Klimabulletin Sommer 2018 - MeteoSchweiz

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Klimabulletin Sommer 2018 _ Die Schweiz registrierte nach dem viertwärmsten Frühling den drittwärmsten Sommer seit Messbeginn im Jahr 1864. Im landesweiten Mittel stieg die Sommertemperatur 2.0 Grad über die Norm 19812010. Heisser waren bisher nur der Sommer 2015 mit 2.3 Grad und der legendäre Hitzesommer Sommer 2003 mit 3.6 Grad über der Norm.

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Klimabulletin Sommer 2018

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Die Schweiz registrierte nach dem viertwärmsten Frühling den drittwärmsten

Sommer seit Messbeginn im Jahr 1864. Im landesweiten Mittel stieg die

Sommertemperatur 2.0 Grad über die Norm 1981–2010. Heisser waren bisher

nur der Sommer 2015 mit 2.3 Grad und der legendäre Hitzesommer Sommer

2003 mit 3.6 Grad über der Norm.

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Häufung von extrem warmen Sommern

Der Sommer 2018 ist der dritte in kurzer Folge, welcher im landesweiten Mittel 15 Grad überstieg. Vor der mar-

kanten Sommererwärmung ab den 1980-er Jahren stiegen nur die wärmsten Sommer über 13 Grad. In den

letzten zwei Jahrzehnten gehörten Sommer mit einem landesweiten Mittel von 13 Grad und höher zum Standard.

Aus heutiger Sicht vergleichsweise kühle Sommer mit einem landesweiten Mittel von 12 Grad oder tiefer, vor

1980 eine häufige Erscheinung, sind hingegen seit den 1990-er Jahren aus dem Sommerklima der Schweiz ver-

schwunden. Die markante Zunahme der Sommerwärme ist eines der klaren Signale der laufenden Klimaän-

derung.

Abbildung 1: Landesweit gemittelte Sommertemperatur seit Messbeginn 1864. Der Sommer 2018 erreichte 15.3 Grad.

Die rote Linie zeigt das 30-jährige gleitende Mittel, die grüne Linie die Sommernorm 1981‒2010 von 13.3 Grad. Der

Sommer 2018 lag 2.0 Grad über der Norm 1981‒2010.

Alle Sommermonate überdurchschnittlich warm

Der Sommer begann mit dem viertwärmsten Juni seit Messbeginn 1864. Im landesweiten Mittel übertraf der Juni

die Norm 1981‒2010 um 2.0 Grad. Die Alpensüdseite, das Wallis und die Regionen Basel und Meiringen regi-

strierten den drittwärmsten Juni seit Messbeginn 1864. Auf der Alpensüdseite lag der Temperaturüberschuss bei

2.1 bis 2.3 Grad, im Wallis bei 3 Grad, in Basel bei 2.1 Grad und in Meiringen bei 2.5 Grad im Vergleich zur Norm

1981‒2010.

Nach dem viertwärmsten Juni erreichte auch der Juli als fünftwärmster seit Messbeginn 1864 einen Spitzenplatz.

Im landesweiten Mittel übertraf er die Norm 1981‒2010 um 2.0 Grad. Lokal wurde beidseits der Alpen auch der

viertwärmste Juli seit Messbeginn verzeichnet, so zum Beispiel in Locarno-Monti, in Basel und in Luzern.

Zum Sommerabschluss registrierte die Schweiz den drittwärmsten August seit Messbeginn 1864. Die Monatstem-

peratur stieg im landesweiten Mittel 2.1 Grad über die Norm 1981‒2010. Auf der Alpennordseite war es an

einigen Messstandorten der zweitwärmste, auf der Alpensüdseite der dritt- oder viertwärmsten August seit

Messbeginn. Der August brachte zum Monatsbeginn auf der Alpennordseite eine der intensivsten zehntägigen,

auf der Alpensüdseite eine der intensivsten 18-tägigen Hitzewellen.

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Anhaltend wenig Niederschlag

Im Sommer 2018 blieben die Niederschlagsmengen deutlich unterdurchschnittlich. Im landesweiten Mittel fielen

nur 71 Prozent der Norm 1981‒2010. Landesweit regenärmer waren letztmals die Sommer 2015 und dann 1983

und 1984.

Der Juni lieferte in einigen Gebieten nur 20 bis 40 Prozent der normalen Niederschlagsmengen. In den Zentral-

und Ostalpen war es regional der zweit- bis fünft niederschlagsärmste Juni seit Messbeginn 1864. Die drei Mess-

standorte Braunwald, Kandersteg und Susch mit über 100-jährigen Messreihen registrierten beim Niederschlag

ein Juni-Rekorddefizit.

Der Juli war in weiten Gebieten der Schweiz sehr niederschlagsarm. Massiv war das Regendefizit lokal im

östlichen Mittelland und entlang des östlichen Alpennordhangs mit Regensummen von nur 20 bis 30 Prozent der

Norm. Vereinzelt waren die Werte auch tiefer. Auf der Alpensüdseite hingegen registrierten einzelne Gebiete Juli-

Regensummen um 100 Prozent, in der Westschweiz sogar solche von 100 bis 140 Prozent der Norm 1981‒2010.

Im August erreichten die Niederschlagssummen in der West- und Nordwestschweiz sowie im Wallis meist 30 bis

80 Prozent, lokal auch 90 bis 100 Prozent der Norm 1981‒2010. In den übrigen Gebieten der Schweiz fielen ver-

breitet 70 bis 100 Prozent der Norm. In der Westschweiz belegt die August-Niederschlagsarmut lokal Rang 2 in

den über 100-jährigen Messreihen, so in Lausanne mit nur 20.4 mm und in Romont mit nur 30.9 mm.

Sonnenscheinrekorde

Alle drei Sommermonate präsentierten sich sehr sonnig. Genf registrierte mit 908 Sonnenstunden den sonnigsten

Sommer seit Messbeginn 1897. Ähnlich sonnig mit knapp unter 900 Sonnenstunden war in Genf letztmals der

Sommer 2003. Auch in Basel bewegte sich Sommersonne mit 835 Stunden im Rekordbereich. Vergleichbar

sonnig war in Basel der Rekordsommer 2003 mit 834 Sonnenstunden. Die Messreihe der Sonnenscheindauer

reicht in Basel bis 1886 zurück.

In Lugano und Locarno-Monti war es der sonnigste Sommer in den seit 1959 homogenen Messreihen. Lugano

registrierte 874, Locarno-Monti über 889 Sonnenstunden. Der bisherige Rekordsommer 2003 brachte in Lugano

unter 845, in Locarno-Monti unter 866 Sonnenstunden.

Im Juni erreichte die Sonnenscheindauer meist 120 bis 140 Prozent der Norm 1981‒2010. In Locarno-Monti war

es mit 290 Stunden der drittsonnigste Juni in der seit 1959 homogenen Messreihe. Der Juli brachte in der West-

und Nordwestschweiz sowie im Mittelland eine Sonnenscheindauer von 130 bis 140 Prozent der Norm 1981‒

2010. In der übrigen Schweiz lag sie zwischen 100 und 130 Prozent der Norm. Genf registrierte den zweitsonnig-

sten Juli seit Messbeginn 1897. In Locarno-Monti und Pully war es der sonnigste Juli in den ab 1959 homogen

verfügbaren Messreihen. Im August bewegte sich Die Sonnenscheindauer im Wallis, auf der Alpensüdseite und

in Graubünden meist zwischen 95 und 115 Prozent der Norm 1981‒2010. Im Südtessin gab es 120 bis 125

Prozent. Die übrige Schweiz erhielt verbreitet 110 bis 125 Prozent, lokal auch um 130 Prozent der Norm.

Jahrhundert-Regenmangel

Die regenarmen Sommermonate folgten auf eine bereits regenarme April-Mai Periode. In der Ostschweiz hat sich

diese fünfmonatige Regenarmut gebietsweise zu einem Jahrhundert-Ereignis entwickelt. Von April bis August

fehlte hier der Regen von zwei bis drei normalen Sommermonaten. An einigen Messstandorten mit 100-jährigen

oder längeren Aufzeichnungen ergab sich daraus das deutlich massivste April-August Regendefizit seit Mess-

beginn.

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Abbildung 2: Langjähriger Verlauf der Niederschlagssumme April bis August an den fünf Messstandorten Weesen

(Walensee), Starkenbach (Toggenburg), Braunwald (Glarnerland), Klosters und Tschiertschen (Mittelbünden) sowie

Altstätten (St. Galler Rheintal). Die Angaben auf der vertikalen Achse sind in mm. Die grüne Linie zeigt die April-

Augustnorm 1981‒2010. Man beachte die unterschiedlichen Skalierungen der beiden Achsen.

Saisonwerte Sommer 2018 an ausgewählten MeteoSchweiz-Messstationen im Vergleich zur Norm 1981‒2010.

Norm Langjähriger Durchschnitt 1981‒2010

Abw. Abweichung der Temperatur zur Norm

% Prozent im Verhältnis zu Norm (Norm = 100%)

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Der Sommer 2018 im Vergleich zur Norm 1961‒1990

Gemäss Vorgabe der Welt-Meteorologie-Organisation (WMO) verwendet MeteoSchweiz für die Darstellung der

langjährigen Klimaentwicklung nach wie vor die Norm 1961‒1990.

Abweichung der Saisontemperatur in der Schweiz vom langjährigen Durchschnitt (Norm 1961‒1990). Zu warme

Saisontemperaturen sind rot, zu kalte blau angegeben. Die schwarze Kurve zeigt den Temperaturverlauf gemittelt über

20 Jahre.

Langjähriger Verlauf der Saisontemperatur (links) und des Saisonniederschlags (rechts) in der Nordschweiz (oben)

und in der Südschweiz (unten). Dargestellt ist die saisonale Abweichung vom langjährigen Durchschnitt (Norm 1961‒

1990). Zu warme Saisontemperaturen sind rot, zu kalte blau angegeben. Zu nasse Verhältnisse sind grün, zu trockene

braun angegeben. Die schwarze Kurve zeigt den jeweiligen Verlauf gemittelt über 20 Jahre.

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Die Pollensaison Sommer 2018

Gräser – regional sehr unterschiedlich

Die Gräserpollensaison begann im Tessin in der ersten Aprilhälfte und auf der Alpennordseite ab dem 17. April.

Das ist etwas früher als während der 20-jährigen Vergleichsperiode von 1996-2015: in der Deutschschweiz und

im Tessin rund eine Woche, in der Westschweiz 1 bis 4 Tage. Sehr schnell erfolgte das Ansteigen auf starke

Belastungen, gefördert durch die hohen Temperaturen Ende April und Anfang Mai. In Lugano, Buchs SG und

Münsterlingen konnten bereits Ende April das erste Mal starke Gräserpollenkonzentrationen gemessen werden,

an den restlichen Tieflandstationen war dies in der ersten Maiwoche der Fall. Im Durchschnitt der Stationen der

Alpennordseiten fand dieser Anstieg 10 Tage früher statt als im Mittel der Vergleichsperiode. In Münsterlingen

war es der früheste Anstieg, der je gemessen wurde (seit 1987) und in Buchs SG der drittfrüheste (seit 1984). Der

zweit- oder drittfrüheste Anstieg wurde auch in Bern, La Chaux-de-Fonds, Luzern, Neuchâtel und Zürich regi-

striert, während die Daten im Tessin nicht zu den frühesten gehörten.

Im Mai und in der ersten Junihälfte wurde der Pollenflug durch Gewitter reduziert, je nach Station unterschiedlich

stark. In La Chaux-de-Fonds blieben die Tagespollenkonzentrationen trotz Gewitter vom 24. Mai bis 28. Juni

durchgehend stark, mit nur einem Tag Unterbruch.

Die Intensität der Gräserpollensaison war regional sehr unterschiedlich. Sehr stark war die Gräserpollensaison in

Buchs und Luzern mit 65 beziehungsweise 54 Tagen mit starkem Pollenflug. In Buchs waren es 26 Tage und in

Luzern 21 Tage mehr als im Durchschnitt. An beiden Stationen nimmt der Gräserpollenflug seit mehreren Jahren

zu, wobei der Grund dafür noch nicht bekannt ist und vermutlich die Bewirtschaftung mit eine Rolle spielt. Auch

Bern wies mit 47 Tagen mit starkem Pollenflug 13 Tage mehr als normal auf. Sehr schwach war die Pollensaion

in Genève und Neuchâtel. In Genève gab es 25 Tage mit starkem Pollenflug (10 Tage weniger) und in Neuchâtel

15 Tage (16 Tage weniger als normal). An allen andern Stationen war die Intensität der Pollensaison durch-

schnittlich, in der Deutschschweiz leicht über dem Mittel und in der Westschweiz und im Wallis leicht darunter.

Verlauf der Gräserpollensaison in Zürich (links oben), Lugano (links unten), Genève (rechts oben) und La Chaux-de-

Fonds (links unten). Das aktuelle Jahr ist mit schwarzen Balken dargestellt. Die blaue Kurve entspricht dem 20-jährigen

Mittel von 1996-2015. Die Achsen der Pollenkonzentration wurden in der Höhe auf 400 Pollen/m3 beschränkt, damit

auch die für Allergiker wichtigen tiefen Werte sichtbar sind.

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Im Tessin war die Gräserpollensaison etwas stärker als normal, wobei die Saison allgemein deutliche schwächer

verläuft als auf der Alpennordseite (Lugano 15 Tage mit starkem Pollenflug (+5 Tage) und Locarno 7 Tage (-1

Tag).

Der letzte Tage mit starkem Pollenflug wurde in der letzten Junidekade oder Anfang Juli gemessen; im Tessin

später als normal und auf der Alpennordseite um fast zwei Wochen früher als normal. Ausnahmen waren wieder

Buchs SG und Luzern, wo der starke Gräserpollenflug bis Ende Juli oder sogar Anfang August andauerte. Das

frühe Ende des starken Pollenflugs kann möglicherweise auf die Trockenheit zurückgeführt werden. Ein ähnlich

frühes Ende wurde auch im Hitzesommer 2003 beobachtet.

MeteoSchweiz, 10. September 2018

Das Klimabulletin darf unter Quellenangabe „MeteoSchweiz“ ohne Einschränkungen weiterverwendet werden.

http://www.meteoschweiz.admin.ch/home/klima/klima-der-schweiz/monats-und-jahresrueckblick.html

Zitierung

MeteoSchweiz 2018: Klimabulletin Sommer 2018. Zürich.

Titelbild

Vertrocknete Grasflächen waren typisch für den Sommer 2018. Foto: S. Bader

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