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Peter Ochs 1947 Kindheit und Jugend WIR vom Jahrgang Wartberg Verlag Das ORIGINAL Wartberg Verlag

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WIR

vom

Jahr

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Peter Ochs

Aufgeregt und erwartungsvoll, so blickten wir damals in die Zukunft!Erinnern Sie sich mit uns an die ersten 18

Lebensjahre – an Ihre Kindheit und Jugend!

Peter Ochs, selbst Jahrgang 1947, nimmt

Sie mit auf eine Reise in Ihre Vergangenheit.

Eingebettet in die weltpolitischen und ge­

sellschaftlichen Geschehnisse der damaligen

Zeit, begleitet er Sie durch eine Welt unbe­

schwerter Kindheit und hoffnungsvoller

Jugendträume.

Jahrgang 1947 – unsere Kindheit und

Jugend fielen zusammen mit dem Wiederauf­

bau Deutschlands nach dem Krieg, mit der

politischen Neuordnung der Welt, mit neuen

Krisen und Kriegen. In den Jahren 1947 bis

1965 wurden aber auch die Weichen gestellt

für die Welt von heute: Das Fernsehen hielt

Einzug, das Auto machte die Massen mobil,

Urlaubsreisen in fremde Länder erweiterten

den Horizont, Raumfahrer strebten ins All.

Wir Siebenundvierziger wurden Zeugen einer

stürmischen Entwicklung. Begeistert erlebten

wir den Aufbruch in die Moderne mit. 1947Kindheit und Jugend

WIRvom

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Wartberg Verlag

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ISBN: 978-3-8313-3047-8

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Das ORIGINAL

Wartberg Verlag

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Peter Ochs

Wartberg Verlag

1947Kindheit und Jugend

WIRJahrgang

vom

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Bildnachweis: Archiv Eugen Sauter: S. 4, 17; Dagmar Mehlhase, Hannover: S. 5; © Wartberg Verlag (entnommen aus:

Beate Eder „Kassel – Kindheit in den 50er Jahren“ 1999) : S. 7, 8 o., 13, 14 o., 15 u., 16, 24 u., 27, 39 u.;

Deutsche Bundesbank: S. 8 u., 14 u.; Birgit Leidinger, Wetter: S. 9; Heinrich Langner: S. 10; Archiv Peter

Ochs: S. 11, 21, 38, 54, 56 o.; Foto Helmut Blecher: S. 15 o.; Hans Braun, Espenau: S. 18; HNA-Archiv,

Lengemann: S. 20; Archiv Gustav Hildebrand: S. 23, 32 o., 35; 50er-Jahre-Museum Büdingen: S. 25, 32

u., 33, 56 u., 63 o.; Stadtarchiv München – Rudi-Dix-Archiv: S. 26, 29; Archiv Georg Eurich: S. 28 o.;

Presse-Bild Poss, Siegsdorf: S. 28 u., 30, 31, 37, 44; Bärbel Werdin, Hannover: S. 39 o.; Renate Mros,

Gelsenkirchen: S. 40; © Bauer Media KG: S. 43; Helga Rosenau, Wettenberg: S. 46; Quelle unbekannt:

S. 48; Burkhard Schaar, Groß-Umstadt: S. 50; Heinz Schlöffel, Kassel: S. 57; Irene Dechert, Frankenberg:

S. 59; Irmgard Böck, Kassel: S. 61; Rolf Neuhaus, Wabern: S. 62; Burkhard Unrau, Bergisch-Gladbach:

S. 63 u.;

ullstein bild – Wolfgang Kunz: S. 6; ullstein bild – bpk/Josef Donderer: S. 19 o.; ullstein bild – ullstein bild:

S. 19 u., 36, 42; ullstein bild – Archiv Gerstenberg: S. 24 o.; ullstein bild – Steinach: S. 45; ullstein bild –

Jung: S. 53; picture-alliance/dpa: S. 47; picture-alliance/akg-images: S. 60;

Wir danken allen Lizenzträgern für die freundliche Abdruckgenehmigung. In Fällen, in denen es nicht

gelang, Rechtsinhaber an Abbildungen zu ermitteln, bleiben Honoraransprüche gewahrt.

12., überarbeitete Neuauflage 2016Alle Rechte vorbehalten, auch die des auszugsweisenNachdrucks und der fotomechanischen Wiedergabe.Gestaltung und Satz: r2 | Ravenstein, VerdenDruck: Druck- und Verlagshaus Thiele & Schwarz GmbH, KasselBuchbinderische Verarbeitung: Buchbinderei S. R. Büge, Celle© Wartberg-Verlag GmbH 34281 Gudensberg-Gleichen • Im Wiesental 1Telefon: 056 03/9 30 50 • www.wartberg-verlag.deISBN: 978-3-8313-3047-8

Impressum

Besuchen Sie das 50er-Jahre-Museum in Büdingen mit seinen unzähligen Exponaten aus einer spannenden Epoche:

50er-Jahre-Museum e.V.Auf dem Damm 363654 BüdingenTel.: 06042/950049

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Die ersten achtzehn Jahre unseres Lebens verliefen zwar für kaum zwei von uns gleich – aber aufregend waren sie bestimmt in jedem Fall. Denn in diese Reifeperi-ode fielen Ereignisse wie Kindergarten, Einschulung, neue Freundschaften, der Wechsel auf eine weiterführende Schule oder der Start ins Berufsleben, die erste Liebe und der erste Urlaub weit weg von zu Hause – kurz: Immer wieder mussten Entscheidungen getroffen werden, die unser weiteres Leben im Nachhinein vielleicht stärker beeinflussten, als es allen Beteiligten in jenem Moment bewusst wurde.

Wie war das gleich? Ach ja: Wer zu den ersten Neugeborenen des Jahres 1947 gehörte, lernte die Welt von einer eiskalten Seite kennen. Der Winter war lang und frostig, in den zerbombten Städten lebten viele Familien in notdürftig hergerichteten Wohnungen, und Brennmaterial für die Öfen zu organisieren war vielerorts ein Problem. Der Februar 1947 war der kälteste seit fast 50 Jahren. Der Sommer 1947 entschädigte dann reichlich für den kalten Winter. Meteorologen sprachen von einem Hitzesommer mit einer Sonnenscheindauer, wie man sie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nicht registriert hatte. Selbst im September zeigte das Thermometer in Berlin noch an 15 Tagen 25 Grad oder mehr an. Noch zahlte man mit Reichsmark, alle warteten auf die Währungsreform. Vor allem in den zerbomb-ten Städten fehlte es an den nötigsten Dingen des täglichen Lebens. Die Kinder auf dem Lande hatten es da meist besser. Als der Frühling kam, sah ihre Welt eigentlich so grün aus wie immer. Doch in vielen Familien wartete man noch voller Bangen auf die Heimkehr des Vaters aus dem Krieg. In anderen Häusern war längst traurige Gewissheit, dass er niemals mehr zurückkehren würde. Das große Heer der Vertriebenen mühte sich, Kontakt zu vermissten Verwandten herzustellen.

Dieses Buch lässt unsere ersten 18 Jahre noch einmal Revue passieren. Natür-lich hat jeder 47er seinen eigenen Erfahrungsschatz gesammelt. Wenn es mir gelingt, manche schöne Erinnerung zu wecken, dann hat dieses Buch seinen Zweck erfüllt.

Eine Bitte noch: Seid nachsichtig mit der „Jugend von heute“. Erinnert euch, wie damals über uns die Köpfe geschüttelt wurden.

VorwortLiebe 47er!

Peter Ochs

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Alles ganz normal

Von all den Sorgen der Erwachsenen so kurz nach dem Krieg wussten wir Neugeborenen glücklicherweise noch nichts. Für uns war alles, was wir so langsam hörten, sahen, rochen, schmeckten und fühlten, neu und bald vertraut – mit einem Wort: normal.

Der eine lag krähend im Wäschekorb, für den anderen fand sich eine Wiege, die zur Beruhigung in schaukelnde Bewegungen versetzt werden konnte. Einen Kinderwagen für sich ganz allein hatte 1947 auch nicht jedes Baby (das damals

1947-1949

Achtung Welt:Wir kommen!

Ein Körbchen auf vier Rädern – fertig war der Kinderwagen

Marke Eigenbau

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noch Säugling hieß). Oft musste er als Handwagen-Ersatz zum Transport von Brennholz oder Kartoffeln herhalten. Und mancher kleine Hosenscheißer diente sogar als Tarnung für Teures vom Schwarzmarkt: Unter der Matratze ließen sich ein paar Schachteln Zigaretten oder gar ein halbes Pfund echter Bohnenkaf-fee ganz gut verstecken.

Von diesen alltäglichen Nöten haben wir glücklicherweise noch nichts mitbe-kommen.

1947-1949

Achtung Welt:Wir kommen!

Chronik 1. Januar 1947Die wirtschaftliche Vereinigung der britischen und der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands zur Bizone ist eine Reaktion auf Versorgungsschwierig-keiten im Winter 1946/1947.

12. März 1947US-Präsident Truman verkündet die nach ihm benannte Doktrin, wonach die USA bereit sind, allen vom Kommunismus bedrohten Ländern Militär- und Wirtschafts-hilfe zu gewähren. Der Begriff vom „Kalten Krieg“ bürgert sich ein.

5. Juni 1947US-Außenminister George C. Marshall fordert ein wirtschaftliches Aufbauprogramm für Europa unter Einbeziehung Deutsch-lands. Dieses European Recovery Program (ERP) wird als Marshallplan bekannt.

30. Juni 1947Die USA entlassen ihren letzten deutschen Kriegsgefangenen. Die übrigen Sieger-mächte halten noch 1,3 Millionen fest, davon allein die Sowjetunion 900 000.

Juni 1948Endlich kommt das neue Geld: Am 21./22. Juni gibt es in den West-Zonen die D-Mark. Wenige Tage später erhalten auch die Bewohner der sowjetisch besetzten Zone eine neue Währung.

24. Juni 1948Sowjetische Truppen blockieren die Zugangswege von den West-Zonen nach Berlin. Zwei Tage später beginnt die gigantische Luftbrücke zur Versorgung der eingeschlossenen Bevölkerung. Die Blockade endet erst am 12. Mai 1949.

4. April 1949Die USA, Kanada, Frankreich, Großbritan-nien, Belgien, Dänemark, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen und Portugal gründen die NATO.

23. Mai 1949Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland tritt in Kraft.

1. Oktober 1949Mao Tse-tung ruft die Volksrepublik China aus.

7. Oktober 1949Die Verfassung der DDR tritt in Kraft.

1. bis 3. Lebensjahr

Diesen Sommer fahren wir offen

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Spinat macht groß und stark!

Was hat man nicht alles in uns hineingestopft, um uns groß und stark werden zu lassen. Nach Muttermilch und den ersten Fläschchen sollten wir uns möglichst schnell an feste Nahrung gewöhnen, damit für uns nicht immer ein Extratopf auf den Herd gestellt werden musste. „Spinat ist gesund, der hat viel Eisen. Das ist gut für das Wachstum“, glaubte man damals. Na ja, aber der Geschmack! Die meisten Versuche, kleine Kindern mit Spinat zu füttern, endeten mit grünen Sprenkeln im Umkreis von einem halben Meter: auf dem Lätzchen, Mamas Schürze, dem Tischtuch, vielleicht sogar an der Wand. Und auf Papas Schulter, wenn das „Bäuerchen“ herausgeschüttelt worden war. Blubb, da war er wieder!

8. Jan. David Bowie (Sänger)9. Feb. Mia Farrow (Schauspielerin)19. März Glenn Close (Schauspielerin)22. März André Heller (Künstler)25. März Sir Elton Hercules John, eigentlich Reginald Kenneth Dwight, (britischer Komponist und Popsänger)1. April Ingrid Steeger (Ulknudel)20. Mai Bernhard Paul (Clown und Chef des Circus Roncalli)1. Juni Konstantin Wecker (Liedermacher)19. Juni Salman Rushdie (Schriftsteller)17. Juli Camilla Parker-Bowles (2. Ehefrau von Prinz Charles)20. Juli Carlos Santana (Gitarrist)30. Juli Arnold Schwarzenegger (Mister World, Schauspieler, Ex-Gouverneur von Kalifornien)11. Aug. Diether Krebs (Schauspieler)24. Aug. Paulo Coelho (Schriftsteller)21. Sep. Stephen King (Schriftsteller)

30. Sep. Marc Bolan eigentlich Marc Feld (Rockmusiker, „T-Rex“)9. Okt. France Gall (Chanson- und Popsängerin)26. Okt. Hillary Rodham Clinton (US-Senatorin)29. Nov. Petra Kelly (Umweltschützerin und Politikerin)

Prominente Siebenundvierziger

Dawid Bowie (1982), auch er ein 47er

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„Zwei Liter Milch – und Bonbons?“

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Hauptsache praktisch sollten die Dinge des Lebens sein

Die Windeln damals waren noch aus Mull und Kinderkleidung wurde meist selbst angefertigt. Häkeln und stricken zu können, half sehr. Wer dann auch noch über eine Nähmaschine verfügte, war fein raus. Manche Frau verdiente sich damit sogar noch etwas Geld. Geschick und Einfallsreichtum waren gefragt. Alte Uniformmäntel wurden umgefärbt und umgearbeitet, bis niemand mehr erkannte, wozu der Stoff

1. bis 3. Lebensjahr

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einmal gedient hatte. Praktisch musste es sein, warm, wetterfest und haltbar. Eine rote Borte zur Zier, ein paar bunte Knöpfe – fertig war das neue Kleidungsstück. Uroma war berühmt für ihre Strickkünste. Sie konnte nicht nur aus neuer Wolle kratzige Pullover stricken – sie ribbelte mit Engelsgeduld auch alte Stücke auf und verwandelte sie durch Zugabe anderer Farben in neue Pullover, Schals oder Strickjacken – die allerdings noch genauso kratzten wie zuvor. Auf dünn gewordene Stellen am Ellenbogen nähte sie Lederflecken. Und wenn die Ärmel zu kurz wurden, häkelte sie Bündchen dran.

Je näher der Termin der Währungsreform rückt, desto leerer werden die Schaufens-ter und Regale der Geschäfte. Für Reichsmark bekommt man nichts mehr, Ladenbesitzer horten ihre Waren, um nach Ausgabe der D-Mark bessere Geschäfte machen zu können.

In den West-Zonen werden ab 20. Juni pro Kopf 40 Reichsmark 1:1 in DM umgetauscht, im August noch einmal 20

Mark. Unternehmen erhalten 60 DM pro Mitarbeiter. Löhne, Gehälter und Mieten werden 1:1, Sparguthaben 1:10 umgewer-tet. Besitzer von Sachwerten sind also die Gewinner der Reform. Professor Ludwig Erhard verkündet den Aufbruch in bessere Zeiten: „Der einzige Bezugsschein ist jetzt nur noch die Deutsche Mark.“ Die Währungsreform bedeutet auch schlagar-tig das Ende des Schwarzmarkts.

Plötzlich waren die Läden voll

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Fertig zum Sonntagsausflug

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Erste Erinnerungen

An die ersten Jahre der Kindheit, so wird immer behauptet, kann sich niemand richtig erinnern. Das stimmt nicht ganz. Erinnerungen vermischen sich zwar mit Bildern aus dem Fotoalbum und Geschichten, die Eltern und Großeltern zum Besten geben, doch einschnei-dende Erlebnisse melden sich bei passender Gelegenheit zurück.

„Einschneidend“ ist ein gutes Stich-wort: Was war das für ein Aufstand, wenn die Haare geschnitten werden mussten. Vater hatte so ein Schermaschinchen, kein elektrisches natürlich – selbst der Friseur machte das noch per Hand. Und das ging so:

1. Akt: Auf den Küchentisch kommt das Kinderstühlchen, und auf das Stühlchen setzen kräftige Arme das arme Kind.

2. Akt: Dem schon schluchzenden Kind – es ahnt Schreckliches – wird ein Badetuch umgebunden.

3. Akt: Vater greift zu Kamm und Schermaschine.4. Akt: Mit zunehmender Gewissheit, dass es gleich losgeht, kullern die ersten

Tränen. Pieksende Haarschnipsel rieseln nun unaufhörlich in Augen, Mund und Nase. Das Kind plärrt aus Leibeskräften. Unerbittlich setzt die Maschine ihr Werk fort, ziept an den Haaren, kneift ins Ohr. Und dann noch den Hals ausrasieren, endlich fertig.

5. Akt: Mutter nimmt ihr Kind tröstend in die Arme und wäscht mit einem nassen Lappen die letzten Haare aus Gesicht und Kragen. Der Horror ist vorbei! „Schön siehst du aus, findest du nicht auch?“ War ich vorher nicht schön genug?

Aber nicht nur Vater mit seiner Höllenmaschine sorgte für Tränen. Wenn Mutter die große Emailleschüssel mit heißem Wasser füllte, um dem Kind die Haare zu waschen, dann war das Geschrei nicht geringer. Denn das, was die Industrie damals als Haarshampoo anbot, war für Kinderaugen die reinste Qual. So fest konnten wir uns den Waschlappen gar nicht auf die Augen pressen, dass nicht doch etwas von dem Schaum hineingeriet und höllisch brannte.

Wer schön sein will, muss leiden, sagt Mama

1. bis 3. Lebensjahr

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Kalte Winter

Wenn es Winter wurde in den 50er-Jah-ren, dann hieß das vor allem Kälte und Dunkelheit. Überall in den Städten sah man noch zersplitterte Fensterschei-ben, nur notdürftig mit Pappe abge-dichtet. Viele, die schon ihre Erspar-nisse verloren hatten, wurden nun auch noch arbeitslos. Und die Preise stiegen. Genügend Holz und Kohlen für den Ofen sowie Kartoffeln und Eingemach-tes für den Winter im Keller zu haben, war eine der Hauptsorgen der Eltern.

Jeder, der es irgendwie schaffte, sich ein Stückchen Land zu besorgen, auf dem man etwas Gemüse anbauen konnte, schätzte sich glücklich. Tage-lang wurde eingekocht, eingelegt, Saft

Der von den Siegermächten nach Kriegs-ende errichtete Alliierte Kontrollrat, der Deutschland regieren soll, scheitert 1948. Die Sowjets verlassen das Gremium am 20. März, weil die Sechsmächtekonferenz in London zwei Wochen zuvor die Gründung eines westdeutschen Bundesstaats beschlossen hat.

Am 23. Mai 1949 tritt das Grundgesetz in Kraft, aus den drei Westzonen wird die Bundesrepublik Deutschland. Der ehema-lige Präsident des Preußischen Staatsrats

(1921 bis 1933) und Kölner Oberbürger-meister, Dr. Konrad Adenauer (CDU), wird am 15. September 1949 zum ersten Bundeskanzler gewählt. Am 7. Oktober 1949 wird die Verfassung der DDR verab-schiedet. Otto Grotewohl, der ehemalige SPD-Politiker und Mitbegründer der SED, wird Vorsitzender des Ministerrats der DDR. Nun gibt es auf deutschem Boden zwei Staaten, die politisch und wirtschaftlich in zwei immer weiter auseinanderdriftenden Machtblöcken verankert sind.

Die Spaltung Deutschlands

Das Schönste am Winter: Schlitten fahren

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Aufgeregt und erwartungsvoll, so blickten wir damals in die Zukunft!Erinnern Sie sich mit uns an die ersten 18

Lebensjahre – an Ihre Kindheit und Jugend!

Peter Ochs, selbst Jahrgang 1947, nimmt

Sie mit auf eine Reise in Ihre Vergangenheit.

Eingebettet in die weltpolitischen und ge­

sellschaftlichen Geschehnisse der damaligen

Zeit, begleitet er Sie durch eine Welt unbe­

schwerter Kindheit und hoffnungsvoller

Jugendträume.

Jahrgang 1947 – unsere Kindheit und

Jugend fielen zusammen mit dem Wiederauf­

bau Deutschlands nach dem Krieg, mit der

politischen Neuordnung der Welt, mit neuen

Krisen und Kriegen. In den Jahren 1947 bis

1965 wurden aber auch die Weichen gestellt

für die Welt von heute: Das Fernsehen hielt

Einzug, das Auto machte die Massen mobil,

Urlaubsreisen in fremde Länder erweiterten

den Horizont, Raumfahrer strebten ins All.

Wir Siebenundvierziger wurden Zeugen einer

stürmischen Entwicklung. Begeistert erlebten

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