Judo SV Und Atemi Staller 09

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Mario Staller Telefon: (0611) 2404433 Diltheystraße 10 Mobil: (0178) 4741385 65203 Wiesbaden E-Mail: [email protected] Judo-Selbstverteidigungs-Lehrer des DJB Judospezifische Selbstverteidigung und Atemitechniken Stand: 13.03.09 erstellt von: Mario Staller Im Auftrag des Deutschen Judo-Bundes e.V.

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Mario Staller Telefon: (0611) 2404433 Diltheystraße 10 Mobil: (0178) 4741385 65203 Wiesbaden E-Mail: [email protected]

Judo-Selbstverteidigungs-Lehrer des DJB

Judospezifische Selbstverteidigung und

Atemitechniken Stand: 13.03.09

erstellt von:

Mario Staller

Im Auftrag des Deutschen Judo-Bundes e.V.

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Inhaltsverzeichnis

1  GRUNDLAGEN DER JUDOSPEZIFISCHEN SELBSTVERTEIDIGUNG .................... 4 

1.1  Die Selbstverteidungssituation ..................................................................................... 4 1.1.1.  Ausrichtung an der Realität ............................................................................................... 5 

1.1.2.  Äußere Bedingungen ......................................................................................................... 5 

1.1.3.  Analyse der technisch-taktischen Anforderungen ............................................................. 6 

1.2  Technische Grundlagen ............................................................................................... 9 1.2.1.  Bekleidungsunabhängige Techniken ................................................................................. 9 

1.2.2.  Weiterführung natürlicher Reflexe ..................................................................................... 9 

1.2.3.  Direkter Weg .................................................................................................................... 10 

1.2.4.  Berücksichtigung scharfkantiger Gegenstände ............................................................... 10 

1.2.5.  Einfache Techniken für viele Situationen ........................................................................ 10 

1.2.6.  Wirkungsweise von Judotechniken ................................................................................. 10 

1.3  Taktische Grundlagen ................................................................................................ 12 1.3.1.  Eigene Stärken nutzen .................................................................................................... 12 

1.3.2.  Schnelles, konsequentes Beenden ................................................................................. 12 

1.3.3.  Aktive Umschau ............................................................................................................... 12 

1.3.4.  Folgemaßnahmen ............................................................................................................ 12 

1.3.5.  Keine Regeln ................................................................................................................... 13 

1.3.6.  Angemessener Grad an Härte ......................................................................................... 13 

2  TECHNIKEN / VERTEIDIGUNGSHANDLUNGEN .................................................... 14 

2.1  Atemitechniken ........................................................................................................... 15 2.1.1.  Kampfstellung .................................................................................................................. 15 

2.1.2.  Handballenstoß ................................................................................................................ 16 

2.1.3.  Hammerfaust ................................................................................................................... 17 

2.1.4.  Fauststoß ......................................................................................................................... 18 

2.1.5.  Erzieherische Maßnahme – „Educational Block“ ............................................................. 19 

2.1.6.  Knietechnik ...................................................................................................................... 20 

2.1.7.  Fußtechnik vorwärts ........................................................................................................ 21 

2.2  Verteidigung gegen Atemitechniken ........................................................................... 22 2.2.2.  Angriffe mit Fußtechniken ................................................................................................ 24 

2.3  Verteidigung gegen Umklammerungsangriffe ............................................................ 25 

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2.3.1.  Umklammerung von vorne unter den Armen ................................................................... 25 

2.3.2.  Umklammerung von vorne über den Armen .................................................................... 26 

2.4  Verteidigung gegen Würgeangriffe ............................................................................. 27 2.4.1.  Würgen von vorne ........................................................................................................... 27 

2.4.2.  Würgen von der Seite 1 ................................................................................................... 28 

2.4.3.  Würgen von der Seite 2 ................................................................................................... 29 

2.5  Gefasste Angriffe ........................................................................................................ 30 2.5.1.  Grifflösen .......................................................................................................................... 30 

2.6  Verteidigung gegen Angriffe in der Bodenlage ........................................................... 31 2.6.1.  Würge- und Umklammerungsangriffe .............................................................................. 31 

2.6.2.  Angriffe mit Atemitechniken ............................................................................................. 34 

3  LITERATURHINWEISE .............................................................................................. 35 

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1 Grundlagen der judospezifischen Selbstverteidigung

Selbstverteidigung bezeichnet generell die Vermeidung und Abwehr von Angriffen auf die

seelische und / oder körperliche Unversehrtheit eines Menschen. Alle Handlungen im Rah-

men der Selbstverteidigung sind auf das Ziel ausgerichtet, die psychische und / oder physi-

sche Unversehrtheit des Menschen zu schützen.

Selbstverteidigungshandlungen sind ziel- und zweckorientiert.

Es handelt sich bei der Selbstverteidigung nicht allein um die physische Abwehr eines aku-

ten Angriffes. Vielmehr spielen taktische Komponenten wie Vermeidung und Prävention

ebenfalls eine wichtige Rolle.

1.1 Die Selbstverteidungssituation

Im Bezug auf die Ziel- und Zweckorientierung müssen grundsätzlich zwei Selbstverteidi-

gungssituationen unterschieden werden.

Situation Beschreibung

1

Angreifer Der oder die Angreifer sind unbekannt.

Angriffsdauer Es handelt sich um einen einmaligen akuten Angriff.

Ziel Beenden der Situation oder Entkommen (Flucht)

2

Angreifer Der oder die Angreifer sind Verwandte oder Bekannte.

Angriffsdauer Ein derartiger Angriff kann auch über einen längeren Zeitraum andauern.

Ziel

Beenden der akuten Situation oder Entkommen sind hier in der Regel keine dauerhaften Lösungen. In derartigen Fällen sind Lösungen mit Polizeibehörden, Beratungsstellen, etc. anzustre-ben.

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Im Folgenden wird vor allem auf Selbstverteidigungssituationen eingegangen, welche unter

Situation 1 zu subsumieren sind.

Das Trainieren von Abwehrhandlungen gegen Bedrohungs- / Angriffssituationen ist nur mög-

lich, wenn eine klare Vorstellung von einer solchen Situation existiert. Deshalb muss Selbst-

verteidigungstraining folgende Voraussetzungen erfüllen:

• Ausrichtung an der Realität,

• Berücksichtigung der äußeren Bedingungen und

• Analyse der technischen und taktischen Anforderungen.

1.1.1. Ausrichtung an der Realität

Selbstverteidigungstechniken und – taktiken müssen in der Realität funktionieren. Entspre-

chend muss auch eine differenzierte Vorstellung über Selbstverteidigungssituationen vor-

handen sein.

Im Wettkampfsport ist das Hilfsmittel der Videoanalyse hinreichend bekannt und findet auch

entsprechende Verwendung. Im Bereich der Selbstverteidigung gestaltete sich es bisher

schwierig geeignetes und aussagekräftiges Videomaterial von entsprechenden Situationen

zu erlangen. Die Weiterentwicklung des Internets (Web 2.0), sowie die immer besser wer-

dende mobile Aufnahmetechnik (Mobiltelefone mit Kamera, etc.) führten jedoch dazu, dass

mittlerweile sehr viel Videomaterial von realistischen Bedrohungs- und Angriffsszenarien

verfügbar ist. Derartige Videoportale mit einer Vielzahl von entsprechenden Aufnahmen sind

beispielsweise (Stand 01.01.09):

• www.nothingtoxic.com

• www.liveleak.com

1.1.2. Äußere Bedingungen

Selbstverteidigungssituationen sind durch unendlich viele Variablen geprägt. Beispielhaft

können aufgeführt werden:

• Platzmangel

• Ungünstige Ausgangsposition

• Eigene Position

• Angriffswinkel

• Schlechte Lichtverhältnisse

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• Keine Regeln, keine Fairness

• Mehrere Angreifer

• Unbekanntes Terrain

• Hilfsmittel, Waffen, Messer, …

• Drogen, z.B. „Tilidin“

• Stress, (Todes-)angst, Panikreaktion,…

• etc.

Um im Ernstfall auf möglichst viele Eventualitäten vorbereitet zu sein, empfiehlt es sich geis-

tig mit einer „Worst Case“- Einstellung an das Trainieren von Selbstverteidigungssituation

heranzugehen.

1.1.3. Analyse der technisch-taktischen Anforderungen

Die technisch-taktischen Anforderungen, die an den Verteidiger gestellt werden, sind grund-

sätzlich von der Art des Angriffs und der Distanz abhängig.

1.1.3.1. Angriffe

Der Angriff bzw. die Bedrohung bestimmt die Abwehrhandlung. Der Verteidiger muss ent-

sprechend reagieren. Anforderungen, aus technisch-taktischer Sicht, können sein:

• Bedrohungen mit oder ohne Waffen

• Angriffe mit oder ohne Waffen

• Angriffe alleine oder mit mehreren Personen

• Angriffe mit Schlägen oder Tritten

• Angriffe mit oder ohne Kontakt

• usw.

Die Ziel- und Zweckorientierung der Verteidigungshandlung ist dabei stets zu beachten: Das

Beenden der Angriffshandlung oder das Verlassen des gefährdeten Gebietes (Flucht) steht

im Mittelpunkt. Unter Umständen kann auch Aufgeben („Hier! Nimm meine Geldbörse!“) die

cleverste Alternative darstellen. Dies gilt besonders für Bedrohungssituationen.

In der Verteidigungshandlung sollte ein Priorisierung vorgenommen werden. Das Hauptprob-

lem sollte wenn möglich zuerst beseitigt werden.

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Die Hauptgefahr muss zuerst verteidigt werden!

Beispiel: Bei einem Würgeangriff von vorne besteht die Hauptgefahr in einem Zerstören

der Luftröhre bzw. des Adamsapfels (u.U. tödlicher Ausgang). Entsprechend

muss die Hand des Angreifers so schnell wie möglich von dort entfernt werden.

Erst dann (frühestens gleichzeitg) können weiter Handlungen folgen.

Ein schöner Gegenangriff ohne Beseitigung des Problems macht keinen Sinn,

wenn gleichzeitig die eigene Luftröhre zerstört wird. Die erlittene Verletzung ist

möglicherweise mit dem Leben nicht vereinbar.

1.1.3.2. Distanzen

Die Distanz, aus welcher ein Angriff erfolgt, ist für die Verteidigung und für das persönliche

Selbstverteidigungskonzept von essentieller Bedeutung. Nur so können die eigenen Chan-

cen in einer Auseinandersetzung realistisch eingeschätzt werden. In Bezug auf die eigenen

Stärken und Schwächen als Judoka, können sieben Distanzen unterschieden werden:

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Distanz Beschreibung Bewertung

1 große Distanz Angriffe mit Schusswaffen o.ä. aus einer Ent-fernung von mehr als 3 m. Angriffe, die keine körperliche Nähe erfordern.

Körperliche Abwehr ist nicht möglich.

2 Stock-Distanz

Angriffe mit Gegenständen / Waffen, welche als Verlängerung des Armes eingesetzt wer-den können (Stock, Stuhl, etc.). Ziel ist ein Angriff aus „sicherer Entfernung“

Eine Abwehr ist nur unter schneller Dis-tanzverkürzung möglich. Passiver Schutz ist möglich (Schild, etc.).

3 Tritt-Distanz Mit ausgestrecktem Bein (Tritte) kann der Ge-gner getroffen werden.

Körperliche Abwehr möglich. Distanzverkürzung sinnvoll.

4 Schlag-Distanz

Mit ausgestrecktem Arm (Schläge) kann der Gegner getroffen werden. Ein Angriff mit dem Bein würde ein „Schien-beintreffer“ bedeuten.

Körperliche Abwehr möglich. Distanz-verkürzung sinn-voll.

5 Knie-Distanz Angriffe mit angewinkelten Extremitäten sind möglich (Knie, Ellenbogen, Haken, etc.).

Griffe und judospe-zifische Fertigkei-ten einsetzbar. Vorsicht vor sensib-len Trefferzonen.

6 Keine Distanz

Angriffe, die nicht auf die Impulsübertragung einer Extremität angewiesen sind (Ausnahme: Kopfstoß). Darunter fallen Würge-/Umklammerungsangriffe, Hebel, Würfe, etc. Oft ist es das Ziel des Angreifers das Gegenü-ber in eine unterlegene Position zu bringen um dann weitere Angriffe folgen zu lassen.

Griffe und judospe-zifische Fertigkei-ten sehr gut ein-setzbar. Vorsicht vor Kopfstößen, Bissen, etc.

7 Bodenkampf

Angriffe in der Bodenlage. Der Angreifer bevorzugt in der Regel eine do-minante Position aus welcher Schläge, Würge-techniken, etc. folgen.

Griffe und judospe-zifische Fertigkei-ten sehr gut ein-setzbar. Vorsicht vor Schlä-gen, Bissen, etc.

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Abbildung 1: Distanzen in Kampfhandlungen

In einer Auseinandersetzung können die Distanzen sehr schnell variieren. Aus strategischer

Sicht ist es demnach wichtig, die Verteidigung wenn möglich so zu gestalten, dass die Stär-

ken des Judokas (grüne Distanzen) zum eigenen Vorteil eingesetzt werden können.

1.2 Technische Grundlagen

Ausgerichtet an der Selbstverteidungssituation müssen Techniken, welche in der Selbstver-

teidigung Anwendung finden, verschiedenen Ansprüchen genügen.

1.2.1. Bekleidungsunabhängige Techniken

In einer Selbstverteidigungssituation wird der Angreifer höchstwahrscheinlich keinen Gi tra-

gen. Techniken, die auf ein Greifen der Bekleidung des Angreifers angewiesen sind, müssen

für die Selbstverteidigung entsprechend angepasst werden. Im Training sollte diesem Aspekt

ausreichend Rechnung getragen werden.

1.2.2. Weiterführung natürlicher Reflexe

Situationen, in denen man sich selbstverteidigen muss, treten oft überraschend ein. Ein men-

tales Einstimmen und Durchspielen von erwarteten Handlungen (wie vor einem Kampf) gibt

es nicht. Bei plötzlichen Angriffen mit einer kurzen Vorwarnzeit wird die erste Bewegung der

natürliche Reflex in der entsprechenden Situation sein. Dieser sollte beim Training der Ab-

wehrhandlungen mit einbezogen werden.

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1.2.3. Direkter Weg

Die Verteidigung gegen einen Angriff sollte auf kürzestem und direktem Wege aus der jewei-

ligen Ausgangsposition erfolgen. Eine Einschränkung ist hier lediglich die Sicherheit und

Eignung der entsprechenden Aktion.

1.2.4. Berücksichtigung scharfkantiger Gegenstände

Sämtliche Techniken sollten das Vorhandensein von scharfkantigen Gegenständen (Messer,

Spritze, etc.) berücksichtigen. Zu Beginn oder im Laufe einer Auseinandersetzung werden

häufig derartige Gegenstände eingesetzt. Angreifer, welche unterlegen sind, besinnen sich

sehr schnell z.B. auf das Taschenmesser, welches sie noch in der Hosentasche führen. Bei

schlechten Lichtverhältnissen ist es für den Verteidiger oft nicht möglich zu unterscheiden,

ob ein waffenloser Angriff oder ein Angriff mit einem z.B. kleinen Messer vorliegt. Entspre-

chend des „Worst-Case“-Denkens sollten Abwehrhandlungen so trainieren werden, dass es

keinen Unterschied macht, welcher Fall vorliegt.

1.2.5. Einfache Techniken für viele Situationen

Wie bereits erwähnt stellen sich Selbstverteidigungssituationen, darunter auch die Angriffs-

handlungen, als sehr variabel dar. Techniken für Selbstverteidigung sollten so beschaffen

sein, dass sie in vielen unterschiedlichen Situationen einsetzbar sind. Darüberhinaus müs-

sen sie entsprechend einfach anwendbar sein. Nur so ist ein Anwenden im Stressfall mög-

lich.

1.2.6. Wirkungsweise von Judotechniken

Im Judo spielt die Rücksichtnahme auf den Partner eine wesentliche Rolle. Techniken sollten

stets so ausgeführt werden, dass weder Tori noch Uke Verletzungen erleiden. In Notwehrsi-

tuationen ist eine Verletzung des Angreifers unter Umständen beabsichtigt. Aus diesem

Grund sollten folgende Anmerkungen zu den Technikgruppen Beachtung finden.

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Technikgruppe Modifikation für die moderne Selbstverteidigung

Sch

lag-

/Sto

ßtec

hnik

en

(Ate

mi-w

aza)

Armtechniken (Ude-ate-waze)

• Vermeiden von großen Ausholbewegungen • Direkter Weg von Ausgangsstellung zum Ziel

Fußtechniken (Ashi-ate-waza)

• Vermeiden von großen Ausholbewegungen • Angriffspunkte unterhalb der Gürtellinie wählen

Wur

ftech

iken

(N

age-

waz

a)

gesichelte / gefegte Fußtechniken

• Gleichgewichtsbruch in Verbindung mit „Weich-machern“

• „Mitfallen“ auf Angreifer erhöht Effektivität

blockierende Fußtechniken

• Gleichgewichtsbruch in Verbindung mit „Weich-machern“

• „Mitfallen“ auf Angreifer erhöht Effektivität

Abtauchtechniken • Vermeiden bei mehreren Angreifern • Arm (nicht: Kleidung) umklammern

Selbstfalltechniken • Vermeiden bei mehreren Angreifern • Vermeiden bei ungünstigem Bodenbelag

Beingreiftechniken • Vorsicht: Ellenbogenschläge zum Kopf/Nacken • „Mitfallen“ auf Angreifer erhöht Effektivität

Aushebetechniken • im Rücken des Angreifers besonders effektiv • „Mitfallen“ auf Angreifer erhöht Effektivität

beidbeinige Eindrehtechniken

• Gleichgewichtsbruch in Verbindung mit „Weich-machern“

• „Mitfallen“ auf Angreifer erhöht Effektivität

einbeinige Eindrehtechniken

• Gleichgewichtsbruch in Verbindung mit „Weich-machern“

• „Mitfallen“ auf Angreifer erhöht Effektivität

Grif

ftech

nike

n

(Kat

ame-

waz

a)

Haltegriffe (Osaekomi-waza)

• Kontrollfunktion des Kopfes berücksichtigen • Vorsicht: Beißen, Kratzen, etc. • Anwenden von Atemitechniken bei Kontrolle • Flucht nach Kontrolle • Atemitechniken bei mehreren Angreifern

Würgetechniken (Shime-waza)

• Techniken ohne Bekleidung bevorzugen • Abwürgen bis zur Bewusstlosigkeit möglich • Atemitechniken bei mehreren Angreifern

Hebeltechniken (Kansetsu-waza)

• in Kombination mit Atemitechniken möglich • „Durchziehen“ bei mehreren Angreifern

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1.3 Taktische Grundlagen

In Selbstverteidigungssituationen gilt es einige taktische Grundsätze zu befolgen:

1.3.1. Eigene Stärken nutzen

Wie im sportlichen Wettkampf gilt es in der Selbstverteidigung die eigenen Stärken zielfüh-

rend einzusetzen. Für den Judoka ist dies besonders im Hinblick auf die Distanzen in der

Auseinandersetzung wichtig (siehe 1.1.3.2).

1.3.2. Schnelles, konsequentes Beenden

Die Angriffssituation muss so schnell wir möglich mit einem angemessenen Härtegrad been-

det werden. Gerade in Situationen mit lebensbedrohlichen Angriffen ist ein konsequentes

Beenden der Situation mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln geboten. Ein Zögern oder

vorzeitiges Abbrechen der Verteidigungshandlung gibt dem Angreifer Raum und Möglichkei-

ten. Weitere Angreifer (welche sich z.B. bisher zurückgehalten haben) könnten eingreifen.

Darüber hinaus ist das Überraschungsmoment verloren.

1.3.3. Aktive Umschau

Leider ist bei Gewalthandlungen heute vermehrt festzustellen, dass ein Angriff ausgeführt

wird, während weitere Angreifer sich im Umfeld aufhalten („Schmiere stehen“, Eingreifen

wenn nötig). Bei plötzlichen Angriffen ist so früh es geht nach Neutralisation der primären

Gefahr das Umfeld aktiv nach weitern Gefahrenquellen (Angreifern) abzusuchen. Auch sollte

die beste Fluchtmöglichkeit / -richtung ausfindig gemacht werden. Dies gilt besonders, wenn

mehrere Personen gleichzeitig angreifen. Hier muss die Verteidigungshandlung mit einer

gleichzeitigen aktiven Umschau einhergehen. Diesem Aspekt ist im Training besonders

Rechnung zu tragen.

1.3.4. Folgemaßnahmen

Nach Beendigung der Angriffshandlung muss der Verteidiger sich für eine der Situation an-

gepasste Folgemaßnahme entscheiden. Als Zivilperson wird bei keiner vorliegenden Gefahr

für andere Personen die Flucht (z.B. Notausgang) im Vordergrund stehen. Für Polizeibeamte

stellt sich die anschließende Vorgehensweise anders dar (Festnahme).

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1.3.5. Keine Regeln

Selbstverteidigung unterliegt keinen Regeln, technischen Beschränkungen oder sportlichen

Restriktionen. Das Erreichen des Ziels (Überleben, körperliche Unversehrtheit) steht im Vor-

dergrund. In der jeweiligen Situation sind alle zur Verfügung stehenden Mittel hierfür einzu-

setzen:

• Kratzen, Beißen, etc.

• Griff in die Haare, Augen, etc.

• Benutzen von Gegenständen

1.3.6. Angemessener Grad an Härte

Es sollte stets das Ziel sein eine gewalttätige Auseinandersetzung zu vermeiden. Entspre-

chend muss, soweit dies möglich ist, deeskalierend auf die Situation bzw. auf den Angreifer

eingewirkt werden. In einer körperlichen Auseinandersetzung sollte die Verteidigungshand-

lung dem Angriff angemessen sein, um ggf. die Situation im Anschluss wieder entspannen

zu können. Wird überreagiert, kann sich die Situation schnell „hochschaukeln“. Es darf aller-

dings nicht vergessen werden, dass die Verteidigungshandlung die Bedrohung bzw. den

Angriff sofort beenden muss. Eine entsprechende rechtliche Abdeckung findet sich in §32

StGB (Notwehr) wieder.

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2 Techniken / Verteidigungshandlungen

Im Folgenden werden Grundtechniken der Selbstverteidigung unterteilt nach Angriffssituatio-

nen beschrieben.

Sämtliche Techniken werden anhand von Knotenpunkten (sog. „Checkpoints“) erläutert. Hin-

zu kommen ergänzende Informationen für den Trainer, sowie Möglichkeiten der methodi-

schen Vermittlung.

Trainingsformen unterteilt nach Erwerbs-, Anwendungs- und technischem Ergänzungstrai-

ning können bei Bedarf ergänzt werden.

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2.1 Atemitechniken

2.1.1. Kampfstellung

Lerninhalt

Kampfstellung

Checkpoints

• Schrittstellung • Schulterbreit • Vorderer Fuß leicht nach innen rotiert Genitalschutz • Hinter Fuß auf dem Ballen schneller im Angriff • Gewichtsverteilung: 50 : 50 • Hände geöffnet vor dem Körper

Bewegung:

• Gleiten: Stellung vergrößern, dann 2. Fuß nachziehen • In alle Richtungen möglich

Ergänzende Information („nice to know“)

• Nur im Kampf möglich. Bei überraschenden Angriffen erst im Laufe der Verteidigungshand-

lung möglich.

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Durcheinander GEHEN – auf Kommando stehen bleiben automatisch Schrittstellung

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Wie oben nur mit anschließender Korrektur (Füße, etc.) • Auf 2. Kommando: drehen zum Ausbilder!

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Schlagtechniken auf die Pratze • Schlagtechniken am passiven Partner • Spiel: „Simon says“

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

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2.1.2. Handballenstoß

Lerninhalt

Handballenstoß

Checkpoints

• Auftrefffläche ist der Handballen • Geradlinige Bewegung ins Ziel • Wichtig ist das Zurückziehen der Hand sofort wieder bereit sein

• Zu Beginn: Parallelstand, später Kampfstellung

Ergänzende Information („nice to know“)

• Sehr einfache – aber unglaublich effektive Technik

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Pratzen am Boden bearbeiten

• Geburtstagsspiel

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Einzeltechniken auf die Pratze schlagen • Winkel wird vorgegeben

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Pratzen werden frei gehalten entsprechende Reaktion mit Handballenstoß

• Partner nennt Ziffer so viele Stöße auf die Pratze • „Bearbeiten“ eines passiven Partners

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

• Mit Konditioneller Belastung: Liegestütze mit Handballenstöße in der Streckphase

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2.1.3. Hammerfaust

Lerninhalt

Hammerfaust

Checkpoints

• Faust ballen und mit der Unterseite treffen • Auftreffwinken sollte 90° sein ( maximale Kraftübertragung) • Ellenbogen gibt die Richtung vor • Ganzer Körper rotiert

• Zu Beginn: Parallelstand, später Kampfstellung

Ausführungsmöglichkeiten:

• von oben nach unten • von hinten nach vorne • seitwärts • von unten nach oben • …

Ergänzende Information („nice to know“)

• Sehr einfache – aber unglaublich effektive Technik

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Stempeln (Post) am Boden

• Glaskugel stempeln

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Einzeltechniken auf die Pratze schlagen • Winkel wird vorgegeben

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Pratzen werden frei gehalten entsprechende Reaktion mit Hammerfaust

• „Bearbeiten“ eines passiven Partners

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

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2.1.4. Fauststoß

Lerninhalt

Fauststoß

Checkpoints

• Auftrefffläche sind die Knöchel des Zeige- und Mittelfingers • Daumen „verriegelt“ die Faust • Handgelenk muss gerade gehalten werden

• Geradlinige Bewegung ins Ziel • Wichtig ist das Zurückziehen der Hand sofort wieder bereit

• Zu Beginn: Parallelstand, später Kampfstellung

Ergänzende Information („nice to know“)

• Kleine Auftrefffläche –> hohe Impulsabgabe

• Reichweite vergrößert im Vergleich zum Handballenstoß

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Handballenstöße (auf Hüftdrehung, etc. achten)

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Einzeltechniken auf die Pratze schlagen • Winkel wird vorgegeben

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Pratzen werden frei gehalten entsprechende Reaktion mit Fauststoß

• Partner nennt Ziffer so viele Stöße auf die Pratze • „Bearbeiten“ eines passiven Partners

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

• Liegestütze auf Knöcheln

• Mit Konditioneller Belastung: Liegestütze mit Fauststoß in der Streckphase

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2.1.5. Erzieherische Maßnahme – „Educational Block“

Lerninhalt

Erzieherische Maßnahme (Educational Block)

Checkpoints

• Fingerstich oberhalb des Brustbeins (Hals) in die „Kuhle“ (Fossa jugularis)

• Handfläche wird auf die Brust gelegt dadurch ist die Fingerspitze in der richtigen Position • Durch Strecken des Arms (Hand) und eindrehen der Schulter wird ein Impuls aufgebaut

Ergänzende Information („nice to know“)

• Sehr medienfreundliche Maßnahme um Abstand zu wahren. Zeichen kommt beim Gegenü-ber an.

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Selbstständiges Eindrücken der Kuhle (Angstabbau vor der Technik)

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Einzeltechnik (Hand auf die Brust) langsam üben Part-ner wegdrücken

• Angreifer kommt auf Verteidiger zu

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

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2.1.6. Knietechnik

Lerninhalt

Kniestoß / Knieschlag

Checkpoints

• Knie wird nach oben vorne ins Ziel geführt • Gegenbewegung durch Zug des Ziels mit den Armen nach unten

o Beide Arme greifen um Hals o Ein Arm und der Hals wird gegriffen o Kopf wird gegriffen

• Schlag: kreisförmige Bewegung (kurze Distanz) • Stoß: geradlinige Bewegung (mittlere Distanz) • i.d.R. wird eine Mischform zielführend sein

Zielzone:

• Genital • Bauch • Kopf

Ergänzende Information („nice to know“)

• Einfache Technik mit großer Wirkung

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Knie mit einem Pfeil vergleichen

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Einzeltechnik auf Pratze (Pratze wird gegriffen)

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Aus verschiedenen Distanzen sofort treffen • In Kombinationen einbauen

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

Page 21: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.1.7. Fußtechnik vorwärts

Lerninhalt

Fußtritt vorwärts

Checkpoints

• Explosives Anheben des Knies • Schnappbewegung mit dem Unterschenkel • Bewegung von unten nach oben

Mögliche Trefferflächen (abhängig von der Distanz): • Fußballen • Spann • Schienbein

Trefferzonen:

• Genitalbereich (Trichterförmig immer mit Kontakt üben) • Unterbauch

Stand:

• Passiver Stand (Füße parallel) ohne Auftaktbewegung

Ergänzende Information („nice to know“)

• Fußtritt vorwärts als Verlängerung der Knietechnik

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Einzeltechnik auf die Pratze • Einzeltechnik in Verbindung mit Kniebeuge

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• "Slowfighting" mit Fußtritt vorwärts

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

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2.2 Verteidigung gegen Atemitechniken

2.2.1.1. Kreisförmige Angriffe mit Handtechniken

Lerninhalt

360° Verteidigung (Blocktechnik)

Checkpoints

• Ellenbogenwinkel 90° • Kleinfingerseite nach außen (Elle) harte Blockfläche • Mit Spannung einrasten lassen

• 200% Abwehr: Handabwehr 100 % und Körperabwehr 100% (Hand- & Körperverteidigung)

• Oben: Kopf einziehen (Schildkröte) • Unten: Po nach hinten strecken

• Zu Beginn: Parallelstand, auch an der Wand (kein Zurückweichen mehr möglich) Später:

• 360° mit Konter gleichzeitiger Stoß mit der anderen Hand ins Gesicht (zum Üben Brustbereich)

• Angriffe von der Seite (90°)

Ergänzende Information („nice to know“)

• Verteidigung für überraschende Angriffe (kreisförmig) aus naher Distanz

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Durcheinanderlaufen mit Schlagen auf Schulter und Hüfte (Ziel: nicht getroffen werden)

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Trockenübung: o 360° mit beiden Armen abdecken o Technik einrasten lassen

• Mit Partner: o Langsame, kreisförmige Angriffe o Später mit Konter o Rhythmus ändern

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Als kompletter Drill (Konter, Beenden…) • Durcheinanderlaufen mit 2 - 5 Messerangreifern • Slow-Fighting mit kreisförmigen Techniken

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

• Mit Messer in Dolchhaltung (Messer hinter dem Rücken)

Page 23: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.2.1.2. Geradlinige Angriffe mit Handtechniken

Lerninhalt

Verteidigung nach innen – Unterarm

Checkpoints

• Ellenbogenwinkel 90° • Kleinfingerseite nach innen (Elle) harte Blockfläche • Prinzip: Ableiten der geraden Technik des Gegners

• 200% Abwehr: Handabwehr 100 % und Körperabwehr 100%

• Zu Beginn: Parallelstand, auch an der Wand (kein Zurückweichen möglich)

Später mit Konter:

• Außenseite: o Verteidigung, Sichern des Armes, Hand / Faust zum Gesicht (Rhythmus: 1,5)

• Innenseite: o Verteidigung, Sichern mit der linken Hand, Hammerfaust zum Gesicht

Ergänzende Information („nice to know“)

• Verteidigung für überraschende Angriffe (gerade) aus naher Distanz

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Zombie Spiel: Würgeangriffe – nicht ergreifen lassen • „Hände hoch“: anschließend Würgeangriff abwehren

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Trockenübung: o Innenverteidigung mit beiden Armen o Technik einrasten lassen

• Mit Partner: o Langsame, gerade Angriffe o Später mit Konter o Rhythmus ändern

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Als kompletter Drill (Konter, Beenden…) • Slow-Fighting mit geraden Techniken

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

• Mit Messer in Stichhaltung (hinter dem Rücken)

Page 24: Judo SV Und Atemi Staller 09

Seite 24 von 35

2.2.2. Angriffe mit Fußtechniken

Lerninhalt

Schienbeinblock außen und innen

Checkpoints

• Verteidigung gegen geradlinige Trittangriffe

• Knie wird angehoben (Schienbein zeigt nach unten)

• Rotation nach

o Außen Ableiten des Angriffs o Innen Ableiten des Angriffs

• Sofortiges Aufsetzten des Beines • Folgetechniken ausführen

Ergänzende Information („nice to know“)

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Einzeltechniken gegen Fußstritt vorwärts üben

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

Page 25: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.3 Verteidigung gegen Umklammerungsangriffe

2.3.1. Umklammerung von vorne unter den Armen

Lerninhalt

Verteidigung gegen Umklammerung von vorne unter den Armen

Checkpoints

• Ausfallschritt nach hinten (Stabilisierung) • Gleichzeitig Kopf nach hinten bringen (Platz schaffen) • Kopf des Angreifers ergreifen und Finger in die Augen drücken • Kopf des Angreifers nach hinten unten abknicken

Alternativen

• Ko-soto-gake • Hammerfaust

Ergänzende Information („nice to know“)

• Angriff dient dem „zu-Boden-bringen“ entweder durch „Abknicken“ oder „Ausheben“

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Bärenringen: Partner versuchen gleichzeitig den Partner unter den Armen zu ergreifen • Aushebekampf: Partner versuchen sich gegenseitig auszuheben

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Trockendrill • Mit Partner

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Mit geschlossen Augen warten auf Angreifer • Partner versucht Takedown

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

Page 26: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.3.2. Umklammerung von vorne über den Armen

Lerninhalt

Verteidigung gegen Umklammerung von vorne über den Armen

Checkpoints

• Ausfallschritt nach hinten (Stabilisierung) • Mit den Daumen an der Leiste des Angreifers nach vorne drücken (Platz schaffen) • Kurze Knietechnik in den Unterleib

Alternativen

• Mit den Armen Schulterblätter ergreifen (Angreifer fixieren) • Knietechniken bis Wirkung eintritt oder

• Koshi-guruma oder

• Ko-soto-gake

Ergänzende Information („nice to know“)

• Angriff dient dem „zu-Boden-bringen“ entweder durch „Abknicken“ oder Ausheben

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Bärenringen: Partner versuchen gleichzeitig den Partner unter den Armen zu ergreifen • Aushebekampf: Partner versuchen sich gegenseitig auszuheben

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Trockendrill • Mit Partner

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Mit geschlossenen Augen warten auf Angreifer • Partner versucht Takedown oder Wurf

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

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2.4 Verteidigung gegen Würgeangriffe

2.4.1. Würgen von vorne

Lerninhalt

Verteidigung gegen Würgeangriff von vorne

Checkpoints

• Mit beiden Händen Haken bilden („Hook“) • Hände möglichst nah an den Würgehänden (Daumengrundgelenk) einhaken • Explosionsartig zur Seite ziehen (horizontal!) • Simultan Kniestoß in Genitalien oder bei größerer Distanz Schienbeintritt in Genitalien

Alternativen:

• Handballenstöße / Fauststöße zum Kopf + Flucht • „Weichmacher“ (Faustschlag zum Carotis Sinus) + O-soto-gari

Ergänzende Information („nice to know“)

• Würgeangriff mit gebeugten Armen – gestreckte Arme haben keine Kraftentfaltung • Ziel ist das Zerdrücken der Luftröhre (Schmerz) bzw. des Kehlkopfes • Ein Abdrücken der Halsschlagader ist so schlecht möglich

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Zombiespiel (Prävention)

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

Page 28: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.4.2. Würgen von der Seite 1

Lerninhalt

Verteidigung gegen Würgeangriff von der Seite, weite Distanz

Checkpoints

• Hand nah an der vorderen Würgehand einhaken (am Daumengrundgelenk) • Explosionsartig (hoher Impuls) nach unten ziehen • Würgehand an der Brust fest fixieren • Mit anderer Hand simultan Schlag in Genitalien (→ Oberkörper Angreifer beugt sich nach

vorne)

Alternativen:

• Ellenbogenschlag an das Kinn, • Hammerfaust an das Kinn

• O-goshi

Ergänzende Information („nice to know“)

• Würgeangriff mit gebeugten Armen • Vordere Hand ist gefährlich – die hintere Hand dient nur der Stabilisierung

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Zombiespiel (zum Erlernen der Präventionshandlung gegen derartige Angriffe)

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Trockendrill • Langsam mit Partner

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Mit geschlossenen Augen überraschen lassen • Mehrere Angreifer gleichzeitig (Prävention + Technik)

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

• Haken an der Brust fixieren – Partner muss sich durch Bewegen lösen

Page 29: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.4.3. Würgen von der Seite 2

Lerninhalt

Verteidigung gegen Würgeangriff von der Seite, enge Distanz

Checkpoints

• Hand nah an der vorderen Würgehand einhaken (am Daumengrundgelenk) • Explosionsartig (hoher Impuls) nach unten ziehen • Würgehand an der Brust fest fixieren • Mit anderer Hand simultan Schlag in Genitalien • Danach den Würgearm unter der Achsel fixieren • Knie in die Genitalien

Alternativen:

• Ippon Seoi-nage • Lösen vom Angreifer

Ergänzende Information („nice to know“)

• Würgeangriff mit gebeugten Armen • Der Angreifer legt i.d.R. den Kopf auf die Schulter, um mehr Kraft zu entfalten • Vordere Hand ist das Problem – die hintere Hand dient nur der Stabilisierung

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Zombiespiel (zum Erlernen der Präventionshandlung gegen derartige Angriffe)

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Trockendrill • Langsam mit Partner

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• Mit geschlossenen Augen überraschen lassen • Mehrere Angreifer gleichzeitig (Prävention + Technik)

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

• Haken an der Brust fixieren und Arm unter der Achsel einklemmen – Partner muss sich durch Bewegen lösen

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2.5 Gefasste Angriffe

2.5.1. Grifflösen

Lerninhalt

Grifflösen gegen Handgelenksumklammerung

Checkpoints

Greifen des gleichseitigen Armes

• den kleinsten Widerstand wählen Öffnung zwischen Finger und Daumen • „Auf die Uhr schauen“ – Handfläche nach unten • Kurze Rotationsbewegung um die Griffachse

Greifen des diagonalen Armes

• den kleinsten Widerstand wählen Öffnung zwischen Finger und Daumen • „Die Lösung liegt auf der Hand“ – Handfläche nach oben • Kurze Rotationsbewegung um die Griffachse

Ergänzende Information („nice to know“)

• „Problem“ genau wahrnehmen: Handelt es sich um einen Griff (und sonst nichts) oder um ein

Fixieren des Armes um besser zuschlagen zu können? – dann ändert sich das primäre Prob-

lem!

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

• Handgelenksumklammerung in der Liegestützposition: Wer gewinnt zuerst?

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

• Kontrolliertes Üben mit dem Partner

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

• 4 Angreifer, welche nach und nach dazukommen und versuchen die Arme des Verteidigers zu greifen

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

Page 31: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.6 Verteidigung gegen Angriffe in der Bodenlage

2.6.1. Würge- und Umklammerungsangriffe

2.6.1.1. Würgen von vorne

Lerninhalt

Verteidigung gegen Würgen von vorne in der Bodenlage (Reitposition)

Checkpoints

• Mit beiden Händen Haken bilden („Hook“) • Hände möglichst nah an den Würgehänden (Daumengrundgelenk) einhaken • Explosionsartig zur Seite ziehen (horizontal!) • Unterschenkel auf einer Seite mit aufgestelltem Fuß fixieren • Kopfbrücke mit gleichzeitigem Schlag (flache Hand) auf die kurzen Rippen • Mit den Unterarmen die Knie des Angreifers auseinanderhalten • Fußtritt in den Unterleib

Ergänzende Information („nice to know“)

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

Page 32: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.6.1.2. Würgen von der Seite

Lerninhalt

Verteidigung gegen Würgen von der Seite in der Bodenlage

Checkpoints

(Angriff von der rechten Seite)

• Linke Hand hakt rechte Würgehand von außen ein (Daumengrundgelenk) – Fixierung auf dem Brustkorb

• Gleichzeitig mit rechter Hand „Educational Block“ zum Hals (Platz schaffen!) • Rechtes Knie im entstandenen Freiraum platzieren

Alternativen

• Juji-gatame oder

• Fußtritt ins Gesicht + schnelles Aufstehen

Ergänzende Information („nice to know“)

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

Page 33: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.6.1.3. Schwitzkasten von der Seite

Lerninhalt

Verteidigung gegen Schwitzkasten von der Seite in der Bodenlage

Checkpoints

(Angriff mit erhobenem Kopf - rechte Seite)

• Linke Hand greift an der körpernahen Seite in die Augen (Vorsicht: Bissgefahr!) • Hals (über die Kopfsteuerung) wird halbkreisförmig nach hinten überstreckt • Linkes Bein fixiert den Kopf in dieser Position • Aufbrechen des Schwitzkastens und Herausdrehen • Belasten (mit Körpergewicht) des Angreifers • Abschlusstechnik

(Angriff mit verstecktem Kopf - rechte Seite)

• Herstellen einer parallelen Körperlage zum Angreifer • Beide Hände greifen überkopf in die Augen des Angreifers (Kopfbrücke) • Fixieren des Kopfes an der eigenen Brust • Auf den Bauch drehen – Angreifer bleibt fixiert und liegt nun darunter • Abschlusstechnik

Ergänzende Information („nice to know“)

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

Page 34: Judo SV Und Atemi Staller 09

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2.6.2. Angriffe mit Atemitechniken

Lerninhalt

Verteidigung gegen Faustangriffe in der Bodenlage, Reitposition

Checkpoints

(Angreifer sitzt auf Verteidiger und schlägt mit den Fäusten zum Gesicht)

Grundsätzlich sollten in der Bodenlage sofort die Beine angezogen werden!

• Schnelle gerade Kopfbrücke Angreifer muss sich nach vorne abstützen • Arme greifen und Kopfbrücke zur Seite (Unterschenkel mit Fuß blockieren) • Mit den Unterarmen die Knie des Angreifers auseinanderhalten • Fußtritt in den Unterleib

Ergänzende Information („nice to know“)

• „Doppelte“ Wirkung des Schlages: Kopf kann Impuls nicht „abpuffern“

Vorbereitende Übung, Vorübung, etc.

Übungen

Zum Lernen Technikerwerbstraining

(Geschlossene Bedingungen)

Zum Anwenden Technikanwendungstraining

(Offene Bedingungen)

Zum Vertiefen Technisches Ergänzungstraining

(Verfeinerung einzelner Technik-

elemente oder Teilbewegungen)

Page 35: Judo SV Und Atemi Staller 09

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3 Literaturhinweise

GROSSMANN, D. (1996), On Killing, New York: Back Bay Books

LIPPMANN, R. & RITTLER SUSEBEEK, K. (2006). Koordinationstraining im Judo, Köln:

Sportverlag Strauß

SDE-OR, I. & YANILOV, E. (2005). Krav Maga – Abwehr bewaffneter Angriffe, Berlin: Verlag

Weinmann

STALLER; M. (2008). Technische und Taktische Grundsätze realistischer Selbstverteidi-

gung, Vortrag anlässlich der Judo-Sommerschule 2008