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Kirche an der FrontDie Diözese Gurk im Ersten Weltkrieg (1914–1918)

Peter G. Tropper

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Kirche an der FrontDie Diözese Gurk im

Ersten Weltkrieg (1914–1918)

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort .............................................................................................................................................. 7Einleitung und Forschungsstand ............................................................................ 9

Die Ausgangslage ........................................................................................................... 9Literatur .................................................................................................................................... 14Quellen ...................................................................................................................................... 17

Das bischöfliche Komitee in Wien und der Weltkrieg – Kriegstheologie – Militärseelsorge – eine Annäherung an das Thema ............................................................................................................................... 19

Die Beratungen ................................................................................................................. 19Die Hirtenbriefe des Episkopates ................................................................. 23Kriegstheologie und Kriegsfrömmigkeit ............................................... 26Militärseelsorge – Pastoral im Feld und im Verwundetenspital ......................................................................................................... 32

Der Weltkrieg in Kärnten – das Land als Kriegsgebiet .................. 37Fürsorge und Verzicht – der Krieg in der Wahrnehmung der katholischen Kirche Kärntens ................................................................................... 49

Handelnde Personen – die Leitung der Diözese Gurk .......... 49Statistik der Diözese Gurk im Jahr 1913 im Vergleich mit 1918 ................................................................................................ 53Weisungen und Hirtenbriefe .............................................................................. 54Anweisungen zum Pfarrleben ........................................................................... 70Kriegsfürsorge .................................................................................................................... 74Ressourcen-Knappheit ............................................................................................. 86Patriotismus .......................................................................................................................... 88Das Bild des Fürstbischofs Adam Hefter im Krieg ................... 96

Klerus im Krieg ......................................................................................................................... 103Zur Mentalität des katholischen Klerus in Kärnten um 1900 ..................................................................................................................................... 103Klerus und Militärabsolutismus ..................................................................... 104Soziale und pastorale Reformbestrebungen des Klerus ........ 108Die Wahrnehmung des Krieges im Priesterseminar .................. 115Kriegserfahrungen eines späteren Kärntner Priesters ............. 119

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Friedensinitiativen ......................................................................................................... 120Der Krieg in Chroniken von Kärntner Pfarren ...................................... 125

Einquartierung .................................................................................................................. 125Glocken ..................................................................................................................................... 127Jungschützen ....................................................................................................................... 128Kriegsbegeisterung ........................................................................................................ 129Kriegsgefangene ............................................................................................................... 132Kriegsende .............................................................................................................................. 134Lebensmittelsammlung ............................................................................................ 139Orgelpfeifen ......................................................................................................................... 140Politik .......................................................................................................................................... 140

Kein Frieden für Kärnten im Jahr 1918, aber pastoraler Neubeginn unter Einbeziehung der Laien .................................................. 143Zusammenfassung .................................................................................................................. 149Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... 153Quellen- und Literaturverzeichnis ....................................................................... 154

Quellen ...................................................................................................................................... 154Literatur .................................................................................................................................... 154

Register der Orte und Personen ............................................................................. 165

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Vorwort

„Ein Sieg wird kommen …“ – „Auch die Religion hat ver-sagt!“ Diese Aussagen zweier Kärntner Pfarrer kennzeichnen die beiden Pole katholischer Sicht des Ersten Weltkrieges und dokumentieren damit auch die Stimmung prominenter Mei-nungsbildner, die nicht nur im Dienst der Kirche, sondern auch des Staates standen. Ein Kärntner Geistlicher sprach sogar von einem „Ende in Schande!“ Wie war die Wahrnehmung des „Großen Krieges“ in der katholischen Kirche Kärntens? Und wie war ihre Reaktion darauf?

Die Anregung zur Beschäftigung mit der Geschichte der Diözese Gurk im Ersten Weltkrieg erfolgte durch Bischofs-vikar Dr. Josef Marketz im Zuge seines Projektes „Katholische Kirche in Kärnten und Lebenswirklichkeiten 1900–1975“. Der Reiz, ein weitestgehend unbearbeitetes Feld zu betreten, und das Glück, in einem Archiv zu arbeiten, welches über einschlä-giges Material verfügt, führte in der Folge zu intensiven For-schungsarbeiten, deren Ergebnisse in diesem Büchlein darge-stellt werden.

Den Kolleginnen und Kollegen im Archiv der Diözese Gurk in Klagenfurt ist für ihr Verständnis zu danken, das sie diesem Projekt entgegenbrachten. Ohne die Unterstützung von Sr. Hildegard Poroutz bei der Texterfassung würde es diese Studie nicht geben. Das Kapitel mit den Zitaten aus Pfarrchroniken der Diözese Gurk in der vorliegenden Arbeit verdankt sich den Transkriptionen von Dr. Hermann Rainer. Ihm, Freund und Weggefährte im Archiv der Diözese Gurk durch Jahrzehnte, ist dieses Werk in dankbarer Verbundenheit gewidmet.

Klagenfurt, im Jänner 2015P.G.T.

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Einleitung und Forschungsstand

Der Forschungsstand1 zur Geschichte der katholischen Kir-che in Kärnten während des Ersten Weltkrieges2 geht – wie auch jener der katholischen Kirche in Österreich insgesamt – gegen null. Mit Erstaunen ist zu vermerken, dass dem Jahr 1918 von der Kirchengeschichte her weitaus mehr Bedeutung ein-geräumt wurde als dem Jahr 1914. Das Wissen um die Situa-tion der Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges ist ungleich größer, dichter und tiefer als jenes um die Situation der Kirche in den Jahren von 1914 bis 19183. Wissen um und Bewusstsein für die Haltung der Kirche in Kärnten zur Zeit des „Großen Krieges“ zu schaffen, ist das Ziel dieser Studie.

Die Ausgangslage

Das „Kirchliche Handbuch für das katholische Deutsch-land“, erschienen bei Herder zu Freiburg im Breisgau, berich-tet ab dem 5. Band über „Die kirchliche Zeitlage und das kirch-liche Leben“. Der Autor dieser Serie, der Mainzer Domdekan

1  Leidinger, Hans (2014): Der Erste Weltkrieg in der Forschung. Entwicklung und Standortbestimmung. In: Schallaburg Kulturbetriebsges. m. b. H. (Hg.): Jubel und Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914–1918. Schallaburg, S. 188–193.

2  Vgl. aus der neueren Literatur zum I. Weltkrieg jetzt insgesamt Cabanes, Bru-no u. Anne Duménil (Hg.) (2013): Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Ka-tastrophe. Darmstadt. Holzer, Anton (2013): Die letzten Tage der Menschheit. Der Erste Weltkrieg in Bildern. Mit Texten von Karl Kraus. Darmstadt. Seges-ser, Daniel Marc (2013): Der Erste Weltkrieg in globaler Perspektive. 3. über-arbeitete Auflage. Wiesbaden. Berghahn, Volker (2014): Der Erste Weltkrieg. 5. aktualisierte und ergänzte Auflage. München (Beck wissen 2312).

3  Lätzel, Martin (2014): Die Katholische Kirche im Ersten Weltkrieg. Zwischen Nationalismus und Friedenswillen. Regensburg. Vgl. auch Nipperdey, Tho-mas (1988): Religion im Umbruch: Deutschland 1870 – 1918. München: Beck (Beck’sche Reihe, 363).

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und Generalvikar Josef Selbst (1852–1919)4, zeichnet das Bild der allgemeinen Entwicklung und hat auch die Verhältnisse in der Habsburger-Monarchie im Blick. Vor der eigentlichen Kriegszeit erörtert der Autor die inneren Zwistigkeiten im katholischen Deutschland und beschreibt die analogen Ver-hältnisse in Österreich, wobei er mit dem selbsternannten Zen-sorenamt des österreichischen „Katholischen Sonntagsblattes“ ins Gericht geht: Diese Zeitung habe „das Maß berechtigter Kritik an Personen und Organisationen“ so weit überschritten, dass der Wiener Kardinal den „katholischen Volksbund“ gegen „nörgelnde Kritik und liebloses Zensurausteilen“ in Schutz nehmen musste: „über Rechtgläubigkeit und kirchlichen Sinn zu urteilen stehe dem Bischof der Diözese, nicht Laien oder Zeitungen zu.“5

Die Schilderung der Kriegsmonate von August 1914 bis Februar 1915 umfasst den Zeitraum von der „Mobilmachung der Herzen“ bis zum „Schauspiel vor Gott und der Welt“, wie die Herz Jesu-Weihe im Jänner 1915 gesehen wurde. Ein-geleitet von der Feststellung, „daß die Wellen der nationalen Begeisterung aus den Tiefen der katholischen Volksseele mit einer Macht und zu einer Höhe emporstiegen, die von keiner anderen Konfession übertroffen wurde“, heißt es: „Nirgends wurde in Klerus und Volk auch nur der leiseste Widerspruch zwischen der religiösen Auffassung und den Forderungen der Stunde fühlbar, nirgends ergab sich ein Widerstreit zwischen den Geboten des Gewissens und den Notwendigkeiten des Krieges.“6

4  http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Selbst (27.01.2015).5  Selbst, Joseph (1916): Die kirchliche Zeitlage und das kirchliche Leben in den

Jahren 1913–1916. In: Hermann Anton Krose (Hg.): Kirchliches Handbuch für das katholische Deutschland. Nebst Mitteilungen der amtlichen Zentral-stelle für kirchliche Statistik. Freiburg im Breisgau (5: 1914–1916), S. 73–128. Siehe auch Pfeilschifter, Georg (1915): Religion und Religionen im Weltkrieg. Freiburg im Breisgau. Online verfügbar unter http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000650200000000 (27.01.2015).

6  Selbst (1916), S. 100.

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„Hand in Hand mit der alle Volkskreise mächtig ergreifenden nationalen Bewegung ging ein starker religiöser Aufschwung und eine erhebende sittliche Erneuerung. […, es] füllten sich die Kirchen mit Betern und die ausziehenden Mannschaften eilten in Scharen zum Empfange der heiligen Sakramente.“7 Dieser „Mobilmachung der Herzen“ folgte die feierliche Weihe an das Herz Jesu, die die deutschen Bischöfe für den 7. bis 10 Jänner 1915 angeordnet hatten. Wiederholt wurde dieser Akt am 7. Februar 1915, für den der Papst einen Weltgebetstag aus-gerufen hatte. Das Automobil wurde erstmals zu Weihnachten 1914 als rollende Feldkapelle verwendet.

Große Beachtung fand die Friedensinitiative des neuen Papstes8. Der am 3. September zum Papst gewählte Erzbi-schof von Bologna, Kardinal Giacomo della Chiesa, trat sofort nach der Übernahme seines Amtes für den Frieden ein: Seiner ersten Ansprache an die Christenheit zu diesem Thema am 8. September folgte „das erste Rundschreiben Ad beatissimi vom 1. November 1914, worin der neue Papst die tiefsten Ursachen des Krieges und allen Unfriedens in der Welt aufdeckt und auf den Weg des Friedens hinweist; seine leider erfolglosen Bemühungen um Waffenruhe an den Weihnachtstagen; seine erfolgreichen Bemühungen um den Austausch von schwer-verwundeten und kriegsuntauglichen Gefangenen; seine Für-sorge für die Kriegsgefangenen aller Länder, seine Spenden für die Flüchtlinge und Geschädigten in Belgien, Ostpreußen, Polen, Galizien und in der Ukraine; seine Ansprachen zum Jahrestage des Kriegsausbruches und im Konsistorium am 6. Dezember.“9

Noch war man sich auf deutscher Seite im Frühjahr 1916 des Sieges sicher: „Heute, nachdem die ‚russische Gefahr‘ besei-

7  Ebenda, S. 1058  Montivone, Alberto (1988): Die Friedensbemühungen Papst Benedikts XV. im

Ersten Weltkrieg. In: Sabine Weiss (Hg.): Historische Blickpunkte. Festschrift für Johann Rainer. Zum 65. Geburtstag. Innsbruck, S. 445–462.

9  Selbst (1916), S. 115.

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tigt erscheint, darf mit voller Zuversicht erwartet werden, daß bei einem endgültigen Siege Österreichs dessen Ansehen bei den slawischen Völkern steigen, die Macht des Panslawismus und damit die Gefahr für die katholische Kirche gebrochen, das Haupthemmnis für die Wiedervereinigung der ‚Griechen‘ Österreichs beseitigt sein wird. Eine religiöse Konsolidierung der Völker Österreichs wird dieses Reich selbst in seinem Bestande festigen. Der Sieg der mit uns verbündeten Türkei wird unseren Missionen und Anstalten in der Türkei zugute kommen.“10

Als Ziel des Katholizismus wurde die Wiederherstellung der „wahren katholischen Internationale“ angesehen. Dies umfasste den

• Kampf gegen die öffentliche Unsittlichkeit in allen ihren Erscheinungen

• Kampf gegen die Verwahrlosung der Jugend und gegen die „Würdelosigkeit des weiblichen Geschlechtes“

• Kampf gegen den „häßlichen Wuchergeist und Eigennutz, gegen leichtfertige Genußsucht und schmutzige Selbst-sucht“

• Kampf gegen die Kleinmütigkeit und Unzufriedenheit11.Im folgenden Band des „Kirchlichen Handbuches“ berich-

tete Selbst in seinem Beitrag „Zeitlage und kirchliches Leben im Jahre 1916/17“12 über die „fortgesetzte Kriegsarbeit“ und die „vorbereitende Friedensarbeit.“ Schon wurden Stimmen laut, die meinten, „daß, vom Standpunkt des Evangeliums be urteilt, die Gefahren der sogenannten Kriegsfrömmigkeit für Christentum und Kirche größer sind als ihr Nutzen.“13

10  Ebenda, S. 117.11  Ebenda, S. 125.12  Selbst, Joseph (1917): Zeitlage und kirchliches Leben im Jahre 1916/17. In:

Hermann Anton Krose (Hg.): Kirchliches Handbuch für das katholische Deutschland. Nebst Mitteilungen der amtlichen Zentralstelle für kirchliche Statistik. Freiburg im Breisgau (6: 1916–1917), S. 78–117.

13  Ebenda, S. 115.

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Sein Überblick zu „Zeitlage und kirchliches Leben 1917/18“ reicht bis zum April 1918 und bringt unter anderem die Schwer-punkte „Sozialistische und katholische Friedensbestrebungen,“ „Die päpstliche Friedensbotschaft“ und „Unerfreuliche Erscheinungen im religiös-kirchlichen Leben.“ Hingewiesen wird dabei auf „die in Graz bereits bestehende Zentrale ‚Volks-heil‘ (unter Leitung von Prof. Ude und dem reichsdeutschen Priester Dr. F. J. Metzger) mit einem weitgreifenden Arbeits-plan für einen ‚Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz‘. […] Er geht im wesentlichen darauf hinaus, durch religiös-sittliche Erneuerung der Geister und Herzen den Krieg mit der Wur-zel auszurotten und das ideale Reich des Gottesfriedens aufzu-richten. […] Politische Fragen werden nur in einigen Punkten gestreift.“14 Besonderes Augenmerk wird auf die Friedensnote Papst Benedikts XV. vom 1. August 1917 gelegt, mit der er sich an die Oberhäupter der kriegführenden Staaten wandte15: An die Stelle der „materiellen Kraft der Waffen“ sollte die „mora-lische Kraft des Rechts“16 treten, internationale Schiedsgerichte und allgemeine Abrüstung wurde gefordert. Der Aufruf des Papstes verhallte ungehört.

Der folgende Bericht bringt ausführliche Stellungnahmen zur vermeintlichen Kriegstreiberei der Freimaurer und erör-tert die Maßnahmen kirchlicher Wirksamkeit nach dem Krieg17. „An der alten Habsburger Dynastie und an der sturmerprobten ‚Donau-Monarchie‘ hat der Hammer der Freimaurerei sein Werk getan; die Demokratie, der Sozialismus beherrschen die

14  Selbst, Joseph (1918): Zeitlage und kirchliches Leben im Jahre 1917/18. In: Hermann Anton Krose (Hg.): Kirchliches Handbuch für das katholische Deutschland. Nebst Mitteilungen der amtlichen Zentralstelle für kirchliche Statistik. Freiburg im Breisgau (7: 1917–1918), S. 64–115, hier S. 77.

15  Ebenda, S. 79–84.16  Ebenda, S. 79.17  Vgl. auch Selbst, Joseph (1919); Zeitlage und kirchliches Leben im Jahre

1918/19. In: Hermann Anton Krose (Hg.): Kirchliches Handbuch für das katholische Deutschland. Nebst Mitteilungen der amtlichen Zentralstelle für kirchliche Statistik. Freiburg im Breisgau (8: 1918–1919), S. 81–146.

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Lage. Von vornherein bedeutete das für die Kirche und Religion eine Bedrohung der höchsten und heiligsten Lebensinteressen, und in der Tat, haben schon die ersten Wochen der neuen Volks-herrschaft keinen Zweifel darüber gelassen, daß ein neuer, radi-kaler Kulturkampf im Zuge ist.“18

Literatur

Neuere Literatur zur Geschichte der Kirche im Ersten Weltkrieg in Österreich ist – im Gegensatz zu den militär-historischen Arbeiten19 – nicht sehr zahlreich vorhanden: Maxi-milian Liebmann handelt dieses Thema in der „Geschichte des Christentums in Österreich“ auf drei Seiten ab20. Etwas mehr Raum gesteht Erwin Gatz der „Zeit des Ersten Weltkrieges“ im Überblicksband zur katholischen Kirche in Deutschland im 20. Jahrhundert zu.21 Bereits im Jahr 1995 hatte derselbe Autor ein kurzes Kapitel über den „Klerus im Ersten Weltkrieg“ publi-ziert.22

Eine ausführliche Studie zur „Theologie der österreichi-schen Bischöfe in den Hirtenbriefen zum Ersten Weltkrieg“ legte Wilhelm Achleitner im Jahr 1997 vor,23 mit dem Thema

18  Selbst (1918), S. 80f.19  Siehe dazu das Standardwerk von Rauchensteiner, Manfried (2013): Der Erste

Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914–1918. Wien-Köln-Weimar.

20  Liebmann, Maximilian (2003): Von der Dominanz der katholischen Kirche zu freien Kirchen im freien Staat – vom Wiener Kongreß 1815 bis zur Gegen-wart. In: Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Spätantike bis zur Gegenwart. Wien (Österreichische Geschichte. Hg. v. Herwig Wolfram), S. 361–456, hier S. 393–395.

21  Gatz, Erwin (2009): Die Katholische Kirche in Deutschland im 20. Jahrhun-dert. Mit einem Beitrag von Karl-Joseph Hummel. Freiburg-Basel-Wien: Her-der, S. 55–66.

22  Gatz, Erwin (Hg.) (1995): Der Diözesanklerus. Freiburg-Basel-Wien: Herder (Geschichte des kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jahrhunderts – Die katholische Kirche, IV), S. 141–146.

23  Achleitner, Wilhelm (1997): Gott im Krieg: Die Theologie der österreichischen Bischöfe in den Hirtenbriefen zum Ersten Weltkrieg. Wien [u.a.]: Böhlau.

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„Katholische Kirche und Volksfrömmigkeit in Tirol im Ersten Weltkrieg“ befasste sich Matthias Rettenwander in seiner umfangreichen Monographie 200624. Im gleichen Jahr brachte das Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte den Themenschwerpunkt „Christentum und Krieg in der Moderne“ mit beachtenswerten Beiträgen von Andreas Holzem25, Klaus Schreiner26 und Christoph Holzapfel27. Mit religiösen Motiven auf Bildpostkarten des Ersten Welt-krieges befasst sich der im Jahr 2009 von Heidrun Alzheimer herausgegebene Sammelband „Glaubenssache Krieg.“28 Zum Thema „Frau im Krieg“ liegen ebenfalls Untersuchungen vor29.

24  Rettenwander, Matthias (2005): Der Krieg als Seelsorge: Katholische Kirche und Volksfrömmigkeit in Tirol im Ersten Weltkrieg. Innsbruck: Wagner (Ti-rol im Ersten Weltkrieg, 5).

25  Holzem, Andreas (2006): Krieg und Christentum – Motive von der Vormo-derne zur Moderne. Beobachtungen zur Einführung. In: Rottenburger Jahr-buch für Kirchengeschichte 25, S. 15–30.

26  Schreiner, Klaus (2006): „Helm ab zum Ave Maria“. Kriegstheologie und Kriegsfrömmigkeit im Ersten Weltkrieg. In: Rottenburger Jahrbuch für Kir-chengeschichte 25, S. 65–98.

27  Holzapfel, Christoph (2006): Krieg als „heilsame Kreuzes- und Leidensschu-le.“ Die religiöse Deutung der Weltkriege. In: Rottenburger Jahrbuch für Kir-chengeschichte 25, S. 99–126.

28  Alzheimer, Heidrun – Böß, Stephanie (Hg.) (2009): Glaubenssache Krieg: Religiöse Motive auf Bildpostkarten des Ersten Weltkriegs; [Begleitbuch zur Ausstellung „Glaubenssache Krieg“]. Bad Windsheim.

29  Suppan, Arnold (2003): Frauen im Krieg. Die Rolle der Frau im Ersten und Zweiten Weltkrieg im östlichen und südöstlichen Europa. In: Marija Wakou-nig (Hg.): Die gläserne Decke. Frauen in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa im 20. Jahrhundert. Innsbruck-Wien-München-Bozen (Querschnitte, 11), S. 226–254. Barth-Scalmani, Gunda (2014): Frauen im Krieg. Über den weib-lichen Alltag im Hinterland und an der Front. In: Schallaburg Kulturbetriebs-ges. m. b. H. (Hg.): Jubel und Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914–1918. Schallaburg, S. 282–285. Ma-Kircher, Klaralinda (2013): Die Frauen, der Krieg und die Stadt. In: Pfoser, Alfred – Andreas Weigl (Hg.): Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg. Wien, S. 72–81. Rebhan-Glück (2013): Die österreichische Frauenbewegung und der Krieg. In: Pfoser, Al-fred – Andreas Weigl (Hg.): Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg. Wien, S. 82–87.

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In Kärnten scheint die Konzentration auf die Erforschung von Abwehrkampf und Volksabstimmung eine eingehendere Berücksichtigung des Ersten Weltkrieges in den Hintergrund gedrängt zu haben. Allein die in Innsbruck gearbeitete und im November 1951 approbierte Dissertation von Hans Doli-ner hat „Das Land Kärnten im Weltkrieg 1914 – 1918“ zum Gegenstand30. Der Geschichte der Landeshauptstadt Klagenfurt während des Ersten Weltkriegs wurde 1983 eine Dissertation gewidmet31. Die Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten, Carinthia I, brachte nur vereinzelte Beiträge zum bewussten Thema32, an dessen Beginn 1916 Martin Wuttes Auf-satz „Zum Krieg mit Italien“ steht33. Nur der Jahrgang 2014 der Carinthia I enthält mehrere einschlägige Beiträge34. Die Situ-

30  Doliner, Hans (1951): Das Land Kärnten im Weltkrieg 1914–1918. Disserta-tion. Leopold Franzens Universität, Innsbruck.

31  Steiner, Hubert (1983): Klagenfurt im Ersten Weltkrieg. Geisteswissenschaftl. Dissertation. Karl Franzens Universität, Graz.

32  Gaul, Jerzy (2006): Die Teilnahme des Kärntner Infanterie-Regimentes und der Polnischen Legionen an der Bewegungsschlacht von Limanowa – Lapa-now (Galizien) im Dezember 1914 und in den Karpaten 1915. In: Carinthia I 196, S. 505–518. Lax, Karl (1952): Kurze Geschichte des Kärntner Gebirgs-schützen-Regimentes Nr. 1. In: Carinthia I 142, S. 421–430. Pflanzl, Karl (1955): Die ersten Kämpfe um die Plöcken. In: Carinthia I 145, S. 821–825. Rainer, Johann (2008): Internieren und Konfinieren im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Gedanken und Erweiterungen zur diesbezüglichen Publikation im 197. Jahrgang der Carinthia I. In: Carinthia I 198, S. 493–498. Schöner, Guido (1955): Die Bezirksgerichte Arnoldstein und Tarvis im ersten Weltkrieg. In: Carinthia I 145, S. 826–837. Vospernik, Reginald (2007): Internierungen von Kärntner Slowenen im Jahre 1919. In: Carinthia I 197, S. 383–421. Wolsegger, Ferdinand (1958): Aus Alt-Österreich. Persönliche Erinnerungen. Fortset-zung; s. Carinthia I 146. Jg., 1956, S. 745ff. In: Carinthia I 148, S. 539–609.

33  Wutte, Martin (1916): Zum Kriege mit Italien. In: Carinthia I 106, S. 1–13.34  Deuer, Wilhelm (2014): Der Thronfolger Franz Ferdinand und Kärnten – eine

Spurensuche im Kärntner Landdesarchiv. In: Carinthia I 204 (2), S. 895–901; Rumpler, Helmut (2014): „Die neue Ernte gehört dem Staate“. Organisati-on und Wirken der Zweigstelle Klagenfurt der Kriegsgetreideverkehrsanstalt 1915–1917. In: Carinthia I 204 (1), S. 329–341; Verdnik, Alexander (2014): Der „Bund jüdischer Frontsoldaten“ in Klagenfurt. In: Carinthia I 204 (2), S. 909–918; Zeloth, Thomas (2014): Kärntner Kriegsflüchtlinge 1918 bis 1920. In: Ca-rinthia I 204 (1), S. 343–368.

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ation von Kriegsflüchtlingen während des Ersten Weltkrieges wurde in Wolfsberg in einer Ausstellung dokumentiert35. Eine Ausstellung im Kärntner Landesarchiv befasste sich mit der Propaganda unter dem Titel „Der Erste Weltkrieg im Spiegel der Plakate“36. Jüngst erschien eine umfangreiche Übersicht über die Quellen zum Ersten Weltkrieg im Kärntner Landes-archiv37.

Quellen

Der für die Erarbeitung dieser Studie herangezogene Quel-lenfundus umfasst neben den gedruckten Hirtenbriefen und Verordnungen im Kirchlichen Verordnungsblatt der Diözese Gurk auch die in hektographierter Form an die Geistlichen ergangenen Rundschreiben der Kirchenleitung in Kärnten. Dazu kommt das Aktenmaterial des Archivs der Diözese Gurk in Klagenfurt zum Betreff „Militaria“, das auch die Korrespon-denz des Bischofs mit den Militärbehörden unter der Bezeich-nung „Kriegsakten“ enthält. Zahlreiche Memorabilienbücher der Kärntner Pfarren konnten ebenfalls herangezogen werden wie auch die Protokolle der deutschen Akademie im Klagen-furter Priesterseminar.

35  Klösch, Christian (2013): Lagerstadt Wolfsberg: Flüchtlinge – Gefangene – Internierte. Dokumentation zur Ausstellung. Wolfsberg (Edition Museum im Lavanthaus, 1).

36  Dazu der Ausstellungskatalog von Eybl, Erik – Knott, Stephan (2014): Krieg an der Wand. Der Erste Weltkrieg im Spiegel der Plakate. Klagenfurt am Wörthersee (Aus Forschung und Kunst, 41).

37  Zeloth, Thomas (2014): Quellen zur Geschichte des Ersten Weltkrieges und seine Folgen im Kärntner Landesarchiv (KLA). In: Mitteilungen des Öster-reichischen Staatsarchivs 57, S. 125–154.