Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf ·...

43
Kap Hoorn und die chilenischen Gletscher 27.Nov.-10.Dez.2004 mit der Kekilistrion Ich bin der Albatros Der auf dich wartet Am Ende der Welt. Ich bin der vergessene Geist der ertrunkenen Seeleute, Die das Kap Hoorn gerundet haben, Gekommen von den Meeren der Welt. Aber sie sind nicht gestorben In den fürchterlichen Wellen. Heute segeln sie in meinen Flügeln Bis in alle Ewigkeit Bis zum letzten Heulen der antarktischen Winde.

Transcript of Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf ·...

Page 1: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Kap Hoornund die chilenischen Gletscher

27.Nov.-10.Dez.2004mit der

Kekilistrion

Ich bin der AlbatrosDer auf dich wartetAm Ende der Welt.Ich bin der vergessene Geistder ertrunkenen Seeleute, Die das Kap Hoorn gerundet haben, Gekommen von den Meeren der Welt.Aber sie sind nicht gestorbenIn den fürchterlichen Wellen.Heute segeln sie in meinen FlügelnBis in alle EwigkeitBis zum letzten Heulen der antarktischen Winde.

Page 2: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Das Revier:

S 55 59 57,7W 067 17 30,1

Page 3: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Die Crew:Olivier Pauffin de Saint Morelalias : PopovSkipper, Erbauer und Eigner der KekilistrionUshuaia

Dr.Frieda PfeffererBordarzt, RudergängerLilienfeld

Ing.Robert SpilkaWachführerRudergängerTraisen

Richard SpilkaWachführerBordkassierHainfeld

Franz SpilkaSenior-Wachführer, Chronist-NavigatorMarktl

Page 4: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Das Schiff:

Länge: 11.8 Meter, ca 36 FußBreite: 3,7 mTiefgang: 1,8 mVerdrängung: 12tSelbstbau 1982 nach Atkinsplänen aus Ferro-Zement, als Ketsch, Renoviert 1995, umgebaut zum KutterKojen: 5 ohne SalonSegelfläche:100 m² am Wind, Lattengroß, Stagsegel, Jigg (Genua)Motor: Nannidiesel 6 Zylinder, 60 PS, ZweikreisgekühltDiesel: 550 lWasser: 450 lRadar, 2xGPS, VHF Funk, Wetterfax, CD-Player20 kg Plattenanker, 80 m KetteÖlheizungAutopilot, Windselbststeueranlage,Beiboot mit AußenbordmotorWindgeneratorKeine Logge, Kein Lot, kein Windinstrument, kein Kühlschrank.

Page 5: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Wie alles begann:

Jeder Segler träumt vom Kap Horn oder vom Kap Hoorn nicht wahr?Ich bin 1954 geboren worden, daher im Jahr 2004 fünfzig Jahre alt geworden. Bei meiner Geburtstagsparty im Mai hat meine Frau ein Gedicht vorgetragen. Gedichtet hat sie es gemeinsam mit Anneliese. Der Schluss lautet in etwa:Ein jeder Mann, der Träumt davon:Von einer Harley Davidson.Aber lass lieber sein das heiße Eisen Du kannst ja trotzdem bald verreisenEs ist nämlich ganz was anders word´nDu fährst im November ums Kap Hoorn.

Na! Ich hab schon ziemlich blöd geschaut, obwohl – ein klein bisschen hab ich damit gerechnet. Keiner hat in den letzten Monaten neben mir „Kap Horn“ gesagt. Sehr verdächtig.Aber ehrlich gesagt hab ich mir`s nicht zu Hoffen getraut. Kostet eine schöne Stange. Schließlich waren wir zum runden Geburtstag meiner Helga mit den Hurtigruten am Nordkapp.

Aber das war nur die halbe Überraschung. Meine Brüder Richard und Robert mit der Frieda haben auch schon angeheuert. Wir fahren gemeinsam mit einem 36-Fuß-Schifferl. Außer dem Käpten gibt’s keinen Fremden an Bord.Klar, ich hab schon immer alles gelesen übers Kap der Stürme. Ob Charley Kny oder die Seenomaden, in der Yachtrevue und im Logbuch. Eine ganze Long-Play Kassette hab ich auch aufgenommen. In die Freude mischt sich auch eine gehörige Portion Reisgang. Noch dazu wünscht mir meine liebe Ehefrau schon lange ein bisserl Seekrankheit. Da mein Magen aber aus Aluminium ist, hat es bisher nicht funktioniert. Schlecht ist mir natürlich schon oft gewesen, meistens aber vom übermäßigen Fressen und Saufen.

Von meinem Freund Sinkbald, dem Segelbootfahrer, habe ich einen schönen Sinnspruch bekommen den ich gerne weitergeben möchte:

„Wenn du alt werden möchtest,meide Kap Hoorn

und reffe rechtzeitig die Segel“

Was soll´s, ich bin ja schon 50.

Ab sofort schaue ich bei jeder Gelegenheit im Internet auf das Wetter bei Kap Hoorn. Da soll es ja 30 m hohe Wellen geben und die Sturmwarnung beginnt bei 60 Knoten.Außerdem gibt’s eine Web-Cam in Ushuaia.(www.tierradelfuego.or.ar)

Page 6: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Im März hat meine liebe Helga schon bei Selzer, Yachtcharter weltweit & Reisen, gebucht und einen Gutschein für mich ausstellen lassen. Was so etwas kostet: 2080, € kostet die Koje für 2 Wochen auf dem Schiff, Vollpension, incl Getränke1133,-€ musste meine Frau dann noch für den Flieger hinblättern.Die Anreise stellte sich dann so dar:Robert und Frieda sollten mich um 14:00 in der Rabenhofstrasse abholen. Tatsächlich brausen sie um 14:30 an. Robert musste noch Duschen, beide duften wohltuend. Es ist nur eine Reisetasche zugelassen, als Handgepäck habe ich meine Umhängetasche mit PC und Schnaps und Sekt für die Kap Umrundung. Ja und ein kleines Rucksackerl hab ich auch, die warmen Sachen werde ich in Buenos Aires dann da hinein stopfen. Bei uns ist schließlich Winter; vorige Woche hatten wir 15 cm Schnee. Um 14:50 statt 14:30 nehmen wir Richard in Hainfeld an Bord, Frieda fährt.Robert erzählt uns seinen heutigen Traum. Er fuhr mit einem fantastischen Schiff aus Ferrozement gegen einen Unterwasserfelsen!! Rudergänger war der Burli-Franzi, somit war Robert unschuldig. Innerhalb des Niederganges befand sich eine riesige Halle in diesem Schiff. Daran hat er wahrscheinlich gemerkt dass er träumt. Ob die Frieda auch mit dabei war weiß er nicht mehr. Der Stettner-Manfred war mit, da ist er sicher. Was dieser Traum wohl bedeutet? 16:03 Zwischenlandung zum Kaffee in Trautmannsdorf in Friedas Elternhaus. Verabschiedung von der Mama und Bruder,.. Das löst bei der Frau Doktor einen Hustenanfall aus der sich gewaschen hat. Ein brutaler Schlag zwischen die Schulterblätter lässt sie wieder zu Atem kommen. 16:37 Impfung. Frieda sticht sich wie ein Junkie in den Bauch. Weil Robert alles was die Frieda macht auch erfahren will, kriegt er auch seinen Bauchstich. Richard und mir genügt das Jauckerl in den Oberschenkel.

17:00 Richard hat noch rasch ein Zigaretterl geraucht, da naht auch schon der Habich Thomas mit seinem Volvo-Kombi um uns die letzten Kilometer zum Schwechater Flughafen zu transportieren. Danke Thomas!

17:25 wir stehen in der Reihe, angestellt zum Eincheck. Robert und Frieda kramen in Ihren Gepäckstücken und suchen das Ticket oder einen Pullover.

18:20 Draußen hat’s -2°C. Wir versuchen bei Starbucks ein Glas Sekt zu bekommen um auf eine erfolgreiche Reise anzustoßen. Frieda lädt ein. Keine Chance, da gibt’s nur Kaffee aller Art. Daher wechseln wir nach dem Foto eiligst das Lokal.

19:10 Pünktlich heben wir ab. Unser Flieger ist ein Airbus A319-100 und heißt: Frankfurt an der Oder. Leider sitzen wir nicht beieinander sondern verstreut im ganzen Flieger.20:50, 0° Frankfurt am Main. Brutale Notbremsung des Piloten. So was hat die Frieda noch nicht erlebt. Die Flugzeit betrug eine Stunde und 40 Minuten. Viel Zeit haben wir nicht. Aber ein Raucherl geht sich aus.

Page 7: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

22:20 MEZ 13 h 45 min Flugzeit haben wir vor uns. Wieder sind wir auf den ganzen Flieger verteilt und sitzen nicht beisammen. Jetzt fliegen wir in einem Airbus A 340.6965 Meilen noch bis Buenos Aires. 558 mph, 28500 Fuß hoch.23:05 Unsere Route führt über Bern-Genf-Basel-Zürich-Lyon, sagt der Flugkapitän.Zum Abendessen bekommen wir Rindsgulasch mit Nudeln (oder sollen das Nockerl gewesen sein?) und ich trinke zwei Schwechater dazu.Schön langsam müssen wir uns über die Zeitzonen Gedanken machen.20:45 SAZ entspricht 00:45 MEZ daheim ist schon Samstag! Jetzt fliegen wir gerade über Portugal. Daher trinke ich jetzt Rotwein, das passt besser. Leider kann ich nicht im Sitz schlafen. Entweder bin ich zu aufgeregt oder hab ich zuwenig Rotwein getrunken?

03:00 Wir passieren den Äquator, das erste Mal in meinem Leben bin ich auf der südlichen Halbkugel. Nur noch 6000 Kilometer bis Buenos Aires. Von einer breiten schwarzen Linie ist draußen nichts zu sehen. Rechts ist alles schwarz während links ein orangefarbenere Streifen am Horizont zu sehen ist, aber das ist schon eine ganze Weile so. Um den Äquator zu taufen treffe ich mich mit unserem Bordmediziner an der Bar. Robert und Richard schlafen tief und fest in ihren Sitzen. Gin-Tonic und Orangensaft mit Wodka, zweimal in dieser Reihenfolge

müssen für meine Äquatortaufe genügen. 04:30 SAZ oder 08:30 MEZ,-27°C, 35000 Fuß Flughöhe, mit 900 km/h, noch 1845 Meilen bis Buenos Aires, noch 3 Stunden und 45 Minuten. Bei Recife kommen wir wieder über Festland. Das Flugzeug schüttelt sich heftig, wir durchfliegen eine turbulente Zone. Daher bekomme ich nichts zu trinken um nicht mich und meine Nachbarn anzuschütten. An der Steuerbordseite scheint der Vollmond und an der Backbordseite zeigt sich die Morgenröte.06:50 955km bis zur Landung, noch knappe eineinhalb Stunden. Draußen ist es kälter geworden -43°C! 10668m Flughöhe. Wir sind gerade über die Iguassu-Fälle geflogen und sind jetzt im Luftraum von Paraguay. 07:00 Luftfahrer-Frühstück, schmeckt genau wie das Seefahrer-Frühstück, ist eine Eierspeis mit Gemüse, hat aber einen schöneren Namen und heißt Omelette Vegetable, oder so.

08:10 (12:10) 21°C Buenos Aires EZE, Landung. Danke Lufthansa, do samma. Endlich! nach 14 Stunden Flugzeit! Schnell hinaus an die frische warme Frühlingsluft. Ah!! Da schmeckt die Memphis, nicht war, Richard! 70 Pesos will einer für ein Kleinbustaxi zum Aeroparque Jorge Newbery. Das sind etwa 40 Euro. Frieda ist misstrauisch, wahrscheinlich viel zu teuer, aber wir lassen uns von den argentinischen Wegelagerern nicht schnalzen, wir nicht.09:30 die erste Runde auf dem Internationalen Flughafen von Buenos Aires haben wir hinter uns und noch immer kein Taxi. Der Linienbus ist genau so teuer wie der Kleinbus aber hinter den Zoll kann man jetzt nicht mehr. Vom Flughafen Ezeiza zum Flughafen Jorge Newbery sind es zirka 30 Kilometer. Unser Anschlussflug ist erst um fünf vor halb Vier, wir haben

keinen Stress. Also gehen wir einen Kaffee trinken.10:03 24°C, 990mb fallend, der Himmel ist zu ¾ bedeckt, wir zwängen uns samt unserem Gepäck in den Peugeot. Das kostet 50 Pesos. Die Strasse heißt: Rio de la Plata.Richard behauptet wir fahren nach Norden, das muss falsch sein. Erstens: ist Buenos Aires am Südufer des Silberflusses, des Rio de la Plata. Zweitens: die Sonne steht mittags im Norden, wir sind ja auf der Südlichen Erdhälfte.

Page 8: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

10:22 Wir kaufen uns ein Feuerwehrauto, nicht ein ganzes, nur einen Baustein. Die freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren die Autofahrer an. Richard der Bordkassier spendet 3 US-Dollar. Es kann auch sein, dass unsere Spende für den Feuerwehrball verwendet wird, egal. Wir drei Feuerwehrmänner im Taxi können die Nöte der Überseekameraden nicht ignorieren. Unser Taxler versucht dann noch 60 Pesos für die Fahrt zu lukrieren. Nicht mit uns! Inzwischen habe ich ja Pesos aus der Wand geholt und kann ihm seine 50 auf die Hand zählen.

Info: Rio de la Plata, wegen seiner silbernen Farbe nannten die spanischen Seefahrer dieses Gewässer Silberfluss: Rio de la Plata. Tatsächlich ist der Rio de la Plata eine riesige, dreckige Brackwasserbucht. Der Rio Uruguay und der Rio Parana ergießen sich in eine Meeresbucht zwischen Uruguay und Argentinien. Der Rio de la Plata ist daher schon am Anfang( oder sollte ich Ursprung schreiben?) an die dreißig Kilometer breit. An seiner Mündung ist er geschätzte 250 km breit, das ist auch ungefähr die Länge dieses seltsamen Flusses.

10:35 wir sind am Rio de la Plata, der Fluss befindet sich zum Glück gleich vis a vis des Flughafens auf der anderen Straßenseite. Er riecht nach Meer, leicht modrig und dreckig.Daher halten wir uns nicht mit Besichtigen auf, solange wir unser Gepäck schleppen müssen sondern genehmigen uns einen Drink. 11:50 Frieda bekommt einen frisch gemixten Fernet, Robert ein Campari Soda, Richard

nimmt einen Spezial Daiquiri und ich habe einen Isasir? mit Lemon. Inzwischen ist der Hunger groß genug geworden. Dem Kellner der Pizzeria ist nicht zu helfen, wir sind ihm anscheinend nicht genug kreditwürdig. Für alle vier macht er uns eine Pizza! Dieser Koffer ! Richard hat doch extra eine große Pizza bestellt, das ist mir aber gleich spanisch vorgekommen. Ende gut, alles gut, wir sind doch noch satt geworden, alle haben eine Pizza bekommen und ein kühles Cervesia noch dazu.

Page 9: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

13:50 sauheiß. Nachdem wir knapp 100 Pesos bezahlt haben, machen wir uns auf zum Strand des Rio de la Plata. Den gibt es aber nicht. Das Ufer ist eine Mauer, das Wasser mindestens 4 m weit weg. Keine Stiege weit und breit. Auf der anderen Straßenseite gibt es so etwas wie einen Park. Viele Fischer frönen hier ihrem Hobby. Die gefangenen Fische schauen unserem Karpfen ähnlich. Der Fischer kennt Österreich und heißt Gaston. Nein, nicht der im Vordergrund sondern der da hinten bei

der Baumgruppe. Nachdem wir sogar ein Mittagsschläfchen gewagt haben machen wir uns wieder auf den Weg zum Flieger.

14:55 boarding15:15 (daheim 19:15) Richard hat einen Fensterplatz in der Reihe 32! Vor dem Fenster ist das Triebwerk, so dass wir trotzdem nicht hinausschauen können. Zum Glück kann Robert einige Fotos schießen.16:30 Sonnenschein, Jausenzeit, Käseknägge, Sandwich und Kuchen. Dazu Quilmes Kristall, das hervorragende argentinische Bier aus der Dose.18:35 (daheim ist es schon

halb elf) 14°C Rio Gallegos, Zwischenlandung. Draußen regnet´s. Die Gegend besteht aus ziemlich öder Landschaft. Der Flieger war voll. Rio Gallegos hat 7ooo Einwohner, ist das Verwaltungszentrum von Patagonien und Hauptstadt der Provinz Santa Cruz. Noch sind wir in Südamerika am Festland. Unser Ziel ist Ushuaia auf Feuerland. Nach dem Tanken geht’s weiter. Der Flieger ist wieder voll. Die Leute sind teilweise Touristen, teilweise Einheimische die nach Buenos Aires wollen und über Ushuaia fliegen müssen. Das eine oder andere Gesicht schaut schon ein bisserl indianisch aus.19:30 (23:30 MEZ) Aufbruch zur letzten Etappe, es hat aufgehört zu regnen.Schaumkronen im Beaglekanal behauptet Robert.

20:05, keine Schaumkronen sagt Richard. Letzte Kurve nach Ushuaia. Daheim ist Mitternacht schon vorbei. Jetzt sind wir 36 Stunden unterwegs, langsam reicht`s mir. Der Flugplatz liegt auf einem Keks. Über eine schmale Verbindung führt die Strasse zum Festland. Das heißt: der Flugplatz liegt auf einer Halbinsel.20:14 Es regnet nicht mehr.Wir sind am Ziel: Ushuaia, südlichste Stadt der Welt.Zoll und sonstige Formalitäten laufen problemlos ab. Vor der Zollschranke wartet schon unser Skipper samt

Ehefrau Mariline. Ich bin in den Lada verfrachtet worden und schon ging`s los.

Page 10: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Die Marina unterscheidet sich doch von denen im Mittelmeer. Die Berge sind frisch angeschneit. Ein Steg, daran mehrere Schiffe im Päckchen, ein Gebäude mit Dusche und WC, ola!Oberhalb am Hang steht ein Flugzeug, eine alte DC6, der Aeronautic-Club von Ushuaia. Von dem

sonst üblichem Stress bei einem Crewwechsel ist hier nichts zu bemerken. Die Kekilistrion liegt als zweites Schiff im Päckchen am Steg. Mit einem Karren bringen wir unser Zeug zum Schiff. Der erste Eindruck ist gut. Ein Langkieler, alles sehr stabil, alt aber gut. Kein Windmessgerät, kein Kühlschrank, die Steueranlage führt über Deck zum Ruder. Alles schaut ein bisschen stabiler aus als gewohnt. Jedes Crewmitglied bekommt von Marili eine Karte mit

echter Yamana-Indianerbatik. Ich hab eine Karte mit „Violeta Amarilla“ bekommen, ein gelbes Veilchen.22:30 halb elf ! Richard hat noch Hunger. Bisher haben wir keine Zeit gehabt um an Hunger zu denken. Olivier bringt uns mit seinem neuen, gebraucht gekauften Lada Taiga in die Stadt zu einem Fischrestaurant.23:00 wir sind hundemüde. Zu Fuß im Regen zurück zum Schiff.

Samstag, 27.November 200406:00 Regen, noch einmal umdrehen, wir sind in Urlaub08:00 Sonnenschein, die Berge sind frisch angezuckert, der Kaffee und der Tee sind fertig. Daheim ist es schon Mittag. Ende der Tonbandaufzeichnungen fürs Logbuch.10:15 981 hPasc, 10,5 °C, ein Frühlingsmorgen, wir haben alle unsere Morgentoilette erledigt und werden noch einen Spaziergang in die Stadt unternehmen. Der Zöllner zum Ausklarieren kommt nicht vor 3 Uhr nachmittags.

11:30 im Cafe de Cabo de Hornos trinken wir einen Kaffee und ein Flascherl Rotwein weil der Kellner so freundlich ist. Ushuaia ist mit ca 50.000 Einwohnern gar nicht so klein wie ich mir das vorgestellt habe. Es gibt einige Kirchen aber die von Don Bosco ist geschlossen. Während wir die Stadt nach Souvenirs absuchen, bunkert unser Skipper die Fressalien für die kommenden zwei Wochen.Beim herumwandern ärgere ich mich, weil ich

meine Segeljacke mitgenommen habe. Es ist warm und ich schwitze wie ein Firmgöd.

Page 11: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Nach unserer Rückkehr zur Kekilistrion können wir die Osyc-Flagge und unsere Nationale setzen. Olivier hat eine Flaggleine über die Saling geworfen. Er hat mit Flaggen nichts am Hals, das macht nur unnötige Arbeit.

Am Achterstag hat er einen Schafshaxen angeschlagen. In der trockenen kalten Luft soll daraus in den nächsten Tagen ein Abendessen werden.15:15 984 hPasc, halb bedeckt, der Beamte ist da. Wir können ausklarieren. Auf der ersten Etappe werden wir noch ein Paar mitnehmen. Holländer die nach Porto Williams wollen. Olivier kann sich damit ein zusätzliches Gerstel verdienen. Wir müssen beim Zöllner unterschreiben, dass wir nichts bezahlt haben für den Segeltörn. Ja und auf eigene Gefahr sind wir natürlich auch unterwegs. Aus dem Hafen läuft die EUROPA aus, ein traditioneller Rahsegler. 15:25 Ostwind mit 10 Knoten, See: 1Leinen Los! Das große Abenteuer beginnt. Unspektakulär. Marili winkt.Der Holländer heißt de Golde, die beiden waren auf Südamerika-Trip. Zurück fliegen die beiden von Punta Arena. Da die Chilenen und die Argentinier keine guten Nachbarn sind kann man nicht fliegen, von Ushuaia nach Punta Arena. Daher per Anhalter nach Porto Williams und dann mit der Fähre weiter zur chilenischen Hauptstadt von Patagonien an der Magallanstrasse.Wir fahren der Europa nach in den Beagle-Kanal. 16:50 Da schwimmt was! Ein Seehund ! auf S54°51,9´, W068°06.89´Der nächste Höhepunkt ist der Leuchtturm am Ende der Welt: Faro Escaleur

17:00 Dabei ist hier gar nicht das Ende der Welt, sogar Leuchttürme gibt´s noch jede Menge draußen im tiefen Süden. Auf der nördlichen Halbkugel ist 54° Nord in der Nähe von Kopenhagen, Dänemark.

Page 12: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Die Inseln Escaleur mit dem Leuchtturm schauen aus wie frisch angeschneit, ganz weiß. Jede Menge Robben tummeln sich hier, Olivier nennt diese Sorte: „Lobo de Mar“, also Seewolf.

17:15 Ost 21Knoten, gemessen mit Roberts Windmesser, digital. Leider gibt es auf der Kekilistrion kein Windmessgerät. Olivier weiß auch so wenn´s zum reffen wird, fürchten kann ich mich auch so, wenn´s ordentlich pfeift. Daher hab ich meinen altmodischen Windmesser gar nicht ausgepackt. Robert hat auch nur maximal 42 Knoten gemessen, darüber braucht man sowieso beide Hände zum Anhalten und kann nicht irgendein Zeugs in die Luft halten, sagt Popov unser Käpten. Heute kommt der Wind aus Ost und wir fahren Kurs 106!17:45 986 hPasc, Tea-time, Mate Tee, Popov lässt uns seinen Mate kosten. Na ja ! Probieren muss man das einmal. Die Indianer wurden angeblich leidensfähiger durch den Genuss von Mate. Ich auch.19:00 meine Navigationskünste ergeben falsche Positionen. Obwohl daheim alles so schön geklappt hat. Hier „reizt“ es mich. Um 7 am Abend senden die Chilenischen Marineros ein Wetterfax auf 17145 Hz. Olivier benutzt dasselbe Programm wie ich, in Spanisch!21:05 fest Bb längsseits SY Eliot, Puerto Williams, Chile, Club Naval de Yates, Micalvi. Wir sind in der südlichsten Marina der Welt. Die Marina ist ein ehemaliger Munitionsdampfer der Marine, gebaut als Kohlefrachter in Deutschland. Das Schiff ist hier auf Grund gesetzt worden und beherbergt tatsächlich die südlichste warme Brause die ich kenne. Heute sind wir27 Seemeilen gefahren, davon unter Segel 0 Seemeilen, alles mit Motor, 6 Stunden lang.

21:30 Einklarieren, die Holländer müssen zur Fähre. Popov hat schon gekocht. Huhn mit Gemüse. Wir haben ordentlichen Hunger, es schmeckt. Dazu gibt’s Bier mit optimaler Trinktemperatur, (das Meer hat 8°, genau wie das Bier) danach Käse und noch danacher Rotwein. Die Spielsüchtigen haben sogar noch etwas gespielt. Ich wollte vom Berg mit dem Handy telefonieren, heut geht’s nicht, vielleicht morgen.

Page 13: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Sonntag, 28. November 2004Wetterprognose per HF-Fax von 19:00 gestern Abend.

06:00 HERRLICHE Morgenröte im Osten, in der Adria würde ich auf ein schönes Tagerl vertrauen. Die andern schlafen noch, ich hau mich auch noch einmal rein.07:00 beruhigend prasselt der Regen auf das Deck08:30 ich steh auf, nicht nur weil ich versprochen habe das Frühstück zu machen. Im Urlaub glaube ich immer etwas zu verpassen wenn ich zu lange schlafe.Außerdem gibt’s hier ja Marinakomfort, Toilette und so! Wo ist mein Zahnbürstel? Verflixt, ich habe meine Zahnbürste offensichtlich in Ushuaia liegen gelassen.09:00 leichter Regen, tiefhängende Wolken, Ham and Eggs wie auf der Adria, dazu Kaffee und Tee, Popow hat die gleiche Espressomaschine wie ich sie mitbringen wollte, nur größer.10:00 Eliot legt ab, wir verholen uns direkt ans Marinaschiff.Olivier hat auch noch einiges zu besorgen. Er muß auch unsere Fahrerlaubnis beim Militär

abholen. Daher bekommen wir noch Landurlaub.Porto William ist ein Stützpunkt des Chilenischen Militärs und der Marine. Nach Chilenischer Darstellung die südlichste Stadt der Welt. Das Handy geht nicht! Auch nicht ganz oben auf dem Hügel. Richard möchte aber unbedingt mit seiner Lily reden. Bis zur

Evangelischen Kirche bleiben wir zusammen. Die Kinder haben heute, am Sonntag Religionsunterricht. Dann trennen wir uns. Frieda und Robert bilden einen Erkundungstrupp ebenso wie Richard mit mir. Das Wetter ist durchwachsen. Immer wieder nieselt es. Der Wind ist eher schwächlich. Ich brauche eine Zahnbürste. So kommen wir mit Einheimischen ins Gespräch. Ich blecke meine Zähne und mache Putzbewegungen. Sofort versteht mich jeder und schickt uns über die Schotterstrasse ins Stadtzentrum. Die Gehsteige sind betoniert, die Mistkörbe wegen der streunenden Hunde in der Höhe, aber die Strassen sind wegen der Frostgefahr im langen Winter nur geschottert.

Telefonieren wollen wir auch. Nicht auf der Post sondern bei der Telefongesellschaft. Meine Helga war nicht zu Hause, aber Richard hat bei Liane Glück. Gleich neben dem Fernsprechamt gibt’s im Papiergeschäft

Ansichtskarten und eine Chilenische Flagge. Schließlich bekomme ich bei Simon & Simon sogar heute am Sonntag eine Zahnbürste. Draußen laufen uns Frieda und Robert über den Weg. Gemeinsam gehen wir ins nächste Kaffeehaus.

Page 14: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Es befindet sich im ersten Stock, gleich ums Eck, mit Blick auf den Beagle Kanal: das Cafe-Restaurant „Patagonien“.Der Wirt heißt Pedro Ortiz. Er ist Jäger. Das Gewehr liegt noch in der Gaststube. Er hat erst Gestern einen kapitalen Bieber erlegt und heute will er sein Glück noch einmal versuchen. Außer Bieber gibt es hier im tiefen Süden nichts zu jagen. Pedro ist auch der Kantinenwirt im Yachtklub. Du kannst ihm ein Mail senden: [email protected], richte ihm schöne

Grüße aus von mir. Nachdem wir unsere Ansichtskarten geschrieben haben, schlendern wir an der Kirche und am Gusindemuseum vorbei zurück zur Kekilistrion. Olivier hat keinen Stress, so gehen wir duschen um diese letzte Gelegenheit zu nutzen. Inzwischen hat die Wolkendecke einige Löcher bekommen und die Sonne blinzelt hin und wieder hervor. 13:25 Ostwind 12 Knoten, 15°C. Leinen Los. Der Skipper macht alles selbst. Ich glaube er traut uns nichts zu. Oder alles? Er ist ein typischer Einhandsegler, alles geht nach seiner Vorstellung. Na klar, ich weiß das: Sipper is next to God! Eine Leine auf Slip nehmen will er nicht. Sein englisch und unser französisch haben nur wenige Überschneidungspunkte. Es wird aber immer besser.Wir hängen.Ein daumendickes, schwarzes, 5 Jahre altes, nicht mehr gebrauchtes Kabel haben wir gefangen. Nein, nicht mit der Schraube. Bei einem Langkieler kann man sich so ein Klumpert zwischen Kiel und Ruder einklemmen. Wir kriegen das Kabel auch mit verschiedenen Tricks nicht los. Olivier greift zum Seitenschneider. Current? Nicht anfassen, den Skipper falls es ihn beutelt! Es war kein Strom drin. Am gegenüberliegenden Ufer steht ein Holzhaus. Da war früher eine Jugendherberge oder so etwas ähnliches. Jetzt gibt es dort keinen Strom mehr.13:45 Ablegen, ohne weitere Vorkommnisse. Auf Sicht, später dann 77°, Flaute, wir fahren unter Maschine 5 Knoten.

14:30 Ein Segelboot unter deutscher Flagge kommt uns entgegen. Olivier kocht. Die Reste von Gestern und Reis. Soll heißen: Reiseintopf mit Salat. Hunger ist der beste Koch.16:30 Ostwind, 5 Kn. Vor uns liegt die Insel Snipe. Daneben auf einer Untiefe ist ein Frachter aufgelaufen und rostet vor sich hin. Er hatte Biebeln geladen, hat nichts geholfen. Wir fahren immer mehr südlich in den Paso Picton hinein.17:30 Kurs 150°, gerade hat noch die Sonne durch die Wolken gelacht, jetzt fahren wir wieder im Regen. Kein Schütten, mehr Salzburger

Schnürlregen.17:40 Punta Ganado, die Nordspitze von Picton Bb querab. Wir sind wieder einem Kelp-Feld ausgewichen. Auf dem Wasser schwimmen unterschiedliche Vögel. Magellanpinguine und Albatrosse. Wahrscheinlich haben wir schon mehrere gesehen, aber nicht wirklich wahrgenommen. Per Funk ruft jemand (die Marine) die Kekilistrion, aber Popov hat keine Lust mit dem Mariner zu plauschen. Den Soldaten ist fad, daher versuchen sie jedes Schifferl zu kontaktieren. Ich hab geglaubt, dass aus Sicherheitsgründen ein Kontakt zur Marine notwendig ist. Popov glaubt das nicht.

Page 15: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

18:00 wir biegen rechts ab. Vor uns das Feuer am Punta Oriental (Fl 5s 7m 6M) Endlich zeigt mein PC mit meinem GPS halbwegs brauchbare Positionen. Von Olivier habe ich gute Fixpunkte abschreiben dürfen. Er navigiert mit 2 alten GPS und mit den Augen.

18:30 fest Backbord Längsseits an SY Poulard in Puerto Toro, der südlichsten Siedlung der Welt. Die Poulard ist eine Aluminium-Yacht . Wenn Olivier „Poulard“ sagt klingt das wie: „Ulla“. Heute sind wir wieder nur unter Motor gefahren, 5 Stunden. Ich habe geglaubt, wir sind im stürmischsten Seengebiet der Welt! Auf den Fischerbooten werden riesige rote Viecher verarbeitet. Man kann diese Tiere nicht kaufen, sagt Olivier. Mit einem Plastiksackerl voll Zigaretten und Schnaps klettert er von Bord. Er bekommt zwei Kübel voll Centolla dafür. Frieda

findet Gefallen bei den Fischern und erhält spontan einen Beutel voll gefrorener, geschälter Centolla, Königskrabbe. Zum Umbringen steigt Olivier dem Tier auf den Brustpanzer und reißt ihm reihum die Haxen aus. Der restliche Körper fliegt über die Reeling in die See und wird von verschiedenen Seevögeln wie „Steamboat-Duck“ und schwarzem Albatros gefressen. Die stacheligen bis 30cm langen Beine werden in Salwasser gekocht und zum abkühlen über den Kübelrand gehängt und kalt mit Taschenmesser und Lederhandschuh oder Kombizange gegessen.

Pandino, ist ein Schmarotzer, ein Pilz, wächst auf den Bäumen. Zufällig treffen wir den Dorflehrer. Der sagt dass man das essen kann. Nachdem er gekostet hat, traue ich mich auch. Es schmeckt wie eine Auster ohne den Fischgeschmack. Leicht nach Mandarine/Orange/Zitrone. Schlatzig.Ich lebe noch.

Das heißt: Choiyra, oder so. Preiselbeeren, bis 10mm Durchmesser. Im November noch nicht ganz reif. Sehr üppig überall anzutreffen. Werden auch gesammelt und zu Marmelade verarbeitet.

Wir sind an den 5 Häusern vorbei auf den Berg zur Sendestation/Polizeistation geklettert. Auch das Petruskircherl haben wir besucht. Die Soldaten haben sogar eine Sporthalle hier, Geschäft gibt es keines. Das Wetter hat sich beruhigt. Man hat einen herrlichen Ausblick.

Page 16: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

19:00 Auf 17145 kHz oder 8675,3kHz sendet die Chilenische Marine den Wetterbericht als HF-Fax mit Vorschau auf Morgen! Schaut endlich nach Segeln aus.

20:30 Abendessen. Mmh! Nach anfänglicher Skepsis hauen wir ordentlich rein. Die Centolla ist ein Gedicht. Olivier serviert dazu seine Weißbrotlaberl und einen Weißwein aus Chile mit leichtem Muskat Geschmack. Unbeschreiblich gut. Wir fressen bis Mitternacht. Es bleibt aber noch immer eine Pütz voll über.

Montag, 29.November 200408:00 Frühstück, weiches Ei, Marmelade08:25 Ablegen, Wind: Nord mit 10 Knoten, 12°C Lufttemperatur, Der Himmel ist bedeckt.Fast hätte ich vergessen mein Navigationsgerät in Betrieb zu nehmen. Bis ich wieder am Netz hänge haben wir das Kap Rees schon hinter uns gelassen. 08:45 Klüver und Groß dürfen wir setzen. Endlich. Der 6-Zylinder verstummt. Allerdings machen wir nur 3,2 Knoten über Grund

09:15 Wir bergen den Klüver wieder und hissen den Diesel. Sonst kommen wir nie zum Kap Hoorn.10:10 N12, da ist er wieder der Wind. Wir setzen die Genua, Olivier sagt Jeeb dazu. Maschine aus. Jetzt geht’s fast genau nach Süden Kurs 185°. 11:50 der Wind hat zugelegt auf 15 Knoten Nord, wir machen 7,5 Knoten Speed!12:00 wir rauschen mit 8,6 Knoten über die Bahia Nassau, Olivier refft das Genuasegel um einen Meter. Bei der Winsch erwartet er von mir,

dass ich mit beiden Händen die Kurbel drehe! Von wegen eine Hand fürs Schiff und so. Er sagt : You have two Hands! Bei 6° Wassertemperatur lasse ich sicher nicht mit beiden Händen los.13:30 979hPasc, 10°C, Nord 10Kn, Kurs 180°, Ausreffen, Klüver dazu. Mittagessen. Heute gibt’s Linseneintopf. Zum Dessert gibt’s immer ein Bröckerl Käse. Olivier ist eben Franzose und hält etwas von Tischkultur. Wer möchte, kann auch noch Königskrabbe haben. Das Quilmes-Bier passt zu Linsen und Käse. Nach dem Essen gibt es einen Espresso. Wir schauen nach Delphinen und Walen. Popow sagt dass es hier Mink-Wale gibt und weil das Wasser flach ist könnten wir Glück haben und einen Wal sehen.14:30 Genua bergen, Klüver schiften, der Wind schläft ein.14:40 Nordwind 3,5Kn, Motor an, Klüver bergen, Es scheint als würde sich das Wetter bessern.15:45 N7, 12°C, Kurs 190°, Wir baumen den Klüver mit dem Spibaum aus, das Stagsegel als

Schmetterling auf die andere Seite.16:30N10, Es hat frühlingshafte 14 °C, der Himmel ist zur Hälfte wolkenfrei. Mit 4,2 Knoten fahren wir auf 170° in den Kanal Washington zwischen die Inseln Wollaston und Bayly. Den Kelpfeldern weichen wir nicht nur wegen der Schiffsschraube aus. Kelp wird zwar bis zu 40m lang, aber es besteht die Gefahr von Untiefen im Bereich von Kelp.

Page 17: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Die Seekarten stimmen nicht in diesem Gebiet. Meine Seekarte ist am rechten Rand laut Popow um 1,5 Seemeilen falsch!

17:15 Das Wetter wird immer besser. Zwischen den Inseln zeigt uns Olivier den ersten Blick aufs Kap Hoorn. An Steuerbord sehen wir im Dunst das falsche Kaphorn, das Falso Cabo de Hornos. Für die alten Rahsegler war es fatal wenn sie von Westen kommend zu früh abgebogen sind. Die Silhouette des falschen Horns schaut wirklich dem echten Horn sehr ähnlich.

Popow schlürft seinen Mate, jeder darf kosten. Bei der Einfahrt in den Franklin Kanal sehen wir schäumende Brecher, offensichtlich eine Klippe. Ich frage Popow ob das die in meiner Karte verzeichneten Roca Caballeros sind. Nein, sagt er. Die Caballeros sind nicht da wo sie eingezeichnet sind und diese Klippe ist überhaupt nicht in

der Karte. Sehr beruhigend. Bevor wir zwischen den Inseln Hermite, Maxwell und Jerdan für die Nacht Schutz suchen, laufen wir noch eine Pinguinkollonie an. Hunderte dieser trolligen Seevögel watscheln umher. Nicht nur Magellan-Pinguine, jede Menge Kormorane und Möwen. Auf dem Wasser schwimmend auch Albatrosse. 17:55 Wind NW8,5, 15°C, Kurs 125°, Segel bergen.Die Marine fragt nach unserem Standort. Popow gibt die Caleta Maxwell unseren geplanten Liegeplatz an. Da sollten wir noch ein anderes Schiff sehen, Pech gehabt. Ein anderes Schiff hat dieselbe Bucht als Liegeplatz angegeben. Sonderbare Bräuche, hoffentlich brauchen wir die Marine nicht.

19:00 Caleta Maxwell. Wir ankern auf 10m Wassertiefe neben der SY Zazie, Landfeste, später kommt auch die Poulard in die Bucht. Wir liegen sehr ruhing hinter dem großen Kelpfeld.

19:00 Landausflug. Von oben sollte man die Insel Hoorn sehen! In der Mitte die Insel Hall, links dahinter Hornos, der Steinhaufen rechts ist die Insel Chanticleer. Dahinter das Südpolarmeer und nach 600 Meilen die Antarktis.

Page 18: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Morgen ist es soweit. Wir werden das Kap der Stürme, das Kap des Todes, das Kap des Schreckens, das Kap Hoorn umrunden. Das Meer ist friedlich, wie in den Kornaten, nur kälter. Heute. Wir hoffen auf ruhiges Wetter morgen.

21:30 Heimkehr des Landungstrupps: Frieda , Robert und Franz. Abendessen: Centola. Richard mag keine 10 Dollar, Frieda schon, sie isst bis 23:00Ich hab das Abendprogramm nicht aufgeschrieben, aber ich glaube ich hab von Richard noch ein Bummerl angehängt bekommen und bin nach einem Achterl Rotwein schlafen gegangen. In der Nacht hats geregnet. Hoffentlich hält das Wetter.Bisher haben wir 105 Meilen mit 14 Motorstunden zurückgelegt.

Dienstag, 30.November 2004Kap Hoorn Umrundung von West nach Ost

04:00 Sonnenaufgang, Ostwind 10Knoten, 7°C, fast wolkenlos. Ich kann nicht mehr einschlafen. Heute! Ich fahre ums KAP HORN.06:30 Frühstück, ich habe Ham and Eggs gemacht, wer mag, kann ein Marmelade-Semmerl haben. Popow hat die alten Semmeln aufgebacken.Dazu gibt’s wie immer Tee mit Milch für Robert und Frieda, Kaffee für Richard und den Skipper. Tee und Kaffee mit Dulce-Brot für mich.08:00 HF Wetterfax, empfangen mit Jvcomm32.exe, das Programm ist das

selbe wie meine Free-ware, nur die Antenne von Olivier ist besser als meine 9m Wurfantenne. Das Wetter ist aber gleich. Für heute erwartet die Chilenische Marine ruhiges Wetter, erst am Nachmittag kann es heftiger blasen.

09:00 Südost 5 Knoten, 971 hPasc, 10°C, See 2, Anker lichten, Mit dem Beiboot fahre ich zum Ufer um unsere Landfeste loszubinden. Die Spulen der Festmacher fassen 500m. Inzwischen hackt Popow mit seiner Machete den Kelp von der Kette. Im Keller kniet Robert bei der Bilge um die hereinlaufende Kette zu klarieren. Wir umfahren das Kelpfeld in weitem Bogen und motoren in den engen Kanal zwischen den Inseln Jerdan und Hermite hinaus ins das Grenzgebiet zwischen Südatlantik und Südpazifik.

10:10 Delfine! Während wir die Insel Hall passieren sind Delfine aufgetaucht. In der Bugwelle schwimmen sie eine Weile mit, drehen sich auf den Rücken und - da bin ich mir sicher: einer hat mir zugeblinzelt.

Page 19: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Info: Cobo de Hornos, Kap Hoorn, auf 55°59`Süd und 67°14´West gelegen, ist der südlichste Vorsprung der Insel Hoorn, die Südspitze Südamerikas. Im Jahr 1616 wurde diese Insel von den Holländern Scheuten und deMaire entdeckt und nach ihrer Heimatstadt Hoorn in Holland benannt. Bis dahin hatte man diese Gegend „finis terra“ , Ende der Welt bezeichnet. Dort, wo der Atlantische und der Pazifische Ozean zusammentreffen, wo alle ungünstigen Wettereinflüsse gemeinsam auftreten , befand sich

jahrhundertelang für Seefahrer die Hölle auf Erden. Mehr als 800 gekenterte, gesunkene Schiffe haben über 10 000 Seeleute in den Tod gerissen und ruhen nun im bis zu 9000m Tiefen chilenischen, eiskalten Meer.

11:32 es ist Wind aufgekommen, die Wolken haben sich gelichtet. Wir setzen Groß, Fock und Klüver. Die Kathedrale der Insel Hall haben wir passiert vor uns das Ziel unserer Reise: Kap Horn.

Wir werden tatsächlich die Insel Hoorn umsegeln. Von West nach Ost. Die „leichtere“ Richtung.Inzwischen setzt sich mehr und mehr die Sonne durch.Wir kreuzen wieder von der Insel Horn weg.

13:00 Wir sehen das Kap Horn im Norden von uns. Unsere

Position ist: 55°59,9`S 067°17,5`W, Logge 122 Sm. Sonnenschein, Wind Südost 20 Knoten, Seegang 3, sehr lange Dünung. Die Sonne scheint. Der Sektstoppel von „Haus Österreich“ plopt.

Page 20: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Beim Bundesheer hab ich mir einmal eine schöne, große Flagge mit Bundesadler gekauft. Ich weiß die österreichische Seeflagge ist es nicht, aber schööön ist sie doch. Diese Flagge, dazu noch das europäische Sternenbanner und den Ösyc unter der Backbordsaling. So kreuzen wir noch einmal von der Insel Hoorn weg. Wir brauchen mehr Höhe um an einigen Keksen vorbeizukommen. An diesen Felsen die nur kaum aus dem Wasser ragen spritzt die Gischt oft unvermittelt meterhoch auf. 13:10 Wir starten die Maschine dazu und

bergen dafür die beiden Vorsegel. So haben wir auch eine bessere Sicht aufs Kap.13:45 14°C, direkt sommerlich! Der Wind ist eingeschlafen. Wir verlassen den Pazifik und laufen in den Südatlantik ein. Ich hab eine Plastikflasche voll Kap-Wasser geschöpft. Vielleicht kann ich einmal ein Enkerl damit taufen. Danach bergen wir das Groß und laufen am Ostkap der Insel vorbei .

14:00 Fest vor Buganker, Popow bleibt als Ankerwache an Bord. Wir bekommen Landurlaub und machen das Beiboot klar. Im Kelp ist eine Gasse durch die man zum Ufer fahren kann. Das Anlanden auf dem steinigen Strand ist eine nasse Angelegenheit. Mit Regenzeug und Gummistiefel klettern wir die steile Treppe hinauf. Auf der Station hat Jose mit seiner Frau Claudia schon auf uns mit einem Pisco gewartet. Alex der Sohn der beiden ist scheu, allzu oft kommen keine fremden Leute hierher. Nach einem Foto schenke ich dem kleinen Chilenen meine Kappe die ich von Robert bekommen habe. Soll doch der für Landmaschinen Eschenau aus Guglern die Werbetrommel rühren. Wir tragen uns in das „Gipfelbuch“ ein, kaufen Ansichtskarten, ein Kap-Horn Zertifikat und bekommen einen Kap-Horn Stempel in den Reisepass. Claudia möchte uns noch ein Poster des heiligen Petrus verkaufen, kostet auch nur 10 Dollar aber wir müssen das ja irgendwie wieder auf Schiff bringen. Vorher besichtigen wir aber die Kapelle und den Leuchtturm.Es ist ein mystischer Ort. Die Sonne scheint, wir schwitzen in unserer Regenhaut wie ein Firmgöd. Was möglich ist, ziehen wir aus und stapfen hinüber zum Kap-Horn Denkmal, dem Albatros. Der Weg ist wie eine Treppe aus Holz. Der Boden ist ähnlich einem Almboden oder Hochmoor, weich sumpfig. In den Fußabdrücken sammelt sich braunes Torf-Wasser.

Page 21: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Das Wetter ist Traumhaft. Der Wind fächelt nur ganz zart aber eiskalt. Die Sonne meint es aber gut mit uns. Tolle Fotos entstehen. Mit der Gugler-Kappe, mit der Vöst-Kappe, mit dem Oliven-Crewleiberl, mit dem Blauen, mit der alten Kappe , mit dem Ösyc-Wimpel und, und,…Eine Stunde hat uns der Kapt´n freigegeben. Es ist sehr gefährlich hier, sagt er. Wir merken heute nichts davon, wir haben Glück.

Wir sind Kap-Hornier!

30.11.2004 Robert, Franz, Frieda und Richard ( von links ) um 15:00 Ortszeit,55°57,9´S 067°15,2`W

Page 22: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Wir müssen zurück, die Zeit verfliegt. Beim Zurückgehen sammeln wir unsere Siebensachen wieder zusammen, die wir wegen der Hitze am Weg zurückgelassen haben. Der Wind hat zugenommen. Die Kekilistrion zerrt an der Ankerkette als wollte sie sich und uns schon in Sicherheit zwischen die Inseln bringen. Was solls, wir haben das Kap Horn umsegelt! Fast unbesiegbar, beinahe unsterblich ein unglaubliches Gefühl. 15:30 SO 5, See3 16°C. Kurs 356°. Zurück an Bord drängt Olivier zum sofortigen Aufbruch. Er

hat Reis und Linsen gekocht. Da merken wir, dass wir schon einen ordentlichen Hunger haben. Dazu ein Bierchen. Beim Bergen der Flaggen rauscht mir die Flaggleine aus. Olivier ist böse. Ich hab nicht geglaubt, dass der so finster schauen kann. Die Leine braucht er nämlich um Fallen zu heissen. Für meine Flaggen hat er nichts über. Die Flaggleine führt zum Masttop und ist sozusagen ein Vorspann für Behelfsleinen, falls erforderlich. Mir tut´s ja leid. Die Leine fliegt hinter uns im Wind, trotz Kringerl kann ich sie aber nicht fischen. 17:05 Jetzt hängt die Flaggleine plötzlich ins Cockpit. Wer sie erwischt hat weiß ich nicht mehr. Jedenfalls bin ich froh und Olivier anscheinend auch, wir dürfen Segel setzten, alle drei im ersten Reff. Der Wind kommt mit 18 Knoten aus Nord. Hier gibt es Minkwale. Olivier zeigt auf eine Stelle im Meer. Dort bläst er ! Oder war es doch nur Brandung an einem Riff? Wir verfolgen den Wal aber sehen in nicht mehr. So gern hätte ich einen abtauchenden Wal, zumindest die Schwanzflosse fotografiert. 17:33 Wir laufen ins Mare del Sur zwischen die Inseln Herschel und Deceit ein, der Kanal Al. Jetzt schaut es nach Regen aus.18:00 W10, Einfahrt in den Canal Bravo zwischen Wollaston und Freycinet.18:20 O15, See 3 Da! Wieder ein Wal! Ein Minkwal oder doch ein Killerwal? Olivier erkennt an der Fontäne um welchen es sich handelt. Wir segeln mit Vollzeug auf eine Regenwand zu.Popow beginnt zu reffen. Plötzlich liegt das Schiff. Der Großbaum zieht durchs Wasser. Die Kekilistrion krängt zwar dass die See ins Cockpit rauscht, hält mit Robert am Ruder aber den Kurs bei. Ich klammere mich mit einer Hand ans Schiff während ich mit der anderen die Winschkurbel betätigen will. Olivier schreit mir zu: „you have two hands“, kann schon sein. Aber ich habe gelernt: eine fürs Schiff und eine für den Mann. Er steht auf dem oberen Relingsdraht und das Wasser rinnt ihm in die Gummistiefel. Ich kurble ihm viel zu langsam.Windstärke? Bist du verrückt! Keine Sau hat auch nur einen Gedanken an den Windmesser verschwendet. Meine Schihandschuhe sind waschelnass und mir ist saukalt gewesen. Aber das Schiff hat toll reagiert. Die Böen (30-40kn?) sind in Krängung und Fahrt umgesetzt worden. Die schwergängige Ruderanlage lies sich immer leichter bewegen. Irgendwo unter Deck sollten auch Schwimmwesten sein? Lifebelts? Ich hätte keinen an Deck gelassen ohne ordentliche Sicherung. Wie ich daran gedacht habe war es viel zu spät. Da hilft nur anhalten, von wegen „two hands! ! Das Wasser hat 6°C.Nach dem Punta Widen hat der Regen nachgelassen und der Wind war auch wieder moderat.Unser Tagesziel ist eine Mooring in der Bahia Hatly. Ich hab geglaubt ich kenne Moorings.

Page 23: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

20:10 fest an Mooring in der Bahia Batyle auf Wollaston. Die Mooring sind von der Felswand hängende Seile und Tauwerkfragmente. Zum Glück ist es hier rundherum geschützt. Das Vertrauen zu Popov sinkt wieder. Allerdings steigt das Vertrauen in die Kekilistrion im selben Umfang. Im Wasser schwimmt etwas! Ein Stück Holz? Oder ein Strang Kelp? Ein Seehund kommt zu Besuch und beäugt uns neugierig. Leider ist es schon zu dunkel für ein ordentliches Foto. Dafür fällt der Manöverschluck umso edler aus.

21:00 Abendessen. Steak mit Kartoffelpürree, wer mag Centolla als Vor- oder Nachspeise. Danach steigt ein Bordfest. Mit Tanz. Wir haben Olivier gezeigt dass die Österreicher ein Volk der Sänger und Tänzer sind (und Trinker und Kartenspieler). Zum ultimativen Nachtisch gab es wie jeden Tag Popovs Käseplatte. Inzwischen ist unsere Maschine 22 Stunden gelaufen und wir haben 148 Meilen zurückgelegt, davon 82 unter Segel. Immer wieder zieht ein Schauer über uns hinweg und wäscht die Salzkruste von Deck.

Mittwoch 1.Dezember 200406:00 Sonnenaufgang, der Himmel ist wolkenlos, leichter Westwind mit 5 Knoten, Das Meer

ist hier hinter einer Insel in der Bucht spiegelglatt. Es hat 8° Grad Lufttemperatur.08:00 auf 17144,6 Hz empfangen wir mit meinem Radio und meinem Laptop von der Chilenischen Marine ein HF-Fax. Popov empfängt dasselbe mit dem gleichen Programm. Meine Antenne ist aber doch um einiges schlechter als die vom Schiff. Trotzdem bin ich stolz mit meiner 9m Wurfantenne hab ich ein Fax empfangen. Die Interpretation überlasse ich aber trotzdem unserem Skipper. Heute geht unsere Fahrt zurück über die Bahia Nassau, früher berüchtigt und gefürchtet.09:00 Leinen einholen, entwirren die „Mooring“ für nachfolgende Yachtis vorbereiten. Das heißt mit einer „Luftmasche“ an einen Wurzelstock binden, so dass man vom Meer aus die Leine übernehmen kann. Die Luft ist hier im tiefen Süden so trocken, dass unser Regenschutz über Nacht total abgetrocknet ist. Sogar meine Handschuhe sind trocken geworden. Beim Mooringfischen hab ich allerdings ins Wasser greifen müssen. Daher hängen die Handschuhe einige Minuten später schon wieder überm Ofen. 09:30 963hPasc, bedeckt, alle Segel setzen! Maschine aus. Mit meiner Navigation stimmt etwas nicht! Kein

Strom! Der Zerhacker oder das Ladegerät. Olivier steckt einige Stecker um und betätigt ein paar Schalter und schon klappt es wieder. Inzwischen habe ich meine Karte so schön kalibriert dass man fast danach Segeln könnte. Trotzdem gibt es einen 31. November im elektronischem Logbuch.

Page 24: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

11:30 Wind West, 35 Knoten, See 5. Ab der Nordspitze der Insel Wollaston, bei Kap Ross hat aber wieder alles geklappt und der Computer hat den 1. 12. akzeptiert. Wir rauschen im 3. Reff mit 7 Knoten über die Bahia Nassau.13:50 Neuer Geschwindigheitsrekord 9,8 Knoten. Auf 008° Nordkurs passieren wir die Insel Medio und fahren in den Paso Goree zwischen den Inseln Lennox und Navarino ein.

14:00 heute gibt es WuNu, Richard bereitet mit meiner Assistenz Spaghetti ohne Dürre zu. Ich schneide so gut es geht den Speck und das Geselchte in die geforderten Würfel, während Frieda am Steuer dauernd die 9-Knoten-Schallmauer durchbricht.Durch den Paso Picton fahren wir am Punta Oriental vorbei, das ist die Einfahrt nach Puerto Toro, aber wir wollen keine Centolla mehr. 15:30 West 20, See3, Einfahrt in den Paso Mckinnley, in den Beagle Kanal. Von der Insel Snipe funkt uns die Marinestation an. Olivier mag nicht mit ihr reden. Wir passieren den gestrandeten Frachter der einst mit einer Ladung Bibeln hier aufgelaufen ist. Noch sind wir nicht in den Regen gekommen. Es schaut aber immer wieder danach aus. 16:00 Wind NW15, auf die Nase. Wir bergen die Segel. Knapp unter Land fahren wir nach Westen. Es hat Frühlingshafte 12°C.

18:30 Logge 204sm. Fest vor Buganker in 5m Wassertiefe, Isolas Holger, DER Geheimtipp von Popov.

Page 25: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

19:30 Wir wassern das Dingi mit dem Spifall und Olivier bringt Richard und mich an Land. Inzwischen kocht Frieda die Tagessuppe .

Die Insel Navarino ist hier völlig menschenleer, obwohl es eine Straße geben soll. Am Ufer liegen unzählige Muschelschalen. Für uns sind Muscheln tabu, aufgrund einer Algenart sind die Muscheln hier teilweise sehr giftig. Von den Südbuchen hängt der Greisenbart. Die roten Früchte der Heidelbeerstauden sind zwar noch sauer aber einige kann man schon kostenIm Unterholz finden wir auch ein „Sommerhaus“ eines Fischers. Entweder sind wir zu früh oder zu spät. Heute wird

hier nichts ausgeschenkt. Nachdem wir die Bucht umrundet haben signalisieren wir unserem Fährmann. Endlich hört uns jemand und Olivier kommt uns mit dem Beiboot entgegen.20:45 zu Tisch. Centolla-Suppe a la Frieda, Verzeihung! Doktor Frieda! Zu dieser Suppe muß man „Sie“ sagen. Somit sind die ausgelösten Königskrabben die Frieda als Geschenk bekommen hat auch verwertet. Die Hauptspeise des Tages: Lammhaxe.In Ushuaia ans Achterstag gebunden, abgeregnet, ums Kap Horn im Sonnenschein, Nachts vor den Möwen in Sicherheit gebracht, am Tag wieder dem

kalten, trockenem Südpolarwind ausgesetzt. Auf Seehöhe bei mittlerer Hitze im eigenen Saft geschmort, mit chilenischem Weißwein aufgegossen. Wie soll man so etwas in Europa nachkochen? Den Käse hab ich heute verweigert. Dafür aber noch ein Glaserl Wein genommen. Die Nacht verlief ruhig. Wenn man davon absieht, dass meine Segelkameraden bis halb in der Früh Rummykub gespielt haben.

Page 26: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Donnerstag, 2. Dezember 200408:45 Frühstück, Richard hat Kamillentee zubereitet. Heute haben wir nicht allzu viel vor. Nach Porto Williams sind es nur ein paar Meilen.10:00 Anker lichten. Wir haben mit der Ankerkette jede Menge Kelp geangelt. Popov hackt mit der Machete wie ein Wilder. Richard bedient den Fußknopf für die Ankerwinsch. Ich schlichte im Keller die Kette in die Bilge. Robert fotografiert, Frieda steuert.10:55 955 hPasc, 12°C. Knapp unter Land motoren wir an dem Inselchen Barlovento vorbei. See:1, Nordwestwind 5 Knoten. 11:00 wir verlassen Chile. Sicherheitshalber bergen wir die Nationale. Wir machen einen kurzen Abstecher nach Argentinien zu einer Pinguinkollonie. Es ist zwar verboten ohne einzuklarieren die Staatsgrenze zu überschreiten, aber wo kein Kläger, da ist auch kein Richter.

11:30Auf 1m Wassertiefe, fest mit Kiel an der Insel Martillo. Jede Menge Pinguine, Kormorane, Möwen und Albatrosse.Heftiges Fotografieren.

12:00 W15, See 2, 10°C, wir passieren Kap McKinnlay, somit sind wir wieder in Chile und setzen die chilenische Nationale wieder.

13:45 Fest Längsseits SY Andiamo, Hamburg, Pt Williams, Yachtklub MicalviHeute sind wir in 4 Stunden 15 Meilen unter Motor gefahren. Dafür erwartet uns eine ausgiebiger Stadtbummel in Port Williams.14:15 Mittagessen : Quiche ( sprich: Kisch) a la Capitan Popov. Eierspeisähnlich im Rohr zubereitet.15:30 Stadtbesichtigung

Das ist der Bug der „Yelcho“. Mit diesem Schiff sind die Mitglieder der Endurace-Expedition von Sir Ernest Shackleton am 30. August 1916 von Elephant Island abgeborgen, gerettet worden

Page 27: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Wir besuchten auch das „Martin Gusinde“ Museum. Gusinde war ein „deutscher“ Pater aus Wien. Er hat die Lebensweise der Indianer studiert und lebte von 1886 bis 1969. Inzwischen gibt es keine Reinrassigen Indianer mehr. Eine kleine Siedlung wurde vom Staat für die Nachfahren der Yamanas errichtet. Von den Selk´nam auch Ona genannt und den Haush und den Alakaluf berichten nur noch Bilder im Museum. Die Weißen haben die Indianer brutal ausgerottet. Jedenfalls gibt es keine

Feuerland-Indianer mehr. Für Touristen ein Souvenier-Geschäft mit Indianer-Kitsch, das ist der Rest der traurigen Geschichte. Nach unserer Rückkehr in den Yachtklub bleibt noch Zeit für eine ausgiebige Dusche.20:00 ROI 9868 Mhz, Mitternachtsjournal des österreichischen Rundfunks. Daheim ist der Winter eingetroffen. In der Kombüse werkt der Skipper mit einer Art Kelomat. Er hat Fleisch und Gemüse hineingeschnitten und gesotten. Wie habe ich vorher schon geschrieben: Hunger ist der beste Koch. Die Bordkasse lädt zu einem Umtrunk in den Yachtklub MICALVI ein.Pedro und Hector freuen sich über „Hoch am Ötscher drob´n“ und „Wir lieben die Stürme“. Gemeinsam singen wir: “My Bonnie is over the Ocean“. Hector bietet Gesang und südamerikanischen Tanz.Pedro hat alles auf Band aufgenommen. Ein rauschendes Fest. Ich glaub´ Richard hat die Bärenfellmütze von Pedro gekauft, oder so.

Ein Pickerl vom ÖSYC und eines aus Lilienfeld haben wir zu den Wimpeln aus aller Welt gepickt. Bis 02:30 hat das Fest gedauert. Die erste Etappe unseres Törns ist damit würdig abgeschlossen.219 Seemeilen, 136 davon unter Segel, 27 Motorstunden.

Page 28: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Freitag, 3.Dezember 2004Namenstag, Franz v. Xaver

09:30 erstes Erwachen. Nie wieder Alkohol. Olivier ist um unsere Fahrerlaubnis gegangen.Mit dem Frühstück kommen wir wieder auf Betriebstemperatur. Wasser nachfüllen,

Ausnutzen der Infrastruktur.11:00 996 hPasc, 13°C, Ostwind 5 Kn, See: spiegelglatt, Leinen Los. Inzwischen wissen wir was der Skipper von uns erwartet. Er hasst es wenn man eine Leine auf Slip legt. Es wäre beim Ablegen einfacher. Aber was soll´s: Skipper ist Law. Wir murksen halt einen Palstek auf.11:30 wir umrunden das Kap Gusano an backbord. Der Tidenhub beträgt hier bis zu 2 Meter. Heute können wir ziemlich knapp am Leuchtfeuer vorbeifahren, es ist Flut13:15 wir passieren die Klippen Lawrence an steuerbord. Weit vorne in der Bucht sehen wir Ushuaia. Ich versuche mit dem Laptop und dem Handy ein e-Mail nach Haus zu senden. Vergeblich.14:30 W 15. Bei den Inseln Eclaireurs, beim Leuchtturm am Rande der Welt, erreiche ich endlich mit dem Handy nach einer Woche meine Helga. Es geht uns gut. Alles Ok. Daheim auch?!16:30 Zwischen den Inseln am südlichen Ufer des Beagle-Kanales, durch den Paso Weste vorbei an Puerto Navarino, motoren wir in den westlichen Teil des Beagle Kanals. Der Himmel ist wechselhaft bedeckt. Die Berge von Ushuaia ragen immer wieder in die Wolken.18:00 980 hPasc, 11°C, wir passieren Ras Peron. Das Leuchtfeuer markiert die Staatgrenze. Ab hier ist chilenisches Staatgebiet an der Nord- und der Südseite des Beagle-Kanals.Das Wasser ist grün. Wie Gletschermilch.Es ist Gletschermilch!

Page 29: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

19:30 W 34, wir machen nur noch 2,3 Knoten über Grund. Der nächste sichere Ankerplatz vor uns ist noch weit. Olivier entschließt sich umzukehren. Zur Gischt hat sich Regen gesellt. 20:00 fest vor Buganker und zwei Landfesten in Porto Borrocho, am Südufer des

Beaglekanals. Das waren 43 Seemeilen heute. Wir sind ziemlich durchgebeutelt.Frieda klettert noch mit mir an Land. Von oben haben wir eine schöne Aussicht über die verregnete Bucht mit den beiden Schiffen.Zum Abendessen, Steak mit Paradeissalat, sind wir wieder zurück.

23:30 Endlich ist Ruhe. Heute musste ich auch Rummykub spielen. Olivier liegt in seinem Fach und liest noch eine Weile.

Samstag, 4.Dezember 2004, Barbaratag

06:00 Tagwache, heute haben wir viel vor. Wir müssen den Rückstand von gestern wieder aufholen. 06:30 Anker lichten, Ostwind 2 Knoten, nix also. Erstmals fahren wir mit dem Autopiloten.Wir überqueren wieder den Beaglekanal und fahren dem Nordufer entlang nach Westen07:00 es hat 7 Grad Celsius. Ich bin dran mit dem Abwasch bevor es wieder der Skipper erledigt. 09:00 Ost 3, See 1, 995 hPasc, 10°C. Mein Navigationsgerät spinnt. Am linken Kartenrand funktioniert mein System nicht mehr. Vor uns ist die Insel Gordon. Hier teilt sich der Beagle Kanal in seinen nördlichen und südlichen Ast. Das Kreuzfahrschiff Amsterdam kommt uns entgegen. 09:55 Logge 279, Kak 310°,12°C.Wir passieren Caleta Olla, drin ankert Poulard. Von den steilen Hängen stürzen unzählige Wasserfälle zu Tal. Die Gletscher tragen die Namen von europäischen Ländern: Italiener, Holländer, Franzose. Österreicher gibt’s nicht, zumindest weiß Popow nichts davon.

10:10 Ein Kondorpaar streicht übers Schiff !10:40 Eis! Die ersten Eisbrocken treiben im Wasser und schrammen am Schiff vorbei.Heute gibt es Kartoffelpuffer. Ich rechne mit einem Kilogramm Erdäpfel pro Person.

Page 30: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Wir passieren den Gletscher Romanche.12:35 SW25, See3, Strom setzt mit 3 Knoten nach West. Plötzlich faucht der Wind wieder über uns hinweg. Super! Ich bin Koch des Tages und muß höllisch aufpassen, dass ich mich nicht verbrenne. Die Puffer gehen weg wie die warmen Semmeln.

13:00 Der Wind hat auf 29 Kn zugelegt, Popov schätzt den Strom auf 4 Knoten!See 4! Kochen wäre jetzt nicht mehr möglich. Es rumpelt gehörig. Das Abwaschwasser ist kaum in Zaum zu halten.14:30 West 30 Kn, See 5, 7°C. Ein kurzes

Stück noch, dann zweigen wir vom Noroeste in den nächsten Fjord nach Norden ab.15:00 SW15, See 2, Einfahrt in den Seno Pia, 998 hPasc. Kaum ums Eck, ist alles viel ruhiger. Jetzt treiben dafür immer größere Eisbrocken an uns vorüber. Delphine ! brr in dem kalten Wasser.

16:00 N10, Graupelschauer, fest vor Buganker, Seno Pia. Manöverschluck : on the Rocks, mit Gletschereis!18:30 der Anker slipt!19:15 eine Bucht weiter S54°47,455´, W069°37,510`, fest mit 2 Landfesten. Unser fFranzösischer Koch hat zum Dinner Ofenfleisch mit weißen Bohnen und Pflaumen zubereitet. Kulinarisch ist die zweite Woche der ersten jedenfalls bisher überlegen.Als Dessert gibt es nach dem Käse Rummykub. Ich versuche meine Seekarte zu kalibrieren. Zum hundertsten mal, hat wieder nicht funktioniert. Robert hat die Seekarte fotografiert, damit müsste es eigentlich gehen. Zumindest theoretisch.Ca 24:00 ich träume von einem Scotch on the Rocks, so groß daß man darin schwimmen könnte. Das knirschen von Eis ist aber kein Traum, in der Nacht treiben immer wieder Eisbrocken am Schiff vorbei.

Page 31: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Sonntag, 5.Dezember 2004Krampustag

06:00 Treibeis, es schrammt ziemlich laut am Schiff vorbei. Aber Olivier bleibt ruhig. So schlafe ich auch wieder ein und dreh mich noch einmal um.09:30 heute macht Robert das Frühstück. Es gibt Roberts „Gute“ Eierspeis, wie immer Kaffee und Tee, leider ist der Speck aus. Die Semmeln werden schon schimmlig und müssen ausgeschnitten werden. Auf dem Backblech hinterlassen sie Fettflecken. Zuhause wäre es undenkbar, so alte Semmeln zu essen. Unsre müssen noch ein paar Tage halten.

10:15 1000hPasc, S1, See 0, 8°C. Anker lichten, Festmacher lösen. Die Landfeste ist mit einem Zimmermannklang an einem Stamm befestigt um einen Notstart zu ermöglichen. Der Knoten heißt bei uns : „as I show you“.11:00 wir sind beim Seno-Gletscher. Der kalbt direkt ins Meer. Aus dem Beiboot schießen wir ein paar Bilder von der Kekilistrion.12:10 Kaffeepause, Der Gletscher ist überwältigend, blau. Wir warten bis ein größerer Brocken mit Getöse abbricht und ins Meer stürzt. Kaum drehen wir uns um, kracht es, wir sehen zwar noch die Welle, aber für den Absturz waren wir zu spät.14:45 W 15, nächste Bucht, Dreigletscherbucht. Schauen, Staunen. Popow fotografiert auch! Er sagt, die Gletscher hier wachsen!15:00 Spaghetti vor dem Gletscher, fürs Dessert fische ich mir einen Eisbrocken aus dem Wasser. Mit der Winschkurbel ein Stück abgeschlagen und ein Schuss von Oliviers Whiskey. Mhh!. Die Regentropfen

gehen nicht sofort unter! Scheinbar schwimmen die Tropfen noch ein Weilchen, bevor sie sich mit dem Salzwasser mischen und im Meer „versiegen“.

16:00 13°C, SW10Kn. Anker lichten, hier können wir nicht bleiben. Wenn ein großes Stück abbricht kann das fürs Schiff gefährlich werden.17:30 996hPasc, fest vor Buganker und 2 Landfesten neben Pelagic in der Caleta Cascal, in der Popo-Bucht.18:00 Landfall von Frieda und mir. Das Unterholz ist nahezu undurchdringlich.

19:30 zurück aufs Schiff, heute gibt’s Kraut und Zucchinisuppe von Frieda.21:00 und zum Steak von Olivier gibt’s Süßes Kraut, ebenfalls gekonnt zubereitet von Frieda.

Danach: Rummykup bis Mitternacht

Page 32: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Montag, 6.Dezember 2004Nikolaustag08:00 Tagwache, es regnet09:00 Frühstück09:30 Anker lichten, Leinen los10:00 W10, See 1, 1005hPasc. In der Felswand entdeckt Olivier zwei Kondore ! Offensichtlich ihr Horst. Wir können ziemlich nahe heranfahren. Auf den Fotos sind die riesigen Vögel trotzdem ganz klein und kaum zu sehen.11:18 W29, Segel setzen, 3. Reff. Wir sind wieder im Beagle Kanal. 12:40 die „Mare Australis“ kommt uns entgegen, auch ein Seehund kreuzt unseren Kurs13:10 NW27, wir biegen wieder ab und laufen in den Garibaldifjord ein. Bergen der Stagsegel13:52 Reispampf mit Speck und Gemüse, na ja, Hunger ist der beste usw….15:00 Groß bergen, wir treiben vor dem Garibaldi. Whiskey on the Rocks!

17:20 N7, es hat wieder zu regnen begonnen - wir hauen ab. Das große Trum mag nicht und nicht abbrechen.17:40 mit dem Wind ist es nichts geworden, wir hissen den Motor, eine Meile nach Süden weiß Popow einen geeigneten Ankerplatz.18:30 N10, 1008hPasc, 8°C fest vor Buganker bei der Waterfall-Insel, anscheinend gibt es hier Quallen! Da gehe ich nicht baden! Quallen und 5° Wassertemperatur, brrrrr!19:00 es ist 22:00 UTC Ich empfange ein Wetterfax auf 17146 Hz USB mit 576IOC und 120LPM20:00 Kraut-Reis-Fleischsuppe, Thunsalat, Hunger etc…..Mein Navigationszeugs spinnt noch immer. Die anderen spielen Rummykup.Wir sind schon 356 Seemeilen gefahren.

Dienstag, 7.Dezember 200408:00 Frühstück, vom Skipper zubereitet, die Semmeln müssen schon heftig ausgeschnitten werden. Der Schimmel schlägt zu. Aber hart sind sie noch immer nicht. Vielleicht etwas zäher als zu Beginn der Reise. Eis treibt vorbei und schrammt an der Bordwand entlang.09:00 Endlich sind auch Frieda und Robert aufgestanden. Das zermürbende Rummykupspielen macht die beiden noch ganz fertig. Es hat aufgehört leicht zu regnen. Es schüttet.

Page 33: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

10:00 N5, Strom 1 S, See 1, 1018hPasc, 9°C. Anker lichten, auf Kurs 256 nach Süden aus dem Fjord hinaus, es regnet wieder leicht.10:30 Porto Garibaldi, außer einer grünen Schrift weißt nichts auf einen „Porto“ oder Hafen hin. Die Schrift lautet: „ Eugenia Alegra 2002“. Popov sagt, dass ein Kreuzfahrschiff hier diese Beschriftung angebracht hat.Wir setzen die Segel , Groß und Genua zum Schmetterling.

12:40 W28, See 3. Das Segeln in diesem engen Fahrwasser erfordert höchste Konzentration. Wind und Strömung wechselt andauernd . Wir haben den Nordostarm des Beaglekanals überquert und passieren die Darwin Insel. Auf den Weg nach Süden laufen wir in den Kanal Barros Merino ein.

14:30 wir haben die Cook-Bay erreicht. Wir sind im Beagle Süd-Ostkanal. Da draußen ist der Pazifik. Das Ufer ist viel höher von der Brandung ausgewaschen als drinn im Kanal. Die Dünung ist etliche 100 Meter lang und 2-3m hoch. Es ist, als würde sich die Landschaft kontinuierlich ändern. Das Meer atmet.Endlich ist es mir gelungen, das Foto mit der Seekarte zu kalibrierenMittagessen: Eierspeis auf Blätterteig mit Speck. Das Gericht hat auch einen spanischen Namen den hab ich leider vergessen.

14:50 Der Wind hat einmal 360° gedreht, die Windstärke schwankt zwischen 0 und 30 Knoten. Aufregend. Kaum denkt man ans Ausreffen, faucht der Blasius herbei, dass einem hören und sehen vergeht. Zum Glück dauert so ein Sturmerl nicht lange, höchstens ein paar Minuten. Die Kekilistrion hält auch in solchen wechselnden Situationen den Kurs, ohne Luv oder Leegierig zu werden. Sonst wäre die Fahrt durch die Kanäle zu gefährlich.16:20 West 24.10°C, Stom O 1. Vor der Insel Delta haben wir den südlichsten Punkt der zweiten Woche passiert. Der Beagle-Kanal verläuft nördlich von der Halbinsel Cloue auf

Hoste nach Osten. Im Norden liegt die Insel Gordon. Über die Bergrücken sehen wir nur noch vereinzelt Gletscher.18:15 fest Porto Camille, Anker und Landfeste. Draußen braust der Sturm mit 40 Knoten aus West, See 3, Strom 1-2 nach Osten. Man könnte glauben, ein Wildbach schießt außerhalb der Bucht vorbei.Viele Buchten und Ankerplätze haben noch keinen offiziellen Namen. Diese Bucht hat Olivier nach seiner Nichte benannt mit der er zum ersten Mal hier war.

Die Bucht liegt auf 54°59,7S und 069°17,2W und ist vollkommen geschützt.

Page 34: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

20:00 Landausflug von Frieda Olivier und Richard. Sie finden einen Knochen. Einen Schädelknochen. Popow sagt, es ist der Schädel von einem Mink-Wal. Später sind Robert und ich auch an Land gegangen. Erstens wegen dem Schädel, zweitens sollte man ja fast bis Ushuaia sehen. Vielleicht geht ja sogar das Handy. Das Handy geht nicht.

Mittwoch, 8.Dezember 200406:00 Sonnenaufgang, Seelöwen brüllen !09:30 1022hPasc, W2, 12,5°C, Landregen. Der Beagle-Kanal liegt glatt wie ein Spiegel. Unvorstellbar, dass es gestern so gerauscht hat. Heute ist Robert mit dem Frühstück dran.

10:00 Anker lichten. Mit der Machete befreien wir unsere Kette vom Kelp.11:00 Ost 5, See1. Am Südufer finden wir tatsächlich eine Seelöwenkolonie. Die war sogar unserem Kapitän neu. Wir können ziemlich knapp heranfahren bevor es den Tieren zu mulmig wird und sie abhauen.

12:00 Der Ostwind bleibt uns erhalten. Der Regen hat aufgehört.12:20 SO27. Wir kreuzen nach Osten auf. An der Backbordseite sehen wir den Vaniquero Italia, den Italiener Gletscher. Damit kreuzt sich unser Kurs. Am Samstag sind wir hier abgebogen, zu den Gletschern.

Page 35: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

13:40 SO15, die See wird wieder ruppiger, außerdem setzt der Strom wieder mit zumindest einem Knoten noch Osten. Das heißt entsprechend der Tide ist auch der Strom gekentert.15:50 Segel bergen, nur noch 3 Knoten Wind aus SO. Dafür hat die Wolkendecke Löcher bekommen und blauer Himmel zeigt sich während wir unseren Ankerplatz von Freitag passieren. 16:50 Kanasaka, fest vor Buganker und Landfeste. Die Landfeste hab ich beim Gatter in Weidezaun festgeknotet. Popow hat hier Freunde. Ester und Juan, Bauern. Den Winter haben die beiden in Punta Arenas verbracht. Inzwischen haben wilde Hunde ihre Schafe gerissen.

Alle! Die Schafe waren der ganze Reichtum. Juan kommt später angeritten. Das Pferd ist hier noch Arbeitstier, kein Sport. Olivier hat Zwiebel, Kartoffel und Zigaretten als Geschenk mitgebracht. Man stelle sich vor: Erdäpfel als Geschenk für einen Bauern! Die Hütte ist sehr bescheiden. Das Klo ist ein Donnerbalken über ein Bacherl . Die Lage aber spielt alle Stückerl ! Direkt am Meer. Außer Schafzucht ist hier nichts sinnvoll. Eventuell ein paar Kühe,

kein Ackerbau. Am Strand liegen eine ganze Menge Knochen. Wir können hier aber nicht über Nacht bleiben, die Bucht ist nach Norden offen.17:10 Fluchtstart, Nordböen mit 20 Knoten. Ester winkt.

20:10 wir sind sicher in der Neuman Bucht, hinter der Neuman Insel, man schreibt Newman! Da fällt mir ein, ich sollte in der Firma anrufen.

Oben am Hügel geht das Handy! Daheim ist alles Ok. Aber Kampfmoskitos gibt´s hier. 3 motorig, mindestens. Eine sticht mich an der Stirn. Frieda glaubt mir wächst ein Horn, so schwillt der Dübel.Inzwischen hat Popow Steak mit Kartoffelpüree gekocht. Ich würde gerne schwimmen, aber das Wasser hat 8°. Das ist zu kalt. Die Füße hänge ich einige Minuten über den Rand des Gummibootes, dann „bitzeln“ die Zehen. Der Gestank der Gummistiefel-Haxen lässt aber deutlich nach.

00:45 Der Wein hat bis jetzt gereicht. Über uns spannt sich der Südhimmel. Das Kreuz des Südens, der Zentaur, mit unserem nächsten Stern, Alpha Zentauri. So hab ich die Sternkarte doch nicht vergeblich mitgenommen. Am Osthorizont sehen wir einen Lichtschein, wahrscheinlich das Halo von Ushuaia. Ich hab 3 Bummerl bekommen, Richard nur zwei, aber eins war ein Schneider. Diese Nacht hat´s in sich gehabt.

Page 36: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Donnerstag, 9.Dezember 2004

06:00 Sonnenaufgang, kein Wind

09:30 Frühstück, wieder einmal von mir, die Semmel ausschneiden artet schon in Arbeit aus.10:00 Landgang, Anruf in der Firma, Auftragsstand 1800t (na ja), aber das Audit haben wir derpackt.10:30 N3, 1018hPasc, 17°C! Ablegen, Leinen los. Wie üblich müssen wir Kelp von der Kette hacken und danach das Deck mit eigen Kübeln Seewasser abspülen. Nach einigen Meilen passieren wir um 11:15 die Einfahrt zum Murray-Canal. Daheim hab ich geglaubt, dass wir da durch fahren werden. Es ist derzeit aber militärisches Sperrgebiet. Diesmal halten wir uns mehr in die Mitte des Beagle-Kanals. Die Steinhaufen bei Puerto Navarino haben wir ja schon einmal durchschifft.Der Himmel ist nur teilweise bewölkt. Kaum zu glauben, aber hier sind wir in den letzten 14 Tagen schon zum dritten Mal. Nördlich von uns ist Ushuaia.

13:25 Da drüben, an Backbord liegt der Leuchtturm vom Ende der Welt, der Fl WR 5s 10/7M, Islotes Les Eclaireurs. Mir würde es gar nichts ausmachen wenn wir schon hier abbiegen würden, ist das Heimweh. Andrerseits die 2 Wochen sind so schnell verflogen, ein Bisschen würde ich unsere Reise gerne noch ausdehnen.14:00 ein Verkehr herrscht hier! Wie in der RUSH-hour. Uns begegnet das Motorschiff MS Terra del Fuego, die SY Santa Maria und ? ich konnt´s nicht lesen und funken mag Popow nicht. Ich freu mich schon aufs Mittagessen. Richard kocht.14:30 ich hab die Ripperl ausgelöst, Dürre haben die hier nicht. Es sind WuNu als Abwandlung mit Spaghetti und geselchtem Ripperlfleisch geworden. Mit Seewasser 1:3. Man braucht sich nicht über die Reeling beugen. In der Kombüse gibt es eine Fußpumpe fürs Meerwasser und eine fürs „Fresh“-Wasser. Dazu gibt es chilenisches „Christal-Cervesia“14:45 N3, 1014hPasc, 17°C, Kurs 100°.Abwaschen. Wie bei einem Adriatörn. Fast schon 20°. Das ist Sommer, sagt der Skipper!

Page 37: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

16:40 Fest längsseits, Backbord, Marina PortWilliams.Wir haben tatsächlich einige Kinder und einen Hund im Meer baden gesehen. Ehrenwort. Das Wasser hat hier aber auch fast 10°.. Die Luft: 24°!!, Hochsommer.Die Dusche hat 35°C.Olivier geht zum Zoll und zur Marine, morgen sollen wir ja Chile verlassen.20:00 Asado am Achterdeck der Micalvi, dem Marinafrachter-Wrack.

Die Kolonie der Weltumsegler wie Popow, von der Kekilistrion, die Leute von Poulard und ein italienisches Pärchen von der Gaudate3 grillt heute. Wir sind eingeladen. Schließlich sind wir Kap-Hornier. Die Seglergemeinde macht irgendwie den Eindruck gestrandet zu sein. Irgendwie hängen geblieben. Irgendwann werden sie wieder aufbrechen in wärmere Gefilde. In die Südsee vielleicht oder ins

Mittelmeer. Frieda ist mit Kleid erschienen! Richard mit der Bärenfellmütze.Die Wirte der Bar, Pedro und Hector warten schon auf uns. Wir sind die einzigen Fremden heute. Nach dem Riesen-Steak und Weißwein, Rotwein und Bier, begeben wir uns um 00:30 in die Bar. Richard tauscht die Bärenfellmütze gegen eine Runde Christal. Tanz und Gesang bis xx:xx

Wir kaufen noch Kap-Horn Aufnäher, tauschen die Adressen aus.

Wahrscheinlich haben wir sogar etwas Alkohol getrunken. Salute!

Page 38: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Freitag,10.Dezember 2004Der letzte Tag ist angebrochen. Das Wetter von gestern 19:00 HF-Fax sagt für Nachmittag Schlechtwetter voraus. Wir wissen nicht was in dieser Gegend „Sschlechtes Wetter“ ist.07:00 1004hPasc, 12°C, Tagwache, wir müssen Wasser bunkern. Der Himmel ist halb bedeckt. Den Behördenkram hat Olivier schon erledigt.08:00 Ablegen. Ein Freund von Popow, ein schweizer Bergführer kommt mit nach Ushuaia. Seine Frau ist die Direktorin von Gusindemuseum. Nächste Woche führt er ein Wissenschaftlerteam in die chilenischen Berge und möchte billig in Argentinien Lebensmittel kaufen.08:15 NO10, See 1, 1000hPasc, 13°C, kaum ums Eck beim PUNTA GUSANO, können wir alle Segel setzen. Auf Kurs 283° machen wir 5,8 Knoten über Grund. Das wird ein herrlicher

Segeltag zum Abschluss unserer Kap Horntour. Irgendwie schade, dass wir keinen richtigen Sturm erlebt haben.Dachte ich mir in diesem Moment. Mit einem stabilen Schiff, einer guten Crew und einem erfahrenen Kapitän kann eigentlich nichts schief gehen. Die Schilderungen der Kap Hornfahrer beinhalten halt doch immer auch etwas Seemannsgarn. Dachte ich mir in diesem Moment.Unser Schweizer erzählte mir dass vor einigen Wochen die Pelagic oder wars die Poulard in Sichtweite von Ushuaia in einen Sturm gekommen ist und für

die letzten zwei Meilen 3 Stunden gebraucht hat. Zum Glück ist der Treibstoff nicht ausgegangen. Auch Schweizer beherrschen das Seemannsgarn. Dachte ich mir in diesem Moment.09:50 SO15, 998hPasc, 14°C, der Wind hat gedreht. Wir sind südlich von Punta Parana. Die Klippen von Lawrence sind an unserer Steuerbordseite.11:05 W 5, 996 hPasc, 15°C. Wir sind wieder beim Eclaireurs, dem vom Ende der Welt.Toll, in wieder anderem Licht. Wir müssen wieder fotografieren. Die Wolken, der blaue Himmel, herrlich! Dachte ich mir in diesem Moment.13:30 W42, See 5, Speed 1 Kn !, 10°C, 996 hPasc, Regen und Gischt erfüllen die Luft . Es Ist schwarz. Popow hat die Segel weggeräumt und sein Regenzeug angezogen. Er steht zum ersten Mal auf diesem Törn selbst am Ruder (außer an- und ablegen).

Ist schon genug!Dachte ich mir in diesem Moment!Da ist auch unser Skipper nervös geworden, bei dem Anlegemanöver. Dabei waren im Hafen nur noch 42 Knöpfe. Toll, den Sturm haben wir auch erlebt und gut überstanden. Aber die Schnelligkeit mit der die Front herangebraust ist war schon ziemlich respekteinflößend. Ablaufen vor dem Sturm ist hier in diesem engen Kanal jedenfalls nicht möglich. Da hilft nur eine starke Maschine.

Page 39: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

13:40 Regen. Fest längsseits an Steuerbord im Päckchen an der SY Zazie, Ushuaia, Yachthafen. Wir sind wieder da! 495 Seemeilen, davon 258 unter Segel. Wir haben Kap Horn gerundet und die chilenischen Gletscher gesehen.

15:00 Mittagessen, der Zöllner war auch schon da. Die Kekilistrion bekommt ein Auslaufverbot. Das würde bedeuten, dass Popow arbeitslos ist. Er braucht 10 solche Chartertörns, dann reicht es für ein Jahr. Im Winter geht er als Schilehrer in die Berge. Es gibt Empanadas, mit Paradeissalat. Empanadas = gefüllte Teigtaschen mit de carne, de chocio, de jamon oder de queso, schmeckt prima.

Draußen scheint wieder die Sonne! Aber eine kräftige Brise weht noch. Popow muss weg, heute ist Maturaball seiner Tochter. Unsere Flüge konnte Marili nicht rückbestätigen. Frieda und Robert bleiben ja noch. Aber Richards und mein Transatlantikflug findet Sonntag Abend statt. Ich hab nicht vor den Heimflug zu verpassen.16:00 Wir gehen in die Stadt. Erstens wollen wir ein Eis, zweitens beim Reisebüro unseren Rückflug fixieren, drittens ins Museum, viertens und, und,…

Das Reisebüro macht Brösel!Den Rückflug hat jemand falsch eingegeben. Unser Platz für morgen ist nicht mehr frei. Leider kann uns die freundliche Dame nicht helfen. Vielleicht bei der Fluggesellschaft. 17:00 Aerolineas Argentinas hat auch keinen Platz morgen, eventuell wenn jemand das Ticket zurückgibt oder sonst irgendwie ausfällt. Aber heute um 20:49 hätte sie zwei Platzerl. Die nehmen wir. Dann aber hopp! Frieda und Robert suchen. Zurück zum Schiff, keine Zeit fürs Museum. Popow anrufen, er bringt uns jedenfalls

zum Flughafen. Wir haben noch nicht gepackt. Geben wir dem Skipper ein Trinkgeld? Die Flaggen hab ich noch gesetzt. Jetzt ist es stressig. Zum Glück können Frieda und Vergessenes nachbringen. Nicht einmal für Abschiedsschmerz ist Zeit. Die Socken und die feuchten Handschuhe in ein Plastiksackerl, das Yamanaschifferl in die Handtasche.19:30 Popow ist da. Los. Bussi Frieda! Servus Robert, auf Wiedersehen daheim !

Page 40: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

19:50 Eincheck. Ein Bier und ein Raucherl geht sich aus. Olivier hat noch etwas vergessen und muss telefonieren. Dann aber endgültig: Adios! Alles Gute für den Ball, viele Grüße an Marili. Danke für alles.20:50 der Flieger ist ziemlich voll. Irgendwo hab ich vom ÖAMTC Hotelvorschläge. Wir werden um Mitternacht in Buenos Aires sein.Hoffentlich haben wir nichts vergessen.

Samstag, 11.Dezember 200400:20 Beim Gebäck anstellen. Einen Taxler finden wir auch rasch. Fast hätten wir die Jacke von Richard im Gebäckwagerl liegen lassen.Wir fahren zum Cityhotel. Die Adresse hab ich in Österreich von der ÖAMTC-Homepage heruntergeladen. Leider ist der Nachtportier nicht in der Lage uns ein Zimmer zu vermieten, oder er will nicht. Ich soll morgen den Prinzipal anrufen. „Du hast mein Ticket und meinen Reisepass, nicht wahr, Franz!“ Richard findet seine Dokumente nicht. Am Ende haben wir sie am Flughafen ausgestreut? Ich sehe mich schon die nächsten eineinhalb Tage von Pontius zu Pilatus, von Botschaft zu Fluglinie laufen. Zum Glück kennt unser Taxler ein Hotel. So kommen wir ins Hotel Cambremon, San Marcos, Suipacha 30, Telefon 4345-0118 3837. Der Paß und die Zettelwirtschaft liegen am Boden des Taxis. Bueno! Mucho bueno! Unser Aufenthalt ist gerettet, da darf das Hotel auch etwas nobler ausschauen.01:30 Der Page hält uns die Tür auf! Richard fürchtet, dass wir in einer zu hohen Hotelkategorie gelandet sind. Der Nachtportier spricht sehr gut englisch und sogar ein paar Brocken deutsch. Was hätte ein neues Flugticket und ein Reisepass gekostet?

Außerdem nehmen die hier die Mastercard. 02:15 Wir haben ein 2-Bettzimmer mit Klo und Badewanne. Ein Bierchen werden wir uns aber auch noch hohlen.Das Telefon klingelt: “Senor Spilka, there are Problems with your Creditcard”. Richard hat ja auch eine Karte. Die geht auch nicht. Aber Richard hat auch noch ein Büschel Dollars. Das genügt. Der Bursche holt uns vom benachbarten Beisl zwei Bierdosen, bringt zwei Gläser von Restaurant und wir können unseren Schlummertrunk genießen. Weil wir schon dabei sind, buchen wir gleich eine Stadtrundfahrt für morgen 14:00 Uhr und den

Besuch im besten Tangolokal der Stadt, bei „Senor Tango“. Der Nachtportier schaut so vertrauenserweckend.

Page 41: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Übrigens: Eurocard funktioniert aus Sicherheitsgründen nicht in der Nacht. Am nächsten morgen war unsere Mastercard wieder voll kreditwürdig. Die zwei Nächte kosten pro Person 70 Dollar, das sind 448 Pesos für alle zwei, na und? Wir sind Kap Hornier!Geschlafen haben wir wie die Bären, wie in Abrahams Schoß. Gerade dass wir das Frühstück um halb 10 noch erreicht haben.

10:30 Wir machen uns auf eigene Faust auf den Weg um die nähere Umgebung zu erkunden. Die Villa Rosado, der Sitz der Präsidenten und einstiges Wohnhaus von Evita ist ganz in der Nähe. Kinder betteln. Obwohl ich es verboten habe, steckt Richard einem Mädchen einige Münzen zu. Die Kinder können einem aber auch wirklich Leid tun. Den Rückweg legen wir so, dass wir am Teatro Colon und dem Obelisken vorbei kommen. Die liegen beide an der breitesten Strasse Südamerikas: Avenida 9.de Julio.12:30 wir schlendern unbekümmert dahin. Plötzlich trifft Richard eine Ladung ?? Ich dachte an eine Taube im ersten Moment. Es war aber keine Taube sondern jemand hat in räuberischer Absicht die beiden nichts ahnenden Touristen mit einer stinkigen Mayonese /Senf Mischung bespritzt um uns besser aussackeln zu können. Hat aber nicht geklappt. Vom Kapperl über den Pulli bis zur Jeans war der Dreck.

Zwei Wochen Kap Horn haben wir ausgehalten. Ein paar Stunden Großstadt und schon ist unser Gwandl dreckert. 13:00 Putzstunde, in einer Stunde kommt der Bus zu Stadtrundfahrt.

14:00 es ist sich ausgegangen. Ein VW-Bus unter der Leitung von Andrea holt uns pünktlich ab. Buenos Aires zieht sich am Südufer des Rio de la Plata über 70 Kilometer und reicht 30 km ins Landesinnere. Von „Guter Luft“ ist man genau so weit weg wie in Wien von der „blauen Donau“. Immerhin wohnen im Innerstädtischen Bereich 3 Mio Einwohner. In den Vorstädten

leben weitere 9 Millionen Menschen. Da ist das Verkehrschaos natürlich schon vorprogrammiert. Unsre Rundreise beginnt mit der Einsammlung der Mitfahrer in Retiro und San Nicolas. Der erste Höhepunkt ist der Mayo- Platz mit der Katedrale. Über San Telmo fahren wir dann nach La Bocha. Das Stadion ist eine Sehenswürdigkeit weil der junge Ronaldo hier gespielt hat. Man könnte natürlich auch jede Art von Fan-Artikel kaufen. Die Farben sind gelb-blau. Für einen Niederösterreicher also schon überlegenswert. Danach gings in den

alten Hafen zu den berühmten bunten Häusern. Da wird noch auf der Strasse Tango getanzt.

Page 42: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

Der Feuerwehr von Buenos Aires haben wir wieder ein paar Dollars gespendet. Dafür hat Richard von seinem Freund eine Feuerwehrkappe und ich ein Korpsabzeichen bekommen. Für daheim hab ich ein Bombilla, das ist ein Saugrohr für den Mate gekauft.Nach La Boca führte uns Andrea nach Puerto Madero wo Segelschiffe vor Anker liegen. Zum Glück hat Frieda und Robert Gelegenheit gehabt die Fregatte zu besichtigen, wir sind nur vorbeigefahren. Dann gings am Engländerturm vorbei nach Palermo und nach Recoleta. Für den Besuch des Friedhofes war keine Zeit. Frieda und Robert haben aber das Grab der Evita fotografiert. Wir haben noch den Flohmarkt von Recoleta aufgesucht und für die Daheimgebliebenen T-Shirts gekauft. Um

18:15 waren wir wieder im Hotel. Gerade rechtzeitig um zum Tango zu fahren. Der Portier hat die bedenken von mir zerstreut. Touristen können anziehen was sie wollen, die nimmt sowieso niemand ernst. Tango wäre etwas für einen Anzug und Abendkleid! Wir nehmen das Crewleiberl und die Turnschuhe. Das Abendessen und Getränk war inklusive. Das Argentinische Steak ganz große Klasse.An unserem Tisch sitzen acht Personen. Ein altes mexikanisches Ehepaar, eine englische Oma mit Enkelkind, zwei

Tramper aus Amerika und wir zwei. Ein wirklich toller Abend. Zwei Tangokapellen haben aufgespielt. Eine lokale Berühmtheit hat einen runden Geburtstag gehabt, oder so etwas ähnliches. Jedenfalls haben wir mit Sekt auf seine Gesundheit angestoßen, daraufhin hat er dirigiert und gespielt. Super.Nach so einem Kulturgenuss können wir natürlich nicht schlafen gehen. Um24:00 machen wir uns auf den Weg in eine Fußgängerzone. An der Avenida de Mayo haben wir Glück und finden ein offenes Lokal. Das Publikum ist schwarz gekleidet und jung. Da passen wir gut dazu. Außerdem kostet ein Liter Bier nur 8 Schilling, oder so. Ich hab ein dunkles Quilmes getrunken, Richard ein helles.

Sonntag, 12.Dezember 200409:00 ausgiebiges Frühstück, Ansichtskarten schreiben.10:30 eine Runde spazierengehen. Bis in die Avenida de Mayo. Dort gibt’s ein Beisl mit

Schanigarten. Von der sonntäglichen Demonstration hören wir den Lärm von einem Redner und etliche Kracher herüber. Für uns ist es besser nicht näher zu gehen.Das Zimmer müssen wir auch noch räumen.

14:00 unser Taxi zum Flughafen ist da.

Page 43: Kap Hoorn und die chilenischen Gletschermembers.aon.at/fspilka/Segeln/kekilistrion2004.pdf · freiwilligen Pomperos haben dieselben Geldprobleme wie wir in Österreich und schnorren

16:35 pünktlich hebt der Lufthansaflug 527 in Buenos Aires Ezeiza, ein Airbus A340 ab. Richard zieht auch seine Turnschuhe aus und macht es sich bequem. Diesmal sitzen wir nebeneinander. Im Bordkino schau ich mir Spiderman und den Anchorman an. Ich kann im Sitz nicht schlafen.

Montag, 13.Dezember 200410:05 Landung in Frankfurt, ich rauche noch einmal die allerletzte Zigarette.11:15 auf zur letzten Etappe mit einem A321-200 nach Vienna.12:45MEZ, wir sind wieder in Wien. Helga und Liane holen uns ab.

Robert und Frieda kommen heute erst in Buenos Aires an. Ich bin froh wieder daheim zu sein.

Also dann! Prost! Bis zu nächsten Mal. Eine Menge hab ich vergessen, eine andere Menge nicht aufgeschrieben, damit noch etwas zum erzählen bleibt.

Marktl, 14.August 2005Aus dem Gedächtnis und dem Logbuch der Kekilistrion zusammengestellt.Franz, KapHornier