Kinderkatalog_Schatzkiste_Web_2009

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Schatzkiste Niederösterreich Heidrun-Ulrike Wenzel

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N iederösterreich Heidrun-Ulrike Wenzel

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SchatzkisteNiederösterreichHeidrun-Ulrike Wenzel

Museumsdetektiv

Dein Detektivname

Alter

Leihe dir einen Bleistift an der Kassa aus. Gib diesen Stift bitte nachher dort wieder ab!

Nimm dieses Detektivheft mit auf deinen Streifzug durch die Ausstellung „Schätzereich, Schicksalsreich, Niederösterreich- Kostbarkeiten aus zwei Jahrtau-senden“. Die Ausstellung findest du im 1. Stock.

Bevor du losgehst, hier noch die wichtigste Regel für kleine und große Kulturdetektive:

Bitte halte immer eine ausge-streckte Armlänge Abstand. Berühre die Gegenstände, Gemälde und Vitrinen auf keinen Fall! Weder mit den Fingern noch mit dem Stift!

Ich wünsche dir

einen anregenden, bereichernden und

interessanten Ausstellungsbesuch!

Poldi

ImpressumDiese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung

„Schätzereich, Schicksalsreich, Niederösterreich - Kostbarkeiten aus zwei Jahrtausenden“ 14. 11. 2009 bis 11. 4. 2010

Ausstellungsveranstalter NÖ Museum Betriebs GmbH Direktion Carl Aigner, Erich Steiner Geschäftsführung Hermann Dikowitsch, Cornelia Lamprechter Konzept, Text und Redaktion Heidrun-Ulrike Wenzel

Medieninhaber NÖ Landesmuseum (Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Kultur und Wissenschaft; NÖ Museum Betriebs GmbH), St.Pölten www.landesmuseum.net

Mit freundlicher Unterstützung durch das Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Allgemeine Förderung/Familienreferat noe.familienpass.at

Grafische Gestaltung schultz+schultz-Mediengestaltung, 1040 Wien Druck Janetschek, 3860 Heidenreichstein

© 2009 für die Broschüre bei den Medieninhabern © 2009 für die Fotografien: NÖ Landesmuseum, Stefan Baumann & APC, Wikipedia, schultz+schultz-Mediengestaltung, Wulf Hein © 2009 NÖ Museum Betriebs GmbH

Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Abdrucks und das der Reproduktion einer Abbildung, sind vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, Mikroverfilmungen, Übersetzung und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. Änderungen vorbehalten.

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INS-A5h-FP-08 30.04.2009 11:38 Uhr Seite 1

Das Gebiet des heutigen Niederösterreich kann auf eine vielfältige und bewegende Geschichte zurückblicken. Zahlreiche spannende und bedeutsame Epochen prägten unser Land bis zur Entstehung des heutigen Bundeslandes und warten nun darauf, von Eltern und Kindern erforscht zu werden.

Ich wünsche allen Familien einen unterhaltsamen und vor allem lehrreichen Aufenthalt beim ersten Teil der großen Geschichte Ausstellung im Niederösterreichischen Landesmuseum!

Mag. Johanna Mikl-Leitner Landesrätin für Arbeit, Familie, Soziales und EU-Fragen

Hallo, lieber Museumsdetektiv! 8

Schätzereich 10

Schicksalsreich 11

Niederösterreich 12

Urgeschichte des niederösterreichischen Raumes 13

Die Kelten 15

Römer und Germanen an der Donau 17

„Apicius – Kochbuch“ 20

Römische Kinderspiele 21

Völkerwanderung 23

Das erste Jahrtausend - die Babenberger 24

Lebenswelten des Mittelalters 27

Die Zeit der frühen Habsburger 30

Siegel & Mailberger Bund 32

Wappenkunde 33

Reformation und Gegenreformation 36

Pest und Türkenkriege 38

Prinz Eugen von Savoyen 40

Kaiserin Maria Theresia 43

Joseph II. 46

Franzosenkriege und Napoleon 47

Die Biedermeierzeit 50

Glossar/Begriffe 52

Rätselauflösung 53

Literaturverzeichnis 54

Abbildungsnachweis 54

Inhalt

Mit dem Zeichen ? sind Anregungen zu Diskussionen mit deinen MitschülerInnen, LehrerInnen, Freunden, Geschwistern oder Eltern bzw. zur weiterführenden Beschäftigung mit bestimmten Themen gekennzeichnet.

Ist dir eigentlich bewusst, dass auch du einmal Teil der Geschichte sein wirst über die nachkommende Generationen von SchülerInnen etwas lernen werden? Und was sie über unsere Gegenwart als ihre Vergangenheit erfahren werden, kannst du aktiv mitgestalten und beeinflussen.

Im Laufe der letzten 12 Monate wurde unser Museum um einen Ausstellungsraum von rund 300m2 erweitert. In diesem Raum wer-den künftig Sonderausstellungen zur Geschichte Niederösterreichs gezeigt. Viel Spannendes wartet darauf von dir entdeckt zu werden!

Unsere erste große Ausstellung „Schätzereich, Schicksalsreich, Niederösterreich - Kostbarkeiten aus zwei Jahrtausenden“ um-

fasst eine sehr lange Zeit von vielen, vielen Generationen.

Die Annäherung an die Geschichte Niederösterreichs soll dir anhand weniger, ausgewählter Objekte bzw. Quellen

(z.B. Gemälde, Gegenstände, Dokumente) eröffnet wer-den. Es wird also nur ein Bruchteil der Ausstellung in dieser Broschüre besprochen.

Auf der anderen Seite erhältst du Zusatzinformationen zum Alltag der jeweiligen Epochen: Was kochte man gerne vor 1000 Jahren? Womit spielten die Kinder vor 500 Jahren?

Wenn du mehr über die vergangenen Epochen, über einzelne Per-sonen oder Orte wissen willst, dann empfehlen wir den Katalog zur Ausstellung bzw. unsere sehr umfangreiche Datenbank: http://geschichte.landesmuseum.net

Die thematischen Bereiche dieses Begleitheftes folgen der Gliederung der Ausstellung.

Ein Glossar/ Wörterbuch findest du ganz am Ende des Heftes. Hier kannst du dich orientieren, wenn du nicht sicher bist, einzelne Ausdrücke richtig verstanden zu haben. Die Begriffe, diedu nachschlagen kannst, sind mit ✘ gekennzeichnet.

Hallo, lieber Museumsdetektiv!

Von einigen hier vorgestellten Exponaten hast du viel-leicht schon im Schulunterricht gehört. Überlege dir bei

deinem Ausstellungsrundgang, ob allen Objekten die glei-che Bedeutung zukommt oder einige besonders wichtig

sind. Wie und wo kann man den Stellenwert verschiedener Objekte erkennen? Betrachte dabei kritisch die Art der Präsentation, Beleuchtung, Inszenierung usw.

Was möchten uns die AusstellungsgestalterInnen mitteilen? Was hat dir gut gefallen, was überhaupt nicht? Hättest du etwas auch ganz anders gemacht?

Abb.: 1b

Abb.: 2

Abb.: 1a

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Schätzereich

Betritt man den Sonderausstel-lungsraum, fällt der Blick sofort auf eine mitten im Raum stehende Vitrine mit mehreren Tonfiguren. Eine „Schatzvitrine“?!

Betrachte dieses Püppchen genau und überlege, womit es bekleidet ist.

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Was denkst du hat sie am Kopf, oder ist es gar ihre Frisur?

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Im Mittelalter waren Tonfiguren weit verbreitet. Vermutlich waren diese Figürchen, neben ihrer

religiösen Verwendung als ✘ Votivgabe, Kinder-spielzeuge. Niederösterreich blickt auf eine lange und wechselvolle Vergangen-

heit zurück. Wertvolle Ausstellungsobjekte dokumentieren die krie-gerischen Auseinandersetzungen mit Feinden von außen. Aber auch innere Konflikte bedrohten die friedliche Entwicklung, ließen über Nacht den Nachbarn zum Feind werden. Immer wieder erholte sich Niederösterreich und friedliche Zeiten folgten.

Schicksalsreich

Ist dir schon aufgefallen was fehlt?

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Aus welchem Material wurden diese Pferdchen und Püppchen gefertigt?

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Die Buben spielten im Spätmit-telalter wahrscheinlich lieber mit Spielzeugpferdchen. Die typische Turniersattelform – lehnstuhlar-tiger Sitz – ist bei diesem Gei-selberger Lanzenpferdchen gut zu erkennen. Leider ist es nicht mehr vollständig erhalten.

Was macht einen Schatz zu einem Schatz? Wer bestimmt, was ein Schatz ist?

Ein Schatz hat nicht immer einen Sachwert, sondern auch eine große Bedeutung für den jeweiligen Besitzer. Hast du einen Schatz? Ein Erinnerungsstück, ein besonderes Geschenk bekommen, ein Spielzeug, das für dich sehr wertvoll ist?

Abb.: 3

Abb.: 4

Abb.: 5

Abb.: 6

Abb.: 7 Dieser Säbel stammt von einem vornehmen ungarischen Reiter.

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unter der Enns in die beiden Bundesländer Niederösterreich und Wien geteilt. Trotzdem gibt es immer noch viele Gemein-samkeiten und eine sehr lange gemeinsame Geschichte.

Niederösterreich

Steckbrief

Größe/Fläche 19.177,78 km2

EinwohnerInnen ~ 1,600.000

Landeshauptstadt St. Pölten

(~ 50.000 Einwohner)

Größtes Gewässer Donau

Höchste Erhebung Schneeberg (2076m)

Niederösterreich teilt sich in vier Viertel:

Das Wald- und Weinviertel liegen nörd-

lich der Donau, während sich Most- und

Industrie viertel südlich der Donau befinden.

Es ist ein weites, schönes, ge-schichtsträchtiges Bundesland und es ist das größte. Zwischen den Flüssen Enns und Traisen erstreckte sich einst die Mark Ostarrîchi. 1920 bis 1922 wurde das ✘Erzherzogtum Österreich

Urgeschichte des niederösterreichischen Raumes

Die Geschichte im (nieder-) österreichischen Raum beginnt mit dem Auftreten des ersten Menschen in der Altsteinzeit.

Es herrschten raue Temperaturen mit einem Jahresdurchschnitt von 8 bis 12 Grad und die Gletscher zungen reichten bis in die Voralpen. Die Gegend um die Donau wurde der Lebensraum von Jägern und Sammlern. Dort lebten auch mächtige Tiere, wie das durchschnittlich drei Meter hohe Mammut, das Rentier und Wildpferd ebenso wie Feldnas-horn und Riesenhirsch.

Die ✘Nomaden wanderten und jagten den Tieren nach, sie sammelten Wurzeln und Kräuter, kannten das Feuer und stellten Werkzeuge aus Stein her. Sie errichteten längerfristige Lager, von denen aus sie auf die Jagd gingen.

Der wohl spektakulärste und sicher bekannteste Fund dieser Zeit ist die kleine Steinstatue der Venus von Willendorf, einer beleibten Frau mit einem stark ausgeprägten Becken und dicken Oberschenkeln. Sie ist 11 cm hoch und wird auf ein Alter von 25.000 Jahren geschätzt.

Abb.: 8

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Verbinde die Zahlen miteinander!

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Etwa vor 7000 Jahren wurden die Menschen sesshaft, als die Durchschnittstemperaturen kräftig anstiegen. Wahrscheinlich wegen der guten Bodenqualität entstanden feste Wohnstätten zuerst im Weinviertel und östlichen Waldviertel.

Statt auf die Jagd zu gehen, baute der Mensch nun Ställe. Ziegen, Schafe und Schweine wurden ✘domestiziert und Felder ✘kultiviert. Man lernte verschiedene Getrei-dearten kennen und baute Gers-te, später auch Roggen, Bohnen, Linsen und Erbsen an.

Aber auch Obst, etwa Äpfel und Birnen, wurde bereits kultiviert und geerntet. Speicher sicherten das Überleben auch im Winter.

Mit Beginn der Bronzezeit, um 1800 v. Chr., prägten sich verschiedene Kulturformen im Gebiet des heutigen Niederös-terreich aus. Unterschiedliche Keramikfunde, aber auch die Art der Bestattung erlauben es heu-te, diese Kulturen voneinander zu unterscheiden. Der Ausbau der Landwirtschaft, der Aufschwung von Bergbau und Handel sowie haltbareres Werkzeug kenn-zeichnen die Bronzezeit.

Urgeschichte des niederösterreichischen Raumes

Mach dich auf die Suche nach den folgenden Ausstellungs-stücken. Hast du sie entdeckt und genau angesehen, ist es sicher nicht mehr schwer, die richtigen Begriffe zu finden und die Sätze zu vervollständigen!

Die Kelten

Die keltischen Bauern bauten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Hirse an, die man zu Brot, Brei und Bier verarbeitete. Als Haustiere hielten sie Rinder, Pferde, Schweine, Schafe, Ziegen und Hühner, aber auch Hunde, die ebenfalls als Nahrungsmittel Verwendung fanden.

Wo heute Stift Göttweig steht, flackerten schon vor über zwei-tausend Jahren die Feuer einer Höhensiedlung, sichtbar bis weit über die Donau. Es war das Feuer der kriegerischen Kelten. Vor etwa 2.200 Jahren durch Wanderbewegungen ins Land gekommen, herrschten sie im Donauraum und gründeten das Königreich Noricum, den ersten und einzigen Keltenstaat.

Auf der B _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ von Kuffern werden drei Szenen dargestellt: eine Trinkszene, ein Boxkampf und wahrscheinlich ein Wagenrennen. Der lateini-sche Begriff „S _ _ _ _ _“ steht für Eimer, Topf, Gefäß.

Museums- und Besichtigungstipps: Niederösterreichisches Museum für Urgeschichte, Asparn/Zaya: www.urgeschichte.com Krahuletz-Museum in Eggenburg: www.krahuletzmuseum.at Naturhistorisches Museum in Wien: www.nhm-wien.ac.at

Abb.: 9

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Die Kelten

Die Kelten waren wahre Meister der Metallverar-beitung. Durch ein spezielles Blasverfahren wurde Eisen gehärtet und dadurch zu Stahl. Gegenstände aus dem berühmten „norischen Eisen“, wie Äxte und Kessel, bewirkten einen regen Handelsverkehr mit dem Römischen Reich.

Der ausgeprägte Erfindergeist der Kelten brach-te Erneuerungen wie die Töpferscheibe und die Münzwährung.

Auf einigen Äckern in R _ _ _ _ _ _ _ _, Bezirk Holla-brunn, eine im westlichen Weinviertel gelegene Ortschaft, wurden über 400 Stück k _ _ _ _ _ _ _ _ M _ _ _ _ _ gefunden.

Als Motive für die Gold- und Silbermünzen wurden sowohl Göttinnen als auch Tiere verwendet.

Das P_ _ _ _ hatte große Bedeutung im keltischen Leben. Sie verehrten es als Gottheit und nutzten es als Lasttier.

Die keltischen Völker blieben nicht lange allein. Andere Groß-mächte drängten bald in das Gebiet des heutigen Nieder-österreich.

Die Römer setzten im Jahr 15 v. Chr. den Donaustrom als Grenze ihres Reiches fest. Die römische Eroberung erfolgte aufgrund lan-ger freundschaftlicher Kontakte zu den Kelten friedlich.

Die Gebiete südlich der Donau wurden in die römische ✘Provinz Pannonia eingegliedert. Das keltische Königreich Noricum wurde ebenfalls als römische Provinz organisiert. Zusammen lebten die beiden Völker fortan im Land unter der Donau.

Das nördlich der Donau liegende Gebiet des heutigen Wald- und Weinviertels wurde von germa-nischen Stämmen besiedelt. Einige Stämme waren sehr krie-gerisch und wollten unbedingt die Donau überschreiten.

Gegen diese Gefahren schützten sich die Römer mit militärischen Lagern. Das römische Heer be-zog Stellung in Carnuntum, das zur Militär- und Hauptstadt der Provinz Pannonia heranwuchs. In dieser Zeit entstand auch entlang der Donau der ✘Limes als Ver-teidigungslinie gegen die germa-nischen Völker im Norden.

Römer und Germanen an der Donau

Abb.: 10

Abb.: 11

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Was trug die römische Frau?Dank der archäologischen Funde haben die Forscher auch ein recht gutes Bild von der Frauen-kleidung gewonnen. Die Röme-rinnen trugen eine faltenreiche ✘stola und eine locker fallende ✘tunica. Ein großes, rechteckiges Wolltuch, die palla, wurde über die Schultern der Frau gelegt und konnte bei schlechtem Wetter über den Kopf gezogen werden.

Ohrschmuck, Armreifen, Ringe und vor allem Halsketten ergänz- ten das prachtvolle Erscheinungs- bild der vornehmen Römerin.

Wie sah die Religion der Römer aus?Man muss sich die römische Re-ligion wie einen Vertrag zwischen den Menschen und den unsterb-lichen Göttern vorstellen. In jeder Frage des täglichen Lebens wandte man sich an die zuständige Gottheit. Um die Götter milde und wohlwollend zu stimmen, brachte man ihnen Opfer dar und weihte Geschenke bis hin zu Tempeln und kunstvoll verzierten Altarsteinen. Auch konnte sich ein gläubiger Römer manches Naturschauspiel (Sturmflut, Blitze, Erdbeben, Vulkane) nicht erklären und führte dieses auf den Willen der Götter zurück.

Aus der antiken Literatur, in der bildenden Kunst und durch erhaltene Textilteile kennt man zum Teil prächtige Farbgebungen bei der Kleidung.

Du kannst das Bild nach deinen Vorstellungen anmalen!

Römer und Germanen an der Donau

Der römische Einfluss war sehr groß. Die Städte ver-suchten mit ihren eindrucksvollen Bauten – große Ver-sammlungsplätze, Thermen und Tempel – Abbilder der Städte Italiens zu sein. Sie bauten Wohnhäuser, die mit Fußbodenheizungen und ✘Mosaiken ausgestattet waren.

Abb.: 12

Abb.: 13

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Rezepte nach dem „Apicius – Kochbuch“ aus der altrömischen KaiserzeitMarcus Gravius Apicius lebte in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Er gilt als Erfinder besonderer Gerichte und feiner Saucen.

Römische BrötchenRömische Brötchen wurden in Bäckereien hergestellt oder zu Hause selber gebacken.

Zutaten 250 Gramm Weizenmehl, 0,2 Liter Apfelsaft, 50 Gramm Schmalz, 25 Gramm geriebener Käse

Alle Zutaten werden miteinander zu einem Teig verknetet, der an einem warmen Ort mehrere Stunden gehen muss. Danach werden aus der Masse, kleine, runde Brötchen geformt, die im Backofen bei 200 Grad eine halbe Stunde backen müssen.

TraubensaftMaterial Weintrauben, Mörser oder kleine Schale mit Kaffeelöffel, Sieb

Fruchtsäfte, wie sie die Römer gern tranken, lassen sich einfach selbst herstellen. Die Weintrauben werden zunächst abgeschält und dann in einem Mörser oder in einer Schale zerdrückt, bis ein Fruchtsaft ent-standen ist. Danach wird das Ganze durch ein Sieb gedrückt und dann in kleine Becher gefüllt.

Orca-SpielEin sehr beliebtes Spiel bei den Römern war das Orca-Spiel.

Material Je SpielerIn 5 Nüsse (am besten Haselnüsse), ein Tongefäß („Orca“)

Das Tongefäß – die „Orca“ – wird in einer Entfernung von etwa 2 Meter vor den SpielerInnen aufgestellt. Reihum versuchen sie eine Nuss in die Orca zu werfen.

Für jede Nuss, die im Ziel landet, wird ein Punkt notiert. Das Spiel wird über mehrere Runden gespielt. Gewonnen hat, wer die meisten Punkte (Treffer) erzielt hat.

Nüsse kullernNüsse waren beliebte Spielgegenstände bei den Römern. Auch in diesem Spiel sind sie unentbehrlich.

Material Je SpielerIn 10 Walnüsse, Schiefe Ebene (Tablett, Karton…)

Die SpielerInnen bekommen jeweils 10 Walnüsse. Nacheinander lassen sie eine Nuss über eine schiefe Ebene (z.B. Tablett, Zeichen-block) hinabkullern. Wer dabei mit seiner Nuss eine andere trifft, darf sich die eigene und die getroffene Nuss wieder nehmen. Wird keine Nuss getroffen, bleibt sie als Ziel für die anderen liegen. Gewonnen hat, wer als Letzter noch Nüsse hat.

Römische Kinderspiele „Apicius – Kochbuch“

Abb.: 14

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Pantomimenspiel: BeruferatenEin unterhaltsames Ratespiel war – und ist bis heute – bei den Römern das Beruferaten.

Bei diesem Spiel darf der ✘Panto-mime nicht sprechen. Er denkt sich einen Beruf aus und stellt diesen mit typischen Bewegungen dar. Die ande-ren SpielerInnen sollen den Beruf aus den dargestellten Bewegungen und dem Gesichtsausdruck des Darstellers erkennen. Wer zuerst den richtigen Beruf erraten hat, darf der nächste Pantomime sein.

Museums- und Besichtigungstipps: Archäologischer Park Carnuntum: www.carnuntum.co.at, www.carnuntum-webkids.at Keltenmuseum Hallein: www.keltenmuseum.at Wien Museum, Römermuseum: www.wienmuseum.at

Abb.: 15 Die bronzene Gesichtsmaske gehörte vermutlich zu einer Parade- und Turnierrüstung für die römischen Reiterspiele.

Völkerwanderung

Aber auch die Römer mussten das Land wieder verlassen. Schon ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. besiedelten die Awaren und Slawen das Gebiet des heutigen Niederösterreich.

Karl der Große, der Frankenkönig, übernahm 788 n. Chr. das Herzogtum Bayern und errichtete östlich davon die „Awarenmark“. Damit stand das Gebiet unter der Herrschaft der ✘Karolinger. Kurze Zeit später gehörte das gesamte Reich Karls des Großen zum Ostfrankenreich.

Als „Ostmark“ bezeichneten die Bayern fortan ihr neu erworbenes Gebiet, das gerade einmal von der Enns bis zur Traisen reichte. Die Verwaltung über-trug der bayerische Herzog einem neuen Adelsge-schlecht, den Babenbergern (ab 970 n. Chr.).

Abb.: 16

Abb.: 17a

Abb.: 17b

Abb.: 17c

Abb.: 17d

1910 wurde durch Zufall in Untersiebenbrunn das prunkvoll ausgestattete Grab eines etwa siebenjährigen Kindes gefunden.

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996 n. Chr. wurde der Name „Ostarrîchi“ (= das Reich im Osten), aus dem sich „Österreich“

ableitet, erstmals in einer Urkunde erwähnt.

Dieses Ostarrîchi entsprach etwa dem Gebiet des heutigen Wald- und Mostviertels. Österreich war damals also noch gar nicht so groß wie heute, aber die Babenberger waren gute Politiker und haben immer mehr angrenzende Gebiete besiedelt.

1156 wurde die ✘Mark Österreich vom ✘Herzogtum Bayern abgetrennt und selbst

zum Herzogtum erhoben. In Regensburg wur-de der „Taufbrief“ für das selbständige Österreich gezeichnet – das „Privilegium minus“. Österreich war damit zwar weiterhin Bestandteil des Deut-schen Reiches, bildete nun jedoch das zehnte der bisher neun Herzogtümer.

Leopold III. (1095 – 1136), mit dem Beinamen „der Heilige“, tat viel für Österreich. Er war ein sehr weiser Mann. So verzichtete er auf die deutsche Kaiserkrone, um den Frieden zu sichern. Er wollte Österreich vor Unruhen und Kriegen bewahren.

Unter Leopold III. stiegen die Babenberger zu einem der füh-renden Geschlechter innerhalb des deutschen Reiches auf. Seine zahlreichen Klostergründungen – vor allem Klosterneuburg – brach-ten ihm schon zu Lebzeiten den Beinamen „Pius“ (der Fromme) ein. 1485 sprach ihn Papst Innozenz VIII. heilig.

Mit seiner Frau Agnes hatte er 17 Kinder, von denen zwei Bischöfe wurden. Leopold starb 63jährig am 15. November 1136 bei einem Jagd-unfall und wurde in Klosterneuburg beigesetzt.

Unter den Babenbergern erlebte das Land großen Wohlstand. In dieser Zeit sind viele Städte, Klöster, Schlösser, Burgen, Märkte und vieles mehr entstanden.

Der letzte Babenberger Herzog Friedrich II., „der Streitbare“ genannt, fiel im Kampf gegen die Ungarn im Jahre 1246. Da er nicht verheiratet war und keine Kinder hatte endete mit ihm auch die Zeit der Regentschaft der Babenberger.

Das erste Jahrtausend - die Babenberger

Museums- und Besichtigungstipps: Stift Klosterneuburg: www.stift-klosterneuburg.at Stift Heiligenkreuz: www.stift-heiligenkreuz.org

Der Babenberger Leopold III. ließ nicht nur

wichtige Klöster in Niederös-terreich erbauen: Klein-Mariazell, Heiligenkreuz und Stift Klosterneu-burg, sondern er wurde auch heilig gesprochen und zum Landespatron

von Niederösterreich.

Am 15. November, seinem Todestag, feiern die NiederösterreicherInnen

ihren Landesfeiertag.

Abb.: 19

Abb.: 18

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Markgraf Leopold lll. und Agnes

gründen Stift Klosterneuburg

„Markgraf Leopold von Österreich und seine Gemahlin Agnes

standen am achten Tag nach ihrer Hochzeit auf dem Balkon ihres

Schlosses auf dem Leopoldsberg. Sie besprachen die Gründung

eines Klosters und waren nur noch unentschieden über den Ort, an

dem das Gebäude errichtet werden sollte. Mit einem Male erhob

sich ein Windstoß, riss Agnes den Schleier vom Haupt und führte

ihn hinweg. Die junge Markgräfin war sehr bestürzt über diesen

wertvollen Verlust. Leopold eilte mit seinem Gefolge in den Wald,

wohin der Wind den Schleier getragen hatte, aber sie konnten ihn

nicht finden. Schließlich kam er in Vergessenheit, ebenso auch

die damals besprochene Klostergründung, obgleich der Markgraf

seiner Gemahlin gelobt hatte, dort ein Kloster zu gründen, wo sich

der Schleier findet.

Acht Jahre waren vergangen, als Leopold wieder einmal im Wald

jagte. Da schlugen mit einem Male die Hunde laut an und als

der Markgraf hinzukam, fand er an einem Hollunderstrauch den

Schleier hängen; ein Wunder hatte ihn all die Jahre unversehrt

bewahrt. Dies bewog den Markgrafen, sogleich sein Gelübde zu

erfüllen. Und so erhob sich der Sage nach an dieser Stelle das Stift

Klosterneuburg, das noch immer den Schleier und den Holunder-

strauch, sowie die Überreste von Leopold und Agnes bewahrt.“

(Petzoldt, Leander: Sagen aus Niederösterreich, 1992)

Lebenswelten des Mittelalters

„Arme Ritter“Der Name des Gerichtes ist keine Erfindung unserer Zeit, sondern er ist historisch seit dem 14. Jahrhundert belegt. In dieser Zeit waren viele Ritter verarmt und konnten sich nur bescheidenes Essen leisten.

Zutaten für 4 Personen ½ Liter Milch, 2 Eier, Salz, 2 Päckchen Vanillezucker, 12 Scheiben Weißbrot vom Vortag, 200 Gramm Semmelbrösel, 4 Esslöffel Butterschmalz, Zucker und Zimt vermischt

1. Die Milch mit den Eiern, 1 Prise Salz und dem Vanillezucker verquirlen. Die Brotscheiben auf eine Platte legen und mit der Eiermilch begießen. Wenn das Weißbrot die Flüssigkeit völlig aufgesogen hat, in den Semmelbröseln wenden. Die Panade gut festdrücken.

2. Je 1 Esslöffel Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen und die Brotscheiben portionsweise von beiden Seiten goldbraun braten. Diagonal durchschneiden, mit Zimtzucker und Kompott servieren.

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Der führt doch was im SchildeViele unserer Redewendungen und Sprichwör-ter haben ihren Ursprung im Mittelalter. Den Sinn kennen wir. Aber oft wissen wir nicht mehr, woher diese Sprüche kommen.

Welchen Ursprung haben die folgenden Re-dewendungen? Verbinde jede Redewendung mit dem dazugehörigen Text.

„Etwas im Schilde führen“

Die Betten in den Häusern wohlhabender Leute waren mit einem Stoffhimmel versehen. Er sollte herabfallendes Ungeziefer abhalten. Es war üblich, auf der Kante dieses Baldachins auch Wertsachen abzulegen.

Die Bauern durften weder Wild noch Vögel ja-gen. Um so größer war ihre Freude, wenn sie die Vögel bei der heimlichen Jagd mit der Schleuder trafen, oder Vögel sich im vom Bauern gespann-ten, pechverschmierten Netz verfingen und kleben blieben. Von dieser Fangmethode stammt der Begriff.

Hinterlistige Ritter hielten manchmal hinter ih-rem Schild einen Dolch versteckt. Damit konnten sie ihren Gegner aus dem Hinterhalt verletzten.

Bei Ritterturnieren bekam der letzte als Trostpreis ein Schwein.

Die Kochkessel in mittelalterlichen Küchen hingen an einer eisernen Stange mit vielen einge-schnittenen Zähnen über dem Feuer. Wenn man mehr Hitze brauchte, um das Essen zu garen, hängte man den Kessel an der Zahnstange weiter nach unten.

„Da hast du noch mal Schwein gehabt.“

„Einen Zahn zulegen“

„Etwas auf die hohe Kante legen“„Pechvogel“

Fußball wie vor 1000 JahrenNoch nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Kinder bei uns mit ei-nem „mittelalterlichen“ Fußball aus Kleiderresten, „dem Fetzen laberl“ gespielt. Damals gab es nur wenige Spielsachen und erst recht keine Lederfußbälle. Kleiderreste und Lumpen gab es aber genug – so kam der selbst gemachte Ball ins Spiel.

Ihr braucht Kleiderreste, am besten alte T-Shirts oder Leintücher, Schere

So geht’s

1. Zerschneidet oder zerreißt die Stoffteile in möglichst lange, etwa 3 cm breite Streifen.

2. Knotet die einzelnen Streifen aneinander.

3. Wickelt das „Seil“ zu einem kugelförmigen Knäuel auf. Achtet darauf, dass ihr das Knäuel fest aufwickelt.

4. Die letzten Meter Stoffstreifen steckt ihr immer unter und über andere Streifen, wie bei einem Netz. Dann hält der Ball lange.

5. Zum Schluss knotet ihr das Ende fest.

Denkt euch Regeln aus, die es noch nicht gibt. Spielt barfuß auf einer Wiese und vergesst nicht, fair miteinander umzugehen!

Abb.: 20

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Die Zeit der frühen Habsburger

Mitte des 13. Jahrhunderts wurde unser Gebiet in vier Teile geteilt und etwa 100 Jahre später wurde die Grenze zur Steiermark festgelegt. Das heutige Nieder-österreich wurde zum „Österreich unter der Enns“. Ab 1278 hatte Ostarrîchi wieder neue Landes-herren: die Habsburger. Sie blie-ben bis 1918 – also bis zum Ende des Ersten Weltkrieges.

Am Ende des späten Mittelalters beherrschte die habsburgische Familie große Teile des heutigen Österreich. Durch eine schlaue Erb- und Heiratspolitik kamen immer mehr Herzogtümer und Fürstentümer zu Österreich. Zwar waren Salzburg und das Burgenland noch nicht dabei, dafür gehörten das heutige Slowenien und Südtirol zu ihrem Herrschaftsbereich.

Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit war der niederös-terreichische Raum ständig von Unruhen betroffen. Angefangen mit den großen Erbstreitigkei-ten der Habsburger um 1400, über Einfälle von Raubrittern aus Böhmen und Mähren, bis zum

Einmarsch des Ungarnkönigs Matthias Corvinus im 15. Jahr-hundert.

Maximilian betraute ab nun Beamte – statt den Adel – mit der Verwaltung des Landes. Der Verwaltungsstaat war geschaffen! Die „Niederösterreichischen Lande“ schienen erstmals als Verwaltungseinheit auf. Damals gehörten das Land „unter der Enns“ und „ob der Enns“ (das heu-tige Oberösterreich), Steiermark, Kärnten und Krain (im heutigen Slowenien) dazu.

Letztlich verdankt Nieder-österreich seinen Namen der Erneuerung Maximilians.

Auch die ✘Stände begannen sich besser zu organisieren. Im Jahr 1513 kauften sie von den Liech-tensteinern ein Palais, das heu-tige Palais Niederösterreich, in der Herrengasse in Wien, das sie zu ihrem Landhaus und Verwal-tungszentrum umgestalteten.

Abb.: 21 Matthias Corvinus, König von Ungarn, gelang es in den Jahren 1482 bis 1485 Niederösterreich zu erobern.

Abb.: 22 Rudolf von Alt, Das Niederösterreichische Landhaus, um 1850

Die Wirtschaft erholte sich von den Kriegen nur schleppend; die Lage der Bevölkerung, speziell der Bauern, war extrem schlecht. Viele setzten große Erwartun-gen in ihren neuen Herrscher Maximilian, mit Beinamen „der letzte Ritter“.

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Siegel & Mailberger Bund

Mit einem ✘Siegel wurde die Rechtskräftigkeit von Urkunden bestä-tigt, „besiegelt“. Zunächst waren die Siegel den Königen und Kaisern, den Kirchenfürsten und dem hohen Adel vorbehalten, im 11. Jahrhun-dert den Klöstern, ab dem 12. Jahrhundert auch den Städten und dem niederen Adel.

Die Herrscher verwendeten Gold für ihre Siegel, Päpste Blei, alle anderen rotes oder farbloses Wachs. Die Siegel wurden direkt aufs Pergament gedrückt und ergänzten oder ersetzten die Unterschrift des Herrschers. Siegelbewahrer war eine herausgehobene Beamten-funktion, und wer Siegel fälschte oder unrechtmäßig benutzte, wurde verbannt, gebrandmarkt oder sogar hingerichtet.

Schau dir genau den Vertrag von Mailberg an!

Schätze wieviele Siegel auf der am Landtag in Wien ausgestellten Bündnisurkunde sind: ____________

WappenkundeIm Mittelalter führte jede adeli-ge Familie ein eigenes Wappen. Dieser Brauch entwickelte sich aus dem ✘Feldzeichen, das an der Lanze befestigt war. Damit scharten frühmittelalterliche Feldherren ihre Krieger um sich. Später wanderte dieses Zeichen auf den Schild. Es wies seinen Träger als Angehörigen der herr-schenden Elite aus.

Zuerst legten sich Adelige Wap-pen zu, später führten dann auch Ritter ihr eigenes Wappen. Nun konnte jedermann bei einem Ritterturnier erkennen, wer in der Rüstung steckte und welchen Beitrag er zum Kampf leistete.

Bei kleineren kriegerischen Aus-einandersetzungen konnte man anhand der Wappen Freund und Feind voneinander unterschei-den. Bei größeren Schlachten war das aber nicht möglich: All die verschiedenen Wappen konnte man sich gar nicht merken. Und nicht zuletzt war es für einen König gefährlich, wenn man ihn anhand seines Wappenschildes sofort erkennen konnte.

Die Gestaltung eines Wappens folgte bestimmten Regeln. Sie sind in der Wappenkunde, der ✘„Heraldik“, festgeschrieben:

Für die Farbgebung verwende-te man nur bestimmte Metalle und Farben, die sogenannten Tinkturen. Die Metalle waren Gold (Gelb) und Silber (Weiß), die Farben Blau, Schwarz, Grün und Purpur (Rot). Dazu kamen Musterflächen.

Abb.: 24 Das prächtig gebundene Buch enthält 295 farbige Wappendarstellungen. Name und Wappen begründeten Ehre und Stellung des „freien Mannes“.

Abb.: 23

32 33

Male dein eigenes Wappen

1. Zeichne zuerst einen Entwurf mit weichem Bleistift. Du kannst Dinge darstellen, die für dich wichtig sind. Oder du setzt deinen Namen um. Was sind deine Lieblingsfarben oder –tiere?

2. Wenn die Skizze fertig ist, zeichnest du die Umrisse mit wasserfestem schwarzen Filzstift nach. Dann radierst du die Bleistiftstriche weg und malst die Flächen färbig aus.

3. Recherchiere im Internet unter den Stichworten „Heraldik“ oder „Wap-penkunde“. Dort erfährst du mehr über die heraldischen Regeln und erhältst Anregungen, wie du dein Wappen weiter ausschmücken kannst.

Seit dem 13. Jahrhundert haben sich auch bürgerliche Familien wie Bankiers, Handwerker oder sogar Bauern Wappen zugelegt.

Als Figuren malte man im Mit-telalter Löwen, Bären, Leoparden, Adler, Fische, Stiere, Einhörner und Drachen auf den Schild. Manchmal weist eine Tierdarstel-lung im Wappen auf den Namen des Trägers hin.

Weitere bekannte Motive waren neben Menschendarstellungen und Bauwerken auch Fluss, Rad, Windmühle, Werkzeuge wie Hammer und Axt oder Schlüssel. Ebenso wurden gerne Pflanzen wie Eiche, Rose oder Lilie ins Wappen aufgenommen.

Die fünf goldenen Adler im blauen Schild des Wappens des Herzogs Rudolfs IV. (1358) bilden bis heute das Wappen Nieder österreichs.

Abb.: 26

Abb.: 25 Dieses erst vor einiger Zeit wieder entdeckte Wappenbuch enthält unter anderem die Wappen jener Familien, die Träger der Landes-erbämter unter der Enns waren.

Wappenkunde

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Reformation und Gegenreformation

Das friedliche Zu-sammenleben der Menschen wurde immer wieder durch Kriege und Auf-stände bedroht.

Den Bauern ging es wegen der hohen Abgaben und Steu-ern oft schlecht, wes-

halb sie versuchten ihre Situation durch Aufstände zu verbessern.

Auch die Glaubenslehre von Mar-tin Luther, der Protestantismus, hatte einen Krieg zur Folge. Die Idee Luthers breitete sich rasch aus. Die neuen Medien der Zeit – Buchdruck und Flugblatt – tru-gen sehr viel dazu bei, dass die ✘Reformation in ganz Europa Anklang fand. Immer mehr Menschen traten zur neuen ✘Konfession über. Martin Luther übersetzte die Bibel ins Deutsche. Nun konnten alle Menschen verstehen was in der Kirche gepredigt wurde.

In den darauf folgenden Jahr-hunderten versuchten die Landesfürsten – ob katholisch

oder reformiert – ihr Gebiet kon-fessionell einheitlich zu gestal-ten. Sie bekehrten ihre Unterta-nen oft mit Zwang zum Glauben.

Anfang des 17. Jahrhunderts bestand in den böhmischen und österreichischen Ländern offiziell nur mehr eine christliche Religi-on, der katholische Glaube. Im Geheimen überlebte der Protes-tantismus allerdings, besonders in entlegenen, verkehrsfernen Tälern der Alpen (z.B. Salzkam-mergut, Kärnten). Museums- und Besichtigungstipps:

Evangelisches Museum Rutzenmoos (OÖ): http://museum-ooe.evang.at Renaissanceschloss Schallaburg (NÖ): www.schallaburg.at

Abb.: xx

Abb.: 27

Abb.: 29

Kennst du die wesentlichen Unterschiede zwischen dem katholischen und dem evangelischen Glauben?

Fallen dir andere Religionen und Glaubensgemeinschaften ein? Noch heute werden Menschen aufgrund ihres Glau-

bens aus ihrem Land vertrieben, verfolgt und im schlimmsten Fall sogar umgebracht. Überlege, worin die Ursachen liegen? Was bedeutet es für Menschen, nicht die „richtige“ Religion zu haben?

Abb.: 28Das ✘Porträt zeigt den Besitzer und Erbauer des Renaissance-schlosses Schallaburg bei Melk, Hans Wilhelm Freiherr von Losenstein. Als Protestant war er an der Organisation des evangelischen Kirchenwesens beteiligt. Er baute das benachbarte Loosdorf zu einem protestantischen Zentrum des Landes aus.

Die Adeligen wurden gezwungen, entweder den Glauben zu wech-seln oder das Land zu verlassen.

Mit Unterstützung des Kaisers begann nun die katholische Kirche ihre „Schäfchen“ wieder zurückzuholen – die Gegenrefor-mation zog ins Land.

Alle Aufstände gegen die Ge-genbewegung der katholischen Kirche endeten mit Friedens-schlüssen, in denen die Religi-onsfreiheit bestätigt wurde.

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Pest und Türkenkriege

Auch die Osmanen, die ur-sprünglich in der heutigen Türkei lebten, versuchten immer wieder ihre Religion,

den Islam, zu verbreiten und ihr Reich zu vergrößern.

Ihre Reitertruppen erreich-ten sogar zweimal Wien. So kam es 1529 zur

1. Türkenbelagerung und 1683 zur 2. Türken-belagerung. Bei ihren Feldzügen nach Wien

hinterließen sie auch in Niederösterreich

große Verwüstungen. Sie überfielen viele Dörfer nahe Wiens und nahmen deren BewohnerInnen gefangen.

Den Ort Perchtoldsdorf zerstör-ten die Türken komplett.

In der Zwischenzeit war eine wei-tere Gefahr ins Land geschlichen: Die Pest machte sich wieder breit. Von Ungarn ausgehend brach sie plötzlich in Nieder-österreich aus. Die Medizin war hilflos, die Ärzte konnten dem Massensterben bloß zusehen.

Die Verbreitung der sehr anste-ckenden Krankheit ist anhand von Pestsäulen, die noch heute in allen größeren Orten Nieder-österreichs stehen, leicht erkenn-bar. Die Seuche verschwand ebenso rasch und unergründlich, wie sie gekommen war.

Abb.: 30

Abb.: 31 Unbekannter Maler, Belagerung Wiens durch die Türken, um 1700/10

BuchstabensalatWas für ein Buchstabensalat! Hier verstecken sich 6 Begriffe, die mit den Türkenkriegen zu tun haben. Kannst du alle entdecken?

A S U l t A n b n l

l j c y D m y e x A

h x r q h z f l p t

f g o D U j e A j g

p r i n z e U g e n

k z S e f w y e U i

w D S f m y h r U b

n n A S l w b U S h

p k n o S m A n e w

v c t y b v b g t g

Ihr habt sicher schon einmal ein Croissant (frz. lune croissante = zunehmender Mond) gegessen. Es wurde in

Österreich und nicht – wie oft geglaubt – in Frankreich erfunden. Die Menschen machten sich über den Halb-

mond der Türken lustig und so entstand das Kipferl. Mache dir weitere Gedanken zur türkischen Kultur. Was haben uns die Türken interlassen, abgesehen von Kaffee? Vielleicht hast du eine türkische Freundin oder einen Freund mit der/dem du über Unterschiede eurer Kulturen sprechen kannst.

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Prinz Eugen von Savoyen

1663 wurde Prinz Eugen in Paris als Sohn eines Prinzen von Savoyen und Olympia Mancini geboren. Da seine Mutter die Familie in Stich ließ, wuchs er bei seiner Großmutter auf.

Vorerst strebte er im Heer des französischen Königs Ludwig XIV. die militärische Laufbahn an. Doch dieser wies ihn wegen seiner geringen Körpergröße ab.

Völlig mittellos kam Prinz Eugen 20-jährig zu Kaiser Leopold I., der vor den herannahenden Türken von Wien nach Passau geflohen war. Das Reich wurde im Osten von den Türken und im Westen von Frankreich bedroht.

Mit großer Tapferkeit und uner-müdlichem Fleiß erzielte Prinz Eugen bedeutende Erfolge für Leopold I.; Eugen nahm 1683 an der Befreiung Wiens von den Türken teil, schließlich bannte er für lange Zeit die Türkengefahr.

Anfang des 18. Jahrhunderts ließ der Prinz eine mächtige Schutz-mauer um Wien, den „Linien-wall“, an der Stelle des heutigen

„Gürtels“, gegen Angriffe der Feinde bauen.

Neben der militärischen Laufbahn war er als Diplomat bei Friedens-verhandlungen und als Regie-rungsmitglied tätig. Prinz Eugen wurde Präsident des ✘Hofkriegs-rates. Er zeichnete sich durch genaue Kenntnisse der politischen und strategischen Lage sowohl im eigenen als auch im feindlichen Lager aus. Er hatte einen eigenen „Geheimdienst“.

Die finanzielle Lage des Kaisers wurde immer bedrohlicher. Den Soldaten konnte der Sold bereits zwei Jahre lang nicht ausbezahlt werden! Eugen schaffte es, das Geld dafür in England aufzutrei-ben. Das war Rettung in letzter Minute! Die Armee konnte ver-stärkt werden, die Soldaten erhiel-ten ihren Lohn.

Hohe Ämter (Reichsfeldmarschall, Statthalter des Herzogtums Mai-land und später der Österreichi-schen Niederlande) brachten ihm nicht nur hohes Ansehen, sondern auch viel Geld.

Das Bauen war des Prinzen Lust

Die Kriege und Feldzüge hatten soviel eingebracht, dass Prinz Eugen einige alte Häuser in der Wiener Himmel-pfortgasse kaufen konnte, um dort sein Stadtpalais zu errichten.

Weil er auch einen modernen Sommer sitz haben wollte, beauftragte er den berühmten Architekten Johann Lucas von Hildebrandt mit dem Bau von Schloss Belvedere.

Im Oberen Belvedere veranstaltete Prinz Eugen in erster Linie Feste und lud wichtige adelige Persönlichkeiten aus der Politik ein. Vom Balkon im Marmorsaal aus konnte er auf den Leopoldsberg blicken, wo er einst erfolgreiche Schlachten gegen die Türken geführt hatte.

Da er ein leidenschaftlicher Jäger war und vom Kaiser bereits die Herrschaft Obersiebenbrunn im Marchfeld geschenkt bekommen hatte, entschloss er sich, auch Schlosshof an der March und Nieder-weiden zu kaufen.

Abb.: 32

40 41

Wozu ist so ein Kommandostab wohl gut? zum Dirigieren und Musizieren

zum Kommandieren

zum Salutieren

zum Halluzinieren

Abb.: 33

Was spielten die Kinder damals?Hast Du schon einmal darüber nachgedacht? Hatten sie Spielzeug-autos, Puppen, Bauklötze oder Computerspiele? Gab’s im Kinderzim-mer eine Bastelecke?

So ganz sicher wissen wir das heute auch nicht mehr; denn wir haben nur mehr sehr wenig Spielzeug aus dieser Zeit; die meisten Spielsa-chen wurden leider in den Müll geworfen. Dafür aber gibt es recht viele Bilder von Malern, auf denen wir Kinder beim Spielen beobach-ten können.

Steckenpferdreiten

Auf einem selbstgemachten „Steckenpferd“ zu reiten, ist recht lustig und war schon damals eine beliebte Beschäftigung.

Ein einfaches Steckenpferd kannst du dir aus Pappkarton, einem Be-senstiel und einer Schnur selber machen.

Museums- und Besichtigungstipps: Schloss Belvedere in Wien: www.belvedere.at Schlosshof in Niederösterreich: www.schlosshof.at Heeresgeschichtliches Museum in Wien: www.hgm.or.at

Kaiserin Maria Theresia

Eine Frau als Staatsoberhaupt? Das war in der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts keine Selbstver-ständlichkeit. Kaiser Karl VI. hatte vorgesorgt, um seiner Tochter Maria Theresia die Thronfolge zu sichern.

Maria Theresia war eine ganz besondere Frau. Sie war die ein-zige Frau, die Österreich je regiert hat. Und das ganze 40 Jahre (1740 bis 1780) lang.

Weil sie keine Brüder hatte, wurde sie als älteste Tochter nach dem Tod ihres Vaters zur ✘Erz-herzogin von Österreich und Kö-nigin von Ungarn und Böhmen.

Sie war eine kluge und beliebte Herrscherin. Sie reorganisierte und modernisierte die Verwal-tung. Der erste Schritt ihrer weit reichenden Reformen war die Schaffung einer neuen Zäh-leinheit für Häuser. Jedes Haus erhielt eine sogenannte ✘Konskriptionsnummer. 929.000 Menschen wohnten 1754 in Niederösterreich, 175.000 da-von in Wien. 1790 hatte Nieder-österreich bereits 1.286.000 Einwohner.

1774 wurde die allgemeine Schul-pflicht eingeführt. Jede Provinz erhielt nun eine „Normalschule“, wo nicht nur Kinder unterrichtet, sondern zugleich die Lehrer aus-gebildet wurden. Daneben gab es Hauptschulen und einklas-sige Volksschulen, so genannte „Trivialschulen“, die sich meist in entlegenen Gebieten fanden, um auch dort ein Mindestmaß an Bildung zu ermöglichen.

Abb.: 34

42 43

Während die Wiener das ganze Jahr zur Schule gingen, genos-sen die niederösterreichischen Schüler relativ lange Ferien: das Schuljahr reichte am Land von Dezember bis März, die restliche Zeit wurden die Kinder zur Arbeit am Bauernhof benötigt. Zu die-ser Zeit betrug die Schulpflicht sechs Jahre.

Maria Theresia hatte auch die Folter abgeschafft und den Bau-ern mehr Rechte zugestanden.

Sie hatte 16 Kinder mit ihrem Mann, Franz Stephan von Loth-ringen, von denen aber drei Babys und drei Kinder in jugend-lichem Alter starben. Ihr ältester Sohn Joseph II. wurde nach ihr Kaiser von Österreich.

Ein großes Denkmal für Maria Theresia steht zwischen dem Naturhistorischen und dem Kunsthistorischen Museum in Wien.

Museums- und Besichtigungstipps: Hofmobiliendepot in Wien: www.hofmobiliendepot.at Kunsthistorisches Museum in Wien: www.khm.at

Abb.: 35

Verbinde die richtigen Puzzleteile durch Linien, damit die beiden Bilder wieder richtig zusammen passen.

In der Ausstellung findest du die Originale.

Abb.: 36 Abb.: 37

Kaiserin Maria Theresia

44 45

Joseph 11.

Joseph II. regierte seit 1765 zu-sammen mit seiner Mutter und sorgte für einen weiteren Re-formschub, der das Land allmäh-lich umkrempelte.

Der Kaiser ging daran, rein „beschauliche“ Klöster, ohne öffentlichen Nutzen, kurzerhand aufzulösen. Betroffen waren jene Klöster, die weder Schulen führ-ten noch Kranke betreuten und auch sonst keine sozialen Dienste erbrachten.

Mit dem eingesparten Geld gründete Joseph II. Pfarren in entlegenen Gebieten, denn

niemand sollte länger als eine Stunde gehen, um einen Gottes-dienst zu erreichen. Die Pfarrer waren dabei nicht bloß Seelsor-ger, sie übernahmen zugleich administrative Tätigkeiten: Buchführung über Geburten, Sterbefälle und Heiraten wurden ihnen zur Pflicht gemacht. Mit dem Toleranzpatent führte Joseph II. 1781 die Religions-freiheit ein. Zum Teil gab es erstmals die Möglichkeit, eine evangelische Kirche zu bauen.

Einsam und von der Tuberkulose gezeichnet, starb Joseph II. 1790.

Versuche die Sätze zu vervollständigen. Die Lösung erfährst du wenn du den Linien folgst.

Josef II. ließ Kranken

Josef II. ließ „unnötige“ Klöster

Josef II. führte für Bestattungen

ein Krankenhaus bauen (Altes AKH

in Wien)

den Sparsarg ein

auflösen

Franzosenkriege und Napoleon

Französische Armeen fielen 1805 aus Süddeutschland ein und zogen in Eilmärschen Richtung Wien.

Unterstützt von Russ-land und England wagte Kaiser Franz I. die Erhebung gegen Napoleon. Als das napo-leonische Heer anrückte, beka-men es die Russen mit der Angst zu tun und flüchteten.

Die österreichischen Soldaten sammelten sich mit den Russen bei Amstetten, wo sie am 5. November ein erstes Gefecht gegen die französischen Truppen wagten. Die Franzosen schlugen das heimische Heer in die Flucht, marschierten weiter und über-setzten in Melk die Donau.

Napoleon konnte selbst nicht glauben, was dann geschah: Die österreichischen und russischen Truppen flüchteten nach Mäh-ren – und gaben Wien kampflos auf. Da Gegenwehr weit und

breit nicht in Sicht war und auch die Brücken nicht zerstört wur-den, marschierte er direkt in die

Reichshaupt- und Residenz-stadt.

Niederösterreich stand nach dem gescheiterten Aufstand

unter französischer Be-satzung. Die Herrscher schlossen zwar schon am 26. Dezember 1805 den

Frieden von Pressburg, es dauerte aber mehrere

Wochen, ehe der letzte Soldat das Land verlassen hatte.

Kaiser Franz verwandelte Öster-reich in ein erbliches Kaisertum und Niederösterreich in eine Provinz dieses Kaisertums.

Als das ✘Heilige Römische Reich Deutscher Nation 1806 aufge-löst worden war, führte Nieder-österreich den Status eines ✘Kronlandes. Den rechtlichen Änderungen folgten die symbo-lischen: Das bisherige Wappen Alt-Österreichs, fünf Adler im blauen Schild bekrönt vom Erz-herzogshut, wurde zum offiziel-len Landeswappen.Abb.: 38

Abb.: 40 Kaiser Franz I.

Abb.: 39 Österreichischer Erzherzoghut von 1616

46 47

Österreich plante erneut die Erhebung gegen Napoleon und begann den Krieg 1809. Die fran-zösischen Truppen überschritten bald die Enns und standen vor Wien. Sechs Stunden bombar-dierten sie die Stadt und stürm-ten sie.

Als Napoleon die Donau in der Lobau übersetzte und Richtung Norden weiterzog, stürmten 100.000 Soldaten der österreichi-schen kaiserlichen Armee hinter dem Bisamberg hervor. In Aspern und Essling (heute Tei-le von Wien) krachten die Trup-pen aufeinander und bekämpften einander zwei Tage in wüsten Häusergefechten. Napoleon zog

nun seine gesamten Truppen nach und gewann die Schlacht bei Deutsch Wagram und damit den Krieg. Die Niederösterreicher traf es schlimm, denn diesmal wüteten die französischen Besatzer mit aller Aggression, woran auch der Wafffenstillstand nichts änderte. Orte, die des Widerstandes verdächtig wurden, brannten sie kurzerhand nieder. Es gab viele Todesurteile gegen Menschen, die des Widerstandes verdächtigt wurden.Mit dem Frieden von Schön-brunn entspannte sich die Lage langsam, obgleich die Truppen das Land nur zögerlich verließen.

Abb.: 41

Hier siehst du Napoleon in einer sogenannten Zille bei der Donauüberquerung. Vergleiche die Bilder miteinander und du wirst merken, dass sich beim unteren ein paar Fehler einge-schlichen haben! Findest du alle 7?

Abb.: 42

Franzosenkriege und Napoleon

48 49

Die Biedermeierzeit

Als Biedermeier wird die Zeit-spanne von 1815 (Wiener Kon-gress) bis 1848 (Beginn der bür-gerlichen Revolution) bezeichnet. Der Ausdruck bezieht sich auf die in dieser Zeit entstehenden eigenen Kultur und Kunst des Bürgertums.

Nach der napoleonischen Herr-schaft und den Verlusten in den Kriegen verlangte das Volk nach Vergnügungen aller Art. Nicht zuletzt um auch den harten All-tag und die teils schlechte soziale Lage zu vergessen. Man ging zum Tanz, hörte Strauss, Schubert und Beethoven, besuchte Rutsch-bahnen, Kirtage oder Feuerwerke. Landpartien und Sommerfrische wurden als Zeitvertreib Ausdruck echt biedermeierlichen Lebens-gefühls.

Mit Recht kann man behaupten, dass in dieser ✘Epoche die große Zeit des Wiener Kulturlebens auf allen Gebieten zum Durchbruch kam.

In der Malerei spielte zu dieser Zeit die Landschaftsdarstel-lung eine besondere Rolle. Die Künstler gingen nun selbst in die Natur, um Studien und Skizzen anzufertigen und dadurch in ihren Bildern, die sie im Atelier malten, größtmögliche Natur-wahrheit zu erzielen.

Neben der Landschaftsmalerei waren ✘Genrebilder besonders beliebt. Sie stellten Alltagsge-schichten dar, insbesondere aus der bäuerlichen und bürgerlichen Lebenswelt. Auch die ✘Porträt-malerei sowie das Blumenstil-leben hatten einen hohen Stellenwert.

Bedeutende Mahler dieser Zeit waren Ferdinand Georg Wald-müller, Friedrich Gauermann und Rudolf von Alt.

GemäldechaosHier hat Poldi aber einen gehörigen Streich gespielt. Alle Beschriftungstäfelchen bei den folgenden Bildern wurden vertauscht und sorgen so für ein Chaos. Welches Bild passt zu welcher Aussage?

Ein Tipp: Du findest alle Bilder in der Ausstellung und kommst damit der Lösung schon sehr nahe!

A

B

C

D

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Tiermalerei als eigenes Fach. Es entstanden porträthafte Darstellungen hocherrschaftlicher Haustiere. Karl Pischingers Bilder erfreuten sich sehr bald großer Beliebtheit. 1

Der Biedermeiermaler Eduard Ritter malte vor allem Szenen aus dem Bauernalltag.

In seinen Genrebildern schildert er das bäuerliche Leben auf unterhaltsame Weise.

Neben Porträts malte Ferdinand Georg Waldmüller in den ersten Jahren seines Schaffens fast ausschließlich Land-schaften. Als eine der ersten Naturstudie malte er 1822 die Burgruine Klamm bei Schottwien. 2

3

Mit viel Liebe malte Eduard Ritter die „Dekoration“ zu dieser Szene. So findet man als Beiwerk auf der Tisch-platte etwa eine Schnupftabakdose, eine Taschenuhr samt Schlüssel, ein Büchlein, einen Behälter mit Schreib federn, ein Stückchen Tafelkreide und eine rote Siegellackstange. 4

A =

B =

C =

D = Abb.: 43

Abb.: 44

Abb.: 45

Abb.: 46

Abb.: 47

50 51

✘ Glossar/Begriffedomestizieren – Haustiere und Kultur-pflanzen aus Wildformen züchten, zähmen, bändigen und nutzbar machen.Epoche – Ein längerer geschichtlicher Ab-schnitt mit grundlegenden Gemeinsamkeiten: z.B. in den Bereichen Soziales, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik. Erzherzog – war der Titel der kaiserlichen Prinzen des Hauses Österreich (1453 – 1918)Feldzeichen – sind militärische Abzeichen, die die Zugehörigkeit zu einer Partei kennt-lich machen.Genrebild – Ein Genrebild ist die Darstellung einer Altagsszene z.B. Menschengruppen, Szenen und Handlungen. Glossar – alphabetisches Wörterverzeichnis mit Erklärungen.Heiliges Römisches Reich – war die offizielle Bezeichnung für den Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser vom Mittelalter bis zum Jahre 1806.Heraldik – bedeutet Wappenwesen und umfasst die Bereiche Wappenkunde, Wappenkunst und Wappenrecht.Herzogtum – ist der stammes- bzw. gebiets-bezogene Amts- und Herrschaftsbereich eines Herzogs.Hofkriegsrat – wurde 1556 gegründet und war eine selbständige Militärverwaltungsbehörde. Unter dem Hofkriegsrat stand das gesamte Kriegswesen im Feld und die Beurteilung aller im Frieden zu treffenden militärischen Entscheidungen.Karolinger – ist der Name des Herrscher-geschlechtes der westgermanischen Franken. Sein berühmtester Vertreter war Karl der Große.Konfession – (lateinisch) christliche Glau-bensgemeinschaft. Konskriptionsnummer – Zur Erfassung der Bevölkerung wurden die zu den einzelnen Ortschaften gehörenden Wohngebäude mit einer fortlaufenden Nummer versehen.

Seite 10 Über die Schulter liegt ein feingefaltetes Kleid (Mantel?), mit einer Schnalle geschlossen.Seite 10 Am Kopf trägt sie einen Kruseler. Das sind mehrere übereinander gelegte Schleiertücher, deren wellenartige Säume an den Rändern als Rüschen erkennbar sind.Seite 11 Dem Spielzeugpferdchen fehlt die Lanze. Das Loch, das zum Anbringen der Lanze notwendig war kannst du gut erkennen.Seite 11 Alle vier Kinderspielzeuge in der Vitrine wurden aus Ton hergestellt. Meist aus fein geschlemmtem, braunrot gebranntem Ton.Seite 15 Bronzesitula/SitulaSeite 16 Roseldorf/keltische Münzen/PferdSeite 29 „Etwas im Schilde führen“= Hinterlistige Ritter… „Da hast du noch mal Schwein gehabt.“= Bei Ritterturnieren… „Einen Zahn zulegen“ = Die Kochkessel… „Etwas auf die hohe Kante legen“ = Die Betten… „Pechvogel“ = Die Bauern…Seite 32 Die ausgestellte Bündnisurkunde, gegen die vormundschaftliche Regie- rung König Friedrichs III., wurde von 254 Ständemitgliedern besiegelt.Seite 39 Belagerung/Croissant/Kaffee/Osmane/Prinz Eugen/SultanSeite 42 zum KommandierenSeite 45

Joseph II Kaiserin Maria TheresiaSeite 49

Seite 52 Gemäldechaos: A = 3, B = 1, C =4, D = 2

RätselauflösungKronland – hießen die Teilgebiete der Öster-reichisch–Ungarischen Monarchie, z.B. Öster-reich unter der Enns.kultivieren – anbauen, anpflanzen, ansäen, bauen, züchten.Limes – lateinisch: „Linie, Schneise“. Römische Grenze in Form von Palisadenzaun, Wall und Graben.Mark – Eine Mark bezeichnete im mittelalterli-chen Europa ein Grenzgebiet eines Reiches.Mosaik – aus kleinen, bunten Steinen oder Glas-splittern zusammengesetztes Bild zur Verzierung von Fußböden und Wänden.Nomade – Angehöriger eines Volkes, das inner-halb eines begrenzten Gebietes umherzieht.Pantomime – Darstellung einer Szene, Handlung nur mit Gebärden, Mienenspiel und Tanz.Porträt – Ein Porträt ist ein Gemälde, eine Foto-grafie, eine Plastik oder eine andere künstlerische Darstellung einer oder mehrerer Personen.Provinz – römischer Verwaltungsbezirk (Gebiet) außerhalb Italiens. Reformation – durch Martin Luther ausgelöste Bewegung zur Erneuerung der Kirche im 16. Jahrhundert, die zur Bildung der protestanti-schen (evangelischen) Kirche führte.Siegel – (lateinisch) Stempelabdruck; Briefver-schluss.Stände – (lateinisch: status) die mittelalterliche und neuzeitliche Gesellschaft Europas gliederte sich in mehrere Stände. Das Ständesystem war ein gesellschaftliches Ordnungsmodell. stola – langes Umwerftuch für römische Frauen.tunica – römisches Untergewand, eine Art Kleid.Votivgabe – in der katholischen Kirche als Bitte oder Dank für Hilfe in einer Notlage einem Heili-gen dargebrachte Gabe.

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LiteraturverzeichnisAusstellungskatalog des Landesmuseum Niederösterreich: Schätzereich, Schicksalsreich, Niederösterreich – Kostbarkeiten aus zwei Jahrtausenden, St. Pölten 2009.

Baumann, Gipsy und Franz. Bilder von Susanne Szesny: Alea iacta est. Kinder spielen Römer, Münster 1998.

Hoffmann-Pieper, Kristina/ Pieper, Hans Jürgen/ Schön, Bernhard. Bilder von Susanne Szesny: Das große Spectaculum. Kinder spielen Mittelalter, Münster 1995.

Gutkas, Karl: Geschichte Niederösterreichs, Wien 1984.

Keller, Hiltgart L.: Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der bildenden Kunst, Stuttgart 2001.

Macho, Andreas: Eine kurze Geschichte Niederösterreichs, Wien 2005.

Maier, Robert (Hg.): Marcus Gavius Apicius. De re coquinaria. Über die Kochkunst, Stuttgart 1991, s. 51

Mayer, Eva Maria Teja: Österreichische Geschichte erzählt. Niederösterreich, Wien 2005.

Petzold, Leander: Sagen aus Niederösterreich, 1992.

Ruschitzka, Gudrun: Beliebte Klassiker aus aller Welt, München 2002.

Abbildungsnachweis

Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg: S. 22 (Abb. 15)Benediktinerstift Melk (Foto: Augustin Baumgartner, Graz): Cover, S. 9 (Abb. 2)Benediktinerstift Seitenstetten (Foto: Peter Böttcher © Institut für Realienkunde): S. 49 (Abb. 42)Diözesanarchiv St. Pölten (Foto: Peter Böttcher © Institut für Realienkunde): Cover und S. 12 (Abb. 8) Heeresgeschichtliches Museum Wien/ Militärhistorisches Institut, Wien: S. 42 (Abb. 33)Kunsthistorisches Museum, Wien, Hofjagd- und Rüstkammer: Cover, S. 39 (Abb. 30)Kunsthistorisches Museum, Wien, Kunstkammer: S. 30 (Abb. 21)

Kunsthistorisches Museum, Wien, Münzkabinett: Cover, S. 16 (Abb. 10 und Abb. 11)Museum Waidhofen an der Ybbs (Foto: Peter Böttcher © Institut für Realienkunde): S. 48 (Abb. 41)Naturhistorisches Museum Wien, Prähistorische Abteilung: S.15 (Abb. 9)NÖ Landesarchiv, St. Pölten: S. 33 (Abb. 24), S. 34 (Abb. 25), S. 40 und 41 (Abb. 32)NÖ Landesbibliothek, St. Pölten: S. 36 (Abb. 27), S. 37 (Abb. 29), S. 43 (Abb. 34), S. 44 (Abb. 35)NÖ Landesmuseum, St. Pölten: Cover, S. 10 (Abb. 5), S. 31 (Abb. 22), S. 37 (Abb. 28), S. 39 (Abb. 31), S. 45 (Abb. 36 und 37), S. 47 (Abb. 39 und 40), S. 50 (Abb. 43), S. 51 (Abb. 44 - 47)NÖ Landesmuseum, Museum für Urgeschichte/ Asparn an der Zaya: S. 8 (Abb. 1a und 1b), S. 10 (Abb. 3, Foto: Norbert Weigl), S. 11 (Abb. 6 und 7 © Institut für Realienkunde), S. 23 (Abb. 16 und 17a-d)NÖ Landesmuseum, Archäologischer Park Carnuntum: Cover, S. 18 (Abb. 12 und 13), S. 20 (Abb. 14) Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung: Haus-, Hof- und Staatsarchiv: S. 32 (Abb. 23)Römermuseum Tulln (Foto: Peter Böttcher © Institut für Realienkunde): S. 11 (Abb. 4)Stadtmuseum, Wiener Neustadt: S. 46 (Abb. 38) Stift Klosterneuburg, S. 25 (Abb. 19), S. 34 (Abb. 26)Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz (Foto: Peter Böttcher © Institut für Realienkunde): S. 24 (Abb. 18)Zisterzienserstift Zwettl (Foto: Peter Böttcher © Institut für Realienkunde): S. 29 (Abb. 20)

Möchtest du wissen, wie die Geschichte Niederösterreichs

weitergeht? Dann freue ich mich auf deinen Besuch in den kommen-

den Sonderausstellungen!

Poldi

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Highlights 2010Aliens - PflAnzen und Tiere Auf WAnderscHAfT 14. März 2010 - februar 2011

JAkob PrAndTAuer - leben iM bArock 9. Mai 2010 - februar 2011

icH isT ein Anderer - die kunsT der selbsTdArsTellung2. oktober 2010 - september 2011

Di bis So von 9 bis 17 Uhr

Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten T: +43 2742 90 80 90-999

www.landesmuseum.net

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