Joseph Traunstelner

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2~0 a_, &oseph Tr~tunstelner. Biographische Skizze. Yon W a I d m ti I I e r. In dem sch~nen Alpenlande Tirol hat schon mancher Priester der Wissenschaft das Licht der Welt erblickt. Das Grossartigo, das Erhabene der Natur iibt ja stets einen grossen Eindruck auf den menschlichen Geist und, entfernt veto eitlen Gepr~inge der Welt, entwickelt sich hier freier des Geistes F011e, genahrt yon dem Drange des Wissens. Der jungfrfiuliche Schmuck der lgatur war es, die lieblichen Kinder Flora's~ die die Liebe zur Wissensehaft in dem empf~inglichen Gemtithe T r a u e n s t e i n e r's schon in der Jugend weokten. Joseph T r a u n s t e i n e r , Apothekers Sohn yon Kitzbtthl, geboren am 18. December 1798, zeigte schon in frtiher Jugend scharfen Verstand und Liebe zur Botanik. Der an das vfiterlichv Hans anstossende Garten ward bald sein Lieblingsaufenthalt und die Pflege yon einem Paar selbstgeschaffener Blumenbeete hielt ihn yon den Spielen seiner Jugendgenossen fern. Einige Abwechslung in dieses stille Vergntigen brachte der Vogelfang~ den sein Vater zar Unterhaltung betrieb. Die sehr beschrtinktenVermOgensverhfiltnisse seines Vaters, der, nebenbei gesagt, ein wahrer Feind jeder Wissenschaft war, gestat- teten nicht, den talentvollen Sohn studiren zu lassen i doch dessert reger Fleiss, untersttitzt dutch einigen Privat-Unterricht, hrachte es bald dahin, dass er sich in der lateinischen and griechischen Sprache, so wie in tier Geographie und Geschichte bedeutende Kenntnisse erwarb. Er wurde, wiewohl seine beiden Briider schon der Pharmacie sich befiissen, doch auch zu diesem Stande bestimmt und kam in angemessenem Alter nach Brixen in Stidtirpl in die Lehre, we er anfing Pflanzen zu sammeln, die er dann in 8einem Hute nach Hause brachte und miLtelst des einzigen Hilfsbuches ~L i n n ~'s Genera plantarum ~ zu bestimmen versuchte. Doch noch legte er keine Pfianzen ein~, auch fehlten ibm das Papier and die Mittel selbes zu kaufen, jedoch fasste er schon den Vorsalz, wenn er wie- der nach Hause komme, emsig die Flora seiner Heimat zu sam- meln and zu studiren. Im Jahre t820 bezog er die Hochschule zu Wien~ we er sich mit a llem Fleisse der Botanik und Chemie wid- mete. 5~ach einem Jahre kehrte er zurtick und ftihrte for seinen kr~inklichen Vater das Geschtift, wobei er seine freien Stunden nun ganz der Bolanik widmete. Im Jahre t8~9 starb sein Vater und da sein tilterer Bruder schon frtiher mit Tod abging~ iibernahm er das Geschtift, welches er dutch nnermtideten Fleiss, durch seine Kennt- nisse und Geschiiftstaktik, aus dem schlechten Zuslande, in dem es sich befand, hervorhob, and zu dem ausgezeichneten tluf brachte, den es his zu seinem Ableben behielt. Einmal in besseren VermSgens-Umstiinden, ausgertistet mit den bessten botanischen Werken, durehforschte er die niihere und wei- tere Umgebung seines Heimatsortes. Das Ergebniss war lohnend, fiir Tirol fand er als neu: Carex Gaudiniana G u t h n. , Carex mi- e~rostacltya E h r h. ~ Sali~ cuspidata S c h u 1 t z und Salix ponce-

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&oseph Tr~tunste lner . Biographische Skizze. Yon W a I d m ti I I e r.

In dem sch~nen Alpenlande Tirol hat schon mancher Priester der Wissenschaft das Licht der Welt erblickt. Das Grossartigo, das Erhabene d e r Natur iibt ja stets einen grossen Eindruck auf den menschlichen Geist u n d , entfernt veto eitlen Gepr~inge der Welt, entwickelt sich hier freier des Geistes F011e, genahrt yon dem Drange des Wissens.

Der jungfrfiuliche Schmuck der lgatur war es, die lieblichen Kinder Flora's~ die die Liebe zur Wissensehaft in dem empf~inglichen Gemtithe T r a u e n s t e i n e r 's schon in der Jugend weokten.

Joseph T r a u n s t e i n e r , Apothekers Sohn yon Kitzbtthl, geboren am 18. December 1798, zeigte schon in frtiher Jugend scharfen Verstand und Liebe zur Botanik. Der an das vfiterlichv Hans anstossende Garten ward bald sein Lieblingsaufenthalt und die Pflege yon einem Paar selbstgeschaffener Blumenbeete hielt ihn yon den Spielen seiner Jugendgenossen fern. Einige Abwechslung in dieses stille Vergntigen brachte der Vogelfang~ den sein Vater zar Unterhaltung betrieb.

Die sehr beschrtinktenVermOgensverhfiltnisse seines Vaters, der, nebenbei gesagt, ein wahrer Feind jeder Wissenschaft war, gestat- teten nicht, den talentvollen Sohn studiren zu lassen i doch dessert reger Fleiss, untersttitzt dutch einigen Privat-Unterricht , hrachte es bald dahin, dass er sich in der lateinischen and griechischen Sprache, so wie in tier Geographie und Geschichte bedeutende Kenntnisse erwarb. Er wurde , wiewohl seine beiden Briider schon der Pharmacie sich befiissen, doch auch zu diesem Stande bestimmt und kam in angemessenem Alter nach Brixen in Stidtirpl in die Lehre, we er anfing Pflanzen zu sammeln, die er dann in 8einem Hute nach Hause brachte und miLtelst des einzigen Hilfsbuches ~L i n n ~'s Genera p lan tarum ~ zu bestimmen versuchte. Doch noch legte er keine Pfianzen ein~, auch fehlten ibm das Papier and die Mittel selbes zu kaufen, jedoch fasste er schon den Vorsalz, wenn er wie- der nach Hause komme, emsig die Flora seiner Heimat zu sam- meln and zu studiren. Im Jahre t820 bezog er die Hochschule zu Wien~ we er sich mit a llem Fleisse der Botanik und Chemie wid- mete. 5~ach einem Jahre kehrte er zurtick und ftihrte for seinen kr~inklichen Vater das Geschtift, wobei er seine freien Stunden nun ganz der Bolanik widmete. Im Jahre t8~9 starb sein Vater und da sein tilterer Bruder schon frtiher mit Tod abging~ iibernahm er das Geschtift, welches er dutch nnermtideten Fleiss, durch seine Kennt- nisse und Geschiiftstaktik, aus dem schlechten Zuslande, in dem es sich befand, hervorhob, and zu dem ausgezeichneten tluf brachte, den es his zu seinem Ableben behielt.

Einmal in besseren VermSgens-Umstiinden, ausgertistet mit den bessten botanischen Werken, durehforschte er die niihere und wei - tere Umgebung seines Heimatsortes. Das Ergebniss war lohnend, fiir Tirol fand er als neu: Carex Gaudiniana G u t h n. , Carex m i - e~rostacltya E h r h. ~ Sal i~ cuspidata S c h u 1 t z und Sal ix ponce-

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derana W i 1 d. , Carlina nebrodensis GU s s . , Anagallis tenetla L. und Potentilla nivea L. und folgende ganz neue Pflanzen : Draba Traunsteineri H o p p e, Orehis Traunsteineri S a u t e r , Saussurea macrophylla S a u t e r und im Jahre t848 Carex tetrastachya (wohl nur ein Bastard ?).

Den Alpenpflanzen, besonders den Draben, den Weiden nnd Riedgr~isern schenkte er die grOsste Aufmerksamkeit und erwarb sick eine Meisterschaft im Bestimmen derselben. Die Zusammenstel- lung und Beschreibung der Weiden Tirols und Vorarlbergs, veriff- fentlicht im 8. Bfindehen der Zeilsehrift des Tiroler Nat ional-Mu- seums, besonders abgedruckt, Innsbruck 184~, bei W a g n e r, zengt nebst vielen andern Aufsatzen in der Regensburger Flora, yon seinem botanischen Wissen, ouch lieferte er viel Material zn U n g e r's Werke fiber die Vegetations-Verhaltnisse yon K i t z b ti h 1, Wien 1836.

Durch Verbindungmit dem Thiiringer Pflanzen-Tausehverein und mit vielen Botanikern Deutschlands vergrfisserte er bedeutend sein Herbar, das nahe 6000 Species Phanerogamen umfasst.

Die Regensburger botanische Gesellschaft wahlte ihn im Jahre t830 zum correspondirenden Mitglied. Seine Correspondenz mit den ersten Botanikern Oesterreiehs nnd vielen des Auslandes bestfitigen den Ruf, den er unter den Gelehrten seines Faches genoss.

Selbst der K~nigvon Sachsen, F r i e d r i e h A u g u s t , be- ehrte ihn aufseiner Durchreise durch Kitzbiihl (1849 ?) mit einem Be- such und bestieg in seiner Begleitung den nahen G e i s s t e i n und liess ihm als Zeiehen seiner Aehtung eine prachtvolle Brillant-Bu- sen-Nadel iiberreichen, die er, der schliehte Btirger, wiewohl dos kOnigliche Geschenk hochachtend, doch nie in seinem Leben trttg. Im Jahre t8.17 erhielt er yon den Herren: Ritter yon Z w a e k nnd Doctor K u m m e r aus Mfinchen Besuch, die in ihm die Liege zum Flechten-Sammeln und Bestimmen anregten, welches netm Studium er die zwei le|zten Jahre seines Lebens betrieb. Mit grOsster Bereitwilligkeit und Uneigenntitzigkeit theilte er jedem Botaniker, mit dem er in Verbindung stand, yon seinen Dubletten in reich eingelegten Exemplaren mit. Das Herbar des Ferdinandeums zu Innsbruck vergri~sserte er mit der reiehen Flora KitzbtthPs.

(Sc, hluss folgt.)

Werelne~ G e s e i i s e h a f t e n n n d Ans ta l t en . - - In der am tT. Juni d. J. abgehaltenen Sitzung der mathe-

matisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften erstattete V. K o I1 a r Bericht fiber eine yon Dr. S c h n e i d e r aus Prestic in BShmen verfasste Abhandlung, in w, elcher ein Insect als die wahre Ursaehe der Kartoffelkrankheit an- gegeben wird. Professor P o k o r n y fibergab eine Abhandlung ~her die Verbreitung und Vertheilung der Lebermoose yon Unter-0ester- reich, als Beitr~g zur Kryptogamenflora des Landes. Dutch Benfitzung der bisherigen Erfahrungen und dureh zahlreiche e igene Beobach-