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GELDPOLITIK & WIRTSCHAFT Q1/12 5 1 Erholung in den USA, Wachstumslokomotive China verliert an Schwung 1 1.1 US-amerikanische Konjunktur mit deutlichen Erholungssignalen In den USA war die Wirtschaftslage zu Jahresende 2011 von deutlichen Erho- lungssignalen geprägt. Das reale BIP wuchs im vierten Quartal 2011 annua- lisiert um 3,0 %. Wachstumsmotor war die Inlandsnachfrage und da vor allem die Bruttoanlageinvestitionen und der Konsum der privaten Haushalte, wäh- rend die öffentlichen Ausgaben einen negativen Wachstumsbeitrag lieferten. Auch der Außenbeitrag zum Wachstum war leicht negativ. Der Arbeitsmarkt setzte seine Erholung fort: Die Arbeits- losenquote lag Anfang 2012 bei 8,3 %, dem niedrigsten Wert seit Frühjahr Redaktionsschluss: 15. März 2012 Konjunkturelle Talsohle ist durchschritten Während sich in Japan erst zögerliche Erholungssignale zeigen, hat der Aufschwung der US- amerikanischen Wirtschaft bereits im zweiten Halbjahr 2011 eingesetzt; Wachstumsmotor war dabei die Binnennachfrage. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannte sich merklich, während eine Erholung auf dem Immobilienmarkt nach wie vor auf sich warten lässt. Die US- amerikanische und die japanische Notenbank änderten ihre geldpolitische Strategie zu Jahres- anfang 2012 dahingehend, dass der Inflationsrate in Zukunft stärkere Beachtung zukommen wird. Gleichzeitig wurden die Leitzinssätze in beiden Ländern vorerst auf historisch niedrigem Niveau belassen. Chinas Wirtschaft verliert hingegen an Schwung, die chinesische Notenbank hat mit der geldpolitischen Lockerung begonnen. Nach konjunkturellen Erholungssignalen im ersten Halbjahr 2011 trübte sich die Wirt- schaftslage im Euroraum ab Jahresmitte 2011 deutlich ein. Im vierten Quartal 2011 schrumpfte das reale BIP gegenüber dem Vorquartal um 0,3 %. Während die notwendigen Konsolidierungs- maßnahmen in allen Sektoren die Konjunktur bremsten, blieb der Außenbeitrag die einzige robuste Wachstumsstütze. Auch für das erste Quartal 2012 wird mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung gerechnet, darüber hinaus deuten vorlaufende Konjunkturindikatoren auf eine wirtschaftliche Erholung hin. Die anhaltenden Spannungen auf den Anleihemärkten, die sich zunehmend auf weitere Länder und andere Finanzmarktsegmente ausbreiteten, erfor- derten neue geldpolitische Maßnahmen. Diese umfassten Zinssatzsenkungen, die Bereitstellung zusätzlicher langfristiger Liquidität und Erleichterungen bei den Zulassungskriterien der zu hinterlegenden Sicherheiten. Die genannten Maßnahmen sowie Rettungspakete auf EU- und internationaler Ebene und Fortschritte bei der Reform der wirtschaftspolitischen Steuerung in der EU bewirkten Anfang 2012 eine Entspannung auf den Finanzmärkten und eine Rückkehr des Vertrauens. Die konjunkturelle Lage in den EU-Mitgliedstaaten Zentral-, Ost und Südosteuropas hat sich bis zum Jahreswechsel 2011/12 spürbar verschlechtert. Im vierten Quartal 2011 schwächte sich das durchschnittliche Wachstum in der Region deutlich ab und viele Länder berichteten von einer rückläufigen Wirtschaftsleistung. In den letzten Monaten haben aber die Hinweise auf einen konjunkturellen Wendepunkt im ersten Quartal 2012 zugenommen. Eine mögliche Bele- bung im weiteren Jahresverlauf 2012 wird aller Voraussicht nach aber nur verhalten ausfallen. Die österreichische Wirtschaft ist im Jahr 2011 mit +3,0 % sehr kräftig gewachsen. Im Verlauf des Jahres hat das Wachstum jedoch sukzessive an Schwung verloren. Während das BIP-Wachstum im ersten Halbjahr noch überdurchschnittlich verlaufen war, kam es im vierten Quartal 2011 zu einer leichten Kontraktion. Damit dürfte der Konjunkturtiefpunkt allerdings auch schon erreicht worden sein. Der OeNB-Konjunkturindikator zeigt für das erste Halbjahr 2012 eine Stabilisierung der Konjunktur an. Trotz der hohen Beschäftigungsdynamik im Jahr 2011, die sich zu Beginn des Jahres 2012 fortsetzte, ist die Arbeitslosigkeit etwas gestiegen. Die Inflation geht nach ihrem Höhepunkt im Herbst 2011 derzeit spürbar zurück. Martin Schneider, Josef Schreiner, Maria Silgoner 1 1 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen, martin.schneider@oenb.at; Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland, josef.schreiner@oenb.at, maria.silgoner@oenb.at.

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Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12 5

1 Erholung in den USA, Wachstumslokomotive China verliert an Schwung1

1.1 US-amerikanische Konjunktur mit deutlichen Erholungssignalen

In den USA war die Wirtschaftslage zu Jahresende 2011 von deutlichen Erho-lungssignalen geprägt. Das reale BIP wuchs im vierten Quartal 2011 annua-lisiert um 3,0 %. Wachstumsmotor war

die Inlandsnachfrage und da vor allem die Bruttoanlageinvestitionen und der Konsum der privaten Haushalte, wäh-rend die öffentlichen Ausgaben einen negativen Wachstumsbeitrag lieferten. Auch der Außenbeitrag zum Wachstum war leicht negativ. Der Arbeitsmarkt setzte seine Erholung fort: Die Arbeits-losenquote lag Anfang 2012 bei 8,3 %, dem niedrigsten Wert seit Frühjahr

Redaktionsschluss: 15. März 2012

konjunkturelle talsohle ist durchschritten

Während sich in Japan erst zögerliche Erholungssignale zeigen, hat der Aufschwung der US-amerikanischen Wirtschaft bereits im zweiten Halbjahr 2011 eingesetzt; Wachstumsmotor war dabei die Binnennachfrage. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannte sich merklich, während eine Erholung auf dem Immobilienmarkt nach wie vor auf sich warten lässt. Die US-amerikanische und die japanische Notenbank änderten ihre geldpolitische Strategie zu Jahres-anfang 2012 dahingehend, dass der Inflationsrate in Zukunft stärkere Beachtung zukommen wird. Gleichzeitig wurden die Leitzinssätze in beiden Ländern vorerst auf historisch niedrigem Niveau belassen. Chinas Wirtschaft verliert hingegen an Schwung, die chinesische Notenbank hat mit der geldpolitischen Lockerung begonnen.

Nach konjunkturellen Erholungssignalen im ersten Halbjahr 2011 trübte sich die Wirt-schaftslage im Euroraum ab Jahresmitte 2011 deutlich ein. Im vierten Quartal 2011 schrumpfte das reale BIP gegenüber dem Vorquartal um 0,3 %. Während die notwendigen Konsolidierungs-maßnahmen in allen Sektoren die Konjunktur bremsten, blieb der Außenbeitrag die einzige robuste Wachstumsstütze. Auch für das erste Quartal 2012 wird mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung gerechnet, darüber hinaus deuten vorlaufende Konjunkturindikatoren auf eine wirtschaftliche Erholung hin. Die anhaltenden Spannungen auf den Anleihemärkten, die sich zunehmend auf weitere Länder und andere Finanzmarktsegmente ausbreiteten, erfor-derten neue geldpolitische Maßnahmen. Diese umfassten Zinssatzsenkungen, die Bereitstellung zusätzlicher langfristiger Liquidität und Erleichterungen bei den Zulassungskriterien der zu hinterlegenden Sicherheiten. Die genannten Maßnahmen sowie Rettungspakete auf EU- und internationaler Ebene und Fortschritte bei der Reform der wirtschaftspolitischen Steuerung in der EU bewirkten Anfang 2012 eine Entspannung auf den Finanzmärkten und eine Rückkehr des Vertrauens.

Die konjunkturelle Lage in den EU-Mitgliedstaaten Zentral-, Ost und Südosteuropas hat sich bis zum Jahreswechsel 2011/12 spürbar verschlechtert. Im vierten Quartal 2011 schwächte sich das durchschnittliche Wachstum in der Region deutlich ab und viele Länder berichteten von einer rückläufigen Wirtschaftsleistung. In den letzten Monaten haben aber die Hinweise auf einen konjunkturellen Wendepunkt im ersten Quartal 2012 zugenommen. Eine mögliche Bele-bung im weiteren Jahresverlauf 2012 wird aller Voraussicht nach aber nur verhalten ausfallen.

Die österreichische Wirtschaft ist im Jahr 2011 mit +3,0 % sehr kräftig gewachsen. Im Verlauf des Jahres hat das Wachstum jedoch sukzessive an Schwung verloren. Während das BIP-Wachstum im ersten Halbjahr noch überdurchschnittlich verlaufen war, kam es im vierten Quartal 2011 zu einer leichten Kontraktion. Damit dürfte der Konjunkturtiefpunkt allerdings auch schon erreicht worden sein. Der OeNB-Konjunkturindikator zeigt für das erste Halbjahr 2012 eine Stabilisierung der Konjunktur an. Trotz der hohen Beschäftigungsdynamik im Jahr 2011, die sich zu Beginn des Jahres 2012 fortsetzte, ist die Arbeitslosigkeit etwas gestiegen. Die Inflation geht nach ihrem Höhepunkt im Herbst 2011 derzeit spürbar zurück.

Martin Schneider, Josef Schreiner, Maria Silgoner1

1 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen, [email protected]; Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland, [email protected], [email protected].

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6 Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12

2009. Die Erholung des Immobilien-marktes lässt hingegen länger auf sich warten. Ende des Jahres 2011 waren die Immobilienpreise gemessen am Case-Shiller-Index noch um 4 % niedriger als ein Jahr zuvor und gingen weiter zurück.

Vorlaufende Konjunkturindikatoren lassen eine Fortsetzung des Aufschwungs erwarten. Der IWF prognostiziert für das Jahr 2012 ein Wirtschaftswachstum von 1,8 %, das sich 2013 auf 2,2 % be-schleunigen wird. Der erstarkten Bin-nennachfrage steht dabei eine schwä-chere globale Nachfrage gegenüber. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt die zukünf-tige Ausrichtung der Haushaltspolitik. Das Budgetdefizit wird auch 2012 knapp 10 % betragen, die Staatsschuldenquote könnte 2013 fast 110 % des BIP erreichen.

Der starke Rückgang der Arbeits-losigkeit könnte bald den Inflations-druck erhöhen; vorläufig ist erst der Abwärtstrend in der Gesamtinflation gebremst. Das Federal Reserve System (Fed) wird der Teuerungsrate in Zukunft verstärkt Beachtung schenken. In der Sitzung des Federal Open Market Com-mitee (FOMC) Ende Jänner 2012 wurde

erstmals in der Geschichte der Fed ein formales Inflationsziel von 2 % (Preis-index für private Konsumausgaben) definiert, das somit im weltweit gän-gigen Bereich liegt. Im Jänner 2012 betrug dieses Inflationsmaß 2,4 %. Aller-dings schreibt der Gesetzgeber – anders als im Fall eines klassischen „inflation targeting“ – der Fed nicht nur Preis-niveaustabilität, sondern auch maximale Beschäftigung und moderate langfristige Zinsen vor. Für den Fall von Zielkon-flikten hat die Fed eine „ausbalancierte Herangehensweise“ angekündigt.

Neben der Präzisierung des Infla-tionsziels wurde im Jänner 2012 ein weiterer Schritt in Richtung höherer Transparenz gesetzt, indem in Zukunft regelmäßig detaillierte Prognosen über die erwartete Zinssatzentwicklung der einzelnen FOMC-Mitglieder veröffent-licht werden. Demnach divergierten im Jänner 2012 die Erwartungen stark, insgesamt wird von der Mehrheit der FOMC-Mitglieder jedoch frühestens im Jahr 2014 mit einer Zinssatzerhöhung gerechnet. Basierend auf diesen Infor-mationen beließ das FOMC den Leit-zinssatz unverändert bei 0 % bis 0,25 %.

Wachstumsbeiträge (zum Vorquartal, saisonbereinigt, annualisiert) in Prozentpunkten

6

4

2

0

–2

–4

–6

–8

–10Q1

2007

USA: Komponenten des realen BIP-Wachstums

Grafik 1

Quelle: Bureau of Economic Analysis.

Privater Konsum Öffentlicher Konsum Bruttoinvestitionen Außenbeitrag BIP in %

Q2 Q3 Q4 Q12008

Q2 Q3 Q4 Q12009

Q2 Q3 Q4 Q12010

Q2 Q3 Q4 Q12011

Q2 Q3 Q4

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Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12 7

1.2 Erholung in Japan nach Erdbebenkatastrophe nur von kurzer Dauer

Das große Erdbeben in Japan im März 2011 hatte zu starken Wachstumsein-bußen und zu Unterbrechungen der globalen Wertschöpfungsketten geführt. Im dritten Quartal 2011 zeigte sich in Japan der erwartete positive Effekt durch den Wiederaufbau und die Nor-malisierung der Exporte. Gegenüber dem Vorquartal wuchs das reale BIP annualisiert um 1,7 %, annähernd glei-chermaßen getragen von Binnennach-frage und Außenbeitrag.

Der Aufschwung war jedoch nur von kurzer Dauer. Gegen Jahresende 2011 schwächten die verschlechterte globale Konjunktur und der starke japa-nische Yen die Exportnachfrage. Im Jahresverlauf 2011 hatte der japanische Yen gegenüber dem US-Dollar um 6 % und gegenüber dem Euro um 8 % zuge-legt. Dazu kamen die Überschwem-mungen in Thailand, die erneut die Wertschöpfungsketten unterbrachen. Im vierten Quartal 2011 ging das reale BIP um 0,2 % zurück, wobei lediglich der Außenbeitrag negativ war. Im Gesamtjahr 2011 schrumpfte die Wirt-schaftsleistung um 0,7 %. Zu Jahresan-fang 2012 verbesserte sich die Lage allmählich. Die Industrieproduktion und das Konsumenten- und Unterneh-mensvertrauen legten wieder zu. Der IWF geht davon aus, dass die japanische Wirtschaft im Jahr 2012 um 1,7 % und 2013 ähnlich stark wachsen wird.

Mitte Februar 2012 beschloss die Bank of Japan (BoJ) die Ausweitung des Anleihekaufprogramms um 10.000 auf 65.000 Mrd JPY, um die Konjunktur anzukurbeln und den japanischen Yen zu schwächen; beides trat auch tatsäch-lich ein. Gleichzeitig verkündete die BoJ – drei Wochen nach der Bekanntgabe der neuen Kommunikationsstrategie der Fed – ein Inflationsziel von 1 %, das als

„price stability goal“ präziser definiert ist als zuvor. Im Jänner 2012 war die Gesamtinflationsrate mit 0,1 % knapp positiv, die Kernteuerung mit –0,9 % hingegen klar negativ. Allerdings ist an-gesichts der Entwicklung des Wechsel-kurses und des Erdölpreises nicht mit einer Ausbreitung der deflationären Tendenzen zu rechnen. Der Leitzins-satz der BoJ liegt seit Ende 2010 bei 0 % bis 0,1 %.

1.3 Deutliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaft

Die Konjunktur Chinas hat sich deutlich abgekühlt. Das Wachstum des realen BIP lag im vierten Quartal 2011 bei 8,9 % (im Jahresvergleich). Für 2012 rechnet der IWF aufgrund der Ab-schwächung des internationalen Um-felds nur mehr mit einem Wachstum von 8,2 %. Selbst im Krisenjahr 2009 war die Wirtschaft stärker gewachsen. Die chinesische Regierung hat ihr Wachstumsziel für 2012 indessen auf 7,5 % gesenkt. Vor allem die hohen Rohstoffpreise belasten die Konjunk-tur. Bei starkem Importwachstum und gleichzeitig nachlassender Exportnach-frage schwenkte die Handelsbilanz ins Defizit. Mit der konjunkturellen Ver-schlechterung geht auch die Inflations-rate rasch zurück. Nach Spitzenwerten von bis zu 6½ % Mitte des Jahres 2011 betrug sie zu Jahresende nur mehr knapp über 4 %. Der Inflationsanstieg im Jänner 2012 auf 4,5 % ist primär auf das heurige Datum der chinesischen Neujahrsfeierlichkeiten zurückzuführen, die traditionell die Preise für Nah-rungsmittel in die Höhe treiben.

Angesichts des geschwächten Wachs-tums gab die Regierung Anfang Feb-ruar 2012 die Gründung eines Fonds zur Unterstützung von Klein- und Mittelbetrieben bekannt; zudem wurden Steuererleichterungen beschlossen. Die chinesische Notenbank leitete Anfang

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8 Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12

Dezember 2011 die Lockerung der Geldpolitik ein. Der Mindestreserve-Satz wurde bereits um 1 Prozentpunkt (auf 20,5 %) gesenkt. Die Zinssätze blieben vorerst unverändert, für 2012 wird jedoch mit weiteren expansiven geldpolitischen Maßnahmen gerechnet. Erstmals seit der Asien-Krise im Jahr 1998 sanken im vierten Quartal 2011 – in US-Dollar gemessen – die Fremd-währungsreserven Chinas. Vordergrün-

dig steht dahinter primär der Wert-verlust der Euro-denominierten Ver-mögenswerte durch die Abwertung des Euro. Der Stand der Währungsreserven spiegelt aber auch die Güter-, Dienst-leistungs- und Geldströme zwischen China und dem Rest der Welt wider. So sind sowohl der Leistungsbilanzüber-schuss als auch der Saldo der Direktin-vestitionen deutlich zurückgegangen. Dahinter stehen die globale Risikoaver-sion und die verschlechterten Funda-mentaldaten Chinas ebenso wie die Öffnung Chinas gegenüber internatio-nalen Investitionsmöglichkeiten.

2 Finanzmarktspannungen und konjunkturelle Abschwächung erfordern neue geldpolitische Maßnahmen im Euroraum

2.1 Erste Erholungssignale nach negativem Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2011

Im vierten Quartal 2011 ging die Wirt-schaftsleistung im Euroraum erstmals seit 2½ Jahren gegenüber dem Vorquar-tal zurück, und zwar um 0,3 %. Wachs-tumsdämpfer war dabei die Binnennach-

in Mrd USD

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

02000 2001

China: Währungsreserven ohne Gold

Grafik 2

Quelle: Thomson Reuters, nationale Quelle.

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Wachstumsbeiträge (zum Vorquartal, saisonbereinigt) in Prozentpunkten

1,0

0,5

0

–0,5

–1,0

–1,5

–2,0

–2,5

–3,0Q1 Q2

2007Q3 Q4

Euroraum: Komponenten des realen BIP-Wachstums

Grafik 3

Quelle: Eurostat.

Privater Konsum Öffentlicher Konsum Bruttoanlageinvestitionen Vorratsveränderung, Statistische Differenz Außenbeitrag BIP in %

Q1 Q22008

Q3 Q4 Q1 Q22009

Q3 Q4 Q1 Q22010

Q3 Q4 Q1 Q22011

Q3 Q4

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frage. Die notwendigen Sparpakete in vielen Euroraum-Ländern brachten den Wachstumsbeitrag des öffentlichen Kon-sums zum Erliegen, aber auch das private Konsumwachstum verlangsamte sich zunehmend. Die Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt, steigende Preise, aber auch Fiskalkonsolidierungsmaß-nahmen dämpften die verfügbaren Ein-kommen und die Konsumneigung. Das sinkende Unternehmensvertrauen und die verschlechterten Finanzierungs-bedingungen dämpften die Investitio-nen, die bereits ab dem zweiten Quar-tal 2011 keinen positiven Wachstums-beitrag mehr erbrachten. Die Produk tion im Baugewerbe sank im vierten Quar-tal um 1,8 %. Die Lagerbestände gingen im zweiten Halbjahr zurück, die Kapa-zitäten wurden heruntergefahren. Ein-zige robuste Konjunkturstütze blieb der Außenbeitrag.

Hinter diesen Zahlen stehen jedoch große länder- und sektorspezifische Unterschiede. So konnten einige Länder in der zweiten Jahreshälfte 2011 insge-samt noch deutlich positive Wachstums-raten erzielen (Deutschland, Finnland, Frankreich und Österreich), während das reale BIP in anderen Mitgliedstaa-ten (Irland, Italien, die Niederlande und Portugal) bereits im dritten Quar-tal 2011 gegenüber dem Vorquartal zurückging.

Die Arbeitslosenquote im Euro-raum steigt seit April 2011 (9,9 %) und erreichte im Jänner 2012 bereits 10,7 %. Die Beschäftigung ging im vierten Quartal 2011 erneut gegenüber dem Vorquartal zurück. Innerhalb des Euroraums ist dabei eine starke Diver-genz zu beobachten. Während Deutsch-lands Arbeitslosenquote auf einem 20-Jahres-Tief liegt, steigt sie in Grie-chenland, Italien, Portugal und Spanien steil an.

2.2 Konjunkturelle Talsohle dürfte durchschritten sein

Vorlaufende Konjunkturindikatoren sig-nalisieren, dass die Talsohle des Kon-junkturzyklus durchschritten sein dürfte. Um den Jahreswechsel 2011/12 hatten bereits nationale Indizes auf einen Auf-schwung in Deutschland hingedeutet; nun verstärken und verbreitern sich die positiven Signale. So hat sich der Economic Sentiment Indicator der Europäischen Kommission im Februar 2012 zum zweiten Mal verbessert. Mit 94,4 Punkten liegt er zwar noch immer deutlich unter seinem langfristigen Durchschnittswert von 100, allerdings hat der Subindex zum Industriever-trauen, dem ein Gewicht von 40 % innerhalb des Gesamtindex zukommt, diesen bereits überschritten. Auch das Vertrauen in die Bauwirtschaft verbes-serte sich deutlich. Schwach bleiben weiterhin das Vertrauen der Konsu-menten und deren Bereitschaft, dauer-hafte Konsumgüter anzuschaffen. Auch dieser Indikator steigt seit Anfang 2012.

Trotz dieser ermutigenden Signale wird derzeit damit gerechnet, dass das reale BIP auch im zweiten Quartal 2012 leicht schrumpfen wird. Damit befindet sich der Euroraum – nach der technischen Definition von zwei Quar-talen negativen Wachstums – neuerlich in einer Rezession, die aber kurz und schwach ausfallen dürfte. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2012 sollten wieder positive Wachstumsraten verzeichnet werden.

Die EZB erwartet in ihren Projek-tionen vom März 2012, dass das reale BIP-Wachstum im Jahr 2012 zwischen –0,5 % und 0,3 % liegen und sich 2013 auf 0,0 % bis 2,2 % beschleunigen wird. Sehr niedrige kurzfristige Zinssätze und eine leichte Entspannung auf den Finanzmärkten werden die Wirtschaft im Euroraum stützen. Abwärtsrisiken

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gehen von den Finanzmärkten und dem weltwirtschaftlichen Umfeld aus. Die Europäische Kommission ist mit ihrer Prognose für 2012 (–0,3 %) tendenziell vorsichtiger. Starke Verluste an Wirt-schaftskraft werden demnach Griechen-land (–4,4 %), Italien (–1,3 %), Portu-gal (–3,3 %) und Spanien (–1,0 %), aber auch die Niederlande (–0,9 %) er-fahren. In Portugal ist es bereits das zweite Rezessionsjahr, in Griechenland das fünfte. Gerade in Ländern mit Schul-denproblemen ist zudem in den kom-menden Quartalen nicht mit einem positiven Wachstumsbeitrag der Bin-nennachfrage zu rechnen.

2.3 Inflation bleibt erhöht

Nachdem im ersten Halbjahr 2011 der externe Preisdruck durch gestiegene Energie- und Nahrungsmittelrohstoff-preise dominiert hatte, kam im zweiten Halbjahr die Anhebung indirekter Steuern und administrativer Preise im Rahmen von Sparpaketen als Infla-

tionstreiber hinzu. So lag im Gesamt-jahr 2011 die Inflationsrate zu konstan-ten Steuersätzen im Euroraum um etwa 0,3 Prozentpunkte unter der tatsächlich gemessenen HVPI-Inflationsrate (2,7 %). Während der Preisdruck in vorgelager-ten Produktionsstufen der Wertschöp-fungskette im Verlauf des Jahres 2011 langsam nachließ, blieben die Preise für Konsumgüter auf erhöhtem Niveau. In den Monaten September bis Novem-ber 2011 erreichte die Gesamtinflation Spitzen von 3,0 %, im Februar 2012 lag sie bei 2,7 %. Die Kernteuerung (ohne Energie und unverarbeitete Lebensmit-tel) lag im Jänner 2012 bei 1,9 %.

Die Projektionen der EZB vom März 2012 erwarten für das Gesamt-jahr 2012 einen HVPI-Anstieg zwischen 2,1 % und 2,7 %. Die Inflationsrate wird vor allem von den Energiepreisen und neuerlichen Anhebungen bei indirekten Steuern getrieben; sie dürfte erst Anfang 2013 wieder unter 2 % fallen. Mittelfristig ist der Inflationsausblick

Wachstumsbeiträge zum Vorjahr in Prozentpunkten

3,5

3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

0,5

0

–0,5

–1,0

–1,5Jän. 09 Juli 09 Jän. 12

Euroraum: Komponenten des HVPI

Grafik 4

Quelle: Eurostat.

Energie Unverarbeitete Lebensmittel Bearbeitete Lebensmittel einschließlich Alkohol und Tabak Industrielle nicht energetische Güter Dienstleistungen Gesamt-HVPI ( Jahresveränderung in %) Kerninflation (Jahresveränderung in %)

Jän. 10 Juli 10 Jän. 11 Juli 11

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angesichts der gedämpften Wachstums-aussichten, der jüngsten Erholung des Euro-Wechselkurses zum US-Dollar und der stabilen Inflationserwartungen günstig.

2.4 Eurosystem beschließt neue geldpolitische Maßnahmen

Die anhaltenden Spannungen auf den Märkten für Staatsanleihen sowie der Anstieg der Risikoprämien auch auf den Geldmärkten erforderten im zwei-ten Halbjahr 2011 eine Reihe geldpoli-tischer Maßnahmen seitens des Euro-systems, um Spannungen wie nach dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers zu vermeiden. Die hohen Risikoprämien hatten negative Auswirkungen auf die Refinanzierungsbedingungen der Banken und somit auch auf die der Unterneh-men und privaten Haushalte. Um der Gefahr einer drohenden neuerlichen Rezession entgegenzuwirken, senkte der EZB-Rat die Leitzinssätze sowohl im November als auch im Dezember 2011 um jeweils 25 Basispunkte auf das Niveau zu Jahresbeginn 2011 (1 %).

Im Herbst 2011 wurde zudem die Zuteilung langfristiger Liquidität durch die Ankündigung von zwei Ein-Jahres-Tendern verstärkt. Dies sollte die Unsicherheit der Banken hinsichtlich der Refinanzierung dämpfen und unter-stützend bei der Vergabe von Krediten an Unternehmen und private Haushalte wirken. Der erste der beiden Ein- Jahres-Tender wurde im Oktober 2011 abgewickelt, der zweite wurde im Dezember 2011 in einen Drei-Jahres-Tender umgewandelt; gleichzeitig wurde ein weiterer Drei-Jahres-Tender für Ende Februar 2012 angekündigt. Die Nachfrage nach langfristiger Liquidität war hoch und wurde in vollem Ausmaß befriedigt. Die dem Bankensektor zur Verfügung gestellte Liquidität betrug Ende des Jahres 2011 900 Mrd EUR

und stieg in den ersten Monaten des Jahres 2012 auf 1.200 Mrd EUR. Eine weitere im Dezember 2011 beschlossene Maßnahme, um die Refinanzierung der Banken zu erleichtern, war die Erwei-terung der Liste der Sicherheiten, die in Tendergeschäften mit dem Euro-system hinterlegt werden müssen. Für gewisse durch Kredite gedeckte Wert-papiere wurde die Ratinggrenze herab-gesetzt. Zudem wurde den nationalen Zentralbanken erlaubt, temporär und unter Berücksichtigung bestimmter Min-deststandards auch Kreditforderungen als Sicherheiten zu akzeptieren. Der Wert sämtlicher hinterlegter Sicher-heiten wird seitens des Eurosystems jedoch mit einem Risikoabschlag ver-sehen, der der Ausfallwahrscheinlich-keit der Sicherheiten Rechnung trägt. Schließlich wurde der Mindestreserve-Satz von 2 % auf 1 % herabgesetzt.

Zusätzlich startete das Eurosystem ein zweites Programm zum Ankauf ge-deckter Schuldverschreibungen (Covered Bonds Purchase Programme), in dessen Rahmen bis Oktober 2012 Titel im Wert von 40 Mrd EUR gekauft werden sollen. Das Programm für den Ankauf von Staatsanleihen (Securities Markets Programme) wurde ebenfalls reakti-viert, um das Übergreifen der Span-nungen auf andere Finanzmarktseg-

in Mrd EUR in Mrd EUR

250

200

150

100

50

0

25

20

15

10

5

0

Securities Markets Programme

Grafik 5

Quelle: EZB.

Stand Portfolio (linke Achse) Veränderung gegenüber Vorwoche (rechte Achse)

Apr. 10 Juli 10 Okt. 10 Jän. 11 Apr. 11 Juli. 11 Okt. 11 Jän. 12

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mente zu vermeiden. Als die Spannun-gen auf den Anleihemärkten Anfang 2012 nachließen, konnten die Staats-anleihekäufe durch das Eurosystem wieder zurückgefahren werden.

2.5 Spannungen auf den Anleihemärkten erfordern EU-weite Rettungsmaßnahmen

Dank der bereits im Jahr 2010 eingelei-teten Konsolidierungsmaßnahmen und der temporären wirtschaftlichen Erho-lung im ersten Halbjahr 2011 konnte das Budgetdefizit im Euroraum im Jahr 2011 um rund 2 Prozentpunkte reduziert werden. Dadurch verlangsamte sich auch das Wachstum der Staatsverschuldung deutlich. Die öffentlichen Finanzen der einzelnen Euroraum-Länder entwickel-ten sich jedoch sehr heterogen, sodass es trotz verbesserter Budgetlage zu Verwerfungen auf den Anleihemärkten und zu Bonitätsherabstufungen kam, die sich in einem weiteren Anstieg der Risikoprämien auf Staatsanleihen aus-drückten. Die Schaffung des „Rettungs-schirms“ und die gewährten Hilfspakete

für Griechenland, Irland und Portugal konnten das Vertrauen der Anleger nicht nachhaltig stärken. Zur Jahresmitte 2011 erfassten die Spannungen auf den An-leihemärkten auch Italien und Spanien. Um einer weiteren Verschärfung der Vertrauenskrise vorzubeugen, kündigten die Regierungen der Euroraum-Länder an, den Handlungsspielraum der Euro-päischen Finanzstabilitätsfazilität (EFSF) auszuweiten. Die erweiterte EFSF kann Anleihen auf dem Sekundärmarkt erwer-ben und Kredite an Banken vergeben.

Zudem wurde im Herbst 2011 ein zweites Hilfspaket im Ausmaß von 130 Mrd EUR für Griechenland ange-kündigt, da sich die ursprünglichen Erwartungen bezüglich des Wirtschafts-wachstums und der Fiskalentwicklung als zu positiv herausstellten. Dieses Paket sah erstmals eine Beteiligung des Privatsektors an der Reduktion des Schuldenstands vor und konnte – nach langwierigen Verhandlungen zwischen den privaten Gläubigern – im Februar 2012 beschlossen werden. Der griechi-sche Anleihetausch verlief mit einer

in Basispunkten, Vergleich mit Deutschland

5.000

4.500

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0Juli 09 Jän. 10

Renditeaufschläge auf 10-jährige Staatsanleihen

Grafik 6

Quelle: EZB.

ES IE IT PT GR FR BE

Juli 10 Jän. 11 Juli 11 Jän. 12

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konjunkturelle talsohle ist durchschritten

Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12 13

Teilnahme von 83,5 % der Anleger (bzw. 85,9 % der unter griechisches Recht fallenden Anleger) erfolgreich. Durch die Aktivierung von Collective Action Clauses, die die Gültigkeit der Verein-barungen auf alle Besitzer von Staat s-anleihen ausdehnen, sofern eine Mehr-heit diesen zugestimmt hat, könnte die Teilnahmequote auf 95,6 % erhöht werden. Damit ist ein wichtiger Schritt getan, um die griechische Schulden-quote, gepaart mit weiteren Sparan-strengungen und strukturellen Wirt-schaftsreformen, bis 2020 auf 120,5 % des BIP zu senken. Die Ratingagentur Fitch reagierte auf den erfolgreichen Schuldenschnitt mit einer deutlichen Verbesserung des Ratings für neue griechische Staatsanleihen auf B–, die Risikoprämien sanken merklich.

Auch in den meisten anderen Euro-raum-Ländern ist seit Jahresbeginn 2012 eine deutliche Reduktion der Renditen auf zehnjährige Staatsanleihen zu beobachten, vor allem in Belgien, Italien und insbesondere in Irland. Diese Entspannung kann einerseits mit den Fortschritten bei der Reform der wirtschaftspolitischen Steuerung in der EU und der erfolgten Umstruktu-rierung der griechischen Staatsschuld erklärt werden, andererseits könnte auch eine mit der großzügigen und langfristig orientierten Liquiditätszuteilung durch das Eurosystem im Zusammenhang stehende erhöhte Nachfrage nach Staats-anleihen seitens der Banken dazu beige-tragen haben. Um das Vertrauen der Finanzmärkte weiter zu stärken, ist es notwendig, den eingeschlagenen Fiskal-konsolidierungskurs beizubehalten und ihn durch strukturelle Reformen zu ergänzen. Gerade die jüngsten Diskus-sionen über die Haushaltsgebarung Spaniens verdeutlichen, wie rasch eine Trendumkehr einsetzen kann. Die Risiko-aufschläge für spanische Anleihen über-trafen zuletzt wieder jene Italiens, des-

sen entschlossene Fiskalkonsolidierung von den Märkten offenbar gewürdigt wird.

3 Wirtschaftliche Entwicklung in den EU-Mitgliedstaaten Zentral-, Ost- und Südosteuropas

Die wirtschaftliche Entwicklung in den EU-Mitgliedstaaten Zentral-, Ost- und Südosteuropas (CESEE) im Beobach-tungszeitraum (Mitte September 2011 bis Mitte März 2012) lässt sich in zwei Phasen gliedern. Während sich die kon-junkturelle Lage bis zum Jahreswechsel 2011/12 spürbar verschlechterte, ist seither im Wesentlichen eine Seitwärts-bewegung zu beobachten. Dabei haben die Hinweise auf einen konjunkturellen Wendepunkt im ersten Quartal 2012 zuletzt zugenommen, wenngleich eine mögliche Belebung im weiteren Jahres-verlauf aller Voraussicht nach nur ver-halten ausfallen wird.

3.1 Spannungen auf den europäischen Finanzmärkten wirkten sich im zweiten Halbjahr 2011 zunehmend auf die CESEE-Region aus …

Die Spannungen im Kontext der Schul-denkrise im Euroraum, die sich im zweiten Halbjahr 2011 intensivierten, blieben nicht ohne Auswirkungen auf die CESEE-EU-Mitgliedstaaten. So stie-gen etwa seit Mitte September 2011 in der gesamten Region die Prämien für Kreditausfallversicherungen (CDS) sowie die Renditeabstände von Eurobonds und erreichten Spitzenwerte zum Jahres-wechsel 2011/12. Gleichzeit gaben so-wohl Aktien- als auch Wechselkurse deutlich nach. Anleiheauktionen muss-ten in mehreren Ländern aufgrund man-gelnder Nachfrage abgesagt bzw. ver-schoben werden (z. B. in der Slowakei, in Slowenien und Ungarn), und Rating-agenturen stuften ihre Einschätzung für einzelne Länder herab, nachdem bis

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konjunkturelle talsohle ist durchschritten

14 Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12

September 2011 Verbesserungen in den Ratingeinstufungen der CESEE-Länder überwogen hatten. So verschlechterte sich beispielsweise das Rating der Slo-wakei und Sloweniens bei mehreren Agenturen.

Darüber hinaus wurden vermehrt Befürchtungen laut, dass die beim Euro-Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Länder des Euro-Währungsgebiets am 26. Oktober 2011 beschlossene Ban-kenrekapitalisierung zu einer verrin-gerten oder sogar rückläufigen Kredit-vergabe westeuropäischer bzw. in west-europäischem Eigentum befindlicher Banken in den CESEE-Ländern führen könnte. Jüngste Daten zur Kreditent-wicklung zeigen, dass das Kreditwachs-tum in vielen Ländern nach einer gewissen Erholung zur Jahresmitte 2011 zuletzt tatsächlich wieder etwas schwächer ausgefallen ist. In welchem Umfang diese Entwicklung aber Ange-bots- oder Nachfragefaktoren zuzu-schreiben ist, lässt sich nur schwer abschätzen. Grundsätzlich ist das Kre-ditwachstum in der CESEE-Region seit dem Übergreifen der Krise auf die europäischen Schwellenländer im Herbst 2008 verhalten ausgefallen.

Gegen Ende des Jahres 2011 rückte Ungarn in den unmittelbaren Fokus der internationalen Berichterstattung. Nachdem sich das Investorenvertrauen im Zuge der Umsetzung mehrerer umstrittener Politikmaßnahmen deut-lich verschlechtert hatte, verlor der Forint von Juli bis Dezember 2011 rund 20 % an Wert gegenüber dem Euro und wurde Anfang Jänner 2012 zum nied-rigsten Kurs seiner Geschichte gehan-delt (seitdem hat sich die Währung wieder etwas erholt). Die ungarische Notenbank erhöhte ihren Leitzinssatz im November und Dezember 2011 um jeweils 50 Basispunkte auf zuletzt 7 % in Reaktion auf steigende Risikoauf-

schläge und zunehmenden Preisdruck. Alle drei großen Ratingagenturen (Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch) stuften ungarische Anleihen auf den Status einer spekulativen Anlage her-unter; Probleme bei der Platzierung neuer Anleihen erhöhten die Unsicher-heiten bezüglich der Finanzierung des Staatshaushalts. Daraufhin startete Ungarn Sondierungsgespräche bezüg-lich eines möglichen Hilfspakets mit der EU und dem IWF, die allerdings vor dem Hintergrund der Verabschie-dung einer neuen Verfassung und eines neuen Notenbankgesetzes, das die Unabhängigkeit der Zentralbank ein-schränkt, unterbrochen wurden. Im Jänner 2012 erklärte sich die ungarische Regierung angesichts der zunehmenden Turbulenzen auf dem ungarischen Finanzmarkt zur teilweisen Rücknahme von umstrittenen Regelungen bereit; die EU begann zu prüfen, ob diese Zugeständnisse ausreichend für die Wiederaufnahme von Verhandlungen sind. Ein positiver Abschluss dieser Prüfung ist von der tatsächlichen Änderung der nicht EU-konformen Gesetzesbestimmungen durch das ungarische Parlament abhängig. Zu-sätzlich wurde nach der Feststellung mangelnder Fortschritte bei der Fis-kalkonsolidierung durch den Euro-päischen Rat im Jänner 2012 das Ver-fahren bei übermäßigem Defizit (EDP) gegen Ungarn verschärft. Sollte das Land bis September 2012 keine aus-reichenden Maßnahmen zur Rückfüh-rung des übermäßigen Defizits setzen, so werden laut Beschluss des EU- Finanz- und Wirtschaftsministerrats vom März 2012 Mittel aus dem euro-päischen Kohäsionsfonds für Ungarn in Höhe von 500 Mio EUR (oder 0,5 % des ungarischen BIP) ab Anfang 2013 eingefroren.

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Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12 15

3.2 … und Vorlauf- und Vertrauensindikatoren verschlechterten sich im zweiten Halbjahr 2011

Gleichzeitig trübten sich die Vertrau-enswerte deutlich ein. Diese Entwick-lung, die bereits seit dem Frühjahr 2011 zu beobachten war, beschleunigte sich im Sommer und betraf vor allem das Vertrauen in der Industrie und etwas zeitversetzt auch im Dienstleistungs-bereich sowie im Einzelhandel. Das Konsumentenvertrauen hat sich seit Krisenbeginn im Jahr 2009 nicht wie-der erholt und lag die letzten beiden Jahre durchgehend deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt.

Im Vergleich dazu entwickeln sich die realwirtschaftlichen Vorlaufindika-toren noch vergleichsweise gut. Zwar kam es auch in diesem Bereich vor allem zu Jahresbeginn 2011 zu einer spürbaren Verschlechterung. So halbierte sich etwa das Wachstum der Industrieproduktion von rund 10 % auf zuletzt nur noch 5 %. Seit Sommer 2011 verharren die Wachstumsraten aber in etwa auf diesem Niveau. Ein ähnliches Muster ist auch bei den Auftragseingängen in der Indus-trie zu beobachten. Das Baugewerbe berichtet von konstant positiven Wachs-tumsraten, dies dürfte allerdings zum Teil auf Basiseffekte und zum Teil auf günstige Witterungsbedingungen im vierten Quartal 2011 zurückzuführen sein. Vor allem aber hat sich das starke Wachstum der Bauwirtschaft in Polen im Zusammenhang mit der Fußball-Europa meisterschaft 2012 positiv zu Buche geschlagen. Einzig die Vorlauf-indikatoren für den privaten Konsum entwickeln sich durchgehend nega- tiv. Die Einzelhandelsumsätze in den CESEE-EU-Mitgliedstaaten stagnierten seit Mai 2011 (jeweils gemessen gegen-über dem Vorjahresmonat) und die Kfz-Neuzulassungen lagen im Dezember

2011 um 21 % unter dem Wert vom Dezember 2010.

3.3 Wirtschaftswachstum schwächt sich in den meisten Ländern im vierten Quartal 2011 ab

Nachdem im dritten Quartal 2011 noch ein weitgehend robustes Wachstum verzeichnet worden war – die Wirt-schaftsleistung in der Region legte im Durchschnitt um 0,7 % (im Vergleich zum Vorquartal) zu – setzte im vierten Quartal die erwartete Konjunkturab-kühlung ein. Das durchschnittliche Wachstum verringerte sich auf 0,5 % und vier der hier betrachteten Länder berichteten von einer rückläufigen Wirtschaftsleistung (Tabelle 1). Haupt-ausschlaggebend dafür dürfte einerseits die schwächere Nachfrage aus dem Euroraum und dementsprechend niedri-gere Wachstumsbeiträge der Außen-nachfrage gewesen sein. Andererseits deuten erste vorhandene Daten hin-sichtlich der Entwicklung der BIP-Komponenten darauf hin, dass sich das Wachstum des privaten Konsums in vielen Ländern abgeschwächt hat; eine Entwicklung, die sich auch

Veränderung zum Vorjahr in % in Punkten

15

10

5

0

–5

–10

–15

–20

130

120

110

100

90

80

70

602006 2007

CESEE-EU-Mitgliedstaaten: Vorlaufindikatoren

Grafik 7

Quelle: Eurostat.

Industrieproduktion (linke Achse) Wirtschaftsvertrauen (ESI; rechte Achse)

2008 2009 2010 2011 2012

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16 Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12

bereits in den Vorlaufindikatoren in diesem Bereich abgezeichnet hatte. Ein-zig Polen und die Slowakei konnten weiterhin eine kräftige wirtschaftliche Dynamik aufrechterhalten, ohne die das regionale Wachstum noch deutlich schwächer ausgefallen wäre.

3.4 Vertrauens- und Vorlauf-indikatoren signalisieren Verbesserung der Lage

Obwohl die meisten Finanzmarktseg-mente weiter teils deutlich schwächer als noch im Sommer 2011 notieren, hat sich die Situation auf den Finanz-märkten in vielen CESEE-Ländern seit dem Jahreswechsel 2011/12 merklich entspannt. Verantwortlich dafür dürften ein leichter Rückgang der internationalen Risikoaversion, die fallenden Rendite-abstände für Staatsanleihen im Euro-raum und nicht zuletzt auch die lang-fristigen Refinanzierungsgeschäfte der EZB gewesen sein, die sich positiv auf die Liquiditätssituation der Banken im Euroraum, aber auch ihrer Töchter-institute in der CESEE-Region ausge-wirkt haben. Währungen gewannen gegenüber dem Euro an Wert (Ungari-scher Forint: +5,5 %, Polnischer Zloty:

+6,5 %), die Aktienpreise stiegen (Polen: +7,5 %, Rumänien: +17,5 %) und so-wohl die Renditeabstände bei Euro-bonds als auch CDS-Prämien gingen zurück (jeweils über 100 Basispunkte in Bulgarien, Litauen und Rumänien).

Darüber hinaus ist ein gewisses positives Momentum bei den Vorlauf- und Vertrauensindikatoren zu bemerken (Grafik 7). Sowohl die Industriepro-duktion als auch die Produktion im Bauwesen sind im Dezember 2011 leicht stärker gewachsen als in den Monaten zuvor. Das Wirtschaftsver-trauen hat sich von Dezember 2011 bis Februar 2012 um 3 Punkte verbessert; dies ist vor allem auf eine positivere Einschätzung der aktuellen Wirt-schaftslage im Bereich der Konsumen-ten bzw. der Dienstleister zurückzu-führen.

3.5 Wendepunkt des Konjunktur-abschwungs im ersten Quartal 2012 erwartet

Die massive Eintrübung der internatio-nalen Rahmenbedingungen im zweiten Halbjahr 2011 hat zu einer deutlichen Abwärtsrevision der Prognosen für die CESEE-Region geführt. Alle wichtigen Prognoseinstitute haben ihren Wachs-tumsausblick für 2012 im Zeitverlauf deutlich gesenkt. Während in der ers-ten Jahreshälfte 2011 noch Wachstums-raten von rund 3,5 % bis 4 % für die Region erwartet wurden, pendelten sich die Prognosen auf zuletzt rund 1,5 % ein.

Laut aktueller Prognose der Euro-päischen Kommission vom 23. Februar 2012 könnte der Wendepunkt des ak-tuellen Konjunkturabschwungs aller-dings bereits erreicht sein. Zwar wird die wirtschaftliche Dynamik im ersten Quartal 2012 weiter nachlassen, doch schon ab dem zweiten Quartal sollte das Wachstum aber wieder sukzessive leicht zunehmen und im vierten Quar-

tabelle 1

CESEE-EU-Mitgliedstaaten: Wirtschaftswachstum

2010 2011 Q1 11 Q2 11 Q3 11 Q4 11

Wachstumsrate des realen BIP in % gegenüber der Vorperiode, saison- und arbeitstägig bereinigt

Bulgarien 0,4 1,7 0,5 0,5 0,2 0,3estland 2,3 7,6 2,8 1,6 0,9 –0,2lettland –0,3 5,5 1,1 2,0 1,5 1,1litauen 1,4 5,9 1,4 1,7 1,3 1,0polen 3,9 4,3 1,0 1,2 1,0 1,1rumänien –1,7 2,5 1,1 0,2 1,1 –0,2slowakische republik 4,2 3,3 0,8 0,8 0,8 0,9slowenien 1,4 –0,2 –0,3 –0,1 –0,4 –0,7tschechische republik 2,7 1,7 0,5 0,3 –0,1 –0,1Ungarn 1,3 1,7 0,7 0,1 0,4 0,3Gesamte Region 2,3 3,2 0,9 0,8 0,7 0,5

Euroraum 1,9 1,4 0,8 0,1 0,1 –0,3

Quelle: Eurostat.

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Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12 17

tal 2012 bei 0,6 % (im Vergleich zum Vorquartal) zu liegen kommen. Für das Gesamtjahr 2012 ergibt sich somit für die CESEE-Region ein prognostiziertes Wachstum von 1,5 %; dies ist um 0,4 Prozentpunkte niedriger als noch im Herbst 2011 von der Europäischen Kommission erwartet wurde. Auf Ein-zelländerebene betrachtet werden vor allem Lettland (+2,1 %), Litauen (+2,3 %) und Polen (+2,5 %) robust wachsen. Lediglich eine Stagnation oder sogar ein leichter Rückgang der Wirt-schaftsleistung wird hingegen für Slo-wenien, die Tschechische Republik und Ungarn erwartet.

Im Jahr 2013 wird die Konjunktur weiter leicht an Fahrt gewinnen und das durchschnittliche Wachstum auf rund 2,5 % steigen. Die Dynamik wird allerdings in Slowenien und Ungarn verhalten bleiben (knapp über 1 %), während Lettland, Litauen und Polen weiter das regionale Spitzenfeld stellen werden (Wachstum jeweils leicht über 3 %).

Sowohl im Jahr 2012 als auch 2013 wird die CESEE-Region somit um rund 1,5 bis 2 Prozentpunkte stärker als der Euroraum wachsen.

3.6 Inflation hat ihren Höhepunkt in den meisten Ländern im Sommer 2011 überschritten

Die Inflationsraten in den CESEE-EU-Mitgliedstaaten bewegten sich in den letzten Monaten im Durchschnitt kons-tant zwischen 3,5 % und 4 %. Als regio-nale Trends lassen sich ein gewisser disinflationärer Effekt von Lebensmit-telpreisen im Zusammenhang mit einem Basiseffekt und mit guten Ernten im Jahr 2011 sowie ein stärkerer Preisauf-trieb bei Dienstleistungen identifizieren. Beide Effekte hielten sich im Durch-schnitt in etwa die Waage.

Auf Länderebene gab es unter-schiedliche Trends bei der Preisentwick-lung: Einem starken Rückgang der Teue-rung z. B. in Bulgarien und Rumänien stand eine ebenso deutliche Zunahme in der Tschechischen Republik und in Ungarn gegenüber. Während Bulgarien und Rumänien in besonderem Ausmaß von günstigen Entwicklungen bei Le-bensmittelpreisen profitierten (auch weil Lebensmittel im Warenkorb dieser Länder einen besonders großen Anteil darstellen), trugen in der Tschechi-schen Republik und in Ungarn steigende Dienstleistungspreise (in geringerem

Veränderung zum Vorquartal in %, saison- und arbeitstägig bereinigt

3

2

1

0

–1

–2

–3

–4März Sep.

2007März Sep.

2008März Sep.

2009März Sep.

2010März Sep.

2011März Sep.

2012

BIP-Entwicklung

Grafik 8

Quelle: Eurostat, Europäische Kommission.

CESEE Euroraum

Prognose

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18 Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12

Ausmaß auch höhere Preise von Indus-triegütern) merklich zur Inflation bei. Der Preisdruck in diesem Bereich kann zum Teil mit Steuererhöhungen per 1. Jänner 2012 erklärt werden. In Ungarn wurde der Mehrwertsteuersatz von 25 % auf 27 % erhöht, in der Tschechi-schen Republik stieg der ermäßigte Steuersatz von 10 % auf 14 %. In beiden Ländern fielen darüber hinaus Preis-erhöhungen bei Energie stärker als im regionalen Durchschnitt aus; eine Ent-wicklung, die nicht zuletzt durch die Abwertung des Ungarischen Forint und der Tschechischen Krone seit Mitte 2011 begünstigt worden sein dürfte.

Die aktuelle Prognose der Europäi-schen Kommission geht davon aus, dass die Inflation im Jahr 2012 in der Region zurückgehen wird. Die Teuerung wird demnach im regionalen Durchschnitt mit 3,3 % rund 0,7 Prozentpunkte unter dem Wert des Jahres 2011 zu liegen kommen. Besonders deutlich soll dabei der Disinflationsprozess in den baltischen Staaten, Rumänien und der Slowakei ausfallen. Die Tschechische

Republik und Ungarn werden aufgrund der bereits erwähnten Mehrwertsteuer-erhöhungen als einzige Länder der Län-dergruppe im Jahr 2012 eine höhere Jahresinflation als 2011 aufweisen.

4 Österreich4.1 Konjunktur stabilisiert sich in

der ersten Jahreshälfte 2012Die österreichische Konjunktur hat im Verlauf des Jahres 2011 sukzessive an Dynamik verloren. Während das BIP-Wachstum im ersten Halbjahr noch überdurchschnittlich verlaufen ist, kam es im vierten Quartal 2011 zu einer leichten Kontraktion. Getrieben war diese Abkühlung von einer abnehmen-den Exportdynamik und einem Aus-laufen des Investitionszyklus. Der öffent-liche Konsum büßte ebenfalls deutlich an Schwung ein. Die Güterexporte zeigen seit Sommer 2011 eine Seit-wärtsbewegung und sind im vierten Quartal im Vergleich zum Vorquartal sogar gesunken.

Die konjunkturellen Aussichten ha-ben sich zum Zeitpunkt der Veröffent-

Wachstumsbeiträge zum Vorjahr in Prozentpunkten

6

5

4

3

2

1

0

–1

–2Q3 Q4

Bulgarien2011 2012

Jän.

CESEE-EU-Mitgliedstaaten: Inflationsentwicklung

Grafik 9

Quelle: Eurostat.

Bearbeitete Lebensmittel (inkl. Alkohol und Tabak) Industriegüter Dienstleistungen Energie Unverarbeitete Lebensmittel HVPI (Veränderung zum Vorjahr in %)

Q3 Q4

Estland2011 2012

Jän. Q3 Q4

Lettland2011 2012

Jän. Q3 Q4

Litauen2011 2012

Jän. Q3 Q4

Polen2011 2012

Jän. Q3 Q4

Rumänien2011 2012

Jän. Q3 Q4

Slowakei2011 2012

Jän. Q3 Q4

Slowenien2011 2012

Jän. Q3 Q4

Tschechische Republik

2011 2012Jän. Q3 Q4

Ungarn2011 2012

Jän. Q3 Q4

CESEE2011 2012

Jän.

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konjunkturelle talsohle ist durchschritten

Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12 19

lichung der letzten OeNB-Prognose Anfang Dezember 2011 hingegen spür-bar verbessert. Die meisten nationalen und internationalen Frühindikatoren haben im November ihren Tiefpunkt erreicht und zeigen seit Dezember eine stete Verbesserung der Stimmungslage der befragten Unternehmen und priva-ten Haushalte. Die schlechte Stimmungs-lage im Herbst 2011 und damit auch die aktuelle Verbesserung könnten jedoch durch die Berichterstattung hinsicht-lich des Umgangs der politischen Ent-scheidungsträger mit der Krise zu dieser Zeit überzeichnet sein. Trotz aller Vorsicht bei der Interpretation deuten die Indikatoren aber eindeutig auf ein Ende der globalen Abkühlung hin.

Die Ergebnisse des OeNB-Konjunk-turindikators zeigen für das erste und zweite Quartal 2012 eine Stabilisierung der Konjunktur an. Während für die Güterexporte – der OeNB-Export-indikator vom März 2012 zeigt für die Monate Jänner und Februar eine anhaltende Seitwärtsbewegung an – kein nennenswerter Zuwachs zu erwar-ten ist, ist für die Investitionen ange-

sichts einer verbesserten Auftragslage und günstiger Finanzierungsbedingungen mit einem leichten Plus zu rechnen. Der private Konsum dürfte im ersten Quartal 2012 seine Rolle als konjunktur-stützende Nachfragekomponente nicht erfüllen. Rückläufige Einzelhandels-umsätze und eine sinkende Anzahl an Pkw-Neuzulassungen deuten für das erste Quartal 2012 auf eine Stagnation oder sogar einen leichten Rückgang des privaten Konsums hin. Angesichts der ausgezeichneten Beschäftigungslage und der aktuell rückläufigen Inflation sollten sich die Realeinkommen aber stabil entwickeln. Die derzeit zu beob-achtenden, starken Rohölpreissteige-rungen stellen aber einen klaren Risiko-faktor für die Konjunktur dar.

Angesichts der jüngsten Fortschritte zur Lösung der Schuldenkrise in Grie-chenland wird für den Prognose-zeitraum bis Ende des zweiten Quartals 2012 mit keiner Verschärfung der europäischen Schuldenkrise gerechnet. Die europäische Schuldenkrise stellt jedoch auch für die österreichische Konjunktur einen wichtigen Risikofak-tor dar.

tabelle 2

Österreich: Reales Bruttoinlandsprodukt und Nachfragekomponenten (real, saison- und arbeitstägig bereinigt)

Bip privater konsum

Öffentlicher konsum

Brutto­anlage­investitionen

exporte importe inlands­nachfrage

Netto­exporte

lager­verände­rungen

statistische diskrepanz

Veränderung zur Vorperiode in % Wachstumsbeitrag zum BIP in Prozentpunkten

Q1 11 0,8 –0,1 1,0 1,4 2,2 1,9 0,3 0,2 0,4 0,1Q2 11 0,5 0,1 0,9 1,0 1,2 1,1 0,5 –0,1 0,1 0,2Q3 11 0,2 0,2 0,5 0,9 0,3 0,3 0,5 0,0 0,1 0,1Q4 11 –0,1 0,3 0,1 0,7 –0,4 0,3 0,2 0,0 0,2 –0,2

2009 –3,6 0,2 0,7 –7,4 –13,7 –12,5 –1,4 –1,7 –0,6 –0,12010 2,5 1,7 0,0 0,0 8,3 7,4 0,9 0,9 0,7 0,02011 3,0 0,8 2,4 5,2 6,8 6,6 1,7 0,4 1,3 0,3

Quelle: WIFO, OeNB.

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Konjunkturelle Talsohle ist durchschritten

20 GeldpoliTiK & WirTschafT Q1/12

4.2 Dynamische Beschäftigungs­entwicklung durch vollständige Arbeitsmarktliberalisierung im Mai 2011 getrieben

Der österreichische Arbeitsmarkt hat sich im Jahr 2011 ausgezeichnet ent­wickelt. Die Unternehmen weiteten angesichts des hohen Wirtschafts­wachstums die Beschäftigung deutlich aus. Die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten stieg um 61.000 Personen bzw. um 1,8 %. Der Beschäftigungs­aufbau fand in erster Linie in der Sachgütererzeugung statt (+10.400). Neben den von den Unternehmen direkt angestellten Mitarbeitern ist die Anzahl der Leiharbeiter deutlich gestiegen (+9.100). Ein kräftiger Be­schäftigungsaufbau war auch im Handel zu verzeichnen (+10.700).

Die hohe Dynamik des Beschäfti­gungszuwachses hielt trotz der sich im Verlauf des Jahres 2011 eintrübenden Konjunktur bis Jahresbeginn 2012 an. Die Vorlaufindikatoren deuten jedoch seit dem zweiten Quartal 2011 auf eine Abschwächung hin. So sinkt die Anzahl der von den Unternehmen gemeldeten offenen Stellen bereits seit dem zweiten Quartal 2011.

Ein Großteil der hohen Beschäfti­gungsdynamik des Jahres 2011 ist auf die vollständige Liberalisierung des öster­reichischen Arbeitsmarktes im Mai 2011 zurückzuführen. Die Anzahl der Be­schäftigten aus den acht betroffenen Staaten (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechi­sche Republik und Ungarn) stieg seit Mai 2011 sprunghaft an. Zwischen April 2011

Kasten 1

Ergebnisse des OeNB­Konjunkturindikators vom März 20121

Die Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators zeigen für das erste und zweite Quartal 2012 mit Wachstumsraten von 0,2 % bzw. 0,3 % eine Stabilisierung der Konjunktur an. Eine technische Rezession mit zwei negativen Quartalswachstumsraten in Folge ist damit nicht zu erwarten. Diese Prognose gilt jedoch nur unter der Annahme, dass es zu keiner Verschärfung der europäi-schen Schuldenkrise kommt. Die positiven Wachstumsaussichten sind hauptsächlich auf eine markante Verbesserung der Stimmungslage der Unternehmen zurückzuführen. Im Vergleich zur letzten Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators bleibt die Prognose für das erste Quartal 2012 unverändert.

1 Die nächste Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators ist für Juli 2012 vorgesehen.

Kurzfristprognose für das reale BIP in Österreich für das erste und zweite Quartal 2012 (saison­ und arbeitstägig bereinigt)

2010 2011 2012

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2

Veränderung zum Vorjahresquartal in %

0,9 2,4 3,2 3,4 4,2 3,9 2,6 1,4 0,8 0,6

Veränderung zum Vorquartal in %

0,0 0,7 1,5 1,1 0,8 0,5 0,2 -0,1 0,2 0,3

Veränderung zum Vorjahr in %

2,5 3,0 x

Quelle: OeNB – Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom März 2012, Eurostat.

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konjunkturelle talsohle ist durchschritten

Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12 21

und Februar 2012 stieg die Beschäfti-gung aus diesen acht Ländern saisonbe-reinigt um 30.200 Personen, wodurch ⅔ des gesamten in diesem Zeitraum erzielten Beschäftigungsanstiegs (47.900) erklärt werden können.

Trotz des kräftigen Beschäftigungs-wachstums stieg die saisonbereinigte Anzahl der Arbeitslosen seit dem Tief-punkt im März 2011 um 15.400 Perso-

nen. Die Anzahl der Personen in AMS-Schulungen, die nicht als arbeitslos registriert werden, aber zum Arbeits-kräfteangebot zu zählen sind, ist in diesem Zeitraum nahezu konstant ge-blieben (+2.600). Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition ist im Ver-lauf des Jahres 2011 und in den ersten beiden Monaten des Jahres 2012 gering-fügig gestiegen, während die Eurostat-

tabelle 3

Entwicklung auf dem österreichischen Arbeitsmarkt (saisonbereinigt)

Unselbstständig Beschäftigte (in 1.000)

arbeitslose (in 1.000) personen (in 1.000) in schulung

arbeitslosenquote in %

offene stellen (in 1.000)

Veränderung zur Vorperiode

Veränderung zur Vorperiode

aMs eurostat Veränderung zur Vorperiode

okt. 11 3.438 4,5 253 3,0 65,4 –0,1 6,8 4,2 30,4 –0,0Nov. 11 3.443 4,5 254 0,4 68,0 0,3 6,8 4,3 30,3 –0,1dez. 11 3.448 5,2 252 –2,1 55,8 –0,5 6,8 4,2 30,6 0,4Jän. 12 3.453 5,3 253 1,1 66,3 0,9 6,8 4,0 29,5 –1,2feb. 12 3.457 4,3 257 3,7 70,4 1,1 6,9 29,7 0,3

Q1 11 3.401 19,3 243 –2,9 69,4 –3,7 6,7 4,4 33,8 0,7Q2 11 3.414 13,3 243 0,3 64,0 –2,2 6,7 4,1 33,6 –0,2Q3 11 3.428 14,0 248 4,8 56,4 0,6 6,8 3,9 31,0 –2,6Q4 11 3.443 14,5 253 4,8 63,1 –0,2 6,8 4,2 30,4 –0,6

2009 3.342 –45,2 262 49,8 64,1 14,0 7,3 4,8 27,2 –10,22010 3.360 18,5 250 –11,4 73,2 8,7 6,9 4,4 30,9 3,72011 3.422 61,1 247 –3,5 63,2 –9,9 6,7 4,2 32,2 1,3

Quelle: AMS, OeNB, Eurostat, HSV.

in 1.000 Personen in 1.000 Personen in 1.000 Personen in 1.000 Personen

Beschäftigung und Arbeitslosigkeit

3.500

3.450

3.400

3.350

3.300

3.250

280

270

260

250

240

230

2202009

Vollständige Liberalisierung des Arbeitsmarktes im Mai 2011 bestimmt Beschäftigungsdynamik

Grafik 10

Quelle: AMS, Statistik Austria.1 Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn.

Beschäftigung (saisonbereinigt, linke Achse) Registrierte Arbeitslose (saisonbereinigt, rechte Achse)

Beschäftigung CESEE-8 Länder1 (saisonbereinigt, linke Achse) Ausländerbeschäftigung (saisonbereinigt, rechte Achse)

2010 2011 2012 2009 2010 2011 2012

Ausländerbeschäftigung

120

100

80

60

40

20

0

520

500

480

460

440

420

400

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22 Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12

Arbeitslosenquote aufgrund der unter-schiedlichen Erhebungsmethode einen rückläufigen Trend aufweist.

4.3 Inflation geht spürbar zurück

Die Teuerung geht in Österreich derzeit spürbar zurück. Im Jahr 2011 stieg der HVPI um 3,6 %; damit lag Österreich deutlich über dem Euroraum-Durch-schnitt von 2,7 %. Der Anstieg der Inflation war im ersten Quartal 2011 vor allem von Energie und Nahrungs-mitteln bestimmt, während im weiteren Verlauf des Jahres Dienstleistungen die wesentlichsten Preistreiber waren. Gegen Jahresende 2011 begann die Inflation abzukühlen, im Februar 2012 lag sie bei 2,6 %. Gegenüber Jänner 2012 bedeutet dies einen Rückgang um 0,3 Prozentpunkte. Die österreichische Teuerungsrate lag damit erstmals seit mehr als einem Jahr wieder unter dem Euroraum-Durchschnitt.

Der Inflationsrückgang war neben einer Verlangsamung der Inflation im Energiebereich vor allem durch Indus-triegüter ohne Energie und Nahrungs-mittel bestimmt. Diese wiesen im Feb-ruar 2012 nur noch eine Inflationsrate von 0,2 % auf. Der zuletzt beobachtete

Rückgang der Teuerung in diesem Sek-tor ist in erster Linie auf den Sektor Bekleidung und Schuhe zurückzuführen. Aber auch audiovisuelle, fotografische und EDV-Geräte wiesen zuletzt rück-läufige Inflationsraten auf.

Die Inflationsrate für Nahrungs-mittel (einschließlich Alkohol und Tabak) lag im Februar 2012 mit 3,2 % eben-falls unter der Teuerungsrate vom Jän-ner (3,5 %). Vor allem bei bearbeiteten Nahrungsmitteln war die Inflationsent-wicklung deutlich nach unten gerichtet. Im Sektor unverarbeiteter Nahrungs-mittel war nur ein leichter Rückgang der Inflationsrate zu beobachten.

Die Inflation im Energiesektor hat zwar einen rückläufigen Trend, war aber im Februar 2012 mit 7,5 % immer noch hoch. Die zuletzt deutlich gestiegenen Rohölpreise führen zu steigenden Infla-tionsraten bei Treibstoffen. Gas weist ebenfalls zunehmende Inflationsraten auf. Demgegenüber verzeichneten zu-letzt Heizöl, feste Brennstoffe und Strom rückläufige Teuerungsraten. Die Teue-rungsrate im Dienstleistungssektor lag im Februar 2012 wie schon im Vor-monat bei 3,2 %. Die zuletzt fallenden Inflationsraten bei Hoteldienstleistungen,

Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten Letzte Beobachtung: Februar 2012

5

4

3

2

1

0

–1

–22004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

HVPI-Inflationsrate und Beiträge der Subkomponenten

Grafik 11

Quelle: OeNB, Statistik Austria.

Dienstleistungen (Gewicht: 44,6 %) Industriegüter ohne Energie (Gewicht:30,9 %) Nahrungsmittel (Gewicht: 15,4 %) Energie (Gewicht: 9,1 %) HVPI (Veränderung zum Vorjahr in %) Kerninflation (Veränderung zum Vorjahr in %)

Prognose:2012: 2,2 %Q1 13: 1,6 %

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Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12 23

administrierten Dienstleistungspreisen (vor allem Krankenhaus- und zahnme-dizinische Dienstleistungen, Erziehung und Unterricht) sowie Dienstleistungen im Zusammenhang mit Wohnen wurden durch gegenläufige Inflationsentwick-lungen bei Pauschalreisen sowie Freizeit und Sportdienstleistungen ausgeglichen.

Die OeNB geht in ihrer aktuellen Inflationsprognose von einem anhalten-den Rückgang der Inflation aus. Für das Gesamtjahr 2012 wird eine Inflation von 2,2 % erwartet, wobei die Infla-tionsraten bereits ab Jahresmitte 2012 die 2-Prozent-Grenze unterschreiten sollten.

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