Klostergarten Pflanzen

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  Der Klostergarten in Hirsau W issenswertes rund um den Garten über fünfzig angebaute Pflanzen und gesammelte Erfahrungsschätze ?  Ein Ratgeber zum Nachschlagen bei allen Fragen rund um den Klostergarten Gibt es den Klostergarten schon lange? W ie wurden Heilpflanzen früher verwendet? Warum kann man mit Pflanzen heilen? Wie viel Wasser braucht eine Pfingstrose? Wann schneide ich Lavendel? W elche Pflanze hilft gegen Insektenstiche? W ogegen wirkt eigentlich Pfefferminztee? Gibt es auch Führungen?  Ja! Bitte bei der Stadtinformation Calw oder der Ortsverwaltung  Hirsau nachfragen. Geschrieben und zusammengestellt von Ortrud Grieb aus Bieselsberg im Jahr 2003 n. Chr.

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Der Klostergarten in HirsauWissenswertes rund um den Garten und gesammelte Erfahrungsschtze ber fnfzig angebaute Pflanzen

?Ein Ratgeber zum Nachschlagen bei allen Fragen rund um den KlostergartenGibt es den Klostergarten schon lange? Wie wurden Heilpflanzen frher verwendet? Warum kann man mit Pflanzen heilen? Wie viel Wasser braucht eine Pfingstrose? Wann schneide ich Lavendel? Welche Pflanze hilft gegen Insektenstiche? Wogegen wirkt eigentlich Pfefferminztee? Gibt es auch Fhrungen? Ja! Bitte bei der Stadtinformation Calw oder der Ortsverwaltung Hirsau nachfragen.

Geschrieben und zusammengestellt von Ortrud Grieb aus Bieselsberg im Jahr 2003 n. Chr.

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Liste der deutschen Pflanzennamen Der Klostergarten in Hirsau Geschichtliches zur Heilpflanzenkunde Inhaltsstoffeinteilung therische le Alkaloide Glykoside Bitterstoffe Gerbstoffe Schleimstoffe Andere Stoffe Allgemeines zur Verwendung Sammelkalender Ernte, Trocknung, Aufbewahrung Zubereitung Kulturarbeiten und Pflanzenansprche im berblick Winterschutz Ein- und zweijhrige Pflanzen Beetwechsel Wasser, Dngung, Licht Schnitt

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PflanzenAchillea millefolium - Schafgarbe (VI - X) Agrimonia eupatoria - Odermennig (VI-VIII) Alcea rosea = Althaea rosea - Stockmalve, Stockrose (VII-IX) Alchemilla vulgaris - Frauenmantel (VI-VIII) Allium fistulosum - Winterzwiebel Allium schoenoprasum - Schnittlauch (VI-VII) Althaea officinalis - Eibisch (VII) Anthemis tinctoria - Frberkamille (VII-IX) Anthriscus cerefolium - Kerbel (VI) Armoracia rusticana - Meerrettich (VI-VII) Artemisia abrotanum - Eberraute (VII-X) Artemisia absinthium Wermut (VII- IX) Borago officinalis Borretsch (VI VII) Calendula officinalis - Gartenringelblume (VI-X ) Chamaemelum nobile Rmische Kamille (V-VIII)

3 Hypericum perforatum - Johanniskraut (V-VIII) Hyssopus officinalis Ysop (VI-IX) Inula helenium Alant (VII-X) Iris germanica Florentina Veilchenwurzel (V-VI) Iris sanguinea Snow Queen - Iris (V-VI) Lavandula angustifolia - Echter Lavendel ( VI - VII) Levisticum officinale - Maggikraut, Liebstckl (VII-VIII) Lilium candidum - Madonnenlilie (VI-VII) Linum perenne Staudenlein (VI VIII) Lysimachia nummularia Pfennigkraut (V-VII) Marubium vulgare - Andorn (VI-VII) Melilotus officinalis Steinklee (VI-IX) Melissa officinalis - Zitronenmelisse (VI-VIII) Melissa officinalis Variegata Melissa officinalis "Aurea" Mentha x piperita (aquatica x spicata) Pfefferminze (VI-VII) Mentha rotundifolia "Bowles"- Bowles Apfelminze (VI-IX) Mentha spicata Spearmint, Grne Minze (VII-IX) Origanum vulgare - Dost (VII-IX) Paeonia officinalis - Pfingstrose (V-VI) Papaver orientale - Trkischer Mohn (V-VI) Petroselinum crispum - Krause Petersilie (VI-VII) Primula veris - Schlsselblume (IV-V) Pulmonaria officinalis Lungenkraut (IV-V) Rosa gallica "Officinalis" - Essigrose (VI) Rosmarinus officinalis - Rosmarin (V-VI) Ruta graveolens - Raute (VI-VII) Salvia officinalis - Salbei (VI-VIII) Salvia sclarea Muskatellersalbei (VI-VII) Satureja hortensis - Bohnenkraut (VII-X) Satureja montana - Winterbohnenkraut (IX) 27 28 28 29 29 29 30 31 31 32 32 32 33 33 34 34 34 34 35 35 36 36 37 38 38 39 40 41 42 42 43 3

4 Sempervivum tectorum Hauswurz (VIIIX) Stachys officinalis - Heilziest (VII-VIII) Silybum marianum - Mariendistel (VI-IX) Symphytum officinale - Beinwell (V-VII) Tanacetum balsamita Marienblatt, Frauenminze (VII-VIII) Tanacetum vulgare - Rainfarn (VII-IX) Thymus serphyllum Coccineus Sand-Thymian (VI-IX) Thymus pulegioides - Gewhnlicher Thymian Thymus serphyllum - Quendel, Feldthymian (VII-IX) Thymus vulgaris - Gartenthymian (VI-IX) Valeriana officinalis Baldrian (V-IX) Verbascum thapsus Knigskerze (VII-IX) Verbena officinalis - Eisenkraut ( VII-VIII) Viola odorata - Duftveilchen (III-IV, manchmal 2.Blte im Herbst) Quellenverzeichnis 43 43 44 44 45 45 46 46 46 47 48 48 49 50 50

Liste der deutschen PflanzennamenAndorn - Marubium vulgare Alant - Inula helenium Baldrian- Valeriana officinalis Beinwell - Symphytum officinale Bergbohnenkraut - Satureja montana Bohnenkraut - Satureja hortensis Borretsch - Borago officinalis Dost - Origanum vulgare Duftveilchen - Viola odorata Eberraute - Artemisia abrotanum Eibisch - Althae officinalis Eisenkraut - Verbena officinalis Essigrose - Rosa gallica Frberkamille - Anthemis tinctoria Frauenmantel - Alchemilla vulgaris Gartenthymian - Thymus vulgaris Hauswurz Sempervivum tectorum Heilziest - Stachys officinalis Iris Iris florentina, sanguinea Johanniskraut - Hypericum perforatum Kamille, rmisch Chamaemelum nobilis Kerbel - Anthriscus cerefolium Knigskerze Verbascum spec. Lavendel - Lavandula angustifolia Lein Linum perennne Lungenkraut Pulmonaria officinalis Maggikraut - Levisticum officinale Marienblatt - Tanacetum balsamita Mariendistel - Silybum marianum 4

5 Meerrettich - Armoracia rusticana Muskatellersalbei - Salvia sclarea Odermennig - Agrimonia eupatoria Petersilie - Petroselinum crispum Pfefferminze - Mentha x piperita Pfennigkraut - Lysimachia nummularia Quendel Thymus serphyllum Rainfarn - Tanacetum vulgare Raute - Ruta graveolens Ringelblume - Calendula officinalis Rosmarin - Rosmarinus officinalis Salbei - Salvia officinalis Sandthymian Thymus serphyllum Schafgarbe - Achillea millefolium Schlsselblume - Primula veris Schnittlauch -Allium schoenoprasum Steinklee Melilotus officinalis Stockrose - Alcea rosea Thymian - Thymus pulegoides Wermut Artemisia absinthium Winterzwiebel - Allium fistulosum Ysop Hyssopus officinalis Zitronenmelisse - Melissa officinalis

Der Klostergarten in HirsauMan muss die Ohren ein wenig abschalten, damit man den kleinen Klostergarten sdlich der Aureliuskapelle genieen kann, denn laut dringt die lrmende Hektik der B 296 ber die Mauer in den Klostergarten im ehemaligen St. Aurelius Kloster in Hirsau. Frher war es in diesem Tal ruhiger. Im Mittelalter, als die Klostergrten in voller Blte standen, kannte man noch keine Motoren. Ruhig und einsam lag das Kloster in dem nach Tannen duftenden Schwarzwaldtal. Rings herum in den Wldern jagten Wlfe und Luchse, Besucher folgten einsamen Wegen auf Schusters Rappen oder hoch zu Ross, die Nagold schumte wild und ungezhmt durch die Sandsteinblcke. Nur einzelne Hammerschlge hallten von den Bergflanken wieder. Im Klostergarten funkelten die Tautropfen auf den Blten, ein Abt zupfte mit klammen Fingern Lwenzahnsmlinge zwischen den Madonnenlilien heraus. Bald wrde die Sonne ber den Berg kommen und sengende Hitze verbreiten. Das war gut so, denn seine Zglinge aus den sdlichen Lndern jenseits der Alpen brauchten die Hitze. Nur dann konnten sie die ntigen Krfte zum Austreiben der Krankheiten sammeln. Krankheiten gab es immer wieder im Kloster und er war dafr verantwortlich, dass sie richtig behandelt wurden und genug Heilkruter vorhanden waren. Damals gab es weder rzte noch Apotheken, aber das alte arabische, griechische und rmische Wissen ber die Kruter wurde in den Klstern gesammelt, die Bcher wurden falls ntig bersetzt und handschriftlich kopiert, bis zur Erfindung der Buchdruckkunst war es noch ein langer Weg. Wir wissen bis heute nicht, wo der Klostergarten in den Hirsauer Klosteranlagen damals gelegen hat, der Abt Wilhelm von Hirsau berichtet jedoch ber die Ttigkeiten des Hirsauer Klostergrtners, ber einen Jteinsatz im Kloster-Krutergarten und ber die Verwendung von Gartenprodukten fr Kranke und Schwache. Ein mittelalterlicher Klostergarten hat also kurz nach der Jahrtausendwende herum existiert. Bei den Ausgrabungen im Bereich des ehemaligen Aureliusklosters kam der Gedanke auf, auch den Klostergarten wieder zu neuem Leben zu erwecken. 1989 schrieb Klaus-Peter Hartmann, der Leiter der Calwer Volkshochschule ein Projekt dazu im VHS-Programm aus. Am 20. April 1996 konnte dann endlich der erste Spatenstich erfolgen, nachdem man sich mit dem Denkmalsamt darauf geeinigt hatte, nicht tiefer als 30 Zentimeter tief zu buddeln, da unter dem Garten noch unentdeckte archologische Schtze vermutet werden. Die Anlage des Gartens ist den mittelalterlichen Klostergrten des Klosters St. Gallen und der Insel Reichenau nachempfunden, von denen noch Plne oder Beschreibungen existieren. Die Pflanzenauswahl richtete sich hauptschlich nach dem Gartenbuch Hortulus, das der Abt Walahfried Strabo (809-849) auf der Insel Reichenau schrieb. Darin beschreibt er 23 Heilpflanzen in Versform und sthnt unter anderem auch bers Unkraut. Die anderen Pflanzen stammen aus dem Arzneischatz der btissin Hildegard von Bingen (1098-1179), die mit dem Hirsauer Kloster in Briefkontakt stand und die bedeutendsten Werke ber die Anwendung der Kruter im frhen Mittelalter verfasst hat. Natrlich wollen wir auch das Auge des Besuchers erfreuen und 5

6 haben deshalb zum Teil moderne buntblhende Zuchtsorten gepflanzt, die es natrlich im Mittelalter noch nicht gab. Im Laufe der letzten Jahre haben wir mit zunehmender Erfahrung die Pflanzenauswahl an unseren Standort und unsere Arbeitslust angepasst. Gepflegt wird der Garten von fleiigen ehrenamtlichen Helfern in Zusammenarbeit mit der Stadtgrtnerei Calw.

Geschichtliches zur HeilpflanzenkundeMan nimmt an, dass Heilpflanzen die ltesten vom Menschen in Kultur genommenen Pflanzen sind. So ist die Geschichte der Heilpflanzen eng mit der Geschichte der Menschen, der Glaubenswelt und der Lebensgewohnheiten verknpft. Wo kommt Krankheit her und wie ist sie zu heilen? Ist ein Dmon in den Menschen gefahren? Hat sich der Kranke gegen die Gtter versndigt? War es der bse Blick oder gar Zauber, durch einen anderen herbeigerufen? Welche Heilpflanze schtzt mich vor Unglck und bsen Mchten? Viele der alten Volksbruche spiegeln noch Riten wider, die auf altem Aberglauben beruhen. Heute belcheln wir viele der alten Vorstellungen, aber werden zuknftige Generationen nicht hnlich lchelnd auf unsere Vorstellungen herab blicken? Die Beschftigung mit der Geschichte der Heilpflanzen lehrt uns, unsere eigenen Vorstellungen zu berprfen und zu relativieren. Sie macht klar, wie wenig wir wirklich wissen und wie viel alter "Glaube" in unseren heutigen berzeugungen steckt. Hier soll nun ein kleiner geschichtlicher berblick gegeben werden, damit man Namen und Daten besser einordnen kann und vielleicht Lust bekommt, selber weiter in der Geschichte zu whlen. Selbst die kleinste Schnecke wei, welche Pflanze ihr gut tut, der heutige Mensch wre ohne ein gutes Kruterbuch hoffnungslos aufgeschmissen. Wir knnen jedoch davon ausgehen, dass die Urmenschen einen hnlichen Instinkt hatten, wie die Tiere. Schon in prhistorischer Zeit, vor ungefhr 60000 Jahren legten die Urmenschen ihren Toten Heilpflanzen mit ins Grab. Dazu gehrten Eibisch, Schafgarbe und Tausendgldenkraut. In Grbern der Jungsteinzeit fand man Holunder, Schlehen und Kmmel. berall auf der Erde fand man Pflanzenreste in alten Grbern, denn Pflanzen dienten frher nicht nur einfach zum Teekochen, baden, heilen oder hnlichem, sondern sie hatten eine kultische, magische Bedeutung, waren bestimmten Gttern geweiht oder dienten zur Abwehr bser Mchte. Das wahrscheinlich lteste berlieferte Heilpflanzenbuch der Welt wurde 3000 v. Chr. in China geschrieben. Darin sind ca. 200 Pflanzen erwhnt. 1700 v. Chr. entstanden im Zweistromland babylonische Keilschriften. In einem vom damaligen babylonischen Knig Hammurabi herausgegebenen Gesetzbuch wurden Hinweise auf die Verwendung von Heilpflanzen gegeben. Am umfangreichsten sind die Aufzeichnungen, die man in gyptischen Knigsgrbern fand. Es gibt kleine Tonmnnchen, die rzte darstellen und auf denen ausfhrliche Rezepturen fr Arzneien aufgezeichnet sind. Die berhmteste schriftliche Aufzeichnung ist das "Papyros Ebers", das ca. 1600 v. Chr. verfasst wurde. Auf dieser 20 m langen Schriftrolle finden sich ca. 800 Rezepte mit zahlreichen Heilpflanzen. In den Pyramiden eingeritzt finden sich auch Angaben, welch ungeheure Mengen an Knoblauch und Zwiebeln man den Arbeitern beim Pyramidenbau zu essen gab. Man versuchte dadurch, die Seuchen einzudmmen, die bei der riesigen Zahl der Arbeiter sonst unweigerlich ausbrachen. In Indien wurde um 800 v Chr. ein Lehrbuch ber ayurvedische Heilkunde (Lehre vom langen Leben) geschrieben, in dem viele Heilpflanzen beschrieben sind, die heute im Mittelpunkt pharmazeutischer Untersuchungen stehen. Der griechische Arzt Hippokrates (400 v. Chr.) wird als Vater der modernen Medizin angesehen. Er glaubte nicht daran, dass Krankheiten durch bse Dmonen verursacht werden, sondern nahm an, dass sie durch fortgesetzte Snde wider die Natur entstehen. Er behandelte unter anderem auch mit Pflanzen und beschrieb in seinen Schriften ca. 230 Heilpflanzen. 5o Jahre spter verfasste der "Vater der Botanik", Theophrast seine Naturgeschichte der Pflanzen, die auch 450 Heilpflanzen umfasst. Die Botanik ist ein wichtiger Aspekt der Heilpflanzenkunde, da nur bei genauer Pflanzenkenntnis und -beschreibung das Wissen ber bestimmte Pflanzen miteinander verglichen werden kann. Das bedeutendste Heilpflanzenbuch der Antike (De Materia Medica) verfasste der griechische Arzt Dioskurides (1. Jahrhundert nach Chr.). Er war im rmischen Heer ttig und beschrieb 800 Pflanzen mit den entsprechenden Anwendungsbereichen. So sollte z.B. die Weinraute Schlangenbisse, Brustschmerzen, Atembeschwerden, Husten, Lungenentzndung, Wurmbefall, Nierensteine, Sehschwche, Kopfschmerzen, Nasenbluten und Schmerzen in Hften, Gelenken und Ohren heilen. Lilien dienten zum Beseitigen von Falten. Es fllt auf, dass die Kruter bei Dioskorides in ihrem medizinischen Anwendungsbereich uerst vielseitig waren. De Materia Medica blieb 1500 Jahre lang das magebliche Werk, das alle spteren Autoren immer wieder als Grundlage benutzten.

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7 Zur gleichen Zeit entstand ein 37-bndiges Sammelwerk aus ber 2000 Schriften verschiedener Autoren. Acht Bnde allein handelten von Pflanzen. Es wurde vom rmischen Beamten und Feldherrn Plinius zusammengetragen. Diese beiden antiken Schriften bildeten die Hauptquelle fr alle mittelalterlichen Kruterbuchautoren. Nachdem das rmische Reich zerfiel, kam es zu einer Ausdehnung des Islam. Arabische rzte prgten damals die Heilkunde. Der Bedeutendste war Ibn Sina, auch Avicenna genannt. Vom 8.-13. Jahrhundert waren die Klster in Mitteleuropa die Hter der Wissenschaft. Sie kopierten die alten Schriften und schtzten sie so vor dem Verschwinden. Es entstand die sogenannte "Mnchsmedizin". Die bte waren damals fr die Gesundheit der Menschen im Kloster verantwortlich, Klostergrten entstanden. Der Benedektinerabt Walafrid Strabo (809-849) verfasste damals ein Gartenbuch, "Hortulus" genannt, in dem er 23 Heilpflanzen in Versform beschreibt. Er arbeitete auf der Insel Reichenau. In der Zeit um 800 erlie Karl der Groe eine Verordnung fr seine Landgter, in der er den Anbau von 70 Heilpflanzen vorschrieb. Seine Untertanen sollten diese Pflanzen im Interesse ihres Wohlbefindens in ihren Grten anbauen. Er trug so einiges zur Verbreitung der Heilpflanzen bei. Sowieso fanden im Laufe der Zeit viele der Kruter aus den Klstern heraus in die Bauerngrten. Zum Teil ersetzten sie dort die einheimischen Heilkruter. Sogar in Brauchtum und Aberglaube fanden sie schnell ihren Platz. Kruterkundige zogen durchs Land und hielten Kruter samt den dazugehrigen Beschwrungsformeln und Geheimrezepten feil. Zwei weitere sehr bekannte mittelalterliche Werke verfasste die btissin Hildegard von Bingen (1098-1179). Den "liber simplicis medicinae, spter als "Physica" bezeichnet, und den "liber compositae medicini", der auch unter dem Namen "Causae et Curea" bekannt ist. Viele der dargestellten medizinischen und therapeutischen Befunde beruhen offenbar auf eigenen Beobachtungen. Aber es kommt in diesen Werken auch zu einer Verschmelzung von antikem Wissen, christlichem Glauben und germanischem Weltbild. Die Bcher geben wahrscheinlich ein recht gutes Zeugnis ber die Volksmedizin des 12. Jahrhunderts, denn als Pflanzennamen benutzt Hildegard von Bingen die volkstmlichen Bezeichnungen ihrer Heimat. 1450 n. Chr. erfand Gutenberg den Buchdruck. Dies war fr die Heilpflanzenkunde von entscheidender Bedeutung. Es wurden mehr Heilpflanzenbcher verkauft, als Bibeln. So wurde die Heilpflanzenkunde einer breiten ffentlichkeit zugnglich gemacht. Erfahrungen konnten verglichen und ausgetauscht werden. In Windeseile wurden die Bcher in andere Sprachen bersetzt, z.T. auch leicht umgeschrieben und als neue eigene Werke verkauft. Die Bebilderung durch Holzschnitte war am Anfang noch schlecht. Im ersten deutschsprachigen Buch "Gart der Gesundheit" konnte man die Pflanzen auf den Bildern kaum wiedererkennen. Das erste gut bebilderte Heilpflanzenbuch stammt von Otto Brunfels, der erst Mnch war und spter weltlicher Arzt wurde. Hieronymus Bocks "Neu Kreutterbuch" wurde wegen der Darstellung der einheimischen Kruter besonders bekannt. Zu den besten Bchern der Zeit zhlt das farbige Werk des Professors der Medizin, Leonhart Fuchs. Das erfolgreichste Buch, einen Dioskorides-Kommentar schrieb der italienische Arzt Petrus Andreas Matthiolus. Es wurde in 4 Sprachen bersetzt und erschien in zahlreichen Auflagen. Das Buch des Jacob Tabernaemontanus wurde erst durch eine sptere berarbeitung zu einem begehrten Kruterbuch des 17. Jahrhunderts. In England entstand ein erfolgreiches Buch, als der Apotheker und Astrologe Nicholas Culpeper das von den rzten hochgeschtzte Arzneibuch aus dem lateinischen ins Englische bersetzte und es dabei mit kritischen Bemerkungen versah. Er machte es so auch dem normalen Sterblichen zugnglich und brachte die gesamte rzteschaft gegen sich auf. Einen wichtigen Arzt des Mittelalters darf man nicht vergessen. Paracelsus (1493-1541) stellte wie sonst kein anderer das herrschende Weltbild in Frage. Er betrachtete den Menschen als Ganzes, eingegliedert in das Geschehen der Natur, entwickelte die Signaturenlehre und wandte die Chemie in der Medizin an. Er versuchte durch "Destillieren" und "Sublimieren" den Kern eines Arzneimittels zu finden. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte unsere heutige Verfahrensweise, bei der man eine Pflanze erst in ihre chemischen Einzelteile zerlegt, ehe man ihre Wirkung wissenschaftlich erforscht. Dagegen konnte man mit der Signaturenlehre vom ueren Erscheinungsbild der Pflanze auf deren Wirkung im menschlichen Krper schlieen. Zum Beispiel sollte die Walnuss gegen Kopfweh helfen, weil sie dem Gehirn hnlich ist; der gelbe Saft des Schllkrautes sollte gegen Gelbsucht helfen; die leberhnlichen Bltter des Leberblmchens gegen Leberleiden; die herzfrmigen Bltter des Stiefmtterchens gegen Herzleiden; die gefleckten Bltter des Lungenkrautes gegen Lungenleiden; Pflanzen mit hohlen Stngeln wie z.B. Schnittlauch sollten gegen Erkrankungen der Luftrhre helfen und so weiter. Die Signaturenlehre geistert heute noch durch einige Heilpflanzenbcher, die stark von der Volksmedizin geprgt sind.

InhaltsstoffeinteilungDie Inhaltsstoffe der Pflanzen kann man einteilen in Primrstoffe und Sekundrstoffe. Die Primrstoffen sind in allen Pflanzen gleich. Sie gehren zum pflanzlichen Primrstoffwechsel, der bei allen Pflanzen gleich abluft. 7

8 Es handelt sich hauptschlich um Energie- und Reservestoffe, wie Zucker, Fette und Eiwei, Stoffe wie ADP und ATP, eine Anzahl von Enzymen, u.s.w. Je nach Pflanzenart gibt es Abweichungen vom Primrstoffwechsel, Weiterentwicklungen, Verbesserungen fr die einzelne Pflanzenart. Man nennt das Sekundrstoffwechsel. Meist entstehen der Pflanze daraus Selektionsvorteile (Fragifte gegen Schdlinge, pilzhemmende Stoffe, Speicherung berflssiger Nhrstoffe...). Oft kommen die Sekundrstoffe nur in einzelnen Pflanzenteilen vor oder nur zu bestimmten Wachstumsphasen oder nur unter bestimmten Umstnden. Einfache Abwandlungen des Primrstoffwechsels kommen in vielen Pflanzen vor und kennzeichnen ganze Pflanzenfamilien. Je mehr Schritte zur Abwandlung ntig sind, desto spezifischer kommt ein Stoff vor, oft nur noch in einer einzigen Pflanzenart. Der Sekundrstoffwechsel kennt keine raschen Stoffumstze, wie sie z.B. zum explosionsartigen Frhjahrswachstum ntig sind. Er funktioniert eher langsam. Heilpflanzen sind Pflanzen, bei denen die Sekundrstoffe medizinisch wirksam sind. Dabei knnen in einer Pflanze mehrere Sekundrstoffe auftreten, oder es knnen abhngig von der Wachstumsphase verschiedene Sekundrstoffe gebildet werden. Die Pfefferminze enthlt zum Beispiel nur zu bestimmten Jahreszeiten Menthol. Pflckt man die Bltter im April, wird man statt Menthol nur den unwirksamen Sekundrstoff Menthon finden. Erst wenn es lnger als vierzehn Stunden am Tag hell ist, bildet die Pfefferminze Menthol, der Menthongehalt nimmt gleichzeitig ab. uerlich signalisiert uns die Pflanze diesen Umbau auch, denn sie bildet in dieser Zeit Bltenknospen. In der Bltezeit ist der Mentholgehalt dann am hchsten. Die Gesamtwirkung einer Pflanze setzt sich aus den verschiedenen Sekundrsstoffen zusammen. Isoliert man einen einzelnen Stoff, so bekommt man oft eine andere Wirkung, als die der gesamten Pflanze. Man kann dies am Beispiel des Fingerhuts gut veranschaulichen. Der Fingerhut wurde frher in England von einer deswegen legendr gewordenen Krutersammlerin in einem Rezept erfolgreich gegen Wassersucht angewandt. Ein Arzt bekam heraus, dass in diesem Rezept der Fingerhut der wirksame Teil war. Spter versuchten Wissenschaftler, die wirksamen Inhaltsstoffe (Digitalisglykoside) des Fingerhuts zu isolieren. Sie bekamen heraus, dass Fingerhut in erster Linie auf kranke Herzen wirkt und die von der Herzschwche herrhrenden Wasseransammlungen beseitigt. So schnell wie man mit der Isolierung der einzelnen Stoffe voranschritt, so schnell verschlechterte sich auch die Lslichkeit und die Wirksamkeit dieser Stoffe, vernderte sich sogar zum Teil sogar negativ. So lag der Gedanke nahe, dass andere im Fingerhut vorhandene Stoffe an der guten Herzwirkung beteiligt sein mussten. Heute wei man dass es im Falle des Fingerhuts Saponine und Schleimstoffe sind. Die Sekundrstoffe werden in einer Pflanze oft an ganz bestimmten Stellen gesammelt. Beim Johanniskraut sind zum Beispiel kleine lbehlter im Blatt. Bei der Malve gibt es an der Auenseite der Kelchbltter Schleimdrsen. Der Fenchel hat an den Frchten Rippen, zwischen denen die sogenannten lstriemen laufen. Die Pfefferminze hat auf der Blattoberflche runde Drsenschuppen, die mit therischen l gefllt sind. Beim Mohn gibt es Milchrhren, u.s.w. Die Sekundrstoffe kann man ihrer Chemie nach in Hauptgruppen einteilen, die hier kurz skizziert werden sollen, weil man daraus Rckschlsse auf die Wirkung der Heilpflanzen ziehen kann. therische le therische le sind lartige, bei Zimmertemperatur normalerweise flssige Stoffe. Sie sind wasserunlslich und meist leichter als Wasser, aber sie lsen sich in Wasserdampf, Alkohol, Essig und Benzin. Sie lassen sich sehr gut mit Pflanzenlen, Fetten und Wachsen mischen, sind sehr leicht flchtig und riechen und schmecken sehr stark. Trufelt man einen Tropfen therisches l auf einen Lappen, so wird es je nach lart innerhalb von ein paar Minuten oder einigen Tagen verdunsten. Jeder kennt wohl inzwischen die so in Mode gekommenen Duftle. Hier handelt es sich um therische le, die aber oft synthetisch hergestellt werden, oder durch billigere Essenzen imitiert werden. therische le sind im Pflanzenreich sehr verbreitet. Auch im Hirsauer Klostergarten haben viele Pflanzen therische le. Thymian und Rosmarin z.B. umgeben sich bei heiem sonnigem Wetter mit einem Dunst aus therischem l, der die starke Sonneneinstrahlung filtert und die Pflanze vor zu starker Verdunstung schtzt. Andere Pflanzen schtzen sich durch therisches l vor Krankheiten und Schdlingen, andere locken Insekten zur Bestubung an. Manche Pflanzen unterdrcken sogar mit Hilfe von therischen len andere Pflanzen in ihrer Umgebung. Im Klostergarten bilden folgende Pflanzen therische le: Ysop, Lavendel, Andorn, Melisse, Pfefferminze, Oreganum, Rosmarin, Salbei, Muskatellersalbei, Bohnenkraut, Thymian, Schafgarbe, Kamille, Wermut, Ringelblume, Rainfarn, Alant, Kerbel, Liebstckl, Petersilie, Baldrian, Weinraute, Johanniskraut, Zwiebel und Iris. therische le sind in der Pflanze in unterschiedlichster Menge und Zusammensetzung enthalten. Der Ertrag liegt zwischen 0.005 Prozent und 10 Prozent des Pflanzengewichts. Um ein Pfund therisches l zu gewinnen,

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9 bentigt man z.B. 150 Pfund Lavendel, 500 Pfund Salbei, Thymian oder Rosmarin und 2000 bis 3000 Pfund Rosenbltter! Man kann therische le auf verschiedene Arten gewinnen. Enfleurage: Hierbei handelt es sich um eine Extraktion mit Hilfe von len oder Fetten. Das ist wahrscheinlich die lteste Form der lgewinnung. Man legt die Pflanzen in l, lsst sie einige Wochen in der Sonne stehen und seiht dann ab. Oder man legt die Pflanzen auf ein mit Fett getrnktes Tuch oder eine dnne Schicht Schweineschmalz, ersetzt sie jeden Tag durch frische Pflanzen, bis die gewnschte Konzentration erreicht ist. Kaltpressung: Einige therische le kann man durch Kaltpressung gewinnen, vor allem Citrusle. Wenn man eine Zitronen- oder Orangenschale vor einer Kerzenflamme zusammendrckt, kann man sehen, wie das l austritt und in der Flamme verbrennt. Destillation: Die Destillation war schon den gyptern bekannt Das therische l wird dabei durch Wasserdampf aus den Pflanzen gelst. Ein Destillationsapparat besteht aus einem groen zylindrischen Bottich, in den die Pflanzen gefllt werden. Am Boden des Bottichs fhrt man Wasserdampf ein, der durch die Pflanzen nach oben steigt. Oben wird der Dampf unter einem Schwanenhalsdeckel gesammelt und in einen Khler gefhrt. Dort kondensiert das Wasser-l-Gemisch und man kann mit Hilfe einer Florentiner Flasche Wasser und l voneinander trennen. Bis zur Jahrhundertwende besaen viele Bauern in Sdostfrankreich solche Gerte, die im Sommer zur Destillation von Lavendell und im Winter zur Destillation von Weinbrand benutzt wurden. Heute gibt es oft in jedem Dorf nur noch eine grere Anlage, in der die Ernte der Umgebung destilliert wird. Gewinnung durch Lsungsmittel: Dies ist eine moderne Methode, bei der die Pflanzen mit Lsungsmitteln wie Azeton, Ethanol, Benzol, Petroleumderivaten oder Hexan getrnkt werden. Dann wird bei einer Temperatur destilliert, bei der das therische l kondensiert, das Lsungsmittel jedoch nicht. Normalerweise wird doppelt kondensiert, evtl. auch noch einmal in Alkohol gelst und filtriert, um die Lsungsmittel wieder zu entfernen. Spuren bleiben jedoch immer erhalten, aber bei einigen Pflanzen ist es die einzige Mglichkeit, die therischen le zu extrahieren ( Jasmin, Geiblatt, Nelke...). Extraktion durch hyperkritisches Kohlendioxid. Dies ist eine neue Methode, die noch ein wenig im Versuchsstadium steckt. Wenn man Kohlendioxid ber 33C hlt und einem Druck von 200 Atmosphren aussetzt, wird es hyperkritisch, d.h. es ist dann dampffrmig und flssig zugleich und lst in diesem Zustand innerhalb von Minuten smtliche therischen le aus den Pflanzen. Vermindert man den Druck, wird es wieder gasfrmig und das therische l bleibt zurck. Diese Methode hat groe Vorteile, man braucht aber teure Destillationsapparate, die dem Druck standhalten. Von der chemischen Beschaffenheit her sind die therischen le sehr unterschiedlich. Man findet hauptschlich Terpene, Sesquiterpene, Ester, Alkohole, Phenole, Aldehyde, Ketone und organische Suren. Die le enthalten Vitamine, Hormone, Antibiotika und Antiseptika. Genauso vielfltig wie die Zusammensetzung ist auch das Wirkungsspektrum: blhungstreibend, appetitanregend, verdauungsfrdernd, hautreizend, harntreibend, kreislaufanregend, desinfizierend, antibiotisch, krampflsend und auswurffrdernd. Da therische le leicht flchtig sind, mssen die Drogen schnell verbraucht werden. Alkaloide Bei den Alkaloiden handelt es sich um eine Reihe chemisch recht verschiedener heterocyclischer Verbindungen, die in der Regel in ihrem Ringsystem Stickstoff enthalten. Sie haben, wie der Name schon sagt, alkalischen Charakter und bilden mit Suren zusammen wasserlsliche Salze. Die Alkaloide gehren zu den strksten Pflanzenwirkstoffen berhaupt, oft sind es tdliche Gifte. Meist zeigen sie eine ausgesprochene Wirkung auf das Nervensystem. Zum Teil sind sie den natrlichen Nervenbertragungsstoffen chemisch verblffend hnlich. Typisch ist ihre hohe Stabilitt im Stoffwechsel, wodurch sie in der Pflanze oft in hoher Konzentration auftreten. Sie wirken jedoch nur in kleinsten Dosen heilend. Viele wichtige Arzneistoffe findet man darunter, die man jedoch nur als Fertigprparat unter rztlicher Aufsicht einnehmen sollte. Als Beispiel fr Alkaloidpflanzen seien die Tollkirsche (Atropin), die Herbstzeitlose (Colchicin), der Eisenhut (Aconitin), der Tabak (Nikotin), das Mutterkorn (Ergobasin und Ergotamin), die Brechnu (Strychnin), und der Schlafmohn (Morphin) genannt. Auch das Pfeilgift Curare, das Cocain, das scharfe Piperin im Pfeffer und das Coffein sind Alkaloide. Es gibt aber auch Pflanzen mit sehr geringer Alkaloidkonzentration, die nicht giftig sind. Dazu gehren z.B. Baldrian, Veilchen, Herzgespann, Immergrn, Berberitze und Erdrauch. In Mitteleuropa sind die Alkaloide hauptschlich in folgenden Pflanzenfamilien zu finden: Hahnenfugewchse, Mohngewchse, Nachtschattengewchse und Schmetterlingsbltler. Die Alkaloidmenge in der Pflanze wird stark durch die Stickstoffdngung beeinflusst, da die Alkaloide als Stickstoffspeicher dienen. Wird viel Stickstoff gedngt, bildet die Pflanze viele Alkaloide, hat sie Stickstoffmangel, holt sie sich den Stickstoff aus den Alkaloiden zurck. 9

10 Die Wirkung der Alkaloide kann unterschiedlich sein. Es gibt herzwirksame, kreislaufwirksame, uteruswirksame, muskelwirksame (lhmend oder total verkrampfend), krebshemmende, schmerzstillende, narkotisierende, antiparasitisch wirkende, Bittermittel, Chemotherapeutika (Lysergsure aus Ipomeaarten, aus der auch LSD gewonnen wird) und Genuss-, Sucht- und Rauschmittel. In den Hexensalben des Altertums und Mittelalters waren oft alkaloidhaltige Nachtschattengewchse. Wenn man sie auf Stirn, Schlfen und die Beuge des Ellenbogens reibt, rufen sie Vergiftungserscheinungen hervor, die mit Schwindel, Wahnvorstellungen und wilden Trumen verbunden sind. Glykoside Glykoside sind organische Verbindungen, die aus einem Zuckeranteil (Glukose) und einem Nicht-Zuckeranteil, dem sogenannten Aglykon bestehen.. Es gibt Flavon-, Saponin-, Blausure-, Phenol-, Senfl- und unzhlige andere Glykoside. Durch den Zuckeranteil sind die Glykoside wasserlslich. Die Wirkung wird jeweils vom Aglykon bestimmt, so dass man die einzelnen Gruppen getrennt betrachten muss. Flavonglykoside werden normalerweise als Flavonoide bezeichnet. Es handelt sich um meist gelb gefrbte Pflanzenfarbstoffe, die sich in heiem Wasser oder Alkohol lsen. Die Wirksamkeit lsst auch bei lngerer Lagerung der Droge nicht nach. Die am besten belegte Wirkung der Flavonoide ist ihr Einfluss auf die Kapillardurchlssigkeit, die Kapillarbrchigkeit und die Kapillarelastizitt. Einige Flavonoide wirken harntreibend, andere krampflsend, das Flavonoid der Mariendistel zeigt eine berzeugende Leberschutzwirkung. Wichtige Flavonoidpflanzen sind Weidorn, Ginkgo, Winterlinde, Ackerstiefmtterchen und Mariendistel. Im Klostergarten haben wir Kamille und Zwiebel. Saponinglykoside (Saponine) setzen die Grundflchenspannung heterogener Systeme herab. Das heit verstndlicher ausgedrckt: Sie bilden Schaum, Emulsionen und Dispersionen (Sapo = Seife). Daher sind sie gut als Reinigungsmittel zu benutzen, aber sie frdern auch die Aufnahme gelster Stoffe in die Blutbahn und erleichtern das Abhusten von zhem Schleim. Andererseits wirken sie hmolytisch, d.h. sie lassen den roten Blutfarbstoff aus den roten Blutkrperchen austreten, was bei berdosierung gefhrlich wird. Sie reizen das Nierengewebe und wirken dadurch harntreibend. Bei berdosierung kommt es zu starken rtlichen Gewebereizungen und Erbrechen. Einige, nmlich die Steroidsaponine wirken hnlich wie Cortison (Dioscoreaarten) oder enthalten Steroide, das sind Sexualhormone (tropische Solanumarten). Wichtige Saponinpflanzen sind: Agaven (Tequila), Bockshornklee (zur Teilsynthese von Hormonen), Sholz (fast in allen Hustentees, aber auch als Sstoff in der Lebensmittelindustrie, Geschmacksstoff in Lakritze), Schlsselblume (Husten), Seifenkraut (Husten, Schaummittel z.B. in Zahnpasten) und Rokastanie (Hmorrhoiden, Krampfadern). Blausureglykoside spalten Blausure ab. Dazu gehren z.B. Mandelbaum und Kirschlorbeer. Phenolglykoside haben verschiedene Wirkungen. Das Arbutin aus Brentraubenblttertee wirkt harndesinfizierend. Salicin aus Weiden wirkt fiebersenkend, desinfizierend und schmerzstillend... Das Vanillin aus der Vanille wird eher als Gewrz geschtzt. Herzwirksame Glykoside wirken aufs kranke Herz positiv, wenn sie richtig dosiert werden. Beim gesunden Menschen steht die lhmende Giftwirkung im Vordergrund. In diese Gruppe gehren sehr giftige Pflanzen, die jedoch als Arzneipflanzen groe Bedeutung haben. Der Fingerhut gehrt dazu, bei berdosierung gibt es kein Gegengift! Manche Negerstmme bauen in Geheimkulturen im Wald Strophanthus an. Das sind Lianen, aus deren Frchten sie Pfeilgift machen. Auerdem gehren dazu: Maiglckchen, Meerzwiebel (Rattengift), Adonisrschen, Kchenschelle, Christrose und Oleander. Cumarine wirken beruhigend, geferweiternd, photosensibilisierend und hemmen die Blutgerinnung. Solange das Cumarin glykosidisch gebunden ist, ist es geruchlos. Wenn es frei wird, z.B. beim Welken der Pflanze, fngt es an, typisch zu riechen. Dies ist beim Waldmeister der Fall, der als Aromapflanze genutzt wird. Der Steinklee ist ein Venenmittel. Er kann aber Probleme machen, wenn das Vieh auf der Weide zuviel davon frisst. In hoher Konzentration verwendet man Cumarin als Rattengift. Anthraglykoside sind wasser- und alkohollslich. Sie wirken abfhrend, indem sie Wasser und Mineralsalze (Kalium) in den Dickdarm strmen lassen und gleichzeitig die Wasser- und Natriumaufnahme hemmen. Der Darm fllt sich, dadurch wird die Peristaltik angeregt, es kommt zum Stuhlgang. Bei lngerer Einnahme kommt es jedoch zu Kaliummangel und damit zu einer Verstrkung der Darmtrgheit. Auerdem knnen die Nervengeflechte im Darm geschdigt werden. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind: Faulbaum, Aloe, Sennes und Medizinalrhabarber. Bitterstoffe Bitterstoffe sind chemisch keine einheitliche Gruppe. Man erkennt sie aber leicht, da sie auch in starker Verdnnung noch bitter schmecken. Sie lassen sich leicht in Wasser lsen, sind aber nicht besonders stabil und zerfallen beim Kochen. Der bittere Geschmack erregt die Bitterrezeptoren in den Geschmacksknospen am Zungengrund. Dadurch werden die Speicheldrsen angeregt, die Magensaftproduktion und die Gallensekretion nehmen zu. Damit die Bitterstoffe richtig wirken knnen, sollte man sie eine halbe Stunde vor der Mahlzeit zu 10

11 sich nehmen. Sie wirken dann appetitanregend und verdauungsfrdernd. Wichtige Bitterstoffpflanzen sind: Gelber Enzian, Salbei, Andorn, Arnika, Bitterdistel, Lwenzahn, Schafgarbe und Wermut. Gerbstoffe Gerbstoffe bestehen aus verschiedenartigen meist sauren Phenolverbindungen und bilden mit Eisen zusammen dunkelgrne oder blaue Tinten (Eisengallustinte, Dokumententinte). Sie sind in heiem Wasser gut lslich und besitzen die Eigenschaft, Eiweistoffe zu binden und in unlsliche Stoffe zu berfhren. Man benutzt sie zum Gerben von Huten zu Leder, daher der Name. Ihre Heilwirkung beruht auf demselben Prinzip: Sie reagieren mit den Kollagenfasern der Haut und bilden Eiwei-Gerbstoffverbindungen. Dadurch bildet sich eine Art Schutzschicht auf der Haut. Bakterien wird der Nhrboden entzogen, die Haut ist geschtzt und kann sich beruhigen. Kleine Blutkapillaren werden abgedichtet, die Sekretion der Schweidrsen wird gehemmt. Ebenso gut wirken die Gerbstoffe innerlich gegen Durchfallerkrankungen oder Entzndungen. In greren Mengen genossen, wirken die Gerbstoffe jedoch reizend auf den Magen-Darm-Trakt und knnen sogar Leberschden verursachen. Typische Gerbstoffpflanzen sind: Eiche, Fingerkraut, Eberesche, Heidelbeere, Spitzwegerich, Weidenrschen und Hamamelis. Viele Pflanzen enthalten Gerbstoffe in geringen Dosen. Schleimstoffe Schleimstoffe sind kohlenhydrathaltige Substanzen, die bei Zugabe von Wasser stark aufquellen und schleimige Stoffe bilden. Sie dienen hauptschlich zur Reizmilderung, da sie sich wie ein feiner Film ber die Schleimhute legen und diese schtzen und beruhigen. Sie haben auch Einfluss auf die Aufnahme anderer Wirkstoffe, oder sie werden als Schutz fr die Schleimhute zusammen mit anderen sonst stark reizenden Wirkstoffen verabreicht. Auerdem wirken sie leicht abfhrend, da im Darm quellen und glitschen. Wichtige Schleimpflanzen sind: Huflattich, Leinsamen, Beinwell, Eibisch, Malve, Islndisch Moos und Kamille. Andere Stoffe Es gibt viele andere pflanzliche Inhaltsstoffe, die eine medizinische Wirkung entfalten: die Kieselsure im Schachtelhalm, Senfle in Kreuzbltlern oder Liliengewchsen, Vitamine in Beeren, Inulin im Topinambur, Glukokinine in Brennessel, Heidelbeere oder Eiche....

Allgemeines zur Verwendung SammelkalenderB = Blatt, F = Frucht, W = Wurzel, Bl = Blte, K = Kraut Genaueres kann man bei den einzelnen Pflanzenbeschreibungen nachsehen.

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Mrz Andorn - Marubium vulgare Alant - Inula helenium Baldrian- Valeriana officinalis Beinwell - Symphytum officinale Bergbohnenkraut - Satureja montana Bohnenkraut - Satureja hortensis Borretsch - Borago officinalis Dost - Origanum vulgare Duftveilchen - Viola odorata Eberraute - Artemisia abrotanum Eibisch - Althae officinalis Eisenkraut - Verbena officinalis Essigrose - Rosa gallica Frberkamille - Anthemis tinctoria Frauenmantel - Alchemilla vulgaris Gartenthymian - Thymus vulgaris Hauswurz Sempervivum tectorum Heilziest - Stachys officinalis Iris Iris florentina, sanguinea Johanniskraut - Hypericum perforatum Kamille, rmisch Chamaemelum nobilis Kerbel - Anthriscus cerefolium Knigskerze Verbascum spec. Lavendel - Lavandula angustifolia Lein Linum perennne Lungenkraut Pulmonaria officinalis Maggikraut - Levisticum officinale Marienblatt - Tanacetum balsamita Mariendistel - Silybum marianum Meerrettich - Armoracia rusticana Muskatellersalbei - Salvia sclarea Odermennig - Agrimonia eupatoria Petersilie - Petroselinum crispum Pfefferminze - Mentha x piperita Pfennigkraut - Lysimachia nummularia Quendel Thymus serphyllum Rainfarn - Tanacetum vulgare Raute - Ruta graveolens Ringelblume - Calendula officinalis Rosmarin - Rosmarinus officinalis Salbei - Salvia officinalis Sandthymian Thymus serphyllum Schafgarbe - Achillea millefolium Schlsselblume - Primula veris Schnittlauch -Allium schoenoprasum Steinklee Melilotus officinalis Stockrose - Alcea rosea Thymian - Thymus pulegoides Wermut Artemisia absinthium Winterzwiebel - Allium fistulosum Ysop Hyssopus officinalis Zitronenmelisse - Melissa officinalis W W

April

Mai

Juni K

Juli K

Aug. K

Sept.

Okt. W

B

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B K K B K B Bl K Bl K K B B K Bl (B) Bl Bl

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13 Ernte, Trocknung, Aufbewahrung Pflanzenteile, die zum Trocknen gedacht sind, erntet man bei trockenem, mglichst sonnigem Wetter. Auch die Pflanze sollte trocken sein und nicht gewaschen werden (auer Wurzeln). Danach wird sie in dnner Lage z.B. auf Zeitungspapier ausgebreitet. Dies sollte an einem schattigen, zugigen Ort erfolgen. Hat man nicht soviel Platz, kann man die Pflanzen auch bndeln und aufhngen. Dabei schimmelt die Stelle, wo die Pflanzen gebndelt sind, jedoch oft. Die Pflanzen sollten nun innerhalb von ein paar Tagen richtig trocken sein und auf keinen Fall schwarz werden. Das ist vor allen Dingen bei Blten nicht einfach. Ringelblumenblten sollte man etwas zerzupfen. Manche Bltter trocknen schneller, wenn man sie von den Stngeln entfernt. Falls man bei Regenwetter mit Warmluft nachhelfen mchte, darf diese nicht zu warm sein. Bei Temperaturen ber 42C degenerieren Eiweie und Enzyme in der Pflanze. In der Industrie wird teilweise mit hheren Temperaturen (bis 60C) vorgetrocknet, das ist mglich, weil am Anfang noch sehr viel Wasser verdunstet und dadurch Verdunstungsklte entseht. Die Gefahr bei dieser schnellen Trocknung ist, das die ueren Blattschichten schneller trocknen und undurchlssig werden, wodurch die Feuchtigkeit aus dem Inneren des Blattes nicht so schnell nach auen dringen kann. Die Droge fhlt sich trotzdem trocken an, fngt jedoch leicht an zu schimmeln. therische le gehen bei der Heilufttrocknung z.T. hundertprozentig verloren. Man braucht fr eine Trocknung mit hohen Temperaturen also sehr viel Erfahrung. Fr die Trocknung von Wurzeln werden wir jedoch auch als Laie immer Warmluft verwenden. Man wscht die Wurzeln, trocknet sie ab und schneidet sie klein. Danach kann man sie im Backofen oder auf der Heizung trocknen, wobei man anfangs ruhig 50C whlen kann. Man sollte darauf achten, dass die Wurzeln an sich nicht ber 42C warm werden, da sonst z.B. bei der Eibischwurzel die Strke leicht fest wird und die Schleimstoffe nicht mehr austreten knnen. Aufbewahren sollte man die Kruter mglichst in Papierbeuteln, Cellophanpapier (im Dunkeln), Sperrholzkistchen oder Weiblechdosen. Auch dunkle Glasbehlter oder Kartons schnitten im Versuch einigermaen glimpflich ab. Dagegen nahmen Polyethylenbeutelchen die therischen le auf. Ein Teil der therischen le befand sich nach einem Jahr im Polyethylen und fehlte in der Droge. Man sollte auf dem Behlter das Erntejahr vermerken, da die meisten Kruter nach einem Jahr kaum noch Wirkung und Geschmack haben. Manche Wurzeldrogen muss man luftdicht verpacken, da sie sonst Wasser ziehen. Auerdem sollte man Kruter dunkel und khl lagern. Ganze Bltter halten das Aroma lnger, als zerkleinerte Drogen.

Zubereitung Man liest heute immer wieder, dass man Heilpflanzenzubereitungen besser in der Apotheke kaufen sollte, weil dort der Wirkstoffgehalt stimmt. Wir knnen den Wirkstoffgehalt in unseren selbstgesammelten Pflanzen und den daraus evtl. hergestellten Salben, Tinkturen oder Schnpsen natrlich nicht berprfen. Es ist auch mglich, dass wir Fehler machen und der Wirkstoffgehalt dadurch erheblich absinkt, aber es ist dennoch ein schnes Hobby, mit dem man vielleicht die ein oder andere Unpsslichkeit verjagen kann. Bei der Bekmpfung ernsterer Krankheiten sollte man natrlich auf Arzt und Apotheke zurckgreifen. Wenn man sich ber Jahre hinweg mit Heilkrutern befasst, bekommt man einige Erfahrung, welches Kraut wann hilft. Man sollte jedoch darauf achten, dass es bei den verwendeten Krutern nicht zu berdosierungen oder Schden bei Langzeitanwendungen kommen kann. Doch nun zum eigentlichen Spa: Tee: Normalerweise wird hier die Droge mit kochendem Wasser bergossen und ein paar Minuten ziehen gelassen. Aus manchen Pflanzen muss man anders Tee kochen. Wurzeln und Rinden kocht man in der Regel einen Augenblick und lsst sie dann erst ziehen. Schleim- und Gerbstoffdrogen (Eibisch, Malve) setzt man in kaltem Wasser an, lsst sie 8-10 Stunden stehen und erwrmt sie dann etwas. Kruterfrischsaft aus jungen Blttern und Trieben sind ein bekanntes Mittel zur Frhjahrskur. Wohl dem, der eine Entsafter besitzt. Man kann dem Saft zur Geschmacksverbesserung etwas Wasser oder Buttermilch zusetzen. Frischsfte sollten sofort verbraucht werden. Tiefgefrieren kann man nicht alle Kruter. Es gibt aber Kruter, die beim Trocknen ihr Aroma verlieren. Deshalb friert man sie besser ein, dazu gehren z.B. Schnittlauch, Basilikum, Kleiner Wiesenknopf, Petersilie, Fenchel und Dill. Manche Leute blanchieren vorher und schwren darauf, dass nur so das Aroma erhalten bleibt. Andere frieren ohne Blanchieren ein, weil sie sagen, beim Blanchieren gehe das Aroma verloren. Einsalzen war frher sehr gebruchlich, ist aber heute im Zeitalter der Gefrierkhltruhe kaum noch bekannt. Gerade bei Wrzkrutern ist es aber eine hervorragende Methode, da man das Salz mit zum Wrzen verwenden kann. Man mixt die Wrzkruter mit Salz zusammen im Mixer klein, fllt sie in Glser und hat sie immer schnell zur Hand. Auf 500 Gramm frische Kruter kommen 125 Gramm Salz. Khl und dunkel aufbewahren.

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14 Tinkturen kann man aus frischen oder getrockneten Krutern herstellen. Man bergiet dazu die Pflanzen mit 70 %igem Alkohol und lsst sie dunkel ungefhr ein bis zwei Wochen stehen. Dann filtert man durch ein Tuch ab. Der Alkohol ist ein gutes Lsungsmittel, so dass in der Tinktur viele Wirkstoffe enthalten sind. Tinkturen bleiben ber lange Zeit, oft ber Jahre hinweg unverndert wirksam. Kruterweine waren vor allen Dingen im Mittelalter sehr beliebt. Viele der alten Rezepte sind noch heute berhmt. Man lsst ca. eine Handvoll Kruter in einer Flasche Wein ziehen, seiht nach ca. einer Woche ab und erhlt so den fertigen Kruterwein. Kruterschnpse und Likre stellt man aus 50 %igem Weingeist oder gutem klaren Schnaps her. Die Menge der Kruter und die Dauer des Ziehenlassens ( 2-4 Wochen) sind Geschmackssache. Kruterle eignen sich sowohl zu Heilzwecken (Johanniskrautl, Lavendell), als auch zum Wrzen (Basilikuml). Zur Herstellung eignet sich kalt geschlagenes Olivenl. Man fllt ein Einmachglas zur Hlfte mit Krutern und bergiet sie mit l. Je nach Kruterart lsst man verschieden lange in der Sonne ziehen (1-3 Wochen) und schttelt dabei fters krftig durch. Danach kann man abfiltern und das l in dunkle Flaschen fllen. Kruterle sollten khl aufbewahrt werden. Kruteressig gibt jedem Salat ein auergewhnliches Aroma. Einige Kruterzweige werden in Essig zwei Wochen an einem hellen, nicht zu warmen Platz ziehen gelassen. Man kann den Essig spter filtrieren oder die Kruter in der Flasche lassen. Eine andere Mglichkeit besteht darin, den Essig bis kurz vor den Siedepunkt zu erhitzen und ihn dann ber zermuste Kruter zu gieen. Nach 10 Tagen seiht man ab und fllt den Essig wieder in Flaschen (Keine Metallverschlsse verwenden). Fr Kruter mit sehr feinem zarten Aroma (Schnittlauchblten, Dill, Zitronenthymian, Rosenbltenbltter) nimmt man Weiweinessig. Schmeckt das Kraut strker (Basilikum, Knoblauch, Liebstckl, Minze, Rosmarin, Salbei, Bohnenkraut, Thymian), kann man Rotweinessig oder sogar Obstessig verwenden. Dabei muss man beachten, dass Obstessig nicht so viel Sure enthlt, wie Weinessig. Man darf nicht soviel frische Kruter hinzugeben, sonst leidet die Haltbarkeit darunter. Eventuell kann man das durch einen Schuss Essigessenz ausgleichen. Kruteressig kann man nicht nur zum Wrzen verwenden, sondern auch in der Krperpflege als Gesichtswasser, Haarsplung, Badezusatz und Wunddesinfektionsmittel. Man setzt dann die entsprechenden wundheilenden, desinfizierenden oder hautpflegenden Kruter zu. Salben knnen aus verschiedenen Salbengrundlagen hergestellt werden. Eine gute Salbe bekommt man aus 10g Bienenwachs, 90ml Sonnenblumenl und 10 Tropfen therischem l. Bei dieser Salbe lt man die gewnschten Kruter erst trocknen, setzt dann 30 - 50g davon mit dem Sonnenblumenl an und lt sie 6 - 8 Wochen drauen im Freien stehen. Dann filtriert man das l ab und erwrmt es zusammen mit dem Bienenwachs im Wasserbad auf 60 65C. In der Abkhlphase gibt man das therische l als Duftstoff dazu und fllt in saubere Glasdschen. Die Salbe sollte, wenn man sauber gearbeitet hat ca. 2 Jahre haltbar sein, angebrochen 1 Jahr. Man trgt sie auf die nach dem Waschen noch feuchte Haut auf, dann zieht sie sehr gut ein. Salben fr Heilzwecke kann man auch einfacher herstellen. Dazu eignen sich Schweineschmalz, Vaseline oder Melkfett, wobei beim Schweineschmalz die Wirkstoffe am leichtesten in die Haut bergehen. Zwei Hnde voll frischer Kruter schttet man in heies Fett, lsst einmal kurz aufschumen und lsst dann 12 Stunden stehen. Am nchsten Tag erwrmt man nochmals leicht und seiht dann ab. Die Salben bewahrt man am besten im Khlschrank auf. Kruterbutter hat wohl jeder schon einmal versucht. Man lsst die Butter auf Zimmertemperatur warm werden, gibt pro 100gr Butter 4 Essl. frische oder 2 Essl. getrocknete Kruter dazu und rhrt mit ein wenig Zitronensaft schaumig. Danach lsst man die Masse im Khlschrank wieder fest werden. Krutergelees sind nicht jedermanns Sache, aber es gibt Leute, die ganz verrckt darauf sind. Pfefferminzgelee stellt man her, indem man einen sehr starken Pfefferminztee kocht und dann Gelierzucker in ausreichender Menge zugibt. Andere Kruter kann man zu Apfel-, Zitronen-, Trauben- oder Grapefruitgelee zugeben, indem man einfach unten ins zu befllende Glas ein Stngelchen oder Blttchen hineingibt und es dann mit dem heien Gelee bergiet. Sirup: In der Regel wird ein sehr starker Tee gekocht, dann mit Zucker versetzt und so lange gekocht, bis er zhflssig ist. Das funktioniert auch mit Honig, nur dass das Kraut dann gleich im Honig gekocht wird. Kruterumschlge sollten bei Verletzungen kalt, bei Verspannungen oder Furunkeln warm sein. Man bereitet einen sehr starken Tee (ca. 2 Essl. Kruter auf einen Viertelliter Wasser, 10 Min. ziehen lassen), feuchtet damit ein Tuch oder eine Binde an und legt sie auf die betreffende Stelle. Kruterbder knnen die verschiedensten Wirkungen haben. In der Regel kocht man 1 Handvoll getrocknete Kruter in 1 l Wasser und lsst 20 Minuten ziehen, um das abfiltrierte Wasser dem Bad zuzufgen. Man kann aber auch einfach ein Krutersckchen mit ins Bad hngen. In der Regel betrgt die Badedauer 20 Minuten, danach tupft man sich nur etwas ab und ruht noch eine halbe Stunde.

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Kulturarbeiten und Pflanzenansprche im berblickWinterschutz Folgende Pflanzen im Klostergarten brauchen einen Winterschutz: Rosa gallica - Essigrose ( unter - 12C anhufeln) Rosmarinus officinalis - Rosmarin (Fichtenzweige) Ein- und zweijhrige Pflanzen Einjhrige Pflanzen sind Pflanzen, die nach einem Jahr absterben. Sie mssen jedes Jahr neu ausgest und gepflanzt werden, hufig samen sich aber selber aus. Im Klostergarten haben wir: Anthriscus cerefolium - Kerbel Borago officinalis - Borretsch Calendula officinalis Ringelblume Satureja hortensis - Bohnenkraut Silybum marianum - Mariendistel Zweijhrige Pflanzen werden im ersten Jahr gest und gepflanzt, berwintern einmal und kommen im zweiten Jahr zur Blte. Danach sterben sie in der Regel ab: Alcae rosea - Stockrose (berlebt auch drei oder vier Jahre) Anthemis tinctoria Frberkamille (berlebt oft drei Jahre) Melilotus officinalis - Steinklee Petroselinum crispum - Petersilie Salvia sclarea Muskatellersalbei Verbascum spec. - Knigskerze Beetwechsel Viele Pflanzen wachsen gesnder und krftiger, wenn sie ab und zu in ein neues Beet gepflanzt werden, da sie den Boden einseitig aus laugen oder bodenbrtige Krankheitserreger anziehen. Man kann diese Bodenmdigkeit bei der Pfefferminze gut beobachten. Im ersten Jahr wchst eine Pfefferminzpflanze wie wild und treibt Auslufer in alle Richtungen. Im zweiten Jahr hat dieselbe Pflanze schon einen ganzen Quadratmeter berwuchert, wobei sie in der Mitte schwcher wchst, als am Rand. Im dritten Jahr wchst die Pflanze in der Mitte fast gar nicht mehr. Die Pfefferminze bildet jetzt einen Kreis. Diese Entwicklung muss nicht immer genauso vor sich gehen und kann auch durch gute Versorgung mit Kompost oder verrottetem Mist verzgert werden. Es ist aber recht sinnvoll solche Ringbildner alle paar Jahre auszugraben, zu teilen und an anderer Stelle neu zu pflanzen. Normalerweise ist dies im Frhjahr oder Herbst am gnstigsten, da die Pflanze dann am wenigsten Blattmasse besitzt. Danach sollte eine Weile gut gegossen werden, falls es nicht ohnehin feucht genug ist. Angieen sollte man jedoch auch bei Regenwetter, damit die Wurzeln richtig mit Boden angeschwemmt werden. Folgende Pflanzen im Klostergarten sind betroffen: Allium schoenoprasum - Schnittlauch (alle 2 Jahre) Mentha x piperita - Pfefferminze Origanum vulgare - Dost (alle 3 Jahre) Salvia officinalis - Salbei ( alle 4 Jahre) Satureja montana - Bergbohnenkraut ( alle 4 -5 Jahre) Stachys officinalis - Heilziest (alle 3 Jahre) Thymus x citiodorus - Zitronenthymian (alle 3 - 4 Jahre) Thymus vulgaris - Gartenthymian (alle 3 - 4 Jahre) Beobachtet man bei anderen Pflanzen Ermdungserscheinungen, sollte man sie in den Beetwechsel einbeziehen, auch die ein- und zweijhrigen sollten hin und wieder den Platz tauschen. Nur Pfingstrosen sind dafr bekannt, dass sie gerne ewig an einer Stelle stehen und dabei immer schner werden. Wasser, Dngung, Licht Jede Pflanze hat ihre eigenen Ansprche, was Wasserversorgung, Dngung und Licht angeht. Das Duftveilchen wchst am liebsten am schattigen Waldboden, der Thymian kommt an heien felsigen Sdhngen im

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16 Mittelmeergebiet erst richtig zum Zuge. Diese Tabelle soll einen schnellen berblick verschaffen, wie die Pflanzen in etwa einzuordnen sind. Genauere Anleitungen findet man bei den einzelnen Pflanzen. Fr das Gieen gilt im Allgemeinen. Frischgepflanzte Pflanzen mssen oft gegossen werden. Spter giet man besser selten, dafr aber ausgiebig. Dabei muss der Boden bis in tiefere Schichten nass werden. Wenn der Boden beim Gieen zusammenschwemmt, was schwer zu vermeiden ist, sollte man, wenn er wieder trocken wird, hacken, damit auf dem Boden eine Krmelauflage entsteht. Diese Auflage schtzt vor Wasserverlust, weil das Wasser nicht mehr ungehindert nach oben steigen kann. Man kann statt dessen auch eine Mulchschicht aufbringen, die Wasser sparen hilft. Wenn man nicht hackt oder mulcht, trocknet der Boden sehr schnell aus, sodass man viel gieen muss. Fr die Dngung gibt es verschiedene Mglichkeiten. Die einfachste Art zu dngen ist der Kunstdnger. Er ist jedoch im Kruteranbau nicht immer positiv zu werten. Im Kruteranbau kommt es nicht vordringlich auf den Massenertrag an, sondern auf die Menge der Inhaltsstoffe. Kunstdnger macht die Pflanzen wsseriger und mastiger, die Menge an therischen len und vielen anderen Inhaltsstoffen nimmt ab. Dasselbe passiert auch bei frischem organischen Dnger. Nur die Alkaloidpflanzen brauchen eine starke Stickstoffdngung. Die Pflanze nimmt dabei das Zuviel an Stickstoff auf und speichert es als Wirkstoff fr eventuelle Magerzeiten. Solche Pflanzen haben wir im Klostergarten nicht. Wir sollten bei der Dngung auf gut verrotteten Kompost oder Mist zurckgreifen, wobei einige Pflanzen nicht gedngt werden drfen, da sie auf mageren Bden mehr Inhaltsstoffe bilden und auch in der Natur magere arme Bden vorziehen. Fr die Sonne gilt bei vielen der hier aufgepflanzten Arten: Es kann nicht genug sein. Unter Sonneneinstrahlung bilden sich vermehrt therische le. Wenn man einmal ein Rosmarinblatt am Mittelmeer zerrieben hat und eins aus dem Schwarzwald, wird man den Unterschied in der Sonneneinstrahlung riechen. Deshalb erntet man Pflanzen mit therischen len, wenn ein paar Tage die Sonne geschienen hat. Schnitt Der Schnitt von Krutern hat verschiedene Grnde, bei vielen Krutern ist ein Schnitt gar nicht ntig. Ordnung, Platzmangel: Viele Pflanzen neigen zum Umkippen nach der Blte, treiben nach einem Schnitt aber wieder wunderschn aus: Eberraute, Mohn, Salbei, Beinwell... Man sollte aus Ordnungsliebe nicht alle alten Stngel abschneiden, denn alte Bltenstnde sehen zum Teil ber Winter sehr dekorativ aus. Sie dienen auch einer Anzahl von Insekten als Behausung (hohle Stngel), so dass man sie besser ber Winter stehen lsst: Johanniskraut, Schafgarbe, Rainfarn, Dost... Andere sehen unordentlich und wst aus. Es sei jedem selbst berlassen, welche alten Stngel er im Herbst, und welche er lieber im Frhjahr zurck schneidet. Im Frhjahr sollten die abgestorbenen Stngel sptestens entfernt werden, damit der neue Austrieb Platz hat. Dabei sollte man solange warten, bis die starken Frste vorbei sind, denn die abgestorbenen Teile dienen der Pflanze als Frostschutz. Schneidet man im Herbst, sollt man darauf achten, dass die Pflanze wirklich einigermaen abgestorben ist, da sie aus den Blttern Speicherstoffe fr den Winter in die Wurzel einlagert. Schneidet man im September frischgrne Stngel ab, versucht die Pflanze erneut durchzutreiben, braucht dazu enorme Kraft und steht dann bei den ersten Frsten mit einem Neuaustrieb da, der nicht frosthart ist und sofort abfriert. Das schwcht die Pflanze enorm, was bei einigen Pflanzen nicht schlimm ist, bei anderen aber unerwnscht. Wenn eine Pflanze geblht hat, macht sie Samen. Sie braucht zur Bildung der Samen viel Kraft und zieht diese aus der Blattbildung ab, oft werden die Bltter richtig unansehnlich dabei. Bei den Pflanzen, bei denen wir Bltter ernten wollen und keine Samen, sollten wir sofort nach der Blte den Bltenstand abschneiden, oft schiebt die Pflanze dann erneut einen Bltenstand, den man nach der Blte wieder abschneidet. Die Ringelblume bildet nur dann immer wieder neue Blten, wenn sie nicht zur Samenbildung kommt. Im Klostergarten ist es nicht schlimm, wenn die Pflanzen Samen ansetzen. Auch das ist interessant und wir sind nicht auf Hchstertrge aus. Pflanzen, die in diese Gruppe fallen sind: Schnittlauch, Kerbel, Liebstckl, Weinraute, Heilziest, Petersilie, Ringelblume, rmische Kamille... Manche Pflanzen treiben nach einem Schnitt krftig durch, liefern mit Schnitt eine bessere Ernte und bleiben besser in Form. Meist schneidet man im Frhjahr oder Sommer: Lavendel, Rose, Weinraute, Salbei, Thymian.

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Pflegeanleitung im berblick Pflanzenart Andorn - Marubium vulgare Alant - Inula helenium Baldrian- Valeriana officinalis Beinwell - Symphytum officinale Bergbohnenkraut - Satureja montana Bohnenkraut - Satureja hortensis Borretsch - Borago officinalis Christrose Helleborus niger Dost - Origanum vulgare Duftveilchen - Viola odorata Eberraute - Artemisia abrotanum Eibisch - Althae officinalis Eisenkraut - Verbena officinalis Essigrose - Rosa gallica Farberkamille - Anthemis tinctoria Frauenmantel - Alchemilla vulgaris Gartenthymian - Thymus vulgaris Hauswurz Sempervivum tectorum Heilziest - Stachys officinalis Iris Iris florentina, sanguinea Johanniskraut - Hypericum perforatum Kamille, rmisch Chamaemelum nobilis Kerbel - Anthriscus cerefolium Knigskerze Lavendel - Lavandula angustifolia Lein Linum perennne Lungenkraut Pulmonaria officinalis Madonnenlilie - Lilium candidum Maggikraut - Levisticum officinale Marienblatt - Tanacetum balsamita Mariendistel - Silybum marianum Meerrettich - Armoracia rusticana Mohn - Papaver Muskatellersalbei - Salvia sclarea Odermennig - Agrimonia eupatoria Petersilie - Petroselinum crispum Pfefferminze - Mentha x piperita Pfennigkraut - Lysimachia nummularia Pfingstrose - Paeonia officinalis Quendel Thymus serphyllum Rainfarn - Tanacetum vulgare Raute - Ruta graveolens Ringelblume - Calendula officinalis Rosmarin - Rosmarinus officinalis Salbei - Salvia officinalis Sandthymian Thymus serphyllum Schafgarbe - Achillea millefolium Pflanzenart

Licht Sonne Sonne Sonne - Schatten Sonne - Schatten Sonne Sonne Sonne - Schatten Schatten Sonne Halbschatten Schatten Sonne Sonne Sonne - Halbschatten Sonne Sonne Sonne - Halbschatten Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne - Schatten Sonne Sonne Sonne Sonne - Schatten Sonne Sonne - Halbschatten Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne - Halbschatten Sonne - Halbschatten Sonne - Halbschatten Sonne - Halbschatten Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne Licht

Gieen nein ja viel ja nein nein anfangs viel ja nein ja nein viel nein ja nein viel nein nein nein nein nein nein viel nein nein nein ja ja ja nein nein ja egal ja nein ja ja viel viel nein nein nein ja nein ja nein nein Gieen

Dngen egal ja ja ja etwas etwas nein Humus nein Humus nein Humus egal viel ja ja nein nein nein nein nein nein Humus nein nein nein Humus etwas Humus nein nein ja viel etwas egal viel ja ja Humus nein nein nein ja nein etwas nein wenig Dngen

Schneiden falls er zu gro wird alte Stngel alte Stngel nach der Blte im Herbst nein, auer Ernte nein, auer Ernte nein Herbst oder Frhjahr nein Herbst oder Frhjahr Herbst oder Frhjahr Herbst oder Frhjahr Herbst oder Frhjahr nach der Blte nein Frhjahr nein alte Blten nein alte Stngel alte Stngel nein alte Pflanze entfernen Frhjahr, nach Blte Herbst nein alte Stngel Bltenstnde Bltenstnde alte Pflanze entfernen nein alte Stngel alte Pflanze entfernen alte Stngel nein alte Stngel nein alte Stngel nein alte Stngel alle zwei Jahre alte Pflanze entfernen ab und zu entspitzen ja nein alte Stngel Schneiden 17

18 Schlsselblume - Primula veris Schnittlauch -Allium schoenoprasum Steinklee Melilotus officinalis Stockrose - Alcea rosea Thymian - Thymus pulegoides Wermut Artemisia absinthium Winterzwiebel - Allium fistulosum Ysop Hyssopus officinalis Zitronenmelisse - Melissa officinalis Sonne Sonne - Halbschatten Sonne Sonne Sonne Sonne Sonne - Halbschatten Sonne Sonne ja viel nein ja nein ja ja nein nein ja ja nein ja nein egal ja etwas ja alte Stngel alte Stngel alte Stngel alte Stngel nein Herbst oder Frhjahr nein Herbst oder Frhjahr nach der Blte

PflanzenAchillea millefolium - Schafgarbe (VI - X)Geschichte: Schafgarbe gehrt zu den ltesten bekannten Heilpflanzen. Im Iran wurden in steinzeitlichen Grbern Schafgarbensamen gefunden. Diese Grber waren ca. 6oooo Jahre alt. Der nchste Hinweis findet sich in der griechischen Mythologie. Dort hat die Pflanze auch ihren Namen her. Der griechische Held und Krieger Achilles verwendete Schafgarbe, um die Wunden des Knigs der Myser zu heilen. Im ersten Jahrhundert n. Chr. verfasste der griechische Arzt Dioskurides ein fnfbndiges Heilkundebuch, in dem die Schafgarbe als Soldatenkraut gepriesen wird, weil sie Blutflsse und Wunden heilt. Auch der franzsiche Name herbe de Saint Joseph erinnert an die blutstillende Wirkung. Der hl. Joseph war Zimmermann und benutzte der Legende nach, als er sich verletzte, die Schafgarbe, um seine Wunde zu heilen. Im 12. Jahrhundert benutzte die btissin Hildegard von Bingen den Tee aus Blten und Blttern von Garwe, was soviel wie Gesundmacher bedeutet, gegen Atemwegserkrankungen, Hauterkrankungen, vegetative Krankheitsbilder u.a.. Im 16. Jahrhundert bezeichnete der italienische Arzt Matthiolus sie als ein kstlich Wundkraut bei allen ueren und inneren Wunden. In nordischen Lndern ersetzte die Pflanze den Hopfen bei der Bierbrauerei. In Deutschland wurden im 16.Jahrhundert die Frchte zu Konservierung von Wein verwendet. Sie wurde auch in Fenster und Tren gehngt, um die Pest abzuhalten und in vielen Gegenden war sie Bestandteil des Kruterbschels, das an Maria Himmelfahrt, dem alten Kruterweihtag (15.August) in der Kirche geweiht wurde und dann in Stlle und unters Dach gehngt wurde, um Blitz und anderen bsen Zauber abzuhalten. Kinder sollen schne Trume bekommen, wenn man ihnen ein Schafgarbenblatt aufs Auge legt. Heimat und Standort: Ursprnglich vom Kaukasus stammend hat sich die Schafgarbe inzwischen auf Europa, Nordamerika, Nordasien und Sdaustralien ausgebreitet. Schafgarbe kommt bei uns sehr hufig vor und zwar bevorzugt an trockenen mageren Standorten wie Wiesen, Weiden, ckern, Wegrndern, Bahndmmen, dland und Schuttpltzen. Anbauhinweise: Schafgarbe ist eine in Mitteleuropa vollkommen winterharte, sehr gengsame und widerstandsfhige Wildstaude. Sie bentigt volle Sonne, einen mig nhrstoffreichen, gut drainierten Boden und vertrgt auch Trockenheit. Nasse, feuchte Bden mag sie nicht. Man kann sie ausshen, da sie aber sehr schnell und durchsetzungsfreudig wchst, wird sie meist durch Teilung vermehrt. Man sollte die Pflanzen alle 24 Jahre im Frhjahr teilen und kann Teilstcke am selben Ort mit ca. 3o-6o cm Abstand wieder einpflanzen. Im Laufe des frhen Frhjahrs sollte man die alten Bltenstnde ganz unten abschneiden, damit die neue Blte wieder Platz hat. Man kann dies auch schon im Herbst tun, wenn die Bltenstnde unansehnlich sind, normal sind sie aber auch im Winter noch eine Zierde und vor allem blht die Pflanze oft bis in den Dezember hinein. Verwendung: Gesammelt und getrocknet werden hauptschlich das blhende Kraut und die Bltenkpfe im Juni-September. Man kann sie zu Tee verarbeiten (3Teel. pro Tasse Wasser 3x tglich) oder dem Badewasser zusetzen (50-75g Schafgarbe mit 1l kochendem Wasser bergieen, 20 Minuten stehenlassen und die Flssigkeit dem Bad zusetzen). Auch der frische Presaft kann getrunken werden (3x tgl.1Teel. in ein Glas Wasser). Im Frhjahr kann man die zarten jungen Triebe in den Salat tun, sollte allerdings nur kleine Mengen nehmen, da sie recht bitter sind. Auch als wrzende Beigabe in Kruterbutter, Quark, Suppen oder Saucen kann man sie verwenden. Auerdem ist sie traditioneller Bestandteil der Grndonnerstagssuppe. Auch zum Frben kann man Schafgarbe benutzen und erhlt je nach Zusatz gelbe bis grne Farbtne. Wirkstoffe: 0,5 % therisches l (Azulen, 8-10% Cineol, Pinen, Borneol, Kampfer, Limonen, ein Sesquiterpen, Isovalerian- und Salicylsure), Glykosid, Bitterstoffe (Achillein), Gerbstoffe, Harz, Aconitsure und etwas Blausure (0,003-0,007 %). Wirkung: 18

19 Azulen wirkt entzndungshemmend, schleimhautberuhigend und krampflsend. Frische Bltter knnen leicht zermust bei Verletzungen unterwegs als Erste-Hilfe-Pflaster aufgelegt werden. Im Winter kann man auch den Tee zu Umschlgen benutzen. Der Tee wirkt gut gegen Magen- und Darmstrungen, die mit Krmpfen einhergehen. Achillein wirkt anregend, tonisierend und zusammenziehend sowohl auf die Schleimhute und die Muskulatur als auch auf das Gefsystem Hmorhoiden, Krampfadern, blutstillend bei inneren Blutungen (Gebrmutterblutungen), aber auch uerlich als Erste-Hilfe-Pflaster. Der Tee wirkt anregend bei Appetitmangel und Schwchezustnden. Cineol wirkt antiseptisch, auswurffrdernd, verdauungsanregend und wurmwidrig. der hohe Gehalt an Kalium regt die Nieren an. Das wirkt gut bei Frhjahrskuren. frdert die Durchblutungsverhltnisse in der Gebrmutter und wirkt so krampflsend und menstruationsregulierend bei schmerzhaften Regelblutungen. Achtung! Schafgarbe enthlt geringe Mengen des giftigen Thujons und sollte daher nicht ber lngere Zeitrume (2-3 Monate) in hoher Dosierung genossen werden. Bei berdosierung u.U. Hautausschlge und Kopfschmerzen. Es gibt auch Allergien.

Agrimonia eupatoria - Odermennig (VI-VIII)Geschichte: Die Artenbezeichnung eupatoria stammt von Mithridates Eupator ( 3oo v. Chr.), dem Knig von Pontus, der ein Experte der Phytotherapie war. Odermennig war im antiken Griechenland eine geschtzte Heilpflanze. Dioskurides empfiehlt ihn, in altem Schweinefett fein zerstoen, bei schwer vernarbenden Geschwren. 700 Jahre spter erwhnt ihn der Benedektinerabt Walafrid Strabo (809-849) in seinem Gartenbuch und empfiehlt ihn gegen Leibschmerzen und Wunden. Die btissin Hildegard von Bingen benutzte den Tee aus Blttern und Blten bei Atemwegserkrankungen, inneren Erkrankungen und Hauterkrankungen. Matthiolus lobt ihn als hervorragendes Lebermittel, aber auch zum Baden ermdeter Fe und erfrorener Glieder. In buerlichen Ernteorakeln diente er als Anzeiger fr eine spte oder frhe Ernte. Blhte er spt, gab es auch eine spte Ernte. Oder man richtete die Saat danach, ob die Blten oben oder unten am dichtesten stehen, je nachdem ste man frher oder spter. Heute wird Odermennig nur noch gelegentlich benutzt. Heimat und Standort: Europa, Asien, inzwischen ber die ganze Erde verbreitet. Odermennig kommt relativ hufig wild vor und bevorzugt dabei sonnige, warme, halbtrockene Standorte, wie Waldrnder, Wege, Weiden und lichtes Gebsch. Er wchst auf allen Bodenarten. Anbauhinweise: Odermennig ist eine heimische Wildstaude, die einigermaen fruchtbaren gut drainierten Boden braucht. Sie vertrgt leichten Schatten, zieht jedoch volle Sonne vor. Man kann sie durch Aussaat oder Teilung vermehren, sie st sich auch leicht selbst aus. Abstand 15-25 cm. Verwendung: Die Bltter wurden frher gelegentlich zur Weinbereitung benutzt. Im Herbst kann man aus Odermennig einen gelben Farbstoff gewinnen. Zu Heilzwecken sammelt man die blhende Pflanze von Juni bis August und verwendet sie frisch oder getrocknet als Tee (1Teel. pro Liter) oder uerlich (Abkochung von 60120g pro Liter Wasser, frischer Pflanzenbrei) als Umschlag. Wirkstoffe: Gerbstoffe, Bitterstoffe, therische le und Harze. Wirkung: wirkt belebend, blutreinigend, wundheilend, zusammenziehend und antibiotisch Durchfall, MagenDarmbeschwerden, Gallenstauung und uerlich bei schwrenden Wunden und als Gurgelmittel bei Entzndungen des Mund- und Rachenraumes.

Alcea rosea = Althaea rosea - Stockmalve, Stockrose (VII-IX)Geschichte: Frher wurde Alcea rosea v. nigra feldmig angebaut, um daraus roten Lebensmittelfarbstoff zu gewinnen. Heute kann man Krutertees mit der dunkelroten, fast schwarzen Blte frben, ohne dass der Geschmack sich sehr ndert. Heimat und Standort: alte Zierpflanze aus dem Orient. Stockmalven werden hier hufig gepflanzt, vor allem in Bauerngrten. Selten trifft man sie verwildert an. Anbauhinweise: Die Pflanze ist zweijhrig bis staudig und braucht einen sehr guten tiefgrndigen humosen, sehr nahrhaften Boden und viel Sonne und Wrme. Steht sie zu trocken und hungrig, wird sie vom Malvenrost befallen. Das ist eine Pilzkrankheit, die sich durch rostrote Flecken auf den Blttern uert. Man sollte deshalb ausreichend gieen. Im Winter vertrgt die Pflanze die Nsse allerdings schlecht. Sie fault leicht. Stockrosen werden durch Aussaat vermehrt. Man st im Juli aus, bringt die Jungpflanzen im August auf Kulturbeete und pflanzt sie im folgenden Frhjahr an die endgltige Stelle. Dabei sollte man darauf achten, dass die Pfahlwurzel 19

20 gerade nach unten zeigt, da die Pflanze nur so zgig in die Tiefe wachsen kann und die Wasserversorgung auch bei Trockenheit gesichert ist. Stockmalven knnen bis zu 3m hoch werden und brauchen dann einen Pfahl zum anbinden oder eine windstille Ecke. Man kann sie aber auch im Frhjahr einkrzen. Dann entwickeln sich die Pflanzen eher zu niedrigeren Bschen. Wenn man sie nach der Blte zurckschneidet, so dass sie keine Samen bilden, kommen sie im nchsten Jahr meist wieder. Alcea rosea v. nigra ist dann sicher mehrjhrig. Verwendung: Man sammelt die Blten mitsamt den Kelchen und trocknet sie als Tee. Man nimmt zur Teeherstellung 1 Elffel pro Tasse Wasser. Die Zubereitung erfolgt als nicht zu heier Aufgu (vorher kalt ansetzen). 1-3 Tassen pro Tag. Frher wurde die Stockrose auch zum Frben von Likren verwendet. Wirkstoffe: Schleim, Gerbstoff, Strke, Phytosterin und Anthocyanfarbstoff (Althaein). Wirkung: Als Schleimdroge ist die Stockrose Bestandteil verschiedener Teemischungen gegen Husten und Bronchitis.

Alchemilla vulgaris - Frauenmantel (VI-VIII)Geschichte: Die ersten schriftlichen berlieferungen ber den Frauenmantel stammen von der hl. Hildegard, die ihn gegen Kehlgeschwre empfiehlt. Paracelsus rhmt seine Heilkraft bei ueren und inneren Wunden. In den Kruterbchern des 16. Jahrhundert findet man lange Abhandlungen ber seine Krafft und Wrckung. Lonicerus beschreibt ihn als recht Wunderkraut. Geschtzt war er aber vor allem als Frauenkraut, was Tabernaenontanus (begehrtes Kruterbuch des 17. Jahrhunderts) in deftigen Worten beschreibt: Dieses Kraut in Regenwasser gesotten / und mit demselbigen Wasser die heymlichen Oerten der Weiber gewaschen / dringet es dieselbigen zusammen / als wann sie Jungfrawen werend. Aber auch bei den Germanen wurde Frauenmantel benutzt. Er war Freya, der Gttin der Liebe und Fruchtbarkeit heilig und wurde bei abnehmendem Mond gesammelt, um die Blutfllsse der Frauen zu stillen und Wunden zu heilen. Spter wurde die heidnische Gttin Freya durch die Jungfrau Maria abgelst und der Frauenmantel galt als besonders heilkrftig, wenn man ihn an Maria Himmelfahrt oder Maria Geburt sammelte. Seinen Namen Alchemilla bekam er im Mittelalter, weil die Alchimisten damals glaubten, man knne mit den Tropfen, die morgens rund um die Bltter erscheinen, Metall in Gold verwandeln oder gar den Stein der Weisen herstellen. Das Waschen mit diesem Tau sollte den Frauen eine schne Gesichtshaut machen. Bei den Tropfen handelt es sich aber nicht um Tau, sondern um einen aktiv von den Blttern ausgeschwitzten Wassertropfen, einen sogenannten Guttationstropfen. In Island galt der Frauenmantel als heilige Pflanze. Heimat und Standort: ganz Europa und Nordasien, Grnland, stlicher Teil Nordamerikas, besonders in Gebirgen. Frauenmantel liebt feuchte, frische Wiesen, Weiden und Lichtungen auf nhrstoffreichen, stickstoffhaltigen, aber meist kalkfreien, sauer-humosen und khlen Lehmbden. Er kommt hufig auf frischen Gebirgswiesen vor. Anbauhinweise: Frauenmantel ist eine winterharte Wildstaude, die sich besonders gut als Bodendecker eignet. Er mag es gerne khl und vertrgt Schatten. Wenn es khl und feucht genug ist, steht gerne in der vollen Sonne. Man kann ihn ausshen oder im Frhjahr vorsichtig die alten Wurzelstcke teilen und mit 10-15 cm Abstand einpflanzen. Ansonsten braucht er kaum Pflege. Verwendung: Man sammelt die jungen Bltter von April bis August, das blhende Kraut von Mai bis September. Die Bltter kann man in kleinen Mengen zu Krutergerichten geben. Sie schmecken allerdings recht herb. Das blhende Kraut wird entweder als Tee getrocknet oder als Presssaft oder Badezusatz verwendet. Man kann mit Frauenmantel auch frben. Je nach Beize erhlt man gelbbraune bis gelbgrne Farbtne. Wirkstoffe: Gerbstoffe, Bitterstoffe, etwas therisches l. Wirkung: zusammenziehend, blutstillend uerlich als Presaft, Blattbrei oder Aufgu ( 120-150g pro l Wasser) auf Wunden, Geschwre, als Splmittel nach Zhneziehen und Zahnfleischbluten. Magen- und Darmstrungen, sowie unspezifische Durchfallerkrankungen in der Volksmedizin als Gesichtswasser bei groporiger Haut und Sommersprossen

Allium fistulosum - WinterzwiebelDie Winterzwiebel wird in der chinesischen Kche viel gebraucht. Es ist die am weitesten verbreitete Zwiebel in Sdostasien. Die medizinische Verwendung wurde schon um 100 n. Chr. in einem Kruterbuch beschrieben. Bei uns kommt sie gelegentlich verwildert vor, ursprnglich stammt sie aber aus Sibirien. - Die Winterheckezwiebel ist ausdauernd und kann bei mildem Wetter auch im Winter beerntet werden. Man kann die ganze Pflanze verwenden. Sie regt die Verdauung an, wirkt antibiotisch, harntreibend, entzndungshemmend, fiebersenkend

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21 und senkt den Cholesterinspiegel. Die Chinesen trinken den frischen Absud im Anfangsstadium von Erkltungskrankheiten.

Allium schoenoprasum - Schnittlauch (VI-VII)Geschichte: Schnittlauch gelangte im Mittelalter von Italien nach Deutschland. Er wird in mittelalterlichen Kruterbchern oft erwhnt. Heimat und Standort: Flusstler Asiens und Europas. Schnittlauch kommt selten wild vor. Wenn er auftritt, wchst er gesellig in Flachmoor- und Strandgesellschaften auf nassen, milden und etwas stickstoffbeeinfluten Torf- und Humussand-Bden. Anbauhinweise: Schnittlauch ist ein winterhartes Zwiebelgewchs und sollte an sonniger bis halbschattiger Stelle in einem feuchten, lehmhaltigen nhrstoffreichen Boden stehen. Er ist fr gelegentliche Kalk-, Kompostund Wassergaben und gelegentliches Hacken sehr dankbar. Schnittlauch darf whrend der Wachstumsphase nie austrocknen. Um die Bestockung zu frdern, ist es gut, mglichst frh die Bltentriebe zu entfernen. Ist man nicht so stark auf groe Ernten und starke Vermehrung aus, kann man sie aber auch wachsen lassen, da sie sehr hbsch sind. Sie halten sich in der Vase recht lange. Ernten kann man mehrmals im Jahr, sollte aber nicht zu tief und nicht zu oft schneiden, damit sich die Pflanze immer wieder erholen kann. Sie braucht unbedingt grne Bltter, da sie mit dem Blattgrn die Energie zum Wachsen aufnimmt. Jedes 2. Jahr sollte man die Schnittlauchhorste im Frhjahr oder Herbst teilen und neu pflanzen (25x25cm). Man kann Schnittlauch auch aus Samen ziehen, sollte aber auf sehr frischen Samen achten, da der Samen schnell seine Keimkraft verliert. Im Erwerbsgemsebau wird nur ausgest, da sich die bei der Ernte strenden Blten erst im zweiten Jahr bilden. Die Aussaat erfolgt im Mrz im Gewchshaus (Keimdauer 2 Wochen bei 20C). Wenn die Pflanzen stark genug sind, knnen sie in Klumpen ins Freiland gesetzt werden. Es gibt inzwischen viele Sorten. Die grorhrigen Sorten sind schrfer und grber im Geschmack, als die feinrhrigen Sorten, bringen aber auch mehr Ertrag. Als Hobbygrtner sollte man den feinen, milden Geschmack der feinrhrigen Sorten einmal versuchen. Erwhnt sei die Schnittlauchtreiberei. Man nimmt Sorten, die extra darauf gezchtet sind, mit den schlechten Lichtverhltnissen im Winter zurechtzukommen (z.B. Sperlings Grolau). Man grbt die Pflanzen im Oktober aus, lsst sie unter Dach richtig trocknen, bis das Laub braun und drr ist und sich leicht abstreifen lsst, topft sie ein und holt sie ins Haus. Nun kann man mit lauwarmem Wasser gieen und den Schnittlauch bei Zimmertemperatur treiben lassen. Spter stellt man ihn etwas khler (12-15C, mglichst hell) und kann dann den Winter ber ernten. Im Frhling pflanzt man die Pflanzen wieder ins Freiland, gibt ihnen den Sommer ber Erholungsurlaub und kann sie im Herbst hereinholen um erneut zu treiben. Verwendung: Schnittlauch wird nur frisch als Kchengewrz verwendet (Beim Einfrieren wird er matschig und glitschig, beim Trocknen verliert er sein Aroma). Er kann vielseitig verwendet werden: z.B. an SalateTomaten-, Gurken-, Kartoffel- oder Kopfsalat aber auch an Krabben- Fisch-, Wurst- und Eiersalat. Auch in Verbindung mit Gervais, Quark, Omelette, Kartoffeln, Butter, zu gegrilltem Fisch, in Sahnesoe, zu Kochfisch oder Suppenfleisch oder auf einem Vollkornbrot mit Butter ist Schnittlauch nicht zu verachten. Wirkstoffe: schwefelhaltige Aminosuren (Alliine), hoher Gehalt an Vitamin C und A (Schnittlauch hat doppelt soviel Vitamin C, wie Zitronen), Jod, Eisen, Silizium. Wirkung: blutreinigend, verdauungsfrdernd, appetitanregend, jedoch milder als die anderen Alliumarten.

Althaea officinalis - Eibisch (VII)Geschichte: Der Eibisch wurde 400 v.Chr. vom griechischen Arzt Hippokrates wegen seiner wundheilenden Kraft gerhmt. 500 Jahre spter wurde er in Griechenland als Mittel gegen Harnverhalten, Durchfall, Steinleiden, Nervenschmerzen, Brandwunden und Wunden benutzt. Im Mittelalter war er eine sehr geschtzte Heilpflanze und wurde als schleimlsendes, harntreibendes Mittel benutzt. Aus den Klstern heraus verbreitete er sich in die Bauerngrten und war ein beliebtes Volksheilmittel gegen Husten, Heiserkeit, Durchfall, Blasenleiden und Wunden. Heimat und Standort: Eibisch soll ursprnglich in den Gebieten des Kaspischen, des Schwarzen und des Ostmittelmeeres heimisch gewesen sein. Inzwischen findet man ihn in Sd- und Westeuropa, in Westasien sowie im nordstlichen Nordamerika. Er bevorzugt feuchte Wiesen, Wiesengrben, feuchte Gebsche und man findet ihn besonders oft an salzhaltigen Stellen wie Salinen, Brackwasserrhrichten oder dem Meeresstrand. Er ist selten geworden, wird aber hufig in Grten angebaut. Wildlebende Populationen sind geschtzt und drfen nicht gesammelt werden

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22 Anbauhinweise: Eibisch ist eine Wildstaude und liebt humusreichen, feuchten, salzhaltigen, sandigen Boden und volle Sonne. Heie und trockene Sommer im Sden vertrgt er schlecht. Er kann durch Aussaat im Frhjahr im Haus oder im Sommer bis Herbst im Freiland, sobald die Samen reif sind, vermehrt werden. Im Frhjahr kann man die Pflanzen teilen. Bei der Teilung muss man die Wurzeln mit einem scharfen Messer so zerlegen, dass an jedem Teilstck noch mindestens eine Knospe sitzt. Pflanzabstand 30-45cm. Im Herbst sollte man den Eibisch zurckschneiden. Verwendung: Man verwendet hauptschlich die Wurzeln mehrjhriger Pflanzen und grbt sie am besten im Sptherbst aus, da sie dann den hchsten Schleimgehalt haben. Im Sptherbst kann der Schleimgehalt bis zu 36 % betragen. Im Schnitt liegt er aber bei 15 %, whrend er den Rest des Jahres bei 5 - 7 % liegt. Die Blatt- und Bltendroge weist ca. 6 - 7 % Schleim auf. Die Bltter sammelt man im Mai - Juni, die Blten im Juli - August. Bei der Teezubereitung muss man darauf achten, dass der Tee nicht zu hei wird. Eibisch enthlt Strke, die beim Kochen quellen wrde und die Schleimstoffe festhalten wrde. Deshalb setzt man einen Kaltwasserauszug an ( 1 - 2 Esslffel Wurzel pro Tasse ), lsst ihn ca. 12 Stunden ziehen und erwrmt ihn dann mig. Man kann auch Sirup und Sfte aus der Pflanze herstellen oder die Wurzel statt Zhneputzen kauen. Fr die uerliche Anwendung kocht man aus der ganzen Pflanze einen Brei, den man auf die Wunde legt, oder benutzt die Pflanze als beruhigenden Badezusatz. Den Tee aus Blttern kann man als Gesichtswasser benutzen. Frher wurden die Wurzelstcke auch als Schnuller benutzt. Auerdem hat man in England die Wurzel kandiert. Das waren die berhmten Marshmallows, die heute jedoch aus anderen Zutaten hergestellt werden. Die jungen Triebe und Bltter verwendete man als Salat und Gemse. Junge Stngel legte man auch in Essig ein. Wirkstoffe: Schleim, Pektin, Strke, Zucker, Asparagin, Fett, Mineralien, etwas Betain und einen lezithinhnlichen Stoff. Wirkung: Eibisch ist sehr nhrstoffreich Krftigungsmittel die Schleimstoffe schtzen Haut und Schleimhute vor Reizen und wirken daher reizmildernd, entzndungswidrig, einhllend und schleimlsend Magen-Darm-Katarrh, Magengeschwr, Rachenkatarrh, Heiserkeit, Entzndungen, Abszesse, Geschwre. Die Schleimstoffe werden so gut wie nicht vom Krper aufgenommen, knnen daher also auch nicht berall wirken, z.B. nicht an den Schleimhuten der tieferen Luftwege oder der Harnwege. Die schlechte Aufnahmefhigkeit der Schleimstoffe kann man auch ausnutzen, z.B. bei der Verabreichung rtlich stark reizender Arzneien, indem man sie mit Eibisch zusammen verordnet, oder indem man Arzneien, die rtlich auf die Schleimhute wirken sollen in Eibischschleim hllt, so dass diese dann ebenfalls schlecht aufgenommen werden und an Ort und Stelle bleiben.

Anthemis tinctoria - Frberkamille (VII-IX)Geschichte: Frher war die Frberei in Haushalten blich, wie Kochbcher aus dem Mittelalter zeigen, in denen oftmals ein Kapitel ber das Frben mit Pflanzen eingegliedert war. Dazu wurden hauptschlich einheimische Pflanzen benutzt. Zum Gelbfrben gab es in Mitteleuropa eine Flle von Krutern und Rinden, die jedoch alle Mngel in der Lichtechtheit aufwiesen. Die bekanntesten gelbfrbenden Pflanzen im Mittelalter waren der Wau (Reseda luteola) und die Saflordistel (Carthamus tinctoria), die in Deutschland extra zum Frben angebaut wurden. Auerdem gab es den sehr teuren Safran, der schon bei Griechen und Rmern in Mode war. Anbauversuche in Deutschland scheiterten in khlen Jahren an der Witterung und wurden daher wieder aufgegeben. Heimat und Standort: Sd- und Mitteleuropa, Westasien, in Nordamerika eingeschleppt. Frberkamille liebt warme sonnige Stellen auf nhrstoffreichen mild-humosen Kalklehm-, Kalksand- und Tonbden, wie z. B. Steppenrasen, steinige Weg- und Bahndmme, Steinbrche und wchst als Unkraut im Getreide. Anbauhinweise: Frberkamille ist zweijhrig bis ausdauernd und wird durch Aussaat vermehrt. Sie liebt Sonne und vertrgt gut Trockenheit. Verwendung: Man kann die Blten zum Gelbfrben von Wolle benutzen. Sie eignen sich auch gut fr die Vase.

Anthriscus cerefolium - Kerbel (VI)Geschichte: Kerbel wurde bereits von den Rmern verwendet und kam im frhen Mittelalter nach Mitteleuropa. Heimat und Standort: ursprnglich aus Sdosteuropa und Westasien, hier verwildert in wrmeliebenden Unkrautgesellschaften besonders in Waldnhe und in Grten.

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23 Anbauhinweise: Kerbel liebt leichten, humosen und gengend feuchten Boden mglichst im Halbschatten. Er ist dankbar, wenn man vor der Aussaat den Boden mit etwas Kompost anreichert. Heies Klima vertrgt er schlecht. Er wird normalerweise im Garten einjhrig gezogen, d.h. er muss jedes Jahr neu ausgest werden. Das Saatgut bleibt 3 Jahre keimfhig. Sobald man im Frhling aufs Land kann (Mrz, April), kann man den Kerbel an Ort und Stelle ausshen. Die Samen werden dabei leicht in die Erde gedrckt. Ein Reihenabstand von 10cm gengt. 6 Wochen nach der Aussaat kann schon mit der Ernte begonnen werden. Zu empfehlen ist auch eine Herbstsaat. Will man den ganzen Sommer ber frisches Kraut ernten, muss man fter in Folge ausshen, da der Kerbel recht schnell anfngt zu blhen, besonders im Sommer. Durch Ausbrechen der Bltenstnde kann man die Blte hinauszgern. Man kann die weichen Bltenstngel und Blten mit verwenden. Am besten ist es, den Kerbel nur in den klteren Jahreszeiten zu ziehen und im Sommer als Ersatz den franzsischen Estragon zu verwenden. Man kann einige Pflanzen blhen lassen, da sie sich dann selbst ausshen. Es gibt kraus- und glattblttrige Kulturformen. Die krausblttrigen Sorten sind wegen der Verwechslungsgefahr mit der giftigen Hundspetersilie vorzuziehen. Verwendung: Man erntet die Kerbelbltter vor der Blte und verwendet sie frisch als Gewrz zu Frhlingssuppe, Krutersauce, Kruterkchlein, Kruterbutter und Tomatensalat. Sie sollten nicht mitgekocht werden, da sie sonst ihr Aroma verlieren. Man kann sie aus demselben Grund auch schlecht trocknen. Kerbel ist Hauptbestandteil der fines herbes. Ganz groe Vorsicht ist bei der Sammlung wildwachsender Exemplare geboten! Kerbel wird sehr leicht mit der giftigen Hundspetersilie verwechselt und es sind schon schwere Vergiftungen aufgetreten. Wirkstoffe: therisches l mit Methylchavicol als Hauptkomponente, Apiin Wirkung: der Tee aus getrockneten Blttern wirkt harntreibend frischer Presaft wird bei Frhjahrskuren verwendet Kompressen aus zerdrcktem frischen Kerbel sollen wundheilend wirken.

Armoracia rusticana - Meerrettich (VI-VII)Geschichte: Seit dem 12.Jh. ist der Meerech, wie er von der hl. Hildegard genannt wurde, in Mitteleuropa heimisch, seine Verwendung als Heil- und Gewrzpflanze ist slawischen Ursprungs. Tabernaemontanus berichtet vom Meerrettichwasser: Dis Wasser kann zu allen Gebrechen gebrauchet werden / treibt den Harn und den Stein gewaltiger / und zertheilt allen groen Schleim der Phlegmata /... Er ist eine wichtige Bauerngartenpflanze und fand auch in der Volksmedizin gegen Husten und Heiserkeit, sowie gegen Nervenschmerzen und Rheuma seine Verwendung. Auerdem galt ein Stckchen getrockneter Meerrettich in der Tasche als Glcksbringer und sollte vor Hexen, Drachen und wtenden Hunden schtzen und vor allem, der Geldbeutel sollte das ganze Jahr ber nicht leer werden. Heimat und Standort: Sdost- und Mitteleuropa, verwildert an Grben und auf Schuttpltzen, meist an nitratund ammoniakreichen Stellen, wie z.B. Mistabflssen. Anbauhinweise: Meerrettich ist eine winterharte Staude und liebt nhrstoffreiche, tiefgrndige, etwas feuchte Bden. Er mag auch gerne etwas Stallmist. Im Mrz oder April werden die ca. 20-30 cm langen Stcke der Seitenwurzeln (Fechser) schrg in Erddmme gelegt, so dass sie ca. 8 - 10 cm hoch mit Erde bedeckt sind. Das dicke Ende muss dabei nach oben zeigen. Im Juli oder August legt man die Wurzeln frei und reibt die feinen Wurzel am oberen Teil des Fechsers ab, damit man spter schne Meerrettichstangen erhlt. Im Herbst kann man die Wurzeln ausgraben und im Keller in Sand einschlagen oder einfrieren. Schlt man sie und wickelt sie in dicke Alufolie, kann man sie einfrieren und bei Bedarf gefroren reiben. Die Seitenwurzeln verwendet man wieder als Fechser. Die Samen des Meerrettichs reifen normalerweise nicht aus. Verwendung: Verwendet wird die frische Wurzel. Man grbt sie im Sptherbst aus und kann sie bis zum Frhjahr im kalten Keller in Sand einschlagen und nach Bedarf verwenden. Meerrettich ist in der Kche vielseitig einsetzbar: zu geruchertem Fleisch, mit Quark oder Mayonnaise vermischt und mit geriebenen pfeln, Tomatenketchup oder Senf abgeschmeckt, zu kaltem Fleisch, Fisch oder zu Fleischfondue, als Meerrettichsoe zu Kochfisch und Ochsenfleisch oder als Brotaufstrich. Dabei sollte man darauf achten, dass man den Meerrettich nicht zu stark erhitzt (siehe unten). Es ist auch mglich, die Wurzeln zu reiben und in Essig zu konservieren, tiefgefrieren oder in Sand einlegen ist aber besser. Will man eine medizinische Wirkung erzielen, muss man den Meerrettich frisch genieen und darf ihn nicht ber 40 C erhitzen, da dabei das Ferment Myrosinase zerstrt wird, das fr die Senflabspaltung zustndig ist. Die Abspaltung des Senfls setzt beim Zerreiben oder Zerkauen der Wurzel ein (stechender Geruch, brennend scharfer Geschmack). 10 - 20g Meerrettich am Tag sind fr eine gute Wirkung ausreichend. Man kann den Meerrettich auch als Frischbreikompresse auflegen (nicht lnger als 5 - 10 Minuten lang). 23

24 Wenig bekannt ist, dass man auch den Neuaustrieb (mglichst gebleicht) und die Blten zum Wrzen verwenden kann. Wirkstoffe: Senflglykoside, Senfle, antibiotisch wirkende Stoffe, Vitamin C. Die Senfle sind fettlslich und werden daher leicht vom Krper aufgenommen. Wirkung: wirkt antibiotisch und desinfizierend. Nach der Aufnahme der Meerrettichwirkstoffe vom Darm werden sie an die roten Blutkrperchen gebunden und kommen meist erst nach ihrer Abkoppelung an Orten der Ausscheidung (Harnwege und Atemwege) zur Wirkung. Es wurde aber auch in Krperzellen eine antibiotische Wirkung nachgewiesen. Die Hemmung des Bakterienwachstums erstreckt sich auf eine ganze Anzahl von Bakterien, es wurde sogar nachgewiesen, dass die Vermehrung des Influenza-Virus vllig gehemmt wird. Nierenbecken-, Harnleiter- und Blasenentzndung, Mandelentzndung, grippale Infekte, Bronchialkatarrh, Rippenfellentzndung, ( bei letzteren auch uerlich, da die Senfle durch die Haut gut aufgenommen werden). wirkt schleimlsend und hustenreizlindernd, was die Anwendung bei Atemwegserkrankungen noch sinnvoller macht. uerlich gegen Muskel-, Nerven-, Magen- und Rheumaschmerzen, auch bei Insektenst