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15.10.2008 Kommunikationstheorie nach Watzlawick und Kommunikationstheorie nach Watzlawick und Anwendung in Softwareprojekten Anwendung in Softwareprojekten Im Seminar „Informationsfluss: Dokumentation und Kommunikation im Unternehmen“ von Johannes Joachim Lyda

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15.10.2008

Kommunikationstheorie nach Watzlawick und Kommunikationstheorie nach Watzlawick und Anwendung in SoftwareprojektenAnwendung in Softwareprojekten

Im Seminar„Informationsfluss: Dokumentation und

Kommunikation im Unternehmen“

von Johannes Joachim Lyda

Johannes Lyda, Kommunikationstheorie nach Watzlawick 215.10.2008

ÜbersichtÜbersicht

1. Einleitung und Motivation2. Grundlagen Kommunikationstheorie3. Fünf Axiome und Anwendung in Softwareprojekten4. Referenzen und Literaturempfehlung

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1. Motivation1. Motivation

• Wir organisieren und wollen verbessern:– unsere Abläufe

• durch Prozesse• durch Informationsflussananlyse

– unsere Dokumente• Templates• Revisionskontrolle

– unsere Entwicklung• Reviews• Qualitätssicherung• Erfahrungsdokumentation

• Bindeglied: der Mensch• Steuerung: Kommunikation

weitere Organisation

und Verbesserung

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2. Kommunikationstheorie2. Kommunikationstheorie

• Nachricht besteht aus Information und Verhalten des Senders.

• Sender übermittelt eine Nachricht an den Empfänger.

• Empfänger erhält eine Nachricht und interpretiert (decodiert) diese nach seinem Verständnis.

• Interaktion bezeichnet den Rollenwechsel/Doppelrolle zwischen Sender und Empfänger (z.B.: Diskussion) und den daraus abwechselnden Nachrichtenaustausch

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Kommunikationstheorie (Forts.)Kommunikationstheorie (Forts.)

• paralinguistische Phänomene sind die Umgebung der Sprache. (z.B.: Tonfall, Schnelligkeit oder Langsamkeit der Sprache, Pausen, Lachen oder Säufzen, Körperhaltung, Ausdrucksbewegungen bezüglich eines Zusammenhangs)

• Kommunikation ist nicht nur der Austauschen oder Übermittlung von Informationen, sondern auch miteinander in Verbindung treten, sich verständigen, sich verstehen.

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KommunikationsmodellKommunikationsmodell

Allgemeines Kommunikationsmodell

InformationsgehaltSender Empfänger

Kommunikationsfilter

Informationsgehalt

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ÜbersichtÜbersicht

1. Einleitung und Motivation2. Grundlagen Kommunikationstheorie3. Fünf Axiome und Anwendung in Softwareprojekten4. Referenzen und Literaturempfehlung

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Paul WatzlawickPaul Watzlawick

Vitae:* 25.7.1921 geboren in Villach, Östereich

1939 Matura am Bundesrealgymnasium Villach,Studium der Philologie und Philosophie in Venedig,Ausbildung zum Psychotherapeuten am C.-G.-Jung-

Institut in Zürich,

1957 Ruf an die Universität von El Salvador,

1960 Forschung am Mental Research Institute in Palo Alto

1976 Professor für Psychotherapie an der StanfordUniversity.

† 31.3.2007 Palo Alto

bekannte Veröffentlichungen:1969 Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien (mit Janet

Beavin und Don Jackson)

1976 Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn - Täuschung - Verstehen

1983 Anleitung zum Unglücklichsein

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Menschliche Kommunikation und fünf AxiomeMenschliche Kommunikation und fünf Axiome

• Fünf Axiome sind Regeln, die für Kommunikation gelten• Regeln menschlicher Interaktion• Störungen in Kommunikation• bei gestörter Kommunikation werden Regeln nicht

eingehalten• Partnertherapie, Eltern- Kindbeziehungen, psychatrische

Behandlung (z.B. Schizophrenie)

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3.1 Unmöglichkeit nicht nicht zu kommunizieren3.1 Unmöglichkeit nicht nicht zu kommunizieren

• Nachrichten bestehen nicht nur aus Worten• sondern auch Körperhaltung, Mimik, Gestik oder Sprache des

Senders (paralinguistische Phänomene)– Verhalten des Senders– Es gibt kein Gegenteil zu Verhalten

– Sich nicht Verhalten = Verhalten

=> Jedes Verhalten besitzt einen Nachrichtencharakter

• Kommunikation findet auch dann statt, wenn sie nicht absichtlich, bewußt oder erfolgreich ist

• Unsinn, Schweigen, Absonderung oder Regungslosigkeit gelten als eine Antwort

=> 1. Axiom: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ [1]

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Beispiel für erstes AxiomBeispiel für erstes Axiom

• Situation: Im Software-projekt arbeiten Entwickler A und B am Design der Automaten. Dabei geraten sie in einen Streit über einen Entwurfsentscheid. A (links) wird von B überrannt und wendet sich seinem Laptop zu.

• Lösung:– B: Probleme direkt besprechen und keine Interpretation offenlassen– A: Verhalten von A hinterfragen

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Erstes Axiom im FLOW-ModellErstes Axiom im FLOW-Modell

Diskussion

Verhalten BA

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3.2 Inhalts- und Beziehungsaspekt3.2 Inhalts- und Beziehungsaspekt

• Inhalt der Nachricht ist Information• unwichtig ob Information richtig oder falsch, gültig oder

ungültig=>Kommunikation nicht ausschließlich

Informationsübermittlung

• zusätzlich möchte Sender transportieren, wie der Empfänger die Nachricht verstehen soll – „persöhnliche Stellungnahme zum anderen” [1]

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Inhalts- und Beziehungsaspekt (Forts.)Inhalts- und Beziehungsaspekt (Forts.)

• zwischen zwei Personen wird selten bewusst und ausdrücklich über ihre Beziehung gesprochen

• „gesunde“ Beziehung– Beziehung rückt in den Hintergrund einer Interaktion

• „kranke“ Beziehung– jede Interaktion ein Kampf um die genaue Definition des aktuellen

Beziehungsstatus– Inhalt einer Nachricht kann dabei vollkommen verloren gehen

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Inhalts- und Beziehungsaspekt (Forts.)Inhalts- und Beziehungsaspekt (Forts.)

• Metainformation– bei der Kommunikation ist neben den eigentlichen Daten eine

Information über diese Information vorhanden– von höherer Art von Information

• Metakommunikation– analog zu Metainformation; höhere Ebene zur Kommunikation– hier Beziehungsaspekt wie eine Schicht über der Kommunikation

=> 2. Axiom: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersten bestimmt

und daher eine Metakommunikation ist.” [1]

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Beispiel für zweites AxiomBeispiel für zweites Axiom

• Situation: Entwickler A sagt zu B:„JAVA ist eine Programmiersprache.“

=> Inhaltsaspekt: Programmiersprache=> Beziehungaspekt:„Du hast doch keine Ahnung

vom Programmieren!“

• Lösung: – Konflikte neben der eigentlichen Arbeit austragen (z.B. Kaffeepause,

Feierabend, etc.)– über Beziehungsstatus sprechen– gesunde Beziehung anzielen– Beziehung so wenig wie möglich in Arbeit einfließen lassen

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Drittes Axiom modelliert in FLOWDrittes Axiom modelliert in FLOW

Inhalts-aspekt

Beziehungs-aspekt BA

Information

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3.3 Interpunktion von Ereignisfolgen3.3 Interpunktion von Ereignisfolgen

• Konstruktivismus– Person bildet ihre “Welt” auf Grund von subjektiven und persönlichen

Erfahrungen– sieht diese Welt als Wirklichkeit– daraus weiteres Verhalten und Handeln der Person

• Interpunktion– Gesprächspartner legt besondere Bedeutung auf bestimmtes Erlebnis– jedoch im besten Glauben– andere Person mit einer ebenso als “richtig” angesehen Nachricht– jedes Verhalten ist zugleich Ursache und Wirkung– nie endender Kreislauf

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Interpunktion von Ereignisfolgen (Forts.)Interpunktion von Ereignisfolgen (Forts.)

=> 3. Axiom: „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner

bedingt.” [1]

Abb.: Beispiel zur Interpunktion [1]

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Beispiel für drittes AxiomBeispiel für drittes Axiom

• Situation: Qualitätsmanager Q kommt nach einem Review zu Entwickler A. In seinem Entwurfsdokument hat A nicht nach der vorgeschriebenen Spezifikation XY gearbeitet. Q weist ihn darauf hin.

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Beispiel drittes Axiom in FLOWBeispiel drittes Axiom in FLOW

Zeit tQ A

Q: „Das Dokument ist nicht nach Spezifikation XY verfasst.“

A: „In meiner letzten Firma haben wir das auch nie so gemacht.“

Q: „Hier ist das aber so vorgeschrieben.“

A: „Das macht doch aber keinen Sinn.“

......

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Beispiel für drittes Axiom (Fortz.)Beispiel für drittes Axiom (Fortz.)

• Lösung: – Gemeinsames Auflösen des Konflikts– Einsicht des Kreislaufes von beiden Seiten– Beginn von Vorne der Interaktion– dritte Meinung– gegebenenfalls Änderung der Anwendung der Spezifikation im

nächsten Projekt

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3.4 Digitale und analoge Kommunikation3.4 Digitale und analoge Kommunikation

• digitale Kommunikation: (verbal)

– komplexes Wissen– logische Verknüpfungen und Negationen– semantische Übereinkunft– eindeutig, rational und kognitiv– Inhaltsaspekt einer Nachricht

• analoge Kommunikation: (non-verbal, nicht-sprachlich)

– Gesten, Mimik, Tonfall– Bild, Melodie– Emotionen (Weinen, Lachen)– mehrdeutig– kulturabhängig– Beziehungsaspekt einer Nachricht

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Digitale und analoge Kommunikation (Forts.)Digitale und analoge Kommunikation (Forts.)

• Lächeln für Sympathie oder Verachtung• Weinen für Freude oder Trauern• Verbale und nonverbale Kommunikation sollten sich

ergänzen und nicht widersprechen

=> 4. Axiom: „Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.

Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen

unzulängliche Semantik.Analoge Kommunikationen hingegen besitzen dieses

semantische Potential, ermangeln aber die, für die eindeutige Kommunikation erforderliche, logische Syntax.“ [1]

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Beispiel für viertes AxiomBeispiel für viertes Axiom

• Situation: Entwickler A sitzt an seinem Computer und bekommt einen Systemabsturz. Er erzählt es seinem Kollegen B. B antwortet lachend: „Immer diese Windows Probleme!“

• Problem: – A versteht, dass B über seine Unfähigkeit

lacht– mögliche Diskrepanz in Lachen und

Aussage

• Lösung:– direkte Hinterfragung von A entgegen B – gegebenenfalls Aussprache auf der

Beziehungsebene

Bildquelle vorläufig aus urheberechtlichen Gründen entfernt!

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3.5 3.5 Symmetrische und komplementäre InteraktionSymmetrische und komplementäre Interaktion

• symmetrisch– zwei gleichstarke Partner– Streben nach Gleichheit und Verminderung von Unterschieden– "spiegelbildliches Verhalten"

• komplementär– einen "superioren" und einen "inferioren" Partner

• => 5. Axiom: „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder

Unterschiedlichkeit beruht.“ [1]

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Beispiel für fünftes AxiomBeispiel für fünftes Axiom

• Situation: Designer A bekommt vom Architekten B zwei mögliche Architekturvorschläge. A wählt den ersten aus. B entgegnet A: „Dir scheint der zweite dann ja nicht zu gefallen.“

• Problem: – gäbe selbe Aussage von B, wenn A den zweiten Vorschlag gewählt

hätte– es kommt zum Konflikt

• Lösung:– Unterstellungen und Interpretationen als Frage formulieren– an symmetrischer Kommunikation arbeiten

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LiteraturLiteratur

1. Watzlawick, P., Beavin, J.H., Jackson, D.J.: Menschliche Kommunikation – Fromen, Störungen Paradoxien. Hans Huber Bern Verlag, 4. Auflage (1974)

2. Vigenschow, U., Schneider, B.: Soft Skills für Softwareentwickler. dpunkt.verlag, 1. Auflage (2007)