Just draw it. - einfuehrung /...

40
GESCHICHTE DER ZEICHNUNG Texte und Aufgabenstellungen Roland Bühs Just draw it.

Transcript of Just draw it. - einfuehrung /...

  • KUNSTS. 1

    Geschichte der ZeichnunGtexte und AufgabenstellungenRoland Bühs

    Just draw it.

  • KUNSTS. 2

    Inhalt

    Die Zeichnung - Überblick 3

    Epochenübersicht 3

    Epochenfigur: Wann und wo ist welche Epoche? 4Aufgabe zum Überblick 11

    Zeichenflächen und Materialien 12Zeichenflächen, dünn zeichnende Stifte 12Kohle und Kreide 12Feder, Pinsel 12Aufgabe zu Zeichenflächen und Materialien 13

    Elemente der Zeichnung 14Die Linie 14Geschichte der Linie 14Schraffur 14Aufgabe zu Elementen der Zeichnung 15

    Lavieren 16Kombinierte Techniken 16Aufgabe zu Lavieren und Kombinationstechniken 17

    Typologien 18Scribble 18Skizze 18Entwurf 18Studie 18Vorzeichnung 18Aufgabe zu Typologien 20

    Zeichentechniken 21Darstellungsmittel 21Technik 21Aufgabe zu Zeichentechniken 22

    GESCHICHTE 23Prähistorische Zeit, Antike und Mittelalter 23Renaissance, Barock und 18. Jahrhundert 2319. und 20. Jahrhundert 24Östliche Kulturen 25Comics 25Aufgabe zur Geschichte der Zeichenkunst 27

    Theorie der Zeichnung 28Aufgabe zur Theorie 29

    Vom Scribble zur Reinzeichnung - Beispiel Logoentwicklung 30Aufgabe zu Scribbles 30

    Farbtafel 31

  • KUNSTS. 3

    Die Zeichnung - Überblick

    Die Zeichnung ist aus dem Wunsch entstanden, die Welt mit ihren sichtbaren Veränderungen gestaltend zu erfassen. Die Zeichnung entsteht rasch, und ihre lineare Gliederung ist ständig sichtbar. Sie erfüllt eine Menge von Aufgaben und spannt sich von der Kinderzeichnung über das Stilleben, die Illustration, die Natur- und Landschaftsdarstellung, die Bildniszeichnung bis hin zur Architekturzeichnung, Ihre Anwendungsgebiete sind vielfältig wie auch ihre Mittel, die von diversen Stiften und den unterschiedlichsten Typen von Federn bis hin zur Verwendung des Pinsels reichen. Als Skizze, Entwurf, Studie oder Werkzeichnung bereitet die Zeichnung den oft äußerst Arbeitsintensiven Weg zu den Werken der Malerei, Plastik und Architektur.Eine Zeichnung bedeutet die Gestaltung von Umrissen auf einer Fläche wie Papier, Leinwand, Pappe, Putz, Glas, Bein und Stein unter Zuhilfenahme von Linien, Farbe und Schattierung. Zur Anfertigung einer Zeich-nung werden trockene Zeichenmittel wie Bleistift (Graphit), Silberstift (besonders im 15. Jahrhundert), Rötel (seit Leonardo da Vinci), Kreide, Pastell, Kohle, Buntstifte, und flüssige Zeichenmittel wie Tinte, Sepia, Tusche, Wasserfarbe, Gouache oder Deckweiß benutzt oder auch Kombinationen dieser Hilfsmittel. Flüssige Zeichen-mittel werden mit Federn (bis ins 19. Jahrhundert Gänsekiel, später Metallfeder) und Pinsel aufgebracht. Graphische Verfahren wie Holzschnitt, Kupferstich, Radierung (siehe Druckgraphik und druckgraphisches Gestalten) und Lithographie nehmen die Zeichenkunst zum Ausgang.Die Zeichnung ist die älteste Kunstübung und stellt auch heute noch die Grundlage sämtlicher bildenden Künste (einschließlich Bildhauerei) dar. Die Zeichenkunst ist ein wichtiger Ausbildungszweig an den Kunstaka-demien, beim Architekturstudium und an technischen Fachschulen (zum Zeichnen mit technischen Gerä-ten siehe technisches Zeichnen).

    EpochenübersichtDATEN GESCHICHTLICHE EREIGNISSE KUNSTSTILE UND EPOCHEN375476800950

    VölkerwanderungEnde des weströmischen ReichesChristianisierungKarolinger / Karl der GroßeKlosterreform zu Cluny

    SPÄTANTIKEFRÜHES MITTELALTERMosaiken in Ravenna / frühchristliche BasilikenKarolingische Renaissance / Buchmalerei

    10771096

    Kampf zwischen Kirche und Staat; Heinrich IV./ Gregor VII. (Canossa); Beginn der Kreuzzüge, Staufische Kaiser;

    BLÜTEZEIT DER ROMANIK; Dome zu Hildesheim, Speyer, Worms;Steinplastik (Bamberg, Naumburg)

    1250 Staufische Kaiser; Friedrich Barbarossa;Interregnum: Verfall der kaiserlichen Macht

    BLÜTEZEIT DER GOTIK;Fresken; Kathedralen/ Münster zu Paris, Freiburg, Straßburg, Ulm

    1356 Aufblühen der Städte (Hanse); Kurfürsten/ ,,Goldene Bulle“

    Steinplastik (Straßburg, Köln) Altarbilder (St. Lochner)

    1492 Habsburger Hausmachtpolitik; Maximilian I.; Entdeckung Amerikas (Christoph Columbus); Reformation durch Martin Luther; Karl V.

    BLÜTEZEIT DER RENAISSANCE Begegnung mit der Antike; ,,Endeckung des Menschen“;Stadtpaläste in Italien (Florenz), Perspektive in der Malerei:

    1520 Karl V.; (bis 1558) Gegenreformation; Glaubenskriege MANIERISMUS Herausbildung des „Künstlertyps“ Leonardo da Vinci, Michelangelo, Raffael, Dürer, Grünewald, Riemenschneider;

    1618 Dreißigjähriger Krieg (bis 1648);Absolutismus; Ludwig XIV. (1638-1715); Peter der Große (1672-1725); Aufklärung

    BLÜTEZEIT DES BAROCK; Prachtkirchen (St. Peter, Vierzehnheiligen), Prachtschlösser (Versailles, Schönbrunn); Malerei: Rubens, Rembrandt;

    1776 Aufgeklärter Absolutismus Friedrich II. (1712-1786); Menschenrechts- (Unabhängigkeits-) Erklärung, Vorläufer der Industriealisierung

    ROKOKO; Schloß Sanssouci; Kirchen in Wies und Birnau

    1789 Französische Revolution KLASSIZISMUS Formideal der Antike; C. Fr. Schinkel (neue Wache, Schauspielhaus in Berlin);

    1814 1830/48

    Napoleon I. (1799-1815);Wiener Kongreß Restauration;Revolutionen; Industrielle Revolution

    ROMANTIK, BIEDERMEIER, NATURALISMUS Malerei: (C. D. Friedrich, C. Spitzweg, W. Leibl)

    1871 Deutsche Reichsgründung (Bismarck) IMPRESSIONISMUS (C. Monet, A. Renoir);1914 19181939

    Imperialismus; Erster Weltkrieg (bis 1918);Weimarer Republik;Zweiter Weltkrieg (bis 1945/ Hitler)

    EXPRESSIONISMUS (E. Munch, ,,Blauer Reiter“);KUBISMUS P. Picasso)ABSTRAKTE KUNST (W. Kandinsky/ P. Klee); SURREALISMUS (S. Dali);

    1950 Ost-West-Konflikt;Atomzeitalter

    MODERNE NACH DEM WELTKRIEG Pop, Op, Fotorealismus, Neue WildeLand-Art, Street-Art

  • KUNSTS. 4

    2000

    1950

    1900

    1850

    1800

    1750

    1700

    1650

    1600

    1550

    1500

    1450

    1400

    1350

    1300

    1250

    1200

    1150

    1100

    1050

    1000

    950

    900

    850

    800

    750

    700

    650

    600

    550

    500 Knie: 476 Ende Weströmisches Reich

    450

    400

    350

    300

    250

    200

    150

    100

    50

    0

    Epochenfigur: Wann und wo ist welche Epoche?Trage die Epochen in die Zeitleiste ein. Lege eine Skala mit deiner Größe daneben und merke dir, wo die Epo-chen beginnen (du musst sie aber nicht unbedingt eintätowieren)

  • KUNSTS. 5

    Zei

    chnung

    Beginn ist ca. 20.000 v.Chr. Motive sind vor allem die Jagd, der Krieg, vermutlich magische Symbole, gefolgt von (3000 v.) zeichnerischen Entwürfen auf Tonscherben. Ab 1000 v. werden Tonvasen zu Zeichnungsträgern, ab 500 v. gibt es Zeichnungen auf grundiertem Holz und die mit Silberstift auf Pergament.

    Vorzeit / Antike

    Frau beim Besuch eines Grabes, ca. 440–430 vC. Piraeusrömische Zeichnung aus Villa Massimo, al Termine, RomÄgypisch

    Zeichnung als Magie und als Entwurf

  • KUNSTS. 6

    Zei

    chnung

    Hier hat die Zeichnung Bedeutung als Mittel des Entwurfs und gewinnt eine besondere Bedeutung in der Buch-malerei. Wichtig sind Miniaturen und Margi-nalzeichnungen in Handschriften. Mit der Papierherstellung (ab dem 14. Jh. ) häufen sich Studien und Übungszeichnungen. In den Mal-schulen sind Meisterzeichnungen und Skizzenbücher weit verbreitet, auch als Vorlagen. Bei den mittelalterlichen Buchillustrationen handelt es sich in der Regel um kolorierte Zeichnungen.

    Mittelalter

    Villard de Honnecourt, um 1230–1235 Initiale für Gloria in excelsis, Corbie Psalter, Fr. frühes 9. Jh Musterbuch für Initialen ca. 1175

    Mittelalterliche Buchmalerei aus dem Heidelberger Sachsenspiegel, um 1300

    Die Zeichnung ist Mittel der Einübung und des

    Erlernens, kein autonomes Kunstwerk

  • KUNSTS. 7

    Zei

    chnung

    Die wichtigste Neuerung ist die Ent-wicklung der Zentralperspektive. Der Zeichnung wird Mittel des Studiums wird zum Entwurfsmedium und zum Sammlerobjekt. Ab der Renaissance sind viele Zeichnungen in Skizzenbü-chern enthalten, meist auf Papier mit Silberstift, Kohle, Rötel und weißer Kreide, auch Feder, Pinsel und Tin-te werden verwendet. In Nordeuropa dominieren Drucke , Italien Zeich-nungen. Künstler wie Rembrandt hin-terlassen über 2000 Zeichnungen.

    Neuzeit I - 15 Jahrhundert

    Leonadrdo, perspektivische Vorzeichnung Rembrandt, Schauspieler, 1609/1669 Rubens, Löwin, um 1614-1615

    Überlieferte Zeichnungen

    aus dieser Zeit sind Skizzen,

    Entwürfe, Studien und Vor-

    studien zur Malerei.

  • KUNSTS. 8

    Zei

    chnung

    Im 18. Jahrhundert entsteht eine Neu-entwicklung durch Verwendung von Buntkreiden und Pastellfarben. In Frankreich wird eine prägende Form-sprache entwickelt. Beliebte Sujets sind Porträtstudien – Ausdruck der bürgerlichen Betonung des Individu-ums – und Landschaftszeichnungen. Die Zeichnung gewinnt immer stärker an unterschiedlichen gestalterischen Elementen. Ausdruck dafür ist zum Beispiel die enge Verbindung von Zeichnung und Aquarell.

    Neuzeit II - 18 Jahrhundert

    Liotard, Das Schokoladenmädchen, 1744

    Chardin, Selbstporträt 1771 Piranesi, Zeichnung, 2. Hälfte 18. Jh. Boucher Die Wasserfälle von Tivoli 1730

    Die Poussinisten - der Strich lasse die Sache erkennen und arbeite damit das Wesentli-

    che einer bildlichen Darstellung heraus, setzt sich allgemein durch.

  • KUNSTS. 9

    Zei

    chnung

    Das 19. Jhd. ist geprägt durch eine große Vielfalt an zeichnerischen Mit-teln und die Grenze zwischen Malerei und Zeichnung verwischt durch Ver-wendung von Pastellfarben, Kreiden durch Verwischen und Verreiben. Im Pointillismus und Impressionismus scheinen die klassischen zeichneri-sche Mittel ganz zu verschwinden.

    Moderne I - 19. Jahrhundert

    Seurat Die Pappeln um 1883–1884

    Toulouse-Lautrec, Im Eispalast: Eine Berufsschönheit 1896 Van Gogh, Zypressen 1889 Redon Junge Frau, um 1882

    Das Fragment als das Abgebrochene

    und Unvollendete wird gerade in der

    Zeichnung entdeckt

  • KUNSTS. 10

    Zei

    chnung

    Pollock, Number 7, 1951

    Im Expressionismus dominiert der ausdruckstarken Strich. Ob ein Bild Zeichnung oder Malerei ist, lässt sich nicht mehr eindeutig beantworten - akademischen Formregeln sollen nicht mehr ohne weiteres gelten.Als eigenständiges Medium erlangt die Zeichnung vor allem in der Po-pulärkultur Bedeutung, z. B. bei Ka-rikatur und Comic. Ungewöhnliche Techniken und Formen geben neue Impulse für die moderne Zeichnung.

    Moderne II - 20. Jahrhundert

    Giacometti, Hinter dem Spiegel, 1961Ernst, Histoire Naturelle, 1926

    Die Zeichnung ist

    nicht mehr festgelegt

    auf lineare Darstel-

    lung und reduzierten

    Farbeinsatz.

  • KUNSTS. 11

    Aufgabe zum ÜberblickErstelle dir eine eigene Synopse mit Hilfe dieser Bilder. Ordne die Bilder Epochen zu, schreibe einen kurzen Kommentar zur Zeichnung und zur Epoche. Schneide sie aus, ordne sie den Epochen zu und versuche im Internet zu recherchierten, von welchem Künstler sie stammen. Finde mindestens zwei.

  • KUNSTS. 12

    Zeichenflächen und Materialien

    Zeichenflächen, dünn zeichnende StifteAls Zeichenflächen waren im Lauf der Geschichte unterschiedliche Materialien in Verwendung. Für künstleri-sche Handzeichnungen wurde das in China erfundene und ab dem 13. Jhdt in Europa verbreitete Papier von besonderer Bedeutung. Der historische Vorgänger des Papiers ist das Papyrus, das aus dem Schaft der Papy-ruspflanze gewonnen wird.Das heute unter den dünn zeichnenden Stiften vorherrschende künstlerische Zeichenmittel ist der Blei-stift. Seine Miene besteht aus einer Mischung von Graphit, Ton und einigen Beigaben. Je nach Mischung ist die Miene härter oder weicher.Farbstifte bzw. Buntstifte entstanden im 19. Jh.. Durch hinzumischen von Blutstein, Ruß, Zinnober, Ultrama-rin, usw. Die Mienen der heute im Handel erhältlichen Stifte sind zum Größten Teil synthetisch hergestellt.Der Graphitstift, zeitlich unmittelbarer Vorgänger des Bleistiftes wird aus Graphit erzeugt und fand besonders während des 16. Jh. vielfache Anwendung. Im Vergleich zum Graphitstift erweist sich der Bleistiftstrich als eher matt und blaugrau. Der Silberstift ist seit der Antike bekannt er galt als das eigentliche Medium der autonomen Zeichnung. Damit sein Stift aufgenommen wird, der dann als zarte, graue Linie erscheint, bedarf es einer aufwendigen Grundie-rung der Zeichenfläche.Der Bleigriffel wurde vom Altertum als Schreibmittel auf Pergament verwendet und hauptsächlich für Vor-zeichnungen eingesetzt. Er hinterläßt auf dem Papier eine zarte, grauschwarze Linie.

    Kohle und KreideEine weichere Zeichenweise und der Wusch nach größeren Formaten brachten ab dem 15. Jhdt. breit zeich-nende Stifte in allgemeinen Gebrauch.Die Kohle ist eines der ältesten Zeichenmitteln. Ihr Strich ist leicht zu korrigieren und erzeugt durch Verwi-schen Schattierungen. Die Ölkohle ist eine besondere Form der Kohle. Sie wird vor dem Gebrauch mit Leinöl getränkt, um das Ab-stauben zu verhindern. Die Naturkreide wird in Bergwerken gewonnen. Sie hinterläßt einen braun-, oder schwarz- grauen, glanzlo-sen Strich, der sich tonig verwischen läßt. Seit den 17. Jhdt. gibt es Kunstkreide. Sie entsteht aus einem Vorgang, bei den feiner Ruß mit verschiedenen Bindemitteln gepreßt wird. Ihr Strich ist gleichmäßig dicht, von großer Haltbarkeit und haftet besser auf der Papieroberfläche. Die weiße Kreide besteht aus Kalk oder Gips. Als Zeichenflächen dienen Farbige Papiere. Das Rötel ist ein Gemenge aus Ton und Eisenocker. Seine Farbigkeit reicht vom hellen Rot bis zum matten Braun.Bei der Pastellkreide werden Farbpigmente mit Tonerde gemischt und mit wasserlöslichen Bindemitteln versetzt. Es gibt sie in Hunderten verschiedenen Farbabstufungen. Sie wird mit dem Stift, mit den Fingern, mit Wischern oder dem Pinsel aufgetragen. Als Zeichenfläche wird Naturpapier verwendet. Die Wachskrei-den sind technische Variationen der Pastellkreide.

    Feder, PinselAls ältestes dieser Zeicheninstrumente gilt die Rohrfeder, diese wird aus Schild oder Bambus gefertigt. Ein Rohr wird durch einen Schrägschnitt zugespitzt. Durch Eintauchen oder durch Einstreichen mit dem Pinsel wird die Flüssigkeit im Rohr gespeichert und fließt langsam über die gespaltene Spitze auf die Zeichenfläche zurück. Auf demselben Prinzip beruht die Kielfeder, die aus Federn von Gänsen, Schwänen und Raben ange-fertigt wird. Später kam dann die dauerhaftere Metallfeder hinzu. Eine besondere Rolle beim Zeichnen spielt der Pinsel, der in Seinen Linienzügen weicher und geschmeidiger ist als die Feder. Die zeitlich letzte Entwicklung auf dem Gebiet der übertragenen Mitteln stellen die Filzstifte dar. Bei ihnen fließt die gespeicherte Farbflüssigkeit durch ein dichtes Geflecht aus Kunstoffasern ab.

  • KUNSTS. 13

    Aufgabe zu Zeichenflächen und MaterialienKlebe ein. Mindestens sechs Abbildungen von Zeichnungen mit Materialien, die du nicht kennst. Auswahl: Papyrus, Farbstiftzeichnung, Graphitstiftzeichnung, Silberstiftzeichnung, Bleigriffelzeichnung, Pergament, Kohlezeichnung, Ölkohlezeichnung, Naturkreidezeichnung, Kunstkreidezeichnung, weiße Kreidezeichnung, Rötelzeichnung, Pastellkreidezeichnung, Wachskreidezeichnung, Federzeichnung, Pinselzeichnung, Filzstift-zeichnung. Bitte beschriften. Schreibe auch daneben, aus welcher Epoche die Bilder stammen.

  • KUNSTS. 14

    Elemente der Zeichnung

    Die Linie Grundtechnik der Zeichnung ist das Zeichnen einer Linie. Im reinen Konturenzeichnen markiert die Linie die Grenzen der Umrisse eines Gegenstandes und charakteristische Kontraste, wie sie sich zum Schatten ergeben. Ohne jede Schattierung lassen sich so die Grundzüge eines Gegenstandes festhalten, beispielsweise die Um-risse einer Frucht, die sich von seinem Hintergrund abgrenzt, und Falten, die ja nichts weiter sind als kontrast-starke Schatten. Auch bei nicht-gegenständlicher Darstellung ist die Linie das hervorstechende Merkmal, auch wenn in der modernen Zeichnung die Grenzen nicht immer eindeutig zu ziehen sind.

    Geschichte der Linie Die Linie als das spezifische Charakteristikum der Zeichnung hat historische Entwicklungen durchlebt: Ob-gleich die Linie als individuelles Markenzeichen jedes Zeichners anzusehen ist, gab es in der Renaissance einen allgemein anerkannte Linientyp, die „schöne“ Linie, die rund, schwingend oder kurvig war. Darüber hinaus existierten gerade und starre Linientypen im Bereich des architektonischen Zeichnens. Der volle Linienreich-tum entstand mit dem Impressionismus, weil sich die Beziehung zum beschreibenden Gegenstand lockerte. Eine „Befreiung der Linie“ hin zur gegenstandslosen Zeichnung erfolgte erst im 19. Jahrhundert, etwa im Werk von Honoré Daumier. Die bis dahin dominante schön-kurvige Linie wurde nun um bisher als nicht bild-würdig erachtete eckige, sperrige und ruinöse Linientypen ergänzt. Neue Ausdrucksmöglichkeiten der Linie fanden sich überdies im Werk von Paul Klee und der expressiven Zeichnung Pablo Picassos.

    Schraffur Die Schraffur setzt den zeichnerischen Gedanken der Linie in der Fläche fort. Sie wird eingesetzt, um in der Zeichnung räumliche Effekte und unterschiedliche Tonwerte darzustellen. Dazu werden in gleichmäßigen Ab-ständen dünne Linien in einem Winkel schräg zur Hauptlinie gezogen. In der reinen Zeichnung ist es verpönt, dabei die Linien so eng zu ziehen, dass sie verschmieren – zum Beispiel durch einen schräg gehaltenen Bleistift – weil damit die Grenze zu Malerei als einem flächigen Arbeiten überschritten wird. Mittlerweile ist aber auch dieses flächige Arbeiten mit Graphit und Kohlestiften weit verbreitet.Weitere Abstufungen in den Tonwerten lassen sich durch eine zweite Schraffur erzeugen, die leicht versetzt über die erste Schraffur gesetzt wird und deren Linien kreuzt. Man spricht deshalb auch von Kreuzschraffur. Mit dem Mittel der Kreuzschraffur lassen sich bei gleichbleibender Liniestärke viele verschiedenen Schattie-rungen und Tonwerte erzeugen. Besondere Bedeutung hat die Kreuzschraffur beim farbigen Arbeiten, weil durch verschiedenfarbige Schraffuren neue Farben erzeugt werden können.

    David: Stehender Mann Rembrandt Harmensz van Rijn: Ein Elefant

  • KUNSTS. 15

    Aufgabe zu Elementen der ZeichnungVergleiche die Zeichnungen David, Rembrandt und die auf dieser Seite im Hinblick auf Modellierung der Vo-lumen und die Umsetzung mit Linie und Schraffur. Erstelle eine Tabelle mit 5 Spalten und fülle diese entspre-chend aus.

  • KUNSTS. 16

    LavierenDie Lavierung kommt bei flüssigen Zeichenmitteln als Technik zur Schattierung und Tönung zum Einsatz. Das klassische Einsatzgebiet ist das Lavieren von Tuschezeichnungen. Dazu wird die fertige Linienzeichnung durch stark verdünnte, wasserlösliche Tusche getönt. Wie beim Aquarell, von dem diese Technik übernom-men wurde, arbeitet man von hellen zu dunklen Tönungen. Die Nähe von Aquarellmalerei und Zeichnung wird auch darin sichtbar, dass Zeichnung mit Hilfe von Aquarellfarben farblich eingetönt werden – entwe-der monochrom oder mit mehreren Farben. Zwar kommen in der Praxis zuweilen auch andere Farben zum Einsatz, aber Aquarellfarben und wasserlösliche Tinten eignen sich vor allem deshalb, weil sie transparent oder zumindest nur teilweise opak sind und dadurch den Eindruck vermeiden, bloß nachträgliche Eintönungen bzw. -färbungen zu sein.

    Kombinierte Techniken Viele Künstler überschreiten die Grenzen, die bestimmten Zeichentechniken gesetzt sind, indem sie unter-schiedliche Zeichen- und Maltechniken miteinander kombinieren. Klassische Beispiele sind kombinierte Gra-phit- und Tuschezeichnungen, mit Tusche lavierte Bleistiftzeichnungen oder Tusche- und Bleistiftzeichnungen mit Aquarelltechniken. Auch das Höhen, also das Setzen von Glanzlichtern durch den Einsatz von Deckweiß gehört zu den klassischen Methoden.Je stärker die Grenzen zwischen Malerei und Zeichnung verwischt wurden, desto stärker kamen auch flächige Malmethoden zum Einsatz. Dazu gehört zum Beispiel das Schattieren mit Hilfe des „Schummerns“. Schum-mern heißt, mit einem Graphit- oder Kohlestift großflächig vermalen, statt zu schraffieren. Auch das nach-trägliche Verwischen mit dem Finger oder einem speziellen Wischer (Estompes) oder das Polieren mit einem weißen Stift bzw. einem Polierstift gehören dazu. Umgekehrt werden in der Malerei ursprünglich klassische Zeichenmethoden eingesetzt, und zwar nicht nur als Vorskizze, sondern bereits als Ausführung. In der Aqua-rellmalerei kommt häufig die Pinselzeichnung zum Einsatz.Weitere Beispiele für kombinierte Techniken sind die Collage, Sgraffito und verschiedene Nasspinseltechniken.

    Paolo Ucello: Lavierte Zeichnung

  • KUNSTS. 17

    Aufgabe zu Lavieren und KombinationstechnikenSchau dir die Zeichnung genau an. Sie ist in einer Mischtechnik hergestellt. Versuche die einzelnen Techniken zu identifizieren, beschreibe sie und kringle die entsprechende Passage auf dem Bild ein.

  • KUNSTS. 18

    TypologienBeim Abzeichnen sichtbarer Objekte handelt es sich um die graphische Wiedergabe von Eindrücken, die mit den Augen aufgenommen werden. Da es nicht möglich ist, alle Aspekte eines Gegenstands auf einer ebe-nen Fläche festzuhalten, besteht die Kunst des Zeichnens darin, dem Betrachter mitzuteilen, was er auf der Zeichnung nicht sehen kann. Die Entscheidung, wie dabei verfahren wird, erfordert Umsetzungsvermögen, das sich erst mit zeichnerischer Erfahrung einstellt. Bei einer Skizze handelt es sich um eine Zeichnung, die in gestraffter Form nur die entscheidenden Einzelheiten des Objekts wiedergibt.Die verschiedenen Schulen des Zeichnens unterscheiden sich dadurch, inwieweit die Beschränkungen, die die einfarbige Gestaltung mit sich bringt, überwunden werden. Bei mancher Skizze werden die Umrisse, Kon-turen und typische Kennzeichen eines Gegenstandes dargestellt. Die Kraft der reinen Linie zur Andeutung unterschiedlicher Oberflächenstrukturen und zur Wiedergabe von Details wird beispielhaft in der chinesi-schen und japanischen Kunst deutlich, besonders bei Schwarzweißzeichnungen.

    ScribbleEin Scribble ist die erste intutive Wiedergabe eines Einfalls. Scribble kann auch mit „Gekritzel übersetzt wer-den.

    SkizzeDie Skizze gilt als nächster Schritt zur Vorzeichnung, und ist die früheste zeichnerische Festlegung eines Einfalls. Da sie meist schnell entsteht, läßt sie ruhiges, methodisches Arbeiten nicht zu. Sie zeugt vielmehr von der momentanen Inspiration des Künstlers und streicht ganz deutlich dessen individuelle Handschrift hervor. Der Spanier Pablo Picasso zeigt, wie die Lösung für eine endgültige Bildgestaltung mit Hilfe von Skizzen ge-sucht und gefunden wird.

    EntwurfAus dem gesammelten skizzenhaften Material wird eine Kompositionsskizze erstellt, die als Basis für die Entwurfzeichnung dient. Die eingebrachten überlegungen nehmen Gestalt an, und die Bildstruktur verdichtet sich. Der Künstler versucht alle Teile so zueinander zu stellen, daß sie ein einheitliches Ganzes ergeben. Die eEntwurfe des Niederländers Anthonies van Dyck zeigen wie der Künstler versuchte die räumliche Verteilung der Figuren und Massen in der Entwurfzeichnung zu erproben.

    StudieNach der Konkretisierung der Bildidee in der Entwurfzeichnung folgt das zeichnerische Studium der Eizelhei-ten. Studien entstehen als eigenständige Blätter , unabhängig von der übrigen Bildgestaltung. Der Italiener Leonardo da Vinci weist der Zeichnung durch Hervorhebung ihres Studiencharakters eigene Kompetenz zu.

    VorzeichnungVon der unmittelbaren Vorzeichnung spricht man, wenn alle Teilbereiche der Bildgestaltung ausformuliert sind und der Prozeß des Zeichnens als beendet anzusehen ist.

  • KUNSTS. 19

  • KUNSTS. 20

    Aufgabe zu TypologienNutze die Bilder auf den vorigen zwei Seiten. Beschrifte das Bubble-Diagramm mit den Typen von Zeichnung und schreibe die Merkmale der jeweiligen Typs in die Bubbles. Versuche die Bilder zuzuordnen. Formuliere, wo es Unklarheiten in der Zuordnung gibt und warum.

    Typologie

  • KUNSTS. 21

    ZeichentechnikenDie Grundprinzipien des Zeichnens sind stets dieselben, welches Medium auch immer zur Anwendung kommt. Der Künstler stellt seine Beobachtungen an, skizziert dann die vorherrschenden Strukturlinien seines Gegenstandes, dessen Konturen und die größeren Flächen. Die wichtigeren Details werden hinzugefügt, es folgen Korrekturen. Bei diesen Arbeitsgängen spielen die Leichtigkeit der Skizzierung und sichere Linienfüh-rung eine Rolle.

    DarstellungsmittelJe nach Darstellungsmittel werden verschiedene Techniken angewandt. Mit der Zeichenfeder lässt sich am genauesten arbeiten, denn sie hinterlässt eine unauslöschliche Spur. Unterschiedliche Schattierungen müssen durch Tupfer, eng gesetzte Linien und Kreuzschraffur angedeutet werden. Ein Meister der Federzeichnung muss auch ein Meister der reinen Linie sein. Mit Kohle und Pinsel ist es fast unmöglich, feine Linien zu ziehen. Das gilt auch für die Arbeit mit dem Pinsel. Bleistift und Buntstift erfordern ebenfalls die Verwendung der Linie, erlauben aber auch breite, weiche Striche und Abtönungsmöglichkeiten mit dem Wischer. Dunklere Schattierungen und größere einfarbige Flächen werden mit dem Bleistift angedeutet, während die Farbe des Papiers für die Wiedergabe der Zwischentöne verantwortlich ist. Die Meister der Renaissance, die den Gra-phitbleistift, eine Erfindung des 16. Jahrhunderts, noch nicht kannten, benutzten für ihre Arbeit auf Perga-ment oder schwerem Papier ein Zeichengerät mit einer Spitze aus Blei oder Silber, so dass eine hellgraue Linie entstand. Häufigere Verwendung fand jedoch rote Kreide. Auch die Gänsefeder diente zum Zeichnen, bis sie im 19. Jahrhundert von der Stahlfeder verdrängt wurde.

    TechnikDie Technik des perspektivischen Zeichnens wird bei der Handzeichnung und dem Zeichnen mit Geräten angewandt. Sie zielt darauf ab, einen Gegenstand in seiner dreidimensionalen Erscheinungsform aus einem bestimmten Blickwinkel darzustellen. Dabei geht es nicht um künstlerischen Ausdruck, sondern um den konstruktiven Aspekt. Der Gegenstand wird mit den Verkürzungen gezeichnet, die das Auge des Beobachters aus dem entsprechenden Blickwinkel wahrnimmt. Die exakten Winkelabstände, Dimensionen, Verzerrungen und Verkürzungen jedes Teilbereichs werden jedoch durch mathematische Größen bestimmt, nicht durch den bloßen visuellen Eindruck.Eine Zeichnung kann dann mit zusätzlichen farbigen Linien, mit Licht und Schatten vervollkommnet werden. Damit verlässt sie das Gebiet der technischen Zeichnung und wird zum künstlerischen Ausdruck. Es ist für einen Zeichner unmöglich, Landschafts- und Gebäudeformen korrekt wiederzugeben, ohne im perspektivi-schen Zeichnen ausgebildet worden zu sein. Entprechende Kenntnis ist unabdingbar für Kulissenmaler, und sie bildet die Grundlage der optischen Raffinements des Bühnenbildes. Die japanische Kunst löste das Prob-lem der Perspektive ganz anders. Der Blick des Betrachters schweift hier fast ausnahmslos aus der Vogelpers-pektive über die Szenerie.

    Dürers Apparat zur Erforschung der Perspek-tive

  • KUNSTS. 22

    Aufgabe zu ZeichentechnikenWelche Technik setzt die Künstlerin hier ein und woran kann man das erkennen? Beschreibe möglichst de-tailliert dieses Verfahren, so dass es als Artikel in dem Buch „Zeichnungen bestimmen“ Verwendung finden könnte.

  • KUNSTS. 23

    GESCHICHTE

    Prähistorische Zeit, Antike und MittelalterWährend der Altsteinzeit wurden in Afrika, Asien und Europa auf Knochen, Felswänden und in Höhlen Tiere abgebildet, und zwar offensichtlich in einem kultischen oder religiösen Kontext. Beispiele sind die Höhlen von Altamira in Spanien und Lascaux in Frankreich.Im antiken Ägypten dienten Tuschezeichnungen auf Papyrus und Steingutfragmente, in die man Figu-ren und Muster eingeritzt hatte, als Vorlage für Maler und Bildhauer. In Mesopotamien waren es Ritz-zeichnungen auf Tontafeln. Diese Zeichnungen, die zunächst nur eine strenge Frontalansicht und über-triebene Formen zeigten, erhielten im Lauf der Zeit mehr und mehr naturgetreue Züge, wie im antiken Ägypten und in Assyrien.Aus dem antiken Griechenland und Rom sind nur wenige Vorzeichnungen auf Holztafeln, Pergament, Metall, Stein und Elfenbein erhalten geblieben. Aus-geführte Zeichnungen, wie sie auf griechischen Vasen zu sehen sind, spiegeln den Entwicklungsweg von der stilisierten, archaischen Form zur Idealisierung der Gegenstände in der Klassik und schließlich zur natu-ralistischen Behandlung der menschlichen Gestalt. Die Zeichnung der Römer war hingegen im Großen und Ganzen, wie auch ihre Porträtkunst, dem Realismus verpflichtet.In den Klöstern des Mittelalters wurden religiöse Tex-te auf Pergament abgeschrieben, die man dann mit Initialen, Schmuckrändern und illuminierten Bildern versah. Während der Romanik dienten Zeichnungen als Vorlagen für die Buchmaler, aber auch als Kar-tons oder Vorzeichnungen für Fresken und Skulptu-ren. Als Bildthemen dienten in der Regel allegorische Umsetzungen von Glaubensinhalten. Dies nahm am Ende der Gotik eine radikale Wendung, so in den Silberstift- und Federzeichnungen von Jan van Eyck und Rogier van der Weyden, die im Studium der Natur die göttliche Wahrheit suchten.

    Renaissance, Barock und 18. JahrhundertIn der Renaissance erfuhr die Zeichenkunst durch die von den Humanisten getragene Wiederentdeckung der griechisch-römischen Antike, die Erfindung der Vervielfältigungstechnik des Druckens, die Verfügbar-keit von Papier und die breitere Palette an Zeichen-geräten einen Entwicklungsschub. Die Meister der Renaissancezeichnung vermittelten in ihren Werken ein Verständnis für die Formen der Natur und deren Idealisierung, sei es nun, weil diese als vorbereiten-de Studien für Bilder oder Skulpturen dienten oder weil damit zum ersten Mal die Zeichnung autonom geworden war. Zu den herausragenden Leistungen auf diesem Gebiet gehören die anatomischen Studien und technischen Entwürfe von Leonardo da Vinci und die Figurenstudien von Michelangelo und Raffael. Die Zeichnungen Tintorettos, der Manieristen Jacopo da Pontormo und El Greco sind von stärkerem persön-lichen Ausdruck. Fast surrealistisch muten dagegen die Zeichnungen des flämischen Malers Hieronymus Bosch an. Realistische Beobachtungen hingegen

  • KUNSTS. 24

    zeigen die Zeichnungen des Flamen Pieter Bruegel des Älteren, Albrecht Dürers und Hans Holbeins des Jüngeren.Im 17. Jahrhundert zeugen die von der Strichführung lebenden, lavierten Rohrfeder- und Pinselzeichnun-gen von Rembrandt und die Porträtstudien in Rötel und Farbkreiden des Flamen Peter Paul Rubens schon von barocker Dramatik und Gestaltungskraft. Im Ge-gensatz dazu stehen einige lavierte Federzeichnun-gen des Franzosen Nicolas Poussin mit ihrer ruhigen architektonischen Ordnung.Die lavierten Pinselzeichnungen der französischen Maler Antoine Watteau und Jean-Honoré Frago-nard im 18. Jahrhundert sind typisch für das Roko-ko, während der aufkommende Klassizismus sich in den Kreide- und Kohlestudien vonPierre Paul Prud’hon manifestiert. Wieder andere Gegensät-ze innerhalb des 18. Jahrhunderts findet man im Vergleich der ruhigen, realistischen Zeichnungen von Gegenständen des Alltags von Jean-Baptiste Siméon Chardin und den lavierten Federzeichnungen des Spaniers Francisco de Goya, der den Krieg und die soziale Ungerechtigkeit satirisch thematisierte.

    19. und 20. JahrhundertDie rapiden politischen und wirtschaftlichen Um-wälzungen des 19. Jahrhunderts spiegelten sich in zahlreichen Kunststilen, die im Wesentlichen von Paris ausgingen, wider. Der Klassizismus, der sich in den straff gespannten Konturen der Figuren- und Porträtzeichnungen des Jean Auguste Dominique Ingres zeigt, wetteiferte mit der romantischen Dramatik in den breit angelegten Zeichnungen der Franzosen Eugène Delacroix und Théodore Géricault, den Nachtgeschichten des in England tätigen Schweizers Heinrich Füssli, den Milton-Illustrationen des Engländers William Blake und mit den deutschen Romantikern Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich. Der Münch-ner Johann Georg Dillis zeichnete und aquarellierte frisch empfundene realistische Landschaften. Gus-tave Courbet verwendete die Schraffur, um seinen offensiven Realismus zu unterstreichen. Honoré Daumier war als satirischer Zeichner berühmt. Der Realismus dominiert auch in den Zeichnungen der amerikanischen Künstler Gilbert Stuart, George Catlin, John James Audubon, Winslow Ho-mer und Thomas Eakins.Was die englischen Landschaftsmaler John Cons-table und Joseph Mallord William Turner in ihren Aquarellen vorweggenommen hatten, setzte Claude Monet in einen neuartigen Stil um, der sich durch lose miteinander verknüpfte Linien auszeichnete, um so Gegenstände als verschwimmende Flächen zu de-finieren. Der mit der Rohrfeder in Parallelstrichen ar-beitende Vincent van Gogh brach die Bildfläche auf, während sein Kollege Paul Gauguin mit größeren monochromen Flächen arbeitete. Paul Cézanne ver-wendete die gebrochene Linie, um so Strukturebenen zu schaffen. In seinen Kohlezeichnungen nutzt Geor-

  • KUNSTS. 25

    ges Seurat die Maserung des Papiers aus, wobei eine dunstige Atmosphäre evoziert wird. Der herausra-gende deutsche Zeichner war zu jener Zeit Adolph von Menzel, dessen zeichnerisches Werk gegen-wärtig weltweit in der Kunstgeschichte erstmals eine ihm entsprechende Beachtung findet. Wichtige deutsche Zeichner des Impressionismus waren Max Slevogt, Max Liebermann und Lovis Corinth.Im 20. Jahrhundert führte der Kubismus im Werk von Pablo Picasso und Georges Braque zur Entste-hung der abstrakten und der konstruktivistischen Zeichnung. Im Zug des französischen Surrealis-mus und des amerikanischenAbstrakten Expres-sionismus entstanden spontanere, offene Zeich-nungen. Auch experimentierte man mit Textur, Raster und Collage. Die Expressionisten und deren Nachfolger bedienten sich häufig der Zeichnung als Ausdrucksmittel: Zu nennen sind Ludwig Meid-ner und v. a. Max Beckmann, der ein großer Zeichner des 20. Jahrhunderts war. Ein realistischer Ansatz zeigt sich in den Zeichnungen der amerikanischen Künstler George Bellows und Edward Hopper, bei der Deutschen Käthe Kollwitz und dem Mexikaner Diego Rivera.Im späten 20. Jahrhundert ist die Vielfalt dieser Kunstrichtung beeindruckend. A. R. Penck, David Hockney und Jean Dubuffet verknüpfen ihre Zei-chenkunst mit verschiedenen Drucktechniken. Eine Sonderstellung nimmt Joseph Beuys ein, der die akademische Zeichenkunst schon in jungen Jahren hinter sich gelassen hatte und mit floralen Mustern und Körperstereotypen arbeitete.

    Östliche KulturenIn China, Japan und Korea wird zwischen Zeichnung, Malerei und Kalligraphie so gut wie nicht unterschie-den. Jedes Begriffszeichen ist sowohl Symbol für die Natur als auch der Natur nachempfundener Entwurf. Zwar zeigt fast jede ältere Zeichnung – es handelt sich dabei meist um die Darstellung religiöser Figuren – gleichmäßige Linien, doch weisen neuere Land-schaftsdarstellungen und andere Werke der profanen Kunst auch kalligraphische Absichten auf, die eine größere Gestaltungsvielfalt ermöglichen. Farbe gilt lediglich als schmückendes Beiwerk. Eine intuitive Maltechnik war das Aufspritzen von Tinte, die im 13. Jahrhundert der chinesische Zen-Mönch Mu-Ch’i Fa-Ch’ang und andere entwickelt hatten.Die frühe islamische Kunst, die unter dem Einfluss der arabischen Kalligraphie stand und wegen des Bil-derverbots keine Menschen abbilden durfte, brach-te komplizierte Blumenmuster und geometrische Muster hervor. Später stand die Kunst der Zeichnung, insbesondere im Rahmen der persischen Buchmale-rei, unter dem Einfluss Chinas und des europäischen Realismus, wobei doch figürliche Szenen zur Dar-stellung gelangten. Dadurch wurde wiederum die Zeichenkunst in der Türkei und im Indien des 16. und 17. Jahrhunderts beeinflusst.

    ComicsUnter Comicstrips (engl. „komische Streifen“) oder Comics versteht man gezeichnete Bilderzählungen,

  • KUNSTS. 26

    in denen mit mehreren Bilderkästchen (panels) eine Geschichte erzählt wird. Der Text, dem eine unter-geordnete Rolle zukommt, wir durch Sprechblasen (ballons) vermittelt.Die ersten Comics umfassten meist eine Zeitungsseite und erzählten abgeschlossene kleine, meist komische Geschichten, mit einem abschließenden Gag - daher kommt auch der Name. Die Hauptfiguren haben ty-pische Charakterzüge und durchleben immer wieder ähnliche Situationen. Die einzelnen Folgen sind zwar abgeschlossen, können aber auch als eine Fortset-zungsgeschichte gesehen werden.Die Anfänge des Comics liegen im 18. und 19. Jahr-hundert mit der grafischen Publizistik. Die Reihungen von Bildern entstanden aus Illustrationsfolgen und einer Bilderliteratur wie die Bilderromane von Rodol-phe Toepffer. Die Sprechblasen finden sich zunächst in der Karikatur. Gefördert wird der Trend zu Bilder-geschichten durch bekannte satirische Zeitungen wie der „Simplicissimus“ oder „Kladderadatsch“ und „Fliegende Blätter“, die englische Zeitung „Punch“ oder die französische „Charivari“.Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde der Konkurrenzdruck unter den Zeitungen sehr groß. So entwickelten sich besonders die Unterhaltungs-teile der Blätter. Zunächst tauchten in den farbigen Wochenendausgaben, dann an den Wochentagen schwarzweiße Bildergeschichten mit witzigem Cha-rakter auf. Durch ihre periodische Form sollten die Leser veranlasst werden, das Blatt immer wieder zu lesen.

  • KUNSTS. 27

    Aufgabe zur Geschichte der ZeichenkunstFinde zu den hier vorgestellten Epochen mindestens eine Zeichnung. Du kannst dich ganz einfach an den Künstlernamen orientieren. Drucke sie aus, beschrifte sie richtig und klebe sie ein.

    Formuliere jeweils die Besonderheiten dieser Epoche anhand deiner Zeichnung nach folgendem Muster:Die Künstler dieser Epoche bedienten sich häufig folgender Ausdrucksmittel: .......

    Das kann man auch bei der vorliegende Zeichnung sehen, und zwar: .....

  • KUNSTS. 28

    Theorie der Zeichnung(1) Die Zeichnung betont die Linienführung und Umrisse eines dargestellten Gegenstandes. Dabei ist die Linie als künstlerisches Mittel selbst abstrakt. Insofern die Zeichnung Gegenstände naturalistisch, d. h. „nach der Natur“ darstellt, reduziert der Zeichner die Natur auf das für das Auge Wesentliche der Wahrnehmung. Abstraktion und Reduktion von visuellen Information auf die bloße Kontur ist eine bedeutende intellektuel-le Leistung. Deshalb gilt die Schule der Zeichnung gemeinhin auch als Grundschule des aufmerksamen und genauen Sehens.(2) Dennoch ist der eigenständige Wert einer Zeichnung erst seit dem 15. Jahrhundert allmählich erkannt worden. Zwar galt bereits in der mittelalterlichen Kunstlehre die Zeichnung als eine Grundlage der Kunst, aber sie war nur Mittel der Einübung und des Erlernens, kein autonomes Kunstwerk. Unklar war in der theoreti-schen Bewertung der Zeichnung im Verhältnis zur Malerei, was grundlegendere Bedeutung hat: die Entwick-lung des Bildes aus der Linie oder aus der Farbe. Überlieferte Zeichnungen aus dieser Zeit sind Skizzen, Ent-würfe, Studien und Vorstudien zur Malerei. (3) Dass überhaupt Zeichnungen überliefert sind, ist dem Umstand zu verdanken, dass diese Zeichnungen als Geschenkblätter sehr beliebt waren, insbesondere wenn sie von berühmten Malern stammten oder Vorstu-dien berühmter Werke waren. An der grundlegenden Wertung hielt man allerdings fest: Die theoretische Betrachtung ging von einem Zwei-Stufen-Modell aus, nämlich der Idee für ein Bild, wie sie sich in einer skizzierten Zeichnung niederschlägt und der Ausführung der Idee als der eigentlichen künstlerischen Leistung. Bedeutende Zeichner wie Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer haben in der Zeichnung in erster Linie eine Möglichkeit gesehen, sich ein Sujet systematisch zu erarbeiten, mit dem Ziel, diese Studien für die zweite Stu-fe, die Ausarbeitung etwa in einem Gemälde, zu verwenden. Als Zwischenschritt von der Idee zur Ausführung galt das Aquarell, das in der Kunsttheorie lange Zeit der Zeichnung selbst zu- und untergeordnet wurde, und zwar als nachträglich kolorierte Zeichnung.(4) Die Aufwertung der Zeichnung in der Kunsttheorie setzt mit Federico Zuccaros Überlegungen zum Ver-hältnis von Idee (concetto) und Zeichnung (designo) (1607) ein. Im Streit zwischen dem Primat der Linie und dem Primat der Farbestellt er sich auf die Seite der Zeichner. Zuccari vergleicht die Zeichnung mit dem göttlichen Schöpfungsakt. Am Anfang der Schöpfung steht die Idee als einer Art innerer Zeichnung (concetto; Konzept). Dieser geistige Akt äußert sich in der Zeichnung (disegno), die in ihrer Ursprünglichkeit mit der Idee eins ist. Sie ist die notwendige äußere Gestalt der Idee. Die weitere künstlerische Ausgestaltung ist dann nur noch Zugabe und Vollendung. Zuccari nimmt mit seinen Äußerungen Stellung zu einem zunächst in der aka-demischen Kunst Italiens geführten Streit, der aber schon bald in ganz Europa geführt wird. Neben Italien ist ein Schwerpunkt der Auseinandersetzung Frankreich, wo sich für das Primat der Linie die sogenannten Pous-sinisten einsetzen, für das Primat der Farbe die Rubenisten.(5) Der akademische Diskurs mündet in eine allgemeine Anerkennung des Primats der Linie, mit der Folge, dass in der Zeichenlehre die Zeichnung zur Grundtechnik erklärt wird. Allerdings gibt es eine Tendenz, die Zeichnung auf Zeichentechnik zu verkürzen und ihr verstärkt wieder den Charakter der vorbereitenden Studie und Übung zuzuschreiben. Zugleich wird die Zeichnung aber auch zunehmend als eigenständiger künstle-rischer Ausdruck anerkannt. Eine breite Sammlerbewegung tut ihr übriges, um die Zeichnung neben den akademischen Auseinandersetzungen auf dem sich entwickelnden Kunstmarkt zu etablieren. Es sind vor allen Liebhaber und Kenner, die im 18. Jahrhundert dem Eigenwert der linearen Darstellung zum Durchbruch ver-helfen. Insbesondere Pierre-Jean Mariette betont in seinen Publikationen den besonderen Wert des Schwarz-weiß-Kontrastes ohne Kolorierung. Mariettes Auffassung, der Strich lasse die Sache erkennen und arbeite damit das Wesentliche einer bildlichen Darstellung heraus, setzt sich allgemein durch und wird wegbereitend für die Aufwertung der Zeichnung als eigenständige Kunstgattung im 20. Jahrhundert.(6) Unterstützt wird dieser Prozess im 19. Jahrhundert durch die romantische Entdeckung des ästhetischen Reizes des Fragments. Das Fragment als das Abgebrochene und Unvollendete wird gerade in der Zeichnung entdeckt. Es birgt die genialische Ursprungsidee, die gerade deshalb fasziniert, weil sie unausgeführt bleibt. Statt dessen wird in der Zeichnung die Handschrift des Zeichners sichtbar: Man sieht ihm gewissermaßen bei der Arbeit zu. Bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel wird deshalb die Zeichnung als eine der höchsten Künste angesehen.(7) Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts bleibt es bei der theoretischen Unterscheidung von Zeichnung und Malerei. In der akademischen Bewertung behält die Zeichnung zudem ihren untergeordneten Rang. Die künstlerische Praxis beginnt sich aber zunehmend von den normativen Ansprüchen der akademischen Ästhe-tik zu lösen. Künstler wie Paul Cézanne beginnen damit, das Prinzip der Linie für die Zeichnung anzuzweifeln und entwickeln Zeichnungen aus farblichen Eindrücken heraus. Die alte Diskussion zwischen „Zeichnern“ und „Malern“, die nach dem Primat von Linie oder Farbe für die Malerei gefragt hatten, betrifft nun die Zeich-nung selbst. Sie ist nicht mehr festgelegt auf lineare Darstellung und reduzierten Farbeinsatz. Die verschiede-nen Kunstbewegungen am Anfang des 20. Jahrhundert nehmen diesen Ansatz auf, so dass die theoretische Grenze zwischen Malerei und Zeichnung zunehmend verwischt.

    123456789

    10111213141516171819202122232425262728293031323334353637383940414243444546474849505152535455565758

  • KUNSTS. 29

    Aufgabe zur Theorie

    Lies den Text sorgfältig durch und erarbeite dann die Inhalte folgendermaßen:• Finde zu jedem Abschnitt die Überschrift. Beispiel: (8) Die Zukunft der Zeichnung

    • Finde in jedem Abschnitt drei wichtige Aspekte und markiere sie. Beispiel: (8) Digitalisierung, Virtuelle Realität, Einfluss der Fotografie

    • Formuliere zu den Aspekten jeweils einen Satz, warum du ihn für wichtig hältst. Beispiel (8): Dieser Aspekt ist offensichtlich wichtig, weil die Welt der modernen Zeichnung immer mehr durch digital überarbeitete Illustrationen dominiert wird (Zeile 66)• Finde in den Bildern unten gute Beispiele für folgende Konzepte: Rubenisten, Poussinisten, Löslösung

    vom Prinzip der Linie, Reizes des Fragments, Studie.

  • KUNSTS. 30

    Vom Scribble zur Reinzeichnung - Beispiel LogoentwicklungEin Scribble ist der erste intutive Einfall zum Aussehen des Logos. Scribble kann auch mit „Gekritzel über-setzt werden. Es werden mindesten 10 - 20 verschiedenen Scribble angefertigt. Auch sollte man diesen Prozess über einen etwas größeren Zeitraum führen, damit die Ideen sich auch unterscheiden. Die Phase der Scribbleerstellung ist die schwierigste aber auch kreativste der Layoutphasen.Wichtige Merkmale eines Scribble sind:• das Format entspricht proportional dem Endformat• Schriften und Grafik werden als Strichzeichnungen dargestellt• der Text ist noch unvollständig

    Die Etappe der Rohlayouterstellung beginnt mit der Auswahl von 2 bis 3 der besten Scribbleentwürfen zur Weiterverarbeitung. Die Scribble-Ideen sollten dabei ein paar Tage geruht haben (wenn man die Zeit hat), so entscheidet man unabhängig vom letzten Eindruck. An diesen Entwürfen wird nun weiter gefeilt und gear-beitet. Veränderungen und Erweiterungen beim Rohlayout gegenüber dem Scribble sind:• das Format des Rohlayout entspricht dem Endformat• Text ist ausformuliert - Typografie ist erkennbar• Grafiken werden deutlich skizziert• Farben werden eingesetzt

    Die letzte Etappe ist die Reinlayouterstellung. Typografie, Grafik- und Farbkomposition werden optimiert. Das Reinlayout hat die Aufgabe, einen möglichst realen Eindruck der geplanten Druckvorlage des Logos zu vermitteln. Gegenüber dem Rohlayout ändert sich beim Reinlayout noch:• Textteile werden ausformuliert dargestellt• typografische Stile sind deutlich erkennbar• Grafiken, Bilder liegen entsprechend dem Original als Skizze vor

    Aufgabe zu Scribbles

    Lies den Text sorgfältig durch und betrachte die Zeichnungen, beantworte dann folgende Fragen:

    • Warum fertigt man viele kleine Scribbles an?

    • Warum erstellt man die Scribbles proportional im Endformat?

    • Worin besteht der Unterschied zwischen Scribbles und Rohlayout?

    • Worin besteht der Unterschied zwischen Rohlayout und Reinzeichnung?

  • KUNSTS. 31

    im Uhrzeigersinn: Skizze, Entwurf, Vorzeichnung, Studie

    Farbtafel

  • KUNSTS. 32

  • KUNSTS. 33

  • KUNSTS. 34

  • KUNSTS. 35

  • KUNSTS. 36

  • KUNSTS. 37

  • KUNSTS. 38

  • KUNSTS. 39

  • KUNSTS. 40