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    KLAVIER SPIELEN

    Kleine Lehre des PedalspielsHeft 2

  • VORBEMERKUNG

    In Heft I dieser kleinen Pedallehre siehe www.pian-e-forte.de/noten/pdf/pedal1.pdf wurden einige grundstzliche bungen und Anwendungen des Pedalspiels vorgestellt, hier nun folgen weitere Erluterungen anhand von Beispielen aus der Klavierliteratur.

    Es ist nicht mglich, in einer Schrift wie dieser die gesamte Klavierliteratur abzuhandeln und jede Pedalfrage lckenlos zu klren, insofern kann dies keine vollstndige Darstellung des Pedalspiels sein, schon deshalb nicht, weil Schriften den praktischen Unterricht nicht ersetzen knnen. Allenfalls knnen sie Denkanregungen geben, die den Unterricht ergnzen. Mehr ist hier nicht beabsichtigt.

    Jrg Gedan, Januar 2006

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    I. ZUR NOTATION

    Die traditionellen Zeichen fr Pedal-Anweisungen, Ped. und *, sind fr eine differenzierte Notation kaum zu gebrauchen, und Komponisten haben sich oft gar nicht die Mhe gemacht, das Pedal im einzelnen vorzuschreiben. Wo sie es, wie Chopin, doch getan haben, sind die Spielanweisungen meistens nicht sehr hilfreich, und man kann daraus selten einmal ersehen, da etwas ganz Bestimmtes gemeint ist, sondern findet entweder Selbstverstndlichkeiten vor wie Pedalwechsel bei Harmoniewechseln oder schematische Anweisungen, die man besser so nicht anwendet. Schumanns Gepflogenheit, lediglich am Anfang eines Stckes einmal anzugeben, da es mit Pedal zu spielen sei, und ansonsten auf nhere Anweisungen zu verzichten, ist darum wohl das Klgere, denn so differenziert, wie ein guter Spieler das Pedal einsetzt, kann man es gar nicht notieren, zumal man das Zusammenwirken von Fu und Finger, auf das es vor allem ankommt, nicht wirklich genau aufzeichnen kann, ohne da die Notation unbersichtlich wird.

    Die traditionellen Zeichen haben zudem den groen Nachteil, nicht erkennen zu lassen, wann genau der Fu hinab- und hinaufgeht, denn das Sternchen steht selten da, wo man den Fu tatschlich aufhebt. Der Spieler tut darum gut daran, diese Zeichen nicht allzu wrtlich zu nehmen, denn wie die Notenschrift selber bedrfen auch Pedalanweisungen der Interpretation, bei der es nicht darauf ankommt, den Buchstaben zu erfllen, sondern den Geist. An folgendem Beispiel aus einem Nocturne Chopins sei dies kurz erlutert:

    Bei 1) steht es an nicht sehr sinnvoller Stelle, denn gemeint ist offensichtlich, die Reibung des Nonenvorhalts c'-b aus dem Klang zu entfernen, was man aber besser erreicht, wenn man das Pedal erst auf dem b wechselt, und zwar so knapp, da die Baoktave B nicht vollstndig gedmpft wird (sogenanntes halbes Pedal).Bei 2) ist wohl gemeint, da der Nachschlag des Trillers sauber klingen soll, worauf man durchaus auch verzichten knnte, denn die kurze Reibung c''-d'' drfte kaum strend sein. Nimmt man die Anweisung ernst, dann gilt aber auch hier wieder, da das mit halbem Pedal zu verwirklichen ist, denn viel strender als die kurze Reibung wre ein pltzliches klangliches Loch im Ba. Auerdem wrde sich dann empfehlen, wenigstens das b der linken Hand mit dem Finger zu halten.Bei 3) steht das Sternchen nicht beim tatschlichen Pedalwechsel, man knnte vllig auf das Zeichen verzichten, denn wechseln wird man das Pedal erst dort, wo Ped. steht.Whrend Chopin bei der Sekunde des Triller-Nachschlags das Pedal wechselt, nimmt er bei 4) die Sekundreibung zwischen dem d'' und dem es'' der Melodiestimme in Kauf, obwohl sie eigentlich strender ist, weil sie lnger stehenbleibt und weil es eine kleine Sekunde ist. Das knnte man eine nicht zu kleine Hand vorausgesetzt ohne weiteres lsen, indem die linke Hand die drei Achtel A-f-c' mit den Fingern hlt und so den Begleitakkord ber einen Pedalwechsel auf dem es'' der Melodiestimme hinberrettet.

    2006 by J. Gedan

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    Eine denkbar Ausfhrung knnte so aussehen (das Zeichen deutet die halben Pedalwechsel an):

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    Worauf es beim guten Pedalspiel offensichtlich ankommt, ist die richtige Koordination zwischen Fu und Finger, ein darauf abgestimmter Fingersatz, eine gewisse Geschicklichkeit und ein gewisser Erfindungsreichtum, um Fingerpedal und Pedal differenziert zu kombinieren, zuallererst aber auf ein scharfes Ohr, das sich von der Vielzahl der Tne nicht ablenken und von spieltechnischen Schwierigkeiten nicht in der Konzentration stren lt: Der Spieler mu lernen, sein eigener objektiver Zuhrer zu sein.

    Um saubere Stimmfhrung, d.h. richtiges Liegenlassen und Ablsen der Finger zu erreichen, wird oft empfohlen, erst einmal ohne Pedal zu ben. Es ist fraglich, ob das wirklich immer sinnvoll ist, denn es unterstellt ja, da man sich nicht mehr gut zuhrt, wenn man mit Pedal bt, obwohl doch genau das erreicht werden mu. Auerdem lt sich die Koordination zwischen Fu und Finger schlechterdings nicht dadurch ben, da man ohne Fu bt.

    II. FLGEL UND KLAVIER

    Spieler mit gehobenen Ansprchen sollten, wo immer sich ihnen die Mglichkeit bietet, oft auf guten Flgeln ben, denn manches ist auf einem Klavier nicht im selben Mae realisierbar. Ist das Pedal bei einem Flgel optimal eingestellt, so lt es sich wesentlich genauer dosieren, denn dann sollte der Fu fhlen, wann die Dmpfer beginnen, die Saiten zu berhren. Whrend nmlich bei Klavieren die Dmpfer durch Federkraft an die Saite gedrckt werden, liegen sie beim Flgel mit ihrem Eigengewicht darauf; dadurch ist es deutlich zu spren, wenn dieses nicht mehr auf dem Pedal, sondern auf den Saiten lastet, was sehr genaue Bewegungen ermglicht (das gilt allerdings leider nicht fr jeden Flgel).Auerdem deutlich besser zu verwirklichen ist das halbe Pedal, weil die lngeren Basaiten des Flgels besser nachschwingen; auf manchen Klavieren ist halbes Pedal oft gar nicht mglich.Hinzu kommt, da die Klangabstrahlung des Flgels wesentlich gnstiger ist und der Spieler ein viel unmittelbareres Verhltnis zum erzeugten Klang bekommt. Voraussetzung ist allerdings und das gilt auch fr das Klavier , da das Instrument wenigstens leidlich gut stimmt, denn je verstimmter ein Instrument ist, umso schlechter durchhrbar werden einzelne Stimmen und umso weniger wird sein Klang das ben inspirieren, weil es kaum noch mglich ist, an der Klangschnheit zu arbeiten, wenn man es mit einer hlich klirrenden Drahtkommode zu tun hat.

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    III. PEDAL BEI BACH

    Die Ansicht, da man Bachs Klaviermusik nicht mit Pedal spielen sollte, ist weit verbreitet. Meiner Meinung nach beruht sie auf dem Irrtum, schlechtes Pedalspiel durch gar keines ersetzen zu wollen anstatt durch gutes. Auerdem denke ich, da man nicht die Mngel des Cembalos kein Pedal, keine Dynamik auf das Klavier bertragen mu, sondern den Vorzug des Cembalos, nmlich den obertonreicheren Klang; und dafr braucht man das Pedal.Es macht z.B. ja gar keinen Sinn, das erste Prludium aus Bachs Wohltemperiertem Klavier ohne Pedal zu spielen, denn die einzeln angeschlagenen Akkordtne verlangen geradezu, da sie durch- klingen, und kein Lautenist der Barockzeit wre bei hnlicher Setzweise von Lautenmusik je auf die Idee gekommen, sie brav einzeln abzudmpfen:

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    Allerdings kann man nicht das ganze Stck hindurch halbtaktig Pedal nehmen, denn dann wrden Takt 23 und der Schlu unsauber. Diese Stellen gnzlich ohne Pedal zu spielen, wrde aber evtl. einen klanglichen Bruch bedeuten. In Takt 23 lst man es so, da man das Pedal bereits beim 2.Viertel aufhebt, alle Tne auer der Durchgangsnote c' mit den Fingern hlt und das Pedal kurz einsetzt, um die Lcke zwischen den Tonwiederholungen des Basses zu schlieen:

    T. 23, Original-Notation:

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    Am Schlu hebt man das Pedal allmhlich auf und schliet wieder nur die Lcken zwischen den Batnen und vor dem Schluakkord der rechten Hand:

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    Wichtig bei sehr kurzem Pedaleinsatz, den ich Lckenpedal nenne, ist die richtige Koordination von Fu und Finger, die quasi agieren wie Staffellufer: Erst wenn der Fu den Ton bernommen hat, darf der Finger ihn loslassen:

    Das ist nicht ganz einfach, aber so wie man mit der Zeit lernt, stumme Fingerwechsel recht schnell auszufhren, kann man nach ausreichender bung lernen, auch diesen Finger-Fu-Wechsel zu automatisieren und fast schon unbewut auszufhren.

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    #bT. 28f, Original-Notation:

    Im Barock war es durchaus blich, arpeggierte Akkorde durchklingen zu lassen, es gibt also keinen stilistischen Grund, z.B. die Arpeggien der Chromatischen Fantasie BWV 903 ohne Pedal zu spielen:

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    Das Prinzip, die ersten Tne mit den Fingern lnger zu halten, als ihrem Notenwert entspricht, und so dem Fu Zeit zu geben, ist dabei eines der wichtigsten des Pedalspiels, we