KEN FM am Telefon: Peter König

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KEN FM am Telefon:Peter König,Peter König zum Nein in Griechenland und über die Zukunftdes Landes.

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  • 1KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

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    Staatspleiten haben auch ihre gu-ten Seiten. Ein Staat der kurz vor der Pleite steht, da er die Zin-sen nicht mehr bezahlen kann, die fr auslndische Kredite aus der Vergangenheit fllig werden ein solcher Staat ist erpressbar. In ei-nem solchen Staat haben die Glu-biger das Sagen und nicht die Poli-tiker. Und schon gar nicht das Volk.

    Die Glubiger in Griechenland werden unter anderem durch die EZB, die Weltbank und den IWF den Internationalen Whrungs-fond reprsentiert. Diese Insti-tutionen sind aber nicht neutral. Sie geben sich unparteiisch, aber sie gehorchen in Wahrheit einer sehr bersichtlichen Finanzelite. Diese Menschen shoppen gan-ze Staaten, ganze Vlker, gan-ze Kulturen. Und sie akzeptieren kein Nein. Griechenland ist fr das Empfinden dieser Kaufleute auch kein Sonderfall, um den es sich besonders kmmern msste. Griechenland ist nur eine Art afri-kanischer Staat auf europischem Boden reif fr die Ausbeutung ein fale state.

    Staaten, die scheitern, sind ver-gleichbar mit einem Krper, der an einer leichten Grippe stirbt. Die Grippe kommt von auen. Damit sie tdliche Folgen haben kann, muss aber das Immunsystem schwer angeschlagen sein. Exakt das ist bei Griechenland der Fall. Griechenland und das ist vielen unbekannt oder entfallen wur-de nach 1945 immer wieder von NATO-Geheimarmeen geputscht.

    Aber auch wenn die Militr-diktatur spter durch eine Demo-kratie ersetzt wurde, der Filz, der blieb. Es ist ein Elitenfilz. Den reichsten 2000 Familien des Lan-des gehrt praktisch alles und tra-ditionell stellen in Griechenland Reeder die Superreichen. Ree-der mssen in Griechenland kei-ne Steuern bezahlen so steht es im Gesetz. Und es gibt praktisch keinen einzigen griechischen Ree-der, der in Griechenland selber sei-nen Wohnsitz hat. Man residiert in London oder auf einer Yacht vor Monaco. Diese Kaste der Super-reichen trgt die Hauptschuld am Niedergang des Landes, nicht das griechische Volk.

    Direkt im Anschluss daran kommen internationale Finanz-dienstleister, darunter auch die Deutsche Bank, die dieser Kaste dabei geholfen hat und hilft ihre Milliarden auerhalb Grie-chenlands anzulegen. Griechen-land hat 2004 auf Pump die Olympiade finanziert. Und Grie-chenland lie sich vor dem Euro-Eintritt 2002 die Staatsfinanzen frisieren von Goldman Sachs. Dafr flossen damals rund 600 Millionen Dollar Honorar. Der Niedergang Athens hat also vie-le Helfer.

    Immer wenn spter eine groe Eurosumme nach Griechenland berwiesen wurde, um offiziell den Staatshaushalt zu sanieren und das Land zu retten, wurde das Geld in Wahrheit ber kor-rupte Banken zurck ins Ausland transferiert. Europische Steuer-gelder wurden privatisiert. Oder man gab die Millionen fr Rs-tungsgter aus, die oft in Deutsch-land gekauft wurden und fr die der griechische Vermittler gern ein Vermittlungshonorar kassierte. An all diesen Praktiken hat sich wenig gendert, sie sind Teil der Realitt bis heute. Da ntzt es nichts, dass sich die aktuelle lin-ke Regierung unter Alexis Tsipras bei dem Referendum ein NEIN zu weiteren Spardiktaten vom Volk hat besttigen lassen.

    Whrend man in den Medien, je nach politischer Lage, von ei-nem Sieg spricht oder einer Katas-

    trophe, spricht kaum jemand ber die tatschliche konomische Si-tuation des Landes, die tatschlich vllig desolate Grundstruktur. Die aber muss grundlegend gendert werden, damit Athen nicht schon bermorgen ins Chaos fllt. Aus diesem Grund traf sich noch vor dem Referendum in Athen die so-genannte Delphi-Initiative, ange-fhrt von dem US-konomen Mi-chael Hudson. Hudson war lang an der Wall Street ttig und gilt als der geistige Vater des Buches Schulden. Die ersten 5000 Jah-re von David Graeber, dem Grn-der von Occupy. Hudson war auf dem Podium nicht allein, er hatte viele Profis mitgebracht.KENFM: Einen von ihnen haben wir jetzt am Telefon, Peter K-nig, erstmal Guten Abend in die Schweiz.PETER KNIG: Guten Abend Ken, freut mich bei Dir zu sein. KENFM: Guten Abend. Es war eine lange Anmoderation Herr Knig, aber sie haben ja ber 20 Jah-re fr die Weltbank gearbeitet und haben im letzten Interview mit KenFM diese Institution hart kritisiert. Was hat Sie denn be-wogen Sie waren oder sind Teil der Delphi-Initiative was hat Sie bewogen da mitzumachen? Und wie wrden Sie diese Grup-pe denn nennen? Ist das ein pri-vater Think Tank?PETER KNIG: Schwierig zu sagen. Ich glaube es ist ein Think Tank, der sich zusammensetzt aus mehr

    oder weniger Gleichgesinnten, In-tellektuellen, Professoren, ko-nomen, Kritikern. Das sind Leu-te, die haben die Idee, dass nicht nur in Griechenland etwas Funda-mentales gendert werden muss, wie Sie bereits angedeutet haben, sondern in ganz Europa. Und dass unter Umstnden die Wellen, die Griechenland verursachen knn-te und hoffentlich tut wir wis-sen das noch nicht auch auf ganz Europa Auswirkungen ha-ben knnte und unter Umstnden auf das westliche ich nenne das jeweils greed economic system ebenfalls Auswirkungen haben und es vielleicht zum Sturz brin-gen knnten. Ich phantasiere hier jetzt ein bisschen, weil ich sehr stark darin involviert bin in den letzten Monaten und auch Jah-ren. Speziell mit Griechenland in den letzten Monaten. Deshalb er-laube ich mir vielleicht hier und da ein bisschen zu trumen. Aber ich glaube ohne Traum gibt es ei-gentlich keinen Fortschritt. Ir-gendwo muss eine Idee geboren werden und ich bin davon ber-zeugt, dass die Delphi-Initiati-ve so eine Gruppe von Leuten ist. Ja Think Tank kann man das nennen aber ich mchte diesen Think Tank nicht mit den ameri-kanischen Think Tanks verglei-chen, die haben eine unheimlich schlechte Konnotation und sind eher rechtsgerichtet. Also wir sind lediglich eine Gruppe von gleich-gesinnten, linken Leuten, die et-was verursachen mchten, Men-schen die irgendwie Griechenland beistehen mchten etwas zu tun, was eventuell Auswirkungen ha-ben kann weit ber die Grenzen von Griechenland hinweg.KENFM: Kann man sagen, fr Sie ist die Delphi-Initiative eine Art Znder. Sie provozieren eine Ket-tenreaktion?PETER KNIG: Wir wissen das noch nicht, aber es wre natrlich sehr schn, wenn das der Fall sein knnte. Aber zuerst Mal msste die Syriza, die gegenwrtige Re-gierungspartei Griechenlands, zu-hren. Und das, glaube ich, hat sie bis jetzt noch nicht so richtig ge-tan. Aber hoffentlich kommt das noch so weit. Wir geben nicht

    KEN FM am Telefon:

    Peter KnigPeter Knig zum Nein in Griechenland und ber die Zukunft des Landes.

  • 2 KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

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    auf und viele Mitglieder der Sy-riza sind auch Teilnehmer in der Delphi-Initiative. Also glaube ich schon, dass hier und da ein Wort zu den Leitern der Regierung wei-tergeht. KENFM: Es gab ja auch am Ende eine Pressekonferenz, so dass Sie zumindest davon ausgehen kn-nen, dass die Spitze der Partei wei, was Sie dort auf den Weg gebracht haben und welche Ange-bote Sie gemacht haben. Darauf kommen wir spter nochmal. Was ich aber nochmal fragen mchte: Ich habe ja versucht, in der zu-gegeben recht langen Anmode-ration, den Zustand des Staates Griechenlands zu skizzieren mit einem Bild eines Krpers, dessen Immunsystem angeschlagen ist. Wrden Sie dieses Bild als tref-fend bezeichnen?PETER KNIG: Absolut. Ich knnte nicht noch mehr mit Ihnen ber-einstimmen, als Sie das zu An-fang beschrieben haben. Das ist tatschlich der Fall.KENFM: Vielen Dank. Was muss denn jetzt nach dem NEIN in Griechenland tatschlich ge-schehen? Also erstmal warten man freut sich, man hat der Eu-ropischen Union, der EZB, die-sen ganzen Institutionen die Stirn geboten. Aber das reicht ja jetzt nicht.PETER KNIG: Nein, das reicht berhaupt nicht. Und ich glau-be die Fehler gehen weiter. Ich wrde sagen, echte Fehler, die die Syriza begangen hat vor dem Referendum gehen jetzt weiter. Ich denke dieses hochrangige Re-sultat mit 61% der Stimmen fr NEIN, sollte Tsipras und seinem Kabinett gengen, um jetzt eine rote Linie zu ziehen und dazu zu stehen. Und ich glaube, wir wa-ren uns alle ziemlich einig in der Delphi-Initiative, dass der einzi-ge Weg, der Griechenland retten kann und unter Umstnden Eu-ropa retten kann, ist, wenn Grie-chenland jetzt die Initiative er-greift und aus dem Euro raus-geht.KENFM: Sie sind ein Befrwor-ter des Austritts aus dem Euro? Griechenland soll den Euro ver-lassen, aber nicht die EU.

    PETER KNIG: Also die EU ms-sen sie gar nicht verlassen. Es gibt kein Gesetz in der EU oder EU-Charta, die es ja nicht rich-tig gibt, es gibt da die Lissa-bon-Vereinigung darin steht nirgendwo geschrieben, dass ein Land ausgeschlossen werden kann, nicht mal vom Euro, also geschweige denn von der Euro-pischen Union. Und da wur-de eben sehr viel Leid gebracht von der westlichen, rechten Pro-paganda. Die Leute wurden kon-fus, ihnen wurde gesagt: Wenn ihr NEIN stimmt, dann msst ihr damit rechnen, dass ihr aus-geschlossen werdet von Europa usw. Das ist alles Quatsch, denn erstens ist Griechenland ein Teil von Europa, kann also nicht aus-geschlossen werden physisch und ebenfalls spirituell. Es ist ein Teil von Europa, sie haben im Prinzip den Namen Europa gegrndet und waren die erste Demokratie und haben im Prinzip in Europa die Demokratie verbreitet. Also liegt die Wiege von Europa, kann man fast sagen, in Delphi. Deshalb der Name Delphi Initiative, weil Eu-ropa aus Delphi praktisch gebo-ren wurde. Ich denke, man sollte das nicht vergessen und deshalb ist Griechenland zwar natrlich ein armes Land heutzutage, wur-de geschndet, wurde ausgebeu-tet, wurde kaputt gemacht, kann heute kaum mehr atmen. Die Spi-tler wurden geschlossen, die die noch offen sind haben keine Me-dikamente mehr, Schulen wurden privatisiert, alle public services, der ffentliche Dienst wurde pri-vatisiert. Das Land wurde prak-tisch geplndert und wird auch immer noch geplndert. Und die

    EU bzw. die Troika, wozu auch der IWF gehrt, wollen das Land jetzt noch weiter plndern. Und es sieht nicht so aus, trotz des neu-en Finanzministers, dass da ir-gendeine Konzession vom Wes-ten, also von Europa, von der Ma-dame Merkel oder von Holland oder vom IMF rauskommen wird, nichts. Noch am Wenigsten von der Europischen Zentralbank. Und da muss ich gleich direkt an-schlieen, dass das berhaupt kei-ne richtige Zentralbank ist. Eine Zentralbank ist normalerwei-se die Institution eines Landes oder in diesem Fall einer Grup-pe von Lndern, die letzte Ins-tanz die finanzielle Hilfe leisten wrde. Das macht die EZB ber-haupt nicht, denn die leiht Geld nicht an die Lnder selber zu ei-ner Vorsatzzinsrate, sondern leiht es den groen Banken, den deut-schen Banken, den franzsischen Banken, den hollndischen usw. und das zu praktisch null Zinsen, und diese Banken leihen das wei-ter an die griechische Regierung zu horrenden Zinsen, 6 bis 7% und sagen, das wre gerechtfer-tigt wegen des Kreditrisikos. Das ist natrlich Wahnsinn. Weil das ist berhaupt kein Risiko, weil die genau wissen: das Geld kommt ir-gendwie wieder zu uns zurck entweder ber die Steuerzahler von Europa oder ber Bail-Ins, also das neue Gesetz in Europa, das im August dieses Jahres in Kraft treten wird, wovon wahr-scheinlich nur wenige Leute ber-haupt wissen, aber das muss auf jeden Fall irgendwie gesagt wer-den. Wir knnen spter noch dar-ber reden. Aber aus meiner Sicht ist das eben berhaupt keine Zen-

    tralbank, die verdient den Namen nicht. Auerdem wird sie gelei-tet von einem frheren Executi-ve von Goldman Sachs. Sie haben das bereits angedeutet, Goldman Sachs hat die Dokumente und B-cher bearbeitet fr 600 Millionen Dollar, damit die EU Griechen-land akzeptieren wrde. Also das ist ein korrupter Apparat, korrup-ter gehts gar nicht. Und die sau-gen jetzt den letzten Saft aus die-sem armen Land heraus und wol-len keine Konzession machen. Die wissen natrlich, und vor allem Madame Merkel wei ganz ge-nau: wenn Griechenland austritt und deshalb glaube ich ein gro-er Teil von diesen ganzen Ver-handlungen, die jetzt im Gange sind, ist Bluff, Bluff von Seite Eu-ropas und der Troika, denn we-der Deutschland noch Frankreich wollen dass Griechenland die Eu-rozone verlsst. Ganz einfach des-halb, weil Deutschland mit den riesigen Exportberschssen, die haben unheimlich profitiert und profitieren immer noch vom Euro. Also wre das fr Deutschland eine Katastrophe, wenn Griechen-land eine Avalanche, also eine Kettenreaktion auslsen knnte, die zum Beispiel einen Spexit oder einen Italinexit, man hat so-gar schon gesprochen von einem Frexit, also Frankreich, dass es soweit kommen knnte. Das liegt also absolut drin. Es braucht nur noch ein anderes Land, um die ganze Sache zu verunsichern. So-viel ich wei, wenn heute viel-leicht aus ganz anderen Grn-den , aber wenn heute das deut-sche Volk befragt wrde, genau-so oder vielleicht noch klarer wie die Griechen am letzten Sonntag befragt wurden, ob sie in der Eu-rozone bleiben wollen oder nicht, 60% der Deutschen wrden sa-gen Nein. Vielleicht aus anderen Grnden, die anderen Grnde sind totale Missinformation, weil sie sagen wir wollen nicht weiter-hin fr die Griechen und andere arme Lnder bezahlen. Das ist der deutsche Grund. Aber immerhin, das spielt ja keine Rolle, was der Grund ist. Die Leute sind diesen Euro, diese Eurozone Leid, die nichts anderes gemacht hat in den

    Demonstranten in Athen, die sich mit einemNein bei der Abstimmung gegen die Sparmanahmen aussprechen (Foto: Ggia, CC-BY-SA 4.0)

  • 3KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

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    15 Jahren ihrer Existenz als Kor-ruption, als Ausbeutung. Der Euro ist quasi ein Kasinobestand, das ist eine Kasinowhrung gewor-den, ziemlich hnlich des Dollars.KENFM: Ich mchte mal auf die-sen Geldtransfer kommen. Also wenn Griechenland, die griechi-schen Banken das Geld an den griechischen Staat verleihen, das sie vorher von der EZB bekom-men haben mit 0,1 oder 1% Zin-sen, dann aber 10% oder 8, 7, 6 draufhauen, dann ist das so hn-lich wie ein Heroinhndler. Die strecken ohne Risiko dieses Ma-terial. Warum bergibt die EZB nicht direkt das Geld an den grie-chischen Staat?PETER KNIG: Genau das war im Prinzip nie vorgesehen in den Regeln. Es gibt ja auch gar kei-ne Konstitution, keine Charta der Europischen Zentralbank, also eine Serie von Regeln, das wurde nie so vorgesehen. War-um wei ich auch nicht, ich wei nicht weshalb sich die europi-schen Lnder, die sich dem Euro angeschlossen haben, das gefal-len lieen, dass die Europische Zentralbank nicht eine Institu-tion der letzten Hilfe, sozusagen of last resort wird, sondern ganz einfach ein watchdog, nicht wahr? Ein berwacher, das kann man sagen, aber mehr ist es nicht. Und zwar ein berwacher, der den rei-chen Staaten, der Bankenoligar-chie dient. Dass das akzeptiert wird, ist mir ein Rtsel.KENFM: Sie haben ja ber 20 Jahre fr die Weltbank vor allem Wasserprojekte auch im afrika-nischen Raum geleitet. Das ist ja praktisch dieselbe Praktik. Das ist genau dasselbe.PETER KNIG: Wie meinen Sie das?KENFM: Naja, das ist genau das-selbe, was man in afrikanischen Staat gemacht hat, dass man ei-nen afrikanischen Staat vorstz-lich kaputt macht und praktisch dieselbe Technik wird jetzt in Griechenland angewendet. Das ist nichts Neues.PETER KNIG: Ah ja, absolut. Fr-her hat man das structural adjust-ment genannt, heute nennt man das Austerittsprogramme. Und

    das ist genau dasselbe. Das ist ab-solut genau dasselbe. Eine Regie-rung kriegt einen blank check, also einen Scheck ber 100 Mil-liarden Euro und dafr unter-schreiben sie ein Papier, dass sie diese und jene Bedingungen er-fllen mssen und das sind eben diese Dinge, was wir vorher be-sprochen haben. Das sind Kn-digungen, Krzungen der Ge-hlter die sind mittlerweile fast oder ganz auf 50% reduziert worden Pensionen wurden re-duziert, Leute im Staatsapparat, etwa 30-40% wurden gefeuert, das heit die Arbeitslosenquo-te ist unheimlich in die Hhe ge-raten, liegt ungefhr bei 27-30% im Moment; sie steigt andauernd, weil die Leute noch weniger Ar-beit haben. Je lnger diese Krise dauert umso weniger Arbeit wird es geben. Die Arbeitslosenquote der Jungen, also bis 35 Jahre, die liegt etwa um die 60%. Knnen Sie sich das vorstellen, das ist un-glaublich. Da kann es nur Unmut geben, die Leute haben praktisch nichts mehr zu essen. Die Zent-ralbank, die Europische soge-nannte Zentralbank transferiert vorlufig noch Euros nach Grie-chenland und zwar so, dass die Cash-Automaten noch weiterhin funktionieren sollen. Aber viele funktionieren nicht mehr, weil das Geld nicht mehr kommt. Und au-erdem glaube ich, so wie ich das verstanden habe, hat die Europ-ische Zentralbank ein oberes Li-mit von, glaube ich, etwas unter 900 Millionen Euro angegeben. Also das heit, dass geht dann noch einen Tag oder zwei, drei, dann wird das auch ausgehen. Das heit, dann verhungert das Volk

    buchstblich. Man redet bereits von humanitren Aktionen, die dann nach Griechenland reisen mit Medikamenten, genauso wie sie das in Afrika machen oder im Mittleren Osten, der zerstrt wur-de und immer noch wird von den USA und den europischen Mit-machern. Also genauso wird das aussehen, dass da humanitre Hil-fen mit Nahrungsmitteln und Me-dikamenten geliefert werden ms-sen nach Griechenland. Furchtbar, furchtbar, dass man das mitmacht.

    ZITAT: Griechenland ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste NATO-Basis in Euro-pa. Die ist strategisch sehr wich-tig gelegen und es ist natrlich unmglich, dass ein NATO-Land eine sozialistische Regierung hat. Also muss man da alles tun, um diese Regierung zu strzen.KENFM: Herr Knig, wenn ein af-rikanisches Land in so eine Situ-ation kommt, dann stellt sich dort ziemlich schnell heraus, wenn es dort zu brgerkriegshnlichen Zustnden kommt und eine pri-vate Miliz dann untersttzt wird aus Europa, dass sich dann riesi-ge Bodenschtze in diesem Land finden, dann ist man ganz glck-lich, dass man das zufllig ge-funden hat und irgendwann stellt sich heraus, dass man ja schon vorher gewusst hat, dass es dort Bodenschtze gibt und um da ranzukommen hat man den Staat gestrzt. Was ist denn so wertvoll an Griechenland, dass man die-sen Staat so kaputt macht?PETER KNIG: Griechenland ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste NATO-Basis in Europa. Die ist strategisch sehr wichtig gelegen und es ist natr-

    lich unmglich, dass ein NATO-Land eine sozialistische Regie-rung hat. Also muss man da al-les tun, um diese Regierung zu strzen. Die werden auch nicht nachlassen, bis es zu einem Cha-os kommt, da sind die Ameri-kaner ja unheimlich gut und die Europer lernen das sehr rasch. Man muss nur in die Ukraine se-hen. Und so etwas hnliches hat auch die Delphi-Initiative disku-tiert und befrchtet, dass so ein Chaos knstlich generiert wer-den knnte und dann die Regie-rung von auerhalb wieder ge-strzt wrde, wie das in der Uk-raine der Fall war. Und dann na-trlich unter Militrbesetzung die Militrbesetzung wird dann natrlich gerechtfertigt, man muss ja die ueren Interessen wahren, Beispiel eben NATO und dann ist der Fall wieder gelaufen.KENFM: Zumal es ja auch nicht das erste Mal wre, dass in Grie-chenland ein Militrputsch statt-gefunden hat. Ich sprach schon von NATO-Geheimarmeen. Aber jetzt bekommt das Gesprch na-trlich auch eine andere Dimen-sion. Kommen wir gleich drauf, weil ich finde, das ist sehr inter-essant, weil das findet in der f-fentlichen Diskussion berhaupt nicht statt und das ist doch sehr verdchtig. Vor den griechischen Inseln, im Mittelmeer selber, gibt es ja auch Gas- und lvorkom-men im dreistelligen Millionen-bereich, das wird auch gar nicht bestritten, denn verschiedene an-dere Lnder frdern dort bereits, das wurde auch unter der Hand gedealt, wie da gefrdert und wie das vergeben wird. Eine Firma wie Novel Energie war da ganz weit vorn. Ich erinnere mich da-ran als Novel Energie im Mittel-meer die ersten Lizenzen erhielt, hat das Hillary Clinton, damals im State Department als Auen-ministerin gedealt und der Chef-lobbyist von Novel Energie war damals zufllig ein gewisser Bill Clinton. Also da schliet sich der Kreis der Korruption. Man kann es nicht glauben, wenn man das recherchiert: Einen Augenblick, haben das die Leute vergessen? Nein, sie haben es nie erfahren.

    Proteste in Griechenland (Foto: Tony Esopi, CC BY-SA 3.0)

  • 4 KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

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    Aber ich mchte nochmal auf die-se militrische Komponente kom-men. Griechenland wurde ja wie-derholt immer wieder geputscht und war eben auch Teil einer Mi-litrdiktatur. Was ist denn wenn die linke griechische Regierung genau diese Karte spielt und sagt: Wir wollen austreten aus dem Euro, wir wollen austreten aus der EU, wir wollen uns zusam-men mit dem Kollegen Putin eher einem russischen Bndnis andie-nen. Ist so etwas mglich und was wrde das bedeuten? Oder ist das eine total dmliche Idee von mir, da spinne ich jetzt vielleicht.PETER KNIG: Nein berhaupt nicht, das ist sogar die Zukunft, das habe ich schon oft geschrie-ben in den letzten Monaten und Wochen, dass das die Zukunft ist fr Griechenland, dass sie sich dem Osten zuwenden. Und die haben ja einige Offerten be-reits gekriegt von Putin und auch von China. Das heit die haben bereits eine Offerte gemacht zwar wurde nicht viel darber ge-schrieben den BRICS beizutre-ten. Das heit, wenn man da da-bei ist, dann wird man fast auto-matisch auch ein Mitglied, oder Beobachter zuerst. Ein Beobacht-erstatus in der Shanghai Coope-ration Organisation, die in Chi-na beginnt, Russland einschliet und praktisch ganz Zentralasien einschliet und jetzt neuerdings werden auch Indien, Iran und Pa-kistan dazukommen, die Trkei hat auch versucht oder versucht da reinzukommen das ist natrlich auch ein sehr heikler Fall, weil die Trkei ja auch eine NATO-Basis hat. Das wrde den Amerikaner natrlich berhaupt nicht gefal-len. Das ist ganz klar. Das ist eben wie ich gesagt habe ein weiterer Grund. Aber es wre die Zukunft von Griechenland und ich wrde sagen, und da komme ich auf den Anfang zurck. Einer der Grnde warum die Initiative, diese Del-phi-Initiative nicht nur nach Grie-chenland schaut, sondern in die Zukunft, ist, dass wir natrlich nicht nur wir, aber wir als eine ge-schlossene Gruppe, sehen die Zu-kunft nicht nur fr Griechenland, sondern fr Europa im Osten und

    nicht im Westen. Der Westen hat seine Zukunft versaut, wirklich verschandelt, korrumpiert aus Habgier und ist nicht mehr zu ret-ten. Denn die hrt ja nicht auf, die Habgier. Unter den neoliberalen Staaten und den Regierungen die heutzutage Europa und die USA regieren ist es unmglich, dass man da innerhalb der nchsten Zeit von abkommt. Oder es wird einen Sturz geben. Und da liegt eben die Zukunft, die Entwick-lungszukunft, die Zukunft ber die nchsten Generationen, wahr-scheinlich ber die nchsten 100 oder 200 Jahre liegt im Osten. Da gibt es sehr sehr viel zu tun und da sind die Leute, mindes-tens heute, viel angenehmer mit zu arbeiten. Weder Russland noch China haben Expansionsbedrf-nisse, berhaupt nicht. Sondern sie sind dabei eine eigene Wh-rung zu schaffen und ein eigenes Transfersystem zu schaffen, wo-bei sie sich dann langsam gnz-lich vom Westen trennen knnen. Denn diese Lnder zusammen, die ich vorher genannt habe, also die BRICS, SCO, die Shanghai Corporation Organisation, die ha-ben ungefhr die Hlfte der Welt-bevlkerung und ein Drittel des Welt-Bruttosozialproduktes, und brauchen eben den Westen nicht mehr um zu berleben. Noch ganz kurz eine Klammer: Indo-nesien, die achtgrte Wirtschaft der Welt, hat bereits den Dollar gesperrt zum 1. Juli. Und zwar, weil sie es Leid sind ganz lang-sam Dollarisiert zu werden und praktisch die Eigenstndigkeit der Whrung zu verlieren. Auerdem haben sie sich bereits geeinigt mit Russland und China, vermutlich

    auch mit anderen asiatischen Ln-dern, ihre nationalen Beziehungen oder Transfers oder Handel in ih-ren eigenen Whrungen abzuwi-ckeln, nicht mehr wie das bis jetzt praktisch der Fall war in Dollar. Der internationale Handel wurde ja auch bis vor kurzem fast aus-schlielich in Dollar abgeschlos-sen. Das hat jetzt schon in Asien begonnen vor ungefhr zwei Jah-ren sich zu verndern. Und das wird weiter so gehen. Dann wer-den diese Lnder, die eben unge-fhr die Hlfte der Weltbevlke-rung ausmachen, selbststndig werden. Und da kann sich Grie-chenland ohne weiteres anschlie-en. Dieses Angebot wurde ihnen gemacht. Und das Angebot wur-de auch von Prsident Jinping in China im Mrz, glaube ich, letz-ten Jahres an Madame Merkel gemacht. Dass sie die westliche Grenze der sogenannten neuen Silk Road sein knnte, das heit also die ganze Entwicklung ber Europa, ber Osteuropa, Zentrala-sien, Westchina was sehr sehr arm und entwicklungsbedrftig ist und bis nach Shanghai, mss-te entwickelt werden. Da knnte Deutschland ein sofortiges Mit-glied werden und wenn Deutsch-land Mitglied wrde, dann wrde sich wahrscheinlich ganz Euro-pa anschlieen. Also diese Mg-lichkeiten stehen offen, da besteht kein Druck. Und ich glaube, das ist die Zukunft.KENFM: Herr Knig, Sie ha-ben jetzt noch ein weiteres Fass aufgemacht, das wird ja immer spannender. Das ist ja ein Thril-ler. Was spielt sich denn jetzt dort wirklich hinter Griechenlands Kulissen tatschlich ab? Denn

    wenn Sie auf der einen Seite sa-gen, niemand hat wirklich Inter-esse daran in der Europischen Union, auch Deutsche nicht, dass Griechenland die Eurozone ver-lsst und auf der anderen Seite gibt es Angebote aus China ge-genber Deutschland die Seiden-strae weiter Richtung Europa zu verschieben, also quasi zu sagen: Wir sind Handelspartner. Das ist ja ein rotes Tuch fr die Amerika-ner, denn die Amerikaner meinen ja immer, wenn sie auch Russland attackieren, in Wirklichkeit nur die Chinesen. Aber zurck zu den Griechen. Was luft hier wirklich. Ist das gewissermaen auch so zu verstehen, dass vielleicht auch russische Krfte, ein Putin, da auf Griechenland einwirkt nach dem Motto: Die Vereinigten Staa-ten haben ber den Hebel Euro-pa uns in der Ukraine gesch-digt, dann nehmen wir ihnen jetzt Griechenland weg. Ist das vor-stellbar, dass das hier auch luft?

    Ich glaube die Europer haben da nur als Puppen

    mitgespielt in der Ukraine. Das war ein Coup, der verursacht,

    inszeniert wurde von den Vereinigten Staaten und nachher durchgefhrt wurde ber die CIA und untersttzt wurde und heute noch wird von der NATO und sogar direkt von amerikanischen

    Wehrmchten.

    PETER KNIG: Also ich glaube die Europer haben da nur als Puppen mitgespielt in der Ukraine. Das war ein Coup, der verursacht, in-szeniert wurde von den Vereinig-ten Staaten und nachher durch-gefhrt wurde ber die CIA und untersttzt wurde und heute noch wird von der NATO und sogar di-rekt von amerikanischen Wehr-mchten. Also das ist etwas ganz Klares. Da hat Europa natrlich sinnbildlich mitgemacht und hat das Aushngeschild Europa da mitspielen lassen, aber ansonsten ist das ein Coup, der von den USA

    Lange Schlangen an griechischen Geldautomaten im Juli 2015 (Foto: Ggia, CC BY-SA 4.0)

  • 5KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

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    verursacht wurde, ebenso wie der Kalte Krieg damals, um Russ-land in einen Konflikt zu verwi-ckeln. Das ist ihnen nicht gelun-gen und darber haben wir auch in Delphi diskutiert. Eben die Uk-raine war ein gutes Beispiel, um zu sehen was da geschehen knn-te. Und zwar unter anderem Vor-wand, das heit einem hnlichen Vorwand, denn einer der Grn-de, dass die Ukraine fallen muss-te, sag ich jetzt mal, ist, weil die Vereinigten Staaten immer nher an die Tren von Moskau rcken wollten und da eine NATO-Ba-sis aufstellen wollten. Das wird ihnen jetzt wahrscheinlich nicht gelingen, aber die wollen auf kei-nen Fall eine wichtige NATO-Ba-sis in Griechenland verlieren. Da knnen Sie sich vorstellen, wenn die jetzt auf Putins Offerte ein-gehen wrden und sich Russland, oder dem Osten ganz allgemein zuneigen wrden, das knnte sehr schlecht aussehen. Und das ist auch eine Gefahr, das wur-de mir von Syriza-Insidern ge-sagt, ist eine groe Befrchtung der Partei, dass Griechenland ge-false-flagged werden knnte. Das heit, eine falsche Attacke bei-spielsweise, dass jemand die ame-rikanische Botschaft, die deut-sche Botschaft, die franzsische oder sogar die NATO-Basis an-greifen knnte, dann wrde Grie-chenland beschuldigt. Das wre ein Grund die Truppen da rein-zubringen und die westlichen In-teressen zu schtzen und Voila! Genauso wurde es in der Ukrai-ne gemacht, im Irak gemacht, so wurde es berall im Mittleren Os-ten gemacht. Die USA haben da sehr sehr viel Erfahrung. Eine Er-fahrung, die nicht erst seit dem 2. Weltkrieg existiert, sondern eine Erfahrung, die geht 100 oder 150 Jahre zurck. So sind die beiden Weltkriege entstanden, so wurde Vietnam geschaffen, so wurde der Korea-Krieg geschaffen usw. Sie kennen sich da bestens aus wie man eine solche false-flag-Atta-cke ausfhrt und das wissen die Griechen natrlich auch und da-vor frchten sie sich. Darber habe ich auch neulich geschrie-ben, um eben ein bisschen einer

    solchen Attacke, so einem Vorfall den Wind aus den Segeln nehmen zu knnen.KENFM: Wchst denn mit dem Ausstieg Griechenlands, den man vielleicht sogar suggeriert: Ihr knnt das mal versuchen wchst da nicht die Kriegsgefahr in Europa?PETER KNIG: Ich glaube nicht da-ran. Vielleicht trume ich hier, aber ich glaube nicht, dass es zu einem Krieg kommt. Aber dass es zu Spannungen kommen knn-te, das auf jeden Fall. Das dient ja auch den Amerikanern, wie jeder Kalte Krieg. Der Kalte Krieg hat ja auch der Wehrmacht gedient, die hat die ganze Waffenindustrie weiterleben lassen und sehr viel gutes Geld verdienen lassen, das ist ja auch weiterhin so. Die USA kann ja nur berleben, wenn es Krieg gibt. Das haben wir glaube ich schon mal erwhnt in einem anderen Interview. Die USA ber-lebt praktisch mit einem Brutto-sozialprodukt, das aus mehr als 50% von Kriegsmaterial, von Ver-kufen von Waffen und eben von Kriegsfhrung besteht. Das heit: Morgen tritt Friede ein und die USA klappt zusammen KENFM: Lassen Sie uns mal ber die konomische Situation von Griechenland sprechen. Damit dieses Land stabilisiert wird, was msste denn jetzt eigentlich ge-schehen? Die Grundstruktur des Landes muss ja vllig umgebaut werden. Hat denn die linke Regie-rung den konomischen Sachver-stand? Was ist Ihnen da begeg-net?PETER KNIG: Ja daran zweifele ich und daran zweifeln viele die-ser Delphi-Initiative. Wir haben

    sehr sehr oft, sogar bei der Pres-sekonferenz von einem sogenann-ten Plan B gesprochen. Die Regie-rung hat jetzt eigentlich gengend Zeit, htte gengend Zeit gehabt sich in den letzten Monaten einen Plan aufzubauen: Wenn wir in der Eurozone bleiben zu gewissen Be-dingungen, muss Das und Das ge-schehen. Wenn wir aus der Eu-rozone austreten, muss Das und Das und Das geschehen. Und das, glaube ich, wurde nicht gemacht und das wei natrlich Brssel, das wei die Troika und deshalb haben sie noch eine feste Faust im Nacken Griechenlands. Was die machen sollten meines Erachtens oder auch im Verstndnis von fast allen dieser Delphi-Initiati-ve, gibt es praktisch keinen ande-ren Weg als aus der Eurozone aus-zutreten. Das heit man geht zu-rck zur Drachme, die Griechen mssten ab sofort die Drachme um 30% abwerten, die ganzen griechischen Banken nationali-sieren und dann mit Public Ban-king das Land wieder aufbauen. Das ist ja nicht das erste Mal, dass das geschah, das wurde sehr oft gemacht. Der letzte Fall, oder ei-ner der letzten Flle war Argen-tinien, als die ganze konomie in sich zusammenfiel 2001, wur-den die Banken nationalisiert. Die Banken hatten dann von der neu-en aktiven Zentralbank Geld ge-kriegt, um die lokale Industrie, die lokale konomie wieder an-zukurbeln und das ist sehr gut gelungen. Argentinien war sehr weit unten, aber in den folgenden 10, 12 Jahren, praktisch der Krise unbeachtend, sind sie mit einem Bruttosozialprodukt von etwa 8% pro Jahr gewachsen. Im Jahr 2001

    und 2002 war die Armutsrate fast noch bei 70% und die wurde bis heute auf unter 10%, wahrschein-lich jetzt auf 7 oder 8% reduziert. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Und ich sehe nicht ein, warum da Griechenland nicht genauso wachsen knnte. Es wrde wahr-scheinlich noch ein oder zwei Jahre schlecht gehen, aber dann wrde es besser gehen, bergauf gehen. Denn diese Banken wr-den dann effektiv der lokalen In-dustrie dienen. Und wie Sie am Anfang angedeutet haben, gibt es sehr sehr viel Potential, selbst in Griechenland die konomie, die Wirtschaft wachsen zu las-sen. Zum Beispiel macht die Tou-rismusindustrie eigentlich wenig aus im Bruttosozialprodukt, nur etwa 14%, da liegt ein unheimli-ches Potential dahinter, diese aus-zubauen, den Tourismus auszu-bauen und zu frdern. Den knnte man, haben wir geschtzt, inner-halb von 5 Jahren auf vielleicht 20-25% erhhen, wenn man das richtig macht. Ein anderer groer Sektor, der unter anderen ausge-beutet wird von den Griechen, das ist die Agrarwirtschaft, aber die knnte sehr viel grer sein. Da-ran knnte man ebenfalls arbei-ten. Dann gibt es natrlich auch noch die Industrie. Also es gibt ein unheimliches Potential, aber das ist eine strukturelle Vern-derung. Eine strukturelle Vern-derung innerhalb von Griechen-land und zwar eine positive, auf-stellende.

    ... in einem neoliberalen Zustand gibt es keine

    Solidaritt. Da gibt es nur Egoismus und Habgier

    der einzelnen Lnder. Und innerhalb der einzelnen

    Lnder, der Grooligarchi-en, da gibt es berhaupt keine Solidaritt mehr, weder innerhalb noch

    auerhalb.

    KENFM: Dann msste man auch den Filz auflsen und sagen: Ab jetzt muss jeder Grieche sei-ne Steuern bezahlen und auch

    SYRIZA-Parteivorsitzender und griechischer Premierminister Alexis Tsipras (Foto: FrangiscoDer, CC BY-SA 3.0)

  • 6 KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

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    ein griechischer Reeder, gerade weil er auch ein Grieche ist und eine Verantwortung als Grieche fr sein Land hat. Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, dort gibt es Mglichkeiten. Es ist nicht so, dass das alles nur faule Grie-chen sind, wie die BILD-Zeitung das gerne beschreibt. Aber in der Zwischenzeit brauchen wir doch eine Art Marshallplan, weil bei Medikamenten die fehlen, kann man jetzt nicht sagen, in 5 Jah-ren wird alles besser. Oder wenn die Lebensmittel zu Neige gehen. Was muss denn in der Zwischen-zeit passieren? Muss es hier eine europische Solidaritt geben? Wie ein Marshallplan, nur eben von Europa und nicht aus Ame-rika. Was braucht man in Grie-chenland denn jetzt?PETER KNIG: Genau ich knn-te mir das so vorstellen, weil die Griechen sind ja wie gesagt wahr-scheinlich nicht vorbereitet auf einen Plan B und auf die Situati-on, die frher oder spter eintref-fen muss, nmlich die Konversi-on zur Drachme, darauf sind sie nicht vorbereitet. Und dann geht das Geld aus, dann werden sie ab-geschnitten und weiter bestraft. Und da muss es etwas geben wie einen Marshallplan, kann man so sagen. Ich mag zwar den Aus-druck nicht, aber wie ein revol-ving fond, der den Griechen hel-fen wrde Nahrungsmittel und Medikamente und ein gewisses Sozialsystem wieder aufzubauen. Und zwar knnte das geschehen innerhalb von 4, 5 Jahren und die-ser Marshallplan knnte wieder zurckbezahlt werden. Wie das ja im Prinzip auch der Fall war mit dem Marshallplan, der Europa oder Deutschland wieder aufge-baut hat, der existiert zurzeit im-mer noch und rotiert immer noch, wie Sie wahrscheinlich wissen in-nerhalb der KvW. Vorlufig wr-de ich aber absehen von Europa, denn in Europa gibt es diese Soli-daritt, die Sie ansprechen, derzeit nicht. Das wurde ganz klar. Da ist kein Staat solidarisch. Das wr-de auch ganz klar gezeigt werden mit Spanien und mit jedem ande-ren Land, das in die Zielscheibe der Troika fllt. Das ist ganz klar,

    diese Solidaritt hat es nie gege-ben und vor allem in einem neo-liberalen Zustand gibt es keine Solidaritt. Da gibt es nur Ego-ismus und Habgier der einzelnen Lnder. Und innerhalb der einzel-nen Lnder, der Grooligarchi-en, da gibt es berhaupt keine So-lidaritt mehr, weder innerhalb noch auerhalb. Ich knnte mir aber vorstellen, dass solche Hilfs-manahmen, wie eben ein soge-nannter Marshallplan oder so et-was hnliches, von Russland fi-nanziert werden knnte. Oder von China. Oder insgesamt viel-leicht von den BRICS sogar, weil das wre wahrscheinlich das Lo-gischste, dass nicht ein Land sel-ber damit identifiziert wrde, son-dern das knnte die erste Hilfsak-tion der BRICS sein. Die haben ja in der Zwischenzeit eine Ent-wicklungsbank, die existiert, die ist mittlerweile funktionell, die knnte funktionell werden und die hat gengend Kapital. Wenn es nicht gengt, dann knnte man da wren beide sowohl China als auch Russland, wren beide bereit dies aufzustocken und die knnten so einen Hilfsplan, einen Marshallplan durchfhren, diese BRICS-Entwicklungsbank.KENFM: Aber fhrt das nicht auto-matisch zu einer Kettenreaktion? Also wenn die Griechen diesen Weg gehen wrden und sich ge-rechter behandelt fhlen wrden und mehr Solidaritt auerhalb Europas finden wrden, wrden dann nicht andere Staaten sagen, ja dann machen wir das auch. Sie haben ja Portugal angesprochen, Spanien angesprochen, Italien mglicherweise angesprochen. Was kommt hier auf uns zu?

    PETER KNIG: Ja das hoffe ich, ich kann nur sagen, dass ich das hof-fe. Ich wrde es mit Freuden be-gren, wenn diese korrupte EU und diese Gruppe von korrupten Europaparlamentariern mit der ganzen Eurozone zusammenfal-len wrden. Wie ich Ihnen schon Mal gesagt habe, ich war mal ein sehr starker Vertreter von Euro-pa, von einem solidarischen, f-deralen Europa mit einer ge-meinsamen Whrung und dem Ziel einer Fderation. Die Visi-on einer Fderation ist mir vorge-schwebt das war aber alles Irr-tum. Das war gar nie so vorgese-hen, das wurde uns vorgegaukelt, den Europern, damit wir nicht sehen was im Hintergrund luft und jetzt sehen wir was im Hin-tergrund luft. Also ich knn-te mir nur das Beste fr Europa wnschen, dass die Eurozone zu-sammenfllt und diese ganze EU zusammenbricht und jedes Land von vorne beginnt und wieder mal sieht, vielleicht eine Lektion dar-aus lernt und dann in der nchs-ten Zeit, in den nchsten Jahren sich zusammen tut und vielleicht nochmals versucht, aber diesmal rechtsstaatlich und zwar als soli-darische Fderation versucht sich wieder zusammenzubinden und zwar ohne Einfluss und Einwir-kung von auen nicht von den USA. Denn die USA hat ja mit-gesprochen bei der Grndung, nicht offiziell aber immerhin wa-ren die im Hintergrund, die ha-ben das ganze praktisch manipu-liert ber Grobritannien. Und sie mchten bestimmt wieder mitre-den, falls sie berhaupt noch exis-tieren dann, aber das wrde ich dann total ausschlieen. Ich hoffe

    dass Europa sich dann trotzdem noch erholen kann. Allerdings muss ich sagen, wenn man Euro-pa sieht, ich hab da mit ein paar Historikern gesprochen innerhalb der letzten paar Monate. Europa hat ja ein ganz schlechtes record. Europa ist bekannt ber hunder-te von Jahren als Ausbeuter und als Kolonialmacht, als Unterdr-cker, als Sklaventreiber und das hat sich offenbar bis heute nicht gendert. Und trotzdem trume ich noch, dass sich das noch ein-mal ndern kann, denn es liegt ja im Geiste des Menschen, dass man sich verndern kann. Und ich hoffe, dass die Griechen diese Ge-legenheit bieten knnte. Ich hab das mal so genannt, dass Grie-chenland be the gateway to Eu-rope, also knnte der Torffner sein fr ein neues Europa. Das stell ich mir vor und das wrde ich mir wnschen. Aber dazu ge-hrt die gegenwrtige Eurozone nicht mehr und die gegenwrtige EU-Gemeinschaft ebenso nicht mehr und schon gar nicht dieses korrupte Parlament in Brssel.KENFM: Wenn ich Sie richtig ver-standen habe, dann sehen Sie im Niedergang der Whrung, also des Euro gar keinen Scha-den sondern eine klrende Rei-nigung?PETER KNIG: Eine klrende Rei-nigung, das kann man sagen.

    Brssel hat Tsipras nach der Wahl, also nach

    dem Referendum am Sonntagabend praktisch vorgelegt, dass er bessere Chancen htte zum Ver-handeln, wenn Varoufakis nicht mehr am Verhand-lungstisch mitmachen wrde. Knnen Sie sich

    das vorstellen? Das ist so eine Arroganz!

    KENFM: Wie wird das Ihrer Mei-nung nach mit Griechenland in den nchsten Wochen weiterge-hen, weil wir haben jetzt speku-liert und da waren auch Wn-sche dabei, aber was wird denn jetzt die Realitt bringen? Viel-

    Griechischer Euro (Foto: gemeinfrei)

  • 7KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

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    leicht sind wir einfach 25 Jahre zu frh dran. PETER KNIG: Ich hoffe nicht, dass es 20 Jahre dauert. Wie wird es weitergehen? Ich wei es nicht. Wir wissen es nicht. Ich kann mir wiederum nur spekula-tiv vorstellen, dass es bis Sonn-tag eine Lsung geben sollte, ob-wohl das hat man jetzt seit 2 Mo-naten schon, mindestens seit ei-nem Monat jetzt, seit 6 Wochen redet man darber. Also dieser neue Finanzminister Euklid Tsa-kalotos ist ein Oxford educated konom und man sagt von ihm, dass er er ist zwar ein Syriza-Mitglied, Parteimitglied, was Va-roufakis nicht war, aber Varoufa-kis war ein echter Revolutionr, und der hat mir irgendwie gefal-len, der hatte ja auch marxistische Ideen, das passt natrlich nicht ins neoliberale Europa.KENFM: Warum ist er gegangen?PETER KNIG: Das wollte ich jetzt gerade sagen, das ist auch so was unmglich Katastropha-les. Brssel hat Tsipras nach der Wahl, also nach dem Referen-dum am Sonntagabend praktisch vorgelegt, dass er bessere Chan-cen htte zum Verhandeln, wenn Varoufakis nicht mehr am Ver-handlungstisch mitmachen wrde. Knnen Sie sich das vorstellen? Das ist so eine Arroganz! Und ich finde es sogar schon scheu-lich, dass Tsipras das angenom-men hat und ihm praktisch nahe-gelegt hat, er solle sich zurckzie-hen. Das finde ich schon eine Ka-tastrophe in sich selber. Deshalb habe ich relativ wenig Vertrau-en, dass er das Richtige macht, sondern weiterhin auf den Knien nach Brssel reist und nach Al-mosen bettelt. Und diese Almo-sen die kommen nicht, und im-mer weniger, je mehr er bittet, desto weniger kommt. Also mei-nes Erachtens was er tun sollte, und vielleicht wird er das irgend-wann tun, wenn ihm gengend Leute sagen, er solle das tun, es gibt nmlich auch auerhalb die-ser Delphi-Initiative Professoren, die im Ausland leben, Professio-nelle, die sich im Ausland zusam-mentun und darber schreiben und Syriza ihre Gedanken mit-

    teilen. Und wir von der Delphi-In-itiative kriegen da praktisch alles mit, was da auerhalb geschieht. Da gibt es also sehr viel Druck und die Meinung ist ziemlich ho-mogen, nicht total aber ziemlich, dass die einzige Lsung ist aus dem Euro auszutreten. Ob er das macht oder nicht, wei ich nicht. Aber jedenfalls sind alles andere weitere Konzessionen, oder for-dert weitere Konzession das hat Europa jetzt schon zur Genge gezeigt, dass die da nicht nach-geben wrden, geschweige einen Schuldennachlass bieten wrden das heit jetzt, selbst wenn Tsi-pras mit keinen weiteren Kon-zessionen mehr davon kommen wrde, wrde er trotzdem noch die ganze Schuld am Hals haben. Das dauert, Generationen wrde das dauern. konomen haben das ausgerechnet, es wrde unter Um-stnden 100 Jahre dauern, bis die-se Schuld abgearbeitet wre mit einer linear gerechneten Wachs-tumsrate von 2 bis 3%. Das ist un-glaublich. Diese Schuld ist natr-lich wenig, die ist fast nichts diese Schuld verglichen mit der Schuld vom Rest von Europa. Aber man muss sich immer im Klaren sein, Griechenland macht kaum 2% des Bruttosozialproduktes der Euro-zone aus. Und deshalb ist die heu-tige Schuld von 360 Milliarden Euro, die ist betrchtlich. Das sind 175% vom Bruttosozialprodukt und die abzubauen das ist eine schwere Last. Also Europa bezie-hungsweise die Troika will ihnen noch mehr Schulden aufbrden.KENFM: Herr Knig. Das erinnert mich so ein bisschen an den Ver-sailler Vertrag. Da hab ich auch die Zahl neulich mal recher-

    chiert. Wenn die Reparations-zahlen wirklich so abgelaufen wren, wie es im Versailler Ver-trag stand, dann wre die letzte Rate 1988 bezahlt worden.PETER KNIG: Genau.KENFM: Wenn die Griechen sich entscheiden zur Drachme zurck-zukehren, aus dem Euro auszu-steigen aber in der europischen Union zu bleiben. Was bedeutet das fr Deutschland, was bedeu-tet das fr Angela Merkel?PETER KNIG: Das wrde fr Deutschland eine Schlappe be-deuten, weil Deutschland hat stark damit gerechnet oder rech-net heute noch stark damit, dass sie Griechenland in der Tasche haben und dass Griechenland ir-gendwann nachgeben wrde und diese Konzessionen, die von ih-nen verlangt werden, dieses Aus-terittsprogramm noch weiter ausweiten wrde. Und das wrde vor allem bedeuten, dass wahr-scheinlich einige Banken abge-stoen werden knnten und die-ses Geld nach dem neuen Gesetz regeln knnte. Also wie das in Zypern vor zwei Jahren geschah. Das hat man damals den Hair-cut genannt, das war also ein Bail-in, das heit die Banken klauen das Geld von ihren Kunden und von den Aktionren. Das wre wahr-scheinlich ein erster Schritt. Da-mit wre wahrscheinlich dann gleich wieder der Zeigefinger auf Griechenland gerichtet: Sieht was er uns angetan hat. Wenn ich noch was anfgen kann. Sie mssen ja wissen, oder die Europer sollten ja wissen, dass sie seit 1990, seit diese ganze Bankregulierung von Clinton und seinen stooges auf-gelst wurde, gibt es im Prinzip

    keine Regeln mehr, die die Bank an eine Ratio von Eigenkapital an Darlehen bindet, nichts mehr. Praktisch jedes Darlehen, das die machen ist Geld elektronisch zu produzieren. Und so wie die Mil-liarden, die Billionen produziert wurden innerhalb der letzten 20 Jahre fast, oder eigentlich genau 20 Jahren, so viel Geld, dass elek-tronisch existiert und zwischen Banken verschoben wird und noch mehr Geld produziert durch Zinsen und Zinseszinsen, genau-so knnte man die Gesamtschuld, die auf vielen Lndern liegt aus-lschen, elektronisch auslschen. Und es wrde niemand darun-ter leiden, wenn diese Schuld von Griechenland genauso aus-gelscht wrde, wie sie knstlich geschaffen wurde. KENFM: Das ist fake-money, Fiat-Money. Sollte man bei dieser Ge-legenheit nicht auch etwas ma-chen und zwar die systemrele-vanten Banken abschaffen, weil sie kriegsfrdernd sind und men-schenverachtend?PETER KNIG: Ja natrlich, natr-lich. Aber wer schafft die ab. Also wie gesagt ein kleines Land, das ist grass-roots, ein kleines Land msste wiederum das Beispiel zeigen, wie Griechenland in die-sem Fall, Public Banking begin-nen. Und ich muss dazu noch sa-gen: Public Banking ist ja nichts Neues, das gibt es sogar in den USA, das gibts verschiedentlich. Und vor allem in North Dakota gibt es dieses public banking, und die haben ein ganz ganz positives Resultat gezeigt in der Krise von 2008 und spter. North Dakota ist der einzige nordamerikanische Staat, der konomisch gewach-sen ist. Das heit die haben keine Verluste erlitten, dieser Staat hat also vorwrts gemacht und das hat nichts zu tun oder sehr wenig zu tun mit den lvorkommnissen, sondern eben wegen des Public Bankings. Weil die Public Banks haben nicht fr die Shareholders gearbeitet oder die fernen CEOs und deren Bonis, sondern die ha-ben fr die lokale konomie ge-arbeitet.KENFM: Also wie Genossen-schaftsbanken hier.

    Yanis-Varoufakis-in Berlin (2015), (Foto: Jrg Rger, CC BY-SA 3.0)

  • 8 KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

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    PETER KNIG: Genau, das kann man auch so sagen, Genossen-schaftsbanken. Und genau das-selbe zur selben Zeit geschah in Polen, da gibt es eine Genos-senschaftsbank, die fnftgr-te Bank, die hat nur so gearbei-tet und die haben praktisch Po-len vor einem downfall geschtzt in dieser Krisenzeit mit ihren Darlehen. Whrend all die Ban-ken, die fr auslndisches Kapi-tal arbeiteten und Aktionre und CEOs, die haben keine Darlehen mehr ausgegeben, weil es zu ris-kant war.KENFM: Herr Knig, eine letzte Frage an Sie. Die Delphi-Initi-ative, die besteht ja wohl noch. Sie haben sich in Griechenland getroffen, das war vor dem Refe-rendum, das ging ber zwei Tage. Wie geht das denn jetzt weiter, Sie haben sich ja nicht aufgelst?PETER KNIG: Nee, nee diese Del-phi-Initiative wird weitergehen. Wir sind jederzeit bereit uns wie-der zu treffen, wenn notwendig. In der Zwischenzeit sind wir tglich einige Male in Verbindung mitei-nander, ber E-Mail, manchmal ber Telefon. Wir sind also am Ball, was hier geschieht. Ich kann leider nicht mehr darber sagen, weil ich nicht mehr wei, aber wir sind total am Ball und versu-chen Griechenland weiterhin zu untersttzen, eben mit dem zwei-ten Auge weiter ber die Grenzen Griechenlands hinauszusehen und auch einen Einfluss zu haben viel-leicht auch auf Europa und das ganze korrupte Whrungssystem.KENFM: Noch die allerletzte Fra-ge, da knnen Sie nur mit einem Ja oder Nein antworten. Ist Grie-chenland am Ende des Jahres noch Teil der Eurozone oder hat es auf Drachme umgestellt?PETER KNIG: Nein. Ich glaube, es hat auf die Drachme umgestellt.KENFM: Das heit wir haben hier einen Wechsel und werden sehen, ob es hier zu einer Kettenreakti-on kommen wird. Das sind span-nende Zeiten.PETER KNIG: Das sind spannen-de Zeiten. Die nchsten Wahlen sind in Spanien, wahrscheinlich im Oktober. Es war noch nicht festgesetzt, aber vermutlich Ende

    Oktober und dann kann einiges geschehen.KENFM: Herr Knig, ich bedan-ke mich ganz herzlich fr das Gesprch und dass Sie uns Ein-sicht gegeben haben in die Del-phi-Initiative. Peter Knig war das, der Teil der Delphi-Initia-tive ist, von der man in unserer Presse kaum etwas liest. Warum kann man sich denken. Und ich glaube wir haben dieses Spiel, das so einfach dargestellt wird: Da gibt es Griechen und die wol-len dauernd Geld ausgeben und es nicht zurckgeben wir haben dieses Spiel aufgedrselt und ge-zeigt, dass sich wesentlich mehr unter dem Tisch befindet, als auf dem Tisch suggeriert wird, was darauf liegt. Es brodelt in Euro-pa und das hat zwei Komponen-ten, es kann kriegerisch enden, es kann aber auch eine positive Reinigung sein. Wir hoffen mal das Letztere, denn einen Krieg das braucht wirklich niemand in Europa. Wir brauchen keinen dritten groen Krieg in Europa. Ich glaube da sind wir uns einig, hier in Deutschland und Sie als Schweizer.PETER KNIG: Absolut.KENFM : Vielen Dank in die Schweiz.PETER KNIG: Danke Ihnen viel-mals. Danke, dass Sie mit mir ge-sprochen haben. Es hat mich ge-freut und hoffentlich auf bald wie-der.KENFM: Auf Wiedersehen. acht. Ein anderer groer Sektor, der unter anderen ausgebeutet wird von den Griechen, das ist die Agrarwirtschaft, aber die knn-te sehr viel grer sein. Dar-an knnte man ebenfalls arbei-

    ten. Dann gibt es natrlich auch noch die Industrie. Also es gibt ein unheimliches Potential, aber das ist eine strukturelle Vern-derung. Eine strukturelle Vern-derung innerhalb von Griechen-land und zwar eine positive, auf-stellende.

    ... in einem neoliberalen Zustand gibt es keine

    Solidaritt. Da gibt es nur Egoismus und Habgier

    der einzelnen Lnder. Und innerhalb der einzelnen

    Lnder, der Grooligarchi-en, da gibt es berhaupt keine Solidaritt mehr, weder innerhalb noch

    auerhalb.

    KENFM: Dann msste man auch den Filz auflsen und sagen: Ab jetzt muss jeder Grieche sei-ne Steuern bezahlen und auch ein griechischer Reeder, gerade weil er auch ein Grieche ist und eine Verantwortung als Grieche fr sein Land hat. Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, dort gibt es Mglichkeiten. Es ist nicht so, dass das alles nur faule Grie-chen sind, wie die BILD-Zeitung das gerne beschreibt. Aber in der Zwischenzeit brauchen wir doch eine Art Marshallplan, weil bei Medikamenten die fehlen, kann man jetzt nicht sagen, in 5 Jah-ren wird alles besser. Oder wenn die Lebensmittel zu Neige gehen. Was muss denn in der Zwischen-zeit passieren? Muss es hier eine europische Solidaritt geben? Wie ein Marshallplan, nur eben von Europa und nicht aus Ame-

    rika. Was braucht man in Grie-chenland denn jetzt?PETER KNIG: Genau ich knn-te mir das so vorstellen, weil die Griechen sind ja wie gesagt wahr-scheinlich nicht vorbereitet auf einen Plan B und auf die Situati-on, die frher oder spter eintref-fen muss, nmlich die Konversi-on zur Drachme, darauf sind sie nicht vorbereitet. Und dann geht das Geld aus, dann werden sie ab-geschnitten und weiter bestraft. Und da muss es etwas geben wie einen Marshallplan, kann man so sagen. Ich mag zwar den Aus-druck nicht, aber wie ein revol-ving fond, der den Griechen hel-fen wrde Nahrungsmittel und Medikamente und ein gewisses Sozialsystem wieder aufzubauen. Und zwar knnte das geschehen innerhalb von 4, 5 Jahren und die-ser Marshallplan knnte wieder zurckbezahlt werden. Wie das ja im Prinzip auch der Fall war mit dem Marshallplan, der Europa oder Deutschland wieder aufge-baut hat, der existiert zurzeit im-mer noch und rotiert immer noch, wie Sie wahrscheinlich wissen in-nerhalb der KvW. Vorlufig wr-de ich aber absehen von Europa, denn in Europa gibt es diese Soli-daritt, die Sie ansprechen, derzeit nicht. Das wurde ganz klar. Da ist kein Staat solidarisch. Das wr-de auch ganz klar gezeigt werden mit Spanien und mit jedem ande-ren Land, das in die Zielscheibe der Troika fllt. Das ist ganz klar, diese Solidaritt hat es nie gege-ben und vor allem in einem neo-liberalen Zustand gibt es keine Solidaritt. Da gibt es nur Ego-ismus und Habgier der einzelnen Lnder. Und innerhalb der einzel-nen Lnder, der Grooligarchi-en, da gibt es berhaupt keine So-lidaritt mehr, weder innerhalb noch auerhalb. Ich knnte mir aber vorstellen, dass solche Hilfs-manahmen, wie eben ein soge-nannter Marshallplan oder so et-was hnliches, von Russland fi-nanziert werden knnte. Oder von China. Oder insgesamt viel-leicht von den BRICS sogar, weil das wre wahrscheinlich das Lo-gischste, dass nicht ein Land sel-ber damit identifiziert wrde, son-

    Stimmzettel beim Griechenland-Referendum (gemeinfrei)

  • 9KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

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    dern das knnte die erste Hilfsak-tion der BRICS sein. Die haben ja in der Zwischenzeit eine Ent-wicklungsbank, die existiert, die ist mittlerweile funktionell, die knnte funktionell werden und die hat gengend Kapital. Wenn es nicht gengt, dann knnte man da wren beide sowohl China als auch Russland, wren beide bereit dies aufzustocken und die knnten so einen Hilfsplan, einen Marshallplan durchfhren, diese BRICS-Entwicklungsbank.KENFM: Aber fhrt das nicht auto-matisch zu einer Kettenreaktion? Also wenn die Griechen diesen Weg gehen wrden und sich ge-rechter behandelt fhlen wrden und mehr Solidaritt auerhalb Europas finden wrden, wrden dann nicht andere Staaten sagen, ja dann machen wir das auch. Sie haben ja Portugal angesprochen, Spanien angesprochen, Italien mglicherweise angesprochen. Was kommt hier auf uns zu? PETER KNIG: Ja das hoffe ich, ich kann nur sagen, dass ich das hof-fe. Ich wrde es mit Freuden be-gren, wenn diese korrupte EU und diese Gruppe von korrupten Europaparlamentariern mit der ganzen Eurozone zusammenfal-len wrden. Wie ich Ihnen schon Mal gesagt habe, ich war mal ein sehr starker Vertreter von Euro-pa, von einem solidarischen, f-deralen Europa mit einer ge-meinsamen Whrung und dem Ziel einer Fderation. Die Visi-on einer Fderation ist mir vor-geschwebt das war aber alles Irrtum. Das war gar nie so vor-gesehen, das wurde uns vorge-gaukelt, den Europern, damit wir nicht sehen was im Hinter-grund luft und jetzt sehen wir was im Hintergrund luft. Also ich knnte mir nur das Beste fr Europa wnschen, dass die Eu-rozone zusammenfllt und die-se ganze EU zusammenbricht und jedes Land von vorne be-ginnt und wieder mal sieht, viel-leicht eine Lektion daraus lernt und dann in der nchsten Zeit, in den nchsten Jahren sich zusam-men tut und vielleicht nochmals versucht, aber diesmal rechts-staatlich und zwar als solida-

    rische Fderation versucht sich wieder zusammenzubinden und zwar ohne Einfluss und Einwir-kung von auen nicht von den USA. Denn die USA hat ja mit-gesprochen bei der Grndung, nicht offiziell aber immerhin wa-ren die im Hintergrund, die ha-ben das ganze praktisch manipu-liert ber Grobritannien. Und sie mchten bestimmt wieder mitre-den, falls sie berhaupt noch exis-tieren dann, aber das wrde ich dann total ausschlieen. Ich hoffe dass Europa sich dann trotzdem noch erholen kann. Allerdings muss ich sagen, wenn man Euro-pa sieht, ich hab da mit ein paar Historikern gesprochen innerhalb der letzten paar Monate. Europa hat ja ein ganz schlechtes record. Europa ist bekannt ber hunderte von Jahren als Ausbeuter und als Kolonialmacht, als Unterdrcker, als Sklaventreiber und das hat sich offenbar bis heute nicht ge-ndert. Und trotzdem trume ich noch, dass sich das noch einmal ndern kann, denn es liegt ja im Geiste des Menschen, dass man sich verndern kann. Und ich hof-fe, dass die Griechen diese Ge-legenheit bieten knnte. Ich hab das mal so genannt, dass Grie-chenland be the gateway to Eu-rope, also knnte der Torffner sein fr ein neues Europa. Das stell ich mir vor und das wrde ich mir wnschen. Aber dazu ge-hrt die gegenwrtige Eurozone nicht mehr und die gegenwrtige EU-Gemeinschaft ebenso nicht mehr und schon gar nicht dieses korrupte Parlament in Brssel.KENFM: Wenn ich Sie richtig ver-standen habe, dann sehen Sie im Niedergang der Whrung, also des Euro gar keinen Scha-den sondern eine klrende Rei-nigung?PETER KNIG: Eine klrende Rei-nigung, das kann man sagen.KENFM: Wie wird das Ihrer Mei-nung nach mit Griechenland in den nchsten Wochen weiterge-hen, weil wir haben jetzt speku-liert und da waren auch Wn-sche dabei, aber was wird denn jetzt die Realitt bringen? Viel-leicht sind wir einfach 25 Jahre zu frh dran.

    PETER KNIG: Ich hoffe nicht, dass es 20 Jahre dauert. Wie wird es weitergehen? Ich wei es nicht. Wir wissen es nicht. Ich kann mir wiederum nur spekula-tiv vorstellen, dass es bis Sonn-tag eine Lsung geben sollte, ob-wohl das hat man jetzt seit 2 Mo-naten schon, mindestens seit ei-nem Monat jetzt, seit 6 Wochen redet man darber. Also dieser neue Finanzminister Euklid Tsa-kalotos ist ein Oxford educated konom und man sagt von ihm, dass er er ist zwar ein Syriza-Mitglied, Parteimitglied, was Va-roufakis nicht war, aber Varoufa-kis war ein echter Revolutionr, und der hat mir irgendwie gefal-len, der hatte ja auch marxistische Ideen, das passt natrlich nicht ins neoliberale Europa.KENFM: Warum ist er gegangen?PETER KNIG: Das wollte ich jetzt gerade sagen, das ist auch so was unmglich Katastropha-les. Brssel hat Tsipras nach der Wahl, also nach dem Referen-dum am Sonntagabend praktisch vorgelegt, dass er bessere Chan-cen htte zum Verhandeln, wenn Varoufakis nicht mehr am Ver-handlungstisch mitmachen wrde. Knnen Sie sich das vorstellen? Das ist so eine Arroganz! Und ich finde es sogar schon scheu-lich, dass Tsipras das angenom-men hat und ihm praktisch nahe-gelegt hat, er solle sich zurckzie-hen. Das finde ich schon eine Ka-tastrophe in sich selber. Deshalb habe ich relativ wenig Vertrau-en, dass er das Richtige macht, sondern weiterhin auf den Knien nach Brssel reist und nach Al-

    mosen bettelt. Und diese Almo-sen die kommen nicht, und im-mer weniger, je mehr er bittet, desto weniger kommt. Also mei-nes Erachtens was er tun sollte, und vielleicht wird er das irgend-wann tun, wenn ihm gengend Leute sagen, er solle das tun, es gibt nmlich auch auerhalb die-ser Delphi-Initiative Professoren, die im Ausland leben, Professio-nelle, die sich im Ausland zusam-mentun und darber schreiben und Syriza ihre Gedanken mit-teilen. Und wir von der Delphi-In-itiative kriegen da praktisch alles mit, was da auerhalb geschieht. Da gibt es also sehr viel Druck und die Meinung ist ziemlich ho-mogen, nicht total aber ziemlich, dass die einzige Lsung ist aus dem Euro auszutreten. Ob er das macht oder nicht, wei ich nicht. Aber jedenfalls sind alles andere weitere Konzessionen, oder for-dert weitere Konzession das hat Europa jetzt schon zur Genge gezeigt, dass die da nicht nach-geben wrden, geschweige einen Schuldennachlass bieten wrden das heit jetzt, selbst wenn Tsi-pras mit keinen weiteren Kon-zessionen mehr davon kommen wrde, wrde er trotzdem noch die ganze Schuld am Hals haben. Das dauert, Generationen wrde das dauern. konomen haben das ausgerechnet, es wrde unter Um-stnden 100 Jahre dauern, bis die-se Schuld abgearbeitet wre mit einer linear gerechneten Wachs-tumsrate von 2 bis 3%. Das ist un-glaublich. Diese Schuld ist natr-lich wenig, die ist fast nichts diese Schuld verglichen mit der Schuld vom Rest von Europa. Aber man muss sich immer im Klaren sein, Griechenland macht kaum 2% des Bruttosozialproduktes der Euro-zone aus. Und deshalb ist die heu-tige Schuld von 360 Milliarden Euro, die ist betrchtlich. Das sind 175% vom Bruttosozialprodukt und die abzubauen das ist eine schwere Last. Also Europa bezie-hungsweise die Troika will ihnen noch mehr Schulden aufbrden.KENFM: Herr Knig. Das erinnert mich so ein bisschen an den Ver-sailler Vertrag. Da hab ich auch die Zahl neulich mal recher-

    Brssel hat Tsipras nach der Wahl, also nach

    dem Referendum am Sonntagabend praktisch vorgelegt, dass er bessere Chancen htte zum Ver-handeln, wenn Varoufakis nicht mehr am Verhand-lungstisch mitmachen wrde. Knnen Sie sich

    das vorstellen? Das ist so eine Arroganz!

  • 10 KenFM am Telefon mit Peter Knig - Publiziert auf Free21 28.07.2015 (21:50) - Aktualisiert 28.07.2015 (21:50) - Originalinterview https://youtu.be/76piYCJAu68

    TRANSCRIPT

    chiert. Wenn die Reparations-zahlen wirklich so abgelaufen wren, wie es im Versailler Ver-trag stand, dann wre die letzte Rate 1988 bezahlt worden.PETER KNIG: Genau.KENFM: Wenn die Griechen sich entscheiden zur Drachme zurck-zukehren, aus dem Euro auszu-steigen aber in der europischen Union zu bleiben. Was bedeutet das fr Deutschland, was bedeu-tet das fr Angela Merkel?PETER KNIG: Das wrde fr Deutschland eine Schlappe be-deuten, weil Deutschland hat stark damit gerechnet oder rech-net heute noch stark damit, dass sie Griechenland in der Tasche haben und dass Griechenland ir-gendwann nachgeben wrde und diese Konzessionen, die von ih-nen verlangt werden, dieses Aus-terittsprogramm noch weiter ausweiten wrde. Und das wrde vor allem bedeuten, dass wahr-scheinlich einige Banken abge-stoen werden knnten und die-ses Geld nach dem neuen Gesetz regeln knnte. Also wie das in Zypern vor zwei Jahren geschah. Das hat man damals den Hair-cut genannt, das war also ein Bail-in, das heit die Banken klauen das Geld von ihren Kunden und von den Aktionren. Das wre wahr-scheinlich ein erster Schritt. Da-mit wre wahrscheinlich dann gleich wieder der Zeigefinger auf Griechenland gerichtet: Sieht was er uns angetan hat. Wenn ich noch was anfgen kann. Sie ms-sen ja wissen, oder die Europ-er sollten ja wissen, dass sie seit 1990, seit diese ganze Bankregu-lierung von Clinton und seinen stooges aufgelst wurde, gibt es im Prinzip keine Regeln mehr, die die Bank an eine Ratio von Eigenkapital an Darlehen bindet, nichts mehr. Praktisch jedes Dar-lehen, das die machen ist Geld elektronisch zu produzieren. Und so wie die Milliarden, die Billio-nen produziert wurden innerhalb der letzten 20 Jahre fast, oder ei-gentlich genau 20 Jahren, so viel Geld, dass elektronisch existiert und zwischen Banken verscho-ben wird und noch mehr Geld produziert durch Zinsen und

    Zinseszinsen, genauso knnte man die Gesamtschuld, die auf vielen Lndern liegt auslschen, elektronisch auslschen. Und es wrde niemand darunter leiden, wenn diese Schuld von Griechen-land genauso ausgelscht wr-de, wie sie knstlich geschaffen wurde. KENFM: Das ist fake-money, Fiat-Money. Sollte man bei dieser Ge-legenheit nicht auch etwas ma-chen und zwar die systemrele-vanten Banken abschaffen, weil sie kriegsfrdernd sind und men-schenverachtend?PETER KNIG: Ja natrlich, natr-lich. Aber wer schafft die ab. Also wie gesagt ein kleines Land, das ist grass-roots, ein kleines Land msste wiederum das Beispiel zeigen, wie Griechenland in die-sem Fall, Public Banking begin-nen. Und ich muss dazu noch sa-gen: Public Banking ist ja nichts Neues, das gibt es sogar in den USA, das gibts verschiedentlich. Und vor allem in North Dakota gibt es dieses public banking, und die haben ein ganz ganz positives Resultat gezeigt in der Krise von 2008 und spter. North Dakota ist der einzige nordamerikanische Staat, der konomisch gewach-sen ist. Das heit die haben keine Verluste erlitten, dieser Staat hat also vorwrts gemacht und das hat nichts zu tun oder sehr wenig zu tun mit den lvorkommnissen, sondern eben wegen des Public Bankings. Weil die Public Banks haben nicht fr die Shareholders gearbeitet oder die fernen CEOs und deren Bonis, sondern die ha-ben fr die lokale konomie ge-arbeitet.KENFM: Also wie Genossen-schaftsbanken hier.PETER KNIG: Genau, das kann man auch so sagen, Genossen-schaftsbanken. Und genau das-selbe zur selben Zeit geschah in Polen, da gibt es eine Genos-senschaftsbank, die fnftgr-te Bank, die hat nur so gearbei-tet und die haben praktisch Polen vor einem downfall geschtzt in dieser Krisenzeit mit ihren Darle-hen. Whrend all die Banken, die fr auslndisches Kapital arbeite-ten und Aktionre und CEOs, die

    haben keine Darlehen mehr aus-gegeben, weil es zu riskant war.KENFM: Herr Knig, eine letzte Frage an Sie. Die Delphi-Initi-ative, die besteht ja wohl noch. Sie haben sich in Griechenland getroffen, das war vor dem Refe-rendum, das ging ber zwei Tage. Wie geht das denn jetzt weiter, Sie haben sich ja nicht aufgelst?PETER KNIG: Nee, nee diese Del-phi-Initiative wird weitergehen. Wir sind jederzeit bereit uns wie-der zu treffen, wenn notwendig. In der Zwischenzeit sind wir tglich einige Male in Verbindung mitei-nander, ber E-Mail, manchmal ber Telefon. Wir sind also am Ball, was hier geschieht. Ich kann leider nicht mehr darber sagen, weil ich nicht mehr wei, aber wir sind total am Ball und versu-chen Griechenland weiterhin zu untersttzen, eben mit dem zwei-ten Auge weiter ber die Grenzen Griechenlands hinauszusehen und auch einen Einfluss zu haben viel-leicht auch auf Europa und das ganze korrupte Whrungssystem.KENFM: Noch die allerletzte Fra-ge, da knnen Sie nur mit einem Ja oder Nein antworten. Ist Grie-chenland am Ende des Jahres noch Teil der Eurozone oder hat es auf Drachme umgestellt?PETER KNIG: Nein. Ich glaube, es hat auf die Drachme umgestellt.KENFM: Das heit wir haben hier einen Wechsel und werden sehen, ob es hier zu einer Kettenreakti-on kommen wird. Das sind span-nende Zeiten.PETER KNIG: Das sind spannen-de Zeiten. Die nchsten Wahlen sind in Spanien, wahrscheinlich im Oktober. Es war noch nicht festgesetzt, aber vermutlich Ende Oktober und dann kann einiges geschehen.KENFM: Herr Knig, ich bedan-ke mich ganz herzlich fr das Gesprch und dass Sie uns Ein-sicht gegeben haben in die Del-phi-Initiative. Peter Knig war das, der Teil der Delphi-Initia-tive ist, von der man in unserer Presse kaum etwas liest. Warum kann man sich denken. Und ich glaube wir haben dieses Spiel, das so einfach dargestellt wird: Da gibt es Griechen und die wol-

    len dauernd Geld ausgeben und es nicht zurckgeben wir haben dieses Spiel aufgedrselt und ge-zeigt, dass sich wesentlich mehr unter dem Tisch befindet, als auf dem Tisch suggeriert wird, was darauf liegt. Es brodelt in Euro-pa und das hat zwei Komponen-ten, es kann kriegerisch enden, es kann aber auch eine positive Reinigung sein. Wir hoffen mal das Letztere, denn einen Krieg das braucht wirklich niemand in Europa. Wir brauchen keinen dritten groen Krieg in Europa. Ich glaube da sind wir uns einig, hier in Deutschland und Sie als Schweizer.PETER KNIG: Absolut.KENFM : Vielen Dank in die Schweiz.PETER KNIG: Danke Ihnen viel-mals. Danke, dass Sie mit mir ge-sprochen haben. Es hat mich ge-freut und hoffentlich auf bald wie-der.KENFM: Auf Wiedersehen.

    Im Interview:Peter KnigKnig war ber 20 Jahre fr die Weltbank ttig, um vor allem Wasserprojek-te zu realisie-ren. Heute ist der Mann offiziell in Pension. Tatschlich bert er jetzt Men-schen in Sdamerika und ak-tuell in Griechenland, damit diese sich aus den Klauen von Weltbank und IWF wieder be-freien knnen.

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