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High-End-Projekt neffekt: Das macht auch noch Masse – die D’accord ist beileibe keine wackelige Angelegenheit. Ansonsten halten sich die baulichen Finessen in Grenzen: Die Schallwand ist hinter dem Treiber auf einer Fläche von 40 x 40 Zentimetern aufgedoppelt, darunter sitzt noch ein Versteifungsring. Die abgestuften Seitenteile lassen sich leicht mit einer Tischkreissäge herstellen: Die erste Stufe ist ein gerade geschnitte- nes Brett mit 18 Zentimetern Breite, das nächste Brett ist genauso breit, verjüngt sich aber beidseitig mit einem Winkel von 15 Grad, dann kommen 17 Zenti- meter und 30 Grad und schließlich 15 Zentimeter und 45 Grad. Leichte Unge- nauigkeiten lassen sich prima mit dem Handhobel oder einer Schleifmaschine entfernen. E ndlich konnte ich loslegen mit den seltenen Treibern – kein Wunder bei einem Stückpreis, der inzwischen um die 1.200 Euro liegt. Zur Technik des Davis 20 DE 8 verweise ich auf die ausführliche Vorstellung im Einzelchassistest dieser Ausgabe. Die Parameter weichen in zwei wesent- lichen Punkten von den Herstelleranga- ben ab – die effektive Masse liegt doppelt so hoch, das Äquivalentvolumen dem- entsprechend deutlich niedriger. Gehäuse Also rückt eine gar nicht mal so große Reflexbox in den Bereich des Möglichen. Hier muss man sich allerdings ein paar Gedanken machen: Die Simulation wirft sinnvolle Gehäusegrößen zwischen 50 und 70 Liter aus – der Pegel liegt dann KLANG+TON KLANG+TON 2/2014 22 KLANG+TON High-End-Box mit edlem Davis-Breitbänder Seit seiner ersten Präsentation bin ich gedanklich um den edlen Davis- Breitbänder herumgeschlichen, der vor ein paar Jahren das Licht der Welt erblickt und seitdem wahr- scheinlich die Fantasie vieler Selbst- bauer befeuert hat. Mit der realen Verfügbarkeit sah es dabei nicht so rosig aus, bis mir Mitte letzten Jahres der neue Davis-Vertrieb zwei Kartons in die Hand drückte, zwei schwere Kartons D´accord? D´accord! KLANG+TON Chassistest: Davis 20 DE 8: Seite 54 KLANG+TON KLANG+TON allerdings nicht auf dem Level, den der Töner bei höheren Frequenzen macht. Die Erfahrung zeigt, dass ein linear an- steigender Pegel zu hohen Frequenzen hin vom Gehör akzeptiert wird, eine plötzliche Stufe dagegen nicht. Also musste für einen sanften Übergang vom leisen Tieftonbereich zum über 90 Dezibel liegenden Mittelton eine breite Schallwand zur Unterstützung des Grundtonbereichs her – bei einem gewünschten Volumen von nur 55 Litern nicht so ohne Weiteres machbar. Zwei Maßnahmen zeigten den ge- wünschten Erfolg: Zum einen baut die Box mit 18 Zentimetern nur ein Drittel ihrer Breite tief, zum anderen sind die Seitenwände schlicht und ergreifend massiv aus vier aufeinandergeleimten Brettern aufgebaut. Angenehmer Nebe- Davis_KT214_S.22-25.indd Abs2:22 Davis_KT214_S.22-25.indd Abs2:22 28.01.14 09:30 28.01.14 09:30

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High-End-Projekt

neffekt: Das macht auch noch Masse – die D’accord ist beileibe keine wackelige Angelegenheit. Ansonsten halten sich die baulichen Finessen in Grenzen: Die Schallwand ist hinter dem Treiber auf einer Fläche von 40 x 40 Zentimetern aufgedoppelt, darunter sitzt noch ein Versteifungsring.Die abgestuften Seitenteile lassen sich leicht mit einer Tischkreissäge herstellen: Die erste Stufe ist ein gerade geschnitte-nes Brett mit 18 Zentimetern Breite, das nächste Brett ist genauso breit, verjüngt sich aber beidseitig mit einem Winkel von 15 Grad, dann kommen 17 Zenti-meter und 30 Grad und schließlich 15 Zentimeter und 45 Grad. Leichte Unge-nauigkeiten lassen sich prima mit dem Handhobel oder einer Schleifmaschine entfernen.

Endlich konnte ich loslegen mit den seltenen Treibern – kein Wunder bei

einem Stückpreis, der inzwischen um die 1.200 Euro liegt. Zur Technik des Davis 20 DE 8 verweise ich auf die ausführliche Vorstellung im Einzelchassistest dieser Ausgabe. Die Parameter weichen in zwei wesent-lichen Punkten von den Herstelleranga-ben ab – die effektive Masse liegt doppelt so hoch, das Äquivalentvolumen dem-entsprechend deutlich niedriger.

GehäuseAlso rückt eine gar nicht mal so große Refl exbox in den Bereich des Möglichen. Hier muss man sich allerdings ein paar Gedanken machen: Die Simulation wirft sinnvolle Gehäusegrößen zwischen 50 und 70 Liter aus – der Pegel liegt dann

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High-End-Box mit edlem Davis-Breitbänder

Seit seiner ersten Präsentation bin ich gedanklich um den edlen Davis-Breitbänder herumgeschlichen, der vor ein paar Jahren das Licht der Welt erblickt und seitdem wahr-scheinlich die Fantasie vieler Selbst-bauer befeuert hat. Mit der realen Verfügbarkeit sah es dabei nicht so rosig aus, bis mir Mitte letzten Jahres der neue Davis-Vertrieb zwei Kartons in die Hand drückte, zwei schwere Kartons

D´accord? D´accord!

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Chassistest: • Davis 20 DE 8: Seite 54

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allerdings nicht auf dem Level, den der Töner bei höheren Frequenzen macht. Die Erfahrung zeigt, dass ein linear an-steigender Pegel zu hohen Frequenzen hin vom Gehör akzeptiert wird, eine plötzliche Stufe dagegen nicht. Also musste für einen sanften Übergang vom leisen Tieftonbereich zum über 90 Dezibel liegenden Mittelton eine breite Schallwand zur Unterstützung des Grundtonbereichs her – bei einem gewünschten Volumen von nur 55 Litern nicht so ohne Weiteres machbar. Zwei Maßnahmen zeigten den ge-wünschten Erfolg: Zum einen baut die Box mit 18 Zentimetern nur ein Drittel ihrer Breite tief, zum anderen sind die Seitenwände schlicht und ergreifend massiv aus vier aufeinandergeleimten Brettern aufgebaut. Angenehmer Nebe-

Davis_KT214_S.22-25.indd Abs2:22Davis_KT214_S.22-25.indd Abs2:22 28.01.14 09:3028.01.14 09:30

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FrequenzweicheNach dem Einbau des Treibers zeigte die erste Messung, dass es trotz eines einigermaßen linearen Verlaufs bis etwa zwei Kilohertz nicht einfach werden würde: Eine dicke Überhöhung bei drei Kilohertz, gefolgt von einer immerhin schmalen Senke und dann gleich noch einer Überhöhung um 9 Kilohertz sind eine Herausforderung. Eine entspre-chende Korrektur der beiden Peaks mit Sperrkreisen zeigte in der Messung erst einmal das gewünschte Ergebnis, klang aber wie eingeschlafene Füße. Warum? Nun, nach kompletter Messung des Zwischenstands zeigten sich die Auf-fälligkeiten des Treibers, der in Teilbe-reichen etwas anders reagiert als andere Breitbänder. Die Spitze im Präsenzbereich verschwin-det in der Winkelmessung ziemlich schnell und darf daher auf keinen Fall überkompensiert werden, sonst geht der Biss komplett verloren – die kleine Spitze bei 5 Kilohertz dagegen darf ruhig lei-ser werden, ist sie doch so ziemlich die einzige lang nachschwingende Reso-nanz des Treibers. Die Senke darüber verschiebt sich im Frequenzgang je nach Hörwinkel – darf also als nicht zu dra-matisch bewertet werden. Die Spitze bei 9 Kilohertz schließlich darf auch nicht komplett weggefi ltert werden – der Be-reich ist hauptverantwortlich für das empfundene Hochtonvermögen. Ande-rerseits berappelt sich der Davis unter Winkeln hier noch mal – gar keine Filte-rung würde zu einer gewissen Schärfe bei Zischlauten führen.Das klingt nach einer Menge Filterung, meinen Sie? Dachte ich auch, bis mir das

KLANG+TON D‘accord

Klirrfaktor K2/K3 für 95 dB/1 m

Klirrfaktor K2/K3 für 85 dB/1 m

Zerfallspektrum (Wasserfall)

Impedanz und elektrische Phase

Frequenzgang für 0/15/30

Chassishersteller: Davis Vertrieb: BT-Vertrieb, ErkrathKonstruktion: Thomas SchmidtFunktionsprinzip: Bassrefl exBestückung: 1 x Davis 20 DE 8Nennimpedanz: 8 OhmKennschalldruckpegel 2,83 V/1 m: 90 dBB x H x T: 54,4 x 110 x 18 cmKosten pro Stück: ca. 1.300 Euro + Gehäuse

Technische Daten

ganze Gebastel zu viel wurde und ich einfach einen breitbandigen Sperrkreis mit der Mittenfrequenz an der Haupt-problemstelle einsetzte. Und siehe da: Auf einmal passte es - „D’accord“, wie der Franzose sagt.

((Textdiagramm kt214 Davis Filter))

Ganze 9 Dezibel senkt der von 300 Hertz bis 15 Kilohertz wirkende Sperrkreis den Pegel an seiner Mittenfrequenz ab und gleicht damit fast komplett den Mit-teltonanstieg, die Resonanzen im Prä-senzbereich und den vorlauten Brillanz-bereich aus. Mit einem entsprechenden Saugkreis ist der vorzügliche fl ache Impedanzverlauf des Treibers sofort wiederhergestellt.

Verschenktes Volumen – sicherlich, aber auch eine einfache Möglichkeit, besondere Formen herzustellen

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KLANG+TONHigh-End-Projekt

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Holzliste18-mm-Multiplex oder -Leimholz2 x 110,0 x 40,0 cm Front, Rückwand1 x 40,0 x 40,0 cm Verstärkung Schallwand3 x 40,0 x 14,4 cm Deckel, Boden, Versteifung2 x 110,0 x 18,0 cm Seitenwand 12 x 110,0 x 18,0 cm 15°/15° Seitenwand 22 x 110,0 x 17,0 cm 30°/30° Seitenwand 32 x 110,0 x 15,0 cm 45°/45° Seitenwand 2

AufbauanleitungDer Aufbau des Gehäuses erfolgt auf der Schallwand, auf die Deckel, Boden und der vorher ausgesägte Versteifungsring mit der Schallwandverstärkung als Abstandshalter auf-geklebt werden. Eine der inneren Seitenwände kann vor dem Anbringen der Rückwand zur Einhaltung der rechten Winkel geklebt werden. Die einzelnen Streifen der Seiten werden sorg-fältig aufeinandergeschichtet. Danach werden Chassis und Refl exrohr eingefräst – das Loch fürs Chassis sollte zur Vermeidung von Kom-pressionseffekten nach innen erweitert werden – das kann je nach vorhandenem Werkzeug auch vor dem Zusammenbau des Gehäuses erfolgen. Die Kanten der massiven Seiten können nach Wunsch geglättet werden – hier lässt sich mit wenig Aufwand eine schöne Rundung herstel-len. Bedämpfung: Die großen Flächen hinter und unter dem Treiber lassen sich mit Bitumen-matten ruhigstellen. Hinter dem Treiber wird eine zugeschnittene Matte Noppenschaum-stoff eingelegt, der Raum unter dem Refl exrohr großzügig mit Sonofi l befüllt, ebenso der Raum über und neben dem Treiber.

Zubehör pro Box• Refl exrohr BR70 auf 14 cm gekürzt• Schaumstoffdichtstreifen• Dämmmaterial Sonofi l • Noppenschaumstoff• Bitumenmatten • Polklemmen • Lautsprecherkabel 2 x 1,5 mm2, transparent• Inbus-Holzschrauben• Kabel Lieferant: Lautsprechershop

WeichenbestückungL1: 0,1mH Luftspule 0,7mmL2: 0,82mH Luftspule 1,4mm

C1: 22μF MKTC2: 1,8μF MKP

R1: 10 Ohm MOX 10 WattR2: 18 Ohm MOX 10 Watt

Einer der exotischsten Breitbänder der Welt in seinem Metier: breite Schallwand und Holz

((Textdiagramm kt214 Davis Linearisie-rung))

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MesswerteSo ergibt sich ein Frequenzgang mit einem tief reichenden Bass, dem man durch Verkürzen des Refl exrohrs pegel-mäßig noch etwas auf die Sprünge helfen kann – mit 14 Zen-timetern Rohrlänge ist die D’accord optimal für eine relativ wandnahe Aufstellung geeignet. Einen leichten Mittelton-buckel darf ein Breitbänder ruhig haben – darüber aber nicht. Schiebt man das erste Entsetzen über die Berg- und Talfahrt ab dem Präsenzbereich mal beiseite, dann erkennt man, dass der Davis mit seiner Alukalotte erstaunlich viel Energie im Hochton abstrahlt und das auch unter Winkeln. Das Erfreu-liche dabei: Im Gegensatz zu Breitbändern mit Schwirrkonus tut er das auf eine sehr kontrollierte Art und Weise – lange Nachschwinger sind hier fast nirgends zu erkennen.Bis auf eine schmalbandige k2-Spitze hält sich auch der Klirr in engen Grenzen.

HörtestMit den Breitbändern aus der Mitte nach außen versetzt und leicht zum Hörer eingewinkelt vermittelt die D’accord den ausgewogensten Eindruck – zumindest bei uns im Hörraum. Das kann je nach Raumakustik variieren – das Gute an der Box ist: Man kann sich herantasten. Ich will auch gar nicht idealisieren: Je nach Musikmaterial ist schon ein gewisses Sounding zu vernehmen, das aber nie so weit reicht, dass man es unbedingt als „Verfärbung“ ti-tulieren möchte. Dazu trägt auch der für einen Breitbänder ungewöhnlich tief reichende und souveräne Bassbereich bei,

der sich nicht in den Vordergrund drängt, aber auch nie vergessen lässt, auf welch

stabilem Fundament die Musik auf-baut. Der Mitteltonbereich ist ohne-hin die Domäne der großen Breit-bänder – hier können die großen Membranen zeigen, zu welcher Dyna-mik sie fähig sind. Seine wahren Qualitäten im Vergleich zu Artgenossen zeigt der Davis aber bei den hohen Frequenzen: Es mag hier und da eine klangliche Auffällig-keit geben, aber so präzise und sauber tönt im Hochtonbereich kaum ein an-derer Breitbänder dieser Größe.

FazitManchmal führen die einfachen Dinge doch am schnellsten zum Ziel: Mit einem speziell angepassten Ge-häuse und einem simplen Filter wird aus dem nicht unproblematischen Davis-Edelbreitbänder eine der faszi-nierendsten Breitbandboxen der Welt. D’accord!

Thomas Schmidt

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