Klezmer Bd. 3. Diebe, alles Diebe!

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Leseprobe aus dem avant-verlag

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Joann Sfar

3. Diebe, alles Diebe!

avant-verlag

Ich weiß nicht, wohin Sie gehen, aber ich begleite Sie.

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Hör auf, aus dem Fenster zu starren,

hör lieber zu!Hm?

Do, Re, Mi, Fa, Sol, La, Si, Do, weißt du wie das geht?

Ja.

Zeig mal.

Do, Re, Mi, Fa, Sol, La, Si, Do

Na bitte.

Und jetzt gibst du jeder Note eine Nummer.

Do ist 1, Re ist 2 und so weiter bis 8.

Locker.

Gut, und jetzt besteht dein Do-Akkord aus den Nummern 1, � und 5.

Ach nein!Darüber wird

nicht diskutiert, es ist eben so.

Ich will nicht diskutieren: Verschone mich nur mit deinen Akkorden. Die kann ich mir niemals merken

und das stinkt mir.

So kommst du nicht weit.

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Wie auf einer Balalaika: DiNG! DiNG! DiNG! DiNG!

Wie findest du das?

Nicht besonders.

Wie ein Äffchen, das sich unter den Armen kratzt.

!

Du solltest meine Tipps doch besser beherzigen, statt nur so zu spielen,

wie es dir in den Kram passt.

Macht aber keinen Spaß.

Ich höre mich nicht spielen. Du hörst ja nicht mal, welche Noten du spielst.

Tja, das stimmt.

Für mich muss Musik simpel sein: Ich höre eine Melodie, ich pfeife

sie, ich spiele sie.

Ich spiele einfach die Noten, als hätte ich eine Geige.

Und wenn du jemanden begleiten musst?

Dann spiele ich immer dieselbe Note.

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Du kannst dich auch einfach neben mich

setzen und mir auf die Finger schauen.

Ja, das ist besser.

Nicht unbedingt.

Also muss man sich wirklich mit Do, Re, Mi, Fa, Sol herumschlagen?

Erklär mir, was ich wirklich wissen muss.

Gut.

Mit der Theorie hab ich’s auch nicht.

Aber ich kenne mein Instrument.

Auf dem Papier kann ich keine Noten lesen, aber ich finde sie

auf der Gitarre wieder.

Na, dann spiel du mal instinktiv und wir sprechen uns später

wieder.

Warte!

Ein Zigeuner braucht keine Notenlehre oder so: Er spielt

einfach instinktiv und es klingt immer gut.

Und außerdem verrätst du mir keine echten Zigeunertricks!

Was weißt du denn von Zigeunern?

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Ich mag die Lieder, wo es nur ein Wort gibt: Spiel das Intro!

Das, was wir gestern gehört haben, „Bessarabia“?

Ja, das ist gut. Da singen sie immer

dasselbe Wort.

Aber mach dir nichts vor, ein Lied so zu lernen, ist noch schwieriger,

als auf dem klassischen Weg. Welches nehmen

wir?

Was ist das denn für ein Unsinn?Das Intro.

Wozu braucht man ein Intro?

Es läuft zwei, drei Takte zu Beginn eines Stückes, zur Einleitung.

Ach du Scheiße!

Du ratterst das hier runter wie eine Aufziehpuppe und weißt nicht mal, warum. Ein Intro ist dazu da, das Publikum zum Schweigen zu bringen. Die Leute

sollen kapieren, dass du gleich anfangen wirst zu singen.

Außerdem hilft es, sich mit den anderen auf einen Rhythmus einzuspielen. Weiß ich doch alles.

Aber warum macht es Spaß, ein Intro zu spielen?

Ach, Spaß machen soll’s auch noch?

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Ru-he!Aber Fragen ist doch wichtig.

Gut. Spiel mir nach. Aber hör endlich auf zu quatschen: Ich gebe hier den Unterricht und du sprichst mehr als ich!

Ich hab dir doch gesagt, dass ich die

Akkorde nicht kann.

Du improvisierst ein bisschen, ohne groß nachzudenken, so wie ein Soldat an seinem Gewehr herumhantiert,

bevor er schießt. Los, spiel abwechselnd E Moll, A Moll, H �,

nur drei Akkorde.

Maaann!

Es macht doch Spaß, die Handvoll Akkorde zusammenzuschmeißen, die ein Lied

ausmachen.

Na klar! Wenn du keinen Spaß hast, langweilen sich am Ende alle und du

gehst leer aus.

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Tut uns leid …Ihr habt alle geweckt.

Glücklich ist, wer Musikanten zu Gast hat.

Wir haben Sie geweckt

Oh, das Mädchen, ich werd mir was überziehen.

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Regel Nummer 2:

Verdiene Geld mit deiner Musik!

Baron!

Wenn jemand musizieren möchte, so soll er es tun, ganz gleich, zu welcher Tages- oder Nachtzeit.

Feste Regel Nummer 1: Musik ist wichtiger als Schlaf.

Trinkt, liebe Freunde, trinkt, solange es heiß ist.

Und hört mir gut zu: Wir werden eine ganze Weile in diesem Haus zusammenleben, da sind ein paar feste

Regeln dringend vonnöten.

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Fasst mal mit an, sie sind draußen.

Ich habe bei den Katakomben für Banditen gespielt und sie haben drei Kisten guten amerikanischen Whisky springen lassen.

Was machen Sie da draußen, sind Sie aus dem Bett gefallen?

Ich war noch gar nicht drin.

Ich glaube kaum, dass sie den im Laden

gekauft haben.

Junge, die sind aber großzügig.

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