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Kollegiale Fallberatung und Intervision: Ein Weg zur Psychohygiene im inklusiven Setting Axel Ramberg Leibniz Universität Hannover

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Kollegiale Fallberatung und Intervision:

Ein Weg zur Psychohygiene im inklusiven Setting

Axel RambergLeibniz Universität Hannover

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Einstieg Darstellung des Ablaufplans

Grundlagen der Beratung Begrifflichkeiten und Definitionen Formen und Theorien (kurze Pause)

Beraten ganz praktisch (Arbeitsphase I) Techniken verwenden „Ich höre was, was du nicht hörst“ (Mittagspause)

Kollegiale Fallberatung (Arbeitsphase II) Grundlagen der TZI Verlaufplan einer kollegialen Intervision

Abschluss Zusammenfassung der Ergebnisse

Tagesablauf

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Allgemeines: Beratung ist ein zentraler Bestandteil jeglicher pädagogischer

Arbeit Findet täglich im „Miteinander“ statt Im sonderpädagogischen Bereich ist Beratung ein

verpflichtender Arbeitsinhalt laut Erlass von 2005

I.7: „Zur sonderpädagogischen Förderung gehören … Beratungsangebote im schulischen und außerschulischen

Umfeld …“. (MK 2005)

Grundlagen der Beratung

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Bei allen Vorgaben aus dem Erlass existiert noch keine einheitliche konzeptionelle Identität von Beratung Vielfältige Angebote; vielfältige Theorieannahmen

Versuch der Etablierung neben der Psychotherapie (Psychoanalyse und Verhaltenstherapie)

Lebenspraxis ist meist schneller als Konzeptualisierung es folgen immer mehr Ansätze Coaching, Supervision, Intervision, Mentoring,

Kommunikationstraining, Mediation, ….

Grundlagen der Beratung

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Definition: Einheitliche Definition erscheint aufgrund der Vielfältigkeit

schwierig Oftmals tauchen Fragen auf nach Abgrenzung …

… zur Erziehung (allgemein gehalten, langfristig und an allgemeinen gesellschaftlichen Faktoren ausgerichtet)

… zur Therapie (speziell auf das Individuum ausgerichtet; länger angelegt und weniger informativ)

Gerade im pädagogischen Bereich verschwimmt immer mehr die Grenze: Ist Pädagogik grundsätzlich eine Beratungswissenschaft?

Grundlagen der Beratung

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Ein Versuch zur Differenzierung:

Grundlagen der Beratung

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Wissenschaftliche Einordnung: Beratung bezieht sich auf die Bereiche der Soziologie, der

Pädagogik, der Psychologie sowie der Psychotherapie

Grundlagen der Beratung

Soziologie Pädagogik Psychologie

Pädagogische

Psychologie

Klinische

Psychologie

PsychotherapieBERATUNG

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Mögliche Definitionen:

„Beratung ist in ihrem Kern jene Form einer interventiven und präventiven helfenden Beziehung, in der ein Berater mittels

sprachlicher Kommunikation und auf der Grundlage anregender und stützender Methoden innerhalb eines vergleichsweise kurzen

Zeitraumes versucht, bei einem desorientierten, inadäquat belasteten Klienten einen auf kognitiv-emotionale Einsicht fundierten aktiven

Lernprozess in Gang zu bringen, in dessen Verlauf seine Selbsthilfebereitschaft, seine Selbststeuerungsfähigkeit und seine

Handlungskompetenz verbessert werden können.“Dietrich (1983)

Grundlagen der Beratung

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Mögliche Definitionen:

„Beratung ist eine freiwillige, kurzfristige, oft nur situative, soziale Interaktion zwischen Ratsuchenden (Klienten) und Berater mit dem Ziel, im Beratungsprozess eine Entscheidungshilfe zur Bewältigung

eines vom Klienten vorgegebenen aktuellen Problems durch Vermittlung von Informationen und/oder Einüben von Fertigkeiten

gemeinsam zu erarbeiten.“Schwarzer & Posse (1986)

Grundlagen der Beratung

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Mögliche Definitionen:

„Beratung ist eine professionelle, wissenschaftlich fundierte Hilfe, welche Rat- und Hilfesuchenden Einzelnen und Gruppen auf der Basis

des kommunikativen Miteinander vorübergehend, in Krisensituationen sowie in sonstigen Konfliktlagen aktuell und

nachbetreuend, dient. Somit darf Beratung keinesfalls bestimmte Entscheidungen dem Ratsuchenden aufdrängen bzw. diese durch verdeckten Machtmissbrauch erzwingen. Kennzeichnend für das

spezifische dieses Kontaktes ist, dass die Probleme des Ratsuchenden den Mittelpunkt bilden.“

Brem-Gräser (1993)

Grundlagen der Beratung

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Mögliche Definitionen:

„Beratung ist eine zusammenfassende Bezeichnung für die Erteilung von Entscheidungs- und Orientierungshilfen

durch ausgebildete Fachkräfte (z.B. Ärzte, Psychologen, Pädagogen, Sozialarbeiter) in Einzel- und

Gruppengesprächen.“Fröhlich (1998)

Grundlagen der Beratung

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Grundlegende Komponenten der Beratung sind demnach: Ein Berater Ein Klient Die Interaktion/Kommunikation zwischen beiden

Grundlegende Annahmen sind demnach: Jeder Ratsuchende kennt sein Problem am besten Jeder Mensch ist fähig zur Selbstregulierung Beratung ist ein kontinuierlicher Kommunikationsprozess

zwischen Berater und Klient

Grundlagen der Beratung

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Letztlich ist Beratung zu verstehen als „Hilfe zur Selbsthilfe“ Grundvoraussetzung dafür ist die häufig genannte

Freiwilligkeit Dabei muss Beratung multidimensional, interdisziplinär und

kontextbezogen sein Der „Hilfe zur Selbsthilfe“ liegen folgende Lernziele zugrunde:

Bestimmung des eigenen Problems Definition erreichbarer Ziele Treffen reflektierter Entscheidungen Entwerfen von Handlungsplänen Entdecken und Nutzen von Ressourcen Überprüfung eingeleiteter Handlungen auf ihre Effektivität

Grundlagen der Beratung

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Beratung wird immer mehr in Anspruch genommen Beratungsboom seit Mitte der 90er Jahre Individualisierung und Pluralisierung der Gesellschaft machen neue

Kompetenzen zur Lebensbewältigung nötig Geht vom Anspruch her über Psychotherapie hinaus (Angebot für

alle) Welche Anlässe von allgemeiner Beratung gibt es? Grundsätzlich sind drei Gruppen zu unterscheiden:

Informationsbedarf Inadäquate Belastung, bzw. Entlastung Prävention zur Verhinderung antizipierter Probleme

Der Beratungsbedarf bemisst sich dabei nach der Diskrepanz zwischen einem Ist-Stand und einem Soll-Stand, der vom Subjekt individuelle unterschiedlich erlebt wird

Grundlagen der Beratung

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Formen und Strukturen von Beratung Beratung wird abhängig vom Setting oder vom Konzept

ausgeführt: mittelbare vs. unmittelbare Beratung fremde vs. vertraute Umgebung Fremdberatung vs. Selbstberatung professionelle vs. nicht professionelle Beratung Expertenberatung vs. Prozessberatung

Grundlagen der Beratung

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Des Weiteren wird unterschieden zwischen Einzel-, Team-, Gruppen- , Institutions- oder Systemberatung Einzelberatung: klassisches Setting; festes Arbeitsbündnis zwischen

Berater und Ratsuchendem Teamberatung: eine feste Gruppe arbeitet über einen längeren

Zeitraum an einem festen Gegenstand; oft in der sonderpädagogischen Praxis anzufinden

Gruppenberatung: auf einen Ratsuchenden kommen mindestens drei Berater, die über einen längeren, fest vereinbarten Zeitraum beraterisch tätig sind; Beispiel: alle Lehrer einer Klasse machen systemorientierte Fallarbeit; die Ratsuchenden kommen meist aus anderen Einrichtungen

Institutionsberatung: Erhöhung der Effektivität einer Institution durch die Beratung von außen

Systemberatung: Beratung erfolgt in möglichst groß vernetzten Systemen unter Einbezug vieler am System Beteiligter

Grundlagen der Beratung

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Beratung selbst kann dabei in sich sehr unterschiedlich strukturiert sein

Mutzeck (2008) unterscheidet zwischen … … direktiver Beratung, in der ein Berater lenkt und

bestimmt (Beziehung asymmetrisch/vertikal) … nicht direktiver Beratung, in der die Beziehung als

kooperativ verstanden wird (Hilfestellungen, wodurch die Beziehung symmetrisch/horizontal wird und ohne Hierarchie auskommt)

Grundlagen der Beratung

Mutzek 2008

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Frage: Ist eine rein symmetrische Beziehung im Beratungsprozess möglich?

Besser: Trennung von personaler und funktionaler Ebene in der Beziehung:

Grundlagen der Beratung

Fuhr 2002

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Theoretische Ansätze von Beratung Wie bei den Definitionen gibt es nicht „die“ Beratungstheorie

hinter jeder Beratungsmethode stehen verschiedene Handlungstheorien, Störungstheorien und vor allem Menschenbildannahmen

bilden den Rahmen in dessen Kern die Beratungskonzeption liegt

Menschenbilder entstehen aus internalisierten Sozialisationsprozessen und müssen ständig reflektiert werden

Grundlagen der Beratung

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Grundlagen der Beratung

Zugrunde gelegte Menschenbildannahmen

Handlungs- und Störungstheorie

Beratungskonzeption

i. e. S.

Mutzek 2008

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Wichtig dabei ist zu beachten: nicht nur der Beratende hat ein spezielles

Menschenbild/theoretische Vorannahme; auch der Ratsuchende hat subjektive Vorstellungen oder Menschenbilder

Passung wichtig (i.S. der Vermittlung zwischen subjektiver und wissenschaftlicher Theorie)

verschiedene theoretische Ansätze von Beratung können sein: psychoanalytische gestalttherapeutische psychodramatische systemische gesprächszentrierte themenzentrierte

Grundlagen der Beratung

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Kurze Pause

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Unabhängig von der Beratungstheorie sollte der Berater nach McLeod über folgende Kompetenzen verfügen: Interpersonale Fertigkeiten (der Berater muss zuhören

können, strukturieren und angemessen kommunizieren können sowie geistig präsent sein)

Persönliche Überzeugungen und Einstellungen (der Berater akzeptiert den Klienten als Person und glaubt an sein Veränderungspotential)

Konzeptionelle Fertigkeiten (der Berater kann die Probleme des Klienten angemessen einschätzen und beraterische Handlungen konzipieren)

Beratung ganz praktisch

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Persönliche Integrität (den Berater leiten keine persönlichen Motive; er kann sich vom Klienten abgrenzen und ihm gleichzeitig vom Verständnis nahe sein)

Fähigkeit, soziale Systeme zu verstehen und mit ihnen zu arbeiten (der Berater hat Kenntnisse von Netzwerken und Familien- oder Arbeitsbeziehungen und nimmt eigene Unterstützung/Supervision in Anspruch)

Beherrschung beratersicher Techniken (der Berater hat Wissen über Beratungstechniken und kann diese umsetzen; Repertoire an Interventionsmöglichkeiten)

Beratung ganz praktisch

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Zentrale Techniken des Beratungsgespräches Für jedes Beratungsgespräch bieten sich spezielle Techniken an, um den

Gesprächsprozess „am Laufen“ zu halten:

Spiegeln (verbales oder nonverbales Einschwingen auf den Gesprächspartner; Mitgehen)

Klären; Nachfragen (ungeklärte Variablen z.B. nach Zeit, Kontext oder Dritten

Verbalisieren (wahrgenommene Emotionen verwörtern) Paraphrasieren (Wiederholung, Umschreibung, Zusammenfassung des

Gesagten zur Klärung des Verstehens; z.B. „Du meinst also, dass …/“Meinst du, dass …)

Aktives Zuhören (aufmerksames, wertfreies Zuhören ohne Unterbrechungen; verbale und nonverbale Signale für die Aufmerksamkeit senden)

Beratung ganz praktisch

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Kleingruppenarbeit (ca. 45 min) Bildung von Dreiergruppen Kurze Darstellung des praktischen Ablaufplans Gruppenarbeit Zusammentragen der Ergebnisse

Beratung ganz praktisch

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Pause

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Idealtypische Beratungssituation: Freiwilligkeit Motivation Kooperationsbereitschaft

Ziele der Beratung: Einleitung von Problemlösungsprozessen Herstellung offener Beziehungen Hilfe zur Wahrnehmung von Problemen Unterstützung der Unabhängigkeit und der Selbsthilfe

Kann erreicht werden im Rahmen von Intervision

Kollegiale Fallberatung

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Intervision: Ursprung in Japan als problem- und ergebnisorientierte

Kommunikation Intervisionsstrukturen:

zunächst externer Berater dann: Leiter aus der Gruppe Wechsel im Rotationsprinzip jedes Gruppenmitglied ist Hilfesuchender und Helfender führt zu kollegialer Unterstützung kollegialer Beratung

es geht um systematische Reflexion, individuelle Rückmeldungen; Unterstützung bei Problemen; Austausch von Wissen und Erfahrung

Psychohygiene

Kollegiale Fallberatung

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Für die kollegiale Beratung bietet sich eine theoretischer Hintergrund an, der alle Faktoren eines lebendigen Gruppengeschehens erfasst

Themen-Zentrierte-Interaktion

Kollegiale Fallberatung

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TZI – Allgemeines wurde von Ruth Cohn begründet erste Ideen: „Gegenübertragungsworkshop“

Cohn spricht von Erlebnistherapien bzw. „lebendigem Lernen“

wichtig sind die zentralen Begriffe: Themenzentriert (Konzentration auf eine bedeutsame

Aufgabe) Interaktion (gemeinsame Entwicklung von

Individuum und Gruppe)

Kollegiale Fallberatung

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Theoretische und philosophische Hintergründe der TZI

Die Humanistische Psychologie im Zentrum steht der Mensch mit seinen

Wachstumsmöglichkeiten; das Human-Sein beschäftigt sich mit Wertefragen und

Werteverletzungen (ethische Reflexion wichtig)

Kollegiale Fallberatung

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Theoretische und philosophische Hintergründe der TZI

Psychoanalyse Grenzen des Menschen (Unbewusstes)

Bewusstwerdung enthält die wichtigen Kernpunkte der Übertragung

und Gegenübertragung

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Theoretische und philosophische Hintergründe der TZI

Systemische Therapie Annahme, dass der Störungsbegriff auf subjektive

Empfindungen zurückgeführt werden muss und eine Störung immer einen subjektiven Sinn enthält

holistischer Blickwinkel zu finden Austausch zwischen System und Umwelt

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Systematik der TZI es existieren mehrere Ebenen (theoretische als auch

praktische) TZI ist somit nicht Theorie, nicht Methode und nicht

Praxisbeschreibung sie ist ein Konzept, in welches alle Aspekte einfließen

die Ebenen lassen sich gliedern in eine theoretische, eine methodische und eine praktische Theorie dient der Reflexion; die Methode zur Findung

von Grundsätzen des Handelns und die Technik für praktische Handlungsbeispiele

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Ebene der Theorie (nach Cohn: humanistisch-holistische Grundsätze)

Theoretische Ebene ist eingeteilt in drei Axiome: das anthropologische, das ethische und das

pragmatisch-politische Axiom

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Das anthropologische Axiom Der Mensch ist eine psycho-biologische Einheit und ein Teil des

Universums. Er ist darum gleichermaßen autonom und interdependent. Die Autonomie des Einzelnen ist umso größer, je mehr er sich seiner Interdependenz mit Allem bewusst wird

Das ethische Axiom Ehrfurcht gebührt allem Lebendigen und seinem Wachstum.

Respekt vor dem Wachstum bedingt bewertende Entscheidungen. Das Humane ist wertvoll; Inhumanes ist wertebedrohend

Das pragmatisch-politische Axiom Freie Entscheidung geschieht innerhalb bedingender innerer und

äußerer Grenzen; Erweiterung dieser Grenzen ist möglich

Kollegiale Fallberatung

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Orientierungen anhand der Theorieebene

Denkweise ist dialektisch Gegensätze werden vereint/synthetisiert Veränderungsgedanken stehen im Vordergrund Betonung der Entwicklung optimistische Tendenz Inhalte sind Bewusstwerdung, persönliche

Werteentscheidungen und Erweiterung von Grenzen

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Ebene der Methodik (nach Cohn: existentielle Postulate; nicht austauschbare Spielregeln)

die Ebene der Methodik ist eingeteilt in zwei Postulate gelten als oberste Lehrziele

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1. Postulat: Sei dein eigener Chairman; sei die Chairperson deiner Selbst

sei dir deiner inneren Gegebenheiten sowie deiner Umwelt bewusst

beinhaltet das Steuern zwischen Autonomie und Interdependenz

ist nicht als Egoismus zu verstehen verlangt nach überlegten Entscheidungen wird durch Eigen- und Fremdwahrnehmung unterstützt führt zur gezielten Anteilnahme „Ich bin verantwortlich“/ „Ich bin partiell mächtig“

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2. Postulat: Störungen und Betroffenheiten haben Vorrang

was stört? Störungen im Sinne von Ablenkungen des Prozesses Störungen nicht immer negativ innere und äußere Störungen beachten stört alles? Störungen sind immer vorhanden und müssen beachtet

werden Nichtbeachtung von Störungen kann neg. für den Prozess

sein bei mehreren Störungen: hierarchisch vorgehen

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Ebene der Technik (nach Cohn: Hilfsregeln) sind modifizierbare technische Grundsätze bei Hilfsregeln ist immer zu beachten, dass:

sie nur helfen, wenn sie helfen sie nicht als Regeln zu verstehen sind sie situativ angewendet werden müssen sie nur als Orientierung gelten

Kollegiale Fallberatung

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Beispiele für Hilfsregeln vertritt dich selbst in deinen Aussagen; sprich per „Ich“ und nicht

per „Wir“ oder „Man“ verallgemeinere nicht; sei zurückhaltend wenn du eine Frage stellst, so sage auch, warum du fragst oder

welche Bedeutung diese Frage für dich hat sei authentisch und selektiv in deiner Kommunikation; mach dir

bewusst, was du fühlst, denkst, glaubst und überdenke was du sagst. Wer alles sagt, beachtet sein Gegenüber nicht mehr

selektive Authentizität begünstigt Vertrauen und schafft Platz für produktive Kooperation; mehr als eine euphorische, totale Offenheit

halte dich mit Interpretationen zurück; sprich lieber deine persönliche Reaktion aus

beobachte Signale aus deiner Körpersphäre. Achte auf die Körper der anderen Teilnehmer, deren Körpersprache

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Die Struktur der TZI jede Gruppe ist durch vier Faktoren bestimmt:

1.) die Person (ICH) 2.) die Gruppeninteraktion (WIR) 3.) die Aufgabe (ES) 4.) das Umfeld/ die Umwelt (GLOBE)

Wird in der TZI durch das „Dreieck“ gekennzeichnet

Kollegiale Fallberatung

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Das „Dreieck“ und seine Bezugspunkte

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Aspekte zum ICH: Ich kenne mich am besten Ich habe eine eigene Identität Ich kann mich verändern Ich bin nur, weil ich Anteil des Wir bin

Aspekte zum WIR: Wir ist die Gestalt aus den Interaktionen der „Ich’s“ Wir ist mehr als eine Ansammlung von Personen Wir besitzt Bewusstheit Wir hat Identität Wir hat Zielsetzung und Wertesystem

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Aspekte zum Es: Es ist die Aufgabe der Gruppe Es muss von allen beachtet werden Es muss für alle von Bedeutung sein Es ist Ausschnitt des Globe, an dem die Gruppe arbeiten

möchte Aspekte zum Globe:

Globe ist alles außerhalb der „Hier und Jetzt – Gruppe“ Globe ist dauerhaft, direkt oder indirekt wirksam Globe ist nicht zu unterschätzen Globe betrifft in verschiedenen Gruppen unterschiedliche

Aspekte Globe ist auch Alltagsbezogenheit

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alle vier Aspekte sind von Bedeutung und hängen zusammen

in Gruppensituationen ist es wichtig, dass auf alle Aspekte geachtet wird dynamische Balance ist der zentrale Begriff dynamische Balance geht über die Faktoren hinaus Gleichgewichtsstörungen sind normal (impliziert

Bewegung) Verlieren und Wiederfinden der Balance lebendiges Lernen

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Im dynamischen Zusammenspiel aller Faktoren entwickelt sich in der Gruppensituation das Thema der Gruppe

ein Thema ist also die Bündelung von ES, ICH, WIR und GLOBEteilen

das Thema leitet den Gruppenprozess, indem es dynamisch innerhalb der Punkte wandert

es sollte zum Probehandeln einladen auch evtl. themenlose Situationen sind von Bedeutung

und sollten nicht vorschnell unterbunden werden

Kollegiale Fallberatung

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Kurze Pause

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Eine kollegiale Fallberatung im Sinne der TZI kann verschiedene Ablaufstrukturen beinhalten

Weniger wichtig als der konkrete Ablaufplan ist vielmehr die Kenntnis alle Gruppenmitglieder mit dem Ablauf und den Grundzügen der TZI

Auch das Prinzip der rotierenden Leitung muss berücksichtigt und akzeptiert werden

Dafür sollte die Leitung der Gruppe über spezielle Kompetenzen verfügen (entwickeln sich durch zunehmende Erfahrung)

Kollegiale Fallberatung

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Kompetenzen der Gruppenleitung sollten sein: Kompetenz der Prozesssteuerung (Struktureinhaltung/

Phasenein- und überleitung/Kommunikationsregulierung) Kompetenz der Themen (wahrnehmen von offenen sowie

unbewussten Themen) wahrnehmen emotionaler Verfassungen Themenfindung und –formulierung flexible Handhabung von Ablaufschemen

(situationsangemessen reagieren können/ Hilfsmittel nicht als „Rezepte“ verwenden)

Kollegiale Fallberatung

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Exemplarischer Ablaufplan für eine Intervisionssitzung Vorbereitung der Sitzung (lüften; Stuhlkreis bilden; …) GLOBE Sammlung von Anliegen und Auswahl treffen ES – GLOBE Vorstellung des Anliegens/ des speziellen Falles ICH - ES verschiedene Formen des „Echos“ (einen Satz; emotional; …) WIR

– ICH sachliche Nachfragen ICH – ES Konkretisierung des Problems durch den Falleinbringer ES – ICH Gruppendiskussion ICH – WIR Zurück zum Falleinbringer WIR – ICH „Raus aus dem Fall“ ICH – WIR Sharing bzw. Feedback WIR Letztes Wort des Falleinbringers ICH

Kollegiale Fallberatung

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Vielen Dank für die produktive Arbeit!