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Kongress Armut und Gesundheit, Berlin im März 2012

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Kongress Armut und Gesundheit, Berlin im März 2012

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Soziale Benachteiligung und

Schwangerschaft- Was wissen wir

über die Bedürfnisse der Frauen?

Ausgewählte Ergebnisse des Projekts: Erfassung des Bedarfs sozial benachteiligter schwangerer Mädchen und Frauen zur Entwicklung eines Gesundheitsförderungskonzepts

Leitung: Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein

Barbara Knorz & Ute Lange, wiss. MA

Hochschule Osnabrück

Gefördert von AGIP/EFRE, F.A. 2007.801

Illustration: C. Westphal

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Gleichberechtigte Teilhabe - Angebote für alle

Schwangere?

Sozial benachteiligte Mädchen und Frauen…

nutzen gesundheitsfördernde und präventive Angebote nur in geringem Maße (BzgA 2010, Siegmund-Schultze et al. 2008)

sind weniger über vorbeugende und kurative Möglich- keiten informiert (Enkin et al. 1998)

haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen und Patho- logien in der Schwangerschaft (Rauchfuß 2003, Sieg- mund-Schultze et al. 2008)

und einen größeren Unterstützungsbedarf durch mög- liche komplexe Überforderungen und Risiken (Allhoff 1999)

Zugleich existiert wenig validiertes Wissen über ihre spezifischen Wünsche und Bedürfnisse

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Hebammen - Versorgung in einer wichtigen

Lebensphase

Hebammen betreuen von Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit

Kontinuierliche Gesundheitsförderung und Prävention durch Hebammen ab Beginn der Schwangerschaft (Zwelling & Philipps 2001, Sayn-Wittgenstein (Hrsg.) 2007): = Chance der Stärkung und frühen Weichenstellung

Quelle: Sayn-Wittgenstein F. zu (Hrsg.) (2007) Geburtshilfe neu denken - Bericht zur Situation und Zukunft des Hebammenwesens in Deutschland.

Bern, Göttingen, Toronto, Seattle: Hans Huber Verlag. 24.

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Forschungsfragen

Was erwarten Mädchen und Frauen von Informations-

und Unterstützungsangeboten in der Schwangerschaft?

Wie, wo und wann informieren sie sich über gesund-

heitsrelevante Themen?

Welche Erfahrungen haben sie mit Geburtsvorbereitung

und der Versorgung in der Schwangerschaft gemacht?

Welche unterstützenden Institutionen sind bekannt, zu

welchen besteht großes Vertrauen, welche wurden in

der Schwangerschaft genutzt?

Welche Faktoren führen zu einer verminderten

Inanspruchnahme einzelner Angebote?

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Qualitative Studie zum Bedarf sozial benachteiligter

Frauen und Mädchen in der Schwangerschaft

Methoden und Vorgehensweisen

Literatur- und Datenbankrecherche

Datenerhebungszeit: April 2008 bis Oktober 2009

Teilstrukturierte Interviews (Witzel 1989) mit sozial benachteiligten Müttern (n=19)‏

Teilstrukturierte Interviews mit Expertinnen/Hebammen und einem Berater (n=7)‏

Angebotsanalysen: Erfassung der Zugangswege und Angebotskommunikation (n=7)

Expertenworkshops 10/2009 und 06/2010

Auswertung der Daten angelehnt an das Verfahren der Grounded Theory (Strauss & Corbin 1996)‏

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Merkmale der Stichprobe / Gruppe der sozial

benachteiligten Mädchen und Frauen (1)‏

Wohnort: Hannover (4), Delmenhorst (2), Braunschweig (2),

Osnabrück (2), Leer (1); Rostock (2), Ludwigslust (3);

Falkensee (3)‏

Alter der Befragten: 16 - 28 Jahre (durchschnittlich 21,6 Jahre)

Merkmale:

z.B. Einkommensarmut (alle), kein Schulabschluss (5),

Hauptschulabschluss (7), keine Berufsausbildung(13),

minderjährig (2), in der Altersgruppe 18-20 Jahre (6),

alleinerziehend oder getrennt lebend (8),

Migrationshintergrund (4:Türkei, China, Vietnam, Russland)

Inanspruchnahme Geburtsvorbereitungskurs: Teilnahme (4),

keine Teilnahme (11), Besuch besonderer Angebote (4)

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Ergebnisse der Interviewauswertung-

Bedürfnisse aus Sicht der Frauen

Sicherheit

Bedürfnis nach medizinischer, finanzieller und sozialer

Sicherheit

Wissen

Verstehen, was geschieht

Sich auf Kommendes vorbereiten

Kommunikation und Kontakt

Zuwendung erhalten und umsorgt werden

Sich aussprechen dürfen

Rollenfindung

Identität und Normalität

Akzeptanz durch die Gemeinschaft

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Ergebnisse der Interviewauswertung-

Bedürfnisse aus Sicht der Frauen

Sicherheit

Bedürfnis nach medizinischer, finanzieller und sozialer

Sicherheit

Wissen

Verstehen, was geschieht

Sich auf Kommendes vorbereiten

Rollenfindung

Identität und Normalität

Akzeptanz durch die Gemeinschaft

Kommunikation und Kontakt

Zuwendung erhalten und umsorgt werden

Sich aussprechen dürfen

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Bedürfnis nach medizinischer Kontrolle und

Überwachung

Wird primär an Gynäkologen und Gynäkologinnen

adressiert

I: „Was war denn das besondere an dem Arzt, was war

gut?“ K: „Dass er mich sehr gut kontrolliert hat.“ (6/191)

Hebammen haben eher allgemeineren Expertenstatus

I: Du hättest dir mehr Betreuung gewünscht. (…) Soll es

eine Hebamme sein oder jemand anderes?“ K: „Also

schon Hebamme, weil, die hat halt auch Erfahrung mit

anderen Frauen noch. (…) Und dann weiß man halt dass

man Experten hat, sozusagen.“ (2/168)

Die Bedürfnisse der Frauen - medizinische

Sicherheit

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Die Bedürfnisse der Frauen – finanzielle Sicherheit

Ausgeprägtes Wissen über Beratungsstellen und Stiftungsgelder im sozialen Umfeld der Mädchen und Frauen

Besonders junge Frauen haben oftmals Widerstände gegen die Abhängigkeit von externen Hilfsangeboten

„Ach da war ich bei Pro Familia noch, ein bisschen Geld für die Erstausstattung bekommen. Da musste ich irgendwie zweimal so Gespräche machen und dann so einen Zettel ausfüllen (…) und fand die haben einem ziemlich viel in den Weg gelegt. Gerade wenn man noch so jung ist und dann heißt es ja du brauchst nur dies und das und bring das mit und dann heißt es beim nächsten Mal ich brauch noch das…“ (11/101-112)

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Die Bedürfnisse der Frauen - Soziale Sicherheit

Der Partner hat eine besondere Bedeutung im

Wunsch nach sozialer Sicherheit

„Ich glaube wenn man allein ist dann fällt man erst mal in ein

schönes Loch. (…) Darum bin ich auch froh, dass mein

Partner noch da ist. Wie oft hört man, dass die Partnerschaft

in der Schwangerschaft oder nachdem das Kind kommt,

auseinandergeht. Ich glaube dann würde ich erst einmal in

ein tiefes Loch fallen, weil dann steht man auf einmal ganz

alleine da.“ (8/120)

Kontakte zur eigenen Mutter und zu anderen

Familienmitgliedern werden häufig (re)aktiviert

Freunde und Bekannte bedeutsam, Distanz im Falle

eines Lebensstilwechsels

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Die Bedürfnisse der Frauen - Soziale Sicherheit

Hebammen erfüllen aufgrund der Struktur ihrer Arbeit

viele Erwartungen, die an Menschen im sozialen

Netzwerk gestellt werden

zeitlich relativ flexibel verfügbar

unmittelbare Kontaktaufnahme

kommen nach Hause

bieten sich als Ansprechpartnerin für persönliche Themen

und Probleme an

Hebammen können stützende Sozialkontakte

ergänzen

„…denn ich möchte jemanden haben, der dann mal guckt, und

mein Freund ist arbeiten und meine Mutter kann ich nicht

immer hoch holen, sie hat ja auch ihr eigenen Leben.“ (8/42)

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Ergebnisse der Interviewauswertung-

Bedürfnisse aus Sicht der Frauen

Sicherheit

Bedürfnis nach medizinischer, finanzieller und sozialer

Sicherheit

Wissen

Verstehen, was geschieht

Sich auf Kommendes vorbereiten

Kommunikation und Kontakt

Zuwendung erhalten und umsorgt werden

Sich aussprechen dürfen

Rollenfindung

Identität und Normalität

Akzeptanz durch die Gemeinschaft

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Die Bedürfnisse der Frauen - Wissen

Gegenwartsaspekt: Verstehen was aktuell geschieht

Zukunftsaspekt: Sich auf Kommendes vorbereiten

Informationen sollen möglichst ungefragt gegeben werden

Informationsquellen: Menschen des sozialen Umfelds, besonders Mütter

(Problematik Migration)

Beratungsstellen

Gynäkologen

Hebammen

Medien: Fernsehen, Internet, Zeitschriften

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Gewünschte Wissensinhalte

Bedürfnis nach Informationen zur Entwicklung des

Ungeborenen stark ausgeprägt „Also was mich am meisten interessiert hat war einfach wie ist

das Kind entwickelt. (…) Was dann danach geschieht das ist nicht so wichtig.“ (8/86)

„Weiter an sich hat mich auch nichts interessiert, also für mich war es wichtig also wie groß ist das Kind in meinem Bauch jetzt, was kann es schon, wie sind die Organe und so weiter. Ja und weiter eigentlich gar nichts.! (12/40)

Wissen über Geburt wird als weniger wichtig eingestuft

„…bringt es nichts noch was zu lernen, weil es bringt eigentlich

nichts.“ (13/145)

„… wenn man überhaupt nicht darüber [Geburt] nachdenkt

und einfach mal abwartet was kommt, dann ist es halt schon

besser.“ (7/320)

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Ergebnisse der Interviewauswertung-

Bedürfnisse aus Sicht der Frauen

Sicherheit

Bedürfnis nach medizinischer, sozialer und finanzieller

Sicherheit

Wissen

Verstehen, was geschieht

Sich auf Kommendes vorbereiten

Kommunikation und Kontakt

Zuwendung erhalten und umsorgt werden

Sich aussprechen dürfen

Rollenfindung

Identität und Normalität

Akzeptanz durch die Gemeinschaft

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Zuwendung erhalten und umsorgt werden

Grundlegendes Bedürfnis der schwangeren Frauen

„Was hat die besonders Spaß gemacht in der

Schwangerschaft?“ „Dass ich so betüddelt wurde von

jedem, von allen.“(8/198)

Wird im Bezugsrahmen der professionellen Akteure

häufig an Hebammen adressiert

„Also ich finde es wichtig, dass sie (Hebamme) auch Zuhause

hinkommt, weil das persönlicher ist. Zum Beispiel mit dem

Weinen jetzt. Also ich finde da kann einem jemand besser

helfen, der dann Zuhause ist.“ (2/189)

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Sich aussprechen dürfen: Bedeutung von

Kursangeboten

Gruppenangebote könnenden Rahmen für Gespräche

und „Reden dürfen“ bieten.

„Was war gut an dem Kurs!“ „Jemanden zum Reden zu haben,

weil es gut für die Seele ist, nicht nur alles zu lesen.“(2/146)

„Im Kurs kann man Erfahrungen austauschen, damit man nicht

so alleine mit ihnen ist.“ (5/310)

Curriculare Inhalte oft zweitrangig

Gruppen können auch eine Überforderung sein

Langeweile

Ungeduld

Verweigerung

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Ergebnisse der Interviewauswertung-

Bedürfnisse aus Sicht der Frauen

Sicherheit

Bedürfnis nach medizinischer, sozialer und finanzieller

Sicherheit

Wissen

Verstehen, was geschieht

Sich auf Kommendes vorbereiten

Kommunikation und Kontakt

Zuwendung erhalten und umsorgt werden

Sich aussprechen dürfen

Rollenfindung

Identität und Normalität

Akzeptanz durch die Gemeinschaft

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Identitätsfindung und Normalität

Neuer Identitätsentwurf im Übergang zur Rolle als

Mutter

In Geburtsvorbereitungskursen kann neue Rolle geübt

und im besten Fall bestätigt werden

Großes Bedürfnis nach Konformität und Normalität

Manche Schwangere streben einen

Lebensstilwechsel und damit oftmals einen Wechsel

des sozialen Umfelds an

Risiko der Isolation

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Die Bedürfnisse der Frauen – Akzeptanz

Thema der Akzeptanz und Bestätigung durch andere

ist im Kurs bearbeitbar, Kurs kann geschützten Raum

bieten.

„Also, dann erst hatte ich dann gute Laune und dann hatte ich

auf einmal voll die schlechte Laune. (…) Und dann dachte

man, ob das so normal ist, ob man ne gute Mutter wird. Und

dann hat man sich mit anderen ausgetauscht und dann war

das so ne Erleichterung so, dass das auch andere Mütter

haben, ob die so denken ob die ne gute Mutter werden.“

(2/124)

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Die Bedürfnisse der Frauen - Akzeptanz

Minderjährige Mütter haben Angst, auch im Kurs

aufgrund ihres Alters diskriminiert zu werden

Risiko für Selbstentwurf, wenn Integration nicht

gelingt

„Ich sage diese Blicke und Reaktionen von den Menschen, die

einen gar nicht kennen. (…) Alle gucken total blöd und dann

immer dieses Gerede.“ (11/156)

„Die Älteren wollen einem etwas einreden. Ich denke dass

Leute die über dreißig sind einen schief anschauen und

denken oh die hat ja keine Ahnung, weil sie so jung ist. Zum

Kurs gehen nur alte Leute.“ (14 / 290)

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Ausgewählte Anregungen für die Arbeit der

Hebammen

Bedürfnissen der Nutzerinnen kennen und

berücksichtigen, Zielgruppenorientierung

Kursbezeichnung „Geburtsvorbereitung“ entspricht

nicht den primären Interessen und Bedürfnissen der

befragten Frauen an Gruppenangebote in der

Schwangerschaft, neue Konzepte erproben

Geburtsvorbereitungskurse für junge Mütter als

Extraangebot konzipieren

Raum geben für Kontakt/Reden und die Erprobung

der neuen Rolle im gesellschaftlichen Raum

Weiterbildungen zum Thema „Frauen in besonderen

Lebenssituationen“ nutzen

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… den Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern,

…den Hebammen und Experten/innen

....den Kolleginnen und Landesvorsitzenden in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Brandenburg

...der ersten Studienkohorte des Bachelorstudienprogrammes Midwifery an der Hochschule Osnabrück

… den Kooperationspartnern: der Stiftung Eine Chance für Kinder mit Herrn Prof. Windorfer und dem Deutschen Hebammenverband

…der Arbeitsgemeinschaft Innovativer Projekte (AGIP/EFRE) des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur in Niedersachsen

Danksagung

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Literatur Allhoff P (1999): Fortführung des Familienhebammen- Modellprojekts nach dem Landesprogramm

„Gesundheit für Mutter und Kind“. Wissenschaftliche Begleitung. Abschlussbericht. Werther

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2010):Kriterien guter Praxis in der

Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten. Ansatz- Beispiele- Weiterführende Information. 4.

erweiterte und überarbeitete Auflage. Köln: BZgA

Enkin M, Keirse M, Renfrew M, Neilson J (1998): Effektive Betreuung während Schwangerschaft

und Geburt. Ein Handbuch für Hebammen und Geburtshelfer. Wiesbaden: Ullstein Medical

Rauchfuß M (2003): Bio- psycho-soziale Prädikatoren der Frühgeburtlichkeit und

Differentialdiagnose zur intrauterinen fetalen Retardierung – Ergebnisse einer prospektiven Studie.

Habilitationsschrift. http://edoc.hu-berlin.de/habilitationen/rauchfuss-martina-2003-06-26/HTML/

(15.02.2010)

Sayn- Wittgenstein (Hg.) (2007): Geburtshilfe neu denken. Bericht zur Situation und Zukunft des

Hebammenwesens in Deutschland. Bern (u.a.): Huber

Siegmund- Schultze E, Kielblock B, Bansen T (2008): Schwangerschaft und Geburt. Was kann

die Krankenkasse tun? Eine sozioökonomische Analyse der Bedürfnisse von KKH- versicherten

Frauen in Bezug auf Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit. Gesundheitsökonomie und

Qualitätsmanagement 13 (4): 210-215

Strauss A, Corbin J (1996): Grounded Theory. Grundlagen qualitativer Sozialforschung.

Weinheim: Beltz

Witzel A (1982): Verfahren der qualitativen Sozialforschung: Überblick und Alternativen. Campus

12:66-120

Zwelling E, Phillips C (2001): Family- Centred Maternity Care in New Millenium: Is it real or is it

imagined? The Journal of Perinatal and Neonatal Nursing 15 (3): 1-12