Jugendtheaterstück über Vorurteile Gegenüber Ausländern Autor: Hans

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Play written by Hans Georg Kraus. You may download this play and perform it. All rights beyond download and performance are reserved by Hans Georg Kraus. Theaterstück, verfasst von Hans Georg Kraus. Es kann heruntergeladen und aufgeführt werden. Alle Verwertungsrechte liegen bei Hans Georg Kraus.Deutscher Theaterverlag (www.dtver.de)Verlag an der Ruhr (www.verlagruhr.de)Unda Verlag, Österreich (www.unda.at)

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Unter uns

Jugendtheaterstück über Vorurteile gegenüber Ausländern

Autor: Hans Georg Kraus

Spielform: Einakter Spielzeit: ca. 40 Minuten Altersstufe: ab 9. Schuljahr Rollen: 1 = Vater 2 = Mutter 3 = erster Sohn 4 = Tochter Bianka 5 = Celil, Biankas neuer Freund 6 = Alexander, zweiter Sohn 7 = Jens, Alexanders Freund

Spielszene

4 zu allen 2 zu 4 3 zu 2 4 zu 3 1 zu 2 2 zu 4 4 zu 2 2 zu 4 4 zu 2 3 zu 4 2 zu 3 3 zu 2

1, 2, 3 und 4 in einem Wohnraum der Familie. 4 hat Schulhefte und Bücher vor sich auf dem Tisch liegen. Ihre Schultasche lehnt am Tischbein. Sie hadert offensichtlich mit ihren Hausaufgaben. 1 sitzt am anderen Ende des Tisches und liest eine Boulevardzeitung, 2 steht am Bügelbrett. 3 lungert auf einem Sessel und spielt mit einem Gameboy. (flucht entnervt:) Mann, ich werd´ noch bekloppt! ... Was hat der sich wieder für ´ne Hausaufgabe aus dem Hirn geleiert! Was meckerst du denn schon wieder? ... Du wirst ja wohl keine Doktorarbeit schreiben müssen. Für die ist doch ´ne Dreisatzaufgabe schon ´ne Doktorarbeit. Blödmann! Denk an deine letzte Englischarbeit und komm wieder auf den Teppich, ja! Das geht doch jeden Tag so: Erst mal rumgackern, dann ´ne Strophe heulen, und dann war ´s hinterher gar nicht so schlimm. Was hast du denn auf? So ´n Kiki über Mittelmeerstaaten. Na und? Die kennt man doch! ... Italien, Spanien, Griechenland und ... äh ... äh ... Ja? ... Ja? ... Und? Albanien! Nee, ist das nicht im ehemaligen Ostblock, oder so? Kann ja sein, ... liegt aber am Mittelmeer. Guck im Atlas nach, wenn du ´s

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1 zu 4 4 zu 1 1 zu 2 1 zu 2 4 zu 1 1 zu 4 4 zu 1 3 zu allen 4 zu 3 zu 1 2 zu 4 4 zu 2 3 zu allen 4 zu 3 1 zu 4 zu allen 3 zu 1 2 zu 1 1 zu 2 4 zu 1 1 zu 4 3 zu allen 2 zu 1 1 zu 2 4 zu 1

nicht glaubst! Brauchst doch nur mal überlegen, was sich bei uns alles an Schwarzen rumtreibt: Mafiosi, Cevapcicis, Paellas ... und die Kümmels ... und die anderen Teppichhändler und Kameltreiber! (aufgebracht:) Mein Gott! Fängst du schon wieder an! Wer sind denn diese Wapschis? ... Oder wie hast du die gerade genannt? Cevapcicis! ... Das sind die Yugos, diese Adria-Banditen. Warum ziehst du eigentlich alles so in den Dreck? Hab´ du mal jeden Tag mit diesen Hitzebeständigen zu tun! (wird laut:) Ja, ja, ich weiß schon! ... Die Papagallos sind stinkfaul, die Yugos bescheißen dich, die Spanier sind nur am Flamenco tanzen und Rotwein saufen, die Türken sind nur am krankfeiern ... Ja, genau! Dann hängen sie zu Hause rum und machen Kinder! Spinner! Und alle anderen sind AIDS-infizierte, Drogendealer oder Terroristen! ... (ironisch:) Und von den Negern wollen wir erst gar nicht reden. Die sind ja alle nur nach Deutschland gekommen, um unsere Teenies aufs Kreuz zu legen! (entsetzt:) Bianka!! ... Du hast dir eine Sprache angewöhnt! Da musst du aber mal Papa und seine Arbeitskollegen hören. Dagegen drücke ich mich aber noch gepflegt aus. Kennt ihr übrigens schon den Witz, wie ein Bayer in einen Bus kommt, wo lauter Neger dein sitzen? (gelangweilt:) Jo mei, hot ´s denn hier brennt? .. (verächtlich:) Ha! Ha! Ha! Gib mal den Atlas her! 1 blättert im Atlas herum. Australien ... Afrika ... Norddeutsche Tiefebene ...Da ist es doch: Südeuropa! 1 schaut interessiert auf die aufgeschlagene Seite. Watt? ... Istanbul auf der Europa-Karte? ... Als wenn die Juffen da unten Europäer wären! ... Also, wenn die Europäer sind, dann sind die Ostfriesen Amis. Und die Bayern Deutsche! (selbstgefällig:) Hö-hö-hö! Sag mal, hat nicht vor zwei Jahren Borussia gegen Glatteis Istanbul gespielt? (höhnisch:) Glatteis! ... In der Hitze! ... Galarata.. Quatsch! ... Galasara.. äh Galatarasay! … Brich dir nur keinen ab! ... Hast du damals auch im Fernsehen gesehen, wie freundlich die damals den Ricken und den Kohler und die ganze Mannschaft aufgenommen haben? ... Da hat übrigens keiner Sauerkrautfresser oder so was gerufen. Kunststück! Die wollen sich doch den Bobic und den Ricken und den Herrlich bei Laune halten, damit sie die irgendwann mal da runter ködern können, ... genau wie damals den Toni Schumacher oder den Daum, diesen Kokser. (albern:) Wer weiß, vielleicht geht der Berti Vogts ja auch mal da hin, Pfeffer anbauen oder Ziegen züchten. Aber wenn die in der Champions League spielen, dann sind das doch auch Europäer?! Och! Die lassen sie nur da mitspielen, damit die auch mal Kontakt zu zivilisierten Völkern kriegen. (läuft erregt durch das Zimmer und braust auf:) Sag mal, wer, wie oder

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was muss man bei dir eigentlich sein, um als vollwertiger Mensch angesehen zu werden? ... Wahrscheinlich wie bekloppt malochen, dickes Auto fahren, Videokamera, Hifianlage, PC. ein bis zwei Blagen, möglichst verhaltensgestört, Reihenhaus , Flaschenbier und Sonntagsfrühschoppen, Premiere World und Schumi gucken! ... Und alles, was noch anders zu leben versteht und noch nicht so beknackt ist wie wir Industriesklaven und Konsumaffen, alles was noch wie normale Menschen lebt, das sind sie denn: ...die Kameltreiber, die Paschas, die Asis, die Kümmels die Juffen und so. ... Da könnt´ ich zum rasenden Elch werden, wenn ich ständig so eine intellektuelle Diarrhö ertragen muss! Halt du noch zu denen! ... Nicht dass du mir eines Tages noch mit so ´m Kopftuch ankommst! Was bist du denn so komisch? ... Wenn ich im Garten arbeite,habe ich doch auch immer ein Kopftuch auf, und manchmal auch zum Kochen. Aber nicht im Saturn oder im ALDI! Ich hab´ jetzt mal ´ne junge Frau mit Kopftuch gesehen: ... Mein lieber Herr Gesangverein! ... Topschick! ... Und ein klassisches Gesicht, tiefbraune Augen! ... Und ein Kopftuch, (zu 1) ... das hätte dir auch gefallen. Das waren Farben! Farben hin, schick her! Diese Fummeln machen mich einfach aggressiv! ... Die sollen sich hier anpassen und diese Zammeln vom Kopf lassen! Was soll das überhaupt?! So, jetzt hör mir mal zu! ... Erstens tragen diese Frauen solche Tücher nicht, um andere zu provozieren, sondern weil ihre Religion das von ihnen verlangt, ... und zweitens, denk mal drüber nach, wie ihr euch im Ausland anpasst! ... Mama badet in Tunesien oben ohne, obwohl bekannt ist, dass das den Tunesiern auch nicht so recht ist... (albern:) Und obwohl sie ihre Knackigkeitsgrenze offensichtlich schon um Jahrzehnte überschritten hat! Das musste ja jetzt auch nicht sein!... ... So, und dir will ich mal das Eine sagen: Wir lassen da unten im Urlaub so viel Geld, da sollen die gefälligst ... ... Ja! Ja! Geld, Geld, Geld! ... Wer den dicken Geldbeutel hat, der bestimmt, was gut und richtig ist. Tolle Moral! ... Und was bestellst du dir in Italien zum Essen? ... Schweinelendchen mit Rotkohl, Wiener Schnitzel, Kalbsbraten mit Kartoffelbrei und Sauerkraut! ... Du passt dich an! (belustigt:) Weißt du noch, wie sie Mama in Rom aus dieser Kirche geschickt haben, weil sie nur Shorts und ein Top an hatte? Klar! ... Aber genau so ist das nämlich. Wenn wir irgendwo im Ausland sind, benehmen wir uns wie die Axt im Walde. ... Das klingt ja auch so unheimlich gut in der Toskana: Oh, wie ist es am Rhein so schön! oder: Marmor, Stein und Eisen bricht! ... oder an der Cote d´ Azur: Weil der Franzmann, der Drecksack, das Rheinland besetzt hat... ... Hast du denn mal ein Lied aus einem eurer Urlaubsländer gesungen oder einen Tanz ausprobiert ... außer deinem verkrampften Lambada oder deinem Sirtaki mit 2,2 Promille? ... Und dann dein perfektes Italienisch: „Quanta kostet dat dann da?“ ... Ich wär´ bald in den Boden versunken. Und das ist euch noch nicht mal peinlich! Sollen die da unten doch Deutsch lernen! Die wollen doch unsere Möpse haben, oder? ... Demnächst fahre ich sowieso nur noch an Orte, wo auch deutsch gesprochen wird. Das kann man doch bei den Preisen verlangen!

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Dann können die Ausländer bei uns auch verlangen, dass du Türkisch oder Spanisch oder Serbisch lernst. Bianka, wie soll das denn gehen? ... Wir haben doch auch nichts von denen. Was haben wir nicht?! Wem verdanken wir denn unter anderem unseren Fortschritt und Lebensstandard? Habt ihr die denn früher aus lauter Nächstenliebe nach Deutschland gerufen? ... Du, die zahlen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, die finanzieren unseren Staat mit. Die haben Kinder, manchmal sogar viele, die später mal für eure Renten arbeiten... ... Und das sind ja auch Konsumenten wie alle anderen auch, die für ihren Bedarf einkaufen müssen. ... Stell dir mal vor, das würde alles in den Regalen liegen bleiben, was die hier kaufen! Das sind keine Schmarotzer und Almosenempfänger! (energisch:) Hau doch gleich ab zum Bosporus, wenn du diese Knoblauchs ständig in Schutz nimmst! ... Aber eins sag´ ich dir: Ich mach´ im Urlaub, was mir gefällt, ob das den Taugenichtsen und Faulpelzen da unten passt oder nicht, basta. Na, toll! ... Von den Ausländern verlangst du aber, dass sie ihre Heimat und ihre Kultur verleugnen und deinen Lebensstil annehmen. Am liebsten wäre es dir ja noch, wenn sie hier auf ihre eigenen Landsleute losgingen. Reg dich doch nicht auf, Bianka! Papa hat nun mal diese Meinung. ( explodiert) Das ist es ja eben! Die ist beknackt, das ist menschenverachtend und inkonsequent! ... Ich kann mir mittlerweile vorstellen, warum sie uns Deutsche in manchen Ländern nicht ab können. (albern und flegelhaft:) Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein! Oha! Das habe ich doch schon irgendwo mal gehört! Ich bin ´s auch! Und da ändert auch meine abgedriftete Tochter nichts dran. Das lassen wir mal, wer hier abdriftet und wohin. ... Ich bin auch Deutsche. Na, und? ... Muss ich mich dann fühlen wie eine Dogge unter lauter Pinschern? Jetzt hab´ ich die Faxen dicke! 4 wirft verärgert ihre Schulsachen in die Ecke. Die Erdkitsch-Aufgabe schenk´ ich mir. Die schreib´ ich morgen früh schnell von der Gül ab. Gül? ... Kann die denn Deutsch? Natürlich kann die Deutsch. Die lebt doch schon Jahre hier. Mensch, Ausländer sind doch keine Vollidioten! Da kann ich dir aber einige Eseltreiber zeigen, die nicht einmal... (in Rage) Verflucht noch mal! Das sind keine Esel- oder Kameltreiber! ... Die haben vermutlich mehr Grips im Kopf als du. 1 fängt schallend an zu lachen. Lach nur! ... Wie kommt ´s denn, dass du uns noch nie deine Zeugnisse gezeigt hast? Weiß der Teufel, wo die sind. Vermutlich mikroverfilmt und die Originale vernichtet! (wird wieder ruhiger) Ist ja letztendlich auch egal. ... Aber die Leute müssen endlich mal von dem hohen Ross runter, dass jeder, der nicht oder nur schlecht deutsch spricht, nicht ganz klar im Kopf ist. Hab´ ich ja auch nie behauptet. Dann hätten wir ja 8 Milliarden Idioten auf der Welt. Kannst du dich noch an den Doc erinnern, dar Papa letztes Jahr an der Bandscheibe operiert hat? Weißt du, wo seine Eltern her kamen? ... Aus

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1 zu 4 6 zu 7 7 zu 6 2 zu 6 1 zu 6 6 zu 1 und 2 1 zu 6 6 zu 1 1 zu 4 4 zu 1 1 zu 4 4 zu 1 1 zu 4 7 zu 1 1 zu 7 7 zu 1 1 zu 7 7 zu 1 1 zu 7 4 zu 1 1 zu 4 zu 7 7 zu 1

dem hintersten Anatolien! Kameltreiber, wie Papa die so liebevoll nennt. Da siehst du doch, wie der Hase läuft! ... Unsere Söhne und Töchter gehen malochen, und diese Blackies tragen die weißen Kittel. ... Das kannst du dir im Krankenhaus nicht mehr aussuchen, ob so ´n Ali an dir rumschnippelt oder ein richtiger Arzt. Aus dem Hintergrund ist plötzlich Lärm zu hören. Eine Tür wird zugeknallt. Es poltert. (noch im Hintergrund) Dieser blöde Hund! Dieses Arschloch! Irgendwann hau ich dem eins in die Fresse! (noch im Hintergrund) Mensch, reg dich doch endlich mal ab! 6 und 7 betretenden Raum. 6 ist von einer Schlägerei stark ramponiert und blutet aus der Nase und an der Wange. Um Himmels Willen, Junge, was ist denn mit dir passiert? Wie siehst du denn aus? Dieses Kanakenschwein, diese linke Sau! ... Der schlug mit allem drauf, was ihm gerade in die Hände fiel. Warum lässt du dich auch mit denen ein? ... Sei froh, dass du kein Messer zwischen die Rippen gekriegt hast! ... Was war denn überhaupt los? 2 kümmert sich fürsorglich um 6´s Verletzungen. Eigentlich gar nichts. ... Wir waren im „Loop“. Da komm´ ich gerade vom Klo, da baggert diese miese Ratte an der Birgit rum. Hör dir das gut an, Bianka! Du kannst heute als Mädchen kaum noch über die Straße gehen. Die kennen keinen Halt. Die nehmen doch alles, was ihnen vor d... ... Du solltest mal ins „Loop“ gehen! Und dann guck dir mal die schmierigsten und schleimigsten Anmachtypen an, die dich mit den Augen ausziehen, denen das Sperma schon zu den Ohren rausläuft! ... Weißt du, wie die aussehen? Jetzt bin ich aber mal gespannt! ... Ich vermute mal, braungebrannt und schwarzhaarig. Denkste! Braungebrannt ja, vom Solarium, aber blond, blauäugig! ... Wie nennst du die noch so schön? Arisch, ja arisch! Jetzt halt dich aber zurück, ja! ... Das war also ein Deutscher, der Alex so vermöbelt hat?! Also, jetzt muss ich aber auch mal was dazu sagen. Meinetwegen! ... Bei dem Stuss, den Bianka hier von sich gibt, kann ´s auch nicht mehr schlimmer werden. Nun, mein Freund, sprich! Ich finde das einfach nicht richtig, wie hier so über diese Leute geredet wird. War das denn jetzt ein Kanake oder nicht? Das war kein Kanake, sondern ein türkischer Junge, mit dem wir sonst sehr gut auskommen. Aha! Sonst! ... Und irgendwann kommt das Primitive wieder durch. Dann gehen sie sogar auf ihre besten Freunde los. ... Wenn Weibsbilder im Spiel sind, dann sind die wie Bullen auf der Weide. (brüllt:) Verflucht noch mal, lass Jens doch mal ausreden! (zynisch:) Oh, pardon! Ich vergaß, dass mein Fräulein Tochter ja kanakophil ist. Also weiter, Jens! Also, Alex war mal eben zur Toilette, da stand Birgit einen Moment alleine da. ... Ja, und da ist er eben zu ihr hin und hat vernünftig und anständig gefragt, ob sie mit ihm tanzen möchte. ... Und gerade in diesem Augenblick

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1 zu 7 7 zu 1 2 zu 7 7 zu 2 2 zu 7 7 zu 2 1 zu 7 7 zu 1 6 zu 7 7 zu 6 2 zu 6 und 7 4 zu 2 1 zu 4 4 zu 1 1 zu 4 4 zu 1 1 zu 4 4 zu 1 3 zu 4 1 zu 3 und 4 7 zu 6

kommt der Alex zurück, sieht den bei Birgit stehen und packt ihn am Kragen. Genau die richtige Art, mit diesen Brüdern umzugehen! Also, jetzt seien Sie mir nicht böse, aber da muss ich Ihnen energisch widersprechen. Alle Achtung, Jens! ... Endlich mal einer, der mal zu diesen Leuten hält! Ich halte zu denen wie zu allen anderen auch. Aber ich hasse Unrecht und Gemeinheit. ... Das war nämlich noch nicht alles. Was war denn noch? Alex hat ihn noch beleidigt: „Verzieh dich, du Knoblauchfresser, und nimm die Griffel von meinem Mädchen!“ Ja und? Wie, ja und? Finden Sie diesen Ton normal? ... Erstens hat er Birgit überhaupt nicht angefasst, und zweitens kann man jemanden in so einer Situation nicht tiefer beleidigen. Das hab´ ich Alex auch unterwegs schon gesagt, dass er sich die Prügel ehrlich verdient hat. Ein schöner Freund bist du! ... Hast mir nicht mal geholfen gegen diesen Schwachkopf! Muffe haste gehabt! Du weißt genau, dass ich keine Angst habe. Das war eine Sache zwischen euch beiden, und die musstet ihr auch untereinander ausmachen.... Einige andere Ausländer im Lokal haben auch gehört, was du gesagt hast. Und die waren so fair, sich daraus zu halten, obwohl sie sich genau so beleidigt fühlen konnten. Da soll ich mich in die Sache reinhängen? Wo du völlig im Unrecht warst? Nee, du! ... Freundschaft ja, aber nicht mit Leuten prügeln, nur weil sie schwarze Haare haben und nicht hier geboren sind! Da wartest du lange drauf. Und was soll jetzt werden? Das Einfachste wäre, wieder hinzugehen und die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Von wegen! Der macht sich nicht noch mal an denen die Finger schmutzig! Das meine ich auch nicht mit „in Ordnung bringen“. ... Unter normalen Menschen ist es üblich, dass sich der, der jemand Unrecht getan hat, bei dem andern entschuldigt! Auch wenn er, oder gerade weil er, ein Ausländer ist. Die haben es unter Hunderttausenden von Betonköpfen wie dir eh schon schwer genug. (zynisch:) Oh, die armen, armen Juffen, die tun mir ja so leid! Du bist ja so borniert, mit dir kann man sich über dieses Thema nicht sachlich unterhalten. Nee, das will ich auch gar nicht. Aha! Jetzt hast du endlich mal die Katze aus dem Sack gelassen. Du hast nämlich Angst, dass deine Vorurteile der Reihe nach auseinander genommen und widerlegt werden. Gib es auf, Bianka! Du wirst es nicht schaffen, deinen Vater zu missionieren. Er ist der Boss. Er hat das Sagen, und er hat Recht, er hat einfach Recht zu haben! ... Und wenn er mal Unrecht hat, dann ist er immer noch der Boss, ... und der Boss hat immer Recht, fertig, aus, Ende! Also, ich wüsste mal gern, welches Sensibelchen euch auf den sozialen Trip geschickt hat.... Das ist doch nicht mehr normal! Hör mal, Alex, ich will hier keine Wurzeln schlagen. Ich gehe wieder ins „Loop“. Willst du mit? ... Biankas Vorschlag finde ich übrigens gar nicht so schlecht.

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6 zu 7 7 zu 6 6 zu 7 3 zu 7 7 zu 3 3 zu 7 7 zu 3 zu allen 2 zu 7 3 zu 7 6 zu 3 und 7 7 zu 6 6 zu 3 und 7 7 zu 6 4 zu 6 6 zu 4 1 zu 6 2 zu 1 1 zu 2 und 3 4 zu 1 2 zu 4 4 zu 2 1 zu 4 4 zu 1 2 zu 4 1 zu 4 4 zu 1 und 2 1 zu 4 4 zu 1

Ja, im Grunde hast du Recht. Aber ich hab´ noch so ´ne Wut im Bauch. Nachher raste ich noch mal aus. Ich werde jetzt erst mal mein Outfit wieder aufmöbeln. OK, ich hau´ dann alleine ab. ... Ach, übrigens, diene Jacke hängt noch da. Oh, Scheiße, Mann! Verdammt! Warte, Jens, ich gehe mit, sie holen! Aber nicht dass du dann auch noch Randale machst! Wieso? Hat der mir was getan? Außerdem kenne ich so viele von denen aus dem „Akropolis“. ... Da fielen mir schon eher einige 150-prozentige Deutsche ein, wo es mir in den Fingern juckt. Also los, dann komm! Tschüss und schönen Abend noch! Wiedersehen, Jens! Ciao! Wartet mal eben! Was ist denn jetzt noch? (etwas verlegen:) Ja ... äh ... also ... äh, wenn ihr den Typ noch antrefft, dann sagt ihm, dass ... äh ... ich ... äh ... dass ... es mir leid tut. Ich würde ihm das beim nächsten Mal aber auch noch selbst sagen, ja? OK, machen wir! Salut! 3 und 7 verlassen den Raum. Sag´ mal, wo ist denn die Birgit eigentlich abgeblieben? Die ist sofort mit Jutta nach Hause geflüchtet. ... Ich weiß auch nicht, ob ich das wieder hingebogen kriege. ... Die muss sich ja auch ganz schön geschämt haben. Geschämt? ... Stolz müsste sie auf dich sein! Hör ich da richtig, stolz? ... Jetzt hört sich so langsam doch alles auf! ... Alex prügelt sich wegen nichts, beleidigt einen jungen Mann, Birgit haut ab. ... Und da soll er noch stolz drauf sein? ... Jetzt fange ich aber auch langsam an, an dir zu zweifeln! 6 zieht sich aus dem Raum zurück. (bockig:) Jetzt reicht ´s mir aber! ... Ist man denn heir der letzte Idiot, nur weil man Ausländer nicht ab kann? Wenn du schon so direkt fragst: Ja! ... Spielt es eine Rolle, woher jemand kommt? Ist es so wichtig, welche Haarfarbe, was für Augen er hat und welche Hautfarbe? ... Das Wichtigste ist doch, dass er nicht so ´n Arschloch ist wie ... wie... Versündige dich nicht, Bianka! Schon gut! ... Aber da packt mich immer die Wut. Eines Tages wirst du mir noch mit so einem ankommen. ... Da wette ich jetzt schon. 4 grinst 1 provozierend an. Wette gewonnen! ... Gratuliere! M..m..oment mal, Bianka! Wie meinst du das? Ich hoffe, ich habe dich jetzt falsch verstanden! Ihr habt mich genau richtig verstanden. Er will mich heute sogar hier abholen. Ach, daher!! Nichts, ach daher! ... Er kommt hier vorbei, und dann gehen wir zusammen zu seiner Folklore-Gruppe. Und danach gehen wir noch irgendwo ´ne Cola trinken mit seinen Kumpels.

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1 zu 4 4 zu 1 und 2 zu 1 1 zu 4 1 zu 2 2 zu 1 1 zu 2 5 zu 1 und 2 1 zu 5 2 zu 5 4 zu 1 und 2 zu 5 5 zu 1 und 2 1 zu 5 5 zu 1 1 zu 5 5 zu 1 2 zu 5 5 zu 1 und 2 2 zu 5 5 zu 2 4 zu 5 5 zu 4 4 zu 5 5 zu 4 4 zu 5 5 zu 4 4 zu 5 5 zu 4 zu 1 und 2 1 zu 5 5 zu 1

Der kommt mir hier nicht ins Haus! ... Ausgerechnet meine Tochter! Es schellt. 4 schaut nervös auf die Uhr und wird ganz unruhig. Oh, Mist! Schon so spät! ... Das ist er schon. Papa, jetzt tu mir bitte, bitte einen Gefallen: Vergiss einmal den ganzen Scheiß, der über Ausländer gelabert wird und lass mich ihn reinholen! Sonst weiß ich nicht, was ich tue: Bleibt mir ja jetzt nichts anderes übrig. ... Aber da reden wir später noch mal drüber. ... Erwarte nur nicht, dass ich ihm vor lauter Begeisterung um den Hals falle! 4 läuft aufgeregt zur Tür. Also, dieser Tag zählt bestimmt nicht zu den langweiligsten. Das kann man wohl sagen. ... Und jetzt noch dieser Hammer mit Biankas Gigolo! Warte erst mal ab! Vielleicht ist es ja nur ein Holländer oder Österreicher. 4 kommt mit 5 etwas verlegen und unsicher herein. Guten Tag! Tag! Ja, ..äh .. guten Tag! Ja, ..äh .. also, wie gesagt, ... Papa, Mama, .. das ist der Celil. ... ... ja, und das sind meine Eltern. 5 geht auf 2 und 1 zu und gibt ihnen höflich die Hand. Freut mich, Sie kennen zu lernen. 2 gibt 5 spontan die Hand, 1 zögert zwar erst ein wenig, gibt ihm auch die Hand und versucht, sich besonders zuvorkommend und korrekt zu verhalten. Er deutet auf einen Stuhl. Du da Platz nehmen? ... Du setzen? Da, bitte. 5 schaut verunsichert und entgeistert. Hilfesuchend versucht er, Blickkontakt zu 4 aufzunehmen. Danke schön.(setzt sich) Du .. wohnen .. hier in Stadt? Ja, ja! Und wie lange wohnen? Immer! ... Ich ... Deutschland geboren. Dann du ja schon fast deutsch? Ja, ich Schule gehen Deutschland, ich Beruf lernen, arbeiten Deutschland, ... ich Fußball Deutschland . 4 nimmt 5 diskret zur Seite. Sag mal, Celil, spinnst du jetzt total?.. Was ist denn auf einmal mit dir los? (für 1 und 2 hörbar:) Warum? ... Was soll los? Was hältst du denn plötzlich für ein dummes Gestammel ab? ... Rede doch wie immer! Und deine Eltern? ... Ich will sie nicht in Verlegenheit bringen. Wie, in Verlegenheit bringen? ... Ich verstehe dich nicht. Können deine Eltern richtig Deutsch? Klar können sie! Warum tun sie ´s denn nicht? ... Ich dachte schon, ihr seid Russland-Deutsche. Sie können ganz normal mit mir reden. Ich spreche genau so gut deutsch wie jeder Einheimische. Ist ja prima! ... Dann haben Sie ja in der Schule keine Probleme gehabt? Warum sollte ich? ... Ich bin sogar gern zur Schule gegangen.

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2 zu 5 5 zu 2 2 zu 5 5 zu 2 1 zu 5 5 zu 1 1 zu 5 5 zu 1 2 zu 5 5 zu 2 1 zu 5 5 zu 1 1 zu 5 5 zu 1 1 zu 5 4 zu 1 2 zu 5 4 zu 1 und 2 1 zu 4

Was machen Sie denn jetzt? Beruflich und so, meine ich. Ich hab´ Industriemechaniker gelernt, habe den Abschluss als Facharbeiter, bin mit der Fachoberschule fertig und studiere jetzt im 2. Semester Maschinenbau. Und wenn alles klappt, bin ich in drei Jahren Diplomingenieur für Maschinenbau. Toll! ... Dann muss aber Ihr Vater richtig zu Ihnen aufschauen, oder? Ganz und gar nicht! ... Wenn der die selben Chancen gehabt hätte wie ich, hätte ich es heute schwer, an ihn ran zu kommen. Der ist nämlich unheimlich fit und clever, technisch und so. ... Ihm fehlen eben nur die schulischen Abschlüsse. Er spricht auch nicht so gut deutsch wie ich, hat aber immer drauf geachtet, dass ich es richtig lerne. Sie sind ja richtig ehrgeizig! Ja, das bin ich. ... Man muss hier als Ausländer schon um einiges besser sein, um die selben Chancen zu haben. Sie rackern ja mehr als ein Deutscher! ... Wenn ich da so einige in der Nachbarschaft sehe, ... ... Wieso wie ein Deutscher? ... Gerackert wird überall. Was meinen Sie, wie meine Landsleute in meiner Heimat für wenig Geld schuften müssen! Ist das denn noch Ihre Heimat? Es wäre ja schade, wenn es nicht so wäre. Man verliert zwar immer mehr die Verbindung zur Heimat, ... Macht doch nichts! ... Sie werden hier gut ausgebildet, Sie wohnen hier, sie kennen hier ´ne Menge Leute, verdienen später mal gutes Geld, kriegen Ihren deutschen Pass... Mag sein, aber das ist es doch wohl nicht allein. ... Sehen Sie mal, ich lebe zwar gern hier, aber deshalb will ich doch noch lange nicht um jeden Preis Deutscher werden. ... Wir haben doch auch unsere eigene Muttersprache, unser Brauchtum, eine andere Religion, unsere Musik, unsere Tänze, unsere Kunst, unsere Literatur, überhaupt unseren ganz eigenen Lebensstil. ... Sie sollten zum Beispiel mal Landsleute von mir sehen, wenn die Hochzeit feiern. Da legen Sie die Ohren an. ... Das will keiner von uns so einfach sausen lassen. Das muss man doch bewahren, erst recht, wenn man im Ausland wohnt. Ja, ja, ... irgendwie ... na, klar! ... Wenn ich mal auswandern würde, egal wohin, ich würde wahrscheinlich auch nie ein richtiger Amerikaner oder Australier oder Kanadier werden. Irgendwie steckt das Deutsche so in einem drin. Sehen Sie! ... Sie würden zum Beispiel nie ein Weintrinker, auch wenn Sie 20 Jahre in Italien oder in Griechenland oder bei uns leben würden. Nee, bestimmt nicht. Ich würde natürlich zusehen, dass ich da unten an ein gutes deutsches Bier komme... Und an die Bildzeitung! Man kann ja trotzdem mit den Leuten da unten gut auskommen, auch wenn man an Dingen aus der Heimat festhält, ... wenn man zum Beispiel in der Familie und unter Bekannten deutsch redet und vielleicht auch mal da unten ein Schützenfest feiert und mal deutsch kocht oder so was. Das Problem ist doch nur, wie die Leuten in den Gastgeberländern die etwas andere Art der Gäste akzeptieren. ... Und das will ich euch sagen, da sind wir in Deutschland hundsmiserable Gastgeber, manchmal. Na, ja, vieles kennt man ja auch nicht so. Oder man denkt gar nicht darüber nach, weil man ja selten mit diesen Dingen zu tun hat.

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4 zu 1 1 zu 4 zu 5 5 zu 1 2 zu 5 5 zu 2 1 zu 5 5 zu 1 2 zu 5 5 zu 2 4 zu 1 1 zu 4 2 zu 1 1 zu 2 5 zu allen 1 zu 5 4 zu 1 1 zu 4 5 zu 1 2 zu 5 1 zu 2 5 zu 1 1 zu 5 5 zu 1 2 zu 5

Nanu! ... Solltest du dich etwa in deinem fortgeschrittenen Alter noch als lernfähig erweisen? Wieso,? Ich bin doch wohl allem gegenüber sehr aufgeschlossen! Was ich Sie noch fragen wollte: Was tun Sie denn, um sich nicht zu sehr von Ihrer Heimat zu entfremden? Wir lassen uns Zeitungen schicken, holen uns über Schüssel türkische Sender rein, treffen uns am Wochenende, machen gemeinsame Gottesdienste und fahren natürlich, so oft und so lange es geht, dorthin. Was mir allerdings zur Zeit am meisten Spaß macht, ist unsere Folklore-Gruppe, wo wir uns jede Woche zweimal treffen.... Da wollen Bianka und ich gleich hin. Und was machen Sie da? Wir üben traditionelle Tänze aus meiner Heimat ein. Und Bianka will sich das mal angucken, und wenn ´s ihr Spaß macht, will sie vielleicht mitmachen. Und was für Tänze sind das? Das ist schwer zu erklären. Aber kriegen Sie TRT im Fernsehen? Ja, wenn das dieser türkische Sender ist. Ja, genau! ... Da läuft gerade so was Ähnliches, wie wir es machen. Soll ich mal anmachen? Ja, los! Jetzt habt ihr mich aber neugierig gemacht. Komisch, sonst hast du immer sofort umgeschaltet, wenn so was im Fernsehen kam. Sonst! ... Aber jetzt interessiert es mich. Man will ja schließlich wissen, wie die eigene Tochter ihre Freizeit verbringt. 2 Alternativen für das Fernsehprogramm: 1. Eine Tanzgruppe präsentiert den Tanz auf der Bühne, und die Spieler schauen über den Fernseher hinweg der Tanzgruppe zu. Das Gespräch würde dann nach dem Tanz fortgesetzt. 2. Die Spieler schauen auf den Fernseher. Es ist türkische Musik zu hören, und das Gespräch wird während der Sendung fortgesetzt. Das ist ´n Ding! Das ist genau der, den wir gerade einüben! So ungefähr müssen Sie sich das vorstellen. Mein lieber Mann, der hat ja richtig Schmiss! Was dachtest du denn? Du hast wohl eher an so ´ne Suleika gedacht, mit Bauchtanz und Fransen am BH und Glöckchen am Hintern? Weniger! Aber ich habe bisher immer nur so Leiermusik gehört, so ungefähr wie bei den Schlangenbeschwörern. Na, ja, unsere Musik hat schon einen anderen Klang. Aber es gibt auch viel Gemeinsames. Bei uns gibt es auch flotte und langsame Musik. Und wir in unserer Gruppe tanzen nach der flotten, hauptsächlich. Das könnt´ ich mir schon vorstellen, dass das Spaß macht. Ich finde das toll, was Sie da machen. Komisch, dass bei uns kein Jugendlicher auf die Idee kommt, unsere schönen Volkstänze einzuüben. Vielleicht muss man erst einmal in der Fremde sein, um Dinge aus der eigenen Heimat schätzen zu lernen. Wer weiß? Da könnten Sie Recht haben. Vielleicht würde ich in meiner Freizeit heute ganz andere Dinge tun, wenn meine Eltern damals nicht ins Ausland gegangen wären. Dann sind diese Tänze also irgendwie Ihre Brücke nach Hause?

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4 zu 2 5 zu 4 1 zu 5 4 zu 1 1 zu 4 4 zu 1 1 zu 4 5 zu 4 1 zu 5 5 zu 1 4 zu 1 2 zu 4 1 zu 2 4 zu 1 5 zu 1 2 zu allen 5 zu 1 und 2 1 zu 4 4 zu 1 1 zu 4 5 zu 1 4 zu 1 1 zu 4 und 5

Nicht nach Hause! Zu Hause ist Celil hier in der Stadt, aber seine Heimat ist die Türkei. Ja, so ungefähr muss man das sehen. (beeindruckt:) Also, ich muss schon sagen, dass Sie mich sehr beeindrucken. Ich habe in den paar Minuten schon unheimlich viel Neues erfahren. Wer interessiert sich normalerweise auch schon für das Leben der Ausländer? Nur wenn die eigene abgedriftete Tochter auf der Bullenweide spielt, dann... Werd´ nicht unsachlich, ja! Ach, unsachlich? ... Kam der Vergleich nicht von dir? Ja, ja! Aber man muss ja nicht gleich alles so wörtlich nehmen. Das sind ja nur Ausnahmen. Man kann ja nicht von ganz wenigen auf alle schließen. Darf ich mal fragen, um was es hier geht? Vergessen Sie ´s! Das war eine ganz persönliche Sache zwischen Bianka und mir. Aha! Sollen wir die anderen persönlichen Sachen auch gleich mal richtigstellen? Vielleicht kann uns Celil dabei helfen. Musst du Papa jetzt so quälen? ... Man ändert sich nicht einfach mal so von heute auf morgen. Lass mal, ist schon gut! Sie hat ja irgendwo Recht. Aber wenn man sich ein richtiges Urteil über etwas bilden will, muss man sich vorher informieren. Aber das ist nicht immer so leicht, an sachliche Informationen zu kommen. Aber auch nicht so schwer! Frag´ mich, frag´ Celil oder sprich mit deinen ausländischen Arbeitskollegen! Ja, genau! Die sind froh, wenn sie über ihre Heimat sprechen können, auch wenn sie mal nicht so gut deutsch sprechen. Aber dadurch können sie ´s schneller lernen. Das auch! ... Und es tut ihnen gut, wenn sich jemand für sie interessiert. ... Meine Eltern mussten sich ja damals interessieren und viel fragen, um in Deutschland zurecht zu kommen, sie mussten Deutsch lernen und alles verstehen, was um sie herum passierte. Das war ganz schön schwer! Sie haben auch viel von den Deutschen gelernt. Und sie sind unheimlich stolz darauf, dass sie es hier geschafft haben, wo von jedem sehr viel verlangt wird. Hörst du, Bianka? Habe ich denn je etwas anderes behauptet? Nur, die Chance, auch von den Ausländern zu lernen, die haben wir bisher kaum genutzt. Was denn zum Beispiel? Das kann ich Ihnen sagen: Was meine Mutter kocht, das würde Ihnen, da bin ich mir sicher, sehr gut schmecken. Und übrigens: Obwohl uns viele Deutsche „Knoblauchfresser“ schimpfen, werden nur wenige Gerichte mit Knoblauch gekocht. Und da lassen viele ihn noch weg. ... Oder denken Sie an handwerkliche Dinge.... ... Oder wie ausländische Familien so leben und wie sie zusammen halten. Da gibt es so viele Dinge, die bei denen noch besser laufen als bei uns.Bei uns heißt es doch immer: Haste was, biste was! Aber bei denen spielen Konsum, Luxus und Karriere nicht die Hauptrolle. Vielleicht müsste es wirklich so sein: voneinander lernen, sich gegenseitig helfen, miteinander reden. Dann könnte man auch unbefangener und persönlicher miteinander umgehen.

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5 zu 1 4 zu 1und 5 5 zu 1und 4 4 zu 1 2 zu 5 5 zu 2 4 zu 2 5 zu 2 6 zu allen 1 zu 6 6 zu 5 5 zu 6 2 zu 6 6 zu 2 1 zu 6 6 zu 1 1 zu 6 6 zu 1 zu 5 5 zu 6

Dann gäbe es auch nicht mehr so viele Vorurteile. Die kommen doch nur daher, dass man nichts voneinander weiß. Oder wissen will, weil man es ja nicht nötig hat, über die was zu wissen. Unter diesen Vorurteilen leiden alle Ausländer, und meine Landsleute besonders. ... Da können wir auch tun, was wir wollen, dagegen kommen wir einfach nicht an. Die miesesten Typen sind dann die, die mit diesen Vorurteilen noch Stimmung machen, die den Leuten Angst einreden, dass ihnen die Ausländer Arbeitsplätze und Wohnungen wegnehmen, ... obwohl die schon zig Jahre hier wohnen und arbeiten. Aber so lange noch Leute das Wort Asylant als Schimpfwort benutzen, haben die wohl den Adolf noch nicht ganz aus dem Hirn. Es ist doch bestimmt reizvoll, mal was Neues zu entdecken, Sachen zu lernen, die es bei uns nicht gibt, zum Beispiel, könnte ich mir vorstellen. Ist es auch. Warum tust du ´s denn nicht? Man muss es aber auch von beiden Seiten sehen: Wir Ausländer müssen das nämlich auch tun, damit das Zusammenleben leichter wird. Einige tun da auch viel zu wenig, weil die sich da auch schwer tun, vielleicht weil sie wegen ihres schlechten Deutsch unsicher sind. Aber für Sie ist das mehr eine freiwillige Sache: Wenn man nicht will, muss man nicht. Da gehört dann schon ein gewisses Interesse dazu ... und etwas Mut und Rückgrat. Deshalb bin ich froh, dass Bianka so nette und unvoreingenommene Eltern hat. 4 räuspert sich grinsend und schaut 1 an, der 4´s Verhalten gar nicht richtig zu deuten versteht. 6 kommt in den Raum zurück. Er hat sich umgezogen und das Blut aus seinem Gesicht gewischt. Im Gesicht trägt er ein Pflaster. Am Auge hat er ein dickes „Veilchen. Er schaut 5 verdutzt an, scheint sich zu verfärben. 5 ist nicht weniger überrascht. Beide wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. (unfreundlich:) Was macht der (5) denn hier? Sag mal, welchen Ton schlägst du überhaupt hier an? Na, hast du dich schon bei meinen Eltern ausgeweint? Oder willst du auf Schadenersatz machen? Blödsinn! Ich bin nur gekommen, um... Warum fährst du Celil denn so an? Celil heißt er also, dieses freundliche Kerlchen! Hast du schon Brüderschaft mit ihm getrunken, mit Raki, diesem Rattengift? (energisch:) Du hältst jetzt mal den Mund, ja! ... Celil hat dir schließlich nichts getan! Hat er nicht?! ... Du machst mir vielleicht Spaß! ... Rat doch mal, wer mich im „Loop“ so vermöbelt hat? (verunsichert:) Wie?? ... Meinst du, ... Celil? 6 wird ruhiger, seine Stimmung löst sich, er kann ein leises Grinsen nicht mehr zurück halten. Na, klar! Ich dachte immer, bei euch wäre Ringen Volkssport. Aber mit den Fäusten bist du auch nicht gerade von Pappe. ... Du schlägst ja eine Rechte! ... Und das ohne Schweinefleisch und Koteletts. Alle Achtung! Tut mir leid. Ich wollte mich eigentlich nie provozieren lassen. Das haben

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6 zu 5 5 zu 6 6 zu 5 5 zu 6 6 zu 5 4 zu 6 5 zu 6 6 zu 5 1 zu 6 2 zu 6 6 zu 5 5 zu 6 6 zu 5 1 zu 6

meine Eltern mir schon eingebläut. ... Aber bei „Knoblauchfresser“ hab´ ich auf einmal rot gesehen. ... 5 reicht 6 die Hand, der nimmt sie an. Nimmst du meine Entschuldigung an? Nur, wenn du meine auch annimmst. Logo! ... Komm, wollen wir den Mist so schnell wie möglich wieder vergessen! ... Und übrigens wollte ich wirklich nur mal mit Birgit tanzen. Glaub´ ich dir. Aber wie kommt ´s denn, dass du ausgerechnet jetzt hier aufkreuzt, wenn du nicht wegen... Das hat mit deinem Veilchen nichts zu tun. Ich war schon seit vorgestern mit Bianka verabredet. Ich wusste gar nicht, dass ihr Geschwister seid. Bianka wollte mal mit zu unserer Folklore-Gruppe. Da soll ja die Post abgehen, hab´ ich gehört. Erstaunlich, so ganz ohne Bier und anderes Zeugs! Stimmt! Zwei aus meiner Klasse tanzen da auch schon mit. Hast du nicht auch Lust, mal mit zu kommen? Folklore? ... Ich weiß nicht, ... so ´n Tralala? Wäre doch mal was ganz anderes! Lass dich doch nicht so feiern, Junge! Ne, geht nicht. ... Ich muss gleich zu Birgit, Schönwetter machen. Da könnte ich ja anschließend mitgehen, ... ein gutes Wort für dich einlegen. Ach, ich weiß nicht, ... jetzt, so mit dem Veilchen? Warum stellst du dich denn eigentlich so an? ... Geh doch mit! ... Oder hast du was gegen Ausländer?? Die verwirrten Blicke von 2, 4 und 6 richten sich plötzlich auf 1, der seinerseits über die Reaktion der drei überrascht scheint. Das Bühnenlicht erlischt.