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Klaviere und Flügel aus dem Wupperthale - Instrumentenbau in der Wupperregion und am Niederrhein während des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Orgel- und Klavierbauerfamilie Ibach INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung der Würde eines Doktors der Philosophie des Fachbereichs Geschichte - Theologie - Philosophie der Bergischen Universität - Gesamthochschule Wuppertal vorgelegt von Florian Speer M.A. aus Wuppertal Referent: Professor Dr. Volkmar Wittmütz Korreferent: Professor Dr. Hartwig Brandt Eingereicht: 13. Januar 2000 Disputation: 29. Juni 2000

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  • Klaviere und Flügel aus dem Wupperthale - Instrumentenbau in der Wupperregion und am

    Niederrhein während des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Orgel- und Klavierbauerfamilie Ibach

    I N A U G U R A L - D I S S E R T A T I O N zur Erlangung der Würde eines Doktors der Philosophie

    des Fachbereichs

    Geschichte - Theologie - Philosophie der

    Bergischen Universität - Gesamthochschule Wuppertal

    vorgelegt von Florian Speer M.A.

    aus Wuppertal

    Referent: Professor Dr. Volkmar Wittmütz Korreferent: Professor Dr. Hartwig Brandt Eingereicht: 13. Januar 2000 Disputation: 29. Juni 2000

  • II

    Danksagung

    Besonderen Dank empfinde ich gegenüber meinen Hochschullehrern, die mich während

    meiner Studienjahre anregten und forderten. An erster Stelle soll hier Herr Professor

    Dr. Volkmar Wittmütz genannt sein, der auch die Anfertigung dieser Dissertation betreute.

    Daneben möchte ich erwähnen - gleichzeitig stellvertretend für andere - die Professoren

    Dr. Hermann de Buhr, Dr. Hermann J. Mahlberg und Dr. Wolfgang Orth.

    Mein Dank gilt der Familie Ibach, die mir uneingeschränkten Zugang zu ihren Archivalien

    gewährte, hier besonders Herrn Rolf Ibach.

    Zu danken habe ich dem Direktor des Historischen Zentrums Wuppertal, Dr. Michael

    Knieriem und seiner Mitarbeiterin; dem Direktor des Stadtarchivs Wuppertal, Dr. Uwe

    Eckardt und seinem Team; dem Leiter der Musikabteilung im Deutschen Museum, Dr.

    Hubert Henkel; der Kustodin des Musikinstrumentenmuseums Leipzig, Frau Dr. Heise;

    meinem Forscherfreund Gerhard Birker; Herrn Peter A. Ward Jones von der Bodleian

    Library in Oxford, der mir die hier veröffentlichten Briefe Elberfelder Bürger an Felix

    Mendelssohn Bartholdy zugängig machte; dem kubanischen Botschafter, S. Exzellenz

    Herrn Oskar Martinez; Bruder Dirk Wasserfuhr im Kloster Wuppertal-Beyenburg; Herrn

    René Heinersdorff sen. (+), Düsseldorf; Dr. Charles Barber in San Franzisko; Hermann J.

    Ersfeld in Eitorf; den Nachkommen der Klavierbauer Bantalion, Göllner, Irmler,

    Osberghaus und Rowold.

    So nahmen wir uns vor, die, die gerne lesen, zu unterhalten, denen, die mit Eifer auswendig lernen, zu helfen, allen aber, die das Buch auf irgendeine Weise in die Hand bekommen, zu nützen.

    Uns ist es allerdings nicht leicht gefallen, in mühseliger Arbeit diesen Auszug anzufertigen; es hat vielmehr Schweiß und durchwachte Nächte gekostet.

    2 Makk 2, 25-26

  • III

    Stellvertretend für die Mitarbeiter der vielen Forschungseinrichtung, die ich für meine

    Arbeit in Anspruch genommen habe, möchte ich an dieser Stelle persönlich nennen Frau

    Pauels vom Stadtarchiv in Aachen und Herrn Burwitz vom Stadtarchiv in Siegen.

    Es unterstützten mich in besonderer Weise:

    die Staats- und Stadtarchive in Berlin, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Koblenz, Köln,

    Leipzig, Lünen, Mönchengladbach, Münster, Neuchâtel, Ratingen, Remscheid, Rheinberg,

    Salzwedel, Solingen, Schwelm und Trier; das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsarchiv in

    Köln und das Archiv der IHK in Wuppertal; das Stadtmuseum München und das

    Freimaurermuseum in Bayreuth; die Staatsbibliothek zu Berlin und die Stadtbibliotheken in

    Aachen, Ingelheim und Wuppertal; das Beethovenhaus in Bonn; das Arnold Schoenberg

    Institut, Los Angeles; das Orgelamt der Ev. Landeskirche in Düsseldorf; die Firma

    Orgelbau Klais; die evangelischen Pfarrämter in Ingelheim (Burgkirche) und Remlingrade

    sowie die katholischen Pfarrämter St. Lambertus in Düsseldorf und St. Kastor in Koblenz.

    Last but not least: Dank auch meinen Studienfreunden Christoph Hegerath, Christoph

    Heuter und Mark Fuhrmann.

    Meinen Eltern gewidmet!

  • IV

    Inhalt

    DIAGRAMME, TABELLEN UND ABBILDUNGEN ...................................................................................... XI ABKÜRZUNGEN ...................................................................................................................................XII GLOSSAR ........................................................................................................................................... XIII

    Spezielle, von Ibach im 19. Jahrhundert benutzte Bezeichnungen ..................................................... Allgemeinübliche Terminologie ..........................................................................................................

    TEIL I

    EINLEITUNG.........................................................................................................................................13

    IBACH-INSTRUMENTENBAU IN DER VORINDUSTRIELLEN PHASE ...................................19

    ASPEKTE BÜRGERLICHER KULTUR UND MUSIKKULTUR ....................................................................... 19 DIE SITUATION IM WUPPERTAL UM 1800.............................................................................................. 27

    Von Konsum und Kultur .................................................................................................................32 Musikleben im Tal...........................................................................................................................37

    ELTERNHAUS UND JUGEND JOHANN ADOLPH IBACHS .......................................................................... 40 JOHANN ADOLPH IBACHS BRÜDER....................................................................................................... 46

    Johann Friedrich Ibach, Schreiner und Klavierbauer....................................................................46 Abraham Ibach, Metzger „auf Rittershausen“ ...............................................................................47

    ERSTE BETRIEBSSTÄTTEN..................................................................................................................... 51 AN DER ALLEE ..................................................................................................................................... 56 FAMILIE JOHANN ADOLPH IBACH ......................................................................................................... 59 FIRMA JOHANN ADOLPH IBACH BARMEN............................................................................................. 64

    Produkte..........................................................................................................................................65 Rohstoffe und Lieferanten ...............................................................................................................71 Kunden und Absatzgebiete der ersten Jahre...................................................................................75 Mitarbeiter und Beschäftigtenzahlen ..............................................................................................79

    GESCHÄFTSLÄUFE BIS 1833.................................................................................................................. 86 GESCHÄFTSÜBERNAHME DURCH DIE NACHFOLGENDE GENERATION .................................................... 94

    Carl Rudolf Ibach tritt in die Geschäftsleitung ein .........................................................................94 Übergabe 1839 - die Firma „Adolph Ibach Söhne“ ......................................................................95 Die Jahre bis 1846..........................................................................................................................98

    WIRTSCHAFTSKRISE UND REVOLUTIONSJAHRE................................................................................... 108 Ibach in den Krisenjahren 1847 bis 1850.....................................................................................108 Exkurs: Eck in Köln ......................................................................................................................117 In der Revolution ..........................................................................................................................135

    ADOLPH IBACH SÖHNE NACH 1850 .................................................................................................... 139 Goldene Zeiten im Orgelbau.........................................................................................................139 Eine Orgel für Trier ......................................................................................................................148 Die letzten Jahre von Adolph Ibach Söhne ...................................................................................152

    DAS BONNER LAGER - DIE FIRMA ADOLF IBACH................................................................................ 156 FIRMA GUSTAV ADOLF IBACH............................................................................................................ 162 FAMILIE CARL RUDOLF IBACH............................................................................................................ 166

    Kindheit und Jugend von Peter Adolf Rudolf Ibach .....................................................................169 FIRMA GEBRÜDER C. RUDOLF UND RICHARD IBACH ......................................................................... 176

    Das Essener Lager........................................................................................................................176 Klavierproduktion unter Peter Adolf Rudolf Ibach.......................................................................178 Unter Klavierbauer-Kollegen .......................................................................................................181 Neue Ideen ....................................................................................................................................187 1869 - Trennung von Orgel- und Klavierbau ...............................................................................191

    ORGELBAUANSTALT RICHARD IBACH................................................................................................. 195

    INDUSTRIELLER KLAVIERBAU - FIRMA „RUD. IBACH SOHN“..........................................200

    FAMILIEN DER III. GENERATION......................................................................................................... 202 P.A. Rudolf Ibach und seine Familie ............................................................................................202 Walter Ibach und seine Familie ....................................................................................................211

    EXPANSIONSPHASE UNTER P.A. RUDOLF IBACH................................................................................. 219 Abriß der Firmengeschichte 1869-1892 .......................................................................................219

  • V

    Die Barmer Fabrik ....................................................................................................................... 235 Niederlassungen ........................................................................................................................... 237

    Köln.......................................................................................................................................................... 240 Schwelm................................................................................................................................................... 243 Hamburg................................................................................................................................................... 247 Berlin........................................................................................................................................................ 248 Düsseldorf ................................................................................................................................................ 253 London ..................................................................................................................................................... 254

    Finanzielle Aspekte....................................................................................................................... 257 BESSER UND SCHÖNER....................................................................................................................... 268

    Die Suche nach dem ultimativen Instrument ................................................................................ 268 Neuerungen .............................................................................................................................................. 269 Das Geheimnis von Friedrich Niederheitmann......................................................................................... 275

    Sonder-Instrumentengehäuse ....................................................................................................... 279 Zur Stilproblematik im 19. Jahrhundert ................................................................................................... 279 Beginn des künstlerischen Instrumentenbaues bei Ibach.......................................................................... 283 Design-Wettbewerbe ................................................................................................................................ 288

    ZWISCHEN MÄZENATENTUM, SPONSORING UND BUSINESS................................................................ 294 Musiker und Komponisten ............................................................................................................ 297 Instrumentalisierung von Presse und Schriftstellern .................................................................... 310 Von Titeln und Ehrungen.............................................................................................................. 314 Museum, Bibliothek und Musik-Institut ........................................................................................ 319

    ARBEITNEHMER - ARBEITGEBER........................................................................................................ 326 Die Wanderschaft des Gustav Benndorf ....................................................................................... 330 Ibach als Lehrer............................................................................................................................ 332 Patriarch, nicht Tarifpartner........................................................................................................ 332 Struktur und Beschäftigtenzahlen ................................................................................................. 338 Arbeitnehmerpersönlichkeiten ...................................................................................................... 340

    Hermann Rudolf Ägidius Göllner (Goellner) ........................................................................................... 340 Karl Friedrich Witte ................................................................................................................................. 341 Albert Schulz............................................................................................................................................ 342

    Fabrik-Krankenkasse.................................................................................................................... 344 Ibach-Stiftungen ........................................................................................................................... 346

    PARTNER UND KONKURRENTEN......................................................................................................... 349 Messen und Weltausstellungen ..................................................................................................... 351

    Weltausstellung London 1851.................................................................................................................. 353 Grauzonen und Schattenseiten ..................................................................................................... 355

    Lernen oder Kopieren ? ............................................................................................................................ 355 Markenartikel - Massenartikel .................................................................................................................. 362

    Herstellerzusammenschlüsse ........................................................................................................ 367 Der ‚Klavierbauverein‘ als früher Interessensverband ............................................................................. 367 Nationale Verbände.................................................................................................................................. 370

    Produktions- und Beschäftigtenzahlen ......................................................................................... 372

    ZUSAMMENFASSUNG...................................................................................................................... 375

  • VI

    TEIL II

    KLAVIERPRODUKTION UND -HANDEL IM TAL......................................................................389

    BARMEN............................................................................................................................................. 390 Barmer Hersteller von Tasteninstrumenten ..................................................................................390

    Heinrich Peter Heibach.............................................................................................................................390 Georg Adam Höhle in Barmen..................................................................................................................392 David Hoppmann, Klavier- und Orgelbauer .............................................................................................399 Arthur Lehmanns Klavierfabrik ................................................................................................................402 Tacke & Cordes, Instrumentenmacher......................................................................................................405

    Handel und Dienstleister in Barmen............................................................................................. 406 Brüning & Bongardt .................................................................................................................................406 Eduard Erdelmann ....................................................................................................................................406 Johann Peter Faust ....................................................................................................................................407 E. Gerlach .................................................................................................................................................407 Karl Gotthelf Gläser - ...............................................................................................................................407 Peter von Kothen ......................................................................................................................................412 Carl Rohs ..................................................................................................................................................412 Franz Schmitz ...........................................................................................................................................413

    ELBERFELD......................................................................................................................................... 414 Elberfelder Hersteller von Tasteninstrumenten ............................................................................414

    Wilhelm Brassel........................................................................................................................................414 Deppe & Asmus........................................................................................................................................414 Carl Fahne.................................................................................................................................................417 Familie Frowein - Pianofortemacher in Ronsdorf und Elberfeld ..............................................................417 Familie Gerling, Klavier- und Orgelbauer aus Witten ..............................................................................419 Herde & Comp. oder Herde & Zapp.........................................................................................................424 Friedrich von Hesler, Klavierfabrikant in Elberfeld..................................................................................425 Arnold Wilhelm Kampmann.....................................................................................................................426 Johann Heinrich Kron, Orgelbauer ...........................................................................................................429 Johann Philipp Lederhoos, Klavierbauer aus Ingelheim...........................................................................430 Theodor Adam Hubert Pesch....................................................................................................................431 Gerhard Schrey, Orgelbauer aus Lünen ....................................................................................................432 Johann Philipp Sopp, Klavierbauer aus dem Rheingau ............................................................................434

    Handel und Dienstleister in Elberfeld .......................................................................................... 435 Carl Hubert Allstedt & Comp. ..................................................................................................................435 Dr. Friedrich Wilhelm Arnold - A. P. Küpper - Hans Faßbender .............................................................436 Friedrich Wilhelm Betzhold .....................................................................................................................441 Johann Peter Bluyssen ..............................................................................................................................452 J. Brücken .................................................................................................................................................453 Johann Ettling ...........................................................................................................................................453 Johann Albert van Eyken ..........................................................................................................................454 Karl Gericke..............................................................................................................................................455 Richard Adolf Hammerschmidt ................................................................................................................456 Ewald Henseling - E. Henseling Nachf. Inh. Julius Irmler ....................................................................456 Felix Hentze..............................................................................................................................................458 Christian Carl Limprecht ..........................................................................................................................458 Richard Niederste-Schee...........................................................................................................................459 Wilhelm Taubert .......................................................................................................................................459 Erwin Wever .............................................................................................................................................459 Diverse......................................................................................................................................................460

    ZULIEFERBETRIEBE DER KLAVIERPRODUKTION.................................................................................. 461 Klaviaturenhersteller im Wuppertal ............................................................................................. 463

    Hermann Emil Kluge, Barmen..................................................................................................................463 Wilhelm Gottlieb Bühl, Barmen ...............................................................................................................464 Gustav Burk, Wuppertal - Barmen............................................................................................................465 Bernhard Jotzen, Barmen..........................................................................................................................465 Karl Fuhrmann, Barmen ...........................................................................................................................465

    MUSIKALIENHANDEL IN BARMEN UND ELBERFELD ............................................................................ 466 Julius Falkenberg ......................................................................................................................................466 Adolph Graeper.........................................................................................................................................466 Johann Caspar Kreeft................................................................................................................................466 David Leudesdorf .....................................................................................................................................467 Johann Löwenstein & Heinrich Büschler .................................................................................................468 Gustav Mebus & Comp. ...........................................................................................................................468

  • VII

    André Nielo .............................................................................................................................................. 469 Ferdinand Reinhardt ................................................................................................................................. 470 Johann Eckhardt Schaub .......................................................................................................................... 470 Johann Wilhelm Schmachtenberg ............................................................................................................ 471

    MITANBIETER, KONKURRENTEN UND KOLLEGEN IM UMLAND .................................... 473

    RHEINISCH-BERGISCHE HERSTELLER VON TASTENINSTRUMENTEN.................................................... 474 Ohne Ortsangabe.......................................................................................................................... 474

    Baumbach................................................................................................................................................. 474 Aachen .......................................................................................................................................... 474

    Anton Lambertz........................................................................................................................................ 474 Cornelius Lambert .................................................................................................................................... 477 Joseph Mahr ............................................................................................................................................. 477 Pohl & Lovens.......................................................................................................................................... 479 Bernhard Pohl........................................................................................................................................... 479 Martin Lovens .......................................................................................................................................... 480 Joseph Platzbecker ................................................................................................................................... 481 Heinrich Adam ......................................................................................................................................... 482 Andreas Schleiden.................................................................................................................................... 484

    Bonn.............................................................................................................................................. 485 Aloys Braun / St. A. Braun-Peretti ......................................................................................................... 485

    Burscheid...................................................................................................................................... 487 Peter Johann Schmitz ............................................................................................................................... 487

    Düsseldorf..................................................................................................................................... 487 Diedrich Bayertz....................................................................................................................................... 487 Gottfried Beckershoff ............................................................................................................................... 487 Gebrüder Heinemann Musikinstrumentenfabrik ...................................................................................... 488 Friedrich Heynemann ............................................................................................................................... 489 Johann Bernhard Klems ........................................................................................................................... 490 Joseph Lange ............................................................................................................................................ 493 Bernhard Nadler ....................................................................................................................................... 494 Peter Pütz ................................................................................................................................................. 494 Johann Gottfried Reuter ........................................................................................................................... 494 Joseph Richartz ........................................................................................................................................ 495 Carl Theodor Ruetz .................................................................................................................................. 496 Schaack & Baumeister.............................................................................................................................. 496 Peter Schmidt ........................................................................................................................................... 498 Wilhelm Stegt........................................................................................................................................... 499 Anton Tacke ............................................................................................................................................. 500 Wilhelm Tacke ......................................................................................................................................... 500 Heinrich Titz ............................................................................................................................................ 501 Wilhelm Weischenberg ............................................................................................................................ 502 Orgelbauer Heinrich Anton Weitz............................................................................................................ 502

    Handel in Düsseldorf.................................................................................................................... 504 Wilhelm Bayrhoffer.................................................................................................................................. 506 Peter Josef Kruesch .................................................................................................................................. 507 Adam Hambloch....................................................................................................................................... 509 Johann Thönig.......................................................................................................................................... 509 Johann Eckardt Schaub ............................................................................................................................ 509

    Duisburg ....................................................................................................................................... 509 Johann Wilhelm und Christian Hendrich Rüger....................................................................................... 509 Wilhelm Neuhaus ..................................................................................................................................... 510 Johann Schneider...................................................................................................................................... 511

    Eitorf/Sieg..................................................................................................................................... 512 Johann Nolden.......................................................................................................................................... 512

    Emmerich...................................................................................................................................... 513 Peter Betting............................................................................................................................................. 513 Daniel Nölting .......................................................................................................................................... 513 Johann Reinhard Cleff.............................................................................................................................. 513 Tetsch & May........................................................................................................................................... 513

    Essen............................................................................................................................................. 514 Drecker ..................................................................................................................................................... 514 Theodor Schmitz ...................................................................................................................................... 515

    Glehn (=Korschenbroich b. Neuss) .............................................................................................. 515 Franz Bausch ............................................................................................................................................ 515

  • VIII

    Grevenbroich ................................................................................................................................516 Johann Peter Fabritius...............................................................................................................................516

    Hitdorf (=Monheim) .....................................................................................................................516 Wilhelm Gladbach ....................................................................................................................................516

    Höhscheid (=Solingen) .................................................................................................................517 Wilhelm Laufs ..........................................................................................................................................517

    Jüchen ...........................................................................................................................................517 Bernhard Loers .........................................................................................................................................517 Daniel Schauten und Nachfolger ..............................................................................................................518

    Kalkar ...........................................................................................................................................519 Wilhelm Neuhaus .....................................................................................................................................519

    Kleve .............................................................................................................................................521 Johann Bernhard Beenen ..........................................................................................................................521 Klavierbauerfamilie Rowold.....................................................................................................................522 Hermann Schoeter.....................................................................................................................................525 Johann Wennekendonk .............................................................................................................................525

    Koblenz .........................................................................................................................................525 Anton Joseph Dernbach ............................................................................................................................525 Heinrich Knauss - Heinrich Knauss Söhne...............................................................................................525 Carl Mand - Rheinische Pianoforte Fabriken AG...................................................................................528 August Thorn ............................................................................................................................................533 Justus Conrad Becker................................................................................................................................533

    Köln...............................................................................................................................................535 Hermann Bantalion ...................................................................................................................................535 Julius Eberhard Heinrich Bartels ..............................................................................................................536 Adolph Battes ...........................................................................................................................................536 Wilhelm Bauer (Baur)...............................................................................................................................536 Laurenz Becker .........................................................................................................................................537 Johann Heinrich Brandeis.........................................................................................................................537 Johann Brandeis........................................................................................................................................538 Mathias Brück...........................................................................................................................................539 Rudolph Ernst Buschmann .......................................................................................................................539 Franz Cremer ............................................................................................................................................539 Eck & Comp. - Eck & Lefebvre..............................................................................................................540 Clemens Froitzheim..................................................................................................................................540 Johann Reiner Grates ................................................................................................................................541 Rudolph Gruber ........................................................................................................................................541 Jacob Güsgen ............................................................................................................................................542 Christoph Haefner.....................................................................................................................................542 Joseph van Haffen.....................................................................................................................................542 Gustav Hartkopf........................................................................................................................................543 Gerhard Heinen - Heinen & Wirtz ..........................................................................................................544 Eduard August Hoffmann .........................................................................................................................544 Heinrich Horn ...........................................................................................................................................545 Rud. Ibach Sohn .......................................................................................................................................546 Mathias Hubert Keil..................................................................................................................................546 Johann Christian Kirschhausen.................................................................................................................547 Gerhard Kleefisch .....................................................................................................................................548 Wilhelm Koch...........................................................................................................................................549 Franz Krämer ............................................................................................................................................549 Martin Kröger ...........................................................................................................................................549 Friedrich Langerwisch ..............................................................................................................................550 Joseph Lemm ............................................................................................................................................550 Wilhelm Linsener......................................................................................................................................551 Johann Michael Meyer..............................................................................................................................551 Richard Benedikt Meyer ...........................................................................................................................551 Arnold Nockel ..........................................................................................................................................552 Carl Ludwig Friedrich Oberkrüger ...........................................................................................................553 Wilhelm Moritz Oberreuter ......................................................................................................................554 Thomas Obladen .......................................................................................................................................555 Carl Wilhelm Osberghaus.........................................................................................................................556 Joseph Paffenholz .....................................................................................................................................556 Johann Michael Peinecke..........................................................................................................................557 Johann Pohl ..............................................................................................................................................558 Friedrich Prein ..........................................................................................................................................558 Anton Prill ................................................................................................................................................560

  • IX

    Heinrich Prinz .......................................................................................................................................... 561 Johann Riß................................................................................................................................................ 561 Paul Sartorius ........................................................................................................................................... 561 Johann Norbert Schäffer........................................................................................................................... 562 Wilhelm Konstantin Schiffer.................................................................................................................... 563 Carl Schirmer ........................................................................................................................................... 563 Johann Carl Schmidt ................................................................................................................................ 564 Carl Heinrich Schmidt.............................................................................................................................. 564 Johann Schmitz ........................................................................................................................................ 565 August Schne(e)mann .............................................................................................................................. 565 Caspar Heinrich Schulte ........................................................................................................................... 566 Anton und Peter Sonnemann.................................................................................................................... 568 Hubert Strempel ....................................................................................................................................... 568 Peter Sürth................................................................................................................................................ 569 Jacob Süß ................................................................................................................................................. 569 Anton Thill jun. ........................................................................................................................................ 569 Johann Thönig.......................................................................................................................................... 570 Wilhelm Peter Wahl ................................................................................................................................. 570 Christian Waltzer...................................................................................................................................... 571 Johann Baptist Weber............................................................................................................................... 571 Jakob Weiß............................................................................................................................................... 572 Johann Caspar Wendeler .......................................................................................................................... 572 Heinrich Wolff ......................................................................................................................................... 573

    Handel und Zulieferer in Köln...................................................................................................... 574 Zulieferbetriebe ........................................................................................................................................ 574 Musikinstrumentenhandel in Köln ........................................................................................................... 575

    Krefeld .......................................................................................................................................... 580 Friedrich Adam......................................................................................................................................... 580 Franz Heinrich Dierdorff .......................................................................................................................... 581 Gebrüder Hösner ...................................................................................................................................... 581 Johann Peter Kamper................................................................................................................................ 581 Schmidt & Kremer ................................................................................................................................... 582

    Lank (= Meerbusch) ..................................................................................................................... 583 Joseph Schmitz ......................................................................................................................................... 583

    Mülheim am Rhein (= Köln-Mülheim) ......................................................................................... 584 Johann Hubert Coeln................................................................................................................................ 584 Christoph Müller ...................................................................................................................................... 585

    Mülheim an der Ruhr.................................................................................................................... 585 Johann Schneider...................................................................................................................................... 585

    Neuwied ........................................................................................................................................ 585 Johann Christian Weil und Nachfolger..................................................................................................... 585 Johann Wilhelm Weil ............................................................................................................................... 586

    Osterath (=Meerbusch) ................................................................................................................ 587 Heinrich Lenzen ....................................................................................................................................... 587

    Oberbergischer Kreis ................................................................................................................... 587 Dünhaupt „aus dem Schwarzenburgischen“............................................................................................. 587

    Radevormwald .............................................................................................................................. 587 Theodor Wild ........................................................................................................................................... 587

    Ratingen........................................................................................................................................ 588 Johann Titz & Sohn - Gebrüder Titz .................................................................................................... 588

    Rheinberg ..................................................................................................................................... 589 Bernhard Tibus......................................................................................................................................... 589

    Ründeroth-Walbach (heute: Engelskirchen)................................................................................. 590 Carl Wilhelm Osberghaus ........................................................................................................................ 590

    Siegburg........................................................................................................................................ 593 Johann Peter Becker ................................................................................................................................. 593

    Siegen ........................................................................................................................................... 594 Hermann Loos .......................................................................................................................................... 594

    Viersen.......................................................................................................................................... 597 Johann Gerhard Cremers .......................................................................................................................... 597 Johann Nisters .......................................................................................................................................... 598

    Wermelskirchen ............................................................................................................................ 598 Johann Wilhelm Schildbach ..................................................................................................................... 598

    Wesel............................................................................................................................................. 598 Gerhard Adam .......................................................................................................................................... 598

  • X

    Bernhard Epskamp....................................................................................................................................604 Friedrich Heiss - Julius Neuhaus vormals F. Heiss.................................................................................605 Brosch & Daxenberger .............................................................................................................................606 L. Altendorf ..............................................................................................................................................606

    Winterscheid ( = Ruppichteroth) ..................................................................................................606 Johann Peter Becker..................................................................................................................................606

    ANHANG I (FIRMA)...........................................................................................................................607

    ABRECHNUNG MIT DEM KLOSTER BEYENBURG 1795......................................................................... 607 GESELLSCHAFT-VERTRAG VOM 12.1.1833......................................................................................... 608 ÜBERGABE-VERTRAG VOM 1.10.1839................................................................................................ 609 GESCHÄFTSIMMOBILIEN VON RUD. IBACH SOHN................................................................................ 612 AUSSTELLUNGEN UNTER TEILNAHME VON IBACH .............................................................................. 616 HOFLIEFERANTENPRÄDIKATE ............................................................................................................. 617

    ANHANG II (FAMILIE) .....................................................................................................................618

    VORGESCHICHTE DER KLAVIERBAUERFAMILIE IBACH........................................................................ 618 Die Anfänge ..................................................................................................................................618 Siechenhaus und Pilgerstraße.......................................................................................................620 Vom Leben an der Lüttringhauser Kluse ......................................................................................624 Die Nachkommen des Eberhard Ibach .........................................................................................625

    TÖCHTER UND SCHWIEGERSÖHNE DES JOHANN ADOLPH IBACH ........................................................ 629

    VERZEICHNISSE ...............................................................................................................................633

    QUELLEN............................................................................................................................................ 633 Ungedruckte Quellen ....................................................................................................................633

    Staatliches Archivgut ................................................................................................................................633 Städtisches Archivgut ...............................................................................................................................635 Kirchliches Archivgut ...............................................................................................................................638 Sonstige Archive und Sammlungen ..........................................................................................................638 Privates Archivgut ....................................................................................................................................638

    Gedruckte Quellen ........................................................................................................................641 Festschriften - Editionen - Amtliche Schriften - Kataloge - Biographien - Lexika...................................641 Adreßbücher .............................................................................................................................................643 Presse ........................................................................................................................................................645

    LITERATUR ......................................................................................................................................... 647 NAMENSINDEX ................................................................................................................................... 657 SACHINDEX ........................................................................................................................................ 672 ORTSINDEX......................................................................................................................................... 676

  • XI

    Diagramme, Tabellen und Abbildungen

    Diagramm 1 Die Ablösung des Tafelklaviers durch das Pianino bei Ibach ...................... 71

    Diagramm 2 Absatzgebiete 1820-23 (ohne Orgeln).............................................................. 78

    Diagramm 3 Absatzgebiete 1824 - 1827 (ohne Orgeln) ....................................................... 79

    Diagramm 4 Arbeitskräfte 1802 -1821 .................................................................................... 81

    Diagramm 5 Klavierproduktion 1817-27 und 1834-39 ....................................................... 94

    Diagramm 6 Absatzgebiete 1844-1848 (ohne Orgeln) ........................................................ 99

    Diagramm 7 Produktion 1834 - 1846.................................................................................... 100

    Diagramm 8 (Klavier- und Flügel-) Produktion und Verkauf in der Revolutionszeit ... 111

    Diagramm 9 Absatzgebiete 1856 - 1860 (ohne Orgeln) ..................................................... 145

    Diagramm 10 Produktion in der Industrialisierungsphase 1865 - 1874 ........................... 188

    Diagramm 11 Absatzländer 1870/71 ..................................................................................... 220

    Diagramm 12 Absatzländer 1875 ............................................................................................ 223

    Diagramm 13 Absatzländer 1880 ............................................................................................ 227

    Diagramm 14 Absatzländer 1885 ............................................................................................ 228

    Diagramm 15 Jährliche Verbindlichkeiten 1875-1905 ......................................................... 265

    Diagramm 16 Produktionsmengen 1869-1914...................................................................... 265

    Diagramm 17 Vermögensentwicklung in Mark 1869-1893................................................. 266

    Tabelle 1 Ausstellungen 1879/80.......................................................................................... 226

    Tabelle 2 Gehaltsbeispiele ....................................................................................................... 337

    Tabelle 3 Mitarbeiterzahlen..................................................................................................... 339

    Tabelle 4 Barmer Krankenkassen 1860................................................................................ 346

    Tabelle 5 Mitarbeiterzahlen in Leipziger Firmen 1856 ...................................................... 373

    Tabelle 6 Produktionsziffern deutscher Klavierbauunternehmen ................................... 374

    Abb. 1 Kartenskizze der Absatzgebiete im Nahbereich...................................................... 77

  • XII

    Abkürzungen

    EPfA Evangelisches Pfarrarchiv GStA PK Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem HStAD Hauptstaatsarchiv Düsseldorf HStADK Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Zweigarchiv Kalkum HZW Historisches Zentrum der Stadt Wuppertal IA Ibach Archiv KatR Katasteramt Remscheid KatW Katasteramt Wuppertal LHAK Landeshauptarchiv Koblenz PstA Brühl NRW Personenstandsarchiv Rheinland in Brühl RIS Rud. Ibach Sohn RWWA Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv Köln SA Stadtarchiv SAD Stadtarchiv Düsseldorf SAR Stadtarchiv Remscheid SAW Stadtarchiv Wuppertal StAAC Stadtarchiv Aachen StM Staatsarchiv Münster Annalen Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein IGI International Genealogical Index MBGV Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins MGG Die Musik in Geschichte und Gegenwart Mitt. BGV Mitteilungen des Bergischen Geschichtsvereins rep. reproduziert UKB Urkundenbuch Ukd. Urkunde ZBGV Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins ∗ = geb. geboren ≈ = get. getauft ∞ = verh. verheiratet ✝ = gest. gestorben Dimiss. Dimissoriale Mk Mark Mrg. Morgen RM Reichsmark Rtlr Reichstaler Tlr Taler

  • XIII

    Glossar

    Spezielle, von Ibach im 19. Jahrhundert benutzte Bezeichnungen (Diese Ausdrücke stimmen teilweise nicht mit der allgemeinen Bedeutung überein.)

    Pianoforte / Fortepiano = bei Ibach nur für Tafelklaviere benutzt

    (1. Hälfte 19. Jahrhundert)

    Clavier / Klavier = Tafelklaviere (1. Hälfte 19. Jahrhundert)

    Halbflügel = großes Tafelklaviere (1. Hälfte 19. Jahrhundert)

    aufrechtes Fortepiano = aufrecht stehender Flügel (1. Hälfte 19. Jahrhundert)

    Schrankflügel = aufrecht stehender Flügel in Schrankform (1. Hälfte

    19. Jahrhundert)

    Apolloflügel = aufrecht stehender Flügel, vermutlich in Lyraform

    (1. Hälfte 19. Jahrhundert)

    Allgemeinübliche Terminologie Piano/Pianoforte/Fortepiano = historischer Sammelbegriff für besaitet

    Tasteninstrumente mit Hammermechanik

    Klavier / Clavier = Sammelbegriff für für besaitet Tasteninstrumente

    mit Hammermechanik

    Pianino = aufrechtes Klavier (unser heutiges „Klavier“)

    piano droit = geradsaitiges Pianino

    piano oblique = schrägsaitiges Pianino

    piano demi oblique = halbschrägsaitiges Pianino

  • XIV

  • 13

    Teil I

    Einleitung

    Nikolaus Leverkühn unterhielt geschäftliche Verbindungen unter anderem zu „deutschen

    Zentren des Instrumentenbaues wie Mainz, Braunschweig, Leipzig, Barmen“, so erzählt Thomas

    Mann in seinem Doktor Faustus.1 Wer würde heute - selbst für Einwohner der heutigen

    Stadt Wuppertal ist das anzunehmen - schon glauben, daß hinter diesen Worten von

    Barmen ‚als einem Zentrum des Instrumentenbaues‘, mehr als nur die dichterische

    Phantasie eines Thomas Mann steckt. Zu unbedeutend ist der Klavierbau im Vergleich zur

    Zeit vor dem Ersten Weltkrieg geworden, sowohl in absoluten Zahlen als auch in seiner

    Bedeutung als Hersteller von notwendigen ‚Kulturobjekten‘ der bürgerlichen Gesellschaft.

    Ganz anders war es hingegen noch im Jahr 1908. Der Gedanke von Barmen ‚als einem

    Zentrum des Klavierbaues‘ war so selbstverständlich im Bewußtsein der Bevölkerung

    verwurzelt, daß die Bürger zu ihrem 100jährigen Stadtjubiläum auch diesen Berufszweig in

    die Feiern einbezogen. Unter dem Motto „Jung-Barmen“ wurde ein Festwagen mit den

    sechs „typischen Vertretern der ersten Industriezweige“ ausgerüstetet, die „Bleicherei, Färberei,

    Besatzindustrie, Weberei, Metallindustrie und Pianobau“ darstellten.2

    Diese Arbeit wird den Weg des früheren Barmer Klavierherstellers Ibach, heute

    Rud. Ibach Sohn in Schwelm, durch das 19. Jahrhundert verfolgen. In diesem Jahrhundert,

    einer Epoche großer wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Veränderungen,

    vollzog sich der Umbruch zu unserer modernen Industriegesellschaft. Parallel zu - und

    gemeinsam mit den Umbrüchen dieser Zeit vollzog sich die Wandlung der Orgel- und

    Klavierbaufirma Ibach; der kleine Handwerksbetrieb des ausgehenden 18. Jahrhunderts

    entwickelte sich innerhalb von einhundert Jahren zu einem für die Branche bedeutenden

    Unternehmen mit Weltgeltung. Aufgrund einer außergewöhnlich guten Quellenlage bietet

    sich die Chance, diese Entwicklung in allen Stufen nachzuvollziehen. In diesem

    Zusammenhang ist hervorzuheben, daß der Standort des Unternehmens Ibach das

    Wuppertal war, eine Region, die, wie nur wenige andere in Deutschland, bereits in den

    frühen Prozeß der Industrialisierung einbezogen war.3

    1 Mann, Th.: Doktor Faustus - das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, S.57 2 Offizielle Festwoche zur Jahrhundert-Feier der Stadt Barmen, Heft 3, S.7 3 Hoth, W.: Die Industrialisierung einer rheinischen Gewerbestadt, S. 7, hier: Henning, Fr.-W.: Zum Geleit

  • 14

    Bemerkenswert ist weiterhin, daß gerade das Wuppertal mit seiner streng protestantischen

    Ausrichtung und seinem Ruf als angeblich kulturfeindliche Region einem Unternehmen

    der Klavierbaubranche eine Heimat bot.

    Letztlich soll auch versucht werden, mit dieser Arbeit eine Lücke zu schließen. Obwohl

    Deutschland zwischen den 1870er Jahren und dem ersten Weltkrieg im Klavierbau große

    internationale Bedeutung erlangte und weltweit eine Spitzenpostion im Klavierexport

    einnahm, verfügt bislang nicht ein einziges deutsches Unternehmen dieser Branche über eine

    ausführliche Unternehmensgeschichte, sieht man von den meist zu Werbezwecken oder zur

    Hebung des Ansehens angefertigten Broschüren, ‚Chroniken‘ oder Jubiläumsschriften ab, die

    sich in der Regel auf die Heraushebung von Höhepunkten der jeweiligen Geschichte

    beschränken.4 Weltweit gibt es mit dem Buch von Richard K. Lieberman über das

    amerikanische Haus Steinway & Sons lediglich eine Arbeit, die sich ausführlich der

    Geschichte eines Klavierherstellers widmet. Auch Ibach verfügt mit seinem „Jubiläumsbuch“

    über eine Unternehmensgeschichte der vorgenannten, eher der Reputation dienenden Art. Es

    entstand in den ersten einhundert Jahren ein romantisches Geschichtsbild, das, von der

    Familie vorgegeben, von der Presse geprägt wurde und bis heute Gültigkeit hat. Dieses Bild

    wurde 1894 im Jubiläumsbuch zum 100sten Geburtstag des Unternehmens festgeschrieben:5

    [Der Gründer Johann Adolph] Ibach war einem altangesessenen bergischen Geschlecht entsprossen (...) und verdankte seinen Jugendunterricht und erste musikalische Anregungen den kunstsinnigen Mönchen des Klosters Beyenburg. Auf der späteren Wanderschaft war er bei mehreren Instrumentenmachern thätig gewesen und hatte den Orgel- wie den Pianobau seiner Zeit gründlich erlernt. Sein Erstlings- und Meisterwerk, dessen Vollendung in dasselbe Jahr 1794 fällt, war der Umbau der Beyenburger Orgel, welcher ihm Ehre eintrug und der Grundstein des späteren Ruhmes wurde. Aber obschon damals die Orgel ein bekannteres und beliebteres Instrument war als das Klavier, wandte Johannes doch dem letzteren besondere Aufmerksamkeit zu und wurde bald durch die solide schöne Arbeit und den guten Klang seiner in den ersten Jahren stets ganz eigenhändig gebauten Instrumente in der Provinz bekannt. (...) Im Jahre 1801 siedelte Ibach nach Rittershausen und 1806 nach Wupperfeld über...

    So der Beginn der Firmen- und Familiengeschichte von 1894. Gerade die in den ersten

    Sätzen angesprochene Jugend- und Ausbildungszeit des Firmengründers wie auch die ersten

    Jahre des Betriebes in Beyenburg beruhen auf mündlicher Familienüberlieferung, von der

    Presse verbreitet zu einer Zeit, als aus der Generation des Gründers niemand mehr lebte.

    Bislang durch nichts zu belegen, bleibt der Einfluß des Klosters Beyenburg auf die

    Berufswahl Johann Adolphs letztlich nichts anderes als eine schöne Überlieferung. Daß hier

    Bezug genommen wird auf ein im Grunde mittelalterliches Bild vom Mönch als Lehrer und

    4 Als rühmliche Ausnahme muß hier eine 80seitige Broschüre neuerer Zeit über die Geschichte des

    Unternehmens Feurich genannt werden: Feurich, J.: Julius Feurich Pianofortefabrik, Köln 1997. - Als eine größere Arbeit - allerdings unter musikwissenschaftlichen Aspekten - ist auf Margarete Rupprechts 1954 entstandene Dissertation zum Hause Schiedmayer zu verweisen.

    5 Anonym: Das Haus Rud. Ibach Sohn Barmen - Köln., S. 3f (im weiteren: Jubiläumsbuch)

  • 15

    Erzieher, man denke z.B. an Klosterschulen oder die Vermittlung von landwirtschaftlichen

    Fertigkeiten an die einfache Landbevölkerung, entspricht der Sehnsucht des 19. Jahrhunderts

    für die mittelalterliche Epoche. Allerdings scheint ein eigenartiger Reiz darin zu liegen, die

    Ursprünge der Firma an dem Wirken von katholischen Ordensleute festzumachen, denn

    noch heute findet die zitierte familiengeschichtliche Einleitung ungeprüft Eingang in nahezu

    jede Veröffentlichung über Familie oder Unternehmen Ibach.6 Weiterhin bleibt der

    unbekannte Schreiber dieser Zeilen auch die nähere Erläuterung schuldig, worin denn die

    besondere ‚Kunstsinnigkeit‘ der Beyenburger Mönche nun bestand. Daß der Orgelumbau in

    Beyenburg sicherlich nicht das „Meisterwerk“ des Johann Adolph Ibach war, der außerdem im

    handwerklichen Sinne ja nie ‚Meister‘ gewesen ist, darf als sicher angenommen werden; man

    muß sich vor Augen halten, daß Ibach auf seinen nächsten größeren Orgelauftrag immerhin

    29 Jahre warten mußte. An vielen Stellen finden sich Unstimmigkeiten in der Darstellung der

    frühen Firmenjahre, daneben fehlen einschlägige Unterlagen für diese Zeit im Familien- und

    Firmenarchiv. Es ist zu folgern, daß die bisherige Darlegung der Gründungszeit

    ausschließlich auf einer mündlichen und damit häufig ungenauen Überlieferung basiert. Man

    muß vermuten, daß auch die zum Ende des 19. Jahrhunderts noch lebenden Vertreter der

    zweiten Generation, damals im hohen Greisenalter, über die Frühzeit der Firma keine

    sicheren Angaben mehr machen konnten. Es finden sich z.B. im Jubiläumskatalog der

    Orgelbauanstalt Richard Ibach von 1885 gleichzeitig drei verschiedene Zeitangaben zur

    Firmengründung nebeneinander. Neben der richtigen Angabe 1794 sind hier auch die Jahre

    1795 und 1797 genannt.7

    Die vorliegende Arbeit wird den Weg der Klavierhersteller Ibach über rund 100 Jahre und

    durch drei Generationen hinweg - bis zum Tod von Peter Adolf Rudolf Ibach im letzten

    Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts - nachvollziehen. Sie soll dabei gleichzeitig die mündliche

    Überlieferung verfolgen und belegen, das historische Bild ergänzen, erklären und wo nötig

    korrigieren. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen wirtschaftsgeschichtliche, genealogische und

    kulturgeschichtliche Zusammenhänge. Der gesetzte Zeitrahmen wird dort, wo es aus dem

    jeweiligen Kontext heraus als sinnvoll und notwendig erscheint, auch überschritten um

    Entwicklungen zu berücksichtigen, die zeitlich über das 19. Jahrhunderts hinausgehen. Als

    wichtigste Quelle stand dem Verfasser das Ibach-Familien- und Firmenarchiv

    6 Beer, G.: Orgelbau Ibach Barmen (1794-1904); Frank Scurla: „Anregung kam von den Mönchen“, in:

    WZ, 5.11.1994; J. Dorfmüller: Wuppertaler Musikgeschichte, S. 16f. (In diesem Sinne muß vermutlich auch der von Dorfmüller vermutete anonyme, orgelbauende Wandermöch zu verstehen sein: Wuppertaler Musikgeschichte, S. 15)

    7 Ibach, R. (Hrsg.): Orgelbauanstalt Richard Ibach Barmen Deutschland, Titel, Vorwort und S.53

  • 16

    uneingeschränkt zur Verfügung, dessen Firmenbestände bis in die ersten Jahre des

    19. Jahrhunderts zurückreichen. Nahezu der gesamte Zeitraum ist bei wechselnden Quellen

    - so z.B. Briefbüchern, Lagerbüchern, Tagebüchern, Haupt- und Geschäftsbüchern,

    Bilanzen und Briefsammlungen - nahezu lückenlos bezeugt. Ergänzend wurden zu den

    hausinternen Archivalien die Bestände des Stadtarchivs Wuppertal - sowohl Akten wie

    Zeitungssammlung - für diese Arbeit herangezogen, ebenso die Regierungs-,

    Einwanderungs- und Notariatsakten im Hauptstaatsarchivs Düsseldorf, die

    Überlieferungen des Oberpräsidenten der Rheinprovinz in Koblenz oder die der Berliner

    Ministerien im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem, hier insbesondere Bestände der

    für Patentfragen zuständigen Einrichtungen. Aus vielen weiteren Archiven und

    Bibliotheken stammen wichtige, manchmal seltene Einzelquellen; z.B.: konnten Briefe mit

    Bezugnahme auf Ibach im Arnold Schönberg Institut in Los Angeles oder in der

    Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek (Theodor Storm) in Kiel gefunden werden.

    Erstmals wurden sämtliche „Wuppertaler“-Betreffe aus den Mendelssohn-Bartholdy

    Briefbüchern (Green Books) der Bodleian Library, Oxford, für diese Arbeit ausgewertet.

    Vieles, was hier im Zusammenhang mit Ibach zur Sprache kommt, gilt auch so oder in

    ähnlicher Weise allgemein für die Branche. Das betrifft die Entwicklung neuer Produkte,

    das ‚Abgucken‘ und die ‚Übernahme‘ von bewährten Techniken, die Verfolgung

    bestimmter Modetrends, selbst die Vermarktung oder die Wahl von Zulieferern verlief in

    vielen Betrieben sehr ähnlich. In vielem kann Ibach als typischer Vertreter für eines der

    großen Unternehmen innerhalb des deutschen Zweiges seiner Branche gelten; untypisch

    im Vergleich mit anderen ist sowohl die lange Betriebszeit von 1794 bis heute wie auch die

    ungebrochene Kontinuität als Unternehmen im Familienbesitz. Obwohl die vorliegende

    Arbeit vornehmlich die Firma Ibach ins Zentrum der Betrachtung rückt, wird, wenn von

    bedeutenden Aspekten des Klavierbaus die Rede ist, auch auf die Entwicklung anderer

    Unternehmen zurückgegriffen. Musikwissenschaftliche Aspekte des Klavierbaues sind

    nicht Thema dieser Arbeit. Ganz bewußt wird darum auf musikwissenschaftliche

    Fragestellungen im engeren Sinne verzichtet wie auch auf klavierbautechnische Details.

    Der zweite Teil dieser Arbeit behandelt ‚Fremdfirmen‘. In erster Linie Klavierhersteller,

    daneben sind auch einschlägige Handels- und Zulieferfirmen berücksichtigt.

    Besonders ausführlich wird auf die Konkurrenzsituation im Wuppertal eingegangen, der

    unmittelbaren Umgebung des Ibachschen Unternehmens. Zusätzlich wurden

    Randbereiche, die das im Tal vorhandene Musikinteresse näher skizzieren, mit in diese

  • 17

    Arbeit aufgenommen, z.B. das Wirken der Händler Betzhold und Arnold oder des Lehrers

    Gläser, die als Musikalienverleger, -verleiher oder Instrumentenhändler die lokale

    Musikkultur beeinflußten. Für die Darstellung der Fremdfirmen im Tal wurden

    Adreßbücher, Zeitungsbestände, Kirchenbücher und Personenstandsurkunden, Kataster-

    und Notariatsunterlagen ausgewertet wie auch Koblenzer und Berliner Akten benutzt.

    Ein sich anschließender Katalog stellt die umgebende ‚Klavierbauerlandschaft‘ der

    Klavierbauerfamilie Ibach vor, die regionalen Kollegen und Konkurrenten im Bergischen

    Land und im Niederrheingebiet. Die Geschichte der Konkurrenzbetriebe soll, soweit

    feststellbar, hier kurz abgehandelt werden; Verbindungen und Kontakte einzelner Firmen

    untereinander werden an manchen Stellen deutlich. Weitgehend sind diese Unternehmen

    dem handwerklichen Bereich zuzuordnen und existierten oft nur über wenige Jahrzehnte.

    Heute sind sie zum überwiegenden Teil unbekannt und selbst in den Städten und

    Gemeinden ihres Wirkens meistens völlig in Vergessenheit geraten. Bemerkenswert ist, daß

    sich Klavierbauer ebenfalls in so ländlichen Gegenden wie Radevormwald oder Ründeroth

    nachweisen lassen.

    Aufsätze zu einzelnen Unternehmen dieser ‚rheinischen Klavierbauerlandschaft‘ des

    19. Jahrhunderts sind nur sehr selten und wurden vornehmlich in dem jeweils lokalen

    Schrifttum veröffentlicht, so z.B. für die Firma Adam in Wesel oder die Firma Mand in

    Koblenz.8 Arbeiten zum Klavierbau in den bedeutenden größeren rheinischen Städte wie

    Köln, Aachen oder Düsseldorf fehlen nahezu vollständig, ganz zu schweigen von einer

    Ausarbeitung auf nationaler Ebene, wie sie mit der Veröffentlichung von Rindlisbacher für

    die Schweiz bereits existiert, der in lexikalischer Form schweizer Klavierbaufirmen

    abhandelt.9 - Parallelen ergeben sich an einigen Stellen zu einem Werk neuerer Zeit:

    Herbert Heydes ‚Musikinstrumentenbau in Preußen‘.10 Diese Arbeit handelt über die

    Herstellung aller Instrumentengattungen in Preußen aus historischem und

    musiktechnischem Blickwinkel. Ein umfangreicher und anscheinend vollständiger Katalog

    findet sich hier für den Klavierbau in Berlin.

    Als wichtigste Quellen für den Katalogteil wurden neben einem Ankaufsbuch für Alt-

    Instrumente aus dem Ibach-Archiv, das viele heute unbekannte Klavierbaufirmen nennt,

    lokale und überregionale Adreßbücher des 19. Jahrhunderts herangezogen, dazu

    8 Kocks, V.: Die Pianofabrik Gerhard Adam in Wesel, in: Mitteilungen aus dem Schloßarchiv Diersfordt

    und vom Niederrhein, Bd. 4, Wesel 1993, S. 105-114 Schmidt, H. J.: Ein Ton ging um die Welt, in: Kirmes Magazin Juni 1985, S.18-21

    9 Rindlisbacher, O.: Das Klavier in der Schweiz 10 Heyde, H.: Musikinstrumentenbau in Preußen.

    Eine Arbeit im Sinne einer deutschen Klavierbauer-Enzyklopädie wird derzeit vom Leiter der Instrumentenabteilung im Deutschen Museum in München, Dr. H. Henkel, vorbereitet.

  • 18

    Kirchenbücher und Standesamtsurkunden. Gleichzeitig wurde in einer Umfrage bei

    Heimatmuseen und Spezialsammlungen dieser Gegend nachgefragt, welche Hersteller mit

    Instrumenten dort vertreten sind. Die wenigen tatsächlich dort vorhandenen Instrumente

    sind bei den jeweiligen Firmen genannt.

    Am Ende dieser Einleitung soll noch auf zwei Terminologiefragen hingewiesen werden.

    Den Namen Wuppertal erhielt die 1929 gebildete Stadt „Elberfeld-Barmen“ erst 1930. In

    die neue Großstadt wurden 1929 neben den bis dahin selbständigen Städten Barmen und

    Elberfeld auch noch weitere kleinere und bis dahin unabhängige Gemeinden einbezogen.

    Trotz einer bis 1929 rechtlichen Unabhängigkeit gab es gerade zwischen Barmen und

    Elberfeld neben einem Konkurrenzdenken auch traditionell große Gemeinsamkeiten. Die

    beiden Kommunen galten als „Schwesterstädte“. Der in dieser Arbeit benutzte Begriff „im

    Wuppertal“ umschreibt den aus den beiden auf der Talachse des Wupper-Tales gelegenen

    Städten Barmen und Elberfeld gebildeten einheitlichen Siedlungs- und Wirtschaftsraum,

    der bereits für das frühe 19. Jahrhundert zu belegen ist. Rittershausen, Wupperfeld und

    Gemarke sind Wohnplätze innerhalb des heutigen Stadtteils Wuppertal-Barmen.

    Eine weiteres Terminologieproblem betrifft das im Zentrum dieser Arbeit stehende

    Instrument, denn im deutschen Sprachraum fehlt ein einheitlicher Name. Heute versteht

    man - zumindest in unserer Gegend - unter „Klavier“ jenes aufrechte Tasteninstrument,

    daß im Gegensatz zum Flügel in der Regel an einer Wand steht. In Österreich meint man

    mit dem Ausdruck „Klavier“ häufig unseren Flügel, Tafelklaviere werden in der Schweiz

    oft als Spinett bezeichnet. Neben den hier erkennbaren regionalen Auffassungen ergeben

    sich Begriffsunterschiede auch noch aus den jeweils verschiedenen Zeitabschnitten.

    In dieser Arbeit ist - soweit nicht ein Zitat vorliegt - als Sammelbegriff für besaitete

    Tasteninstrumente mit Hammermechanik der heutige Ausdruck ‚Klavier‘ verwendet

    worden. Sammelbegriffe sind ebenso die historischen Termini ‚Pianoforte‘ oder

    ‚Fortepiano‘.

    Das oben erwähnte, im Volksmund fälschlich mit „Klavier“ bezeichnete Instrument wird

    in dieser Arbeit mit seinem korrekten und traditionellen Namen „Pianino“ beschrieben, der

    Flügel als Flügel, das Tafelklavier als Tafelklavier. Dementsprechend werden die Hersteller

    dieser Instrumente als Fortepiano- bzw. Pianofortemacher oder Klavierhersteller

    bezeichnet; gleiches gilt analog dazu für Klavierbau, Klavierhandel, Klaviersaiten,

    Klavierzubehör etc. In der Arbeit wird noch verschiedentlich auf dieses Problem

    eingegangen und eine entsprechende Klarstellung dabei vertieft werden.

  • 19

    Ibach-Instrumentenbau in der vorindustriellen Phase

    K a p i t e l 1

    Aspekte bürgerlicher Kultur und Musikkultur

    Eine Grundvoraussetzung für das Erblühen des Klavierbaues im 19. Jahrhundert war die

    Existenz einer Musikkultur, die für eine entsprechende Nachfrage von Instrumenten sorgte.

    Für die Zeit vor dem 18. Jahrhundert muß neben der Kirchenmusik im großen und ganzen

    zwischen zwei „Musikwelten“ unterschieden werden. Eine eigene, relativ abgeschlossene

    „Musikwelt“ besaß der hohe Adel. Hier sind insbesondere die regierenden Häuser zu nennen,

    die in ihren Residenzstädte häufig über Hofkapellen, -theater und -opernhäuser verfügten.

    Die „Musikwelt“ der ländlichen und kleinstädtischen Bevölkerung beschränkte sich

    vornehmlich auf Gelegenheitsmusik zu Festen, Feiern und Jahrmärkten, daneben auch auf

    ‚funktionelle‘ Musik in Form von Militärmusik, Soldatenliedgut oder Gesang zur Begleitung

    bzw. Rhythmisierung von Arbeitsprozessen. Anspruchsvollere Werke wurden diesem

    Bevölkerungsteil in der Regel nur im Rahmen von Kirchenmusik geboten.

    Ausgehend von den Kreisen des Großbürgertums vollzog sich insbesondere im

    18. Jahrhundert ein Wandel. Es wurde versucht, höfisches Leben nachzuahmen und die

    Unterschiede zwischen Adel und Bürgern zu egalisieren. Neben einer Fülle von hier zu

    beobachtenden Erscheinungen auf den Gebieten der Architektur, der Mode und der Kunst

    (bürgerliche Porträtmalerei, Schattenrisse),11 zählt hierzu die Bemühung, analog zur höfischen

    Musikkultur ein städtisches Gegenstück aufzubauen. Vorreiter waren vor allem solche Städte,

    die über ein altes Stadtpatriziat verfügten, wie z.B. Köln, Hamburg, Lübeck. Es entstanden

    halböffentliche Privatkonzerte, die in Bürgerhäusern veranstaltet wurden. Durch persönliche

    Kontakte oder die Vermittlung von Bekannten konnte man diese Konzerte besuchen.12

    Ebenso nahm im 18. Jahrhundert das sogenannte ‚Collegium Musicum‘ durch viele

    Neugründungen einen großen Aufschwung, wobei als einer der wichtigsten Initiatoren der

    Student Georg Philipp Telemann zu nennen ist.13 Diese Collegia Musica genannten

    Zusammenschlüsse waren schon kurz nach der Reformation entstanden und hatten ihren

    Ursprung in einer süddeutschen Gegenbewegung musikbegeisterter Menschen zu den

    musikfeindlichen Einflüssen der Anhänger Calvins und Zwinglis. Sie waren überwiegend der

    11 Hierhin gehört auch die Erfindung des Herrn Strass, der in Paris aus geschliffenem Quarz

    Diamatschmuck-Ersatz schuf. (Balet, L. / Gerhard, E.: Die Verbürgerlichung, S. 165) 12 Schleuning, P.: Das 18. Jahrhundert, S. 110 13 Balet, L. / Gerhard, E.: Die Verbürgerlichung, S. 33

  • 20

    weltlichen Musik gewidmet. Im 18. Jahrhundert waren es dann vor allem Studenten, die die