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Die Zeitung des Keren Hajessod Schweiz DIE KINDER DER «OPERATION SALOMON» 21 JAHRE DANACH 1991 gelang Israel in einer beispiellosen Aktion die Ret- tung von über 14‘000 äthi- opischen Juden vor Hunger und politischer Verfolgung. Wie erlebte der deutsche Korrespondent Ulrich Sahm die Evakuation? Und wie viele der Zurückgebliebenen warten noch heute auf eine «Zeitreise» ins Gelobte Land? Seite 12. MAGBIT-EVENTS 2012 BILDER UND EINDRüCKE ERFOLGREICH DANK KH STIPENDIUM ATID GOES ART www.kerenhajessod.ch – info@kerenhajessod.ch Mai 2012 / Siwan 5772 Nr. 14

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KH News, Die Zeitung des Keren Hajessod Schweiz, Mai 2012 / Siwan 5772

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Die Zeitung des Keren Hajessod Schweiz

Die KinDer Der «OperatiOn SalOmOn»21 Jahre Danach

1991 gelang Israel in einer

beispiellosen Aktion die Ret-

tung von über 14‘000 äthi-

opischen Juden vor Hunger

und politischer Verfolgung.

Wie erlebte der deutsche

Korrespondent Ulrich Sahm

die Evakuation? Und wie

viele der Zurückgebliebenen

warten noch heute auf eine

«Zeitreise» ins Gelobte Land?

Seite 12.

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www.kerenhajessod.ch – [email protected]

Mai 2012 / Siwan 5772Nr. 14

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Die Verwendung von Namen oder sonstiger Bezeichnungen Dritter in dieser Werbung erfolgt mit der entsprechenden Genehmigung. © UBS 2012. Alle Rechte vorbehalten.

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Bis Otto Lenherr auch künftig mit der Qualität seines Portfolios zufrieden ist, wollen wir nicht ruhen.

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Inhalt

Khnews Mai 2012 / Siwan 5772

eDitOrial

inhaltSverZeichniS

Liebe Freunde des Keren Hajessod, Israel ist mit seinen 64 Jahren immer noch ein junges Land. Es hat leider nach wie vor mit immensen Bedrohungen von aussen sowie grossen Herausforderungen und Problemen im Innern zu kämpfen.

Umso erfreulicher ist es, dass es trotzdem auch viele Anzeichen für positive Entwick-lungen gibt. Beispielsweise geht es dem jungen Staat wirtschaftlich erstaunlich gut. Viele Menschen finden heute Arbeit im Bereich neu entwickelter Technologien (mehr dazu siehe Seite 8). Nach wie vor gibt es aber leider grosse Probleme und lange nicht alle Israelis haben Teil am wirtschaftlichen Aufschwung. Um diese Menschen kümmern wir uns. Es ist der Schwerpunkt unserer Arbeit, für möglichst viele Menschen bessere Bedingungen zu schaffen, nach dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe». In letzter Zeit hören wir vermehrt den Vorwurf, wir würden uns zu wenig auf diesen Kernbereich konzentrieren. Deshalb möchten wir Ihnen in dieser Ausgabe der KH-news einmal mehr berichten, was wir tun, wem wir helfen und wie wir das tun. Manchmal ist die Hilfe ganz direkt und konkret in Form von finanzieller Unterstützung, manchmal funktioniert sie eher indirekt und langfristig, zum Beispiel im Bereich der Erziehung. So oder so sind wir immer bemüht, all Ihre Spenden auf möglichst effiziente und sinnvolle Weise verantwortungsbewusst einzusetzen, mit dem Ziel die Menschen in Israel zu unter-stützen, die unsere Hilfe brauchen. Nun wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre und hoffe Sie für unsere Projekte wei-terhin begeistern zu können. Ihr Sami Bollag

Die Magbit Veranstaltungen 2012 4

Der Gewinner des Facebook-Wettbewerb 7

Sami Bollag erhält den Yakir Award 2012 11

21 Jahre nach der «Operation Salomon» 12

Neues aus der Atid-Küche 14

Fragen und Antworten zum KH 16

Das Beer Sheva Stipendium zeigt Erfolg 18

impreSSum

HERAUSGEBER:Keren Hajessod Schweiz Schöntalstr. 21, 8036 ZürichTel 044 461 68 68, Fax 044 461 68 [email protected] www.kerenhajessod.chPC-Konto 80-30297-4

REDAKTION, GESTALTUNG:picard&, Vernetzte Kommunikation Zürich

FOTOS:Alain Picard, Eric RosenblattKeren Hajessod

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KhnewsMagbit 2012

magbit 2012 in Zh/bS/be/tiDie vielfalt DeS Keren haJeSSODAuch dieses Jahr zeigte sich, dass beim KH der Kantönligeist im positiven Sinne wirkt. Trotz

unterschiedlichen Programmen und diversen Gastreferenten verbindet alle Magbit-Veran-

staltungen das gemeinsame Ziel. Die Vielfalt in der Einheit ist es, die den KH stark macht

und jedes Opening zu einem speziellen Event. Es ist dem KH Schweiz eine grosse Freude, den

zahlreichen Spendern einmal im Jahr einen interessanten Abend zu bieten und gleichzeitig

die Möglichkeit zu direktem Kontakt mit den engagierten Mitgliedern der verschiedenen

Ortskomitees zu ermöglichen.

ZürichDer KH-Talk in Zürich fand auch dieses Jahr im Saal der ICZ statt. Für das leibliche Wohl sorgte an diesem Abend das freundliche und professionelle Team des hauseigenen Olive Garden Restaurants. Gleich zu Beginn mussten die Organisa-toren des Abends ihr Improvisationstalent

unter Beweis stellen. Leider hatten Rabbiner Michael Goldberger und Noam Sheriff, der Dirigent und Direktor des Israel Chamber Ochestra, aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen.

Als Gastreferent gab Avi Dichter, der bis 2009 Minister für die öffentliche Sicherheit war, Einblick in die neusten Entwicklun-

gen in Israel seit den Geschehnissen, die unter dem Namen «arabischer Frühling» zusammengefasst werden. Er plädierte für die Zweistaa-tenlösung. Kurt Aeschbacher unterhielt sich anschliessend im KH-Talk Interview mit Moshe Zimmermann. Dessen Ausführungen polarisierten und führten zu weiteren angeregten Diskussionen unter den rund 220 anwesenden Gästen. Es folgte ein

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Angeregte Gespräche in Lugano.

Das Basler Publikum lauscht konzentriert den Worten von Sami Bollag.

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Botschaftssprecherin Shlomit Sufa in Lugano. Solo von Roy Amotz.

Die Berner Ko-Präsidenten Dina Thoma-Tennenbaum und Ralph Friedländer.

Der Zürcher Tzabar-Chor in Bern.

Naomi Cohn, Nati Metuki und Haim Ramon.

Peter Bollag im Gespräch mit Haim Ramon.

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Interview mit Sarit Gomez, deren Mann im Libanon während eines Helikoptereinsatzes abstürzte und verstarb. Gomez, die im sechs-ten Monat schwanger war als sie Witwe wur-de, schilderte wie sie unter anderem Dank der Unterstützung des KH die traumatische Zeit überstand. Der junge Musiker Roy Amotz gab Herrn Aeschbacher gerne Auskunft über seinen Werdegang und bewies mit seinem abschliessenden Querflötensolo, dass Musik oft mehr als tausend Worte sagt.

baSelDie Basler Openings finden stets an spe-ziellen Orten statt. Dieses Mal hat der Präsident des Ortskomitees, Patrick Loeb, einen geschichtsträchtigen Ort ausgesucht. Im Theater Gare du Nord im Badischen Bahnhof hingen vor 39 Jahren, trotz Protes-ten der Basler Bevölkerung gegen die Nazis im Nachbarland, Hakenkreuzfahnen. Wie anders die Atmosphäre heute! Mit einem reichhaltigen Cocktail-Buffet vom Restau-rant Topas wurden die Gäste empfangen.

Sami Bollag erläuterte den aktuellen Stand der Schweizer Projekte in Rechovot und die Wichtigkeit von deren Fortsetzung. Auch in Basel berichtete Sarit Gomez von ihrem schweren Schicksal und dass es leider in Israel

kein Einzelfall sei. Peter Bollag führte da-nach ein interessantes Gespräch mit dem Knesset-Abgeordneten Haim Ramon. Die-ser sprach über die aktuelle Lage Israels und seiner Nachbarländer, wobei er betonte, dass die Bedrohung, die von diesen Staaten aus-geht, keineswegs nur Israel betreffe. Nach so viel Ernstem durften die Gäste sich bei Gesang und Tanz mit Avi Ofek entspannen. Die israelische Lebensfreude trotz aller Schwierigkeiten wirkte wie immer anste-ckend und rundete den Abend freudig ab.

bernDass das Opening in Bern im schönen Hotel Bel levue Pa lace stattf indet, ist schon fast eine Tradition. Haim Ramon vertrat auch in Bern vehement die Zwei-staatenlösung und fand, es müsse eine «zionistische Koalition» gebildet werden, ohne Ultraorthodoxie und Siedler, damit der Friedensprozess aus der verfahrenen Si-tuation herausfinden könne. Der führende Kadima-Politiker, der in Israel bereits als Gesundheits-, Innen- und Justizminister sowie als stellvertretender Ministerpräsi-dent gedient hat, warnte ausdrücklich vor der Gefahr für die ganze Welt, die vom Iran ausgeht. Wobei er es als inakzeptabel bezeichnete, wenn demokratische Staaten

diplomatische Beziehungen zu einem sol-chen Regime pflegen.

Sarit Gomez erzählte auch in Bern von ihrem Schicksal. Abgerundet wurde das Berner Opening durch die stimmungsvolle Darbietung israelischer Lieder durch den Zürcher Tzabar-Chor. Für das leibliche Wohl sorgte ein Buffet von Fein und Schein vor und nach dem offiziellen Teil. Es bot beste Gelegenheit für geselligen Austausch und Networking. Ralph Fried-länder und Dina Thoma-Tennenbaum, die gemeinsam das Ortskomitee präsidieren, waren mit dem gut besuchten festlichen Anlass zufrieden, der definitiv mehr als «nur» eine Sammelaktion war.

luganOZu diesem bereits zur Tradition geworde-nen Anlass kamen trotz schönstem Wetter wieder etwa 50 Personen.

Werner Hönigsberg Präsident des KH Ortskomitees Lugano und seine Frau Maya konnten viele alte und neue Freunde in der Albergo Pestalozzi begrüssen.

Frau Shlomit Sufa begrüsste das Publikum stellvertretend für den noch nicht am-tierenden neuen Botschafter. Ofer Bavly sprach eindrücklich über die jetzige poli-tische Situation im Nahen Osten nach dem sogenannten arabischen Frühling. Viele interessante Fragen aus dem Publikum wurden ausführlich beantwortet. Benny Feifel, der Delegierte von Keren Hajessod erzählte den Zuhörern in anschaulicher und sympathischer Art, wie sich ein Isra-eli 2011 in seiner Heimat fühlt. Reuven Rozen, Delegierter von Friends of Israel wandte sich an alle Anwesenden und im Besonderen an die nichtjüdischen Gäste und Freunde des Keren Hajessod Schweiz und des Staates Israel.

Der anschliessend gezeigte Film über die Arbeit des KH Schweiz in Rechovot fand beim Publikum grossen Anklang. Nach dem offiziellen Teil bot sich beim gemüt-lichen Zusammensitzen bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit zum persönlichen Gedankenaustausch.

Aufmerksames Publikum in Zürich.

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Facebook-Wettbewerb

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geKlicKt unD gewOnnenDie 2 ticKetS SinD vergeben In den letzten KH-news wurde auf einen Wettbewerb hingewiesen. Wer auf die Internet-Seite

www.facebook.com/kerenhajessod ging, auf den «Like» Knopf klickte und ein kurzes Statement

über Israel oder den KH an die «Pinnwand» schrieb, hatte die Chance, in einer Verlosung

zwei von gesponserte Tickets Zürich-Tel Aviv-Zürich zu gewinnen.

«Ich liebe Israel, das schöne, klare Meer und vor allem Jerusalem und Tel Aviv. Ich finde, Israel und seine Bewohner müssen unter-stützt werden!!!» (Jonah Alexander)

«Israel is a great country, there is no other place like it in the world. Thank‘s to Keren Hajessod it‘s become a modern country where cultures live together, how great would it be – if we could say in peace! Let‘s hope and aim for the best, that one day the conflicts will be settled and the land of milk and honey is prosperous and filled with love amongst the people that live there side by side, no matter what religion, color or state of mind they have.» (Dayana Signorell-Hächler)

«Ich finde Israel und alle seine Bewohner müssen unterstützt werden, weil ich Tel Aviv über alles liebe!» (Nadia Loosli)

«KH ist DAS Bindeglied von der Diaspora mit Israel und auch zwischen den verschie-denen Gemeinden in der Diaspora. „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern“ steht ja schon im Rütlischwur von Schillers Willhelm Tell» (Philippe J. Weil)

«KH ist stets bestrebt, dank grosszügigen Sponsoren für die Bevölkerung das Best-mögliche zu schaffen. Mit ihren diversen Partnerschaften und das so wichtige Volun-teering unterstreicht sie die Mitarbeit diverser Organisationen und Privaten.» (Evi Chmiel)

Am 14. Februar 2012 fand in den Räumen des Keren Hajessod an der Schöntalstrasse in Zürich die Verlosung statt. Teddy Gerstel zog mit geschlossenen Augen einen der rund 160 Namenszettel, die gemäss den Wettbewerbs-bestimmungen teilnahmeberechtigt waren, aus einer grossen Glasschale und las ihn den Anwesenden vor: Jona Kahn aus Basel.

Der Gewinner erhielt noch am nächsten Tag erfreuliche Post. Leider gibt es keine Bilder vom Moment, als er den Umschlag öffnete und den Gutschein für die zwei Tickets sah.

Hier einige der Statements, die im Rahmen des Wettbewerbs auf die «Wall» von Keren Hajessod geschrieben wurden:

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KhnewsBuchbesprechung

«Start-up natiOn iSrael»über DaS innOvativSte lanD Der weltUm es vorweg zu nehmen, das Buch Start-Up Nation Israel ist auch für Menschen, die keine

oder nur wenige Kenntnisse im Wirtschaftsbereich mitbringen, eine lohnende Lektüre. Man

erfährt viel darüber, wie die Israeli ticken und erhält spannende Informationen aus verschie-

denen Bereichen der Entwicklung dieser Start-Up Nation.

Im Vorwort des Buchs schreibt Schimon Peres: «Das Mass der israelischen Kreativi-tät entspringt nicht der Grösse des Landes, sondern der Grösse der Bedrohungen.» In diesem einen Satz ist eigentlich im Grunde schon alles gesagt, was Senor und Singer später aufrollen. Die Autoren gehen in ihrem Buch der Frage nach, warum Israel die höchste Konzentration von Start-Ups der Welt aufweist. Ausserdem erklären sie, warum ihrer Meinung nach fast die Hälfte der führenden Technologieunternehmen der Welt israelische Start-Ups gekauft haben oder Entwicklungszentren in Israel betreiben. Die beiden Autoren lassen dabei ihre profunden Kenntnisse aus den verschie-densten Bereichen einfliessen.

Dan Senor ist Adjunct Senior Fellow für Nahoststudien am amerikanischen Council on Foreign Relations. Er hat in Israel und an der Havard Business School studiert und zahlreiche Reisen in die arabischen Länder unternommen. Senors Analysen erscheinen unter anderem im Wall Street Journal, der New York Times und der Washington Post. Senor lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen in New York City.Saul Singer ist Kolumnist und früherer Redaktionsleiter der Jerusalem Post. Er schreibt für Wall Street Journal, Commen-tary, Moment, New Leader, bitterlemons sowie für PostGlobal, den internationalen Blog der Washington Post. Vor seinem Umzug nach Israel im Jahr 1994 war er im amerikanischen Kongress Berater des Aus-senpolitischen Ausschusses des Repräsen-tantenhauses sowie des Bankenausschusses des Senats. Singer lebt mit seiner Frau und drei Töchtern in Jerusalem.

Auch in Israel scheitern viele Start-Ups. Anders als in anderen Ländern ist das aber nicht das Ende, sondern oft der Anfang einer Erfolgsgeschichte. Der konstruktive Umgang mit Fehlern kombiniert mit der typisch israelischen Chuzpe ist die Grund-lage des Erfolgs. Man gibt nicht auf. Fehler werden gemacht, um daraus zu lernen. Regeln sind da, um hinterfragt zu werden. Entsprechend werden in Israel Unternehmen geführt. Nicht blinder Gehorsam ist gefragt, sondern Mitdenken, in Frage stellen und falls nötig auch Regeln brechen, entspre-chend der jüdischen Tradition des kritischen Hinterfragens.

Senor und Singer sehen im Durchlaufen des israelischen Militärs eine Lebensschu-lung, die alle Israeli über alle verschiedenen Klassen und Herkunft hinweg zusam-menschweisst. Gleichzeitig bilden sich dort soziale Netzwerke die oft ein Leben lang halten und auch grossen Einfluss auf die Ge-schäftswelt haben. Hinzu kommt die Grösse des Landes. Jeder kennt jemanden, der je-manden kennt, den man kennt. Im Militär zählt die Leistung und weniger der Rang. In Israel werden Hierarchien allgemein eher flach gehalten. Was andernorts als der An-fang vom Chaos wahrgenommen wird, för-dert hier die kreative Eigenleistung. Gefragt sind Eigeninitiative, Risikobereitschaft, Improvisationstalent und Beweglichkeit. Im Militär lernt man schon sehr früh sehr viel Verantwortung zu übernehmen, selbst zu entscheiden, aber auch mitzudenken und wenn nötig verantwortungsvoll gegen Regeln zu verstossen. Die gleichen Eigen-schaften fördern kreative Problemlösungen.Oft sind es technische Errungenschaften die

im militärischen Bereich entwickelt wurden, die in abgeänderter Form und kombiniert mit anderen Bereichen grosse Innovationen im zivilen Bereich ermöglichen. Viele Sol-daten lernen interdisziplinäre Lösungen für spezifische militärische Probleme zu finden. Man will nicht Fachidioten, sondern Men-schen, die viele Dinge sehr gut machen.

Ein weiteres Puzzleteil des Erfolgs Israels ist die Isolation des Landes, die die Reiselust fördert. Nicht nur nach dem Militär zieht es viele Israeli ins Ausland. Israeli gehen sehr gerne eine Zeit lang ins Ausland, um ihren Horizont zu erweitern und sich auszubilden, kommen aber auch gerne wieder zurück in ihr Land.

Kommunikationstechnologien sind eine Art israelisches Grundbedürfnis. Kein Wunder also, dass sie ausgerechnet in Israel boomen. Das Land war ausserdem von jeher gezwun-gen, sich Märkte in weit entfernten Ländern zu suchen. Nicht zuletzt aus diesem Grund spezialisierte es sich auf kleine, anonyme Komponenten und auf Software.

Nebst diesen eher personenorientierten Faktoren hat die Entwicklung auch mit den historischen Gegebenheiten des Landes zu tun. Israel selbst ist eigentlich ein Start-Up Unternehmen. Die ersten Pioniere brachten einen tatkräftigen Pragmatismus als zentra-len Bestandteil des jüdischen Pionier- und Unternehmergeistes mit. In frühen Jahren war es die Kibbuz Bewegung, die sich aus diesem entwickelte und die Entwicklung des Landes beflügelte. Die Wirtschaft wurde lan-ge durch staatliche Interventionen gefördert. Beispielsweise durch massive Investitionen in

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Buchbesprechung

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Senor und Singer haben auch ein Kapitel über mögliche Bedrohungen des Start-Up Wunders eingefügt. Darin nennen sie folgende Punkte als grösste Risiken: die Abhängigkeit von Exporten, die iranische Bedrohung, aber auch die Abwanderung von Wissenschaftlern und die Tatsache, dass der Technologiesektor andere Sektoren querfinanziert. Ein bedenklicher Faktor ist die mangelnde Beteiligung der zwei am stärksten wachsenden Bevölkerungsgruppen in Israel, der Charedim und der arabischen Israelis. Um diesen vielfältigen Bedrohungen entgegenzutreten, wird Israel weiterhin viele innovative Ideen brauchen und ebenso viel Ausdauer und Risikobereitschaft bei deren Umsetzung.

Weitere Infos: www.startupnationbook.com

Unternehmen, die in Israel investiert haben, konnten während des Krieges überzeugt werden, dass die Firmen auch in Krisenzeiten weiterfunktionieren. Das Prinzip «daffke!» – man könnte es frei mit «jetzt erst recht» übersetzen – beeindruckte die ausländischen Investoren und hat die Investitionsbereit-schaft stark vergrössert.

Ein neues Programm staatlicher Unter-stützung für Start-Ups lockte ausländische Wagniskapita lgeber an. Reformen im Finanzsektor und die Privatisierung von bedeutenden Unternehmen kamen a ls entscheidende Faktoren hinzu. Senor und Singer veranschaulichen mit zahlreichen Beispielen und Daten das Zusammenwirken all der verschiedenen Faktoren. Es entsteht ein vielseitiges und interessantes Mosaik an Informationen, das sich zu einem eindrück-lichen Bild zusammensetzt und zeigt, dass Israel schon immer gezwungen war, aus der Not eine Tugend zu machen. Wenn man Israel keine Waffen lieferte, war man eben gezwungen, eine eigene Rüstungsindustrie aufzubauen. Ebenso durch Wassermangel bedingt wurden Techniken entwickelt, um Wasser zu sparen.

Alle diese Faktoren werden getragen von dem, was Investoren «rentablen Patriotismus» nennen, will heissen, dass Wissenschaftler nicht nur zum Eigennutz forschen, sondern auch, um etwas zum Wohl der Gemeinschaft beizutragen. Gerade Einwanderer möchten dem Land etwas zurückgeben, das sie aufge-nommen hat und ihnen ein besseres Leben oder sogar das Überleben ermöglicht hat. In Israel werden Individualismus und Zusam-menhalt grossgeschrieben.

Es scheint als funktioniere diese spezifisch israelische Mischung nur in Israel. Was also können andere Länder daraus lernen? Heute kommen Innovationen jeweils nicht nur Isra-el zugute. Viele multinationale Unternehmen können Innovationen nutzen, die an anderen Orten ihren Ursprung haben. Um selbst In-novationen zu erreichen, muss man verstehen, dass Investitionen in Bildung sich lohnen. Innovationen sind jeweils erst der Anfang. Ihre Umsetzung braucht oft internationale Zusammenarbeit und die Bereitschaft, von-einander zu lernen und Wagnisse einzugehen.

Infrastrukturprojekte oder durch den Auf-bau der ersten israelischen Fluggesellschaft und der Rüstungsindustrie. Nach einer schwierigen Zeit in den 70-er und 80-er Jah-ren kam die zweite grosse Aufschwungswelle im Laufe der 90-er Jahre.

Nach Senor und Singer kam diese zustande durch eine neue Einwanderungswelle, einen weiteren Krieg und die Entstehung der Wag-niskapitalindustrie.

Enorme Investitionen des Staats zur schnel-len und guten Integration der Neueinwan-derer waren ausschlagbebend. Nicht nur das hohe Bildungsniveau der Einwanderer aus dem Osten kam Israel zugute. Neueinwande-rer sind naturgemäss bereit einen Neuanfang zu machen und somit auch Risiken einzu-gehen. Neueinwanderer werden in Israel trotz aller Schwierigkeiten als Bereicherung gesehen und nicht wie in vielen anderen Ländern als Bedrohung. Investition in Bil-dung für alle hat eine lange Tradition und ist unabdingbar für den Erfolg des Landes. Durch die Integration der Neueinwanderer kann deren kreatives Potential ausgeschöpft werden.

«Kh-JuniOr» vermittelt KinDernJüDiSche iDentität

Mit seinem führenden Unternehmen für Lernsoftware, Compedia, feiert der Philanthrope und KH-Freund Gil Ilutowich nicht nur wirtschaftliche Erfolge (siehe auch KH-news Nr. 12). Die Firma ist in über 50 Ländern aktiv, einige der Programme wurden schon in 40 Sprachen übersetzt. Das jüngste Kind der Compedia-Familie heisst KH-Junior. Das kostenlose, internetbasierte Lernprogramm richtet sich an Kinder im Alter zwischen 4 und 9 Jahren. In einer geschützten Internetumgebung entdecken sie spielerisch ihre jüdische Identität, erfahren vieles über die Ge-schichte und die Sehenswürdigkeiten Israels und erlernen wichtige Grundla-gen der Mathematik und der hebräischen Sprache. Zudem können sie Kontakte zu Gleichaltrigen in Israel knüpfen (inkl. Übersetzungsautomatik). Die Software wird zurzeit an diversen Schulen getestet und soll schon bald in vielen Sprachen verfügbar sein. In Spanisch ist sie bereits online: www.kh-junior.com

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KhnewsKH Schweiz

JOm ha‘atZmaut 2012man SOll feSte feiern, wie Sie fallen

Wie bereits im letzten Jahr sponserte die EL-AL einen Israelf lug für die Tombola. Neu hinzu als Tombola-Sponsor kam das exklusive Wellness-Hotel Golf Panorama in Lipperswil (TG).

Entgegen allen Befürchtungen fanden an diesem Donnerstagabend über 300 Gäste in aufgeräumter Festlaune den Weg in das ICZ Gemeindezentrum. Während einige der Kinder im AKL-Saal in den Genuss eines lustigen Kinofilms kamen, genossen alle anderen ungestört gleich nebenan das offizielle Jom Ha‘atzmaut Programm. Nach kurzen aber gehaltvollen Ansprachen des KH Zürich Präsidenten Thomas Wyler und des ICZ Vizepräsidenten Edgar Abraham stimmte der Zürcher Zabar Chor die Ha-tikwa an. Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Yuval Halaf aus Rechovot. Er sang einen Israel-Hit nach dem anderen. Die Songtexte wurden jeweils auf die Leinwand hinter ihm projiziert, sodass alle mitsingen konnten. Yuval verstand es, das Publikum zum Mitsingen und Tanzen zu animieren. Schon nach drei Songs kam es zu einer lan-gen Polonaise durch den ganzen Saal.

Zur Tombola-Verlosung kamen der KH Delegierte Benny Feifel und Thomas Wyler auf die Bühne. Gewinnen konnte nur, wer im Saal anwesend war. Umso erstaunlicher, dass nur ein Los gezogen wurde, dessen Besitzer nicht mehr da war. Unter grossem Applaus überreichte Thomas Wyler der Gewinnerin Denise Schächter den Gutschein für eine Nacht im Hotel Golf Panorama. Den EL-AL-Flug gewann Viviane Reich.Das offizielle Programm endete so, wie es an-gefangen hatte: mit der Hatikwa. Das Fest war damit allerdings noch lange nicht zu Ende. Ronit Bollag fand, wie schon so oft in den vergangenen Jahren, die richtigen Melodien und Rhythmen in ihrem unerschöpflichen Musikarchiv, um rund fünfzig Rikudei-Am Fans in Tanzstimmung zu bringen.

Es ist zu hoffen, dass im nächsten Jahr, wenn Jom Ha‘atzmaut vier Tage vor den Zürcher Schulferien stattfindet, noch mehr Israel-Freunde und -Freundinnen den Geburtstag Israels ausgelassen feiern werden. Interessier-te Ko-Sponsoren und -Organisatoren für den Anlass melden sich am besten schon heute beim KH-Büro.

Israels Geburtstag fiel in diesem Jahr ungünstig. Der 26. April war nicht nur mitten in der

Woche, sondern auch noch mitten in den Stadtzürcher Schulferien. Erfreulicher Weise betei-

ligten sich bei diesem KH-Event auch dieses Jahr wieder die Jüdische Gemeinde Winterthur

und die JLG/Or Chadasch an den Unkosten.

Beste Stimmung im vollen ICZ Saal. Schliesslich wird noch lange getanzt. Yuval Halaf.

Viviane Reich gewinnt das EL-AL Ticket.

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KH International

YaKir awarD 2012höchSte Kh-ehre für Sami bOllagAn der June Conference wird der Schweizer KH-Präsident mit der höchsten Auszeichnung des

Keren Hajessod geehrt: dem Yakir Award.

Der Preis «Yakir Keren Hajessod» wurde 1998 anlässlich des 50. Gründungstages des Staates Israels ins Leben gerufen. Für ihre Grosszügigkeit und ihr Engagement zu Gunsten des Staates Israel und des jüdischen Volkes wurden damals grossartige Persön-lichkeiten wie Shimon Peres, Itzhak Shamir und Shlomo Hillel geehrt. Seither sind 43 weitere Preisträgerinnen und Preisträger mit dieser höchsten Anerkennung des Keren Hajessod bedacht worden.

Die Trägerinnen und Träger dieses Preises sind Vorbilder in ihrem unermüdlichen En-gagement im Namen des KH. Sie inspirieren und motivieren viele andere freiwillige Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter, Spenderinnen und Spender, sich ebenfalls für das jüdische Volk und dessen Heimstätte einzusetzen.

Sami Bollag ist erst der sechste Schweizer, dem diese höchste KH-Ehre zuteil wird. Er tritt damit in die Fussstapfen von Gabriel Katri aus Genf (1998), Ernst Weil aus Zürich (1998), Dr. Ernst Braunschweig aus Zürich (2000), Philippe Nordmann aus Genf (2000) und René Braginsky aus Zürich (2010).

Der Yakir Award wird im Rahmen der all-jährlichen June Conference am 18. Juni 2012 im Israel Museum in Jerusalem verliehen. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie wird der israelische Staatspräsident Shimon Peres Sami Bollag die Urkunde überreichen.

Die Kriterien für diese Auszeichnung sind folgendermassen definiert:- Fortwährendes und nachhaltiges Engage-ment in der Jüdischen Gemeinde zu Gunsten des Keren Hajessod.

- Aussergewöhnlich hohe oder qualitativ hochwertige Beiträge, die den KH sowie die lokale Kampagne nachhaltig prägen.

- Führungsqualitäten, persönliches Beispiel und hochgradige Initiative.

- Anwerbung und Ausbildung von ehren-amtlichen Mitarbeitern und Förderung der besonderen Botschaften des KH.

- Unerschütterliche Hingabe für die Aufgabe, vielseitige Tätigkeiten und ein tiefgreifendes Verständnis der Herausforderungen, mit denen der Keren Hajessod und das jüdische Volk in Israel und in der Diaspora konfron-tiert sind.

KEREN HAYESOD – UIAWORLD CONFERENCE

June 18 – 22 2012 • Jerusalem

Join us at the 2012 Keren Hayesod – UIA Annual World Conference to be held in conjunction with the exclusive Israeli Presidential Conference – Tomorrow

Take advantage of early registration rates until March 29.

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KhnewsAlijah

Die KinDer Der OperatiOn SalOmOn21 Jahre Danach1991 gelang Israel in einer beispiellosen Aktion die Rettung von über 14‘000 äthiopischen

Juden vor Hunger und politischer Verfolgung. Die Planung für diese Rettungsaktion, die

als «Operation Salomon» in die Geschichtsbücher einging, begann bereits ein Jahr davor.

In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba zeichnete sich ein blutiges Ende der kom-munistisch-totalitären Herrschaft von Men-gistu Haile Mariam ab. Die Sicherheit der jüdischen Gemeinde Äthiopiens war durch die politischen Umwälzungen und durch die verbreitete Armut im Land nicht mehr gewährleistet. In einer geheimen Sitzung beschloss die israelische Regierung einstim-mig, die äthiopischen Juden zu retten.

An jenem 24. Mai 1991 transportierten 24 Her kules-Transporter der israelischen Luftstreitkräfte innerhalb von 36 Stunden 14‘325 auswanderungswillige äthiopische Juden nach Israel. Daneben wurden 10 zivile Flugzeuge der EL-AL eingesetzt.

Einen bis heute ungebrochenen Weltrekord stellte dabei ein Jumbo-Cargo Flugzeug auf. Es transportierte auf einem Flug 1‘135 Passagiere, also mehr als doppelt so viele Menschen wie das grösste Passagierflugzeug im Linienverkehr. Bei der Landung waren es sogar noch zwei Passagiere mehr. Insge-samt wurden auf dem Weg nach Israel vier Kinder geboren.

Der bekannte deutsche Nahostkorrespon-dent und Autor Ulrich W. Sahm war bei der Landung in Tel Aviv hautnah dabei. Hier ein Auszug aus seinem Bericht. Alle EL-AL-Flugzeuge waren vom israeli-schen Militär eingezogen worden. Sie wurden

vollgetankt nach Addis Abeba geschickt. Alle halbe Stunde landeten jeweils drei Flugzeuge ohne Sitze, nur mit Matratzen. Innerhalb von Minuten wurden hunderte Juden in die Flugzeuge gesetzt. Ohne aufzutanken, flogen sie zurück nach Israel.

Seit einem Jahr warten etwa 14‘000 Juden auf dem Gelände der Botschaft in Addis Abeba auf die Reise ins Gelobte Land. «Falaschen» (zu deutsch: Fremde) ist der abschätzige Begriff, den christliche Äthiopier für diese Juden ver-wenden. Die Juden selbst bezeichnen sich als «Beta Israel» (Das Haus Israels). Sie betrach-ten sich als die Nachkommen der legendären Liebesaffäre zwischen König Salomon und der Königin von Saba.

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Alijah

Nach weiteren Einwanderungen zählt die Äthiopische Gemeinde in Israel mittlerweile rund 130‘000 Menschen. Viele von ihnen sind auf spezialisierte Programme und Unterstützungsmassnahmen angewiesen. Dazu gehören Unterkünfte und umfassende Eingliederungsprogramme, die Kinder und ihre Eltern auf die Schule und das Arbeitsle-ben vorbereiten. Zahlreiche äthiopische Ju-gendliche werden in Jugenddörfern betreut und unterrichtet. Sie profitieren dort von unterstützenden Förderungsprogrammen wie «Youth Futures» («Zukunft der Jugend») und Programmen des Ethiopian National Project.

Im November 2010 entschied die Isra-elische Regierung, die 8‘000 noch in Äthiopien verbliebenen Falash Mura ebenfalls nach Israel zu bringen. Mehr als 2‘000 von ihnen sind in der Zwischenzeit bereits in Israel angekommen. Die übri-gen 6‘000 sollen in den nächsten Jahren kommen.

Für diese erneute Alijah-Welle aus Äthi-opien ist Keren Hajessod wieder auf grosszügige Unterstützung durch Spen-den angewiesen. Wer gezielt für diesen Zweck spenden möchte, meldet sich am besten beim KH-Büro in Zürich: Telefon 044 461 68 68.

Die 14‘000 Äthiopier kamen in ein «Ge-lobtes Land», das sie sich in ihren kühnsten Träumen und innigsten Gebeten nicht hätten vorstellen können. Hinter ihnen lag eine Zeitreise von rund 400 Jahren, aus dem einfachsten Bauerndasein in der Wüste in eine hoch moderne israelische Gesellschaft. Elektrizität, Mobiltelefone, Wasser in Fla-schen, Milch in Tetrapacks – alle Selbstver-ständlichkeiten des sogenannt zivilisierten Lebens mussten sie von Grund auf kennen und verstehen lernen. Ohne die grosszügige Unterstützung durch die Spenderinnen und Spender des Keren Hajessod wäre es unmöglich gewesen, so viele Menschen in einer für sie vollkommen fremden Welt einzugliedern.

Einer der gut 14‘000 Olim der Operation Salomon ist Avi Yitzhak. Mit Hilfe des KH schaffte er es als erster Äthiopier, in Israel das Medizinstudium abzuschliessen. 19 Jahre nach seiner eigenen Rettung war er Teil der IDF-Delegation in Haiti und konnte unzäh-ligen Erdbebenopfern das Leben retten. Stolz erzählte Dr. Avi Yitzhak bei seinem Einsatz in Haiti: «Alle KH Spender müssen wissen, dass Israel ein moralischer Staat ist, der nun der Welt etwas zurück gibt. Es ist so, als wä-ren all jene, die mich bei meinem Studium unterstützten, heute bei mir, für die Opfer dieser Katastrophe und für Israel.»

30 Stunden dauerte die streng geheim gehal-tene Luftbrücke. Die Israelis hatten auf dem Flughafen von Addis Abeba ein Militärlager errichtet zur Absicherung der Operation. Der erste Pilot war Doron Dvir, ein Veteran der Operation Entebbe. Alles funktionierte ohne jede Panne. In Israel kamen die Men-schen glücklich an. Kleine Kinder, teils ohne Hose, barfuß, in bunt gestickte Lumpen gehüllt, die einmal schneeweiß waren. Sie lächelten jeden an, winkten und sagten „Schalom“. Manche konnten auf Hebräisch bis zehn zählen. Zwölf bis dreizehn Jahre alte Mütter trugen ihr Baby auf den Rücken geschnallt. Andere reichten ihren Kindern die Brust. Ein alter Mann hatte seinen Fliegenbesen in der Hand, sein einziger Besitz, außer den Kleidern, die er am Leibe trug. Allen Besitz, alle Souvenirs aus der äthiopischen Heimat, musste er hinter sich lassen, um heimlich nach Israel gebracht zu werden. Was die Soldaten, Freiwilligen und Beamten am meisten beeindruckte, war die stoische Ruhe, mit der diese Juden alles über sich ergehen ließen.

Der Fallschirmspringer Noach, Sohn ira-kischer Einwanderer, war mit einer Klopa-pierrolle bewaffnet und hatte die ehrenvolle Aufgabe, den Kleinkindern die Rotznasen zu putzen. Das war die dreißigste Busla-dung, die Noach an diesem Tag abgefertigt hatte. Dem Soldaten standen die Tränen in den Augen vor Aufregung und Mitgefühl. «Das ist der wahre Exodus der Kinder Is-raels. Es ist ein echtes Epos. Diese Äthiopier fühlen sich viel jüdischer als die sowjetischen Einwanderer.» Eitan wollte einem Kes, einem äthiopischen Stammesrabbiner, eine Tasse Kaffee reichen. Der würdevolle Mann mit dem weißen Umhang lehnte ab: «Es ist doch Schabbat heute.» Den frischen Kaffee lehnte er ab, aber mit Bus und Flugzeug fuhr er, obgleich auch das von der Religion her verboten ist: «Das ist heute erlaubt, weil es der Rettung von Menschenleben dient. Das setzt alle Religionsgesetze außer Kraft.»

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Fallschirmspringer Noach putzt einem äthiopischen Flüchtlingskind die Nase.

«hinter ihnen lag eine ZeitreiSe vOn runD 400 Jahren»

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KhnewsKH Schweiz

fragen unD antwOrten Zum Keren haJeSSODDie Mitarbeitenden des Keren Hajessod werden immer wieder

direkt oder indirekt mit kritischen Fragen zur Organisation

konfrontiert. KH-news hat einige davon zusammengetragen

und dem KH-Delegierten Benny Feifel gestellt.

Wie ist der Bezug des Keren Hajessod zur israelischen Regierung?

Der KH verfügt über einen gesetzlich veran-kerten staatlichen Auftrag zum Spendensam-meln (seit 1956). Die aktuellen Prioritäten werden alljährlich in gemeinsamen Sitzungen des KH Generaldirektors mit hochrangigen Vertretern aus dem Büro des Premiermi-nisters und führenden Persönlichkeiten der jüdischen Diaspora definiert. Der KH ist allerdings eine reine NGO, also keine staatliche Organisation und somit von der aktuellen politischen Ausrichtung der Re-gierung unabhängig. Im Fokus sind immer die Interessen des jüdischen Volkes in Israel und auf der ganzen Welt.

Wie kann ich sicher sein, dass meine Spen-de am richtigen Ort landet?

Wenn Sie ein konkretes Projekt finanzieren wollen, können Sie aus einer Vielzahl von Interessensgebieten und Regionen auswäh-len. Beispiele solcher Projekte finden Sie

auf unserer Website www.kerenhajessod.ch. Für detaillierte Informationen und konkrete Anfragen können Sie uns jederzeit per E-Mail auf [email protected] oder mich persönlich per Telefon über 044 461 68 68 kontaktieren. Ich lade Sie auch dazu ein, uns mitzuteilen, wenn Sie eine Reise nach Israel planen. Wir organisieren dann gerne für Sie

eine Tour zu Projekten, die Sie interessieren könnten.

Was sind heute die Ziele des KH?

Die drei Hauptsäulen der aktuellen KH-Strategie sind:- Stärkung der benachteiligten Bevölkerung

in Randgebieten.- Unterstützung von Neueinwanderern

auf ihrem Weg nach Israel und bei ihrer Eingliederung.

- Sicherung unserer jüdischen Zukunft durch jüdische Erziehung und Identifi-kation.

Israel ist heute ein wirtschaftlich erfolg-reiches Land. Wieso also noch spenden?

Tatsächlich liegt Israel mit einem Brutto-inlandsprodukt pro Kopf von US$ 32,3 (Stand Sept. 2011) weltweit auf dem 28. Platz, knapp hinter Italien und Spanien und noch vor Griechenland, Slowenien und Portugal. Die Anzahl reicher Unternehmer wächst stetig. Es gibt auch immer mehr und immer grosszügigere israelische Philanth-ropen. Leider nimmt aber auch die Armut zu, besonders in den wirtschaftlich weniger attraktiven Gebieten im Norden und Süden des Landes. Der Staatshaushalt wird durch das hohe Verteidigungsbudget nach wie vor enorm belastet. Ohne die Projekte und Mass-nahmen des KH würden die schwächsten Glieder der sozialen Kette reissen.

Israel ist nicht nur das Land der Israelis, sondern das einzige Land für das jüdische Volk. Jeder jüdische Mensch auf der Welt hat das Recht auf israelische Staatsbürgerschaft

und somit auf staatliche Unterstützung, wann immer er sie benötigt. Deshalb sind alle Sorgen und Probleme Israels auch die Sorgen und Probleme des jüdischen Volkes in der Diaspora.

Unterstützt Keren Hajessod den Bau von Siedlungen in Judäa und Samaria?

In den Statuten des Keren Hajessod steht schwarz auf Weiss, dass die Organisation nur Projekte innerhalb der sogenannten Grünen Linie unterstützen darf. In die umstrittenen Gebiete und Siedlungen fliesst also garantiert kein KH-Geld.

Welcher Anteil meiner Spende wird für Verwaltung und Werbung verwendet?

Der Keren Hajessod bemüht sich, den Auf-wand möglichst niedrig zu halten. In den letzten Jahren flossen jeweils lediglich rund 15 Prozent der Einkünfte in die Verwaltung und das Fundraising. Dieser Wert liegt un-ter dem internationalen Durchschnitt. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) stuft einen Verwaltungsanteil von bis zu 20 Prozent als angemessen ein.

Warum engagiert sich der KH Schweiz ausgerechnet in Rechovot?

Die Stadt Rechovot widerspiegelt in vielen Aspekten die Geschichte Israels. Sie wurde mit Orangenplantagen und Milchwirt-schaft gross und ist heute ein Zentrum der Wissenschaft und Industrie. In kaum einer anderen Stadt Israels siedelten sich in den vergangenen Jahren so viele Neueinwanderer an wie in Rechovot. Viele von ihnen kommen

«waS SinD heute Die Ziele DeS Keren haJeSSOD?»

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KH Schweiz

beiterinnen und Mitarbeitern in Jerusalem betreut.

Warum veranstaltet der KH Schweiz jedes Jahr einen aufwändigen Magbit-Event in Zürich, Basel, Bern und Lugano?

Die Magbit-Veranstaltungen sind ein Dan-keschön an alle Spenderinnen und Spender, ein Informationsanlass über die Verwendung von Spendengeldern und natürlich nicht zuletzt eine Wohltätigkeitsveranstaltung, an welcher möglichst viele Spenden für die aktuelle Kampagne gesammelt werden. Die Anlässe werden teilweise von Sponsoren ge-tragen. Die meisten Gastredner und Modera-toren verzichten üblicherweise auf eine Gage.

Warum soll ich dem KH spenden und nicht einer der anderen Organisationen, die für Israel sammeln?

Jede Spende zu Gunsten Israels ist grund-sätzlich gut. Durch seine Grösse und seine gesetzliche Verankerung hat der KH allerdings mehr Möglichkeiten als andere Organisationen, um soziale Notsituationen und Entwicklungen zu analysieren und auf aktuelle Entwicklungen schnell zu reagieren.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigt der KH in Israel?

Die insgesamt 44 Kampagnen auf 5 Kon-tinenten werden von lediglich 80 Mitar-

aus Äthiopien. Die Stadtregierung kann bei weitem nicht alle sozialen Projekte umsetzen, die nötig wären, um Armut und Jugendge-walt vorzubeugen. Gleichzeitig hat die Stadt als Wirtschafts- und Wissenschaftszentrum ein grosses Potenzial.

Wie ist der KH Schweiz strukturiert?

Bei KH Schweiz teilen sich vier Mitarbeite-rinnen insgesamt zwei Vollzeitstellen. Der «Schaliach» (Delegierte) wird von KH Israel entlohnt. Alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten unentgeltlich. Das höchste Entscheidungsgremium des KH Schweiz ist der Ausschuss. Ihm unterstehen die Ortskomitees.

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Khnews

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Atid

atiD gOeS artKunStauKtiOn in Der banK leumi

Es ist Donnerstag, der 22 September 2011, kurz vor 19.00 Uhr. Das Atid Team und Mitarbeitende der Bank Leumi stehen in den Startlöchern. Jeder hat seine Position einge-nommen und wartet voller Spannung auf die geladenen Gäste und die bevorstehende «stille» Kunstauktion. Dem heutigen Abend sind mehrere Wochen Vorbereitungen vorausgegangen. Nach sorg-fältiger Katalogisierung und Schätzung der ausgewählten Kunstgegenstände, die früher einmal die Büroräumlichkeiten der Bank schmückten, wurden die Bilder verpackt, be-hutsam eingelagert und nach einigen Wochen wieder emsig ausgepackt und aufgehängt. Am heutigen Abend muss alles exakt stim-men: Die Rede von Amnon Zaidenberg – CEO der Bank Leumi – um die Gäste in die notwendige Kauflaune zu versetzen; das Catering von Fein und Schein; der kleine Schreibtisch, an dem die bietenden Gäste während zwei Stunden ihre geschriebenen Gebote abgeben und die Auktion fieberhaft mitverfolgen konnten.Die Stimmung auf den vier Etagen und in den verschiedenen Ausstellungsräumen des neuen Firmensitzes der Bank Leumi ist hek-tisch und geladen. Gäste schwirren umher,

um sich einen Überblick zu verschaffen. Es wird gestikuliert und ausschweifend über Symbolik und kunsthistorische Referenzen diskutiert. Das grosszügige, sonst an jüdi-schen Anlässen so beliebte Buffet muss lange auf Kundschaft warten, während dem rasch noch ein Gebot abgegeben oder das aktuelle Höchstgebot für ein begehrtes Aquarell oder eine Lithografie abgefragt wird.

Als um 22.00 Uhr der Hammer endgültig fällt und die letzten Gebote platziert werden, ahnt noch niemand, dass bei dieser Auktion eine Summe von fast CHF 20‘000.00 für das Net@ Projekt in Israel zusammenkom-men wird.Versteigert wird unter anderem ein grossfor-matiges Gemälde von Dan Rubinstein, der selbst zur Auktion gekommen war, sowie eine umfassende Serie konkreter Drucke von Jean Baier und verschiedene idyllische Oel-gemälde von israelischen Landschaftsmalern. Diese widerspiegeln wohl auch am besten den Zweck der Auktion und das fortlaufende Engagement von Atid. Es geht stets darum, das Land und seine Bewohner zu stärken, Ausbildungsplätze zu schaffen, Vorurteile abzubauen und Frieden zu stiften.

Net@ – das von Atid in diesem Jahr gewählte Projekt – gibt benachteiligten Jugendlichen in Israel die Chance, eine anerkannte Infor-matik-Ausbildung zu besuchen und Wissen aktiv weiter zu vermitteln. Herkunft und Religion der Teilnehmer spielen dabei keine Rolle und so fördert das Projekt fast beiläufig die Verständigung zwischen Jugendlichen, die sonst kaum miteinander reden würden.Die Grosszügigkeit der Spender und die her-vorragende Zusammenarbeit zwischen dem Atid Komitee und den Kollegen der Bank Leumi ermöglichen einer Gruppe Jugend-licher in Israel diese nachhaltige, wertvolle Ausbildung. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen an unserer nächsten Veranstaltung und danken allen Beteiligten ganz herzlich für ihre gross-zügigen Spenden.

Jonathan M. Levy

Dan Rubinstein vor seinem Gemälde.

Die Bank Leumi wurde zur Kunstgalerie.

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Das Organisationsteam von Atid.

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unbehinDert KOchenDie neue Küche DeS «hOuSe Of wheelS»

Beit Hagalgalim («House of Wheels») wurde 1979 ins Leben

gerufen. Die Organisation widmet sich der Betreuung und

Integration körperlich behinderter Kinder. Durch mehrere

Sammelaktionen haben Schweizer Atid Spender die Renova-

tion der Küche in einem der Häuser ermöglicht. Der ehemalige

Atid-Präsident Teddy Gerstel war bei der Einweihung.

Was genau ist das Beit Hagalgalim?

Teddy Gerstel: In den mittlerweile vier im ganzen Land verteilten Beit Hagalgalim Häusern finden regelmässig Freizeitprogram-me für körperlich behinderte Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 30 Jahren statt. Jeweils einmal im Monat verbringen die Jugendlichen in Gruppen von 15 Personen das Wochenende in einem dieser Gruppenhäuser. Ausserdem werden intensive Ferienprogramme sowie verschiedenste Work-shops angeboten. Während ihres Aufenthalts werden sie von 15 Volontären betreut. Die meisten dieser Freiwilligen sind Studenten im Alter zwischen 22 und 28 Jahren.

Was unterscheidet diese Institution von anderen?

TG: Das intensive Miteinander der Behin-derten und Nichtbehinderten. Die Gruppen bestehen über viele Jahre in derselben Kon-stellation und werden zu einer Art zweiten Familie. Daraus entstehen wunderbare Freundschaften. Jede Gruppe entscheidet selber über die Gestaltung ihrer Aktivitäten.

Was sind die grössten Herausforderungen für die Institution?

TG: Jährlich genügend Geld zur Deckung der Kosten aufzutreiben. Obwohl sich Beit

Hagalgalim auf die Mitwirkung von über 300 Volontären verlassen kann, müssen die Infrastruktur erhalten und die vielfältigen Aktivitäten bezahlt werden.

Atid hat die Küche im neuen «House of Wheels» in Herzliah Pituach finanziert. Warum gerade die Küche?

TG: Die Küche ist der zentrale Raum im neuen Gebäude. Die Jugendlichen kochen gemeinsam und verbringen viel Zeit dort. Es musste alles behindertengerecht gebaut werden.

Wie lange hat der Umbau gedauert?

TG: Es hat relativ lange gedauert, bis genü-gend Geld gesammelt werden konnte, alle Bewilligungen vorlagen und endlich mit dem Bau begonnen werden konnte. Insgesamt ist es ungefähr fünf Jahre her, seitdem wir die Finanzierung der Küche zugesichert haben.

Du warst bei der Einweihungsfeier. Was hast du dort erlebt?

TG: Grosse Begeisterung bei den Jugendli-chen, den professionellen Mitarbeitern und den Sponsoren. Ich war beeindruckt von dem Ausbau des Gebäudes. Alles behinderten-gerecht und mit grosser Liebe zum Detail. Das Gebäude befindet sich inmitten des Villenviertels von Herzliah Pituach. Es war deutlich spürbar, dass die Institution in die Nachbarschaft integriert ist und eine grosse Sympathie geniesst.

Seit einem Jahr sammelt Atid für net@ und nicht mehr für Beit Hagalgalim Spenden. Warum dieser Wechsel?

TG: Da ich seit einigen Jahren im KH nicht mehr bei Atid aktiv bin, habe ich darauf keinen Einfluss, was auch richtig ist. Der Vorstand von Atid beschliesst, welche Pro-jekte er unterstützen möchte.

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KhnewsBeer Sheva Stipendienfonds

DaS Kh beer Sheva StipenDiumSprungbrett Zum erfOlgIm Dezember 2011 ging zum siebten Mal der KH-Stipendienwettbewerb des Jugend- und

Kulturzentrums Beer Sheva über die Bühne. Sechs junge Talente aus den Bereichen Literatur,

Musik und Tanz präsentierten ihre Projekte in der Hoffnung auf einen finanziellen Beitrag

an die Umsetzung ihres Traums.

Seit 2005 werden Jahr für Jahr insgesamt 10‘000 Franken aus dem Budget des KH Schweiz auf durchschnittlich fünf Sti-pendiaten verteilt. Die jeweils rund 2‘000 Franken sind für die einen die noch fehlende Unterstützung zur Finanzierung einer Vi-deoproduktion, für andere nur ein weiterer Teilbetrag zur Fertigstellung eines Buches. Einigen verhalf das KH-Stipendium in Beer Sheva in der Vergangenheit sogar zum Durchbruch. Hier zwei Erfolgsgeschichten.

alOn De lOcO (2006)Der Musiker und Tänzer ist heute schon über die Grenzen Israels hinaus ein Star. Nach dem Gewinn des KH-Stipendiums siegte er auch noch in einer beliebten Casting-Show des israelischen Fernsehens. Im Moment arbeitet er an einem Album, zusammen mit Ron Fair, dem Produzenten von Christina Aguilera, U2 und der Black Eyed Peas. Zu diesem Zweck hat Alon De Loco das Recordlabel «I and I» gegründet. Die Medien bezeichnen ihn als «König der Handys», weil seine Musik am häufigs-ten auf Handys heruntergeladen wird. Die KH-news durften ein exklusives Interview mit Alon De Loco führen.

Erzählen Sie uns von den Anfängen Ihrer Karriere.

Ich wurde in Beer Sheva geboren, wuchs hier auf, lebe hier und werde vor-aussichtlich auch einmal hier begraben. Seit ich mich erinnern kann, wollte ich singen und Musik machen. Da aber Beer Sheva weit weg von Tel Aviv liegt und es hier keine Möglichkeiten

für junge Künstler gab, war es schwierig für mich, als Künstler zu überleben sowie meine Frau und meine kleine Tochter zu ernähren. Die Unterstützung, die ich brauchte, fand ich im damals neuen, vom Keren Hajessod Schweiz finanzierten Jugend- und Kultur-zentrum von Beer Sheva. Hier erhielt ich professionelle Unterstützung und wurde gefördert.

Wofür haben Sie das Stipendium bean-tragt?

Nach dem positiven Feedback von professi-oneller Seite beschloss ich, mein letztes Geld in einen Video-Clip zu investieren. Wie alle anderen Clips seither, wurde er in Beer Sheva gedreht und im Kulturzentrum produziert. Der Clip war ein Erfolg, der von vielen Menschen angeschaut wurde. Doch der is-raelische Markt ist so klein, dass ich schnell neues Material produzieren musste, um

bekannter zu werden. Für den neuen Clip fehlte mir allerdings das Geld. Da erfuhr ich von der Möglichkeit eines Stipendiums und beschloss, mich dafür zu bewerben.

Wie hat Ihnen das Stipendium geholfen?

Mit dem Geld und dem Entgegenkommen meines lokalen Netzwerkes konnte ich mei-nen zweiten Clip produzieren. Dies war für mich der Durchbruch, der mir viele Türen öffnete und ein breiteres Publikum zugäng-lich machte.

Was hat das Jugend- und Kulturzentrum für Beer Sheva gemacht?

Es gab vorher in der ganzen Stadt kein Zen-trum für Musik und Kunst. Dieses Zentrum gibt jungen Künstlern die Möglichkeit, an Ihrem Traum zu arbeiten und die Chance, ihn zu verwirklichen. Viele kulturelle An-

lässe können dank diesem Zentrum in Beer Sheva durchgeführt werden. Beer Sheva erlebt heute eine regelrechte kulturelle Revolution, ausgehend von diesem phantastischen Jugend- und Kulturzentrum. Diese grossartige Entwicklung wurde nur durch die Spenden des Keren Hajessod Schweiz ermöglicht. Am besten, die Leserinnen und Leser der KH-news kommen selbst hierher und überzeugen sich davon.

Sie sind in ganz Israel erfolgreich. Warum bleiben Sie in Beer Sheva?

Beer Sheva ist mein Zuhause. Hier lebt meine Familie schon seit drei Generati-onen. Mit den modernen Technologien

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Beer Sheva Stipendienfonds

nen, bietet den Talenten viele Möglichkeiten und Chancen, sich zu entfalten.

Wie beurteilen Sie die Kulturszene im Süden Israels?

In den letzten Jahren hat sich diese Szene gut entwickelt. Lokale Künstler treten auf und begeistern die lokale Bevölkerung. Aber auch Künstler aus anderen Landesteilen nehmen immer mehr Gelegenheiten wahr, im Süden aufzutreten. An Wettbewerben wie «Jugend in moll» in Beer Sheva beispielsweise be-teiligen sich Jugendliche aus allen Städten Südisraels, um von einer professionellen Jury beurteilt zu werden. Über den Anlass wird sogar in den nationalen Nachrichten und landesweit in diversen Medien berichtet.

Warum bleiben Sie im Süden?

Ich bin häufig beruflich in Tel Aviv, aber die Wärme der Menschen aus dem Süden vermisse ich dort. Ausserdem möchte ich mithelfen, den Süden des Landes weiter zu entwickeln und die jungen Menschen hier zu fördern. Auch sie sollen die Chance be-kommen, ihren Traum zu verwirklichen. Ge-nauso wie ich sie bekam, als mich der Keren Hajessod mit dem Stipendium unterstützte.

Den Film, den Ram Gil mit Hilfe des KH Stipendiums realisieren konnte, sehen Sie auf der Website von Keren Hajessod Schweiz: www.kerenhajessod.ch

Projekte. Ich hatte eine Idee für ein einzig-artiges Projekt: eine Tanzperformance in der Wüste. Alle Tanzgruppen, die ich kontaktier-te, waren begeistert, konnten aber kein Geld für die Produktion aufbringen. Das ganze technische Equipment und die Filmcrew konnte ich kostenlos organisieren. Dennoch fehlten 8‘000 Schekel (rund 2‘000 Franken) für die Produktion und Spesen. Nachdem ich das Stipendium gewonnen hatte, konnte ich diesen Film drehen. Die unkonventionelle Art des Films öffnete mir Türen zu weiteren Projekten und brachte mir eine feste Zu-sammenarbeit mit der Tanzgruppe «Kessem Haguf» («Zauber des Körpers»).

Wie wichtig ist dieses Zentrum für Beer Sheva?

Das Zentrum unterstützt und ermutigt Künstler in der Stadt Beer Sheva. Hier können sie an sich glauben und sich auf ihre Arbeit fokussieren. Das Zentrum ist der Beweis dafür, dass man auch in der Periphe-rie des Landes künstlerisch erfolgreich sein kann. Bevor es das Zentrum gab, mussten viele Talente in Beer Sheva ihren Traum aufgeben, weil dessen Erfüllung bedeutete, für Auftritte und Produktionen nach Tel Aviv zu fahren, was für die allermeisten unerschwinglich war und kaum Hoffnung auf Erfolg bot. Allein die Möglichkeit, in der eigenen Stadt in ein echtes Studio mit professionellen Technikern gehen oder vor einem grösseren Publikum auftreten zu kön-

spielt es doch keine Rolle mehr, wo man gerade ist. Ich bin eben am liebsten hier bei meiner Familie und meinen Freunden. Ich möchte auch dem Zentrum etwas zurück geben, Spenden für Veranstaltungen sam-meln und anderen jungen Künstlern helfen.

ram gil (2007)

Ram lebt in Meitar, einem Aussenbezirk von Beer Sheva. Am Sapir College in Sderot hat er Film und TV studiert. Im Jahr 2007 gewann er das Stipendium am Jugend- und Kulturzentrum Beer Sheva. Heute arbeitet Ram als unabhängiger Filmregisseur und hat sich auf grosse Live-Übertragungen spezialisiert. 2011 war er verantwortlich für die Übertragung der Rabin Gedenkveran-staltung, die auf allen drei Landessendern ausgestrahlt wurde sowie für das Ein Gev Music Festival. Seine spannendste Arbeit im vergangenen Jahr waren aber die diver-sen Übertragungen der sozialen Proteste in den Strassen des ganzen Landes. KH-news interviewte den Regisseur während dessen Engagement zur Übertragung der Freiwas-ser-Schwimmmeisterschaften in Eilat.

Wofür brauchten Sie das Stipendium?

Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, brauchte ich zusätzliche Projekte, um mein Portfolio erstellen und mich bei TV-Stationen bewerben zu können. Damals arbeitete ich schon mit dem Jugend- und Kulturzentrum Beer Sheva für verschiedene

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Einladung zur gV.Reden Sie beim KH mit.

Am Dienstag, den 3. Juli 2012 um 16.30 Uhr findet im KH-Büro an der Schöntalstrasse 21, Zürich die alljährliche öffentliche Generalver-sammlung des Keren Hajessod Schweiz statt. Dazu möchten wir Sie ganz herzlich einladen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

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: PD

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www.manor.ch