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journal 2016 wir brauchen ... eine intelligentere okonomie

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intelligentere okonomie

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inhalt

Editorial_____2/3Unsere Teegärten _____4/5Darjeeling-Tee im Jahreslauf_____6/7Spurensuche_____8/9Qualitätssicherung_____10Lebensmittelfälschungen_____11Der kleine Begleiter_____11Ein Tag bei der Teekampagne_____12Mitarbeiter stellen sich vor_____13Wir fragen Sie: Darjeeling Earl Grey bei der Teekampagne?_____14Rii Jii oder: Basmatireis von Arne_____15Medienstimmen_____16/17Wir sind das Kapital_____18Impressum_____19

Auf Einladung der dortigen Regierung war ich vor Jahren für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit

(GTZ) in Laos. Sozialismus hin oder her, so dachte sich wohl die Parteispitze, mit kapitalis-tisch operierenden Nachbarn

ringsherum müsse man doch verstehen, was es mit Entrepreneurship auf sich hat. Ich sollte den Partei-mitgliedern erklären, wie »Markt« funktioniert, wie man Ideen zu marktfähigen Konzepten entwickelt – möglichst am Beispiel des Tourismus, der in Laos zu Recht als zukunftsträchtiger Wirtschaftszweig gilt. Veranstalter vor Ort war ein deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt mit einem französischen Leiter, der mir zum Auftakt seine schon in der Schule gewonnene Überzeugung mit auf den Weg ins Seminar gab: Entrepreneur, das sei einer wie ein Fuchs, der nachts ins Hühnerhaus springe, den armen, ahnungslosen Hühnern die Kehle durchbeiße und mit seinen Opfern verschwinde. Jemand also, der in einer höheren Liga spiele, umgeben von Ahnungslosen, Normalen, Unbedarften, Bedächtigen, Soliden und eben nicht so Cleveren wie der Fuchs. Er war – wie sich schnell herausstellte – nicht allein mit dieser Ansicht.

KAPITALISMUS, SOZIALISMUS UND ENTREPRENEURSHIP

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Das Workshop-Thema: Entrepreneurship am Beispiel Tourismus. Es ging um die Frage, wie man sich einen zeitgemäßen, sanften, ökologischen, von den vorhandenen Gegebenheiten ausgehenden und gewinnbringenden Tourismus vorstellen könne. Ich stand auf verlorenem Posten. Obwohl ich ausnahms-weise wirklich gut vorbereitet war, verständliche Er-klärungen und überzeugende Beispiele bot, Übungen einbaute und Arbeitsaufträge gab – ich bewegte nichts. Stattdessen bewegte sich das Seminar in Richtung Desaster. Je überzeugender meine Erklä-rungen waren, mit desto mehr Energie formulierten die Teilnehmer Gegendarstellungen. Sie hatten fast ausnahmslos an der Lomonossow-Universität in Moskau studiert und konnten die Übel des Kapitalis-mus druckreif formulieren. Kein guter Tropfen sollte an meinen Erklärungen hängen bleiben, das war ihr Ziel. Von Montagmorgen bis Dienstagabend kämpfte ich für mein Thema. Dann gab ich auf. Jedenfalls teilte ich das den Teilnehmern mit. Und, dass wir jetzt die Rollen tauschen würden. Die Teilnehmer, überzeugte Marxisten, sollten mir erklären, wie sie sich einen sozialistischen Tourismus für ihr Land vorstellten, einen, der die Einkommen der Bevölkerung erhöhe und von ihren Werten und Gegebenheiten ausgehe.Die Diskussionen hörten schlagartig auf. Die Teil-nehmer arbeiteten intensiv und mit roten Köpfen an

ihren Konzepten. Ich hatte zwei schöne, geruhsame Tage. Am Freitag war es so weit: Präsentation der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen.

Touristen in Familien untergebracht, mit lokalen Speisen, Erhalt der lokalen Sehenswürdigkeiten, Fahrten durch die Natur, Respekt vor den Kloster-anlagen und den Zeremonien der Mönche, kleine Guesthouses, vielleicht mit Pflanzen überwachsen. Sanfter, ökologisch bewusster, kulturell-sensitiver Tourismus. Eine Gruppe schlug sogar vor, ganz Laos zum Nationalpark zu erklären – als einziges Land in der Welt – und Tourismus von vornherein unter dem Gesichtspunkt des Erhalts der Natur und der kulturellen Gewohnheiten der in ihr lebenden Menschen zu denken. Es war ziemlich genau das, was ich mir als Ergebnis des Workshops im Stillen erhofft hatte.Ich fragte, was sie befürchtet hätten, was das Ergeb-nis meiner Vorgehensweise gewesen wäre. Die Ant-wort: große hässliche Hotels, von Ausländern gebaut und mit lokalem Billigpersonal betrieben. Das Land von McDonald’s-Läden überzogen, teure Boutiquen für Mode. Louis Vuitton, Gucci, Lacoste, Prada und die anderen, überall vertretenen Marken. All das, was sie über den Kapitalismus im Westen gehört hätten. Dass die Menschen Dinge machen müssten, die sie gar nicht wollten, und dass das Land sich in

einer Weise entwickeln würde, die politisch nicht gewollt sei. Sie möchten selbst ihr Land entwickeln und nicht von anderen bevormundet und geschubst werden.

Ich sagte ihnen, dass ihre Ideen und Konzepte für mich bestes Entrepreneurship seien. Sein ökono-misches Schicksal selber in die Hand nehmen, nicht von Kapitalgebern abhängig werden, selbst initiativ werden, entlang ökologisch sinnvoller, sozial und kulturell einfühlsamer Konzepte. Ich sagte den Teilnehmern, dass ich mit ihren Arbeitsergebnissen höchst zufrieden sei. Sie waren erstaunt. Wie bitte? Selber tun dürfen? Selber entscheiden dürfen? Nicht fremde Konzepte übernehmen müssen? Keine neuen Abhängigkeiten eingehen müssen? Konzepte um-setzen dürfen, die der breiten Bevölkerung zugute-kommen und nicht ein paar cleveren, gut vernetzten Geschäftsleuten? Ihr Land sogar als Zukunftsmodell für Tourismus, statt von anderen abzukupfern? Intelligente und selbstbewusste Nutzung statt Zerstörung des kulturellen Erbes?Der Tenor der Teilnehmer war jetzt einhellig. Wenn das, was sie ausgearbeitet hätten, Entrepreneurship sei, dann sei das ein großartiges Konzept, dann wollten sie das auch.

aus: Günter Faltin, Wir sind das Kapital

KAPITALISMUS, SOZIALISMUS UND ENTREPRENEURSHIP

editorial

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darjeeling

Steile Hänge, in denen sich Teebusch an Tee-busch reiht, ein wogendes Meer verschie-denster Grüntöne und Pflückerinnen, die sich darin mit schlafwandlerischer Sicher-heit bewegen.

Wenn wir nach Darjeeling reisen, staunen wir jedes Mal aufs Neue über die Einzigartigkeit dieser Natur-landschaft und ihrer Menschen. Sie regelmäßig zu besuchen, ist der Teekampagne ein großes Anlie-gen. Aus den Gesprächen mit ihnen erfahren wir von den aktuellen Entwicklungen vor Ort. Nur so können wir Ihre Fragen rund um den Tee sachkundig beant-worten. Und natürlich verkosten wir den neuen First Flush.Der schmeckt uns, das können wir jetzt schon sagen, wieder sehr gut. Doch weil es an Regen fehlte, trieben

die Pflanzen weniger aus als im Vorjahr.

Nach dem Eintauchen in die Welt des Tees machen wir einen Abstecher zu den Kollegen des WWF India. Sie betreuen unser Projekt „Save the Environment and Regenerate Vital Employment“ (SERVE) vor Ort und verlangen uns dieses Mal einiges ab: Am Ende einer kleinen Sherpa-Community, die ihren Lebens-unterhalt mit Baumsetzlingen bestreitet, müssen wir noch eine Dreiviertelstunde marschieren, bis wir einen Blick auf das frisch vorbereitete Areal für die Wiederaufforstung, die im Juni beginnt, werfen können.

Beim Rückweg über Kolkata sitzen wir erneut mit allen unseren Teeproduzenten an einem Tisch, um

über die Problematik von Anthrachinon zu sprechen, Maßnahmen zu erwägen, Ergebnisse zu diskutieren und Möglichkeiten eines Fahrplans zu entwickeln, der richtungsweisend sein kann.

Wieder zurück in Deutschland, warten wir nun auf die ersten Teemuster. Der Startschuss für die neue Kam-pagne ist gefallen.

Wer mehr von Darjeeling sehen möchte, dem sei unsere DVD empfohlen. Wir nehmen Sie mit auf die Reise nach Darjeeling, zeigen Ihnen die Tee- produktion und unsere Produzenten und lassen die Gründungsgeschichte der Teekampagne Revue passieren.

„UNSERE TEEGÄRTEN”

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Kangchenjunga, der dritthöchste Berg der Welt

Ernte des First Flush Mitarbeiter der Projektwerkstatt treffen sich mit dem Team des WWF

Wasserfall in Darjeeling

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Ein Teebusch in Darjeeling hat seine ganz spezifischen Charakteristika: eine buschige Form in Hüfthöhe, der Schnitt gerade wie ein Tisch. Wenn die Blätter sprießen, spricht man von ‚Flush‘. Geerntet wird per Hand.

‚Two Leaves and a Bud‘ heißt die Pflückregel – zwei Blätter und die Knospe. Rund 12.000 der zarten Sprösslinge ergeben ein Kilo schwarzen oder grünen Tee. Wann dieser geerntet wird, ist eine Frage von Wetter und Höhenlage. First Flush und Second Flush sind Schwarztees, die im Herstellungsprozess fermentiert werden. Grüner Darjeeling stammt von denselben Teebüschen, wird aber nicht fermentiert.

FIRST FLUSH

First Flush heißt die erste Ernte nach der Winter-

pause. Der Tee wird von Ende Februar bis Mitte Mai gepflückt. In den tiefer gelegenen Teegärten beginnt die Ernte in der Regel 1-2 Wochen früher als in den höher gelegenen Teeplantagen.

In der Tasse entfaltet der First Flush eine helle goldene Farbe. Sein Geschmack ist zart und blumig und die meisten Teetrinker bevorzugen ihn pur ohne Zucker und Milch, um sein feines Aroma nicht zu überdecken.

IN-BETWEEN

So heißt der Zeitraum zwischen den beiden Haupt-ernten des First und Second Flush. Der „bahnji“ – so wird in Darjeeling die Zeit genannt, in der die neuen Blättchen weiterhin sprießen, aber ohne die Blatt-knospe – beginnt, wenn die Erntezeit für den First

Flush beendet ist. Auch diese Blätter werden zu Tee verarbeitet.

SECOND FLUSH

Die Sommerernte findet in Darjeeling von Anfang Juni bis Mitte Juli statt. In der Tasse ist der Second Flush bernsteinfarben und im Vergleich zum First Flush von kräftigerem Geschmack mit leichten Muskatelaro-men.

Die Ernte des Second Flush ist beendet, wenn der Monsun einsetzt, und die Farbe der Teeblätter von einem hellen in ein dunkleres Grün wechselt.

MONSOON FLUSH/RAIN TEA

Mit Einsetzen der Regenzeit beginnt die Produkti-on eines stark fermentierten Schwarztees, der in der Regel auf dem heimischen Markt verkauft wird. Dieser Tee eignet sich, um daraus ‚Masala Chai‘ zuzu-bereiten – einen für Indien typischen Schwarztee mit Milch und Gewürzen.

AUTUMNALS

Nach dem Ende der Monsunzeit im September wird der Herbsttee gepflückt – in der Regel bis Ende Oktober/Anfang November. Es handelt sich hierbei entweder um vollmundige Schwarztees mit kupfer-

DARJEELING-TEE IM JAHRESLAUF

darjeeling

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teekampagne

farbener Tasse, allerdings ohne die spezifischen Charakteristika und den feinen Geschmack eines First oder Second Flush. Oft werden die Teeblät-ter auch zu Grüntee verarbeitet, einem Tee von milder Frische mit angenehmen Bitternoten.

WINTERPAUSE

Bis zum Beginn des darauffolgenden First Flush haben die Teebüsche im Winter eine Ruhe- phase. Zeit, sie zurückzuschneiden (pruning), was viel Voraussicht bedarf. Denn ob der Rück-schnitt moderat oder extrem erfolgt, hängt vom Alter der Pflanze ab – manche werden bis zu 80 Jahre alt – so dass manches Mal die kahlen kräftigen Äste des Busches gerade noch rund 30 cm aus dem Boden ragen und man sich kaum vorstellen kann, dass sie jemals wieder in satten Grüntönen erblühen.

darjeeling

Januar

Februar

März

April

Mai

JuniJuli

August

September

Oktober

November

Dezember

FIRST FLUSH

IN-BETWEEN

SECOND FLUSH

MONSOON FLUSH/RAIN TEA

AUTUMNAL FLUSH/AUTUMNALS

WINTERPAUSE

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teekampagne

Sie kennen die Teekampagne und wis-sen, dass uns seit unserer Gründung das Thema Chemierückstände am Herzen liegt. Wir scheuten uns nie, auch unlieb-same Wahrheiten zu sagen und waren

die ersten, die Pestizidrückstände auf der Rücksei-te jeder Packung veröffentlichten (und es gab eine Menge davon in den 80er Jahren!). Wir haben unsere Produzenten zur Umstellung auf kontrolliert biolo-gischen Anbau ermutigt und dabei begleitet.

Aktuell beschäftigt uns das Thema Anthrachinon, ein Stoff, der jüngst in den Teeblättern nachgewie-sen wurde.

In den vergangenen Monaten haben wir intensiv nach den Ursachen gesucht, wie der Stoff in den Tee gelangt. Der Anfangsverdacht, dass Anthrachinon von den Verpackungsmaterialien übertragen wird, hat sich nicht bestätigt.

WIE GESTALTETE SICH UNSERE WEITERE SUCHE?

Zusammen mit Dr. Anna Romanotto, einer Exper-tin auf dem Gebiet der Pestizid- und Kontaminan-tenanalytik, fuhren wir zur Probenentnahme nach Darjeeling. Knapp 300 Proben und rund 500 kor-respondierende Analysen umfasste unsere Aus- beute. Wir ließen frische Teeblätter unterschied-lichen Alters, Pflanzenbestandteile von Teebüschen und Moosen, Jungpflanzen, Tee aus den verschie-denen Stufen des Produktionsprozesses sowohl von schwarzem als auch grünem Tee, biologische Pflan-zenschutzmittel, Staubproben aus der Produktion und von den Teeplantagen, Boden- und Luftproben untersuchen. Alle Proben wurden über Höhenla-gen von ca. 500 m bis zu 2000 m genommen, um ein repräsentatives Bild zu erhalten.

SPURENSUCHE

Teemuster aus Darjeeling

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WAS HABEN DIE ANALYSEN ERGEBEN?

Erstens konnten wir nachweisen, dass die Teepflan-ze Anthrachinon nicht selbst produziert. Kleinbe-funde von Anthrachinon hatten wir nämlich auch in anderen Pflanzen gefunden.

Zweitens können wir bestätigen, dass Anthrachinon zusammen mit polyzyklischen aromatischen Koh-lenwasserstoffen (PAKs) auftritt. Einer dieser PAKs liefert den Ursprung für die Entstehung von Anthra-chinon. PAKs entstehen, wenn organisches Material – Kohle, Holz oder Öl – unvollständig verbrennt, wie z.B. bei Vulkanausbrüchen und Waldbränden, oder aber bei durch den Menschen verursachten Bränden. Die Luft bzw. die Feinstaubpartikel in ihr sind Quel-le Nummer Eins für Anthrachinon und PAKs auf der Teeplantage. In Phasen langer Trockenheit steigt die Konzentration und durch Trocknungsprozesse bei der Herstellung erhöht sich der Anthrachinongehalt zusätzlich - und zwar in der Regel um den Faktor 5. Zusätzlich kommt die Energiequelle für die Hitzeer-zeugung während der Produktion ins Spiel. Ein auf den ersten Blick unbedeutender Initialbefund von ca. 0,002 mg/kg in den Blättern, lässt allein durch die Trocknung den Anthrachinongehalt im Tee auf ca. 0,01 mg/kg ansteigen. Diese 0,01 mg/kg sind be-reits die Hälfte des zurzeit geltenden Höchstwertes

in Tee von 0,02 mg/kg. Wird die Energie für das Wel-ken und Trocknen des Tees durch Kohleverbrennung erzeugt, kann der Anthrachinonwert leicht auf 0,04 mg/kg ansteigen, was einer doppelten Überschrei-tung des Grenzwertes gleichkommt.

WAS WIR TUN

Gegen die Luftverschmutzung können wir aktiv nicht vorgehen. Aber wo immer möglich, stellen unsere Produzenten die Energieversorgung von Kohle auf Erdgas um und minimieren die Staubbelastung während der Sortierung. Und natürlich prüfen wir weiterhin jede Teepartie mehrfach auf den Ge-halt an Anthrachinon und weisen das Ergebnis auf der Rückseite jeder Verpackung aus. Dabei muss berücksichtigt werden, dass bei der Rückstands-analyse trockene vermahlene Teeblätter untersucht werden und nicht das Getränk. Im fertigen Aufguss unseres Tees war kein Anthrachinon nachzuweisen.

ZWISCHENBILANZ

Anthrachinon befindet sich zu einem großen Teil als Feinstaub in der Luft. Daher ist der Stoff definitiv kein Pestizid, sondern eine Kontaminante. Der Un-terschied zwischen den beiden Fremdstoffen liegt darin, dass die Kontaminanten im Gegensatz zu den

Pestiziden nicht absichtlich dem Lebensmittel zuge-fügt und - wie im Fall von Anthrachinon durch die Luftverschmutzung – nur bedingt vermeidbar sind.

Übrigens: Finanziert wurde diese umfangreiche Studie durch die Projektwerkstatt und unsere Hauptproduzenten. Gemeinsam suchen wir nach Lösungen für die Anbauregion Darjeeling.

Auch Ökotest (11/2015) stuft unseren Tee inzwischen wieder als sehr gut ein.

Tests im Labor

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teekampagne

Kein aufwändiges Marketing, stattdessen lieber Qualitätskontrolle. Mit umfangreichen Kontrollen achten wir auf die Reinheit unseres Darjeelings und haben dafür ein mehrstufiges Kontrollsystem eingeführt.

Das beginnt schon beim Anbau. Das Institut für Marktökologie, ein unabhängiges Zertifizierungsunternehmen aus der Schweiz, überprüft unsere Produzenten in Indien. Auch die Projektwerkstatt unterliegt einer jährlichen Kontrolle. Und natürlich fahren wir regelmä-ßig nach Darjeeling, um uns selbst einen Einblick vor Ort zu verschaffen.

Erst, wenn wir die Bestätigung haben, dass alle Standards eingehalten werden, lassen wir Teemuster nach Deutschland schicken. Auch hier sind Kontrolleure dabei: Die Mitarbeiter der Société Générale de Surveillance achten darauf, dass die Muster ordnungsgemäß abgefüllt, verplombt und versiegelt auf die Reise gehen. Kommen die Proben bei uns an, geben wir sie ins Labor, wo sie derzeit auf 508 Pestizidrückstände und Anthrachinon untersucht werden.

Die sensorische Kontrolle, also die Geschmacksprüfung, übernehmen wir im eigenen Haus. Professionelle Teetester, die den Tee von uns als Blindmuster erhalten und in Indien, England und Deutschland sitzen, geben zusätzlich ihr Urteil ab.

Danach wissen wir, welchen Darjeeling wir einkaufen und ordern die entsprechende Teemen-ge. Auch dieser „Final Blend“ durchläuft, genauso wie die Muster zuvor, den gesamten Prü-fungsprozess und die Untersuchung im Labor. Die Ergebnisse finden Sie auf der Rückseite jeder Teepackung. Und im Internet unter dem Punkt „Rückverfolgbarkeit“.

QUALITÄTSSICHERUNG

Tea Tasting

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teekampagne

Der Tatort: weltweit. Die Auswirkungen: verheerend. Geschätzte 13 Milliarden Euro kostet der Betrug mit Lebens-mitteln jedes Jahr. Wie zu erwarten, gilt: je teurer das Produkt, umso lukrativer, es zu fälschen.

Spitzenreiter der gemeldeten Fälle ist Olivenöl (25%), dicht ge-folgt von Milch (24,2%), Honig (11,6%), Safran (10,2%), Fisch (5,9%), Kaffee (5,3%), Orangensaft (4,3%), Käse (3,2%), Grape-fruitsamen-Extrakt (3%), Chilipulver (2,6%), Kurkuma (2,4%), Vanille-Extrakt (2,4%)Quelle: GEO Magazin 05/2016, S. 22

Dass Darjeeling-Tee in dieser Liste nicht auftaucht, liegt daran, dass es so überaus schwierig ist, einen Betrug nachzuweisen. Doch noch immer übersteigt die Menge des Tees, die welt-weit als „Darjeeling“ angeboten wird, die Menge Tee, die in der Region produziert werden kann, um ein Vielfaches. Darauf zu warten, dass Betrüger sich aus eigenem Antrieb einsichtig zeigen, scheint illusorisch. Vielversprechender ist da sicher, dass ehrliche Händler die Menge ihrer Ein- und Verkäufe offenlegen und kritische Verbraucher Nachweise verlangen. Die Teekampagne unterstützt die Initiative unserer indischen Partner, Darjeeling als geographische Herkunftsbezeichnung (protection of a geographical indication „Darjeeling“) zu schützen.

LEBENSMITTEL FÄLSCHUNGEN

DER KLEINE BEGLEITER

Wohin mit der Tasse Tee, dem Buch, der Zeitung? Dieser schöne Beistelltisch aus Wasserhyazinthe der thailändischen Designerin Khun Tuk ist eine ideale Ergänzung zu unseren Wasserhyazinthen-sesseln „Klassik“ oder „Teatime“.

Breite 44 cm, Höhe 50 cm, Tiefe 45,5 cm,Regalfächer Höhe jeweils 18 cmZu bestellen in unserem Onlineshop unter www.waterhyacinth.de125 Euro (inkl. MwSt., zzgl. Versand)

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teekampagne

EIN TAG BEI DER TEEKAMPAGNE

Heiß war es an diesem 25. Juni, als die Teekampagne ins eigene Haus einlud, wo Teeverkostungen und Wissenswertes zur Wirkungsweise von Tee unsere Kunden erwarteten. Mit dabei waren auch Gründer,

die sich durch die Teekampagne bei ihren eigenen Starts inspirieren ließen: Aponeo, die erste bio-zertifizierte Ver-sandapotheke in Deutschland, RatioDrink, die Laktasekam-pagne, Lebepur, die Vanilla Campaign und Zait.

Bei tropischen Temperaturen fand insbesondere der gekühlte Grüne Darjeeling großen Anklang

Stefanie Lang vom WWF erklärte, wie sich unser Nachhaltigkeits-

projekt in die Arbeit des WWF-India einfügt

Rafael Kugel, Gründer der RatioDrink AG

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teekampagne

MITARBEITER STELLEN SICH VOR

entrepreneurship

Seit 17 Jahren bin ich bei der Teekampagne. Mit einer Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskaufrau habe ich 1999 nach meinem Abitur dort angefangen.

Heute leite ich den Kundenservice und bin Ansprechpartnerin für Kunden, die Fragen zu unserem Darjeeling haben, zu den Inhaltsstoffen im Tee, zur Zubereitung oder den geschmacklichen Unterschieden. Natürlich können Sie sich auch an mich wenden, wenn einmal etwas nicht so läuft wie ge-plant.

Der direkte Kontakt zu unseren Kunden liegt mir am Herzen. Mir fällt im-mer wieder auf, dass unsere Kunden nicht einfach nur Kunden sind, son-dern Fans der Teekampagne. Viele von ihnen sind seit der ersten Kampagne dabei und berichten gerne, wie sie damals auf die Teekampagne aufmerksam wurden, z.B. während der Studienzeit in einer Wohngemeinschaft.

Wenn mich Kunden fragen, welchen Tee ich am liebsten trinke, sage ich immer: ALLE! Den Grünen Darjeeling und unseren schwarzen Darjeeling First Flush trinke ich am liebsten im Frühling/Sommer, weil sich aus diesen beiden wunderbar schnell auch ein Eistee zaubern lässt. In den kälteren Monaten bevorzuge ich schwarzen Darjeeling Second Flush, der mit seinem kräftigen Aroma gut zur Jahreszeit passt.

Mir wird am Telefon immer wieder die Frage gestellt, ob ich eine Mitarbeiterin in einem Call Center sei? Nein! Bei uns erreichen Kunden tatsächlich die Mitarbeiter der Teekampagne und können ihre Fragen direkt an uns stellen. Mir macht die Arbeit bei der Teekampagne Spaß, weil wir ein tolles Team sind, das sich super ergänzt, und weil es mir Freude macht, andere für das Konzept der Teekampagne zu begeistern. Die Philosophie der Teekampagne passt einfach zu meiner eigenen Überzeugung.

Nicole Boden

Prof. Faltin stand für Fragen rund um die mittlerweile 31 Jahre alte Teekampagne zur Verfügung.

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projektwerkstatt

WIR FRAGEN SIE: DARJEELING EARL GREY BEI DER TEEKAMPAGNE?

Die Legende sagt, dass bei einer stür-mischen Überfahrt von China nach England die Schiffsladung verrutschte und sich Bergamotte-Öl im Lager-raum auf die Teeballen ergoss. Lord

Charles Grey (1764–1845) testete diesen Tee um zu entscheiden, ob er noch verkauft werden könne. Der Lord befand: Ja. Doch was heute in den Regalen als Earl Grey verkauft wird, ist häufig billiger, mit so ge-nannten naturidentischem Aroma versetzter Schwarztee. Dabei darf „naturidentisch“ nicht mit „natürlich“ verwechselt werden. Auch wenn „naturidentisch“ schön klingt, so bedeutet es in Wahrheit, dass man die Struktur des Bergamot-te-Öls mit synthetischen Stoffen nachbaut. Das möchten wir gern anders machen und überlegen, einen eigenen Earl Grey anzubie-ten: unseren Bio-Darjeeling mit hochwertigem Bio-Bergamotte-Öl. Doch welches Mischungs-

verhältnis trifft den Geschmack unserer Kunden am besten?Wir suchen 500 Produkttester, die ihre Stimme zu unserem Darjeeling Earl Grey abgeben möchten.

Wie können Sie Tester werden?

Teilen Sie uns bitte bis zum 25.9.2016 per E-Mail an [email protected] Adresse mit, an die wir drei verschiedene Earl Grey-Proben senden dürfen.

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung!

Guten APPetitTee bequem per Smartphone bestellen: Fast 1.500 Mal haben Sie unsere App dazu bereits heruntergeladen! Herzlichen Dank!

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Guten Basmatireis zu finden ist gar nicht so einfach, stellte Arne Lißewski fest. Und ergriff die Initiative. Der Hobbykoch aus Düsseldorf beherzigte die Worte aus Günter Faltins Buch „Kopf schlägt Kapital“ und begab sich auf die Suche, den besten Basmatireis zu finden – ganz nach den Prinzipien der Teekampagne.Viele Reisproben später schälte sich der „1121“ als die beste Wahl heraus, ein langkörniger Reis mit nussiger Geschmacksnote. Er stammt von familien-geführten Reisfarmen aus dem Bundesstaat Haryana im Norden Indiens. „Das sind alles unternehmerisch denkende Farmer“, betont Arne Lißewski, „sie ver-kaufen nie ihre gesamte Ernte, sondern lagern den Reis selbst ein und verkaufen ihn nur, wenn sie einen guten Preis dafür bekommen.“ Da passt es gut, dass Spitzen-Reis Zeit braucht, um sein Aroma zu entwi-ckeln. Ein Jahr lagert er vor seiner Abfüllung. Ganz ohne Zwischenhändler importiert der junge Gründer den „1121“ direkt von den Reismühlen in Indien zu den Kunden nach Deutschland. Das spart viele Umwege und damit Kosten.

Im Komponentenportal der Projektwerkstatt fand Arne Lißewski den professionellen Dienstleister, der die Logistik übernimmt, was erneut spart: dieses

entrepreneurship

Mal Zeit und Energie beim Gründer, der sich so ganz auf die Weiterentwicklung seines Geschäftskonzepts konzentrieren kann.

Wem die 5kg-Packung riesig erscheint, den kann der Unternehmensgründer beruhigen. Der Reis hält sich mindestens zwei Jahre – aber die meisten seiner Kunden bestellen schon nach zwei Monaten nach.

www.rii-jii.de

RII-JII ODER: BASMATIREIS VON ARNE

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medienstimmen

„Wir brauchen eine intelligentere Ökonomie“Nach seinem in 8 Sprachen übersetzten Bestseller „Kopf schlägt Kapital“ hat er nun ein neues Buch geschrieben. Titel: „Wir sind das Kapital“. Darin ermuntert er Menschen, Unternehmen zu gründen und gibt ihnen Methoden an die Hand. Kürzlich fand zudem seine interaktive Veranstaltungsreihe Labor X erstmals in Hamburg statt, in der Unternehmensgründer ihre Geschäftsidee mithilfe von Experten und Publikum weiterentwickeln.Zeitschrift: Die Welt 07/2015

Ein kleines Lamm als Würdigung für große Ideen

In der Kategorie „Unternehmen“ ging der Nachhaltigkeits-

preis an die Teekampagne […] Bio-Produkte direkt nach der

Ernte in Großpackungen, was Lager-, Verpackungs- und Ver-

sandkosten spart. Das überzeugte die Jury ebenso wie der

Umstand, dass rund 50% der Erlöse direkt an die Teeprodu-

zenten in Indien gehen und die ökologische Landwirtschaft

gefördert wird.

Mittelbayrische Zeitung 19/06/2015

Gründerkompetenz jenseits der LehrbuchweisheitenFaltin ist ein – nicht nur für Gründer – lesenswertes Buch gelungen. Magazin: Personalführung 06/2015

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medienstimmen

medienstimmen

Heute noch bringt die „Teekampagne“ hervorragenden, fair gehandelten Darjeeling zu unschlagbaren Preisen an den Mann und die Konkurrenz zur Verzweiflung. Die Botschaft, die Professor Faltin uns auf den Weg gibt, lautet: Entrepreneurship regt zum intelligenten Auspro-bieren unserer Potentiale an. Es ist erlernbar, lebendiger Stoff – ganz praktisch und fernab wissenschaftlicher Elfenbeintürme. Genau dieses Ausprobieren eröffnet uns Wege, die eigenen Tätigkeitsfelder viel besser entdecken, erfahren und gestalten zu können, im eigenen Tempo und in Balance mit seinen Werten. Es kann uns helfen, ein geglücktes Leben zu führen.

akademische Blätter, 03/2016

Aus der Rekordbewerberzahl von 147 Stück wählte die hochkarätig besetzte Jury in diesem Jahr in fünf Kate-gorien engagierte Menschen und Organisationen aus, die einen Beitrag zu besseren Umwelt- und Lebensbe-dingungen leisten. Die Gewinner: „Waschbär-Versand“-Gründer Leo Pröstler, das „Netzwerk Solidarische Landwirtschaft“, Teekampagne, das Wissensmagazin „Geolino“ und die Erzeugergemeinschaft für ökolo-gische Braurohstoffe (EZÖB).

Magazin: foodwelt 03/2015 über die Verleihung des Nachhaltigkeitspreises

Teekampagne: Die Kunst der EinfachheitMagazin: Noch erfolgreicher! 01/2016

Mittlerweile hat er den Rang eines Gründergurus erklommen.

Vermittels seiner Bücher (u.a. „Kopf schlägt Kapital“) und seines

neuen Unterfangens, dem „Komponentenportal“, rät er Unter-

nehmern, Dinge wie Buchhaltung oder Arbeitsrecht Spezialisten

zu überlassen und sich auf die Geschäftsidee zu konzentrieren.

Bilanz 06/2015

Faire Preise, weniger Schadstoffe

Wegweisend war die Teekampagne mit ihrer Geschäftspolitik, die inzwischen rund 450 Tonnen Darjeeling-Tee abnimmt und damit zum größten Darjeeling-Verkäufer der Welt geworden ist, größer als Teegigant Lipton.

Magazin: Slow Food 02/2016

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wir sind das kapital

EINE EPOCHE GEHT ZU ENDEHeute stehen wir vor der Situation, unser Wirtschaftssystem für eine neue Aufgabe vorzubereiten. Der Sieg über den Mangel ist im Großen und Ganzen gelungen. Eine Epoche geht zu Ende. »Kulturen blühen auf, wenn auf Fragen von heute Antworten von morgen gegeben werden. Kulturen zerfallen, wenn für Probleme von heute Antworten von gestern gegeben werden«, sagte Arnold Toynbee, britischer Historiker und Kulturtheore-tiker. In Zukunft wird es darum gehen, sich anderen Herausforderungen zu stellen, statt wie automatisch die Schlachten der Vergangenheit wei-terzuführen.

Anders gesagt: Wir haben die Chance, ja die Pflicht, einen Entwicklungs-sprung zu machen. Wenn wir nach mehr Glück streben, müssen wir es nicht auf dem Weg eines Mehr an materieller Güterversorgung suchen. Es geht also nicht nur um den ökologischen Umbau unserer Industrie-gesellschaft und ein sozial verträglicheres Wirtschaften. Es geht auch keineswegs um Verzicht. Wir bewegen uns vielmehr in einer uralten Hoffnung der Menschen in ihrem Streben nach Glück. The Pursuit of hap-piness – wie es die Gründungsväter der Vereinigten Staaten in ihre Ver-fassung schrieben.

Dieser Gedanke ist nicht neu, auch wenn es so klingen mag. Es geht um den Übergang von einer quantitativen Sicht- und Denkweise zu ei-ner qualitativen Betrachtung. Im Grunde stimmen die Weisheitslehren und Religionen aller Kulturen darin überein, dass das Akkumulieren materieller Güter kein Weg zum Glück sei. Längst gibt es, ganz offiziell, Versuche, den »Wohlstand« einer Nation nicht nur an dem Wert der pro-duzierten Güter und Dienstleistungen zu messen, sondern um andere

Faktoren zumindest zu ergänzen. Wir erleben bereits heute eine zuneh-mend kritische Haltung gegenüber dem Besitz möglichst vieler Kon-sumgüter – wir erleben eine Renaissance des Teilens, und dies, ohne unser Wirtschaftssystem grundlegend verändern zu müssen.

Mischen wir uns ein, konkret, überzeugend und sinnlich erfahrbar.

Zeigen wir, dass wir Ökonomie zukunftsfähiger gestalten können.

aus: Günter FaltinWir sind das KapitalMurmann Publishers, Hamburg 2016Sie können das Buch auf der Bestellseite der Teekampagne beziehenwww.teekampagne.de

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Das Schwierige ist nicht, Dinge zu machen, sondern die Bedingungen zu schaffen, unter denen man auf Dinge verzichten kann.*

* Frei nach Constantin Brancusi, 1875 -1957

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