Kindernothilfe-Stiftung Jahresbericht 2005 · Alisa & Janina Hoefer-Stiftungsfonds • Förderung...

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Jahresbericht 2005 Kindernothilfe-Stiftung

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Inhalt

Inhalt

Vorwort Grußwort von Dr. Norbert Blüm

EinführungDr. Jürgen Thiesbonenkamp: Eine Chance für die Hoffnung

MedienpreisPreis für die Rechte des Kindes

ProjekteÜberblick über die unterstützten Projekte

ThemenfondsDie Fonds und ihre Schwerpunkte

StiftungsfondsDie Förderung im Jahr 2005

TreuhandstiftungenStiften – ganz konkret

Testamente Stifter im Porträt: Heinrich Krumfuß

Firmen stiften Zukunft Peter Jordis über sein Engagement für die Kindernothilfe

FinanzenJahresabschluss und Kommentierung der Zahlen

Porträt Zukunft stiften: Die Kindernothilfe-Stiftung

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3Jahresbericht 2005

Im vergangenen Jahr war ich in Kalmunai an der Ostküste Sri Lankas. Dort besuchte ich ein Wiederaufbauprojekt der Kindernothilfe. Die Menschen dort haben durch den Tsunami alles verloren. Dass sie trotz Zerstörung und Not nicht verzweifelten, ver-danken sie der Hilfsbereitschaft vieler engagierter Menschen.

Mein Besuch hat mir gezeigt, wie wichtig die Arbeit der Kindernothilfe ist, aber auch, was durchdachte planvolle Hilfe leisten kann, Hilfe, die die Menschen mit einbezieht, sich an ihren Bedürfnissen und Vorstellungen orientiert. Vieles haben wir erreicht, doch vieles ist noch zu tun.

An dieser Stelle möchte ich allen, die zum Erfolg der Kindernothilfe-Stiftung beigetra-gen haben, ganz herzlich danken. Persönlich, aber auch im Namen der vielen Kinder, denen damit Jahr um Jahr geholfen werden kann.

Sechs Jahre nach ihrer Gründung steht die Stiftung auf solidem Fundament. Das ist ein großer Erfolg in dieser schwierigen Zeit. Gemeinsam haben wir viel erreichen können für die Kinder dieser Welt.

Auch für das kommende Jahr wünsche ich uns allen Tatkraft, Motivation und Energie, um die notwendigen Aufgaben zu meistern.

Herzlichst Ihr

Dr. Norbert Blüm Vorsitzender des Stiftungsrates der Kindernothilfe-Stiftung

Liebe Leserin, lieber Leser!

Vorwort

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Stifter helfen langfristig. Stiftungen fördern nachhaltig. Nicht selten haben Stiftungen über Durststrecken hinweg-geholfen, wenn andere Förderungsmög-lichkeiten ausblieben oder nicht zur Ver-fügung standen.

Stiftungen stehen für Einsatz und Enga-gement in Deutschland. Stifter möch-ten etwas bewirken: Not lindern, soziale Missstände beheben, Defizite in vielen sozialen, medizinischen und kulturellen Bereichen der Gesellschaft überwinden. Stifter sind bereit, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Stiftungen sind wie die Hefe im Teig. Sie bringen Wachstum und Veränderung in Gang und wecken schlummernde Kräfte. Im Wissen darum, dass wir in der einen Welt mitein-ander verbunden sind, haben Stiftungen auch das Ziel, Kindern in den armen Län-dern des Südens den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen. Für dieses Ziel setzen sich die Kindernothilfe-Stiftung und die ihr angeschlossenen Stiftungen ein.

Wir sind sehr dankbar, dass im Jahr 2005 das Stiftungs- und Fondskapital durch

Zustiftungen und Zuwendungen auf 4,4 Millionen zum 31. Dezember 2005 gestiegen ist und wir die D&H Bender Stiftung für Berufsausbildung, die Hardy-Schmidt-Stiftung, die Kindermut-Stiftung, die Manfred-Rothe-Stiftung und die VBCCML Güldener Stiftung als Stiftungen unter dem Dach der Kinder-nothilfe begrüßen können.

Was die Stiftung trägt, ist der Wille der Stifter, in dieser Welt Zeichen zu set-zen, dass Kinder und junge Menschen aus Armut und Gewalt herauskommen und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Sie stiften damit Gerechtigkeit und Hoffnung. Sie sind eine Brücke der Menschlichkeit und geben, ähnlich wie in der Patenschaft, in einem weiteren Ho-rizont dem Einsatz und Engagement ein menschliches Gesicht. Stiftungen sind Vertrauenssache. Und das geben sie auch weiter. Denn sie stiften Vertrauen und Lebensmut und sind selbst ein Zeichen für das Vertrauen in das Leben. Vertrau-en weckt Vertrauen, sagt ein christliches Sprichwort. Weil Kinder davon leben, ist es so wichtig wie Essen und Trinken, ein

Zuhause und eine gute Bildung. Manches davon konnten wir durch die Kinder- nothilfe-Stiftung ermöglichen und an Kinder weitergeben. Davon können Sie in diesem Bericht lesen.

Mit herzlichem Dank für alle Unterstüt-zung und Begleitung und der Hoffnung auf gute Zusammenarbeit in der Zukunft grüße ich Sie herzlich

Ihr

Dr. Jürgen ThiesbonenkampVorstandsvorsitzender der Kindernothilfe-Stiftung

Einführung

Eine Chance für die Hoffnung

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5Jahresbericht 2005

Als Kinderhilfswerk will die Kindernot- hilfe-Stiftung mit der Auslobung des Prei-ses die Kinderrechte stärken, Handlungs-bedarf aufzeigen und herausragende Beiträge bekannt machen. Die mit jeweils 2.500 Euro dotierten Auszeichnungen erhielten die Fernsehreporterin Barbara Lüthi, der Hörfunkjournalist Bernd-Uwe Gutknecht und der Journalist Philipp Oehmke. Erstmals hatte die Kindernot-hilfe-Stiftung den Medienpreis auch für Bildjournalisten ausgeschrieben. Hier zeichnete die Jury Frederik Jötten aus. Die vier Preisträger wurden vor rund 200 geladenen Gästen in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen in Berlin ge-ehrt. Die Stiftungsräte Christina Rau und Dr. Norbert Blüm überreichten gemein-sam mit Armin Laschet, Generationen- minister des Landes Nordrhein-Westfa-len, die Preise. Fritz Pleitgen, Intendant

des Westdeutschen Rundfunks, hielt die Laudatio, die ARD Wetter-Modera-torin Claudia Kleinert führte durch den Abend. Barbara Lüthi erhielt den Preis in der Spar-te TV für ihren Bericht „Kinder-Händler“, der im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde. Darin zeigt Lüthi, wie Kinder und Jugendliche aus dem bitterarmen Alba-nien während der Olympischen Spiele in Griechenland zur Kinderarbeit gezwun-gen wurden. In der Sparte Hörfunk wur-de Bernd-Uwe Gutknecht für sein Fea-ture über Frauenbeschneidung in Kenia prämiert. In „Böses Blut“, gesendet vom Bayerischen Rundfunk, beschreibt er, wie gerade Frauen in den Dörfern diese offizi-ell verbotene Tradition aufrechterhalten. Philipp Oehmke ist der Preisträger in der Kategorie Print. In der Reportage „Entzie-hungsberechtigter“ schildert Oehmke,

wie ein Jugendlicher aus einer Alkoholi-kerfamilie mit Erfolg gegen seine Eltern aufbegehrt. Der Artikel wurde im Ma-gazin der Süddeutschen Zeitung abge-druckt. Das Foto von Frederik Jötten er-schien in der Frankfurter Rundschau und zeigt eine Kindersoldatin aus dem Nor-den Ugandas, der man die bitteren Erfah-rungen in der Armee von Rebellenführer Joseph Kony deutlich ansieht. Unterstützt wurde die Veranstaltung „Kinderrechte in der Einen Welt“ von den Unternehmen Brendow Verlag + Medien, jordis concept, Skoda Auto Deutschland GmbH, Unilever Foodsolu-tions mit der Knorr Küchenbrigade und Mitgliedern des Culinary Teams „Let’s go Magic Germany“ unter der Leitung von Karlheinz Haase sowie von der Ver-tretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund.

Die Kindernothilfe-Stiftung vergab in diesem Jahr zum siebten Mal den Medienpreis

„Kinderrechte in der Einen Welt“. Ausgezeichnet werden damit journalistische Bei-

träge, die in besonderer Weise auf Kinderrechtsverletzungen aufmerksam machen.

Preis für die Rechte des Kindes Norbert Blüm, Armin Laschet und Christina Rau mit den Preisträgern (v. l.)

Medienpreis der Kindernothilfe-Stiftung

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Die Förderung im Überblick

Die Projektarbeit 2005

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Die Förderung im ÜberblickAuch 2005 konnte die Kindernothilfe-Stiftung dank zahlreicher Zu-

stiftungen und Zuwendungen vielen Tausend Kindern helfen und

ihre Förderung weiter ausbauen. Das Kapital der Stiftung und das

von ihr verwaltete Treuhandvermögen verzeichneten Zuwächse in

Höhe von rund 1,4 Millionen Euro. Die Stiftung verfügt damit über

ein Stiftungs- und Treuhandvermögen von über 5,9 Millionen Euro.

Die geförderten Projekte im Überblick

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8 Jahresbericht 2005

Erträge aus Zustiftungen

• Förderung eines Straßenkinder- projektes in Manila, Philippinen• Unterstützung eines landwirtschaft- lichen Ausbildungsprojektes in Mitrovica, Kosovo

Themenfonds

Kinder in besonders schweren Lebenslagen• Hilfe für die Kinder aidskranker Eltern in Bangalore und Delhi, Indien Mädchen- und Frauenförderung• Förderung Einkommen schaffender Maßnahmen für Frauen in Huancave- lica, Peru Berufsausbildung • Unterstützung eines Berufsausbil- dungsprojektes für Jugendliche in Legazpi, Philippinen

Stiftungsfonds

Alisa & Janina Hoefer-Stiftungsfonds• Förderung eines Ausbildungs- und Rehabilitationsprogramms für missbrauchte Mädchen in Addis Abeba, Äthiopien Bernd Zimmermann-Stiftungsfonds• Förderung eines landwirtschaftlichen Ausbildungsprojektes für Jugendliche in Uganda Bucheckern-/W. Hartwig-Stiftungsfonds• Hilfe für Kinderfamilien und Aids- waisen in einem Dorfentwicklungs- programm in Sambia Dalit-Stiftungsfonds• Seebeben-Hilfe für Dalit-Kinder in Cuddalore, Indien

Ernst-J. Feicht-Stiftungsfonds• Unterstützung einer Landwirtschafts- schule in Piet Retief, Südafrika Erika Metzger-Röttgers-Stiftungsfonds• Hilfe für missbrauchte Kinder in Bangalore, Indien Federa Christel und Dr. Fritz-Stiftungs- fonds• Unterstützung eines Straßenmäd- chenprojektes in Durban, Südafrika Im Namen Jesu-Stiftungsfonds• Unterstützung eines Mädchen- wohnheims in Kalmunai, Sri Lanka Indiens Kinder-Stiftungsfonds• Hilfe für Müllsammlerkinder in Delhi, Indien Karin Schramm-Stiftungsfonds• Existenzgründungsberatung für Frauen-Selbsthilfegruppen in einem Dorfentwicklungsprojekt in Sambia Kerstin Onkelbach-Stiftungsfonds• Hilfe für Aidswaisen in Masaka, Uganda Leni Germies-Stiftungsfonds • Unterstützung eines Projektes für missbrauchte Kinder in Bangalore, Indien Mara & Matthias Moser-Stiftungsfonds• Förderung eines Straßenkinder- zentrums in einem Armenviertel in Nova Iguaçu, Brasilien Marianne Kriwet-Stiftungsfonds• Rehabilitation von behinderten Kindern in Addis Abeba, Äthiopien Marianne und Max Deininger- Stiftungsfonds • Förderung einer Kunst- und Musik- schule für Kinder im Armenviertel von Achupallas, Chile Nebe-Stiftungsfonds zu Ehren von Magdalena und Erastus Shamena• Unterstützung eines Schülerwohn- heims in Otjiwarongo, Namibia

Renate Boettger-Stiftungsfonds• Finanzierung der Operationskosten behinderter Kinder in Kikuyu, Kenia Renate Colditz „Für das Leben“ Stiftungsfonds• Hilfe für Aidswaisen in Blantyre, Malawi Stiftungsfonds „Ausbildung für Mädchen in Lateinamerika“• Förderung eines Ausbildungspro- gramms für Mädchen in La Paz, Bolivien Werner Stahmer-Stiftungsfonds • Unterstützung von Flüchtlingsfamilien in Darfur, Sudan „Zukunft für uns und andere“ Stiftungsfonds• Renovierung eines Mädchen- wohnheims in Pune, Indien

Treuhandstiftungen

D&H Bender Stiftung für Berufs- ausbildung• Förderung eines Berufsausbildungs- zentrums in Jinja, Uganda Hardy-Schmidt-Stiftung• Unterstützung eines Bildungs- programms für Aidswaisen in Sambia Kindermut-Stiftung• Unterstützung einer Säuglingsstation für zurückgelassene Kinder aidskran- ker Mütter in St. Petersburg, Russland Manfred-Rothe-Stiftung • Renovierung von zwei Schülerwohn- heimen und Förderung von 13 Paten- kindern in Mysore, Indien• Kauf einer Auto-Rikscha für ein Heim für behinderte Kinder in Vellore, Indien VBCCML Güldener Stiftung• Unterstützung eines Hilfsprojektes für Waisen und Witwen in Byumba, Ruanda

Projekte

Die Kindernothilfe-Stiftung hat 2005 folgende Projekte aus Erträgen ihres

Stiftungs- und Fondskapitals sowie ihrer Treuhandstiftungen gefördert:

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9Jahresbericht 2005

Von zu Hause ausreißen, tagelang durch die Straßen stromern, Hunger bis zur Erschöpfung, getrieben von der Angst, wieder zurück zu müssen. All das haben die Mädchen und Jungen im Straßen-kinderzentrum der Stiftung Kaibigan in Manila schon mehrmals hinter sich. Da-bei sind viele von ihnen noch keine zehn Jahre alt. In ihren großen Augen sieht man Leere und Trauer. An die 80 Stra-ßenkinder finden im Kaibigan-Shelter Zuflucht. Hierher kommen sie, wenn sie gar nicht mehr weiterwissen. Hier gibt es ein warmes Essen, eine heiße Dusche, ein Nachtquartier. Wer Jahre lang nicht in die Schule gegangen ist, kann hier Lehrstoff nachholen. Vor allem aber finden die Kin-der die Geborgenheit, die sie seit Jahren nicht mehr erlebt haben. Sie bekommen

psychologische Betreuung und finden Freundinnen und Freunde. „Das Leben auf der Straße ist hart. Gewalt gehört für die Kinder zum Alltag“, erzählt die Leiterin des Projektes. Susan Biteng war früher selbst ein Straßenkind – bei Kaibi-gan fand sie die für ihr weiteres Leben so wichtige Förderung und Unterstützung. Heute setzt die Sozialarbeiterin alles daran, die Kinder von der Straße zu ho-len. Mehr als 700.000 Kinder leben auf den Straßen von Metro Manila – täglich werden es mehr. Zehntausende leben in den Slums und Armenvierteln der Stadt – ohne Aussicht auf Bildung, ohne ausrei-chend Ernährung, Zuwendung und medi-zinische Versorgung. Die Straßenkinder kämpfen jeden Tag erneut ums Überle-ben. Sie putzen Schuhe, tragen Zeitun-

gen aus, verkaufen Süßigkeiten, Blumen, Zigaretten und im schlimmsten Fall sich selbst. UNICEF schätzt, dass sich mehr als 20.000 philippinische Kinder prosti-tuieren. Viele rutschen in die Kriminali-tät ab: Diebstahl, Raub oder Drogen sind an der Tagesordnung. Als Folge dieser Lebensumstände leiden die Kinder und Jugendlichen oft unter psychischen Er-krankungen. Dennoch können sich viele kein anderes Leben vorstellen. Wenn sie von der Straße geholt werden, vergehen oft Jahre, bis sie sich an die neue Situati-on gewöhnt haben.

Die Kindernothilfe-Stiftung unterstützte das Kaibigan-Straßenkinderzentrum mit Erträgen aus Zustiftungen ins Stiftungs-kapital.

Hilfe für Straßenkinder in Manila

Eine heiße Dusche und freundliche Worte

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10 Jahresbericht 2005

Die Themenfonds ermöglichen unseren Stiftern, ihre Zuwendung ganz gezielt für bestimmte Kindernothilfe-Projektberei-che einzusetzen. Sie können festlegen, ob ihr Geld für benachteiligte Mädchen und Frauen, für Berufsausbildungspro-jekte, für den Schutz missbrauchter oder behinderter Kinder oder zur Förderung von Straßenkindern oder Aidswaisen ver-wendet wird.

Themenfonds „Mädchen- und Frauenförderung“

„Die Zukunft der Welt ist davon abhän-gig, wie die Zukunft der Mädchen und Frauen aussieht“, sagte Kofi Annan, Ge-

neralsekretär der Vereinten Nationen. Die weltweite Ausgrenzung durch Armut – sie trifft Mädchen und Frauen beson-ders hart. Mädchen werden von Geburt an benachteiligt. Sie dürfen nicht zur Schule gehen, müssen oft früh heira-ten und Kinder bekommen. Millionen Mädchen sind Gewalt oder gefährlichen Traditionen wie der Beschneidung aus-gesetzt. Die Kindernothilfe-Stiftung hilft benachteiligten Mädchen weltweit und bietet ihnen konkrete Hilfe – durch Bil-dung und Ausbildung, berufliche Förde-rung und Aufklärung. Im vergangenen Jahr kamen die Erträge des Themenfonds „Mädchen- und Frau-enförderung“ einer Frauenkooperative in Huancavelica, Peru zugute.

Hilfe zur SelbsthilfeDie Frauen aus Huancavelica, PeruNot und Armut prägen das Leben der Menschen in Huancavelica in den Anden Perus. Die Gemeinde zählt zu den ärms-ten der Region. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Viele Familien leben von der Hand in den Mund, oft reicht ihr Verdienst noch nicht einmal aus, um ihre Kinder zu ernähren. Wenn es am Nötigsten fehlt, sind es häufig die Kinder, die am meis-ten leiden. Viele Kleinkinder leiden unter Magen-Darm-Infekten. Auch Tuberku-lose, Lungenentzündungen, Infektionen der Atemwege und bakterielle Infektio-nen sind keine Seltenheit. Zusammen mit der peruanischen Organisation „Espigas“ versucht die Kindernothilfe das Leid die-

Themenfonds Es gibt viele Wege, sich bei der Kindernothilfe als Stifterin oder Stifter zu engagieren.

Einfach und unbürokratisch ist die Zuwendung in einen der Themenfonds der

Kindernothilfe-Stiftung. Mädchen- und Frauenförderung, Berufsausbildung und Hilfe

für Kinder in besonders schweren Lebenslagen – das sind unsere Schwerpunkte.

Projekte

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11Jahresbericht 2005

ser Menschen zu lindern. Die Kindernot-hilfe unterstützt 30 benachteiligte Frau-en und hilft ihnen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Gemeinsam gründe-ten die Frauen Kleinbetriebe, so genann-te „microempresas“, für die Vermarktung und den Absatz handgefertigter Woll-waren aus der Region. Auch in Buchfüh-rung, Geschäftsführung, Marketing und Vertrieb werden die Frauen geschult. Heute können viele Frauen mit dem erzielten Gewinn ihre Kinder ernähren und sie darüber hinaus auch zur Schule schicken.

Themenfonds „Berufsausbildung“

Jugendliche wollen und müssen lernen. Doch viele Mädchen und Jungen aus den armen Ländern des Südens haben kaum die Chance, ihre Begabungen zu entfalten. Für sie ist eine Ausbildung der Schlüssel zu einer besseren Zukunft. Der Themenfonds „Berufsausbildung“ unterstützte im vergangenen Jahr ein Berufsausbildungsprojekt auf den Philip-pinen.

Bildung macht stärkerAusbildungsprogramm in LegazpiIn Legazpi, einer Hafenstadt 500 Kilo-meter südöstlich von Manila, leben viele Menschen am Rande des Existenzmini-mums. Gesunde Kinder, genügend Es-sen auf dem Tisch, Arbeit und die Mög-lichkeit, sich selbst zu versorgen, das ist für viele Familien ein unerreichbarer

Traum. Seit Jahrzehnten hausen sie in den Elendsquartieren der Stadt. Viele von ihnen hatten nie die Chance eine Schu-le zu besuchen oder eine Ausbildung zu machen. Gewalt, Schmutz, Diskriminie-rung und Misshandlungen prägen ihr Le-ben. Im „Center for Enterprise, Livelihood and Technology Department“ (CELTD) erhalten 150 Jungen und Mädchen im Al-ter von 13 bis 19 Jahren die Chance, den Kreislauf von Armut und Not zu durch-brechen. In einjährigen Kursen können sie sich zum Bäcker, Elektrotechniker, Au-tomechaniker, Elektriker, Werkzeugma-cher, Schneider, Schweißer oder zur Kos-metikerin ausbilden lassen und haben so die Chance, später auf eigenen Beinen zu stehen. Auch wer keine abgeschlossene Schulbildung hat, wird aufgenommen. Nach der Ausbildung haben die Jugendli-chen gute Chancen, als Handwerker eine Anstellung zu finden oder sich selbst-ständig zu machen.

Themenfonds „Kinder in besonders schweren Lebenslagen“

Hilfe für Straßenkinder, Kriegs- und Aids-waisen, behinderte Kinder und Opfer von sexuellem Missbrauch – der Themen-fonds „Kinder in besonders schweren Lebenslagen“ möchte Not leidenden Kin-dern und Jugendlichen eine neue Lebens-perspektive geben. Der Themenfonds „Kinder in besonders schweren Lebenslagen“ finanzierte u.a. den Kauf eines Krankenwagens für den Transport aidskranker Kinder.

Hoffnung trotz HIV/AidsAidswaisen in Delhi27 Jungen und Mädchen leben im Über-gangswohnheim in Rohini, einem Stadt-teil der indischen Hauptstadt Delhi. Vie-le haben ihre Eltern durch Aids verloren oder ihre Eltern sind zu schwach, um für sie zu sorgen. Im Übergangswohnheim finden verlassene Kinder ein neues Zu-hause. Die Hauseltern spielen und ler-nen mit ihnen und sorgen dafür, dass sie wieder zur Schule gehen. Vor allem aber finden sie hier die Geborgenheit, die sie für eine gesunde Entwicklung brauchen. Auch für ihre langfristige Unterbringung ist gesorgt, nach einer Phase der Einge-wöhnung und Stabilisierung werden sie in einem Schülerwohnheim unter-gebracht. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Kindernothilfe-Partners „Nav- jeevan Seva Mandal“ ist die Behandlung und medizinische Betreuung HIV-infi-zierter Kinder. Viele Eltern haben kein Geld für Medikamente und Arztbesuche. Die Kindernothilfe übernimmt die Kos-ten für die medizinische Versorgung der Kinder und finanzierte die Anschaffung eines Krankenwagens.

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12 Jahresbericht 2005

Projekte

Hilfe zur SelbsthilfeAidswaisen in Uganda

Agnes Eltern sind gestorben, als sie noch klein war. Seitdem lebt sie ganz auf sich allein gestellt in einem kleinen Dorf in der Nähe der Kleinstadt Tororo. Ihre El-tern hat sie durch Aids verloren. Wie Ag-nes geht es vielen Mädchen und Jungen in Uganda. Mehr als 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in diesem Gebiet sind bereits Waisen. Viele Familien in den Dör-fern der Umgebung bestehen nur noch aus Kindern und alten Menschen. Mütter und Väter, die Haupternährer einer Fami-

lie, sind gestorben. Für eine geborgene Kindheit, eine Schulausbildung und un-beschwertes Spielen bleibt keine Zeit. Die Farmschulen des Kindernothilfe-Partners „African Evangelistic Enterprise“ (AEE) bedeuten für diese Jugendlichen eine echte Chance für die Zukunft. Zusammen mit ihren Mitschülerinnen und Mitschü-lern lernt Agnes, wie man Kochbananen und Gemüse anbaut. „Prüft zunächst, ob der Boden eurer Felder für den Bananen-anbau geeignet ist“, erklärt ihre Lehrerin. Weiter erfahren die Mädchen und Jun-gen in den Bukedi Farmschulen alles über die Pflege der Bananenstauden und über

die Schädlingsbekämpfung. Auch die Bie-nenzucht und die Honigproduktion ste-hen auf dem Lehrplan. Nach einer Woche Schulung gehen die Jugendlichen auf die Felder ihrer Eltern zurück. Auch viele Dorfbewohner profitieren davon. Denn die Mädchen und Jungen können das Er-lernte gleich anwenden. Agnes erzählt: „In der Schule haben wir schon viel über das Bewässern unserer Felder gelernt. So ist die Ernte in diesem Jahr schon viel besser. Teuren Mineraldünger oder Pflan-zenschutzmittel brauchen wir nicht.“ Auch in den drei Wochen zu Hause ist das Mädchen nicht auf sich allein gestellt.

StiftungsfondsDas Jahr 2005 stand ganz im Zeichen der Stiftungs- und Namensfonds der

Kindernothilfe-Stiftung. 21 Fonds verwaltet die Stiftung derzeit unter ihrem Dach.

Die Erträge der Fonds kamen u.a. einem Schutzhaus für Straßenmädchen in

Bolivien, einer Farmschule für Aidswaisen in Uganda und einem Gemeinwesen-

entwicklungsprogramm in Malawi zugute. Lesen Sie, was die Hilfe konkret

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13Jahresbericht 2005

Ihre Lehrerin besucht sie in dieser Zeit, berät sie bei konkreten Fragen und leitet sie an. Zu dieser Betreuung und Beglei-tung gehört unter anderem auch zu ler-nen, wie man selbst angebaute Produkte richtig vermarktet und wie die Buchhal-tung funktioniert. Auch Ernährungs- und Gesundheitslehre sowie Aids-Aufklärung gehören zum Programm. Agnes ist froh, dass sie sich durch ihr erlerntes Wissen nun selbst versorgen kann. Der Bernd Zimmermann-Stiftungsfonds unterstützte das Aids-Aufklärungspro-gramm der „Bukedi Farmschulen“.

Zuflucht für MädchenDas Schutzhaus „Casa Oqharikuna“

Claudia ist 15 – und schon Mutter. Wer der Vater ist, darüber spricht Claudia nicht. Etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf – dafür ging Claudia mit vielen Män-nern mit. Denn sie lebte auf der Straße in der bolivianischen Großstadt La Paz. Vor einigen Monaten hat sie zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Bett geschlafen, zum ersten Mal geduscht und zum ersten Mal Frühstück, Mittag- und Abendessen bekommen. Claudia und ihr Baby leben

in einer von der Kindernothilfe geförder-ten Zufluchtsstätte für Straßenmädchen. 48 junge Frauen haben hier ein Zuhause gefunden. Sie haben dem Leben auf der Straße den Rücken gekehrt und leben mit ihren Säuglingen und Babys in der „Casa Oqharikuna“. Weiteren 90 Mädchen, die noch auf der Straße leben, dient das „Haus der Menschlichkeit“ als Anlauf-stelle. Viele Mädchen erfahren hier zum ersten Mal in ihrem Leben Zuneigung, Respekt und Ehrlichkeit und können mit der Zeit Vertrauen entwickeln. Sie haben die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, einen Beruf zu lernen und Freundschaf-ten zu schließen. So lernen sie, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Der Stiftungsfonds „Ausbildung für Mäd-chen in Lateinamerika“ unterstützte das Ausbildungsprogramm der „Casa Oqha-rikuna“.

Modellprojekt in MalawiAusbildung – die einzige Chance

In der Kindertagesstätte des „Com-munity Based Care Orphan Program-me“ in einem Armenviertel in Blantyre herrscht reges Treiben, Kinder krabbeln

oder laufen durch die Räume, aus der Küche tönt lautes Lachen. Heiter und entspannt scheint der Alltag. Doch vie-le Mädchen und Jungen haben schwere Zeiten hinter sich. Sie sind Halbwaisen, ihre Väter sind an Aids gestorben. Die Mütter müssen oftmals zehn Kinder und mehr alleine versorgen. Die Ta-gesstätte des „Community Based Care Orphan Programme“ hilft ihnen, ihren Alltag zu bewältigen. Hier erhalten ihre Kinder eine umfassende und liebevolle Betreuung und ein nahrhaftes Mittag-essen. Ihrem Alter gemäß werden sie durch spielerisches Lernen betreut und gefördert. Diese pädagogische Betreu-ung ist wichtig. Den Mädchen und Jun-gen soll vermittelt werden, wie wichtig Lesen, Schreiben und Rechnen sind. Auch für die Älteren ist gesorgt. 20 Mädchen und Jungen können im Rahmen des Pro-jektes eine Ausbildung zum Schreiner, Bäcker oder Schneider machen. Außer-dem erlernen sie Grundkenntnisse der Geschäftsführung. Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die Jugendlichen Kleinkredite, um sich mit einer kleinen Werkstatt oder einem Laden selbststän-dig machen zu können. Auch die Eltern oder Pflegeeltern werden unterstützt.

Sie erhalten Kleinkredite, können an Alphabetisierungskursen teilnehmen und Aids-Aufklärungskurse besuchen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Nach-barschaftshilfe. Viele Familien bestehen oft nur aus Kindern. Die älteren Kinder sind mit der Betreuung ihrer jüngeren Geschwister völlig überfordert. Daher werden Nachbarinnen und Nachbarn mobilisiert, um Verantwortung zu über-nehmen und diese Kinderfamilien regel-mäßig zu betreuen.Der Renate Colditz „Für das Leben“ Stif-tungsfonds förderte die Betreuung der Kinder in der Tagesstätte.

Im Schutzhaus „Casa Oqharikuna“ finden Straßenmädchen und ihre Babys ein neues Zuhause

In der Kindertagesstätte in Blantyre werden Aidswaisen liebevoll betreut

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14 Jahresbericht 2005

Projekte

TreuhandstiftungenImmer mehr Menschen begeistern sich für die Idee der Stiftung und gründen

eine eigene Stiftung unter dem Dach der Kindernothilfe-Stiftung. Als Förder-

stiftungen der Kindernothilfe leisten sie einen wichtigen Beitrag zur langfristigen

Absicherung der Arbeit der Kindernothilfe. Auf den folgenden Seiten möchten

wir Ihnen zwei Projekte treuhänderisch verwalteter Stiftungen vorstellen. Lesen

Sie, was die Arbeit der Kindermut-Stiftung und der VBCCML Güldener Stiftung im

vergangenen Jahr bewirkt hat.

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15Jahresbericht 2005

TreuhandstiftungenImmer mehr Menschen begeistern sich für die Idee der Stiftung und gründen

eine eigene Stiftung unter dem Dach der Kindernothilfe-Stiftung. Als Förder-

stiftungen der Kindernothilfe leisten sie einen wichtigen Beitrag zur langfristigen

Absicherung der Arbeit der Kindernothilfe. Auf den folgenden Seiten möchten

wir Ihnen zwei Projekte treuhänderisch verwalteter Stiftungen vorstellen. Lesen

Sie, was die Arbeit der Kindermut-Stiftung und der VBCCML Güldener Stiftung im

vergangenen Jahr bewirkt hat.

Wenn es nach Sascha ginge, dann hätte er das Aprikosenpüree verschlafen. Ein paar Blicke in die große Welt, einmal am Fläschchen genuckelt, ein kurzes Blinzeln, schon ist er eingenickt. Sascha ist drei Wochen alt, ein Frühchen. Seit seiner Ge-burt liegt er auf der Säuglingsstation des Kinderkrankenhauses Nr. 3 in St. Peters-burg, Russland. Wie ein Gepäckstück hat ihn seine Mutter auf der Entbindungs-station zurückgelassen: Die junge Frau ist HIV-infiziert und drogenabhängig. Saschas Schicksal ist kein Einzelfall: Aids breitet sich in Russland explosionsartig aus, jeden Tag infizieren sich etwa hun-dert Menschen mit dem Virus. Haupt-risikogruppen sind Drogenabhängige. „Infizierte junge Frauen stehen vor der schwierigen Entscheidung, ihre Kinder abzugeben“, erzählt Galina Tjulenewa, Chefärztin des Krankenhauses. „HIV-po-sitive Kinder werden in Russland diskri-miniert, bekommen keinen Krippen-, Kin-dergarten- oder Schulplatz.“ Die jungen Mütter sehen keinen anderen Ausweg, lassen ihre Babys im Kinderkrankenhaus zurück. In der Regel sind sie allein stehend, extrem arm, alkolhol- und drogenabhän-gig. „Sie geben uns Namen und Adressen, die sich dann als falsch herausstellen“, so Galina Tjulenewa. Auch Saschas Mutter ist auf der Suche nach Drogen am Tag nach der Entbindung aus der Geburtskli-

nik verschwunden. Weil Sascha zur „Risi-kogruppe“ potenziell HIV-infizierter Kin-der zählt, kam er auf die Säuglingsstation der Klinik. Im Kinderzimmer reihen sich weiße, grü-ne, braune Gitterbettchen aneinander, an den Wänden hängen bunte Clowns- und Blumenbilder. Vier Knirpse krabbeln auf einer feuerwehrroten Schaumstoffma-tratze, dazwischen sortiert die deutsche Pädagogin Astrid Wenkel Teddybären und Plüschhasen. Seit Juni 2004 arbei-tet sie auf der Station, finanziert wird ihr Gehalt durch Spenden aus Deutschland. Astrid Wenkels Aufgabe ist das Anler-nen der russischen Erzieherinnen und Krankenschwestern. „Früher haben die Kinder hier weder krabbeln noch laufen gelernt“, sagt sie, den sechszehn Monate alten Wanja auf dem Arm, der sie begeis-tert am Ohr zieht. „Aus Zeitmangel und aus Angst vor HIV/Aids hat sich kaum jemand um sie gekümmert. Kein Spielen, kein Streicheln, selbst das Fläschchen haben die Pflegerinnen nur neben die Kinder in die Kissen gelegt.“ Immerhin erlernt ein Kind rund 80 Prozent seiner Fähigkeiten in den ersten vier Lebensjah-ren: „Wird es in dieser wichtigen Phase nicht gefördert“, so die Pädagogin, „hat es keine Chance, sich normal zu entwi-ckeln. Es erleidet dauerhafte seelische Schäden.“

Hilfe für vergessene Kinder

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Wanja räuspert sich kurz, patscht seine Hände zusammen und brabbelt aufge-regt vor sich hin. Er hat sich im Mutter-leib mit dem HI-Virus infiziert. „Eigent-lich geht es ihm nicht gut“, sagt Astrid Wenkel, „aber wenn ich ihn auf den Arm nehme, ihn streichle, dann lächelt er. Die Kinder spüren, wenn ich den Raum betre-te. Sie strecken mir die Ärmchen entge-gen, strampeln aufgeregt.“ Bevor sich die Kindernothilfe der Säug-lingsstation annahm, fehlte es vor allem an Fachkräften. „Das wenige Personal kannte sich mit HIV/Aids nicht aus. Die Angst vor einer Ansteckung war groß“, berichtet die Chefärztin Tjulenewa. „Die Kinder wurden nur mit Handschu-hen gefüttert und gewickelt.“ Mit den Spenden aus Deutschland ließ sich das Personal aufstocken und entsprechend anlernen: In der Station kümmern sich heute sechs Erzieherinnnen und sechs Krankenschwestern um die Versorgung von 60 Kleinkindern. Für die sozialpäd-agogische und psychologische Schulung sorgt Astrid Wenkel: „Ich gehe völlig angstfrei mit den Kindern um. Für mei-ne russischen Kolleginnen wurde ich da-durch zum Vorbild.“ Kinder wie Sascha und Wanja bleiben auf der Station, bis die Infektion im Mutterleib durch HIV-Tests ausgeschlossen werden kann. „Erst danach“, so die Chefärztin Dr. Tjulenewa, „können wir uns um seine Verlegung in ein Kinderheim kümmern.“ Früher dau-erten die Tests über achtzehn Monate. Heute hat die Station ein eigenes, städ-tisches Labor. „Der Verdacht, dass die Kinder HIV-positiv sind, bestätigt sich in achtzig bis neunzig Prozent der Fälle nicht“, sagt Astrid Wenkel. Auch Sascha wird sich noch einigen me-dizinischen Tests unterziehen müssen. Wenn sein Gesundheitszustand fest-steht, wird ihm eine Sozialarbeiterin einen Pass, eine Gesundheitskarte und eine Geburtsurkunde ausstellen. Dann kann er umziehen: in ein Säuglingsheim, wo sich qualifizierte Pflegerinnen um ihn kümmern, oder in eine Pflegefamilie. Aus seinem Nickerchen erwacht, nickt Sascha kurz und greift nach der Sonnenblumen-rassel. Der Plüschclown über seinem Bettchen wackelt mit, dann blickt er wie-der geradeaus.

Die Kindermut-Stiftung finanzierte einen Teil der Betreuungskosten für die Säug-linge und Kleinkinder im Kinderkranken-haus Nr. 3.

Aidswaisen in St. Petersburg

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16 Jahresbericht 2005

Die zehn Zentimeter lange Narbe in ihrem Gesicht erinnert die 17-jährige Irene an den schlimmsten Moment in ihrem Leben: als ihre Eltern und ihr Bruder vor zwölf Jahren grausam ermordet wurden. Dem Völkermord an der Volksgruppe der Tutsis und moderaten Hutus fielen innerhalb von vier Monaten in ganz Ruanda mehr als 800.000 Menschen zum Opfer. Irene versteckte sich mit ihrer Familie in ihrem kleinen Häuschen in Kigali, als das Massaker begann. „Plötzlich ka-men Soldaten“, erzählt Irene. „Wir Tutsis mussten uns auf dem Dorfplatz auf den Boden legen. Dann begannen Nachbarn und die lokale Miliz, die Bewohner zu töten. Sie schlugen sie mit Macheten in Stücke, um sie qualvoll sterben zu las-sen. Sie töteten Erwachsene, Alte, sogar

Babys.“ Wie durch ein Wunder überlebte das Mädchen und floh, bevor es in einem Auffanglager der Kindernothilfe im Sü-den Ruandas Zuflucht fand. „Für meine Eltern und meinen kleinen Bruder konn-te ich nichts mehr tun.“ Schätzungen gehen von 120.000 Mädchen und Jungen aus, die von ihren Eltern getrennt und zu Waisen wurden. „Ich wünschte, ich könn-te die Zeit zurückdrehen“, sagt Irene. Das Schuldgefühl, überlebt zu haben, ist die schwerste Last für sie. Auch heute, mehr als zwölf Jahre später, leiden viele Menschen unter den Folgen des Massakers. Um der Bevölkerung zu helfen, hat die Kindernothilfe gemein-sam mit ihrem Partner „African Evange-listic Enterprise“ (AEE) einen besonde-ren Hilfsansatz entwickelt. Im ganzen Land unterstützt sie Selbsthilfegruppen, in denen sich Menschen mit ähnlichem Hintergrund zusammentun: Mädchen, Jungen, Witwen oder Aidskranke. Beson-ders Kinder und Jugendliche, die ohne Familie aufwachsen, brauchen Rat und Hilfe. Die Gruppen bestehen aus 15 bis 20 Mit- gliedern. Sie treffen sich einmal wöchent- lich zum Reden, Ideen sammeln, sich ge-genseitig Mut machen und Geld sparen. In der Gemeinschaft ist vieles leichter. Alle haben die gleichen Probleme, die gleichen Ängste und Sorgen. Die Treffen helfen den Jungen und Mädchen aus ih-rer Einsamkeit und befreien sie aus ihrer gesellschaftlichen Isolation. In der Ge-meinschaft erfahren die Kinder Solida-rität und Stärkung. Sie sammeln neuen Lebensmut und bekommen die notwen-dige Unterstützung, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wenn etwa ein Gruppenmitglied krank wird, helfen die anderen bei der Feldarbeit und stellen in Notfällen etwas Geld zur Verfügung. Ge-meinsam entwickeln sie Ideen, um Geld zu verdienen. Eine Jugendgruppe bei Kigali etwa sammelt regelmäßig Honig und verkauft ihn auf dem Markt.

Die VBCCML Güldener Stiftung förderte die Arbeit der Selbsthilfegruppen in By-umba im Norden Ruandas.

Ruanda – die „vergessene“ Katastrophe

Projekte

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Hilfe für Waisenkinder und Witwen

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17Jahresbericht 2005

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18 Jahresbericht 2005

Aus Dankbarkeit wird Hilfe

Testamente

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19Jahresbericht 2005

Auf dem Hof von Heinrich Krumfuß in Lachdorf scheint die Zeit stehen geblie-ben zu sein. Hoch ragt das an der Dorf-straße gelegene Bauernhaus empor. Im Hof spendet ein großer Birnbaum Schat-ten, auf der Wiese grast eine Schafherde. Erbaut wurde das alte Bauernhaus von Heinrich Krumfuß’ Urgroßeltern. Als sie ihr Heim errichteten, ließen sie auch ei-nen Spruch auf den Balken malen: „Laß dich Herr Jesu Christ durch mein Gebet bewegen, komm in mein Herz und Haus und gib mir deinen Segen.“ Heinrich Krumfuß bewahrt liebevoll sei-nen alten Familienbesitz. Zwar gibt es auch bei ihm schon lange eine Zentral-heizung, aber die Grundkonstruktion des 1865 errichteten niederdeutschen Fach-werkhauses ist geblieben. In der zum Flur umgebauten Tenne und im Wohnzimmer stößt man überall auf kleine Kostbarkei-ten früherer Generationen, alte Möbel, historische Dorfbilder und Familienfotos schmücken Diele und Wohnzimmer. Wer wissen will, wie die Menschen vor über hundert Jahren auf ihren Höfen leb-ten, muss nur Heinrich Krumfuß fragen. „Als ich ein kleiner Junge war“, erzählt der 93-Jährige, „lebten in unserem Haus Menschen und Tieren nebeneinander.“ Wer in die Diele kommt, kann das so-fort erkennen: Dunkelgrün gestrichene Türen mit großen Scharnieren und Rie-gelschlössern führten zu Pferden, Kühen und Schweinen. Heinrich Krumfuß erin-nert sich: „In die hohe Diele rumpelten die Erntewagen, im Winter wurde hier gedroschen.“Die Fassade des alten Gebäudes lässt Heinrich Krumfuß regelmäßig renovie-ren, damit die Inschrift über der Tür auch für die Nachwelt bewahrt wird. Neben seinem Namenszug befinden sich über dem Eingang zwei Schimmel, um die sich eine alte Erzählung rankt. Heinrich Krum-fuß schmunzelt: „Meine Urgroßmutter soll bei ihrer Hochzeit zur Anerkennung zwei Schimmel von einem Fürsten er-halten haben, bei dem sie lange Zeit be-schäftigt war.“

Heinrich Krumfuß aus Lachdorf in Niedersachsen unter-

stützt die Kindernothilfe seit vielen Jahren. Vor einem

halben Jahr fasste er den Entschluss, seine beiden Bau-

ernhöfe der Kindernothilfe-Stiftung zu vermachen.

Erhalt und Pflege seines Anwesens liegen dem früheren Landwirt sehr am Herzen. Wie ein Relikt aus vergangenen Tagen wirkt auch sein Hof im benachbarten Bad Münder. Die über 140 Jahre alten Höfe sollen auch späteren Generationen einen Eindruck davon vermitteln, wie sich das bäuerliche Leben über die Jahrhunderte gestaltete. „Meine Frau und ich haben uns immer Kinder gewünscht“, erzählt der Feggendorfer. Doch seine Ehe blieb kinderlos. Und so führte er gemeinsam mit seiner Frau, einem Knecht und einer Magd den bäuerlichen Betrieb. Heute ist auf den ehemaligen Bauernhöfen Ruhe eingekehrt. Das einst rege Treiben von Mensch und Tier ist längst vorbei. Nur die friedlich grasenden Schafe erinnern an das frühere Leben. Vor einem halben Jahr fasste Heinrich Krumfuß den Entschluss, seine beiden Höfe und 130 Morgen Ackerland der Kindernothilfe-Stiftung zu vermachen. Heinrich Krumfuß sitzt in seinem Wohn-zimmer und blickt auf seinen Garten. „Ich bin ein ganz normaler Mensch.“ Helfen ist wichtig, darüber sprechen unange-nehm. Dabei klingt manches, was er sagt, so konsequent wie ein Artikel aus dem Grundgesetz. „Viele Menschen leben so armselig, dagegen muss man etwas tun.“ Regelmäßig unterstützt er verschiedene Initiativen und Organisationen, darunter seit über zehn Jahren auch die Kindernot- hilfe. „Die Kindernothilfe hat die Erfahrung und Kompetenz, um gute und sinnvolle Hilfe zu leisten“, sagt er. Besonders wich-tig ist für ihn, dass diese Hilfe auch lang-fristig angelegt ist: „Ich will keine Almo-sen verteilen, sondern dazu beitragen, dass Kinder eine dauerhafte Perspektive bekommen.“ Es gibt so viel zu tun. Kin-dersoldaten in Uganda, Straßenkinder in Brasilien, die Flutkatastrophe in Südost- asien. Dass der rüstige Landwirt bereits 93 Jah-re hinter sich hat, ist ihm nicht anzuse-hen. Dabei hatte Heinrich Krumfuß es nicht immer leicht. Im Zweiten Weltkrieg

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20 Jahresbericht 2005

musste ihm nach einer Verwundung durch einen Granatsplitter der rechte Arm abgenommen werden. Tief traf ihn auch der Tod des älteren Bruders, der aus dem Krieg nicht mehr heimkehrte. Die Erfahrung von Krieg und Not hat ihn sensibel gemacht für das Leid anderer. Seither weiß er: „Den Schwächsten, den Ärmsten der Armen, muss man beiste-hen. Wer draußen vor der Tür steht, dem muss man helfen.“ Die Idee der Stiftung überzeugte ihn so-fort. „Die Dauerhaftigkeit der Hilfe, das Wissen, über die eigene Zeit hinaus für Kinder da zu sein – das ist ein schönes Gefühl. Ich bin dankbar dafür, wie mein Leben verlaufen ist. Deshalb möchte ich etwas abgeben, damit andere auch Glück erfahren und zum Beispiel Lesen und Schreiben lernen.“ Sein Stiftungsfonds unter dem Dach der Kindernothilfe- Stiftung, der Heinrich Friedrich Wilhelm Krumfuß-Stiftungsfonds, so verfügte er, wird Erbe seines Vermögens. Die Erträge sollen Not leidenden Kindern und Ju-gendlichen in Afrika, Asien, Lateinameri-ka und Osteuropa ein menschenwürdi-ges Leben ermöglichen.

Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, einen Teil ihres Vermögens oder ihres Erbes in eine Stiftung zu geben. Ihr letzter Wille ist es, Not leiden-den Kindern und Jugendlichen zu helfen. Die Vorzüge einer Stiftung sind ihre Sicherheit und Dauerhaftigkeit. In einer Stiftung ist der Stiftungszweck auf „ewig“ festgeschrieben. In einer Stiftung erschöpft sich das Kapital nie, da sie nur mit den Zinsen arbeitet. Ziel einer Stiftung ist es, in die Zukunft zu inves-tieren; der Wille des Stifters oder der Stifterin lebt in den nachfolgenden Ge-nerationen weiter. Jahr um Jahr fließen die Erträge aus dem Stiftungsvermö-gen in die Kindernothilfe-Projektarbeit. Auch der eigene Name kann in einer Stiftung erhalten bleiben – etwa durch die Gründung eines Stiftungsfonds, der auf Wunsch auch den Namen des Stifters oder der Stifterin tragen kann, oder die Errichtung einer unselbstständigen, treuhänderischen Stiftung un-ter dem Dach der Kindernothilfe-Stiftung. Für die Errichtung einer treuhänderischen Stiftung bedarf es einer Satzung, die den Zweck konkretisiert. Für eine solche, rechtlich betrachtet unselbst-ständige Stiftung entfällt das langwierige Beantragungsverfahren bei den Genehmigungsbehörden. Bei einer treuhänderischen Stiftung handelt es sich rechtlich um ein Sondervermögen, das ein Stifter einem Treuhänder zur Verwirklichung eines oder mehrerer Zwecke überträgt. Die treuhänderische Stiftung ist keine Rechtsperson, sondern wird von einem Treuhänder, der auch die Verwaltung der Stiftung übernimmt, rechtlich vertreten. Die Kin-dernothilfe-Stiftung sagt eine gesonderte Verwaltung des Vermögens sowie die Verwendung der Erträge gemäß dem in der Satzung festgeschriebenen Stiftungszweck zu. Befreit von Verwaltungsaufgaben genießen die Stifter der Kindernothilfe-Stiftung alle rechtlichen und steuerlichen Vorteile. Die Kindernothilfe übernimmt bei der Gründung eines Stiftungsfonds oder einer Treuhandstiftung alle Formalitäten. Sie stellt passende Projekte zur Förde-rung vor und informiert über die laufende Arbeit. Als gemeinnützige Organisation ist die Kindernothilfe-Stiftung von der Erb-schaftsteuer befreit. Der Wert des Vermögens bleibt so ohne Abzüge erhalten.

Testamente

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Nur diese Wiese wird noch landwirtschaftlich genutzt

Die Fassade wird regelmäßig renoviert

Testamente für die Kindernothilfe-Stiftung

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Kindernothilfe-Stiftung: Der Medienpreis bedeutet für Sie und Ihre Mitarbeiter vie-le Tage harte Arbeit. Von der Konzeption, Planung und Koordination der Veranstal-tung bis hin zur Montage und Demonta-ge vor Ort investieren Sie jedes Jahr viele Stunden. Ihr Unternehmen stellt der Kin-dernothilfe-Stiftung für dieses Event jähr-lich Leistungen im Wert von rund 18.000 Euro zur Verfügung. Was ist der Grund für Ihr herausragendes Engagement?Peter Jordis: Viele Kinder in der Einen Welt leben in erbärmlichen Verhältnis-sen. Sie können nicht zur Schule gehen, werden ausgebeutet und missbraucht. Der Medienpreis der Kindernothilfe-Stif-

tung macht auf Verstöße gegen Kinder-rechte aufmerksam. Ich bin froh, dass ich mich mit meinem Know-how als Messe-, Design- und Eventspezialist für die Kin-dernothilfe einsetzen kann. Kindernothilfe-Stiftung: Sie haben selbst zwei kleine Töchter. Inwiefern haben Ihre Kinder Ihre Entscheidung, sich mit Ihrer Firma für die Kindernothilfe einzusetzen, beeinflusst? Peter Jordis: Sicherlich ist man besonders aufmerksam und berührt vom Schicksal Not leidender Kinder, wenn man selbst eigene Kinder hat. Aber das ist nicht der einzige Grund für mein Engagement. Ich finde, dass man als Unternehmer eine

besondere soziale Verantwortung hat. Als ich die Agentur vor sieben Jahren ge-gründet habe, habe ich mir vorgenom-men: Wenn wir Erfolg haben, sollen auch andere davon profitieren. Kindernothilfe-Stiftung: Was gefällt Ihnen an der Kindernothilfe besonders gut?Peter Jordis: Ich bin froh, dass ich mit meiner Agentur der Kindernothilfe bei ihrer wichtigen Arbeit – das Thema „Kin-derrechte“ stärker in das öffentliche Be-wusstsein zu heben – helfen kann. Seit meinem Zivildienst als OP-Pfleger weiß ich, wie wichtig soziales Engagement ist und wie schön es ist, anderen Menschen zu helfen.

Unternehmen helfen

Firmen stiften Zukunft

Seit 1999 vergibt die Kindernothilfe-Stiftung den Medienpreis „Kinderrechte in der Einen Welt”. Der Preis wird jedes Jahr in einem feierlichen Festakt vor rund 200 geladenen Gästen in Berlin verliehen. Ausgezeichnet werden journalisti-sche Arbeiten, die in besonderer Weise auf Verstöße gegen Kinderrechte auf-merksam machen. Viele Firmen unterstützen die Veranstaltung – mit Personal, Geld- oder Sachspenden, mit ihrem Engagement und Know-how. Die Messe-, Design- und Eventagentur „jordis concept” zählt seit vielen Jahren zu den besonders engagierten Förderern der Kindernothilfe. Der Mainzer Event-spezialist baut die Bühne für den Medienpreis, ist verantwortlich für Design, Bühnengestaltung, Medientechnik sowie den professionellen Einsatz von Licht und Ton – diesem herausragenden Einsatz und technischen Know-how ist es mit zu verdanken, dass der Preis alljährlich in einem festlichen Rahmen stattfin-den kann. Die Kindernothilfe-Stiftung sprach mit Peter Jordis, Geschäftsführer der Agentur „jordis concept”, über sein Engagement.

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22 Jahresbericht 2005

Finanzen

Im Geschäftsjahr hat sich die Bilanzsumme um 825 Tausend Euro bzw. um 22 % auf über 4,55 Millionen Euro erhöht. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen auf die Erhöhung des Stiftungska-pitals sowie des Fondskapitals zurückzuführen. Entsprechend der Kapitalerhöhung sind auch die Finanzanlagen gestiegen.

Aktiva

Das Anlagevermögen in Höhe von mehr als 3,65 Millionen Euro besteht fast ausschließlich aus Finanzanlagen (Position A.3.). Bei den Finanzanlagen handelt es sich im Wesentlichen um das langfristig in Investmentfonds (Immobilienfonds sowie Fonds mit Renten- und Aktienanteilen) und in Genossenschaftsantei-len angelegte Vermögen der Stiftung. Die Anlagestrategie der Stiftung ist dabei konservativ ausgerichtet: Bei der Anlage der Gelder steht die Sicherheit an erster und die Rendite an zweiter Stelle. Wie nebenstehende Tabelle zeigt, haben sich die Finanz-anlagen der Stiftung stetig erhöht.Das Umlaufvermögen setzt sich aus den Forderungen und sonstigen Vermögensgegenständen (Position B.1.) sowie aus dem Guthaben bei Kreditinstituten (Position B.2.) zusammen.Bei den Forderungen und sonstigen Vermögensgegenständen handelt es sich im Wesentlichen um Zinserträge, die dem Jahre 2005 zugerechnet werden müssen, deren Gutschrift aber erst im Jahr 2006 erfolgt. Die zum 31.12.2005 noch nicht längerfris-

Aktiva 31.12.2005 31.12.2004

A. Anlagevermögen Euro Euro

1. Immaterielle Vermögensgegenstände 1 1 2. Sachanlagen 1.221 1.925 3. Finanzanlagen 3.652.695 3.514.449

Summe 3.653.917 3.516.375

B. Umlaufvermögen

1. Forderungen und sonstige 22.117 35.221 Vermögensgegenstände 2. Guthaben bei Kreditinstituten 881.861 181.277

Summe 903.978 216.498

C. Rechnungsabgrenzungsposten 711 0

Summe Aktiva 4.558.606 3.732.873

Treuhandvermögen 1.361.615 852.849

1. Kommentierung der Bilanz zum 31.12.2005

Entwicklung der Finanzanlagen 1999 bis 2005

0,0

in Mio. Euro

1999

0,3 0,4

0,9

1,8

2,6

3,53,7

2000 2001 2002 2003 2004 2005

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

tig angelegten Gelder der Stiftung werden als Guthaben bei Kreditinstituten ausgewiesen. Der Anstieg dieser Gelder ist auch darauf zurückzuführen, dass die Stiftung Ende 2005 eine Beteiligung an einem Immobilienfonds verkauft hat und die Anlage der Gelder erst 2006 erfolgt.

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23Jahresbericht 2005

Passiva

Das Eigenkapital der Stiftung in Höhe von insgesamt 2,6 Milli-onen Euro setzt sich aus drei Positionen zusammen: Dem Stif-tungskapital (Position A.1.), den Ergebnisrücklagen (Position A.2.) und dem Mittelvortrag (Position A.3.).Auf Grund der Zustiftungen hat sich das Stiftungskapital um 341 Tausend Euro bzw. um 16 % auf etwas mehr als 2,44 Millio-nen Euro erhöht.Bei den Ergebnisrücklagen handelt es sich um Rücklagen zur Erhaltung des Stiftungskapitals, die im Rahmen der steuerlich zulässigen Möglichkeiten gebildet wurden. Sie sind um knapp 20 Tausend Euro gestiegen. Ihr Anteil am Stiftungskapital be-trägt 2,9 %.Der Mittelvortrag hat sich um 13 Tausend Euro erhöht. Er wird zur Deckung administrativer sowie anderer laufender Kosten (z.B. Werbung und Fundraising) der Stiftung verwendet.Die Erhöhung des Fondskapitals (Position B.) beträgt 525 Tau-send Euro bzw. 37 %. Es setzt sich aus dem Kapital von drei The-menfonds in Höhe von 834 Tausend Euro und dem Kapital von 21 Stiftungsfonds in Höhe von 1,1 Millionen Euro zusammen. Die Zinserträge aus diesen Fonds werden im Wesentlichen für kon-krete Projekte im Rahmen der Satzungszwecke und in Abspra-che mit den Fondsstiftern verwendet.Die Entwicklung des Stiftungs- und Fondskapitals seit dem Gründungsjahr 1999 ist der nebenstehenden Tabelle zu ent-nehmen. Sie unterstreicht die bisherige erfolgreiche Entwick-lung der Stiftung.

Entwicklung des Stiftungs- und Fondskapitals 1999 bis 2005

Passiva 31.12.2005 31.12.2004

A. Eigenkapital Euro Euro

1. Stiftungskapital 2.442.736 2.101.808 2. Ergebnisrücklagen 70.843 50.857 3. Mittelvortrag 97.297 84.345 Summe 2.610.876 2.237.010

B. Fondskapital 1.937.874 1.413.124 (Stiftungs- und Themenfonds)

C. Rückstellungen 4.000 2.800

D. Verbindlichkeiten 5.856 79.939

Summe Passiva 4.558.606 3.732.873

Treuhandverpflichtung 1.361.615 852.849

Rückstellungen wurden für die Prüfungsgebühren des Jahres-abschlusses 2005 gebildet.Der Rückgang bei den Verbindlichkeiten ist darauf zurückzu-führen, dass in dem Vorjahreswert eine ungewisse Verbindlich-keit in Höhe von 66 Tausend Euro aus einem damals noch nicht abschließend geregelten Nachlass enthalten war. Mittlerweile wurde der Nachlass zu Gunsten der Stiftung geregelt, so dass die ungewisse Verbindlichkeit ertragswirksam aufgelöst wer-den konnte.

0,01999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

0,5

1,0

1,5

2,0

0,3

0,5

0,20,0

1,0

0,5

1,2

1,0

1,7

1,1

2,1

2,4

1,9

1,4

2,5 in Mio. Euro Stiftungskapital Fondskapital

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24 Jahresbericht 2005

Finanzen

Gewinn- und Verlustrechnung 31.12.2005 31.12.2004

Erträge Euro Euro

1. Erträge für Stiftungszwecke 1.1 Zustiftungen 340.928 419.932 1.2 Zuwendungen 1.2.1 Zuwendungen zu Stiftungs-/Themenfonds 594.938 299.782 1.2.2 andere Zuwendungen 83.879 80.998 Summe Erträge für Stiftungszwecke 1.019.745 800.712

2. Zinsen und ähnliche Erträge 154.451 116.139

3. Sonstige betriebliche Erträge 8.567 5.657

Summe Erträge 1.182.763 922.508

Aufwendungen

1. Projektausgaben 1.1 Projektfinanzierung 167.515 87.500 1.2 Sachkosten Bildungs-, Informationsarbeit, Advocacy 23.794 15.536 Summe Projektausgaben 191.309 103.036

2. Abschreibungen 1.925 1.766

3. Sonstige betriebliche Aufwendungen 3.1 Werbung und Fundraising 35.147 18.790 3.2 Verwaltungsbedarf 24.708 36.711 3.3 Verluste aus dem Abgang von Gegenständen 29.783 4.025 des Anlagevermögens

Summe sonstige betriebliche Aufwendungen 89.638 59.526

4. Andere Aufwendungen 1.274 503

Summe Aufwendungen 284.146 164.831

Jahresergebnis 898.617 757.677

Mittelvortrag des Vorjahres 84.345 66.320 Zuführung zum Stiftungskapital 340.928 419.932 Zuführung zum Stiftungs-/Themenfondskapital 524.750 299.782 Einstellung in Ergebnisrücklagen a) Vermögensverwaltungsrücklage nach § 58 Nr. 7a AO 19.987 19.938

Mittelvortrag des Berichtszeitraums 97.297 84.345

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25Jahresbericht 2005

Treuhandvermögen/TreuhandverpflichtungDie Stiftung verwaltet zurzeit treuhänderisch das Vermögen von fünf unselbstständigen Stiftungen. Dieses ist nachrichtlich unter der Bilanz als Treuhandvermögen und Treuhandverpflich-tung auszuweisen. Auf Grund der Gründung von zwei weiteren unselbstständigen Stiftungen sowie weiterer umfangreicher Zustiftungen zu bereits bestehenden unselbstständigen Stif-tungen hat sich das Treuhandvermögen und die daraus resul-tierende Treuhandverpflichtung im Geschäftsjahr 2005 von 853 Tausend Euro um 509 Tausend Euro bzw. um 60 % auf mehr als 1,36 Millionen Euro erhöht.

2. Kommentierung der Gewinn- und Verlustrechnung für den Zeitraum vom 01.01. bis 31.12.2005Die Kindernothilfe-Stiftung hat im Geschäftsjahr 2005 bei Er-trägen von knapp 1,2 Millionen Euro und Aufwendungen in Höhe von 284 Tausend Euro ein Jahresergebnis von rund 899 Tausend Euro erzielt. Darin sind nicht die Erträge und Aufwen-dungen für die Verwaltung des Treuhandvermögens enthalten.

ErträgeDie gesamten Erträge in Höhe von 1,2 Millionen Euro sind ge-genüber dem Vorjahr um 260 Tausend Euro bzw. um mehr als 28 % gestiegen.Die Erträge für Stiftungszwecke setzen sich aus Zustiftungen zum Stiftungskapital (Position 1.1), den Zuwendungen zu Stif-tungs-/Themenfonds (Position 1.2.1) sowie den anderen Zu-wendungen (Position 1.2.2) zusammen. Insgesamt sind die Er-träge für Stiftungszwecke um 219 Tausend Euro bzw. um 27 %

gegenüber dem Vorjahr gestiegen: Während bei den Zustiftun-gen ein Rückgang von 79 Tausend Euro hingenommen werden musste, sind die Zuwendungen zu Stiftungs-/Themenfonds um 295 Tausend Euro gestiegen. Die anderen Zuwendungen liegen leicht über dem Vorjahresniveau.Auf Grund des laufend ansteigenden Kapitals der Stiftung (vgl. Erläuterungen zur Bilanz) haben sich die Zinserträge um mehr als 38 Tausend Euro bzw. 33 % erhöht.Bei den sonstigen betrieblichen Erträgen (Position 3.) handelt es sich im Wesentlichen um Erträge aus der Verwaltung der Treuhandvermögen, die für die Deckung der entsprechenden Aufwendungen verwendet werden.

AufwendungenDie Aufwendungen in Höhe von 284 Tausend Euro sind um 119 Tausend Euro bzw. um 72 % gestiegen. Sie setzen sich aus den Projektausgaben bzw. den Aufwendungen für unmittelbare satzungsgemäße Zwecke (Position 1.), den Abschreibungen (Po-sition 2.), den sonstigen betrieblichen Aufwendungen (Position 3.) und den anderen Aufwendungen (Position 4.) zusammen.Die Projektausgaben sind um 88 Tausend Euro bzw. um 86 % auf über 191 Tausend Euro angestiegen. Von den Projektausgaben entfallen knapp 168 Tausend Euro auf die Projektfinanzierung und 24 Tausend Euro auf die Sachkosten der satzungsgemäßen Bildungs-, Informationsarbeit und Advocacy, die im Kontext des Medienpreises 2005 anfielen. Die Mittel für die Projektfinan-zierung wurden an den Verein Kindernothilfe zweckgebunden überwiesen. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass die Stiftung noch nie mehr Gelder für die Projekte zur Verfügung stellen konnte als im abgelaufenen Geschäftsjahr.Bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen handelt es sich um Aufwendungen für Werbung und Fundraising (Position 3.1), Verwaltungsbedarf (Position 3.2) sowie um Verluste aus dem Ab-gang von Gegenständen des Anlagevermögens (Position 3.3).

Zustiftungen und Zuwendungen zu Fonds: 79,1 %

Zinsen und sonstige Erträge: 13,8 %

andere Zuwendungen: 7,1 %

Projektfinanzierung 59,0: %

Bildungs-, Informationsarbeit, Advocacy: 8,4 %

Werbung und Fundraising: 12,3 %

Verwaltung: 8,7 %

übriger Aufwand: 11,6 %

Zusammensetzung der Aufwendungen

Zusammensetzung der Erträge

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Finanzen

Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Ge- winn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung der Kindernothilfe-Stiftung, Duisburg, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2005 geprüft. Die Buchführung und die Aufstellung des Jahresabschlusses nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmungen der Stiftungssatzung liegen in der Verantwortung der gesetzlichen Vertreter der Stiftung. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Jahresabschluss unter Ein-beziehung der Buchführung abzugeben.Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) fest-gestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschluss-prüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter Beach-tung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung vermit-telten Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesent-lich auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen werden die Kennt-nisse über die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld der Stiftung sowie die Erwartungen über mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen in-ternen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung und Jahresabschluss überwiegend auf der Basis von bewussten Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen der gesetzlichen Vertreter sowie

die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet.

Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.

Nach unserer Beurteilung auf Grund der bei der Prüfung ge-wonnenen Erkenntnisse entspricht der Jahresabschluss den gesetzlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmun-gen in der Stiftungssatzung und vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tat-sächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Stiftung.

Mettmann, am 21. April 2006

Curacon GmbH,Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Michael Wendt, Wirtschaftsprüfer

Hubert Ahlers, Wirtschaftsprüfer

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers

Konsolidiertes Ergebnis von Stiftung und VereinDie Stiftung ist eine Förderstiftung für den Verein Kindernot-hilfe. Neben der Bildungs- und Informationsarbeit ist die Ge-winnung von zusätzlichen Geldern für die Arbeit des Vereins der Hauptzweck der Stiftung. Daher ist es sinnvoll, das Ergeb-nis von Verein und Stiftung und des von ihr verwalteten Treu-handvermögens gemeinsam zu betrachten. Der konsolidierte Abschluss zeigt Erträge von 70,9 Millionen Euro (Vorjahr: 51,7 Millionen Euro). Insbesondere auf Grund des Spendenwachs-tums beim Verein für Sofort- und Wiederaufbauhilfe und der positiven Gesamtentwicklung der Stiftung sowie des Treuhand-vermögens sind die gesamten Erträge um 19,2 Millionen Euro bzw. um 37 % gestiegen. Die konsolidierten Aufwendungen der Kindernothilfe belaufen sich auf mehr als 69,6 Millionen Euro und sind damit um 22,4 Millionen Euro bzw. um 47 % gestiegen. Davon entfallen 61,9 Millionen Euro bzw. 88,9 % Vorjahr (87 %) auf Projektausgaben bzw. auf Aufwendungen für unmittelbare satzungsgemäße Zwecke. Auf Werbung und Verwaltung entfal-len demnach 7,7 Millionen Euro bzw. 11,1 % (Vorjahr: 13 %).

Die Erhöhung der Aufwendungen für Werbung und Fundrai-sing ist auf die verstärkten und erfolgreichen Bemühungen zur Gewinnung weiterer Förderinnen und Förderer zurückzu-führen. Der Rückgang des Verwaltungsbedarfs resultiert aus niedrigeren Kosten für Reisen und Bewirtung im Kontext des Medienpreises 2005.Bei dem Verkauf von Anteilen an einem geschlossenen Immo-bilienfonds mussten Verluste in Kauf genommen werden. Die Anteile wurden in Absprache mit dem Stiftungsrat und dem Anlagenausschuss verkauft, weil alle Indikatoren auf eine wei-tere negative Entwicklung dieses Fonds hinwiesen.

ErgebnisverwendungIm Rahmen der Ergebnisverwendung werden die Zustiftun-gen dem Stiftungskapital und die Zuwendungen für die Stif-tungs- und Themenfonds dem Fondskapital zugeführt. Des Weiteren werden gemäß § 58 Nr. 7a der Abgabenordnung anteilig Überschüsse aus der Vermögensverwaltung in die entsprechenden Ergebnisrücklagen zwecks Kapitalerhaltung eingestellt.

26 Jahresbericht 2005

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27Jahresbericht 2005

Stiften können Privatpersonen ebenso wie juristische Personen, Unternehmen, Verbände oder Vereine. Es gibt viele Wege, sich bei der Kindernothilfe als Stifter oder Stifterin zu engagieren:

Y Mit einer Zustiftung erhöhen Sie das Kapital der Kindernothilfe-Stiftung und steigern so die jährlichen Erträge. Das eingesetzte Kapital fließt in das Stiftungsvermögen und wird ertragbrin-gend angelegt. Die Zinserträge fließen in die Kindernothilfe-Projektarbeit und helfen, die Situation von Kindern in den ärmsten Ländern der Welt zu verbessern.

Y Mit einer Zweckbindung legen Sie ein Anliegen fest, für das die Erträge Ihrer Zu-wendung verwendet werden. Für diesen Zweck wurden innerhalb des Stiftungs-vermögens verschiedene Themenfonds eingerichtet – mit den Schwerpunkten Mädchen- und Frauenförderung, Berufs-ausbildung und Hilfe für Kinder in beson-ders schweren Lebenslagen.

Y Mit der Gründung eines Stiftungs-fonds legen Sie fest, dass die Erträge aus Ihrem Fonds für bestimmte Kindernot- hilfe-Projektbereiche oder bestimmte Regionen verwendet werden. Ein Stif-tungsfonds kann auf Wunsch auch Ihren Namen tragen.

Y Mit einer unselbstständigen Stiftung unter dem Dach der Kindernothilfe- Stiftung errichten Sie eine eigene Stif-tung, deren treuhänderische Verwaltung Sie der Kindernothilfe-Stiftung übertra-gen. Das vereinfacht Ihre Stiftungsgrün-dung erheblich. In einer eigenen Satzung konkretisieren Sie den Zweck Ihrer Stif-tung, der mit dem der Kindernothilfe-Stiftung grundsätzlich vereinbar sein muss. Für eine solche Stiftung entfällt das langwierige Beantragungsverfahren bei den Genehmigungsbehörden. Die Kindernothilfe-Stiftung gewährleistet eine strikte Trennung Ihres Stiftungska-pitals und seiner Erträge von den Geldern der Kindernothilfe-Stiftung selbst.

Y Stifterisches Engagement kann auch durch ein Testament begonnen werden: als Zustiftung, Zuwendung zu einem Stif-tungs- oder Themenfonds oder als treu-händerische Stiftung unter dem Dach der Kindernothilfe-Stiftung.

Welchen Weg Sie auch wählen – jede Form des Stiftens ermöglicht langfristige, wirksame Hilfe für benachteiligte Kinder in den ärmsten Ländern der Welt.

Übrigens: Sowohl für die Stifterin oder den Stifter als auch für die Stiftung gibt es eine Reihe steuerlicher Vorteile.

Sie haben noch Fragen oder wünschen noch weitere Informationen? Sprechen Sie uns an! Wir helfen Ihnen gerne weiter!

Ihre Ansprechpartnerin:Christine TaylorTel. 0203.7789-167

[email protected]

Porträt

Zukunft stiften: Die Kindernothilfe-StiftungImmer mehr Menschen suchen eine Möglichkeit, ihr Vermögen dauerhaft zu

erhalten und sinnvoll einzusetzen. Die 1999 gegründete Kindernothilfe-Stiftung

trägt diesem Anliegen Rechnung. Denn „Stiften“ heißt, Vermögen auf Dauer

einem bestimmten Zweck zu widmen.

Foto

: Uta

Rad

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Jahresthema

Impressum

HerausgeberKindernothilfe-StiftungDüsseldorfer Landstraße 18047249 Duisburg

Telefon: 02 03.77 89-167Fax: 02 03.77 89.289-167Internet: www.kindernothilfe.deE-Mail: [email protected]

RedaktionChristine Taylor (verantwortlich)Guido Oßwald (Finanzbericht)Karoline Hutter

GestaltungEckard Kleßmann, Gütersloh

DruckBrendow, Moers

TitelbildJens Großmann

KontoKD-Bank DuisburgKonto 22 33 44BLZ 350 601 90

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