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24 Ra d Markt 2/2014 Fahrradmarktmonitor 2014 MARKT Der RadMarkt publiziert exklusiv Auszüge aus der soeben erschienenen Studie Fahrradmarktmonitor 2014 der Firma Dr. Grieger und Cie. Nicht nur Enthusiasten kamen zu Wort, denn befragt wurde ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung. Die Studie enthält Aussagen grundsätzlicher Natur und solche zu konkreten Aussichten 2014. Demnach könnten zum Beispiel 600.000 verkaufte Elektroräder drin sein. Fragt sich nur, zu welchem Preis, denn da haben die Deutschen teils realitätsferne Vorstellungen. Kampf um Preise und Kunden G ehen wir mitten hinein in ausgewählte Resultate: Das Cityrad dominiert im Bestand der Deutschen mit 38,9 Prozent, gefolgt von Trekkingrädern mit 20,9 Prozent und Mountainbikes mit 19,3 Prozent. Elektro- räder liegen nur bei 2,9 Prozent, denn mit einem Verkaufs- anteil von jetzt rund zehn Prozent sickern sie erst allmählich in den Fahrradbestand ein. Nach dem sehr negativen Pedelec-Test der Stiftung Warentest 2013 und anderen Hinweisen zu angeblichen oder tatsächlichen Mängeln an Fahrrädern zeigt die Studie, wie die breite Bevölkerung mit ihren bestehenden Fahrrä- dern zufrieden ist. Und siehe da: Die Menschen sind zu 86,1 Prozent zufrieden und nur zu 1,9 Prozent unzufrieden mit den Fahr- rädern, die sie besitzen – unabhängig vom Fahrradtyp. Und die Zufriedenheit ist bei Pedelecs sogar am größten. Mit dem Design ihres Fahrrades sind nur 3,3 Prozent unzu- frieden. Markenbekanntheit: Die üblichen Verdächtigen Die Fragen zur Markenbekanntheit ergaben kein über- raschendes Bild. Die Fahrradbesitzer taten sich schon schwer, die eigene Marke zu nennen, was nur 70 Prozent der Befragten gelang. Die häufigen Nennungen von Kettler, Hercules, Pegasus, Diamant und Peugeot korrespondieren nicht immer mit der wirklichen Marktbedeutung. Die Besitzer der am häufigsten angegebenen Marken sind sich jedenfalls am meisten bewusst, was sie fahren. Am ehesten glauben Besitzer von Pedelecs und Rennrädern, sie wüssten, welche Marke sie fahren (knapp 94 Prozent), bei Cityrädern glauben es nur zwei Drittel zu wissen. Bei der ungestützten Bekanntheit bilden Kettler, Hercules, Pegasus und Diamant eine Spitzengruppe: Pegasus hat durch die massive ZEG-gestützte Präsenz im Handel und auf der Straße zum Spitzenduo aufgeschlossen; Diamant profitiert von der ausgeprägten Vorrangstellung in der ehemaligen DDR und bringt es dort auf eine rekord- verdächtige gestützte Bekanntheit von 75,4 Prozent; Kettler führt das Feld im Westen an mit 73,1 Prozent gestützter Bekanntheit; Hercules und Pegasus folgen da erst mit Werten etwas über 50 Prozent. Ungestützt liegt Kettler bundesweit mit 16,5 Prozent vorn, Hercules und Pegasus bringen es auf gut 11 Prozent. Investitionsbereitschaft steigt … 60 Prozent besitzen ihr Fahrrad seit einem bis fünf Jahren, was auf eine ordentliche Erneuerungsquote schließen lässt. Für jeden 13. Fahrradbesitzer steht eine Neuanschaffung bereits nach einem bis drei Jahren an.

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Der RadMarkt publiziert exklusiv Auszüge aus der soeben erschienenen Studie Fahrradmarktmonitor 2014 der Firma Dr. Grieger und Cie. Nicht nur Enthusiasten kamen zu Wort, denn befragt wurde ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung. Die Studie enthält Aussagen grundsätzlicher Natur und solche zu konkreten Aussichten 2014. Demnach könnten zum Beispiel 600.000 verkaufte Elektroräder drin sein. Fragt sich nur, zu welchem Preis, denn da haben die Deutschen teils realitätsferne Vorstellungen.

Kampf um Preise und Kunden

Gehen wir mitten hinein in ausgewählte Resultate: Das Cityrad dominiert im Bestand der Deutschen mit 38,9 Prozent, gefolgt von Trekkingrädern mit

20,9 Prozent und Mountainbikes mit 19,3 Prozent. Elektro­räder liegen nur bei 2,9 Prozent, denn mit einem Verkaufs­anteil von jetzt rund zehn Prozent sickern sie erst allmählich in den Fahrradbestand ein.

Nach dem sehr negativen Pedelec­Test der Stiftung Warentest 2013 und anderen Hinweisen zu angeblichen oder tatsächlichen Mängeln an Fahrrädern zeigt die Studie, wie die breite Bevölkerung mit ihren bestehenden Fahrrä­dern zufrieden ist.

Und siehe da: Die Menschen sind zu 86,1 Prozent zufrieden und nur zu 1,9 Prozent unzufrieden mit den Fahr­rädern, die sie besitzen – unabhängig vom Fahrradtyp. Und die Zufriedenheit ist bei Pedelecs sogar am größten. Mit dem Design ihres Fahrrades sind nur 3,3 Prozent unzu­frieden.

Markenbekanntheit: Die üblichen Verdächtigen

Die Fragen zur Markenbekanntheit ergaben kein über­raschendes Bild. Die Fahrradbesitzer taten sich schon schwer, die eigene Marke zu nennen, was nur 70 Prozent der Befragten gelang. Die häufigen Nennungen von Kettler, Hercules, Pegasus, Diamant und Peugeot korrespondieren nicht immer mit der wirklichen Marktbedeutung. Die Besitzer der am häufigsten angegebenen Marken sind sich jedenfalls am meisten bewusst, was sie fahren. Am ehesten glauben Besitzer von Pedelecs und Rennrädern, sie wüssten, welche Marke sie fahren (knapp 94 Prozent), bei Cityrädern glauben es nur zwei Drittel zu wissen.

Bei der ungestützten Bekanntheit bilden Kettler, Hercules, Pegasus und Diamant eine Spitzengruppe: Pegasus hat durch die massive ZEG­gestützte Präsenz im Handel und auf der Straße zum Spitzenduo aufgeschlossen; Diamant profitiert von der ausgeprägten Vorrangstellung in der ehemaligen DDR und bringt es dort auf eine rekord­verdächtige gestützte Bekanntheit von 75,4 Prozent; Kettler führt das Feld im Westen an mit 73,1 Prozent gestützter Bekanntheit; Hercules und Pegasus folgen da erst mit Werten etwas über 50 Prozent. Ungestützt liegt Kettler bundesweit mit 16,5 Prozent vorn, Hercules und Pegasus bringen es auf gut 11 Prozent.

Investitionsbereitschaft steigt …

60 Prozent besitzen ihr Fahrrad seit einem bis fünf Jahren, was auf eine ordentliche Erneuerungsquote schließen lässt. Für jeden 13. Fahrradbesitzer steht eine Neuanschaffung bereits nach einem bis drei Jahren an.

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Für ein neues Fahrrad gaben die Teilnehmer dieser Studie im Durchschnitt 512 Euro aus. Trennt man die Käufer nach dem Kalenderjahr, in dem sie ihr Fahrrad gekauft haben, ist der Durchschnittspreis jedoch seit 2008 stetig gestiegen – um 28 Prozent bis 2012, wo fast 620 Euro angelegt wurden. Hier spielt sicherlich das Aufkommen des Elektrorades eine Rolle. Interessanterweise liegt Thüringen an der Spitze bei der Investitionsbereitschaft, während sonst der Osten hinter dem Westen liegt. Und je häufiger die Kunden ein neues Rad kaufen, desto mehr geben sie dafür aus.

Beim Neukauf eines Fahrrades sind sichere Bremsen das wichtigste Kriterium, doch letztlich liegen viele auf die Qualität bezogene Eigenschaften eng beieinander; der Preis ist nur ein Kriterium im Mittelfeld der Prioritäten. Die Fahr­radmarke fällt deutlich ab – eine echte Markenbindung liegt kaum vor. Was das Design betrifft, so wird die Kraft des Retrotrends offensichtlich überschätzt; nur jeder fünfte Käufer bevorzugt einen Retrolook. Sieben von zehn Kunden wertschätzen dagegen ein klares Design. Die Präferenzen unterscheiden sich bei Kriterien und Design nur unwesent­lich zwischen den Geschlechtern. Am deutlichsten ist noch der Unterschied bei der Schaltung, auf die Männer mehr Wert legen, während Frauen stärker zu einer fest instal­lierten Beleuchtung tendieren. Die Markenbindung ist bei Männern höher; Frauen dagegen zeigen mehr Hang zum Retrodesign.

Bei den Kaufabsichten der Fahrradtypen waren Mehr­fachnennungen möglich, so dass man die Zahlen nur in Relation zueinander interpretieren kann. Interessant ist, dass das Cityrad so unangefochten vorn liegt, und das obwohl das Hollandrad, eigentlich eine Untergruppe des Cityrades, schon auf dem vierten Rang folgt. Ein Kaufinte­resse von 10 Prozent bei Pedelecs wirkt jedenfalls glaub­würdig. Auf die Frage, wie hoch die konkrete Kaufabsicht für 2014 einzuschätzen sei, sprachen 5,5 Prozent von einer hohen, sehr hohen oder starken Wahrscheinlichkeit. Das Forschungsunternehmen rechnet das auf ein Potential von drei Millionen Fahrradkäufen 2014 hoch – sicher nicht zu optimistisch gerechnet, denn laut Zweirad­Industrie­Verband (ZIV) liegt die Verkaufszahl in den letzten Jahren relativ konstant bei vier Millionen Fahrrädern.

… aber nicht immer genug

Ein etwas überraschendes Ergebnis der Befragung ist der Geldbetrag, den die Teilnehmer bei einem Fahrradkauf anzulegen bereit sind. Der noch höchste Durchschnittsbe­trag kommt beim Triathlonrad zusammen mit 1.303 Euro, gefolgt vom Pedelec mit 1.088 Euro und dem Liegerad mit 1.040 Euro. Damit liegt eine erstaunliche Diskrepanz vor zwischen dem tatsächlich im Markt gegebenen Preisspek­trum und den Beträgen, die die Kunden durchschnittlich anlegen möchten. Die Unkenntnis der Marktpreise ist wirk­lich profunde, selbst wenn man einrechnet, dass sich ein Teil der Kaufabsichten auf Gebrauchträder bezieht.

Diejenigen Teilnehmer der Befragung, die bereits ein Neu­Fahrrad gekauft haben, haben sich dagegen an

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die Preise gewöhnt; sie gaben für ein Pedelec im Durch­schnitt 1.654 Euro aus und für ein Rennrad knapp 1.270 Euro. Mountainbikes und Trekkingräder liegen etwa bei 770 und 620 Euro, für City­ und Hollandräder wurden um die 400 Euro ausgegeben.

Interessanterweise werden zu 20 Prozent Gebraucht­räder gekauft. Bei Pedelecs sind es aber nur 10 Prozent, bei Hollandrädern fast 40 Prozent. Wie es bei einem Innova­tionssegment nicht überrascht, beträgt das Durchschnitts­alter eines Elektrorades nur zwei Jahre, das der meisten anderen wichtigen Gattungen dagegen etwa fünf Jahre.

Pedelec: Schwierige Preisfragen

Nun wurden einige spezielle Fragen zum Pedelec gestellt – die erste zum Begriff selbst. Kritiker halten Pedelec für ein Kunstwort, eine Kopfgeburt, die sich in der Bevölkerung niemals durchsetzen werde. Doch die knappe Hälfte der Befragten kennt es und glaubt zu wissen, was es ist.

Beim Kauf eines Pedelecs dient vier von fünf Interes­senten das Internet als Informationsquelle; ein stattlicher Wert, gegen den alle anderen abfallen. Der zweite Platz der Bekannten und Freunde zeigt freilich die hohe Bedeu­tung von Empfehlungsmarketing und mehr als jeder dritte potentielle Käufer betritt immerhin ein Fahrradgeschäft. Spezialisierte Zeitschriften sind als Informationsmedium nicht zu verachten. Die Internetnutzer haben sich zu 60 Prozent bei Google informiert, zu 46 Prozent über Test­berichte und zu etwa 40 Prozent auf Herstellerseiten und bei Amazon. Jeder Dritte sieht sich bei Fahrrad­Online­shops um, knapp dahinter folgen Ebay und Fahrradportale. Kundenbewertungen spielen für jeden Fünften eine Rolle. Blogs, Allgemeiner Deutscher Fahrrad­Club (ADFC) und Preisvergleichsseiten sind weit abgeschlagen.

Nur 3 Prozent der Befragten haben ein Pedelec, wes­halb man Fragen mit etwas Vorsicht betrachten muss, die nur diesen Besitzern gestellt wurden. Gleichwohl ist es durchaus glaubwürdig, dass zwei Drittel aller potentiellen Pedelec­Käufer zwischen 40 und 59 Jahre alt sind. Etwa 10 bis 12 Prozent der Menschen mit mehr oder weniger konkreter Kaufabsicht tendieren zum Pedelec. Die Alters­struktur der Elektrorad­Interessenten entspricht weit­gehend der der Besitzer.

Die Pedelec­Interessenten sind regional etwas anders verteilt als die Bevölkerung. Gemessen an der Einwohner­zahl, sind die Interessenten am Kauf eines Elektrorades besonders stark vertreten in Nordrhein­Westfalen, Bayern, Hessen, Rheinland­Pfalz, Schleswig­Holstein, Saarland und, als einzigem östlichen Bundesland, Thüringen. Etwa pro­portional zum Einwohneranteil verhält sich das Interesse in Hamburg und Bremen. Im Interesse der Bevölkerung unterrepräsentiert sind Pedelecs in Baden­Württemberg, Niedersachsen, Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen­Anhalt und Mecklenburg­Vorpommern. Als Irrtum stellt sich die Annahme heraus, dass das Pedelec­Interesse auf dem Lande überrepräsentiert sei. Es gibt keine auffälligen Unterschiede zwischen großen und kleinen Städten sowie ländlichen Räumen.

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Die Frage nach dem konkreten Kaufinteresse für 2014 wurde zu etwa 30 Prozent der befragten Interessenten mit hoher oder sehr hoher Wahrscheinlichkeit beantwortet, was das Institut für 2014 auf eine konkrete Kaufabsicht von 600.000 Elektrorädern hochrechnet. Doch nur 475.000 würden bereit sein, über 800 Euro(!) dafür auszugeben. Im Schnitt liegt die Preisbereitschaft nicht einmal bei 1.100 Euro, wie vorher schon erwähnt wurde.

Vertriebswege: Stationär und Internet

Über Neu­ und Gebrauchträder gemeinsam betrachtet, liegt der Anteil der im Fachhandel bezogenen Fahrräder in dieser Studie knapp unter 55 Prozent. Es sind allerdings auch eine Reihe nicht oder nur teilweise kommerzieller Kanäle angegeben worden: Privatkäufe, Flohmärkte, Aukti­onen, Geschenke. Das macht mit dem undefinierten Posten Anderes schon über 20 Prozent der Antworten aus. Aber in dieser Frage liegt die Grüne Wiese, vom Supermarkt bis zum Baumarkt, mit fast 14 Prozent sogar vor den Internet­käufen mit gut 9 Prozent.

Der noch interessantere bereinigte Blick auf den reinen Kauf von Neurädern ergab: 71,4 Prozent stationärer Fach­handel, 9,7 Prozent Internet, 18,3 Prozent Grüne Wiese. Das passt recht gut zu den Zahlenangaben der Verbände. Doch waren die 71,4 Prozent in einer Art und Weise aufgeteilt, die dem kleinen Betrieb zu denken geben sollte: 49,1 Prozent sagten In einem großen Fachgeschäft für Fahrräder und nur 22,3 Prozent In einem traditionellen, kleinen Fahrrad­geschäft vor Ort. Immerhin erzielt der in dieser Erhebung immerhin den höchsten Durchschnittspreis, nämlich 620 Euro, gut 10 Prozent mehr als der Fachmarkt (561 Euro) und gut 30 Prozent mehr als die Versender (473 Euro). Die Branchenfremden liegen zwischen 230 und 260 Euro; im Durchschnitt kommt man auf 508 Euro.

Man muss aber noch beachten, dass sich diese Frage, wo man das letzte Rad erworben hat, auf alle Käufe der letzten Jahre bezog. Es konnte aber auch herausgefiltert werden, wie sich diese Anteile je nach Alter des Fahrrades unterscheiden. Und da sind die Fachgeschäfte ungefähr gleich geblieben, während das Internet deutlich anzog und seit zwei Jahren bei 14,7 Prozent steht. Die Grüne Wiese ließ dagegen nach.

Onlinehandel unter der Lupe

Fahrräder wurden zu je einem Drittel bei Onlineauktions­häusern wie Ebay und allgemeinen Onlinehändlern wie Amazon erworben. Die Online­Fahrradhändler werden nur mit 18,4 Prozent des virtuellen Fahrrad­Kuchens notiert.

Der Onlinehandel verkauft nicht nur, er wird auch als Informationsquelle genutzt, und zwar zu 40 Prozent. Dabei hat Fahrrad.de eine dominante Stellung, vor allem wenn man die Angaben von Brügelmann auf dem dritten Rang hinzurechnet, denn dahintersteckt der gleiche Eigentümer. Fahrrad.de ist mit 21,3 Prozent auch der bekannteste Versender, aber mehr als die Hälfte kennt keinen der ein­schlägigen Onlineshops. Nur 1,8 Prozent sind mit ihrem

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Onlineneukauf im Nachhinein unzufrieden. Die Bereitschaft zum Onlinekauf nimmt aber mit dem Alter ab; mehr als die Hälfte der über 65­Jährigen lehnt den Onlinekauf ab, aber das tut sogar auch ein Drittel der 18­ bis 34­Jährigen.

Ist der Preis der Hauptgrund, ein Fahrrad online zu kaufen? Da ergibt sich ein krass unterschiedliches Bild zwi­schen bisheriger Erfahrung und künftiger Absicht. Leute, die schon ein Fahrrad online gekauft haben, fanden das in erster Linie bequem und lobten Auswahl und Verfügbar­keit. Nur ein Drittel nannte den günstigen Preis als Grund. Der Preis ist aber ganz klar der Hauptgrund für die, die sich erst noch mit dem Gedanken tragen, ein Fahrrad online zu kaufen.

Was dem Fachhandel wieder Mut machen sollte: Die gar nicht so kleine Zahl der Onlinekauf­Ablehner schätzt genau das am stationären Geschäft, was dieses besonders bietet. Hauptargument ist die Probefahrt vor Ort (75 Pro­zent), 58 Prozent finden den Service vor Ort wichtig, gut 50 Prozent wollen von einem Fachmann beraten werden und das Rad nicht selbst noch endmontieren; und fast 36 Prozent rechnen damit, dass ein Umtausch beim Online­handel zu kompliziert wäre. Versandkosten oder Liefer­zeiten spielen in der Onlineablehnung dagegen nur eine Nebenrolle.

Unter den Serviceangeboten steht die kostenlose(!) Erstinspektion mit fast 70 Punkten (Skala 1 bis 100) an erster Stelle, gefolgt vom Hol­ und Bringservice im Reparatur­fall, Garantieverlängerungen und kostenlose Leihräder für den Reparaturzeitraum mit jeweils gut 50 Punkten. Finan­zierungsmöglichkeiten, Angebote von Fahrradversiche­rungen, Erinnerungen an regelmäßige Inspektionen durch den Händler und Dachträgerverleih zum Transport mit dem Auto werden immerhin noch von einem guten Drittel der Befragten genannt. Doch was den Service betrifft, ist noch Luft nach oben: Die Hälfte der Fahrradbesitzer repariert ihr Fahrrad überwiegend selbst, nur jeder Vierte ist regelmä­ßiger Werkstattkunde und zwei Drittel der Werkstattauf­träge liegen unter 40 Euro. Aber für immerhin jeden zweiten Fahrradbesitzer kommt eine Umrüstung auf Nabendynamo und die Umrüstung auf Unplattbar­Reifen in den nächsten Monaten ernsthaft in Betracht.

Filialisten unter der Lupe

Die großen filialisierten Fachmärkte beginnen das Bild des Fahrradeinzelhandels stärker zu prägen. Bundesweit hat Stadler den höchsten gestützten Bekanntheitsgrad, wobei die Werte bis jetzt nicht überwältigend sind. Fast die Hälfte der Bürger kann mit keinem der Namen etwas anfangen. Regional differenziert sich natürlich das Bild, je nachdem, wo eine Kette stark präsent ist; so ist Bikemax der bekannteste Filialist in Baden­Württemberg mit 23 Prozent, während dort fast niemand Lucky Bike kennt. Das ist aber nichts gegen das Bikemax­Mutterland Hessen mit 56 Pro­zent, während 39 Prozent der Bayern und 50 Prozent der Berliner Stadler kennen, in der Hauptstadt ist kein anderer Filialist bekannt. Radl­Bauer ist mit 36 Prozent ebenfalls ein rein bayerisches Phänomen.

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BOC wiederum erreicht gut 40 Prozent in Niedersachsen und Bremen, wo sonst nur noch Stadler mit 25 Prozent auf­fällt, und in Hamburg ergeben sich nicht ganz unerwartet sogar 55 Prozent für BOC, mehr als doppelt soviel wie für XXL und Megabike. Schleswig­Holstein bringt BOC 50 Pro­zent Bekanntheitsgrad und Megabike 40 Prozent.

Nordrhein­Westfalen ist da noch Diaspora für Filialisten und ein Paradies für kleine Betriebe, denn dort erreichen die Spitzenreiter XXL und Lucky Bike keine 15 Prozent. Lucky Bike darf sich trösten mit den Bekanntheitswerten im Osten, etwa 43 Prozent in Sachsen, wo aber XXL mit 28 und Stadler mit 24 Prozent folgen.

Aber: Die, die solche Geschäfte kennen, haben es nicht unbedingt schon betreten, am ehesten noch BOC (61 Pro­zent) und Radl­Bauer (55 Prozent), es folgen Stadler (49), Bikemax (43), Lucky Bike (40), XXL (37) und Megabike (30). Stadler­Kunden sind mit dem Service zu 81 Prozent zufrieden, die von BOC nur zu 67 Prozent, der Rest liegt dazwischen. Beim Warenangebot ist das Spektrum ähnlich, nur dass Stadler sogar 88 Prozent Zufriedenheit erreicht.

Zubehör: Abus, Sigma, Trelock

Die Marken des Fahrradzubehörs sind auch bei gestützter Abfrage nur mäßig bekannt. Die Navigationsmarke Garmin ist auch aus dem Autosektor bekannt. Abus und Sigma (die auch ungestützt führen mit weniger als 4 Prozent) sind nicht ganz unerwartet die Spitzenreiter der Bekanntheit, dahinter fällt doch die hervorgehobene Position von Trelock auf.

Bei der ungestützten Bekanntheit in Sachen Bekleidung führt Vaude mit 4,3 Prozent; der Rest ist nicht der Rede wert. Die gestützt bekannteste Fahrradbekleidungsmarke ist Shi­mano mit 32 Prozent vor Alpina und Uvex. Gut 40 Prozent der Befragten besitzen einen Helm, zusammen mit Regen­bekleidung der Spitzenwert bei Bekleidung, gefolgt von Fahrradhandschuhen mit gut 30 Prozent.

Das am meisten besessene Zubehör sind Fahrrad­schloss und Luftpumpe mit je 82 Prozent, gefolgt von Fahr­radwerkzeug mit 55 und Fahrradkorb mit 47 Prozent. Dann kommen Batteriebeleuchtung mit 33, Fahrradtasche mit 31, Pflegemittel mit 29, Radcomputer mit 25, Trinkflaschen und ­halter mit 22, und Sattelschutzüberzug mit 18 Prozent. Einstellige Werte gab es dann noch für Kindersitz, Anhänger, Smartphone­Halterung und GPS­Geräte. Die Kaufabsichten: 37 Prozent Schloss, 25 Prozent Batteriebeleuchtung, 23 Pro­zent Luftpumpe, Werte zwischen 15 und 20 Prozent für Korb, Pflegemittel und Reflektoren; Werte zwischen 10 und 15 Prozent für Werkzeug, Klingel, Computer, Tasche, Sattelschutzüberzug, Dynamobeleuchtung und Trink­flaschen mit Halter, kleinere Werte für Smartphone­Halte­rung, GPS­Geräte, Kindersitze und Anhänger.

Knapp 40 Prozent haben weniger als 20 Euro in ihr Fahr­radschloss investiert; weniger als 9 Prozent zahlen 60 Euro oder mehr. Von den Schlossbesitzern geben 34 Prozent an, eines von Abus zu haben und 6 Prozent eines von Trelock, der Rest ist unter ferner liefen; aber mehr als die Hälfte weiß nicht, welche Schlossmarke sie besitzt. Dabei sind aber nur 2 Prozent mit ihrem Schloss nicht zufrieden.

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Die Investitionsbereitschaft beträgt 143 Euro beim Fahr­radanhänger, 90 Euro beim GPS­Gerät, 70 Euro beim Kinder­sitz, 31 Euro beim Radcomputer, 30 Euro bei Schloss, Fahr­radtasche und bei Dynamobeleuchtung. Eine Luftpumpe darf nur 11 Euro kosten, Batteriebeleuchtung dagegen 26 Euro. All diese Zahlen wurden unter Besitzern und Nicht­besitzern von Fahrrädern erhoben, die sich aber nicht fundamental unterschieden. Am ehesten würden Fahrrad­besitzer in Reifen (36 Prozent), Beleuchtung (30), Bremsen (27 und Sattel (26 Prozent) investieren. 43 Prozent präfe­rieren eine Kettenschaltung, 30 Prozent eine Nabenschal­tung, dem Rest ist es egal oder die Begriffe sind nicht geläufig.

Die Helmdiskussion ist zu den Bürgern vorgedrungen. Jeder zweite Fahrradfahrer trägt einen Fahrradhelm, die meisten davon auch häufig. Auf dem Lande wird der Helm etwas häufiger getragen als in der Stadt, aber die Unter­schiede sind nicht auffällig. Die Frage nach der Helm pflicht ergibt ein vollkommen zerrissenes Bild zwischen Befürwor­tern, Gegnern und Anhängern einer Pflicht für bestimmte Gruppen. Die Möglichkeit der Mehrfachnennung wurde bei dieser Frage kaum genutzt. Ein polarisiertes Bild ergibt sich auch bei der Frage, wie sich eine Helmpflicht auf die Fahrradnutzung auswirken würde – allgemein und beim Befragten selbst.

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Urheber des Fahrradmarktmonitors 2014

>Zwischen dem 13. Dezember 2013 und dem 7. Januar 2014 wurden in einer repräsentativen Onlinebefragung 2.019 Personen aus dem ganzen

Bundesgebiet zu ihrer Einstellungen, ihren Gewohn­heiten und Absichten rund um die Fahrradnutzung befragt. Es ging um die Ausstattung der Deutschen mit Fahrrädern (Typen, Kaufzeitpunkt, Hersteller, Kauf­preis), in den kommenden zwölf Monaten geplante Neuanschaffungen, Auf­ und Nachrüstungen, Zahlungsbereitschaft, Markenbekanntheit, wichtige Eigenschaften eines Fahrrades, Informationsquellen sowie das Marktvolumen für Elektroräder.

Dr. Grieger und Cie. Marktforschung ist ein Markt­forschungsinstitut für quantitative und qualitative Marktforschung mit einem eigenen Onlinepanel mit weltweitem Zugriff auf Befragungsteilnehmer. Die Responserate liegt nach eigenen Angaben über 30 Prozent. Zu den Referenzen von Dr. Grieger gehören EADS, Hornbach, Jacques' Weindepot, Kind Hörgeräte, Lavazza, L'Oréal, Robinson Club und TÜV Rheinland.

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Zwei Drittel der Befragten befürworten die Absenkung der Promillegrenze für Radfahrer, die derzeit bei 1,6 Prozent liegt. Aber nur jedem dritten Befragten ist bewusst, dass die gesetzliche Dynamopflicht seit dem 1. August 2013 weggefallen ist. Jeder Zweite begrüßt das, jeder Dritte ist unentschieden, nur 15 Prozent lehnen die Novelle ab. Und jeder Fünfte will sich in nächster Zeit eine neue Beleuch­tung kaufen.

Fazit: Viele Ergebnisse dieser Studie sind gut nachvoll­ziehbar; sie machen auch der Branche Mut, dass sich der Markt weiter gesund entwickelt. Doch außerhalb einer Kern­gruppe von Enthusiasten, also in der allgemeinen Bevölke­rung, scheinen immer noch Missverständnisse über das Preisgefüge zu grassieren. Onlineversender und große Filial­betriebe sind auf dem aufsteigenden Ast; kleinere Fahrrad­händler müssen sich behaupten über die Sortimentsgestal­tung, ausgeklügelten Service und umfassende Kompetenz, die sich in der Beratungsqualität niederschlägt.

Text: Michael BollschweilerDiagramme: Grieger