Johann Peter Franks Tätigkeit in St. Petersburg

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4. MNRZI933 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 12. JAHRGANG. Nr. 9 353 MITTEILUNGEN AUS DEM INSTITUT FUR GESCHICHTE DER MEDIZIN UND DER NATURWISSENSCHAFTEN IN BERLIN. JOHANN PETER FRANKS TATIGKEIT IN ST. PETERSBURG*. Won Prof. HEINZ ZEISS. Als ich auf der Naturforsehertagung in t~/hnigsberg 193o die Aufgaben und Ziele des neugegrfindeten Sowjeirussischen For- schungsinstituts ifir Geschichte und Methodologie der Medizin auseinandersetzte, stellte ich ihnen gleichzeitig diejenigen Auf- gaben gegenfiber, die der deutschen Medizingeschichte bei einer Zusammellarbeit mit dem Moskauer Institut drillglich obliegenL Es ist auch bald an der Zeit, eine ,,Medizingeschichte RuBlands in Umrissen" in deutscher Sprache herauszugeben, ohne eile zn starke Betonung der biographisch-pers6nlichen Seite. UnzulXng- ]iche russische u und ein letzter gegenteiliger Versuch durch GAt~RISON 3 liegell vor. Wenll ich trotzdem damals die biographi- schell Untersnchungen fiber J. P. BRtNCKIvIANN, J, P. FRANK, F. HAAS und M. MANDr als lliichstliegend empfahl 4, so wollte ich damit nicht nur Lflcken schlieBen, die einzig nnd allein durch den in RuBland vorhandenen Stoff ausgeffillt werdell k6nnen, sondern ich wollte lleue Bausteine zur T~tigkeit und fiber den EinfluB her- vorragender deutscher _~rzte auf russische Kultur nnd Wissenschaft herbeitragen. Wir sind zwar dnrch die klassischen und unerreicht gebliebenen Forschungen TSCHISTOWlrSCI~S~ fiber die ausI~indischen Arzte in RnBland unterrichtet, aber was die deutschen unter ihnen als Deutsche leisteten, kann nnr ein Angehhriger des eigenen Volkes verstehen nnd wt~rdigen. So lege ich in den folgellden Zeilen dell Auszug aus Ergebnissen vor, die ich im Staatsarchiv in Moskau und aus dem Studium der russischen Ceschichte und Medizin- geschichte gewinnen konnte**. Die Funde fiber FRANK verpflichten reich gleichzeitig, Reehen- schaft fiber die bei dell anderen drei ~i_rzten erhobenell Unter- suchungen abzulegen. W~hrend wir fiber BRINCKMANN*** llicht vim mehr wissell als das, was uns SIJDHOFF 6, fiber HAAS, was ~oN1 und NOETZEL~ fiberliefert haben, hat uns dagegen die Suche fiber MANDT ein gutes Sttiek weiter gebracht. ]Es fanden sich ill deut- schen Arehiven, Bfichereiell nnd in Familienbesitz, Ierner in der russischen Literatur viele neue und vollst~ndig ullbekanllte Schrift- stfieke und ttinweise, die znmal aui die vorrussische Zeit MANDTS, als anch anf seinen I)ienst bei Nikolai I. ganz neue Ausblicke bieten. Eille eingehende Darstellung wird Herr Medizinalprakti- kant F. ERICHSEN demn~chst in seiner Doktorschrift geben. Ulld null zu FRANK selbst! l~lber die Zeit in Rul31and haben uns seine Biographell nichts aberliefert, was auf eigenen Forschungen beruht. Mall Iilldet nur allgemeine Angabell, die einer dem anderen elltlehll:. FRANKS eigene in Wien 18o2 erschienene Lebensbeschreibung schlieBt zwei Jahre vor seiner Ubersiedlung nach Wilna. Aueh die Angaben in der russischen medizingeschichtlichen Literatur bleiben bei der Beschreibullg seines Lebens in RuBland meist ill Allgemeillheiten stecken. Ausnahmell machen die bisher nicht ausgewerteten Ar- beiten aus der Milit~,rmedizinischen Akademie in Petersburg, I~ine Ffllle yon Ausbeute geben die Akten des Kaiserl. Innenministeriums veto Jahre 18o 4 ab. Denn damals traf FRANK zusammen mit seinem Sohne JosEF in Wilna ein. Wie sehr man sich russischer- seits bemflhte, die europMsche Berfihmtheit nm jedell Preis im w6rtlichsten Sillne des Wortes zu gewinnei1, zeigen die Bride, die der Kurator des Wilnaer Lehrbezirks Ft~Rs~ A~AM A. CZARTO- RISKY mit dem Innenminister Grafen ~IKTOR F. KOTSCHUBEY wechselte, nm FRANK an die 18o 3 gegrfindete UniversitXt \u * Naeh einem Vortrag am 23. September I932 auf der Tagung der Deutsehen Ge- selIschaft ffir Geschiehte der Medizin, Naturwissenschaften lind Teehnik in Mainz (w/ihrend der 92. Versammlllngtier Gesellschaft Deutscher Naturforseher und ~-rzte September i932, Vortragshandbueh S. 38). ** Die ausfflhrlieheVerhffentlichung mit den Dokumenten aus der Zeit FRANKs in St. Petersburg "Mid spgter erfolgen. *** Herrn Legationssekret~ir Dr. PFLEIDERER vom Deutsehen Generalkonsulat in Leningrad verdanke ida Naehforschungen in den Kirchenbflehernder evang. Gemein- den (Annen-lind Peterskirehe) naeh etwa vorhandenen Eilltragnngell fiber den Ted und den Begr/ibnisplatz BRINCKMANNs. Die Naehforsehungensind bis jetzt ergebnislos geblieben. zu ziehen. CZARTORISKY h a t t e Glfick und kaufte sich den durch Wien verArgerten FRANK*. Ob bei der Berufung der Schwei- zer Staatsmann LAHARPE, ehemals Erzieher und Lehrer ALEX- ANDERS I., seine Meinnng nnd seine Hand im Spiele gehabt, l~13t sich heute noch nicht vollst~ndig fibersehen, ist aber immerhin m6glieh. Die Spuren auf dem Wege hierzu werde ich welter ver- folgen. Diese Wilnaer Zeit ist verh~ltnism~13ig kurz gewesen, nur einige Monate yon 18o4--18o 5 als Krankenhausleiter und Inhaber zweier Lehrstfihle, und zwar Ifir spezielle Therapie und ,,~rztliche Klinik", w,ihrend JosEF den Lehrstnhl Iflr allgemeine und spezielle l~atho - logie yon 18o 4-18o 5 und VOlt 18o 5-I824 die klinische Frofessur nlld Krankenhausleitung an der iViedizinisch-chirurgischell Schnle innehatte. Uber dell Aufenthalt in Willla sind wir ]eider gar nicht oder nur unzul~inglich unterrichtet, da die Erinnerungen JOSEF FRANKS bis hente in 5 halldschriftlichen B~.nden unver6ifentlich• im Archiv de~r Wilnaer ~rztegese]lschaft ruhen. Mall kann aber mit Rficksicht anf die frt~here T~tigkeit FRANKS ill der Lonlbardei und in Wiell auf eine gleich erfolgreiche in Wilna schliel3eu. Denn nicht nur der Ruf des gr613ten Arztes seines Jahrhunderts, sondern beillahe mehr noch der eines tatkr~iftigen Organisators im Gesund- heitswesen, kurz ,,der medizillische Polizist", wird die Berater des Zarell zn ihrer Wahl veranlaBt haben. So lieBen sic ihn durch Alexander erneut zu noch gr6Beren Aufgaben Ms in Wilna locken ulld rufen. Nichts Geringeres als die Neuorganisatioll der Mediko- chirurgischen Akademie in Petersburg, das Anat ihres iRektors und der Lehrstuhl ffir spezielle Therapie einer neu zu grfindellden IKlinik solIten ihm flbertragen werdell. Nachdem sich der gerade 6oj~ihrige FEANI~ alle SicherungeI1 ffir die Gegenwart und IRfickendeckung ffir die Zukunft veto Zaren hatte geben lassen, griff er froh und tatkr~ftig seine Aufgaben an. Die P@ini~re in Berlin, das Josephinnm in glen nebst einigen Xhn- lichen Grfindungen ill Frankreieh, wie die ~coles de Sant6 in Paris, Montpellier und StraBburg, batten a]s Vorbild ffir die drei mlilitfir- ~trztlichen Schnlen gedient, die in St. Petersburg, Kronstadt und Moskau kein Ansehen am Ausgange des 18. Jahrhunderts genossell und mehr eine Last denn eille Freude ffir die russische l~egierung unter dell Naehfolgerll PETERS DES GROSSEN his zu PAUL I. ge- bildet batten. Eine, llein die Musteranstalt ffir die Ausbildung yon Milit~r~irzten fflr das Zarenreich und die Welt fiberhaupt sollte die neue Akademie werden. So war der Wille des Zarell und seiner Minister. Was konnte einell Mann wie FRAI~I~ mehr locken als eine solche Auigabe, ihn, hinter dem die t(iimp{e llm iihnliche oder gleiche Ziele in der Lombardei nnd Wien lagen ? Die klare Schrift und Sprache seiner Entwt~rfe und Pli~ne, seiner Vorschl~tge und Ein- gaben, die sXmtlich noch vorhanden sind und mir vorlagen, zeigen den Schhpfer groBen Stils. Man fflhlt e s, dal3 ibm wie jedem, der in RuBland vor groBe lockende Aufgaben gestellt wurde und heut- zutage wieder gestellt wird, die I~raft und der Glaube wXchst, Berge zu versetzen. Seine Vorschl~ge lauteten anfangs November 18o5, also knapp 2 Monate nach seiner Berufung: Der Unterricht dauert nicht weniger als 5 Jahre, die Ansbildung in der I(linik geht Hand ill Hand mit derjenigen in Naturgeschichte (Zoologic und Botanik, Physik und Chemie), Physiologic, Pharmatherapie, Ge- burtshilfe, Hygiene, gerichtlicher Medizin, Militiirmedizill ulld Tier- heilkunde. Gerade auf dieses Fach legte er genau wie ill Pavia, Wien und Wilna aus vergleichend-klinischen und pathologisch- anatomischen Grfinden groBen Weft. Erst durch FRAI~K hielt die wissenschaftIiche Tierheilkunde ihren Einzug ill iRuBland, er hat sic Ms erster in den Lehrplan der russischen Hochschulen eingeffihrt, und zwar eingeffigt in gleicher Linie mit den Naturwissenschaften nnd der Humanmedizin. Eigene Geb~iude flir eille medizinische ulld chirurgische Klinik, eine Entbindungsanstalt und ffir eii1 Institut fflr Tierheilkunde und Laboratorien sollen errichtet werden. * Xu STIEDA. Deutsche Gelehrte als Professoren an der Universit~it Moskau. 40. Bd. Abh. Phflog. Hist. Kl., S~ichs.Akad. d. V~iss. Nr. V, 1930. -- S. ~3--~4 : ,,Die auBerordentliehen hohenBesoIdnngen,womit die Universitfit in Wilna die beidenFRAN- KEN in Wien und den Professor TRALLES ~nBern l)erufell hat, machei1ein gewaltiges Aufsehen, nnd ieh Ifirehte, dab sic die tela~eren Vocatiollen naeh RuBland ersehweren werden." (MEINERS an MURAWIEW, 18o4. )

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4. MNRZI933 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 12. J A H R G A N G . N r . 9 353

M I T T E I L U N G E N A U S D E M I N S T I T U T F U R G E S C H I C H T E D E R M E D I Z I N

U N D D E R N A T U R W I S S E N S C H A F T E N IN B E R L I N .

JOHANN PETER FRANKS TATIGKEIT IN ST. PETERSBURG*.

Won

Prof. HEINZ ZEISS.

Als ich auf der Na tu r fo r sehe r t agung in t~/hnigsberg 193o die Aufgaben und Ziele des neugegrf indeten Sowjeirussischen For- schungs ins t i tu t s ifir Geschichte und Methodologie der Medizin auseinandersetz te , stellte ich ihnen gleichzeitig diejenigen Auf- gaben gegenfiber, die der deutschen Medizingeschichte bei einer Zusammel larbe i t mi t dem Moskauer I n s t i t u t drillglich obliegenL Es ist auch bald an der Zeit, eine ,,Medizingeschichte RuBlands in Umr i s sen" in deutscher Sprache herauszugeben, ohne e i le zn s tarke Be tonung der biographisch-pers6nl ichen Seite. UnzulXng- ]iche russische u und ein letzter gegenteiliger Versuch durch GAt~RISON 3 liegell vor. Wenll ich t ro t zdem damals die biographi- schell Un te r snchungen fiber J. P. BRtNCKIvIANN, J, P. FRANK, F. HAAS und M. MANDr als lliichstliegend empfahl 4, so wollte ich dami t n icht n u r Lflcken schlieBen, die einzig nnd allein durch den in RuBland vorhandenen Stoff ausgeffillt werdell k6nnen, sondern ich wollte lleue Bauste ine zur T~tigkeit und fiber den EinfluB her- vorragender deutscher _~rzte auf russische Ku l tu r nnd Wissenschaf t herbei t ragen. Wir sind zwar dnrch die klassischen und unerreicht gebliebenen Forschungen TSCHISTOWlrSCI~S ~ fiber die ausI~indischen Arzte in RnBland unter r ichte t , aber was die deutschen un te r ihnen als Deutsche leisteten, kann n n r ein Angehhriger des eigenen Volkes vers tehen nnd wt~rdigen. So lege ich in den folgellden Zeilen dell Auszug aus Ergebnissen vor, die ich im Staa t sa rch iv in Moskau und aus dem S tud ium der russischen Ceschichte und Medizin- geschichte gewinnen konnte** .

Die Funde fiber FRANK verpfl ichten reich gleichzeitig, Reehen- schaf t fiber die bei dell anderen drei ~i_rzten erhobenell Unte r - suchungen abzulegen. W~hrend wir fiber BRINCKMANN*** llicht vim mehr wissell als das, was uns SIJDHOFF 6, fiber HAAS, was ~oN1 und NOETZEL ~ fiberliefert haben, ha t uns dagegen die Suche fiber MANDT ein gutes Sttiek weiter gebracht . ]Es fanden sich ill deut- schen Arehiven, Bfichereiell nnd in Familienbesitz, Ierner in der russischen L i te ra tu r viele neue und vollst~ndig ullbekanllte Schrift- stfieke und t t inweise, die znmal aui die vorruss ische Zeit MANDTS, als anch anf seinen I) ienst bei Nikolai I. ganz neue Ausblicke bieten. Eille eingehende Dars te l lung wird Her r Medizinalprakti- k a n t F. ERICHSEN demn~chs t in seiner Doktorschr i f t geben.

Ulld null zu FRANK selbst! l~lber die Zeit in Rul31and haben uns seine Biographell n ich ts

aberliefert, was auf eigenen Forschungen beruht . Mall Iilldet n u r allgemeine Angabell, die einer dem anderen elltlehll:. FRANKS eigene in Wien 18o2 erschienene Lebensbeschre ibung schlieBt zwei Jah re vor seiner Ubers iedlung nach Wilna. Aueh die Angaben in der russ ischen medizingeschichtl ichen L i te ra tu r bleiben bei der Beschreibullg seines Lebens in RuBland meist ill Allgemeillheiten stecken. Ausnahmell machen die bisher n icht ausgewerteten Ar- beiten aus der Milit~,rmedizinischen Akademie in Petersburg, I~ine Ffllle yon Ausbeute geben die Akten des Kaiserl. Innenmin i s t e r iums veto Jah re 18o 4 ab. Denn damals t ra f FRANK zusammen mit seinem Sohne JosEF in Wilna ein. Wie sehr man sich russischer- seits bemflhte, die europMsche Berf ihmthei t n m jedell Preis im w6rt l ichs ten Sillne des Wor tes zu gewinnei1, zeigen die Br ide , die der K u r a t o r des Wilnaer Lehrbezirks Ft~Rs~ A~AM A. CZARTO- RISKY mi t dem Innenmin i s t e r Grafen ~IKTOR F. KOTSCHUBEY wechselte, n m FRANK an die 18o 3 gegrfindete Univers i tXt \u

* Naeh einem Vortrag am 23. September I932 auf der Tagung der Deutsehen Ge- selIschaft ffir Geschiehte der Medizin, Naturwissenschaften lind Teehnik in Mainz (w/ihrend der 92. Versammlllng tier Gesellschaft Deutscher Naturforseher und ~-rzte September i932, Vortragshandbueh S. 38). ** Die ausfflhrliehe Verhffentlichung mit den Dokumenten aus der Zeit FRANKs

in St. Petersburg "Mid spgter erfolgen. *** Herrn Legationssekret~ir Dr. PFLEIDERER vom Deutsehen Generalkonsulat in Leningrad verdanke ida Naehforschungen in den Kirchenbflehern der evang. Gemein- den (Annen- lind Peterskirehe) naeh etwa vorhandenen Eilltragnngell fiber den Ted und den Begr/ibnisplatz BRINCKMANNs. Die Naehforsehungen sind bis jetzt ergebnislos geblieben.

zu ziehen. CZARTORISKY hat te Glfick und kaufte sich den durch Wien verArgerten FRANK*. Ob bei der Berufung der Schwei- zer S t a a t s m a n n LAHARPE, ehemals Erzieher und Lehrer ALEX- ANDERS I., seine Meinnng nnd seine H a n d im Spiele gehabt, l~13t sich heute noch n icht vollst~ndig fibersehen, ist aber immerh in m6glieh. Die Spuren auf dem Wege hierzu werde ich welter ver- folgen.

Diese Wilnaer Zeit ist verh~ltnism~13ig kurz gewesen, nu r einige Monate yon 18o4--18o 5 als Krankenhausleiter und Inhaber zweier Lehrstfihle, und zwar Ifir spezielle Therapie und ,,~rztliche Klinik", w,ihrend JosEF den Lehrstnhl Iflr allgemeine und spezielle l~atho - logie yon 18o 4-18o 5 und VOlt 18o 5-I824 die klinische Frofessur nlld Krankenhausleitung an der iViedizinisch-chirurgischell Schnle innehatte. Uber dell Aufenthalt in Willla sind wir ]eider gar nicht oder nur unzul~inglich unterrichtet, da die Erinnerungen JOSEF

FRANKS bis hente in 5 halldschrift l ichen B~.nden unver6ifentlich• im Archiv de~r Wilnaer ~rztegese]lschaft ruhen. Mall kann aber mi t Rficksicht anf die frt~here T~tigkeit FRANKS ill der Lonlbardei und in Wiell auf eine gleich erfolgreiche in Wilna schliel3eu. Denn nicht nur der Ruf des gr613ten Arztes seines Jahrhunderts, sondern beillahe mehr noch der eines tatkr~iftigen Organisators im Gesund- heitswesen, kurz ,,der medizillische Polizist", wird die Berater des Zarell zn ihrer Wahl veranlaBt haben. So lieBen sic ihn durch Alexander erneut zu noch gr6Beren Aufgaben Ms in Wilna locken ulld rufen. Nichts Geringeres als die Neuorganisatioll der Mediko- chirurgischen Akademie in Petersburg, das Anat ihres iRektors und der Lehrstuhl ffir spezielle Therapie einer neu zu grfindellden IKlinik solIten ihm flbertragen werdell.

Nachdem sich der gerade 6oj~ihrige FEANI~ alle SicherungeI1 ffir die Gegenwar t und IRfickendeckung ffir die Zukunf t veto Zaren hat te geben lassen, griff er f roh und ta tkr~f t ig seine Aufgaben an. Die P@ini~re in Berlin, das Joseph innm in g l e n nebs t einigen Xhn- lichen Grfindungen ill Frankreieh, wie die ~coles de Sant6 in Par is , Montpellier und StraBburg, ba t t en a]s Vorbild ffir die drei mlilitfir- ~trztlichen Schnlen gedient, die in St. Petersburg, K r o n s t a d t und Moskau kein Ansehen am Ausgange des 18. J a h r h u n d e r t s genossell und mehr eine Las t denn eille Freude ffir die russische l~egierung un te r dell Naehfolgerll PETERS DES GROSSEN his zu PAUL I. ge- bildet bat ten. Eine, llein die Musterans ta l t ffir die Ausbi ldung yon Milit~r~irzten fflr das Zarenreich und die Welt f iberhaupt sollte die neue Akademie werden. So war der Wille des Zarell und seiner Minister. Was konnte einell Mann wie FRAI~I~ mehr locken als eine solche Auigabe, ihn, h in ter dem die t(iimp{e llm iihnliche oder gleiche Ziele in der Lombarde i nnd Wien lagen ? Die klare Schrif t und Sprache seiner Entwt~rfe und Pli~ne, seiner Vorschl~tge und Ein- gaben, die sXmtlich noch vorhanden sind und mir vorlagen, zeigen den Schhpfer groBen Stils. Man fflhlt e s, dal3 ibm wie jedem, der in RuBland vor groBe lockende Aufgaben gestellt wurde und heut- zutage wieder gestellt wird, die I~raft und der Glaube wXchst, Berge zu versetzen. Seine Vorschl~ge laute ten anfangs N o v e m b e r 18o5, also knapp 2 Monate nach seiner Berufung: Der Un te r r i ch t dauer t n icht weniger als 5 Jahre, die Ansbi ldung in der I( l inik geht H a n d ill H a n d mi t derjenigen in Naturgeschichte (Zoologic und Botanik, Phys ik und Chemie), Physiologic, Pharmatherap ie , Ge- burtshilfe, Hygiene, gerichtlicher Medizin, Militiirmedizill ulld Tier- heilkunde. Gerade auf dieses Fach legte er genau wie ill Pavia , Wien und Wilna aus vergleichend-klinischen und pathologisch- anatomischen Grfinden groBen Weft . Ers t durch FRAI~K hielt die wissenschaftIiche Tierheilkunde ihren Einzug ill iRuBland, er ha t sic Ms erster in den Lehrp lan der russischen Hochschulen eingeffihrt, und zwar eingeffigt in gleicher Linie mi t den Naturwissenschaf ten nnd der Humanmediz in . Eigene Geb~iude flir eille medizinische ulld chirurgische Klinik, eine E n t b i n d u n g s a n s t a l t und ffir eii1 I n s t i t u t fflr Tierheilkunde und Labora tor ien sollen err ichtet werden.

* Xu STIEDA. Deutsche Gelehrte als Professoren an der Universit~it Moskau. 40. Bd. Abh. Phflog. Hist. Kl., S~ichs. Akad. d. V~iss. Nr. V, 1930. -- S. ~3--~4 : ,,Die auBerordentliehen hohenBesoIdnngen, womit die Universitfit in Wilna die beiden FRAN- KEN in Wien und den Professor TRALLES ~nBern l)erufell hat, machei1 ein gewaltiges Aufsehen, nnd ieh Ifirehte, dab sic die tela~eren Vocatiollen naeh RuBland ersehweren werden." (MEINERS an MURAWIEW, 18o4. )

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354 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I2. J A H R G A N G . N r . 9 4. MARZ I933

Die Vor l e sungen s ind in la te in i seher Sprache zu ha l t en -- hierzu Vorbere l t f lngskurse j ih L a f e i n 2-; a b e r au/3er d, er ru s s i sehen Mut t e r - sp raehe sollen die S t u d e n t e n 2 F ~ e m d s p r a c h e n , n g m l i c h D e u t s c h u n d Franz6s i sch , lernen, u m die Ergebn i sse der wes t eu ropMschen Na tu rw i s senseha~ t en u n d 1V~edizin in s ich a u f n e h m e n zu k6nnen . Dieser P l a n l a n d v im l~eifalI, w e n n a u c h i m e inze lnen Kr i t ik , da die ru s s i s chen Arz te die l a t e in i schen Nur se s t a r k ab l ehn ten . J edoch d r a n g FRANK m i t se iner M e i n u n g bet d e m Minis te r du t ch , denn die S p r a c h k u r s e ffir D e u t s e h u n d L a t e i n f i ngen n o e h E n d e I8o 5 an, f a s t gleichzei t ig die V o r b e r e i t u n g s k u r s e f a r die t h e r a p e u t i s c h e u n d ch i ru rg i sche K l in i k u n d die f ibrigen med iz in i schen u n d ~ a t u r - wi s senscha f t l i chen FXcher. 3git g le iehem S c h w u n g 6f fne te er seine Kl in ik E n d e J a n u a r I8o6 den ~ r a n k e n . Der Zar we ih te in e iner fes t l ichen S i t zung der A k a d e m i e a n f a n g s F e b r u a r die }~linik ein. ,,l~ber den Zweck e ines k l in i schen K r a n k e n h a u s e s " , so l au te te FRANKS f ranz6s i sche E r6 f fnungs r ede , er schlog eine la te in ische an : ,,De febre n e r v o s a m a l i g n a " . Le ider is t es m i r n i c h t ge lungen , den Niedersch lag jener R eden i m ze i tgen6ss i schen ru s s i s chen Schr i f t - r u m zu f inden . Wi r werden aber in der A n n a h m e n i c h t feh lgehen , s i e a l s seine bere i t s in G 6 t t i n g e n * gefal3ten, f a r G e n u a vorge- s ch lagenen** , in Pav ia , W'ien und W i l n a ve rw i rk l i ch t en u n d d u r c h die E r f a h r u n g gerei f ten G e d a n k e n au fzu fa s sen .

Die I~linik umfaB t e 3 ~ Be t t en , ih r gesell te s ich i m Mat desse lben J a h r e s die Chi rurg i sche KI in ik m i t 13 l~etten zu, de ren L e i t u n g ]3uscH f ibe r t ragen w u r d e , demse l ben B u s c ~ * * * s , der in dieser K l in ik die russ i sche Schule f a r Chi rurg ie g r f inde te ~ u n d lei tete ( i8o3- -1835) , als deren F o r t s e t z u n g u n d E r w e i t e r u n g PIROGOWS klass ische Sehule in D o r p a t u n d P e t e r s b u r g zu gel ten ha t . Zwar h a t t e d e m N a m e n n a e h W~L~E, der ober s t e russ i sche Sani t~ t s - offizier, m i t d e m FRA~K n o c h seine E r f a h r u n g e n m a c h e n sollte, die , ,Obe rau f s i ch t " fiber die Chi rurg ische KIinik, aber die wissen- schaf t l i che L e i t u n g u n d die Ope ra t i onen ff ihr te BlJsc~ a n t F R A ~ S W u n s c h aus. Ma n n a n n t e dies a m t l i c h die , ,besondere L e i t u n g " .

FRANKS Klinik w u r d e n u n der M i t t e l p u n k t ~rzt l icher u n d kli- n i s che r F o r s c h u n g . Seine Vor iesungen fiber spezielle The rap ie n e b s t K r a n k e n v o r s t e l I u n g e n , die er n a c h der g rogen Visi te yon r o - - l ~ U h r im Konfe r enzsaa l 6 f fen t l ich hiel t , war n i c h t n u r das t~gl iehe Ziel der S t uden t en , sonde rn a u c h vieler p r ak t i s che r Arz te Pe t e r sbu rgs u n d ande re r russ i scher Stgdte , se lbs t m a n c h e r Ordi- na r i en seiner e igenen Akademie . U n d wie es d a m a l s Sit te war - - die Herrseher fami l ie , ihr H o t u n d ihre iVlinister k a m e n hXufig zu d e m gefeier ten Arz te u n d Lehrer , der, je n a c h der Z u s a m m e n - s e t z u n g seiner Zuh6rer , in gesch l i f fenem Lafe in oder F ranz6s i seh m i t Geist u n d S a r k a s m u s , m i t t re f fs icherer Diagnose u n d ~rzt- l icher lVienschenkenntnis e ine ek lekt i sche He i l kunde m i t B rown- scher F ~ r b u n g vo r t rug . E r s t bet FRAY;K, SO l au t e t das Ur te i I S g o R I : r s c g ~ K o s ~ , l e rn ten die S t u d e n t e n wirkl ich die Grund l agen Xrztlicher K u n s t , i n sonde rhe i t t ( r a n k e n b e o b a c h t u n g u n d Diagnose . Vorher wa r dies nie der FalI gewesen, da jegliche M6gl ichkei t zur A n l e i t u n g u n d A u s b i l d u n g gefehl t ha t t e , denn die S t u d e n t e n der be iden le tz ten Semes te r h a t t e n i h n e n ganz f r emde Professoren in der A k a d e m i e ange t ro f fen , die me i s t in gar ke iner oder n u r loser V e r b i n d u n g m i t ih r s t anden , a u c h se lbs t keine tCranken vors te l len k o n n t e n , da diese n u r den e igen t l i chen Ass i s t en t en des K r a n k e n - hausea zur Verf f igung s t a n d e n , u n d diese ze ig ten den S t u d e n t e n n u t das, was sie woll ten. F~A~q~ g ing n u n fiber die b i sher fibliehe A u s b i l d u n g wef t h i n a u s : er ve r !ang te a i r die S t u d e n t e n als an - gehende Arz te e inen t ~ r a n k e n h a u s d i e n s t yon m i n d e s t e n s 4 J ah ren , ehe sie in den le tz ten S emes t e rn zur a k a d e m i s e h e n t~linik Z u t r i t t e rha l t en soll ten. I h m lag d a r a n , n i ch t e ine L e h r a n s t a l t m i t sehnl -

* Aukiindigtmg des Minisehen Instituts zu G6ttingen, wie solches bet seiner Wieder- hersteilung zum Vorteil armer Kranken und zur Bildung praktiseher Arzte eingeriehtet werden solle. 14 S. G6ttingen x784.

** Drei zum ~edizinalwesen geh6rige Abhandhmgen: r. Entwurf zur Einriehttmg . einer kIiuisehen Sehule. 2. Entwurf zur Erriehtung eines medic.-ehir. Collegiums zu Pavia. 3. Apothekerordnung far die 6sterr. Lombardie. Aus dem Italienischen, I32 S., Leipzig x794. Die unter x. genannte Abhandlung ersehien in Wien ~79 o in frauzgsischer Spraehe : Plan d'4eoIe clinique, ou m6thode d'enseigner la Pratique de la .%{4deeine dans tin Itopital aead6mique. *** Zur Jubelfeier des Prof. emeritus Dr. JOH, BUSCH in St. Petersburg am 26. Mat I838 (iiberr. yore Deutsehen Arztliehen Vereiu zu St. Petersburg). 3~ S., in deutseher Spraehe mit Bild BUSCHs. Verf. war Dr. SEIDLITZ yon der Medico-chir. Akademie in St. Petersburg.

G SI4ORITSCHENIZO. Die Kaiserliche Nilit~irlMedizinisehe Chlr. Akademie. Gesehichdicher AbriB. Bd. i bJs zur Thronbesteigung Alexanders II. St. Petersburg r9o2 (russ.) in : Hundertjghfiges 3ubilftum des Kriegsmhfistefiums xBo2-- r9o2. St. Peters- burg I9o2 (russ.).

m~Biger Ausb i ldung , sonde rn eine Hochschu l e y o n wi s senscha f t - l ieheIn R u t n n d ve r t~a~enerweckgnder Grflni i l ichkeit zu schaffen . Das G d i n g e n seines P la~es u n d seiner I . iof fnungen zeigt eine b e a c h t - l i the Zahl t f lcht iger Schtiler in ve r sch iedenen Zweigen der Medizin, die se ine G e d a n k e n auf der e r s tgegr f inde ten Un iv e r s i t~ t Moskau u n d an t den neugeg r f inde t en I-Ioehschulen des 19. J a h r h u n d e r t s , vo r a l lem auf der MiHt/~rmedizinischen Akademie , wet ter p f leg ten 10.

Es g ing FRANK wie in se inen frf iheren \~Tirknngskreisen, m i t E h r u n g e n u n d A n e r k e n n u n g e n k a m m a n i h m en tgegen . Z u m a l die Ka i se r in ELISaBeT~, e ine ehemal ige bad i sche Pr inzess in , zog i h n gern zu Ra t e bet s ich u n d i h r e m T6ch te rehen . Die 1Uberlieferungen u n d D o k u m e n t e melden , dab F~A~K zugleich m i t den an d e ren Diens tob l i egenhe i t en die Stelle e ines ~a i se r l . Le iba rz t e s bet Alex- ande r f iber t ragen wurde . Mag seth, dab er 6f ters zu r iBera tung oder ga r B e h a n d l u n g h inzugezogen wurde , im a l lgemeinen h a t t e n solche E r n e n n u n g e n n u r e inen m e b r sehmf ickenden u n d t e ch n i s ch en Wer t , u m den Be ru fenen ira H o f r a n g e inzure ihen . Als d iens t - t u e n d e Leib~rz te wa ren s t e t s meh re r e Arz te tXtig, worflber wi t a m bes ten u n d a m f i s a n t e s t e n d u t c h MA~DT u n t e r r i c h t e t s ind 1~. So wa r a u c h der pers6nl iche Le iba rz t des Zaren j ener W3reI~. Die ger ingere oder m e h r formelle Ber f ih rung m i t ALEXANDEg schein t , sowei t ich es f lbersehen k a n n , sogar zu r A n n a h m e geff lhr t zu h ab en , Ms ob FRANK eigent l ich Le iba rz t der Za r in gewesen ist, wie ihn Grol3ffirst NI~:OLAI MICHAILOWlTSCH n , der He rau sg eb e r ihrer Briefe, beze ichne t . Aus diesen mensch l ich , pol i t i sch u n d ku l tu re l l so reizvollen Briefen, in denen die j unge F a r s t i n ihr b ed r~n g t e s Herz der Mu t t e r in der d e u t s c h e n He ima t , Markgr~f in A~ALIE VON BADEN, aussehf i t te te , sp r i ch t das n a h e ~trztliche u n d m e n s e h - liche VerhXltnis der Zar in zu i h r em engeren L a n d s m a n n e FRANX. Selbst n a c h FRANKS Rf ickkehr be ru f t sie s ich m e h r m a l s au f seine ~rz t l ichen Urte i le u n d n e n n t i h n als be s tg t i genden Zeugen fa r die R ich t igke i t e igener ~Beobachtungen. Als die Zar in ihr zweites T6chtere l len - - das ers te war 18oo ges i0 rben - - Jm Mat i8o8 an , , Z a h n k r ~ m p f e n " verl ieren sollte, wa ren alle B e m f i h u n g e n FRANKS u n d ande re r Leib~rz te vergebl ich .

Den sehwer s t en Schlag gegen FRANK h a t j edoch W Y H E geft ihr t . Die rus s i schen Quellen lassen e rkennen , dab WYLI~ bis zu e in em gf ins t igen Augenb l ick gewar t e t ha t , u m einzngrei fen. Diese Ge- l egenhe i t bo t s ich bet der Auf s t e l l ung der S a t z u n g e n fa r die Aka- demie. FRANK h a t t e n a c h E r 6 f f n u n g seiner I~linik n i ch t n u r den L e h r p l a n fa r die S t u d e n t e n fer t iggestel l t , sonde rn auBerdem in ras t loser Arbe i t die n e u e n S a t z u n g e n ( , ,Us taw") wohl u n d sorg- f~lt ig fiberlegt, so dab ~O~SCX~JBE'r die B e s t ~ t i g u n g u n d Gen eh m i - g u n g ALI~XANDERS kurz vor W e i h n a e h t e n 18o6 fa r sie erMelt . Da t r a f 2 Tage nacA der sehr i f t l i chen Kaiserl . B e s t g t i g u n g ein Gegen- befehl des Zaren ein, die S a t z u n g e n seien ungfl l t ig, da e in Vorsch lag zu ihrer U m g n d e r u n g yore Le iba rz t WYLI~ g e m a e h t worden set!

FRANK will se inen Abschied e inre ichen] H a l t e n wir die Vorschl~ge der beiden Gegner n e b e n e i n a n d e r .

W ~ h r e n d FRAX~r die I I Abschn i t t e seiner S a t z u n g ill ve rsch iedene U n t e r a b t e i l u n g e n gl ieder t u n d zuma l Rech te u n d Pf l i eh ten de r Professoren, A d j u n k t e n u~d des fibrigen a k a d e m i s e h e n Pe r sona l s in den M i t t e l p u n k t stel!t, u m r a h m t yon der a l lgemeinen Y e r w a l t u n g u n d d e m S tud ienp lan a m Anfang , sch l iegend m i t den S tuden ten , ihrer E n t l a s s u n g u n d den zu e r re ichenden a k a d e m i s e h e n W a r d e n , m i t e i nem K o s t e n a n s c h l a g yon 17o 34 ~ Rbl . j Ahrlichen H a u s h a l t s , gre i f t WYLIE viel groBzflgiger ein. Sein , , U s t a w " is t au s einem GuB, ohne U n t e r a b t e i l u n g e n in 14 A b s e h n i t t e n s t r a i t z u s a m m e n - gefaBt. Da l iest m a n n i ch t s m e h r yon R e c h t e n der Professoren, sonde rn es gJbt n u t noch Pf l ich ten . D a wird eine s t a rke verwal - t u n g s t e c h n i s c h e u n d r e p r e s e n t a t i v e Spitze geschaffen, s t a t t e ines Rektors , d e m Heifer ffir die wi r t schaf t l i che V e r w a l t u n g zur Seite s tehen, e in P r e s i d e n t m i t e i nem u n e b s t e i n em , ,gelehr ten Sekre t~r" . J ede r dieser W a r d e n i s t ein e igener Ab- s c h n i t t gewidmet . Gleichzeit ig wird die Ve r sehm e lzu n g der drei SchuIen wieder au fgehoben , n u t die Moskauer bleibt bes t ehen u n d wird d e m jeweiligen u als U n t e r a b t e i l u n g zugetei l t , die Krons tXdte r geh t in der Pe t e r sbu rge r vo l l s tgnd ig an/ . Der Vor t r ag im La t e in sowie die Sp rachku r se h ie rzn werden abge- schaff t , es dar t n u r in russ i scher Sprache u n t e r r i e h t e t werden . We i t e rh in be ru f t s ieh dieser Schot te auf PETER DE~ GROSSE~, der vo rma l s neues Leben und neue Kraf te , n a m I i c h russ i seh-na t ionMe, ffir se ine Aufgaben ent fach• habe . A n der gleichen W e n d e s t ehe m a n jetzt , ru f f W~LIE aus . Hera ld i sche S tempel u n d Siegel f a r

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4.3~ARZ ~933 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 12. J A H R G A N G . N r . 9 355

die Akademie werden geschaffen, der prunkvolle Mantel einer ,,Kaiserl. Akademie" wird ihr urngelegt. Die Absicht WYLIES ist ganz klar : er will die Akademie als die best e Schule ffi~ rein mil i t i r - ~rztliche Zwecke ein ffir allemal test begrfindeil - - die Anlehnung an das Berliner und Wiener u ist unverkennbar -- , eine milit~rische Spitze nach auBen im Prisidenten, der zugleich Medi- zinalinspektor der Arraee, n iml ich V~TYLIE selbst ist, straffe Rang- gliederung und vor allern - - Gehorsanl! Die Professoren sollen die Yorlesuilgen schriftlieh ausarbeiten und dem Pr~sidenten vorher zur Genehrnigung unterbreiten!

Wie urteilt nun der Geschichtsschreiber .fiber ~vVYLIES Werk? %Vie seine Pers6nlichkeit umstritteil ist, so sind es auch die Grfinde, <lie ihn zum Eingreifen gegen PRANK veranlassen. So einfach sie abzutun mit ,,schmutzigen Antrieben" geht nicht 'a i l . Der kfil~le Vergleich zwischen den Satzungen beider zeigt die organisatorische und psychologische l~berlegenheit gegenfiber PRANK. WYLIE wollte in der Zeit schwerster Auseinandel%etzung im damaligen WeItkrieg um die Macht der Erde ein zuverl~ssiges I, ns t rument ftir die ~rztliche Versorgung der russischen Landesverteidigung sehaffen. Dieses Ins t rument konnte nicht nur vornehm-akade- misch und rein-wisseilschaftlich sein, sonderil es muBte auch nach auBen hin , ,Uniform tragen", mochte auch der j~hrliche Kosten- anschlag das dreifache (386290 Rbl.) des yon FRANK anfgestellten betragen. Denn was seinen Vorgingern uilter PETER I., t(ATHA- RINAI., ANNA, ELISABETH, KATHARINAII. und PAUL I. niegelungen war, eine e inhe i t l l che Ausbildung der Mili t i r i rzte, eine durch- greifende Organisation des gesamten Militirgesundheitsdienstes, erreichte WYLIE w~hrend seiner Laufbahn~L Den Grund hierzu legte er in den Satzungen der Akademie. ALEXANDER ernannte ihn zum Vorsitzenden ether Kommissioil ffir die Ausarbeitung der neueil Satzungen nnd zum vollziehenden Richter der Akademie.

Win hat sich PRANK ZU dieseil Ereignissen gestellt ? Sein Name fehlt in dieser Kommission, auch der seines G6nners KO~SCHUBEY, aber dessert Nachfolger im Amte Ffirst A. B. KURAGIN geh6rte ihr an. Im Laufe der Zeit seheint sich PRANK mit allem, wenigstens nach auf3en hin, abgefunden zu haben, aber es wird den stolzen und kultivierten Mann gewurmt haben, dem 20 Jahre jfingeren H6fling uild rauhen Soldaten WYLIE unterlegen zu sein. AuBerlich blieb PRANK im Amte als Rektor und Lehrer. Aber gleich nach seinem Abgang im Sommer 18o8 verlegte man seine Kliilik in ein Peters- burger Garnisonlazarett, wo sie ruhmlos nnterging. Man hat wihrend seiner Anwesenheit jedoch die Form gewahrt und erst nach seiner Abreise die feieriiche Grfindungsfeier mit der Kaiserl. Best~tigung der Wylieschen Satzungen abgehalten. Unter h6fisch- mili t ir iscbem Gepr~nge fund sje in Gegenwart des Zaren start.

Verbit tert und yon den Nachwehen ether Ruhr geplagt, mit hoher lebensli~nglicher Pension und gl~nzenden Titeln, abet ohne seine k6stliche berflhmte Bibliothek, die ihm ALEXANDER als Grundstock far die neugegrfindete Universitiit Kasan abkaufen lieB, kehrte der groge Arzt zurfick. Er wollte nach seiner badischen Heimat und sich mit nichts anderem mehr besch~ftigen als mit der Abfassuilg einiger bereits im Entwurf vorliegender mediziniseher Werke, so meldete die Kaiserin, ihn ihrer Mutter in I~arlsruhe empfehlend*. Er hielt sich nach der Rflckkehr in Wien, dann 2 Jahre in Preiburg bet seiner verheirateten Tochter auf, kehrte nach Wien zurfick und lebte dann dort bis an sein Ende als Kon- siliarius und gefeiertster Arzt der Zeif (1821). Eiil Zusammen- treffen mit ALEXANDER uild dessen Hot w~hrend des Wiener Kon- gresses, oder gar mit LAI~ARPE, der den Zaren als Ratgeber be- gleitete, l~13t sich heute Ilieht mehr feststellen. Ob sich PRANK wirklich so sehr als ,,russischer Staatsangeh6riger" geffihlt hat, wie es ein zeitgen6ssischer Reisebericht mif PRANKS eigenen Worten schildert**, bleibt bet dem aufrechten deutschen Mann, wie ihn E. M. ARNDT***bewundernd ob der Geschlossenheit dieses Gfinst- lings der Natur Ilennt, mehr als zweifelhaft.

* Die iZaiserin deutet in ihren Briefen FRANKs Krankheit und Stimmung an. So heiBt es z. B. im Mat i8o8 . le bon FRANK est duns im vague d6sesp~rant". ** M. NEUBURGER, Die Wiener Medizinische Sehule im Vorm~rz. Wien I92r. ,,Aus J. F. OSIANDERs Reiseerlnnerungen." III . J. P. FRANK, S. 16--21. FRANK erz~hlt, er habe franz6sischen pliindernden Soldaten in Wien 18o 9 erki~rt, dab er zu RuBland geh6re, kein 0sterreieher set. *** E. EBSTEIN, ~rztememoire n aus 4 Jahrhunderten. Berlin 1923, S. 78. , ,FRANK hat aber u allen andern bet seinen tdinischen Voflesungen den meisten Zulanf. ~Ein herrlicher Alter yon festeln trod stolzem Bau, und ein ebenso guter Lateiner, ale ele- ganter Teutscher, dnch ist er fiir den groBen Mann nicht bescheiden genug."

Wer war n u n "VVYLIE, ~

Ein unbekannter schottischer Arzt, der 179o Ilach RuBland kam, urn als Milit~rarzt in die russis~he Armee einzutreten. Bereits 1799 Leibchirurg bet PAUL I. und Arzt beim Thronfolger ALEX- ANDER, Medizinalinspekteur der Armee 1806, President der Mediko- chirurgischen Akademie 18o8--1836, davon 1819--1836 Direktor des Medizinaldepartements des Kriegsministeriums, yon i836 ab his zu seinem Tode 1854 Hauptinspekteur des Sanit~tsdienstes der Armee, pers6nlicher Vertrauter und Leibarzt PAULS I . and ALEXANDERS I., aber weniger NIKOLAIS I. Einig ist man fiber seine auBergew6hnliehe Begabung in groBzt~giger 0rganisation, weniger einig fiber seine ~rztlichen und wissensehaftlichen P~hig- keiten, nicht zuletzt fiber die Lauterkeit seines Charakters. Wohl nicht ganz ,,a medical adventurer i4'', aber ein immerhin vom glficklichen Sehicksal emporgetragener Gflnstling. Zweifellos ein kluger Menschenkenner nnd Menschenbehandler, sonst h~tte er sieh nicht ein halbes Jahrhunder t als pers6nlicher Leibarzt dreier Zaren in den sehwierigsten Lagen halten k6nnen. Er hat den er- mordeten PAUL einbalsamiert und den amtlichen :Totensehein auf ,,Tod durch Apoplexie" ausgestellt (i8oi). Er stand am Toten- bette ALEXAND~RS in Taganrog (i825) und soil, wenn s ich die neuesten Nachricl{ten bewahrheiten, an Stelle des Zaren, der von schwerer Krankheit (Malaria?, Typhus?) genas, einen ihm ihnl ich sehenden, zu gleicher Zeit gestorbenen Hofbeamten einbalsamiert, dem Zaren jedoch zur Plucht verholfen haben, die ihn in die sibi- rische Einsamkeit als sagenhaften Einsiedler ,,Pedor Kusmitch" fiihrte 15, a6. Ein Arzt, der diese entarteten deutschen Pfirsteil, die sich russische Zaren nannten, zu nehmen wuBte und sich als west-

'europMscher Auslinder russiseh-nationMer als ein Russe geb~rdete. Unbestr i t ten bleiben seine Yerdienste urn den russisehen Heeers- sanit i tsdienst . Nebsn der Akademie, die ihren Grundaufbau und ihre Aufgaben bis in die Tage der Roten Armee bewahrt hat, schuf er die Medizinalabteihng beim Kriegsministerium und erreichte dadurch erstmals in RuBland nine einheitliche Zu- sammenfassung aller mnilit~rmedizinischen Angelegenhei ten in rnilit~r~rztlicher Hand. WYLIE* hat Yerner das Lazarettwesen, vor allem die Marinelazarette~ geordnet und.in den allgem~inen mili t ir- medizinischen Dienst eingegliedert. Er wird als der Verfasser der ersten russischen Peldpharmakopoe genannt, er ist der Grfinder der hochstehenden ,,Milit~rmedizinischen Zeitschrift" (,,Voennyi MedizinskiJ Zurnal"), lange Zeit die einzige wissenschaftliche, nur russisch geschriebene medizinische Zeitschrift im 19. Jahrhundert . Abet solche Verdienste, win sie PUSCHKAREW a7 in einer Lobhudelei beim Tode WYLIES uns glauben machen will, als ob vor 18o8, also dem Inkrai t t re ten der neuen Akademiesatzungen, fiberhaupt nichts auf ~rztlichem Gebiet innerhalb und auBerhalb gelehrter Sehulen geleistet, sondern alles erst dutch WYLIE geschaffen set, ist ge- schichtlich vollstindig falsch rind zuungunsten bedeutender russischer und ausl~ndischer /krzte dargestellt. Diese Fi lschung hat bereits GAJEWSKY is sofort richtiggestellt, und TSCHISTOWlTSCH 19 ist ihm sparer in einer gerechten Wfirdigung beigetreten.

So leuchtet doch sehlieBlich ein vers6hnlicher Zug fiber dem Ende von PRANKS T~tigkeit in RuBland, denn er ist tin Karnpf immerhin einer Pers6nlichkeit und nicht einem Abenteurer schlecht- hin unterlegen, wenn auch aus dem Hinterhalt gefillt. Mug das unwirtliche t~lima der russischen Haupts tadt als solches - - nicht das schlechte Mikroklima am Zarenhofe mit zugiger , , H o f l u f t ' " - -

dem an weiche Lfifte in Baden, in der Lombardei und Wien Ge- wohilten im Alter geschadet haben, so war PRANKS Aufenthalt in RuBland der H6hepunkt nicht nur fiir i h n , sondern ffir file dentschen ~rzte, die nach ibm his auf den heutigen Tag nach RuBland kamen. Eine solche, in sich abgesehlossene ~rztliche Pers6nlichkeit yon europ~ischem, j a Weltruf, konnte nut der Kaiser des Heiligen R6mischen Retches Deutscher Nation und der sagen- haft allm~ehtige nnd reiche Zar aller ReuBen ffir sich gewin- nell. Und I Jahr spi ter suchte ihn vergeblich der' t(orse ant dem H6hepunkt der Macht mit geistigen nnd materiellen Lockungen an sich zu ziehen (18o9).

PRANKS Tiitigkeit in Rul31and hat noch eine andere Bedentung, nicht nur ffir die medizinisch-kulturelle Verbindung zwischen

* W Y L I E S Name wird im Russisehen stets ,,Willie" gesehrieben und in den west- europ~isehen Sprachen Ms ,,Viliiers" oder ,,Villie" umgesehfieben, so dab man zuerst meint, einen Franzosen vor sieh zu haben. Die russische Schreibweise -- er selbst Sehrieb sich so! -- riihrt nur yon der buchst~blichen Ausspraehe des englischen Namens ohne englisehe Lautbetontmg her.

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356 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . :2. J A H R G A N G . N r . 9 4. MARZ ~933

D e u t s c h l a n d u n d R u B l a n d , s o n d e r n f i b e r h a u p t f a r d a s A u s l a n d s -

de~tsehtu~n u n d se ine ~r z t e . D e n n in d e m xS. u n d I9. J a h r h u n d e r t g i n g e n z a h l l o s e d e u t s c h e N r z t e i n d ie D i e n s t e f r e m d e r S t a a t e n . Sie a l le s t a n d e n f a s t a u s n a h m s l o s v o r e i n e m n e u e n L e b e n ; s ie w a r e n k l e i n u n d u n b e k a n n t , o f t e r s t n a c h j a h r z e h n t e l a n g e m W i r k e n i m A u s l a n d e r w a r b e n s ie s i c h I~uf u n d A n s e h e n in de r F r e m d e n n d d a n a e r s t a u c h i n d e r d e u t s c h e n H e i m a t . S p r e c h e n d e B e i s p i e l e h i e r f a r s i n d SCR:BA ~0 u n d Bs eL ~ in J a p a n . FRANK h i n g e g e n

w a r u n b e s t r i t t e n e r F a r s t i n s e i n e m R e i c h e u n d s c h o n in d ie Z a h l d e r g r 6 B t e n A r z t e a l I e r Z e i t e n e i n g e r e i h t , a l s er d e m R u l e n a e h d e m O s t e n fo lg te . S o m i t s c h l i e B t e r j ene R e i h e a u s l ~ n d i s c h e r A r z t e ab, die , w ie d ie D e u t s c h e n BLUME~qTROST "~' ~ ( V a t e r u n d Sbhne ) , BRINCKMANN, LODER 25, I~IANDT, d e r P o r t u g i e s e SANCHEZ 26, d ie Hol l~ tnder B~DLOO e~ u n d d ie B r a d e r KAU-BOERaAAVE es ( H e r m a n n u n d A b r a h a m ) , u m n u r e i n i g e N a m e n h e r a u s z u g r e i f e n , i n d a s 5s t - I i che R i e s e n r e i c h w a n d e r t e n , m e i s t g e z o g e n y o n d e n A u i g a b e n u n - b e g r e n z t e r M b g l i c h k e i t e n , d ie s i c h d o r t j e d e m d e n k e n d e n u n d f o r s e h e n d e n A r z t e s u c h h e u t e i n u n g e a h n t e m MuSe d a r b i e t e n .

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REFERATENTEIL. BUCHBESPRECHUNGEN.

P h y s i k . E i n L e h r b u c h f i i r S t u d i e r e n d e a n den U n i v e r s i t i t e n u n d t e c h n i s c h e n H o c h s c h u l e n . Y o n W . H . W E S T P H A L . 3. A n t i , 5o3 T e x t a b b . X V , 596 S. B e r l i n : J u l i u s S p r i n g e r 1933. Geb . Rlg[ 19.8o.

Die kurze Zeit, innerhalb deren nun schon die dritte Auflage erscheinen konnte, ist die beste Best~tigung des ganstigen Urteils, das dem Westphalsehen I3uch bei seinem ersten Erscheinen in dieser Wschr. zuteil geworden ist. ]~lanche M~ngel, die damals noch vorhanden waren, sind inzwischen beseitigt, manche ~vichtigen Ergiinzungen sind eingefiigt worden, so dab das V~rerk in seiner neuen Form abermals Lernenden und Lehrenden aufs w~irmste empfohlen werden kann. ~j PETER PRINGSIIEIM, Berlin.

Die E lek t r i z i t~ i t in de r Ze l l e . V o n R . K E L L E R . 3. u m g e a r b . AuII . 322 S. M X h r i s c h - O s t r a u : J u l i u s K i t t l s N a c h f . 193 2.

W e r d i e s e s B u c h , d a s n u n i n d e r d r i t t e n A u f l a g e v o r l i e g t , z u r H a n d n i m m t , d a r t n i c h t e r w a r t e n , e t w a e in L e h r b u c h d e r E l e k t r o - p h y s i o l o g i c v o r z u f i n d e n , w i e d e r T i t e l v e r m u t e n l~g t . E s e n t h g l t v i e l m e h r e i n e z u s a m m e n f a s s e n d e D a r s t e l l u n g d e r A r b e i t e n , d ie d e r Ver f . u n d se ine M i t a r b e i t e r i m L a u f d e r J a h r e a u s g e f a h r t h a b e n m i t d e m Zie le , d ie Ro l l e d e r e l e k t r o s t a t i s c h e n K r g f t e i n d e n Ze l l en u n d G e w e b e n n a c h z u w e i s e n . D i e s i s t d e r G r u n d g e d a n k e d e r K e l l e r s c h e n L e h r e : D i e S t o f f b e w e g u n g i n d e n ZeI ten u n d G e w e b e n w i r d y o n e l e k t r o s t a t i s c h e n K r ~ f t e n b e h e r r s c h t . D i e S tof fe b e w e g e n s i ch gemXB i h r e r L a d u n g o d e r d e r L a d u n g d e r j e n i g e n Stof fe , d ie i h n e n a l s V e h i k e I d i e n e n . So w i e d i e ~ l t e r e Phys~o log ie d e r S tof f - b e w e g u n g , w i e s ie e t w a ins b e k a n n t e n W e r k I-IAMBURG]~fiS g b e r , , O s m o t i s c h e n D r u c k u n d K o l l o i d l e h r e i m D i e n s t e d e r M e d i z i n i - s c h e n W i s s e n s c h a f t e n " z u s a m m e n g e f a B t i s t , d a s P r o b l e m d e r S t o f f b e w e g u n g u n t e r d e m G e s i c h t s p u n k t d e r o s m o t i s c h e n K r ~ f t e b e h a n d e l t , i s t i m K e l l e r s e h e n B u c h d ie B e t r a c h t u n g d e r e l e k t r i s c h e n P o t e n t i a l d i f f e r e n z e n v o r h e r r s c h e n d (ohne d a b n a t i ~ r l i c h d i e B e d e u - t u n g d e r o s m o t i s c h e n KrXf te a b g e s t r i t t e n w-ird !). D i e a b s o l u t e n W e r t e d e r P o t e n t i a l d i f f e r e n z e n i n Ze l l en u n d G e w e b e n s i n d z w a r m e i s t s e h r k l e i n . Sie f a l l e n a b e t zu fo lge d e r m i k r o s k o p i s c h e n D i m e n - s i o n e n i h r e r T r ~ g e r s e h r s t e i l ab, so d a b e l e k t r i s c h e KrXf te b e t r X c h t - l i c h e r Gr6Be e n t s t e h e n , m i n d e s t e n s y o n d e r s e l b e n G r b B e n o r d n u n g , w ie w i r s ie be t i ) b e r f t i h r u n g s v e r s u e h e n in v i t r o v e r w e n d e n . E s i s t u n s t r e i t i g e i n V e r d i e n s t KELLERS, d i e B i o l o g e n a u f d e n U n t e r - s ch i ed z w i s c h e n d e m P o t e n t i a l u n d d e m d a r a u s a b g e l e i t e t e n G r a d i e n t e n m i t N a c h d r u c k h i n g e w i e s e n zu h a b e n . E s w a r e n u r s p r a n g l i c h P r o b l e m e d e r u d i e KELLER ZU s e i n e r E l e k t r o h i s t o l o g i e u n d E l e k t r o p t ~ y s i o l o g i e g e f i i h r t h a b e n . E r h a t n a c h e i n e m a l l g e m e i n e n P r i n z i p zu r E r k l ~ . r u n g s e i n e r F ~ r b u n g e n g e s u c h t u n d l a n d d a s s e l b e i m L a d u n g s s i n n d e r F a r b s t o i f e i m

V e r e i n ! m i t a n d e r e n E i g e n s c h a f t e n w ie Tei lchengr613e, U m l a d - b a r k e i t u s w . D i e s f a h r t a u f r e i n k o l l o i d c h e m i s c h e F r a g e n . A u f s e ine A n r e g u n g h a t d e r P r a g e r P h y s i k e r R. FORTH i m V e r e i n m i t s e i n e n M i t a r b e i t e r n (GICKLHORN, NISTLER) e i n e seh r e l e g a n t e D i f f u s i o n s m e t h o d e z u r B e s t i m m u n g d e r T e i l c h e n g r 6 B e v o n F a r b - s t o f f e n g e s c h a f f e n , t e r r ie r e i n e iVfethode z u r r a s c h e n B e s t i m m u n g de s L a d u n g s s i n n e s y o n F a r b s t o f f e n , be t w e l c h e r v e r s u c h t w i r d , d ie B e d i n g u n g e n d e n p h y s i o l o g i s c h e n V e r h ~ l t n i s s e n bes se r a n z u - p a s s e n , a l s d i e s be t gew/bhn l i ehen 0 b e r i f i h r u n g s v e r s u c h e n d e r F a l l is t . D i e K . s c h e n A n s c h a u u n g e n b a s i e r e n d e n n a u e h gr /3Bten te i l s a u f fXrbe r i s chen N i e t h o d e n . E r s c h l i e g t a u s d e m V e r h a l t e n d e r F a r b s t o f f e i m U n t e r s u c h u n g s o b j e k t a u f d ie V e r t e i l u n g d e r L a d u n - gen u n d h i e r a u s w e t t e r a u f d ie R i c h t u n g de s W a s s e r t r a n s p o r t s , d e r S t o f i b e w e g u n g u s w . D ie d i r e k t e M e s s u n g d e r P o t e n t i a l e b e g e g n e t d e r g e r i n g e n G r b g e d e r O b j e k t e w e g e n g r o g e n S c h w i e r i g k e i t e n . S o w e i t d e r a r t i g e U n t e r s u c h u n g e n a n g e s t e l l t s i nd , s c h e i n e n d i e !VIessungen m i t d e n R e s u l t a t e n d e r V i t a l f ~ r b u n g i ~ b e r e i n z u s t i m m e n . D i e s s i n d d ie G r u n d z a g e d e r A n s c h a u u n g e n , d ie K. n u n au I zah l - r e i c h e F r a g e n d e r P h y s i o l o g i c a n w e n d e t . W' i r m b c h t e n au f E i n z e I - h e i t e n n i e h t e i n g e h e n , s o n d e r n t e i l e n z u r ~ b e r s i c h t d ie O b e r s c h r i f t e n d e r w i c h t i g s t e n K a p i t e l m i t , d i e e i n e g u t e V o r s t e l l u n g r u m K r e i s d e r - F r a g e n geben , i n d e m d e r Verf . s i ch b e w e g t : C o u l o m b k r a f t - - D i e l e k t r i z i t ~ t s k o n s t a n t e - - (diese i s t e i n L i e b l i n g s k i n d K.s . E r d i s k u t i e r t b e s o n d e r s i h r e n E in f lu l3 a u f d ie I o n i s a t i o n d e r E l e k t r o - ly re , d ie K o m p l e x b i l d u n g s f a h i g k e i t de s W a s s e r s i m Z u s a m m e n h a n g m i t s e i n e r h o h e n D . E . K . , d e r e n E r h b h u n g d u r c h E i w e i g k 6 r p e r u n d A m i n o s g u r e n u n d d ie m u t m a B l i c h e B e d e u t u n g d i e s e r E r s c h e i n u n g e n f a r d i e l e b e n d e S u b s t a n z ) . - - E l e k t r o s t r u k t u r de s W a s s e r s - - Te i l - c h e n g r b B e d e r H a n d e l s f a r b s t o f f e - - S g u r e f a r b s t o f f e z u m N a c h w e i s d e s W a s s e r w e g e s - - T e i l c h e n g r 6 f i e u n d T r ~ g h e i t b i o l o g i s c h e r I o n e n . (Seine E r f a h r u n g e n f f ih ren i h n z u m S c h l u g , , , dab d a s I o n zu d e n i n d e r l e b e n d e n Zel le a m s e h w e r s t e n b e w e g b a r e n P a r t i k e l c h e n ge- h 6 r t , a l so p r a k t i s c h w i e e in g a n z g r u b d i s p e r s e s K o l l o i d i n E r s c h e i - n u n g t r i t t " . ) - - T e i l c h e n g r 6 B e y o n i a r b l o s e n S t o f f e n - - U m l a d u n g u n d U m l a g e r n n g y o n F a r b s t o f f e n . (Ft~r d ie B e u r t e i l u n g v o n F ~ r - b u n g e n i s t w i c h t i g , d a b F a r b s t o f f e i n d e n Ze l l en u m g e l a d e n w e r d e n k 6 n n e n , a l so e i n e n a n d e r e n W a n d e r u n g s s i n n ze igen a ls i n de s t i I l i e r - t e m W a s s e r . ) - - M e t h o d i k - - E f e u a l s T e s t o b j e k t - - F a r b s t o f f - t a b e t l e n . (Diese 3 K a p i t e l e n t h a l t e n e i n e M e n g e w e r t v o l l e r H i n - we i se f a r d ie A u s f • h r u n g y o n V i t a l f ~ r b u n g e n . I n d e n T a b e l l e n s i n d d i e fXrbe r i s ehen E i g e n s c h a f t e n e i n e r g roBen Z a h l y o n F a r b - s t o f f en f t b e r s i c h t l i c h z u s a m m e n g e s t e l l t i n b e z u g a u f d ie y o n GICKL- HORN e ! n g e h e n d u n t e r s u c h t e D a p h n i a a ls T e s t o b j e k t . ) - - F e h l e r - q u e l l e n - - Molekf i l e u n d I o n e n i m P l a s m a ( n i e h t I o n e n , s o n d e r n i n d e r R e g e t n u t u n d i s s o z i i e r t e M o l e k i i l e k b n n e n i n s P l a s m a e i n d r i n -