Jedes Spiel wird am grünen Tisch entschieden - … · Seither beherrscht der kleine weiße Ball...

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Beim Tischtennisspielen fanden 1945 die Viehofner kurze Zeit Ablenkung von der harten Zeit nach dem Kriegs- ende. SAMMLUNG MANSEDER SPORTARTEN | TISCHTENNIS SPORTSTADT ST. PÖLTEN 208 W enn von den geografischen Ursprüngen des Tischtennis die Rede ist, nennen einige Autoren China und Japan – ohne dies jedoch belegen zu können. In Europa tauchte das Spiel um 1880 als Abart des so genannten Indoor-Tennis in England auf. Um 1901 war Ping-Pong, wie es nun hieß, in allen europäischen Groß- städten beliebt. Ab 1910 geriet Tischten- nis fast völlig in Vergessenheit. In den 20er-Jahren wurde es wieder neu ent- deckt. Vergleichsweise spät, nämlich 1936, wurde der Niederösterreichische Tisch- tennisverband gegründet. Bald stoppte der Krieg den Meisterschaftsbetrieb. Jedes Spiel wird am grünen Tisch entschieden Heinz Harauer Josef Detzer (Jg. 1931) Tischtennis ist sein Leben 14 Jahre jung war Josef Detzer, als er erstmals einen Tischtennisschläger in seiner Hand hielt. Seither beherrscht der kleine weiße Ball sein Leben. Als Aktiver und als Spitzenfunktionär war er 49 Jahre im Tischtennis-Landesverband verankert. Er war niederösterreichischer Verbandskapitän und jahrzehntelang Gruppenreferent im Großraum St. Pölten. Seit 1990 ist er Vizepräsident im nieder- österreichischen Landesverband und 2006 wurde er für seine Verdienste mit dem Goldenen Ehrenring des Verbandes ausge- zeichnet. Eine Ehrung, die vor ihm nur drei Funktionäre seit der Verbandsgründung (1936) erhielten. Es war 1945 der ESV St. Pölten, der wieder eine Tischtennissektion auf die Beine stellte. Funktionäre wie Franz Kapeller, Willi Holzweber sowie Josef Detzer, aber auch Spieler wie Josef Sedlmayer, Heinz Bauch, Paul König, Wolfgang Detzer sowie Manfred Kapel- ler hatten in Niederösterreich einen guten Namen. 2007 ist der Klub längst aus dem Vereinsregister verschwunden. So wie die Betriebsmannschaften des Krankenhauses und der BSV Voith. In St. Pölten-Viehofen wurde schon vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem wei- ßen Zelluloidball übers Netz gespielt, mit dem TTC Standard Viehofen jedoch erst 1947 von Martin Gotthardt ein Klub WOLFGANG MAYER 208-209_Tischtennis 21.09.2007 11:53 Uhr Seite 208

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Beim Tischtennisspielen fanden 1945 die Viehofner kurze Zeit Ablenkung von der harten Zeit nach dem Kriegs-ende. SAMMLUNG MANSEDER

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Wenn von den geografischenUrsprüngen des Tischtennisdie Rede ist, nennen einige

Autoren China und Japan – ohne dies jedoch belegen zu können. In Europatauchte das Spiel um 1880 als Abart desso genannten Indoor-Tennis in Englandauf. Um 1901 war Ping-Pong, wie esnun hieß, in allen europäischen Groß-städten beliebt. Ab 1910 geriet Tischten-nis fast völlig in Vergessenheit. In den20er-Jahren wurde es wieder neu ent-deckt.Vergleichsweise spät, nämlich 1936,wurde der Niederösterreichische Tisch-tennisverband gegründet. Bald stoppteder Krieg den Meisterschaftsbetrieb.

Jedes Spiel wird am grünen Tisch entschieden

Heinz Harauer

Josef Detzer (Jg. 1931)

Tischtennis ist sein Leben

14 Jahre jung war Josef Detzer, als ererstmals einen Tischtennisschläger in seiner Hand hielt. Seither beherrscht der kleine weiße Ball sein Leben.Als Aktiver und als Spitzenfunktionär warer 49 Jahre im Tischtennis-Landesverbandverankert. Er war niederösterreichischerVerbandskapitän und jahrzehntelang Gruppenreferent im Großraum St. Pölten.Seit 1990 ist er Vizepräsident im nieder-österreichischen Landesverband und 2006wurde er für seine Verdienste mit dem Goldenen Ehrenring des Verbandes ausge-zeichnet. Eine Ehrung, die vor ihm nur dreiFunktionäre seit der Verbandsgründung(1936) erhielten.

Es war 1945 der ESV St. Pölten, derwieder eine Tischtennissektion auf dieBeine stellte. Funktionäre wie FranzKapeller, Willi Holzweber sowie JosefDetzer, aber auch Spieler wie JosefSedlmayer, Heinz Bauch, Paul König,Wolfgang Detzer sowie Manfred Kapel-ler hatten in Niederösterreich einen guten Namen. 2007 ist der Klub längstaus dem Vereinsregister verschwunden.So wie die Betriebsmannschaften desKrankenhauses und der BSV Voith.In St. Pölten-Viehofen wurde schon vordem Zweiten Weltkrieg mit dem wei-ßen Zelluloidball übers Netz gespielt,mit dem TTC Standard Viehofen jedocherst 1947 von Martin Gotthardt ein Klub

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gegründet. Karl Prisching, Hans Leihs,Franz Gilli und Karl Winkler schafften esbis in die Landesliga.Die UNION gründete die Tischtennis-Sektion 1949. Erst 1953 wurden eineHerren- und Damenmannschaft für dieMeisterschaft genannt. Unter Sektions-leiter Oberstudienrat Dr. Werner Dittrich(1957–1971) gab es die größten Erfolge.Die Herrenmannschaft, bestehend ausPeter Schmidt, Friedhelm Richter undJohann Litway, stieg 1964 in die Staats-liga A auf. Gitti Hausleitner (Tupy) undFriedhelm Richter holten sich 1959 beiden Österreichischen Jugendmeis-terschaften drei von fünf Titeln. Im glei-chen Jahr wurde Hausleitner für dieTischtennis-Weltmeisterschaft in Deutsch-land nominiert.1953 hatte Alfred Vogel den ESKV Wer-ke Wörth aus der Taufe gehoben. Un-trennbar mit dem Verein ist der NameFriedrich Sonnleitner verbunden. Seit1960 führte er als Sektionsleiter die Ge-schicke des ESKV Werke Wörth. Erst2007 legte er diese Funktion in die Hän-de seines Sohnes Friedrich. Der Junior

nahm zwei Mal (1969 und 1970) an denJugend-Europameisterschaften teil undholte sich 1970 im Einzel den Titel einesÖsterreichischen Schülermeisters.Zwischen 1978 und 1995 führte LeopoldAigelsreiter den Sportverein TT Vie-hofen. 1981 kamen 17 Mannschaften inverschiedensten Meisterschaftsgruppenzum Einsatz. Vier Jahre spielte der Klubsogar in der Landesliga, musste aber1995 den Spielbetrieb einstellen.Die SKVg Pottenbrunn spielt 2007 mitHorst Göls, Marcel Petri und ReinhardArtner in der Oberliga und ist damit diebeste Mannschaft in St. Pölten. 2006trat das Damenteam mit Verena undBarbara Gram sowie Monica Benkö so-gar in der II. Bundesliga an. Managerinund „Ersatzspielerin“ war Mutter Gott-linde Gram.SKG Gemeinde St. Pölten, BSV Glanz-stoff (spielte schon in der Landesliga)und ASKÖ St. Pölten-Wagram habenzwei Dinge gemeinsam: Sie spielen inden unteren Klassen um Meisterschafts-punkte und klagen über fehlendenNachwuchs.

Die Karriere von Josef Sedlmayer(Jg. 1933) begann 1946. Der kleineKnirps fand bei Glanzstoff und Vie-hofen Gefallen am Sport und wurdezum ESV St. Pölten geholt. Sein Talent blieb auch dem Bundesbahn-Sportverein Wien nicht verborgen.Mit einem guten Job wurde ihm derWechsel von St. Pölten in die Bundes-hauptstadt schmackhaft gemacht. 55 Österreichische Meistertitel ste-hen auf seinem Erfolgskonto. ElfJahre spielte er im ÖsterreichischenNationalteam. 1957 qualifizierte ersich bei der WM unter die ersten 16und erreichte so sein bestes Ergebnis.1971 übernahm der St. Pöltner denSVS Schwechat und führte den Klubvon der 2. Klasse bis in die Tischten-nis-Champions League. Durch seinTraining wurde Werner Schlager zum Weltklassespieler geformt.

SEITENBLICKSt. Pöltner formte Werner Schlager zum Weltmeister

1971 gewannen Friedrich Sonnleitner, Franz Brozek und Gerhard Berger für den ESKV Werke Wörth den RUNA-Pokal.Für Sektionsleiter Friedrich Sonnleitner sen. war das ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. SAMMLUNG SONNLEITNER

Anita Tuschl und Peter Schmidt holten in den 60er-Jahren den Jugend-Landesmeistertitel. ARCHIV UNION

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