Jazzwerkstatt presse 1 halbjahr 2015 07 07

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jazzwerkstatt › Presse Rezensionen / 1. Halbjahr 2015 / Seite 1 01-02/2015 Text: Hans-Jürgen Linke 01/2015 Text: NR

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Presse - Rezensionen 2015

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01-02/2015 Text: Hans-Jürgen Linke

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Anlass des bereits 2014 erschienenen Buches ist der 25. Jahrestag des Mauerfalls. Vordergründig geht es in den Texten um die Jahre vom Bau der Mauer 1961 bis zu deren Fall 1989. Ein Vorzug des Buches ist es aber, dass diese Zeit nie losgelöst von deutscher Geschichte betrachtet und bewertet wird. Deshalb steht am Anfang des Buches der Text über Bertolt Brecht. Er starb 1956, erlebte den Bau der Mauer gar nicht. Aber in seinen späten Gedichten – geschrieben in seinem Haus in Buckow am Schermützelsee – reflektiert er die seit Kriegsende de facto existierende Zerrissenheit Deutschlands, die durch den Mauerbau letztlich zementiert wurde.Diese Zerrissenheit wird in den meisten Beiträgen thematisiert. In dem über Boris Blacher und Paul Dessau wird z. B. deutlich, wie zwei Komponisten, die beide Repressalien durch die Nationalsozialisten ausgesetzt waren und 1960 gemeinsam mit drei weiteren Komponisten aus Ost und West an der von Dessau initiierten Jüdischen Chronik mitarbeiteten, durch den Mauerbau plötzlich auf verschiedenen Seiten der Demarkationslinie standen. Die Uraufführung war für den 24. Oktober 1961 gleichzeitig in Köln und Leipzig geplant. Der Mauerbau vereitelte das Vorhaben. Der grundverschiedene "staatlich-offizielle" Umgang in der BRD und der DDR mit dem Antisemitismus und mit der historischen Verantwortung für die Geschehnisse im 2. Weltkrieg setzte Blacher und Dessau quasi von außen unter Druck und führte zu ideologischen Differenzen zwischen ihnen.Theater hatte gesellschaftliche RelevanzUm die Bedeutung und die Entwicklung des Theaters in Berlin geht es in Klaus Völkers Beitrag Querköpfe dringend gesucht – Berliner Theater in Ost und West von 1945 bis 1989. Friedrich Luft befand über das Theater in Berlin kurz nach Kriegsende, es sei Beharrungstheater. Kein Theater der Zeit.Doch Berlin wurde wieder zur Theatermetropole Deutschlands. Schauspieler und Regisseure, die in West-Berlin lebten, arbeiteten in Ost-Berlin. Es ging um die Bündelung der kreativsten Kräfte (Therese Giese, Gerhard Bienert, Walter Felsenstein u.a.). Bereits nach den Ereignissen des 17. Juni 1953 wurden sie im Westen mit Argwohn betrachtet und ausgegrenzt. Nach dem 13. August 1961 fehlten sie (zumindest größtenteils) an den Häusern in Ost-Berlin. Die Lücken wurden bald durch junge Talente aus der "Provinz" geschlossen. Stücke, die für den Spielplan 1961/62 lange geplant waren, waren nun ideologisch nicht mehr opportun. So wurde die Uraufführung von Heiner Müllers Die Umsiedlerin im September 1961 von der SED als "Affront gegen den antifaschistischen Schutzwall" verstanden und führte zum Rauswurf des Autors aus dem Schriftstellerverband. Auch die wortgenaue Inszenierung von Schillers Wilhelm Tell (Wolfgang Langhoff) wird von den politischen Machthabern nicht goutiert. Zu offensichtlich ist der darin thematisierte Wunsch nach Freiheit und Einheit der Schweizer Eidgenossen, dessen "DDR-Aktualität" vom Publikum seismografisch wahrgenommen wird. Der Ruf der Partei nach neuer Gegenwartsdramatik wird immer lauter, aber der nach Wahrhaftigkeit war damit nicht gemeint.In West-Berlin sorgt die Schaubühne unter Leitung von Peter Stein für internationale Furore. Aber Gorkis Sommergäste werden nicht bei den Ost-Berliner Festtagen gezeigt, sondern "abgelegen" in Karl-Marx-Stadt. Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen durften Regisseure aus Ost-Berlin in Hamburg, Wien oder Frankfurt a.M. arbeiten, aber nicht in West-Berlin. Theater hatte in Ost und West zu dieser Zeit gesellschaftliche Relevanz, die – wie Autor Klaus Völker konstatiert – nach dem Fall der Mauer verloren geht, ähnlich der Situation 1945.In den Texten über Thomas Brasch und Wolf Biermann werden zwei Künstler in den Fokus gesetzt, deren Biografien symptomatisch für die Zerrissenheit des Landes und insbesondere der geteilten "Frontstadt" Berlin stehen. Beide haben das Land 1976 verlassen. Im Grunde beide unfreiwillig, aber Brasch auf eigenes Bestreben hin wegen der Zensur seines Textes Geschichten über Arbeit. Biermann wurde „ausgebürgert", durfte nach einem Konzert in Köln nicht zurück in die DDR. Die Schwierigkeiten, sich "drüben" neu zu finden, ja auch neu zu definieren, werden in den Texten von Insa Wilke und Andreas Öhler sehr gut nachfühlbar. Im Westen erlebt Thomas Brasch "den Widerspruch des Künstlers im Zeitalter des Geldes schlechthin", beschwört aber: "Die Kunst darf nicht korrumpierbar sein, wie auch der Künstler nicht... Sehnsucht nach Bequemlichkeit zerstört das Ich."Sehnsucht nach dem UnerreichbarenWir erfahren, wie das erste DDR-Gastspiel von Pina Bausch und ihrem Tanztheater Wuppertal 1987 rezipiert wurde. Wie es Begeisterung, Verblüffung, Staunen und Ratlosigkeit beim Publikum hinterließ und auch den Begriff vom "Modernen Tanztheater" in der DDR veränderte. Wir lesen vom konspirativen Auftritt der Toten Hosen 1983 in der Berliner Erlöserkirche, von der Underground-Musik-Szene Ost-Berlins, von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Punks und Skins, denen die Volkspolizei tatenlos zuschaute. Wir werden erinnert an ein Konzert des Anthony Braxton Quartetts 1985 bei der Jazzbühne Berlin, bei dem der damals noch recht junge Berliner Bassist Jens Saleh erst am selben Tag erfuhr, dass er der "vierte Mann" sein soll …BERLIN | BERLIN ist kein Jazz-Buch, auch wenn es im Verlag jazzwerkstatt erschien und wenngleich sich mehrere Textbeiträge mit Jazz und einigen seiner Protagonisten aus Ost und West beschäftigen. Gleichwohl machen z. B. die Porträts der Pianisten Alexander von Schlippenbach (West) und Ulrich Gumpert (Ost) bei sehr vielen Parallelen in ihren künstlerischen Ansätzen auch die unterschiedlichen sozio-kulturellen Hintergründe ihrer Musik und der Persönlichkeiten deutlich.Das "Lebensgefühl Ost" wird für mich am sinnlichsten transportiert im Beitrag von Christoph Dieckmann, Glory Days in Ostberlin – Glasnost-Glockenspiele: Rock in der späten DDR. Hier geht es um die zahlreichen von der FDJ organisierten Gastspiele von Rockbands aus dem Westen wie Joe Cocker, Depeche Mode, Rio Reiser, Bob Dylan oder Bruce Springsteen. Mit diesen Konzerten wurde einerseits eine enorme Sehnsucht nach dem Unerreichbaren gestillt, anderseits spürte man instinktiv, dass diese Öffnung nur ein Schauspiel, fauler Budenzauber war. Die politisch Verantwortlichen selbst glaubten aber, dass die Bühnenshows ihrer Helden als Ausdruck von ersehnter Freiheit wahrgenommen wurden. 160.000 Besucher bei Bruce Springsteen gaben 1988 dem Publikum aber ein enormes Wir-Gefühl und auch instinktiv des Bewusstsein, machtvoll zu sein. Man wollte dem Volk Brot und Spiele bieten und fütterte damit den Totengräber des Systems.Diese und viele andere Blickwinkel auf Kunststücke aus Ost und West, auf Leben in der Zerrissenheit Berlins zwischen 1961 und 1989 eröffnet das Buch BERLIN | BERLIN. Denen, die all das aus der Ferne allenfalls beobachtet haben, gibt es Einblicke in Strukturen und individuelle Befindlichkeiten. Bei denjenigen, die es hautnah erlebt haben, werden Erinnerungen wach und vielleicht auch neue Sichtweisen auf das Erlebte ermöglicht. Geschichtsbetrachtung ist immer der Blick zurück, leben kann man aber nur vorwärts. Das macht dieses Buch fast beiläufig deutlich – auch mit einem Satz wie diesem, wenig optimistischen von Christoph Dieckmann: "Nach dem Fall der Mauer privatisierte sich die Freiheit, endete das wir." Ulf Drechsel, kulturradio

Di. 24.02.2015 Ulli Blobel, Ulrich Steinmetzger (Hg.): Berlin | BerlinBeiträge zu 'Kunststücken aus Ost und West'in der Zerrissenheit Berlins zwischen 1961 und 1989. Bewertung: gelungen

Text: Ulf Drechsel

www.kulturradio.de/rezensionen/buch/2015/Blobel-Steinmetzger-Berlin-Berlin.html

Konstanz 02.01.2015

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www.schallplattenkritik.de/bestenlisten/746-bestenliste-1-2015

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01-02/2015Text: Rolf Thomas

02/2015 Text: Reiner Kobe

Potsa Lotsa Plus: Plays Love Suite by Eric Dolphy. Silke Eberhard u.a. Jazzwerkstatt JW 147

Eine archäologische Kostbarkeit: Fünfzig Jahre nach Eric Dolphys Tod erfährt seine lange verschollen geglaubte 'Love Suite' ihre angemessene Würdigung. Die Alt-saxophonistin und Bassklarinettistin Silke Eberhard hat die von Dolphy nie vollendete und aufgenommene Hoch-zeitsmusik – die drei Sätze verbinden Bebop-Linien mit Third-Stream-Elemen-ten, Vogelstimmenklängen und euro-päischer Satztechnik – kongenial ergänzt und mit ihrer zum Septett erweiterten Gruppe Potsa Lotsa Plus eingespielt. Ihre Eigenkompositionen atmen ebenfalls den Geist Dolphys und krönen diese Hommage an einen lange verkannten Avantgardisten. . (Für die Jury: Peter Kemper)

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12.06.2015 Text: Aldo Lindhorst 01.07.2015 Text: Martin Hatzius

08/2015 Text: Reiner H. NitschkeFoto: Juliane Schein

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07-08/2015Text: Eric Mandel

Konzertfotos: Herbert Weisrock

Ulli Blobel stellte während der Ginger Baker Jazz Confusion Konzerte in Berlin und Schwerin die 2. Auflage des werkstatt Buches sowie das neue Buch vor. jazz GINGER BAKER - A NATURAL BORN DRUMMER JACK BRUCE!

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05-06/2015Text: Peter Steinfaht

WOHIN! Regional - Beilage der Lausitzer Rundschau - Text & Foto: Ingrid Hoberg

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"Free Jazz in der DDR" heißt eine Wanderausstellung, die man im vergangenen Jahr in Berlin und Potsdam sehen konnte und die derzeit im beschaulichen Peitz Station macht. Das brandenburgische Städtchen unweit von Cottbus war schließlich seit jeher eine Bastion des Free Jazz. Die frei improvisierte, ästhetisch radikale und Publikum wie Kritiker zuweilen verstörende Spielart des Jazz wurde in der DDR eine Zeit lang zumindest toleriert. Denn obwohl die Gattung in den USA entstand, galt sie den SED-Bonzen vermutlich als kulturelle Äußerung einer durch den Imperialismus ausgebeute-ten, meist schwarzen Klasse und widersprach damit nicht zwangsläufig der sozialistischen Ideologie. Ob sich amerikanische Pioniere wie Eric Dolphy, Albert Ayler oder der jüngst verstorbene Ornette Coleman dem DDR-Staat verpflichtet fühlten, sei dahingestellt, in jedem Fall waren sie politisch bewusst und standen oft der Bürgerrechtsbewegung nahe. Das reichte der Zensurabteilung fürs Erste und die entstandene Nische der künstlerischen Freiheit nutzten ab den frühen 1970er-Jahren Musiker wie Conny Bauer, Helmut "Joe" Sachse, Ulrich Gumpert und Günter "Baby" Sommer. Allesamt Instrumentalisten, die bis heute als anerkannte Größen des Genres gelten und so ist der Untertitel der dokumentarischen Ausstellung durchaus zutreffend: Weltniveau im Überwachungsstaat. Zwischen dem Gründungsjahr 1973 und bis zum Verbot 1982, als das Festival den linientreuen Kulturpolitikern dann doch zu bunt wurde, galt die von Ulli Blobel und Peter Metag organisierte Jazzwerkstatt Peitz als bedeutende Plattform der Szene, die auch Gäste und Musiker aus der Bundesrepublik anzog. An Konzerte westdeutscher Musiker wie Albert Man-gelsdorff oder Peter Brötzmann erinnert etwa das von Blobel herausgegebene Kompendium "Woodstock am Karpfenteich". Doch erst 2011 setzte der gebürtige

Peitzer Blobel, der sich zwischenzeitlich als Musikprodu-zent einen Namen machte, das Festival fort und so konnte 2015, trotz einer Pause von knapp drei Jahrzehn-ten, stolz die 52. Ausgabe der Jazzwerkstatt gefeiert werden. Ganz Peitz stand wieder einmal im Zeichen des Free Jazz. Ältere Herrschaften mit langen grauen Haaren, Bärten oder markanter Vollglatze strömten vom 12. bis 14. Juni nach Peitz, nicht selten mit einem Packen Schallplatten unterm Arm – die Ost-68er wenn man so will.Die gastierenden Musiker verteilten sich auf Stüler Kirche, Festungssaal und die Malzhausbastei, am Sonntag wurde standesgemäß eine Jazzmesse gefeiert und zum Abschluss war Jazzfrühschoppen. DDR-Veteranen wie die Sängerin Uschi Brüning und der Saxofonist Ernst-Ludwig Petrowsky, der schon in den 70ern dabei war, traten auf, daneben der Berliner Bassklarinettist Rudi Mahall und das Ganelin Trio des israelischen Avantgarde-Pianisten Wjatscheslaw Ganelin. Zum Auftakt spielte das Fire!-Orchester des schwedi-schen Saxofonisten Mats Gustafsson, das man zuletzt 2014 beim Jazzfest Berlin in der Akademie der Künste erleben konnte. Gustafsson, Jahrgang 1964, gilt als einer der versiertesten Free Jazzer Europas, er ist auf mehr als 80 Tonträgern zu hören und arbeitete u.a. mit renommierten Jazzmusikern wie Paul Lovens, Hamid Drake und Ken Vandermark, aber auch mit Genre-Grenzgängern, darunter Jim O'Rourke, Neneh Cherry und Thurston Moore. Für das Fire! Orchestra scharte Gustafsson, ganz der charismatische Leader der er ist, 15 meist junge bis sehr junge Musiker um sich, die beherzt auf diversen Blasinstrumenten, Bässen, Gitar-ren, Schlagzeug, einem Fender Rhodes E-Piano und elektronischen Klangerzeugern aufspielten und dabei von zwei traurig dreinschauenden aber äußerst beseel-ten Sängerinnen begleitet wurden. Gemeinsam produzierte das Ensemble einen Sound zwischen erhabenem Astral-Soul und zerhacktem Krachgewitter, in den Gustafsson wahlweise mit seinem mächtigen Tenorsaxofon reinröhrte oder die sehr konzentrierte freie Improvisation mit Handzeichen dirigierte. Ein gelungener Startschuss, der nicht nur Lust auf die kommenden Tage sondern auch auf weitere Ausgaben der Jazzwerkstatt Peitz machte.

Text: Jacek Slaski

www.tip-berlin.de/musik-und-party/mats-gustafsson-fire-orchestra-spielten-bei-der-jazzwerkstatt-peitz

Mats Gustafsson & Fire! Orchestra spielten bei der Jazzwerkstatt Peitz Das skandinavische Ensemble um den Tenorsaxofonisten Mats Gustafsson eröffnete die 52. Ausgabe des traditionsreichen Jazzfestivals.

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16.06.2015 Text & Foto: Ingrid Hoberg

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07-08/2015 Text: Hans-Jürgen Linke