Johannes Rothkranz - Die kommende Diktatur der Humanität - oder - Die Herrschaft des Antichristen

download Johannes Rothkranz - Die kommende Diktatur der Humanität - oder - Die Herrschaft des Antichristen

of 79

Transcript of Johannes Rothkranz - Die kommende Diktatur der Humanität - oder - Die Herrschaft des Antichristen

  • Im Verlag Anton A. Schmid, Verlags-Programm: Pro Fide Catholica, Postfach 22,D-87467 Durach erschienen:

    Der Vertrag von Maastricht Endlsung fr EuropaJohannes Rothkranz,

    ca 320 S., 32 Bildtafeln, 29,80 DM13(1.2: ca 344 S., 32 Bildtafeln, 29,80 DM

    Ob diese Schrift ein exzellenter Polit-Knller oder ein hochbrisanter Polit-Krimi ist,mag der Leser entscheiden. Jedenfalls kommt sie geradezu fnf Minuten vor Zwlf, umden ahnungslosen Europern mit berzeugenden Argumenten klarzumachen, was mitihnen und dem Abendland geplant ist. Es ist ein verruchter Plan, der mit Hilfe des sog.Vertrags ber die Europische Union vom 7. Februar 1992 die europischen Vlkerendgltig und total den finsteren, weltweit organisierten Mchten ausliefern soll, derenvorrangiges Ziel die Zerstrung des Christentums, der Nationalitt und der Freiheit inEuropa- ist, wie ein erleuchteter ehemaliger Chefkorrespondent der Times" bereits1948 schrieb. Johannes Rothkranz, der schon in seinem aufsehenerregenden drei-bndigen Werk ber die globale Diktatur der Humanitt" diese Mchte mutig beimNamen genannt hat, legt mit diesem neuesten Buch den schmutzigen Plan der Endlsungfr Europa im Detail offen. Ob er damit die schlafenden Europer noch motivieren kann,ihre regierenden Pol it-Marionetten, die zum Teil mit pathologischer I lartnckigkeit dengepalnten epochalen Zerstrungsproze unumkehrbar" machen wollen, rechtzeitig indie Wste oder zum Teufel zu schicken? (Dies freilich nicht mit roher Gewalt, sondernnur mit legitimen demokratischen" Mitteln, versteht sich.) Alles in allem gebhrt demAutor Anerkennung und Dank, hat er sich doch um die Vlker Europas verdientgemacht. Bleibt nur zu wnschen, da die Europer auch seine Schrift mit gebotenemErnst lesen und die notwendigen Konsequenzen ziehen.

    MAASTRICHT Quo vadis EUROPA?Michael Th. Sprenger-Menzel; 81 S; 13,90 DMDer arglose, von den Massenmedien ausgewhlt" informierte Brger wird ber diewahren Folgen der Europischen Vereinigung im Sinne des Maastrichter Vertragesschon deshalb nicht Bescheid wissen, weil man von ihm nicht verlangen kann, da erden Vertragstext kennt. Um dem Brger ein wahres Bild zu vermitteln, hat einFachmann (ein Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaftler [Hochschuldozent])diese wertvolle Aufklrungsarbeit in der berzeugung vorgelegt, da er damit denEuropern, insbesondere aber dem deutschen Steuerzahler (und Whler!), einen wert-vollen Dienst leistet.Der Leser wird dem Autor dankbar sein, weil die fundierte, am Vertragstexte selbstausgerichtete und im besten Sinne des Wortes kritische" (dabei aber nicht zu theore-tische) Argumentation einfach wachrttelt und berzeugt. Viele werden sogar schok-kiert sein, weil deren Vorstellung vom Vereinten Europa" eben nicht dem entspricht,was eine gezielte Werbekampagne euro-phorischer Maastricht-Europer jahrelangvorgegaukelt hat, denn Maastricht ist erst der Anfang ...Dieses Buch richtet sich nicht nur an Fachkollegen, sondern gerade auch an den Mannauf der Strae" und sollte von ihm schnellstens gelesen werden, damit er nicht lngerein Opfer eigener und fremder Fehleinschtzun gen und Falschinformationen bleibe.

    Johannes Rothkranz

    Die kommende Diktatur der Humanittoder

    Die Herrschaft des Antichristen

    1. Band

  • Johannes Rothkranz

    Ein herzliches Vergelt's Gott allen,

    die durch ihre Hinweise, Informationen,

    Anregungen und Ratschlge

    zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben.

    Die kommende Diktatur der Humanittoder

    Die Herrschaft des Antichristen

    1. Band:Die geplante Weltdemokratie

    in der City of Man

    Pro Fide Catholica

  • InhaltSeite

    Vorwort ................................................................................................................................ 7

    Falsch kalkuliert! .............................................................................................................. 9

    Demokratie als Weltreligion ........................................................................................ 10

    Ein satanischer Plan .............................................................................................................Statt Weltfriede Menschheitsreligion ..........................................................................

    14Freimaurerischer Humanismus .....................................................................................

    16Lessing lt gren ..........................................................................................................

    21Freiheit - Gleichheit - Brderlichkeit ..........................................................................

    30Juden und Moslems ......................................................................................................

    33Der Affe Gottes ..........................................................................................................

    34Die satanische Gegenkirche .............................................................................. ..............36Das Glaubensbekenntnis der Gegenkirche ............................................................... 39Die Dollarpyramide ......................................................................................................

    43Freimaurer-Vereine .......................................................................................................... 48Die blaue Freimaurerei ..................................................................................... ........... 51Freimaurerischer Satanismus .......................................................................................... 54Die rote Freimaurerei ...................................................................................................... 56Die Wissenden ............................................................................................................. 59Die Shne des Bundes .............................................................................................. . 63Die Lenker der Weltmaurerei ........................................................................................ 71Der Junior-Partner ....................................................................................................... 79Der Rat der 500 ............................................................................................ ................80Der Council an Foreign Relations ............................................................ .......... 83Die Bilderberger-Gruppe ........................................................................................

    86Die Trilateral Commission ........................................................................................ 89Die Schatten-Weltregierung ........................................................................................ 93Die Illuminaten ................................................................................................................ 96Der Kommunismus ...................................................................................................... 100Die Weltrevolution ......................................................................................................

    108Wer schrieb The City of Man 7............................................................................... 117Literatur-Verzeichnis ..................................................................................................

    128Personen-Verzeichnis ..................................................................................................

    130

    Verlag Anton A. SchmidVerlags-Programm: Pro Fide CatholicaPostfach 22; D-87467 DurachPrinted in Germany 1993

    Alle Rechte bei Autor und VerlagAuszugsweise Verffentlichung in Presse, Funkund Fernsehen nur nach Genehmigung.

    Titelgraphik: Das Zeichen des Antichristen.Nheres siehe Band 3.

    ISBN 3-929170-08-6 (Gesamtausgabe)ISBN 3-929170-09-4 (Band 1)

  • Vorwort

    Dieses Buch ist nicht fr die Dummen geschrieben.

    Aha, dann ist der, der es geschrieben hat, wohl wieder so ein Siebengescheiter, dersich wer wei wie schlau und gelehrt vorkommt! Mit so einem kann unsereins al-lerdings nicht mithalten. Na, soll er sehen, wer seinen Schwarten liest. Ich jeden-falls nicht. Nichts fr mich!

    Moment mal! Genau so war es gerade nicht gemeint! Schlielich gibt es ja zweiganz verschiedene Sorten von Dummen. Die einen haben vom lieben Gott wenigVerstand bekommen, wofr sie nichts knnen. Aber zu ihnen gehren auch nursehr wenige Menschen. Die anderen haben vom lieben Gott viel, manchmal sogarsehr viel Verstand bekommen, wofr sie ebenfalls nichts knnen. Aber sie benut-zen ihren Verstand nicht oder jedenfalls nicht richtig. und dafr knnen sie durch-aus etwas. Nur fr solche Dumme ist mein Buch nicht geschrieben.

    Nun wirst Du, lieber Leser dieser Zeilen, sicher wissen wollen, ob Du selber zudiesen Dummen gehrst oder nicht. Die Dummheit besitzt auerordentlich vieleGesichter, so da man sie nicht leicht umfassend beschreiben kann. Aber wenig-stens die wichtigsten Arten, seinen Verstand entweder gar nicht oder aber falsch zugebrauchen, will ich Dir verraten.

    Da gibt es Menschen, die werden so alt wie eine Kuh und lernen - doch nichtsdazu. Sie wissen nmlich schon ber alles und jedes in der Welt genau Bescheid,sie verfgen ber eine unbertreffliche Lebenserfahrung, sie haben schon allesselbst miterlebt, ihnen braucht niemand etwas zu erzhlen. Fr solche Leute istmein Buch nicht geschrieben.

    Da gibt es andere Menschen, die alles fr wahr, gut und richtig halten, was alle b-rigen Zeitgenossen gleichfalls dafr halten. Wer etwas anderes zu behaupten wagt,als sie in ihrer Zeitung gelesen oder im Fernsehen mit eigenen Augen und Ohrengesehen und gehrt haben, der ist ein Spinner, den darf man nicht ernst nehmen.Auch fr solche Leute ist mein Buch nicht geschrieben.

    Da gibt es noch andere Menschen, die schon einmal erlebt haben, da mehrere un-terschiedliche Meinungen ber ein und dieselbe Sache vertreten wurden, ohne dasie selber entscheiden konnten, welche Meinung richtig war. Das hat sie zutiefstfrustriert. Ihnen braucht jetzt berhaupt keiner mehr zu kommen, sie glauben kei-nem mehr etwas! Sie glauben nur noch das, was sie mit eigenen Augen sehen, unddas ist nicht allzuviel. Fr diese Leute ist mein Buch gleichfalls nicht geschrieben.

    Da gibt es schlielich Menschen, die sich den Vogel Strau zum Vorbild genom-men haben. Der will nmlich den Lwen nicht sehen, der beutegierig auf ihn los-strmt, und steckt darum einfach seinen Kopf in den Wstensand, so da die Welt

  • fr ihn wieder heil ist. Aber wie lange wird sie es noch bleiben? Der Unterschiedzwischen dem Strau und seinen menschlichen Nachahmern ist der, da der Vogelkeinen, der Mensch aber sehr wohl einen Verstand besitzt. Trotzdem gibt es siewirklich, die Menschen, die lieber den Kopf in den Sand stecken als der bitterenWirklichkeit ins Auge sehen. Fr solche Leute ist mein Buch schon gar nicht ge-schrieben.

    Wenn Du, lieber Leser dieser Zeilen, Dich in keiner dieser Gruppen von Menschenwiedererkennst, knnte dieses Buch fr Dich geschrieben sein. Falls Du Dich aberin einer von ihnen wiederfindest, so liegt es einzig und allein an Dir, noch in dieserStunde jemand zu werden, fr den dieses Buch geschrieben ist.

    Falsch kalkuliert!

    Gegen Ende des Jahres 1940 erschien zeit g leich in den Vereinigten Staaten vonAmerika und in Kanada ein kleines unaufflliges Buch. Das Bndchen mit einemUmfang von 113 Seiten trug freilich einen sehr anspruchsvollen Titel: The Cityof Man. A Declaration an World Democracy - Die Stadt des Menschen. Eine Er-klrung fr die Weltdemokratie. Fr Nichteingeweihte mochte dieser Buchtitelwohl kaum von besonderem Interesse sein. Wenn irgendetwas an dem Bchleinauch ihnen auffiel, dann hchstens der Umstand, da das Werk keinen Verfasserhatte, statt dessen aber nicht weniger als siebzehn Herausgeber, die in strikt al-phabetischer Reihenfolge aufgelistet waren: Herbert Agar, Frank Aydelotte, G.A.Borgese, Hermann Broch, Van Wyck Brooks, Ada L. Comstock, William YandellElliot, Dorothy Canfield-Fisher, Christian Gauss, Oscar Jaszi, Alvin Johnson, HansKohn, Thomas Mann, Lewis Mumford, William Allan Neilson, Reinhold Niebuhr,Gaetano Salvemini. Bemerkenswerter Weise tauchte in dieser Herausgeberlisteauch ein in Deutschland bekannter Name auf, nmlich der des Emigranten ThomasMann, der gelegentlich als der bedeutendste deutsche Schriftsteller des 20. Jahr-hunderts eingestuft wurde.

    Das Buch The City of Man erlebte in drei Monaten drei Auflagen (deren Hhenicht angegeben war); die erste datierte vom November 1940, die dritte vom Ja-nuar 1941. Verlegt wurde das Werk von The Viking Press in New York. DemVerlag und den Herausgebern war offenbar sehr viel an einer mglichst raschenund weitreichenden Verbreitung ihrer Erklrung fr die Weltdemokratie gele-gen, denn nicht nur in den USA und Kanada sondern auch in ganz Europa wurdees an alle greren Bibliotheken gegeben. Womglich waren sogar bersetzungengeplant. Aber urpltzlich war das Buch dann nirgendwo mehr erhltlich. Nicht nur,da es kein Exemplar mehr zu kaufen gab, nein, es gab auch keine einzige Biblio-thek, die es noch verliehen htte. Wer sich danach erkundigte, erhielt den Be-scheid, das Buch sei nicht da, der Titel nicht auffindbar usw. Das mir vorliegendeExemplar konnte noch vor einigen Jahren nur unter grten Schwierigkeiten unddank einer glcklichen Fgung beschafft werden.

    Was nun genau den Ausschlag fr das unverhoffte Verschwinden dieses zunchstso massiv auf den Markt geworfenen Buchs gegeben hatte, wird vielleicht nie ansLicht kommen. Aber soviel ist klar: die Herausgeber hatten sich verkalkuliert. ImAusbruch des zweiten Weltkriegs hatten sie ihre lange erwartete Chance erblickt.Dieser Krieg lieferte ihnen das beste und einleuchtendste Argument fr die von ih-nen offen propagierte Schaffung eines einzigen Weltstaats: gbe es nur noch eineneinzigen Staat auf der Erde, knnte es niemals mehr zu einem Krieg zwischen ver-schiedenen Staaten kommen. Das wrde selbst den Dmmsten aufgehen, so hoff-ten sie, und darum mute man die Gunst der Stunde nutzen. Irgendetwas mu in-dessen schon bald nach dem Erscheinen des Buchs eingetreten sein, irgendetwas,was die Herausgeber davon berzeugte, da sie die Lage falsch eingeschtzt hat-ten. Hchstwahrscheinlich war es einfach die mde. lustlose, gleichgltige Reak-

  • tion der ffentlichkeit auf den Vorschlag zur Errichtung der Stadt des Men-schen, die die Herausgeber und ihre Hintermnner desillusionierte. Die Zeit warnoch nicht reif fr ihre Plne, jedenfalls nicht fr deren Offenlegung. Sie hatteneinen groen Fehler gemacht und nun galt es, den Schaden zu begrenzen, indemman das Buch wieder einkassierte, bevor die verdutzte ffentlichkeit noch rechtbegriffen hatte, was ihr da berhaupt unterbreitet worden war.

    Nun ist natrlich nicht jedes beliebige Huflein von lcherlichen 17 Personen inder Lage, ein in mehreren Auflagen verbreitetes Buch wieder einzusammeln bzw.in smtlichen amerikanischen und europischen Bibliotheken unter ein geheimesund dennoch wirksames Ausleihverbot zu stellen. Da es sich nicht um ein Grpp-chen harmloser Spinner handelte, die von der Errichtung eines Weltstaats blotrumten, zeigt auch die klare und entschlossene, ja sogar ungeheuer selbstsichereund selbstbewute Sprache der Herausgeber. Kein Zweifel, da sie nicht alleinstanden sondern als Mitglieder einer mchtigen Geheimorganisation operierten.Und zwar nicht irgendeiner dubiosen Geheimorganisation sondern genau jener ge-heimen Gesellschaften, die von jeher die Vernichtung aller Nationalstaaten und dieSchaffung einer Weltdemokratie auf ihre Fahne geschrieben haben - obwohlman von dieser Fahne nur hier und da einen Zipfel zu sehen bekommt -: der inter-nationalen Freimaurer-Logen.

    Da Die Stadt des Menschen tatschlich nichts anderes darstellt als die Enthl-lung des uralten freimaurerischen Plans einer gewaltsamen Vereinigung aller Ln-der der Erde zu einem antichristlichen Weltstaat, werden wir noch sehen. Doch zu-vor wollen wir uns einen gerafften berblick ber den Aufbau und Inhalt diesesPlans verschaffen.

    Demokratie als Weltreligion

    Das Bchlein The City of Man setzt sich aus einer Erklrung (S. 11-73), ei-nem dazugehrigen Vorschlag (S. 75-96) und einem Anhang (S. 97-113) zu-sammen, in dem die Hintergrnde der Entstehung der Erklrung und des Vor-schlags erlutert und dokumentiert werden, soweit die ffentlichkeit sie erfahrendarf. Der Hauptteil des Werks ist jedenfalls in der von allen 17 Mitgliedern derHerausgebergruppe unterzeichneten und in grerer Schrift gedrucktenErklrung zu sehen, die gleichsam das Grundsatzprogramm fr die Stadt desMenschen, d.h. fr den Welteinheitsstaat oder die Weltdemokratie darstellt.

    Die Erklrung beginnt mit dem Versuch einer Analyse der weltpolitischen Lagekurz nach Beginn des zweiten Weltkriegs und den berraschenden, ja bestrzendenmilitrischen Anfangserfolgen der Nazi-Armeen in Europa. Die Verfasser

    erblickenden tiefsten Grund fr die militrische berlegenheit des faschistischenDeutschlands in seiner die Massen mitreienden und begeisternden nationalsoziali-

    stischen Ideologie. Dieser Ideologie und ihrer berzeugungskraft stand in den de-mokratischen Staaten Europas nichts Vergleichbares gegenber: die Demokratiebesa keine berzeugende Gegen-Ideologie und konnte darum dem Ansturm nichtstandhalten; wer nicht wei, wofr er kmpfen soll, wem die Motivation fehlt, dermu notwendigerweise unterliegen.

    Soll die Demokratie nicht untergehen, so folgern die Verfasser nun unter Berufungauf entsprechende Andeutungen des englischen Premierministers, dann mu dieNeue Welt - das sind die USA - der Alten Welt schleunigst zu Hilfe eilen.Andernfalls wrde auch sie selber, die letzte Bastion der Demokratie, ber kurzoder lang eine Beute des Nazi-Faschismus, der nicht ruhen wrde, bevor er nichtdie ganze Welt erobert htte.

    Um die Demokratie auf Dauer zu erhalten und vor knftigen Katastrophen zu be-wahren, ist es unerllich, die ganze Welt politisch neu zu ordnen: es mu ein f-deraler Weltstaat geschaffen werden, neben bzw. auer dem es keinen anderenStaat mehr gibt. Vorbilder fr diesen Welt-Bundesstaat sind im kleinen die kanto-nal organisierte Schweiz, im groen die Vereinigten Staaten von Amerika selbst.Der zu schaffende Weltstaat mu auf drei Prinzipien gegrndet werden: Gesetz,Gleichheit und Gerechtigkeit.

    Herbe Kritik ben die Autoren sodann am Liberalismus, der bisher faktisch dieIdeologie der Demokratie bildete; statt auf den Sand der bloen Meinung mudie Demokratie auf den Fels der berzeugung gebaut werden. Da dem Libera-lismus die berzeugungskraft fehlt, mu an seine Stelle eine andere weltanschauli-che Grundlage treten.

    Diese Grundlage ist die Demokratie selber - aber als Religion verstanden. Die Re-ligion der Demokratie ist jene eine und einzige Religion, die zu allen Zeiten undbei allen Vlkern in Anstzen schon immer vorhanden war. Sie ist die Religiondes Geistes, in der alle anderen Religionen enthalten sind. Sie bildet eine Ab-straktion dessen, was allen Religionen gemeinsam ist; sie enthlt in hherer Weise,gereinigt und gelutert, alles in sich, was die verschiedenen Religionen an Positi-vem beinhalten.

    Nun werden die wichtigsten Weltreligionen: Buddhismus und Hinduismus zu-sammengenommen, Judentum (unter Auslassung des Islams) und Christentum (beigetrennter Behandlung von Protestantismus und rmisch-katholischer Kirche), ei-ner systematischen Betrachtung rcksichtlich ihrer positiven Beitrge und negati-ven Hemmnisse fr die Welteinheitsreligion unterzogen. Alle Dogmen dieser Reli-gionen sind im Licht der hheren, allumfassenden Religion des Geistes, derReligion des Humanismus, der Religion der Demokratie symbolisch zu ver-stehen; dann wird auch ihre Vereinbarkeit untereinander zum Vorschein kommen.Diese universale Religion mu dem innerweltlichen Fortschritt der Menschheitdienen, denn das Himmelreich gibt es nur auf Erden, nirgends sonst.

  • An diese Feststellung schliet sich eine ausfhrliche Kritik der bisher bestehendensozialen Ungerechtigkeiten auf der Welt an. Kapitalismus und Marxismus werdenals einseitige Extreme gewertet und abgelehnt; beide sind gleichermaen unfhigzur Lsung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme und versklaven den Men-schen. Die Weltdemokratie wird einen Mittelweg einschlagen und die Prinzipienvon Kapitalismus und Kommunismus miteinander verbinden mssen: wirtschaftli-che Gleichheit ohne Zentralismus, das ist das Rezept fr die Schaffung des irdi-schen Paradieses.

    Gegen Ende der Erklrung bemhen sich die Verfasser, den von ihnen ange-zielten Welt-Humanismus mit dem Amerikanismus gleichzusetzen und daraus dieFhrungsrolle der Vereinigten Staaten bei der Errichtung des Welteinheitsstaatsabzuleiten. Amerika mu diese ihm vom Schicksal auferlegte Pflicht demtig undstolz zugleich zu erfllen trachten. Das Dokument endet mit einem Appell an Eu-roper und Amerikaner, besonders aber an die amerikanische Jugend, die Erneue-rung der Welt entschlossen in Angriff zu nehmen.

    Der sich anschlieende, kleiner gedruckte Vorschlag bildet eine Einheit mit derErklrung. Vorgeschlagen werden ins Einzelne gehende wissenschaftliche For-schungen, die mglichst rasch praktisch verwertbare Ergebnisse fr die Schaffungdes Weltstaats zeitigen sollen. In vier Punkten wird nher ausgefhrt, in welcheRichtung die soziologischen, politologischen, religionswissenschaftlichen undkonomischen Forschungen gehen sollen. Dabei werden die Ergebnisse teilweiseschon - wenngleich nur skizzenhaft - vorweggenommen.

    Untersucht werden sollen 1. die Beziehungen zwischen der knftigen Weltdemo-kratie bzw. ihrer Regierung einerseits und den individuellen Freiheiten anderer-seits, 2. die Beziehungen zwischen der Gesellschaft als ganzer und den verschie-denen Kirchen bzw. Religionsgemeinschaften, 3. die Erfordernisse einer Wirt-schaftsreform auf Weltebene, die einen wirtschaftlichen und sozialen Ausgleichunter den Menschen herbeifhrt, ohne in eine Diktatur oder Tyrannei nach demMuster der kommunistischen Lnder zu verfallen, und 4. das Gesetzeswerk, aufdem die Weltdemokratie fuen soll.

    Der dem Vorschlag noch beigefgte Anhang besteht aus erluternden Zwi-schentexten der Herausgeber, die darber Auskunft geben, wie die Gruppe sich zu-sammenfand, aus einem Ersten Memorandum, das inhaltlich weitgehend in dieErklrung eingegangen ist, sowie aus einem Einladungsschreiben, das an eineReihe nicht genannter Persnlichkeiten gerichtet war, von denen dann auch einige(welche, wieviele?) dem ursprnglichen Freundeskreis beitraten. Die 17 (offi-ziellen) Mitglieder werden immer nur in alphabetischer Reihenfolge aufgefhrt,wohl damit nicht ersichtlich wird, von wem die Initiative ausging und wie dieGruppe strukturiert ist. Man erfhrt am Schlu lediglich, wer der Vorsitzende desneugebildeten Komitees ist und welche vier Mitglieder dem neugewhltenExekutiv-Ausschu angehren. Denkbar ist, da die ursprnglichen Drahtzieherihre Unterschrift gar nicht unter die Erklrung gesetzt haben, oder da das Ko-

    mitee noch andere geheime Mitglieder besa, die so hochrangige Posten in Politikund Wirtschaft innehatten, da sie es nicht wagen durften, ihre Identitt preiszuge-ben.

    Der Plan selber umfat fnf Punkte, auf deren Verwirklichung mglichst gleich-zeitig hingearbeitet werden mu. 1. Es soll ein einziger Staat entstehen, der dieganze Erde umfat. 2. Dadurch sollen knftige Kriege endgltig ausgeschaltetwerden. Alle wirtschaftlichen und sozialen Probleme sollen einer mglichst ge-rechten Lsung zugefhrt werden. Vor allem soll die Demokratie als die einzigegerechte Herrschaftsform fr immer etabliert werden. 3. Die Demokratie muzugleich die alleinige und allgemeine Weltreligion werden; sie ist ja nichts anderesals die Religion des Humanismus. Die Menschheit soll sich in einer nie endendenEvolution immer hher entwickeln; der Mensch als Idealtypus ist der letzte Sinnund Zweck des Daseins, das Absolute, Gott! 4. Alle derzeit noch bestehenden ver-schiedenen Religionen mssen in diese humanistische Religion integriert wer-den; solche Religionen, die sich nicht integrieren lassen, weil sie allzu starr auf ei-nem wortwrtlichen Verstndnis ihrer Dogmen beharren, werden ausgemerzt, weilsie die Demokratie und damit den Menschen selber bedrohen. 5. Der Welt-Huma-nismus kann nur mittels einer Ausdehnung des Amerikanismus auf alle brigenLnder der Erde durchgesetzt werden. Die Errichtung des Weltstaats mu dahervon den Vereinigten Staaten ihren Ausgang nehmen.

    Ein satanischer Plan

    Ohne Zweifel handelt es sich bei The City of Man um das mehr oder wenigervollstndige Programm zur baldigen konkreten Verwirklichung des seit mehr alszweieinhalb Jahrhunderten (d.h. von Anfang an!) nie aus den Augen verlorenenEndziels aller noch so unterschiedlichen Bestrebungen der Weltfreimaurerei (dievon den Wissenden selbst als S y nagoge Satans bezeichnet wird), nmlich derrestlosen und endgltigen Vernichtung aller Nationalstaaten, der wahren KircheChristi und jeder natrlichen Gottesverehrung, der totalen Selbstvergtzung desMenschen und - fr die obersten Wissenden der Loge - des Triumphs der Syn-agoge Satans, der Schaffung des endzeitlichen Weltreichs des Antichristen.

    Da hier das Programm der Wegbereiter des Antichristen vorliegt, lt sich fol-gendermaen aufzeigen: 1. Die Verfasser von The City of Man streben letztlichweder den Weltfrieden noch einen Weltstaat sondern vielmehr die weltweite Ein-heits-Religion des Humanismus an, die allerdings nur mit der brutalen Gewalt desWeltstaats weltweit durchgesetzt werden kann. 2. Der Humanismus ist aber dieReligion der Freimaurerei und seine Durchsetzung auf Weltebene ihr erklrtesZiel. 3. Folglich ist Die Stadt des Menschen das Programm zur endgltigen Er-richtung des freimaureischen Tempels der Humanitt. Natrlich mssen, damit

  • dieser Beweis auch wirklich gesichert ist, seine beiden Oberstze erst noch selbstbewiesen werden. Wenden wir uns also zunchst eingehender der ersten These zu.

    Statt Weltfriede Menschheitsreligion

    Die Erklrung versucht ihr eigentliches Anliegen raffiniert zu verbergen.Zunchst wird der Eindruck erweckt, es gehe den Autoren in erster Linie um dieWiederherstellung und dauernde Sicherung des Weltfriedens; er kann angeblichnur durch die restlose Beseitigung aller Nationalstaaten und Groreiche garantiertwerden. Darum ist ein Weltstaat unerllich. Dieser Weltstaat wiederum kann abernur dann Bestand haben, wenn er auf einer allen Menschen gemeinsamen ber-zeugung ruht - und das ist die Religion der Demokratie. Die universale Religionist also scheinbar nur notwendige Bedingung oder notwendiges Mittel zum Aufbauund zur Stabilisierung des Weltstaats, dieser wiederum nur notwendige Bedingungzum Erreichen eines dauerhaften und gerechten Weltfriedens.

    Liest man aber etwas genauer, dann entdeckt man, da es sich in Wirklichkeit ge-nau umgekehrt verhlt. Es ist keineswegs das letzte und eigentliche Anliegen derselbsternannten Erbauer der Stadt des Menschen, den Weltfrieden zu sichern.Denn, wie die Verfasser selbst berichten (S. 97), der Gedankenaustausch einerkleinen Gruppe von Freunden begann im Oktober 1938, bald nach der Kapitulationvon Mnchen und der Zerstckelung der Tschechoslowakei, wurde 1939 fortge-setzt und schlug sich bereits im Mai 1939, also noch ein Vierteljahr vor Ausbruchdes Kriegs, in einem Memorandum nieder. Und obwohl die Erklrung ebensowie das Erste Memorandum und das Einladungsschreiben sich langatmig undumstndlich in Lamentationen ber das Unheil des (noch gar nicht ausgebro-chenen!) zweiten Weltkriegs ergehen, war der an erster (!) Stelle genannte Ge-sichtspunkt fr die Ausarbeitung der Erklrung und des Vorschlags bzw. frdie gesamte Arbeit des Komitees der folgende: 1. Der Krieg und seine Wech-selflle - die mehr der krampfartige Ausdruck denn die Ursache des gegenwrtigenWelt-Chaos sind - sollten nicht als die Grundlage und Perspektive fr einen Plandes Wiederaufbaus behandelt werden. Ein Wiederaufbauplan sollte so aussehen,da er als gltig und angemessen betrachtet wrde, selbst wenn dieser Krieg abge-wendet worden wre. (The City of Man, im folgenden stets abgekrzt als CoM, S.1050 Auerdem darf man nicht bersehen, da die Nazis nicht einfachhin wegender Zerstrung des Friedens sondern vielmehr deswegen verurteilt werden, weil sie- was offenbar ein viel schlimmeres Verbrechen darstellt - beabsichtigen, die Zi-vilisation zu zerstren ... (CoM, S. 18; vgl. ebd. S. 14, wo Amerika als der Erbealler Zivilisation (!) hingestellt wird, falls England fllt).

    Was aber steckt dann hinter der so auffllig zur Schau getragenen Friedensliebe?Die Verfasser sagen es an einer Stelle ganz offen: Der alte Traum vom Men-schen, den sie fr unvergnglich halten! Ihnen ist von daher auch ganz klar,

    da Sinn und Ziel des menschlichen Lebens, des individuellen wie des kollekti-ven, Fortschritt und Wachstum in Verstand und Tat sind, und da Friede, allge-meiner Friede, die Vorbedingung fr Fortschritt und Wachstum ist (CoM, S. 20)!Hier wird also pltzlich ausdrcklich der reine Humanismus, der nichts anderes istals die Religion der Demokratie (vgl. CoM, S. 33: Demokratie ist die Flle derHerzenshingabe an eine hchste Religion, die das Wesen aller hheren Religionenverkrpert. Demokratie ist nichts mehr und nichts weniger als Humanismus inTheokratie und rationale Theokratie in universalem Humanismus.), zum letztenSinn und Ziel, der Friede hingegen zur bloen, wenngleich notwendigen,Vorbedingung erklrt. Schlielich wird auch noch unverblmt festgestellt, esmsse sich das Neue Testament des Amerikanismus mit dem Welt-Humanismusidentifizieren (CoM, S. 60)!

    Und wie steht es mit dem Weltstaat? Ist er lediglich Vorbedingung des Friedens?Selbst wenn er es wre, wre er damit mittelbar auch eine Vorbedingung der Hu-manittsreligion und nicht blo eine solche des Weltfriedens - ist doch letzterer,wie soeben gezeigt, selbst nur Mittel zum Zweck! Aber die Verfasser derErklrung haben diesem Weltstaat ohnehin eine viel direktere Aufgabe zuge-dacht. Zwar behaupten sie, allgemeiner Friede knne nur auf die Einheit desMenschen unter einem Gesetz und einer Regierung gegrndet werden. Und wei-ter: Sogar das vereinigte Europa ... ist ein trgerischer Plan. Denn Europa ohneBritannien ist nicht Europa, es ist Deutschland mit Anhngseln; und Europa mitBritannien - und mit den Nationen des britischen Commonwealth - ist schon dieWelt. Deshalb mu die Stadt des Menschen ... die Nation des Menschen sein, ver-krpert in dem Universalen Staat, dem Staat der Staaten. (CoM, S. 23f) Aberstimmt das?

    Natrlich nicht - es ist ein simpler rhetorischer Kunstgriff, zu behaupten, Europamit England sei schon die Welt. Gewi wre ein vereinigtes Europa auch schon -wie wir heute sehen - ein gewaltiger Schritt auf dem Weg zum Weltfrieden. Aberdas drfen die Autoren selbstredend nicht zugeben. Whrend sie also nach auenhin mit Vehemenz den Welteinheitsstaat als einziges Mittel zum Erreichen desWeltfriedens proklamieren, deuten sie andernorts versteckt an, was die eigentlicheFunktion dieses Staates der Staaten sein wird: Da in der Demokratie alles inder Humanitt, nichts gegen die Humanitt und nichts auerhalb (!) der Humani-tt sein darf, wird der knftige Weltstaat ganz folgerichtig als die Diktatur derHumanitt (!) angekndigt (CoM, S. 34). Und gleich anschlieend folgt noch eine- fr den, der richtig zu lesen versteht, unverhllte - Drohung: Aber das funda-mentalste Prinzip ist, da der demokratische Begriff der Freiheit niemals die Frei-heit einschlieen kann, Demokratie und Freiheit zu zerstren. Wenn dem Mrderund Brandstifter keine Freiheit gewhrt wird, kann auch demjenigen keine Freiheitgewhrt werden, der oder das auch immer den gttlichen Geist im Menschen undber dem Menschen bedroht. (CoM, S. 340

    Der Weltstaat soll also garantieren, da niemand mehr auf der ganzen Erde eineranderen Religion als derjenigen der Demokratie, also dem Humanismus, anhngen

  • kann! Oder, um mit der Apokalypse zu sprechen, dem Tier wurde Macht gegebenber jeden Stamm, jedes Volk, jede Sprache und Nation. Und alle, die auf der Erdewohnen, werden es anbeten... ( Offb 13,7f)!

    Damit ist bewiesen, da die Erbauer der Stadt des Menschen nicht dem Welt-frieden sondern dem Kult der Religion der reinen Humanitt auf der ganzen Erdezum Sieg verhelfen wollen. Das Joch dieses Glaubensbekenntnisses ist ebensoleicht wie unvermeidlich; seine Lehren sind ebenso klar wie indiskutabel. Es lehrt,da ein gttlicher Wille die Welt regiert - sei er nun Gott oder Gottheit oder derHeilige Geist oder das Absolute oder Logos oder sogar Evolution genannt. ... Eslehrt, da im uns bekannten Universum die menschliche Art die Spitze des gttli-chen Willens ist (CoM, S. 47).

    Der Mensch als Inhaber des gttlichen Willens, das ist der Mensch als sein eigenerGtze. Jede Selbstvergtzung des Menschen richtet sich aber im letzten auf dieFreiheit des Menschen. Im Namen der menschlichen Freiheit (die auch die men-schliche Wrde ausmacht) wird der Mensch absolutgesetzt; gbe es noch einen an-deren, absoluten Gott ber ihm, dann wre der Mensch nicht mehr frei und verlredamit auch zugleich seine Wrde. So hat bekanntlich der franzsische Existentia-list Albert Camus seinen militanten Atheismus begrndet! Von daher ist es nichtverwunderlich, da auch der Humanismus der Stadt des Menschen, da die De-mokratie selber ausdrcklich die Religion der Freiheit (CoM, S. 81) genanntwird, oder da, was dasselbe bedeutet, fr die Autoren Freiheit der Zweck derDemokratie ist (CoM, S. 49)!

    Freimaurerischer Humanismus

    Unser erster Obersatz ist bewiesen: in The City of Man geht es hauptschlichum die Weltreligion der Humanitt, die zugleich die (staatliche) Diktatur derHumanitt sein soll. Wenden wir uns also jetzt dem zweiten Obersatz zu. DerWelt-Humanismus ist seit eh und je unverhohlenes Ziel der Freimaurerei. Nurlehnt sie es in fr die ffentlichkeit bestimmten Verlautbarungen aus durchsichti-gen taktischen und strategischen Erwgungen heraus gewhnlich ab, ihr Humani-ttsideal als Religion zu bezeichnen: das Maurertum soll nicht als eine Religionneben anderen erscheinen, sondern als eine Weltanschauung, die ber allen Reli-gionen steht. Dem widerspricht in keiner Weise, da die Autoren von CoM ihrenGlauben an den Menschen als Religion deklarieren: steht doch auch fr siediese Religion ber allen brigen Bekenntnissen und umfat sie vollstndig. EinVergleich zwischen (fr die ffentlichkeit bestimmten) Selbstdarstellungen derfreimaurerischen Weltanschauung und der in CoM skizzierten Religion lt so-fort die perfekte Deckungsgleichheit beider hervortreten. Dadurch wird alsogleichzeitig auch direkt und unmittelbar bewiesen, da hinter CoM die Freimaure-rei steht.

    Schon im berhmten Andersonschen Konstitutionenbuch von 1723, mit dem sichdie Freimaurerei im siebten Jahr nach der Grndung ihrer ersten Grologe eineVerfassung geben wollte, heit es im I. Kapitel der sogenannten Alten Pflichten,des Hauptteils der Konstitutionen: In alten Zeiten waren die Maurer in jedemLande zwar verpflichtet, der Religion anzugehren, die in ihrem Lande oder Volkegalt, heute jedoch hlt man es fr ratsamer, sie nur zu der Religion zu verpflichten,in der alle Menschen bereinstimmen ... Kapitel VI,2 bekrftigt: Als Maurer ge-hren wir nur der allgemeinen Religion an, von der schon die Rede war. (Zit. n.R. Prantner, Freimaurertum. Eine Punktuation als Orientierungshilfe, Wien 1989,S. 37 und 41) Die Verfasser von CoM preisen - ganz im selben Sinn - die Univer-salitt der Religion des Geistes, von der alle Menschen Zeugen sind (S. 39), alsdie ideale Religion des Weltstaats an. Ist nicht schon diese verblffende berein-stimmung ein schlagender Beweis fr die Logen-Beheimatung der 17Herausgeber?

    Der 1899 erstmals erschienene und 1981 neuaufgelegte Sammelband Stern vonBethlehem bringt zahlreiche Beitrge deutscher Freimaurer ber Ursprung, We-sen und Ziel der Freimaurerei (Untertitel), die mglicherweise sogar aufrichtiggemeint sind. Nichtsdestoweniger sollen sie aber offenbar zugleich dazu dienen,den angeblich christlichen Charakter der Freimaurerei besonders herauszustrei-chen und dem Publikum hinsichtlich der eigentlichen Machenschaften der LogenSand in die Augen zu streuen. Und dennoch kann man dem Werk ganz eindeutigals Endziel der Kniglichen Kunst die Schaffung des Welt-Humanismus, derallgemeinen Menschheitsverbrderung, eines Gottesreiches auf Erden, entneh-men.

    Durch gottglubig klingende Phrasen, von denen manche Beitrge des Bands nurso strotzen, darf man sich angesichts der offenkundig apologetischen, verharmlo-senden, abwiegelnden Tendenz des ganzen Werks nicht beirren lassen. FriedrichHoltschmidt, von dem als Herausgeber des Buchs auch die meisten Artikel stam-men, bekennt sich zwar (vgl. S. 195 u. fter) zur Unsterblichkeit der Einzelseeleund zu einer jenseitigen Endvollendung der Seele bei einem scheinbar transzen-denten und persnlichen Gott. Aber diese Aussagen verschwimmen bereits, wennes heit: Ein einziges Bruder- und Schwesterthum aller Menschen als KinderGottes, von der Gerechtigkeit des Reiches Gottes regiert und durch Liebe innigverbunden - das ist das leuchtende Ideal des von Jesu gegrndeten Gottesreiches.Selig in der Gemeinschaft Gottes und freudig hinberblickend ber das Grab in dieneue geistige Heimath - das ist der Zustand der Gottseligkeit, zu welcher Jesus dieMenschheit fhren wollte. (S. 132) Hier wird die Gottseligkeit bereits inner-weltlich aufgefat, und das einzige Bruder- und Schwesterthum aller Menschenerscheint als identisch mit der Gemeinschaft Gottes. Der erste Satz dieses Bei-

    trags lautet: Der Grundgedanke des Freimaurerbundes ist identisch mit der LehreJesu von einem Reiche Gottes auf Erden. (S. 131) Man vergleiche damit denSatz: Jawohl, jenseits des schwarzen Zeitalters hissen wir die Flagge des Gottes-reiches auf Erden (God's kingdom an earth) (CoM, S. 58)!

  • Von diesem Gottesreich auf Erden ist im Evangelium zwar nicht, dafr bei Holt-schmidt aber umso fter die Rede: Der Freimaurerbund hat den Zweck, das ReichGottes auf Erden, welches Jesus verkndet und begrndet hat, auszubauen undimmer mehr zu vollenden. In dieser Arbeit am Reiche Gottes sind alle anderenidealen Bestrebungen und alle Werke der Menschenliebe mitenthalten. (S. 124;vgl. S. 81; Hervorhebung original) Wird die Menschenliebe (man beachte dieAkzentverschiebung gegenber dem christlichen Begriff der Nchstenliebe!)hier noch als Bestandteil der Gottesverehrung hingestellt, so erklrt Holtschmidtandernorts: Diese Lehre Jesu vom Reiche Gottes (sc. auf Erden) steht ber allenBekenntnissen und allem Gottesdienst der Menschheit, auch ber allen christlichenConfessionen. (S. 81) Was aber damit ber allen Gottesdienst gestellt wird,kann nur die als Gottesdienst verstandene allgemeine Menschenliebe sein.

    In der Tat umschreibt A. Portig die Lehre des Christentums mit den folgendenWorten: ... Ihr Juden und Heiden habt einen Vater im Himmel, erkennt es undkommt, reicht euch die Bruderhand, ihr seid gleichberechtigte Kinder eures Vaters,und er verlangt keine andere Verehrung von euch als euer kindliches Vertrauen,und die Bethtigung desselben in der Menschenliebe; eure ganze Religion, Opfer,Bue, ist Geist, Besinnung, Leben. Ihr Mnner und Frauen, ihr Herren und Scla-ven, ihr Jungen und Alten, habt gleiche Menschenwrde und Menschenrecht, er-kennt es und fhrt es durch. Die Bruderliebe werde in euch zur allgemeinen Men-schenliebe ... (Holtschmidt u.a. 1981, S. 110) Die einzige Gottesverehrung, dieGott angeblich verlangt, ist Bettigung des Gottvertrauens in der Menschen-liebe. Was fr ein Gott soll das sein? Der christliche Gott ganz sicher nicht.

    So lt denn auch G. Drenckhahn deutlich durchblicken, da der freimaurerischeGott ein pantheistischer Gott ist: Der menschliche Geist ist ein Theil eines un-endlichen Verstandes der Weltseele, derselbe ist whrend des Lebens an den Kr-per gebunden und kehrt nach Zerfallen des letzteren in das All zurck. ... Abgese-hen davon, da jeder nach dem Maae seiner geistigen Entwickelung auch nachdem leiblichen Tode in der Menschheit geistig fortlebt und wirkt, ist es nicht un-mglich, ja sogar wahrscheinlich, da die Substanz der Seele durch ihren Wellen-schlag im Weltalle dazu beitrgt, immer hhere Grade der Entwickelung hervorzu-rufen ... Durch Erkenntni der die Natur durchdringenden Wahrheit ... erkennenwir den Zweck unseres Daseins als Theiles eines groen Organismus, der nurdurch die Harmonie seiner Theile bestehen kann. (Holtschmidt u.a. 1981, S. 2740

    Man vergleiche wiederum damit die folgenden Passagen aus CoM: Denn das in-dividuelle Leben ist bescheiden im Wissen um seine Grenzen ... Es hat Bedeutungnur durch die Teilnahme an der unbegrenzten Vergangenheit - in die unbegrenz-bare Zukunft hinein ... (CoM, S. 48) - Es ist wahr, da der Wert der individuel-len Person der hchste ist ... Aber es ist ebenso wahr ..., da der einzelne Brgerein Allgemeinwohl erstreben mu, das ber ihm steht, wie es auch ber jeder ein-zelnen Gemeinschaft und jeder vergehenden Generation steht. (CoM, S. 33) Inbeiden Texten wird die Menschheit als Organismus bzw. das

    Allgemeinwohl der Menschheit absolutgesetzt und so zum pantheistischenGott stilisiert, wenn auch auf etwas unterschiedliche Weise.

    Der letzte Schritt, die Erklrung des Menschen selbst (des einzelnen wie des Ide-als) zum Gott, wird von J. Bertrand vollzogen: Machtvoll durchzieht eine dop-pelte Bewegung die heutige Welt; einerseits strebt sie dahin, die Gottheit als dieVereinigung ewiger Weisheit, Strke und Schnheit erscheinen zu lassen, und an-dererseits darzulegen, da sie jedes Einzelnen volles beseligendes Eigenthum zuwerden vermag und doch auch gleichzeitig der Mittelpunkt ist, um den dieMenschheit zu sicherer Culturarbeit sich stellen kann und von dem aus Kraft,Glck und Frieden strmt. Dieses Sichausleben in der Gottheit findet einen ver-shnenden und verbindenden Ausdruck in der Ethik, welche uns in vollster Rein-heit, Erhabenheit, Flle und Kraft Jesus von Nazareth allein gegeben hat. Auf die-ser Grundlage erhebt sich der Tempelhau der Humanitt, in welcher das Schn-menschliche, von der Gottesidee durchgeistigt, thronen soll. (Holtschmidt u.a.1981, S. 139; Hervorh. von mir!) Wird hier bereits das Schnmenschliche vonder Gottesidee (!) durchgeistigt, d.h. der Mensch vergttert, so bekrftigt mitletzter Deutlichkeit M. Heyne:

    Ich sehe keinen groen Unterschied darin, ob die Einen ihre Lehrart auf Grunddes "dogmenfreien" Christenthums aufbauen, die Anderen auf Grund der Huma-nitt. Humanitt, das soll heien: Aufgabe der Loge ist, in ihren Mitgliedern unddurch sie in der Welt das rein Menschliche im Menschen herauszubilden und zupflegen, ohne Rcksicht auf Glaubenssatzungen. Sagen wir statt des rein Men-schlichen das Gttliche, so drcken wir uns vielleicht besser aus. Denn das reinMenschliche im Menschen ist eben das Gttliche, im Gegensatz zur thierischenNatur. Es ist das Bewutsein, gttliches Wesen in sich zu tragen. (Holtschmidtu.a. 1981, S. 101; Hervorh. von mir!) Vergleichen wir nochmals mit einem Textaus CoM: Demjenigen kann keine Freiheit gewhrt werden, der oder das auchimmer den gttlichen Geist im Menschen und ber dem Menschen bedroht. Das ist- in einer dem modernen Denken angepaten Interpretation - der Geist, den Chri-stus den Heiligen Geist nannte. (CoM, S. 35)

    brigens hat der ehemalige Gromeister des franzsischen Grand Orient, JacquesMitterand, in seinem in den siebziger Jahren erschienenen Buch La politique des

    francs-macons (Die Politik der Freimaurer) seinen deutschen Logenbrdernvom Ende des vergangenen Jahrhunderts ebenso wie denen von CoM beigepflich-tet: Den Menschen auf den Thron zu erheben anstelle Gottes, wenn das die SndeLuzifers ist, dann begehen alle Humanisten seit der Renaissance diese Snde. Eswar einer der Anklagepunkte bei der ersten Exkommunikation durch Papst Kle-mens XII. im Jahre 1738. Diese Exkommunikation, die weiter auf den Freimaurernliegt, strt sie kaum ... (Zit. n. J. Ploncard d'Assac, Das Geheimnis der Freimau-rer, Stuttgart 1989, S. 203)

    Doch nochmals zurck zum Stern von Bethlehem, wo auch Br. C. Wolff pathe-tisch erklrt: Das wahre Menschenthum ist es, was wir erstreben; das Menschen-

  • thum, mhsam errungen in langen Culturperioden und doch gottgegeben in jederKinderseele; das Menschenthum, an dessen socialer Schwelle wir erst ahnend ste-hen und das wir doch voll und schn in eigener Brust tragen, im eigenen Lebenverwirklichen knnen; das Menschenthum, dem der bessere Zug der allgemeinenEntwickelung lngst folgt, indem er es mit dem fremden Namen "Humanitt" be-zeichnet; ja, das Menschenthum nicht in Formeln und Lippengeplrre, sondern inreinem Gewissen und strebendem Geist; nicht in stolzer Selbstsucht, sondern inselbstverleugnender Hingabe, kurzum: das Menschenthum, das reine, volle, ganze,das ist unsere Strke; auf diesem Wege, unverrckt dieses Ziel im Auge behaltend,werden wir siegen, denn wir gehen dann auf Gottes Wegen und Gottes Weg das istder richtige Weg. (Holtschmidt u.a. 1981, S. 3270

    In diesen Stzen klingt schon vorsichtig die eine Welt, die All-Welt, derStaat der Staaten an, wenn von dem Menschenthum die Rede ist, an dessen so-cialer Schwelle wir erst ahnend stehen! G. Drenckhahn geht sogar noch weiter:Der praktische Idealismus mu die Menschheit mehr und mehr durchdringen,wenn ein Culturfortschritt eintreten soll. Hierbei darf aber nicht der einzelneMensch, auch nicht ein einzelner Staat (!) sich Selbstzweck sein, sondern es muJedem die einheitliche Menschheit als Ziel vorschweben. (Holtschmidt u.a. 1981,S. 305)

    Dazu pat wieder eine Aussage eines hochgestellten Freimaurers unserer Tage. Ineinem Interview, das der Gromeister der Grande Loge Nationale Francaise ,Richard Dupuy, im Jahr 1974 dem Europa-Parlament, einer Zeitung von sehrspeziellem und vertraulichem Charakter, die sich an die "politische Klasse" rich-tet (Ploncard d'Assac 1989, S. 144), gab, scheute er sich nicht, offen zu beken-nen: Wir arbeiten fr die Errichtung einer Universalrepublik, und diese Republikgeht ber ein vereinigtes Europa. (Zit. n. ebd. S. 147)

    Vergleichen wir schlielich folgende Vorstellungen ber die freimaurerische Ein-heitsreligion aus Stern von Bethlehem mit denen ber die Welteinheitsreligionder City of Man:

    Fr. Holtschmidt behauptet: Diese Lehre Jesu vom Reiche Gottes steht ber allenBekenntnissen und allem Gottesdienst der Menschheit, auch ber allen christlichenConfessionen. Sie schliet kein Bekenntnis aus, aber vershnt alle Verschieden-heiten der Bekenntnisse in einem einheitlichen Grundgedanken. (S. 81) In CoM(S. 45) steht entsprechend zu lesen: In der Katholizitt ihrer Sprache interpretiertund rechtfertigt die Demokratie die einzelnen Glaubensbekenntnisse als ihre eige-nen Dialekte.

    Holtschmidt sagt: Das wahre Christenthum ist die ber allen Confessionen derErde stehende und sie alle vereinigende Anbetung Gottes im Geiste. (S. 125)CoM (S. 45) bezeichnet den Humanismus als die universale Religion des Gei-stes!

    Holtschmidt bestimmt: Es darf sich Niemand auf Jesum berufen, der nicht auchdie Hhe sich denken kann, wo aller Gottesdienst gleichwerthig ist. VON DIESERHHE HAT JESUS UNS GOTT VERKNDET. (S. 125; Hervorh. original!) DieAutoren von CoM (5. 46) erklren im Ton der Entschlossenheit: Wir werden unsnicht, dem Ratschlag der Verzweiflung folgend, von einer hheren und umfassen-deren Religion ab- und einer niedrigeren zuwenden.

    Holtschmidt stellt kategorisch fest: Die Dogmatik christlicher Kirchen kann nie-mals die Grundlage des Maurerthums sein. Der Maurerbund umfat die ganze Erdeund den Religionscultus aller Vlker. (S. 125) Die Trennung von Staat und Kir-che ..., bekrftigen die Verfasser von CoM (S. 46), ist und bleibt die Grundlage,auf der sich die Oberhoheit des Welt-Humanismus und der Weltdemokratie erhebt- die Katholizitt des allgemeinen Glaubensbekenntnisses, das jeden tieferstehen-den Glauben umfat und interpretiert.

    Bekenntnisse (Confessionen), sagt J. Bertrand (Holtschmidt u.a. 1981, S. 138),sind doch nur Formen, in welche der Glaubensinhalt von Menschen gegossenwurde. Es giebt kein Bekenntnis, welches sich als Religion an sich ausgeben darf.Genauso weisen die Verfasser von CoM darauf hin, da keiner dieser Dialekte(sc. der einzelnen Religionen), obwohl verehrungs- und liebenswrdig und unbe-schadet seines Brgerrechts, die Stellung der universalen Sprache einnehmen kann,die den gemeinsamen Glauben des Menschen ausdrckt. Der letztere erklrt alleDogmen zu Symbolen und macht sie sich als solche zu eigen; die Kirchen hinge-gen sind an den Buchstaben gefesselt ... (CoM, S. 45)

    Frappierender knnten die bereinstimmungen zwischen diesem - im allgemeinennoch sehr zurckhaltenden - freimaurerischen Sammelwerk (laut Klappentext ver-mittelt es ein breitgefchertes Bild der Situation innerhalb der deutschen Maure-rei zu jener Zeit, d.h. um die Jahrhundertwende), uerungen fhrender franzsi-scher Freimaurer aus den siebziger Jahren und den zeitlich mittendrin angesiedel-ten Ideen und Plnen des ominsen Komitees gar nicht mehr sein. Wollte aberjemand immer noch am ganz und gar freimaurerischen Charakter von The City ofMan zweifeln, so mten die im folgenden aufgezeigten weiteren Parallelenschlielich jeden solchen Zweifel beseitigen.

    Lessing lt gren

    Schon der berhmte Literat Gotthold Ephraim Lessing lt in seinen

    Freimurergesprchen (Zit. n. Lessing, Freimurergesprche und anderes. Aus-gewhlte Schriften, Mnchen 1981) deutlich durchblicken, da es der Freimaurereiletztendlich darum geht, alle politischen, nationalen, religisen und sozialenSchranken zwischen den Menschen auf der ganzen Erde zu beseitigen. In ihrerAnmerkung zu den Freimurergesprchen (a.a.O. S. 377) schreibt Brigitte Peters:

  • Lessing war 1771 Mitglied der Hamburger Freimaurerloge "Zu den drei Sonnen"geworden, jedoch - desillusioniert angesichts des wirklichen Freimaurerbunds, dersich vor allem aus den Mitgliedern des Adels rekrutierte und vorwiegend auf dieReproduktion der bereits bestehenden Hierarchien in Staat und Religion gerichtetwar - bald darauf wieder ausgetreten. Nach Aussagen seines Hamburger FreundesBode (1730-1793) soll Lessing von Rosenberg, dem Leiter des Stuhls, danach be-fragt worden sein, ob er auch wirklich nichts wider Religion und Kirche gefundenhtte. Lessings Antwort: "Ha! ich wollte, ich htte dergleichen gefunden; das solltemir lieber sein!" In den Freimaurergesprchen wendet sich Lessing nicht an diewirklichen, sondern an die mglichen und wahren Anhnger des Freimaurertums.Deren Zugehrigkeit zeige sich an erkennbaren Taten, welche darauf zielen, diedurch Staat, Eigentum und Religion verursachte Ungleichheit unter den Menschenaufzuheben.

    Nichts anderes als Lessing plant aber - nur sehr viel konkreter - das Autorenkol-lektiv von CoM. Lessing lt im Zweiten Gesprch den Falk als Logenbruder sei-nem noch nicht eingeweihten Freund Ernst die Zielsetzung der Freimaurerei um-stndlich und vosichtig erklren (a.a.O. S. 51-56):

    Falk: ... Setze die beste Staatsverfassung, die sich nur denken lt, schonerfunden; setze, da alle Menschen in der ganzen Welt diese beste Staatsverfas-sung angenommen haben: meinst du nicht, da auch dann noch, selbst aus dieserbesten Staatsverfassung, Dinge entspringen mssen, welche der menschlichenGlckseligkeit hchst nachteilig sind, und wovon der Mensch in dem Stande derNatur schlechterdings nichts gewut htte?

    Ernst: Ich meine: wenn dergleichen Dinge aus der besten Staatsverfassungentsprngen, da es sodann die beste Staatsverfassung nicht wre.

    Falk: Und eine bessere mglich wre? - Nun, so nehme ich diese Bessere alsdie Beste an: und frage das Nmliche.

    Ernst: Du scheinest mir hier blo von vorne herein aus dem angenommenenBegriffe zu vernnfteln, da jedes Mittel menschlicher Erfindung, wofr du dieStaatsverfassungen samt und sonders erklrest, nicht anders als mangelhaft seinknne.

    Falk: Nicht blo.Ernst: Und es wrde dir schwer werden, eins von jenen nachteiligen Dingen

    zu nennen -

    Falk: Die auch aus der besten Staatsverfassung notwendig entspringenmssen? - 0 zehne fr eines.

    Ernst: Nur eines erst.Falk: Wir nehmen also die beste Staatsverfassung fr erfunden an; wir

    nehmen an, da alle Menschen in der Welt in dieser besten Staatsverfassung leben:wrden deswegen alle Menschen in der Welt, nur einen Staat ausmachen?

    Ernst: Wohl schwerlich. Ein so ungeheurer Staat wrde keiner Verwaltungfhig sein. Er mte sich also in mehrere kleine Staaten verteilen, die alle nach dennmlichen Gesetzen verwaltet wrden.

    Falk: Das ist: die Menschen wrden auch dann noch Deutsche und Fran-zosen, Hollnder und Spanier, Russen und Schweden sein; oder wie sie sonstheien wrden.

    Ernst: Ganz gewi!Falk: Nun da haben wir ja schon Eines. Denn nicht wahr, jeder dieser kleinen

    Staaten htte sein eignes Interesse? und jedes Glied derselben htte das Interesseseines Staats?

    Ernst: Wie anders?Falk: Diese verschiedene Interesse wrden fters in Kollision kommen, so

    wie itzt: und zwei Glieder aus zwei verschiednen Staaten wrden einander eben sowenig mit unbefangenem Gemt begegnen knnen, als itzt ein Deutscher einemFranzosen, ein Franzose einem Englnder begegnet.

    Ernst: Sehr wahrscheinlich!Falk: Das ist: wenn itzt ein Deutscher einem Franzosen, ein Franzose einem

    Englnder, oder umgekehrt, begegnet, so begegnet nicht mehr ein bloer Menscheinem bloen Menschen, die vermge ihrer gleichen Natur gegen einanderangezogen werden, sondern ein solcher Mensch begegnet einem solchen Men-schen, die ihrer verschiednen Tendenz sich bewut sind, welches sie gegeneinan-der kalt, zurckhaltend, mitrauisch macht, noch ehe sie fr ihre einzelne Persondas geringste mit einander zu schaffen und zu teilen haben.

    Ernst: Das ist leider wahr.Falk: Nun so ist es denn auch wahr, da das Mittel, welches die Menschen

    vereiniget, um sie durch diese Vereinigung ihres Glcks zu versichern, die Men-schen zugleich trennet.

    Ernst: Wenn du es so verstehest.Falk: Tritt einen Schritt weiter. Viele von den kleinem Staaten wrden ein

    ganz verschiednes Klima, folglich ganz verschiedene Bedrfnisse und Befriedi-gungen, folglich ganz verschiedene Gewohnheiten und Sitten, folglich ganz ver-schiedene Sittenlehren, folglich ganz verschiedene Religionen haben. Meinst dunicht?

    Ernst: Das ist ein gewaltiger Schritt.Falk: Die Menschen wrden auch dann noch Juden und Christen und Trken

    und dergleichen sein.Ernst: Ich getraue mir nicht, Nein zu sagen.Falk: Wrden sie das; so wrden sie auch, sie mchten heien, wie sie

    wollten, sich unter einander nicht anders verhalten, als sich unsere Christen undJuden und Trken von je her unter einander verhalten haben. Nicht als bloe Men-schen gegen bloe Menschen; sondern als solche Menschen gegen solche Men-schen, die sich einen gewissen geistigen Vorzug streitig machen, und daraufRechte grnden, die dem natrlichen Menschen nimmermehr einfallen knnten.

    Ernst: Das ist sehr traurig; aber leider doch sehr vermutlich.Falk: Nur vermutlich?Ernst: Denn allenfalls dchte ich doch, so wie du angenommen hast, da alle

    Staaten einerlei Verfassung htten. da sie auch wohl alle einerlei Religion habenknnten. Ja ich begreife nicht, wie einerlei Staatsverfassung ohne einerlei Religionauch nur mglich ist.

  • Falk: Ich eben so wenig. - Auch nahm ich jenes nur an, um deine Ausfluchtabzuschneiden. Eines ist zuverlssig eben so unmglich, als das andere. Ein Staat:mehrere Staaten. Mehrere Staaten: mehrere Staatsverfassungen. MehrereStaatsverfassungen: mehrere Religionen.

    Ernst: Ja, ja; so scheint es.Falk: So ist es. - Nun sieh da das zweite Unheil. welches die brgerliche

    Gesellschaft, ganz ihrer Absicht entgegen, verursacht. Sie kann die Menschennicht vereinigen, ohne sie zu trennen; nicht trennen, ohne Klfte zwischen ihnen zubefestigen, ohne Scheidemauern durch sie hin zu ziehen.

    Ernst: Und wie schrecklich diese Klfte sind! wie unbersteilich oft dieseScheidemauern!

    Falk: La mich noch das dritte hinzufgen. - Nicht genug, da die brgerlicheGesellschaft die Menschen in verschiedene Vlker und Religionen teilet undtrennet. - Diese Trennung in wenige groe Teile, deren jeder fr sich ein Ganzeswre, wre doch immer noch besser, als gar kein Ganzes. - Nein; die brgerlicheGesellschaft setzt ihre Trennung auch in jedem dieser Teile gleichsam bis ins Un-endliche fort.

    Ernst: Wie so?Falk: Oder meinest du, da ein Staat sich ohne Verschiedenheit von Stnden

    denken lt? Er sei gut oder schlecht, der Vollkommenheit mehr oder wenigernahe: unmglich knnen alle Glieder desselben unter sich das nmliche Verhltnishaben. - Wenn sie auch alle an der Gesetzgebung Anteil haben: so knnen sie dochnicht gleichen Anteil haben, wenigstens nicht gleich unmittelbaren Anteil. Es wirdalso vornehmere und geringere Glieder geben. - Wenn Anfangs auch alle Besit-zungen des Staats unter sie gleich verteilet worden: so kann diese gleiche Vertei-lung doch keine zwei Menschenalter bestehen. Einer wird sein Eigentum besser zunutzen wissen, als der andere. Einer wird sein schlechter genutztes Eigentumgleichwohl unter mehrere Nachkommen zu verteilen haben, als der andere. Es wirdalso reichere und rmere Glieder geben.

    Ernst: Das versteht sich.Falk: Nun berlege, wie viel bel es in der Welt wohl gibt, das in dieser

    Verschiedenheit der Stnde seinen Grund nicht hat.Ernst: Wenn ich dir doch widersprechen knnte! - Aber was hatte ich fr

    Ursache, dir berhaupt zu widersprechen? - Nun ja, die Menschen sind nur durchTrennung zu vereinigen! nur durch unaufhrliche Trennung in Vereinigung zu er-halten! Das ist nun einmal so. Das kann nun nicht anders sein.

    Falk: Das sage ich eben!Ernst: Also, was willst du damit? Mir das brgerliche Leben dadurch

    verleiden? Mich wnschen machen, da den Menschen der Gedanke, sich in Staa-ten zu vereinigen, nie mge gekommen sein?

    Falk: Verkennst du mich so weit? - Wenn die brgerliche Gesellschaft auchnur das Gute htte, da allein in ihr die menschliche Vernunft ausgebauet werdenkann: ich wrde sie auch bei weit greren beln noch segnen.

    Ernst: Wer des Feuers genieen will, sagt das Sprichwort, mu sich denRauch gefallen lassen.

    Falk: Allerdings! - Aber weil der Rauch bei dem Feuer unvermeidlich ist:durfte man darum keinen Rauchfang erfinden? Und der den Rauchfang erfand, warder darum ein Feind des Feuers? - Sieh, dahin wollte ich.

    Ernst: Wohin? - Ich verstehe dich nicht.Falk: Das Gleichnis war doch sehr passend. - - Wenn die Menschen nicht

    anders in Staaten vereiniget werden konnten, als durch jene Trennungen: werdensie darum gut, jene Trennungen?

    Ernst: Das wohl nicht.Falk: Werden sie darum heilig, jene Trennungen?Ernst: Wie heilig?Falk: Da es verboten sein sollte, Hand an sie zu legen?Ernst: In Absicht? ...Falk: In Absicht, sie nicht grer einreien zu lassen, als die Notwendigkeit

    erfordert. In Absicht, ihre Folgen so unschdlich zu machen, als mglich.Ernst: Wie knnte das verboten sein?Falk: Aber geboten kann es doch auch nicht sein; durch brgerliche Gesetze

    nicht geboten! - Denn brgerliche Gesetze erstrecken sich nie ber die Grenzenihres Staats. Und dieses wrde nun gerade auer den Grenzen aller und jederStaaten liegen. - Folglich kann es nur ein Opus supererogatum sein: und es wreblo zu wnschen, da sich die Weisesten und Besten eines jeden Staats diesemOperi supererogato freiwillig unterzgen.

    Ernst: Blo zu wnschen; aber recht sehr zu wnschen.Falk: Ich dchte! Recht sehr zu wnschen, da es in jedem Staate Mnner

    geben mchte, die ber die Vorurteile der Vlkerschaft hinweg wren, und genauwten, wo Patriotismus, Tugend zu sein aufhret.

    Ernst: Recht sehr zu wnschen!Falk: Recht sehr zu wnschen, da es in jedem Staate Mnner geben mchte,

    die dem Vorurteile ihrer angebornen Religion nicht unterlgen; nicht glaubten, daalles notwendig gut und wahr sein msse, was sie fr gut und wahr erkennen.

    Ernst: Recht sehr zu wnschen.Falk: Recht sehr zu wnschen, da es in jedem Staate Mnner geben mchte,

    welche brgerliche Hoheit nicht blendet, und brgerliche Geringfgigkeit nichtekelt; in deren Gesellschaft der Hohe sich gern herablt, und der Geringe sichdreist erhebet.

    Ernst: Recht sehr zu wnschen!Falk: Und wenn er erfllt wre, dieser Wunsch?Ernst: Erfllt? - Es wird freilich hier und da, dann und wann, einen solchen

    Mann geben.Falk: Nicht blo hier und da; nicht blo dann und wann.Ernst: Zu gewissen Zeiten, in gewissen Lndern auch mehrere.Falk: Wie, wenn es dergleichen Mnner itzt berall gbe? zu allen Zeiten nun

    ferner geben mte?Ernst: Wollte Gott!Falk: Und diese Mnner nicht in einer unwirksamen Zerstreuung lebten?

    nicht immer in einer unsichtbaren Kirche?Ernst: Schner Traum!24

  • Falk: Da ich es kurz mache. - Und diese Mnner die Freimurer wren?Ernst: Was sagst du?Falk: Wie, wenn es die Freimurer wren, die sich mit zu ihrem Geschfte

    gemacht htten, jene Trennungen, wodurch die Menschen einander so fremd wer-den, so eng als mglich wieder zusammen zu ziehen?

    Ernst: Die Freimurer?

    Schon bei Lessing findet sich auch - nicht nur in der berhmten Ringparabel - dieBehauptung, es gebe nur eine einzige Religion. Da er sie als die Religion Chri-sti bezeichnet, ist als eine typisch freimaurerische Verschleierung des puren Hu-manismus anzusehen. Man lese das Werkchen Die Religion Christi sorgfltig.Christus erscheint darin als bloer Mensch, und seine Religion ist nicht etwa derGlaube an seine (gttliche) Person, den er verlangt, sondern nur jene Religion,die er als Mensch selbst erkannte und bte:

    1Ob Christus mehr als Mensch gewesen, das ist ein Problem. Da er wahrer Menschgewesen, wenn er es berhaupt gewesen; da er nie aufgehrt hat, Mensch zu sein:das ist ausgemacht.2Folglich sind die Religion Christi und die christliche Religion zwei ganz verschie-dene Dinge.3Jene, die Religion Christi, ist diejenige Religion, die er als Mensch selbst erkannteund bte; die jeder Mensch mit ihm gemein haben kann; die jeder Mensch um soviel mehr mit ihm gemein zu haben wnschen mu, je erhabener und liebenswr-diger der Charakter ist, den er sich von Christo als bloen Menschen macht.4Diese, die christliche Religion, ist diejenige Religion, die es fr wahr annimmt, daer mehr als Mensch gewesen, und ihn selbst als solchen, zu einem Gegenstande ih-rer Verehrung macht.5Wie beide diese Religionen, die Religion Christi sowohl als die Christliche, inChristo als in einer und eben derselben Person bestehen knnen, ist unbegreiflich.6Kaum lassen sich die Lehren und Grundstze beider in einem und ebendemselbenBuche finden. Wenigstens ist augenscheinlich, da jene, nmlich die ReligionChristi, ganz anders in den Evangelisten enthalten ist als die Christliche.7Die Religion Christi ist mit den klarsten und deutlichsten Worten darin enthalten;8Die Christliche hingegen so ungewi und vieldeutig, da es schwerlich eine einzigeStelle gibt, mit welcher zwei Menschen, so lange als die Welt steht, den nmlichenGedanken verbunden haben. (Zit. n. a.a.O. 79f)

    Halten wir daneben den Text in CoM (S. 48f): "Politische konomie und Sozial-wissenschaft kann", wie Henry George gesagt hat, "nichts lehren, was nicht in deneinfachen Wahrheiten enthalten ist, in denen arme Fischer und jdische Bauernvon einem unterrichtet wurden, der vor 1800 Jahren gekreuzigt wurde."

    Offenbar meint diese Religion Christi, die nach Lessing jeder Mensch mit ihmgemein haben kann; die jeder Mensch um so viel mehr mit ihm gemeinsam zu ha-ben wnschen mu, je erhabener und liebenswrdiger der Charakter ist, den er sichvon Christo als bloen Menschen macht, ganz dasselbe, was in CoM alsReligion des Heiligen Geistes (S. 36) prsentiert wird. Denn laut CoM ist ineiner dem modernen Denken angepaten Interpretation nichts anderes als dergttliche Geist im Menschen und ber dem Menschen ... der Geist, den Christusden Heiligen Geist nannte (S. 35), und diese universale Religion (des HeiligenGeistes), die in den besten Kpfen unseres Zeitalters verankert ist, wurde von Wei-sen und Heiligen aller Zeiten vorausgesagt. Ihre Substanz reifte aus dem, was im-mer in den Ideen und Hoffnungen des Menschen die hchsten Hhen erklomm.(S. 36) Auch hier wird also, nicht anders als bei Lessing, eine Universalreligionproklamiert; wie Lessing beruft sich auch CoM dafr auf Christus selbst; hier wiedort ist der Inhalt dieser Religion bloer Humanismus. Denn der gttliche Geistim Menschen ist, wie man anderswo erfhrt, der menschliche Verstand (intelli-gence) selber (vgl. CoM, S. 75: Der Verstand, das Gttliche im Menschen, ...),und mit dem gttlichen Geist ber dem Menschen kann in diesem Zusammen-hang nur der praktisch nie erreichbare Idealtypus des Menschen, das reine Men-schentum, gemeint sein.

    Nach einem kurzen berblick ber die Beitrge der wichtigsten Weltreligionenzur Religion des Geistes heit es in CoM: In jedem dieser einzelnen Systemegibt es Humanitt und Erlsung. Jedes von ihnen und sie alle sind in der allumfas-senden und alles interpretierenden Religion des Geistes enthalten. (CoM, S. 47f)Bei der daran anschlieenden eingehenderen Kritik der Religionen wagen es dieAutoren - obgleich sie der Rmischen Kirche die weitaus grte Aufmerksam-keit bzw. den weitaus grten Raum widmen - nicht, den katholischen Glauben di-rekt des Dogmatismus zu beschuldigen. Die Protestanten freilich mssen sich denVorwurf haarspalterischen Sektierertums und theologischer Nebenschlichkei-ten (CoM, S. 43) gefallen lassen, und obwohl die katholische Kirche unmittelbarnur wegen angeblichen politischen Fehlverhaltens und der von ihr beanspruchtenAbsolutheit der Verehrung (CoM, S. 40) angegriffen wird, lautet das Fazit dochallgemein:

    Dennoch erkennt die universale Religion des Geistes ehrfrchtig die unzerstr-bare Substanz an Wahrheit an, die unter den Oberflchen und den Irrtmern dereinzelnen Konfessionen liegt ... In der Katholizitt ihrer Sprache interpretiert undrechtfertigt die Demokratie die einzelnen Glaubensbekenntnisse als ihre eigenenDialekte. Sie erklrt alle Dogmen zu Symbolen und macht sie sich als solche zueigen; die Kirchen hingegen sind an den Buchstaben gefesselt und belegen darumden symbolischen Sinn als Hresie und Irrtum mit dem Bann, obwohl dieser die

  • innerste Wahrheit des Dogmas ist. (CoM, S. 45) Faktisch wird damit auch diekatholische Kirche des unntigen Dogmatismus angeklagt, und auch hierin trifftsich das Dokument mit dem Freimaurer Lessing, der gesagt hat:

    So lange die Kirche Krieg hatte, so lange war sie bedacht, durch ein unstrflichesund wunderbares Leben, ihrer Religion diejenige Schrfe zu geben, der wenigFeinde zu widerstehen fhig sind. So bald sie Friede bekam, so bald fiel sie darauf,ihre Religion auszuschmcken, ihre Lehrstze in eine gewisse Ordnung zu bringen,und die gttliche Wahrheit mit menschlichen Beweisen zu untersttzen. ... Ichwollte nur wnschen, da ich meinen Leser Schritt vor Schritt durch alle Jahrhun-derte fhren und ihm zeigen knnte, wie das ausbende Christentum von Tag zuTag abgenommen hat, da unterdessen das beschauende durch phantastische Grillenund menschliche Erweiterungen zu einer Hhe stieg, zu welcher der Aberglaubenoch nie eine Religion gebracht hat. Alles hing von einem Einzigen ab, der destofter irrte, je sicherer er irren konnte. (Gedanken ber die Herrenhuter, zit. n.a.a.O. S. 11f)

    Es nimmt nicht wunder, da sich die Autoren von CoM den fr Freimaurer als gl-hende Anwlte der sogenannten Gewissensfreiheit zur Pflichtbung gewordenenSeitenhieb auf den Syllabus Papst Pius IX. von 1864 nicht verkneifen knnen.Diese Aufzhlung und Verurteilung der Irrtmer des Liberalismus, der ja weithinmit der Freimaurerideologie identisch ist, rief schon seinerzeit ein wtendes Ge-heul der Logen hervor. CoM behauptet ganz frech, der Syllabus habe der politi-schen und sozialen Verdummung in die Hnde gespielt (S. 41), und charakteri-siert das lehramtliche Dokument kurzerhand als Zeugnis des geistigen Totalita-rismus (ebd.).

    Inhaltlich genau dasselbe wird der katholischen Kirche als ganzer (und das, wohl-gemerkt, fr mehr als drei Jahrhunderte frher!) unterschoben, wenn lobend be-merkt wird, der Grnder der protestantischen Kirchen habe dem Menschendas Reich geistiger Freiheit geffnet (S. 43); vorher, in der katholischen Kirche,wurde der Mensch demnach geistig versklavt (vgl. auch CoM, S. 37: Die prote-stantische Erhebung ... bekrftigte so grundstzlich die Freiheit des Geistes desMenschen ...)! Bemerkenswert wiederum die bereinstimmung dieses Urteilsvon CoM mit dem des Protestanten und berzeugten Freimaurers Lessing: Romward auf einmal zu einem verabscheuungswrdigen Tyrannen der Gewissen.(Gedanken ber die Herrenhuter, zit. n. a.a.O. S. 12)

    Verweilen wir noch ein wenig bei der trotz aller Kritik im einzelnen augenflligengrundstzlichen Sympathie der 17 Stadtplanungsexperten fr die protestantischeGeisteshaltung. Diese Sympathie liefert einen weiteren Anhaltspunkt fr ihre Lo-genzugehrigkeit. Die Freimaurer haben nmlich niemals in Abrede gestellt, demProtestantismus geistesverwandt zu sein. Beispielsweise heit es im 1900-1901 inLeipzig erschienenen Allgemeinen Handbuch der Freimaurerei (zit. n. F.A. Six,Studien zur Geistesgeschichte der Freimaurerei, 2. Aufl. Hamburg 1942, S. 19):Die nie endenden Angriffe der ultramontanen Partei der katholischen Kirche ge-

    gen die Freimaurerei richten sich im Grunde genommen nur gegen den Protestan-tismus, als dessen Frucht, namentlich der Reformation, man den Freimaurerbundansieht. Diesen schlgt man, und den Protestantismus meint man. Diesen Zusam-menhang weist allerdings auch die Geschichte der Freimaurerei nach. In einemprotestantischen Lande wurde sie geboren, und die meisten Logen finden sich inprotestantischen Lndern. Protestantischer Geist zeigt sich in der Freimaurereinicht nur bei protestantischen, sondern auch bei andern Vlkern ... Die Bibel ist dieeinzige Erkenntnisquelle der Protestanten in religisen Dingen, sie liegt auch auf inden freimaurerischen Tempeln. Da auch von protestantischen Geistlichen derFreimaurerbund angefeindet wird, liegt nur in deren teilweise orthodoxer Rich-tung, die sich der des katholischen Klerus nhert, whrend der von echt christli-chem Liebesgeist beseelte und allem (unchristlichen) Fanatismus sich fernhaltendeTeil der protestantischen Kirche sich durchaus freundlich zur Freimaurerei stellt.

    Six (a.a.O. S. 24) zitiert auch den protestantischen Geistlichen und FreimaurerGottfried Schenkel, der 1926 in einem Buch schrieb: Man wird sagen knnen,da die Freimaurerei bei aller Selbstndigkeit, zumal nach der kultischen Seite,doch nach ihrer geistigen Seite in den groen Strom eines aufgeklrten protestanti-schen Christentums gehrt, zumal in Deutschland, wo die Mitglieder der Logenfast durchweg und zu allen Zeiten gebildete Protestanten waren. Eine Freimaur-erzeitschrift behauptete in einer ihrer Ausgaben von 1925 sogar: Die Freimaurereiist ganz, was der Protestantismus halb war. (Zit. n. ebd. S. 64)

    Bischof Stimpfle von Augsburg schlielich stellt zum gleichen Thema fest: DieFrage, ob die guten Beziehungen der Freimaurerei zu den Protestanten - im Gegen-satz zu denen mit der katholischen Kirche - auch mit dem Wesen des Protestantis-mus selbst zusammenhngen, beantworten die Freimaurer E. Lennhoff und OskarPosner (sc. in ihrem bis heute immer wieder neu aufgelegten Standardwerk von1932 Internationales Freimaurerlexikon) so: "Die Freimaurerei ist eine der Be-wegungen, die vom Ausgang des Mittelalters an als Reaktion gegen die Unbe-dingtheit der Kirchenlehre ... entstanden sind ... Auf religisem Gebiet fhrtendiese Strmungen zum Protestantismus." Und wenn es im "Alten und angenom-menen Schottischen Ritus" eine total verschiedene Behandlung etwa Luthers unddes Papsttums gibt, so soll das gewi nicht berbewertet werden. Aber es zeigtimmerhin eine bis weit in die Geschichte zurckgehende Verschiedenheit der frei-maurerischen Sicht von Papsttum und Luthertum. In einem Grad des "SchottischenRitus", dem Grad des Ritters Kadosch, wird Rache gefordert fr die Ttung desTemplergromeisters Jacques de Molay, der als eine der groen freimaurerischenGestalten gilt. Im Ritual dieses Grades ist einerseits davon die Rede, da der Adeptdie Tiara des Papstes in den Staub getreten hat. Andererseits wird Martin Lutherals einer der Vollstrecker der in diesem Rachegrad geforderten Vergeltung fr denTod J. de Molays bezeichnet: "Diese Vergeltung ist es, welche ber das Haupt vonClemens'V. kam, nicht an dem Tag, da sein Leichnam von den Calvinisten derProvence verbrannt wurde, sondern an dem Tag, da Luther im Namen der Gewis-sensfreiheit die Hlfte Europas gegen das Papsttum aufwiegelte." (Josef Stimpfle,Die Katholische Kirche und die Freimaurerei, in: Ders., Im Dienst am Evangelium.

  • Donauwrth 1988, S. 328-350, hier: S. 346) Indem also die Verfasser von CoM ei-nerseits den Papst beschimpfen, andererseits jedoch gleich zweimal lobend heraus-stellen, Luther habe fr die Freiheit des menschlichen Geistes gestritten, gebensie klar zu erkennen, wes Geistes Kind sie sind.

    Freiheit - Gleichheit - Brderlichkeit

    Die demokratische Parole der franzsischen Revolution von 1789 Freiheit,Gleichheit, Brderlichkeit! ist bekanntlich ebenso wie diese Revolution selbereindeutig freimaurerischer Herkunft (meist wird sie von Freimaurern in Freiheit,Toleranz, Brderlichkeit! abgewandelt). Die Verfasser von CoM waren zu klug,diese Parole offen zu bernehmen, und ziehen es vor, die Stadt des Menschen,also die Welt-Demokratie, auf die fundamentalen Eigentmlichkeiten von Gesetz,Gleichheit und Gerechtigkeit gegrndet sein zu lassen (CoM, S. 28). Die nachfol-gende Erklrung bzw. Definition dieser drei Prinzipien offenbart jedoch ihre Iden-titt mit der ursprnglichen Dreiheit. Denn das Prinzip des Rechts (Gesetzes)beruht auf der Regierung des Volkes durch das Volk (S. 29) - also auf der Frei-heit! Die Gleichheit steht ohnedies in beiden Formeln in der Mitte und wird alsRegierung des Volkes fr das Volk (ebd.) definiert. Gerechtigkeit beruht dar-auf, da eine demokratische Gemeinschaft eine Gemeinschaft von Personen ist(ebd.) - mit anderen Worten, auf der Brderlichkeit!

    Im brigen sind die beiden Begriffe Freiheit und Brderlichkeit, die in derDreierformel nicht wrtlich aufscheinen, an anderen Stellen umso aufflliger po-stiert. Die universale und totale Demokratie wird als das Prinzip der Freiheitund des Lebens gepriesen (CoM, S. 27), Freiheit ist der Zweck der Demokratie(CoM, S. 49); vergleicht man die Gesellschaft mit einer Dreieckspyramide - bri-gens einem grundlegenden Freimaurersymbol! -, so bildet deren Spitze die Frei-heit und Wrde der menschlichen Persnlichkeit (CoM, S. 76); die Demokratiewird gar mit der Religion der Freiheit (CoM, S. 81) identifiziert, und schlielichheit es - obwohl vorher nur von den drei oben genannten Grundstzen die Redewar - ganz unbefangen: Von ihrem Grundsatz (!) der Freiheit aus blickt die De-mokratie in Richtung des Kapitalismus ... (CoM, S. 90)

    Das Programm von CoM will Dienst in Brderlichkeit (brotherhood) gegenReglementierung in Leibeigenschaft (S. 25) setzen. Es ist von einerBruderschaft (brotherhood) des Opferns im berlebenskampf gegen den Na-tionalsozialismus die Rede: Aber diese Bruderschaft (brotherhood) mu auch denSieg berleben. (S. 80)

    Genau dreimal findet sich im gesamten Text von CoM der Schlsselbegriff Cityof Man (S. 24, 72, 94) - Zufall? Genau beim zweiten Mal, also gewissermaen anzentraler Stelle, erscheint die Brderlichkeit in ganz feierlicher Form: Von die-

    Land (sc. Amerika) wissen sie, da sein vertraulicher Name Philadelphia (sc.semgriech. Bruderliebe!), die "Stadt der brderlichen Liebe" (the City of Bro-

    therly Love"), ist. Sie wissen, da aus ihm und aus allen vergehenden Vaterlndern(!) ein "Bruderland" (one Brotherland; man beachte in beiden Fllen die im Engli-schen hchst ungewhnliche Groschreibung!) gemacht werden wird, die "Stadtdes Menschen" ... (CoM, S. 71f) Dieser pathetischen Hervorhebung derBrderlichkeit entspricht es, wenn zuvor gesagt wurde, das Prinzip der Gerech-tigkeit (das ist, wie gesagt, die Brderlichkeit!) liege den beiden anderen zu-grunde (CoM, S. 29)! Zweifelsohne enthlt also der Text von CoM die freimaure-rischen Prinzipien der Franzsischen Revolution als tragendes Gerst.

    Als hchst aufschlureich erweist sich aber auch der Gottesbegriff, der in derStadt des Menschen Grundlage der Religion des Geistes sein soll. Nach Bi-schof Stimpfle (a.a.O. S. 336f) kam eine offizielle katholische Kommission, die inden siebziger Jahren in Zusammenarbeit mit der deutschen Freimaurerei selber de-ren Ideologie auf ihre Vereinbarkeit mit dem katholischen Glauben hin untersu-chen sollte, zu dem Ergebnis, Gott sei in den Logen ein undefinierter Begriff,der fr jedes Verstndnis ... offen ist. Jedermann, der Christ, der Jude, der Moslim(sie!), kann nach freimaurerischem Verstndnis seinen Glauben an Gott ebensoeinbringen, wie der Animist, Hinduist, Buddhist, oder auch der Atheist. Der"Groe Baumeister aller Welten" ist ein neutrales "Es", mit dem sich jedes reli-gise Empfinden in Einklang bringen lt, nicht aber das Bekenntnis zum persnli-chen dreifaltigen Gott der Christen.

    Dasselbe lt sich der offiziellen Zeitschrift des Grand Orient de France vom Juni1976 entnehmen (zit. n. Ploncard d'Assac 1989, S. 213), wo es heit: Das Dogmavon der Gottheit verpflichtet, an einen persnlichen Gott zu glauben, der durchMoses oder den heiligen Paulus, durch Mohammed oder Luther mit Autoritt ge-lehrt wurde, whrend das Symbol des Groen Architekten, das fr uns das Zeichendes Schpfergottes der Bibel ist, fr andere die pantheistische Gesellschaft Indiens,der Stoiker oder Spinozas, die endliche Gottheit von William James, das groeWesen August Comtes oder die ideale Weisheit darstellen kann. Etwas bescheide-ner knnte es sogar die Energie bedeuten, die die Wissenschaft erforscht. Nochernchternder hat es ein gewisser Br. Marechal gesagt (zit. n. ebd. S. 213f): DerGroe Architekt des Universums, den die Freimaurer bekennen, ist vor allem einSymbol, und wie alle freimaurerischen Symbole kann es mehrere Erklrungsmg-lichkeiten in sich vereinigen. Der Groe Architekt des Universums ist auch derMensch, der nach und nach die Gesetze des Kosmos entdeckt, die Naturkrfte bn-digt und sie seinen Zwecken dienstbar macht.

    Welchen Gott gedenken demgegenber die Verfasser von CoM zu verehren? Ihrallgemeines Glaubensbekenntnis ... lehrt, da ein gttlicher Wille regiert - sei ernun Gott oder Gottheit oder der Heilige Geist oder das Absolute oder Logos odersogar Evolution genannt (CoM, S. 47). Dieser inhaltlich vllig beliebige Gottes-begriff ist augenscheinlich dem freimaurerischen A.B.a.W. (Allgemeiner Bau-meister aller Welten) geradezu aus dem Gesicht geschnitten und lst sich - wie

  • dieser - zum Schlu in bloe Selbstvergtzung des Menschen, bei denWissenden jedoch in die Anbetung Satans, auf.

    Wie wenig den Verfassern an der Verehrung des persnlichen Schpfergotts odergar des dreifaltigen Gottes der christlichen Offenbarung gelegen ist, zeigt sich vorallem dort, wo sie sich zu der Behauptung versteigen, das gotteslsterlichste allerGlaubensbekenntnisse sei die faschistisch-nazistische Philosophie, und zwarprzise deshalb, weil sie der berzeugung sei, da die Menschen ungleich gebo-ren werden, da sie kein Recht auf Leben oder Freiheit haben, und da das einzigeGlck fr die Herden im Weg in die Sklaverei unter der Peitsche selbsternannterHirten besteht (CoM, S. 38) Offenbar wird hier nicht Gott sondern allenfalls derMensch gelstert, was umgekehrt bedeutet, da auch fr die CoM-Autoren nurder Mensch selbst der A.B.a.W. ist.

    Noch einen sehr bemerkenswerten Hinweis liefern - und das wohl kaum zuflligsondern als Signal fr ihre Logenbrder - die Verfasser, indem sie schon auf derdritten Textseite (im Buch Seite 13) ganz oben feststellen: England, wo der mo-derne Mensch zuerst zu seiner Wrde emporwuchs, hlt immer noch in tragischerTapferkeit stand ... Wenn man den Einschub nicht einfach berliest, fragt mansich doch unwillkrlich, wieso denn ausgerechnet in England der moderneMensch zuerst zu seiner Wrde emporwuchs. Nach einigem berlegen dm-mert es: in der englischen Hauptstadt London wurde im Jahr 1717 die erste Frei-maurer-Grologe der Welt gegrndet ...!

    Aufschlureich schlielich ist die zutiefst widersprchliche Intoleranz der Autoren,wenn sie statt eines uneingeschrnkt freiheitlichen Weltstaats eine Diktatur derHumanitt verwirklichen wollen und als deren fundamentalstes Prinzip dieMaxime aufstellen, da der demokratische Begriff der Freiheit niemals die Frei-heit einschlieen kann, Demokratie und Freiheit zu zerstren (CoM, S. 34f). Diehier sichtbar werdende verwandlung der theoretisch geforderten weltanschaulichenLiberalitt in krassesten Despotismus, sobald es um die praktische Verwirklichunggeht, stellt nmlich nicht blo das grundlegende ideologische Dilemma der Erbauerder Stadt des Menschen sondern ebenso das der Freimaurerei dar. Wie F.A. Sixklarsichtig bemerkt, zeigt die Geschichte der Freimaurerei und aller verwandtenIdeologien den eigentmlichen Umschlag des Toleranzprinzips in die Unduldsam-keit: jede Toleranz wird in dem gleichen Augenblick intolerant, wo sie sich alsToleranz angegriffen sieht. Sie bedarf zu ihrer Verteidigung der Intoleranz, weilauf tolerante Weise keine Verteidigung zu leisten ist. Sie gibt sich daher in jedemFall selbst auf, indem sie entweder tolerant auf Verteidigung verzichtet und daherberwunden wird, oder auf sich selbst verzichtet und intolerant wird. Auf Grunddieses urschlich gegebenen Zwiespaltes waren Deismus und Freimaurerei wie allefreiheitlichen Anschauungen stets in der Lage, die theoretische Toleranz mit practischer Intoleranz zu verbinden. (Six 1942, S. 17) Auch hier liegt also eine auf-fllige Parallele zwischen CoM und der freimaurerischen Ideologie vor.

    Angesichts der Flle der hier zusammengetragenen Fakten, die sich noch uferlosvermehren lieen, ist am bewut und formell freimaurerischen Charakter des Plansfr die Stadt des Menschen kein Zweifel mglich. Mit anderen Worten: dieHerausgeber von The City of Man waren Freimaurer.

    Juden und Moslems

    Wie nicht anders zu erwarten, lassen die CoM-Freimaurer ihre besondere Sympa-thie fr das liberale Judentum deutlich durchscheinen; offenbar sind einige der(unterzeichneten oder auch nicht unterzeichneten) Redaktoren des Dokuments sel-ber Juden. Whrend den asiatischen Lehren fromme Trgheit, derRmischen Kirche ihr Anspruch auf eine Absolutheit der Verehrung, die mitihrer Relativitt in der Geschichte unvereinbar ist, Paktieren mit der Tyranneisowie politische und soziale Verdummung der Menschen, dem ProtestantismusDefaitismus und liberale Dekadenz zum Vorwurf gemacht werden (CoM, S. 39-44), bleibt einzig und allein das (liberale, nicht das orthodoxe!) Judentum auf-fallenderweise von jeder Kritik verschont, erntet statt dessen hohes Lob, das keinerder anderen Religionen zuteil wird: Der prophetische Geist und der heroischeUniversalismus der hebrischen Tradition fanden und finden fortgesetztermaenihren Ausdruck in unorthodoxen und sogar rein weltlichen Formen jdischen Le-bens. Sie leisteten und leisten fr den Geist der Demokratie einen Beitrag von un-schtzbarem Wert. (CoM, S. 39) Wir werden noch Gelegenheit haben, dieseWorte in ihrer Bedeutung gebhrend wrdigen zu lernen!

    In wiederum aufflligem Gegensatz zu dieser Hervorhebung der Verdienste deszahlenmig doch vllig unbedeutenden Judentums steht die vllige Nichtbeach-tung des Islams in diesem Dokument. An einer einzigen Stelle wird er beilufigund andeutungsweise genannt, wo von jenen ungewhnlichen Kulten exotischenUrsprungs die Rede ist, deren Wesen dem der jdischen und christlichen Glau-bensbekenntnisse verwandt ist (S. 39). Mit diesem faktischen bergehen des Is-lams drften sich die Verfasser von CoM allerdings verrechnet haben (falls ihrSchweigen nicht eine pure Verlegenheitslsung darstellt!). Der Islam hat in denletzten fnfzig Jahren weder an Intoleranz und Fanatismus noch an Anziehungs-kraft eingebt, ganz im Gegenteil! Er schickt sich mittlerweile an, das gesamteChristentum zahlenmig zu berrunden und so zur Weltreligion Nummer eins-zuwerden.

    Im Regensburger Bistumsblatt von Ostern 1985 konnte man auf Seite 4 fol-gende Meldung lesen, die in hnlicher Form auch in zahlreichen anderen Bltternerschien: Von allen Weltreligionen hat sich der Islam in den letzten 50 Jahren amschnellsten ausgebreitet. Die Zahl seiner Anhnger stieg um 500 Prozent auf rundeine Milliarde. Das Christentum konnte laut einer Untersuchung des Mittelost-For-schungsinstitutes in London ein Wachstum von 47 Prozent verzeichnen, wobei die

  • Zahl der Katholiken wesentlich mehr anstieg als die der Protestanten. Derzeit gibtes rund 700 Millionen katholische uned etwa 207 Millionen evangelische Christen.- An dritter Stelle steht der Hinduismus mit knapp 500 Millionen Anhngern undeiner Steigerungsrate von 117 Prozent. Der bekanntermaen sehr fanatische Islamist also noch ein harter Brocken fr jene, die ihn zur Religion der Humanittoder zu derjenigen der Demokratie bekehren wollen. Doch wir werden noch se-hen, wie die heutigen Nachfahren der CoM-Freimaurer selbst dieses Hindernisallmhlich mit List und Tcke aus dem Weg rumen.

    Der Affe Gottes

    Die entscheidende Frage, die uns nun zu allererst beschftigen mu, lautet natr-lich: Inwieweit wurde seit dem Erscheinen und raschen Verschwinden des verrte-rischen Freimaurer-Plans The City of Man und inwieweit wird noch heute die-ser Plan in die Tat umgesetzt? Welche Krfte sind es im einzelnen, die sich der ge-heimen Maurerarbeit am knftigen universalen Menschheitstempel und an derknftigen universalen Stadt des Menschen widmen? Mit welchen geheimen Geg-nern haben wir es als Christen und als Katholiken zu tun? Wenn wir auf diese Fra-gen einigermaen befriedigende Antworten erhalten wollen, mssen wir unszunchst einen berblick ber den theologischen Stellenwert und dann ber denorganisatorischen Aufbau der Weltfreimaurerei verschaffen, soweit das eben mg-lich ist. Ein solcher berblick lt sich - wenn er vollstndig sein soll - freilichnicht unter Ausklammerung des katholischen Glaubens gewinnen. Nur unter Zuhil-fenahme theologischer Mastbe ist eine befriedigende Erklrung der Strukturenwie auch der Aktionen der Gegenkirche mglich. Warum?

    Dank ihres Glaubens sind die Katholiken gegenber den brigen Zeitgenossen be-zglich der realistischen Beurteilung des Weltgeschehens und der Weltgeschichteeinschlielich der Zukunft entschieden im Vorteil. Denn ihr Glaube ist absolutwahr, whrend alle brigen, von ihm abweichenden religisen oder nichtreligisenWeltbilder mehr oder weniger zahlreiche und schwerwiegende Irrtmer ber Gottund die Welt enthalten. Wer sich aber stndig im Irrtum ber bestimmte realeSachverhalte befindet, kann sich in der Realitt nur sehr schwer, ja eigentlichberhaupt nicht richtig zurechtfinden.

    Was haben nun die Katholiken konkret den anderen Menschen voraus? Nun, siewissen, da die gesamte Menschheit sich im erbsndigen, gefallenen Zustand be-findet, da also der Verstand und die Willenskraft aller Menschen gegenber demVerstand und der Willenskraft der Stammeltern vor ihrem verhngnisvollen Sn-denfall geschwcht sind. Sie wissen auerdem, da es eine groe Zahl gefallenerEngel, bser Geister gibt, deren Oberhaupt ihr damaliger Anstifter, Luzifer oderSatan oder der Teufel, ist. Sie wissen, da der Teufel und seine Daemonen alsFolge des menschlichen Sndenfalls von Gott Gewalt ber die ganze Welt und alle

    erbsndigen Menschen erhalten haben, um sie irrezufhren, sie zu mglichst vielenund schweren Snden zu verleiten und dadurch nach ihrem Tod sofort in die ewigePein zu strzen, in der sich die Daemonen schon selbst befinden. Sie wissen auch,da Gott alle Menschen durch seine hl. Kirche, die Christi Erlsungswerk fortsetzt,indem sie allen ihren Mitgliedern durch die Taufe, die brigen Sakramente und dashl. Meopfer die Erlsungsgnade zuwendet, aus der Knechtschaft des Teufels be-freien und vor der Hlle bewahren will. Sie wissen, da die ganze Weltgeschichtevon Anfang bis Ende zuerst und zuletzt, also in Wirklichkeit, realistisch gesehen,ein gigantischer Kampf zwischen Gott und dem Satan, zwischen den Gotteskin-dern und den Anhngern Satans ist, ein Kampf, in dem es nicht fr Gott und auchnicht fr den Teufel, wohl aber fr jeden einzelnen Menschen um ewiges Lebenoder ewigen Tod, ewiges Glck oder ewige Qual geht.

    Es ist also Realismus im hchsten Grad, mit dem Wirken Satans in der Welt undihrer Geschichte zu rechnen und wachsam zu sein, denn, so sagt die HI. Schrift,der Teufel geht umher wie ein brllender Lwe und sucht, wen er verschlingenknne (1 Petr 5,8). Und in der Geheimen Offenbarung heit es: Wehe der Erdeund dem Meer; denn der Teufel ist zu euch hinabgestiegen in groer Wut, weil erwei, wie kurz seine Zeit ist (Offb 12,12).

    Der Satan kann allerdings seine verderbliche Herrschaft ber die gefallene Schp-fung nicht in eigener Person sichtbar ausben; er mu sich zu diesem Zweck im-mer sichtbarer menschlicher Personen bedienen, die ihm zu Willen sind und denener dafr zur Belohnung alle Reichtmer dieser Erde verspricht. Als der GtzeMammon will er von ihnen angebetet werden. Denn da er deshalb zu Fall kam,weil er trotz seiner geschpflichen Natur sein wollte wie der unerschaffene Gott,und da er in diesem gotteslsterlichen Stolz ganz verhrtet ist, fhrt er sich seitdemals der Affe Gottes auf. Alles, was in Wahrheit nur Gott gebhrt, beansprucht erauf seine verkehrte Weise fr sich selber. Seine Nachffung der gttlichen