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Von einer Aktionsgruppe zu einem kommerziellen Ratgeber Fünf Jahre IIStichting Vrouwen Bouwen Wonen ll Die Stiftung "Frauen Bauen und Woh- nen" besteht in Kürze offiziell seit fünf Jahren. Ein Grund um noch einmal zurückzublicken auf das, was in dieser Zeit erreicht worden ist, auf die bisher verfolgte Zielsetzung und die dazu ver- wendeten Strategien. Und insbesonde- re natürlich ein Grund auf die Ziele, die sich die Stiftung für die kommen- den Jahre gesetzt hat, zu blicken. Dabei stellt sich die Frage, ob die Stiftung als Einrichtung, die nur auf Subventionen angewiesen ist, ihren Zielen gerecht werden kann, oder ob es nicht notwen- dig wird, andere Geldquellen zu er- schließen, um in der Zukunft den Auf- gabenbereich noch weiter auszubauen. Der Beginn Ende der 60er Jahre begannen einige Frauen, die im Bereich der Wohnraum- versorgung und der räumlichen Pla- nung tätig waren, nach Möglichkeiten zu suchen, ihre feministische Kritik und Ideen bezüglich "Bauen und Wohnen" in ihre Arbeit mit einfließen zu lassen. Dies führte 1977 zur Entstehung der Gruppe der "bouwvrouwen" (Baufrau- en - d.Übin), die in wenigen Jahren ihre Ideen entwickelten und damit den Grundstein für die spätere "FBW" ("Frauen Bauen und Wohnen" - d. Übin) - Bewegung legten. Ein neuer Impuls ging von der ersten 'Frauen Sommer Universität' 1981 in Amsterdam aus. 1983 gründeten sie- ben Frauen die Stiftung "Frauen Bauen und Wohnen" (im weiteren als "FBW" bezeichnet - d. Übin) mit der groben Zielrichtung: mehr Einfluß von Frau- en auf dem Gebiet von "Bauen und Wohnen". Die anfänglich sehr breite Zielsetzung der Stiftung ist mittlerweile konkreti- siert worden: Die Stiftung hat folgendes Ziel: "Die Benachteiligungen, denen Frauen bei ihrer Entfaltung und ihrem Streben nach . Kerstin Siernonsen Emanzipation und ihren Aktivitäten in diese Richtung ausgesetzt sind, zu ver- mindern bzw. zu beheben. Diese Be- nachteiligung wird verursacht bzw .läßt sich zurückuführen auf die Gestal- tung und die Verwaltung der (gebau- ten) Umgebung." Daneben wurde aber auch mit einer kurzfristig zu realisie- renden Zielsetzung gearbeitet: Als er- stes wurde festgesetzt, auf welche struk- turellen Schwerpunkte der Akzent ge- legt werden sollte, wie: Service und Fort- bildung, Koordination und/oder Net- zuntersuchung, Beeinflussung von Ent- wicklungsleitlinien etc. Als zweites: wel- che Projekte mit welcher Priorität ge- gebenenfalls zusammen mit Dritten konkret ausgearbeitet werden sollen. Von der Basis aus übermittelte "FBW" "VROM" /1/ und anderen im Baube- reich Tätigen, die Bedingungen und Elemente, die in der gebauten Umwelt aus feministischer Perspektive von Bedeutung sind. Als erste Aktivität organisierte "FBW" im November 1983 einen landesweiten Kongreß für alle Gruppierungen und alle interessierten Frauen, die auf die eine oder andere Weise in diesem Bereich tätig sind. Dieser gut besuchte und erfolgreiche Kongreß verdeutlichte das Bedürfnis nach einem landesweiten Informations- zentrum, das die breite "FBW-Bewe- gung" unterstützt und die verschiede- nen Initiativen koordiniert und sie ge- gebenenfalls initüert. Zuschüsse Der damalige Staatssekretär für Eman- zipationsangelegenheiten, Kappeyne van der Coppello, der unter dem Eindruck des massenhaften Ansturmes von Frau- en auf diesem Kongress stand, versprach, sich um Zuschußmöglichkeiten zu kümmern. Von diesem Augenblick an begann ein Zuschuß-hick-hack. Doch da die Stiftung Qualität und Pro- fessionalität als elementar betrachtete, was bekanntlich sehr viel Geld kostet, waren die Zuschüsse primäre Voraus- setzung' um weiter arbeiten zu können. Obwohl Emanzipation zu den Zielen der Regierung gehörte (und auch noch gehört), sahen sich die Behörden nicht in der Lage, Geld für eine Gruppe bereitzustellen, die im Bereich von Woh- nungsversorgung und räumlicher Pla- nung emanzipatorsch arbeiten wollte. Zwar war der Kongreß zu gleichen Teilen durch "DCE" /2/ und "VROM" fmanziert worden. Zwar gab das "KJF' eine Zuschußgarantie und sagte das "DCE" noch Geld für eine zweite Zei- tung zu, aber es war sehr viel schwieri- ger und erforderte Verhandlungsge- schick eine strukturelle Unterstützung zu erhalten. Im November 1984 bewil- ligte das "DCE" einen experimentellen Zuschuß von 150.000 Gulden (ca. 130.000 DM - d.Übin) für 2 Jahre. Das Ministerium "VROM" war zu diesem Zeitpunkt nur dazu bereit, zeitweise Projektzuschüssse zu bewilligen. Ein solche Bezuschussung ist natürlich nicht ausreichend, um eine professionelle Organisation aufzubauen. Jedoch er- möglichten die Zuschüsse des "DeE", daß "FBW" zum 1. März 1985 in das "Bouwcentrum" in Rotterdam einzie- hen konnte. Die WaW fiel auf das "Bouwcentrum", um die Professionali- tät des Büros zu unterstützen, um leichter Eingang in die Bauwelt zu fin- den und um dort Kontakte zu knü- pfen. Letzteres hat in jedem Fall sehr gut funktioniert: Es bestehen gute Kontakte innerhalb des "Bouwcentrums" selbst, und zwar zur Stiftung "Open Bouwen" (offenes Bauen - d. Übin) und zur Ratskommission "Experimenten Volkshuisvesting" (experimentelle W oh- nungsversorgung - d. Übin), kurz "SEV" genannt. Zum Ersten: Die professionelle Orga- nisation kam - mit nur zwei Teilzeit- fachkräften und einer Teilzeitkraft für die administrativen Aufgaben - nur schwer auf die Beine. Das Einsetzen Frei-Räume Heft 3,1989 67

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Von einer Aktionsgruppe zu einem kommerziellen Ratgeber

Fünf Jahre IIStichting Vrouwen Bouwen Wonenll

Die Stiftung "Frauen Bauen und Woh-nen" besteht in Kürze offiziell seit fünfJahren. Ein Grund um noch einmalzurückzublicken auf das, was in dieserZeit erreicht worden ist, auf die bisherverfolgte Zielsetzung und die dazu ver-wendeten Strategien. Und insbesonde-re natürlich ein Grund auf die Ziele,die sich die Stiftung für die kommen-den Jahre gesetzt hat, zu blicken. Dabeistellt sich die Frage, ob die Stiftung alsEinrichtung, die nur auf Subventionenangewiesen ist, ihren Zielen gerechtwerden kann, oder ob es nicht notwen-dig wird, andere Geldquellen zu er-schließen, um in der Zukunft den Auf-gabenbereich noch weiter auszubauen.

Der Beginn

Ende der 60er Jahre begannen einigeFrauen, die im Bereich der Wohnraum-versorgung und der räumlichen Pla-nung tätig waren, nach Möglichkeitenzu suchen, ihre feministische Kritik undIdeen bezüglich "Bauen und Wohnen"in ihre Arbeit mit einfließen zu lassen.Dies führte 1977 zur Entstehung derGruppe der "bouwvrouwen" (Baufrau-en - d.Übin), die in wenigen Jahren ihreIdeen entwickelten und damit denGrundstein für die spätere "FBW"("Frauen Bauen und Wohnen" - d. Übin)- Bewegung legten.Ein neuer Impuls ging von der ersten'Frauen Sommer Universität' 1981 inAmsterdam aus. 1983 gründeten sie-ben Frauen die Stiftung "Frauen Bauenund Wohnen" (im weiteren als "FBW"bezeichnet - d. Übin) mit der grobenZielrichtung: mehr Einfluß von Frau-en auf dem Gebiet von "Bauen undWohnen".Die anfänglich sehr breite Zielsetzungder Stiftung ist mittlerweile konkreti-siert worden:Die Stiftung hat folgendes Ziel: "DieBenachteiligungen, denen Frauen beiihrer Entfaltung und ihrem Streben nach

. Kerstin Siernonsen

Emanzipation und ihren Aktivitäten indiese Richtung ausgesetzt sind, zu ver-mindern bzw. zu beheben. Diese Be-nachteiligung wird verursacht bzw .läßtsich zurückuführen auf die Gestal-tung und die Verwaltung der (gebau-ten) Umgebung." Daneben wurde aberauch mit einer kurzfristig zu realisie-renden Zielsetzung gearbeitet: Als er-stes wurde festgesetzt, auf welche struk-turellen Schwerpunkte der Akzent ge-legt werden sollte, wie: Service und Fort-bildung, Koordination und/oder Net-zuntersuchung, Beeinflussung von Ent-wicklungsleitlinien etc. Als zweites: wel-che Projekte mit welcher Priorität ge-gebenenfalls zusammen mit Drittenkonkret ausgearbeitet werden sollen.Von der Basis aus übermittelte "FBW""VROM" /1/ und anderen im Baube-reich Tätigen, die Bedingungen undElemente, die in der gebauten Umweltaus feministischer Perspektive vonBedeutung sind. Als erste Aktivitätorganisierte "FBW" im November 1983einen landesweiten Kongreß für alleGruppierungen und alle interessiertenFrauen, die auf die eine oder andereWeise in diesem Bereich tätig sind.Dieser gut besuchte und erfolgreicheKongreß verdeutlichte das Bedürfnisnach einem landesweiten Informations-zentrum, das die breite "FBW-Bewe-gung" unterstützt und die verschiede-nen Initiativen koordiniert und sie ge-gebenenfalls initüert.

Zuschüsse

Der damalige Staatssekretär für Eman-zipationsangelegenheiten, Kappeyne vander Coppello, der unter dem Eindruckdes massenhaften Ansturmes von Frau-en auf diesem Kongress stand, versprach,sich um Zuschußmöglichkeiten zukümmern. Von diesem Augenblick anbegann ein Zuschuß-hick-hack.Doch da die Stiftung Qualität und Pro-fessionalität als elementar betrachtete,

was bekanntlich sehr viel Geld kostet,waren die Zuschüsse primäre Voraus-setzung' um weiter arbeiten zu können.Obwohl Emanzipation zu den Zielender Regierung gehörte (und auch nochgehört), sahen sich die Behörden nichtin der Lage, Geld für eine Gruppebereitzustellen, die im Bereich von Woh-nungsversorgung und räumlicher Pla-nung emanzipatorsch arbeiten wollte.Zwar war der Kongreß zu gleichenTeilen durch "DCE" /2/ und "VROM"fmanziert worden. Zwar gab das "KJF'eine Zuschußgarantie und sagte das"DCE" noch Geld für eine zweite Zei-tung zu, aber es war sehr viel schwieri-ger und erforderte Verhandlungsge-schick eine strukturelle Unterstützungzu erhalten. Im November 1984 bewil-ligte das "DCE" einen experimentellenZuschuß von 150.000 Gulden (ca.130.000 DM - d.Übin) für 2 Jahre. DasMinisterium "VROM" war zu diesemZeitpunkt nur dazu bereit, zeitweiseProjektzuschüssse zu bewilligen. Einsolche Bezuschussung ist natürlich nichtausreichend, um eine professionelleOrganisation aufzubauen. Jedoch er-möglichten die Zuschüsse des "DeE",daß "FBW" zum 1. März 1985 in das"Bouwcentrum" in Rotterdam einzie-hen konnte. Die WaW fiel auf das"Bouwcentrum", um die Professionali-tät des Büros zu unterstützen, umleichter Eingang in die Bauwelt zu fin-den und um dort Kontakte zu knü-pfen. Letzteres hat in jedem Fall sehrgut funktioniert: Es bestehen guteKontakte innerhalb des "Bouwcentrums"selbst, und zwar zur Stiftung "OpenBouwen" (offenes Bauen - d. Übin) undzur Ratskommission "ExperimentenVolkshuisvesting" (experimentelle Woh-nungsversorgung - d. Übin), kurz "SEV"genannt.Zum Ersten: Die professionelle Orga-nisation kam - mit nur zwei Teilzeit-fachkräften und einer Teilzeitkraft fürdie administrativen Aufgaben - nurschwer auf die Beine. Das Einsetzen

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von freiwilligen Mitarbeiterinnen blieb,mit allen daran gekoppelten Folgen,notwendig.Die Strategie des "DCE"war darauf ge-richtet, die Finanzierung der Stiftungso schnell wiemöglich dem "VROM" zuüberlassen. Aber dafür war erst eineoffizielleUntersuchung mit entsprechen-der Auswertung notwendig. Ende De-zember 1986 (!) wurde bekannt, daßsich das "VROM"beteiligen wollte.Von1987an wurde die Situation dann etwasbesser: "VROM" bewilligte einen Zu-schußvonjährlich 150.000Gulden übereine Zeitspanne von drei Jahren, wäh-rend das "DCE" noch für weitere zweiJahre jeweils 100.000 Gulden beisteu-erte. Die Folge davon-ist, sofern nichtsweiteresgeschieht,daß "FBW'vonEnde1988an mit weniger Geld als zu Beginnund von Ende 1989an, ganz ohne Geldda steht. Daneben waren und sind sei-tens "VROM" allerdings Projektzu-schüsse prinzipiell nicht ganz ausge-schlossen. Um an diese Zuschüsse zugelangen, war es notwendig, eine politi-sche Lobby über Mitglieder der "zwei-ten Kammer" /3/ aufzubauen, um somitauf Regierungsebene Eingang findenzu können. Der Wechsel von Regie-rungsmitgliedern, wie er inder Zwi-schenzeit stattgefunden hat, erforderteeine erneute Kontaktaufnahme. In derZukunft müssen also andere Möglich-keiten zur Finanzierung gesucht wer-den. Eine der möglichen Lösungen ist,kommerzieller zu arbeiten. "FBW"kannals fachkundigesBüro Gemeinden oderanderen im Baubereich Tätigen Gut-achten erstellen und sich dafür bezah-len lassen. Folgendes wird dabei aller-dings notwendig: Es müssen marktge-rechte Produkte definiert werden, wiez.B. andere Wohnungsgrundrisse, fle-xible Bauformen oder auch Rahmen-bedingungen für ein sozial gesichertesWohnumfeld. Dazu müssen aber diegenauen Bedürfnisse der Bewohne-rinnen deutlicher gefaßt werden. Füreinen Zeitraum von ein bis drei Jahrenmuß festgestellt werden, welche Pro-jekte mit welcher Priorität in Angriffgenommen werden sollen.

Die Strategie und die Zielsetzung des"FBW"sahen von Beginn an vor, mög-lichst schnell in die Öffentlichkeit zutreten, um über die Probleme aufzu-

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klären. Dies geschah (und geschieht)vor allem durch die Zeitung, durchbesondere Veröffentlichungenund durchOrganisation von Kongressen, wobeidie Medien immer miteinbezogen wur-den. FBW gelang es damit innerhalbkürzester Zeit, bestimmten Themenaus dem Bereich "Frauen Bauen undWohnen" große landesweite Bekannt-heit zu verschaffen. Ein anderer Punktist das Handeln aus dem gesellschaftli-chen Mittelfeld heraus. "FBW" trägtdazu bei, daß VROM und die gesamteBauwelt, die gebaute Umgebung auchaus feministischer Perspektive betrach-tet. Auf der andere Seite verfolgt FBWdie Gesetze und Verordnungen, dievonoben zu erwarten sind, und betrachtetsie kritisch bezüglich der Konsequen-zen, die sich für die Frauen ergeben.Dies wird dann wiederum an die Basisu.a. durch die"Kontaktfrauen"der Netzeweitergegeben. Diese Netze werden auflokaler, regionaler oder provinzieller/4/ Ebene von Frauen aufgebaut, diemit "FBW" in Kontakt stehen. Die Bil-dung von Netzen ist aus der Sicht von"FBW"sehr wichtig, da die eigentlicheArbeit auf lokaler Ebene stattfindet.Dort müssen Veränderungsprozessein Gang gesetzt werden; dort müssenFrauen Einfluß auf die Stadtentwick-lung, auf den Bauprozeß und dasWohnen gewinnen. Ein essentieller Teilder Zielsetzung ist die Positionsverbes-serung als Bedingung für einen grö-ßeren Einfluß.

Projekte

Die Projekte sind das beste Beispiel,um die hier kurz skizzierte Zielsetzungund die Strategien von "FBW" näherdarzulegen. Da durch den Finanzman-gel leider nicht alle Ziele verfolgt wer-den konnten, wurden einige Projekteschwerpunktmäßig in Angriff genom-men. Dies sind "soziale Sicherheit","Frauen in Wohnungsbaugesellschaf-ten" und die (sogenannte) "Plattform".

Soziale Sicherheit

Das Projekt Soziale Sicherheit ist eingutes Beispiel für die Arbeit von 'un-ten' und das Vermitteln der Ergebnissenach' oben'.

1984hat "FBW"die Anregung der loka-len Frauengruppen aufgegriffen, sichmit der sozialen Unsicherheit zu be-schäftigen und das Projekt mit demTitel "sozialeSicherheit" gestartet. Die-ses Projekt ist darauf gerichtet, Krite-

. rien für eine sichere räumliche Umge-bung zu entwickeln, zur Bewertung dertatsächlichen Umsetzung und zur Be-wertung der unterstützenden Maß-nahmen. Der Entwicklung von Strate-gien sowohl auf landesweiter als auchauf lokaler Ebene kam dabei eine be-sondere Bedeutung zu. Um dieses Zielzu erreichen, mußten verschiedeneSchritte getan werden. Zuerst warwich-tig, die vorhandenen Kenntnisse derFrauen zusammenzutragen. Dies führ-te zu einer Themeiunappe, die ihrer-seits auf einem Seminar als eine ArtLeitfaden diente. Der nächste Schrittwar die Organisation eines landeswei-ten Kongresses und das Erstellen einesBegleitbuches mit weiteren Empfeh-lungen. Auf diese Weise wurden Kennt-nisse und Informationen sowie prakti-sche Lösungen zu diesem Problem u.a.auch an Politiker, Regierung und Ver-waltungweitergegeben.Der dritte Schrittwar die Einführung eines sogenannten"Ermutigungspreises", der als eine ArtAnregung auf lokaler Ebene verstan-den werden muß. Auf diese Art wur-den Gemeinden dazu angeregt, im Be-reich der sozialen Sicherheit nach gu-ten Lösungen zu suchen. Die Gemein-de Leiden hat - nach der Meinung derJury - am besten abgeschnitten und er-hielt diesen Preis.

Das Thema für das kommende Jahrverlangt eine noch weitergehende Aus-arbeitung: Gemeinden werden aufge-fordert, gemeinsam mit Bewohnerin-nen und den (evtl. betroffenen) Woh-nungsbaugesellschaften zur bestehen-den Wohnsituation einen Verbesserungs-plan einzureichen, der darauf gerichtetist, räumliche Maßnahmen in Kombi-nation mit sozialen Verwaltungsmaß-nahmen zu entwickeln, um die sexuelleGewalt in den halböffentlichen Räu-men und der direkten Wohnumgebungzu vermindern (siehe Niewe BuitenGewoon Veilig Prijs 1988/1989).

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Frauen in Wohnungsbaugesellschaften

Frauen sind bei "volkshuisvesting" /5/ inleitenden Posten kaum vertreten. Umhieran etwas zu verändern, ist auf Ini-tiative des "Nationale Woningraad(NWR)" /6/ eine Arbeitsgruppe beste-hend aus "FBW" mit dem "NederlandsChristelijk Instituut voor de Volkshuis-vesting" n/und dem "NWR" geschaffenworden.

Das Projekt ist ein Experiment des "SEV'und- ist darauf gerichtet, Benachteilungen

aufzuspüren, die Frauen daran hindern, in leitende Positionen vorzu-dringen und hat s:

hat die Aufgabe ein geeignetes Instrumentatium zu entwickeln, um dies zuverändern und um Frauen die Mög-lichkeiten einzuräumen, dort zu ar-beiten.

Die erste Phase - die Untersuchungs-phase - ist mit einem Bericht, in demProbleme und Instrumente beschrie-ben wurden, abgeschlossen worden. Diezweite Phase, die tatsächliche Experi-mentierphase, ist bei drei Wohnungs-baugesellschaften gerade begonnenworden.Dieses Projekt ist eindeutig darauf aus-gerichtet, die Positionen der Frauen zuverbessern, um dadurch einen größe-ren Einfluß zu gewinnen.

Die Plattform

Als die "Nota Woonkonsument" (Richt-linien für Wohnkonsumenten - d, Übin)erschien, ist von der landesweiten Frau-enarbeitsgruppe "Huisvesting" (Unter-bringung - d. Übin) und dem "Emanzi-patie Steunpunkt Utrecht" (Emanzipa-tionsstützpunkt Utrecht - d. Übin) dieInitiative ergriffen worden, um seitensder Frauenorganisationen zu reagierenund um deutlich Stellung zu nehmen.Dies hat dann letztendlich zur soge-nannten "Plattform" geführt.Es handelt sich dabei um eine wachsen-de Arbeitsgruppe aus verschiedenenGruppierungen auf Landesebene, diesich für die Belange von Frauen alsBewohnerinnen einsetzen. Eine solcheInitiative wurde neben den bestehen-den Organisationen als notwendig er-

achtet, da bei diesen spezielle Frauen-bedürfnisse zu kurz kommen.Das"Ziel der "Plattform" ist es, Frauenals Bewohnerinnen auf lokaler Ebenezu unterstützen. Im kommenden Jahrsoll inventarisiert werden, welche Pro-jekte durch und von Frauen auf lokaleroder regionaler Ebene ausgeführtwurden, mit welchen speziellen The-men sie sich auseinandersetzen und wiesie sich finanzierten. Dabei muß auchuntersucht werden, welche beantrag-ten Projekte aus welchen Gründenabgewiesen wurden. Nur so können inZukunft Empfehlungen über die an-zuwendenden Strategien an die lokalenFrauengruppen und damit an die Netzeweitergegeben werden.

Zeitschrift

Die zweimonatliche Zeitschrift "FBW"- seit dieser Ausgabe "Klinker" genannt- erscheint schon im vierten Jahr.Die Idee dieses Blattes - aktuelle Infor-mationen, Hintergrundartikel, Interviewsund Reportagen - scheint im wachsen-den Maße Bedarf zu wecken, sowohlunter Frauen als auch unter Männernund sowohl bei Aktionsgruppen als auchbei etablierten Stellen.Die Zeitschrift stellt für "FBW" einstrategisches Medium dar, um den ZielenGestalt zu geben. Sie ist damit für dengewäWten Kurs und die gesteckten Zieleein wichtiges Instrument. In Zukunftsoll sich, wie bereits erwähnt, mehr mitder Entwicklung von Produkten fürdie "Volkshuisvestings-" und Bauweltauseinander gesetzt werden. Dabei sollvor allem das zielgerichtete Denkenund das strategische Handeln durch-klingen: Diese Ausgabe (des "Klinkers'')soll dafür die Richtung abstecken.

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Bei weiteren Informationen:Stiftung "Frauen Bauen und Wohnen"Telefon 0031-10-411 6250

Anmerkungen:

/1/ Ministerium für Volkshuisvesting,Ruimtelijke Ordening en Milieubeherr= Ministerium für Wohnungsversor-gung, räumliche Planung und Umwelt-schutz

/2/ Directie Coordinatie Emanzipatie-beleid = Direktion koordinierenderEmanzipationsentwicklung

/3/ Legislative, d.h. in Deutschland mitdem Bundestag zu vergleichen/4/ Provinzen sind mit unseren Bundes-ländern zu vergleichen (die Übin)

/5/ Dies ist in der Niederlande ein ei-genständiger Bereich, den es in Deutsch-land so nicht gibt. Übersetzt heißt esWohnungsversorgung und ist in etwamit dem Wohnungsamt zu vergleichen.

/6/ Nationaler Wohnungsrat

m Niederländisches christliches Insti-tut zu Wohnungsversorgung

Dieser Beitrag ist eine Übersetzung ausder niederländischen Zeitschrift: Klinker,Heft 1, Rotterdam, März 1988

Kerstin Siemonson, Dortmund

vrou\Nsn

bauwen &wanen

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Frauen im SRL

Seit 1988 gibt es in der SRL (Vereini-gung der Stadt -, Regional- und Landes-planer e.V.) einen Frauen-Ausschuß.Im Ausschuß sind aus jeder Regional-gruppe der SRL je eine Frau und je eineVertreterin. Ziel des Ausschusses istes, Möglichkeiten zur Förderung vonPlanerinnen und Fraueninteressen inder Planung aufzuzeigen und innerhalbder SRL und nach außen in diesemSinne aktiv zu werden. Das heißt, wirverstehen unsere Arbeit als Beitrag zurVeränderung der Stadtplanung mit demZiel, daß Inhalte und Arbeitsgruppen-bedingungen stärker von und fiir Frau-en geprägt sind.Zunächst sammelt der Ausschuß In-formationen über derzeitige Förde-rungsansätze für Planerinnen in derBRD und im Ausland. Parallel dazuversuchen wir bereits zu handeln oderzu initiieren, beispielsweise Einfluß aufdie Tagungen der SRL nehmen oder ineinem Rundbrief an alle Frauen in derSRL Aktivitäten in" den Regionalgrup-pen und Kontrakte untereinander zufördern.Längerfristig möchte der Ausschuß füreine gute Fraueninformationsbörse inder SRL sorgen. Wir verstehen unsereArbeit so, daß die Ausschußsitzungenselber im Sinne von Förderung von Pla-nerinnen und Fraueninteressen in derPlanung wirken, d.h., daß beispielswei-se jedes Ausschußtreffen mit Aktivitä-ten mit anderen Frauen gekoppelt wer-den soll oder auch mit anderen Formenals üblichen Ausschußsitzungen ex-perimentiert wird.

Ansprechpartnerin für den Ausschußaus dem Vorstand:Dr. Hille v. SeggemBleickenallee 142000 Hamburg 50Tel. 040/391421

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FOPA e.V. Kassel (ehemals Planerin-nengruppe)

Die Planerinnengruppe Kassel bestehtmit 10bis 15Mitarbeiterinnen jetzt seitfast 6 Jahren, sie entstand nach derletztenPlanerinnentagungin Kassel 1983.1987 führten wir sie in den VereinFOPA e.V. Kassel über. Mitgliederin-nen der Gruppe sind vor allem berufs-tätige Frauen, Landschafts- und Stadt-planerinnen. Einige arbeiten in eigenenBüros, einige sind Angestellte in deröffentlichen Verwaltung und in derHochschule, andere sind zwischenzeit-lich arbeitslos. In der ersten Zeit wardie Gruppe für die meisten Frauen einForum, um ihre Erfahrungen im Be-rufsalltag auszutauschen und sich ge-genseitig zu stärken. Nach dieser Ken-nenlernphase richteten sich die Aktivi-täten stärker nach außen: Beteiligungan der Vorbereitung einer Tagung zumVerkehr (weibliche Mobilität), Unter-suchung von Stellenanzeigen auf ihreAusschreibung für Frauen hin, Auf-bau einer Stellenbörse für Frauen inPlanungsberufen, die leider nur wenigResonanz fand, Beteiligung an denArchitektinnentagen in Hamburg undan der offenen Frauenhochschule inKassel, Veranstaltung eines Seminarsüber Bauleitplanung für Kommunal-politikerinnen an der Volkshochschulein Kassel, Beteiligung an öffentlichenDiskussionen von Planungen vor Ortdurch Stellungnahmen, Leserbriefe etc.,Entwurf für einen Stadtteilplatz (s. dazu"Brückenhof-Brückenhoffnungen") ineiner Großsiedlung, waren die wesent-lichenArbeitsschwerpunkte in den letz-ten Jahren. Momentan sind wir nacheiner etwas zähen Phase 1988 dabei,eine nächste Planerinnentagung (vor-aussichtlich Sommer 1989) in Kasselvorzubereiten, weiterhin eine Fotoaus-stellung über den Alltag in der Groß-siedlung Brückenhof zu konzipieren.

FOPA e.v. Kasselc/oPLFGoethestraße 32, Tel. 0561/187773500 Kassel

Verein Wissenschaft und Frauenbewe-gunge.V.

Wir sind eine Gruppe von Geistes-,Sozial- und Naturwissenschafatlerinnen,eingeschlossenStudentinnen, die im Mai1985den Verein 'Wissenschaftund Frau-enbewegung" gegründet haben. DieGründerinnen wohnen in Nordrhein-Westfalen. Nach der Vereinskonstitu-tion sind Frauen aus dem gesamtenBundesgebiet beigetreten. Dem Vereingehören inzwischen 140Frauen an. DerVereinssitz ist Bochum.Wir haben den Verein "Wissenschaftund Frauenbewegung" gegründet, umauf die heimliche Vertreibung und dasunauffällige Verschwinden der Frauenaus der Wissenschaft zu antworten. Esist das Ziel des Vereins, durch eineeigene Organisation einen Zusammen-halt zu schaffen,der dazu beiträgt, diesenegative Entwicklung aufzuhalten undumzukehren.Unsere Motive zur Vereingründungsind auch durch die Absicht geprägtworden, die Verbindung zwischenFrau-enbewegungund Wissenschaftaufrecht-zuerhalten.Nach wievorwird in der Wissenschafts-und Forschungspolitik diejenige For-schung bevorzugt gefördert, die eineökonomischeVerwertbarkeit verspricht.Dies sind gegenwärtig die sogenanntenneuen Technologien und die Gen- undReproduktionstechnologien. AndereForschungsprogramme werden dadurchweiter verdrängt, insbesondere, wennsie soziale Probleme thematisieren undganz besonders, wenn sie Frauenfragenbehandeln. So wird die Diskriminie-rung der Frauen in der Gesellschaftund damit auch in der Wissenschaftdurch eine Politik unterstützt, die sicheher an kurzfristigen Erfolgen orien-tiert und die politischen Handlungsbe-darf bevorzugt auf andere Bereicheverlagert, wie dies z.B. schon immer dieTechnik gewesen ist.

Wir wenden uns entschiedengegen dieseForm der symbolischen Politik, weil sieunsere Diskriminierung immer wiederzementiert hat. Die Frauenfrage ist einepolitische Frage und sie kann daher nurdurch politische Antworten gelöst wer-den. Wir wollen daher, als Selbsthil-feorganisation der Frauenbewegung,Einfluß nehmen auf die politische

Willensbildung und mit den Mitteln derWissenschaft die politischen und öko-nomischen Ursachen der Diskriminie-rung der Frauen aufdecken.Der Verein führt hierzu zweimal imJahr Workshops zu Themen der Frau-enforschung durch, aus denen sich in-haltlich orientierte Arbeitsgruppen ent-wickelt haben. Darüber hinaus ist esein Ziel unseres Vereins, auf die Verga-be von Forschungsmitteln Einfluß zunehmen und Forschungsinitiativen vonFrauen, Frauenstudien und Frauenbil-dung zu fördern und zu unterstützen.

Hierzu haben wir das feminsitischeFrau-enForschungsInstitut Rhein Ruhr ge-gründet. Das Institut soll Frauen diematerielle und ideelle Infrastrukturbieten, die zur Durchführung ihrerForschungsvorhaben notwendig ist.

Arbeitsschwerpunkte:- Förderung von Frauenforschung- Informations- und Kontaktnetzwerk- Vermittlung von Referentinnen- Unterstützung von Frauenprojekten- Aufbau eines Frauenforschungsinsti-tuts

- Nachwuchsförderung- kontinuierliche Durchführung vonSymposien zur Frauenforschung

Regelmäßige Treffen:Zweimal im Jahr führen wir unsereMitgliederversammlung mit anschlie-ßendem Workshop zu aktuellen The-men aus Wissenschaft und Frauenbe-wegung durch. Interessierte Frauen sindhierzu herzlich eingeladenAktuelle Informationen über Frauen-bewegung und Wissenschaft werdenständig im Wissenschaftlerinnen-Infoveröffentlicht. Telefonisch anzufordern:0231/ 126045-48 (HDZ, UniversitätDortmund)

~"clo Dr. Anne SehlüterHustadtring 814630 Boehum

clo Frauenliorschungslnstitut Rhein RuhrAdlerstraße 814600 Dortmund 1

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