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Kawasaki 1400 GTR - Fahrbericht Juli 2008 - Kawasaki will mit der 1400 GTR bei den Powertourern Yamaha und BMW Konkurrenz machen Hubraumstarke Tourenmotorräder mit Vierzylinder-Motor und Vollverkleidung kamen bis Anfang der 90er Jahre stets aus Bayern. BMW K 100 RT und LT hießen die weißblauen Erfolgstypen. Kawasaki versuchte sich damals mit der GTR 1000, mit nur mäßigem Erfolg. 20 Jahre später dominiert die Yamaha FJR 1300 das Segment der Powertourer und BMW stellt mit der 1200 GT den Herausforderer. Für Modelljahr 2008 brachte Kawasaki erneut das Kürzel GTR ins Spiel, diesmal allerdings dem Hubraum nachgestellt. 1400 GTR heißt das 15750 Euro teure neue Kawa-Flaggschiff, das einige Trümpfe ins Spiel bringt. Der 1352 ccm große Vierzylinder setzt mit 155 PS/114 kW bei 8800 Umdrehungen (136 Nm bei 6200/min.) Bestmarken und glänzt durch eine geschmeidige Leistungsentfaltung und seidiger Laufkultur. Allerdings braucht der 308 Kilo-Dampfer rund sieben Liter Treibstoff auf 100 km. Das Sechsgang-Getriebe mit langem Overdrive lässt sich butterweich und präzise schalten. Die Kupplung ist leichtgängig und bestens dosierbar. Ein zusätzlicher Mechanismus sorgt für problemloses Zurückschalten bei hohen Drehzahlen. Die neue Tetra-Lever-Hinterradführung ist zwar ein echtes Trumm, neutralisiert mit vier Längslenkern Kardanreaktionen aber komplett. Mit der sportiv-touristische Fahrwerks- Gesamtabstimmung ist die GTR in Sachen Handlichkeit und Fahrvergnügen auf dem hohen Niveau der BMW K 1200 GT, beim Wind- und Wetterschutz ebenso. Der Fahrersitz ist bequemer, doch der Kniewinkel – insbesondere für größer Gewachsene – etwas enger. Die Bremse agiert absolut tadellos, das serienmäßige ABS regelt anfangs aber sehr ruckelnd und ist besonders bei Nässe gewöhnungsbedürftig. Beim „Transcontinental-Tourer“ (Kawasaki-Eigenwerbung) herrscht in Bezug auf ergonomische Anpassung durch Einstellmöglichkeiten für Sitzhöhe, Lenkernähe oder Fußrastenhöhe Ebbe. Nur das Windschild ist elektrisch verstellbar. Auch die in Europa geschätzten Individualisierungsmöglichkeiten wurden gespart. Außer einem vergrößerten Windschild, einem Topcase, einem Navi-Halter und Innentaschen für die serienmäßigen Seitenkoffer ist nichts geboten. Von Griff- und Sitzheizung oder gar einer Antischlupfregelung haben die Japaner wohl noch nie gehört. Und alle 6000 Kilometer zum Service in die Werkstatt, das macht mit einem Langstrecken-Sprinter mit Spitze 255 km/h ebenfalls keinen Spaß. Beim Punkt Ausstattung sieht es ebenfalls weniger gut aus: Keine Bordcomputer-Bedienung vom Lenker aus, teils unsinnige Display-Anzeigen, ein nur mit Schlüssel bedienbares Koffersystem. Da hilft auch das funkgesteuerte Autorisierungssystem KIPASS nicht. Anerkennenswert dagegen das elektronische Reifendruck-Kontrollsystem. Trotz der bestechenden Eigenschaften von Motor und Antrieb wird sich Kawasaki schwer tun, Kunden für seinen Reise-Dampfer zu erobern.

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Kawasaki 1400 GTR

- Fahrbericht Juli 2008 -

Kawasaki will mit der 1400 GTR bei den Powertourern Yamaha und BMW Konkurrenz machen

Hubraumstarke Tourenmotorräder mit Vierzylinder-Motor und Vollverkleidung kamen bis Anfang der 90er Jahre stets aus Bayern. BMW K 100 RT und LT hießen die weißblauen Erfolgstypen. Kawasaki versuchte sich damals mit der GTR 1000, mit nur mäßigem Erfolg. 20 Jahre später dominiert die Yamaha FJR 1300 das Segment der Powertourer und BMW stellt mit der 1200 GT den Herausforderer. Für Modelljahr 2008 brachte Kawasaki erneut das Kürzel GTR ins Spiel, diesmal allerdings dem Hubraum nachgestellt. 1400 GTR heißt das 15750 Euro teure neue Kawa-Flaggschiff, das einige Trümpfe ins Spiel bringt.

Der 1352 ccm große Vierzylinder setzt mit 155 PS/114 kW bei 8800 Umdrehungen (136 Nm bei 6200/min.) Bestmarken und glänzt durch eine geschmeidige Leistungsentfaltung und seidiger Laufkultur. Allerdings braucht der 308 Kilo-Dampfer rund sieben Liter Treibstoff auf 100 km. Das Sechsgang-Getriebe mit langem Overdrive lässt sich butterweich und präzise schalten. Die Kupplung ist leichtgängig und bestens dosierbar. Ein zusätzlicher Mechanismus sorgt für problemloses Zurückschalten bei hohen Drehzahlen.

Die neue Tetra-Lever-Hinterradführung ist zwar ein echtes Trumm, neutralisiert mit vier Längslenkern Kardanreaktionen aber komplett. Mit der sportiv-touristische Fahrwerks-Gesamtabstimmung ist die GTR in Sachen Handlichkeit und Fahrvergnügen auf dem hohen Niveau der BMW K 1200 GT, beim Wind- und Wetterschutz ebenso. Der Fahrersitz ist bequemer, doch der Kniewinkel – insbesondere für größer Gewachsene – etwas enger. Die Bremse agiert absolut tadellos, das serienmäßige ABS regelt anfangs aber sehr ruckelnd und ist besonders bei Nässe gewöhnungsbedürftig.

Beim „Transcontinental-Tourer“ (Kawasaki-Eigenwerbung) herrscht in Bezug auf ergonomische Anpassung durch Einstellmöglichkeiten für Sitzhöhe, Lenkernähe oder Fußrastenhöhe Ebbe. Nur das Windschild ist elektrisch verstellbar. Auch die in Europa geschätzten Individualisierungsmöglichkeiten wurden gespart. Außer einem vergrößerten Windschild, einem Topcase, einem Navi-Halter und Innentaschen für die serienmäßigen Seitenkoffer ist nichts geboten. Von Griff- und Sitzheizung oder gar einer Antischlupfregelung haben die Japaner wohl noch nie gehört. Und alle 6000 Kilometer zum Service in die Werkstatt, das macht mit einem Langstrecken-Sprinter mit Spitze 255 km/h ebenfalls keinen Spaß.

Beim Punkt Ausstattung sieht es ebenfalls weniger gut aus: Keine Bordcomputer-Bedienung vom Lenker aus, teils unsinnige Display-Anzeigen, ein nur mit Schlüssel bedienbares Koffersystem. Da hilft auch das funkgesteuerte Autorisierungssystem KIPASS nicht. Anerkennenswert dagegen das elektronische Reifendruck-Kontrollsystem.

Trotz der bestechenden Eigenschaften von Motor und Antrieb wird sich Kawasaki schwer tun, Kunden für seinen Reise-Dampfer zu erobern.

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Technische Daten

Motor

Quer eingebauter, flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Reihenmotor. DOHC, vier Ventile je Zylinder mit variabler Steuerung, , Verdichtung 10,7:1, Benzin-Einspritzung, digitale Motorsteuerung, Drosselklappen-Ø 40 mm, Nasssumpf-Schmierung, G-Kat. Bohrung x Hub 84,0 x 61,0 mm, Hubraum 1.352 cm³, Leistung 114 kW (155 PS) bei 8.800/min, maximales Drehmoment 136 Nm bei 6.200/min. Euro 3.

Kraftübertragung

Mehrscheiben-Ölbadkupplung, 6-Gang-Getriebe, Kardan

Fahrwerk

Monocoque-Konstruktion aus Aluminium-Druckguss, Upside-down-Telegabel Ø 43mm (Showa), Vorspannung und Zugstufen-Dämpfung einstellbar, Tetra-Lever-Hinterradführung mit hebelumgelenktem Gasdruck-Zentralfederbein hinten, verstellbare Vorspannung und Zugstufendämpfung. Federwege vorn/hinten 113/136 mm.

Räder und Bremsen

Alu-Gussräder (3.50-17 vorne, 6.00-17 hinten) mit Schlauchlos-Bereifung 120/70 ZR 17 vorne und 190/50 ZR 17 hinten; vorne Doppelscheiben-Bremse mit radialen Vierkolben-Zangen, Ø 310 mm, hinten Scheibenbremse, Doppelkolbenzange, Ø 270 mm; ABS.

Maße und Gewicht

Länge/Breite 2270/1000 mm, Lenkkopfwinkel 63,9°, Radstand 1520 mm, Nachlauf 112 mm, Sitzhöhe 815 mm, Leergewicht fahrfertig 308 kg, max. Zuladung 200 kg. Tankinhalt 22 Liter.

Fahrleistungen

0-100 km/h: ca. 3 sec, Vmax ca. 255 km/h, Verbrauch ca. 6-7 Liter Super pro 100 km.

Preis

15.750 Euro plus Nebenkosten