Konzept „Stadtteilschule Drewitz“ Stadtteilschule... · 06.05.2009 Projektgruppe Bremerhaven...

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SOZIALE STADT POTSDAM E.V. 2009 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“ Der Weg zur Stadtteilschule Verena Kosubeck & Kathleen Walter Stadtteilcharakteristik, Experteninterviews, Modelle, Wegbeschreibung

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SOZIALE STADT POTSDAM E.V.

2009

Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Der Weg zur Stadtteilschule

Verena Kosubeck & Kathleen Walter

Stadtteilcharakteristik, Experteninterviews, Modelle, Wegbeschreibung

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2 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Auftraggeber:

Landeshauptstadt Potsdam

Unterstützt durch:

Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitsförderung

Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“

Bearbeitung:

Soziale Stadt Potsdam e.V.

Asta-Nielsen-Str. 3

14480 Potsdam

Verfasser:

Verena Kosubeck (M.A. Erziehungswissenschaft )

Kathleen Walter (M.A. Erziehungswissenschaft)

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ......................................................................................................................................... 5

2 Charakteristik Drewitz ..................................................................................................................... 9

2.1 Drewitz unter Betrachtung der statistischen Daten................................................................ 9

2.2 Drewitz unter Betrachtung der MOSAIC-Milieus® ................................................................ 20

2.3 Zusammenfassung – Lebenssituation in Drewitz .................................................................. 24

3 Auswertung Experteninterviews ................................................................................................... 26

3.1 Bewertung des Stadtteils ...................................................................................................... 26

3.2 Stadtteilschule - Verständnis, Begriff und Ort ....................................................................... 28

3.3 Stadtteilschule - Zielgruppen, Angebote und Räume ........................................................... 32

3.4 Räume und Angebote im Verhältnis zu den Modellen ......................................................... 37

4 Modellbeschreibungen ................................................................................................................. 39

4.1 Modell I: Die ökologisch orientierte Grundschule „Am Priesterweg“................................... 39

4.2 Modell II: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten ..................................................... 42

4.3 Modell III: Offener Treffpunkt ............................................................................................... 45

4.4 Modell IV: Schule mit Begegnungshaus ................................................................................ 50

4.5 Diskurs: Wie werden die Ziele einer Stadtteilschule durch die Modelle erreicht? ............... 56

5 Der Weg zur Stadtteilschule .......................................................................................................... 59

5.1 Die Erreichbarkeit der Drewitzer ........................................................................................... 59

5.2 Die Planung der Angebote ..................................................................................................... 60

5.3 Die Kooperation ..................................................................................................................... 61

5.4 Räumliche Planung des Projektes Stadtteilschule ................................................................ 62

5.5 Zeitliche Planung des Projektes Stadtteilschule .................................................................... 63

5.6 Flankierende Angebote ......................................................................................................... 65

5.6.1 Elterntrainings ............................................................................................................... 65

5.6.2 Café/Bistro und Lehrküche ............................................................................................ 68

5.7 Ergänzende Projektvorschläge .............................................................................................. 71

5.7.1 Familienhebammen ....................................................................................................... 71

5.7.2 Das Frühförderprogramm Opstapje .............................................................................. 72

5.7.3 Sozialtraining ................................................................................................................. 73

5.8 Nächste Schritte in Drewitz ................................................................................................... 75

5.8.1 Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt Drewitz“ ................................................................ 75

5.8.2 Workshop „Perspektivwerkstatt Drewitz 2020 in Szenariotechnik“ ............................. 76

6 Resümee ........................................................................................................................................ 78

7 Anhang .......................................................................................................................................... 81

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4 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

7.1 Interview-Leitfaden ............................................................................................................... 81

7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur „Stadtteilschule Drewitz“ .......................... 82

7.3 Vermerk über die 3. Informationsberatung zur „Stadtteilschule Drewitz“ .......................... 84

7.4 Statistische Daten der Expertenbefragung ........................................................................... 88

7.5 Referenzprojekt „Bürgerhaus Hohenstücken“ ...................................................................... 96

7.6 Referenzprojekt „Jens-Nydahl-Grundschule“ ..................................................................... 101

7.7 Referenzprojekt „Kalker Netzwerk für Familien“ ................................................................ 105

8 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................ 109

9 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................. 110

10 Tabellenverzeichnis ................................................................................................................. 111

11 Fensterverzeichnis ................................................................................................................... 112

12 Literatur ................................................................................................................................... 113

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5 Einleitung

1 Einleitung

Am 15. Januar 2008 reichte Herr M. Schubert (Vorsitzender der SPD-Fraktion) der Potsdamer

Stadtverordnetenversammlung einen Antrag ein, in dem der Oberbürgermeister beauftragt wurde,

ein Konzept für eine „Zukunftsschule - Stadtteilschule in Drewitz“1 am Standort der Grundschule

„Am Priesterweg“ zu entwickeln.2 Herr M. Schubert begründet diese Forderung u.a. mit den

fehlenden Begegnungsstätten für soziale Kontakte der Bewohner3 in Drewitz und den jahrelangen

Bemühungen der Grundschule „Am Priesterweg“, die sozialen Probleme im Stadtteil zu

kompensieren (Fenster 1: Ziele Stadtteilschule). An der Entwicklung des Konzepts sollen neben der

Schule, die Träger vor Ort und die ansässige soziale Wohnungswirtschaft beteiligt werden. Die

Erarbeitung soll durch eine Arbeitsgruppe erfolgen.

Fenster 1: Ziele Stadtteilschule

„Im Stadtteil Drewitz fehlen nach einhelliger Einschätzung Begegnungsstätten für die sozialen Kontakte der Bürgerinnen und Bürger. Die Grundschule „Am Priesterweg“ hat in den letzten Jahren zunehmend die Ankerfunktion im Stadtteil übernommen, was jedoch in Fragen Ausstattung, räumliche und finanzielle Voraussetzungen die Möglichkeiten der Schule überschreitet. Durch die Entwicklung hin zu einer Stadtteilschule, bei der die Schule nicht länger nur Ausbildungsstätte, sondern Begegnungsraum für Gruppen aus dem Stadtteil und dies Generationen übergreifend ist, bietet enorme Möglichkeiten. Schule als offene Einrichtung, die Bildung, Soziales, Kunst, Kultur im Stadtteil an einem Ort erlaubt, bietet Möglichkeiten der sozialen Integration im Stadtteil und steigert die Möglichkeiten durch effektivere Nutzung der Ressourcen. Durch einen solchen wechselseitigen Austausch unter einem Dach entstehen auch lebendige Netzwerke zwischen Lehrern, Sozialarbeitern, Schülern und Eltern, Initiativen und Vereinen und nicht zuletzt der örtlichen Wirtschaft. Das Modell ist nicht neu, Im angelsächsischen Raum nennt sich dieses Projekt „Community School“.“ Quelle: Schubert, Antrag Stadtverordnetenversammlung Potsdam (08/SVV/0044), 15.01.2008.

In der Beigeordnetenkonferenz vom 04. Juni 2008 beschloss der Oberbürgermeister Herr J. Jakobs,

dass Frau K. Juhàsz (Fachbereich Stadterneuerung und Denkmalpflege) die Gesamtkoordination des

Projektes „Stadtteilschule Drewitz“ von übernehmen soll.

Bereits in diesem Zeitraum fand die erste Verständigungsrunde zwischen den verschiedenen

betroffenen Fachbereichen der Stadtverwaltung sowie beteiligten externen Professionen aus dem

Stadtteil statt. Es wurde festgelegt, dass vor einer Konzeptentwicklung dringend eine Bestands- und

Bedarfsanalyse für die Schule und den Stadtteil Drewitz durch eine Steuerungs- bzw. Arbeitsgruppe

erfolgen muss.

Die erste Kerngruppensitzung wurde am 09. Juli 2008 durchgeführt. Dieses Gremium setzt sich aus

Vertretern der Fachbereiche Schule und Sport, Jugendamt, Stadterneuerung und Denkmalpflege

1 Die Bezeichnung Drewitz bezieht sich im Folgenden auf das Neubaugebiet Potsdam-Drewitz. 2 Dieser Antrag wurde am 02.04.2008 durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen. 3 In der gesamten Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Gemeint sind stets beide Geschlechter.

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6 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

sowie der Schulleiterin der Grundschule „Am Priesterweg“, dem Koordinator des Arbeitskreises

Stadtspuren als Vertreter der sozialen Wohnungswirtschaft und dem Entwicklungsbeauftragten für

die Neubaugebiete (Stadtkontor GmbH) zusammen.

Mit der Erarbeitung des Konzeptes beauftragte die Kerngruppe zwei unabhängige wissenschaftliche

Projektmitarbeiterinnen, die beim Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ zu diesem Zweck angestellt

sind. Diese werden mit Mitteln der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für

Arbeitssuchende, dem Programm „Soziale Stadt – Stern/Drewitz“, der Projektförderung sowie des

Vereins „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ finanziert. Der Projektzeitraum für die Konzepterstellung wurde

vom 1. Dezember 2008 bis 15. Juli 2009 festgelegt und danach bis zum 30. November 2009

verlängert. Die Projektleitung obliegt dem Fachbereich Stadterneuerung und Denkmalpflege

gemeinsam mit dem Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“.

Abbildung 1: Projektphasen

Quelle: Eigene Darstellung

Die erste Projektphase begann mit einer umfassenden Recherche mit dem Stadtteil Drewitz. Dazu

wurden einerseits die statistischen Daten analysiert und andererseits der Stadtteil sowie die Schule

besichtigt, um die Bedingungen vor Ort genauer einschätzen zu können. Weitere Informationen

wurden aus stadtteilbezogenen Materialien, wie dem Integrierten Entwicklungskonzept, dem

Master-Plan oder dem Integrationskonzept gewonnen. Um zu gewährleisten, dass das Konzept in

einem partizipatorischen Prozess entsteht, an dem verschiedene Professionen beteiligt werden,

wurde ein qualitatives Experteninterview vorbereitet. Die Ergebnisse dieser Erhebung bilden das

Fundament für das Konzept der Stadtteilschule.

Die Durchführung dieser Experteninterviews erfolgte in der zweiten Projektphase. Im Januar fand die

erste große Informationsveranstaltung zum Thema Stadtteilschule Drewitz statt, zu der alle sozialen

Träger vor Ort eingeladen wurden. In dieser Runde wurden die bis dahin gewonnenen Ergebnisse der

Erhebung vorgestellt. Dabei äußerten einige Teilnehmer Bedenken und Ängste, die nicht nur zur

Kenntnis genommen wurden, sondern auch in der weiteren Bearbeitung des Themas

Berücksichtigung fanden. In der zweiten Stadtteilschulrunde im März 2009 wurde die weitere

Entwicklung der Idee Stadtteilschule Drewitz diskutiert, wobei die Unsicherheiten der sozialen

Akteure vor Ort nochmals aufgegriffen wurden. Bei diesem Treffen bildete sich ein breiter Konsens

Information Dez. 2008

Durchführung Jan.-März 2009

Auswertung März-April 2009

Erstellung Mai-Juli

2009

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7 Einleitung

für den Weg zur Stadtteilschule ab. Für die Verbesserung der Stadtteilkooperation wurde die Bildung

eines Arbeitskreises Drewitz gefordert (Kapitel 7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur

„Stadtteilschule Drewitz“ ).

Am 14. Januar 2009 fand ein Gespräch mit dem Staatssekretär Herrn B. Jungkamp (MBJS) statt, dem

ebenfalls die ersten Ergebnisse der Expertenbefragung präsentiert wurden. Herr B. Jungkamp

äußerte sich positiv über die neuen Ansätze der Stadtteilschulentwicklung. Um im Stadtteil und

darüber hinaus auf das Projekt aufmerksam zu machen, wurden Pressebeiträge in die

Stadtteilzeitung „SternDrewitz“ und der Mieterzeitung der GEWOBA veröffentlicht. In diesen Artikeln

wurden die Bewohner dazu aufgerufen, sich am Entwicklungsprozess der Stadtteilschule zu

beteiligen. Ab dieser Projektphase nahmen die Mitarbeiter regelmäßig an bestehenden

Netzwerkgremien teil, die zur Kontaktaufnahme sowie zur Informationsweitergabe genutzt wurde.

Die dritte Projektphase umfasste den Prozess der quantitativen Datenauswertung der qualitativen

Erhebung mithilfe eines Softwareprogramms. Um hilfreiche Ideen der Umsetzung zu sammeln,

wurden Referenzobjekte besichtigt. Für erste Kontakte mit Bürgern von Drewitz wurde ein Flyer

angefertigt, der das Projekt vorstellt. Dieser wurde an dem Familienfest und Gesundheitstag in

Drewitz sowie dem Sommerfest in Alt-Drewitz verteilt. Dabei suchten die Projektmitarbeiterinnen

das Gespräch mit den Bewohnern über eine kleine Bürgerbefragung.4 Der Prozess der

Umstrukturierung der Grundschule „Am Priesterweg“ zur Grundschule mit offenen

Ganztagsangeboten wurde unterstützt. Dabei nahmen die Projektmitarbeiterinnen als objektive

Begleiter eine neutrale Position bei den Kooperationsgesprächen ein.

Die letzte Phase der Projektarbeit kennzeichnete sich dadurch, die Vielzahl an Informationen zu

einem Konzept zusammenzufassen. Die Fachtagung „Frühe Hilfen - Vertrauen aufbauen, Kontakt

halten, Perspektiven entwickeln“ lieferte dafür wertvolle Ansätze für frühpräventive Angebote im

Stadtteil. Derzeit wird in Zusammenarbeit mit dem Projekt „Bewegtes Leben im Quartier“ daran

gearbeitet, in Drewitz präventive Gesundheitsangebote zu installieren.

4 Wegen der fehlenden Repräsentativität werden die Ergebnisse nicht weiter dargestellt. Die Auswertung der Daten wurde in Kooperation mit der FH Potsdam des Fachbereiches Sozialwesen vorgenommen.

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8 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Daten der Projektarbeit zusammengefasst.

Tabelle 1: Daten der Projektarbeit

Zeitraum Projektarbeit

Dezember 2008 Informationsphase

Informationen zu Drewitz (Statistiken, Stadtteil- und Schulbesichtigung) Erstellung des Interviewleitfadens Erste Gespräche mit Experten

10.12.2008 Kerngruppe

Januar-März 2009 Durchführungsphase

Experteninterviews

14.01.2008 Staatssekretär MBJS (Herr Jungkamp)

27.01.2009 1. Informationsberatung Stadtteilschule

24.02.2009 Sinus-Milieus Drewitz (Information und Diskussion)

04.03.2009 Kerngruppe

09.03.2009 RAK, Lokales Bündnis für Familie

10.03.2009 2. Informationsberatung Stadtteilschule

11.03.2009 Planung des Lehmbauprojektes

März-April 2009 Auswertungsphase

Auswertung der qualitativen Interviews und weitere Recherchen

20.03.2009 Gespräch mit dem SHBB über Opstapje

25.03.2009 Besuch des Bürgerhauses „Hohenstücken“

30./31.03.2009 FuN Ausbildung

01.04 2009 Gespräch mit dem Schulrat (Herr Schönicke)

22.04.2009 Frühjahrsputz (Unterstützung in der Vorbereitung)

23.04.2009 Projektvorstellung PRO POTSDAM Erstellung des Flyers

24.04.2009 Familienfest HNC/SC Potsdam (Gespräche mit Bürgern über Befragung)

27.04.2009 Frau Lange (Bürgerhaus „Hohenstücken“)

28.04.2009 FH Potsdam: Vorstellung des Projektes (Prof. Buck)

29.04.2009 Besuch der „Jens-Nydahl-Grundschule“

Mai-Juli 2009 Konzepterstellung

auf Grundlage der Experteninterviews, statistischen Datenlage, Informationen durch Fachtagungen, Besuchen von Referenzobjekten

04.05.2009 Gespräch im MBJS (Frau Knauf, Herr Schönicke)

06.05.2009 Projektgruppe Bremerhaven (Begrüßung, Vorstellung des Stadtteils Drewitz)

07.05.2009 3. Informationsberatung Stadtteilschule

11.05.2009 RAK, Lokales Bündnis für Familie

14.05.2009 Fachtagung: „Gesunde Kinder und Familien“

15.05.2009 Gesundheitstag im HNC (Gespräche mit Bürgern über Befragung)

26.05.2009 Fachtagung im SGB II „Perspektiven für Alleinerziehende“

03.06.2009 BLIQ (Bewegtes Leben im Quartier) –Workshop

10.06.2009 Projektvorstellung im Haus der Generationen und Kulturen (Frau Wicklein, Frau Alter, Herr Kümmel)

11./12.06.2009 Tagung „Frühe Hilfen-Vertrauen aufbauen, Kontakt halten, Perspektiven entwickeln“

21.06.2009 Sommerfest Dorfkirche Alt-Drewitz (Gespräche mit Bürgern über Befragung)

22.06.2009 BLIQ, Lokales Bündnis für Familie

29.06.2009 Präsentation Wettbewerbsbeitrag Gartenstadt-Drewitz Quelle: Eigene Darstellung

Einleitend in das Thema Stadtteilschule Drewitz wird im Kapitel 2 der Stadtteil anhand statistischer

Daten charakterisiert. Um diese harten Fakten zu Drewitz zu ergänzen, folgt im Anschluss die

Beschreibung der Bewohnerschaft mithilfe von MOSAIC-Milieus®. In einem kurzen Fazit werden auf

Basis dieser Daten Schlussfolgerungen zur Lebenswelt der Drewitzer gezogen.

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9 Charakteristik Drewitz

Im Kapitel 3 werden einige Ergebnisse der Expertenbefragung vorgestellt, wobei im Vorfeld auf die

Methode der Erhebung eingegangen wird. In diesem Kapitel zeichnen sich verschiedene Modelle

einer Stadtteilschule ab, die im nachfolgenden Kapitel konkretisiert werden. Am Ende des Kapitels 4

werden die angestrebten Ziele einer Stadtteilschule (Fenster 1: Ziele Stadtteilschule) mit den

Umsetzungsmöglichkeiten der Modelle III und IV verglichen. Aufgrund dieses Diskurses erfolgt im

Kapitel 5 die Darstellung der Stadtteilschulentwicklung als „Weg zur Stadtteilschule“. Innerhalb

dieser Wegbeschreibung werden auf flankierende sowie ergänzende Angebote eingegangen, die zu

einer positiven Stadtteilentwicklung beitragen können. Außerdem werden die nächsten Schritte in

Drewitz kurz erläutert.

Zum Abschluss werden im Kapitel 6 die wichtigsten Ergebnisse resümierend festgehalten.

2 Charakteristik Drewitz

2.1 Drewitz unter Betrachtung der statistischen Daten

Drewitz ist ein in industrieller Bauweise errichtetes Neubaugebiet am südöstlichen Rand der Stadt

Potsdam. Charakteristisch für das 37,7 ha große Wohngebiet sind die neun Quartiere mit offenen,

mäanderförmigen Wohnhöfen. Die breite Konrad-Wolf-Allee, die das gesamte Neubaugebiet

durchquert, teilt den Stadtteil in zwei Bereiche. Die Straßen und öffentlichen Plätze wurden unter

Bezugnahme auf die Potsdamer Filmgeschichte nach Filmkünstlern benannt. Die Fußgängerzone, die

parallel zur Konrad-Wolf-Allee verläuft, bezeichnet man als „Rolle“. In der begleitenden

fünfgeschossigen Wohnbebauung befindet sich eine Ladenzeile, die zurzeit nur noch punktuell als

solche genutzt wird.

Abbildung 2: Stadtteil Drewitz

Quelle: PRO POTSDAM, Gartenstadt Drewitz, Beitrag zum Wettbewerb, 2009, S.5.

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10 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Geschichte

Der Bau des Wohngebiets begann 1986 in direkter Nähe des Dorfes Drewitz (Alt-Drewitz). Die Bauzeit

erstreckte sich über die Wende hinweg. 1991 wurde eine reduzierte Variante der ursprünglichen

städtebaulichen Planung fertig gestellt. Aus ökonomischen Gründen wurde ein Teil der seiner Zeit

geplanten öffentlichen Einrichtungen (v.a. zwei Jugendclubs, große Sporthalle, Stadthalle) nicht mehr

errichtet.

Drewitz und das angrenzende Wohngebiet Stern bilden gemeinsam eine Kulisse des Bund-Länder-

Programms „Soziale Stadt“. Mit dem Programm werden seit 1999 Stadtteile mit besonderem

Handlungsbedarf gefördert.

Wohnungen

Der Stadtteil ist durch fünfgeschossige Wohnhäuser der Wohnungsbauserie 70 geprägt. Im Vergleich

zu anderen Potsdamer Neubaugebieten gibt es hier große, für Familien attraktive Wohnungen. Für

Senioren stehen zwei Blöcke für „altengerechtes Wohnen“ zur Verfügung. Im Plattenbaugebiet

Drewitz befinden sich gegenwärtig 3.042 voll ausgestattete Wohnungen.5 In diesen wohnen

durchschnittlich 1,92 Einwohner auf 62,2m². Da der Wohnungsbestand des jüngsten Neubaugebietes

Potsdams zum größten Teil unsaniert ist, sind die Mieten vergleichsweise gering. Der aktuelle

Wohnungsleerstand liegt bei ca. 1%.6 Da es stadtweit einen Mangel an preiswerten Wohnraum gibt,

besteht in Drewitz keine Gefahr des Leerstands.

Abbildung 3: Siedlungsstruktur und Wohnungen in Drewitz

Quelle: PRO POTSDAM, Gartenstadt Drewitz, Beitrag zum Wettbewerb, 2009, S.4.

5 Alle Daten soweit nicht anders angegeben: Landeshauptstadt Potsdam, Bereich Statistik und Wahlen, Stand: 31.12.2007 bzw. 31.06.2008. 6 PRO POTSDAM, Gartenstadt Drewitz, Beitrag zum Wettbewerb, 2009, S.4.

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11 Charakteristik Drewitz

Bewohnerstruktur

Im Wohngebiet leben derzeit 5.855 Einwohner. Das sind weniger als 4% der Potsdamer Bevölkerung.

Drewitz ist nicht nur dem Baualter nach das jüngste Plattenbaugebiet, es ist auch das jüngste Gebiet

hinsichtlich der Altersstruktur. Die Drewitzer sind durchschnittlich 38,6 Jahre alt, was unter dem

Potsdamer Durchschnittsalter liegt (41,8 Jahre). Dies begründet sich durch den hohen Anteil an

Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren (15,7%) an der Drewitzer Wohnbevölkerung (Potsdamer

Durchschnitt: 14,1%).

In 47,9% der Drewitzer Haushalte wachsen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre mit nur einem

Elternteil auf. Von 706 Mehrpersonenhaushalten mit Kindern gelten 338 als Einelternfamilien. Auch

dieser Wert liegt über dem Potsdamer Durchschnitt von 32,6%.

Drewitzer über 65 Jahre sind im Neubaugebiet deutlich unterrepräsentiert. Während Senioren in

Potsdam durchschnittlich einen Anteil von 19,6% darstellen, machen sie in Drewitz 14,1% der

Wohnbevölkerung aus.

Unter den Drewitzern zähen 7,4% als Bürger nichtdeutscher Herkunft. Das ist nach dem

Neubaugebiet Schlaatz (9,6%) der zweithöchste Anteil an Zuwanderern in einem Potsdamer Stadtteil.

Stadtweit sind 4,8% der Bevölkerung Bürger nichtdeutscher Herkunft. Die sozialen Träger vor Ort7

berichten, dass die Drewitzer Bewohnerschaft einen hohen Anteil an Spätaussiedlern aufweist, die

aufgrund der deutschen Staatsbürgerschaft nicht in den Statistiken erfasst werden8.

Bevölkerungsentwicklung

Das Neubaugebiet Drewitz verzeichnet seit der Fertigstellung einen starken Rückgang der

Bevölkerungszahl. Seit 1991 sank die Bevölkerung von 7.832 Einwohnern9 auf 5.855. Während 1999

noch durchschnittlich 2,37 Einwohner in einer Drewitzer Wohnungen lebten, waren es 2008

durchschnittlich 1,92 Einwohner. Der Wohnungsbestand hat sich in derselben Zeit von 2.900 auf

3.042 Wohneinheiten erhöht.

Die Bevölkerungsentwicklung ist durch hohe Fluktuationen geprägt. Einerseits sind starke

außerstädtische Wanderungsverluste zu verzeichnen, andererseits beeinflussen negative natürliche

Salden die Bevölkerungsentwicklung. Seit 2007 bildet sich erstmals ein deutlicher innerstädtischer

Wanderungsgewinn ab (Tabelle 2: Bevölkerungsbewegungen des Neubaugebiet Drewitz von 1998 bis

2007). Die starke Fluktuation erschwert die Stabilisierung und Integration der Nachbarschaften.

7 Ergebnis der Expertenbefragung „Stadtteilschule Drewitz“ 2009. 8 Landeshauptstadt Potsdam, Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“, 2008, S.22. 9 Landeshauptstadt Potsdam, Statistischer Informationsdienst, 2005, S.17.

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12 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Tabelle 2: Bevölkerungsbewegungen des Neubaugebiet Drewitz von 1998 bis 2007

Natürlicher Saldo Außerstädtischer Saldo Innerstädtischer Saldo

Jahr Lebend-geborene

Gestorbene Wegzüge Zuzüge Wegzüge Zuzüge

1998 41 75 517 262 753 736

1999 48 62 389 186 676 727

2000 57 71 357 213 677 650

2001 44 67 378 269 594 589

2002 59 73 334 261 692 661

2003 69 84 285 268 514 549

2004 63 76 333 265 547 551

2005 57 60 293 261 516 513

2006 58 101 333 234 474 429

2007 56 89 291 220 471 519

negativer natürlicher Saldo

außerstädtische Wanderungsverluste

innerstädtische Wanderungsgewinne

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Landeshauptstadt Potsdam, Bereich Statistik und Wahlen, Stand: 31.12.2007.

Beschäftigung/Qualifizierung

In einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen 51,3% der Bürger im erwerbsfähigen

Alter. Im Vergleich zum Anteil der Beschäftigten in Potsdam (52,9%) liegt der Wert nur etwas unter

dem stadtweiten Durchschnitt. Im Neubaugebiet Drewitz sind 2008 12,4% der erwerbsfähigen

Bewohner als arbeitslos angegeben. Verglichen mit allen Potsdamer Stadtteilen ist das der

zweithöchste Anteil von Erwerbslosen nach dem Neubaugebiet Schlaatz (13,8%). Die

Arbeitslosenquote der Landeshauptstadt Potsdam beträgt 9,8%.

Der hohe Arbeitslosenanteil bildet sich auch in der Anzahl der Leistungsempfänger nach dem SGB II

ab. Arbeitslosengeld II beziehen 26,4% der Drewitzer (Potsdam gesamt: 11,2%). Nahezu ein Viertel

der Drewitzer erwerbsfähigen Leistungsbezieher (24,2%) ist unter 25 Jahre. Noch höher liegt der

Anteil der nicht erwerbsfähigen Hilfebedürftigen, die innerhalb der Bedarfsgemeinschaften

Transferleistungen nach dem SBG II beziehen (26,8%). Ein starkes Indiz für Kinderarmut (Fenster 2:

Kinderarmutsrisikogruppen) ist die Befreiung vom Eigenanteil beim Erwerb von Schulbüchern: Von

316 Schülern der Drewitzer Grundschule besaßen 2008 150 Schüler (47,5%) einen Anspruch auf diese

Leistung.10

10 Angabe des Fachbereichs Schule und Sport der Stadtverwaltung Potsdam, Stand: Mai 2008.

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13 Charakteristik Drewitz

Aufgrund des hohen Anteils an Familien in Drewitz ist das verfügbare Pro-Kopf-Netto-Einkommen mit

607€ im Vergleich mit allen anderen Potsdamer Stadtteilen das niedrigste. Durchschnittlich liegt das

Pro-Kopf-Netto-Einkommen der Potsdamer bei 730€.11

Fenster 2: Kinderarmutsrisikogruppen

Demographische Variablen, sozialstrukturelle und ethnische Polarisierungen forcieren Armut von Kinder. Die Armutsrisikoquote der Alleinerziehenden in Deutschland (ca. 1,6 Millionen) bemisst sich mit 24% (BMAS 2008, S.82) und ist somit doppelt so hoch wie die allgemeine Armutsrisikoquote (ebd., S.87). Die Armutsgefährdung der Einelternfamilien ist umso größer, je mehr Kinder in einem Haushalt wohnen (BMGS 2005, S.78). Als weiterer Risikofaktor gilt fehlende zertifizierte Bildung. Die Bezieher der ehemaligen Sozialhilfe/HLU (laufende Hilfen zum Lebensunterhalt) besaßen häufig eine niedrigere schulische Bildung und 55% konnten keine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen (BMAS 2008, S.91). Im Sechsten Familienbericht, der sich speziell auf Familien ausländischer Herkunft in Deutschland konzentriert, wird darauf hingewiesen, dass diese Zuwandererfamilien ein annähernd doppelt so hohes Armutsrisiko besitzen als inländische Bürger (BMFSFJ 2000, S.15). Als letzte Risikogruppe werden Kinder, die in „Großstädten und sozial segregierten Quartieren“ (Holz 2006, S.4) aufwachsen eruiert. Die Lebensumstände, die Familien in diesen „abgekoppelten ‚Armutsinseln’“(ebd., S.25) zum Leben vorfinden, sind durch eine schlechte Infrastruktur geprägt und bergen somit erheblich belastende Sozialisationsbedingungen. Das Armutsrisiko korrespondiert in erheblichem Umfang mit Erwerbslosigkeit (BMGS 2005, S. XVII). Daneben existiert aber eine große Gruppe von erwerbstätigen Armen, deren Lohn nicht reicht, um einen gesicherten Wohlstand zu erwirtschaften. Die amerikanische Publizistin Ehrenreich prägt für diese Gruppe den Begriff: working poor – Armut trotz Arbeit (Klinger/König 2006, S. 108). Nach Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit bezogen 2006 über eine Million Bundesbürger ergänzendes Arbeitslosengeld II trotz einer Beschäftigung (ebd.). Deswegen existiert in Deutschland eine duale Armutsstruktur und diese zieht sich durch alle Armutsrisikogruppen.

Bildungsherkunft

Im Vergleich mit anderen Stadtteilen in Potsdam haben die Bewohner von Drewitz die niedrigsten

Bildungsabschlüsse. Laut der GEWOBA-Mieterbefragung12 verfügen nur 24% der Bevölkerung ab 18

Jahre über einen höheren Bildungsabschluss als den der 10. Klasse. Demnach erzielen 76% der

Drewitzer maximal einen Haupt- oder Realschulabschluss. Im Durchschnitt besitzen 38% der

Potsdamer ein Abitur bzw. einen Hochschulabschluss. Im Vergleich dazu haben besonders wenige

Drewitzer (10%) einen akademischen Abschluss.

Schule/Bildung

Im Stadtteil Drewitz befinden sich die städtische Grundschule „Am Priesterweg“ sowie das Schiller-

Gymnasium in privater Trägerschaft. Die frühkindliche Betreuung im Wohngebiet wird über vier freie

Träger von Kindertagesstätten gewährleistet.

Kita „Benjamin Blümchen“ mit integrierten Hort (Träger: Fröbel e.V. )

Kita „Märchenland“ mit integrierten Hort (Träger: Internationaler Bund)

11 GEWOBA, Mieter-Monitor, 2006, Folie 37. 12 Ebd., Folie 21.

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14 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Kita „Storchennest“ mit integrierten Hort (Träger: Independent Living)

„Montessori Kinderhaus“ (Träger: Internationaler Bund; geringe Inanspruchnahme durch

Drewitzer).

Die Drewitzer Kindertagesstätten werden momentan von 409 Kindern besucht. In drei der

aufgelisteten Kindertagesstätten beanspruchen 167 Grundschüler am Nachmittag und in den Ferien

den integrierten Hort. Der Kinderclub „Junior“ des SC Potsdams bietet eine Alternative für die

Nachmittags- und Ferienbetreuung der Grundschüler. Seit September 2008 übernimmt das

christliche Kinder- und Jugendwerk e.V. mit dem Kinderprojekt „Die Arche“ weitere Aufgaben in der

Kinderbetreuung der Grundschüler13 (Abbildung 4: Soziale und Bildungseinrichtungen in Drewitz).

Gesundheit und sonstige soziale Infrastruktur

Für die Gesundheit der Anwohner bieten zwei Allgemeinmediziner, fünf Fachärzte (je zwei Kinder-

und Frauenärzte und ein Facharzt der Inneren Medizin) sowie drei Zahnärzte ihre Dienste an. Die

weitere medizinische Versorgung wird durch mehrere Physiotherapeuten sowie jeweils einer

Logopädie- und Ergotherapiepraxis abgedeckt. Im Havel-Nuthe-Center befindet sich eine Apotheke.

Soziale Dienstleistungen für die Bewohner sind nur vereinzelt im Neubaugebiet vorhanden. Den

Kindern stehen in Drewitz vier Kinderspielplätze zur Verfügung. Im September 2009 hat sich das

Angebot für die unter 3jährigen um eine Eltern-Kind-Gruppe „drEKidZ“ erweitert. Der ortsansässige

Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ setzt sich für ein gutnachbarschaftliches Zusammenleben der

Potsdamer ein. Auch eine Geschäftsstelle der GEWOBA, die zudem soziale Beratungen bei

drohendem Wohnungsverlust anbietet, befindet sich in der Konrad-Wolf-Allee („Rolle“). Die einzige

Potsdamer Gemeindepsychiatrische Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit psychischen

Erkrankungen sowie deren Angehörige (i-Punkt) hat seit 2003 seinen Sitz im Neubaugebiet Drewitz.

Seit 2008 bietet die URANIA Schulhaus GmbH kostenlose Arbeitsmarktinformationen sowie

Qualifikationen und Beratungen für Frauen an (Aqua B). Seit mehreren Jahren ist die AWO

Jugendhilfe Potsdam gGmbH - Flexible Hilfen in Drewitz und im Umland aktiv. Sie unterstützt im

Auftrag des Jugendamtes Familien in schwierigen Lebenssituationen.

Ergänzt wird die soziale Infrastruktur durch Dienstleistungen für Senioren. Im Drewitzer Norden

befindet sich der Wohnpark „Leben in der Gemeinschaft“, zu dem Senioren-Wohnen und ein

Seniorenpflegezentrum gehören. Zudem hat sich in der Asta-Nielsen-Straße eine

Seniorenbegegnungsstätte „Wir für uns“ - Verein zur Förderung des Zusammenlebens e.V. etabliert.

13 Eine Übersicht der Bildungs- und Sozialeinrichtungen bietet die Stadtteilzeitung „SternDrewitz“, Ausgabe 21. Potsdam, September 2008.

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15 Charakteristik Drewitz

Innerhalb dieses Vereins trifft sich der Zirkel „Zeitzeugen“ des Seniorenbeirates. Ein ambulanter

Pflegedienst hat seinen Sitz in Drewitz.

Abbildung 4: Soziale und Bildungseinrichtungen in Drewitz nach Zielgruppen

Quelle: Eigene Darstellung

Alltagsversorgung

Für den täglichen Bedarf sind die gebietseigenen Einzelhandels- und Dienstleistungseinrichtungen

des Havel-Nuthe-Centers im Norden des Stadtteils geeignet. Im Süden von Drewitz gibt es einen

weiteren größeren Supermarkt, der seine Schließung angekündigt hat. Die einst als Ladenkette

geplante „Rolle“ erfüllt nur noch marginal diesen Zweck. Auch der Ernst-Busch-Platz, der als

öffentlicher Marktplatz weitere Angebote des täglichen Bedarfs offerieren sollte, bleibt

weitestgehend ungenutzt.

Im angrenzenden Gewerbegebiet befinden sich das Stern-Center und ein großes Möbelhaus, die

durch ihre stark diversifizierte Angebotspalette als Einkaufszentren überregional ausstrahlen. In der

GEWOBA-Mieterbefragung wurde deutlich, dass die Drewitzer Bevölkerung mit den

Einkaufsmöglichkeiten überdurchschnittlich zufrieden ist. Trotz der größeren Gruppe der Zuwanderer

und Aussiedler gibt es in Drewitz keinen ethnisch spezialisierten Einzelhandel.

0

1

2

3

4

5

6

7

Zielgruppen nach Alter in Jahren

Anzahl sozialer Einrichtungen

nicht berücksichtigt: Angebote werden nicht oder wenig von Drewitzer genutzt

Schiller Gymnasium

Montessori Kinderhaus

stadtteilübergreifendes Angebot

I-Punkt

AWO Flexible Hilfen v.a. konzeptionelle Arbeit

Soziale Stadt Potsdam e.V.

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16 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Abbildung 5: Ernst-Busch-Platz, "Rolle"

Quelle: http://www.gartenstadt-drewitz.de/media/Stadtraum/012.jpg

Jugendhilfe

Im Jahr 2008 gingen nach Aussage des Potsdamer Jugendamtes für den Stadtteil Drewitz eine

Vielzahl an Meldungen aufgrund des Verdachts der Kindeswohlgefährdung nach dem §8a KJHG im

Jugendamt ein. Da Potsdam in drei Regionalräume14 aufgeteilt ist und diese unterschiedlichen Teams

des Jugendamtes zugeteilt sind, werden im Folgenden die Fallzahlen der gemeldeten

Kindeswohlgefährdungen sowie der Hilfen zur Erziehung mit dem zuständigen Regionalraum in

Relation gesetzt. Die Bevölkerung von Drewitz umfasst 14% des Regionalraums 2, wobei sämtliche

aufgelisteten Stadtteile eine durchschnittliche Anzahl an Familien aufweisen.

14 Drewitz gehört in den Regionalraum 2, der sich aus dem Sozialräume IV (Babelsberg, Zentrum/Ost) und V (Am Stern, Neu- und Alt-Drewitz, Kirchsteigfeld) zusammensetzt.

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17 Charakteristik Drewitz

Abbildung 6: Anteil der Bevölkerung im Regionalraum 2

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Landeshauptstadt Potsdam, Bereich Statistik und Wahlen, Stand: 31.06.2008.

Die vom Regionalteam 2 veranlassten Hilfen zur Erziehung nach §27 KJHG in Drewitzer Familien

nehmen bereits 28% der gesamten Fälle des zuständigen Jugendamtes ein.

Abbildung 7: Hilfen zur Erziehung §27 KJHG im Regionalraum 2

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Landeshauptstadt Potsdam, nach Aussage des Jugendamtes für den Zeitraum Anfang Januar bis Ende Dezember 2008.

Noch deutlicher wird die bedenkliche Situation in Drewitzer Familien, wenn die bearbeiteten Fälle

der Kindeswohlgefährdung berücksichtigt werden.15 33% der Meldungen, die das zuständige

Regionalteam 2 bearbeitete, stammen aus Drewitz. Dieser Wert verweist auf einen dringenden

Handlungsbedarf.

15 Meldungen von außen wurden von freien Jugendhilfeträgern, Kindertagesstätten, Schulen, Ärzte, Nachbarn und weiteren getätigt.

Babelsberg 44%

Zentrum/ Ost 6%

Stern 22%

Neubaugebiet Drewitz

14%

Alt-Drewitz 3%

Kirchsteigfeld 11%

28%

72%

Neubaugebiet Drewitz

Restlicher Regionalraum2

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18 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Abbildung 8: Gemeldete Kindeswohlgefährdungen §8a KJHG im Regionalraum 2

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Landeshauptstadt Potsdam, nach Aussage des Jugendamtes für den Zeitraum Anfang Januar bis Ende Dezember 2008.

Frühförderbedarf bei Kindern

Anhand der Angaben der Schuleingangsuntersuchungen können Aussagen über die gesundheitliche

Situation der Kinder des Stadtteils getroffen werden. Für das Schuljahr 2008/2009 wurde für 21,9%

der Einschüler ein Förderbedarf attestiert. Im Potsdamer Durchschnitt weisen nur 8,6% der

Einschüler einen Förderbedarf auf. Von den Einschülern des Schuljahres 2009/2010 erhalten nach

Aussage der Schulleitung 25% sonderpädagogische und 16,6% logopädische Förderung. 12,3% der

Kinder, die sich für den Besuch der Schule angemeldet hatten, wurden aufgrund des Ergebnisses der

Schuleingangsuntersuchung vom Schulbesuch zurückgestellt. Dieser hohe Anteil an Kindern, die im

Einzugsgebiet der Grundschule 20 aufwachsen und nicht als schultauglich gelten, stellt ein

alarmierendes Signal für die schlechte gesundheitliche und soziale Situation der Drewitzer Kinder

dar.

Allgemeine Mieterzufriedenheit

Die GEWOBA-Mieterbefragung16 erhebt die Einschätzung des gegenwärtigen Lebensstandards der

Mieterhaushalte. Die Drewitzer schätzen zu 38% den Lebensstandard als sehr oder ziemlich schlecht

ein und äußern sich im Vergleich zu den anderen GEWOBA-Mietern (27%) am unzufriedensten. Nur

35% der Drewitzer (Potsdam gesamt: 46%), bezeichnen das momentane Existenzniveau als ziemlich

oder sehr gut.

16 Die folgenden Daten sind aus der folgenden Quelle entnommen: GEWOBA, Mieter-Monitor, 2006.

33%

67%

Neubaugebiet Drewitz

Restlicher Regionalraum2

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19 Charakteristik Drewitz

Exakt 50% der Drewitzer GEWOBA-Mieter sind 2006 teilweise, ziemlich oder sehr unzufrieden mit

ihrer Wohnsituation. Dabei kritisieren sie vor allem die Mieterstruktur und die den Zustand des

Wohnumfeldes. Wenn die Drewitzer Verbesserungswünsche äußern, zählen sie besonders die

Gestaltung der Grünanlagen und die Straßenreinigung auf. Auffällig ist das mangelnde

Sicherheitsempfinden, das vor allem mit mutwilliger Verschmutzung, Vandalismus, alkoholisierten

Personen in der Öffentlichkeit und der Lärmbelästigung erklärt wird. Auch die schlechte Beleuchtung

der Straßen, Einbrüche und Ausländerfeindlichkeit werden als Ursache des Unsicherheitsgefühls

benannt. Als Änderungsmaßnahme fordern die Mieter besonders häufig die Verbesserung der

sozialen Strukturen. Die Mieter bemängeln eine Verschlechterung der Mieterstruktur in den Häusern

sowie im Wohngebiet. Vor allem der Zuzug von Zuwanderern, sozial Schwächeren und jungen

Mietern wird kritisiert.

Aus der GEWOBA-Mieterbefragung geht hervor, dass das Eigen-Image sowie das antizipierte

Fremdimage17 von Drewitz insgesamt am zweitschlechtesten bewertet und nur etwas besser als das

Wohngebiet Am Schlaatz eingeschätzt wird.

Abbildung 9: Drewitzer Impressionen

Quelle: http://www.gartenstadt-drewitz.de/media/2008/004.jpg (links); http://www.gartenstadt-

drewitz.de/media/2008/007.jpg (rechts)

17 In der GEWOBA- Mieterbefragung wurde das antizipierte Fremdimage wie folgt erfragt: „Wie wird nach Ihren Erfahrungen Ihr Wohngebiet von Personen beurteilt, die in anderen Gegenden der Stand wohnen?“ Zitiert nach: GEWOBA, Mieter-Monitor, 2006, Folie 284.

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20 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

2.2 Drewitz unter Betrachtung der MOSAIC-Milieus®

Seit mehr als dreißig Jahren wird in der sozialwissenschaftlichen Forschung mit Milieus gearbeitet.

Die in Milieus zusammengefassten Gruppen, die eine Sozialstruktur im Milieumodell ergeben, weisen

eine ähnliche Lebensgestaltung und Lebensauffassung auf. Bei der Analyse der Menschen werden

drei Hauptdimensionen besonders fokussiert: die soziale Lage (Einkommen, Bildung, Beruf, Alter), die

Werte (Kognitionen, Einstellungen) und der Lebensstil (Routinen, Gewohnheiten). Das

Forschungsunternehmen „Sinus Sociovision“ legte 2001 das Modell der Sinus-Milieus® vor. Darin

werden die folgenden zehn Milieus unterschieden.

Abbildung 10: Sinus Milieus® 2009

Quelle: http://www.sociovision.de/loesungen/sinus-milieus.html

Das Unternehmen „microm-Consumer Marketing“, das microgeographische Marktsegmentierung

durchführt, um ein ganzheitliches Bild über die Lebenswelt der Konsumenten darzustellen, hat

anhand unterschiedlicher Datenquellen (z.B. Statistische Ämter, Kreditinstitute,

Wirtschaftsunternehmen) eine Vielzahl an Vergleichsmerkmalen gewonnen.18 Zur Abbildung und

Strukturierung nutzen sie eine lizenzierte Adaption der Sinus-Milieus®.

18 Microm-Consumer Marketing, Profile microgeographischer Daten in dem PLZ-Gebiet 14480, 2009, Folie 5.

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21 Charakteristik Drewitz

Anhand des Materials, das von „microm-Consumer Marketing“ ausgewertet wurde19, treten in

Drewitz vor allem vier Milieus verstärkt auf (Abbildung 11: MOSAIC Milieus® Drewitz). Diese

Gruppierungen sind der unteren Mittelschicht bzw. Unterschicht (Konsum-Materialisten und

Hedonisten) sowie der mittleren bis unteren Mittelschicht zu zuordnen (Experimentalisten und DDR-

Nostalgischen). Anhand dieser weichen Daten kann neben den harten statistischen Fakten ein

Überblick über die Lebenswelt der Drewitzer Bewohnerschaft gewonnen werden.

Abbildung 11: MOSAIC Milieus® Drewitz

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an microm-Consumer Marketing, Profile microgeographischer Daten in dem PLZ-Gebiet 14480, 2009, Folie 13.

DDR-Nostalgischen

Die DDR-Nostalgischen, die allein ein Viertel der Bewohner in den neuen Bundesländern ausmachen,

sehen sich als Wendeverlierer, die eine pessimistische Einstellung zur Gegenwart und verklärte

Wahrnehmung der sozialistischen Vergangenheit in sich vereinen. Der Schwerpunkt dieses Milieus

liegt bei den über 45jährigen mit einfacher bis mittlerer Bildung. Leicht überrepräsentiert in dieser

Gruppe sind Hochschulabschlüsse. Während sie vor der Wende erfolgreich ins Arbeitsleben integriert

waren, sind sie heute entweder erwerbslos oder üben eine einfache Tätigkeit aus, für die sie

teilweise überqualifiziert sind. Die DDR-Nostalgischen erzielen durchschnittlich ein kleines bis

mittleres Einkommen, wobei ein hoher Anteil Altersübergangsgeld und Rente bezieht. Teilweise

demonstrativ wird ein einfaches Leben geführt, dass auf die Familie und Freunde ausgerichtet ist. Die

Vertreter dieses Milieus nutzen weniger die modernen Dienstleistungen, sondern gestalten ihre

Freizeit gerne mit Heimwerken oder mit zivilgesellschaftlichem Engagement (Lokalpolitik,

19 Die ausführliche Auswertung dazu erfolgt im September 2009 von microm-Consumer Marketing.

DDR-Nostalgischen

Konsum-Materialisten

Hedonisten

Experimentalisten

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22 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Vereinsleben). Aufgrund ihrer sozialistischen Sozialisation wird Prestigekonsum als kapitalistische

Unart abgelehnt und finanzielle Ausgaben auf das Notwendigste beschränkt.20

Konsum-Materialisten

Für die Konsum-Materialisten sind ein hoher Arbeitslosenanteil und ein niedriges Bildungskapital

(meist Haupt- oder Volksschulabschluss, teilweise ohne Berufsbildung) kennzeichnend. Dadurch sind

ihre beruflichen Chancen sehr eingeschränkt. Der Altersaufbau entspricht dem der Grundgesamtheit

mit einer breiten Altersstreuung bis zu 60 Jahren.21 Viele benachteiligende soziale Faktoren treffen

aufeinander (überdurchschnittlich viele unvollständige Familien, Krankheiten). Frühe Elternschaften

und Kinderreichtum sind für Konsum-Materialisten charakteristisch.

Dieses Milieu drückt sich durch einen prestigeorientierten, stilistisch übertriebenen Konsumstil und

einen intensiven Medien- und Genussmittelkonsum aus.22 Den konsumorientierten Lebensstil weiten

sie auf die Kinder aus und interpretieren ihn als persönliche Zuwendung bzw. Opferbereitschaft.23 Die

Eltern verdrängen Defizite des Kindes, z.B. Legasthenie oder ADHS und ignorieren sozialpädagogische

Hilfen.24 Bildung wird aufgrund der kognitiven sowie der finanziellen Grenzen nicht kanalisiert. So

erfolgt eine „intergenerationelle Weitergabe von Benachteiligung“.25 Die Konsum-Materialisten

erfüllen die Versorgungsfunktion entsprechend ihren Möglichkeiten, die sich durch finanzielle und

soziale Benachteiligungen beschränkter gestalten.

Hedonisten

Die Hedonisten sind deutlich jünger, der Altersschwerpunkt liegt unter 30 Jahre. Über ein Viertel der

Angehörigen besitzen noch kein eigenes Einkommen, weshalb sie durchschnittlich über begrenzte

finanzielle Mittel verfügen und zur einkommensschwachen Gesellschaftsschicht zählen. Die

Milieugruppe der Hedonisten umfasst überwiegend einfache bzw. mittlere Angestellte oder

Handwerker sowie Freiberufler. Insgesamt besitzen sie mehr Bildungskapital als die Konsum-

Materialisten. In dieser Gruppe befinden sich viele allein erziehende Mütter.26 Dem Namen nach

zeichnen sich die Angehörigen dieser Gruppe durch eine starke Freiheits- und Freizeitorientierung

sowie einem großen Selbstverwirklichungswillen aus. Die Kinder dieser Milieuangehörigen erhalten

schnell viele Freiheiten und Verantwortung für ihre Handlungen, was als große Ambivalenz in der

20 Die Daten über das Milieu der DDR-Nostalgischen stammen aus der folgenden Quelle. http://www.sinus-sociovision.de/2/bf-2-3.htm 21 Merkel/Wippermann, Eltern unter Druck, 2008, S.162. 22 Ebd., S.163. 23 Ebd., S.175f. 24 Ebd., S.180. 25 Ebd., S.180. 26 Ebd., S.43.

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23 Charakteristik Drewitz

Eltern-Kind-Beziehung beschrieben wird. Ähnlich wie die Konsum-Materialisten praktizieren die

Hedonisten einen hohen Medienkonsum, den sie nicht kritisch reflektieren und kontrollieren,

sondern als gemeinsame Beschäftigung verstehen und vorleben.27

Experimentalisten

Die Experimentalisten repräsentieren ein noch relativ junges Milieu, wozu ebenfalls viele

Alleinerziehende zählen. Als Ressource erweisen sich die deutlich höheren Bildungsabschlüsse,

wobei sich noch ein Viertel der Angehörigen in Ausbildung oder im Studium befindet. Ein Siebtel der

Experimentalisten erwirtschaften kein eigenes Gehalt und ein Drittel verfügt über weniger als 750€

Nettoeinkommen.28 Das Milieu zählt aufgrund vielfältiger Ressourcen nicht zur unteren sozialen

Lage.29 Die Experimentalisten weisen neben den protektiven Variablen, wie z.B. Bildung oder soziales

Netzwerk auch Risikofaktoren, wie z.B. niedriges Alter oder unvollendete Bildungsabschlüsse auf.

Fenster 3: Protektive Faktoren/Resilienz

Protektive Faktoren lassen sich unterscheiden in Faktoren, die im Kind selbst (z.B. ausgeprägtes Selbstwertgefühl, günstige Temperamentseigenschaften), in der Familie (z.B. starker Familienzusammenhalt, gute elterliche Beziehung) und solche, die mit günstigen äußeren Einflüssen zusammenhängen (Steinhausen 2006, S.47; Remschmidt 2005, S.27ff). Personengebundenes Merkmal der Protektivität wird als Resilienz bezeichnet, die den Erwerb und/oder die Verfügbarkeit von Bewältigungskompetenz umfasst und sich alters-, situations- und lebensbereichsspezifisch entfaltet (Steinhausen 2006, S.48). Resilientes Verhalten bedeutet nicht, verhaltensunauffällig zu sein. Entscheidend ist die nachweislich seelische Gesundheit (Lösel & Bender 1999, S.40) und der Besitz von Widerstandskraft (Werber 1999, S.25). Resilienz ist kein angeborenes Charakteristikum eines Kindes, sondern eine, im Prozess der kindlichen Entwicklung erworbene Kompetenz, die sich durch eine intensive Interaktion zwischen Kind und Umwelt gebildet hat (Wustmann 2005, S.195). Resilienzen resultieren aus schützenden und risikomindernden Ressourcen (protektive Faktoren) innerhalb und außerhalb des Kindes (ebd., S.194). Des Weiteren besteht eine dichotome Beziehung zwischen diesen protektiven Faktoren, da das Nichtvorhandensein gleichsam wieder ein Risiko für das Kind bedeutet. Wenn es für ein Kind signifikant positiv ist, eine feste Bezugsperson im nahen Umfeld zu besitzen, dann ist das Fehlen dieser quasi ein Risikofaktor für die gesunde Entwicklung des Kindes (Lösel & Bender 1999, S.41). Statt zu versuchen, lediglich risikoerhöhende Bedingungen zu reduzieren, sollten gezielt risikomildernde Bedingungen verbessert oder gefördert werden (Scheithauer, Rosenbach & Niebank 2008, S.45).

Die Experimentalisten orientieren sich einerseits an einem modernen Konsumstil und üben

andererseits eine gesellschaftliche Protesthaltung aus.30 Obwohl sie eine tolerante und lockere

Grundhaltung besitzen, verstärkt sich ein Gefühl der Ernüchterung, Chancenlosigkeit und

Frustration.31 Die Experimentalisten gehen verantwortungsvoll mit der Gestaltung der Zukunft um.

Einerseits planen sie ihre berufliche Karriere, andererseits orientiert sich der meist neue,

kinderreiche Freundeskreis an den Bedürfnissen der Kinder.32 Dieses Netzwerk erweist sich als eine

27 Ebd., S.218. 28 Ebd., S.183. 29 Ebd., S.182. 30 Ebd., S.184. 31 Ebd., S.182. 32 Ebd., S.186f.

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24 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

protektive Ressource für das Kind. Im Unterschied zu den Hedonisten trauern die Experimentalisten

nicht sehnsüchtig ihrer ehemaligen Freiheit nach, sondern sehen vordergründig die Familie als

positiven Lebensabschnitt.33 Durch das eigene Interesse z.B. an künstlerischen Projekten, verspüren

sie den Wunsch, die Kreativität des Kindes durch Bildungsangebote (z.B. musikalische Früherziehung)

zu schulen. Sie können sich diese Förderung aber finanziell häufig nicht leisten, was die erlebte

Frustration erklären könnte.34 Außerdem erfahren sie, dass ihre alternativen, aufgeklärten

Bildungsaspirationen aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel schwer umzusetzen sind.35 Da sich

die Experimentalisten nicht sozial isolieren, sondern im öffentlichen Raum bewegen, wird der von

ihnen erzeugte Kinderlärm von anderen Personen ablehnend bewertet.36 Durch solche Erfahrungen

konstatiert und kritisiert dieses Milieu eine kinderfeindliche Stimmung der Gesellschaft.

2.3 Zusammenfassung – Lebenssituation in Drewitz

Durch die Auswertung der unterschiedlichen Daten lassen sich viele Schlüsse über die Drewitzer

Bewohnerschaft ziehen. Drewitz besteht aus einer eher jungen Bevölkerung mit vielen Kindern, die

allerdings häufig nur mit einem Elternteil aufwachsen. Die geringen Erwerbseinkommen müssen auf

mehrere Personen im Haushalt aufgeteilt werden, wodurch oft eine finanziell bedrohliche Situation

für den Einzelnen oder die Familie entstehen kann. Vor allem die hohe (relative) Armut unter den

Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein alarmierendes Zeichen für die

Problembelastung innerhalb des Stadtteils. Obwohl viele Drewitzer einer Erwerbstätigkeit

nachgehen, sind sie auf zusätzliche Transferleistungen angewiesen.

Nach dem Wohngebiet „Am Schlaatz“ lebt in Drewitz der größte Anteil an Zuwanderern. Für diese

Personengruppe existiert zwar seit Anfang des Jahres eine Migrations-Erstberatung in der

Grundschule 20, aber weitere Angebote sind im Stadtteil noch nicht vorhanden. Als Stärke kann die

gute Versorgung mit Kindertageseinrichtungen bewertet werden. Allerdings können diese

Einrichtungen keine täglichen Aktivitäten mit der Familie forcieren, wie beispielsweise ein

Familienzentrum oder Eltern-Kind-Zentrum. Die Dienstleistungen für (pflegebedürftige) Senioren sind

dem Bedarf angemessen ausgeprägt, wobei darauf hingewiesen sein soll, dass für „rüstige“ Rentner

Angebote fehlen. Insgesamt bietet Drewitz keine Angebotsstruktur für weitere Zielgruppen

(Jugendliche, Erwachsene, Zuwanderer, „rüstige“ Senioren), die zur Verbesserung der Wohn- und

Lebensqualität im Stadtteil beitragen könnte.

Die mit dem Regionalraum verglichene Anzahl an gemeldeten Kindeswohlgefährdungen und

tatsächlichen sozialpädagogischen Hilfen zur Erziehung stellen ein Indiz für die dramatische Situation

33 Ebd., S.187. 34 Ebd., S.188. 35 Ebd., S.201. 36 Ebd., S.198.

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25 Charakteristik Drewitz

innerhalb vieler Familien dar. Viele Vor- und Einschüler weisen Entwicklungsdefizite auf, die weit

über dem Potsdamer Durchschnitt liegen. Der Artikel 29 „Recht auf Bildung“ (Absatz 3) der

Brandenburgischen Landesverfassung weist darauf hin, dass sozial Benachteiligte besonders zu

fördern sind.37 Demnach sind präventive Angebote im Stadtteil erforderlich, um die

Chancenungleichheit abzubauen. Insofern ist zu konstatieren, dass ein zentraler Schwerpunkt der

Stadtteilarbeit in der Arbeit mit den Familien und in dem Aufbau von protektiven Ressourcen für das

Kind liegen muss.

In der GEWOBA-Mieterbefragung wird das mangelnde Sicherheitsgefühl und die soziale bzw.

Mieterstruktur bemängelt. Um miteinander in Kontakt zu kommen und über nachbarschaftliche

Probleme zu sprechen, fehlt ein Ort der Begegnung für die Bewohner.

Die statistischen Werte zur Bewohnerschaft spiegeln sich in der Beschreibung der Drewitzer

Milieugruppen (Alter, Bildung, Haushaltsform) wider. Von den insgesamt zehn verschiedenen

Milieugruppen treten in Drewitz vier häufiger auf. Diese Milieus verfügen nicht nur über

unterschiedliche Ressourcen, sondern benötigen verschiedene Handlungsansätze. Die Konsum-

Materialisten und Hedonisten weisen Probleme mit dem materiellen und medialen Konsum auf und

zeigen Defizite in der Versorgung und Erziehung ihrer Kinder. Hierbei sind, vor allem unter

Betrachtung der intergenerationalen Weitergabe von Armut, neben Beratungsangeboten auch

familienergänzende Dienstleistungen, Präventions- und Fördermaßnahmen notwendig. Für die

Experimentalisten, die ein großes Interesse an sozialen Netzwerken kennzeichnet und denen

aufgrund der Bildung bessere Ressourcen zur Verfügung stehen, sollten kulturelle und

bildungsbezogenen Angebote geschaffen werden, um die sozialen Netzwerke zu stärken. In diesen

drei Milieus deutlich, dass kostengünstige Angebote aufgrund der finanziell schwächeren

Ausgangslage notwendig sind.

Die DDR-Nostalgischen charakterisieren eine ältere Personengruppe. Für diese Bewohner müssen

Räume geschaffen werden, in denen sie sich zivilgesellschaftlich engagieren (z.B. in Vereinen oder

Initiativen) und ihren Freizeitaktivitäten nachgehen können (Gartenarbeit, Handwerk). Diese

Personengruppe ist besonders für den Ansatz des community gardening im Rahmen der

Stadtteilveränderung zur Gartenstadt Drewitz (Kapitel 5.8.1 Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt

Drewitz“) interessant.

37 Verfassung des Landes Brandenburg, 1992.

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26 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

3 Auswertung Experteninterviews Die Grundlage des Konzeptes bilden leitfadenorientierte Interviews mit verschiedenen Experten aus

Potsdam, von denen viele direkt in Drewitz oder im Sozialraum V tätig sind. Die Auswahl der

Experten erfolgte nach folgenden Kriterien:

Abbildung 12: Kriterien der Expertenauswahl

Quelle: Eigene Darstellung

Mit der Befragung wurden zwei konkrete Ziele verfolgt. Einerseits sollte ermittelt werden, wie die

Experten die allgemeine Situation und die Probleme des Stadtteiles Drewitz bewerten und

andererseits, was sich die Interviewpartner unter einer Stadtteilschule vorstellen. Um eine gute

Vergleichbarkeit der Antworten zu gewährleisten, wurden den Experten die identischen Fragen im

Interview gestellt (Kapitel 7.1 Interview-Leitfaden). Hierbei handelt es sich um offene Fragen, die von

den Experten frei zu beantworten waren. Insgesamt konnten 41 Interviews ausgewertet werden. Die

Vielzahl an qualitativen Daten dieser Untersuchung wurde gebündelt und in Kategorien

zusammengefasst, um sie in einem nächsten Schritt quantitativ auswerten zu können. Zur Abbildung

von Tendenzen wurde die Darstellung in Häufigkeits- sowie Kreuztabellen gewählt. Auf die

Ergebnisse dieser Untersuchung wird im Folgenden konkreter eingegangen.

3.1 Bewertung des Stadtteils

Eine der ersten Fragen im Interview beschäftigt sich mit der Einschätzung der allgemeinen Situation

bzw. der Lebensbedingungen der Drewitzer Bevölkerung durch die Experten. Diese Fragestellung

filtert heraus, wie gut der Experte mit der Problemlage in Drewitz vertraut ist. Die folgende Tabelle

gibt wider, dass 80% der Experten die allgemeine Situation der Drewitzer Bevölkerung als

problematisch wahrnehmen.

• Akteure aus Drewitz/ Sozialraum V

• Politik

• Stadtverwaltung

enger Kontakt mit den Menschen vor Ort

• Akteure aus Drewitz/ Sozialraum V

• Politik

• Stadtverwaltung

umfangreiches Wissen über den Stadtteil

• Akteure aus Sozialraum V/ Potsdam ähnliche Institution in anderen

Stadtteilen

• Akteure aus Drewitz/ Sozialraum V/ Potsdam

• Stadtverwaltung zielgruppenspezifische Arbeit

• Akteure aus Drewitz/ Sozialraum V/ Potsdam

• Wissenschaftler

• Stadtverwaltung

Ansprechpartner für Quartiersmanagement,

Gemeinwesenarbeit

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27 Auswertung Experteninterviews

Tabelle 3: Allgemeine Situation der Drewitzer Bevölkerung

Wie schätzen Sie die allgemeine Situation der Drewitzer ein?

Häufigkeit Prozent

Gültig Probleme werden wahrgenommen 33 80,5

Probleme werden nicht wahrgenommen 5 12,2

Gesamt 38 92,7

Fehlend keine Angaben 3 7,3

Gesamt 41 100,0 Quelle: Eigene Darstellung

Eine weitere Frage in diesem Zusammenhang dient der Analyse der Stärken sowie Schwächen von

Drewitz. Als Stärken werden die großen und im Vergleich zu Gesamt-Potsdam günstigen Wohnungen,

die gute Infrastruktur durch die ÖPNV-Anbindungen und die Alltagsversorgung sowie das Potential

für Veränderungen benannt. Die Experten kritisieren die allgemeine Situation der Drewitzer

Bevölkerung, insbesondere die fehlenden Angebote, die fehlende Durchmischung und das

Wohnumfeld/Wohnsituation. Auffallend bei der Betrachtung der Angebote ist, dass diese als Stärke

sowie als Schwäche bezeichnet werden. Das resultiert daraus, dass die gute Ausstattung an

Kindertagesstätten und Einrichtungen für Senioren als positiv bewertet werden, während

familienorientierte Einrichtungen und Angebote für Jugendliche fehlen.38

Tabelle 4: Stärken-Schwächen-Analyse

Stärken Häufigkeit Schwächen Häufigkeit

Wohnungen (Größe, Mietpreis) 19 Lebenssituation 19

Potential für Veränderungen 16 fehlende soziale Durchmischung 13

gute Infrastruktur 14 fehlende Angebote 13

junge Bevölkerung 11 Wohnumfeld/Wohnsituation 13

vorhandene Angebote 9 Konkurrenz unter den Akteuren 11

Zusammenhalt der Familien 4 Image/Stigmatisierung 10

soziale Isolation 8

Quelle: Eigene Darstellung

Vor allem die sozialen Akteure vor Ort, die im täglichen Kontakt mit den Drewitzer stehen, verweisen

auf die große Hemmschwelle der Bewohner, den Stadtteil zu verlassen und Angebote im Sozialraum

zu nutzen. Begründet wurde dieses Verhalten mit sozialen Ängsten und fehlender Mobilität aufgrund

von geringen finanziellen Mitteln sowie unzureichendem Wissen über Angebote. Diese

Schwellenängste als Merkmal der sozialen Isolation sind charakteristisch für segregierte soziale

Brennpunkte.

38 Landeshauptstadt Potsdam, Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“, 2008, S.41.

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28 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Fenster 4: Soziale Isolation

Aufgrund der relativen Armut, die sich durch eine geringe Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben ausdrückt, nimmt die Qualität und Quantität der sozialen Kontakte der Betroffenen ab (Mogge-Grothjahn 2008, S.358). Qualitativ betrachtet beschränken sich die wenigen verbleibenden sozialen Kontakte auf Menschen in der gleichen Lebenslage, demselben Milieu bzw. Viertel. Keller (1999, S. 128) verweist darauf, dass benachteiligte Bewohner in segregierten Stadtteilen ihre Weltsicht tendenziell auf das Universum des Viertels einengen. Diese Eingrenzung verfestigt zusätzlich die deprivierte Lebenslage, da protektive Ressourcen, die sozial, finanziell und moralisch unterstützend wirken, fehlen. Das heißt für die Gruppe der sozial Schwächeren ist die nähere Wohnumgebung für die Alltagsbewältigung von erheblicher Bedeutung. Quantitativ verringern sich die sozialen Beziehungen und Netzwerke deutlich, vor allem da sie selten über Kontakte außerhalb ihres Quartiers verfügen bzw. diese kaum pflegen (Farwick 2001, S.18). Zusätzlich erschwert die hohe Anonymität in Großraumsiedlungen die Entstehung von sozialen Netzwerken (Keller 1999, S.107). Farwick (2001, S.18.) betont, dass Armut keine soziale Ausgrenzung forcieren muss, aber bei anhaltender Dauer das Risiko steigt. „Besonders bei verfestigten Armutskarrieren kommt es zu mangelnden Selbstwertgefühl, Rückzugsverhalten und Resignation“ (Farwick 2001, S.18). Dieses Rückzugsverhalten kann sich in unterschiedlichem Maße ausdrücken. Manche beschränken ihre Aktivitäten nur auf das Quartier, andere verlassen aus Schamgefühl vor Stigmatisierungen und Diskriminierungen nicht einmal die Wohnung (Keller 1999, S.136).

3.2 Stadtteilschule - Verständnis, Begriff und Ort

Um zu ermitteln, was die einzelnen Experten konkret unter eine Stadtteilschule verstehen, wurden

sie nach folgenden Themenbereichen befragt: dem Verständnis, dem Ort, der Begrifflichkeit, den

möglichen Zielgruppen und Angeboten sowie den Räumen einer Stadtteilschule. Anhand dieser

Schwerpunkte kristallisierten sich in der Interviewphase vier Modelle für eine Stadtteilschule heraus,

die in der folgenden Abbildung dargestellt sind.

Abbildung 13: Stadtteilschule-Modellvarianten

Quelle: Eigene Darstellung

Da die Grundschule „Am Priesterweg“ schon seit langer Zeit eine soziale Ankerfunktion im Stadtteil

einnimmt, kann sie als minimale Variante einer Stadtteilschule (Modell I) bezeichnet werden. Das

Modell I

Grundschule "Am

Priesterweg"

Modell II

Grundschule mit offenen Ganztags-angeboten

Modell III

Offener Treffpunkt

Modell IV

Schule mit Begegnungsha

us

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29 Auswertung Experteninterviews

Modell II beinhaltet die Veränderungen im Zuge der Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen

Ganztagsangeboten seit dem Schuljahr 2009/2010 sowie das zusätzliche Elternangebot „FuN“ ab

September 2009. Unter dem Modell III wird ein „Offener Treffpunkt“ verstanden, der für alle

Stadtteilbewohner zugänglich ist. Das Modell IV umfasst die Schule mit einem Begegnungshaus für

alle Generationen.

In der folgenden Abbildung zum Verständnis einer Stadtteilschule ist zu erkennen, dass das Modell I

von den Experten nicht als Stadtteilschule aufgefasst wird. Demzufolge sind sich alle Experten einig,

dass eine Stadtteilschule zusätzliche Angebote für den Stadtteil beinhalten muss. Die Experten, die

das Modell II bevorzugen, betrachten eine Stadtteilschule hauptsächlich unter dem Fokus einer

veränderten Lernkultur, wie sie durch das Ganztagskonzept und dem Modellversuch angestrebt

werden kann. Die schulische Ausrichtung auf den Stadtteil wird von diesen 27% nur durch die

erweiterte Elternarbeit verstanden.

Die Experten (34%), die unter einer Stadtteilschule einen neutralen Ort (Modell III) verstehen,

begründen diese Entscheidung mit einer schnellen Handlungsvariante. Trotz der begrenzten

räumlichen Möglichkeiten, die dieses Modell bieten würde, benennen diese Experten eine Vielzahl

an Angeboten, die in einer solchen Institution verortet sein sollen. Für Modell IV am Ort der

Grundschule entschieden sich 39% der Experten. Die Modelle III und IV überschneiden sich in dem

Verständnis der notwendigen Angebotsstruktur, aber unterscheiden sich an dem Ort der

Durchführung.

Abbildung 14: Verständnis Stadtteilschule

Quelle: Eigene Darstellung

Nach der Verständnisfrage wurde genauer auf die Begrifflichkeit eingegangen. Dabei wurde

ermittelt, ob der Begriff „Stadtteilschule“ richtig gewählt ist. Wie in der folgenden Tabelle zu

Modell II 27%

Modell III 34%

Modell IV 39%

Was verstehen Sie unter einer Stadtteilschule?

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30 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

erkennen ist, kann diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden, weil sich die Positionierung der

Experten gleichmäßig verteilt.

Tabelle 5: Begriff Stadtteilschule

Ist Stadtteilschule der richtige Begriff?

Häufigkeit Prozent

Gültig ja 18 43,9

nein 19 46,3

egal 3 7,3

Gesamt 40 97,6

Fehlend keine Angaben 1 2,4

Gesamt 41 100,0

Quelle: Eigene Darstellung

Als Erklärung für die Zustimmung bzw. Ablehnung des Begriffes „Stadtteilschule“ dienten folgende

Pro-und Kontraargumente. Geäußerte Begriffsvorschläge sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

Viele der Experten verwiesen darauf, dass die Namensfindung ein partizipatorischer Prozess mit den

Bewohnern sein sollte.

Tabelle 6: Pro- und Kontraargumente für den Begriff Stadtteilschule

Pro Kontra Andere Vorschläge

Bezug zur Schule

Name stellt dar, was es ist (Schule für den Stadtteil)

zentraler Ort, an dem sich alle treffen

es geht ja um beides

offensiv sein, damit Schule mit etwas Positivem in Verbindung gebracht wird

erzeugt Gemeinwesen

geschützter Ort für Kinder und Eltern

beschreibt Ort und Zielgruppe

Imagewandel, Aufhebung der Stigmatisierung Schule

Verständnisproblem

Schule negativ besetzt, Beschulung

Schule betrifft nur bestimmte Zielgruppen (Eltern, Kinder)

Hürde für bildungsferne Menschen

eher Arbeitstitel, Metapher

Schule sollte nicht im Vordergrund stehen

„Stadtteil“ - wir grenzen uns ab

Überbelastung der Schule

Hybrid, wer ist verantwortlich (Schule oder Stadtteil?)

Drehpunkt

Treffpunkt Drewitz

Nachbarschaftszentrum, -heim, -center, -schule

Begegnungszentrum + Schule, Schule Ort der Begegnung

Stadtteilzentrum, -treff, -treffpunkt

identitätsstiftender Begriff, der mit Drewitz etwas zu tun hat, z.B. „Drehwitz“

Gemeinschaftszentrum

Gemeinwesenzentrum

Zukunftsschule, Europaschule

Bürgerhaus, Bürgerhaus in der offenen Stadtteilschule

offene Schule für den Stadtteil

Quelle: Eigene Darstellung, Zitate der Experten

Sehr interessant ist der Zusammenhang zwischen dem Verständnis von Stadtteilschule und der

Begrifflichkeit. Bei der Analyse der Verhältnisse wird ersichtlich, dass die Befürworter des Modells IV

den Begriff „Stadtteilschule“ präferieren und die Anhänger des Modells III „Offener Treffpunkt“ den

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31 Auswertung Experteninterviews

Begriff negativ bewerten. Demzufolge kann der Begriff „Stadtteilschule“ für das Modell IV durchaus

geeignet sein, während sich für das Modell III ein anderer Name empfiehlt.

Abbildung 15: Zusammenhang Verständnis/Begriff

Quelle: Eigene Darstellung

Die Frage des Standortes der Stadtteilschule zeigt zwar für den Ort Grundschule „Am Priesterweg“

ein eindeutiges Ergebnis mit 62%. Allerdings sprachen sich auch 38% der Experten gegen diesen Ort

aus und favorisierten die „Rolle“ oder die „Brache um REWE“ als Ausweichmöglichkeiten.

Abbildung 16: Ort Stadtteilschule

Quelle: Eigene Darstellung

Ein differenzierteres Bild zeigt sich beim Vergleich zwischen Verständnis und Ort (Abbildung 17:

Zusammenhang Verständnis/Ort), das hier mithilfe einer Kreuztabellenanalyse in Form eines

Diagrammes dargestellt ist. Es lässt sich erkennen, dass die Experten, die sich für Modell II und IV

0

2

4

6

8

10

Modell II Modell III Modell IV

Was verstehen Sie unter einer Stadtteilschule? Ist Stadtteilschule der richtige Begriff?

Ist Stadtteilschule derrichtige Begriff? ja

Ist Stadtteilschule derrichtige Begriff? nein

Grundschule 62%

Rolle 23%

Brache um REWE 15%

Wo könnte die Stadtteilschule existieren?

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32 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

aussprechen, den Ort der Grundschule klar bevorzugen, während diejenigen, die Modell III

befürworten, den Ort „Rolle“ präferieren.

Abbildung 17: Zusammenhang Verständnis/Ort

Quelle: Eigene Darstellung

3.3 Stadtteilschule - Zielgruppen, Angebote und Räume

In der Auswertung der Zielgruppen hat sich gezeigt, dass die Experten vor allem einen

Handlungsbedarf für Kinder, Jugendliche und Eltern sehen. Die anderen Zielgruppen sind jedoch

nicht zu vernachlässigen, weil auch diese mehrfach genannt wurden.39 Es ist darauf hinzuweisen,

dass aufgrund unterschiedlicher Kriterien (Alter, Familienform, Herkunft) eine Person mehreren

Zielgruppen zugeordnet werden kann.

Abbildung 18: Zielgruppen Stadtteilschule

Quelle: Eigene Darstellung

39 Bei dieser Frage waren Mehrfachantworten möglich.

0

2

4

6

8

10

Grundschule Rolle Brache umREWE

Was verstehen Sie unter einer Stadtteilschule? Wo könnte die Stadtteilschule existieren?

Modell II

Modell III

Modell IV

Kinder 19%

Lückekinder 9%

Jugendliche 17% Eltern

23%

Erwachsene 11%

Senioren 11%

Migranten 10%

Häufigkeiten Zielgruppen

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33 Auswertung Experteninterviews

Um die aufgezählten Angebote in Häufigkeiten darzustellen, wurden die qualitativen Daten

gebündelt, um sie anschließend quantitativ auswerten zu können. Dabei wurden unter einer

Angebotsbezeichnung ähnliche Angebotsbeschreibungen zusammengefasst. Exemplarisch wird in der

folgenden Tabelle die Bündelung der Daten durch eine Auswahl von Expertenaussagen dargestellt.

Tabelle 7: Bündelung der Angebote

Angebot Beispiele

generationenübergreifend altersübergreifende Angebote

nicht nur auf eine Zielgruppe hin ausgerichtet

Angebote von Älteren für Jüngere (Leseoma) und umgedreht (Alltagshilfe)

niedrigschwellig, aufsuchend dort abholen, wo sie stehen

über Gespräche im Café auf Angebote verweisen

„Ich lad dich ein…“-Atmosphäre schaffen

Feste feiern

erst einmal an die Leute rankommen, denn das Problem der Hemmschwelle existiert

aufsuchende Sozialarbeit/ „Klinkenputzen“

auf die Leute zu gehen und nicht im Büro verharren

kostengünstig, kostenlos im Zusammenhang mit Niedrigschwelligkeit

irgendwo hingehen, wo ein Kaffee nicht so viel kostet oder man mal einen Kuchen mitbringt

Angebote anbieten, die nicht kostenaufwendig sind (z.B. alte Spiele)

Partizipation der Bewohner die Bewohner sollen in den Entwicklungsprozess der Stadtteilschule einbezogen werden

Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation

bessere Vernetzung und Zusammenarbeit der Träger vor Ort

Bündelung der Informationen

Stadtteilkonferenzen

bessere Kommunikation

Zusammentreffen unterschiedlicher Professionen, z.B. auch der Ärzte

Koordination, Projektmanagement

Personalkontinuität

kleinere Projekte entwickeln

jemand, der die Fäden in die Hand nimmt

Quartiersmanagement

Vernetzung alleine reicht nicht, da alle Träger an Institutionen und Träger gebunden sind

EKIZ, Familienzentrum Eltern-Kind-Zentren mit vernünftiger Anbindung/vor Ort

Still-, Krabbel-, Spielgruppe

Hebamme vor Ort

Dienstleistungs-/Tauschbörse

Angebote für werdende Eltern

Elternbildung, -beratung Jugendamt/ASD vor Ort

Elternbefähigung

Erziehungsberatung

Familienberatung

Beratung von werdenden Eltern

positives Erziehungstraining

Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle

Begegnungscafé

Mehrgenerationshaus

Bürgerhaus

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34 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

identitätsstiftende Einrichtung

Treffpunkt für (inter)kulturelle Abende

lebensnahe, praktische Angebote

Hauswirtschaftslehre

den Tag gestalten/strukturieren lernen

bewusst Einkaufen gehen

gesund Kochen

Strick-/Nähkurs

Töpfern

Gartenarbeit

Heimwerken

Fotografiekurs

Erwachsenenbildung, Volkshochschule

Qualifizierung

Sprachkurse

Computerkurs

Weiterbildung

Malkurs

Bibliothek

Allgemeine Beratung Lebenshilfe

Clearing-Stelle

Ansprechpartner/Anlaufstelle zum Beispiel für das Ausfüllen eines Antrages

Zwischenstation zur Verweisung zu speziellen Beratungen, wie Schulden-, Sucht-, Rechtsberatung

berufliche Beratung

Migrations-Erstberatung Ansprechpartner für Zuwanderer vor Ort haben

Vernetzung

Deutsch als Fremdsprache Angebot, das sich direkt an Zuwanderer richtet, um die deutsche Sprache zu lernen

Kultur Kino

Party/Disco/Konzerte

Open-Air-Veranstaltungen

Vorträge/Lesungen/Ausstellungen

Chor

Sport, Bewegung für Kinder und Erwachsene Quelle: Eigene Darstellung

Als Angebot40 wurde vor allem eine intensive Netzwerkarbeit im Sinne der Kooperation der sozialen

Einrichtungen und in Form von regelmäßigen Runden Tischen gefordert. Ein weiteres wichtiges

Angebot stellt die Begegnungsstätte dar. Danach folgen die Allgemeine Beratung mit

Verweisungswissen, die Beteiligung der Bewohner an der Planung und Umsetzung der

Stadtteilschule, ein Eltern-Kind-Zentrum sowie Elternbildungsangebote. Die Etablierung von

generationenübergreifenden, niedrigschwelligen, lebensnahen und kulturellen Angeboten wurde

ebenso sehr häufig von den Experten genannt. An späterer Stelle werden die Angebote den

Zielgruppen gegenübergestellt und in dieser Form der Darstellung ausführlicher diskutiert.

40 Bei dieser Frage waren Mehrfachantworten möglich.

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35 Auswertung Experteninterviews

Auffallend gering sind die Forderungen nach Sport- und Bewegungsangeboten. Möglicherweise

werden die bestehenden Angebote der Turnhalle sowie des Jugendclubs „Off Line“ von den Experten

als ausreichend angesehen.

Abbildung 19: Angebote Stadtteilschule

Quelle: Eigene Darstellung

Die Aufzählung der Räume mit der eine solche Stadtteilschule ausgestattet sein muss, zeigt sich die

Präferenz von Seminar- und Beratungsräumen verschiedener Größen, die Etablierung eines Cafés

bzw. Bistros sowie die Nutzung der schulischen Räume und des Schulgeländes. Ein zu

berücksichtigender Aspekt stellt die Multifunktionalität der Räumlichkeiten dar, die immer wieder

von den Experten im Zusammenhang mit dem Ort Grundschule „Am Priesterweg“ angesprochen

wurde.

0 5 10 15 20 25 30

generationenübergreifend

niedrigschwellig,…

kostengünstig, kostenlos

Netzwerk, Runder Tisch,…

Koordination,…

EKIZ, Familienzentrum

Elternbildung, -beratung

Treffpunkt,…

lebensnahe, praktische…

Erwachsenenbildung,…

allgemeine Beratung

Migrations-Erstberatung

Deutsch als Fremdsprache

Kultur

Sport, Bewegung

Häufigkeiten Angebote

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36 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Tabelle 8: Räume Stadtteilschule

Häufigkeiten Räume

Antworten

N Prozent

Räume multifunktional, Mehrzweckräume 18 12,5%

Schulgebäude 18 12,5%

Saal, Eventraum 15 10,4%

Café, Bistro 19 13,2%

Büro für Koordination 9 6,3%

offene Küche, Lehrküche 18 12,5%

Seminar- und Beratungsräume 21 14,6%

Werkstätten, Kunsträume 16 11,1%

Bibliothek 10 6,9%

Gesamt 144 100,0% Quelle: Eigene Darstellung

Die Gegenüberstellung der Angebote mit den jeweiligen Zielgruppen verdeutlicht, dass Angebote für

Eltern als besonders wichtig angesehen werden. In diesem Zusammenhang benennen die Experten

die Notwendigkeit, einen niedrigschwelligen Treffpunkt in Form eines Familienzentrums in Drewitz

zu installieren, in dem Elternbildungs- und -beratungsangebote integriert werden. Auffällig ist, dass

bestimmte Angebote, wie die Kooperation und der Treffpunkt, für Eltern ebenso häufig wie für

Kinder genannt werden. Im Bezug auf die Kooperation erhält die Verbesserung der

Netzwerkstrukturen zwischen den sozialen Akteuren, die mit Familien arbeiten, einen besonderen

Stellenwert. Die allgemeine Beratung fällt bei den Kindern höher aus als bei den Eltern. Allerdings

sind die Rezipienten von Beratungsangeboten eher Erwachsene (Eltern) als Kinder. Dieses Ergebnis

verdeutlicht, dass bestimmte Angebote, die für Kinder genannt wurden, eher Eltern betreffen.

Die Lückekinder als eigene Zielgruppe werden wenig beachtet. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass

diese Unterteilung der Kindheits- und Jugendphase bei den Experten weniger geläufig ist oder sie

keinen konkreten Handlungsbedarf für diese Zielgruppe sehen. Besonders hervorzuheben ist dieses

Ergebnis, weil sich das Modell II hauptsächlich auf diese Zielgruppe bezieht.

Fenster 5: Lückekinder

Der Begriff der Lückekinder ist aus der Kinder- und Jugendarbeit entstanden und definiert die nicht klar abtrennbare Altersgruppe der 9 bis 13jährigen (teilweise sogar bis 16jährigen), die für den Hort mittlerweile zu alt und die offenen Jugendeinrichtungen noch zu jung sind. Quelle: Schanzenbächer, 1995, S.221.; www.jugendstiftung-prspektive.org/meldungen/2398391.html

Die Erwachsenen als separate Zielgruppe finden weniger Berücksichtigung unter den Experten.

Während für Eltern, die auch zur Zielgruppe der Erwachsenen zählen, sehr viele Bildungs- und

Beratungsangebote im Vordergrund stehen, werden insgesamt für Erwachsene Freizeitangebote

hervorgehoben (Kultur, Treffpunkt). Für Jugendliche wird vor allem ein Treffpunkt gefordert, der

lebensnahe sowie kulturelle Angebote bietet. Die Kreuztabelle zeigt deutlich, dass Angebote für

Senioren seltener genannt wurden. Eine mögliche Erklärung ist, dass die bestehende

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37 Auswertung Experteninterviews

Angebotsstruktur für diese Zielgruppe von den Experten als ausreichend betrachtet wird. Speziell für

Zuwanderer wurde der Bedarf nach einer Migrations-Erstberatung geäußert, die mittlerweile an der

Grundschule „Am Priesterweg“ besteht. Besonders hervorzuheben ist bei dieser Zielgruppe die

Kooperation, weil die Experten die interkulturelle Zusammenarbeit in Drewitz als defizitär

beschreiben.

Tabelle 9: Angebote/Zielgruppen Stadtteilschule

Kreuztabelle Angebote/Zielgruppen

Zielgruppen

Angebote Kinder Lückekinder Jugendliche Eltern Erwachsene Senioren Migranten

generationenübergreifend 13 7 12 12 7 8 5

niedrigschwellig, aufsuchend 12 5 9 14 6 6 9

kostengünstig, kostenlos 11 6 9 11 8 6 6

Partizipation der Bewohner 13 2 9 12 7 6 7

Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation 18 5 11 19 8 8 10

Koordination, Projektmanagement 11 3 7 10 4 6 7

EKIZ, Familienzentrum 11 7 8 17 7 5 8

Elternbildung, -beratung 12 8 9 18 6 5 6

Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle 15 6 12 14 8 8 7

lebensnahe, praktische Angebote 10 4 10 13 6 4 8

Erwachsenenbildung, Volkshochschule 8 2 8 8 6 4 4

allgemeine Beratung 14 6 10 12 6 7 5

Migrations-Erstberatung 8 2 5 9 4 4 11

Deutsch als Fremdsprache 3 2 3 5 6 2 3

Kultur 11 5 10 13 11 7 7

Sport, Bewegung 4 3 3 6 3 2 0

Quelle: Eigene Darstellung

3.4 Räume und Angebote im Verhältnis zu den Modellen

In den folgenden Tabellen werden die Räume und Angebote jeweils den verschiedenen Modellen

gegenübergestellt. Diese Art der Betrachtung konkretisiert für die jeweiligen Modelle, welche

Angebote und Räume diese beinhalten sollten.

Bei der Gegenüberstellung der Räume mit den Modellen verdeutlicht sich die Notwendigkeit, dass

die Modelle III und IV mit einem Café bzw. Bistro ausgestattet sein sollen (Tabelle 10:

Räume/Verständnis Stadtteilschule). Das Modell III wird in Verbindung mit Seminar- und

Beratungsräumen unterschiedlicher Größen verstanden. Für das Modell IV werden fast alle Räume

von den Experten als notwendig erachtet. Dies unterstreicht die Forderung nach einem

multifunktionalen Gebäude.

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38 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Tabelle 10: Räume/Verständnis Stadtteilschule

Kreuztabelle Räume/Verständnis

Verständnis

Räume Modell II Modell III Modell IV

multifunktional, Mehrzweckräume 5 6 7

Schulgebäude 6 4 8

Saal, Eventraum 3 4 8

Café, Bistro 1 8 10

Büro für Koordination 1 5 3

offene Küche, Lehrküche 7 5 6

Seminar- und Beratungsräume 4 10 7

Werkstätten, Kunsträume 3 5 8

Bibliothek 1 5 4 Quelle: Eigene Darstellung

Werden die Angebote mit den Modellen verglichen, zeigt sich Folgendes: Der „Offene Treffpunkt“

stellt eine Anlaufstelle mit dem Schwerpunkt der Kooperation im Stadtteil, der Partizipation der

Bewohner und der allgemeinen Beratung dar. Die „Schule mit Begegnungshaus“ bildet einen

generationenübergreifenden Begegnungsort im Stadtteil, welcher den Fokus auf kulturelle Angebote,

Netzwerkarbeit und Partizipation der Bewohner legt.

Tabelle 11: Angebote/Verständnis Stadtteilschule

Kreuztabelle Angebote/Verständnis

Verständnis

Angebote Modell II Modell III Modell IV

generationenübergreifend 4 5 10

niedrigschwellig, aufsuchend 4 6 8

kostengünstig, kostenlos 3 6 8

Partizipation der Bewohner 3 9 9

Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation 8 11 10

Koordination, Projektmanagement 4 9 3

EKIZ, Familienzentrum 4 9 8

Elternbildung, -beratung 6 8 6

Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle 5 10 9

lebensnahe, praktische Angebote 6 6 6

Erwachsenenbildung, Volkshochschule 1 5 6

Allgemeine Beratung 4 11 6

Migrations-Erstberatung 2 6 4

Deutsch als Fremdsprache 0 1 6

Kultur 0 8 10

Sport, Bewegung 1 2 4

Quelle: Eigene Darstellung

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39 Modellbeschreibungen

4 Modellbeschreibungen

Nach der Auswertung der Experteninterviews werden in diesem Kapitel die vier unterschiedlichen

Modelle näher beschrieben, in dem jedes Modell separat vorgestellt wird. Anschließend wird in dem

Diskurs im Abschnitt 4.5 ein Zielabgleich der Modelle vollzogen. Die daraus resultierenden Ergebnisse

sind Ausgangspunkt für die Entscheidung, die unterschiedlichen Modelle als Weg zur Stadtteilschule

zusammenzufügen. Diese Wegbeschreibung, als langfristig ausgerichtetes Konzept der

Stadtteilentwicklung, wird im Kapitel 5 erläutert.

4.1 Modell I: Die ökologisch orientierte Grundschule „Am Priesterweg“

Die Schule liegt im Südwesten des Stadtteils Drewitz.41 Das Schulgebäude setzt sich aus zwei

Komplexen (drei- und viergeschossig) zusammen, die durch einen zweigeschossigen Verbinder

erreichbar sind. Auf dem Gelände befinden sich eine Turnhalle sowie ein weitläufiger Schulhof mit

anteiligen Sportflächen und Spielgeräten.

Die 1988 entstandene Schule an der Oskar-Meßter-Straße 4-6 vollzog 1991 eine Umstrukturierung

von der zehnklassigen Polytechnische Oberschule hin zur Grundschule für Schüler der 1. bis 6. Klasse.

Die Grundschule ist in Trägerschaft der Stadt Potsdam. Die Namensgebung „Am Priesterweg“

erfolgte aufgrund der Nähe zum angrenzenden Naturschutzgebiet. Die Umweltbildung und -

orientierung wird in der Schule stark fokussiert und so wird sie aufgrund der ökologischen

Ausrichtung und der Vielzahl an Projekten zur aktiven Umwelterziehung seit 1998 jährlich als

zertifizierte „Umweltschule in Europa“ gekürt. Auch im Leitsatz der Hausordnung: „Hab Achtung vor

Menschen, Tieren und Pflanzen!“ spiegelt sich der pädagogische Grundsatz der Naturverbundenheit

und Integration wider.

Im Schuljahr 2008/2009 besuchten 339 Schüler die Primarstufe und wurden von 24 Lehrkräften

betreut. Der Anteil von Kindern aus Zuwandererfamilien beträgt 16,5% der Schülerschaft, wobei

diese aus zwölf verschiedenen Nationen und am häufigsten aus dem asiatischen und dem russisch-

sprachigen Raum kommen.

Dem Gedanken von Pestalozzi folgend „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ werden vor allem die

sinnlichen Wahrnehmungen und das Lernen am Objekt als wichtige Verbindung von Lebenswelt und

Lernort genutzt. Die fachzentrierten Unterrichtsräume werden durch zusätzliche Lernorte im

Außengelände ergänzt. Dazu zählen verschiedene Biotope, eine Rassekaninchenanlage mit

Freigehege und ein Schulgarten. Durch die Rassekaninchenzucht können die Kinder den

41 Die Informationen zur Grundschule „Am Priesterweg“ basieren auf Grundlage des Schulkonzeptes sowie einer Vielzahl an Gesprächen mit der Schulleitung.

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40 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

umweltpädagogischen Grundsatz der Schule verinnerlichen und verantwortungsvolle Beziehungen zu

Tieren aufbauen.

Schwerpunkte der Schule

Einen Schwerpunkt setzt die Grundschule in die Gesundheitsförderung. Dazu werden Projekte zum

Gesundheitsverhalten („Gesunde Ernährung“) sowie zum Erwerb von individuellen

Gesundheitskompetenzen („Stärkung des Selbstwertgefühls“) durchgeführt. Aufgrund dieses

Angebotes ist die Grundschule „Am Priesterweg“ 2006 als „Gesunde Schule“ zertifiziert worden.

Seit Oktober 2007 fungiert die Grundschule „Am Priesterweg“ in Kooperation mit dem Potsdamer

Humboldt-Gymnasium als Beratungsstützpunkt für die Begabtenförderung am Staatlichen Schulamt

Brandenburg an der Havel. Für die gezielte Förderung dieser „schnell-lernenden“ Kinder werden

besondere Unterrichtsformen im Sinne von akzelerierenden Maßnahmen gemeinsam mit den Eltern

entwickelt.

Mithilfe der Unterstützung von drei Sonderpädagogen und Erziehungshelfern werden Förderpläne

erarbeitet, um der Leistungsheterogenität der Klassen gerecht zu werden. So können Kinder mit

besonderen Lerndefiziten, Verhaltens- oder Sprachauffälligkeiten in den binnendifferenzierten

Unterricht integriert oder in kleineren Lerngruppen unterrichtet werden.

Kooperation

Wichtig für die schulische Arbeit ist die zuverlässige Kooperation mit anderen sozialen, kommunalen

und wirtschaftlichen Partnern, die das abwechslungsreiche Bildungsangebot unterstützen sowie den

Schulalltag absichern sollen. Dabei ist vor allem auf die Zusammenarbeit mit den Drewitzer

Kindertagesstätten (Hortbetreuung), der „Die Arche“, dem SC Potsdam und der AWO hinzuweisen.

Die soziale Situation des Stadtteils erschwert die Schulfähigkeit und Chancengleichheit der Schüler.

Die Auswirkungen der geringen Familieneinkommen beeinflussen maßgeblich den Schulalltag. Durch

die beiden kostenlosen Essenangebote (Frühstück durch die „Spirellibande“ der AWO und

Mittagessen durch „Die Arche“) wird direkt auf die Bedarfslage der Kinder reagiert. Seit September

2007 ergänzt eine Schulsozialarbeiterin die sozialpädagogischen Angebote der Grundschule.

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41 Modellbeschreibungen

Fenster 6: Schulsozialarbeit

Schulsozialarbeit ist die intensivste Form der Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule, die die funktionale Trennung beider Institutionen verringern soll (Speck 2007, S.30; Speck 2002-2005). Nach dem Verständnis eines integrierenden Ansatzes ist Schulsozialarbeit auf das Konzept der Lebensweltorientierung im Rahmen der Jugendhilfe ausgerichtet. Sie bezieht sich auf die Förderung der schulischen und außerschulischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die Verringerung von Benachteiligungen, den Schutz des Wohles der Kinder und Jugendlichen und den Beitrag zur schülerfreundlichen Umwelt (Speck 2007, S.62f). In Bezug darauf müssen nach Speck (2007, S.62f) folgende Kernleistungen des Arbeitsprofils als Mindestangebot von Schulsozialarbeit erfüllt sein:

Einzelfallhilfe und -förderung durch Beratung und Begleitung einzelner Schüler bei sozialen,

schulischen, beruflichen und persönlichen Problemen

sozialpädagogische Gruppenarbeit, wie z.B. soziales Kompetenztraining, erlebnispädagogische

Maßnahmen, außerunterrichtliche Projekte

offene Gesprächs-, Kontakt-, Freizeitangebote

Mitwirkung an Unterrichtsprojekten und in schulischen Gremien, z.B. Klassenkonferenzen

Zusammenarbeit mit und Beratung der Lehrer und Erziehungsberechtigten, wie z.B.

Lehrerfortbildungen, Elterngespräche und -besuche

Kooperation und Vernetzung mit dem Gemeinwesen, z.B. Jugendhilfeeinrichtungen, Unternehmen.

Durch die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen wurde in der Schule ein gewaltpräventives Angebot

geschaffen („seniors in school“), das nachhaltig an der Verbesserung des Schulklimas beteiligt ist.

Diese Senioren arbeiten als Mediatoren in der Schule, begleiten die aktive Pausengestaltung und

bieten beratende Unterstützung von Schülern in Konfliktsituationen an. Zusätzlich bildet eine

Mitarbeiterin des STIBB e.V. (Sozialtherapeutisches Institut Berlin-Brandenburg e.V.) Schüler als

Streitschlichter aus, um sie zu befähigen, bei Konflikten zu intervenieren. Außerdem geben

Studenten der Universität Potsdam Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

sprachlichen Förderunterricht. Dieses Angebot wird finanziert von der Mercator-Stiftung. Für die

vietnamesischen Schüler erfolgt einmal wöchentlich vietnamesischer Sprachunterricht durch den

Song Hong e.V..

Fenster 7: Peer-Mediation

Modelle der Konfliktlösung, die durch Schüler erfolgen, werden als Peer-Mediation bezeichnet und sind in Schulen mittlerweile weit verbreitet (Braun & Rademacher 2004, S.156; Melzer, Schubarth, Ehninger 2004, S.193). Im Mittelpunkt des Konzeptes steht der Umgang mit Konflikten, die, damit sie nicht in Gewalt enden, kommunikativ bearbeitet werden sollen (Melzer, Schubarth, Ehninger 2004, S.193). Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen soziale Kompetenzen zu vermitteln, um sie zu einer gewaltfreien Konfliktlösung zu befähigen (Schubarth 2000; S.142). Mediation kennzeichnet dabei ein Verfahren der Konfliktbearbeitung, welches die Verantwortung für die Beilegung des Konflikts den streitenden Parteien übergibt. Diese sollen mit der Unterstützung einer außenstehenden Person, durch selbstausgehandelte Regeln und auf gewaltfreiem Wege zu einer für beide Seiten zufriedenstellenden Lösung kommen (ebd.).

Seit Januar 2009 werden im Rahmen des MUS-E-Projektes die künstlerischen Potentiale der Kinder

im Zusammenhang mit ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung gefördert. Einen weiteren

Baustein der musischen Bildung in der Schule bilden klassische Konzerte für Schüler, die alle sechs

Wochen von Studenten der Hans-Eisler-Musikschule (Berlin) durchgeführt werden.

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42 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Auf die Zusammenarbeit mit den Eltern wird großen Wert gelegt, wobei die gute Bildung des Kindes

im Vordergrund steht. In abwechslungsreichen Aktivitäten und Präsentationen der Schüler soll die

Verbindung zwischen Schule und Elternhaus gestärkt werden.

Durch die vernetzenden Maßnahmen der Schule hat die Grundschule 20 die Funktion eines sozialen

Ankers im Stadtteil übernommen. In den Leitzielen des Schulprogramms wird ausdrücklich darauf

hingewiesen, dass die Grundschule für alle Kinder des Stadtteils ein gesundes, anregendes und sozial

ausgewogenes Lernumfeld sicherstellen möchte.

4.2 Modell II: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten

Ab dem Schuljahr 2009/2010 verändert die Schule ihr Profil zur Grundschule mit offenen

Ganztagsangeboten. Die zusätzlichen Angebote finden außerunterrichtlich im Anschluss an den

stundentafelbezogenen Unterricht an drei Tagen im Umfang von acht Zeitstunden statt. Die

Angebote werden durch Fachkräfte unterschiedlicher Professionen (Kooperationspartner)

durchgeführt.

Fenster 8: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten

Ganztagsangebote zielen darauf ab, Schüler während eines großen Teils des Tages an die schulische Institution zu binden. Dabei sollen nicht nur attraktive Lern- und Lebensorte entstehen und Lern- und Förderangebote vertieft werden, sondern die Ressourcen des Gemeinwesens verstärkt genutzt werden (MBJS 2004, S.2). Es wird vor allem darauf geachtet, dass den Kindern eine mittägliche Essenversorgung zukommt, die Hausaufgabenbetreuung gewährleistet wird und zusätzlich Angebote geschaffen werden, die für die Entwicklung der Schüler förderlich sind. Durch ein Ganztagsangebot kann es den Eltern ermöglicht werden, am Erwerbsleben besser teilzunehmen. Für den Primärbereich existieren drei Variationen: die voll gebundene, die teilweise gebundene (jeweils integrativer Ansatz) und die offene Form (additiver Ansatz). Das Ganztagskonzept muss in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern, den Schul- und Hortträgern abgestimmt werden. Darin müssen die pädagogischen Ziele mit den Kooperationspartnern ausgewiesen sein. Entsprechend dem additiven Ansatz wird keine zeitliche Verzahnung gefordert. Die mit den Partnern geschlossenen Kooperationsvereinbarungen verleihen zusätzlich der Zusammenarbeit eine Verbindlichkeit. Die Bereitstellung eines Mittagessens für alle Schüler, die ein ganztagsschulisches Angebot nutzen, muss gewährleistet werden (MBJS 2003, S.3). Die Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten muss dem staatlichen Schulamt jährlich eine schriftliche Anmeldung von mindestens 60% freiwillig teilnehmenden Schülern und eine dem Bedarf deckende Angebotsplanung nachweisen, um eine weitere Förderung zu erhalten.

Zielgruppen

Nach Schulschluss ist ein hoher Anteil der Grundschulkinder, die sich nicht mehr in der

nachmittäglichen Betreuung befinden, auf sich alleine gestellt. Durch die Umstrukturierung zur

Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten werden für diese Zielgruppe der so genannten

„Lückekinder“ Angebote geschaffen.

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43 Modellbeschreibungen

Ziele

Momentan fungiert der Ort Schule als sozialer Handlungsraum im Stadtteil und wird bereits bewusst

für Spielaktivitäten und außerschulische Nachmittagsangebote geöffnet. Die Schule versucht

außerdem durch eine Vielzahl an Arbeitsgemeinschaften den Kindern eine Betreuung bis 15:00 Uhr

zu gewährleisten. Diese zusätzlichen Angebote finden bisher ohne finanzielle Förderung statt. Im

Rahmen der Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten wird das

umfangreiche Freizeitangebot für alle Schüler der Grundschule erweitert.

Die Schule forciert eine stärkere Verknüpfung des Schullebens mit der Schulumwelt bzw. den

Kooperationspartnern. Alle Beteiligten verfolgen das Ziel, Bildungsbarrieren der Kinder des Stadtteils

abzubauen und soziale Ausgrenzungen zu verhindern. Dabei soll die Lebenswelt der Kinder so

gestaltet werden, dass förderliche Bedingungen für eine gesunde Entwicklung der Kinder stärker

genutzt werden können. Vor allem die Bildungschancen aller Kinder, unabhängig von ihrer sozialen,

religiösen oder kulturellen Herkunft, sollen sich signifikant verbessern. Neben den bestehenden

Kooperationspartnern werden weitere Institutionen, Vereine oder Privatpersonen die schulische

Arbeit am Nachmittag ergänzen. Durch die verstärkte Zusammenarbeit der sozialen Träger des

Stadtteils kann die Kommunikation auf allen Ebenen maßgeblich verbessert werden und einen

gemeinschaftlichen Gedanken entwickeln. Dieses Ziel ist entscheidend für die weitere Entwicklung

zur „Stadtteilschule“.

Angebote

Die Angebote werden an drei Nachmittagen der Schulwoche von Kooperationspartnern

durchgeführt. In einer schulinternen Befragung konnten die Schüler ihre Wünsche äußern. Dabei

wurde für den Freizeitbereich eine Verstärkung der Sportangebote genannt. Diese

Arbeitsgemeinschaften sollen Sportarten wie Fußball, Handball, Judo, Volleyball, Leichtathletik,

Karate, Schwimmen, Tischtennis und Tanzen beinhalten. Künstlerische Angebote, wie Zirkus,

kreatives Gestalten, Handarbeit oder ein Chor werden von den Schülern gewünscht. Auch

hauswirtschaftliche Themen, wie Backen und Kochen wurden genannt. Eine Foto-AG wird

ehrenamtlich angeboten.

Durch die bisherigen Kooperationspartner werden die musikalische Förderung, eine Zirkus-AG,

Angebote zur Gewaltprävention, zusätzliche Sportangebote, freizeitpädagogische Projekte und

sozialpädagogische Betreuung gewährleistet. Die Schachschule bietet Schachunterricht innerhalb

und außerhalb des Kernunterrichts an. Durch die Kindertagesstätten wird die Hortbetreuung

weiterhin durchgeführt. Zusätzlich erhalten die Erzieher die Möglichkeit, die Räume der Schule zu

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44 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

nutzen, um für ihre Hortkinder und weitere interessierte Schüler der Grundschule verbindliche

Angebote durchzuführen. Für die Gewährleistung eines nachmittäglichen Sportangebots hat die

Schule darauf geachtet, dass die Turnhalle erst ab 18:00 Uhr an externe Vereine vermietet wird.

In einer Eingewöhnungsphase plant die Schule die Angebote die ersten Wochen offen laufen zu

lassen. Danach müssen sich die Schüler für eines oder mehrere Angebote entscheiden und über eine

schriftliche Erklärung zur Teilnahme verpflichten.

Neben der Betreuung am Nachmittag ändert sich der Tagesablauf insofern, dass individuelle

Lernzeiten (Betreuungszeiten) in kleinen Lerngruppen für die Schüler angeboten werden. In diesen

Lernzeiten werden Begabtenförderung, Religions- und Französischunterricht sowie

sonderpädagogische Fördermaßnahmen stattfinden.

Der lange Weg zum Ganztag

Bereits im Jahr 2005 bestand das Interesse der Grundschule „Am Priesterweg“ an der

Umstrukturierung zur Ganztagsschule. In Gesprächen mit möglichen und notwendigen

Kooperationspartnern konnte keine Mehrheit für dieses Vorhaben gewonnen werden. Vor allem die

für die Hortbetreuung zuständigen Kindertagesstätten äußerten ihre Bedenken darüber, dass

wohlmöglich Kinder vom Hort abgemeldet werden. Aus diesem Grund scheiterten vorerst die Pläne.

Die Horte wurden vom Jugendamt darauf hingewiesen, die Grundschule an der Umstrukturierung zu

unterstützen, sofern sie an der Konzeption und Umsetzung beteiligt sind. Den Ängsten der

Kindertagesstätten wurde insofern begegnet, dass die Zielgruppe der Hortkinder weiterhin als

Hortkinder in der Ganztagskonzeption zählen und die nachmittäglichen Angebote vor allem die

„Lückekinder“ betreffen sollen. Außerdem wurde dem Hort teilweise die Hausaufgabenbetreuung

abgenommen. Die Horte haben dadurch mehr personelle Ressourcen zur Verfügung, um Angebote in

der Schule durchzuführen.

Modellversuch: „Entwicklung von gesunden und sozialen Lebenswelten für eine

Chancengleichheit in Schule“

Im Frühsommer 2009 wurde ein Entwurf des Antrages zum Modellversuch mit dem Titel

„Entwicklung von gesunden und sozialen Lebenswelten für eine Chancengleichheit in Schule“

eingereicht.42 Dadurch erhofft sich die Schulleitung, dass die schwierige Arbeitssituation an der

Grundschule „Am Priesterweg“ durch unterschiedliche Professionen unterstützt wird und die Schule

vom staatlichen Schulamt besonders engagierte Lehrer zugewiesen bekommt. Dieser Modellversuch

42 Der Entwurf liegt dem staatlichen Schulamt vor.

Page 45: Konzept „Stadtteilschule Drewitz“ Stadtteilschule... · 06.05.2009 Projektgruppe Bremerhaven (Begrüßung, Vorstellung des Stadtteils Drewitz) ... Beschreibung der Bewohnerschaft

45 Modellbeschreibungen

soll einerseits die individuellen Lebenskompetenzen der einzelnen Zielgruppen (Schüler, Lehrer und

Eltern) stärken und andererseits präventiv für diese Akteure und über die Schule hinaus wirken. Die

Veränderung der pädagogischen Arbeit an der Schule soll sich in das ganzheitliche Konzept der

Stadtteilschule Drewitz einfügen.

Elternbildungsangebot FuN

Im September 2009 startet FuN in den Räumlichkeiten der Grundschule „Am Priesterweg“. FuN ist

ein präventives Familienbildungsprogramm und fördert Erziehungs- und Bildungskompetenzen bei

allen Familienmitgliedern durch das gemeinsame Erleben von Übungen und Spielen. Es orientiert sich

am Sozialraum der Familien, indem es unterschiedliche Unterstützungsangebote für Familien im

Stadtteil vernetzt und in Kooperationen verschiedener sozialer Dienste durchgeführt wird (siehe

Kapitel 5.6.1Elterntrainings).

4.3 Modell III: Offener Treffpunkt

In den bisherigen Ausführungen wurde deutlich, dass eine Angebotsstruktur für Jugendliche,

Erwachsene, Migranten und „rüstige“ Senioren fehlt. Angesichts dieses Defizits besteht in Drewitz

ein besonderer Handlungsbedarf. In der Auswertung der qualitativen Interviews wird diese

Forderung von 34% der Experten bestätigt (Kapitel 0:

Auswertung Experteninterviews). Diese Experten favorisieren die Installierung eines „Offenen

Treffpunkts“ in Drewitz, welcher die Besonderheiten des Stadtteils integriert und die Angebote der

bestehenden Einrichtungen miteinander vernetzt.43 Somit sehen die Experten einen

Handlungsbedarf in der Errichtung eines generationenübergreifenden Begegnungsortes als zentrale

Anlaufstelle mit allgemeiner Beratung.

Bereits im 2008 verabschiedeten „Integrationskonzept der Landeshauptstadt Potsdam“ wurde

festgestellt, dass Angebote in Drewitz notwendig sind, um die Integration der Zuwanderer zu

ermöglichen. In diesem Konzept wurde darauf verwiesen, dass die wirtschaftlich schwachen

Migrantenhaushalte vor allem in den Wohngebieten „Am Schlaatz“ und Drewitz wohnen und dass

die stattfindende soziale Segregation den Integrationsprozess der Migranten und die Identifikation

mit dem Stadtteil erschwert, aber auch die Integrationsbereitschaft der anderen Stadtteilbewohner

verhindert. Eine integrationsfördernde Stadtteilentwicklung „setzt eine entsprechend leistungsfähige

Infrastruktur und eine Arbeitsweise voraus, die den Einzelnen erreicht. [...] Reduzierter

43 Diese Forderung ist auch im Integrierten Entwicklungskonzept festgehalten. Landeshauptstadt Potsdam, Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“, 2008, S.90.

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46 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Mindeststandard beim „Sozialen“ und der Bildung darf in den oben genannten, segregierten

Stadtteilen nicht die Regel sein.“44

Im Juni 2009 wurde bei dem ersten Evaluationsworkshop des Integrationskonzeptes konstatiert, dass

sich die soziale Infrastruktur (Treffpunkte, Beratungsstellen) „Am Schlaatz“ deutlich verbessert hat,

während Drewitz einen großen Nachholbedarf aufzeigt. Die folgende Abbildung verdeutlicht die

Verteilung der Angebote in den beiden Stadtteilen, wobei die Bevölkerungszahl berücksichtigt

wurde. Es ist darauf hinzuweisen, dass im Wohngebiet „Am Schlaatz“ bereits drei größere

Treffpunkte (Bürgerhaus am Schlaatz, Familienzentrum, Haus der Generationen und Kulturen) viele

verschiedene Angebote für unterschiedliche Zielgruppen integrieren. Dagegen befindet sich

momentan in Drewitz kein einziges Angebot dieser Art.

Abbildung 20: Angebotsvergleich

Quelle: Eigene Darstellung

Mit der Etablierung eines „Offenen Treffpunkts“ soll kein Konkurrenzangebot in Drewitz entstehen,

sondern eine innovative Ergänzung, die eine bessere Vernetzung der Akteure vor Ort ermöglicht. Für

die Bürger des Stadtteils fungiert der „Offene Treffpunkt“ als Anlaufstelle, die das Miteinander aller

Generationen im Stadtteil fördert und der gemeinsamen Freizeitgestaltung dient. Dieser Anlaufpunkt

44 Landeshauptstadt Potsdam, Integrationskonzept, 2008, S. 11f.

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47 Modellbeschreibungen

ist frei von einer festen Angebotsstruktur. Die zuständigen Mitarbeiter vor Ort sind Ansprechpartner

bei Problemen (Clearingstelle), die bei Bedarf andere Professionen hinzuziehen. Die Bürger können

die Angebote mitgestalten, indem sie inhaltlich beteiligt werden. Durch diese Partizipation entstehen

die Angebote von unten heraus und garantieren eine bessere Frequentierung. Um eine

niedrigschwellige Kontaktaufnahme zu gewährleisten, bietet es sich an, den „Offenen Treffpunkt“

mit einem Café bzw. Bistro auszustatten, welches ein kostengünstiges Essen- und Getränkeangebot

für seine Besucher bereithält. Eine Expertin schlug vor, den „Offenen Treffpunkt“ als Waschsalon mit

Bistro auszugestalten.

Dieser „Offene Treffpunkt“ kann in der Ladenzeile der Konrad-Wolf-Allee („Rolle“) etabliert werden.

Der „Offene Treffpunkt“ würde sich demnach zentral in einem schön gestalteten Gebiet (Grünzug mit

Bäumen und Bänken) in Drewitz befinden und hätte eine sehr gute ÖPNV-Anbindung. Ein weiterer

Vorteil ist, dass alle Räume ebenerdig (behinderten- und kinderwagengerecht) angelegt sind. Dieser

Standort wurde von den Experten besonders häufig aufgrund seiner Attraktivität genannt (Abbildung

16: Ort Stadtteilschule). Die „Rolle“ stellt einen neutralen Ort im Vergleich zum Standort Schule dar,

wodurch eine bessere Annahme durch die Bürger zu erwarten ist.

Fenster 9: Ausweichmöglichkeiten auf andere Räume

In den Experteninterviews wurde mehrfach betont, dass viele Drewitzer aufgrund sozialer Isolation andere Angebote in nahe liegenden Stadtteilen oder im Sozialraum kaum nutzen (Kapitel 3.1 Bewertung des Stadtteils). Diese latente Hemmschwelle wird von den Experten vor allem durch die fehlenden finanziellen Mittel für Fahrkosten oder Eintrittspreise, unzureichende Informationen und Ängste wegen unsicheren Kommunikationsstrukturen oder unangemessener Kleidung erklärt. Psychologisch weist dieses Verhalten auf ein mangelndes Selbstwertgefühl und fehlenden Handlungsstrategien vieler Bewohner hin (Fenster 4: Soziale Isolation). Bevor innerhalb des Stadtteils ein neuer Treffpunkt geschaffen wird, muss geprüft werden, ob vorhandene Institutionen des Stadtteils oder des angrenzenden Sozialraums räumliche Bedingungen für die funktionale Ausrichtung eines Begegnungsortes bieten.

1. Die Kellerräume der Grundschule „Am Priesterweg“, die zum größten Teil den Speiseraum und die

Schulküche umfassen, sind zweckgebunden für die Schulversorgung vorgesehen und durch die

Veränderung zur Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten bis in die späten

Nachmittagsstunden belegt. Weiterhin befinden sich im Untergeschoss notwendige Lagerräume

und ein Raum, der als offene Fahrradwerkstatt genutzt werden soll. Insgesamt bietet die Fläche des

Untergeschosses mit ihren kleinen Kellerfenstern keine offene und einladende Atmosphäre, um

effektiv mit den Stadtteilbewohnern zu arbeiten und einen niedrigschwelligen Treffpunkt zu

schaffen.

2. In Nachbarschaft an die Grundschule 20 befindet sich das Gebäude der „Die Arche“. Auch diese

Räumlichkeiten sind durch den besonderen Fokus auf die Zielgruppe der 5-12jährigen, vor allem auf

die Bedürfnisse von Grundschulkindern ausgerichtet. Das zeigt sich exemplarisch an dem

„Toberaum“ oder an dem „Kids Café“. Die Räume sind zudem für die Betreuung von 40 bis maximal

70 Kindern ausgelegt und bis 19.00 Uhr durch das tägliche Programm ausgelastet. Eine Nutzung des

Kreativraums für niedrigschwellige Projekte mit älteren Zielgruppen ist vielleicht zu überdenken,

allerdings ist es strittig, ob das kindgerechte Mobiliar dafür ausgerichtet ist. Des Weiteren sind

Räumlichkeiten, die für Bastel- und Kreativitätsangebote kompatibel sind, auch in der Grundschule

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48 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

„Am Priesterweg“ verfügbar, jedoch in denselben zeitlichen Beschränkungen. Zusätzlich sollte

beachtet werden, dass die Räumlichkeiten aufgrund der christlichen Ausrichtung des Trägers nicht

alle Zielgruppen ansprechen und daher keinen geforderten neutralen Ort der Begegnung darstellen.

3. Im angrenzenden Stadtteil Kirchsteigfeld werden momentan die Räumlichkeiten des SC Potsdam

Jugendclub „Off Line“ neu gebaut. Die Zielgruppe dieses Jugend- und Sportclubs beschränkt sich auf

die Sportbegeisterten. Der SC Potsdam beschreibt im Konzept ihre Zielgruppe wie folgt: „Der SC

Potsdam mit einem Hauptschwerpunkt im Potsdamer Kirchsteigfeld, *…+ steht allen *…+ für

sportliche Freizeit- und Gesundheitsaktivitäten und leistungsorientierte sportliche Entwicklung zur

Verfügung“ (Rieger 2008, S.4). Bereits bei der Präsentation der Idee des „Offenen Treffpunkts“ in

der öffentlichen Stadtteilschulrunde (Kapitel 7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur

„Stadtteilschule Drewitz“) betonte eine Vertreterin des SC Potsdams, dass sich die Erreichbarkeit

der älteren Zielgruppen (z.B. Erwachsene) als schwierig gestaltet, da das Angebot auf die Jugend

und vor allem auf die sportliche Betätigung ausgerichtet ist. Außerdem ist zu befürchten, dass ein

Jugendclub von Jugendlichen nicht mehr akzeptiert und insofern nicht mehr als Jugendeinrichtung

wahrgenommen wird, wenn ältere Generationen diese Rückzugsräume täglich mit nutzen.

Demzufolge ist der Erweiterung des Jugendclubs als generationenübergreifenden Begegnungsort

vor dem Hintergrund der Peersozialisation vorsichtig zu begegnen. Des Weiteren sind laut

konzeptioneller Planung die Räume durch sportliche Angebote vollständig belegt und vom SC

Potsdam werden schon jetzt durch Kooperationen andere Sportflächen des Sozialraums genutzt.

Das Modell III beinhaltet eine transparente Stadtteilarbeit mit der Aufgabe, die Akteure in Drewitz

sowie des Sozialraums V besser zu vernetzen, um die Konkurrenz zwischen ihnen abzubauen und

eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu ermöglichen. Diese Stadtteilvernetzung durch den „Offenen

Treffpunkt“ kann sich wie folgt gestalten.

Abbildung 21: Netzwerk Offener Treffpunkt

Quelle: Eigene Darstellung

Offener Treffpunkt

GS 20

Kita/

Horte

Die Arche

STIBB e.V.

Schulamt

Kinderclub Junior

Club 18

Club Off Line

DrEKiZ

Streetworker Ärzte

Schulsozialarbeiter

Politik

Polizei

Kirche

Wohnungs-unternehmen

HNC

Stadtkontor GmbH

Stadtverwaltung

Sozialarbeiter

Wirtschafts-unternehmen

Soziale Stadt Potsdam e.V.

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49 Modellbeschreibungen

Ziele

Folgende Ziele werden mit dem „Offenen Treffpunkt“ verfolgt:

1. Etablierung eines Begegnungsortes als zentrale Anlaufstelle mit Beratungsfunktion im

Stadtteil

2. Vernetzung der Akteure im Stadtteil (Netzwerkbildung), um die vorhandenen Ressourcen

besser zu nutzen

3. Bürgerschaftliches Engagement für den Stadtteil fördern (Einbindung von Freiwilligen)

4. Beschäftigungsmaßnahmen für Benachteiligte, wie z.B. berufsperspektivische

Kurse/Förderung von Schlüsselkompetenzen.

Angebote

Der „Offene Treffpunkt“ richtet sich allgemein an alle Generationen des Stadtteils. Die Angebote des

„Offenen Treffpunkts“ sind abhängig von den Bedürfnissen der Bewohner und sollen sich mittelfristig

entwickeln. Folgende zentrale Angebotselemente bieten die Basis, um ein Begegnungsort zu

schaffen, der bereits kurzfristig von der Bewohnerschaft angenommen wird:

niedrigschwelliger, interkultureller, generationenübergreifender Anlaufpunkt

Café/Bistro (mit Kinderbetreuung) und/oder Lehrküche (Kapitel 5.6.2 Café/Bistro und

Lehrküche)

Stadtteilkoordination

aufsuchende Sozialarbeit

allgemeine Beratung im Rahmen der räumlichen Kapazitäten (Clearingstelle)

kleine Veranstaltungen

flexible Öffnungszeiten.

Der „Offene Treffpunkt“ ist durch seine geringe räumliche Kapazität in seiner Angebotsgestaltung

eingeschränkt. Er bietet eine gute Voraussetzung für die Bürgerbeteiligung und dient der

kommunikativen Vernetzungsarbeit im Stadtteil. Wenn sich durch Gespräche mit den Bewohnern ein

Bedarf an speziellen Beratungen herausstellt, können diese punktuell angeboten werden. Größere

Veranstaltungen, wie Theateraufführungen, Konzerte oder Tanzabende können aufgrund der

geringen räumlichen Ressourcen im „Offenen Treffpunkt“ nicht stattfinden.

Bürgerbeteiligung

Um eine gute Annahme durch die Bürger zu garantieren, sollten diese von Beginn an am

Entwicklungsprozess beteiligt werden. Die Bewohner können am Prozess der Planung und

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50 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Umsetzung partizipieren. Der erste Schritt kann eine Bürgerbefragung sein, um die Bedürfnisse der

Drewitzer Bevölkerung in Erfahrung zu bringen. Die Ziele einer solchen Untersuchung sind:

Herstellen erster Kontakte mit den Stadtteilbewohnern

Ermittlung der Handlungsbedarfe aus Sicht der Bewohner

Gewinnen von Schlüsselpersonen

Förderung von ehrenamtlichem Engagement.

Angebote, wie der „Offene Treffpunkt“ sollten schnellstmöglich installiert werden, um den

Drewitzern zu signalisieren, dass Veränderungen nicht nur öffentlich angekündigt, sondern auch

umgesetzt werden.

4.4 Modell IV: Schule mit Begegnungshaus

Das Modell IV beschreibt ein Stadtteilbegegnungszentrum auf dem Grundstück der Grundschule „Am

Priesterweg“. Diese Variante, bei der das Schulgebäude die Funktion übernimmt, schulisches

Ausbildungsgebäude und gleichzeitig Stadtteilbegegnungsort als Zentrum außerschulischer Kultur-

und Bildungsarbeit zu sein, haben 39% der Experten befürwortet (Abbildung 14: Verständnis

Stadtteilschule). Durch die multifunktionale und -personelle Nutzung der Schulräume werden die

vorhandenen Ressourcen effektiver genutzt und die Schule kann ihre soziale Ankerfunktion noch

weiter ausbauen. Dadurch werden ihre Möglichkeiten zur sozialen Integration im Stadtteil gesteigert.

Stadtteilleben und Schulleben können sich gegenseitig ergänzen. Einerseits können von der Schule

Anregungen und Initiativen für den Stadtteil ausgehen und andererseits können vom Gemeinwesen

Ideen und Aufgaben in die Schule einfließen. Lernen, Erziehen und Bilden werden dadurch deutlicher

in Lebensprozesse einbezogen, indem traditionelle Orte des Lernens, der Erziehung und der Bildung

mit dem Stadtteilleben vernetzt werden. Dieses Modell impliziert, dass die Schule in ihrem Umfeld

eingebettet ist und dieses aktiv mitgestaltet. Durch einen solchen wechselseitigen Austausch

entstehen lebendige Netzwerke zwischen allen Akteuren vor Ort.

Für den Erfolg dieser Variante sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, die von den Experten

häufig genannt wurden und im Folgenden näher beschrieben werden. Vorab wird darauf

hingewiesen, dass eine wichtige Voraussetzung die systematische Bürgerbeteiligung ist. Diese wurde

bereits bei der Vorstellung des „Offenen Treffpunkts“ erörtert.

Gebäude

Das Gebäude stellt das „Herzstück“ dieses Stadtteilschulmodells dar, weil nur durch dessen

Gestaltung die Grundlagen für die Umsetzung der Ziele einer Stadtteilschule geschaffen werden

können. Es muss ein großer multifunktionaler Gebäudekomplex sein, der mit der Schule eine Einheit

bildet und Zusammengehörigkeit vermittelt. Das Gebäude muss ein offenes Haus der Begegnung für

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51 Modellbeschreibungen

alle Generationen des Stadtteils darstellen. Durch die multifunktionale und -personelle Nutzung der

Räume werden die Ressourcen effizienter eingesetzt. Vor allem das großzügige Außengelände steht

allen Stadtteilbewohnern zur Verfügung. Für die Entstehung eines solchen Gebäudes sind die

Sanierung der Grundschule45 sowie ein Anbau unbedingt erforderlich.

In der folgenden Abbildung ist exemplarisch der Aufbau dieses multifunktionalen Gebäudes

dargestellt, indem die verschiedenen Räume der Schule und des Begegnungshauses in Beziehung

gesetzt werden.

Abbildung 22: Schule mit Begegnungshaus

STADTTEILSCHULE

BERATUNG/SEMINARAUßENGELÄNDE

TURNHALLE

BÜRO PROJEKTTEAM

SAALMEHRZWECKRÄUME

SCHULE

GASTRONOMIE

Drewitz Drewitz

Quelle: Eigene Darstellung

Räume des multifunktionalen Gebäudes

Nach Angaben der Experten beinhaltet dieses Modell der Stadtteilschule folgende Räumlichkeiten:

Schule mit Turnhalle

Außengelände (Spielplatz, Schulgarten, Grillplatz, Fahrradstellplätze)

Ausstellungsfläche

großer Eventraum, Veranstaltungssaal

Café

Lehrküche

Beratungsräume

Mehrzweckräume bzw. Kreativräume (Werkstätten, Proberäume, Fotolabor, Computerraum)

45 Vom KIS wird der Sanierungsbedarf der Schule auf 3,6 Mio. € geschätzt (Landeshauptstadt Potsdam, Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“, 2008, S.83.).

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52 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Konferenzräume, Seminarräume

Büro

Bibliothek.

Neben der Raumnutzungsplanung, so wie sie dem Schulamt vorliegt, müssen zusätzliche

Räumlichkeiten in der Schule geschaffen werden, die für die offenen Ganztagsangebote genutzt

werden. Dabei ist der Anbau eines Multifunktionsraumes notwendig. Dieser könnte im Zuge der

Erweiterung zur „Stadtteilschule“ für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden. Vor allem die

Präsentation bzw. Aufführung der schulischen Leistungen und Erfolge, würde eine positive

Auswirkung auf die Leistungsbereitschaft und die Entwicklung eines interessierten Lernverhaltens

der Schüler erzielen. Die ausführliche Diskussion der Integration externer Angebote in den

Räumlichkeiten der Schule erfolgt im folgenden Fenster.

Fenster 10: Integration externer Angebote in die Schule

Um zusätzliche Angebote in das Schulgebäude integrieren zu können, müssen die räumlichen Gegebenheiten

der Grundschule „Am Priesterweg“ überprüft werden.

Da das Mobiliar der Grundschule auf die Größe der Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ausgerichtet ist,

ist es nicht zu empfehlen, dass andere Altersgruppen diese Möbel über einen längeren Zeitraum nutzen. Die

schulische Atmosphäre der Klassenräume stellt eine Reizüberflutung (diverse Kinderbilder, Bastelarbeiten,

Lernmaterialien) für Gruppen dar, die sich in diesen Bereichen regelmäßig für Angebote treffen. Vor allem für

individuelle Beratungen werden neutrale Rückzugsräume benötigt, die dieser Schule nicht zur Verfügung

stehen. Aufgrund des rigiden Raumnutzungsplanes der Schule können die zusätzlichen Angebote nur in den

außerunterrichtlichen Phasen erfolgen und unterliegen insofern einer geringen zeitlichen Varianz sowie

Kapazität. Falls doch innerhalb der Unterrichtszeiten Orte für externe Angebote genutzt werden können, so

werden diese durch zwischenzeitliche Unruhephasen (wie Pausenklingeln oder Lärm auf dem Flur) massiv

gestört. Einen wesentlichen Aspekt stellt die Zuständigkeit für die Räume dar. Momentan ist ein Hausmeister

dafür verantwortlich, die Schulräume instand zu halten und für die Funktionalität zu sorgen. Sobald die

Räume für externe Anlässe und Angebote geöffnet werden, müssen die Zuständigkeiten und die

Überscheidungen der Verantwortung neu festgelegt werden.

Da die Grundschule „Am Priesterweg“ seit dem Schuljahr 2009/2010 offene Ganztagsangebote durchführt,

müssen, statt die bisherigen Räumlichkeiten funktional zu überlagern, zusätzlich neue geschaffen werden.

Die Schulleitung forciert die Errichtung von Selbstlernzentren, die besonders unter dem Fokus des

Begabtenstützpunktes stehen und Orte für individuelles Lernen darstellen. Für selbständiges Lernen ist ein

Lernatelier vorgesehen. Dieses umfasst einen speziellen Raum, der aus zwei Klassenräumen entsteht und für

naturwissenschaftliche Experimente im Unterricht genutzt werden soll. Es besteht die Planung, die vierte

Etage der Schule als (Selbst-)Lernlandschaft umzufunktionieren, um dadurch Gruppenräumen für

fächerübergreifenden Sprachunterricht (Deutsch, Englisch) zu schaffen.

Aufgrund der Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten und der steigenden

Schülerzahlen in den nächsten Jahren werden die Räumlichkeiten gänzlich für die schulische Arbeit benötigt.

Unter Einbeziehen dieser Aspekte ist von der Integration zusätzlicher Angebote in den Schulräumen

abzuraten. Stattdessen ist ein Anbau an das Schulgebäude zu empfehlen.

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53 Modellbeschreibungen

Angebote und Zielgruppen

Das Begegnungshaus bietet eine Vielzahl an Angebote für die unterschiedlichen Zielgruppen.

Bestimmte Angebote dieser Stadtteilschule müssen niedrigschwellig gestaltet sein, damit sie auch

von schwer erreichbaren Zielgruppen angenommen werde.

Um bestehende Ressourcen im Stadtteil besser zu vernetzen, stellt die Stadtteilschule anderen

Trägern oder Vereinen Räume zur Verfügung, die sie für ihre Arbeit nutzen können. In diesem

Zusammenhang ist exemplarisch auf das „Bürgerhaus Hohenstücken“ in Brandenburg an der Havel

zu verweisen, das seinen Nutzern kostengünstige Räume zur Verfügung stellt (Kapitel 7.6

Referenzprojekt „Bürgerhaus Hohenstücken“).

Im „Bürgerhaus Hohenstücken“ hat ein Frühförder- und Beratungszentrum seinen Sitz. In Drewitz

bietet es sich auch an, ein solches Angebot in das Modell IV zu installieren, da nach Analyse der

Schuleingangsuntersuchungen in der Frühförderung der Kinder ein großer Handlungsbedarf besteht.

Erste Gespräche mit der Frühförder- und Beratungsstelle des EJF-Lazarus fanden statt, wobei der

Träger Interesse für eine kooperative Arbeit im Rahmen der Stadtteilschule gezeigt hat.

Da in Drewitz viele Menschen über geringe finanzielle Mittel verfügen, sollten die Angebote

kostengünstig bis kostenfrei sein. Die Experten empfehlen günstige, aber kostenpflichtige Angebote.

Anstatt Dienstleistungen generell kostenlos anzubieten, erhalten Angebote eine bessere

Wertschätzung, wenn die Teilnehmer einen Eigenanteil leisten müssen.

Um eine Magnetwirkung über den Stadtteil hinaus zu erzielen, ist es sinnvoll, stadtteilübergreifende

Angebote (z.B. Haushaltsführerschein, siehe Kapitel 5.6 Flankierende Angebote) in der

Stadtteilschule zu integrieren. Das hat nicht nur den Vorteil, dass Drewitz über die Stadtteilgrenze

hinaus bekannt wird, sondern auch, dass sich das Image von Drewitz positiv verändern kann.

Für die Überprüfung der Qualität und Nachhaltigkeit ist eine Evaluation der Angebote unbedingt

erforderlich. Es ist zu prüfen, ob im Rahmen des angestrebten Modellversuches „Entwicklung von

gesunden und sozialen Lebenswelten für eine Chancengleichheit in Schule“ eine wissenschaftliche

Begleitung und Evaluation erfolgen kann, weil durch die inhaltliche Verzahnung die schulinternen

und externen Veränderungen gemeinsam betrachtet werden müssen.

Das Modell „Schule mit Begegnungshaus“ ist so konzipiert, dass sich die Schule für den Stadtteil

öffnet, da im integrierten Begegnungshaus generationenübergreifende Angebote für alle Bewohner

zur Verfügung stehen. Die Schule nutzt die Räumlichkeiten des Begegnungshauses für spezielle

Projekte und Aufführungen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über mögliche Angebote. Die

Daten stammen aus den leitfadenorientierten Interviews, die aufgrund der Vielzahl von Vorschlägen,

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54 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

nicht alle einzeln in der quantitativen Auswertung aufgegriffen werden konnten, sondern thematisch

gebündelt wurden.

Tabelle 12: Zielgruppen und Angebote (Modell IV)

Zielgruppe Angebote

Allgemein

nach Interessen

Gesundheitsfürsorge

Mensa, Cafeteria, Kneipe, Disco

lebensnahe, praktische Angebote

generationenübergreifend

Bildung/Ausbildung, Berufsvorbereitung, Berufsbildung

umweltpädagogische Angebote

Beratungsangebote für verschiedene Problemlagen

Möglichkeiten der Beschäftigung

niedrigschwellige Angebote

Kulturzentrum

bürgerschaftliches Engagement

Kinder Frühförderung

Hausaufgabenbetreuung

Freizeitgestaltung

Essenversorgung

Jugendliche Kulturangebote

Streetworker

Proberäume

Berufsvorbereitung/Berufsbildung

Eltern Elternkurse (Elternberatung, -bildung, Erziehungstraining)

Eltern(-Kind)-Kochen

Ernährungsberatung, Gesundheitsberatung

Still-, Krabbel- o. Spielgruppe

Hebamme, Familienhebamme

Senioren Vorlesenachmittage (Lese-Omis)

Erfahrungsaustausch

alte Spiele weitergeben („Gummihopse“)

Migranten Ansprechpartner/Beratungsstelle

Sprachkurse

Migration-Erstberatung

Treffpunkt Quelle: Eigene Darstellung

Kooperation

Ein Ziel der Stadtteilschule ist die bessere Vernetzung aller Akteure vor Ort, um die Ressourcen

effektiver zu nutzen. Der Fokus liegt in der Kräftebündelung, um gemeinsam für die Drewitzer Bürger

aktiv zu werden. In Form von regelmäßigen „Runden Tischen“ bzw. in Arbeitskreisen muss ein enger

Austausch zwischen allen Beteiligten gewährleistet werden. Die „Schule mit Begegnungshaus“ öffnet

sich demnach für den gesamten Stadtteil. Hierzu zählen nicht nur die sozialen Einrichtungen, sondern

auch alle ansässigen Unternehmen, die Fachbereiche der Stadtverwaltung, Ärzte sowie die

Revierpolizei (Abbildung 23: Vernetzung „Schule mit Begegnungshaus“). Gerade auf präventiver

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55 Modellbeschreibungen

Ebene (z.B. Gewaltprävention oder Gesundheitsförderung) ist dieser systemische Ansatz relevant. In

diesem Sinne beeinflussen sich Schule und Stadtteil gegenseitig.

Fenster 11: Kooperation

Seit Aristoteles ist bekannt, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Dieses Wissen wird bei Kooperationen und Vernetzungen angewandt. Kooperation ist eine Problemlösungsstrategie, die durch die Koordination des Verhaltens verschiedener Akteure, gemeinsame Ziele oder Aufgaben qualitativ hochwertiger, effektiver oder ressourcenschonender zu erreichen bzw. umzusetzen beabsichtigt. Dabei steht das gemeinsames Interesse bzw. eine Zielgruppe im Fokus der Zusammenarbeit (bspw. Lokale Bündnisse für Familien). Durch verbindliche dialogische Austauschprozesse unterschiedlicher Akteure der Stadt, des Sozialraums oder eines Quartiers können neue Partnerschaften geknüpft und Entwicklungen ausgetauscht werden (Netzwerke). Entscheidend für eine funktionierende Arbeit ist, dass „Etwas“ als gemeinsame Aufgabe verstanden wird und ein gleichberechtigtes Geben und Nehmen erfolgt. Dabei besteht Klarheit über die Mitwirkungspotentiale des Einzelnen. Quelle: Thimm, Jugendarbeit im Ganztag der SEK.I-Schulen, 2004, S. 44ff.

Abbildung 23: Vernetzung „Schule mit Begegnungshaus“

Quelle: Eigene Darstellung

Koordination

Für einen reibungslosen Ablauf ist ein Projektmanagement für die Organisation erforderlich (z.B.

Ansprechpartner, Angebotsgestaltung, Gremienarbeit, Öffentlichkeitsarbeit). Diese Aufgabe sollte

von einem Team übernommen werden, das als Ansprechpartner für jegliche Fragen zum Thema

„Stadtteilschule“ und Stadtteilvernetzung fungiert. Vor allem im Bezug auf die bessere Vernetzung

der Akteure soll das Projektmanagement der Stadtteilschule einen wichtigen Beitrag für den Stadtteil

leisten.

Kita/

Horte

Die Arche STIBB

e.V. Schulamt

Kinderclub Junior

Club 18

Club Off Line

AWO

Streetworker

Ärzte

Schul-/Sozialarbeiter

Politiker

Universität Potsdam/

FH Potsdam

Polizei

Urania

Wohnungs-unternehmen

Wirtschafts-unternehmen

Stadtkontor GmbH

Stadtverwaltung

Soziale Stadt Potsdam e.V.

DrEKiZ

STADTTEILSCHULE

BERATUNG/SEMINARAUßENGELÄNDE

TURNHALLE

BÜRO PROJEKTTEAM

SAALMEHRZWECKRÄUME

SCHULE

GASTRONOMIE

Drewitz Drewitz

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56 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Schule

Dieses Modell der Stadtteilschule soll an der Grundschule „Am Priesterweg“ verortet sein. Damit die

integrierte Gemeinwesenarbeit dort stattfinden kann, ist es unerlässlich, dass sich die Schule zum

Gemeinwesen öffnet (Fenster 12: Öffnung von Schule) und sich das gesamte Schulkollegium (vom

Hausmeister bis zur Rektorin) mit der Stadtteilschule identifiziert. Diesbezüglich ist auf die Vielzahl

von momentanen Veränderungen in der Grundschule 20 hinzuweisen, die momentan stattfinden

(Kapitel 4.2 Modell II: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten). Aufgrund dessen muss

unbedingt darauf geachtet werden, dass die innerschulischen Akteure sensibel auf die

Entwicklungsprozesse vorbereitet werden. Erst indem die Veränderungen als langanhaltender

Prozess verstanden werden, können die Beteiligten von den Vorteilen einer veränderten Schulkultur

überzeugt werden und die Effektivität der Arbeit internalisieren. Dabei ist zu beachten, dass das

Kollegium durch zu großen Aktionismus nicht überfordert wird, denn die Partizipation der

innerschulischen Akteure stellt einen wesentlichen Bestandteil des Entwicklungsprozesses zur

Stadtteilschule dar.

Fenster 12: Öffnung von Schule

Um nachweisbar auf die Schulkultur einzuwirken, bedarf es eines kombinierten Ansatzes - mit Blick auf die jeweilige Einzelschule - der auf mehreren Ebenen ansetzt und verschiedene Elemente enthält (Melzer, Schubarth, Ehninger 2004, S.255). Schubarth (2003, S.243ff.) vertritt den Standpunkt, dass schulische Präventions- und Interventionsmaßnahmen in breite Strategien eingebettet sein müssen und dabei die Unterstützung vieler engagierter Partner benötigt (systemischer Präventionsansatz). Auf der Ebene des schulischen Umfeldes bzw. des Gemeinwesens sollen alle außerschulischen Unterstützungspotentiale mobilisiert werden, wobei die unterschiedlichen Unterstützungsakteure und Kooperationspartner zusammenarbeiten und ihre vorhandenen Kompetenzen gegenseitig für die Bearbeitung der anfallenden Probleme nutzen und austauschen sollen. Die außerschulischen Kooperationsbeziehungen fördern zusätzlich den Schulentwicklungsprozess im Sinne einer „Öffnung von Schule“, die dadurch an Lebensweltorientierung, sozialer und demokratisch partizipatorischer Qualität gewinnt und somit positive Auswirkungen auf die Schul- und Lernkultur hat (ebd., S.247f.).

4.5 Diskurs: Wie werden die Ziele einer Stadtteilschule durch die Modelle

erreicht?

In diesem Anschnitt werden die einzelnen Modelle im Hinblick auf die Zielgruppen, Angebote sowie

der Kooperation miteinander verglichen. Im Anschluss daran werden die Modelle auf ihre

Verwirklichung der Ziele einer Stadtteilschule (Fenster 1: Ziele Stadtteilschule) überprüft.

Bei den Modellen I und II sind die Kooperation sowie die Angebote sehr schulbezogen und wirken

sich daher wenig auf den Stadtteil aus. Im Vordergrund des Modells II steht die Angebotserweiterung

für die Zielgruppe der Lückekinder. Das Modell III soll alle Generationen ansprechen, aber aufgrund

seiner geringen räumlichen und personellen Möglichkeiten können nur begrenzt Angebote initiiert

werden. Von hier aus wird die Kooperation innerhalb des Stadtteils gesteuert, um eine langfristige

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57 Modellbeschreibungen

Verbesserung der Beziehungen zwischen den Akteuren zu erzielen. Das Modell IV offeriert aufgrund

seiner räumlichen Möglichkeiten für alle Generationen Angebote. Insofern wird das Begegnungshaus

den Bedürfnissen der Bewohner in vielfältiger Hinsicht gerecht (z.B. Kultur, Vereinsleben, Beratung,

Bildung). Der Austausch zwischen den Akteuren vor Ort stellt eine wichtige Voraussetzung für die

Umsetzung dieses Modells dar.

Tabelle 13:Modellvergleich Angebote und Zielgruppen/Kooperation

Grundschule 20 Grundschule mit offenen Ganztags-angeboten

Offener Treffpunkt Schule mit Begegnungshaus

Zielgruppen Schüler Schüler (Lückekinder)

offen für alle Generationen, aber begrenzte Möglichkeiten

alle Generationen

Kooperation schulbezogen schulbezogen stadtteilbezogen schul- und stadtteilbezogen

Angebote für die Schule für die Schule für den Stadtteil für die Schule und den Stadtteil

Quelle: Eigene Darstellung

Die folgende Abbildung stellt modellhaft den Umfang der jeweiligen Modelle im Hinblick auf die

Angebote und Zielgruppen sowie die Kooperation dar. Hierbei wird das Ausmaß jedes Modells

deutlich, wobei das Modell IV in beiden Kriterien den größten Anstieg aufweist.

Abbildung 24: Modellvergleich Angebote und Zielgruppen/Kooperation

Quelle: Eigene Darstellung

Angebote und Zielgruppen

Kooperation

Modell IV

Modell III

Modell II

Modell I

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58 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Da die Modelle I und II den aktuellen Stand der Schule beschreiben und daher keine umfassenden

Auswirkungen auf den Stadtteil haben, werden diese im Hinblick auf die Zielverwirklichung nicht

berücksichtigt. Im Folgenden sind für die Modelle III und IV die möglichen Szenarien entworfen, die

eintreten könnten, wenn entweder nur Modell III oder IV umgesetzt wird.

Szenario „Offener Treffpunkt“

In der Betrachtung, nur einen „Offenen Treffpunkt“ zu errichten, ohne weitere Maßnahmen im

Stadtteil zu ergreifen, muss Folgendes konstatiert werden: Es würde keine gegenseitige

Beeinflussung von Stadtteil- und Schulleben stattfinden. Es würden sich keine direkten Auswirkungen

auf die Schule zeigen, die eine Verbesserung der Bildungschancen hervorrufen können. Außerdem

würden Lernen, Bilden sowie Erziehen nicht stärker auf die Lebensprozesse der Stadtteilbewohner

einbezogen werden. Der „Offenen Treffpunkt“ könnte zwar ein notwendiges Angebot darstellen,

aber aufgrund seiner geringen räumlichen Kapazitäten nur ein kleines Repertoire an Angeboten

bieten und somit ein Begegnungshaus nicht ersetzen. Zusätzlich kann der Wunsch der sozialen

Akteure vor Ort nach einer deutlichen Verbesserung der erschwerten Arbeitssituation nicht

berücksichtigt werden.

Szenario „Schule mit Begegnungshaus“

Bei der sofortigen Errichtung des Modells „Schule mit Begegnungshaus“ besteht die Gefahr, dass der

Standort Schule nicht als Begegnungszentrum von den Bürgern angenommen wird. Begründet wird

diese Aussage mit dem fehlenden Wissen und den Unsicherheiten der Bewohner, dass Angebote für

sie darin stattfinden. Das Image von Schule erzeugt bei bestimmten Zielgruppen (bspw.

bildungsferne Menschen) negative Assoziationen und erschwert die Erreichbarkeit dieser.

Ohne eine längerfristige Beteiligung der Bewohner können die Angebote nicht ausreichend nach

deren Bedürfnissen ausgerichtet werden. Das Resultat fehlender Partizipation wäre die geringe

Nutzung des Begegnungshauses. Demzufolge würde keine Nachhaltigkeit der Angebote

gewährleistet sein und eine Fehlinvestition würde drohen, die im schlimmsten Fall eine weitere

Imageverschlechterung des Stadtteils zu Folge hätte. Die Angebote im Stadtteil können sich

überschneiden, wenn diese nicht aufeinander abgestimmt werden. Dadurch würde sich die

Konkurrenz unter den sozialen Einrichtungen erhöhen und die Kooperationsbeziehungen und somit

die Vernetzung der Akteure verschlechtern.

Da diese beiden Szenarien nicht eintreten sollen, muss die Entstehung einer solchen umfassenden

generationenübergreifenden Institution als Prozess verstanden werden (Abbildung 25: Weg zur

Stadtteilschule). In einer großen Stadtteilrunde im März 2009 wurde diese Vorgehensweise erläutert,

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59 Der Weg zur Stadtteilschule

die unter der Teilnehmern Zuspruch fand (Kapitel 7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur

„Stadtteilschule Drewitz“).

Zusätzlich sind weitere Projekte im Stadtteil zu etablieren, die sensibel auf die Bedürfnisse und

Problemlagen der Bewohner reagieren. Durch ihre Nachhaltigkeit unterstützen diese langfristig die

sozialen Akteure vor Ort bei ihrer Arbeit. Hierbei sind z.B. der Einsatz von Familienhebammen als

Form der frühen Hilfen, das frühkindliche Familienunterstützungsangebot Opstapje und das

Sozialtraining zur individuellen Förderung hervorzuheben (Kapitel 5.7 Ergänzende Projektvorschläge).

5 Der Weg zur Stadtteilschule

Im vorherigen Abschnitt wurde resümiert, dass die Realisierung nur eines Modelles nicht zu der

gewünschten Stadtteilverbesserung führt. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, die

Entwicklung zur Stadtteilschule als Weg anzusehen.

Abbildung 25: Weg zur Stadtteilschule

Quelle: Eigene Darstellung

Drei wesentliche Kernfragen bilden die Grundlage für diese Entscheidung und werden im Folgenden

näher erläutert:

1. Wie lassen sich die Drewitzer erreichen?

2. Wie lassen sich die Angebote planen?

3. Wie lassen sich die Akteure besser vernetzen?

5.1 Die Erreichbarkeit der Drewitzer

Aufgrund der sozialen Isolation und den vorhandenen Hemmschwellen sind erste Kontakte mit der

Drewitzer Bevölkerung nur über niedrigschwellige Arbeitsansätze möglich. Über einen längeren

Grundschule „Am Priesterweg“

Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten

Offener Treffpunkt

Schule mit Begegnungshaus

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60 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Zeitraum kann dadurch Vertrauen aufgebaut werden und die Bürger öffnen sich für Angebote bzw.

lassen sich für Angebote aktivieren. Ein weiterer Schritt ist die Partizipation der Bewohner, die aber

nur dann erfolgreich ist, wenn die Drewitzer in die Lage versetzt werden, sich aktiv zu beteiligen.

Dafür müssen die Voraussetzungen erst geschaffen werden. Um das neu zu schaffende

Begegnungshaus mit Ideen und Vorschlägen der Bewohner zu gestalten und zu beleben, forciert der

„Offene Treffpunkt“ eine Aktivierung der Bewohnerschaft nach dem Empowerment-Ansatz.

Fenster 13: Empowerment/Partizipation

Mit Empowerment werden Prozesse bezeichnet, in deren Verlauf sozial benachteiligte Menschen Möglichkeiten und Fähigkeiten gewinnen, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten. Empowerment ist demnach die „Ermächtigung“, Verantwortung für eigene Angelegenheiten zu übernehmen. Partizipation ist dagegen die aktive Einbindung Betroffener (bei der Bedarfserhebung, Planung oder Umsetzung), mit dem Ziel der Vertretung der eigenen Interessen. Insofern ist Partizipation eine Voraussetzung als auch eine Folge von Empowerment, da die Bürger für die Beteiligung erst einmal Kompetenzen aufbauen müssen, um die erworbenen Fähigkeiten in den Beteiligungsprozess mit einzubringen. Demzufolge ist Empowerment ein Entwicklungsprozess, der von einem Gefühl der Ohnmacht über Kompetenzgewinn bis zur aktiven Beteiligung führt. Der erste Impuls für Empowerment kann u.a. von einer aktivierenden Befragung, der Organisation eines Stadtteilfestes oder der Unterstützung eines kulturellen Angebotes ausgehen. Quelle: Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 1, 2008, S.14-19.

Durch diesen Weg der Kontaktaufnahme und Befähigung kommt es zum gegenseitigen Austausch

und zur Entstehung von Nachbarschaftsnetzwerken. Für diese erste Kontaktaufnahme ist der „Offene

Treffpunkt“ aufgrund seiner Neutralität und seiner geringen Größe besser geeignet als die „Schule

mit Begegnungshaus“. Für die Realisierung des Modells IV werden engagierte Stadtteilbewohner

benötigt, die durch den vorher installierten „Offenen Treffpunkt“ aktiviert werden können.

5.2 Die Planung der Angebote

Drewitz als Stadtteil mit vielen sozialen Problemlagen benötigt eine besondere Vorgehensweise bei

der Planung der Angebote. Ein wichtiger Bestandteil ist die Beteiligung der Bevölkerung, um bei der

Projekt- und Maßnahmenplanung den Bedarf und die Bedürfnisse der Drewitzer zu ermitteln und zu

berücksichtigen. Diese Herangehensweise hat den Vorteil, dass Fehlplanungen und -investitionen

vermieden bzw. reduziert werden. Eine aktivierende Bürgerbefragung stellt eine günstige

Planungsmethode für die Entwicklung zur Stadtteilschule bzw. des Stadtteils dar.

Fenster 14: Aktivierende Befragung

Das Hauptinteresse bei der Aktivierenden Befragung liegt in der Aktivierung der Bürger. Ziel ist es, dass sich die Bürger selbst um die eigenen Belange kümmern und mehr Bürgerbeteiligung in der Gemeinwesenarbeit initiieren. Entscheidend für die Zielumsetzung ist es, den durch die Befragung in Gang gesetzten Prozess der Beteiligung fortzusetzen und im Anschluss an die Befragung, Versammlungen und Aktivitäten folgen zu lassen. Dadurch soll ein Prozess der Problembewältigung eingeleitet werden, der dem Empowerment-Ansatz entspricht. Die Methode der Aktivierenden Befragung ist besonders geeignet, um Bedarfsermittlungen im Setting Stadtteil durchzuführen. „Diese sozialen Erhebungen sind genauso erforderlich wie Planungskosten in der städtebaulichen Sanierung. Bei verkehrstechnischen und baulichen Verfahren hinterfragt niemand die Planungskosten.

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61 Der Weg zur Stadtteilschule

Befragungen der Bevölkerung werden oftmals als zu teuer angesehen, obwohl sie maßgeblich die Akzeptanz von Vorhaben erhöhen könnten“ (Luig-Arlt, 2008). Vorgehensweise:

1. Voruntersuchung: Durch Voruntersuchungen können erste wichtige Informationen zum Stadtteil gesammelt werden, die als Grundlage für die Befragung dienen. Methoden der Voruntersuchungen können Ortsbesichtigungen, Statistikauswertungen, Gespräche mit Experten sowie Bewohnern sein.

2. Hauptuntersuchung: Für die Fragebogenentwicklung können die Ergebnisse der Voruntersuchung genutzt werden. Entweder werden leitfadenorientierte mündliche Befragungen oder schriftliche Befragungen mittels Fragebögen durchgeführt.

3. Auswertung der Aktivierung: Die Auswertung sollte in Form eines Ergebnisberichtes oder als Präsentation der Ergebnisse erfolgen und anschließend mithilfe einer Diskussion der Ergebnisse mit den Befragten abschließen. Danach wird eine Aktivierung der Beteiligten in Form einer konkreten Aktion oder der Bildung von Interessengruppen angestrebt.

Quelle: Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 2, 2008, S.13f.

Über die niedrigschwellige Kontaktaufnahme im „Offenen Treffpunkt“ sowie durch die aktivierende

Bürgerbefragung werden Handlungsbedarfe und Probleme der Bürger ermittelt. Anhand dessen

lassen sich die Angebote besser planen, da sie sich nach den Bedürfnissen der Menschen richten. Das

Modell „Schule mit Begegnungshaus“ lässt sich präziser vorbereiten, da die Bürger von dem

neutralen Standort in den Prozess der Planung der Stadtteilschule mit einbezogen werden. Die

Bürger werden somit aktiviert, sich am Entwicklungsprozess der Stadtteilschule zu beteiligen.

Parallel zur Bürgeraktivierung muss die bauliche und finanzielle Planung von einer koordinierenden

Stelle organisiert werden.

5.3 Die Kooperation

Die Kooperationsbeziehungen stellen eine wesentliche Voraussetzung für die Arbeit im Stadtteil dar.

Im Hinblick auf die Entwicklung zur Stadtteilschule müssen diese grundsätzlich verbessert werden,

weil eine erfolgreiche Umsetzung von Projekten nur dann gelingt, wenn, nach dem Setting-Ansatz

(Fenster 15: Setting-Ansatz) insbesondere im Setting Stadtteil, eine gemeinsame Vision verfolgt wird.

Diese Aufgabe übernimmt vorerst der „Offene Treffpunkt“. Außerdem bietet das Bund-Länder-

Programm „Soziale Stadt“, in dessen Förderkulisse sich Drewitz befindet, einen solchen

Anknüpfungspunkt. In diesem Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf ist die Entwicklung einer

sozialen Infrastruktur von zentraler Bedeutung und stellt somit eine gute Voraussetzung für die

Integration von Präventions- und Interventionsprojekten nach dem Setting-Ansatz dar.

Fenster 15: Setting-Ansatz

Der Setting-Ansatz ist eine Strategie der Prävention und Intervention. Als Settings werden alle Lebensbereiche verstanden, in denen Menschen regelmäßig einen großen Teil ihrer Lebenszeit verbringen (z.B. Schule, Arbeitsplatz, Wohnumfeld). Nach diesem Ansatz steht der Mensch in enger Verbindung mit seinen Lebenswelten, die einen entscheidenden Einfluss auf seine Lebensführung haben. Nach dem Setting-Ansatz sind Präventionen und Interventionen auf Wissen, Einstellungen und Handeln Einzelner und gleichzeitig auf Faktoren, die diese beeinflussen, ausgerichtet. Das heißt, je mehr die Rahmenbedingungen von Beginn an fokussiert werden, desto erfolgsversprechender sind die präventiven und intervenierenden Ansätze. Der Setting-Ansatz umfasst drei zentrale Aspekte:

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62 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

1. Auf individueller Ebene werden die Kompetenzen und Ressourcen der im Setting lebenden Personen gestärkt.

2. Auf Ebene der Strukturbildung werden protektive Rahmenbedingungen entwickelt.

3. Auf Ebene der Partizipation werden möglichst viele Personen in diesen Prozess systematisch mit eingebunden.

Quelle: Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 1, 2008, S.14-19.

In den Experteninterviews bildete sich zunehmend heraus, dass die kooperative Arbeit zwischen den

sozialen Einrichtungen in Drewitz sowie die Mitarbeit in Netzwerken und Gremien aufgrund der

aktuellen Situation im Stadtteil erschwert bzw. problembehaftet ist. Durch das latente Gefühl, stets

als schwieriger Stadtteil vernachlässigt und in öffentlichen Runden kaum thematisiert zu werden,

sank das Interesse an der Mitarbeit in sozialraumbezogenen Gremien. Die fehlende Bereitschaft an

der Partizipation entfachte allerdings einen „Teufelskreis“, der sich durch die geringe öffentliche

Beachtung potenzierte.

Die geringe Beteiligung in lokalen Netzwerken (bspw. RAK, Lokales Bündnis für Familien

Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld) wird unter anderem damit begründet, dass viele Einrichtungen in

Drewitz personelle Defizite aufweisen (bspw. geringer Betreuungsschlüssel in den Kitas und Horten).

Mehrere lokale Einrichtungen sind durch diverse Veränderungen im Stadtteil (bspw. der Ansiedlung

der „Die Arche“, der Veränderung der Schulorganisation zur Grundschule mit offenem

Ganztagsangeboten oder BLIQ - Bewegtes Leben im Quartier) „gesättigt“. Besonders das plötzliche

Interesse der Öffentlichkeit an der Arbeit der „Die Arche“ mit dem besonderen Fokus auf die

kostenlose Mittagsversorgung verschlechterte die Stimmung unter den sozialen Akteuren im

Stadtteil, da die bisherige Arbeitsleistung der Träger unter schwierigen Arbeitsbedingungen weder

erwähnt noch gewürdigt wurde. Nun möchten die Akteure vor Ort die laufenden Entwicklungen

abwarten und vor allem erleben, dass sich die momentane Stadtteilarbeit zum Positiven für die

sozialen Akteure auswirkt und nicht ausschließlich Mehrarbeit bedeutet.

Allerdings zeigen die sozialen Akteure großes Interesse an der Diskussion zur Stadtteilentwicklung im

Rahmen des Projektes „Stadtteilschule“ und äußerten dabei einerseits ihre Ängste und andererseits

ihre Erwartungen hinsichtlich der Konzepterstellung. Die Idee eines Arbeitskreises Drewitz wurde von

ihnen begrüßt, um gemeinsam für den Stadtteil zu arbeiten.

5.4 Räumliche Planung des Projektes Stadtteilschule

In diesem Abschnitt werden die verschiedenen Faktoren zusammengetragen, die für die Wahl des

Standortes entscheidend sind. Einen wesentlichen Einfluss auf die Standortfrage hat die Tatsache,

dass Drewitz einen Mangel an kommunalen Flächen für die Etablierung einer „Stadtteilschule“

aufweist. Diese wenigen städtischen Flächen umfassen die Grundschule „Am Priesterweg“ sowie die

verschiedenen Kindertageseinrichtungen.

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63 Der Weg zur Stadtteilschule

Um herauszufinden, an welchem Ort die „Stadtteilschule“ errichtet werden kann, wurde den

Experten in den Interviews die Frage des Standortes gestellt. Die Erhebung zeigt, dass die Experten

nur drei Orte benennen. Es wurde die Grundschule „Am Priesterweg“, die „Rolle“ und die „Brache

um REWE“ vorgeschlagen. In der Auswertung der Interviews liefert der Vergleich zwischen

Verständnis und Ort ein differenzierteres Bild. Die Experten, die sich für Modell II und IV

aussprechen, bevorzugen die Grundschule „Am Priesterweg“ und diejenigen, die Modell III

befürworten, präferieren die „Rolle“ als neutralen Standort.

In der Beschreibung des Modells III wurde überprüft, ob der „Offene Treffpunkt“ in den Räumen der

„Die Arche“, des Jugendclubs „Off Line“ oder in den Kellerräumen der Grundschule „Am Priesterweg“

errichtet werden kann. Aus der Analyse resultiert, dass diese Institutionen keine

Ausweichmöglichkeiten bieten. Stattdessen werden die Räumlichkeiten der Konrad-Wolf-Allee als

Standort für den „Offenen Treffpunkt“ vorgeschlagen. Die Überprüfung externe Angebote in

schulische Räume zu integrieren ergibt, dass ein Anbau an das Schulgebäude für die Umsetzung des

Modells IV erforderlich ist. Die „Brache um REWE“ kann als Standort nicht fungieren, da sich diese

Fläche nicht in kommunaler Trägerschaft befindet. Von daher wäre die Nutzung mit hohen

Investitionen für den Erwerb und Umbau verbunden.

Anhand dieser Ausführungen wird deutlich, dass der „Offene Treffpunkt“ in die „Rolle“ etabliert

werden muss. Für die „Schule mit Begegnungshaus“ ist ein Anbau an die Grundschule „Am

Priesterweg“ erforderlich.

5.5 Zeitliche Planung des Projektes Stadtteilschule

Bereits zum heutigen Zeitpunkt wirken die Aktivitäten der Grundschule „Am Priesterweg“ über die

schulischen Aufgaben hinaus. Diese Vorläufer der Stadtteilschule als Ort der Begegnung und des

Austausches sollen im gesamten Planungszeitraum weiter unterstützt und beibehalten werden.

Relativ zeitnah muss ein „Offener Treffpunkt“ in der Konrad-Wolf-Allee entstehen, wo aktivierende

Gemeinwesenarbeit sowie transparente Stadtteilarbeit stattfinden kann. Durch die temporäre

Lösung kann man dem dringenden Bedarf der Bewohnerschaft nach einem Ort der Begegnung, des

Austausches aber auch der Lebenshilfe gerecht werden. Durch den zeitweiligen „Offenen Treffpunkt“

wird der Zeitraum überbrückt, bis im Zuge der umfassenden Sanierungsarbeiten am Schulgebäude

ein Anbau für das Begegnungshaus erfolgen kann. Mit der Fertigstellung der Räumlichkeiten

innerhalb des Anbaus kann der Umzug vom „Offenen Treffpunkt“ erfolgen.

Für die weitere Planung impliziert dieser Weg zur Stadtteilschule, dass während der Installierung des

„Offenen Treffpunkts“ die „Schule mit Begegnungshaus“ parallel vorbereitet werden muss. Diese

synchrone Projektplanung und -umsetzung gibt einerseits den Bewohnern die Möglichkeit, ihre Ideen

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64 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

in die Angebotsgestaltung mit einfließen zu lassen. Andererseits müssen gleichzeitig die bauliche und

finanzielle Planung sowie die sukzessive Akquirierung von Angeboten von einer zuständigen Person

koordiniert werden.

Die folgende Tabelle beinhaltet die kurz-, mittel- und langfristige Planung des Weges vom „Offenen

Treffpunkt“ zur „Schule mit Begegnungshaus“.

Tabelle 14: Zeitliche Projektplanung

Jahr Umsetzung

Kurzfristige Planung

2009 Analyse des Stadtteils

aktivierende Bürgerbefragung

Aktivierung von Schlüsselpersonen des Stadtteils

Ausbau der bestehenden Kooperationen und Zusammenarbeit mit neuen Kooperationspartner im Stadtteil, wie z.B. Hebamme, Revierpolizei, Kinderärzte

Gründung des „Arbeitskreises Drewitz“

Gründung einer Bürgerinitiative aus der Bewohnerschaft heraus

Öffentlichkeitsarbeit

Gremienarbeit

Eröffnung des „Offenen Treffpunkts“

Koordination des „Offenen Treffpunktes“

Erstellung des Bau- und Finanzierungskonzeptes für die „Schule mit Begegnungshaus“

2010 Gestaltung der Angebote nach den Bedürfnislagen der Bewohnerschaft

Hinzuziehen anderer Professionen nach Bedarf

Einbinden von Ehrenamtlichen in Gemeinwesenarbeit

Aufbau nachbarschaftlicher Netzwerke/Tauschbörse

Öffentlichkeitsarbeit

Gremienarbeit

Koordination des „Offenen Treffpunktes“

Evaluation der Angebote

Koordination des Bau- und Finanzierungskonzeptes für die „Schule mit Begegnungshaus“

Interessentengespräche für „Schule mit Begegnungshaus“ mit Vereinen und Trägern

Mittelfristige Planung

2011 Verstetigungen und Akquirierung neuer Dienstleistungsangebote (z.B. Beratung), kultureller und sozialer Angebote als Basis für das Begegnungshaus

Schaffung von Arbeitsplätzen

Öffentlichkeitsarbeit

Gremienarbeit

Koordination des „Offenen Treffpunktes“

Evaluation der Angebote

Koordination „Schule mit Begegnungshaus“ (in Bau)

Partizipation der Bewohner an Planung des Begegnungshauses

Gestaltung von Nutzungsvorverträgen für das Begegnungshaus

2012 Fertigstellung des Begegnungshauses und Umzug in die neuen Räumlichkeiten

Bereitstellung von Räumen, die auch für die Bewohnerschaft oder Vereine zu mieten sind (Kapitel 7.5 Referenzobjekt „Bürgerhaus Hohenstücken“)

Verbesserung des Austausches von Bildung und Lernen auf alle Lebensprozesse durch die räumliche Nähe zur Schule

Schaffung von Arbeitsplätzen

Öffentlichkeitsarbeit

Gremienarbeit

Koordination des Begegnungshauses

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65 Der Weg zur Stadtteilschule

Evaluation der Angebote

2013 Einsatz von Ehrenamtlichen, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zur Vorbereitung für den 1. Arbeitsmarkt und Schaffung von Arbeitsplätzen

Angebote in der Lehrküche für Jung und Alt erzeugt Magnetwirkung über den Stadtteil hinaus

Schaffung von Arbeitsplätzen

Öffentlichkeitsarbeit

Gremienarbeit

Koordination des Begegnungshauses

Evaluation der Angebote

Langfristige Planung

Ab 2014 Etablierung des Begegnungshauses für alle Generationen des Stadtteils und über den Stadtteil hinaus

Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität im Stadtteil

Schaffung von Arbeitsplätzen

Imageverbesserung

Öffentlichkeitsarbeit

Gremienarbeit

Koordination des Begegnungshauses

Evaluation der Angebote Quelle: Eigene Darstellung

5.6 Flankierende Angebote

In diesem Teil des Konzeptes werden flankierende Projekte für Drewitz vorgestellt, die sich in den

Modellen „Offener Treffpunkt“ oder „Schule mit Begegnungshaus“ integrieren lassen. Diese

Angebotsbeispiele wurden häufig von den Experten im Rahmen der Befragung geäußert (Kapitel 3.4

Räume und Angebote im Verhältnis zu den Modellen). Zusätzlich hat sich die Bedeutung dieser

Arbeitsansätze im Quartier durch weitreichende Recherchen, Erfahrungsaustausche sowie durch

Fachtagungen bestätigt.

5.6.1 Elterntrainings

In Drewitz sind nach Angaben des Jugendamtes viele Kinder von Kindeswohlgefährdungen betroffen

(Kapitel 2.1 Drewitz unter Betrachtung der statistischen Daten). Die Ursachen sind multifaktoriell

bedingt. Folgende Risikofaktoren lassen sich in diesem Stadtteil signifikant nachweisen:

niedrigeres Bildungsniveau

hoher Anteil an Einelternfamilien

hohe Erwerbslosigkeit einhergehend mit Erhalt von Transferleistungen

soziale Isolation der Familien.

Da in diesem Stadtteil auffallend viele junge Familien wohnen, sollte ein Angebot geschaffen werden,

das diese Eltern bei der Bewältigung der Erziehungsaufgabe ihrer Kinder unterstützt und sie in ein

soziales Netzwerk integriert.

In der Grundschule „Am Priesterweg“ und in den Kindertagesstätten werden täglich überforderte

Familien wahrgenommen. Die Kinder kommen bereits im Vorschulalter mit

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66 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten in die sozialen Institutionen. Bereits in den

frühen Kindheitsjahren besitzen diese Kinder Entwicklungsdefizite, die sich vielfach im Laufe der

Jahre potenzieren. Dadurch sind sie massiv an der gesellschaftlichen Teilhabe behindert und besitzen

nicht dieselben Chancen wie andere, ihre Potentiale und Fähigkeiten zu entdecken und zu erweitern.

Aus diesem Grund müssen bereits frühzeitig Familien unterstützt und ihre Kompetenzen entwickelt

werden. Durch präventive Angebote können Risikofaktoren gemindert werden und den Kindern kann

ein gesünderes und chancengleiches Aufwachsen in der Gesellschaft ermöglicht werden.

Fenster 16: Elterntrainings

Die Erreichbarkeit von Familien, bei denen die Erziehungsprozesse problematische Formen angenommen haben, stellt ein wesentliches Problem der familienbezogenen Prävention und Intervention dar (Lösel & Bliesner 2003, S.167, Mansel 2001, S.248). Aus diesem Grund ist die Einführung präventiver Maßnahmen, insbesondere Elterntrainings, die positives elterliches Erziehungsverhalten trainieren und unterstützen und somit zur Erhöhung der Erziehungskompetenz beitragen, dringend erforderlich (Hahlweg & Heinrichs 2007, S.170f.). Angesichts der geringen Bereitschaft der betroffenen Familien bestehende Beratungs- und Hilfsangebote wahrzunehmen, ist die Entwicklung und Verbreitung von präventiven Ansätzen wohlmöglich erfolgversprechender als Interventionsansätze (Hahlweg & Heinrichs 2007, S.173f.).

Im Folgenden wird das Elterntraining FuN beschrieben, das ab September 2009 in Drewitz

stattfindet. Bereits an dieser Stelle soll aufgrund der prekären sozialen Lage im Stadtteil auf die

ergänzenden Projektvorschläge der Familienhebamme sowie des Frühförderprogramms Opstapje

hingewiesen werden (Kapitel 5.7 Ergänzende Projektvorschläge).

FuN: Familie und Nachbarschaft

FuN ist ein präventives Familienbildungsprogramm und fördert Erziehungs- und

Beziehungskompetenzen bei allen Familienmitgliedern durch das gemeinsame Erleben von Übungen

und Spielen. Es orientiert sich am Sozialraum der Familien, indem es unterschiedliche

Unterstützungsangebote für Familien im Stadtteil vernetzt und in Kooperation verschiedener sozialer

Dienste durchgeführt wird. 46

46Die Informationen zum Familienprogramm FuN stammen aus: Praepaed (Institut für präventive Pädagogik), FuN- Familie und Nachbarschaft, 2008 und http://www.praepaed.de

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67 Der Weg zur Stadtteilschule

Abbildung 26: Kooperationsmodell FuN-Projekt

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an praepaed 2008, S.10.

FuN ist als niedrigschwelliges Programm konzipiert, dass sich vor allem an bildungsferne und sozial

benachteiligte Familien sowie an Familien mit Migrationshintergrund richtet. In einem persönlichen

Gespräch werden die Familien angeworben, indem ihnen die positive Wirkung des Programms

verdeutlicht wird, ohne sie durch Defizitzuweisungen zu stigmatisieren. Für diese

Einladungsgespräche werden Familien gezielt durch einen Kooperationspartner, der mit den

jeweiligen Familien schon in Kontakt steht, ausgewählt.

Folgende Hauptziele werden mit dem Programm verfolgt:

Förderung der Elternkompetenz

Stärkung der Eltern und Kinder

Festigung sozialer Beziehungen

Förderung der Kooperation

Entwicklung von Erziehungspartnerschaft.

Das FuN-Programm wird einmal in der Woche von ca. 16.00-19.00 Uhr in einem Zeitraum von acht

Wochen in einer Einrichtung des Sozialraums der Familien durchgeführt. Das Programm besteht aus

acht Elementen, die möglichst immer in der gleichen Reihenfolge und im gleichen Zeitrhythmus

ablaufen. Dabei findet ein Teil im Familienverband und ein anderer familienübergreifend statt.

Begrüßung

Kooperationsspiel

Kommunikationsspiel

Gemeinsames Essen

Kita oder Grundschule

Jugendamt ASD/BSD

Familien-beratung und

-bildung/ familien-bezogene Dienste

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68 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Elternzeit/Kinderzeit

Spiel zu Zweit

Überraschungsspiel

Abschlusskreis

Nach dem achtwöchigen Programm beginnt die Selbstorganisationsphase, bei der sich die Familien

alle 14 Tage bzw. monatlich selbständig trifft, um Hilfs- und Nachbarschaftsnetzwerke aufzubauen.

Im Jahr 2008 wurden in Potsdam elf FuN-Teamer in einem viertägigen Lehrgang ausgebildet, der

durch Mittel des MASGF Brandenburg finanziert wurde. Das FuN-Programm in Brandenburg

entspricht in allen Phasen dem FuN-Programm des praepaed-Instituts für präventive Pädagogik. Die

erste Programmdurchführung hat im April 2009 begonnen und fand im EKIZ der AWO statt. Die

nächste Umsetzung ist für die Grundschule „Am Priesterweg“ im September 2009 geplant.

5.6.2 Café/Bistro und Lehrküche

In der Expertenbefragung wurde Ernährung häufig thematisiert, in dem die Interviewpartner im

Zusammenhang mit der räumlichen Ausstattung einer Stadtteilschule eine Lehrküche bzw. ein

Café/Bistro forderten (Kapitel 3.3 Stadtteilschule - Zielgruppen, Angebote und Räume). In den

Modellbeschreibungen „Offener Treffpunkt“ und „Schule mit Begegnungshaus“ wurden diese

Vorschläge bereits aufgegriffen. Im Folgenden werden die Angebote im Hinblick auf ihre

Notwendigkeit erläutert und durch Projektideen ergänzt.

Fenster 17: Ernährung

Ein gesunder Lebensstil wird maßgeblich in den Familien geprägt. Von daher stellt Ernährung einen wichtigen und sensiblen Teil der Erziehung dar. Gerade die ersten Lebensjahre eines Kindes sind für Vorlieben und Abneigungen sowie erlernte günstige und ungünstige Gewohnheiten entscheidend. Die Kinder lernen vor allem durch Beobachtung von ihren Vorbildern (Lernen am Modell). Gesunde Ernährungsgewohnheiten sind demnach abhängig vom Lebensstil der Eltern bzw. primären Bezugsperson, zeitlichen und finanziellen Ressourcen, erworbenen Kompetenzen und Fertigkeiten in Bezug auf Auswahl und Zubereitung von Nahrung sowie den Erziehungskompetenzen der Eltern und Bezugspersonen. Gerade bei sozial benachteiligten Familien kann eine ungünstige Ernährungsweise durch Information, Erwerb von bestimmten Fähigkeiten und Veränderung von Alltagsgewohnheiten positiv beeinflusst werden, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

Orientierung der Angebote und Maßnahmen am Alltag und an den vorhanden Ressourcen (Zeit, Geld, Kompetenzen, Fähigkeiten) der Familien

niedrigschwellige Zugangswege

Ausrichtung der Angebote und Maßnahmen auf Lebenswelten, sozialen Schichtzugehörigkeiten und kulturellen Aspekten

Betroffene aktiv an der Umsetzung von Unterstützungsangeboten einbeziehen, um höhere Akzeptanz und Motivation zu erreichen und um das Erlernte im Alltag umzusetzen.

Für die Umsetzung haben sich besonders Schlüsselpersonen des Stadtteils bewährt, die durch die Angebote angesprochen werden und als Multiplikatoren die gesündere Lebensweise weitertragen (Schneeballeffekt). Quelle: Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 4, 2008, S.8f.

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69 Der Weg zur Stadtteilschule

Café/Bistro

Ein solches Angebot (Café/Bistro) ist in vielerlei Hinsicht unbedingt erforderlich47. In einem

Café/Bistro, indem ein Frühstücksangebot, ein Mittagstisch, eine Kaffeetafel o.ä. angeboten wird,

können sich Menschen begegnen, die ansonsten kaum die Möglichkeit haben, in Kontakt zu treten.

Gerade vor dem Hintergrund der Schaffung generationenübergreifender Angebote, ermöglicht ein

Café/Bistro, dass sich Menschen unterschiedlichen Alters beim gemeinsamen Essen treffen, ins

Gespräch kommen oder sogar Freundschaften entwickeln. Ein weiterer Vorteil der Etablierung eines

solchen Essenangebotes im Modell III oder IV besteht darin, dass Besucher durch dieses

niedrigschwellige Einstiegsangebot dazu motiviert werden, ihre Schwellenängste zu überwinden.

Demzufolge fungiert das Café/Bistro als Türöffner für neue Besucher. Durch das Café oder Bistro

können spezielle Gruppen angesprochen werden. Gerade in Drewitz zeigt sich die Notwendigkeit für

ein öffentliches kostengünstiges Essenangebot. Ein erster Schritt wurde zwar durch die AWO

„Spirellibande“ und ein zweiter Schritt durch die Etablierung der „Die Arche“ getan. Beide

Institutionen bieten kostenloses Essen an der Grundschule „Am Priesterweg“ an, jedoch werden

hiermit nur die Grundschulkinder angesprochen. Alle weiteren Zielgruppen haben in Drewitz

aufgrund der infrastrukturellen Ausstattung an gastronomischen Einrichtungen kaum eine

Möglichkeit, kostengünstig zu essen. Das Café oder Bistro soll die Besucher nicht nur bei der

Essenzubereitung entlasten, sondern dient auch der Ansprache für weitere Angebote.

Das Essenangebot soll generationenübergreifend gestaltet sein. Hierdurch kommen die

unterschiedlichen Bewohner miteinander in Kontakt und können sich untereinander austauschen.

Ein besonderer Fokus wird auf die Familien gelegt. Für diese Zielgruppe ist ein parallel stattfindendes

Kinderangebot unerlässlich, um sich untereinander ungestört austauschen zu können. Um jedoch alle

Zielgruppen erreichen zu können, sind flexible Öffnungszeiten notwendig. Gerade für Berufstätige

und Familien sind Angebote am Wochenende dringend zu empfehlen. Folgende Angebote könnte

der offene Cafébetrieb für seine Gäste bereithalten:

Frühstück für Mütter und Väter

Kaffeekränzchen für Senioren

Internationale Kochabende

Wochenendbrunch für Berufstätige und Familien.

47 Die folgenden Ausführungen orientieren sich an dem Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser im Auftrag des BMFSFJ. Nähere Informationen unter http://www. mehrgenerationenhaeuser.de.

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70 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Lehrküche

Für das Modell „Schule mit Begegnungshaus“ kann dieses Angebot noch zusätzlich erweitert werden,

indem der offene Essenbereich auf Grundlage einer Lehrküche gestaltet wird. Dort kann mit den

Bewohnern regelmäßig gekocht werden. Diese Lehrküche kann der Qualifizierung von Teilnehmern

im Rahmen von Kursen dienen. Durch die aktive Teilnahme sind die Kompetenzen der Drewitzer

gefragt. In der Lehrküche sind unterschiedliche Kursangebote möglich, wie z.B. der

Haushaltsführerschein für Schüler und das Projekt „Gesund essen mit Freude“. Die Räumlichkeit

muss so geplant werden, dass große Gruppen ausreichend Platz zum gemeinsamen Kochen und

gesellschaftlichen Miteinander haben. Im Erfahrungsaustausch mit dem „Bürgerhaus Hohenstücken“

wurde auf die Notwendigkeit eines solchen Angebotes hingewiesen, da es von der Bewohnerschaft

gut angenommen wird und für den Aufbau sozialer Netzwerke geeignet ist.

Haushaltsführerschein

Das Projekt Haushaltsführerschein, das grundlegende Alltagskompetenzen (Ernährung, Bewegung,

Gesundheit, Wäsche- und Raumpflege) und haushaltsbezogene Bildung fördert, wurde durch das

MBJS ins Leben gerufen sowie von der AOK Brandenburg gefördert und von der Projektagentur

Berlin-Brandenburg durchgeführt. Da der Träger momentan neue Räumlichkeiten für die

Durchführungen dieses Angebotes in Potsdam sucht, bietet sich die Installierung einer Lehrküche in

Drewitz an.

Der Haushaltsführerschein soll Kenntnisse und Fähigkeiten über gesunde Ernährungsweisen sowie

über die Haushaltsführung vermitteln und Schülern zu selbständigen und verantwortungsbewussten

Handeln befähigen. Da sich das Projekt an Kinder der 4. und 5. Klasse richtet, werden alle

gesellschaftlichen Schichten angesprochen, ohne sozial benachteiligten Familien und Familien mit

Migrationshintergrund zu stigmatisieren.

„Gesund essen mit Freude“

Dieser Koch- und Ernährungskurs48 ist vor allem auf die Zielgruppe der Frauen ausgerichtet. In

fachlicher Begleitung überdenken sie gemeinsam Ernährungsgewohnheiten der Familie und

versuchen diese gesünder zu gestalten. Durch die Einbindung von Frauen mit Migrationshintergrund

finden auch kulturbedingte Ernährungsgewohnheiten Berücksichtigung. Außerdem können Fragen,

die sich z.B. mit Erziehung und dem unterschiedlichen Rollenverständnis von Frauen und Männern

beschäftigen, diskutiert werden.

48 Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 4, 2008, S.2; Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 1, 2008, S.10.

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71 Der Weg zur Stadtteilschule

Erfolgreich umgesetzt wurde dieses Projekt in einer Berliner Schule mit sozial benachteiligten

Teilnehmern.49 Aus dem Projekt entwickelte sich für die Frauen ein wichtiger soziales Netzwerk. Die

Frauen treffen sich weiter, um gemeinsam zu kochen, zu diskutieren und um Aktivitäten an der

Schule zu unterstützen.

5.7 Ergänzende Projektvorschläge

Um die sozialen Akteure vor Ort bei ihrer Arbeit langfristig zu unterstützen, sind der Einsatz von

Familienhebammen als Form der frühen Hilfen, das frühkindliche Familienunterstützungsangebot

Opstapje und das Sozialtraining zur individuellen Förderung exemplarisch hervorzuheben. Diese

Projekte werden an dieser Stelle kurz erläutert.

5.7.1 Familienhebammen

Familienhebammen50 sind staatlich examinierte Hebammen mit einer Zusatzqualifikation, deren

Tätigkeit die Gesunderhaltung von Mutter und Kind fördert. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der

psychosozialen, medizinischen Beratung und Betreuung von Risikogruppen durch aufsuchende

Tätigkeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Berufsgruppen. In der

Regel findet die Betreuung im vertrauten Bereich durch Hausbesuche der Familienhebamme statt.

Neben den allgemeinen Leistungen einer Hebamme wie Vorsorge, Geburtsbegleitung,

Wochenbettbetreuung, Nachsorge und Stillberatung leistet die Familienhebamme vor allem

Motivation zur Selbsthilfe (Empowerment) bzw. fördert das Selbsthilfepotential der Frauen. Um eine

optimale Unterstützung der Familien und Kinder sicherzustellen, arbeitet die Familienhebamme eng

mit sozialen und medizinischen Institutionen zusammen und übernimmt die Vermittlung sowie

Begleitung zu weiterführenden Diensten, wie z.B. Jugendamt, Erziehungsberatungsstellen, Sozialamt,

Schwangerschaftsberatungsstellen, Ärzten und Psychologen. Da der Beruf der Hebamme positiv

besetzt ist und mit Unterstützung eines wichtigen Lebensabschnittes assoziiert wird, kann sich die

Familienhebamme in Vernetzung mit anderen Institutionen für das Wohl des Kindes und der Mutter

auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene einsetzen und somit vermeidbare Gefahren

erkennen und gegebenenfalls die Folgen abwenden bzw. mildern.

Schwangere, Mütter und ihre Kinder, die gesundheitlichen, medizinisch-sozialen oder psychosozialen

Risiken ausgesetzt sind, werden bis zum vollendeten 1. Lebensjahr des Kindes durch die

Familienhebamme betreut. Im Folgenden sind mögliche Kriterien für eine Betreuung aufgelistet:

minderjährigen Schwangerschaft

familiär- und/oder altersbedingte Überforderung

49 Weitere Informationen zum Projekt unter: http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de, http://www.saglik-berlin.d 50 Die Informationen zu Familienhebammen sind unter folgendem Link zu finden: http://www.familienhebamme.de/wir.html

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72 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Vernachlässigung des Kindes

Verdacht auf Kindesmisshandlung

Gewalt in engen sozialen Beziehungen

mangelnde Sprachkenntnisse aufgrund von Migrationshintergrund

soziale Isolation

psychische oder chronische Erkrankungen bzw. medizinische Auffälligkeiten

Suchterkrankungen

geringer sozio-ökonomischer Status und/oder Bildungsstand

körperliche oder geistige Behinderung

Aufenthalt in Mutter-Kind Einrichtung

langer stationärer Aufenthalt von Mutter und/oder Kind.

Aufgrund des hohen Anteils von Einelternfamilien in Drewitz, die in einigen Fällen mit der alleinigen

Erziehung überfordert sind, sollte der Einsatz von Familienhebammen auch für diese berücksichtigt

werden.

5.7.2 Das Frühförderprogramm Opstapje

Opstapje51 versucht durch einen niedrigschwelligen Ansatz im Rahmen von Hausbesuchen in die

Familien zu gelangen, um dort langfristige Verhaltensänderungen der Eltern zu bewirken. Dabei wird

vor allem das Konzept des Modell-Lernens genutzt. Durchgeführt wird das präventive

Förderprogramm von geschulten Laienhelfern (Hausbesuchern), die aus dem sozialen Umfeld der

Klienten kommen sollen. Kennzeichnend für Opstapje sind:

intensive langzeitliche Familienbegleitung über zwei Jahre

Festigung von Kompetenzentwicklungen der Eltern

Alltagsnähe

Verhaltensmodifikation im realen Kontext des Familienalltags

Interaktion im spielerischen Erleben

Anregungen in der häuslichen Umgebung anhand pädagogisch wertvoller Materialien

gezielte Steuerung der Entwicklungsförderung des Kindes im kognitiven, motorischen,

sozialen und emotionalen Bereich

Sensibilisierung der Eltern für Bedürfnisse ihrer Kinder und Stärkung der

Eigenverantwortung und Selbstständigkeit.

Ein weiteres Element des Programms sind die regelmäßigen Gruppentreffen zum Zweck der:

Wissensvermittlung über die Entwicklung und Erziehung des Kindes

51 Die nachfolgenden Informationen sind aus der Programmbeschreibung entnommen: Sann/Thrum, Opstapje - Schritt für Schritt, 2004.

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73 Der Weg zur Stadtteilschule

Aufbau eines soziales Netzwerkes der Familie

Kennen lernen von Angeboten im Stadtteil.

Die Zielgruppe des präventiven Förderprogramms Opstapje sind Familien mit zweijährigen

Kleinstkindern mit oder ohne Migrationshintergrund. In Drewitz wären das insbesondere Familien,

die einen oder folgende Risikofaktoren aufweisen:

soziale Benachteiligung (z.B. Einkommensarmut)

belastete familiäre Lebenssituation (z.B. Trennung)

persönliche Belastungen (z.B. psychische Erkrankungen).

Aufgrund der belastenden oder benachteiligenden Situation wird es diesen Eltern erschwert, auf die

Signale des Kindes empathisch zu reagieren, so dass die Bedürfnisse nicht ausreichend befriedigt

werden können. Insbesondere durch Kinderärzte, Kinderbetreuungseinrichtungen, den Potsdamer

Babybegrüßungsdienst, Hebammen und weiteren Schlüsselpersonen im Stadtteil, die mit Familien

zusammenarbeiten, kann für das Förderprogramm geworben und Teilnehmer akquiriert werden.

Opstapje verfolgt unterschiedliche Ziele für die jeweiligen Zielgruppen. Diese sind in der folgenden

Abbildung zusammengefasst.

Abbildung 27: Ziele Opstapje

Quelle: Eigene Darstellung

5.7.3 Sozialtraining

Bei dem Projekt handelt es sich um ein Sozialtraining52 mit ganzheitlicher und individueller Betreuung

und Begleitung von Menschen, die aufgrund unterschiedlicher sozialer Problemlagen zunehmend

dazu aktiviert werden sollen, sich selbst zu organisieren und Eigenverantwortung zu übernehmen.

Die zu betreuende Gruppe soll ca. 12 Teilnehmer umfassen. Der Zeitraum des Projektes richtet sich

52 Positive Erfahrungen mit diesem Arbeitsansatz wurden in Berlin-Mitte gesammelt. Weitere Informationen dazu: http://www.freiehilfe-berlin.de/npsh.html

Eltern

•Steigerung ihrer elterlichen Erziehungskompetenzen (Sicherheit, Selbstwertgefühl)

•Sensibilisierung für die altersspezifischen Bedürfnisse des Kindes/ richtige Interpretation der kindlichen Signale

•Kennerlernen neuer Wege, um die Entwicklung ihres Kindes altersgerecht zu fördern

Kind

•Unterstützung und Anregung ihrer altersgerechten Entwicklung (sprachliche, kognitive, motorische, sensorische )

•durch spielerische Erfahrungen, Entdeckung der Umwelt

•Autonomie und Selbstbestimmung

Familie

•Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung durch verbesserte Eltern-Kind-Interaktion

•Stabilisierung des entwicklungsförderlichen Interaktionsmuster zwischen Eltern und Kind

•Aufzeigen neuer entlastender Familienressourcen

•soziales Netzwerk zum Austausch

Gesellschaft

•Gesundheitsförderung

•verbesserte Bildungschancen

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74 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

nach der individuellen Entwicklung des einzelnen Teilnehmers und kann eine maximale Betreuung

und Begleitung von bis zu 12 Monate ermöglichen. Das Projekt umfasst drei Phasen:

1. vierwöchiger intensiver Sozialtrainingskurs

2. Abbau der erkannten individuellen Probleme und Defizite

3. Selbstorganisation.

Das Sozialtraining ist darauf ausgerichtet, verschiedene Kompetenzen zu fördern und kann

maßgeblich dazu beitragen, den Einstieg auf den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dabei werden

neben einem vierwöchigen Sozialtrainingskurs und Kommunikationskurs, ein umfassendes

Bewerbungstraining sowie Workshops zu spezifischen Themen (z.B. Alternativen zur Arbeitslosigkeit,

Schulden) angeboten. Diese Formen der Förderung von Schlüsselkompetenzen und der

Unterstützung zum Berufseinstieg sind in Drewitz dringend erforderlich. Die Projektmitarbeiter

stehen den Teilnehmern über die gesamte Maßnahme als Ansprechpartner zur Verfügung. Zudem

kann durch den längeren Zeitraum der Zusammenarbeit das Entwickeln eines sozialen Netzwerkes

der Stadtteilbewohner erleichtert werden.

Das Sozialtraining ist für Menschen mit unterschiedlichen sozialen Problemlagen angedacht:

Langzeitarbeitslosigkeit

Perspektivlosigkeit durch mangelnde berufliche Qualifikationen

Hemmungen, bestehende Hilfesysteme in Anspruch zu nehmen

Defizite in der sozialen Kompetenz

drohende Straffälligkeit

drohende Obdachlosigkeit

mangelndes Selbstvertrauen

soziale Isolation.

Folgende Ziele werden mit dem Sozialtraining verfolgt:

1. Sozialtrainingskurs

Herausarbeitung individueller Probleme, Ressourcen und Ziele

Aufbau einer Bezugsgruppe

2. Abbau der erkannten und individuellen Probleme und Defizite

differenzierte Beratung und Begleitung, Erarbeitung und Umsetzung des Handlungs- und

Hilfeplans

Gruppentrainingskurs

3. Selbstorganisation

zunehmende Eigenverantwortlichkeit, Auswertung der Fortschritte des Handlungs- und

Hilfeplans durch Projektmitarbeiter

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75 Der Weg zur Stadtteilschule

Einzelberatung/Gruppentreffen

5.8 Nächste Schritte in Drewitz

Die folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die nächsten Schritte in Drewitz. Anschließend

werden der Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt Drewitz“ und der Workshop „Perspektivwerkstatt

Drewitz 2020“ vorgestellt. Das Konzept zur „Gartenstadt Drewitz“ beinhaltet umfassende

Veränderungen des gesamten Stadtteils. Der Workshop „Perspektivwerkstatt Drewitz 2020“

entwickelt Zukunftsbilder für Drewitz und kann eine Grundlage für die Stadtteilentwicklung sein.

Tabelle 15: Nächste Schritte in Drewitz

Datum Maßnahme

September 2009 6. Internationales Sommercamp Thema: Gestaltung und Verbindung der beiden Drewitzer Stadteingänge durch städtebauliche Maßnahmen entlang des künftigen Konrad-Wolf-Parks

Oktober 2009 Vorlage und erste Diskussion der Ergebnisse der stadtweiten Mieterbefragung der PRO POTSDAM mit Mitarbeitern der Verwaltung (Stadterneuerung, Soziales, Stadtplanung, Jugend, Wohnen...)

02.10. und 08./09.10.2009

Perspektivwerkstatt Drewitz 2020 in Szenariotechnik (Teilnehmer: Wohnungsunternehmen, Verwaltungsspitze, Politiker, Bewohner)

22.10.2009 Vorstellung der Ergebnisse der Sinus-Milieu-Untersuchung zur Drewitzer Bevölkerung

Oktober 2009 Beginn der Befragung der Drewitzer

Januar 2010 Workshop: Der Drewitzer Evaluierung der Ergebnisse der drei Befragungen (Sinus-Milieu Analyse, Bewohnerbefragung der Stadt, Mieterbefragung der PRO POTSDAM)

Quelle: Eigene Darstellung

5.8.1 Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt Drewitz“

Als Beitrag zum Bundeswettbewerb „Energetische Sanierung von Großraumsiedlungen“53 reichte die

PRO POTSDAM GmbH im Mai 2009 beim Bundesbauministerium ein integriertes Stadtteilkonzept zur

Entwicklung der „Gartenstadt Drewitz“ ein. Dieses Konzept beschreibt ein neues,

bevölkerungsheterogenes Wohngebiet, dass durch energieeffizientere Wohnbereiche sowie

grüneren Außenflächen langfristig die Wohnqualität der Drewitzer verbessern kann.

Es ist geplant, die mäanderförmigen, offenen Wohnblöcke zu schließen und so klare Innen- und

Außenräume in Drewitz zu erhalten. Aufgrund des Wohnungsmangels wird verstärkt auf Verdichtung

durch Neubau, Aufstockung, Arrondierung und nur geringen Abriss zurückgegriffen. Die Sanierung

des Stadtteils soll energetisch erfolgen, in dem insbesondere neue Energien genutzt werden. Durch

die Schaffung unterschiedlicher Wohnangebote können neue Qualitäten entwickelt und

unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden.

53 PRO POTSDAM, Gartenstadt Drewitz,2009.

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76 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Die überdimensionale Konrad-Wolf-Allee, die den Stadtteil durchschneidet, soll als

gemeinschaftlicher Park umfunktioniert werden und durch ein „Grünes Kreuz“ im Stadtteil eine

vernetzende Wirkung unter den Bewohnern erzielen. Dadurch erfolgt eine Entlastung der Wohnhöfe

in den Blöcken, die nun stärker individuell genutzt werden können z.B. durch community gardening.

Auch die sozialen Bedingungen werden im Stadtteilkonzept betrachtet und auf die fehlenden

Beratungs- und Bildungsangebote sowie Treffmöglichkeiten der Drewitzer Bevölkerung hingewiesen.

Der Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt Drewitz“ beinhaltet eine Stadtteilschule als Bürger- und

Stadtteilzentrum.

5.8.2 Workshop „Perspektivwerkstatt Drewitz 2020 in Szenariotechnik“

Im September 2009 wird in Drewitz der Workshop „Perspektivwerkstatt Drewitz 2020 in

Szenariotechnik“ (Fenster 18: Szenariotechnik) in Kooperation mit der Landeshauptstadt Potsdam,

dem Stadtkontor GmbH, dem Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ sowie der PRO POTSDAM

durchgeführt. Dieser zielt darauf ab, unterschiedliche Zukunftsbilder für Drewitz zu entwickeln.

Sowohl die Szenarien als auch der Workshop selbst ermöglichen die Auseinandersetzung mit

zukünftigen Entwicklungen und können Grundlage für die Stadtteilentwicklung sein. Die Methode ist

somit geeignet, mit Unsicherheiten über zukünftige Entwicklungen umzugehen, Chancen zu

erkennen und Risiken zu minimieren. Im Workshop entwickeln hierzu unterschiedliche

Expertengruppen bzw. Bewohner systematisch Zukunftsszenarien für Drewitz unter Einbezug

weicher Einflussfaktoren (z.B. Lebens- und Wohnqualität oder Bildung) und leiten anhand dessen

Anforderungen an die Drewitzer Quartiersentwicklung ab. Diese Szenarien entstehen durch

Gruppenarbeiten und Gespräche, wobei die Experten eine gemeinsame und verbindende Vision für

Drewitz entwerfen. Diese kommunikative Form der Synchronisation unterschiedlichster Sichten der

Akteure erzeugt Verbundenheit und bildet neben den Erkenntnissen aus den Szenarien eine wichtige

Grundlage für die nachfolgenden Aktivitäten. Somit können die ausgearbeiteten Zukunftsszenarien

als Basis für eine zielorientierte und nachhaltige Quartiersentwicklung in Drewitz dienen.

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77

Fenster 18: Szenariotechnik

Die Szenariotechnik ist eine Methode der strategischen Zukunftsforschung. Dabei werden Szenarien alternativer Handlungsentwürfe erarbeitet, aus denen strategische Entscheidungen abgeleitet werden können. Der Kerngedanke ist, Faktoren zu identifizieren, welche die Zukunft des Untersuchungsgegenstandes beeinflussen (z.B. Bevölkerungsentwicklung). Anschließend werden für diese Faktoren Entwicklungsmöglichkeiten prognostiziert und kombinatorisch Zukunftsszenarien erstellt. Die Darstellung der Szenarien erfolgt in Form eines Szenario-Trichters, wobei das Trendszenario den Ausgangspunkt der Betrachtung bildet, weil hier zukünftige Entwicklungen unter stabilen Umweltentwicklungen angenommen werden. Da eher von instabilen Umweltbedingungen ausgegangen werden muss, sind positive sowie negative Entwicklungsmöglichkeiten zu berücksichtigen. Umso weiter die Entfernung von der Gegenwart bzw. vom Trendszenario, desto höher die Spannweite mit Fortdauer der Zeit. Dabei stellt das obere Ende des Trichters die bestmögliche Entwicklung („best case“) und das untere Ende die schlechteste Entwicklung („worst case“) dar. Quelle: Staehle 1999, S. 640; http://www.sowi-online.de/methoden/dokumente/retzmszen.htm Abbildung 28: Szenariotrichter

Quelle: http://finance.wiwi.tu-dresden.de/Wiki/images/b/be/Szenario-trichter.jpg

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78 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

6 Resümee

Die statistischen Daten sowie die Betrachtung der Mosaic Milieus® lieferten viele Erkenntnisse über

die finanzielle und soziale Lage der Drewitzer Bewohnerschaft. Im Neubaugebiet Drewitz lebt im

Vergleich zu Potsdam eine eher junge Bevölkerung mit niedrigen Bildungsabschlüssen und geringem

Erwerbseinkommen. Obwohl viele Bewohner einer Erwerbstätigkeit nachgehen, sind sie auf

zusätzliche Transferleistungen angewiesen. In vielen Familien wachsen die Kinder nur mit einem

Elternteil auf. Die erhöhte Anzahl an gemeldeten Kindeswohlgefährdungen und tatsächlichen

sozialpädagogischen Hilfen zur Erziehung stellt ein Indiz für die Problembelastungen in den Familien

dar. Die Angebote in Drewitz beziehen sich hauptsächlich auf Kinder und Senioren. Für weitere

Zielgruppen bietet Drewitz keine sozialen und kulturellen Angebote.

Durch die Methode der leitfadenorientierten Experteninterviews wurden Daten zur Lebenssituation

sowie zur Stadtteilschule erhoben. Für die bessere Darstellung und Auswertung wurden diese

gebündelt und quantitativ ausgewertet. Die Datenanalyse ergab unterschiedliche Auffassungen zu

einer Stadtteilschule. Diese lassen sich in vier verschiedenen Modellen zusammenfassen. Das Modell

I umfasst die Grundschule „Am Priesterweg“, die schon jetzt eine soziale Ankerfunktion im Stadtteil

einnimmt und somit die kleinstmögliche Variante einer Stadtteilschule darstellt. Das Modell II

beinhaltet die Veränderungen im Zuge der Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen

Ganztagsangeboten ab dem Schuljahr 2009/2010. Unter dem Modell III wird der „Offene Treffpunkt“

verstanden, der an einem neutralen Ort für alle Stadtteilbewohner zugänglich ist. Im Fokus der

Arbeit im „Offenen Treffpunkt“ stehen die Ermittlung der Bedürfnisse der Bewohner und deren

Aktivierung im Sinne des Empowerment-Ansatzes sowie die Verbesserung der Kooperation im

Stadtteil. Das Modell IV umfasst die Schule mit einem Begegnungshaus für alle Generationen,

welches von verschiedenen Vereinen solidarisch genutzt wird. Die vielfältige Angebotsstruktur

erfordert ein multifunktionales Gebäude, wobei die sanierte Grundschule durch einen Anbau

erweitert werden muss.

Die verschiedenen Modelle wurden den Zielen einer Stadtteilschule gegenübergestellt. Diese

Überprüfung lieferte die Erkenntnis, dass die Verwirklichung nur eines Modells zu ungenügenden

Ergebnissen führt. Aus diesem Grund muss die Entstehung einer Stadtteilschule als Weg angesehen

werden. Nur bei einer ganzheitlichen Gestaltung der Veränderungsprozesse kann der negativen

Entwicklung der sozialen Situation im Stadtteil begegnet werden.

Der erste Schritt dieses Entwicklungsprozesses stellt die umgehende Installierung eines „Offenen

Treffpunkts“ dar. Die Eröffnung soll an einem neutralen und gut erreichbaren Ort erfolgen. Aufgrund

fehlender Alternativen kann auf vorhandene Räumlichkeiten in Drewitz bzw. in dem Sozialraum V

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79 Resümee

(Untergeschoss der Schule, „Die Arche“, Jugendclub „Off Line“) nicht ausgewichen werden. Viele

soziale Akteure vor Ort haben auf die starke Hemmschwelle der Bewohner hingewiesen, Angebote

außerhalb von Drewitz aufzusuchen. Dieses Merkmal sozialer Isolation unterstreicht die

Notwendigkeit, einen Treffpunkt innerhalb des Stadtteils zu etablieren.

Um die Kooperationsbeziehungen im Stadtteil langfristig zu verbessern, sollte die Forderung nach

einem lokalen Arbeitskreis Drewitz weiter verfolgt werden. Die Entscheidung ein eigenes Gremium

zu bilden, wurde in einer Stadtteilschulrunde von vielen sozialen Akteuren befürwortet.

Der demokratische Prozess, der bei der Konzepterarbeitung (z.B. Einbezug verschiedener Experten,

Diskussionen in Stadtteilschulrunden) verfolgt wurde, muss durch die Partizipation der Bewohner

weitergeführt werden. Dieser Einbezug der Bewohner bei der Entwicklung der Stadtteilschule wurde

stets in den Experteninterviews hervorgehoben. Als besondere Methode des Empowerments bietet

sich hierfür eine aktivierende Bürgerbefragung an. Die Vorphase dieser Bürgerbefragung (Analyse

des Stadtteils, Expertengespräche) ist bereits durch die Projektarbeit „Stadtteilschule Drewitz“

abgeschlossen und wird in den kommenden Monaten durch die aktuellen Erhebungen ergänzt

(GEWOBA Mieterbefragung, Mosaic Milieus®, Workshop Szenariotechnik).

Der langfristige Prozess zur „Schule mit Begegnungshaus“ setzt die systematische Beteiligung der

Bewohner und sozialen Akteure voraus. Aufgrund der Partizipation dieser lassen sich die Angebote

besser planen und sind von daher effizienter, weil sie nach den Bedürfnissen der Drewitzer

ausgerichtet sind. Durch dieses Vorgehen können Fehlplanungen und -investitionen vermieden oder

reduziert werden. Zudem schafft die gemeinsame Planung die notwendige Akzeptanz im Stadtteil.

Während der „Offene Treffpunkt“ schnell umgesetzt werden kann, bietet er aufgrund seiner

geringen räumlichen Kapazität nur ein begrenztes Angebot für die Bewohner. Um den Bedürfnissen

aller Zielgruppen gerecht zu werden, muss der Weg zur Stadtteilschule weiter verfolgt und parallel

vorbereitet werden. Ein Teil dieser synchronen Projektumsetzung ist, dass die Schule durch ein

Begegnungshaus ergänzt wird. Hierfür ist ein Anbau an das Schulgebäude erforderlich, weil die

schulischen Räume schon jetzt durch die Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen

Ganztagsangeboten ausgelastet sind. Die bauliche und finanzielle Planung sowie die sukzessive

Akquirierung von Angeboten muss von einer zuständigen Person koordiniert werden.

Die Entwicklung zur Stadtteilschule ist Teil eines Schulentwicklungsprozesses und setzt voraus, dass

sich die Schule weiter zum Stadtteil öffnet und die Kooperationspartner die Schulkultur innovativ

mitgestalten. Im Vordergrund müssen die gegenseitige Akzeptanz der unterschiedlichen

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80 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Professionen und die gemeinsame Erarbeitung der Ziele und Handlungsschritte stehen. Alle am

schulischen Prozess beteiligten Akteure müssen sich mit der verändernden Schulkultur identifizieren.

Durch die Häufung von Risikofaktoren (wie Armut, Einelternfamilien, Gewalt) in den Familien müssen

ergänzende Präventionsmaßnahmen der Familien- und Gesundheitsförderung sowie der Kinder- und

Jugendhilfe im Stadtteil umgesetzt werden. Nur in der ganzheitlichen Betrachtung der Lebenslagen

der Bewohner und die Ausrichtung der präventiven Handlungen nach den unterschiedlichen Settings

ermöglicht eine langfristige Verbesserung der Lebensbedingungen im Stadtteil Drewitz.

Das vorliegende inhaltliche Konzept stellt die Grundlage für die Finanzierung dar. An erster Stelle

sollte darin die Eröffnung eines „Offenen Treffpunkts“ in Drewitz vorgesehen werden. Anknüpfend

an die bauliche Sanierung der Grundschule „Am Priesterweg“ und im Zusammenhang mit der

partizipatorischen Entwicklung der Angebotsstruktur durch die Bewohner und sozialen Akteure muss

das bauliche Konzept eine Erweiterung der vorhandenen Nutzungsfläche zur „Schule mit

Begegnungshaus“ beinhalten. Zusätzlich sind finanzielle Mittel für die Durchführung von

Präventionsangeboten im Stadtteil zu berücksichtigen.

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81 Anhang

7 Anhang

7.1 Interview-Leitfaden

Vorstellung

Wir sind vom Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ und arbeiten für das Projekt „Stadtteilschule

Drewitz“. Unsere Aufgabe besteht darin, ein Konzept für eine Stadtteilschule zu entwickeln.

Mit dieser Befragung verfolgen wir folgende Ziele:

Wir wollen herausfinden, wie Sie als Experte die allgemeine Situation und die Probleme des

Stadtteils Drewitz bewerten.

Anhand der Befragung möchten wir ermitteln, was Sie sich genau unter einer Stadtteilschule

vorstellen.

Wir haben dazu einige konkrete Fragen an Sie. Ihre Aussagen werden selbstverständlich vertraulich

behandelt und anonymisiert. Die spätere Auswertung lässt also keine Rückschlüsse auf Ihre Person

zu. Sie dient ausschließlich der vorliegenden Untersuchung.

Fragekatalog

1. Können Sie uns eingangs von ihrem Aufgabenbereich erzählen und welchen Bezug Sie zum

Stadtteil Drewitz haben?

2. Wie schätzen Sie die allgemeine Situation bzw. die Lebensbedingungen der Bürger von

Drewitz ein?

3. Welche Stärken bzw. welche Schwächen hat für Sie der Stadtteil?

4. Welche Angebote fehlen ihrer Meinung nach, wo besteht ein konkreter Handlungsbedarf?

5. Was verstehen Sie unter einer Stadtteilschule?

6. Können Sie sich konkrete Angebote für bestimmte Zielgruppen vorstellen, wenn ja welche?

7. Worin sehen Sie ihren eigenen Beitrag daran?

8. Ist der Name „Stadtteilschule“ für Sie der richtige Begriff oder hätten Sie einen anderen

Vorschlag?

9. Wo könnte diese Stadtteilschule existieren?

10. Wie sollten die Räumlichkeiten beschaffen sein?

11. Bestimmte Zielgruppen kann man vielleicht schlechter erreichen. Haben Sie Ideen, wie man

diese Personengruppen besser ansprechen könnte? Gibt es Ihrer Meinung nach z.B.

Anreizsysteme, um diese Gruppen doch für Angebote zu begeistern?

12. Mit welchen Maßnahmen würden Sie für die Stadtteilschule werben und der Öffentlichkeit

bekannt machen?

13. Sind Sie der Auffassung, dass eine Stadtteilschule die Probleme der Drewitzer Bevölkerung

lösen bzw. das Image des Stadtteils verbessern kann?

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82 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur „Stadtteilschule Drewitz“

Termin: 10.03.2009, 10.00 – 12.00 Uhr

Ort: Grundschule „Am Priesterweg“

Tagesordnung

Information über die Berichterstattung zum Sachstand „Stadtteilschule Drewitz“ in der

Beigeordnetenkonferenz am 18.02.2009

Präsentation des gegenwärtigen Bearbeitungsstandes der Stadtteilschule durch die

Projektarbeiterinnen

Verständigung zur Kooperationsbereitschaft

Ablauf

Frau Juhàsz informiert kurz über die Berichterstattung in der Beigeordnetenkonferenz und über das

große Interesse des Oberbürgermeisters am Thema „Stadtteilschule Drewitz“. Frau Walter und Frau

Kupke stellen mithilfe einer PowerPoint-Präsentation folgende Schwerpunkte dar:

aktuellen Bearbeitungsstand

4 verschiedenen Modelle

o Rückblick zum 27.01.2009 (die 3 unterschiedlichen Varianten)

o Vorstellung des Offenen Treffpunkts

Ziele einer Stadtteilschule

o 2 Szenarien -> Inwieweit können die einzelnen Modelle „Offener Treffpunkt“ und

„Schule mit Begegnungshaus“ die Ziele einer Stadtteilschule erfüllen?

Entwicklung/Weg zur Stadtteilschule -> vom „Offenen Treffpunkt“ zur „Schule mit

Begegnungshaus“

Offene Fragen zur Diskussion

o Wie kann Kooperation/Vernetzung in Drewitz aussehen?

Meinungsäußerungen bei der anschließenden Diskussion

Herr Hagenau spricht sich für den vorgeschlagenen „Offenen Treffpunkt“ positiv aus, weil in diesem

Modell, die geäußerten Ängste der sozialen Einrichtungen bezüglich Konkurrenz und Verdrängung,

Berücksichtigung gefunden haben. Darüber hinaus ist eine schnelle Umsetzung dieser Variante

möglich (bei Klärung des Nutzungsverhältnisses). Dadurch kann sich ein Zeitgewinn ergeben, um das

Nutzungsangebot für die Stadtteilschule („Schule mit Begegnungshaus“) besser vorbereiten zu

können. Insgesamt werden das Modell III „Offener Treffpunkt“ und die Darstellung des Weges zur

Stadtteilschule („Schule mit Begegnungshaus“) von allen Beteiligten positiv angenommen. Besonders

die bessere Erreichbarkeit der Erwachsenen wird hierbei hervorgehoben.

Frau Feldmann wies darauf hin, dass sie keine Veränderungen und Auswirkungen auf das

Schulprogramm durch die Stadtteilschule erkennen kann.

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83 Anhang

Frau Kupke äußerte dazu, dass mit der bevorstehenden Entwicklung zur offenen Ganztagsschule,

solche Veränderungen eintreten und dass die Stadtteilschule viele andere außerschulische

Bildungsangebote umfassen wird.

Herr Schubert macht deutlich, dass Stadtteilschule und schulische Inhalte bildungspolitisch zwei

unterschiedliche Dinge sind, die auch getrennt betrachtet werden müssen.

Herr Hoß spricht sich dafür aus, dass in Drewitz ein eigenes Eltern-Kind-Zentrum errichtet werden

muss.

Herr Ott stellt fest, dass der Stadtteil Drewitz unbedingt ein Begegnungszentrum benötigt.

Herr Hagenau wird von Frau Juhàsz gebeten, über die 12-jährigen Kooperationserfahrungen des

Arbeitskreises Stadtspuren zu berichten. Er geht dabei auf die gelingende Kooperation zwischen den

konkurrierenden Wohnungsunternehmen in Potsdam ein.

Anschließend wird gezielt noch einmal die Kooperations- und Vernetzungsbereitschaft der

anwesenden Vertreter der ansässigen sozialen Einrichtungen durch Frau Juhàsz und Frau Walter

angesprochen.

Frau Walter stellt die Frage, ob sich ein eigener Arbeitskreis für den Stadtteil Drewitz gründen sollte

oder ob man die bestehenden Gremien weiter nutzt und Drewitz dort mehr zum Thema macht? Die

Idee einen Regionalen Arbeitskreis nur auf Drewitz zu fokussieren, wird mehrheitlich befürwortet. Es

sprechen sich dafür aus:

Frau Koch (SC Potsdam, Jugendclub “Off Line”)

Frau Hendler (Kita Storchennest)

Frau Kottler (Jugendamt)

Frau Feldmann (Stadtkontor GmbH)

Herr Ott (STIBB)

In diesem Arbeitskreis Drewitz sollten nicht nur die sozialen Institutionen, sondern auch die Vertreter

der Wohnungsunternehmen und ansässige Wirtschaftsunternehmen zusammenarbeiten.

Als letzter Tagesordnungspunkt wird der nächste Termin besprochen: Der Vorschlag Mittwoch, der

06.05.2009 um 13.00 Uhr wird festgehalten. Dieser muss aus organisatorischen Gründen um einen

Tag verschoben werden und findet nun am Donnerstag, den 07.05.09 um 13.00 Uhr in der

Grundschule „Am Priesterweg“ statt.

Für diese Sitzung werden das Projektteam der Stadtteilschule Lehe aus Bremerhaven sowie Herr

Bindheim von der PAGA eingeladen.

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84 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

7.3 Vermerk über die 3. Informationsberatung zur „Stadtteilschule Drewitz“

Termin: 07.05.2009, 10.00 – 12.00 Uhr

Ort: Grundschule „Am Priesterweg“ Theatersaal

Tagesordnung

Information über den aktuellen Sachstand der Bearbeitung zur Stadtteilschule Drewitz

Bericht und Erfahrungsaustausch einer Delegation aus Bremerhaven zum Projekt „Schule im

Quartier“ und „Schule für alle“

Diskussion

Begrüßung

Frau Juhàsz begrüßte die Anwesenden, besonders die drei Gäste aus Bremerhaven:

Frau Mengel, Leiterin des AFZ-Projektes Lehe (afz =Arbeitsförderungs-Zentrum im Land

Bremen gGmbH), das unter anderem die Trägerschaft für das Projekt „Schule im Quartier“

hat.

Frau Bruhns, Diplom-Biologin (zuständig für die Projektsäule: Kinder finden Natur, die in

mehreren Schulen durchgeführt wird)

Herr Tönißen, Vertreter der Schulaufsicht Bremerhaven und Mitinitiator der gGmbH „Schule

für alle“.

Aktueller Bearbeitungsstand

Frau Kupke schilderte kurz den aktuellen Bearbeitungsstand:

gegenwärtig erfolgt die Verschriftlichung des Konzeptes

erste Bürgerkontakte -> engagierte Bewohner zeigen Interesse an einer Mitarbeit in einer zu

gründenden Bürgerinitiative für Drewitz

erfolgter Besuch mehrerer Referenzprojekte Berlin-Kreuzberg, Brandenburg an der Havel,

Potsdam/ Neu-Fahrland

Öffentlichkeitsarbeit, Erstellung eines Flyers zur Stadtteilschule, der auch den

Beratungsteilnehmern übergeben wurde, Vorbereitung der aktivierenden Bürgerbefragung

Präsentation der Delegation aus Bremerhaven

Zum Einstieg wurde ein Imagefilm über den Stadtteil Bremerhaven/Lehe und der erfolgreichen Arbeit

im Quartier vorgeführt. Zahlreiche Beispiele von Gemeinwesenarbeit, Existenzgründungen und der

Entstehung von zukunftssicheren Jobs haben zu einer Verbesserung der Lebenslage und einer

positiveren Stimmung im Stadtteil geführt.

Anschließend schilderte Frau Mengel mithilfe einer PowerPoint-Präsentation die Ausgangssituation

des Stadtteils Lehe. Die Lebenslagen der Bewohner des Stadtteils Lehe sind mit denen in Drewitz

vergleichbar: fehlender Nachbarschaftsmix, hoher Anteil an Transferleistungsbezieher, Kinderarmut,

niedriger Bildungsstand, hoher Zuwandereranteil. Dabei verwies sie auf die starke Inanspruchnahme

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des Förderprogramms URBAN II (mittlerweile ausgelaufen). Durch die fokussierte Betrachtung der

Problemlagen der Bevölkerung kristallisierten sich fünf Projektsäulen heraus, die näher erläutert

wurden. Dieser integrative Ansatz „Schule im Quartier“ umfasst:

1) Lernen im Kindergarten (vor allem individuelle Sprachförderung von Kindern)

2) Pädagogischer Mittagstisch (mittlerweile durch die Stadtteilschule erfolgreich aufgelöst und

Bestandteil der gebundenen Ganztagsschule)

3) Schule für Kinder (bspw. Leseclub, Schulbibliothek, Stadtteilfest, Ferienprogramme)

4) Schule für Eltern (Elternschule: über einen Zeitraum von 24 Wochen á 23 h/Woche lernen

Mütter gemeinsam. Das dort zuständige Amt für Jugend und Familie unterstützt das Projekt

ebenso wie das ansässige Jobcenter/ARGE. Die Frauen erhalten ihre Teilnahme an der

Maßnahme als 1-€-Job vergütet, was als Wertschätzung angesehen wird. Die Teilnahme der

Frauen erfolgt freiwillig ohne Zwang durch Ämter. Nach Startschwierigkeiten existiert eine

große Nachfrage an diesem Stützangebot. Thematisch liegt der Schwerpunkt bei der

erzieherischen Anleitung.) Anschließend erläuterte Frau Bruhns:

5) Kinder finden Natur (Kinder erlernen Natur im Stadtteil mit allen Sinnen und vor allem durch

forschendes Lernen, um den eigenen Lebens- und Wohnraum wieder positiv wahrzunehmen.

Handlungsorientiertes Lernen mit Kindern während der Schulzeit und als Ferienangebot,

aber auch in Kooperation mit Kindertagesstätten ist das Ziel. Das Projekt ist 2004 aus einer

ABM-Stelle heraus entstanden und umfasst mittlerweile neun Personen, teilweise mit

Festanstellung.)

Frau Mengel ging auf weitere Projektideen ein, die sich in einem ehemaligen Schulgebäude, dem

jetzigen Begegnungshaus „die theo“ angesiedelt haben.

TAPST (Tanzprojekt mit Diplom-Tanzpädagogin)

TheaTHeo (Theaterprojekt).

Frau Mengel betonte, dass neue Ideen jetzt besser aufgenommen und unterstützt werden und

Synergieeffekte auf weitere soziale Projekte ausüben. Auf diese Art können sinnvolle

Beschäftigungen im Stadtteil geschaffen werden, Arbeitsplätze vermittelt bzw. Personal qualifiziert

werden. Sie verwies auf die notwendige, gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen dem Amt

für Jugend und Familie, dem Schulamt, den Schulen, dem Umweltamt sowie der Agentur für Arbeit

Bremerhaven.

Anschließend bewertete Herr Tönißen, die Veränderungen aus schulischer Sicht. In Lehe gibt es

mittlerweile vier Ganztagsschulen (je zwei in gebundener und offener Form) sowie eine

Produktionsschule, die speziell für Schüler ohne Schulabschluss vorgesehen ist. Er verwies auf die

guten räumlichen Kapazitäten der Schulen (1,5 Schulräume pro Klasse).

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86 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Ausführlich beschrieb Herr Tönißen die starke Unterstützung durch das AFZ und die Gründung einer

gGmbH „Schule für Alle in Bremerhaven“. Der alleinige Gesellschafter dieser gGmBH ist die Stadt.

Über die gGmbH wird Personal (Honorarkräfte) für die Ganztagsschulen eingestellt und beschäftigt,

über die die Schulen frei verfügen können. Die Personalauswahl vollzieht sich insofern nicht über das

Magistrat. In Bremerhaven befinden sich Schulverwaltung und Schulamt in der Zuständigkeit der

Kommune. In Potsdam/Land Brandenburg verantworten das Land, die Arbeit und die Entscheidungen

des Schulamtes, was mitunter eine schwierige Konstellation darstellt.

Weiterhin schilderte Herr Tönißen die „attestierte Lernbehinderung“ vieler Schüler (24,1% in Leher

Schulen, obwohl 3-5% pro Alterskohorte durchschnittlich wären). Demnach werden Kinder durch die

Umgebung „lernbehindert“ gemacht, was für sie eine (spätere) Ausgrenzung und Verschlechterung

der Lebenschancen mit sich führt. Herr Tönißen berichtete von dem Einsatz von 10

„Schulsozialarbeitern“, die entweder Erzieher mit Zusatzqualifikationen oder (Heil-)Therapeuten

sind. Diese fördern gezielt die Kinder mit Entwicklungsverzögerungen. Auf diese Weise wird

einerseits die negative Spirale der ewigen „anerzogenen Lernbehinderung“ aufgebrochen und

andererseits werden die Lehrer bei ihrer Arbeit entlastet. Hierbei erwähnte Herr Tönißen die gute

Kooperation mit dem Amt für Jugend und Familie und dem Schulamt. Weiterhin beschrieb er die

verpflichtenden Übergabegespräche mit Protokoll beim Wechsel von der Kindertagesstätte in die

Grundschule (um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam zu lernen). Ein weiteres Beispiel der

gelingenden Kooperation: Kitas erhalten aus dem Schuletat Materialien zur Sprachförderung, da im

späteren Verlauf die Schule von einer frühen Förderung profitieren kann.

Abschließend konstatierte Herr Tönißen, dass durch die Aufbruchstimmung ein neues

psychologisches Moment ausgelöst wurde und hob hervor, dass Schule neue Professionen braucht,

um zum Wohl der Kinder tätig zu sein.

Diskussion

Herr Nell von der ARCHE fragte nach, wer die Angebote an den Nachmittagen durchführt, ob es da

auch Kooperationen oder nur neue Beschäftigungen gibt.

Herr Tönißen verwies darauf, dass es im Unterschied zu den neuen Bundesländern in Lehe sehr

wenige Hortplätze existieren. Die Hortbetreuung übernimmt die Zeiten im Früh- und Späthort, also

vor und nach den Ganztagsschulangeboten. In der Kernzeit der verlässlich gebundenen Grundschule

ist die Betreuung allerdings nicht immer optimal. Hierbei kommen Honorarkräfte zum Einsatz, die an

jeder Schule gleich bezahlt werden und zwischen den Schulen ausgetauscht werden können.

Die generelle Umsetzung der gGmbH wurde mehrfach hinterfragt. Herr Bindheim sprach dazu Herr

Schönicke an, ob eine solche Umsetzung für Drewitz denkbar wäre, worauf der Schulrat erklärte,

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87 Anhang

dass hier im Land Brandenburg die Schulen zwischen kommunaler und ministerieller Aufsicht stehen,

was sich teilweise als schwierig gestaltet.

Frau Juhàsz merkte ergänzend an, dass ein Abgleich zwischen den pflichtigen und den freiwilligen

Aufgaben im Zusammenhang mit dem Schulbetrieb vorgenommen werden muss. Es wurde

festgestellt, dass der Erfahrungsbericht sehr informativ war, aber dass an einer solchen

Informationsveranstaltung mehr Vertreter der Stadtverwaltung teilnehmen sollten. (Ein

Gedankenaustausch mit den Gästen aus Bremerhaven fand am Nachmittag am Tisch des

Oberbürgermeisters statt, den die Beigeordnete Frau Müller wahrnahm.)

Frau Feldmann äußerte sich positiv über die vielen Inspirationen, die sie aus dieser Runde

mitnehmen konnte.

Frau Juhàsz bedankte sich für die vielen Informationen und Ideen bei den Gästen aus Bremerhaven

und beendete die Sitzung.

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88 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

7.4 Statistische Daten der Expertenbefragung

Tabelle 16: Stärken des Stadtteils Drewitz

junge Bevölkerung

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 11 26,8 26,8 26,8

nein 30 73,2 73,2 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

Zusammenhalt der Familien

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 4 9,8 9,8 9,8

nein 37 90,2 90,2 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

Wohnungen (Größe, Mietpreis)

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 19 46,3 46,3 46,3

nein 22 53,7 53,7 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

vorhandenen Angebote

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 9 22,0 22,0 22,0

nein 32 78,0 78,0 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

gute Infrastruktur

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 14 34,1 34,1 34,1

nein 27 65,9 65,9 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

Potential für Veränderungen

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 16 39,0 39,0 39,0

nein 25 61,0 61,0 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0 Quelle: Eigene Darstellung

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89 Anhang

Tabelle 17: Schwächen des Stadtteils Drewitz

Image/Stigmatisierung

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 10 24,4 24,4 24,4

nein 31 75,6 75,6 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

soziale Isolation

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 8 19,5 19,5 19,5

nein 33 80,5 80,5 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

fehlende Angebote

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 13 31,7 31,7 31,7

nein 28 68,3 68,3 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

fehlende soziale Durchmischung

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 13 31,7 31,7 31,7

nein 28 68,3 68,3 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

Konkurrenz, unzureichende Kooperation und Vernetzung

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 11 26,8 26,8 26,8

nein 30 73,2 73,2 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

Wohnumfeld/Wohnsituation

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 13 31,7 31,7 31,7

nein 28 68,3 68,3 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

Lebenssituation allgemein

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig ja 19 46,3 46,3 46,3

nein 22 53,7 53,7 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0 Quelle: Eigene Darstellung

Tabelle 18: Verständnis Stadtteilschule

Häufigkeiten Verständnis

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig Modell II 11 26,8 26,8 26,8

Modell III 14 34,1 34,1 61,0

Modell IV 16 39,0 39,0 100,0

Gesamt 41 100,0 100,0

Quelle: Eigene Darstellung

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90 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Tabelle 19: Zusammenhang Verständnis/Begriff

Kreuztabelle Verständnis/Begriff

Begriff Gesamt

ja nein egal

Verständnis Modell II 7 3 1 11

Modell III 1 10 2 13

Modell IV 10 6 0 16

Gesamt 18 19 3 40 Quelle: Eigene Darstellung

Tabelle 20: Ort Stadtteilschule

Häufigkeiten Ort

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente

Gültig Grundschule 20 21 51,2 61,8 61,8

Rolle 8 19,5 23,5 85,3

Brache um REWE 5 12,2 14,7 100,0

Gesamt 34 82,9 100,0

Fehlend keine Ahnung 7 17,1

Gesamt 41 100,0 Quelle: Eigene Darstellung

Tabelle 21: Zusammenhang Verständnis/Ort Stadtteilschule

Kreuztabelle Verständnis/Ort

Ort Gesamt

Grundschule 20 Rolle Brache um REWE

Verständnis Modell II 10 0 0 10

Modell III 1 5 3 9

Modell IV 10 3 2 15

Gesamt 21 8 5 34 Quelle: Eigene Darstellung

Tabelle 22: Zielgruppen

Häufigkeiten Zielgruppen

Antworten Prozent der Fälle

N Prozent

Zielgruppen Kinder 24 19,5% 63,2%

Lückekinder 11 8,9% 28,9%

Jugendliche 21 17,1% 55,3%

Eltern 28 22,8% 73,7%

Erwachsene 14 11,4% 36,8%

Senioren 13 10,6% 34,2%

Migranten 12 9,8% 31,6%

Gesamt 123 100,0% 323,7% Quelle: Eigene Darstellung

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Tabelle 23: Angebote

Häufigkeiten Angebote

Antworten Prozent der Fälle

N Prozent

Angebote generationenübergreifend 19 6,8% 46,3%

niedrigschwellig, aufsuchend 18 6,4% 43,9%

kostengünstig, kostenlos 17 6,1% 41,5%

Partizipation der Bewohner 21 7,5% 51,2%

Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation 29 10,4% 70,7%

Koordination, Projektmanagement 16 5,7% 39,0%

EKIZ, Familienzentrum 21 7,5% 51,2%

Elternbildung, -beratung 20 7,1% 48,8%

Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle 24 8,6% 58,5%

lebensnahe, praktische Angebote 18 6,4% 43,9%

Erwachsenenbildung, Volkshochschule 12 4,3% 29,3%

allgemeine Beratung 21 7,5% 51,2%

Migrations-Erstberatung 12 4,3% 29,3%

Deutsch als Fremdsprache 7 2,5% 17,1%

Kultur 18 6,4% 43,9%

Sport, Bewegung 7 2,5% 17,1%

Gesamt 280 100,0% 682,9% Quelle: Eigene Darstellung

Tabelle 24: Zusammenhang Angebote/Verständnis Stadtteilschule

Quelle: Eigene Darstellung

Kreuztabelle Angebote/Verständnis

Verständnis Gesamt

Angebote Modell II Modell III Modell IV

generationenübergreifend 4 5 10 19

niedrigschwellig, aufsuchend 4 6 8 18

kostengünstig, kostenlos 3 6 8 17

Partizipation der Bewohner 3 9 9 21

Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation 8 11 10 29

Koordination, Projektmanagement 4 9 3 16

EKIZ, Familienzentrum 4 9 8 21

Elternbildung, -beratung 6 8 6 20

Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle 5 10 9 24

lebensnahe, praktische Angebote 6 6 6 18

Erwachsenenbildung, Volkshochschule 1 5 6 12

allgemeine Beratung 4 11 6 21

Migrations-Erstberatung 2 6 4 12

Deutsch als Fremdsprache 0 1 6 7

Kultur 0 8 10 18

Sport, Bewegung 1 2 4 7

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92 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Tabelle 25: Zusammenhang Zielgruppen/Verständnis Stadtteilschule

Kreuztabelle Zielgruppen/Verständnis

Was verstehen Sie unter eine Stadtteilschule? Gesamt

Zielgruppen Modell II Modell III Modell IV

Kinder 8 8 8 24

Lückekinder 2 2 7 11

Jugendliche 5 7 9 21

Eltern 9 8 11 28

Erwachsene 1 3 10 14

Senioren 3 5 5 13

Migranten 3 5 4 12 Quelle: Eigene Darstellung

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93 Anhang

7.5 Beispiele von Begegnungsorten in den Neubaugebieten der Stadt

Potsdam

In anderen Plattenbausiedlungen in Potsdam haben sich bereits seit Jahren Institutionen etabliert,

die sich durch ihre ähnliche Angebotsstruktur für bestimmte Zielgruppen mit der Idee eines

Begegnungshauses in Drewitz vergleichen lassen. Diese werden im Folgenden kurz vorgestellt. Vorab

ist darauf hinzuweisen, dass anschließend das „Bürgerhaus Hohenstücken“ in Brandenburg an der

Havel genauer vorgestellt wird. Aufgrund seiner räumlichen Ausgangsituation und der sozialen

Merkmale des Stadtteils weist diese Institution viele Ähnlichkeiten mit dem Modell IV auf.

Stern*zeichen (Am Stern)

Das „Stern*zeichen“ nimmt eine wichtige Funktion im Stadtteil „Am Stern“ ein. Diese

Bürgerbegegnungsstätte befindet sich seit 2001 in den umgebauten Räumlichkeiten einer

ehemaligen Kita und ist in Trägerschaft des Demokratischen Frauenbund Landesstelle Brandenburg

e.V.. Das Bürgercafé „Münchhausen“ und die Seniorenfreizeitstätte bieten vor allem für die ältere

Bewohnerschaft einen Anlaufpunkt. Die wöchentlich wiederkehrenden Veranstaltungen beschäftigen

sich mit den Themen der Kreativität, dem gemeinsamen Spielen, der Gesundheit und dem

Seniorensport. Besonders großer Beliebtheit erfreut sich die Kabarettreihe, die in der

Begegnungsstätte stattfindet. Als weitere Nutzer teilen sich das Jugendamt, das Bürgerbüro von „Die

Linke“, eine Physiotherapie- und Logopädiepraxis die Räumlichkeiten des „Stern*zeichens“. Einmal

wöchentlich bietet die „Stadtkontor GmbH“ eine Bürgersprechstunde an.

Eltern-Kind-Zentrum (Am Stern)

Das Eltern-Kind-Zentrum der AWO Kinder- und Jugendhilfe Potsdam spricht insbesondere sozial

benachteiligte Familien des Wohngebietes „Am Stern“ an. Durch niedrigschwellige Beratungs- und

Elternbildungsangebote werden die Familien in der Bewältigung des Alltags unterstützt. Zu den

Leistungen dieser Einrichtung zählen die Vermittlungsberatung und der Elternservice, die

kostengünstige Kiezküche sowie die Tauschbörse und der offene Abenteuerspielplatz. In dieser

Institution erhalten sozial isolierte Menschen die Möglichkeit, Kontakt zu anderen aufzunehmen und

neue Netzwerke aufzubauen.

„Bürgerhaus am Schlaatz“

Das Bürgerhaus in Mitten des Stadtteils „Am Schlaatz“ (Schilfhof 28) wird als eine gemeinnützige

GmbH geführt, die sich in Trägerschaft der Stadt Potsdam und dem Förderverein für Jugend- und

Sozialarbeit (VFKJ e.V.) befindet. Dieser Begegnungsort bietet für die Bewohner des Quartiers und

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94 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

interessierte Bürger aus Potsdam eine Vielzahl an Angeboten. In mehreren Kreativkursen können

verschiedene Altersgruppen ihre künstlerischen Fähigkeiten ausprobieren. Für die Liebhaber der

Klassik wird Musik zum Hören angeboten und für Experimentierfreudige, die Möglichkeit in

unterschiedlichen Formationen zu Proben. Diverse Tanzkurse (von Line-Dance bis Hip Hop) sowie

Sportarten (von Step-Aerobic bis Shaolin WuShu) bieten Bewegungshungrigen eine breite Palette zur

Auswahl. Für die älteren Besucher gibt es einen Spieleclub mit Kaffee und Kuchen. Regelmäßig finden

unterschiedliche Selbsthilfegruppen im „Bürgerhaus am Schlaatz“ statt, treffen sich Anhänger der

kirchlichen Gemeinde oder verteilt die Lebensmittelausgabe der Potsdamer Tafel e.V.

Nahrungsmittel an Bedürftige. Der in das Bürgerhaus integrierte Jugendclub „Alpha“ bietet

Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Treffpunkt im Stadtteil. Zusätzlich stehen dem

„Stadtkontor GmbH“ sowie dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburgs (M. Platzeck) ein

Büro für Bürgersprechzeiten zur Verfügung. Ein externes Café, eine private Bowling- und Kegelbahn

sowie eine Sauna erweitern die Angebotspalette. Insgesamt betrachtet, bietet das „Bürgerhaus am

Schlaatz“ aufgrund seiner räumlichen Kapazitäten und seiner generationenübergreifenden

Ausrichtung eine Vielzahl an unterschiedlichen Möglichkeiten der Begegnung und des

soziokulturellen Austausches für den Stadtteil und darüber hinaus an.

Haus der Generationen und Kulturen (Am Schlaatz)

Das „Haus der Generationen und Kulturen“ in Zuständigkeit des Vereins „Soziale Stadt Potsdam e.V.“

befindet sich am Milanhorst 9 im Stadtteil „Am Schlaatz“. Wie dem Namen zu entnehmen ist, richtet

sich das Angebot an unterschiedliche Kulturen sowie Altersgruppen. Das Internetcafé für Senioren

sowie die Mädchengruppe „Zimtzicken“ sind Beispiele für die generationenübergreifende

Ausrichtung. Die interkulturelle Arbeit wird an der Bahai-Kindergruppe, dem russischen Chor und der

russischen Computerschule, dem Freundeskreis der russisch-sprachigen Kultur, dem afrikanischen

Gottesdienst oder den Tänzen der Welt deutlich. Als niedrigschwelliger Treffpunkt werden soziale

Beratungsstunden und aufsuchende Sozialarbeit angeboten. Im Rahmen der Reihe „Akademie für

Gemeinwesen“ werden thematisch abwechslungsreiche Vorträge durchgeführt.

Familienzentrum des Diakonischen Werkes Potsdam e.V. (Am Schlaatz)

Das Familienzentrum (Bisamkiez 26) bietet für Familien aus verschiedenen Kulturen und

unterschiedlichen sozialen Hintergründen einen Ort der Begegnung im Stadtteil „Am Schlaatz“. Die

familiäre Ausrichtung spiegelt sich in den Angeboten wider. Eine Hebamme bietet unterschiedliche

thematische Gruppen, Beratungen sowie Unterstützung in der Schwangerschaft und Säuglingsphase

an. Das Elterncafé als offener Treff wird durch das Projekt „Kirche im Kiez“ erweitert. Der

niedrigschwellige Arbeitsansatz ermöglicht es Familien, miteinander in Kontakt zu treten und sich

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95 Anhang

gegenseitig auszutauschen. Die Krabbel- und Spielgruppe, diverse Kurse z.B. zur Positiven Erziehung

oder Eltern-Kind-Sport sowie die Zusammenarbeit mit einem russischsprachigen Streetworker

ergänzen das Programm.

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96 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

7.6 Referenzprojekt „Bürgerhaus Hohenstücken“

Die Tätigkeitsschwerpunkte und künftigen Entwicklungslinien des „Bürgerhaus Hohenstücken“54

umfassen zentral Bildung, Kultur und soziale Fragen. Bereits jetzt hat sich das Bürgerhaus zu einer

„Multifunktionseinrichtung“ entwickelt, in der sich diese Eckpunkte ausdifferenzieren und vernetzen.

Als Sitz vieler sozialer Akteure bildet das Gebäude mit den internen und externen Strukturen eine

Anlaufstelle für Vieles. Die Entwicklung des Bürgerhauses als soziale Institution ist als Prozess zu

verstehen, der noch nicht abgeschlossen ist.

Hohenstücken

Hohenstücken ist ein Stadtteil von Brandenburg an der Havel mit einer ähnlichen Baustruktur

(unsanierter Plattenbau) und Bevölkerungscharakteristik wie Drewitz. Im Unterschied zu Drewitz hat

hier aber ein radikaler Rückbau der Wohnblöcke stattgefunden, um dem Problem des Leerstandes

entgegenzuwirken. Die Bewohnerzahl sank von ca. 20.000 Einwohnern zu DDR-Zeiten auf ca. 10.000

Einwohner. Außerdem gibt es in Hohenstücken einen hohen Migrantenanteil, der zwar hohe

Potentiale, aber auch sprachliche Defizite aufweist.

Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“

Hohenstücken befindet sich im Fördergebiet des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“. Das

Handlungskonzept „Die Soziale Stadt Brandenburg an der Havel/Wohngebiet Hohenstücken“ wurde

am 31.03.2004 durch die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Brandenburg an der Havel

beschlossen. Die Maßnahmen im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ stehen im Zusammenhang

mit den notwendigen Maßnahmen des Stadtumbaus. Grundsätzliche Ziele des Bund-Länder-

Programms „Soziale Stadt“ sind die gestalterische und funktionale Aufwertung, die Stärkung der

stabilen Bereiche bei gleichzeitiger Mobilisierung von Bürgerengagement sowie die Erhöhung der

Identifikation der Einwohner mit ihrem Wohngebiet. Prioritäre Vorhaben waren der Umbau einer

ehemaligen Schule zum Bürgerhaus sowie die Neugestaltung der Brachfläche im Zentrum des

Wohngebiets. Das Bürgerhaus dient als Begegnungsstätte zur besonderen funktionellen Stärkung des

Stadtteils und ist landesweit einzigartig.

Mit der Neugestaltung der Brachflächen entlang des Tschirchdamms ist im Zentrum des

Wohngebiets eine Parkanlage geschaffen worden, die zentrale Funktionen mit den Wohnquartieren

verbindet. Bereits fertiggestellt sind das Bürgerhaus einschließlich der Hüllensanierung der

54 Die folgenden Ausführungen zum Bürgerhaus Hohenstücken basieren einerseits auf das Gespräch mit Herrn Scholz (Koordinator) und andererseits auf die Angaben der Internetseite http://www.bürgerhaus-hohenstücken.de

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97 Anhang

angrenzenden Förderschule, der Vorplatz sowie die nördliche und südliche Hoffläche des

Bürgerhauses und der Wohngebietspark – Nördliche Teilfläche „Themengarten Mensch“.

Gebäude

Das multifunktionale Bürgerhaus wurde in einem ehemaligen Schulgebäude (Typ Erfurt) errichtet, bei

dem die eine Hälfte durch das Bürgerhaus und die andere Hälfte des Schulgebäudes von der

„Pestalozzi“-Förderschule genutzt wird.

Abbildung 29: Bürgerhaus/Pestalozzi-Förderschule

Quelle: Eigene Darstellung

Zwischen beiden Komplexen besteht kaum Durchlässigkeit. Das Gebäude befindet sich zentral in

Hohenstücken am Ende eines Marktplatzes. Die Gestaltung der Außenfassade hat eine wichtige

Symbolfunktion, die sich im gesamten Bürgerhaus wiederfindet. Es gibt noch einige zukünftige

Vorhaben, wie einen Teil des Außengeländes für ein Open Air-Kino zu nutzen.

Abbildung 30: Bürgerhaus Hohenstücken

Quelle: Eigene Darstellung

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98 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Entstehung

Von der Idee bis zur Umsetzung des Bürgerhauses musste ein langer Weg zurückgelegt werden,

wobei Hohenstücken immer wieder zum Politikum in Brandenburg an der Havel wurde. Im Mai 2005

hat Frau Lange (Stadtverwaltung Brandenburg, Projektmanagerin: Soziale Stadt,

Bürgerhausmanagerin) das Projekt „Bürgerhaus Hohenstücken“ übernommen. Die Idee, das

Bürgerhaus in die ehemalige Schule zu integrieren, wurde bereits über einem längeren Zeitraum

diskutiert. Von März bis Mai 2006 führte Frau Lange harte Kämpfe, um schon vor Baubeginn mit den

potentiellen Akteuren des Bürgerhauses Nutzungsvorverträge anzufertigen. Im Mai 2006 erfolgte die

Grundsteinlegung für den Bau des Bürgerhauses, mit dem im Oktober 2006 begonnen wurde. 2007

war das Gebäude komplett saniert und am 13. Juli 2007 erfolgte die Eröffnung. An diesem

Eröffnungstag konnte mit der Arbeit im Bürgerhaus sofort begonnen werden, da gegen alle

Erwartungen das Haus bereits vollständig eingeräumt, dekoriert und vom ersten Moment an mit

Leben gefüllt war.

Zuständigkeiten

Im „Bürgerhaus Hohenstücken“ ist ein solidarischer Koordinator (M.A. Ingo Schulz) für die

Organisation des Anwohnertreffs zuständig. Solidarisch meint in diesem Zusammenhang, dass alle

Nutzer gleichberechtigt sind und der Koordinator als „Kristallisationspunkt“ die Informationen rund

um das Bürgerhaus sammelt und als Ansprechpartner für das gesamte Bürgerhaus fungiert. Der

Koordinator ist bei der Brandenburgischen Arbeitsförderungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft

mbH (BAS) angestellt.

Angebote des Bürgerhauses

Das „Bürgerhaus Hohenstücken“ beherbergt zwölf Vereine und einige andere Institutionen und

bietet durch die Vielzahl der Akteure für jede Zielgruppe (Abbildung 31: Akteure Bürgerhaus

Hohenstücken) etwas an. Für den Stadtteil werden allgemeine Beratungsangebote, Integrations-,

Informations- und Hilfeleistungen, Begegnungs- und Kulturangebote sowie gastronomische

Einrichtungen an einem zentralen Ort gebündelt. Das Bürgerhaus ist Treffpunkt, Ort des sozialen

Austausches und Knotenpunkt für eine Vielzahl an Projekten. Es ist offen zugänglich für alle Bürger

und Gäste der Stadt Brandenburg an der Havel und des Stadtteils Hohenstücken.

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99 Anhang

Abbildung 31: Akteure Bürgerhaus Hohenstücken

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an http://bürgerhaus-hohenstücken.de

Vernetzung

Jeder Verein verfolgt seine eigenen Aufgabenstellungen und Ansprüche. Darüber hinaus arbeiten

einige Vereine in und an spezifischen Projekten zusammen, um weitere soziale Räume zu schaffen

sowie das Spektrum ihres Handelns zu potenzieren. Die Besonderheit des Bürgerhauses liegt in der

kooperativen Arbeitsweise der Institutionen, welche sich vor allem bei der Organisation von

Großveranstaltungen des Hauses und des Stadtteils Hohenstücken ausdrückt. Das Bürgerhaus kann

nach vorheriger Absprache auch von Vereinen, Institutionen und Personen genutzt werden, die nicht

im Gebäude ansässig sind.

Finanzierung

Im Sinne der Kofinanzierung werden das Bürgerhaus und die Projekte aus folgenden Förderbereichen

unterstützt:

Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ (einschließlich Sonderprogramm)

LOS „Lokales Kapital für Soziale Zwecke“/„Stärken vor Ort“

Europäischer Sozialfond „XENOS– Leben und Arbeiten in Vielfalt“.

Räume

Die Räume werden für die Vereine, Verbände und Beiräte mietfrei angeboten. Die Träger

übernehmen ausschließlich die Nebenkosten und zahlen eine Instandhaltungsrücklage. An der

Bürgerhaus Hohenstücken

Anwohnertreff Arbeiter-Samariter-Bund Treffpunkt Engagiertes

Leben

Arbeitslosenverband Die Stube

Behindertenbeirat

Demokr. Frauenbund-LV Brandenburg e.V.

-Frauen- und Familienzentrum

Demokr. Frauenbund-LV Brandenburg e.V.

-Landesgeschäftsstelle Fouqué - Bibliothek

Internationaler Bund e. V. Jugendmigrationsdienst

Kick-Straßenfußball Integration

Kulturbund Brandenburg

Lebenshilfe Brandenburg/

Havelland-Fläming Neue Zeiten e. V. Planet Kids e. V.

Zentralwohlfahrtsstelle der Juden

Revierpolizisten Brandenburg-

Hohenstücken / Görden

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100 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Planung der Räume wurden die Nutzer von Beginn an beteiligt. Sie hatten die Möglichkeit, die Räume

nach ihren Interessen zu gestalten.

Begleitende Maßnahmen

Die investiven Projekte („Bürgerhaus Hohenstücken“ und Wohngebietspark) wurden durch

aktivierende, beschäftigungsfördernde, integrative und soziale Maßnahmen ergänzt.

Folgenden soziale Maßnahmen und Projekte werden über das Bund-Länder-Programm „Soziale

Stadt“-Sondermaßnahmen finanziert:

Job Tiger „Potenziale entdecken – Kompetenzen stärken“

CHANCEN GEBEN

Brücken zur Integration

Hohenstücken-Stadtbau und -soziologie in Brandenburg an der Havel in der 2. Hälfte des 20.

Jahrhunderts.

Das Ziel dieser Projekte ist es, Bürger im Stadtteil Hohenstücken in die Lage zu versetzen, ihre Berufs-

und Lebensperspektive schrittweise und nachhaltig zu verbessern. Sowohl Arbeitslose aller

Altersgruppen mit und ohne Berufsabschluss bzw. ohne Berufserfahrungen, als auch

Arbeitssuchende ohne Leistungsbezug bzw. mit Leistungskürzungen sollen an sinnvollen

Beschäftigungen herangeführt werden. Die beschäftigungsfördernden Maßnahmen werden als LOS

Projekte mit dem Ziel finanziert, Jugendliche, Arbeitslose, Ausbildungssuchende und Migranten an

Aufgabenfelder der Heil-, Sozial-, Medien- und Bauberufe sowie an die Mitgestaltung ihres eigenen

Umfeldes heranzuführen. Durch sozialintegrative Maßnahmen soll über bürgerschaftliches

Engagement und Sponsoring ein Bürgergarten als generationenübergreifender Begegnungsort für

Menschen verschiedener Kulturen errichtet werden.

Fazit

Die positive Wirkung der schrittweisen Programmumsetzung im Wohngebiet Hohenstücken ist

bereits erkennbar. Das Zusammenwirken von investiven Maßnahmen im öffentlichen Raum und

begleitenden Maßnahmen wie Beschäftigungsförderung und gezielter Öffentlichkeitsarbeit erhöhen

den Effekt der Imageverbesserung immens und tragen zur Erhöhung der Wohnqualität

unterschiedlicher Bevölkerungsschichten bei. Durch das Bürgerhaus, die Umfeldgestaltung und den

Wohngebietspark, den begleitenden Projekten sowie der gleichzeitigen Mobilisierung von

Bürgerengagement sind positive Effekte mit nachhaltiger Wirkung für das gesamte Wohngebiet

geschaffen worden.

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101 Anhang

7.7 Referenzprojekt „Jens-Nydahl-Grundschule“

Die Besichtigung der „Jens-Nydahl-Grundschule“ in Berlin-Kreuzberg erfolgte am 29. April 2009

aufgrund der Recherche zu Grundschulen, die integrative und kooperierende Stadtteilarbeit mit

problembelasteten Personengruppen leisten.

Schulsituation

Diese Grundschule besitzt einen für Kreuzberg charakteristisch sehr hohen Migrationsanteil, der sich

an dieser Institution mit 98% Zuwandererkinder drastisch darstellt. 80% der Familien der Schulkinder

beziehen Transferleistungen. Viele Elternteile beherrschen die deutsche Sprache nicht, so dass es

ihnen nicht möglich ist, ihre Kinder beim schulischen Werdegang zu unterstützen. Teilweise sind sie

nicht mit den Aufgaben und der Funktion des deutschen Schulsystems vertraut, vor allem wenn die

Eltern Analphabeten sind. Besonders problematisch ist die Situation in den Familien, wenn die Kinder

durch ihre schulische (primäre) Bildung den Eltern innerhalb kurzer Zeit „überlegen“ sind.

Schulgebäude

Das Schulgebäude existiert seit 1974 und umfasst einen großen und geschlossenen Hof. Für die

mittägliche Versorgung steht den Schülern eine Mensa mit einer Kapazität für 200 Kinder zur

Verfügung. Jede Schulklasse nutzt einen separaten Freizeitraum für die Nachmittagsbetreuung

(Hort). Weiterhin beinhaltet das Gebäude „Lerninseln“, die für die Nachhilfe sowie für das

Förderprogramm ETEP (Entwicklungstherapie/Entwicklungspädagogik) eingesetzt werden. Neben

den Fachräumen existieren Medienecken, ein Sprachlabor, eine Bücherei und eine Spielwerkstatt.

Auf jeder Etage befinden sich mehrere Nasszeilen, die als Lehrküchen genutzt werden können.

Schulorganisation

Die vierzügig laufende Schule umfasst ca. 500 Kinder. 70 pädagogische und technische Mitarbeiter

arbeiten mit den Schülern täglich von 8.00 bis 16.00 Uhr (gebundener Ganztagsbetrieb mit

integriertem Hortangebot). Bis zur Klassenstufe 5 hat jede Klasse einen eigenen zuständigen Erzieher

und einen Raum für die Nachmittagsangebote. Zum Personal gehören zwei Sozialarbeiter und drei

Sonderpädagogen. Das tägliche Mittagessen kostet monatlich pauschal ca. 35€ (10 Monate). Der

kostenpflichtige Frühhort ermöglicht den Kindern auch ein Frühstück. Die Grundschule wird ergänzt

durch einen kostenpflichtigen Späthort und eine Ferienbetreuung. In der 1. bis 3. Klasse wird

altersheterogener Unterricht (JÜL-Unterricht in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen)

durchgeführt. Es wird eine starke Öffnung der Schule nach außen angestrebt. Die Schwerpunkte des

Schulkonzeptes liegen in der gesunden Ernährung, Sozialkompetenz sowie der Demokratieerziehung

in Zusammenarbeit mit dem American Jewish Committee.

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102 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

Die Schule nimmt an mehreren BLK-Programmen teil, unter anderem am BLK-Programm „Sinus-

Transfer-Grundschule zur Weiterentwicklung des mathematisch-naturwissenschaftlichen

Unterrichts“ und dem BLK-Programm „För-Mig zur Förderung von Kindern mit

Migrationshintergrund“. Die ausgezeichnete „Gesunde Schule“ wird unterstützt von der DAK und

ZAGG. Aufgrund des hohen Migrationsanteils findet teilweise zweisprachiger Unterricht in türkischer

und deutscher Sprache statt.

Stadtteilgrundschule

Die Änderung des Schulprofils zur Stadtteilgrundschule wurde von den Lehrern als langer Prozess

beschrieben, der vor mindestens zehn Jahren als Vision begann. Anfangs stellte sich dieser Wandel

punktuell in Form kleinerer Veränderungen dar. Schnell wurde konstatiert, dass die Zusammenarbeit

mit Künstlern wenig erfolgreich ist. Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass nicht zu viel auf

einmal verändert werden sollte, da sonst der Überblick über die Angebote verloren geht. Allerdings

muss ein Grundstock an Angeboten feststehen. An der „Jens-Nydahl-Grundschule“ konzentriert sich

dieser auf die Elternarbeit, die Sprachfähigkeitsförderung (der Eltern und Kinder) und auf die

Zusammenarbeit mit den Kitas. Vor allem der Schulrat forciert die Elternarbeit/ -bildung an der

Schule. Diese Eltern-Angebote müssen sich ständig neu etablieren und stehen und fallen mit dem

Engagement der Lehrer, Erzieher und Eltern.

Des Weiteren wurde darauf hingewiesen, dass die Idee der Stadtteilgrundschule von einem großen

Teil der Lehrerschaft getragen wird (der „schweigenden Mehrheit“). Auch wenn es ein Prozess war,

konnten sie mit der Zeit von den Vorteilen der „Mehrarbeit“ überzeugen. Die Lehrer der Kreuzberger

Grundschule müssen sich zwar mehr einsetzen und engagieren, aber nach deren Aussage lohnt es

sich. Als besonders wichtig wurde betont, dass sich Migrationsarbeit auf die unterschiedlichen

Kulturen ausrichten muss. Für die besonderen Angebote sind vor allem die Lehrer und Erzieher

zuständig. Die Leiterin konnte das Kollegium motivieren und delegiert die unterschiedlichen Ansätze

und Zuständigkeiten. Außerdem besteht eine gute Zusammenarbeit mit vielen

Kooperationspartnern. Die zwei Sozialarbeiter betreuen das Kinderbüro. Leistungsstarke Schüler

werden speziell durch das Projekt „rechenfix und wortgewandt“55 gefördert, in dem die sprachliche

Entwicklung direkt über die Mathematikförderung unterstützt wird.

Für die Durchführung des Förderansatzes ETEP haben Lehrer und Erzieher eine umfassende

Weiterbildung absolviert. Diese spezielle Förderung wird bei entwicklungsverzögerten Schulkindern

sowie Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten in einem separaten Rückzugsraum durchgeführt. Das

Zirkusprojekt in der 6. Klasse wird besonders von Schülern geschätzt. Der Kochkurs über die Sarah

55 Weitere Informationen unter: http://www.sinus-grundschule.de

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103 Anhang

Wiener-Stiftung, der sich über den Zeitraum von drei Monaten erstreckt, unterstreicht den

schulischen Ansatz zur gesunden Ernährung. In einem speziellen Psychomotorikraum wird das Anti-

Aggressionstraining „Faustlos“ durchgeführt. Einmal wöchentlich ergänzt eine Logopädin die

schulische Arbeit. Es besteht eine gute Zusammenarbeit mit der angrenzenden Fahrradwerkstatt, die

von den Klassen unterschiedlich genutzt wird. Die Wilhelm-Liebknecht-Kinderbibliothek wird zweimal

jährlich von jeder Klasse besucht. Dort wird auch das Projekt „Lesezeit“ angeboten, dass sich vor

allem an die Schüler der 2. bis 3. Klasse richtet.

Ein Angebot für Eltern stellt das Elterncafé an der Grundschule dar, das in einem eigenen Elternraum

stattfindet, über das sie frei verfügen können. Als wichtig wurde hierbei beschrieben, dass die Schule

ohne Ängste, mit viel Toleranz und Vertrauen diesem offenen Angebot gegenüber stehen muss. Die

Schwierigkeit bei diesem niedrigschwelligen Ansatz besteht darin, ohne Belehrung auszukommen,

weil das Elterncafé ansonsten nicht mehr angenommen wird. Die angebotenen Sprachkurse (Deutsch

als Fremdsprache/als Zweitsprache) sind vor allem für Mütter als Lebenshilfe und Unterstützung

hilfreich. Dadurch können die Eltern den schulischen Alltag ihrer Kinder kennenlernen. Um die Eltern

verbindlicher in die schulische Arbeit einzubeziehen, wird am Schuljahresanfang ein

„Schatzkästchen“ angelegt. Hierzu füllen die Eltern einen Fragebogen aus, in dem sie ihre Form der

Unterstützung angeben (z.B. Kuchen backen, Renovierung am Wochenende, Große Putzaktion des

Klassenzimmers). Auf dieses Schatzkästchen kann die Lehrerin verbindlich zurückgreifen.

Sehr niedrigschwellig wird ein Elternbildungsseminar von einer Horterzieherin durchgeführt. Dieses

Seminar wird vom Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg/LISUM unterstützt.

Allerdings erweist sich die Erreichbarkeit der Eltern als schwierig, gerade weil diese durch

unterschiedliche Aufgaben gefordert werden. Viele Eltern sind sich nach Aussage der Seminarleiterin

zu bequem, kleine Veränderungen im Leben einzugehen. Aufgrund dessen werden mit den Eltern

Verträge gemacht, um eine Verbindlichkeit herzustellen. Nach einer Anlaufphase des

Elternbildungsseminars funktioniert die Mund-zu-Mund-Propaganda gut. Dabei wird das Angebot

über andere Eltern, Lehrer, der Gesamtelternvertretung und durch die Einschulungsveranstaltung

publik gemacht. Als problematisch werden die sprachlichen Barrieren beschrieben, weshalb teilweise

interessierte Eltern von dem Elternbildungsangebot ausgeschlossen werden müssen. Wegen der

kulturellen Situation sind geschlechtsheterogene Kurse nicht zu empfehlen, da diese aufgrund der

unterschiedlichen Sozialisation nicht zum gewünschten Erfolg führen würden. Die Kurse sind

unentgeltlich. Die Seminarleiterin beschreibt, dass die Erfolge oft nur gering sind. Kleine Erfolge sind

aber notwendig, um die Spirale der Armut und Gewalt in den Familien aufzubrechen und den

Kindern den Alltag zu erleichtern. Da viele Angebote von den Lehrern und Erziehern durchgeführt

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104 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

werden, ist eine Flexibilität bei der Gestaltung der Vertretungsstundenpuffer notwendig. Dafür wird

auf ein „Integrationstopf“ an Stunden zurückgegriffen.

Kooperationspartner

Viele Kooperationspartner der Grundschule wurden bereits aufgeführt. In der folgenden Abbildung

sind diese und weitere dargestellt.

Abbildung 32: Kooperationspartner Jens-Nydahl-Grundschule

Quelle: Eigene Darstellung

Finanzierung

Es existieren Honorarverträge für den sportlichen und musischen Bereich. Als zuverlässiger Partner

wird die WALL AG bezeichnet, die zuständig für die Förderung von leistungsstarken Schülern im

Projekt „rechenfix & wortgewandt“ sind. Das ortsansässige Quartiersmanagement finanziert eine

Reihe an Projekten sowie Fortbildungen der Lehrer und Erzieher. Die Sozialarbeiter werden über den

Kotti e.V. und das Jugendamt bezahlt. Die Grundschule bemüht sich, an Wettbewerben und

Ausschreibungen von Projekten teilzunehmen. Die Deutschkurse werden von der Volkshochschule

angeboten.

Jens-Nydahl- Grundschule

Wilhelm-Liebknecht-Kinderbibliothek

Fahrradwerkstatt

Sarah-Wiener-Stiftung

Wall AG

Quartiersmanagement KonTor

Kompetenzzentrum Technik- Diversity-Chancengleichheit e.V.

Polizeidirektion 53

DAK Al Dar

e.V.

CidS!

familie e.v.

Förderverein der Schule

Klasse 2000

Kotti e.V. (Jugendsozialarbeit)

Plan- und Leitstelle Gesundheit

Schildkröte GmbH

ZAGG

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105 Anhang

7.8 Referenzprojekt „Kalker Netzwerk für Familien“

Im Rahmen der Fachtagung „Frühe Hilfen - Vertrauen aufbauen, Kontakt halten, Perspektiven

entwickeln“, veranstaltet am 11./12.Juni 2009 in Berlin durch die Kinderschutz-Zentren, wurde in der

Arbeitsgruppe „Frühpräventive Angebote im Stadtteil“ die Vernetzungsarbeit in den sozialbelasteten

Stadtteilen Kalk und Höhenberg-Vingst in Köln vorgestellt56. Die Kooperation der Einrichtungen und

Akteure im Stadtteil spielt hierbei eine besondere Rolle, die einen möglichst niedrigschwelligen

Zugang zu den Familien mit multiplen Problemlagen ermöglicht bzw. unterstützt.

Themenschwerpunkt war die Erläuterung praktischer Beispiele, die verdeutlichten, wie es mit

Kooperationsprojekten, Netzwerken und Familienzentren gelingen kann, auf möglichst breiter Basis

und unter Berücksichtigung sozialräumlicher Aspekte die Familien im Stadtteil zu erreichen. Als

Referentin war hierzu Frau A. Birkle (Katholische Jugendwerke Köln e.V.) eingeladen, die in ihrer

Funktion als Koordinatorin des Sozialraums Höhenberg-Vingst und der Familienzentren Höhenberg-

Vingst die verschiedenen Projekte in diesen Stadtteilen vorstellte.

Sozialraumorientierte Hilfsangebote in Köln

Dieses Handlungskonzept wird seit Frühjahr 2006 in Köln durch Spitzenverbände der freien

Wohlfahrtspflege, der Kölner Kommunalpolitik und der Stadtverwaltung mit dem Ziel, die

Lebensbedingungen für die Bewohner in zehn festgelegten Sozialraumgebieten in Köln zu

verbessern, umgesetzt. Um für das Sozialraumgebiet erforderliche Angebote und Hilfen zu

entwickeln und zu etablieren, wird eine optimierte Zusammenarbeit und Vernetzung aller

städtischen Dienststellen und der freien Träger und Verbände vorausgesetzt. In einer Koordinations-

und Anlaufstelle werden die unterschiedlichen Themenfelder (Kinder, Jugend und Familie, Soziales,

Gesundheit, Bildung, Wohnen, Sport, Kultur, Wirtschaft und Arbeit, Gemeinwesen und Politik)

gebündelt. Die Aufgabe der Koordinatoren besteht in der Überprüfung, welche Angebote bereits

bestehen bzw. welche weiteren Maßnahmen noch in den Sozialräumen erforderlich sind. Dazu

stellen sie Kontakte zwischen möglichen Beteiligten her und unterstützen bei der Entwicklung von

Projekten. Sie nehmen an Konferenzen und Arbeitskreisen im Sozialraum teil und haben einen

Überblick über alle Einrichtungen, Institutionen und Initiativen.

Kalker Netzwerk für Familien

Das „Kalker Netzwerk für Familien“ ist ein gleichberechtigter Zusammenschluss von

Kindertagesstätten und Einrichtungen für Familien und Kinder in den Stadtteilen Kalk und

Höhenberg-Vingst mit dem Ziel, die verschiedenen Angebote für Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren zu

56 Die Informationen zum Kalker Netzwerk für Familien stammen von der Fachtagung „Frühe Hilfen“ und von der Internetseite http://www.kalker-netzwerk.de/

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106 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

bündeln, um besser auf die Bedürfnisse der Familie zu reagieren. In den letzten Jahren hat sich hierzu

eine feste Kooperation zwischen öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe und des

Gesundheitswesens vor allem zur frühen Förderung von Kindern in armuts- und krisenbelasteten

Familien entwickelt. Insgesamt arbeiten in diesem Netzwerk 12 Kindertagesstätten und 18 Träger

von weiteren Hilfen zusammen, die drei Familienzentren unterstützen (Abbildung 33: Kalker

Netzwerk für Familien). Diese Familienzentren werden als „Best Practice Einrichtung“ bezeichnet, da

sie Familien und Mitarbeitern (insbesondere in den Kindertagesstätten) zahlreiche leicht zu nutzende

Kontakte für unterschiedliche Bedarfe bieten und positive Auswirkungen auf das Leben im Stadtteil

haben.

Abbildung 33: Kalker Netzwerk für Familien

Quelle: http://www.kalker-netzwerk.de/

Familienzentren

Im Mittelpunkt des Kalker Netzwerkes für Familien stehen die drei Familienzentren, wobei ein

Zentrum aus nicht mehr als fünf Kindertageseinrichtungen sowie weiteren Trägern aufgebaut ist. Den

Kern des Familienzentrums bilden die Kindertageseinrichtungen, weil diese durch ihre Arbeit den

engsten Kontakt zu den Familien aufweisen. Die Aufgaben des Familienzentrums umfassen

Betreuung, Bildung, Beratung, Information, Unterstützung und Hilfe. Ein zentraler Aspekt der

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107 Anhang

Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachstellen besteht darin, den Familien als Vorbildfunktion

das gute Miteinander vorzuleben und ihnen zu suggerieren, dass alle an einem Strang ziehen. Diese

Kooperation erfordert, dass sich alle Professionen auf gleicher Augenhöhe begegnen und gemeinsam

mit den Bewohnern Strategien und Angebote für den Stadtteil entwickeln. Hauptschwerpunkte sind

die Schaffung niedrigschwelliger Orte der Begegnung und Entwicklung nachbarschaftlicher

Hilfesysteme, mit dem Ziel der sozialen Isolation vorzubeugen, die eine Folge der Segregation und

der sozialen Verwahrlosung ist. Für die positive Entwicklung des Stadtteils ist ein regelmäßiger

Austausch über vorhandene und gescheiterte Angebote notwendig sowie eine sinnvolle und

abgestimmte Nutzung der Ressourcen. Dieser effektive Umgang mit den Ressourcen im Stadtteil

vermeidet unnötige Angebotsdoppelungen. Dadurch werden die Kosten im Stadtteil gemindert, weil

z.B. nur ein Mutter-Kind-Café im Stadtteil angeboten wird, für das aber alle weiteren Einrichtungen

werben. Um die Angebote für den gesamten Stadtteil transparent zu machen, sind in allen

Einrichtungen sowie bei Kinderärzten einheitliche Pinnwände ausgehangen. Diese gemeinsame

Werbung der Angebote hat zur Folge, dass verschiedene Zielgruppen aus unterschiedlichen Milieus

das Angebot wahrnehmen.

Die Leitlinien der Familienzentren lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Kultur der partnerschaftlichen Zusammenarbeit als Vorbild für die Familien

keine Akteure aus anderen Stadtteilen

Erziehungspartnerschaft

Zusammenarbeit statt Konkurrenz

bedarfsorientierte Abstimmung

effizienter Mitteleinsatz

Atmosphäre und Kultur.

Anhand der bisherigen Beschreibung wird deutlich, dass das Kalker Netzwerk für Familien genauso

wie die einzelnen Familienzentren als virtueller Zusammenschluss zu verstehen sind, weil die

Angebote an keinen zentralen Ort, sondern an einzelnen Einrichtungen stattfinden. Frau A. Birkle

resümiert, dass die Qualität der Kooperation und Partnerschaft auf der Ebene der Akteure die

Qualität der Angebote beeinflusst.

Angebote der Familienzentren

In den folgenden Ausführungen werden verschiedene Angebote der Familienzentren vorgestellt.

Erziehungsgespräche an den Kindertageseinrichtungen

Zu dieser Gesprächsrunde werden alle Eltern zusammen eingeladen, wobei die Themenwahl durch

die Eltern erfolgt. Das Gespräch wird gemeinsam von einer Erzieherin der Kita und einer

Familienberaterin geleitet. Dadurch erhalten die Familien die Möglichkeit, die Familienberaterin in

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108 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

einem vertrauten Umfeld kennenzulernen, wodurch wiederum der Zugang zu der individuellen

Beratung erleichtert wird. Außerdem fördert dieses Angebot den gegenseitigen Austausch zwischen

den Eltern.

Spielplatzfest

Dieses Fest findet einmal pro Jahr statt, wobei alle Einrichtungen mit einem Stand daran beteiligt

sind. Durch einen Familienparcours lernen die Familien alle Einrichtungen des Stadtteils

niedrigschwellig kennen, indem jeder Stand für die Familien ein Angebot und eine Frage bereithält.

Diesen Tag genießen die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern und kommen auch untereinander ins

Gespräch. Mit wenig Aufwand erzielt dieses Spielplatzfest große Effekte.

Familientreff Passauer Str. („Pass-genau für Familien in Höhenberg-Vingst“)

Durch eine gemeinsame Problemanalyse der unterschiedlichsten Akteure im Stadtteil, wie Schule,

Kita und Wohnungsunternehmen wurde bewusst in der Passauer Straße, in der ein hoher Anteil von

„Multiproblemfamilien“ lebt, ein Familientreff eingerichtet. Dieser bietet den Menschen vor Ort

einen niedrigschwelligen Anlaufpunkt. Folgende Angebote sind in diesem Familientreff integriert:

Hausaufgabengruppe

Krabbel- und Spielgruppe

Spielebox

Bastelangebote

Sport und Bewegungsangebot

Vorlesestunde

Familienfrühstück

Projekte und Ferienaktionen

Feiern und Feste

Kochkurs

Anlaufstelle bei Fragen (Erziehung, Schule, Behördenangelegenheiten, Finanzen,

Gesundheit).

Die Wohnung für diesen Familientreff wird von einer Wohnungsgesellschaft kostenlos zur Verfügung

gestellt, wobei sich die Jugendhilfe an den Kosten beteiligt.

Einschulkonferenz

Alle Akteure, die mit der Zielgruppe 0 bis 6-jährigen arbeiten, treffen sich zweimal im Jahr zur

Einschulkonferenz. In Verbindung mit der Schuleingangsuntersuchung besprechen die Beteiligten mit

Einverständnis der Eltern Einzelfälle. Es werden alle Informationen zusammengetragen und als

Empfehlung und Entscheidungshilfe an die Eltern übermittelt.

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109 Abkürzungsverzeichnis

8 Abkürzungsverzeichnis

ADHS Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom

ASD Allgemeiner Sozialer Dienst

AWO Arbeiterwohlfahrt

BLIQ Bewegtes Leben im Quartier

BLK Bund-Länder-Kommission

BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales

BMFSFJ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

BMGS Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung

BSD Besonderer Sozialer Dienst

bspw. beispielsweise

bzw. beziehungsweise

CidS Computer in die Schulen gGmbH (Berliner Schulnetz)

DAK Deutsche Angestellten-Krankenkasse

DEFA Deutsche Film AG

d.h. das heißt

EJF-Lazarus Evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk Diakoniestiftung Lazarus Berlin

EKIZ Eltern-Kind-Zentrum

e.V. Eingetragener Verein

ETEP Entwicklungstherapie/Entwicklungspädagogik

FH Fachhochschule

FuN Familie und Nachbarschaft

ha Hektar (Flächeninhalt)

HNC Havel-Nuthe-Center

JÜL Unterricht in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen

KIS Kommunaler Immobilien Service

Kita Kindertagesstätten

KJHG Kinder- und Jugendhilfegesetz

LISUM Landesinstitut für Schule und Medien

LOS Lokales Kapital für Soziale Zwecke

MASGF Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie

MBJS Ministerium für Bildung, Jugend und Sport

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr

RAK Regionaler Arbeitskreis

SC Sportclub

SGB Sozialgesetzbuch

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschland

SHBB Soziale Hilfen Berlin/Brandenburg

u.a. unter anderem

v.a. vor allem

ZAGG Zentrum für angewandte Gesundheitsförderung und Gesundheitswissenschaften

z.B. zum Beispiel

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110 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

9 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Projektphasen .................................................................................................................... 6

Abbildung 2: Stadtteil Drewitz ................................................................................................................ 9

Abbildung 3: Siedlungsstruktur und Wohnungen in Drewitz ................................................................ 10

Abbildung 4: Soziale und Bildungseinrichtungen in Drewitz nach Zielgruppen .................................... 15

Abbildung 5: Ernst-Busch-Platz, "Rolle" ................................................................................................ 16

Abbildung 6: Anteil der Bevölkerung im Regionalraum 2 ..................................................................... 17

Abbildung 7: Hilfen zur Erziehung §27 KJHG im Regionalraum 2.......................................................... 17

Abbildung 8: Gemeldete Kindeswohlgefährdungen §8a KJHG im Regionalraum 2 .............................. 18

Abbildung 9: Drewitzer Impressionen ................................................................................................... 19

Abbildung 10: Sinus Milieus® 2009 ....................................................................................................... 20

Abbildung 11: MOSAIC Milieus® Drewitz .............................................................................................. 21

Abbildung 12: Kriterien der Expertenauswahl ...................................................................................... 26

Abbildung 13: Stadtteilschule-Modellvarianten ................................................................................... 28

Abbildung 14: Verständnis Stadtteilschule ........................................................................................... 29

Abbildung 15: Zusammenhang Verständnis/Begriff ............................................................................. 31

Abbildung 16: Ort Stadtteilschule ......................................................................................................... 31

Abbildung 17: Zusammenhang Verständnis/Ort ................................................................................... 32

Abbildung 18: Zielgruppen Stadtteilschule ........................................................................................... 32

Abbildung 19: Angebote Stadtteilschule ............................................................................................... 35

Abbildung 20: Angebotsvergleich ......................................................................................................... 46

Abbildung 21: Netzwerk Offener Treffpunkt ........................................................................................ 48

Abbildung 22: Schule mit Begegnungshaus .......................................................................................... 51

Abbildung 23: Vernetzung „Schule mit Begegnungshaus“................................................................... 55

Abbildung 24: Modellvergleich Angebote und Zielgruppen/Kooperation ............................................ 57

Abbildung 25: Weg zur Stadtteilschule ................................................................................................. 59

Abbildung 26: Kooperationsmodell FuN-Projekt .................................................................................. 67

Abbildung 27: Ziele Opstapje ................................................................................................................ 73

Abbildung 28: Szenariotrichter.............................................................................................................. 77

Abbildung 29: Bürgerhaus/Pestalozzi-Förderschule ............................................................................. 97

Abbildung 30: Bürgerhaus Hohenstücken ............................................................................................. 97

Abbildung 31: Akteure Bürgerhaus Hohenstücken ............................................................................... 99

Abbildung 32: Kooperationspartner Jens-Nydahl-Grundschule ......................................................... 104

Abbildung 33: Kalker Netzwerk für Familien ....................................................................................... 106

Page 111: Konzept „Stadtteilschule Drewitz“ Stadtteilschule... · 06.05.2009 Projektgruppe Bremerhaven (Begrüßung, Vorstellung des Stadtteils Drewitz) ... Beschreibung der Bewohnerschaft

111 Tabellenverzeichnis

10 Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Daten der Projektarbeit .......................................................................................................... 8

Tabelle 2: Bevölkerungsbewegungen des Neubaugebiet Drewitz von 1998 bis 2007 ......................... 12

Tabelle 3: Allgemeine Situation der Drewitzer Bevölkerung ................................................................ 27

Tabelle 4: Stärken-Schwächen-Analyse ................................................................................................. 27

Tabelle 5: Begriff Stadtteilschule ........................................................................................................... 30

Tabelle 6: Pro- und Kontraargumente für den Begriff Stadtteilschule ................................................. 30

Tabelle 7: Bündelung der Angebote ...................................................................................................... 33

Tabelle 8: Räume Stadtteilschule .......................................................................................................... 36

Tabelle 9: Angebote/Zielgruppen Stadtteilschule ................................................................................. 37

Tabelle 10: Räume/Verständnis Stadtteilschule ................................................................................... 38

Tabelle 11: Angebote/Verständnis Stadtteilschule ............................................................................... 38

Tabelle 12: Zielgruppen und Angebote (Modell IV) .............................................................................. 54

Tabelle 13:Modellvergleich Angebote und Zielgruppen/Kooperation ................................................. 57

Tabelle 14: Zeitliche Projektplanung ..................................................................................................... 64

Tabelle 15: Nächste Schritte in Drewitz ................................................................................................ 75

Tabelle 16: Stärken des Stadtteils Drewitz ............................................................................................ 88

Tabelle 17: Schwächen des Stadtteils Drewitz ...................................................................................... 89

Tabelle 18: Verständnis Stadtteilschule ................................................................................................ 89

Tabelle 19: Zusammenhang Verständnis/Begriff .................................................................................. 90

Tabelle 20: Ort Stadtteilschule .............................................................................................................. 90

Tabelle 21: Zusammenhang Verständnis/Ort Stadtteilschule .............................................................. 90

Tabelle 22: Zielgruppen ......................................................................................................................... 90

Tabelle 23: Angebote ............................................................................................................................ 91

Tabelle 24: Zusammenhang Angebote/Verständnis Stadtteilschule .................................................... 91

Tabelle 25: Zusammenhang Zielgruppen/Verständnis Stadtteilschule ................................................ 92

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112 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

11 Fensterverzeichnis

Fenster 1: Ziele Stadtteilschule ............................................................................................................... 5

Fenster 2: Kinderarmutsrisikogruppen ................................................................................................. 13

Fenster 3: Protektive Faktoren/Resilienz .............................................................................................. 23

Fenster 4: Soziale Isolation .................................................................................................................... 28

Fenster 5: Lückekinder .......................................................................................................................... 36

Fenster 6: Schulsozialarbeit ................................................................................................................... 41

Fenster 7: Peer-Mediation .................................................................................................................... 41

Fenster 8: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten .................................................................... 42

Fenster 9: Ausweichmöglichkeiten auf andere Räume ......................................................................... 47

Fenster 10: Integration externer Angebote in die Schule ..................................................................... 52

Fenster 11: Kooperation ........................................................................................................................ 55

Fenster 12: Öffnung von Schule ............................................................................................................ 56

Fenster 13: Empowerment/Partizipation.............................................................................................. 60

Fenster 14: Aktivierende Befragung ...................................................................................................... 60

Fenster 15: Setting-Ansatz .................................................................................................................... 61

Fenster 16: Elterntrainings .................................................................................................................... 66

Fenster 17: Ernährung ........................................................................................................................... 68

Fenster 18: Szenariotechnik .................................................................................................................. 77

Page 113: Konzept „Stadtteilschule Drewitz“ Stadtteilschule... · 06.05.2009 Projektgruppe Bremerhaven (Begrüßung, Vorstellung des Stadtteils Drewitz) ... Beschreibung der Bewohnerschaft

113 Literatur

12 Literatur

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Reichtumsbericht der Bundesregierung. Entwurf des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vom

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ausländischer Herkunft in Deutschland. Leistungen - Belastungen - Herausforderungen. Berlin 2000

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2007

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im Sommer 2006. Potsdam 2006 (PowerPoint-Präsentation)

Gesundheit Berlin: Aktiv werden für Gesundheit- Arbeitshilfen für Prävention und

Gesundheitsförderung im Quartier. Gesunde Lebenswelten schaffen. Heft 1. Berlin 2008

Gesundheit Berlin: Aktiv werden für Gesundheit- Arbeitshilfen für Prävention und

Gesundheitsförderung im Quartier. Probleme erkennen - Lösungen finden. Heft 2. Berlin 2008

Gesundheit Berlin: Aktiv werden für Gesundheit- Arbeitshilfen für Prävention und

Gesundheitsförderung im Quartier. Präventiv handeln: Ernährung- Bewegung- Stressbewältigung.

Heft 4. Berlin 2008

Grundschule „Am Priesterweg“: Antrag zum Modellversuch „Entwicklung von gesunden und sozialen

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Grundschule „Am Priesterweg“: Offene Ganztagsschule mit ökologisch orientierter Profilierung.

Potsdam. Stand: 15.11.2008

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Potsdam 2007

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Landeshauptstadt Potsdam: Bereich Statistik und Wahlen. Potsdam 31.12.2007 bzw. 31.06.2008.

Landeshauptstadt Potsdam: Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“.

Potsdam 2008

Landeshauptstadt Potsdam: Statistischer Informationsdienst. Potsdam 2005

Landeshauptstadt Potsdam: Integrationskonzept der Landeshauptstadt Potsdam. Potsdam 2008

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114 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“

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Potsdam Mai 2008

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Melzer, W./Schubarth, W./Ehninger, F.: Gewaltprävention und Schulentwicklung. Analysen und

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115 Literatur

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