Kasperl, Raeuber ... Hexenzauber

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Leseprobe: Joerg Janout, Kasperl, Raeuber ... Hexenzauber, ISBN: 978-3-86196-136-9, Hardcover, 102 Seiten mit zahlreichen Illustrationen, 11,90 Euro. Eines Morgens wird es Kasperl zu viel. "Immer das gleiche Theater mit dem Teufel, der Hex, dem Raeuber und dem Krokodil - ich habe es satt, ich hau ab!", sagt Kasperl zu sich, steckt seine Pritsche in den Guertel und holt seine geliebte Concertina aus dem Schrank. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen geht er in die Welt hinaus, begibt sich auf die Suche nach dem Schlaraffenland. Kasperl erlebt viele spannende Abenteuer und kommt eines Tages zu einer erstaunlichen Erkenntnis ...

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Lektorat: Hedda EsselbornIllustrationen: Jörg Janout

1. Auflage 2012ISBN: 978-3-86196-136-9

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge-schützt.

Copyright (©) 2012 by Papierfresserchens MTM-Verlag GbRHeimholzer Straße 2, 88138 Sigmarszell

www.papierfresserchen.de [email protected]

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Text und IllustrationJörg Janout

Kasperl,Räuber

... Hexenzauber

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Dieses Buchwidme ich meinem Enkelkind

Florentine

und allen Kindern,die Spaß an lustigen und spannenden

Geschichten haben

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1. Kasperl haut ab

Die Sonne lacht schon lange bei Kasperls Schlafzimmer-fenster herein, und Kasperl, der bis zur Nasenspitze zu-gedeckt unter der warmen Tuchent steckt, brummt ganz dumpf: „Mir reicht’s. Was zu viel ist, ist zu viel. Jeden Tag das gleiche Theater mit dem Räuber, dem Teufel, der Hex und dem Krokodil, ich hab es satt, ich hau ab.“

Träumt der Kasperl? Oder ist er wach?

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Jedenfalls schnarcht er schon wieder, dass es nur so kracht. Aber um Punkt halb acht, auf die Sekunde genau – sausssssst und brrrrrraust von der Schlafzimmerdecke eine Tschinelle mit einem Karacho herunter und tuscht mit einem Höllenspektakel Tschingdaratatschingrumbum!!! neben Kasperls Bett auf den Fußboden.

Sofort ist Kasperl hellwach, springt ruckzuck aus den Fe-dern, schlüpft in Windeseile in seine Klamotten, hängt sich seine Reisetasche über die Schulter, holt noch schnell seine geliebte Concertina aus dem knarrenden Schrank, steckt sich seine Pritsche in den Gürtel und im nächsten Augen-blick flitzt er hinaus, knallt die Haustür hinter sich zu und mit einem lustigen Lied auf den Lippen geht er in die Welt hinaus, auf der Suche nach einem Liebchen:

„Heute such ich mir ein Schatzerlso ein liebes, nettes Spatzerlso ein echtes Schmusekatzerl,dann bin ich nimmer mehr alleinund kann immer, immer zärtlich sein!“

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2. Das Abenteuer beginnt

Mutterseelenallein wandert Kasperl nun schon drei Tage auf einsamen Feldwegen und staubigen Landstraßen, ohne auch nur einem einzigen Menschen zu begegnen.

„Das ist doch höchst eigenartig“, sagt er zu sich, „die letzten Tage bin ich keinem einzigen Menschen begegnet. Direkt unheimlich ist das. Ich befürchte, ich hab mich hoff-nungslos verirrt. Und diese sonderbare Stille hier? O Mann, o Mann, langsam kriege ich es aber mit der Angst zu tun.“

Während Kasperl so vor sich dahin palavert, überhört er die Schritte hinter sich und erschrickt, weil er von einem zerlumpten, struppigen Mann eingeholt wird.

„Hallo! Junger Freund! Auch unterwegs nach Bimperle-hausen?“, ruft der Mann im Vorbeigehen.

„Hallöchen!“, ruft Kasperl zurück und fragt: „Was haben Sie da eben gesagt – wohin geht es hier lang?“

„Nach B-i-m-p-e-r-l-e-h-a-u-s-e-n!“, brüllt der fremde Mann und dabei legt er seinen Arm freundschaftlich um Kasperls Schulter.

Kasperl ist diese zudringliche Art aber gar nicht recht und er stellt gedanklich fest: „Dieser Kerl sieht auch wirklich wie eine Vogelscheuche aus: sein Hut durchlöchert und ver-schwitzt; sein Mantel ausgefranst und speckig; Hemd und Hose furchtbar dreckig; seine Stiefel ausgelatscht und sein Gesicht schwarz vom Borstenbart und mittendrin steckt rund und fett seine Nase, die bläulich schimmert und an eine riesige Frostbeule erinnert – brrrrrr – und stinken tut

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der grobe Kerl wie ein altes Pfeifenröhrl.“ Kasperl läuft es eiskalt über den Rücken. Missmutig steckt er seine rechte Hand in die Hosentasche und greift nach seinen letzten Sil-bermünzen, die er unvorsichtigerweise darin herumschüt-telt.

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Bei dem lieblichen Klang der Münzen spitzt der Mann die Ohren und fragt: „Was klimpert denn da so lustig in dei-ner Hosentasche?“

„Och“, sagt Kasperl mit einer abfälligen Handbewegung, „das sind ja bloß meine letzten drei Silbermünzen, die habe ich mir unlängst beim Musizieren verdient.“

„Waaaaaas?! Du bist ein Musikus?“, ruft der Landstrei-cher begeistert aus, klatscht dabei schallend in seine Hän-de und ruft: „Dann komm und spiele etwas! Damit die Zeit vergeht! – Los, aufg`spielt wird!“

Kasperl, nicht faul, holt aus seiner Wandertasche seine kleine Concertina heraus und spielt hurtig drauflos und singt einen lustigen Reim nach dem andern.

„Ho! Ho! Ho! Trari-Traro!“, ruft der Landstreicher, dreht sich dabei tollpatschig im Kreis herum, macht Luftsprünge wie ein aufgescheuchtes Huhn und Kasperl denkt bei sich: „Alles was gut und recht, aber wenn der so weitermacht, dann wird mir langsam schlecht.“

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Zu Kasperls Glück teilt sich jetzt vor ihnen die Landstra-ße. Rechts führt die Straße in einen dunklen Nadelwald und links schlängelt sie sich durch hügeliges Ackerland und goldene Kornfelder, hinter denen ein spitzer Kirchturm mit den ersten Dächern eines kleinen Städtchens sichtbar wird.

„Du, hör einmal!“, ruft Kasperl. „Jetzt ist Schluss mit dem Remmidemmi, denn hier trennen sich unsere Wege. Du gehst rechts die Straße lang und ich gehe links ... also dann, alles Gute und tschüss.“

„Was faselst du da daher?!“, brüllt der Landstreicher höchst aufgebracht. „Hast du einen Vogel, oder was? Vor uns liegt doch Bimperlehausen! Und nicht weit von hier ist der bekannte Glöckchen-Wirt, dort begießen wir unsere neue Freundschaft! Juchhee! Hehehe! Da wird dann ge-feiert und gelacht – Mensch, Junge, das wird vielleicht ein Heidenspaß! Und weißt du was, Herzbruder? Heute bin ich ausnahmsweise dein Gast, ich bin nämlich total blank, so-zusagen – a-b-g-e-b-r-a-n-n-t! Ho! Ho! Ho! Trari-Traro!“

„So ein Frechdachs! Dem huste ich was!“, knurrt Kasperl, schmeißt seine Reisetasche in den Schatten einer Holunder-staude und lässt sich stöhnend ins Gras fallen. Dann zieht er seine Schuhe aus, stellt die Schuhe neben seine Reise-tasche und streckt seine müden Beine von sich. Daraufhin pfeift er einer Amsel zu, die über ihm auf einem Zweig sitzt und ein Liedchen trillert, und bald darauf schließt er seine müden Äuglein.

Der Landstreicher grinst recht gemein, reibt sich zufrie-den seine Hände und verdrückt sich hinter den Holunder-busch. Es dauert nicht lange, da schläft Kasperl ein und der Mann mit der blauen Knollennase, die wie eine geschwol-lene Frostbeule aussieht, glotzt aus den Blättern hervor und listig und schlau nach Diebesart schleicht er aus dem

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Gebüsch heraus, klaut im Handumdrehen die drei Silber-münzen aus Kasperls Hosentasche – reißt noch Kasperls Wandertasche und Schuhe an sich und verschwindet wie-

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der – husch-husch-husch – hinter dem blühenden Holun-derbusch.

Die aufgeschreckte Amsel auf dem Ast wettert und ze-tert aufgeregt: „Tschip-tschip-tschip-tek-tek-tek-der-Dieb-ist-weg-der-Dieb-ist-weg!!“

Sofort ist Kasperl hellwach – blickt aufgeregt um sich und flüstert entsetzt: „Meine Tasche ist weg! Und auch meine Schuhe!“ Und gleich darauf sieht er den Räuber mit scha-denfrohem Gelächter in Richtung Bimperlehausen davon-laufen.

Kasperl rennt hinterher – aber wie schmerzen die spit-zen Steine auf seinen nur mit Strümpfen bedeckten Fuß-sohlen. Und links und rechts neben der Straße befinden sich Getreidefelder und erdiges grobes Ackerland, auf dem man auch nicht wirklich laufen kann.

„Du Schweinehund! Warte, dich kriege ich!“, brüllt Kas-perl, beißt die Zähne zusammen und schrei-tet tapfer die Forststra-ße entlang.