich nie-der, dachte eine Weile nach und sprachdann 'Höchster, allmächtiger, guter Herr...'und auf diese Weise kommt er zumGotteslob! (2) Und er dichtete ein Lied aufdie Dinge und lehrte es seine Jünger. SeinGeist war so sehr von Süßigkeit und Trost

erfüllt, dass er den Bruder Pacifico kom-men ließ, der in der Welt 'König der Verse'genannt wurde und einst an Höfen dieDichtkunst lehrte. Ihm wollte er einigegute und geisterfüllte Brüder zur Seitegeben, damit sie predigend und Gottlobend durch die Welt ziehen (3). Nachseinem Wunsch sollte einer von ihnen, derdie Fähigkeit hatte, dem Volk predigen.“

Weitere, wesentliche Elemente für das Ver-stehen der inneren Haltung von Franziskussind- seine Liebe zum Gekreuzigten und die

Sehnsucht nach dem Einswerden mitihm,

- sein Hören auf die Heilige Schrift,

- seine herzliche Zuwendung zu denBrüdern,

- seine eucharistische Frömmigkeit, - seine konsequente Bußgesinnung, - sein Gehorsam zur Kirche, - seine Sehnsucht, den Menschen wahr-

zunehmen, wo er gerade steht und ihnmit Herzlichkeit zu Christus zu führen.

Unter all diesen Aspekten bleibt immerwieder neu die Anfrage an mich: Wie steheich zu mir selber und mit welchen Charis-men kann ich mithelfen, damit das ReichGottes durch mich erlebbar und erfahrbarwerden kann.

Pater Johannes Bauer

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Der Sonnengesang des heiligen FranziskusDu höchster, allmächtiger, guter Herr,Dein sind das Lob und der Ruhm und die Ehre und aller Segen.

Dir allein, Du Höchster, gebühren sie, und kein Mensch ist würdig, Deinen Namen zu nennen.

Gelobt seist Du, mein Herr, mit all Deinen Geschöpfen, Schwester Sonne besonders, die den Tag macht und durch die Du uns erleuchtest.Schön ist sie und strahlend mit großem Glanz, ein Bild von Dir, Du Höchster.

Gelobt seist Du, mein Herr durch Bruder Mond und die Sterne;am Himmel hast Du sie gebildet, klar und kostbar und schön.

Gelobt seist Du, mein Herr, durch Bruder Wind, durch Luft und Wolken,durch den heiteren Himmel und jegliches Wetter,durch das Du Deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.

Gelobt seist Du, mein Herr, durch Schwester Wasser, die sehr nützlich und demütig ist und kostbar und rein.

Gelobt seist Du, mein Herr, durch unseren Bruder, das Feuer, durch das Du uns erleuchtest die Nacht.Schön ist es und fröhlich und kraftvoll und stark.

Gelobt seist Du, mein Herr, durch unsere Schwester Mutter Erde,die uns trägt und ernährt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.

Gelobt seist Du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um Deiner Liebe willen und Krankheit leiden und Not.Selig, die ausharren in Frieden, denn von Dir, Du Höchster, werden sie einstgekrönt.

Gelobt seist Du, mein Herr, für unseren Bruder, den leiblichen Tod, dem kein lebender Mensch entrinnen kann.Weh denen, die sterben in schwerer Sünde;selig jene, die erfunden sind in Deinem heiligen Willen, denn der zweite Tod wird ihnen nichts Böses antun.

Lobet und preist meinen Herrn und dankt und dient ihm mit großer Demut.

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Gott will uns zum Mit-Leiden rufen -für uns Barmherzige Brüder ist Leid in

unserer täglichen Arbeit nicht fremd, undtrotzdem ist es nicht einfach, mit dem Leidim allgemeinen, aber auch mit dem Leidspeziell bei sterbenden Menschen umzu-gehen. In seiner Ansprache zur Eröffnung

verglich Provinzial Frater Krzystof Fron-czak unsere Werkwoche mit einem Super-markt: „Es gibt dort viele Regale mit vie-len Waren. Die Menschen gehen durch, esspricht sie vieles an, doch heraus kommensie mit leeren Einkaufswägen. Ich möchteuns allen wünschen, dass diese Werkwo-che zu einem Supermarkt wird, in demman vieles für sich und sein zukünftigesLeben einkaufen und mit nach Hause neh-men kann.“

In der Studienwoche wurden die Teilneh-mer von vier Referenten an das Thema he-rangeführt. Die erste Referentin, Dr. IwonaBryniarska, Ärztin für Neurolgie mitSchwerpunkt Palliativmedizin, beschrieb inihrem Vortrag das Leid aus der Sicht derMedizinerin. Es wurde besonders auf dieVerantwortung und das Vertrauen zwischenArzt, Pflegepersonal und den Betreutenhingewiesen. Die Begleitung von sterben-den und leidenden Menschen ist oft eineschwierige Erfahrung, aber zugleich aucheine Bereicherung, so die Referentin.

Im zweiten Vortrag wurde das Leid vonSchwester Mgr. Joanna Mos aus psycholo-gischem Blickwinkel betrachtet. Früherwurde das Leid nur medizinisch, heutewird es auch von der Psyche her gesehen.Personen, die Schmerz empfinden, denkenoft, dass die Betreuenden sie nicht verste-hen. Der Patient erwartet Partnerschaft,möchte Trost finden, möchte ernst ge-nommen werden. Oft kann man sagen,dass der psychische Schmerz schlimmer

empfunden wird als der physische. Eswurde uns bewusst, dass es nicht einfachist, jemandem zu helfen, der leidet. Vor-aussetzung ist, so Schwester Joanna,Aufmerksamkeit für das eigene innereLeben und Aufmerksamkeit gegenüberden Kranken. Die Betreuung und Hilfefunktioniert nur gemeinsam - in großerDemut.

Im dritten Vortrag wurde das Leid vonPater Piotr Sleczka unter philosophischenGesichtspunkten betrachtet. Pater Sleczkabegann seine Ausführungen mit einemGedankenspiel: Man solle sich vorstellen,dass man nie sterben würde. Das Leid undder Tod sind Grundbegriffe des Lebens.Warum leidet der Mensch? Ein Philosoph,der das Leiden verstehen möchte, brauchtintellektuelle Demut. Ein Philosoph wirddie Wahrheit nur dann sagen, wenn ernicht alles sagen kann und anderen eineeigene Antwort geben lässt. Leid bleibt einGeheimnis, das aber nicht von GottesHand gewollt ist.

Im letzten Vortrag von P. Prof. Dr. AndrzejNapiorkowski wurde das Leid in theologi-scher Hinsicht erläutert. Der Gott der Chris-ten ist kein Theoretiker, der nur erklärt.Gott ist ein leidender Gott, der in JesusChristus leidet. Diese christliche Antworttrifft die Erwartungen der Menschen.

Sehr bereichernd waren die gemeinsamenArbeitsgruppen. Im Plenum wurden derenErgebnisse vorgetragen. Interessant zubeobachten war, dass sehr viele unter-schiedliche Betrachtungsweisen zustandekamen, was mit dem unterschiedlichengesellschaftlichen und religiösen Umfeldzusammenhängt.

Ein „geistlicher, kultureller und histori-scher Tagesausflug“, so der Moderator der

Gott will uns zum Mit-Leiden rufen

Werkwoche der Scholastiker in Warschau

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Die interprovinzielle Scholastikatswerkwoche fand vom 27. August bis 2. September2006 unter dem Motto „Gott will uns zum Mit-Leid rufen“ in Warschau statt. 27Scholastiker aus der polnischen Provinz, der schlesischen Generaldelegatur, der öster-reichischen Provinz und vier Scholastiker aus der bayerischen Provinz nahmen an die-sem Treffen teil. Die vier bayerischen Scholastiker durften nach Warschau überKrakau anreisen, wo sie einen Tag lang die Gastfreundschaft des dortigen Noviziatesund Konventes genossen.

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Werkwoche, führte uns am Donnerstag zueinem ehemalige Benediktinerkloster, indem nun Salesianer tätig sind. EinGottesdienst mit anschließender Kirchen-führung rundete den geistlichen Teil desAusfluges ab. Der kulturelle Teil führte unsnach Zelazowa Wola, den Geburtsort desKomponisten und Musikers FredericChopin. Die Besichtigung des Geburtshau-ses und der anschließende Spaziergang imwunderschönen Park - mit Klaviermusik -versetzte uns in die Zeit des Musikers. Derhistorische Aspekt des Ausfluges war dasMuseum Powstania in Warschau, das denWarschauer Aufstand gegen die Nazisbeeindruckend darstellt. In einer sehrinteressanten Führung durch das Museumkonnte man viel über die GeschichteWarschaus und Polens erfahren.

Das Programm der Scholastikerwerkwochewar von den polnischen Mitbrüdern sehrgut und informativ zusammengestellt. Wirkonnten von diesem „Supermarkt“ fürunser weiteres Ordensleben viel mitneh-men. Die gemeinsam gefeierte Liturgie,das Gebet und der brüderliche Austauschhaben diese Woche zu einer sehr tiefenund intensiven Begegnung werden lassen.

Frater Albert Nawatzky

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Gut gelaunte Teilnehmer wie hier FraterJohannes Karlik aus der Slowakei, engagiertes Diskutieren und Arbeiten (Fotos rechts und unten) sowie dieGastfreundschaft der polnischen Brüder(Seite 42) ließen die Werkwoche zu einemvollen Erfolg werden.

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Mohandas Gandhi, dem Vater der indi-schen Unabhängigkeit, hat man den

Ehrentitel „Mahatma“ – „große Seele“ -gegeben. Mit unserem Mitbruder Fortuna-tus Thanhäuser ist eine andere „großeSeele“ am 21. November 2005 heimgegan-gen in die Ewige Heimat.

Hubertus Ludwig Adalbert Josef BernhardThanhäuser wurde am 27. Februar 1918 inBerlin-Friedenau, der Heimat seiner Mut-ter, geboren, während sein Vater Kriegs-teilnehmer im Ersten Weltkrieg war. NachKriegsende ließ sich die Familie in Vol-pertsdorf/Schlesien im dortigen Förster-haus nieder. Der Vater war Förster am Ort.Nach Bernhard wurden der Familie nochzwei Söhne geboren.

Ordenseintritt

Im Alter von 17 Jahren trat BernhardThanhäuser in Breslau in den Orden derBarmherzigen Brüder ein. Der Orden führ-te dort ein großes allgemeines Kranken-haus. Dort befanden sich auch das Provin-zialat und das Noviziat. Ins Noviziat wurdeBernhard Thanhäuser am 20. September1935 aufgenommen, wobei er den Ordens-namen Frater Fortunatus erhielt. Gleich-falls in Breslau erfolgte seine erste Professam 21. November 1936 und die feierlicheProfess am 10. September 1946. Die Ver-längerung des Noviziates und die zehnjäh-rige Dauer der einfachen Profess sind alleinder Nazizeit und dem Zweiten Weltkriegzuzuschreiben und keinesfalls irgendwel-chen Zweifeln an der Eignung von FraterFortunatus für das Ordensleben. Wegeneiner Bluterkrankung wurde Frater Fortu-natus nicht zum Wehrdienst eingezogen.

Nach dem Noviziat besuchte Frater Fortu-natus die Krankenpflegeschule des Ordensin Breslau und erhielt zusätzlich die

Ausbildung als Medizinisch-Technischer-Assistent und war danach sowohl in derKrankenpflege als auch im Krankenhaus-labor tätig. Nachdem Schlesien 1945 unterpolnische Verwaltung kam, wurden auchdie Einrichtungen des Ordens unter staat-liche Verwaltung gestellt. Die noch dortlebenden Brüder durften weiter imAngestelltenverhältnis in den Einrichtun-gen tätig sein, so auch Frater Fortunatus.Mitbrüdern, die aus der Kriegsgefangen-schaft zurückkehrten, wurde die Heimkehrnach Schlesien verwehrt, worauf diesedann zuerst in den Häusern der bayeri-schen Provinz unterkamen und danachmit der Gründung eigener Einrichtungenin West-Deutschland begannen.

Ausweisung aus Schlesien

1950 wurde Frater Fortunatus mit denletzten noch in Schlesien lebenden deut-schen Brüdern ausgewiesen. In Frankfurtam Main war er mit einem Mitbruder fürden Bau des Brüderkrankenhauses im Un-teren Atzemer verantwortlich, war aberauch in der Hauskrankenpflege tätig. Von1953 bis 1969 war er Novizenmeister, wur-de Generaldelegat von 1959 bis 1964 undwar erster Vize-Provinzial von 1964 bis1968 nach der Erhebung der Generaldele-gatur zur Rheinischen Vize-Provinz. Wäh-rend seiner Amtszeit als Vize-Provinzialwurde die Entscheidung getroffen, dieDienste der Hospitalität der Vize-Provinz inandere Länder auszudehnen, in denen diesebesonders notwendig waren. Durch Kon-takte mit dem damaligen Erzbischof vonChanganacherry/Kerala-Indien, fiel die Ent-scheidung für eine Neugründung in Indien.

Neubeginn in Indien

Einige vom Erzbischof ausgewählte jungeInder kamen zur Ordens- und Berufs-

Eine „große Seele“ist heimgekehrt

Frater Alfons Höring beschreibt Leben und Werkvon Frater Fortunatus Thanhäuser

Verstorbene Brüder44

Oben: Erstkommunion

Unten: Der junge Frater Fortunatus (links)mit Eltern und Brüdern bei einemHeimaturlaub in Volpertsdorf/Schlesien

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ausbildung nach Frankfurt, um später mitdeutschen Brüdern das neue Werk aufzu-bauen. In Kattappana, im Hochgebirgevon Kerala, in einem Gebiet, das man ersteinige Jahre zuvor dem Urwald abgerun-gen hatte, sollte ein Krankenhaus entste-hen. Am 15. November 1969 verließ FraterFortunatus zusammen mit Frater PrakashMadapally Frankfurt, um am 19. Novem-ber 1969 in Kattappana einzutreffen. Beider Ankunft bestand bereits ein kleines,provisorisches Krankenhaus, dessen Errich-tung die Rheinische Vize-Provinz finan-ziert hatte.

Das erste Gebäude des heutigen St. John’sHospitals konnte im Februar 1971 eröffnetwerden. Inzwischen hat sich diese Einrich-tung zur größten und wichtigsten Kran-kenhauseinrichtung des Hochgebirges ent-wickelt, einem Gebiet mit etwa einer Mil-lion Einwohnern. Zur Einrichtung gehörenheute auch eine Krankenpflegeschulesowie eine Fakultät für Krankenpflege-wissenschaften. Für chronisch Kranke,alleinstehende alte und pflegebedürftigeMänner und Frauen gründete Frater For-tunatus das „Pratheeksha Bhavan“, demauch ein Kinderheim für sozial geschädig-te Kinder und Waisen angeschlossen ist.Unzählig sind die karitativen Hilfsprojekte,die von Frater Fortunatus initiiert wurden,wie der Bau von mehr als 5000 Häusernfür arme, kinderreiche Familien, Schul-patenschaften für arme Kinder, materielleund finanzielle Unterstützung für armeMenschen usw. Die Bevölkerung verehrtihn deshalb als ‚Vater der Armen’.

Gründung der Schwesterngemeinschaft

Im Jahre 1977 gründete er mit einigenjungen Inderinnen die Ordensgemein-schaft der ‚Schwestern der Nächstenliebe

vom heiligen Johannes von Gott’, die sich,wie die Brüder, dem Dienst an Armen,Kranken, Notleidenden, Alten und Ausge-grenzten im Geiste des heiligen. Johannesvon Gott weihen. Die Schwestern arbeitenheute mit den Brüdern zusammen inEinrichtungen der Brüder in Indien, Öster-reich, Deutschland und Italien und sieführen in Indien eine Reihe von eigenenEinrichtungen.

Nach einer Zeit langer und schwererKrankheit hat Gott der Allmächtige unse-ren Mitbruder Fortunatus am 21. Novem-ber 2005, heimgerufen, an dem Tage, andem er 69 Jahre zuvor seine ersten Gelüb-de abgelegt hatte.

Oben: In der Apotheke des FrankfurterBrüderkrankenhauses

Unten: Frater Fortunatus Thanhäuser - „Vaterder Armen“ in Kattappana/Indien

Ganz unten: Der bereits von Krankheit gezeich-nete Frater Fortunatus (links) mit Frater AlfonsHöring

Auch viele Kinder aus dem Poor Home nahmen Abschied von Frater Fortunatus.

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Das Schlussgebet der Totenmesse am31. Mai 2006 für Frater Vitus Piendl

lautete: „Barmherziger Gott, wir habendas Gedächtnis des Todes und der Aufer-stehung Christi gefeiert für unseren Mit-bruder Vitus. Führe ihn vom Tod zumLeben, aus dem Dunkel in das Licht, ausder Bedrängnis in deinen Frieden.“ DieseGebetsworte bringen deutlich die Sehn-sucht von Frater Vitus zum Ausdruck, dersein Leben hin auf die Auferstehung derToten gestaltet hat.

Am 3. Juli 1921 wurde den EheleutenJohann und Maria Piendl in Allersdorf(Bistum Regensburg) das achte von 14Kindern geboren. Die frommen Bauersleu-te gaben ihrem Sohn den Namen Willibald.In seiner Heimatgemeinde Allersdorf beiSchierling besuchte er die Volksschule, ausder er am 24. März 1937 entlassen wurde.Danach arbeitete er auf dem elterlichenBauernhof.

Heute kaum mehr vorstellbar, sagten sechsder 14 Geschwister Ja zu ihrer Berufungzum Ordensleben. Neben Frater Vitus wa-ren zwei Schwestern bei den Armen Franzis-kanerinnen von Mallersdorf, eine Schwesterbei der Heimatmission in München, eineSchwester bei den Strahlfelder Dominika-nerinnen und eine Schwester bei denMissionsbenediktinerinnen von Tutzing.

Von einer Einberufung zum Militär bliebauch Frater Vitus nicht verschont undmusste an die Front nach Rußland. Beidem zu Ende gehenden Krieg blieb ihmeine russische Gefangenschaft erspart, weiler, mit einem Pferd und einem Kompassausgestattet, die risikoreiche Flucht inseine niederbayerische Heimat antrat.

Im Sommer 1945 arbeitete er bereits wie-der auf dem elterlichen Anwesen. Die

Möglichkeit, diesen Hof als Bauer zu über-nehmen, schlug er aus und gestaltete seinLeben entsprechend seiner Berufung alsBarmherziger Bruder. Am 29. Januar 1956trat er in Schweinspoint in den Orden derBarmherzigen Brüder ein. Das Noviziatbesuchte er in Reichenbach. Im Anschlusswar er wieder für wenige Jahre inSchweinspoint, bevor er nach Straubing indie Einrichtung für Menschen mit Be-hinderung versetzt wurde, in der er diemeiste Zeit seines Ordenslebens verbrachteund hier in der Pflege auf den Wohn-gruppen mitarbeitete. Bei der Auflösungdes Konventes in Straubing wurde er 1990nach Gremsdorf versetzt und bei derSchließung des dortigen Konventes 1992nach Reichenbach. Hier lebte er bis 2005.

Als er für die Dinge des Alltags mehr Be-treuung und Pflege brauchte, wurde er indas ordenseigene Altenheim in Neuburg(Donau) versetzt. Ein Krankenhausaufent-halt förderte drei Monate vor seinem Tod

die Tatsache einer massiven Krebserkran-kung zutage, an der Frater Vitus auch ver-storben ist. Leider erforderte sein Krank-heitszustand noch für wenige Tage eineVerlegung auf die Palliativstation desRegensburger Krankenhauses der Barm-herzigen Brüder, wo er am Vormittag des26. Mai 2006 im Beisein von Frater Mein-rad, Frater Seraphim und der Stations-leitung, Schwester Walli Meyer, verstarb.Am 31. Mai 2006 wurde er in Neuburg(Donau) bestattet.

Möge unser guter Gott seinem Glaubendie Erfüllung schenken, dass er aus Notund Bedrängnis in das Leben in Fülle beiGott heimkehren konnte.

frk

„… aus derBedrängnis in deinenFrieden“

Nachruf auf Frater Vitus Piendl

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Am 8. November 2006 starb FraterMelchior Kracker im Alter von 88

Jahren in Algasing, wo er seit 1988 lebte.Mit zunehmendem Alter wurde er ge-brechlicher und konnte sich seit Jahrennur im Rollstuhl fortbewegen. Die letztenLebensjahre verbrachte er auf der Wohn-gruppe Korbinian und wurde dort liebevollund fürsorglich betreut und gepflegt.

„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie dugesagt hast, in Frieden scheiden.“ DieseStelle aus dem Lobgesang des Simeon, dieauch auf dem Sterbebildchen von FraterMelchior steht, kennzeichnen die letztenStunden seines Lebens: Frater Melchiorentschlief friedlich kurz vor Mitternachtnach vielen Jahren Gebrechlichkeit undKrankheit.

Unter Anteilnahme seiner Mitbrüder undvon Familienangehörigen, darunter derjüngste Bruder Konrad, und der Hausge-meinschaft von Algasing wurde FraterMelchior am Samstag, 11. November 2006,auf dem dortigen Friedhof zur letztenRuhe gebettet.

Pater Leodegar Klinger, der beim Requiemmit Pater Kamillus Halbleib das heiligeMessopfer darbrachte, stellte seine Predigtunter den Leitgedanken der Annahme vonBedürftigkeit, Gebrechlichkeit, Leid undSchmerz. Nach seinen Worten liegt ein tie-fer Sinn darin, dass der Mensch Abschiednimmt von vielen Bindungen und frei wirdfür den Heimgang zum Herrn. Es bedürfeindes eines starken Glaubens, um den Sinnden Leidens und der Pflegebedürftigkeitzu bejahen und schließlich sagen zu kön-nen: Guter Gott, ich bin bereit heimzukeh-ren.

Frater Melchior Kracker und seine Zwil-lingsschwester wurden am 18. Juni 1918

in Altusried im Landkreis Kempten in derDiözese Augsburg geboren, er wurde aufden Namen Ludwig getauft, seine Schwes-ter auf Maria Theresia (sie starb im Mai2001). Frater Melchior wuchs mit neunGeschwistern (sieben Brüder und zweiSchwestern) auf dem landwirtschaftlichenHof der Eltern auf.

Er besuchte nach der Volksschule die „All-gäuer Bauernschule Spitalhof-Kempten“,die er 1938 erfolgreich abschloss. Im No-vember 1946 trat der gelernte Melker-Gehilfe in den Orden der BarmherzigenBrüder ein. Er wurde im August 1947 ein-gekleidet, legte am 15. August 1948 dieEinfache, am 15. August 1951 dieFeierliche Profess ab, jeweils vor ProvinzialFrater Theodorich Höfner.

Mit Bravour bestand Frater Melchior dieKrankenpflegeausbildung, die er amKrankenhaus der Barmherzigen Brüder inStraubing absolvierte. „Sehr gut“ steht inseinem Prüfungszeugnis von 1954. Nachseiner Ausbildung war Frater Melchior alsanerkannt tüchtiger Krankenpfleger in denKrankenhäusern Straubing (bis 1967) undNeuburg (bis 1979) tätig und leitete auf-grund seines Könnens und Geschicks inbeiden Häusern Stationen.

Frater Melchior war nicht nur ein guterKrankenpfleger, im Privaten war er ein„Tüftler“. Die Gemeinschaft der Barmher-zigen Brüder wird Frater Melchior deshalbauch als äußerst gewitzten, einfallsreichenund geschickten Bastler in Erinnerungbehalten. Bis ins hohe Alter war er allemNeuen aufgeschlossen, so eignete er sichselbst noch die Selbstheilungslehre vonQigong mittels eines Lehrbuches an.

„Nun lässt du, Herr,deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden“

Nachruf auf Frater Melchior Kracker

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Andreas Lipp von der Wohnstätten-verwaltung der Stiftung Attl, dessen

Vater Jakob Lipp 33 Jahre landwirtschaft-licher Baumeister in Attl war, kann sich ausseinen Kindertagen noch gut an FraterAndreas Weitnauer erinnern. Frater Andreasverstarb am 21. Oktober 1962 und wurdeals letzter Barmherziger Bruder auf demAttler „Brüder- und Patientenfriedhof“bestattet, der noch heute „neuer Friedhof“heißt.

Herr Lipp erzählt, dass er neben der Ver-waltung für den Wohnbereich auch fürden Friedhof zuständig sei. „Schließlich istder Friedhof ja auch eine Wohnung“,meint er. Im Bereich der Einrichtung fürbehinderte Menschen, in der die Barm-herzigen Brüder von 1873 bis 1970 tätigwaren, gibt es drei Begräbnisstätten. Bis

zum Jahr 1803, in dem das Benedik-tinerkloster durch die Säkularisation auf-gehoben wurde, bestattete man die Mön-che in der Klostergruft, die heute nochunter der Pfarrkirche begehbar ist. Hierwurden keine Barmherzigen Brüder beer-digt. Bis zum Jahre 1933 beerdigte mandie Fratres und die behinderten Heim-bewohner im Dorffriedhof entlang derKirchenmauer. Diese Grabstätte der Barm-herzigen Brüder ist heute noch gut erhal-ten und wurde vielen in der Stiftung Attltätigen Brüder letzte Ruhestätte.

Am 1. Dezember 1931 beschloss der Kon-vent, einen neuen Friedhof auf demEinrichtungsgelände zu errichten. Schonseit längerer Zeit gab es im Friedhof an derAtteler Pfarrkirche empfindlichen Platz-mangel. Darüber hinaus verwesten die

Leichnahme entlang der Kirchenmauernicht. Da der Platz der Grabstätte sehr engbemessen war, mussten bei jeder Beer-digung die Särge ausgehoben und tiefergelegt werden.

Pater Prior Paulus Theis suchte deshalbnach einer neuen Lösung. Zuerst wollte ereinen Terrassenfriedhof am Osthang desAtteler Berges anlegen. Schließlich hatte eraber doch Bedenken und wählte lieber denöstlichen Teil des Obstgartens. Der Wegzum Friedhof führte früher am Gemü-segarten entlang, ist aber heute inmittender Wohnbereiche der Behindertenein-richtung gelegen.

Durch ein Portal aus Nagelfluh, das mitdem Granatapfel geschmückt ist, führt derWeg zu einem vier Meter hohen Ei-chenkreuz. Dieses steht in einer nischenar-tigen Ausbuchtung des Friedhofsgrundes.Auf dem Sockel ist heute noch dieInschrift „Rette Deine Seele!“ zu lesen. DieGräber der Brüder sind links und rechts vordem Kreuz in einer Reihe errichtet. Wäh-rend der letzte Barmherzige Bruder 1962hier beerdigt wurde, ist der langjährigeWohnbereichsleiter Harry Werner 2005 aufeigenen Wunsch auf der rechten Seite derBrüdergräber beigesetzt worden. Rund umdie Brüdergräber reihen sich die Grab-stätten der Heimbewohner. Die kleinenEisenkreuze und die bunt bepflanztenGräber geben dem Friedhof inmitten vonaltem Baumbewuchs und verschiedenerWege, die durch die Anlage führen, einlebendiges Aussehen. Links vom Eingangs-portal wurde eine Lourdesgrotte errichtetund rechts steht ein Brunnen, der zumVerweilen einlädt. In einer Kreuzrosette istals Tag der Einweihung der 9. April 1933vermerkt.

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Eine „Wohnung“ für die Verstorbenen

Die Begräbnisstätte in der Stiftung Attl

Friedhöfe48

Der Granatapfel,Symbol für den Orden

der BarmherzigenBrüder, ist überall aufdem Friedhof präsent.

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Bis vor wenigen Jahren lag der Friedhofder Barmherzigen Brüder Gremsdorf

noch ganz am südlichen Rand der großenBehinderteneinrichtung. Mit den Neubau-ten veränderte sich dann die Lage desGottesackers radikal. Nun ist er rings um-schlossen von den Wohngebäuden Hilde-gard von Bingen und Vinzenz von Paul imOsten, Maria im Südwesten, Theresa vonAvila im Westen und Karl Borromäus imNordwesten; er liegt also nun mittendrin –ganz zwischen den Lebenden; dort, wo ereigentlich nach alter bayerischer Traditionauch hingehört.

Durch ein mannshohes Eisentor betrittman in Gremsdorf den Ordens- und Ein-richtungsfriedhof, um vorbei an langenReihen von Gräbern direkt auf die Mitteder 70er Jahre des vorigen Jahrhundertserrichtete Aussegnungshalle zuzuschrei-ten. Zwei parallele Reihen von kleinen Be-tonsteinen säumen rechter Hand diegleichförmig gestalteten Gräber, die untereiner weiten Grasfläche liegen. Links amHauptweg weisen schmale Eisenkreuze aufBetonsockeln in vier Reihen auf die ver-storbenen Heimbewohner hin.

Links und rechts des breiten Weges ladenvom Frühjahr bis in den Herbst Holzbänkeim Schatten von Bäumen zum Verweilenein; dieses friedvolle Angebot wird vonden Bewohnern der Einrichtung auchgerne wahrgenommen. Übermächtig ragtein rund drei Meter hohes Eisenkreuz inder Mitte des Friedhofes weithin sichtbarin den Himmel. Der weiße Korpus ist aufdas alte barocke Amtsschloss hin ausge-richtet. Entlang der südlichen Begren-zungsmauer weisen stilisierte Keramik-kreuze auf weitere Grabstätten hin. EineBronzetafel enthält die Namen von 29Patres und Fratres, die in Gremsdorf ihreletzte Ruhestätte gefunden haben. Auchsieben Franziskaner, die offenbar alsBewohner bzw. Patienten in Gremsdorfwaren, wurden zwischen 1952 und 1973hier beerdigt.

„Der Tod ist das Tor zum Leben“, so stehtes im Vorraum zum Leichenhaus zu lesen.Ein buntes Mosaikrelief zeigt die Gottes-mutter mit ihrem verstorbenen Sohn aufihrem Schoß liegend. Gerade die Morgen-sonne lässt ihre goldenen Heiligenkronenin strahlendem Glanz erscheinen. Der inden Himmel auffahrende Heiland ist durcheine Bronzeplastik dargestellt.

Weitere Grabinschriften zeugen von Na-men verstorbener Ordensgeistlicher und

Ordensbrüder, die auch heutigen Bewoh-nern und Mitarbeitern – und auch so man-chem Besucher – noch wohl bekannt sind.

Die 14. Station des modern gestaltetenKreuzweges, der durch die gesamteGremsdorfer Einrichtung führt, lässt denBesucher dann kurz verweilen. Der fränki-sche Künstler schuf das Symbol einer halbgeöffneten Grabstelle. Und der Kreuz-wegführer weist dabei auf den Psalm-spruch hin: „Ich bin hingeschüttet wieWasser. Es lösen sich meine Glieder. MeinHerz ist in meinem Leib wie Wasser zer-flossen. Meine Kehle ist trocken wie eineScherbe. Du legst mich in den Staub des

Todes. Halte Dich nicht fern, Herr! Du,meine Stärke, eile mir zu Hilfe:“

An schönen Tagen klingt dem lauschen-den Friedhofsbesucher heitere Musik,fröhliches Gelächter, aber durchaus auchein ratternder Rasenmäher im Ohr, einuntrügliches Zeichen für pulsierendesLeben um den stillen Gottesacker herum.Gleichsam wie eine grüne Insel ruht derFriedhof mit all seinen Thuja- und Le-bensbäumen, seinem Buchs- und Efeu-gewächs inmitten der sonst so lebendigenEinrichtung.

Johannes Salomon

Der Tod ist das Torzum Leben

Der Friedhof bei den Barmherzigen Brüdern Gremsdorf

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Die Gruft in der Schutzengelkirche

1702 ließ sich der Orden der Franziskanerin Straubing nieder, gerufen von den Be-wohnern der Altstadt, die sich eine besse-re seelsorgerische Betreuung wünschten.Der Ordensbaumeister Frater Philipp Plankhentwarf die den heiligen Schutzengelngeweihte Ordenskirche, deren Grundstein-legung bereits am 4. Juli 1702 erfolgte. Esentstand ein außen unscheinbarer, innenaber lichter Kirchenraum, der durch diegeschlossen erhaltene, frisch sanierte,frühbarocke Ausstattung – unter anderemmit raffinierten Wandelaltären – besticht.

Die Ordensgruft wurde beim Bau derKirche quer unter dem zweiten Joch desChores bzw. unter dem Choraltar von Südnach Nord angelegt und mit einem kurzenWestteil, in dem wohl ein Altar stand, ver-sehen. Der Zugang erfolgt von Osten her,

über eine Steintreppe aus der Sakristei. Imnördlichen Teil der mit roten Ziegeln aus-gelegten und einem Kreuzgratgewölbeüberzogenen Gruft befinden sich auf bei-den Seiten, in drei Ebenen übereinander, je36 Loculi, also insgesamt 72 Grabnischen;im südlichen Gruftteil sind noch 22 Loculierhalten. Die Gruft wurde von den Fran-ziskanern bis zur Säkularisierung desKlosters im Jahre 1802 belegt. Insgesamtfanden 117 Franziskanermönche darin ihreletzte Ruhestätte, als erster der am 2. Fe-bruar 1704 gestorbene Pater JustusMösner, als letzter Pater GuarinusWeinzierl, verstorben am 20. Januar 1802.Belegungen aus franziskanischer Zeit sindheute nicht mehr sichtbar. Mit derAuflösung des Franziskanerklosters gingdie Schutzengelkirche einschließlich derGruft in den Besitz des bayerischenStaates über, der bis heute für deren Erhaltverantwortlich ist.

1844 zogen die Barmherzigen Brüder indas ehemalige Franziskanerkloster ein, umsich in Straubing der Pflege krankerMänner zu widmen (1748 hatte der Ordender Elisabethinen bereits ein Frauenkran-kenhaus begründet). Die Brüder übernah-men nicht nur die Klostergebäude, son-dern weihten ihren Konvent ebenfalls denheiligen Schutzengeln und setzten dieGrablege in der Gruft fort: Als ersterOrdensangehöriger wurde der am 29.Dezember 1849 verstorbene Frater GabrielDiebold beigesetzt. An die bis 1899 ver-storbenen und in der Gruft bestatteten 21Brüder, deren Grabnischen aber im Laufder Jahrzehnte wieder belegt wurden, er-innert in der westlichen Ausbuchtung eineGedenktafel: „R.I.P. Gebetsandenken allerMitbrüder welche seit Errichtung desConventes zu den hl. Schutzengeln in die-ser Gruft ruhen“. Auch drei weltlichePriester und ein Laie, Georgius Zistler, ein„Wohltäter des Hauses“, sind hier ver-zeichnet. Eine weitere Tafel führt alle 23Mönche auf, die seit der Gründung desKlosters bis 1956 als Prior wirkten - anihrer Spitze „Magnabonus Markmiller“(sic!), der „Gründer des Klosters“.

In der Gruft sind 82 Grabnischen vonBarmherzigen Brüdern belegt, in achtLoculi ruhen Angehörige anderer Orden,weltliche Priester und „Wohltäter desHauses“. Zu Grabe getragen wurden hiersowohl die Barmherzigen Brüder, die imKrankenhaus tätig waren, als auch dieMönche, die in der 1884 gegründetenEinrichtung für Menschen mit Behinderungarbeiteten und wohnten. Auf den steiner-nen Tafeln, die die Nischen verschließen,stehen unter einem schlichten Kreuz-zeichen in schwarzer, gelegentlich vergol-deter Schrift zumeist nur der Name, dieOrdenszugehörigkeit („Ord. S. J. d. Deo“oder „Ord. Hosp.“), das Geburts-, Profess-

„Gott hat den Herrn erweckt und wird auch uns auferweckendurch seine Macht“

Die Grabstätten der Barmherzigen Brüder in Straubing

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und Sterbedatum. Vereinzelt weisen dieInschriften auch auf die Priesterweihe, aufProfessjubiläen, Funktionen oder besonde-re Leistungen hin, deuten das Lebens-schicksal des Verstorbenen an. So legte derNovize Emeram Heiss, geboren am 7. Mai1921, noch auf dem Sterbebett, am 10. Mai1940, seine Profess ab. Frater IgnatiusKiermeier starb am 10. Februar 1916 im22. Lebensjahr „als Opfer der Nächstenliebeim Lazarettdienst des Krieges“. Über einerfülltes Ordensleben berichtet folgendeInschrift: „A. R. P. Magnobonus Reiser,O.S.J.d.D. General-definitor u. Generalse-kretär des Ordens der Barmh. Brüder, geb.den 9. Juni 1874 zu Pöttmes, Profess am2. Febr. 1898 zu Neuburg a./D., Priester-weihe d. 4. April 1898 zu Rom, gest. am19. Dezember 1918 im Kloster d. Barm-herzigen Brüder St. Angelus zu Straubing.R.I.P.“ Auf der Grabplatte für Frater AloisEckl, verstorben am 10. Mai 1876 nach 22Jahren Ordenszugehörigkeit, steht der füralle in der Gruft gültige Spruch aus demersten Korintherbrief (1 Kor 6,14): „Gott hatden Herrn auferweckt und wird auch unsauferwecken durch seine Macht.“

Unter den Barmherzigen Brüdern wurdedie Gruft baulich leicht verändert. So schufman einen zweiten Treppenzugang ausdem Kreuzgarten, dem wohl sechs Grab-nischen des südlichen Gruftganges wei-chen mussten. Im Zuge der weiteren Sa-nierung der ehemaligen Klostergebäude,in denen nun die Volkshochschule und dasKompetenzzentrum für NachwachsendeRohstoffe untergebracht sind, soll dieserEingang aber wieder geschlossen werden.Im westlichen Gruftteil entstanden elfneue, aus Beton gegossene Loculi, dieaber nicht mehr verwendet wurden. Mitdem Rückzug aus der Krankenpflege und -damit verbunden - aus dem Kloster an derSchulstraße im Jahr 1974 gaben die Barm-herzigen Brüder auch die Belegung derGruft auf, sie verfügen aber weiterhin überdas Nutzungsrecht. Als letzter wurde inder Gruft „R. Fr. Kunibert Preschl Ord.Hosp.“ vom Haus „Straubing II“, also derBehinderteneinrichtung, bestattet; er waram 29. November 1973 verstorben. Fürden Konvent, der seit 1893 an der Äuße-ren Passauer Straße zu Hause war und inStraubing verblieb, wurde im Friedhof St.Michael eine neue Grabstelle erworben.

Das Gräberfeld im FriedhofSt. Michael/Waldfriedhof

Straubing hat zwei bedeutende Friedhofs-anlagen: den „Kirchhof“ von St. Peter in

der Altstadt, der vermutlich bereits infrühbairischer Zeit existierte und auchnach Gründung der Neustadt 1218 undder Erhebung der Kirche St. Jakob zurPfarrei 1581 der offizielle Bürger- undPfarrfriedhof Straubings blieb, und denFriedhof „bei Sand Michel“, wohin mandie armen Toten, die Dienstboten, Tag-löhner und Soldaten verbannte. Ursprungdieses Michaelsfriedhofes ist eine KircheSt. Michael, die 1375 erstmals urkundlicherwähnt und am 18. April 1945 beimschwersten Luftangriff auf Straubing zer-stört wurde. Am 1. November 1879 wurdeder Petersfriedhof aus hygienischen Grün-den geschlossen und der ArmenfriedhofSt. Michael zum neuen „Zentralfriedhof“Straubings erklärt. 1894 wurde derFriedhof fast um das Doppelte nach Ostenerweitert und ein Leichenhaus im neoro-manischen Stil errichtet. Auf diesemFriedhofsteil unterhalten die Barmher-zigen Brüder, die 1893 an der ÄußerenPassauer Straße eine neue „Anstalt fürmännliche Cretinen“ errichteten, einGräberfeld für die „Pfleglinge“.

Als nächste Erweiterung wurde am 9. Mai1920 der „Neue Friedhof St. Michael“ ein-geweiht, für den sich aber im Lauf derJahre wegen der vielen Bäume dort derName „Waldfriedhof“ einbürgerte. Hiererwarben die Dillinger Franziskanerinnen,die 1906 die Betreuung der Pensionäreund Haushaltungsschülerinnen im Marien-heim antraten, und der ihnen angeschlos-sene „Dritte Orden“ Grabstätten. 1973übernahm der Orden der BarmherzigenBrüder einen Teilbereich davon und wiesihn als neue Grabstelle für die in derBehinderteneinrichtung tätigen Brüder aus(Friedhofsfeld C 3, Nr. 1398-1412). Alserster Ordensangehöriger fand FraterFridolin Bösl, der am 7. September 1976gestorben war, hier seine letzte Ruhestät-te. 1987 wurden vom Orden weitereGräber des Dritten Ordens abgelöst (Nr.1380-1397). Bis zur Schließung des Kon-vents und dem Rückzug der Ordens-männer aus Straubing im Jahr 1990 wur-den elf Brüder und ein Ehrenmitglied desOrdens, der Priester Hermann Josef Bühl,beerdigt. „Hier ruht in Gott R. Fr. Sebasti-an Durner“: Er ist der letzte BarmherzigeBruder, der in Straubing begraben wurde;er starb 85-jährig am 11. März 1988, 55Jahre nach seiner Profess.

Im Jahr 2006 reduzierte der Orden dasGräberfeld, das jetzt noch die Grabnum-mern Nr. 1400 - 1412 im Bereich C 3 um-fasst. Das granitene Gedenkkreuz des„Dritten Ordens“ wurde erhalten und ver-kündet nun eindrucksvoll in der Mitte derzwölf schlichten grauen Grabsteine, diemit bronzenen Kreuzen oder Madonnengeschmückt sind: „Ich bin die Aufer-stehung und das Leben“.

Dr. Dorit-Maria Krenn

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2. FebruarTag des geweihten Lebens

11. Februar Welttag der Kranken

8. März Hochfest des heiligen Johannes von Gott(1495 – 1550), Ordensgründer derBarmherzigen Brüder

24. AprilGedenktag des heiligen Benedikt Menni(1841 – 1914), Barmherziger Bruder,Priester, Ordensgründer der Hospital-schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu

26. AprilGedenktag Maria vom guten Rat

29. AprilWeltgebetstag für geistliche Berufe – „Duaber wähle das Leben“

4. MaiGedenktag des heiligen Richard Pampuri(1897 – 1930), Barmherziger Bruder undArzt

10. MaiGedenktag des heiligen Johannes vonAvila (1499 – 1569), Priester und„Seelenführer“ des heiligen Johannes vonGott

3. JuniGedenktag des heiligen Johannes Grande(1546 – 1600), Barmherziger Bruder

10. JuniTodestag von Frater Eustachius Kugler(1867 – 1946), heiligmäßiger Provinzialder Barmherzigen Brüder in Bayern

30. JuliGedenktag für die 71 seligen spanischenMärtyrer aus dem Orden der BarmherzigenBrüder, die 1936 im spanischenBürgerkrieg umgebracht wurden

28. AugustFest des heiligen Augustinus, nach dessenOrdensregel die Barmherzigen Brüderleben

24. OktoberFest des heiligen Erzengels Raphael

4. NovemberFest des heiligen Karl Borromäus, Patronder Bayerischen Ordensprovinz

17. NovemberHochfest Maria Patronin des Hospital-ordens

28. NovemberGedenktag der Übertragung der Reliquiendes heiligen Johannes von Gott

Feste und Gedenktage im Jahr 2007

Eine Stiftungfür mehrBarmherzigkeitIm Stiftungszentrum der BarmherzigenBrüder können Sie Ihre eigene Stiftungbereits mit einem Grundstockvermögenvon 5.000 Euro gründen. Schon bei diesem vergleichsweise geringen Stiftungs-vermögen übernimmt das Stiftungs-zentrum kostenlos die Gründung undkümmert sich um die steuerliche Aner-kennung. Die Gründung Ihrer Stiftunggeht schnell und einfach. Verglichen mit einer Spende bietet Ihnen eine eigeneStiftung zahlreiche steuerliche Vorteile.Als Stifter legen Sie fest, welcheMenschen Sie unterstützen wollen.

Derzeit werden unter dem Dach des Stif-tungszentrums der Barmherzigen Brüderbereits neun Stiftungen verwaltet.

Nähere Informationen finden Sie im Internet unter www.stiftungszentrum.de/barmherzigeoder bekommen Sie unter Telefon (0 89) 7 44 20 02 92.

Vor 100 Jahren, am 15. September 1907,wurde die Gremsdorfer Klosterkirche ge-weiht.

Vor 75 Jahren, am 14. März 1932, wurdein Regensburg eine Krankenpflegeschuleeröffnet.

Vor 50 Jahren, am 10. Januar 1957, wurdein Kobe-Suma ein Kneipp-Ambulatoriumeröffnet.

Vor 50 Jahren, am 18. August 1957, wurdedie neue Krankenhauskirche in Müncheneingeweiht.

Vor 25 Jahren, am 4. März 1982, wurdendie sterblichen Überreste von FraterEustachius Kugler in die nach ihmbenannte Kapelle im RegensburgerKrankenhaus der Barmherzigen Brüderumgebettet.

Vor 10 Jahren begann die Mitarbeit derBarmherzigen Brüder bei der MünchnerStraßenambulanz.