KLAUS EBERT - Goraner Und Torbesi Im Gebiet Der Sar-Planina

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Die südslawischen Dialekte in den Gebieten der Sretečka župa und Gora zwischen dem Kosovo, Makedonien und Albanien Kurze allgemeine Darstellung und Einblick in die Entwicklung des Vokalismus Mag. phil. Klaus Ebert Universität Klagenfurt 1. ALLGEMEINES ÜBER DIE GEBIETE DER SRETEČKA ŽUPA UND GORA. . .2 1.1. Geographische Lage..................................................2 1.2. Allgemeines zu den Ethnonymen „Goraner“, „Torbeši“ und „Serben“....4 5 2. ENTWICKLUNG DES VOKALISMUS IN DER SRETEČKA ŽUPA UND GORA. 5 6 2.1. Vokalinventar......................................................5 6 2.1.1..........Entwicklung der urslawischen primären Halbvokale ь und ъ 6 7 2.1.2.......................Entwicklung des sekundären Halbvokals ъ₂ 7 9 2.1.3.................Entwicklung der urslawischen Nasalvokale ę und ǫ 8 11 2.1.4....................Entwicklung der vokalischen Sonanten ṛ und ḷ 11 16 VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND SYMBOLE...................16 23 Literaturverzeichnis......................................16 23

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Die sdslawischen Dialekte in den Gebieten der Sreteka upa und Gora zwischen dem Kosovo, Makedonien und Albanien Kurze allgemeine Darstellung und Einblick in die Entwicklung des Vokalismus Mag. phil. Klaus Ebert Universitt Klagenfurt

DIE SDSLAWISCHEN DIALEKTE IN DEN GEBIETEN DER SRETEKA UPA UND GORA ZWISCHEN DEM KOSOVO, MAKEDONIEN UND ALBANIEN.............1 KURZE ALLGEMEINE DARSTELLUNG UND............................................................1 EINBLICK IN DIE ENTWICKLUNG DES VOKALISMUS............................................1 MAG. PHIL. KLAUS EBERT........................................................................................1 UNIVERSITT KLAGENFURT.....................................................................................1 ALLGEMEINES BER DIE GEBIETE DER SRETEKA UPA UND GORA............2Geographische Lage................................................................................................................................................2 Allgemeines zu den Ethnonymen Goraner, Torbei und Serben............................................................5

ENTWICKLUNG DES VOKALISMUS IN DER SRETEKA UPA UND GORA........6Vokalinventar..........................................................................................................................................................6 Entwicklung der urslawischen primren Halbvokale und ..............................................................................7 Entwicklung des sekundren Halbvokals ........................................................................................................8 Entwicklung der urslawischen Nasalvokale und ..........................................................................................10 Entwicklung der vokalischen Sonanten und .................................................................................................13

VERZEICHNIS DER ABKRZUNGEN UND SYMBOLE..........................................19 LITERATURVERZEICHNIS........................................................................................19

Allgemeines ber die Gebiete der Sreteka upa und GoraGeographische LageAls Sreteka upa (Gespanschaft Srecka) wird ein sowohl geographisch als auch historisch-politisch bzw. ethnographisch-kulturell eindeutig definiertes Gebiet auf den nrdlichen Abhngen des Gebirgszuges ar-planina (mundartlich ara, albanisch Sharr) bezeichnet, welches das gesamte obere Einzugsgebiet des Flusses Prizrenska Bistrica (albanisch Lum i Bardh) vom Sattel Prevalac (1589 m) bis zur ffnung des schluchtartigen Tales unmittelbar vor Prizren erfasst. Die gesamte Sreteka upa gehrt heutzutage politisch-administrativ zum Kosovo und rotiert wirtschaftlich in allererster Linie auf Prizren. Im Osten grenzt sie (ber den Sattel Prevalac) an die Sirinika upa (Gespanschaft Sirini), im Norden an die Prizrenska Podgora und an das Stadtgebiet von Prizren, im Westen an die Gora und im Sden an die Republik Makedonien. Die Sreteka upa wurde nach ihrem ehemals bedeutendsten Zentrum benannt, dem von serbischer Bevlkerung bewohnten Dorf Srecka.1 Nach dem Abzug der serbischen Truppen aus dem Kosovo 1999 verlie die Bevlkerung von Srecka ihre Heimat, und bis heute kehrten nur wenige Familien zurck. Dadurch bte das Dorf weitgehend seine Bedeutung als kulturelles und politisches Zentrum der upa ein. Dessen Diese Rolle bernimmt seit 1999 zunehmend das von Torbei (Bonjaci) bewohnte Dorf Reanje begnstigt durch die zentrale Verkehrslage und wohl auch durch die Nhe zu Prizren. In der Sreteka upa leben Torbei (Bonjaci), Serben und Albaner. Der Anteil der Serben ist heutzutage infolge der Ereignisse von 1999 und 2004 verschwindend gering. Bisher kehrten nur wenige Familien in ihre Heimatdrfer zurck. Als ausschlielich von Serben bewohntes Dorf gilt (oder galt), auer Srecka, noch ivinjane. Dagegen waren die Drfer Reanje, Nebregote und Manastirica zumindest schon zu Beginn des 20. Jh. ausschlielich von Torbei (Bonjaci) bewohnt; in Struje lebten damals wie heute muslimische Albaner. Alle anderen Drfer Lokvica, Planjane, Drajii, Gornje Ljubinje, Dovno Ljubinje, Munjikovo und Gornje Selo waren damals von Torbei und Serben in zu unterschiedlichen Anteilen bewohnt (vgl. 1939: 4 f.). Heute aber leben in fast allen diesen Drfern nur mehr Torbei. In Munjikovo neigen die Torbei offensichtlich dazu, das Albanische als offizielle Sprache anzunehmen. Als Gora / Gor wird eine ursprnglich geographisch, im Laufe der Zeit aber eher ethnographisch aufgefasste Landschaft an den westlichen und nordwestlichen Abhngen des Gebirgszuges ar-planina (an dessen sdwestlichem Rande) zwischen dem Kosovo, Makedonien und Albanien bezeichnet. Genauer umfasst die Gora das gesamte mittlere und (falls wir die Gora zusammen mit der Region Lum / Ljuma betrachten) fast das gesamte untere Einzugsgebiet jenes Gewssersystems, woraus im unteren Abschnitt der Fluss Lumi i Lums hervorgeht, der bei Lum (nahe Kuks) in den Beli Drim / Drini i Bardh mndet (unmittelbar vor dessen Zusammenfluss mit dem Crni Drim / Drini i Zi). Die zwei Hauptflsse, die den Lumi i Lums bilden, sind der

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Die schon seit langem eingebrgerte Schreibung Sredska ist, wie Pavlovi konstatierte, als fehlerhaft zu betrachten, denn die Einwohner des Dorfes bezeichnen sich selbst als Sreani (und nicht etwa als *Sreani). Auf der gleichen Fehlinterpretation beruht auch die gngige Bezeichnung *Sredaka upa anstelle der etymologisch wie mundartlich korrekten Lautung Sreteka upa. (vgl. 1939: 3).

Fluss Bljaka reka2 bzw. Plavska reka oder Lumi i Orgjostit3 und der Bach Prroni i Lums. Die Gora grenzt im Nordwesten ber das Gebirge Koritnik an das Tal des Beli Drim / Drini i Bardh (Albanien, Kosovo), im Norden an die Gespanschaft Opolje4 (Kosovo), im Osten ber die ar-planina an die Ebene Polog (Makedonien), im Sdosten ber die sdwestlichen Auslufer der ar-planina an das Gebiet Gorna Reka (Makedonien), im Sdwesten ber die sdwestlichen Auslufer des sanften Gebirgszuges Pllaja e Shishtavecit an das vom Bach Prroni i Vaut t ajs durchflossene orographisch rechte Seitental des Crni Drim / Drini i Zi (Albanien) und im Westen ber das Gebirge Gjalica direkt an das Tal des Crni Drim / Drini i Zi5. Nur ber die ar-planina besteht also ein Kontakt zu anderen sdslawischen (makedonischen) Dialekten6. Die wichtigsten (mehrheitlich oder ausschlielich von Goranern bewohnten) Ortschaften in der Gora sind Draga (Kosovo) und itavec / Shishtavec (Albanien). Wichtigste Bezugsorte in der Nhe sind die Stdte Prizren (Kosovo), Kuks (Albanien) und Tetovo (Makedonien). Die politische Aufteilung der Gora auf mehrere Staaten geht auf die Epoche der Balkankriege zurck. Nach dem Rckzug des Osmanischen Reiches vom Balkan erhoben sowohl Serbien als auch Albanien, nun als eigenstndiger Staat errichtet, Anspruch auf das strategisch wichtige Gebiet. Der diplomatische Streit wurde offiziell erst durch die endgltige Grenzziehung von 1925 beigelegt 7: Vvon den ca. vierzig Ortschaften wurde die stliche Hlfte (die Stadt Draga und die Drfer Gorna Rapa und Dovna Rapa, Gorni Krstec und Dovni Krstec, Radea, Ljubovite, Letane, Kukaljane, Dikance, Baka, Brod, Mlike, Vranite, Orua, Globoica, Zlipotok, Kruevo, Restelica, Jelovjane, Urvi)8 dem Knigreich der Serben, Kroaten und Slowenen, die andere Hlfte (die Drfer Oikle / Orikl, Zapod / Zapod, Pakia / Pakisht, Koarite / Kosharisht, Orgosta / Orgjost, Borje / Borje, Crnoljevo / Cernalev, Oreek / Oreshk, itavec / Shishtavec, Novo Selo / Novosej, in welchen der goranische Dialekt aktiv gesprochen wird oder2

Die Bezeichnung Bljaka reka bezieht sich auf den oberen Abschnitt vom Quellgebiet auf der Passhhe Preslop (1412m) bis vor dem Dorf Plava. Dieser Abschnitt liegt zur Gnze im Gebiet Opolje. 3 Nach den Drfern Plava (Hochebene Opolje) oder Orgosta / Orgjost wird der untere Abschnitt bis zum Zusammenfluss mit dem Bach Prroni i Lums benannt, woraus der Lumi i Lums hervorgeht. Sdlich von Plava geht die Hochebene Opolje in die Gora ber: Ffast der gesamte untere Abschnitt der Plavska reka / Ljumi i Orgjostit liegt also in der Gora. Deren zwei wichtigsten Seitenflsse, die zur Gnze durch goranisches Gebiet flieen, sind die Brodska reka (nach dem Dorf Brod benannt) und die Restelika Reka oder Lumi i Borjes (nach den Drfern Restelica bzw. Borje / Borje benannt). 4 Die heute von albanischer Bevlkerung besiedelte Gespanschaft Opolje nimmt die gleichnamige Hochebene ein, die sich im oberen Einzugsgebiet des Flusses Bljaka reka bzw. Plavska reka von der Passhhe Preslop bis nach dem Dorf Plava erstreckt, ehe sie vor Draga in die Gora bergeht. 5 Falls die Regionen Gora und Lum / Ljuma getrennt betrachtet werden (eher im ethnographischen als im geographischen Sinne), ist die Grenze zwischen ihnen zugleich die westliche Grenze der Gora. 6 Alle Passwege, die in die Sreteka upa fhren (z. B. der Weg ber die Passhhe Preslop zwischen Zapluje und Struje), durchqueren zuerst die von Albanern besiedelte Hochebene Opolje. ber den Hauptkamm der ar-planina ist die Sreteka upa nur unwegsam zugnglich. 7 Bis zuletzt strittig blieben im Rahmen der Grenzziehung zwischen Serbien und Albanien, auer der Gora, das Kloster Sveti Naum (Shn-Naumi) am Ohrider See und das Gebiet von Vermosh (Vrmoa). 8 Fr viele dieser Ortschaften existieren mehrere Schreibvarianten, die meistens entweder die mundartliche Aussprache (oder eine der mundartlichen Aussprachevarianten) oder die (vollstndig oder nur teilweise) an das tokavische angepasste Form reflektieren: so z. B. neben Dovni Krstec (mundartlich) auch Donji Krstac (tokavisiert), neben Ljubovite auch Ljubuvita oder gar Ljubote bzw. Ljubota, neben Letane auch Ljetane, neben Kukaljane auch Kukeljane oder Kukuljane usw.

zumindest von einigen Familien noch gut verstanden wird, und die Drfer Turaj [Ture], Xhaferaj [Dafere], Topojan [Topoljane], Brekije [Brekino], Nim [Nima] oder Tej, Ljojme, Shtreze [Strezova], Bal, Kollovoz [Kolovoz], Bele [Bela], in welchen heute nur mehr oder fast nur mehr albanisch gesprochen wird) 9 dagegen Albanien zugeschlagen. Nach dem Zerfall Jugoslawiens 1991 wurde die Republiksgrenze zwischen Serbien und Makedonien zur Staatsgrenze. Dadurch wurden die zwei goranischen Drfer auf den makedonischen Sdhngen der arplanina, Jelovjane und Urvi, von den goranischen Drfern auf dem Kosovo politisch abgeschnitten. Im westlichsten Teil der Gora in Albanien (meistens Lum [Ljuma] genannt) hat sich die albanische Sprache durchgesetzt, hnlich wie in der nrdlich angrenzenden Hochebene Opolje (Kosovo). Nichtslawische Ethnien, in erster Linie muslimische Albaner und Trken, leben inzwischen auch in der Stadt Draga, wo eine weit verbreitete Zwei- oder gar Mehrsprachigkeit vorliegt.

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Auch fr viele Ortschaften in Albanien existieren verschiedene Aussprache- und Schreibvarianten: so z. B. neben Zapod auch Zapad, neben Koarite auch Koarita, neben Pakia auch Pakita, neben Crnoljevo auch Crneljevo oder Crnelevo, neben istavec auch itevec oder iteec, neben Oikle auch Oiklje usw. Auch die Schreibung der albanischen Entsprechungen ist sehr uneinheitlich: z. B. neben Pakisht auch Pakish, neben Orgjost auch Orgjost, neben Oreshk auch Oreshk, neben Turaj auch Turraj, neben Xhaferaj auch Xhaferraj, neben Brekije auch Brekinj oder Brekinj, neben Ljojme auch Lum, neben Shtreze auch Shtrez, neben Bele auch Belje oder Bel usw.

Allgemeines zu den Ethnonymen Goraner, Torbei und SerbenDas Ethnonym Goraner (Goranci) ist die bliche Eigenbezeichnung der im Gebiet der Gora lebenden Sdslawen islamischer Konfession. Offensichtlich wurde es aus dem Landschaftsnamen abgeleitet. Die Goraner gehren (zumindest im weitesten Sinne) der Volksgruppe der Torbei an, d. h. den Sdslawen islamischer Konfession, die im Westen der Republik Makedonien und in den angrenzenden Gebieten Albaniens und des Kosovos leben (und v. a. in Makedonien vereinfachend oft als islamische Makedonier bezeichnet werden). Die besondere Hervorhebung des gebietsspezifischen Ethnonyms Goraner innerhalb der Gruppe der Torbei ergibt sich einerseits aus der allgemein blichen Eigenbezeichnung, andererseits auch aus der unter den Goranern weit verbreiteten Anwendung des Ethnonyms Torbei spezifisch auf die in Makedonien auerhalb der Gora lebenden sdslawischen (makedonischen) Muslime. Von der historischen Verbundenheit der Goraner mit den Torbei und berhaupt mit Makedonien zeugt auch der goranische Dialekt, der eindeutig zum Areal der westmakedonischen peripheren Dialekte (und nicht des tokavischen) gehrt. Die Eigenbezeichnung der im Gebiet der Sreteka upa (auf dem Kosovo) lebenden Sdslawen islamischer Konfession schwankt heutzutage zwischen Torbei und Bonjaci. Der Gebrauch der Bezeichnung Torbei zeugt von einem regen historischen und kulturellen Kontakt mit den Torbei in Makedonien und mit den Goranern, der eindeutig auch durch sprachliche Einflsse belegt wird. Der heutzutage aufkommende Gebrauch der Bezeichnung Bonjaci geht dagegen aus der Identifizierung mit Bosnien als dem kulturellen und v. a. politischen Bezugszentrum der Sdslawen islamischer Konfession auf dem Territorium des ehemaligen Jugoslawiens hervor. Die eindeutige Zugehrigkeit des Dialektes der Muslime (wie auch der Serben) in der Sreteka upa zum Prizren-Timok-Dialekt des tokavischen (und nicht zum Makedonischen trotz der zahlreichen und relevanten Einflsse aus dem Sden und aus der Gora) knnte ebenfalls eine gewisse Rolle bei der (historisch sonst nicht traditionsreichen) Orientierung an Bosnien (eher als an Makedonien) spielen. Schlielich soll noch erwhnt werden, dass im ehemaligen Jugoslawien das Ethnonym Muslimani offiziell in Gebrauch war, welches alle Sdslawen muslimischer Konfession erfasste. Das Ethnonym Serben bezeichnet in der Sreteka upa wie allgemein auf dem Kosovo und sonst auf dem Balkan orthodoxe Sdslawen, die sich als Serben (und nicht etwa als orthodoxe Makedonier oder orthodoxe Bulgaren) deklarieren und dementsprechend ihre Muttersprache als serbisch bezeichnen.

Entwicklung des Vokalismus in der Sreteka upa und GoraDie Sreteka upa hat sich trotz einiger konfessionell bzw. ethnographisch bedingter Unterschiede als ziemlich einheitliches, in sich geschlossenes Dialektgebiet herausgebildet. In Anlehnung an die bisherigen Untersuchungen werden also Orthodoxe und Muslime aus der Sreteka upa gemeinsam erfasst. Fr den Dialekt der Gora stellt sich die Problematik ohnehin nicht, weil alle Sdslawen in der Gora dem islamischen Glauben angehren. In dieser Arbeit werden die wesentlichen Merkmale im Vokalismus der Sreteka upa und Gora analysiert. Der Vergleich mit den angrenzenden sdslawischen Mundarten soll einerseits die unterschiedliche dialektale Basis hervorheben (Prizren-Timok-Dialekt des tokavischen vs. westmakedonische Dialektbasis), andererseits aber Gemeinsamkeiten aufdecken, die vom intensiven historischen Kontakt zwischen den beiden Gebieten zeugen.

VokalinventarDie Dialekte der Sreteka upa und Gora weisen ein (im phonematischen Sinne) bereinstimmendes Vokalinventar mit sechs Vokalen und einem silbischen Sonanten auf. Auer den fr das gesamte tokavische und makedonische Sprachgebiet typischen Vokalen i, e, a, o, u finden wir in beiden Dialekten noch einen so genannten Halbvokal (poluglasnik, Schwalaut) vor, der in der dialektologischen Literatur meistens mit oder wiedergegeben wird10. Dieser Halbvokal ist v. a. in betonter Stellung grundstzlich mittlerer Artikulation (also des gleichen Typs wie der Vokal a), wogegen er v. a. in nicht betonter Stellung zahlreichen Schwankungen unterliegt und oft die Frbung anderer Vokale erhlt (z. B. a, e, o, u) (vgl. 1985: 111). Dessen Vertretung ist typisch einerseits fr das gesamte Areal des Prizren-Timok-Dialektes und der nordmakedonischen Dialekte, andererseits aber auch (in anderen Stellungen) fr zahlreiche weitere Dialektgebiete in Makedonien (darunter die Gora). Dem Vokalinventar der Sreteka upa und jenem der Gora sind auch die Vertretung von silbischem und das Fehlen von silbischem gemein. Das silbische tritt sonst noch in fast allen tokavischen Dialekten bis auf einige Randgebiete im Westen auf und ist auch fr das gesamte Areal der zentralen Dialekte sowie fr einen Teil der sdstlichen Dialekte des Makedonischen typisch. In der westlichen Peripherie Makedoniens wurde aber das silbische bis auf die Mala Reka, die Drfer im mittleren Teil der Reka (nrdlich von Debar) und die Gora berall devokalisiert (vgl. 1998: 20 f., 41, 88 f., 218, 221). Die Devokalisierung des silbischen teilen die Dialekte der Sreteka upa und Gora mit allen angrenzenden Dialekten auf dem Kosovo und in Makedonien und berhaupt mit der berwiegenden Mehrheit der tokavischen und makedonischen Dialekte (vgl. / 1988: 55; 1998: 41, 89). Die Ergebnisse sind z. T. aber sehr unterschiedlich. Bemerkenswert ist weiters die Bewahrung des silbischen in der Timok-Mundart innerhalb des Timok-Lunica-Dialektes11 (vgl. 1985: 110 f.) sowie in der Mala Reka innerhalb der westmakedonischen peripheren Dialekte (vgl. 1988: 20, 41, 89).

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Das Zeichen verwenden beispielsweise die serbischen Dialektologen Pavle Ivi und Milivoj Pavlovi, das Zeichen beispielsweise der makedonische Dialektologe Boidar Vidoeski. 11 Der Timok-Lunica-Dialekt bildet zusammen mit dem Svrljig-Zaplanje-Dialekt und dem Prizren-Sdliche-Morava-Dialekt die Prizren-Timok-Dialektgruppe.

Ungeachtet der prinzipiellen bereinstimmung im Vokalinventar zeugt die Verteilung der Vokale in den Dialekten der Sreteka upa einerseits und der Gora andererseits von betrchtlichen Unterschieden in der historischen Entwicklung des Vokalismus12 und zwar in einem solchen Ausma, dass die Sreteka upa dialektologisch zum Areal des tokavischen, whrend die Gora zum Areal des Makedonischen gezhlt wird13. Von grter Bedeutung ist dabei die Entwicklung der urslawischen Halbvokale, des Nasalvokals und des silbischen .

Entwicklung der urslawischen primren Halbvokale und Whrend in der Sreteka upa genauso wie im gesamten Areal des tokavischen (und des westlichen Sdslawischen berhaupt), aber auch in den nordmakedonischen Dialekten die Halbvokale in Wurzelmorphemen zusammenfielen14, wurden deren Reflexe in der Gora (so wie im gesamten Areal des Makedonischen mit Ausnahme der nrdlichen Dialekte) auseinander gehalten: fiel mit e, mit o zusammen. So ergaben dn Tag und sn Schlaf, Traum in der Gora den und son, in der Sreteka upa dagegen dn (~) und sn (~) (vgl. 1939: 52 f.)15. Zwischen der Sreteka upa und der Gora verluft also eine der wichtigsten Isoglossen im sdslawischen Sprachareal (vgl. 1985: 16 ff.)16. Nur einzelne Lexeme zeigen in der Sreteka upa abweichende Ergebnisse von altem bzw. in der Wurzel. Z. B. finden wir hier die Formen oven Widder < ovn, kotev Kessel < kotl, orev Adler < opl, petev Hahn < ptl vor, die sich als Entlehnungen aus den makedonischen Dialekten der Gora, von Tetovo und Kievo erklren lassen (vgl. 1939: 55), wo der Vokal e < 12

Das belegt auch die unterschiedliche Frbung der Vokale, v. a. von (vgl. 1939, S. 24 f.). 13 S. 1985, S. 117: [] []. . Vgl. auch 1985, (im Anhang): das Gebiet der Gora befindet sich auf Ivis dialektologischer Karte ganz klar auerhalb des tokavischen Dialektes und auch auerhalb der makedonischen Dialekte, die den Dialekten des Prizren-Timok-Dialektes nahe stehen. S. weiters 1998, S. 312: [ ] . Vidoeski beschreibt den goranischen Dialekt hauptschlich im Kapitel (Ss. 309-338, spezifisch Ss. 312-316) quasi als Sonderkapitel im Rahmen der westmakedonischen Dialekte. Daraus wie aus der dialektologischen bersichtskarte zwischen den Ss.eiten 32 und 33 geht die Klassifizierung des goranischen Dialektes als eigenstndigen Zweiges der westmakedonischen peripheren Dialekte hervor. Die zu Albanien gehrenden Drfer der Gora erfasst Vidoeski kurz noch im Sonderkapitel (Ss. 339-351, spezifisch Ss. 349351). Smtliche Angaben stammen dabei aus den Drfern Zapod und Borje: Aaus den anderen sieben Drfern waren keine Informationen verfgbar. 14 Im Groteil des tokavischen wurde der daraus hervorgegangene alleinige Halbvokal weiter zu a dephonologisiert: so wie ~ (wie auch immer der aus dem Zusammenfall der urslawischen Halbvokale entstandene vokalische Wert phonologisch zu bestimmen und orthographisch zu bezeichnen sei) a. Der Prizren-Timok-Dialekt und die nordmakedonischen Dialekte machten die letzte Entwicklungsetappe nicht durch: der Halbvokal ~ wurde als eigenstndiges Phonem bewahrt. Ein eigenstndiger Reflex (a e ~ ea) blieb auch in einigen Dialekten in Montenegro erhalten. 15 Pavlovi listet stets auch Varianten mit gefrbtem Halbvokal auf. Da sie aber stets nur fakultative Allophone des gleichen Lautes sind, kommt ihnen keine grere phonologische Relevanz zu. 16 Ivi gibt einen allgemeinen berblick ber die wichtigsten Isoglossen, die durch das sdslawische Sprachgebiet verlaufen.

lautgesetzlich ist (vgl. oven, kote, ore, pete im Dialekt von Tetovo).17 Einzelne Ausnahmen begegnen auch in der Gora: z. B. ps Hund < ps mit der Lautung (statt in der Gora lautgesetzlichem e). Es handelt sich dabei wohl um Entlehnungen aus der Sreteka upa oder aus Prizren (vgl. 1939: 62). Prfixe und Suffixe, wie berhaupt die Wortbildung, bedrfen einer eigenen Analyse. Gewisse Wortbildungsmorpheme knnen nmlich aus anderen Dialekten in einer bereits etablierten Form entlehnt werden, die zwar den Lautgesetzen des Herkunftsdialektes, nicht aber denen des entlehnenden Dialektes folgen. Dies trifft im Falle der Mundart der Sreteka upa auf die sehr produktiven Suffixe -ok, -ec und -en zu, die aus den westmakedonischen Dialekten (inklusive der Gora) eingefhrt wurden und progressiv die alten, in der Sreteka upa lautgesetzlichen Formen auf -k, -c und -n ersetzten18: vgl. petok Freitag < ptk, pupok Knospe; Nabel < ppk, gladen hungrig, duen schuldig, jaden jmmerlich, klglich, meistens streen glcklich, aber daneben vereinzelt auch noch strean (notiert in Lokvica, wo ein sehr hoher Anteil der Bevlkerung als alteingesessen zu betrachten ist oder zumindest war) (vgl. 1939: 58 f.). In den (nur mehr in Relikten vorliegenden) Kasusendungen wurde der Halbvokal (zumeist eindeutig mit der Frbung von a) in der Sreteka upa allgemein gut bewahrt: z. B. dnaske oder dnaska heute. Nur im Dorf Reanje notierte Pavlovi die Lautungen dns und dnes, die er (auch aufgrund der Zusammensetzung der Bevlkerung dieses Dorfes) auf goranischen Einfluss zurckfhrte (wo e < lautgesetzlich ist) (vgl. 1939: 54).

Entwicklung des sekundren Halbvokals Uneinheitlich und oft recht verwickelt zeigen sich die Reflexe des sekundren Halbvokals in jenen Fllen, wo er nach dem Wegfall der urslawischen Halbvokale bzw. im Wortauslaut schwer auszusprechende Konsonantenfolgen (de facto Folgen aus Konsonant + Sonant, eventuell noch mit vorausgehendem Frikativ) aufspaltete: (S)TR# bzw. (S)TR# (S)TR#. Die Frbung des sekundren Halbvokals hngt jedenfalls entschieden von der Qualitt des Sonanten ab ( abhngig von R). In der Folge (S)Tv# (< (S)Tv#) wird der sekundre Halbvokal zu o wie im Dialekt von Tetovo: z. B. mtov tot (Sreteka upa) < mtv (< mrtv) wie mtof in Tetovo. Das gleiche Ergebnis ergibt auch die Folge (S)Tl# (< (S)Tl#) in der mnnlichen Singularform des Partizips Perfekt der Verba mit Bildungsmorphem -- so wie bei idem ich gehe und dessen Komposita: z. B. obukov angezogen < obuko (so wie heute noch in Tetovo) < obukol < obukl (< obukl), rekov gesagt < reko (so wie heute noch in Tetovo) < rekol < rekl (< rekl), iov gegangen < io < (i)ol < (i)l (< l), doov gekommen < doo < dool < dol (< dol). Demgegenber hat sich aber bei einigen Verba hufigen Gebrauchs im Dialekt der Sreteka upa zumindest fakultativ das ursprngliche (fr das gesamte Gebiet des Prizren-Timok-Dialektes17

Einzelne Lexeme zeigen aber auch noch im Dialekt von Tetovo, der eine Brcke zwischen dem nord- und dem westmakedonischen Areal bildet, den ursprnglichen Reflex = < bzw. : vgl. Veligden Ostern, aber noch dn = dn (vgl. 1998: 157 f.; 1939: 62). 18 Diese Suffixe liegen auch in der Mundart von Tetovo, die eine Zwischenstellung zwischen den nordmakedonischen und den westmakedonischen Mundarten einnimmt, in der westmakedonischen Lautung vor. Es muss aber hervorgehoben werden, dass in Tetovo die Reflexe e < und o < auch in den allermeisten Wurzelmorphemen vorliegen sowie auch in einigen alten Suffixen, die heute nicht mehr als solche empfunden werden, z. B. im Suffix -ot < -t: vgl. lakot < lakt Ellebogen und nokot Fingernagel < nogt in Tetovo, aber lakat und nokat in der Sreteka upa (vgl. 1998: 158, 161; 1939: 55).

charakteristische) Vokalisierungsergebnis des sekundren Halbvokals (und zwar der Halbvokal ~ a ~ a) gehalten: z. B. mogav gekonnt < mog < mogl (< mogl), prebegav hinber geflohen, bergelaufen < prebeg < prebegl (< prbegl) (vgl. 1939: 59). Fr die Gora lagen in keiner der zu Hilfe gezogenen Quellen genauere Angaben zu diesen Folgen vor. In der Folge (S)Tm# (< (S)Tm#, (S)Tm#) zeigt die Entwicklung des sekundren Halbvokals in der Sreteka upa ebenfalls zahlreiche Schwankungen oft sogar beim gleichen Lexem: Pavlovi verzeichnet z. B. fr sedm (< sedm) sieben u. a. die Varianten sedom, sedom, sedoum (mit Tendenz zur Labialisierung oder bereits mit ausgeprgter Labialisierung), aber auch sedaom, sedam (mit Tendenz zu einem nicht labialisierten Vokal mittlerer Artikulation des Typs ~ a ~ a). hnlich tritt die Prsensform sm (< jesm) u. a. in den Formen som, sm, som, aber auch sam, sam auf. In der Gora finden wir in dieser Stellung als Ergebnis der Entwicklung des sekundren Halbvokals stets einen sehr geschlossenen Vokal zwischen o und u vor: z. B. sedom, som (vgl. 1998: 313; 2000: 57) bzw. sedum, sum (vgl. 1939: 60). Die Entwicklung zu u fand auch in Tetovo und Kievo statt (vgl. 1939: 60; 1998: 158, 161). In der Folge (S)Tr# (< (S)Tr#, (S)T#) wird der in der Sreteka upa meistens zu a, manchmal aber zu ae oder : z. B. ostar scharf < ostr (< ostr), dobar gut < dobr (< dobr), gabar Hagebuche (oft auch als Toponym) < grabr (< grabr), vetar < vtr (< vtr) Wind, aber daneben auch vetr (vgl. 1939: 60 f.). In der Gora dagegen finden wir konsequent den Reflex e vor (so wie in Gostivar und Tetovo): z. B. oster, veter, moker nass < mokr (< mokr) (vgl. 1998: 158, 161, 313). In den Folgen T# (< T#) und T# (< T#) entwickelte sich allgemein sowohl in der Sreteka upa als auch in der Gora zu e (wie in Tetovo): z. B. ee (vgl. 1939: 60)19 Kamm < e (< e ~ es zum Verb esati: e < es-j), oge Feuer < og (< og) (vgl. 1939: 60; 1998: 313)20. Einheitlich als erscheint der Reflex des sekundren Halbvokals in jenen Fllen, wo er nach dem Wegfall der urslawischen Halbvokale bzw. in unbetonter Silbe im Inlaut schwer auszusprechende Konsonantenfolgen sekundr wieder aufspaltete). Sowohl in der Sreteka upa als auch in der Gora finden wir z. B. mgla (vgl. 1939: 53; 1998: 349; 2000: 57) Nebel < mgla (< mgla < mgla) und svna21 (Sreteka upa, vgl. 1939: 53, 201) es dmmerte (Aorist) < svna bzw. svne, svnuje 22 (Gora, vgl. 1998: 314; 2000: 57) vor.

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Dieses Beispiel liegt in den fr die Gora zu Hilfe gezogenen Quellen nicht vor. In der Gora ist aber e offensichtlich nicht der einzige Reflex, denn zumindest in Mlike (Kosovo), Zapod und Borje (Albanien) finden wir die Lautung ogin vor (mit zustzlicher Depalatalisierung n) (vgl. 2000: 57; 1998: 349). 21 Die Form svna ist aufgrund des Bildungsmorphem -na- eindeutig als die 3. Person Singular Aorist zu bestimmen und wurde als solche auch unter den Beispielen fr die Konjugation im Aorist aufgefhrt. Die Form der 3. Person Singular des perfektiven Prsens dazu lautet svne. Pavlovi fhrt sie in einem anderen Kontext ohne grammatikalische Angaben an (vgl. 1939: 122). Aus seiner Darstellung geht insgesamt klar hervor, dass der Unterschied zwischen Infinitiv- und Prsensstamm bei den Verba auf -n- (im Infinitivstamm) / -n- (im Prsensstamm) gut bewahrt wurde: vgl. auch Beispiele wie vrnala (l-Partizip) und vrne (Prsens) (vgl. 1939: 43, 90). 22 Zu den Formen svne und svnuje wurden keine grammatikalischen Angaben gemacht. Die Form svne ist als die 3. Person Singular des sog. perfektiven Prsens zu bestimmen (also so wie in der Sreteka upa), da im Aorist das Bildungsmorphem -naaus dem Infinitivstamm (wie in der Sreteka upa) zu erwarten ist, whrend die Form svnuje eindeutig die 3. Person Singular Prsens darstellt.

Entwicklung der urslawischen Nasalvokale und Die Entwicklung des Nasalvokals zu e in allen Stellungen sowohl in der Sreteka upa als auch in der Gora steht im Einklang mit der Entwicklung im gesamten tokavischen Areal und in den nordmakedonischen Dialekten sowie in Tetovo: vgl. in all diesen Gebieten jezik23 Zunge; Sprache < jzyk, mesec Mond; Monat < msc (vgl. 1939: 39; 1985: 31; 1998: 158, 160). Die Entwicklung des Nasalvokals in der Sreteka upa einerseits und in der Gora anderseits widerspiegelt in erster Linie die unterschiedliche dialektale Grundlage (tokavisch : westmakedonisch) wider. Die Reflexe des Nasalvokals in Wurzelmorphemen einerseits und in Bildungsmorphemen andererseits bedrfen einer getrennten Analyse. In Wurzelmorphemen entwickelte sich in der Sreteka upa konsequent zu u, so wie im gesamten Areal des Prizren-Timok-Dialektes und in den nordmakedonischen Dialekte inklusive der Mundart von Tetovo (vgl. 1939: 40; 1998: 26, 40 f., 65, 157, 160): vgl. golub Taube < golb, grudi24 Brust < grdi, kupia25 Brombeere < kpina, guska Gans < gska, mu Ehemann < m, pupok Knospe; Nabel < ppk, put Weg, Strae < pt, ruka Hand; Arm < rka, subota Samstag < sbota, ue < e, zub Zahn < zb. (vgl. 1939: 41 f., 56, 162). In der Gora dagegen finden wir in einem Teil der Wurzelmorpheme den Reflex vor, der in Gostivar26 und Debar27 lautgesetzlich ist28, in einem anderen Teil aber den Reflex u (so wie in der Sreteka upa): vgl. einerseits z. B. gri29, kpina, ppok, zbi, sbota (vgl. 1998: 106, 312 f., 349), andererseits aber z. B. golup, guska, mu, pu30, ruka, jue < je < e31 (vgl. 1998: 106, 312 f., 349; 2000: 57). Einige dieser Lexeme sind in der Lautung mit u bis Gostivar, einzelne sogar noch weiter sdlich vorgedrungen (vgl. 1998: 151). Neben und u liegen in der Gora aber noch andere Ergebnisse fr in Wurzelmorphemen vor,23

Es gilt aber anzumerken, dass bereits im Oberen Polog (so wie in Debar) der Nasalvokal in der Stellung nach j (auch in der Prothese) zu umgelautet wurde, weswegen er heute den Reflex von zeigt: z. B. jzik (Gostivar, Debar) < jzik < jzyk (vgl. 1998: 13, 70, 150, 158, 160, 219). 24 Gewhnlich wird aber das Wort prsja gebraucht (vgl. 1939: 41). 25 Zur Lautung kupia statt kupina s. im Kapitel ber die Entwicklung der Sonanten. 26 S. 1998, Ss. 20, 151, 160, 312. 27 S. 1998, Ss. 218 ff. und 312. 28 Einzelne Ausnahmen mit der Lautung u < in Wurzelmorphemen lassen sich als Entlehnungen aus den nordmakedonischen Dialekten erklren. 29 Zumindest fr Mlike ist auch grdi belegt (vgl. 2000: 58). Die Form mit widerspiegelt wohl eine in den nordmakedonischen Dialekten allgemein verbreitete (aus dem Sden eingefhrte) Tendenz zur Konsonantenerweichung vor Vordervokalen wider, v. a. vor e (vgl. 1939: 112 f.). 30 Die Folgen t und d ergaben in der Gora respektive und . Durch dieses archaische Merkmal unterscheidet sich die Gora dialektologisch von allen angrenzenden tokavischen und makedonischen Mundarten (vgl. 1998: 314). Die Form pu fhrt Vidoeski nur in Zusammenhang mit den Mundarten der Drfer Jelovjane und Urvi explizit an (vgl. 1998: 315). Zumindest fr Mlike und fr die in Albanien liegenden Drfer Zapod und Borje gelten aber im Falle des Lexems pt offensichtlich nur die Lautungen ohne Palatalisierung: put, putnik (vgl. 1998: 349; 2000: 57). Andere Wrter zeigen dennoch die erwartete Palatalisierung auch in Mlike, Zapod und Borje, entsprechend der obigen Regel: z. B. ze Schwiegersohn < zt, lako Ellebogen < lakot < lakt, noko < nokot < nokt, gla < gla < glad (vgl. 1998: 350; 2000: 58). 31 Das Beispiel jue gibt aufgrund der j-Prothese (jue < je < e) ein weiteres Zeugnis vom genetischen Zusammenhang zwischen dem goranischen Dialekt und den makedonischen Dialekten.

nmlich o und e. Obgleich in ihrer Anzahl sehr begrenzt, bedrfen sie einer gesonderten Analyse, die ihre Herkunft und Entstehung klren soll. Dazu ist ein Vergleich mit all jenen Dialekten, die geographisch oder historisch mit dem Dialekt der Gora in Zusammenhang stehen oder die gleiche oder eine hnliche Erscheinung aufweisen. Der Reflex o < ist (wohl als isolierter Fall) in der Wurzel klb- zumindest fr das Dorf Mlike belegt32, offensichtlich aber nur fakultativ neben u: klopko, klope neben klupko (vgl. 2000: 57, 60). Der Reflex o in dieser Wurzel drfte zuerst von der Mala Reka (wo er lautgesetzlich ist) in die Dolna upa bei Debar und dann (wohl zusammen mit einigen anderen Lexemen, wo die Lautung e < vorliegt) weiter in die Gora gewandert sein. In der Sreteka upa liegt erwartungsgem nur u vor: klupe (vgl. 1939: 41, 123). Der Reflex e < liegt im gesamten Gebiet der Gora in den Lexemen jetok Enterich, kedela, kede wo, otkede woher vor (vgl. 1998: 219 f., 313, 349; 2000: 57). Im makedonischen Sprachgebiet begegnet er ansonsten nur noch isoliert im Dorf Golem Papradnik in der Dolna upa bei Debar (Debar-Dialekt), in den Drfern des Gebietes Reka bei Kostur / (innerhalb des Kostur-Korea-Dialektes) und mancherorts im Lerin-Dialekt, und zwar in einer ebenfalls beschrnkten Anzahl von Lexemen, zumeist in der Stellung nach j (vgl. 1998: 109; 1999: 104, 133 f.). Ein hnlicher Reflex aus in Wurzelmorphemen, nmlich , begegnet lautgesetzlich in allen Stellungen (auer nach Labial und in einzelnen anderen Lexemen, wo der Reflex < vorliegt) im Vevani-Radoda-Dialekt33 (vgl. 1998: 272). Die ohnehin nahe liegende Annahme, der Reflex e < (in den genannten Lexemen) sei in die Gora aus der Dolna upa eingefhrt worden, erscheint umso wahrscheinlicher in Anbetracht der ethnischer Struktur der Dolna upa, in welcher die Volksgruppe der Torbei allgemein stark vertreten ist. 34 Der Reflex e < ist aber in Golem Papradnik ebenso wenig lautgesetzlich wie in der Gora. 35 Vidoeski erwgt daher die Mglichkeit eines genetischen Zusammenhanges zwischen dem Reflex e < in Golem Papradnik und dem hnlichen Reflex < (auer nach Labial und in einzelnen anderen Lexemen, wo vorliegt) im VevaniRadoda-Dialekt (vgl. 1998: 220, 272): Ffalls der Dialekt von Golem Papradnik seinen Ursprung aus dem Vevani-Radoda-Dialekt ableiten sollte, liege die Annahme nahe, die alte Lautung (bzw. ) sei in der neuen dialektalen Umgebung (d. h. in der upa) durch die dortige Lautung ersetzt worden bis auf die Stellung nach j und bis auf weitere einzelne Ausnahmen, wo nur seine32

Zu den anderen goranischen Drfern liegen in den zu Hilfe gezogenen Quellen keine Angaben vor. 33 Der Vevani-Radoda-Dialekt wird in den vier Drfern Vevani, Radoda, Mali Vlaj und Lin (in der Region um Struga) gesprochen. Aufgrund seiner Besonderheiten im Vokalismus gilt er als eigenstndiger Zweig der westmakedonischen peripheren Dialekte. 34 In der Dolna upa leben Torbei, orthodoxe Makedonier, Albaner und Trken. Einige Drfer sind ethnisch klar zugeordnet, andere dagegen sind multiethnisch. Golem Papradnik, worauf sich unsere Aufmerksamkeit richtet, gilt als ausschlielich von Torbei bewohnt. (vgl. 1998: 213 f.) 35 Der lautgesetzliche Reflex von ist im gesamten Debar-Dialekt (also in der Stadt Debar und in den angrenzenden Gebieten Pole und upa, weiters im Gebiet Malesija und in den sdlichsten Drfern der Reka) = : z. B. grdi, zb, sbota (vgl. 1998: 219). In einigen Lexemen liegt der Reflex o vor, der sich als Entlehnung aus jenen angrenzenden Dialekten erklren lsst, wo o oder der offenere Laut als lautgesetzlicher Reflex von steht (o in der Mala Reka, dagegen im Drimkol und Golo Brdo: in letzteren Gebieten fiel < nicht mit o < o zusammen): zZ. B. sind im gesamten Debar-Dialekt die Lexeme globok tief < glbok, klopko, klope verbreitet (die letzten zwei gelangten wohl schon in dieser Lautung auch in die Gora, wo sie zumindest fr Mlike belegt sind), mancherorts (v. a. in der Peripherie) tritt o hufiger auf: z. B. sobota (statt sbota) (vgl. 1998: 219). Der Reflex e in einigen Lexemen in Golem Papradnik stellt aber im gesamten Debar-Dialekt eine Ausnahme dar.

offene Realisierung eingebt hate und mit e zusammengefallen istfiel (vgl. 1998: 219 f): vgl. grdi, kde, jglen < jgln < gln36 zu gl Kohle, jtok , je Seil < je < e, jzik < jzik < jzyk, rka, strga allgemein im Vevani-Radoda-Dialekt (vgl. 1998: 219 f., 271 f., 342) und gredi (neben grdi), kede (neben kde), jeglen, jetok, jee, jezik, aber rka, strnga (Einzelfall mit erhaltenem Nasalismus, vgl. 1998: 219) in Golem Papradnik. Die ohnehin seltenere Lautung wre demzufolge vllig aufgegeben worden: vgl. mdro (vgl. 1998: 272) im Vevani-RadodaDialekt und mdro (vgl. 1998: 219) in Golem Papradnik. Die Hypothese eines Zusammenhanges zwischen dem Reflex e in Golem Papradnik und in den sdostmakedonischen Dialekten um Kostur und Lerin zieht Vidoeski offensichtlich nicht in Betracht (wohl aufgrund der vllig unterschiedlichen dialektalen Basis). Auerhalb von Wurzelmorphemen liegt fr sowohl in der Sreteka upa (mit nur wenigen Ausnahmen) als auch in der Gora (wohl ausnahmslos) der Reflex a vor, der aus dem Sden eingefhrt wurde. Beispielsweise wurde das Morphem -na- < -n- in der Verbalbildung generalisiert, wie brigens auch in anderen Teilen des Prizren-Sdliche-Morava-Dialektes und in den nordmakedonischen Mundarten (vgl. 1985: 117): z. B. padnala, dignala, stanala (Sreteka upa, vgl. 1939: 43) und padnale, panat, dignat (Gora: Mlike, vgl. 1998: 312; 2000: 57). Sowohl in der Sreteka upa als auch in der Gora wurde aber die Lautung -na- nur im Infinitivstamm generalisiert, whrend im Prsensstamm die alte Lautung -n- + Themavokal (also -n-e- im Prsens, -n-i- im Imperativ) bewahrt wurde (s. dazu Funote 21). Einer gesonderten Behandlung bedarf die Entwicklung der Endung - des Akkusativs Singular der a-Deklination.37 In Tetovo und in der Gora finden wir konsequent die Endung -a vor: vgl. na glava auf den Kopf, so ena mit der Frau (Tetovo, vgl. 1939: 44). Die morphologische Opposition zwischen Akkusativ und Nominativ Singular wurde also zugunsten der Form des Nominativs Singular aufgegeben. Der Zusammenfall der Kasusformen steht einerseits im Einklang mit der auf dem Balkan weit verbreiteten Tendenz zum bergang von der synthetischen zur analytischen Flexion, andererseits wurde die Aufgabe eines morphologisch eigenstndig ausgedrckten Akkusativs Singular spezifisch im Falle der a-Deklination wohl auch durch die Dephonologisierung des Nasalvokals zu a im gesamten zentralmakedonischen Areal sowie in den nrdlichen Dialekten des sdostmakedonischen Areals begnstigt. V. a. aus den zentralmakedonischen Dialekten, wo diese Entwicklung also nicht nur morphologisch, sondern auch phonologisch bedingt war, konnte sich die Endung -a < - (zusammen mit anderen Morphemen wie beispielsweise -na- < -n-) nach Norden ausbreiten und auf morphologischem Wege die dortigen Lautungen substituieren bzw. (im Rahmen der allgemeinen Tendenz zum Abbau des synthetischen Kasussystems) zugunsten der Aufgabe eines morphologisch eigenstndig ausgedrckten Akkusativs intervenieren. Von Tetovo und der Gora griff die Entwicklung auch auf die Sreteka upa 38 ber, wo sie aber nicht ganz vollstndig durchgefhrt wurde. Bei Personennamen und zumeist auch bei Verwandtschaftsbezeichnungen sowie Substantiva mnnlichen Geschlechtes wurde nmlich die ltere Endung -u bewahrt: vgl. som videv Danicu ich habe Danica gesehen, Maru, Milenu, 36

In den westmakedonischen Dialekten erhielt der Nasalvokal im Wortanlaut eine jProthese. 37 Die Form des Akkusativs wurde im Zuge des berganges von der synthetischen in die analytische Flexion als casus obliquus verallgemeinert. Lediglich der Dativ blieb als eigenstndiger Kasus erhalten und zwar sowohl in der Sreteka upa als auch in der Gora, wo also ein Dreikasussystem vorliegt (vgl. 1998: 314). 38 Auf die Sirinika upa breitete sich diese Erscheinung nicht weiter aus (vgl. 1939: 44).

Stoi nu, dav mu erku za e nu (hat / habe) ihm die Tochter zur Frau gegeben, de vojku, sos de vojku mit dem / einen Mdchen, mou mater meine Mutter, svaku enu jede Frau, jednoga slugu einen Diener, ne videv gazdu den Chef nicht gesehen (vgl. 1939: 45). Bei Toponymen sind Schwankungen sehr selten: zZwar notierte Pavlovi im Dorf Lokvica, wo der Groteil der Bevlkerung alteingesessen ist, die Form od Lokvicu (neben od Lokvica, vgl. 1939: 45), alle anderen von ihm angefhrten Beispiele zeigen aber die Lautung auf -a: vgl. u Srecka, iz Lokvica, na Drina, na Sa va, u Rusija (vgl. 1939: 45). Beispiele mit der alten Endung -u sind auerhalb der oben erwhnten semantischen Kategorien uerst selten, die aus dem Sden eingefhrte Endung -a hat sich allgemein klar durchgesetzt: z. B. ajde razladi ja voda khl das Wasser ab, padna u voda fiel ins Wasser, ne se po merav nigde od kua rhrte sich nicht von zu Hause, o tiov u pla ina auf den Berg weggegangen, gazda neka nosi na glava der Chef soll es auf dem Kopf tragen, ne mogu da da dem moi a glava za tvo i a ich kann nicht mein Haupt fr deines geben, turiv mu jena aba u usta steckte ihm einen Frosch in den Mund (vgl. 1939: 44 und 46). Ausnahmen sind sehr selten: am ehesten treten sie bei Sprechern aus Drfern mit einem hohen Anteil an alteingesessener Bevlkerung auf (Srecka, Lokvica), und zwar dann, wenn in einem Diskurs gleich mehrere Akkusativformen auf -u von Personennamen und Verwandtschaftsbezeichnungen vorkommen: in einem solchen Kontext notierte Pavlovi bei einem Sprecher aus Srecka die Form glavu e ti i seem ich werde dir den Kopf abschneiden. Sobald aber der gleiche Sprecher vom gleichen Wort den Akkusativ in Verbindung mit der Prposition na bildete, welche i. d. R. den Akzent von ein- und zweisilbigen Wrtern auf sich zieht, verwendete er die Form auf -a: gazda neka nosi na glava. Pavlovi betrachtet dieses Beispiel als eindeutiges Indiz dafr, dass die Form des Akkusativs auf -a (statt auf -u) und die Betonung der Antepnultima in kausalem Zusammenhang stehen (vgl. 1939: 46). Im weiteren Verlauf der Geschichte kehrte nur mehr die Akkusativform glava vor, unabhngig davon, ob sie in Verbindung mit einer Prposition oder als Akkusativobjekt gebraucht wurde. Die Verdrngung der alten, in der Sreteka upa lautgesetzlichen Endung -u des Akkusativs Singular der a-Deklination kann also bis auf einzelne semantische Kategorien als weitestgehend abgeschlossen betrachtet werden.

Entwicklung der vokalischen Sonanten und Das silbische wurde sowohl in der Sreteka upa als auch in der Gora bewahrt. Whrend aber die Sreteka upa durch die Bewahrung des silbischen in Einklang mit der Lage im gesamten Areal des Prizren-Timok-Dialektes steht, hebt sich die Gora innerhalb der westlichen Peripherie des makedonischen Sprachgebietes dadurch als konservativ hervor. Dieser Archaismus knnte wohl durch die geographische Abgeschiedenheit der Gora und durch den Kontakt mit den benachbarten Prizren-Timok-Dialekten begnstigt worden sein. So finden wir sowohl in der Sreteka upa als auch in der Gora z. B. cn schwarz (< rn) und dvo Baum (< drvo) vor (vgl. 1939: 71; 2000: 56, 58), whrend im Oberen Polog (Gostivar) und in Debar die Ergebnisse crno und drvo vorliegen (vgl. 1998: 151 und 220), die der lautgesetzlichen Devokalisierung von zu r im Oberen Polog und in Debar entsprechen. Das silbische wurde sowohl in der Sreteka upa als auch in der Gora devokalisiert allerdings mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen, welche wiederum fr die Zugehrigkeit der Sreteka upa zum Areal des Prizren-TimokDialektes und der Gora zum Areal der westmakedonischen Dialekte sprechen. In der Sreteka upa liegt das Ergebnis u vor, nur nach Dental tritt meistens lu: vgl. bua ~ buva Floh < buha < bha, jabuka Apfel < jabka, kune er schwrt //- (vgl. 1998: 278 f., 293, 344 f.; 1999: 120). 49 Der Kostur-Korea-Dialekt (>//-Dialekt), innerhalb dessen die kleine Region Reka im obersten Teil des Flusses Bistrica eine Sonderstellung einnimmt, bildet zusammen mit dem Belica-Dialekt (>//-Dialekt), der Mundart des Stdtchens Nestram / (am Fluss Belica) und dem Kostenarija-Dialekt (->//-Dialekte) die Kostur-Dialektgruppe innerhalb des sdostmakedonischen Dialektareals. Ihr steht in erster Linie der sehr archaische Bobotica-Drenoveni-Dialekt (in Albanien) nahe, gewisse Gemeinsamkeiten teilt sie auch mit dem Lerin-Dialekt (vgl. 1998: 24 f.; 1999: 97 f., 104, 106, 110, 114, 151). 50 Der Lerin-Dialekt wird zwar zum Sdostmakedonischen Areal gezhlt, weist aber zahlreiche Gemeinsamkeiten mit dem Bitola-Dialekt (zentrale Dialektgruppe) auf (vgl. 1999: 151 f.).

Whrend in den oben betrachteten Gebieten der westmakedonischen Peripherie (inklusive des Sdlichen Prespa-Dialektes, der in vielerlei Hinsicht eine Zwischenstellung zwischen dem westmakedonischen und dem sdostmakedonischen Dialektareal einnimmt, vgl. 1998: 293, 344 f.; 1999: 120) die Reflexe ol bzw. l im jeweiligen Gebiet eine klar oder doch eher klar dominierende Stellung fr sich beanspruchen, treten sie im DebarDialekt oft mit sehr unterschiedlicher Dominanz und mit kaum voraussehbarer Verteilung auf. Fr die Stadtmundart von Debar setzt Vidoeski zwar l als theoretisch lautgesetzlichen Reflex von altem an, listet aber nur Beispiele mit der Lautung ol auf (vgl. 1998: 221, 326, 329); der Reflex l berwiegt in den sdlichsten Drfern der Reka (berhaupt im Dorf Skudrinje, dem am weitesten nrdlich gelegenen Dorf im Debar-Dialekt, vgl. 1998: 331). Besonders offensichtlich ist die Koexistenz beider Reflexe ohne voraussehbare Verteilung im Dorf Golem Papradnik, dessen Relevanz fr den goranischen Dialekt schon in Zusammenhang mit dem Reflex e < in ganz bestimmten Lexemen hervorgehoben wurde. Vidoeski fhrt fr Golem Papradnik einerseits die Lexeme bla, blvee, klk, se klnit, plf oder pf < px, snce52 mit der Lautung l an, andererseits aber die Lexeme dolina, jabolka, molnica (neben mlnica), molna, polno, soli, volna, oltok mit der Lautung ol (vgl. 1998: 221, 326, 329, 331). Aufgrund der ebenso wenig voraussehbaren Verteilung der Reflexe l und ol in der Gora (vor ihrer Weiterentwicklung zu v bzw. f und ov bzw. of) liegt die Annahme nahe, beide Reflexe seien aus dem Sden parallel eingefhrt worden. Daraus liee sich folgern, dass ihr Nebeneinander in der upa eine schon in frher Zeit etablierte Erscheinung sei, die als solche in die Gora gelangte und folglich auch im goranischen Dialekt als ursprnglich anzusehen ist. In der Stellung nach Labiallaut konnten die Reflexe ol bzw. l (vermutlich in der Lautung o bzw. ) der Substitution durch die Lautung u unterliegen, wie weiter oben besprochen. Erst eine genauere Analyse der Verteilung der Reflexe vom altem in den einzelnen Drfern der Gora knnte Klarheit darber verschaffen, ob die Substituierung unter dem Einfluss der benachbarten tokavischen Dialekte oder der nordmakedonischen Dialekte des Unteren Polog eintrat, oder ob beide Seiten zugunsten des Reflexes u wirkten. Der Einfluss aus dem Unteren Polog offenbart sich auch anhand des isolierten Beispiels dlgo: die Lautung mit l < in der Stellung nach Dental ist typisch fr den sdlichen Teil der nordmakedonischen Dialekte und begegnet in der westlichen Peripherie nirgendwo53 auerhalb dieses Beispiels aus der Gora, weswegen die Annahme einer Entlehnung aus dem Unteren Polog nahe liegt.

51

Diese Vereinfachung betrifft vorwiegend den nrdlichen Teil des Lerin-Dialektes (aber nur marginal die Stadtmundart von Lerin, wo der Reflex l berwiegt, vgl. 1999: 134), von dem sie auch auf die stlichen Drfer des Sdlichen Prespa-Dialektes bergreift (vgl. 1999: 120, 151 f.). 52 Die Lautung snce liegt im gesamten Gebiet des Debar-Dialektes vor (vgl. 1998: 221). 53 Es fllt auf, dass das silbische in der westlichen Peripherie Makedoniens (bis auf das Gebiet Mala Reka, wo es bewahrt wurde) stets durch den Einschub eines vorausgehenden (und nicht eines folgenden) Vokals devokalisiert wurde: TT TAlT (und nicht TlAT).

Verzeichnis der Abkrzungen und SymboleT: Coversymbol fr einen beliebigen Konsonanten (darunter auch Frikativ) oder Sonanten S: Coversymbol fr einen beliebigen Frikativ (de facto s, z, , ) R: Coversymbol fr einen beliebigen Sonanten A: Coversymbol fr einen beliebigen Vokal (darunter auch = , ; , ) #: Bezeichnung fr den Wortauslaut *: Bezeichnung fr eine fehlerhafte Notierung Anmerkung: Ddie ltesten schriftlichen Belege zu den Dialekten der Sreteka upa und Gora reichen kaum auf die Zeit vor 1900 zurck. Alle rekonstruierten Formen sind deswegen prinzipiell als fr diese Dialekte nicht spezifisch belegt zu betrachten.

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