Kollmer Deutsche Offiziere

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RE 02/03-2004, S. 21-44 Rissener Einblicke ⏐ 21

DIETER H. KOLLMER

Deutsche Offiziere -Krieger oder Philosophen?

Ein Überblick über diedeutsche Offiziersausbildung

von 1806 bis heute

ZUSAMMENFASSUNG

Die preußisch-deutsche Offiziersausbildung ist seit 1808 eine ständig wechselndeMischung aus Theorie und Praxis. Dieses Hin und Her zwischen beiden Polen mitständigen Verschiebungen des Schwerpunktes zwischen Charakterbildung und wis-senschaftlicher Bildung hat wiederholt zu einer Vernachlässigung einer über reineFachkenntnisse hinausreichenden Ausbildung geführt. Das Militär koppelte sich im-mer wieder von gesellschaftlichen Entwicklungen ab und verpasste es, modernesWissen über die zunehmende Komplexität der Einsätze in seine Entscheidungen ein-zubringen. Erst im Laufe der Zeit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass nur dergebildete Offizier in der Lage ist, die Folgen seines Handelns zu überblicken undsomit seinem Auftrag gerecht zu werden. Als die fatale Entwicklung im Dritten Reichund während des Zweiten Weltkriegs das ständisch-geschlossene Offizierskorpspreußischer Prägung aufbrach, hat sich der Offiziersberuf zu einem funktionalen Be-

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rufsstand in einer modernen Industriegesellschaft entwickelt. Dieser Umstand warfür die Bundeswehr in den ersten Jahren ihres Bestehens von enormer Bedeutung.Die Ausbildung der Offiziersanwärter orientierte sich künftig nicht mehr an denVorgaben des Offizierskorps, sondern an denen der demokratischen Gesellschaft.Mittlerweile ist das Hochschulstudium Teil der Ausbildung jedes Bundeswehroffi-ziers. Heute haben sich die Anforderungen an das Offizierskorps geändert, diepraktische Erfahrung gewinnt bei Auslandseinsätzen zunehmend an Bedeutung. Dar-über darf allerdings die wissenschaftliche Bildung der Offiziere nicht vernachlässigtwerden. Nur dann werden sie fähig sein, auf Grundlage der Kenntnis einer Vielzahlvon Sachverhalten die angemessenen Entscheidungen zu fällen.

Vereinzelte Entgleisungen im Umfeld der Bundeswehr (so z.B. die sogenannte „Rö-der-Affäre“ an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg1 oder erst kürz-lich die Aussagen des Kommandeurs des Kommando Spezialkräfte (KSK) Brigade-general Günzel2 zur Rede des CDU-Bundestagsabgeordneten Homann) haben in denvergangenen Jahren in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, um die Allgemein-bildung und historischen Kenntnisse im Offizierkorps der Bundeswehr sei es nichtbesonders gut bestellt. Dahinter steht das tiefergehende Problem, inwieweit ein Offi-zier nur - gerade unter dem Vorzeichen der Auslandseinsätze - militärfachlich gleich-sam kriegsnah ausgebildet werden muss, oder inwieweit bei der Ausbildung des Of-fiziers im Blick auf dessen hohe Verantwortlichkeit in Staat und Gesellschaft einebreite, vor allem historisch-politisch akzentuierte Bildung zu stehen habe. Der vor-liegende Aufsatz stellt abrissartig dieses auch innerhalb des Militärs seit 200 Jahrenumstrittene Problem dar und zeigt auf, wie die Bundeswehr mit dieser Herausforde-rung heutzutage umzugehen versucht.

GRUNDSÄTZLICHE MERKMALE DER PREUßISCH-DEUTSCHEN OFFIZIERSAUSBILDUNG3

Die preußisch-deutsche Offiziersausbildung ist seit jeher ein Konglomerat aus Praxisund Theorie. Im Gegensatz zu der reinen „Kadettenakademie-Ausbildung“ andererNationen erlernt der preußisch-deutsche Offiziersanwärter seit Jahrhunderten zu-

1 Siehe hierzu: Deutscher Bundestag: Beschlussempfehlung und Bericht der Verteidigungs-ausschusses als 1. Untersuchungsausschuss gem. Art. 45a Abs. 2 GG. Drucksache 13/11005.Bonn 1998.2 Siehe hierzu u.a.: „Struck entlässt „verwirrten“ General“, In: Frankfurter Allgemeine Zei-tung, 4. November 2003.3 Der Ausdruck „preußisch-deutsche Offiziersausbildung“ begrenzt die Geschichte der Offi-ziersausbildung in den deutschen Teilstaaten zwischen 1806 und 1918 nur auf das preußischeSystem. Es bildete die Grundlage für die Entwicklung der deutschen Offiziersausbildung nach1918. Rückschlüsse auf das berufliche Selbstverständnis der Offiziere der Bundeswehr vonheute können daraus jedoch nicht gezogen werden.

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nächst das praktische Soldatenhandwerk seiner Truppengattung auf allen militäri-schen Ebenen (in den Rängen der Mannschaften, Unteroffiziere, Portepeeunteroffi-ziere), bevor diese Erfahrungen mit theoretischen Kenntnissen in speziellen Offi-zierlehrgängen angereichert werden. Wobei das „[...] stete[...] Hin- und Herpendelnzwischen jenen beiden Polen der Wissenschaftlichkeit und der Praxis“4 eine weitere„Konstante“ des permanenten Ringens um die optimale Ausbildung des Offizier-nachwuchses darstellt. Reformen der Offiziersausbildung wurden zumeist erst mitgroßer Verzögerung zum Wandel in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissen-schaft verwirklicht.5 Die Entwicklung der preußisch-deutschen Offiziersausbildungwird daher im Folgenden vorzugsweise an den unterschiedlichen Eingangsvorausset-zungen, ihren Schwerpunkten, Zielen und Folgen verdeutlicht.

OFFIZIERSAUSBILDUNG NACH DER PREUßISCHEN HEERESREFORM VON 18086

Im Frühjahr 1807 wurde General Gerhard von Scharnhorst7 nach mehreren vernich-tenden Niederlagen der preußischen Armee gegen die Streitkräfte Napoleons vompreußischen König Friedrich Wilhelm III. unter anderem damit beauftragt, den Offi-ziersersatz und die Offiziersausbildung der königlich preußischen Armee zu refor-mieren. Die preußischen Offiziere hatten in den militärischen Auseinandersetzungenmit Napoleons Truppen erhebliche Mängel offenbart, die Scharnhorst und seineMitstreiter auf deren schlechte Ausbildung und ungenügende geistige Flexibilität zu-rückführten. Scharnhorst schloss daraus, dass die analytischen Fähigkeiten und dasUrteilsvermögen des Offiziers durch umfassende Bildung gestärkt werden müsste,um den Anforderungen des modernen Krieges im Zeitalter der Aufklärung gerecht

4 Detlef Bald: Der deutsche Offizier. Sozial- und Bildungsgeschichte des deutschen Offizier-korps im 20. Jahrhundert. München 1982, S. 101.5 Martin Kutz: Reform und Restauration der Offizierausbildung der Bundeswehr. Strukturenund Konzeptionen der Offizierausbildung im Widerstreit militärischer und politischer Interes-sen. Baden-Baden 1982, S. 13.6 Eine umfangreiche Auseinandersetzung mit diesem Thema ist nachzulesen bei: Uwe Hart-mann: Erziehung von Erwachsenen als Problem pädagogischer Theorie und Praxis. Eine histo-risch-systematische Analyse des pädagogischen Feldes „Bundeswehr“ mit de Ziel einer päd-agogischen Explikation des Erziehungsbegriffes im Hinblick auf erwachsenenpädagogischesHandeln. Frankfurt a.M. 1994, S. 146ff.7 Zur der Person Gerhard Johann David von Scharnhorst siehe: Klaus Hornung: Scharnhorst.Soldat – Reformer – Staatsmann. Die Biographie. München 1997; Theodor Schieder: GerhardJohann von Scharnhorst. In: Scharnhorst. Ausgewählte Schriften und Briefe (= SchriftenreiheInnere Führung. Beiheft 3/85). Bonn 1985, S. 5-20.

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werden zu können.8 Demnach wurde die Reform der Offiziersausbildung zunächsteinmal durch das veränderte Kriegsbild bestimmt, welches die französische Revolu-tion sowie die ihr nachfolgenden kriegerischen Auseinandersetzungen schufen. Dar-über hinaus nahmen aber auch die Ideen der Aufklärung, die einen umfassend gebil-deten Menschen als idealtypisch begriff, erheblichen Einfluss auf die Neugestaltungder Offiziersausbildung im Rahmen der preußischen Heeresreform von 1808.9 Umdiese hohen Ziele zu verwirklichen, wurde der Schwerpunkt der Ausbildung der Of-fiziere in der preußischen Armee grundlegend verändert: Weg von einer voluntaristi-schen Willensbildung des traditionellen, feudalen Offiziers, hin zu einer intellektuel-len Verstandesbildung eines modernen, dynamischen Offiziers.10 Das Maß an Bil-dung, nicht die adlige Herkunft, sollte von nun an der entscheidende Maßstab für denberuflichen Werdegang eines Offiziers sein.11 Der ständige Kampf um die Stärkungder humanistischen Bildung im Rahmen der preußisch(-deutsch)en Offiziersausbil-dung nahm hier seinen Anfang und wird bis zum heutigen Tage bestritten.12

DER STETE WANDEL IN DER PREUßISCHEN OFFIZIERSAUSBILDUNG IM LAUFE DES 19.JAHRHUNDERTS

Die reformierte Offiziersausbildung im Sinne Scharnhorsts widersprach grundlegendden Vorstellungen des sehr stark in seine Traditionen verankerten Offizierskorps derpreußischen Armee.13 Widerstand gegen die Veränderungen formierte sich nach demTode Scharnhorsts 1813. Insbesondere der in weiten Teilen ungebildete Landadel14

8 General Scharnhorst an Professor Stützer. Königsberg, 4. Dezember 1809. In: Die Bildungdes Offiziers. Dokumente aus vier Jahrhunderten. Ausgewählt von Jürgen Bertram. (= Schrif-tenreihe Innere Führung. Reihe Bildung, Heft 5). Bonn 1969, S. 166ff.9 David Gerhard Scharnhorst: An die Freunde des Militair-Studiums. In: Bildung des Offi-ziers (Anm. 8), S. 169-173.10 Hierzu siehe u. a.: Bildung des Offiziers (Anm. 8), S. 55f.; Karl Demeter: Das DeutscheOffizierkorps in Gesellschaft und Staat 1650-1945. Frankfurt a.M. 2. Aufl. 1962, S. 76ff.;Othmar Hackl: Die Höhere Ausbildung von Offizieren deutscher Heere im 19. und 20. Jahr-hundert. Ein Überblick. In: MARS 1/1995, S. 199f.11 Zur Gesamtkonzeption der Reform der Offizierausbildung unter Scharnhorst siehe: Marie-Nicolette Hoppe: Scharnhorsts Gedanken zur Reform der Offizierausbildung. Bonn 1990.12 Hierzu siehe die Thesen von: Christian Trull: Ausbildung, Führung und Erziehung unseresNachwuchses. In: Der Panzergrenadier 11/2002, S. 9.13 Demeter: Offizierkorps (Anm. 10), S. 76.14 Es ist nur scheinbar ein Widerspruch, dass die meisten preußischen Heeresreformer Adligewaren. Von Gneisenau, von Boyen und von Peucker waren aufgrund ihrer herausragendenLeistungen für den preußischen Staat im Laufe ihrer militärischen Laufbahn in den Adelsstand

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protestierte nach dem Ende der Befreiungskriege 1815 gegen die „Undankbarkeit“des Königs für die seit Jahrhunderten geleisteten treuen Dienste.15 König FriedrichWilhelm III. wollte einerseits unbedingt einen Konflikt mit seinen Landadligen ver-meiden und modifizierte in den folgenden Jahren die Ausbildung immer wieder denForderungen des Landadels entsprechend, da dieser traditionell der Hauptträger desOffiziersersatzes war. Andererseits entsprach die Rücknahme dieser Reformen seinerallgemeinen Politik, die er an der Wiederherstellungen der Gesellschaftsordnung vorder Französischen Revolution orientierte.16

Auch bei der Bestellung der Lehrkräfte für die neuen Ausbildungseinrichtungen gabes Schwierigkeiten. Die Dozenten waren nämlich häufig Offiziere, die gleichzeitignoch ein Truppenkommando in der jeweiligen Garnison hatten. Aufgrund dieserDoppelverpflichtung sank das Niveau so weit, dass ein Lehrer der AllgemeinenKriegsschule im Jahre 1830 zu dem Urteil kam: „Der Fehler der Schule [gemeint istdie Allgemeine Kriegsschule] war, dass sie eben keine Schule war. [...] Eigentlichkonnte Jeder thun und lassen, was er wollte.“17 Der Reformer General Hermann vonBoyen nahm diese Entwicklung zum Anlass zu warnen, dass „Allgemeinbildung fürden Offizier wichtig [sei], wenn er nicht in der Achtung der übrigen Stände sinkensoll.“18

Es gab in dieser Zeit einige verantwortungsbewusste Offiziere, die sich aktiv gegendas Zurückdrängen der Allgemeinbildung in der Offiziersausbildung stellten. Zieldieser zumeist umfassend gebildeten Offiziere war nicht eine „Verwissenschaftli-chung“ derselben, sondern vielmehr die Verwertung neuster wissenschaftlicher Er-kenntnisse innerhalb des militärischen Aufgabenbereiches, um mit den technischen,politischen, sozialen und wirtschaftlichen Wandel in Staat und Gesellschaft Schritthalten zu können. Zwischen 1840 und 1872 war dies allen voran General Eduard vonPeucker.19 Auch auf sein Drängen erließ der neue preußische König Friedrich Wil-

erhoben worden. Von Scharnhorst und von Clausewitz wuchsen als junge Adlige im Umfeldvon Universitätsstädten auf und wurden somit nicht mit dem Problem des Landadels konfron-tiert, die eigenen Kinder den Anforderungen des Militärs entsprechend angemessen auszubil-den.15 Zum Widerstand gegen die Reformen der Offizierausbildung nach 1815 siehe u.a.: Deme-ter: Offizierkorps (Anm. 10), S. 78f.; Hackl: Ausbildung (Anm. 10), S. 200f., Hartmann: Er-ziehung (Anm. 6), S. 179ff.16 Hartmann: Erziehung (Anm. 6), S. 203f.17 Heinrich von Brandt: Das wissenschaftliche Niveau der Allgemeinen Kriegsschule um1830. In: Bildung des Offiziers (Anm. 8), S. 200.18 Bildung des Offiziers (Anm. 8), S. 65.19 Detlef Bald: Ein Militärreformer - Eduard von Peucker. In: Wehrwissenschaftliche Rund-schau Heft 1/1978, S. 21-28. Thomas Brechenmacher: Eduard von Peucker. In: Detlef

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helm IV. 1844 eine Weisung, mit der er das bürgerliche Bildungsideal zum festenBestandteil der Ausbildung des preußischen Offizierskorps machte.20 Im Rahmen derRevolution von 1848 sollten sogar alle militärischen Bildungseinrichtungen aufgelöstund die Ausbildung der Offiziere an die neuen, technischen Universitäten des Landesverlagert werden, um das Bildungsniveau des Offizierberufes weiter anzuheben. Die-se Bestrebungen wurden aber von der Armee mit dem Hinweis auf die fehlendenpraktischen Anteile abgelehnt. Die konservativen, zumeist dem Landadel angehören-den Kreise wehrten sich vehement gegen die bildungsbürgerlichen Tendenzen in derOffiziersausbildung, auch weil es ihnen aus finanziellen Gründen immer schwererviel, ihren Nachwuchs entsprechend vorzubilden.21 Trotzdem mussten im Zuge dersogenannten Roonschen Heeresreorganisation ab 1862 und der voranschreitendenTechnisierung der Armee zahlreiche bürgerliche Bewerber für die Offizierslaufbahnzugelassen werden. Um aber die monarchietreue Gesinnung der zukünftigen bürger-lichen Offiziere sicherzustellen, wurden diese vornehmlich aus dem Großbürgertumund der höheren Beamtenschaft rekrutiert. Diese trugen dann auch keine bürgerlichenWertvorstellungen in das Offizierskorps hinein, da sie primär daran interessiert wa-ren sich die mit dem Offiziersstatus gewährten Privilegien, durch eine angemesseneAssimilierung zu erhalten.22 Ab 1871 wurde auf Initiative General von Peuckers zwarder Nachweis des Abiturs als grundsätzliche Voraussetzung für den Offizierberufvon jedem Bewerber verlangt, dennoch wurden Ausnahmen gemacht, und zwar fürdie Bewerber, die zuvor eine der Kadettenanstalten durchlaufen hatten oder aber aufköniglichen Beschluss die Primarreife erlassen bekamen. Sie sollten den Bedarf anOffiziernachwuchs aus den sogenannten „erwünschten Kreisen“ (Söhne von Adligen,Soldaten und höheren Beamten) sicherstellen. Ein Zugeständnis vornehmlich an denländlichen Adel, der sonst seinen Widerstand gegen diese Entwicklung noch weiterverstärkt hätte. Die Folge war ein Dualismus in der Ausbildung des Offiziernach-wuchses zwischen einem überaus theoretischen und einem rein praktischen Ausbil-dungsgang. Die Folge war ein äußerst heterogenes preußisches Offizierskorps.23

OFFIZIERSAUSBILDUNG IM DEUTSCHEN KAISERREICH 1871-1918

Nach den erfolgreich geführten Reichseinigungskriegen (1864-1871) erhob das preu-ßische Offizierskorps als Sieger den Anspruch auf die führende Rolle innerhalb der

Bald/Uwe Hartmann/Claus von Rosen (Hrsg.): Klassiker der Pädagogik im Militär. Baden-Baden 1999, S. 107-130.20 Hier und im Folgenden: Demeter: Offizierkorps (Anm. 10), S.78f.21 Kutz: Reform (Anm. 5), S. 17.22 Hier und im Folgenden: Hartmann: Erziehung (Anm. 6), S. 205f.23 Demeter: Offizierkorps (Anm. 10), S. 85.

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Gesellschaft des neugegründeten deutschen Kaiserreichs. Diese Forderung korre-spondierte aber nicht mit der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung inder Zeit des sogenannten „Gründerbooms“. Denn die im Zusammenhang mit derfortschreitenden Industrialisierung sich rapide verändernde Gesellschaft, basiertevornehmlich auf den finanziellen und intellektuellen Errungenschaften des Bildungs-bürgertums.24 Auch die Waffen, die die Siege gegen Dänemark, Österreich undFrankreich ermöglicht hatten (u.a. das Zündnadelgewehr, gusseiserne Hinterladerge-schütze), stammten aus den erfindungsreichen Waffenschmieden bürgerlicher Indu-strieller. Trotzdem wurde der monarchietreue preußische Offizier von der Staatsfüh-rung zum staatsbürgerlichen Leitbild erhoben und seine Mut und seine Opferbereit-schaft glorifiziert.25

Aus diesem eindeutigen Missverhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit herausgeriet das Militär in eine Art selbstgewählter „anti-intellektueller Isolation“. Der kri-tisch-differenzierte Austausch mit den führenden Gesellschaftsschichten fehlte in derFolgezeit und führte zu fatalen Fehlentwicklungen bzw. -einschätzungen im Offi-zierskorps der preußischen Armee. Mithin galt „Bildung“ als bürgerliche Errungen-schaft, die viele vorwiegend adlige Offiziere für inkompatibel mit den „praktischen“Belangen des Militärs hielten.26 Diese irrationale „Bildungsfeindlichkeit“ ging sogarsoweit, dass die Ausbildung der Offiziere entgegen der allgemein gültigen, aufge-klärten Erkenntnis, angesichts des technischen Fortschritts Führungsaufgaben nurvon einem umfassend gebildeten Fachmann angemessen wahrgenommen werdenkönnen, durchgeführt wurde.27 Das Offizierskorps sank aufgrund seiner fehlendenKompetenz für die Probleme der Zeit immer mehr zu einem kritiklosen Instrumenteiner nicht mehr zeitgemäßen Staats- und Gesellschaftsordnung herab.28

Die jahrzehntelangen Bemühungen der reformorientierten Offiziere um Eduard vonPeucker, der erst als deutscher Kriegsminister (1848/49), später als preußischer „Ge-neralinspekteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens“ (1854-72) seinen gan-zen Einfluss für eine umfassendere wissenschaftliche Ausbildung der Offiziere gel-tend gemacht hatte, wurden innerhalb nur weniger Monate zunichte gemacht. Diekonservativen Kräfte setzten sich durch und sollten in der Frage des Schwerpunktesder Offiziersausbildung für viele Jahrzehnte die Oberhand behalten.29 Der Chef des

24 Hierzu siehe: Paul Erker: Dampflok, Daimler, Dax. Die deutsche Wirtschaft im 19. und 20.Jahrhundert. Stuttgart 2001, S. 82ff.25 Hartmann: Erziehung (Anm. 6), S. 203.26 Bildung des Offiziers (Anm. 8), S. 61f.; BALD: Offizier (Anm. 4), S. 102.27 Heiger Ostertag: Bildung, Ausbildung und Erziehung des Offizierkorps im deutschen Kai-serreich zwischen 1871 und 1918. Eliteideal, Anspruch und Wirklichkeit. Frankfurt a.M. 1990,S. 305f.28 Bildung des Offiziers (Anm. 8), S. 85.29 Bald: Militärreformer (Anm. 19), S. 21ff.

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preußischen Generalstabes Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke der Ältere30

setzte ab 1873 angeblich aufgrund schlechter Erfahrungen mit der militärischen Lei-stungsfähigkeit junger Offiziere in den Reicheinigungskriegen eine zunehmend mi-litärfachliche Unterrichtung der Offiziersanwärter durch.31

Die Ausbildung in der preußischen Armee vollzog sich von nun an mehr im affekti-vem Lernbereich, also der Prägung der Charakter- und Gemütsstärke, als auf der ko-gnitiven Ebene der intensiven Wissensvermittlung. In den Armeekontingenten desDeutschen Reiches gab es keine Institution, die die höhere Bildung jedes interessier-ten und begabten Offizier förderte. So verwundert es nicht, dass in den Aufzeichnun-gen älterer Offiziere, die in dieser Zeit sozialisiert wurden, deutlich zu erkennen ist,dass sie kein besonderes Interesse an umfassender Allgemeinbildung hatten. Viel-mehr bestimmten der militärische Alltag, der Erhalt der persönlichen „Ehre“ und dieAusprägung der eigenen „charakterlichen Eigenschaften“ das Leben der meisten Of-fiziersanwärter und subalternen Offiziere im deutschen Kaiserreich.32 Für die Karrie-re der meisten Offiziere war demzufolge nicht so sehr die nachweisbare Eignung alsOffizier als vielmehr die „Satisfaktionsfähigkeit“, die äußere Haltung und ein festerWille in angeblich „adliger Tradition“ die entscheidenden Kriterien.33

Moltkes Neffe und späterer Nachfolger im Amt des Generalstabschefs des preußi-schen Heeres, General Helmuth von Moltke der Jüngere, verschärfte das Ungleich-gewicht zwischen militärspezifischen Ausbildungsinhalten und allgemeinbildendenAnteilen mit der Reform der Offiziersausbildung im Jahre 1907 noch weiter.34 Sowurde u.a. mit einer von ihm lancierten Kabinettsordre die Behandlung sozialpoliti-scher Fragen im Offizierunterricht glattweg untersagt.35 Die Haltung Kaiser WilhelmsII. unterstützte diese Entwicklung, sah er doch in der Armee die „Erziehungsschuleder Nation“, die treue Untertanen für den monarchischen Staat formen sollte.36 Folg-lich orientierte sich auch die Offiziersaus- und -weiterbildung nicht am militärtechni-schen Fortschritt und den daraus resultierenden taktischen Neuerungen. Eine drama-

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Friedrich-Christian Stahl: Helmuth von Moltke. In: Detlef Bald/Uwe Hartmann/Claus vonRosen (Hrsg.): Klassiker der Pädagogik im Militär. Baden-Baden 1999, S. 131-147.31 Hier und im Folgenden: Bildung des Offiziers (Anm. 8), S. 72ff.;32 Ostertag: Bildung (Anm. 27), S. 308f.33 Bald: Offizier (Anm. 4), S. 105. Zur Kritik an diesen Verhaltensmustern in der deutschenGesellschaft siehe auch : Heinrich Mann: Der Untertan. Berlin 1918.34 Hackl: Ausbildung (Anm. 10), S. 203.35 Ernst Nittner: Bildung und Offizier. In: Ders.: Kontinuität und Wandel. Gedanken zur Er-ziehung und Bildung in der Bundeswehr. Neubiberg 1980, S. 95.36 Demeter: Offizierkorps (Anm. 10), S. 88; Hartmann: Erziehung (Anm. 6), S. 207.

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tische Fehlentwicklung, die sich für die deutsche Armee während des Ersten Welt-krieges als verhängnisvoll herausstellte.

Ein falscher Ehrbegriff („Heldentod“37), die fehlende Kenntnis über die Möglichkei-ten der modernen Technik und das Verharren in den taktischen Grundsätzen derKriegsführung des 19. Jahrhunderts führte zu Beginn des Ersten Weltkrieges zu ex-trem hohen Verlusten unter den subalternen Offizieren des deutschen Feldheeres.38

Auf die gleichen Ursachen sind die maßgeblichen Fehler der deutschen Generalitätwährend des Krieges zurückzuführen. Kaum einer der hohen Entscheidungsträgerbesaß die Befähigung, die Reichweite und Folgen der von ihm getroffenen militäri-schen Entscheidungen im Hinblick auf die künftigen Entwicklungen beurteilen zukönnen. Die Offiziersausbildung im Kaiserreich hatte in dieser Hinsicht vollkommenversagt. Auf die Komplexität eines Kriegseinsatzes im Industriezeitalter waren diemeisten Offiziere nur unzureichend vorbereitet worden. Flexibilität und Führungs-phantasie im Sinne von Clausewitz blieben die Ausnahme. Dieses Versäumnis kamder deutschen Nation teuer zu stehen.

OFFIZIERSAUSBILDUNG IN DER WEIMARER REPUBLIK 1921-193339

Die Erkenntnisse aus dem Ersten Weltkrieg hätten in den Streitkräften der erstendeutschen Republik zu grundlegenden Veränderungen in der Offiziersausbildungführen müssen. Gleichwohl sahen die Bestimmungen des Versailler Vertrages einerein militärfachliche, waffentechnisch-handwerkliche Ausbildung für die zukünftigenOffiziere der neuen deutschen Streitkräfte vor.40 Dies kam den Partikularinteressender führenden Militärs im Deutschen Reich entgegen. Im Rahmen der emotionsgela-denen Auseinandersetzungen um die Hauptschuld an der militärischen Niederlagewurde der eigentliche Verlierer - das deutsche Militär - seiner Verantwortung entho-ben. Vielmehr noch wurde denjenigen, die dem Militär eine Teilschuld zusprechenwollten, Defätismus vorgeworfen. Im Selbstbild des Offizierskorps hatte man allesrichtig gemacht. Der Nimbus der Armee blieb erhalten. Demzufolge konnte die

37 Zu den Konsequenzen der Verinnerlichung dieses Ehrbegriffes auch unter deutschen Intel-lektuellen siehe beispielhaft: Walter Flex: Der Wanderer zwischen den Welten. Berlin 1916.38 Hier und im Folgenden: Hartmann: Erziehung (Anm. 6), S. 209f. ; Ostertag: Bildung(Anm. 27), S. 309f.39 Am 23. März 1921 wurde aus der „Vorläufigen Reichswehr“ durch das Reichswehrgesetzdie „Reichswehr“ der Weimarer Republik. Siehe hierzu: Harold J. Gordon: Die Reichswehrund die Weimarer Republik. Frankfurt 1959.40 Hackl: Ausbildung (Anm. 10), S. 204.

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Reichswehr auch in der Ausbildung des Offiziernachwuchses so weitermachen, wiedie Verantwortlichen es aus der Armee des Kaiserreiches gewohnt waren.41

Der Chef der Heeresleitung General Hans von Seeckt42 betrieb unter diesen Umstän-den einen restaurativen Aufbau der Reichswehr.43 Konsequenterweise griff er auf daskaiserliche Erziehungskonzept zurück: „Charakter geht über Leistung“ war für ihndie Prämisse in der Ausbildung der Truppenoffiziere.44 Trotz dieses eher an der Pra-xis des Offizierberufes orientierten Ausbildungsansatzes wurden die Eingangsvor-aussetzungen für die Offiziersbewerber gegenüber der kaiserlichen Armee angeho-ben. Dies ergab sich daraus, dass es einerseits keine Kadettenanstalten mehr gab, diees den einst „erwünschten Kreisen“ ermöglicht hätte, ohne Abitur Zugang zur Offi-zierslaufbahn zu erhalten, und andererseits durch die große Bewerberzahl für die ge-ringe Anzahl der Offiziersdienstposten im 100.000-Mann Heer.45 Dies wiederumhatte Auswirkungen auf die Vorbildung der zugelassenen Bewerber: Rund 90 bis100% der Offiziersanwärter, die in der Zeit der Weimarer Republik in die Reichs-wehr aufgenommen worden sind, hatten zuvor zumindest das Abitur abgelegt.46 Aufdiese Vorausbildung aufbauend erreichte die militärspezifische Ausbildung in derReichswehr einen sehr hohen Stand.47

Im krassen Gegensatz dazu wurde die politische und allgemeine Bildung der Offi-ziersanwärter in der Weimarer Republik auf ein Minimum zurückgefahren.48 Für diepolitische Aus- und Weiterbildung ihres Offizierskorps waren die Bataillons- undRegimentskommandeure zuständig. Die Intensität wie auch die Qualität hingen somitvon dem Interesse des Verantwortlichen vor Ort ab.49 Sehr häufig entstand dadurchein sehr eingeengtes politisches Weltbild. Dies ist bewusst so gesteuert worden: vonSeeckt verfolgte nämlich das Ziel, die Armee aus dem allgemeinen politischen Ta-

41 Ostertag: Bildung (Anm. 27), S. 312f.42 Zur Person Hans von Seeckts (1866-1936) siehe: Hans Meier-Welcker: Seeckt. Frankfurtam Main 1967.43 Friedhelm Klein: Der Beruf des Offiziers. Seine Entwicklung und historische Einordnung.In: De offcio. Zu den ethischen Herausforderungen des Offizierberufs. Herausgegeben vomEvangelischen Kirchenamt der Bundeswehr. Bonn 1985, S. 19.44 Bald: Offizier (Anm. 4), S. 107.45 Demeter: Offizierkorps (Anm. 10), S. 103.46 Bald: Offizier (Anm. 4), S. 115.47 Demeter: Offizierkorps (Anm. 10), S. 106.48 Klein: Beruf (Anm. 42), S. 19.49 Hier und im Folgenden: Bildung des Offiziers (Anm. 8), S. 88ff.

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gesgeschehen vollkommen herauszuhalten, damit sie nicht wie in den Anfangsjahrender Weimarer Republik von einer politischen Richtung gegen die andere eingesetztwerden konnte. Unglücklicherweise hatte dies zur Folge, dass viele, insbesonderesubalterne Offiziere Anfang der Dreißiger Jahre nicht in der Lage waren, die politi-sche Entwicklung im Deutschen Reich richtig nachzuvollziehen und einzuschätzen.

DIE ZERSETZUNG DES TRADITIONELLEN, PREUßISCHEN OFFIZIERSKORPS IN DER ZEIT DESDRITTEN REICHES

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das „unpolitische“Offizierskorps der Reichswehr von den gesellschaftlichen und politischen Entwick-lungen vollkommen überrollt.50 Zunächst hatte die Reichswehrführung die „Wieder-wehrhaftmachung des Reiches“ enthusiastisch begrüßt, musste dann aber schon sehrbald feststellen, dass der Aufbau eines angemessenen Offizierskorps der neuen rundzehnfach so großen Streitkräfte nicht allein mit den Angehörigen der herkömmlichen„offizierfähigen Schichten“ verwirklicht werden konnte.51 Die daraufhin durchge-führte Integration der ehemaligen Polizei-, Reserve- und Unteroffiziere im Rahmender Streitkräftevermehrung ab 1935 in das Offizierskorps der Wehrmacht und derAusbau des Offizierskorps von 4.000 Reichswehroffizieren auf 24.000 Wehr-machtsoffiziere bis 1939 schuf eine äußerst heterogene soziale Gruppe. Ein einheitli-ches Ausbildungsniveau war nicht mehr vorhanden. Das gleiche galt für die Soziali-sation und das Selbstverständnis als deutscher Offizier, zumal die traditionelle Offi-zierswahl durch das Offizierskorps endgültig abgeschafft wurde. Schritt für Schrittwurde das alte preußische Offizierskorps von den Nationalsozialisten langsam abersystematisch aufgebrochen.52

Die von der „nationalsozialistischen Bewegung“ angestrebte Integration der Wehr-macht in das Volk brachte auch eine grundlegende Änderung der Ausbildung der Of-fiziere mit sich. Die Anzahl derjenigen, die als Eingangsvoraussetzung das Abiturnachweisen konnten, sank bis 1939 um fast 30% gegenüber den Zahlen in der Wei-marer Republik.53 Daher konnte die Wehrmacht nicht das Bildungsniveau der Offi-ziere der Reichswehr halten. Viel mehr noch: Ein studierter Offizier galt im Dritten

50 Klein: Beruf (Anm. 42), S. 19f.51 Bernhard R. Kroener: Strukturelle Veränderungen in der militärischen Gesellschaft desDritten Reiches. In: Michael Prinz / Rainer Zitelmann: Nationalsozialismus und Modernisie-rung, Darmstadt 1991, S. 280. Kroener wirft in seinem Beitrag sehr interessante Aspekte überdie Entwicklung des Offizierkorps im Dritten Reich und die daraus resultierenden Folgen fürdie Bundeswehr auf.52 Siehe hierzu: Hartmann: Erziehung (Anm. 6), S. 225f.53 Kroener: Veränderungen (Anm. 50), S. 291.

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Reich als Widerspruch in sich. Dies ging soweit, dass Offizieren das Führen einesakademischen Grades offiziell verboten war.54 Entwicklungen wie diese entsprachendurchaus dem Interesse der nationalsozialistischen Machthaber, den „Tüchtigen“ indie entscheidenden Funktionen der Gesellschaft zu bringen, ohne Standes- und Bil-dungsdünkel. Verantwortungsfreude, überlegenes Können, unermüdliche Fürsorge,Charakter und Leistung wurden zu den entscheidenden Auswahlkriterien für den zu-künftigen Offizier der Wehrmacht.55 Darüber hinaus wurde nationalsozialistischesGedankengut sukzessive in die Offiziersausbildung eingesteuert. Inwieweit dieseEntwicklung zu veränderten Verhaltensmustern unter den jungen Offizieren geführthat, lässt sich heute nicht mehr eindeutig nachvollziehen.56 Es ist jedoch unzweifel-haft, dass die Ideologie des Nationalsozialismus sowie die hohen Verluste im Verlaufdes Zweiten Weltkrieges die Struktur traditioneller Auswahlkriterien und Erzie-hungsmechanismen des Offizierskorps der deutschen Streitkräfte grundlegend verän-dert haben. Die für alle gesellschaftlichen Bereiche anvisierte hohe soziale Mobilitätkonnte somit aufgrund des großen Bedarfs gerade bei jungen, aufstrebenden militäri-schen Führungskräften verwirklicht werden.57

Während des Zweiten Weltkrieges versuchten die Verantwortlichen, in der Wehr-macht die sogenannte „Auslese der Besten“ zu betreiben. Dabei wurden „die Eigen-schaften des Charakters und des Herzens über die des Verstandes“ gestellt.58 Hitlerpersönlich forderte 1943 sogar, dass nur noch willensstarke, einsatzbereite und kri-senfeste Männer Offiziere werden dürften. Entscheidendes Kriterium von diesemZeitpunkt an war der „Nachweis der militärischen Bewährung“, die die Offizierbe-werber aus der Sicht der damals Verantwortlichen dazu befähigte, „ohne die sonstgeforderte >wissenschaftliche Vorbildung< vollgültige Offiziere zu werden“59. DieAusbildung wurde daraufhin nur noch praxisbezogen vornehmlich von fronterfahre-nen Offizieren durchgeführt.60 Aus der ständisch-orientierten, wertfundierten, poli-tisch-sozialen Elite war aufgrund der nationalsozialistischen Ideologie und der hohenVerluste während des Krieges eine reine Funktionselite geworden.61 Auch aus diesemGrund verlor die einst vergleichsweise homogene Gruppe die kollegiale Kontrolle

54 Bald: Offizier (Anm. 4), S. 108ff..55 Klein: Beruf (Anm. 42), S. 19.56 Hartmann: Erziehung (Anm. 6), S. 228ff.57 Kroener: Veränderungen (Anm. 50), . 282f.58 Hier und im Folgenden: Bald: Offizier (Anm. 4),S. 108ff..59 Ebenda S. 109.60 Hackl: Ausbildung (Anm. 10),S. 206.61 Hier und im Folgenden : Kroener: Veränderungen (Anm. 50), S. 283.

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der „Normenwahrung“ des eigenen Ehrenkodex. Die Folge war eine differenziertePerzeption innerhalb dieser wichtigen gesellschaftlichen Großgruppe bezüglich derEreignisse während des Krieges, des Attentates vom 20. Juli 1944 und der Auseinan-dersetzungen auf dem Weg zu neuen Streitkräften in einem demokratischen Ge-meinwesen.

DER AUFBAU DER BUNDESWEHR IM ZEICHEN DER „INNEREN FÜHRUNG“

Als die Bundeswehr am 12. November 1955 durch die Übergabe der Ernennungsur-kunden an die ersten 100 Freiwilligen begründet wurde, hatten die Gründungsväterbereits mit der Wahl des Gründungstages ein deutliches Zeichen gesetzt. Der 200.Geburtstag Gerhard von Scharnhorsts sollte einen vollkommenen Neuanfang symbo-lisieren.62 Die Politiker wollten von vornherein verhindern, dass die Gründung derStreitkräfte der zweiten deutschen Republik, wie in der Weimarer Republik gesche-hen, losgelöst von den politischen Verhältnissen vollzogen wurde. Hierzu wurde einKonzept entwickelt, mit der die persönliche Verantwortung jedes militärischen Füh-rers für die eigene allgemeine und politische Weiterbildung sowie die seiner Unter-gebenen verpflichtend festgelegt wurde. Aber nicht nur politische Aus- und Weiter-bildung machten die sogenannte „Innere Führung“ aus, sondern auch militärspezifi-sche Pädagogik (=„Menschenführung“), historische Bildung, Wehrrecht sowie Be-schwerde- und Disziplinarordnung wurden Bestandteile dieser neuen inneren Gefü-ges der jungen Bundeswehr. Das vollkommen neue Konzept sollte die Integration derStreitkräfte in die zu diesem Zeitpunkt bereits gefestigten demokratischen Strukturender Bundesrepublik Deutschland erleichtern.63 Unermüdliche Vordenker der „InnerenFührung“ war der ehemalige Major der Wehrmacht Wolf Graf von Baudissin64. Ersetzte sich persönlich und äußerst vehement für eine neue Rolle der Streitkräfte undsomit auch des Offizierskorps in der demokratischen Gesellschaft der Bundesrepu-blik Deutschland ein. Um die Bedeutung dieser einschneidenden Veränderung be-sonders herauszustellen, wurde bereits im ersten Jahr der Bundeswehr das „Zentrum

62 Peter Többicke: Das Ringen um die Innere Führung. Zu den Anfängen Westdeutscher Si-cherheitspolitik 1950-1957. In: Information für die Truppe Nr. 1/2003 (47. Jg.), S. 70-72.63 Genaueres zur Konzeption der Integration eines Militärapparates in die Strukturen der jun-gen deutschen Demokratie: Martin Kutz: Reform als Weg aus der Katastrophe. In: HilmarLinnenkamp / Dieter S. Lutz (Hrsg.): Innere Führung. Zum Gedenken an Wolf Graf von Bau-dissin. Baden-Baden 1995, S. 71-94.64 Zur Person Wolf Graf von Baudissin siehe: Uwe Hartmann/Frank Richter/Claus von Ro-sen: Wolf von Baudissin. In: Detlef Bald/Uwe Hartmann/Claus von Rosen (Hrsg.): Klassikerder Pädagogik im Militär. Baden-Baden 1999, S. 210-227. Seine wichtigsten Monographien zudiesem Thema sind ohne Zweifel: „Soldat für den Frieden“ – Entwürfe für eine zeitgemäßeBundeswehr. München 1969 und „Nie wieder Sieg!“ Programmatische Schriften 1951-1981.München 1982.

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Innere Führung“ als Schulungszentrum und Forschungsanstalt für dieses wichtige,stets kritisch betrachtete Konzept begründet.65

Das dieser Schritt dringend notwendig war, haben die lange anhaltenden Diskussio-nen über die Offiziersausbildung in der Aufbauphase der Bundeswehr gezeigt. In derWehrmacht sozialisierte Offiziere neigten zu der Auffassung, dass es sich bei derArmee um eine „Kampf-, Schicksals- und Notgemeinschaft“ handelt und sich die Of-fiziersausbildung folglich daran zu orientieren habe.66 Insbesondere im ersten Jahr-zehnt der Bundeswehr wurde die militärisch-handwerkliche Qualifikation des Offi-ziers von der Vielzahl kriegsgedienter Vorgesetzter gefördert. Allgemeinbildungwurde wohl geschätzt, trotzdem galt sie für den aus ihrer Sicht praxisorientiertenSoldatenberuf als eher unbedeutend, manchem gar hinderlich.67 Begriffe wie Diszi-plin und Gehorsam standen in diesen Jahren auch im Rahmen der Heranbildung desOffiziernachwuchses noch im Vordergrund.68 Langwierige Auseinandersetzungenzwischen „Praktikern“ und „Theoretikern“ waren die Folge. Diese Probleme konntenerst mit dem Generationswechsel von der Kriegs- zur Nachkriegsgeneration gelöstwerden.69 Das revolutionäre Konzept der „Inneren Führung“ etablierte sich dabeiüber die Jahre hinweg. Heutzutage ist sie die nicht mehr wegzudenkende Leitliniedes stabilen inneren Gefüges der deutschen Streitkräfte und ein Vorbild für die Ver-änderung der Führungskultur in europäischen Streitkräften70. Selbstverständlich istsie auch eine elementare Grundlage für die Ausbildung des deutschen Offiziernach-wuchses.71

65 Genaueres über die Entstehungsgeschichte des „Zentrum Innere Führung“ siehe: UlrichHundt: Zur Wirkungsgeschichte des Baudissinschen Konzeptes der Inneren Führung in derBundeswehr: Das Beispiel Zentrum Innere Führung. In: Linnenkamp/Lutz: Innere Führung S.55-70.66 Kroener: Veränderungen (Anm. 50), S. 295; Többicke: Ringen (Anm. 61), S. 71.67 Bald: Offizier (Anm. 4), S. 134; Kutz: Reform (Anm. 5), S. 41f.68 BA-MA, BW 2/856, Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Tgb. Nr. 25/57, 15. Juni1957.69 Nittner: Bildung (Anm. 34), S. 96.70 Andreas Prüfert: Europäische Innere Führung? Zur Entwicklung einer gemeinsamen militä-rischen Führungskonzeption. In: Information für die Truppe H. 1/2003 (47. Jg.), S. 26.71 Zur Bedeutung der Inneren Führung heutzutage siehe: Eckhardt Opitz (Hrsg.): 50 Jahre In-nere Führung. Von Himmerod (Eifel) nach Pristina (Kosovo). Geschichte, Probleme und Per-spektiven einer Führungsphilosophie. Bremen 2001.

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DIE ENTWICKLUNG DER OFFIZIERSAUSBILDUNG IN DER BUNDESWEHR WÄHREND DESKALTEN KRIEGES

Die ersten Offiziersanwärter der Bundeswehr haben aufgrund der angestrebten hohenAufbaugeschwindigkeit (vorgesehen waren 600.000 Mann in fünf Jahren) nur einesehr kurze Ausbildung erhalten. Viele von ihnen wurden bereits nach 14 Monatenzum Leutnant befördert.72 Folglich konnten sie nicht angemessen zum Offizier derBundeswehr erzogen werden und mussten viele für ihren Beruf wichtige Sachver-halte im Laufe der Dienstjahre autodidaktisch erlernen. Zusätzlich erschwerend hinzukam ein unzureichendes Bildungsniveau der Bewerber. Nur rund 68% der Offiziers-anwärter hatte zuvor das Abitur abgelegt.73 Der hohe Personalbedarf in den erstenJahren beeinflusste also auch die intellektuelle Qualität der Ausbildung. Diese war inder ersten Dekade der Bundeswehr - auch bedingt durch die große Anzahl kriegser-fahrenen Ausbilder - zumeist militär-handwerklich ausgerichtet.74 Der gesamte Be-reich der Ausbildung blieb zunächst die Spielwiese einer verunsicherten Armee, aufder aufgrund fehlender offizieller Konzeptionen auf der Basis persönlicher Erfahrun-gen aus der Wehrmachtszeit der Offiziernachwuchs erzogen wurde.

Dies änderte sich ab Mitte der Sechziger Jahre, als sich die Einsicht durchsetzte, dasses an der Zeit sei, die Ausbildung der Offiziere dem gesellschaftlichen und wissen-schaftlichen Fortschritt anzupassen. Dazu wurde zunächst das Abitur als zwingendeVoraussetzung für einen Offiziersanwärter der Bundeswehr festgelegt: Über 97% derseit 1965 eingestellten Offiziere konnten das Abitur nachweisen.75 Die Inhalte derAusbildung wurden im Rahmen eines „Drei-Stufen-Planes“ zwischen 1965 und 1971den jeweils angenommenen sozialen und geistigen Entwicklungsstufen der Offiziereangepasst. Schwerpunkt dieser Konzeption war eine „zweckmäßige Mischung austheoretischen und praktischen, allgemeinbildenden und militärhandwerklich-technokratischen Anteilen“76.

Die Waage hatte sich in der Auseinandersetzung zwischen „Praktikern“ und „Theo-retikern“ nach der längsten Friedensphase, die Deutschland im 20. Jahrhundert erlebthat, wieder einmal zugunsten der „Theoretiker“ geneigt.77 Diese Entwicklung isthauptsächlich darauf zurückzuführen, dass sich das Bild des Offizierberufes imzweiten Jahrzehnt des Kalten Krieges entscheidend wandelte. So entsprachen die An-

72 Kutz: Reform (Anm. 5), S. 53.73 Bald: Offizier (Anm. 4), S. 108ff74 Kutz: Reform (Anm. 5), S. 55f.75 Bald: Offizier (Anm. 4), S. 117ff.76 Kutz: Reform (Anm. 5), S.88f.77 Hier und im Folgenden: Bald: Offizier (Anm. 4), S. 117.

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forderungen immer mehr denen ziviler Führungskräfte. Der Erkenntnis folgend, dassein Offizier nur dann den umfassenden geistigen Anforderungen seines Berufes ge-recht werden kann, wenn er auf hohem Niveau ausgebildet worden ist, hat das Bun-desministerium der Verteidigung mit der Forderung nach der allgemeinen Hoch-schulreife und einem Hochschulstudium im Jahr 1970 die bestmögliche Bildungs-auslese für seine Offiziere getroffen. Hierzu wurden am 1. Oktober 1973 die beidenUniversitäten der Bundeswehr in Hamburg und München gegründet. Fast alle zu-künftigen Offiziere der Bundeswehr, der mindestens zwölf Jahre Dienst in denStreitkräften leisten möchte, müssen seitdem ein Hochschulstudium bestreiten. DasStudium wird nach den Gesetzen der Kulturhoheit der jeweiligen Länder durchge-führt und das Examen nach den dort geltenden Prüfungsordnungen abgelegt.78 Dashauptsächliche Ziel dieser Vorgehensweise ist es, die Ausbildung der eigenen Füh-rungskräfte dem allgemeinverbindlichen Niveau automatisch anzupassen, um somitvon der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung nicht abgekop-pelt zu werden. Zudem erhält der Offizier eine zivilberuflich verwendbare, hochwer-tige Ausbildung, die ihm bei einem möglichen Ausscheiden aus den Streitkräften denÜbergang in einen zivilen Beruf erleichtern.79 Der Fächerkanon entspricht dabei demeiner mittelgroßen, zivilen deutschen Universität. Der studierende Offizier der Bun-deswehr kann seinen eigenen Studienschwerpunkt von Wirtschaftsingenieur wesen,Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre, über Bauingenieurwesen, Elektro-technik, Maschinenbau, Informatik und Luft- und Raumfahrttechnik bis hin zu Ge-schichte, Staatswissenschaften, Pädagogik und Sportwissenschaften selbst wählen.

Von dem 1972 festgelegten Maximalziel, dass jeder Stabsoffizier der Bundeswehrein abgeschlossenes Hochschulstudium haben soll, musste jedoch sehr bald wiederabgerückt werden: Jahr für Jahr erreichen nur ungefähr zwei Drittel der studierendenOffiziere aufgrund der hohen Anforderungen des zeitlich straffen Studiums und einerkorrespondierenden Durchfallquote einen Hochschulabschluss. Dessen ungeachteterhöht eine solide, abgeschlossene akademische Ausbildung die Aufstiegschancen inder Bundeswehr mittlerweile ungemein. Dies wird besonders deutlich anhand derTatsache, dass der prozentuale Anteil an Abiturienten bzw. Vollakademikern kon-gruent mit der Höhe innerhalb der Hierarchie ansteigt.80 Für höherwertige Lehrgänge

78 Zum Ausbildungsablauf und den Zielen der akademischen Anteile der Offizierausbildungsiehe: Paul Klein / Ekkehard Lippert: Die Bedeutung und Ziele der akademischen Anteile inder Offizierausbildung. In: Soldat - ein Berufsbild im Wandel. Herausgegeben im Auftrag desDeutschen Bundeswehr Verbandes. Band 2: Offiziere. Bonn 1993, S. 191-200.79 Regelmäßig erhobene Statistiken belegen, dass rund 90% aller Absolventen der Universi-täten der Bundeswehr sofort nach ihrem Ausscheiden aus der Bundeswehr eine angemessenezivilberufliche Anstellung finden. Siehe hierzu u.a.: Holger Morick/Hardy Knuschke: Vom Of-fizier zum Manager. Ergebnisse einer Karriereanalyse. In: Information für die Truppe. H.2/2002 (46. Jg.), S. 40-45.80 Siehe hierzu: Bald: Offizier (Anm. 4), Tabellen S. 130f.

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stellt das akademische Vorwissen eine wichtige Grundlage dar, auf der aufgebautwerden kann, ohne wertvolle Zeit dafür zu benötigen, noch nicht vorhandenes grund-sätzliches Wissen aufholen zu müssen. Die Universitäten der Bundeswehr haben sichauch auf diesem Wege über die Jahre hinweg als integraler Bestandteil der Offizier-ausbildung etabliert und sind heutzutage nicht mehr wegzudenken.81

Nach dem Ende des Kalten Krieges scheint sich in den vergangenen Jahren die Waa-ge aber wieder mehr in Richtung der „Praktiker“ zu neigen. Nicht erst in Folge derersten Auslandseinsätze der Bundeswehr, die selbstverständlich in großem Maße diepraktische Seite des Offizierberufes fordern, mehren sich wieder die Stimmen derje-nigen, die eine wesentlich stärker praxisorientierte Ausbildung des Offiziernach-wuchses fordern.82 Eine Forderung, die vor dem Hintergrund einer immer komplexerwerdenden Umwelt nur schwer nachvollziehbar ist. Der Offizier der Bundeswehr sollErzieher, Ausbilder und Führer zugleich sein. Um diesen zweifelsohne hohen Anfor-derungen gegenüber dem ihm unterstellten Bereich gerecht werden zu können, musser in der Lage sein, komplexe Sachverhalte verstehen und im Sinne der übergeord-neten Führung umsetzen zu können. Da die wenigsten Menschen dies von Geburt ankönnen, muss es systematisch erlernt werden. Auch insofern ist das Studium an einerHochschule die ideale Vorbereitung für eine Führungsaufgabe in den Streitkräfteneiner hochindustrialisierten Dienstleistungsgesellschaft, denn ein Offizier kann seinerFührungsverantwortung nur gerecht werden, wenn er die Folgen seines Handelns vollund ganz übersehen kann. Hierzu muss er die komplexen Zusammenhänge seinesAufgabenbereiches und die Einbindung desselben in das Gesamtgefüge verstehen,respektive die Bedeutung darin richtig einschätzen können. Wohin es führt, wenn dieMasse der Offiziere dazu nicht fähig ist, haben wir Deutsche in der Geschichte des20. Jahrhunderts zweimal erfahren müssen.

EXKURS: OFFIZIERSAUSBILDUNG IM DEUTSCHEN HEER ZU BEGINN DES 21. JAHR-HUNDERTS

Die jungen Menschen, die in Deutschland heutzutage Offizier werden möchten,kommen zum überwiegenden Teil aus Beamten- und Angestelltenfamilien. Sie habenprinzipiell das Abitur abgelegt und somit Universitätsreife erlangt.83 Noch nie in derdeutschen Geschichte waren die allgemeinen Voraussetzungen für die Ausbildungvon Offiziersanwärtern so gut wie in den vergangenen zwanzig Jahren. Trotzdem istes in der sogenannten Spaßgesellschaft an der Wende zwischen dem 20. und 21.

81 Klein/ Lippert: Akademische Anteile (Anm. 77), S. 198.82 Bald: Offizier (Anm. 4), S. 119; Kutz: Reform (Anm. 5), S. 96ff.; Trull: Ausbildung (Anm.12), S. 9.83 Trull: Ausbildung (Anm. 12), Tabelle S. 9.

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Jahrhundert eine große Herausforderung, den jungen Menschen, die Offizier werdenmöchten, zu verdeutlichen, welchen Nutzen ihr Dienst für die Gesellschaft hat, in dersie aufgewachsen sind.

Die traditionellen Lehrinhalte bilden weiterhin einen wichtigen Teil der Ausbildungzum Offizier des Heeres in der Bundeswehr.84 Die Landesverteidigung im „Gefechtder verbundenen Waffen“ mit besonderer Berücksichtigung von „Joint und Com-bined“85 wird im Fach „Taktik“ intensiv aufbereitet. Durch die Lerninhalte dieses Fa-ches sollen allen Absolventen die Einsatzgrundsätze der Bundeswehr und ein ge-meinsamer Wortschatz vermittelt werden.

Das Fach „Wehrrecht“ unterweist die jungen Bundesbürger und ihre ausländischenAustauschkadetten in den rechtlichen Grundlagen unseres Rechtsstaates im Allge-meinen und den Bestimmungen für das Militär im Besonderen und soll die Lehr-gangsteilnehmer in Zukunft dazu befähigen, als Disziplinarvorgesetzter eingesetztwerden zu können.

In der „Politischen Bildung“ soll der Offiziersanwärter den Wertekanon des freiheit-lich-demokratischen Rechtsstaates verinnerlichen, denn er ist die Quintessenz derGesellschaft, die er als Offizier im Ernstfall verteidigen soll. Dies ist insbesonderedeshalb wichtig, da leider immer wieder festzustellen ist, dass die jungen Menschendies im Rahmen ihrer Schulausbildung nicht oder nur unzureichend erläutert be-kommen.86

Das gleiche gilt für die historische Vorbildung der jungen Offiziersanwärter, die imRahmen ihrer gymnasialen Ausbildung in einigen Bundesländern das Fach Ge-schichte bereits nach dem neunten Schuljahr abwählen können. Folglich können imFachbereich „Militärgeschichte“ in der Offiziersausbildung zunächst nur Grundlagender europäischen Geschichte von 1648 bis zur Wiedervereinigung gelegt werden, aufdenen in weiteren Ausbildungsschritten an den Bundeswehruniversitäten und auf hö-herwertigen Lehrgängen aufgebaut wird. In diesem Zusammenhang wird auch Tra-ditionsverständnis im Sinne des Wegweisers für die Traditionspflege im Heer von199987 vermittelt und die Verantwortung des (preußisch)-deutschen Militärs für be-sondere Entwicklungen in den bedeutendsten Perioden der deutschen Geschichte nä-her beleuchtet.

84 Zur Offizierausbildung im bundesdeutschen Heer siehe: Peter E. Uhde: Schlaglicht. Aus-bildungsalltag an der OSH Dresden. In: Information für die Truppe H. 4/1999 (43. Jg.), S. 11-18.85 Im Einsatz mit allen Teilstreitkräften und im Verbund mit internationalen Partnern.86 Trull: Ausbildung (Anm. 12), S. 12.87 Bundesministerium für die Verteidigung, Inspekteur des Heeres: Wegweiser für die Tradi-tionspflege im Heer. Bonn, 1. Dezember 1999.

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Vor dem Hintergrund der neuen Bedrohungsszenarien sollen darüber hinaus zusätzli-che Kompetenzen aufgebaut werden. Der „Krieg“ ist in Folge des Zusammenbruchdes Warschauer Paktes und des damit einhergehenden Wegfalls der Konfrontationvon nur zwei Lagern den Regeln der Globalisierung unterworfen worden.88 Der Auf-trag der Soldaten der Bundeswehr war und ist stets klar durch ein politisches Mandatumrissen und an die geltende nationale und internationale Rechtslage gebunden.Freund und Feind sind hingegen nicht immer klar voneinander zu unterscheiden.Einheitliche Vorgaben für ein konkretes Verhaltensmuster gibt es folglich nichtmehr. Damit die zukünftigen Offiziere der Bundeswehr ihrer Verantwortung gerechtwerden können, vor Ort auf sich allein gestellt, die der Situation jeweils angemesseneEntscheidung zu treffen, werden ihnen die für die deutsche Gesellschaft allgemeingültigen Grundüberzeugungen als ein festes ethisches und wertorientiertes Funda-ment gelehrt.

Die Einsätze im Kosovo und in Afghanistan haben gezeigt, dass der Offizier sehrschnell in die Situation kommen kann, auch unfreiwillig kommunalpolitische Ent-scheidungen treffen zu müssen, da er häufig die höchste anwesende Instanz darstellt.In der Bundesrepublik wurde aufgrund der historischen Erfahrung bisher immer Wertdarauf gelegt, dass sich der Soldat bei der Wahrnehmung seiner Pflichten unpartei-isch verhält und ohne politisches Kalkül handelt. Folglich wurden in der Offizier-sausbildung aufgrund dieser Erfahrungen einige Schulungsabschnitte hinzugefügt.Das Denken und Handeln in größeren Zusammenhängen über den eigentlichen mili-tärischen Aufgabenbereich hinaus ist dabei Grundvoraussetzung. Hierzu wird der Of-fiziersanwärter in seiner Ausbildung an der Offizierschule des Heeres in Dresden be-reits in Seminaren auf seine zukünftigen Aufgaben im Rahmen des „erweiterten Auf-gabenspektrums“ (EAS) und von „Peace Support Operations“ (PSO) umfassend vor-bereitet.

Die Einsätze im „erweiterten Aufgabenspektrums“ und die „Peace Support Opera-tions“ haben aber auch zu Einschränkungen in der Ausbildung des Offiziernach-wuchses geführt. So sind inzwischen Klagen laut geworden, dass durch die berech-tigten Anliegen der Einheiten im Einsatz die Aufgaben in Deutschland nicht mehrangemessen erfüllt werden können. Schlimmer noch, dass Teile der Offiziersausbil-dung trotz größter Anstrengungen nicht mehr geleistet werden können, weil derVerteidigungshaushalt und der Stellenplan nicht genügend Personal für die Erfüllungdieser substanziellen Aufgaben hergibt.89 Dies ist eine bedenkliche Entwicklung, dienur durch eine klare politische Entscheidung gestoppt werden kann. Entweder istman bereit, mehr Ausbilder für die Offiziersausbildung, also mehr Planstellen und

88 Die Entwicklung des Krieges im 20. Jahrhundert wird sehr gut nachvollzogen bei: HerfriedMünkler: Über den Krieg. Stationen der Kriegsgeschichte im Spiegel ihrer theoretischen Re-flexion. Weilerswist 2002.89 TRULL: Ausbildung (Anm. 12), S. 10.

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höhere Kosten zu tragen, oder aber die Entscheidungsträger geben aufgrund der pre-kären Haushaltslage weniger Geld für die Erfüllung der Aufgaben der Bundeswehrim „erweiterten Aufgabenspektrums“ und die „Peace Support Operations“ aus. DerProzess der Anpassung an die neuen sicherheits- und weltpolitischen Verhältnisse hatin der Bundeswehr erst angefangen. Er wird auch noch sehr viel Zeit in Anspruchnehmen, Möglichkeiten und Anforderungen dieser neuen Situation in Übereinstim-mung zu bringen.90

ZUSAMMENFASSUNG

Die preußisch-deutsche Offiziersausbildung ist seit 1808 eine ständig wechselndeMischung aus Praxis und Theorie. Im Gegensatz zu der reinen „Kadettenakademie-Ausbildung“ anderer Nationen erlernt der deutsche Offiziersanwärter zunächst daspraktische Soldatenhandwerk seiner Truppengattung auf allen militärischen Ebenen,um darauf aufbauend diese Erfahrungen mit theoretischen Kenntnissen in speziellenOffizierlehrgängen anzureichern. Trotzdem führte langfristig, wie der Sozialwissen-schaftler Detlef Bald feststellt, „das Hin und Her zwischen „Praktikern“ und „Theo-retikern“, zwischen Charakter und wissenschaftlicher Bildung, [...] zur wiederholtenVernachlässigung einer über reine berufsbezogene Fachkenntnis hinausreichendeBildung im Sinne von Weltaufgeschlossenheit, Problembewusstsein und Umweltver-pflichtung mit Einsicht in historisch-politische, wirtschaftliche und soziale Zusam-menhänge.“91 Dies lag sicherlich auch daran, dass Kriege immer wieder dazu geführthaben, dass die militärische Führung den Eindruck gewann, nur durch die Vermitt-lung der harten Realität der Kriegserfahrungen dem jungen Mann das angemesseneHandwerkszeug für seine Führungsaufgaben einprägen zu können. In längeren Frie-densphasen hingegen wuchs in weiten Teilen des fortschrittlich gesinnten Offiziers-korps immer wieder das Bedürfnis, auf der Basis des erworbenen praktischen Kön-nens das theoretische Wissen zu vergrößern. Dieser Wunsch war natürlich immer engdamit verbunden, den technischen, ökonomischen und sozialen Entwicklungen derdeutschen Gesellschaft Rechnung zu tragen.

Die preußischen Heeresreformer von 1808, allen voran Gerhard von Scharnhorst undHerrmann von Boyen, haben die Bedeutung der Allgemeinbildung für den Offizier inder deutschen Offiziersausbildung verankert. In den vergangenen zwei Jahrhundertenhat die Bedeutung der umfassenden Bildung des Offiziers in deutschen Streitkräftenstetig zugenommen. Im Laufe der Zeit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass nurder gebildete Offizier in der Lage ist, die Folgen seines Handelns zu überblicken und

90 Siehe hierzu auch: Gerd Jürgen Bischof: Schneller, höher, weiter... aber wohin? In: Infor-mation für die Truppe 1/2003 (47. Jg.), S. 3.91 Bald: Offizier (Anm. 4), S. 111.

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somit seinem Auftrag gerecht zu werden.92 Die Auseinandersetzung um den Wert derAllgemeinbildung in der Offiziersausbildung hat sich parallel mit der Emanzipationdes Bürgertums vom Adel in Deutschland entwickelt. Auch hier hat die Allgemein-bildung eine herausragende Rolle gespielt. Die Kosten für eine umfassende Schulbil-dung und ein Universitätsstudium wurden zum Hebel, den das wohlhabende Bürger-tum gegen die politisch und gesellschaftlich vorherrschenden Adligen einsetzte. Inder sich immer schneller verändernden Welt war es zwangsläufig notwendig die tra-ditionellen Bildungsvorstellungen weiterzuentwickeln. Das deutsche Militär tat sichsehr lange schwer damit, die durch adlige Traditionen geprägte Auswahl und Ausbil-dung des eigenen Offiziersnachwuchses grundlegend zu verändern. Erst die fataleEntwicklung im Dritten Reich und während des Zweiten Weltkrieges hat das stän-disch-geschlossene Offizierskorps preußischer Prägung aufgebrochen und den Offi-ziersberuf zu einem funktionalen Berufsstand in einer modernen Industriegesellschaftverwandelt.93 Diese grundlegende Veränderung war für die Entwicklung der Bun-deswehr in den ersten Jahren ihres Bestehens von großer Bedeutung. Die Ausbildungder Offiziersanwärter wurde an den Vorgaben der demokratischen Gesellschaft aus-gerichtet und nicht an denen des Offizierskorps, wie noch in der Weimarer Republikgeschehen. Zwar gab es anfänglich noch erhebliche Reibungsverluste aufgrund derAnsprüche und Methoden der Kriegsteilnehmer. Dies änderte sich aber mit demWandel des Kriegsszenarios hin zum Atomkrieg und dem Generationswechsel zurNachkriegsgeneration. Mit der Entscheidung, das Hochschulstudium für jeden Bun-deswehroffizier als einen Teil seiner Ausbildung zu verankern, hat die Bundeswehreinen qualitativen Quantensprung vollzogen, der in dem Maße offensichtlich wird, indem Vollakademiker in entscheidende Funktionen in den Streitkräften vorrücken.

Die Ausbildung ist den derzeitigen Anforderungen des „erweiterten Aufgabenspek-trums“ und den „Peace Support Operations“ angepasst worden und wird zukünftigauch neuen Herausforderungen angemessen angepasst werden. Wichtig wird dabeisein, dass die Offizierausbildung der Bundeswehr aufgrund der angeblichen „Anfor-derungen der Einsätze“ nicht zu praxisorientiert wird. Im Zeitalter von Computernund Internet ist die Bedeutung der Arbeitsteilung auch und gerade im Militär erheb-lich angestiegen. Die Aufgabe des Offiziers war und ist es, Entscheidungen zu treffenund/oder sie vorzubereiten, in Kenntnis einer Vielzahl von Sachverhalten. Um diesesachgerecht auswerten und bewerten zu können, bedarf es einer fach- und sachkun-digen Ausbildung auf höchstem Niveau, also einer umfassenden theoretischen Aus-bildung und Schulung des Intellekts. Denn nur wer die Folgen seines Handelns über-blicken kann, ist in der Lage, angemessene Entscheidungen zu treffen. Die Ge-schichte hat uns mehrfach gezeigt, dass insbesondere dann, wenn diese Tatsache ver-nachlässigt wurde, es zu Fehleinschätzungen und –entscheidungen kam, die entsetz-

92 Nittner: Bildung (Anm. 34), S. 107.93 Siehe hierzu auch: Kroener: Veränderungen (Anm. 50), S. 296.

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liche Folgen insbesondere für den unterstellten Bereich hatten. Im Zweifelsfall ent-scheidet der Offizier nämlich über Leben und Tod.

VERWENDETE LITERATUR:

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Baudissin, Wolf Graf von: Nie wieder Sieg. Programmatische Schriften 1951-1981.München 1982.

Baudissin, Wolf Graf von: Soldat für den Frieden – Entwürfe für eine zeitgemäßeBundeswehr. München 1969.

Bischof, Gerd Jürgen: Schneller, höher, weiter... aber wohin? In: Information für dieTruppe H. 1/2003 (47. Jg.), S. 2-3.

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(Dieser Artikel wurde bereits in der NLARMS 2003 anlässlich des 175-jährigen Ju-biläums der Königlichen Militärakademie der Niederlande in Breda in abweichender

Form und in englischer Sprache veröffentlicht.)

VERFASSSER:

Dr. Dieter KollmerOffizierschule des HeeresMarienallee 1401099 Dresden

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