Kirchenzeitung - bistum-eichstaett.de...April Pfarrer i. R. Hans Hummel (71) und am 12. April der...

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K irchenzeitung für das Bistum Eichstätt Rückblick 2013

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  • Kirchenzeitungfür das Bistum Eichstätt

    Rückblick 2013

  • JAHRESRÜCKBLICKJAHRESRÜCKBLICK Nr. 51/52 · 22./29. Dezember 201366

    Das Jahr 2013 im Bistum EichstättPapstwechsel bewegt die Gläubigen / Willibaldswoche und erste diözesane Jugendwallfahrt

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    Begegnung in Rom: PapstFranziskus und Bischof Gregor Maria (Abb. o. l.).

    Startschuss zur Kindergarten-kooperation in Ingolstadt

    (Abb. l.).Spurensuche in Südengland

    (Abb. u. l.). Schlüsselübergabe in Plankstetten (Abb. r.).

    Fröhliche Kinder beim 100. Geburtstag ihrer Pfarrkirche

    Pollenfeld (Abb. u. r.).

    Das Ende 2012 ausgerufene Jahrdes Glaubens bildete die Brü-cke ins Jahr 2013. „Was können wirdazu anbieten?“, lautete die Über-legung in manchem Pfarrgemein-derat im Bistum. In Eichstätt wur-de unterdessen ein neues diözesa-nes Klimaschutzkonzept vorge-stellt. In Ingolstadt schlossen sichgleich 17 katholische Kindertages -

    einrichtungen zu einer gemein-nützigen Gesellschaft zusammen.Und dann kam der 11. Februar –

    der Tag, an dem die Medien welt-weit verkündeten: Papst BenediktXVI. tritt zurück. Im EichstätterDom und zahlreichen weiteren Kir-chen im Bistum fanden Dankgot-tesdienste für sein Wirken statt. AmAbend des 13. März freuten sich

    ganz besonders die Neuendettels-auer Katholiken: Der neue Papstwählte den Namen ihres Pfarrpa-trons – Franziskus. Der Berufsverband der Pfarr-

    haushälterinnen feierte auf demHirschberg sein 40-jähriges Beste-hen. Der Berufsverband der Pfarr-sekretärinnen wurde zehn Jahre alt,die Telefonseelsorge in Ingolstadt20 Jahre, die Malteser im Bistum50 Jahre. In der diözesanen Er-wachsenenbildung ging der Lotsevon Bord: Dr. Bertram Blum nutzteden Diözesantag der Büchereiarbeit,sich persönlich zu verabschieden.Die Frauenseelsorgereferentin derDiözese, Barbara Bagorski, wurdezur Ordinariatsrätin und Leiterinder Arbeitsgruppe „Geschlechter-gerechtigkeit“ ernannt. Drei Neupriester bekam das Bis-

    tum Eichstätt 2013: Karsten Junk,Florian Leppert und Markus Müllerempfingen im Dom die Weihe.Auch zwei neue ständige Diakonegehören zum Eichstätter Klerus:Raymund Fobes und Thomas Rie-ger wurden in Monheim geweiht.

    Nach Altötting ging es im Maibei der Sternwallfahrt der Diözese.Abgesagt werden mussten dagegenviele Fronleichnamsprozessionenim Bistum – wegen Dauerregens.Das Motiv der Blütenteppiche, diezum Teil in den Kirchen ausgelegtwurden, zeigte mitunter das Logodes Eucharistischen Kongresses,der im Juni in Köln stattfand.Den Auftakt zur Willibaldswoche

    bildete heuer ein „Tag der Frauen“.Bei allen Begegnungen mit denGläubigen, ob im Gottesdienst oderim Festzelt, warb der Bischof umUnterschriften für die Bürgerinitia-tive „One of us“ zum Schutz desmenschlichen Lebens. Ein denk-würdiger Tag für die Abtei Plank-stetten war die Einweihung des generalsanierten Konventgebäu-des, an der auch MinisterpräsidentHorst Seehofer teilnahm. Wo und wie die Bistumspatrone

    Willibald und Walburga ihre Kind-heit und Jugend verbrachten, daserschloss sich einer Reisegruppe,die nach Südengland fuhr. Unter-wegs war auch der Eichstätter Diö-

  • JAHRESRÜCKBLICKJAHRESRÜCKBLICK 77Nr. 51/52 · 22./29. Dezember 2013

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    Pfarrer i. R. Ludwig Körner(97) wurde am 4. Januar zuGrabe getragen, sein Todestagwar der 30. Dezember 2012. Pfarrer i. R. Josef Worsch (91)verstarb am 10. Januar. Am 30. Januar starb Hans Heppner(77), langjähriger Vorsitzende der Ackermanngemeinde und Diözesanratsmitglied aus Wem-ding, am 4. Februar starb derlangjährige Schulleiter der Real-schule Rebdorf, Pater AlfonsSattler (81). Die Pfarrei Illschwang

    trauerte um ihren am 11. Februar verstorbenen PfarradministratorPater Bernhard Sirch (69). Am6. März verstarb Pfarrer i. R. Willibald Appel (80), am 10.April Pfarrer i. R. Hans Hummel(71) und am 12. April der Plank-stettener Altabt DominikusMadlener (89). Mitten aus einemaktiven Leben als Pfarrer von Denkendorf, Dörndorf und Zandtwurde Franz Glötzner gerissen.Er verstarb am 25. Mai im Altervon erst 60 Jahren. red

    Partnerschaft mitLeitmeritz (Abb. o. r.).

    Primizsegen(Abb. r.).

    Glaubenszeuginnenbei der Willibalds-woche (Abb. u. r.).

    Schiffsgottesdienstbei der diözesanenJugendwallfahrt

    (Abb. u.). Erwachsenenbildner(Abb. l.): Dr. BertramBlum (r.) mit seinemNachfolger Dr. Lud-wig Brandl (l.) undStefan Eß vom

    St. Michaelsbund.Fröhliche Stimmungbeim EucharistischenKongress in Köln

    (Abb. o. l.).

    zesanrat, der in der tschechischenPartnerdiözese Leitmeritz seineHerbstvollversammlung hielt undbei der Unterzeichnung eines Me-morandums zur Partnerschaft durchdie beiden Bischöfe zugegen war. Ein ereignisreiches Jahr war

    2013 für die jungen Leute im Bis-tum: Im Frühjahr waren sie unterdem Motto „Nightfever“ erstmalszur Anbetung in die IngolstädterMoritzkirche eingeladen. Schüleraller Schularten beteiligten sich aneinem Kunstprojekt zum Jahr desGlaubens. Anlässlich der bundes-weiten 72 Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen KatholischenJugend (BDKJ) fanden quer durchsBistum Aktionen statt. Der Erlösging an Kinderheime ebenso wie an Flutopfer in Niederbayern. AmWeltjugendtag in Rio nahm einekleine Gruppe aus dem BistumEichstätt teil. Leinen los! hieß esbei der ersten diözesanen Jugend-

    wallfahrt auf dem Brombachseemit dem neuen Diözesanjugend-pfarrer Christoph Witczak.Zu feiern gab es allerhand: 50

    Jahre etwa wurden die IngolstädterKirchen Herz Jesu und St. Josef,das Gotteshaus St. Nikolaus inWendelstein sowie die Pfarrei Red-nitzhembach. Viel älter, stolze 250Jahre, ist die Wehrkirche St. Vitus in Kottingwörth. 100. Geburtstagfeierte die Pfarrkirche St. Walburgain Beilngries, wo heuer auch dieKolpingsfamilie auf ihr 150-jähri-ges Bestehen anstoßen konnte. 100.Geburtstag feierte die Kolpings-familie Herrieden. Wenn die Gläubigen an Silvester

    das Jahr in Gottes Hand zurück-legen und ein Danklied anstimmen,schlagen sie dazu noch das alteGotteslob auf. Die neuen Exem-plare, die eigentlich ab Advent ver-wendet werden sollten, kommenerst im neuen Jahr. Gabi Gess

    VERSTORBENE 2013

  • 1953 trat Hollweck eine besser be-zahlte Stelle in einem SchweizerKrankenhaus an. Weil aber ihreMutter schwer erkrankte, kehrtesie in die Heimat zurück und nahmdas Angebot des damaligen Kaplans der Ingolstädter Münster-pfarrei, Hans Meyer, an, seineHaushälterin zu werden. „Der Anfang war sehr schwer“, erinnertsie sich daran, dass sie an allenEcken und Enden sparen musste.„Viel besser wurde es dann, als der Kaplan 1961 Militärpfarrer inRoth wurde“. Rund zehn Jahredauerte der Einsatz bei den Solda-

    THEMA DER WOCHETHEMA DER WOCHE Nr. 14 · 7. April 201344

    TERMIN

    im ländlichen Bereich, die täglichvon neun bis 13 Uhr im Pfarrhaussauber macht, kocht und Gäste be-wirtet. Die 50-Jährige ist für ihrenChef aber längst auch zu einer Vertrauten geworden. „Er kommtauch mal Sonntags bei uns daheimvorbei und umgekehrt grillen wirmal mit der ganzen Familie bei ihm“,berichtet Geißler, die seit kurzemOma ist. Ganz klar, dass DekanSpöttle ihr erstes Enkelkind taufte.

    ÜBER UMWEGEElisabeth Harrer (62) aus Neumarkt, die Vorsitzende derEichstätter Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen, entschiedsich mit 29 Jahren für ihren heutigenBeruf. Die gebürtige Mecken-hausenerin hatte nach dem Real-schulabschluss als Angestellte beider Raiffeisenbank gearbeitet, dannaber im Krankenhaus der Barm-herzigen Brüder in München eineAusbildung zur Krankenschwesterabsolviert und später in einerMünchner Sozialstation gearbeitet.Während dieser Zeit fand sie An-schluss an die Cursillo-Bewegung,„und ich hab’ begonnen, mich zufragen, wohin mein Lebensweg

    führen sollte“. Die Antwort fand sie1980 bei einer Bekannten, derenBruder Richard Distler gerade eineHaushälterin für seine erste Pfarr-stelle in Hitzhofen suchte. So zogsie mit ihm in das schöne alte Pfarr-haus, das sich schnell mit Lebenfüllte: „Im Keller traf sich die Jugend,wir haben eine Bücherei einge-richtet und mit einem Kranken-pflegeverein angefangen.“ Weil eskeine Pfarrsekretärin gab, über-nahm Harrer auch die Büroarbeit.„Was mich überraschte, war dasVertrauen, das die Leute dem Pfarr-haus entgegen bringen“, sagt sie.Als nach knapp zehn Jahren derUmzug in die Neumarkter Hof-pfarrei anstand, sei ihr der Ab-schied sehr schwer gefallen. In Neumarkt fand sie eine eta-blierte Pfarrei mit festen Strukturenvor. Das nahm ihr ein Stück beruf-licher Vielfalt, schaffte ihr aberFreiraum für eine neue Aufgabe –das Engagement in der Berufsge-meinschaft der Pfarrhaushälterin-nen. Über die Diözesanebene hin-aus war Harrer zwei Amtsperiodenlang (1994 bis 2002) Bundesvorsit-zende. In dieser Funktion gehörtesie einige Jahre lang dem Zentral-komitee der deutschen Katholikenan. „Das war schon eine interessanteZeit“, meint sie rückblickend.

    DER ANFANG WAR SCHWERMagdalena Hollweck könnteüber ihre 53 Berufsjahre „fast einenRoman schreiben“. Die 84-Jährigeist Gründungsmitglied im Berufs-verband der Pfarrhaushälterinnen.Die Landwirtstochter wuchs inRichthofen am Fuß des Habsbergsauf. „Da kamen wir öfters auch insPfarrhaus, wo die Schwester desGeistlichen, Fräulein Rosa, waltete.

    Sie wurde mir zum Vorbild.“ Nachdem Krieg wurde Hollweck Jugend-führerin im Dekanat Velburg. Beieinem Glaubenskurs im damaligenDiözesanjugendhaus Sandsee er-zählte sie Jugendpfarrer Dr. AloisBrems von ihrem Wunsch, in einemPfarrhaus das Kochen lernen zuwollen. „Sofort sagte er mir, ichkönnte als zweite Hilfe zu seinemBruder Rupert Brems und seinerSchwester Maria nach St. Moritz inIngolstadt gehen.“ 30 Mark Lohngab es damals, 1951, im Monat.

    Im Bistumshaus Schloss Hirsch-berg blicken die Pfarrhaus-hälterinnen der Diözese Eichstättmit ihrem Geistlichen Beirat Pfarrer Peter Tontarra auf dieGründung ihres eigenen Berufs-verbands vor 40 Jahren zurück. Am Freitag, 26. April, um 9.30

    Uhr wird Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB den Festgottes-dienst zelebrieren. Um 14.30 Uhr hält die Referen-tin für Frauenseelsorge im Bistum,Barbara Bagorski, ein Impuls-Referat mit dem Titel „Den Glauben Leben“. vb

    Die sieben Frauen, die zum Einkehrtag in die Abtei St.Walburg in Eichstätt gekommensind und gerade im Speiseraum ihrenKaffee trinken, sind zwischen 42und 84. Sie kommen aus verschie-denen Ecken der Diözese Eichstätt,aber sie haben (oder hatten) alle denselben Beruf: Pfarrhaushälterin.Wie sie zu dieser Aufgabe ge-kommen sind, was ihnen daran gefällt, welche Herausforderungenes zu meistern gibt, erzählten sie –stellvertretend für viele Kollegin-nen – der KiZ anlässlich des bevorstehenden Jubiläums „40 Jahre Berufsverband der Pfarrhaus-hälterinnen im Bistum Eichstätt“. Während sich viele Verbands-mitglieder im Ruhestand befinden,steht Johanna Adlkofer (61) nochim Berufsleben. Seit etwa 20 Jahrenführt sie den Haushalt von PfarrerBernhard Oswald. Sechs Jahre wardas oberpfälzische Batzhausen ihrDienstort, dann die Pfarrei St. Piusin Ingolstadt und nun, seit knappzwei Jahren, die Münsterpfarrei imHerzen Ingolstadts. Als gelernteKöchin arbeitete Adlkofer lange inEichstätt: im Internat der Knaben-realschule Rebdorf, bei den Engli-schen Fräulein und im Salesianum.Dann „wollte ich einfach was Neues ausprobieren“, erklärt sie,warum sie Pfarrhaushälterin wurde.Wohnte eine solche früher selbst-verständlich im Pfarrhaus, so ent-scheiden sich heute immer mehrGeistliche für eine Teilzeit-Ange-stellte. Eine von ihnen ist MonikaGeißler aus Altenveldorf. Die Mutter dreier erwachsener Kinderist seit zehn Jahren Haushälterin beiDekan Elmar Spöttle in Velburg.„Für mich wars der ideale Wieder-einstieg nach der Kinderphase“, er-zählt die gelernte Hauswirtschafterin

    Jubiläum mit Bischof

    Ein Beruf mit vielen Facetten Langjährige Pfarrhaushälterinnen erzählen / Eichstätter Berufsverband wird 40 Jahre alt

    Langjährige Pfarr-haushälterinnenund Mitglieder im

    Vorstand des Eichstätter Berufs-verbands (v. l.): LeniHollweck, JohannaAdlkofer, ChristineWeigl, Elisabeth

    Harrer (Vorsitzende),Andrea Knipfer,

    Monika Geißler und Erika Schmidt. Fo

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    Frauen, die einenPfarrhaushalt füh-ren, leisten einenkirchlichen Dienst,denn mit ihrer Sorge

    machen sie denPriester frei für seinepastoralen Aufgaben.

    aus einem Beschluss der Würz-

    burger Synode (1971-75)

  • THEMA DER WOCHETHEMA DER WOCHE 55Nr. 14 · 7. April 2013

    ZUM THEMA

    Das Berufsbild Pfarrhaus-hälterin „war früher ganz an-ders als heute“, lautet das Urteilvon Magdalena Hollweck. Inden Nachkriegsjahren, als vieleHeimkehrer und Flüchtlinge zuPriestern geweiht wurden, sei dieNachfrage nach Haushälterinnengroß gewesen. Für christlich er-

    zogene junge Frauen vom Land,die sich in der Landwirtschaftoder als Dienstmägde ihr Geldverdienten, sei es ein sozialerAufstieg gewesen, Pfarrhaushäl-terin zu werden“, meint ElisabethHarrer, „auch wenn sie meistnicht mehr verdienten als vorher“,und oft eisernes Sparen angesagtwar, wie Hollweck aus ihrer Zeit in einem Kaplanshaushaltnoch weiß. Zudem sei damalsgroße Distanz zum Priester er-wünscht gewesen. „Miteinanderspazieren gehen“, das wäre nichtdrin gewesen“, erzählt die 84-Jährige.Vor 40 Jahren, als der Eich-stätter Berufsverband entstand, botsich Pfarrhaushälterinnen einweites Betätigungsfeld. „Sekre-tärinnen gabs damals nur in großen Pfarreien“, erzählt Elisa-beth Harrrer, „es gab keine Ge-meindereferentinnen, höchstenseine Pfarrschwester“. Gerade aufdem Land habe eine Pfarrhaus-hälterin vielfältige Fähigkeitenund Neigungen einbringen können, vom Jugendchor bis zur Seniorenarbeit. „Auf allen Ge-bieten war man gefordert“, be-stätigt Leni Hollweck und meint,mit Blick auf die vielen jungenKapläne, die im Pfarrhaus wohn-ten: „Manchmal hat man auch ein

    bissel Mutter sein müssen“. Heutedagegen seien die meisten Neu-priester schon etwas älter, schoneinem anderen Beruf nachgegan-gen, „und wollen Selbständig-keit“. Wenn überhaupt, so stelltensie eine Teilzeit-Haushälterin ein.Die aktuellen Zahlen: Von ins-gesamt noch 113 aktiven Pfarr-

    haushälterinnen im Bistum übennur 30 ihre Arbeit in Vollzeit aus.Von den 83 Teilzeit-Pfarrhaus-hälterinnen gehören 21 dem Berufsverband an. Viele Grün-dungsmitglieder sind bereits ver-storben. „Als wir mit Diözesan-wallfahrten der Pfarrhaus-hälterinnen anfingen, da sind wiraus den einzelnen Bezirken jeweils mit Bussen gefahren“, er-innert sich Erika Schmidt. „Heute bringen wir insgesamt ge-rade noch 50 Leute zusammen“.Zum Positiven entwickelt hatsich dagegen das Finanzielle:„Der bayerische Landesverbandder Pfarrhaushälterinnen hat sichsehr für einen Tarifvertrag mitdem Klerusverband eingesetzt“,berichtet Harrer. Die Abwick-lung der Gehälter erfolgt über die Besoldungsstelle der Diözeseund auch in Sachen Urlaubs-anspruch „ist alles geregelt“,freut sich Andrea Knipfer. Dieappelliert zugleich an alle Pfarr-haushälterinnen, ganz gleich ob Voll- oder Teilzeit, sich dem Berufsverband anzuschließen„Wie sollen wir ohne Mitgliederdie Beiträge für den Landes- und Bundesverband bezahlen,der sich wiederum für unsere Bezahlung nach Tarif einsetzt?“.

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    Ein Beruf im Wandel

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    Der Trend geht heuteeindeutig zur Teilzeit-Haushälterin. Eine vonihnen ist Monika Geißler,deren Arbeitsplatz dasVelburger Pfarrhaus ist.

    Die Mutter von drei Kindern ist gelernteHauswirtschafterin.

    ten, davon drei Jahre in Fürsten-feldbruck. Der Pfarrer genoss es,dass ihm die Haushälterin ein ge-mütliches Heim bereitete, aber dieumtriebige Leni Hollweck fülltesich nicht ausgelastet und hätte sichgerne einen Nebenjob gesucht.Weil ihr Chef dagegen war, über-nahm sie Ehrenämter und kümmertesich als Babysitterin um die Kinderder Offiziere. 1971 wurde Meyer Münster-pfarrer in Ingolstadt. 1992 ging er inRuhestand, 2008 verstarb er. Holl-weck zog in eine kleine Wohnungmitten in Ingolstadt und ist „immernoch neugierig auf Vieles“.

    BÜRO UND ZELTLAGERAndrea Knipfer, mit 42 die Jüngste in der Runde, ist seit 18Jahren Haushälterin von Pfarrer Er-ich Schredl (Ingolstadt/St. Augus-tin). Sie kennt ihn, seit er Kaplan in ihrer Heimatpfarrei Deining war.Nachdem er mit der gelernten Bürokauffrau in der DeiningerLandjugend stets gut zusammen-gearbeitet hatte, warb er sie gleichals Haushälterin an, als er die Pfarrei Walting übertragen bekam.Knipfer ließ sich auf das Wagnisein, „obwohl ich im Büro besserverdient hätte“. Aber die Vielseitig-keit ihres neuen Berufs entschädig-te sie dafür. Weil es in Walting neben dem Pfarrer keine Haupt-amtlichen gab, war sie nicht nurHaushälterin, sondern leitete auchJugendgruppen, fuhr mit auf Zelt-lager und führte das Pfarrbüro. Siemochte das Pfarrhaus, den großenGarten und die Leute, die sie vor inihre Gemeinschaft aufgenommenhatten. Am nächsten Dienstsitz inSpalt musste sie fünf Jahre warten,bis eine Stelle im Pfarrbüro freiwurde. Was sie aber nahtlos fort-setzte, war die Jugend- und Minis-trantenarbeit. Elf Jahre währte dieZeit in Spalt, bis 2010 der Ruf nachIngolstadt kam – und Knipfer er-neut begann, sich neben der Haus-arbeit Nischen zu erschließen. So hilft sie etwa im Pfarrbüro derMünsterpfarrei aus, nutzt das vielfältige kirchliche Angebot inIngolstadt und hat das Gefühl, gutleben zu können: „Es stimmt schon,wir verdienen nicht viel. Aber weilich im Pfarrhaus lebe und esse,passt der Nettolohn unterm Strich“.

    „DA HÄNGST IN DER LUFT“Für Erika Schmidt (70), die ausGroßhöbing bei Greding stammt,stand schon als Zwölfjährige fest,dass sie ihrem Bruder Karl, damalsSeminarist in Eichstätt, einmal den

    Pfarrhaushalt führen würde. Karlaber bremste zunächst ihre Ambi-tionen: „Als Pfarrhaushälterin, dahängst du immer in der Luft“. Abersie zog trotzdem mit nach Allers-berg, wo ihr Bruder eine Kaplans-stelle antrat. Die nächste beruflicheStation war der Habsberg, wo ErikaSchmidt beschloss, selbst noch einmal die Schulbank zu drücken. Regelmäßig besuchte sie Kurse in Regensburg und machte die Prüfungals Hauswirtschaftsmeisterin. Aufdem Habsberg war sie aber nichtnur für Küche und Sauberkeit zuständig, sondern auch fürs Büro.„Es war keine Seltenheit, dass manSonntags beim Kochen noch 50Messen aufschrieb“, erzählt sie.1976 verließen die GeschwisterSchmidt den Habsberg und zogenins Pfarrhaus nach Mündling. 1992schließlich übernahm PfarrerSchmidt die Leitung der Diaspora-pfarrei Heldmannsberg mit KuratiePommelsbrunn. Als „Mädchen füralles“ sei sie in allen Pfarreienschnell integriert gewesen, meintErika Schmidt, „ich hatte keineScheu, auf Leute zuzugehen“. Alsihr Bruder 2006 in den Ruhestandging, zogen die beiden nach Greding.Die 70-Jährige genießt die Teil-nahme an den regelmäßigen Treffen, zu denen der Ortspfarreralle Geistlichen aus der Seelsorge-einheit einlädt – vom Ruheständlerbis zum Kaplan. Sie fühlt sich wohl in deren Welt, die in 46 Jahrenauch zu ihrer eigenen geworden ist.

    „DAS WÄR’ WAS FÜR MICH“Christine Weigl ist erst 45, aberschon mehr als ihr halbes Lebenlang Pfarrhaushälterin. Die gebürtigeSchnufenhofenerin, für die Heiratund Familie nach eigener Aussagenie ein Thema waren, lebt und arbeitet seit 1988 im Pfarrhaus vonEdmund Wolfsteiner. In ihrer Freizeitmalt und fotografiert sie und hilftmit beim Schmücken des Gottes-hauses. Die Kirchenzeitung istübrigens nicht ganz unschuldig anihrem Lebensweg: Denn in ihremletzten Ausbildungsjahr an derHauswirtschaftsschule St. Marienin Neumarkt las Weigl in der KiZ einen Bericht über einen jungenGeistlichen, der auf der Suche nacheiner Haushälterin für seine erstePfarrstelle war. „Das könnte dochwas für mich sein“, überlegte diereligiös interessierte junge Frau undbewarb sich erfolgreich. Auf fünfJahre Berg folgten 13 JahreTreuchtlingen „und jetzt sind wirschon wieder sechs Jahre in Nürn-berg-Reichelsdorf“. Gabi Gess

  • Der Vater der italienischen Oper Am 14. Juni wird der 250. Geburtstag des Komponisten Johann Simon Mayr gefeiert

    Johann Simon Mayr (1763-1845) bei der Arbeit. Eine Lithographie vonG. B. Crotta aus dem 19. Jahrhundert.

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    Jura. Er war Schüler des Rechts-gelehrten Adam Weishaupt, der1776 die Geheimgesellschaft der Illuminaten gründete. Die spielten –wenngleich Mayr nie Mitglied

    war – eine Rolle bei der Ent-scheidung nach Italien zu gehen.Mayr begleitete seinen Arbeitgeberund Gönner Thomas de Bassus,dessen Schloss der hauptsächliche

    Treffpunkt der Illuminaten war, aufdessen Flucht vor der Polizei.

    ORATORIEN UND OPERNAb 1789 studierte Mayr in

    Bergamo beim Kapellmeister derKirche Santa Maria Maggiore, Carlo Lenzi, dann bei FernandoBertoni, dem Kapellmeister desMarkusdoms in Venedig. Mayrkomponierte anfänglich fast aus-schließlich Kirchen- und Kammer-musik, zumeist Messen und Oratorien, zur Opernkompositionmusste er bekehrt werden. Wie jedeKonversion zeitigte auch diese vehemente Leidenschaft, die sich beiMayr mit großer handwerklicherKunst und auch Fleiß verband.Rund 60 Opern und 600 Kirchen-und Kammermusikstücke hat erwohl geschrieben. Es gibt einenBrief, in dem Mayr seinen VerlegerRicordi wissen lies, er wolle seineKirchenmusiken nicht gedruckt sehen. Treppenwitz der Musik-geschichte: Eben jener Verlag, Ricordi in München, hat 2012 mitder Internationalen Simon Mayr-Gesellschaft, der Stadt Ingolstadtsowie der Katholischen UniversitätEichstätt-Ingolstadt einen Koope-rationsvertrag geschlossen, der die„quellenkritische Gesamtausgabeder Werke Mayrs“ vereinbart.Giovanni Simone Mayr, der nie

    mehr in seine Heimat zurückkehrteund ein Angebot Napoleons, alsOperndirektor nach Paris zu kommen, ausschlug, erarbeitete

    Die Gemeinde der Klassik-liebhaber bemisst die Größeeines Komponisten gerne an seinergegenwärtigen Präsenz im all-gemeinen musikalischen Bewusst-sein. So gesehen ist Johann SimonMayr ein glückloser, weil weithinvergessener Tonsetzer. Und dass ersich das Jahr seines 250. Geburts-tages mit den ungleich populärerenJubilaren Wagner und Verdi teilenmuss, scheint die Legende vom unbekannten Erfinder der italieni-schen Oper zu stützen.Die zurzeit nicht nur in und um

    Ingolstadt, sondern weit darüberhinaus stattfindenden Veranstal-tungen (siehe auch Kasten unten)strafen allerdings diese und einige weitere Mayr-Legenden Lügen.

    JUNGES TALENTJohann Simon Mayr wurde am

    14. Juni 1763 in Mendorf bei Altmannstein, das im LandkreisEichstätt, aber im Bistum Regens-burg liegt, geboren. Der Lehrers-sohn erhielt schon früh musika-lische Unterweisung durch seinenVater, der in der Pfarrkirche St. Leodegar die Orgel spielte –eines der wenigen noch erhaltenenInstrumente des Ingolstädter Orgel-bauers Caspar König (1675-1765).Ab dem siebten Lebensjahr wurdeMayr im nahen BenediktinerklosterWeltenburg erzogen und wechselte1774 an das Jesuitenkolleg in Ingolstadt. Dort studierte er Theo-logie, Philosophie, Medizin und

    KUNST UND KULTURKUNST UND KULTUR Nr. 23 · 9. Juni 20131414

    SERVICE

    Eröffnet wurde der Reigen der Jubiläums-veranstaltungen zu Johann Simon Mayrs250. Geburtstag bereits im Januar des Jahresmit einem Konzert des Georgischen Kammer-orchesters, das Ouvertüren Mayrs darbot.Im März war im Stadttheater Ingolstadt an

    drei Abenden ein Gastspiel der Mayr-Oper„Adelasia ed Aleramo“ mit der HofkapelleMünchen zu sehen. Auch die etablierten Reihen„Mittwochsklassik um halb sieben“ und diesonntägliche „Orgelmatinee“ widmeten undwidmen sich Werken Mayrs.An diesem Sonntag findet um 9 Uhr in der

    Kirche St. Leodegar in Mayrs Geburtsort Mendorf ein Gedenkgottesdienst statt, beidem die „Messa per la Settimana Santa in g“zur Aufführung kommt. Um 19 Uhr findet einFestakt im Simon Mayr-Dorfgemeinschafts-

    haus statt. Vom 13.-15. Juni veranstaltet die Simon Mayr-Forschungsstelle der KatholischenUniversität Eichstätt-Ingolstadt im Stadt-museum Ingolstadt ein Symposium zum Thema „Johann Simon Mayr und seine Vorbilder, Zeitgenosssen, Nachfolger“.Am 14. Juni um 19.30 Uhr findet im Fest-

    saal des Stadttheaters Ingolstadt die konzer-tante Aufführung der Mayr-Oper „Ginevra diScozia“ statt. Es spielt das Münchner Rund-funkorchester. Die Schirmherrschaft hat derbayerische Ministerpräsident Horst Seehoferübernommen. Das selbe Konzert wird zwei Tage später im Teatro Donizetti in Bergamogegeben, voran geht ein Gedenkgottesdienstin der Basilika Santa Maria Maggiore. EinenMitschnitt der Ingolstädter Aufführung sendetBR-Klassik am 23. Juni um 19.05 Uhr.

    Die „Messe in Es-Dur“ von Mayr ist beieinem Kirchenkonzert in der Ingolstädter Pfarr-kirche St. Josef am 13. Juni um 19.30 Uhr zuhören. Der Markt Altmannstein und die Freundeder Musik Johann Simon Mayrs laden am 23. Juni um 10 Uhr zum Gedenkgottesdienstin die Heilig Kreuz-Kirche in Altmannsteinein, der Kirchenchor hat die „Missa per la Domenica di Palme“ von Mayr einstudiert.Weitere Konzerte in Altmannstein, auf

    Schloss Sandersdorf, in der Abtei Scheyern,Aufführungen im Festsaal des IngolstädterStadttheaters, im Ingolstädter Liebfrauen-münster, aber auch über die Region hinaus, etwa in Altötting, beim Ebracher Musiksommeroder an der Kammeroper Hamburg folgen bisDezember. red

    Weitere Infos unter „www.simon-mayr.de“.

  • sich den Ruf des „Vaters der italienischen Oper“ und muss alseiner der bedeutendsten Komponis-ten dieser Gattung im frühen 19. Jahrhundert bezeichnet werden.

    „PAPA MAYR“In gewisser Weise verdankt sich

    dieser Ruhm auch der Tatsache,dass Mayr als Kind seiner Zeit einMann zwischen den Welten war.Nicht nur war er ebenso sehr Deutscher wie Italiener, katholischgeformt und klassisch gebildet. Er vereinte Frömmigkeit und Aufklärung, was sich schon an der Wahl klassischer antiker Stoffefür seine Werke zeigt. Mayr war einer, „der Glaube und Bildung zu verbinden trachtete, an das Gutwerden des Menschen durchErkenntnis glaubte“, so sieht esauch der Präsident der Internationa-len Simon Mayr-Gesellschaft e. V. Ingolstadt, Rainer Rupp. So erkläresich auch Mayrs Einsatz für die musikalische Bildung armer, aber begabter Kinder. Der großeGaetano Donizetti (1797-1848)profitierte von diesem Denken undder leidenschaftlichen BegabungMayrs als Musiklehrer. Er genossdie besondere musikalische Förde-rung, wie die Musikgeschichte weiß,mit beträchtlichem Erfolg, und verehrte Mayr zeitlebens wie einenVater. Donizettis Grab, befindetsich übrigens neben dem Mayrs –der starb 1845, 85-jährig und erblindet, Guiseppe Verdi hielt dieTotenrede – in der Basilika Santa Maria Maggiore in Bergamo.Die „Vaterfigur“ Mayr ist auch

    Das Grabmal Johann Simon Mayrsin der BasilikaSanta Maria Maggiore in Bergamo.

    Die PfarrkircheSt. Leodegard

    in Mendorf, das im Landkreis

    Eichstätt liegt,aber dem Bistum

    Regensburg gehört. Fo

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    KUNST UND KULTURKUNST UND KULTUR 1515Nr. 23 · 9. Juni 2013

    BUCHTIPP

    SchatzsucheEin ambitioniertes Projekt:

    ein Kinderbuch über die Musik-geschichte der Region. Da gibtes so einiges zu berichten, was selbst ältere Zielgruppenin Erstaunen versetzen kann. Die Musikwissenschaftlerin

    Dr. Iris Winkler hat gemeinsammit Studenten den Versuch gewagt, auf unterhaltsame,manchmal spielerische Weise,in einfacher Sprache undmittels Comics von musikali-schen Größen zu berichten, die weit über Eichstätt hinausAufmerksamkeit erregten undbis heute Anerkennung finden.Die bekannteste der vorge-stellten Musikerpersönlich-keiten ist Johann SimonMayr – die Herausgeberin istwissenschaftliche Mitarbeiterinan der Simon Mayr-Forschungs-stelle der Katholischen Uni-versität Eichstätt-Ingolstadt –, einen nicht weniger interessan-tern Lebenslauf haben Ray-mund Schlecht (1811-1891)oder Joseph Meck, EichstätterHofkapellmeister von 1717-1758 zu bieten. Dazu gibts Exkurse über die Musik in derBenediktinerabtei Ottobeurenund den Orgelbauer Karl Joseph Riep (1710-1775), eineNotenlehre, ein hilfreichesGlossar musikalischer Fach-begriffe und Notensätze vonWerken Schlechts und Mayrs.

    hebeIris Winkler (Hrsg.): Musi-

    kalische Schatzsuche in Eich-stätt, Ingolstadt-Venedig-Bergamo und Ottobeuren;

    Chrona-riumVerlag,Landau/Isar 2012,geb., 83 S.,mit zahlr.Abb.,16,95 Eu-ro, ISBN:978-3-938820-08-7.

    aufs Schönste belegt in einer Äußerung Rossinis, der schrieb„Die Komponisten unserer Tagesollen die Opern unseres PapaMayr studieren“.

    MAYR-RENAISSANCEDann aber war es erst einmal

    eine lange Zeit sehr still um dasWerk des Mendorfer Meisters. Zuseinem 200. Geburtstag 1963 machte das Münchner Rundfunk-orchester mit der Aufführung derOper „Medea in Corinto“ imMünchner Herkulessaal einen erstenAnlauf zur Rehabilitierung oderweiteren Verbreitung des MayrschenOeuvres. Bis auf das Patronat für

    eine Realschule in Riedenburg ereignete sich bezüglich Populari-sierung zunächst nichts. Es solltebis in die 90er-Jahre dauern bis dieses Unterfangen klarere Formenannahm. 1995, im Jahr von Mayrs150. Todestag, wurde in Ingolstadtdie Simon Mayr Gesellschaft ge-gründet, seit 2000 gibt es ein regel-mäßig erscheinendes Mitteilungs-blatt für die heute rund 290 Mit-glieder, 15 Prozent kommen ausdem Ausland. Einen Simon Mayr-Freundeskreis gibt es in Altmann-stein seit 1987, seit 2002 trägt diestädtische Sing- und MusikschuleIngolstadt den Namen des Kompo-nisten. 2007 entsteht die SimonMayr-Forschungsstelle an der Katholischen Uni, nachdem schonseit Anfang der neunziger Jahrewissenschaftliche Symposien undAusstellungen zu Mayr organisiertwurden, Fachpublikationen erschie-nen und natürlich Aufführungenstattfanden. Zeitweise arbeitete inder Region auch eine Simon MayrKultur GmbH an der „Mayr-Renaissance“ mit. Dass Mayrs Geburtsort die Bedeutung seinesgroßen Sohnes längst erkannt undgewürdigt hat, muss nicht eigenserwähnt werden.In den vergangenen Jahren folgte

    dann auch eine Entdeckung alt-neuer Noten auf die nächste Pre-miere, Wieder- oder Neuaufführung;viele Tonträger und Partituren er-schienen. Und Mayrs Messen wurden wieder dort gehört, wo siehingehören, in den Rahmen der Liturgie. Etwa eben, am Pfingst-sonntag im Ingolstädter Münster,wo die „Missa Es-Dur für Soli,

    Chor, Bläser und Orgel“ als Er-gebnis eines Mitmachprojektes fürsangesfreudige und bildungsfähigeStimmen zur Aufführung kam. Dasist, wie man so sagt, große Oper undfordert die Hör- und Feiergewohn-heiten der Gottesdienstbesucherheraus. Michael Heberling

  • „Bei uns haben alle ihren Platz“ Ausstellung „Alle inklusive“ als Schluss- und Höhepunkt des Projekts der Behindertenpastoral

    Wenn die Bewohner der Behinderteneinrichtung Dr. Löw in Neukirchen indie Pfarrkirche St. Peter und Paul kommen, dann „geht die Sonne auf“,heißt es in der Erklärung zu dem Stuhl (r.), den Firmlinge aus Neukirchen mitihrer Religionslehrerin Angelika Gleiß (sie ist auch eine von vier Inklusions-beauftragten im Bistum) gestaltet haben. Den linken Stuhl haben Menschenmit Behinderung mit ihren Betreuern gebaut: „Wir fühlen uns in der Pfarreiso willkommen, als wären wir Könige!“

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    bei der Pfarreien gemeinsam mitMenschen mit Behinderung über-legten, wo und wie sie füreinandereinen Platz gestalten können, war begleitet von einem zweitenKreativprojekt unter dem Leitwort„Gott und der Mensch“. Dabei

    sollten Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Kunst-objekte zum Thema Gottesbild undMenschenbild anfertigen. Für beideAufgaben fanden sich bistumsweitje etwa zehn Teams. Einige von ihnen stellen ihre Ar-

    beit bei der Ausstellungseröffnungvor. So berichtet etwa Gemeinde-referentin Elisabeth Löhlein ausder Ingolstädter Pfarrei St. Pius von einer Idee, die die Firmlinge in

    die Tat umsetzten: Sie überzogeneinen Stuhl mit dem gleichen Stoff,mit dem auch die Kirchenbänke inSt. Pius bespannt sind, und brachtendamit zum Ausdruck: Ihr gehört dazu, seid Teil unserer Gemeinde.Umgekehrt gestalteten Menschenmit Behinderung einen Stuhl fürdie Pfarrei St. Pius, der über undüber mit bunten Handabdrückenversehen ist. Sie leben in der Dr. Wilhelm Reissmüller-Wohnstätteder Ingolstädter Lebenshilfe undkommen regelmäßig zum Pfarr-gottesdienst in St. Pius. „Im Rahmenunseres Pfarrfests werden die Stühleübergeben“, kündigt Löhlein an. Auch Studenten der Katholischen

    Universität Eichstätt-Ingolstadt(KU) waren mit von der Partie: In Zusammenarbeit mit der Eich-stätter Caritas-Tagesstätte Lichtblickfür psychisch kranke Menschenund dem Caritas-Kinderdorf Marienstein gestalteten sie einKunstobjekt in Glasmaltechnik.Das Thema Inklusion sei für dieangehenden Lehrer „brandheiß“,verweist Edgar Mayer vom Lehr-stuhl für Grundschulpädagogikdarauf, dass Kinder mit sonder-pädagogischen Förderbedarf seit2011 gesetzlichen Anspruch auf denBesuch einer Regelschule haben. Der Präsident der KU, Professor

    Richard Schenk, ist selbst bei derAusstellungseröffnung dabei undbetont: „Das Thema Inklusion istan der KU ein wichtiges Thema“, zu dem geforscht werde und Vom christlichen Menschenbild her besitzt jeder Mensch einen absoluten Wert und ist von unserem Schö�pfer gewollt. Diese

    Botschaft ist Grund zu einer großen Hoffnung, die unseren Glaubenmittra�gt. Wir wissen uns vom Glauben her ermutigt, auch unüber-windbare Krankheiten, Behinderungen, ja selbst den Tod als Teil un-seres menschlichen Lebens zu begreifen. Diese Botschaft gibt auch dieKraft gegen die Vorstellungen von perfekten Menschen anzugehen. Wirbrauchen eine Kultur der Achtsamkeit im Zusammenleben der Men-schen. Ein wichtiges Anliegen ist es in diesem Zusammenhang, Men-schen mit Behinderungen mehr Zugang und Beteiligung am gesell-schaftlichen, aber auch am kirchlichen Leben zu ermö�glichen. Siesind in ihrem Lebenszeugnis auch eine Stä�rke fü� r jede Gemeinschaft.Menschen mit Behinderungen stehen unter einem großen Rechtfer-

    tigungsdruck, wenn deren Eltern das Recht auf Schadenersatz zuge-sprochen bekommen, weil Ärzte sie vor der Geburt nicht über die zuerwartende Behinderung ihres Kindes aufgeklärt haben. Mit Nach-druck formulieren wir deshalb noch einmal die Forderung, dass die vor-geburtliche Diagnostik ausschließlich dazu dienen darf, bei einer zuerwartenden Behinderung des Embryos frühzeitig eine Therapie ein-zuleiten und die Eltern auf diese besondere Situation nach der Geburtihres Kindes vorzubereiten.Aus dem Wort der deutschen Bischöfe „unBehindert Leben und

    Glauben teilen. Zur Situation der Menschen mit Behinderungen“ vom12. März 2003.

    WORTLAUT

    Sie sind nicht mehr wiederzu-erkennen, die schlichten Stühleaus Kiefernholz, die vor gut einemhalben Jahr bei einem Gottesdienstim Eichstätter Dom übergebenwurden an Vertreter von Pfarr-gemeinden oder Vereinen und anBehinderteneinrichtungen (die KiZberichtete). Sie wurden mit Stoffüberzogen, mit Pappmaché ver-kleidet, auf Podeste montiert understrahlen in kunterbunten Farben. Nicht weniger strahlt der Haupt-

    verantwortliche für die Aktion, dergleich in der ehemaligen Johannis-kirche am Eichstätter Domplatz dieAusstellung „Alle inklusive?“ er-öffnen wird: Pfarrer Alfred Grimm,Leiter der Behindertenpastoral imBistum Eichstätt. Seit 2011 wird erunterstützt von vier Inklusions- undSeelsorgebeauftragten, die ihrenSitz in verschiedenen Regionen desBistums haben und die die Vor-bereitung der Kunstausstellung„Alle inklusive“ mitgetragen haben.Das Projekt „war für uns als neueDienststelle schon eine Art Feuer-taufe“, meint Grimm. Die Er-gebnisse, die nun eine Woche langin der Johanniskirche zu betrachtensind, „haben meine Erwartungenweit übertroffen“, freut er sich. Die Stuhl-Aktion unter demMotto „Mein Platz in der Kirche“,

    DAS RELIGIÖSE THEMADAS RELIGIÖSE THEMA Nr. 25 · 23. Juni 20131414

    Senioren aus der Pfarrei Rednitzhembach und Schüler der LebenshilfeSchwabach gestalteten den linken Stuhl: „Wir möchten nicht zwischen denStühlen sein, sondern unseren festen Platz haben“. In einem Gottesdienstwerden sie den Stuhl an Bewohner von Regens Wagner/Zell übergebenund deren Werk (Abb. r.) entgegennehmen. Der Stuhl drückt aus, wie wichtigdie Hände für Gehörlose sind.

  • Ideen entwickelt würden. Ein Kursin Gebärdensprache, den PfarrerGrimm für Studierende anbot,stand bereits auf dem Programm. Bischof Dr. Gregor Maria Hanke

    OSB dankt in seiner Ansprache demLeiter der Behindertenpastoral, derdie Anliegen der Inklusion in denPfarreien „wie ein Fackelläufer insOrdinariat und ins Bischofshausträgt“. Er verweist auf das Wort derdeutschen Bischöfe „unBehindertLeben und Glauben teilen“, das vorzehn Jahren erschien. Es fordere al-le Christen auf, „sich einzumischenund für die Würde und Rechte vonMenschen mit Behinderung zukämpfen“.Eine Umfrage der diözesanenDienststelle „Pastoral für und mitMenschen mit Behinderung“ habeergeben, dass Menschen mit Be-hinderung darunter litten, immernur von ihrer Behinderung her gesehen zu werden. Sie wünschten

    Im wahrsten Sinne gespicktmit Symbolik ist der Stuhl Abb. l.), den dieIngolstädter Pfarrei St. Augustin gemeinsam mit einer Gruppe der Lebenshilfe anfertigte: „Ich fühle einen Stich ...“. Rechts im Bild ein weitererStuhl aus Ingolstadt: Firmlinge aus der Pfarrei St. Pius haben ihn gestaltet. Zur Ausstellungseröffnung konnten sie aber nicht kommen, weil zeitgleichdie 72-Stunden-Aktion des BDKJ lief.

    Manche Menschen mit Behinderung können gar nicht aufeinem Stuhl ohne Gurte und Spezial-halterungen sitzen. Vielen sei dasnicht bewusst, meint Alfred Grimm,der Leiter der Behindertenpastoral.

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    DAS RELIGIÖSE THEMADAS RELIGIÖSE THEMA 1515Nr. 25 · 23. Juni 2013

    geworden’. Und da hab’ ich plötz-lich die Vorbehalte der Gehörlosen verstanden: Es genügt nicht, sich in einen Stuhlkreis zu setzenund jedem einen Platz zu geben,sondern es braucht einen Prozess, sich gegenseitig mit neuen Augen zu sehen“. Irgendwann, soihre Hoffnung, „sind wir vielleicht auch in der Lage, die Plätze zu tauschen“.

    Gabi Gess

    Die Ausstellung „Alle inklusive“ist letztmals am Sonntag, 23. Juni,in der ehemaligen Johanniskirchein Eichstätt zu sehen. An diesem Tagfindet um 15 Uhr im Dom auch der Abschlussgottesdienst zu demProjekt der Behindertenpastoralstatt. Infos unter „www.bistum-eichstaett.de/behindertenpastoral/alle-inklusive/“. Ein Hörfunkbeitragvon Radio K1 ist ebenfalls auf derInternetseite der Diözese abrufbar.

    Pfarrei und Kindergarten Holnstein sowie die örtliche Regens Wagner-Einrichtung bekamen zwei Stühle – und verbanden sie mittels Zwischenstückkurzerhand zu einer Bank unter dem Motto „Bei uns haben alle Platz“.

    sich, nicht Objekte der Seelsorge zu sein sondern Partner, Fachleutein eigener Sache. Nicht nur in baulicher und technischer Hinsichtgelte es Barrieren abzubauen, sondern auch in den Köpfen.Dies ist auch das Anliegen

    des Sachausschusses Behinderten-pastoral im Eichstätter Diözesan-rat, der vor zehn Jahren entstand.Die stellvertretende VorsitzendeAgathe Herrmann-Schmidt hältbei der Ausstellungseröffnung eineberührende, persönliche Rede. Sieerzählt darin, wie sie einst als junge,hochmotivierte Lehrerin an einerGehörlosenschule einen Eltern-abend hielt und dann von einem gehörlosen Vater gesagt bekam:„Ich habe zu Ihnen kein Vertrauen,weil Sie nicht gehörlos sind.“ Zunächst sei sie irritiert, ja ge-kränkt gewesen, „aber kurz daraufbegegnete mir ein Wort aus demKorintherbrief: ‘Allen bin ich alles

    Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB sprach ebenso ein Grußwort wie Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger, die stellvertretende Landrätin Rita Böhm und Universitätspräsident Professor Richard Schenk (Abb. Mitte, mit Edgar Mayer von Lehrstuhl für Grundschulpädagogik). Im Bildrechts zeigen Frauen aus dem Wohnheim der Lebenshilfe Weißenburg (mit einem Mitarbeiter des Hauses) ihre ganz persönlichen Engel. Für die musikalischeUmrahmung sorgten die Kellergang-Band der Jurawerkstätten Neumarkt und das Veh-Harfen Ensemble der Offenen Behindertenarbeit St. Vinzenz Ingolstadt.

  • THEMA DER WOCHETHEMA DER WOCHE Nr. 27 · 7. Juli 201344

    STICHWORT

    Lehramts-Studium vorübergehendeine Projektstelle im BischöflichenJugendamt Eichstätt inne. IhreHauptaufgabe ist es, gemeinsammit Pastoralreferent Thomas Böslund einem festen Stamm Ehren-amtlicher „Tage der Orientierung“(TdO) für Schulklassen anzubieten(siehe Kasten unten). An ihrem

    Handgelenk baumelt das gelbeTdO-Bändchen, das alle Teilnehmeram Ende der Besinnungstage er-halten und oft lange tragen –„Gott segne und behüte dich“, stehtdarauf.„Kirche im Zelt“ knüpfe an das

    Konzept der TdO an, erläutertLehner. Der Schwerpunkt liege aufder Förderung der Klassengemein-schaft und des Zusammengehörig-keitsgefühls. Nur dass die Schülerund ihre Betreuer dafür nicht extra in ein Jugendhaus oder eine Herberge reisen, sondern am Schul-ort bleiben. Außerdem werden, anders als bei den TdO, Jugend-seelsorger mit einbezogen. Die Idee zu „Kirche im Zelt“

    hatte Pfarrer Franz Glötzner schonvor einigen Jahren vom Katholiken-tag in Osnabrück mitgebracht. Der Schelldorfer JugendpflegerWolfgang Kronauer erarbeitete einKonzept, das nun erstmals in diePraxis umgesetzt wurde und bei

    dem er selbst mit von der Partiewar. Finanziert wurde das Projektdurch den Fond für KommmunaleJugendarbeit des LandratsamtsEichstätt. Die Gaimersheimer Mittelschule

    bot sich für die Premiere besondersan, weil es dort eine feste Ansprech-partnerin für Schulpastoral gibt:Religionslehrerin Martha Schiener.„Für uns ist es toll, dass die Marthadabei ist“, meint Hannah Lehner.Denn während der gemeinsamenTage, in denen die Betreuer ein Vertrauensverhältnis zu denSchülern aufbauten, seien „schonauch Probleme zur Sprache ge-kommen, die wir in dieser kurzenZeit nicht lösen können“, wie etwaUnstimmigkeiten innerhalb derKlassengemeinschaft oder Belas-tendes daheim. „Es gibt so vieleGespräche, die sich sonst nicht ergeben würden und die auch indie Tiefe gehen“, bestätigt Schiener.Und Lehner ergänzt, dass mancheSchüler daheim wenig Gelegenheithätten, sich auszusprechen, weil ihre Eltern beruflich sehr ein-gespannt seien. Eine Schülerin etwahabe erzählt, dass ihr Vater gleichnach Feierabend zu seinem Zweit-job aufbreche – bis Mitternacht.

    SMS VON GOTTGleichzeitig erweist sich bei

    „Kirche im Zelt“ aber auch, wiesehr die Pubertierenden ihre Elternnoch brauchen. „Toll, dass sie dasso offen zugeben, meint Lehner.Auf Zetteln sollten die Sechst-klässler die Frage beantworten:„Wen rufst Du auf dem Handy an,wenn du traurig bist oder es dirschlecht geht?“ Die meisten schrie-ben: „Meine Mama, meinen Papa.“ Das Handy dient Jugendseel-

    sorger Witczak auch als Einstieg in die Gesprächsrunde:„Habt Ihrgestern eine SMS bekommen?“,fragt er lächelnd in die Runde undweiß auch schon den Inhalt derNachricht: „Schön dass es dichgibt. Melde dich, wenn du Hilfebrauchst. Liebe Grüße von Gott!“Klar habe nicht Gott diese SMSverschickt, „sondern die Hannah“,aber sie sei trotzdem als Einladungvon Gott zu verstehen. Umgekehrtkönnten die Schüler darauf ver-trauen, dass ihre Sorgen, Wünscheund Gedanken bei Gott ankämen,so wie sie auch beim Versenden

    Thomas Bösl, Referent fürSchul- und Jugendpastoral,ließ es sich nicht nehmen, bei„Kirche im Zelt“ vorbeizuschauen.„Es wäre klasse, wenn man dasausweiten könnte“, meint er. Gemeinsam mit Dr. Peter Nothaftist Bösl in der BischöflichenSchulabteilung Ansprechpartnerfür „Tage der Orientierung“ in allenSchularten. Für die Organisationvon Besinnungstagen für Haupt-schüler waren früher die katholi-schen Jugendstellen zuständig. Im Zuge von Umstrukuturierungen„können sie das aber heute nichtmehr leisten“, erläutert Bösl. In der Regel finden die „Tage

    der Orientierung“, die von der Diözese bezuschusst werden, in derneunten Jahrgangsstufe statt unddauern drei Tage. Neben dem Jugendhaus Pfünz nennt Bösl weitere Quartiere: das JugendhausHabsberg, die alte Schule Mors-

    bach oder die Oase Steiners-kirchen. Rund 30 Gruppen hatBösl mit Hannah Lehner in diesem Schuljahr schon geleitet.„Schulen, die schon einmal ‘Tageder Orientierung’ durchgeführthaben, fragen immer wieder nach“,verweist er auf die große Nach-frage, die die Kapazität seines Teams weit übersteigt. Seit Jahrenengagiert die Schulabteilung Stu-denten als zusätzliche Betreuer.Aber durch das neue Studiensys-tem, bei dem Anwesenheitspflichtherrscht, „können viele nicht dreiTage lang weg“, klagt Bösl. „Dasist für uns ein großes Manko.“ Generell können Schulen, so

    wie die Mittelschule Gaimers-heim, auch selbst „Tage der Orientierung“ bestreiten. „Dazubraucht es aber sehr engagierteLehrer oder Mitarbeiter der Schulpastoral vor Ort“, schränktBösl ein. gg

    Okay, Leute, dann fangen wiran“, sagt der Typ im grünenSweatshirt zu den Schülerinnenund Schülern der 6c, die ihn mit einer Mischung aus Skepsis undSpannung mustern. „Ich bin derChristoph, 34 Jahre alt und Jugend-seelsorger. Wenn ich ein bisschenFreizeit hab, dann mach ich gerneMusik.“ Wenige Meter entferntstellt sich gerade ein weiterer Jugendpfarrer, Bernhard Kroll, der 6d vor. Beide Klassen sitzen aufKlappbänken unter einem Dach aus weißer Plane. „Kirche im Zelt“lautet die Devise im Gaimers-heimer Pfarrgarten, der für etwa 90 Sechstklässler der örtlichenMittelschule – eingeteilt in zweiGruppen – jeweils drei Tage langzum Klassenzimmer geworden ist.Ein in der Diözese Eichstätt bislangProjekt, dessen Zukunft noch offenist.„Mit der Schule zusammen

    zuarbeiten ist unerlässlich, geradein Zeiten der Ganztagsschule“,meint Hannah Lehner. Die lang-jährige Diözesanvorsitzende derKatholischen Landjugend im Bistum Eichstätt hat nach ihrem

    „Tage der Orientierung“

    Der Pfarrgarten als KlassenzimmerGaimersheimer Mittelschüler erleben „Kirche im Zelt“ / Testlauf im Bistum Eichstätt

    Gott empfängt Eure Nachrichten, vertraut darauf! JugendseelsorgerChristoph Witczak aus Schelldorf im Gespräch mit der Klasse 6c. Rechtsim Bild Hannah Lehner vom Bischöflichen Jugendamt Eichstätt, treibendeKraft bei „Kirche im Zelt“ und Betreuerin bei „Tagen der Orientierung“

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    Urvertrauen: Ihre Eltern nanntendie meisten Sechstklässler bei einer Gruppenarbeit als erste Anlaufstelle, wenn sie traurig sind.

  • THEMA DER WOCHETHEMA DER WOCHE 55Nr. 27 · 7. Juli 2013

    ZUM THEMA

    Woher stammte der heiligeWillibald? Welche Pilger-reisen unternahm er, ehe erschließlich der erste Bischof vonEichstätt wurde? Für die Viertklässler der

    Eitensheimer Grundschule sind

    solche Fragen kein Problem. Vonihrer Religionslehrerin MarianneOettl haben sie in den vergangenenWochen viel über den Bistums-patron gehört. „Jesu Botschaftweitertragen“ ist ein Kapitel ihresReligionsbuchs überschrieben.Darin erfahren die Kinder nichtnur, wie viele Christen es heuteauf der ganzen Welt gibt und wassie alle miteinander verbindet,sondern auch, wie die erstenChristen lebten und wie dasChristentum zu uns nach Bayernkam. Die Mädchen und Buben be-gegnen dem heiligen Bonifatiusund dessen angelsächsischenLandsleuten Willibald und Walburga. Die Probearbeit, dieOettl gerade in ihrer Klasse ge-schrieben hat, zeigt das Interesseder Kinder am Thema: auf zwölfvon 18 Arbeiten steht eine Eins. Mit ihren Schülern hat die

    Religionslehrerin auch den 50-minütigen Dokumentarfilm„Mission Bayern“ angeschaut,der vor einem halben Jahr in Eichstätt Premiere hatte undbereits im Fernsehen ausgestrahltwurde. Er wurde an Original-schauplätzen gedreht und be-schreibt die Pionierarbeit des heiligen Willibald und seiner Geschwister Walburga und

    Wunibald. „Die Kinder fandenihn wirklich toll“, erzählt Oettl,die nicht nur Religionsunterrichtin den Klassen eins bis vier gibt,sondern zum Mitarbeiterteamder bischöflichen SchulabteilungEichstätt gehört.

    Nicht nur in der vierten Klasse,sondern auch in anderen Jahr-gangsstufen lasse sich das Wirkender Bistumspatrone vermitteln,gibt Barbara Buckl, die stell-vertretende Leiterin der Schul-abteilung, Auskunft. Dies werdesich auch nicht ändern, wennzum übernächsten Schuljahr ein neuer Lehrplan komme. „Die Diözesanheiligen haben immer wieder ihre Bedeutungund ihren Platz und es finden sich ganz viele Anknüpfungs-punkte“ – nicht zuletzt in der jetztbeginnenden Willibaldswoche.Die Schulabteilung erarbeitet

    derzeit Hand in Hand mit der Medienzentrale des Bistumsdidaktisches Begleitmaterial fürdie Fernsehdokumentation „Mis-sion Bayern“. Aspekte, die imFilm angerissen, aber nicht weiter vertieft werden, kämendabei zur Sprache, kündigt

    Studiendirektor i. K. RichardBaumeister an. Das könne zumBeispiel die Bedeutung vonKlöstern im Mittelalter sein, oderdie Geschichte des Pilgerwesens.„Auch die Ökumene ist natürlichein wichtiger Punkt“, fügt Baumeister hinzu. Zielgruppeseien die Jahrgangsstufen fünfbis zehn aller Schularten. gg

    Willibald in der Schule

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    Nur einen Tagmussten die Eitens-heimer Viertklässlerwarten, bis sie von Religionslehrerin

    Marianne Oettl ihre Probearbeit zurück-

    bekamen. Auch Fragen zum Bistums-patron wurden daringestellt. Für Florian, Isabelle, Valentin

    und Josefine (v. l.) ist der heilige Willibald

    kein Unbekannter. Als Ministranten begegnensie seiner Statue regel-mäßig in der Kirche.

    einer SMS oder einer Mail daraufvertrauten, dass die ihren Wegdurchs Netz finde.

    ZUSAMMENHALT ALS ZIELEtwa 20 Prozent der Schüler

    kenne er von Veranstaltungen für Firmlinge, meint der frisch berufene DiözesanjugendpfarrerWitczak, dessen Dienstsitz derzeitnoch die Jugendstelle Schelldorfist. Bei „Kirche im Zelt“ treffe eraber auch Jugendliche, „die sonstüber die Jugendarbeit nicht zu erreichen sind“.Bernhard Kroll, Stadtjugend-

    seelsorger in Ingolstadt, beobachtetlächelnd, wie sich die 6d mit vereinten Kräften am Kranspielversucht. Acht Holzklötze müssendabei aufeinandergetürmt werden –mittels eines Hakens, der von allenSchülern gleichzeitig gesteuertwird. „Hier gehts auch darum, sich auf den anderen einzulassen“,stellt Kroll fest, während ein lauter Triumphschrei ertönt: Aufgabe erfolgreich gelöst!Vom „Schülersalat“ über das

    „Klassenbingo“ bis zum abschlie-ßenden „Spiel ohne Grenzen“

    Eine filzige Angelegenheit:Aus Wolle undSchmierseife

    formtendie Schüler lustige

    Figuren. Ganz nebenbeikamen sie mit

    ihren Betreuern –drei pro Klasse –

    ins Gespräch überGott und die Welt.

    reichen die Mitmach-Angebote bei„Kirche im Zelt“. All dies dient demZiel, Sozialkompetenz zu schulen.Religionslehrerin Schiener hat fürdie Gaimersheimer Schüler schonzahlreiche „Tage der Orientierung“angeboten und weiß: Der Zu-sammenhalt in der Klasse wirdspürbar besser. Daneben verstehesich „Kirche im Zelt“ aber auch als Grundlage für Gespräche überGott und die Welt, meint Lehner. Esgehe darum, „einfach da zu sein“.Während des gemeinsamen Bastelnsseien Fragen gekommen: Warumarbeitest Du bei der Kirche?Glaubst Du daran, dass es Gott gibt? Alle vier Klassen durften bei

    „Kirche im Zelt“ Luftballons steigen lassen. und konnten einenZettel mit auf die Reise schicken,auf dem sie ein Gebet oder einenguten Wunsch für den Finder desBallons geschrieben haben. Lehnerblickte dabei einem besonders coolen Sprücheklopfer über dieSchulter – und war „total über-rascht“: Auf seinem Zettel standganz schlicht: „Lieber Gott, ichdanke Dir, dass du für mich da bist.“ Gabi Gess

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    Gemeinsam schaffen wirs!: Das Kranspiel ist ganz schön knifflig und fördert den Zusammenhalt der Klassengemeinschaft.

  • KIRCHE UND WELTKIRCHE UND WELT Nr. 30 · 28. Juli 201388

    Daher konnte ich schon sehr vieleSehenswürdigkeiten besuchen unddie Stadt erkunden.“ Mittlerweilehat der WJT begonnen und Kopf istnun täglich von acht bis 15 Uhroder aber in der Schicht von 15 bis22 Uhr im Einsatz, schreibt Berichteund stellt Fotos auf die Internet-seiten. Von der Hilfsbereitschaftder Brasilianer ist sie begeistert:„Wenn sie das Gefühl haben, man

    Ich hatte furchtbares Herz-klopfen“, schreibt Lena Thier-mann. Die 18-jährige Eichstätterinwar „zur richtigen Zeit am richtigenOrt“ und erlebte die Ankunft vonPapst Franziskus in Rio de Janeirohautnah (siehe Foto S. 13). SeitMitte Juli ist Thiermann in Rio, um beim Weltjugendtag (WJT) als Volunteer, als freiwillige Helferin,mit anzupacken und Pilgergruppenzu betreuen. Über Facebook be-richtet sie der Kirchenzeitung vonihren ersten Erfahrungen. Die Stimmung sei großartig

    gewesen, als der Papst nur knappzwei Meter neben ihr vorbei ge-fahren sei. „Aber trotz der Freudedie herrschte, kam bei uns auchSorge um den Heiligen Vater auf,weil er offenbar so viel Vertrauen inseine Pilger setzt, dass er in einemoffenen Auto durch die Menge gefahren ist.“ Viele Pilger meintendies sei „verrückt“, schreibt Thiermann. Sie selber bezeichnetdie Fahrt im offen Papamobil als„sehr mutig und vertrauensvoll“.Thiermann ist zusammen mit

    ihrer Freundin Veronika Hiendlund dem Schwabacher BenediktRampelt nach Brasilien geflogen.Die Drei kennen sich vom Welt-jugendtag in Madrid. Damals warensie als Pilger mit dabei, diesmalsind sie als Volunteer noch näherdran am Geschehen.

    FACEBOOK-NACHRICHTENSieben Stunden dauert der

    Arbeitstag von Veronika Kopf. Die 24-Jährige aus Anzing beiMünchen studiert in Eichstätt undist bereits WJT-erfahren: in Köln2005 war sie mit der Pfarrjugenddabei, in Sydney 2008 mit demBund der Deutschen KatholischenJugend Bayern und in Madrid vorzwei Jahren als Einzelpilgerin.Diesmal ist sie als Volunteer vor Ortund hat ihren Arbeitsplatz gleich inStrandnähe, im Presse-Zentrum.Kopf ist in der Social Media-Redaktion und kümmert sich um eine Facebook-Seite und be-dient auch einen Twitter-Account,einen Kurznachrichten-Dienst.„Mit meiner Jobzuteilung bin ichsehr zufrieden“, schreibt Kopf andie KiZ. „Die ersten Tage hier waren noch sehr entspannt, weil wirimmer nur höchstens halbtags In-foveranstaltungen hatten – der Restder Zeit stand zur freien Verfügung.

    Herzklopfen und Weißwurst im GlasWas Jugendliche aus dem Bistum Eichstätt beim Weltjugendtag erleben

    hat etwas nicht richtig verstanden,wiederholen sie es so lange undlangsamer, bis man wirklich weiß,was sie einem sagen wollen.“Große Hilfsbereitschaft und Gast-

    freundschaft erlebten auch die fünfEichstätter Pilger die zusammenmit einer 24-köpfigen Gruppe ausder Erzdiözese Bamberg nach Brasilien gereist sind. Von Frank-furt aus ging es über São Paolo

    Walzer trifft Samba: Bei der Missionarischen Woche in der Diözese Coroatá tauschten sich Eichstätter Pilger und brasilianische Jugendlicheüber Kultur und Bräuche aus.

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    „Mein Arbeitsplatz“,schreibt VeronikaKopf. Die 24-jährigeStudentin aus Eichstätt ist Volunteer im Pressezentrum inden weißen Zeltenam Ende des Strands.

    Die Ingolstädterin Franziska Gampenrieder (r.) ist eine von fünf Pilgernaus dem Bistum Eichstätt, die gemeinsam mit Jugendlichen aus Bambergnach Brasilien geflogen ist.

    nach São Luis. Endstation nach gut30 Stunden Reise: die Diözese Coroatá im Nordosten des Landes.Auf dem Programm standen dortneben dem Besuch von Basis-gemeinden sowie mehrerer sozialerEinrichtungen auch die Besichti-gung verschiedener Sehenswürdig-keiten und ein interkulturellerAbend mit Samba- und Walzer-einlagen. Hannah Lehner vom Bischöflichen Jugendamt Eichstätthatte für die Tage der Begegnungeigens Weißwürste im Glas mit eingepackt. Schließlich sollten dieBrasilianer sich im Zutzeln üben.

    FRISCHE KOKOSMILCH„Die letzten Tage waren einfach

    überwältigend. Wer das nicht miteigenen Augen sieht, kann sichwahrscheinlich nur sehr schwervorstellen, was wir erlebt haben“,fasst eine Bamberger Pilgerin ihreEindrücke zusammen. Bereits derEmpfang sei „eine große Über-raschung“ gewesen, heißt es in einem anderen Bericht der Bam-berger BDKJ-PressesprecherinAnn-Kathrin Thönnes. Etwa 200Menschen hätten die deutschenGäste trommelnd, klatschend, sin-gend, jubelnd und tanzend begrüßt.Bei ihren Gastfamilien bekamendie Eichstätter und Bamberger Einblicke in den Alltag der Ein-

    heimischen. Und natürlich durftenauch kulinarische Besonderheitennicht fehlen. So berichten die Pilgerin einem Internet-Tagebuch von„frischer Kokosmilch“ bei einemStopp am Straßenrand, von „sehrguten gerösteten Cashewkernen“und von Reis und Fisch.Nach der Missionarischen Woche

    in der Diözese Coroatá flogen die29 Eichstätter und Bamberger Anfang der Woche weiter nach Rio.Wie die Deutsche Bischofskonferenzmeldet, sind rund 2.000 Jugendlicheaus Deutschland beim WJT ange-meldet. Mehr über den Eröffnungs-gottesdienst, die Messe mit PapstFranziskus, die Arbeit der Helferund die Erlebnisse der Pilger, lesensie in der kommenden Ausgabe derKiZ. Andrea Franzetti

    30_13 - 08_Musterseiten Bistum 23.07.13 13:54 Seite 8

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  • AUS DEM BISTUMAUS DEM BISTUM 55Nr. 32/33 · 11./18. August 2013

    Einen Lötkolben und einen Meterstab hatten MichaelPlitzner und Benedikt Grammerbei der Besteigung der Türme desEichstätter Doms mit dabei: ein-fache Technik, Hilfsmittel für ihreUntersuchungen an den Glocken.Ihr eigentliches Gepäck aber bestand aus Hightech-Geräten, aussensiblen Mikrofonen, Beschleu-nigungssensoren und auch einemComputer. Drei Tage lang warendie Mitarbeiter des EuropäischenKompetenzzentrums für Glockender Hochschule Kempten im BistumEichstätt unterwegs, zunächst inKastl und anschließend in Eichstätt.

    DIAGRAMME IM LABORFünf Glocken des Domgeläuts

    nahmen sie genauer unter die Lupe.Diplom-Ingenieur Plitzner ver-kabelte dabei unter anderem dieMarienglocke aus dem Jahr 1299.Vor einem Jahr waren mehrere der18 Domglocken saniert worden(die KiZ berichtete). Ausgehend vonumfangreichen Untersuchungenhatten einige Glocken neue Klöppel, neue Läutemotoren undrestaurierte Joche erhalten. Ziel derumfangreichen Revision damals:die Belastung der Glocken zu reduzieren und bessere Klänge er-zielen. Ob das Ziel erreicht wurde,wollten Plitzner und sein AssistentGrammer nun überprüfen.Immer wieder läuteten in diesen

    Tagen außerplanmäßig einzelneGlocken, brachten die Technikerdas Geläut mit dem Motor odervon Hand in Schwung, um Datenzu sammeln. In der Glockenstubeplatzierten sie ein kleines Richt-mikrofon in genau demselben Abstand zur Glocke wie bei der ersten Messung vor vier Jahren(daher der Meterstab). Am Klöppelbefestigten sie einen Beschleuni-gungssensor und von außen an der Glocke brachten sie einen Dehnungsmessstreifen (daher derLötkolben) an. Alles Geräte undSoftware die auch im Maschinen-und Automobilbau zum Einsatzkommen, erläuterte Plitzner. DieProgramme und Messapparatewürden für Crash-Tests und Materialprüfungen verwendet.Von allen Messpunkten aus

    führten Kabel zu einem Rechner,der die Daten sammelte. Im Laboran der Hochschule in Kemptenerfolgt später die eigentliche

    Auswertung der Daten und derVergleich zu den vorherigenMessungen. Doch bereits nachden ersten Untersuchungen zeigtesich Plitzner zufrieden. Es gäbe

    wohl „nur noch minimalen Optimierungsbedarf“ im Bereichder Läutemaschine. EichstättsGlockensachverständiger ThomasWinkelbauer lobte den neuen

    Klang und das viel harmonischereLäuten nach der Revision. DerAufwand habe sich gelohnt, sowohl in finanzieller als auch in untersuchungstechnischer Hin-sicht. Von den Ergebnissen derMessungen am Dom würden auch andere Kirchen im Bistumprofitieren. Die Messergebnisseließen sich besonders für die Berechnung der Klöppel und Anschlagwinkel nutzen.

    ZWÖLFUHRLÄUTENDas sanierte und neu einge-

    stellte Geläut des Doms ist amDonnerstag, 15. August, um 12 Uhrim Radio zu hören. Die Sendung„Zwölfuhrläuten“ auf Bayern 1kommt an Maria Himmelfahrt ausder Domstadt. Andrea Franzetti

    Text: Domkapitular Josef Blomenhofer, Dompfarrer. Foto: pde

    Den Geistlichen Impuls „Ein Bild – ein Wort – ein Mensch, der dahintersteht“ finden Sie jede Wocheauch im Internet unter „www.bistum-eichstaett.de/geistlicher-impuls“.

    EIN BILD – EIN WORT – EIN MENSCH

    OSTERN IM SOMMER

    Kontroll-Messung:Benedikt Grammer, Diplom-Inge-nieur MichaelPlitzner undEichstätts Glockensach-verständigerThomas Winkel-bauer (v. l.) ander Marienglockeim Dom.

    Crashtest-Programm im DomGlockenkompetenzzentrum Kempten nimmt Eichstätter Geläut unter die Lupe

    Foto

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    Mitten im Sommer feiert die Kirche am 15. August das Fest der Aufnahme Mariens inden Himmel.Aufnahme in den Himmel setzt das Sterben

    voraus.

    Das Foto zeigt einen Ausschnitt aus dem Haupt-portal des Eichstätter Doms. Der Künstler hält in einem farbigen Steinrelief

    (um 1400) den Moment des Sterbens Mariens fest:Maria liegt auf dem Sterbebett. Um sie sind betenddie zwölf Apostel versammelt. In der Mitte steht alleüberragend Jesus und trägt die Seele seiner sterbendenMutter wie ein kleines Kind auf seinem Arm.

    Das Bild bringt den christlichen Glauben zum Ausdruck: Der Tod Mariens geht in eins mit ihrer Aufnahme in den Himmel. Das Sterben ist ein Hinein-geboren-werden in die ewige Gemeinschaft mit Gott.So feiert die katholische Kirche mitten im Sommerein österliches Fest.

    Das Bild sagt mir: Ich muss vor dem Tod nicht inAngst und Schrecken verfallen. Mein Sterben ist einAufgenommen-werden ins ewige Leben.Dieser Glaube bereichert mein Leben schon hier

    auf Erden. Er schenkt mir Gelassenheit in der Hetze, Zuversicht, wenn es ausweglos scheint, und Kraft inschwierigen Situationen.

  • AUS DEM BISTUMAUS DEM BISTUM Nr. 23 · 9. Juni 201388

    und wie konnten sie sich überhauptverabreden, wo es doch damals weder Handys noch Internet gab? Auch die Gruppe „Kirchen-

    mäuse“ aus Gaimersheim, be-stehend aus elf- und zwölfjährigenMinistrantinnen, findet „dass Jungund Alt zusammengehören und dasses keine Berührungsängste und Vor-urteile vor dem jeweils anderen geben darf“. Deshalb haben dieMädels sich mit GemeindereferentinPia Lang vorgenommen, die 72-Stunden-Aktion im Caritas-Senio-renheim St. Elisabeth zu verbringen.Rekordverdächtig ist die Alters-

    spanne einer Teilnehmergruppe ausWinkelhaid-Burgthann: „Wir sindzwischen 15 und 65 Jahren, vom Schüler bis zum Rentner“, informiert Julia Wolf, die sich als Gruppenleiterin in der Pfarreiengagiert. Zusammen möchte dasTeam ein kleines Waldgrundstückhinter dem Pfarrheim zum Freiluft-Treff mit Grillmöglichkeit machen.Wo kann man im Altmühltal

    Produkte aus dem fairen Handel

    Noch knapp eine Woche bis zurgroßen bundesweiten Sozial-aktion des Bundes der DeutschenKatholischen Jugend (BDKJ). „Wirfreuen uns, dass sich im BistumEichstätt über 50 Aktionsgruppenmit mehr als eintausend Teil-nehmenden angemeldet haben“,stellt Christoph Raithel vom Eich-stätter BDKJ-Diözesanvorstand fest.„Was uns besonders begeistert, istdie Vielfältigkeit der Projekte. Invielen Gemeinden wird richtig‘Hand angelegt’, renoviert und neugebaut, was das Zeug hergibt.Es gibt aber auch viele Projekte, bei denen sich Jugendliche mit anderen Menschen beschäftigen.“Dass sich in den einzelnen Gruppennicht nur katholische Jugendlicheengagieren, zeige, „dass die Aktionbreit aufgestellt ist“. Und das istwahrlich nicht übertrieben. Die KiZhat sich im Vorfeld bei beteiligtenGruppen nach ihren Plänen für den13. bis 16. Juni erkundigt.„Schenke Senioren deine Zeit

    und erfahre ihre Lebensge-schichte“, so lautet zum Beispielder Auftrag der DekanatsjugendHerrieden für die drei Aktionstage.Zwei Gruppen werden dabei imPlausch mit alten Menschen dieOhren spitzen: zum einen ein Teamdes BDKJ-Dekanatsvorstands, zumanderen eine etwas jüngere Truppeaus Neuendettelsau, die über-wiegend aus Ministranten besteht.Ihre Gesprächspartner finden dieJugendlichen in Altenheimen, aberauch in der eigenen Familie. Wiehaben die alten Leute einst ihreSchul- und Lehrzeit oder ihre erstegroße Liebe erlebt? Welche Rollespielte der Glaube, der Kirchgang?Wie verbrachten sie ihre Freizeit

    Mit Pinsel, Kochtopf und NotizblockWas sich Jugendgruppen im Bistum zur 72-Stunden-Aktion einfallen lassen / Start am 13. Juni

    erwerben? Darüber möchte dieKolpingjugend im DiözesanverbandEichstätt informieren. Ein zehn-köpfiges Team hat dazu eine Bro-schüre zusammengestellt, die eswährend der Aktionstage unter die Leute bringen möchte. „Wir habenuns bereits in den vergangenen

    Probekochen in Ornbau (Abb. o.).

    Die Pfarrjugend lädt Senioren zum dreigängigen

    italienischen Menü ein. Julia Oppel vom BDKJ-

    Vorstand Herrieden (Abb. r.) wird ihre

    Oma Anna interviewen,wie sich deren Leben als Jugendliche gestaltete. Sie schließt sich damit

    einer Erzähl-Aktion der Dekanatsjugend

    Herrieden an.

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    Zum Auftakt-Gottesdienstder 72-Stunden-Aktion im Bistum Eichstätt sind alleInteressierten eingeladen. Erfindet am Sonntag, 9. Juni, um 10.30 Uhr im EichstätterDom statt und wird zelebriertvom jüngst ernannten Diöze-sanjugendpfarrer ChristophWitczak. Die Feier wird von derBDKJ-Band umrahmt, die zumEinzug den offiziellen Songzu der bundesweiten Jugend-aktion spielen wird. red

    SERVICE

    zwei Jahren sehr viel mit dem Thema Fair Trade auseinander-gesetzt“, berichtet Julia Mayer vonder Diözesanleitung. Vom 13. biszum 16. Juni wollen die Kolping-Mitglieder in die Diözese aus-schwärmen und regionale und fairgehandelte Produkte mitnehmen.„Wir bringen Essen mit und Kaffeeund stellen uns auf die Markt-plätze“, kündigt Mayerhöfer die

    Aktion an, die von Sponsorenunterstützt wird. Nicht ganz uneigennützig ist die

    geplante Aktion der Pfadfinder ausGunzenhausen. Die Mitglieder desStammes St. Marien wollen ihrenLagerraum auf dem Zeltplatz Alt-mühlsee Pavillon renovieren undden Außenwänden ein wenig neueFarbe verpassen. Ebenfalls zu Pinselund Farbeimer greifern die Minis-tranten aus Röttenbach. Wie Ober-ministrantin Annika Pflock erklärt,soll im Rahmen der 72-StundenAktion das Jugendhaus Fiegenstallauf Vordermann gebracht werden.Unterstützt werden die Minis dabeivon rund 20 Mitgliedern der Jugend-gruppe Power On aus Röttenbachund der Katholischen Landjugend-bewegung Nassenfels.Alleinerziehenden Müttern unter

    die Arme zu greifen, das hat sichdie Pfarrjugend St. Anton in Ingol-stadt vorgenommen. Fünf Familienwollen die 25 Jugendlichen undjungen Erwachsenen unterstützen:hier kleine Renovierungsarbeitenübernehmen, dort ein Kinder-bett zusammenbauen. Auch einenAusflug mit den Kindern in den Zoosoll es geben, kündigt Ansprech-partnerin Heidi Stachel an. Mit einem Kuchenverkauf hatte sich die Gruppe bereits ein finanziellesdafür Polster geschaffen.In Ornbau soll ein Hauch von

    Bella Italia wehen. Das zumindesterhoffen sich die rund 20 Jugend-lichen aus der Pfarrei die ein italienisches Mittagsmenü kochenwollen. Zum Essen haben sie rund30 Senioren eingeladen. Gekochtwird im Pfarrheim und nach demEssen sind noch eine Bilderpräsen-tation zu Italien, Sketche sowieKaffee und Kuchen vorgesehen.Gut möglich, dass die eine

    oder andere Gruppe während der 72-Stunden-Aktion Lob von prominenter Seite erfährt: In Eich-stätt startet am Samstagmorgen (15. Juni) ein Bus, der den ganzenTag im Bistum unterwegs ist. An Bord sind – zumindest zeit-weise – die Schirmherren der Aktion, Sozialministerin ChristineHaderthauer, Dompropst em. Johann Limbacher und BischofDr. Gregor Maria Hanke OSB. Einladung erging auch an die Mitglieder des Domkapitels, infor-miert BDKJ-Referentin StephanieBernreuther. af/gg

  • UNTERWEGSUNTERWEGS 3131Nr. 37 · 15. September 2013

    Am 3. und 4. Oktober wird miteiner zweitägigen Wanderungder neue Ökumenische Pilgerweg,der von Eichstätt nach Heidenheimam Hahnenkamm führt, erstmalsvon einer Wallfahrergruppe komplettbeschritten, nachdem in den ver-gangenen zwei Jahren bereits aufTeilstrecken „probegepilgert“ wurde(die KiZ berichtete). Der Zweck-verband Kloster Heidenheim unddas bayerische Pilgerbüro laden gemeinsam zu dieser Erstbegehungein.Der neue Pilgerweg verbindet

    zwei kirchliche Zentren, die imFrühmittelalter eine Schlüsselrollebei der Christianisierung in Bayernund Franken spielten. Er folgt denSpuren der südenglischen HeiligenWillibald, Walburga, Wunibald undSola, die dort im achten Jahrhundertim Auftrag des heiligen Bonifatiusmissionierten.

    SPIRITUELLE ERFAHRUNGAuf zum Teil schmalen Pfaden

    erschließt der Weg eine abwechs-lungsreiche Landschaft inmittendes Naturparks Altmühltal und derRegion Altmühlfranken. BedeutendeKulturdenkmäler säumen den Weg.Vom Eichstätter Dom aus, wo dieWanderung am 3. Oktober um 9 Uhr beginnt, geht es über den Altmühltal-Panoramaweg zunächstzum legendären Sezzi (siehe Kasten), dem historischen Treff-punkt der Heiligen bei Bieswang,und dann weiter zur Michaelis-kirche nach Suffersheim (Lauf-strecke etwa 22 Kilometer), wo sichbis Ende des 14. Jahrhunderts dasGrab der heiligen Gunthildis befand.Die Heilige wurde um das Jahr 1000in Suffersheim geboren. In Legendenwird sie als fromme Dienstmagd,mildtätige Frau und Nothelferin für krankes Vieh beschrieben.Nach einer Übernachtung im

    Evangelischen Bildungshaus Pap-penheim (Bustransfer und Unter-kunft sind organisiert) beginnt der zweite Pilgertag an der ökume-nischen St. Gunthildiskapelle beiSuffersheim, dem „SchneckenhausGottes“, von wo aus der Weg an den Ruinen der mittelalterlichenWallfahrtskapelle vorbei durch dasliebliche Schambachtal zum Nagel-berg führt. Vorbei an Treuchtlingenmarkieren Wettelsheim, die SteinerneRinne bei Wolfsbronn und dieHochfläche des Hahnenkamm den

    zweiten Streckenabschnitt (insge-samt 28 Kilometer), bevor die Pilger-tour am Nachmittag mit einer Münsterführung in Heidenheim ihren krönenden Abschluss findet.Die Leitung an beiden Tagen hat

    Heinz Ottinger aus Weißenburgübernommen, Initiator und geistigerVater des Pilgerweges sowie aus-gewiesener Kenner der Region.„Die Geschichte unserer Diözesehat dort begonnen“, begründet er

    An der Wiege der BistumsgeschichteÖkumenischer Pilgerweg von Eichstätt nach Heidenheim wird erstmals komplett begangen

    seinen jahrelangen Einsatz für dasProjekt. Die Teilnehmer der erstenoffiziellen Pilgerwanderung findenauf der insgesamt 51 Kilometer langen Strecke regelmäßig Hinweis-schilder. Geistliche Impulse unter-wegs setzen Domvikar ReinhardKürzinger, der Leiter der Diözesan-Pilgerstelle Eichstätt und DekanKlaus Kuhn (Heidenheim). In derEinladung zur Pilgerwanderungheißt es: „Der neue Weg ist dem

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    ökumenischen Gedanken fest verbunden. Er will an eine jahr-hundertealte Pilgertradition aufdieser Strecke anknüpfen und Wandern wieder als spirituelle Er-fahrung erlebbar machen. Dabeisoll dieser Weg aber auch einem lebendigen Austausch zwischenkatholischen und evangelischenChristen dienen, so dass er buch-stäblich vom Getrenntsein zu einemMiteinandergehen“ führt.Die Teilnehmergebühr beträgt

    55 Euro für Übernachtung im Doppelzimmer, 62 Euro im Einzel-zimmer. Der Preis umfasst auchAbendessen, Frühstück und Bus-transfer zwischen Suffersheim undPappenheim. Gabi Gess

    Weitere Informationen und An-meldung über die Diözesanpilger-stelle Eichstätt, Tel. 08421/50690;E-Mail: „[email protected]“ oder beim Dekanat Heidenheim, Tel. 09833/275; E-Mail: „[email protected]“.

    ZU THEMA

    Nach dem Tod des heiligenWillibald besiegelte KönigArnulf von Kärnten im Jahr 889eine Urkunde, mit der er der Kirche von Eichstätt neben einemTeil des Weißenburger Reichs-forstes auch einen Ort schenkte,der mit Sezzi bezeichnet wurdeund in der Nähe der heutigen Ortschaft Bieswang liegt. Dortsollte nach Arnulfs Wunsch eine Kirche errichtet werden zu Ehrender Heiligen Bonifatius, Willi-bald, Wunibald und Sola, mit denen sich Willibald mehrfachgetroffen haben soll. „Ob tatsächlich eine Kirche

    gebaut worden ist, wissen wirnicht“, sagt Heinz Ottinger, der Initiator des ÖkumenischenPilgerwegs von Eichstätt nachHeidenheim. Er ist auf den Ort Sezzi (möglicherweise abgeleitet von dem lateinischenBegriff seccessio = Abtretung)gestoßen, als er eine wissen-

    schaftliche Arbeit des Weißen-burger Gymnasiallehrers und anerkannten SiedlungsforschersProfessor DDr. Friedrich Eiglerlas. Gemeinsam mit ihm, mit Vertretern der Stadt Pappenheimund des Landkreises Weißen-burg-Gunzenhausen „haben wirdiesen Punkt dann lokalisiert“.Demnach lag der Treffpunkt vonWillibald, Wunibald und Sola etwa einen Kilometer östlich von Bieswang am Schnittpunktder alten Römerstraße mit mehreren Flurwegen. „Es liegtmir sehr viel daran, diesem Ortauf dem Pilgerweg einen be-sonderen Stellenwert zu geben“,sagt Ottinger. Kürzlich war erTeilnehmer an einer Studien-fahrt nach England – über die er in der KiZ berichtete) und hat dabei auch Bischof Dr. GregorMaria Hanke OSB seine Vor-stellungen von einem Denkmalerläutert. gg

    AUF DER SUCHE NACH SEZZI

    Blick ins Weite: Bereits zweimal wurden Teilstücke des Ökumenischen Pilgerwegs von großen Gruppen begangen.

  • THEMA DER WOCHETHEMA DER WOCHE Nr. 41 · 13. Oktober 201344

    aktueller Zahlen, sondern verstandes auch, die gegenwärtige Situationaus den historischen Entwicklun-gen heraus verständlich zu machen.Heute sind im gesamten Bistumrund zwölf Prozent der 1,3 MillionenEinwohner katholisch. Die 437Pfarreien werden von 77 Diözesan-priestern und 40 Ordenspriesternbetreut. Auch wenn nur 7,9 Promilleder Gesamtbevölkerung in der Diözese regelmäßig Gottesdienstebesuchen, so Pribyl, „ist der Glaubein unserer Diözese dennoch leben-dig“. Die Bemühungen um einewirtschaftliche Konsolidierung derDiözese, die durch die politischeund staatsrechtliche Lage im Landunumgänglich wurden, schilderteder Generalvikar eindrücklich.

    VERSTEHEN LERNENIn dem nun unterzeichneten

    Memorandum wird die Verbindungzwischen beiden Diözesen, die aufKontakte Heimatvertriebener ausden Gebieten in Nordböhmen bis indie ersten Nachkriegsjahre zurück-reicht, urkundlich besiegelt. Die Bischöfe betonen, dass die

    Diözesanpartnerschaft vor demHintergrund historischer und kul-tureller Anknüpfungspunkte eineminterkulturellen und weltkirch-lichen Denken und Arbeiten denRahmen vorgeben und die Einheitim Glauben und in Werken derchristlichen Liebe fördern wolle.Der Text des Memorandums ver-weist auch ausdrücklich auf die

    Jede Menge Premieren für dieBistümer Eichstätt und Leit-meritz gab es am ersten Oktober-wochenende. Die wichtigsten: Zumersten Mal in seiner Geschichte tagte der Eichstätter Diözesanrataußerhalb seines Bistums, und zumersten Mal haben beide Bistümerihre jahrzehntelangen Beziehungenauf eine neue Grundlage gestellt.Die Diözesanbischöfe Gregor MariaHanke OSB und Jan Baxant unter-zeichneten nach einem feierlichenPontifikalamt im Dom St. Stephanin Leitmeritz ein Memorandum zurBistumspartnerschaft.

    LEITMERITZER LAGEBERICHTFast 60 Teilnehmer hatten sich

    auf den Weg nach Nordböhmen gemacht, neben dem Bischof auch die Domkapitulare Alfred Rottlerund Prälat Christoph Kühn, Welt-kirchebeauftragter des BistumsEichstätt.Gleich am ersten Abend

    schilderten Bischof Baxant undsein Generalvikar Stanislav Pribylden Gästen aus Eichstätt die pastorale Situation in der DiözeseLeitmeritz. Der Neuaufbau desgeistlichen Lebens in Tschechienmüsse sehr langsam und Schritt fürSchritt erfolgen, erklärte BischofBaxant. Dabei sprach er der Eichstätter Delegation seinen Dankdafür aus, dass diese das BistumLeitmeritz in seinen Bemühungenunterstützten. Generalvikar Pribyllieferte nicht nur eine Menge

    Partnerschaft auf festem GrundDer Diözesanrat Eichstätt tagte im Partnerbistum Leitmeritz / Memorandum unterzeichnet

    Besiegelt:Die Bischöfe von

    Eichstätt und Leitmeritz unter-

    zeichnen dasMemorandum zurPartnerschaft der

    beiden Diözesen ineinem feierlich Akt

    (Abb. o.).Vor dem Pontifikal-

    amt hielten diebeiden Oberhirten fürein paar Augenblicke

    betend vor demAllerheiligsten inne

    (Abb. r.). Foto

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    ZUM THEMA

    Aus erster Hand wollten die Eichstätter Informationen und einen Austausch darüber, wie Partnerschaft gelingen kann.„Menschen in der Mitte Europas – Nachbarsein – zum Nächsten werden“ war ein Podiumsgespräch überschrieben, in dem Dr. Jan Heinzl, Geschäftsführer der SdruzeniAckermanngemeinde in Tschechien und Eichstätts Diözesanratsvorsitzender ChristianGärtner, moderiert von KiZ-RedaktionsleiterMichael Heberling, zunächst ihre jeweiligenOrganisationen und Gremien vorstellten, umdann die wichtigsten aktuellen Heraus-forderungen in ihrem Land und ihrer Region zubeleuchten. Ein dritter Gesprächspartner ausdem nahen deutschen Bistum Dresden-

    Meißen, zu dem sowohl Eichstätt als auch Leitmeritz Beziehungen pflegen, musste seineTeilnahme kurzfristig absagen.

    Den Zustand seines Landes schilderte JanHeinzl ungeschminkt. Wenngleich die Ent-wicklung nach der Wende im Großen und Ganzen als positiv bezeichnet werden könne,falle in allen gesellschaftlichen Bereichen ein „Fehlen“, der „Verlust“ ins Auge: ein „Verlust an Staat, an Nation, an Religion“, das„Fehlen von Überzeugungen, von Sicherheiten,von Perspektiven“. „Krisenerscheinungen und resultierende Entsolidarisierungstendenzen“machte auch Christian Gärtner in seinem Landaus. Wenn Partnerschaft, wenn Nachbarschaft,gelingen solle, darin waren sich Gärtner undHeinzl einig, dann nicht administrativ undstrukturell, sondern nur, indem es „um den Einzelnen geht, um das Persönliche“.

    ERSCHEINUNGEN DER KRISE, VISIONEN DER HOFFNUNG

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  • THEMA DER WOCHETHEMA DER WOCHE 55Nr. 41 · 13. Oktober 2013

    im Zweiten Vatikanischen Konzilformulierte Vision einer Welt-kirche, die der Zunahme der gegenseitigen Verflechtungen unterden Menschen dient.Ziel der Begegnung und des

    Austauschs sei es nicht, Konzeptevoneinander zu kopieren. „Ziel istvielmehr, dass wir einander so begegnen, dass wir den anderen inseinem Anderssein wahrzunehmen

    Im Wallfahrts-ort Hejnice wardie EichstätterReisegruppeuntergebracht,vor der BasikikaMaria Heim-

    suchung stellteman sich zum

    Gruppenbild auf.Nur für einenganz kurzen

    Gang durch dieLeitmeritzerInnendstadt(Abb. r.) blieb Zeit.

    lernen, vielleicht auch beginnenverstehen zu lernen.“ Angestrebt istein Austausch darüber, wie das jeweilige Bistum aus dem GlaubenAntworten auf die Lebensfragen zufinden sucht. Zur „Sicherstellungder Kontinuität der kommunikativenLernprozesse“ werden in jedemBistum Verantwortliche benannt.Die Fachlichkeit der Solidaritäts-projekte soll durch die Kooperation

    Generalvikar Stanislav Pribyl gab den Eichstätter Diözesanräten eine Einführung in die Situation des Bistums Leitmeritz.

    Der Bischof berichtet.

    Leitmeritz/Eichstätt (hebe)Wenngleich die Agenda des Diö-zesanrats bei seiner Leitmeritz-Reise allein schon mit den Programmpunkten gut gefüllt war,die die Partnerschaft betreffen,nahmen sich die Räte ausgiebigZeit, der üblichen Geschäfts-ordnung einer Vollversammlungannähernd gerecht zu werden. Zentral dabei: der ausführliche Bericht des Diözesanbischofs.Zunächst gab Bischof Hanke

    seine Eindrücke vom dritten Dialog-

    forum im Gesprächsprozess derDeutschen Bischofskonferenz inStuttgart wieder. Er beklagte einerseits eine „inhaltliche und methodische Unschärfe“, begrüßteandererseits, dass die Delegiertenmit klaren Hausaufgaben aus-einandergegangen seien. Hanke berichtete vom letzten Treffen derBischofskonferenz, bei dem unteranderem das Thema Geschlechter-gerechtigkeit besprochen und Fragenzum bevorstehenden Reformations-gedenken behandelt worden seien.

    Zu den Vorgängen um die Inhaftie-rung eines Eichstätter Diözesan-priesters wegen Missbrauchsvor-würfen sagte Hanke: „Wir haltenuns in dieser Angelegenheit an dieRichtlinien der Deutschen Bischofs-konferenz, vertrauen auf die Objek-tivität des Verfahrens und beten,dass die Wahrheit ihren Weg findet.“Ausführlich tauschte sich die

    Versammlung über die Informatio-nen des Bischofs zur Überplanungder Seelsorgeeinheiten aus. Sieseien, so Hanke „die relevanten pastoralen Handlungsebenen derZukunft“. Nach der gut verlaufenenNeustrukturierung der Dekanate undder Einrichtung der Dekanatsbürossei das Bistum „in der Pastoral nochnicht ganz im oberen Bereich“.Nicht der Priestermangel sei derGrund für neue Überlegungen, sondern vielmehr der „Gläubigen-mangel“. „Wir müssen weg vomModell der versorgten Kirche, unsere Verantwortung für das größere Ganze erkennen und dieLiebe zur Kirche wiedererwecken“,appellierte der Bischof an die Diözesanräte. Weihepriestertum undallgemeines Priestertum müssten inintensiver Zusammenarbeit „Kircheals durchbeteten Raum erhalten“.

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    mit den zuständigen Hilfswerkengewährleistet werden.Hautnah mit der Realität kamen

    die Eichstätter bei Exkursionen zusozialen und pastoralen Projektenan sieben verschiedenen Orten inBerührung (siehe S. 13). Den Ab-schluss bildete ein Empfang in derBischofsstadt im Anschluss an denPontifikalgottesdienst. „Ich fühlemich wie bei einem Verwandten-

    Angesichts von Kirchenstif-tungen die in mehrfacher Hinsichtan die Grenzen ihrer Handlungs-fähigkeit kämen, müsse auch überFusionierungen nachgedacht werden.Der mit den Vorbereitungen zurÜberplanung beauftragte Seel-sorgeamtsleiter Domkapitular AlfredRottler erklärte ergänzend, dass im kommenden Jahr drei Teams alle Seelsorgeeinheiten besuchenwürden, um den Ist-Stand zu erheben.

    besuch“, fasste Bischof Hankegegenüber der KiZ seine Eindrückezusammen. Er habe viel gehört undgesehen „was uns für unsere Arbeit,unser Kirchesein, förderlich seinkann“. hebe/pde

    Weitere Berichte, Videos, einenHörfunkbeitrag und eine Bilder-galerie zur Leitmeritzfahrt des Diözesanrats gibt es im Internet unter „www.bistum-eichstaett.de“.

    Das ganz normale VollversammlungsgeschäftIn Hejnice machte der Diözesanrat seine Arbeit (fast) wie immer

  • leichten Aufgabe stand. „Ich betejeden Tag, dass er die Kraft hat, gesund zu bleiben und seine Aufgaben zu bewältigen“. Einen anderen Weg wählte ihr zweiterSohn, Thomas, der ebenfalls Theo-logie studierte: Er wurde Pastoral-referent und gründete eine Familie.Beide Söhne seien auf ihre Weise zufrieden, berichten RosaSchrollinger und ihr Mann Otto.

    INNERLICH ÜBERWUNDEN„Wir waren verhältnismäßig

    entspannt und gelassen“, berichtet Renate Alberter aus Aberzhausenbei Heideck über den Tag, als Sohn Michael, ein gelernter Bankkauf-mann, der Familie eröffnete, erwolle Priester werden. „Zugleichhaben wir uns wirklich sehr gefreutund seinen Entschluss unterstützt.“2010 wurde er geweiht. Seinen Wegmitzuverfolgen, sei „spannend,schön, aber auch sorgenvoll“, sagtdie Mutter. Denn „die Realität ist nicht immer leicht“. Manchmal zeichnet sich die

    Priesterlaufbahn schon früh ab. Soerinnern sich die Eltern von Sub-regens Christoph Wittmann, „dasser schon als Kindergartenkind in die Kirche wollte, sobald er die Glocken hörte“. Katharina Löhraus München, Mutter des RotherPfarrers Dr. Christian Löhr, weißnoch gut, dass ihr Sohn im Vor-schulalter ganze Passagen aus derSonntagspredigt daheim nacher-zählte und den Gottesdienst nach-spielte. Und Luise Wohner erzählt,dass ihr Sohn Michael, Priester seit

    THEMA DER WOCHETHEMA DER WOCHE Nr. 44 · 3. November 201344

    ZUM THEMA

    Ellingen, Domvikar Dr. ThomasStübinger. Er hat am Vormittag mit der Gebetsgemeinschaft einenGottesdienst in der Schutzengel-kirche gefeiert und moderiert nun auch das Treffen im Jesuiten-refektorium. Neben den vielen „geistigen

    Priestereltern“, deren Gebet viel-leicht auch seine eigene Berufungeinst mit angestoßen habe, „habenwir heute mal richtige Priester-eltern zu Gast“, weist Stübinger auf ein halbes Dutzend Ehepaareund einige Mütter im Saal hin. Siewurden eingeladen, um Auskunftzu geben, wie sie den Weg ihrerSöhne miterlebt haben. Das Thema„Priestermütter, Priesterväter“ des

    diesjährigen Diözesantreffens seiaber nicht seine eigene Idee ge-wesen, sondern „vom Chef“ an-geregt worden, berichtet Stübinger.

    Bischof Dr. Gregor Maria HankeOSB habe ihm einen Brief des griechisch-katholischen Großerz-bischofs von Kiew weitergeleitet –ein Schreiben an alle Priestermütter,denen der Oberhirte dafür dankt,dass sie den Boden für die Be-rufung ihres Sohns bereiteten.„Wie ging es Ihnen, als Ihr

    Sohn sagte: Ich werde Priester?“.Mit dieser Frage reicht Stübingerdas Mikrofon an Rosa Schrollingeraus Neumarkt weiter. Sie weißnoch, dass sie vor Freude geweinthat – auch wenn ihr bewusst war,dass ihr Sohn Robert vor keiner

    Einen Kreis von etwa 700 Frauen und Männern bildetdie Gebetsgemeinschaft für geist-liche Berufungen des BistumsEichstätt. Sie werden nach Aus-kunft von Sekretärin TheklaSchmidt jedes Jahr angeschriebenum ihre Mitgliedschaft zu be-stätigen. „Wir haben auch in anderenDiözesen Mitglieder“, informiertSchmidt, „auch aus Österreichund der Schweiz“. Neben dem Diözesantag stehen jährlich Be-sinnungstage in der Fastenzeit (inSchwabach und Eichstätt) sowieeine Wallfahrt auf dem Programm.

    Außerdem erhalten die Mitgliederregelmäßig RundbriefeSowohl das Zweite Vatikanische

    Konzil als auch die WürzburgerSynode heben die Sorge um Beru-fungen als Gemeinschaftsaufgabeder Gläubigen hervor. So wird ineinem Konzilstext (Dekret überdie Ausbildung der Priester) dasGebet als bewährtes Mittel emp-fohlen. Auch die Synode betont,dass jeder zum Gebet um kirch-liche Berufe aufgerufen sei, „dieeinzelnen, die Familien, besondereGebetskreise, die Gemeinde alsganze“. gg

    Sie sind gern gesehene Gäste imPriesterseminar, die Mitgliederder Gebetsgemeinschaft für geist-liche Berufe, die das Jesuiten-refektorium bis auf den letztenPlatz füllen. Ihr Jahrestreffen sei„ein wichtiger Tag für uns“, meintRegens Christoph Wölfle, der auchdiözesaner Leiter der Gebetsge-meinschaft ist, denn „natürlich ist es ganz in unserem Interesse, dasswir genügend Berufungen haben“. 127 Frauen und Männer aus dem

    ganzen Bistum sind an diesemSamstag nach Eichstätt gekommen– Seniorinnen und Senioren, die seitJahrzehnten der Gebetsgemeinschaftdie Treue halten, aber auch ver-einzelt junge Leute. Die 25-jährigeSchwabacherin Julia Schröder etwaist seit drei Jahren Mitglied undsetzt ihre Hoffnungen besondersdarauf, dass die kirchliche Jugend-arbeit vor Ort durch aufgeschlosseneKapläne und Pfarrer gestärkt wird.„Man kann nicht immer nur jammern und einfordern“, be-gründet Julia ihr Engagement in derGebetsgemeinschaft, die Berufungennicht nur durch das Gebet fördernmöchte, sondern auch „indem ichjungen Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, Mut zu-spreche“ oder „indem ich mich inmeinem Umfeld positiv für geist-liche Berufe einsetze“, wie der Kreisseine Aufgaben selbst definiert.Diözesanbeauftragter der Gebets-

    gemeinschaft ist der ehemaligeSubregens und jetzige Pfarrer von

    Gemeinschaftsaufgabe

    Als unser Sohn Priester wurde ...Angehörige erzählten beim Jahrestreffen der Gebetsgemeinschaft für geistliche Berufe in Eichstätt

    Der Bischof begrüßte die Mitglieder der Gebetsgemeinschaft, ehe er mit ihnen zum Abschluss des J