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Simulation in Produktion und Logistik Entscheidungsunterstützung von der Planung bis zur Steuerung Wilhelm Dangelmaier, Christoph Laroque & Alexander Klaas (Hrsg.) Paderborn, HNI-Verlagsschriftenreihe 2013 Konzeptionelle Entwicklung einer Business Simulation für COBIT Conceptual development of a Business Simulation for COBIT Martin Fritsch, Sascha Müller-Feuerstein, HAW Ansbach, Ansbach (Germany), [email protected], [email protected] Rainer Groß, TH Nürnberg, Nürnberg (Germany), [email protected] Abstract: This paper describes the conceptual development and prototypical implementation of a business simulation for the IT governance framework COBIT. In the first part the concept of serious games will be explained and the benefits and challenges of a simulation developed this way will be shown. The second part illustrates IT governance and the structures of COBIT. In the third part the contents for the COBIT simulation are selected and transferred into an optimised simulation model. The paper concludes with an overview of the conceptual development process of the business simulation and the technical implementation of an early staged prototype. 1 Einsatz von Simulationen in Produktion und Logistik Die Implementierung geeigneter Strategien zur Umsetzung von IT-Governance ist für viele Unternehmen unverzichtbar. Die Relevanz des IT-Governance- Rahmenwerks Control Objectives for Information and Related Technology (COBIT) steigt entsprechend stetig an, um die Anforderungen der unterschiedlichen Unternehmensbereiche optimal durch effiziente IT-Prozesse zu unterstützen, siehe Abschnitt 3. Je weiter die Implementierung wichtiger IT-Prozesse in den verschiedenen Unternehmensbereichen voranschreitet, desto komplexer ist deren Verwaltung. Vor allem die Steuerung und Kontrolle der zugrundeliegenden Systemlandschaft und deren Zusammenspiel mit den Fachbereichen eines Unternehmens führen zu neuen Herausforderungen, die durch den Einsatz von COBIT gelöst werden müssen (ITGI 2005). An diesem Punkt setzt die Idee einer COBIT-Simulation an. Business Simulationen sollen komplexe Prozesse, die im Rahmen des Unternehmensalltags auftreten, in eine geschützte (digitale) Umgebung verlagern und nach Möglichkeit vereinfachen, damit wichtige Zusammenhänge in einer sicheren und durch Motivation geförderten virtuellen Welt erfahren werden können (Hugger 2010). Hierfür bedarf es der Beachtung einiger Grundsätze, welche sowohl didaktische als auch inhaltliche

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Simulation in Produktion und Logistik Entscheidungsunterstützung von der Planung bis zur Steuerung Wilhelm Dangelmaier, Christoph Laroque & Alexander Klaas (Hrsg.) Paderborn, HNI-Verlagsschriftenreihe 2013

Konzeptionelle Entwicklung einer Business Simulation für COBIT

Conceptual development of a Business Simulation for COBIT

Martin Fritsch, Sascha Müller-Feuerstein, HAW Ansbach, Ansbach (Germany), [email protected], [email protected]

Rainer Groß, TH Nürnberg, Nürnberg (Germany), [email protected]

Abstract: This paper describes the conceptual development and prototypical implementation of a business simulation for the IT governance framework COBIT. In the first part the concept of serious games will be explained and the benefits and challenges of a simulation developed this way will be shown. The second part illustrates IT governance and the structures of COBIT. In the third part the contents for the COBIT simulation are selected and transferred into an optimised simulation model. The paper concludes with an overview of the conceptual development process of the business simulation and the technical implementation of an early staged prototype.

1 Einsatz von Simulationen in Produktion und Logistik Die Implementierung geeigneter Strategien zur Umsetzung von IT-Governance ist für viele Unternehmen unverzichtbar. Die Relevanz des IT-Governance-Rahmenwerks Control Objectives for Information and Related Technology (COBIT) steigt entsprechend stetig an, um die Anforderungen der unterschiedlichen Unternehmensbereiche optimal durch effiziente IT-Prozesse zu unterstützen, siehe Abschnitt 3. Je weiter die Implementierung wichtiger IT-Prozesse in den verschiedenen Unternehmensbereichen voranschreitet, desto komplexer ist deren Verwaltung. Vor allem die Steuerung und Kontrolle der zugrundeliegenden Systemlandschaft und deren Zusammenspiel mit den Fachbereichen eines Unternehmens führen zu neuen Herausforderungen, die durch den Einsatz von COBIT gelöst werden müssen (ITGI 2005).

An diesem Punkt setzt die Idee einer COBIT-Simulation an. Business Simulationen sollen komplexe Prozesse, die im Rahmen des Unternehmensalltags auftreten, in eine geschützte (digitale) Umgebung verlagern und nach Möglichkeit vereinfachen, damit wichtige Zusammenhänge in einer sicheren und durch Motivation geförderten virtuellen Welt erfahren werden können (Hugger 2010). Hierfür bedarf es der Beachtung einiger Grundsätze, welche sowohl didaktische als auch inhaltliche

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Problemstellungen betreffen (Ganguin 2010; Schwan 2006). Auf den folgenden Seiten werden diese erläutert und in ein Simulationskonzept für den Einsatz des COBIT-Frameworks zur Umsetzung von IT-Governance in Unternehmen überführt.

Das Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer Business Simulation, die es ermöglicht wichtige Inhalte von COBIT didaktisch und fachlich fundiert an die Simulationsteilnehmer zu vermitteln.

2 Grundlagen einer Business Simulation Wird eine Business Simulation in Form eines digitalen Simulations-Spiels realisiert, kann sie dem Bereich des Digital Game Based Learning (DGBL) oder der Serious Games zugeordnet werden. Ganguin (2010) beschreibt damit ein Konzept „[…] Computerspiele für pädagogische Zwecke bzw. Lern- und Bildungsprozesse nutzbar zu machen […]“.

Der Einsatz von Serious Games im Bereich komplexer Zusammenhänge birgt viele Vorteile für die Wissensvermittlung (Schwan 2006; Holzinger 2001):

Fantasie: Lernspiele spielen in einer nicht realen Welt, die es den Spielern ermöglicht, unterschiedliche Rollen anzunehmen.

Regeln und Ziele: Eine Simulation verfolgt klar definierte Regeln und Lernziele. Sensorische Reize: Visuelle und auditive Reize erhöhen die Interaktivität

zwischen Simulation und Spieler und verbessern das Verständnis der Inhalte. Herausforderung und Risiko: Ein stetig anpassbarer Schwierigkeitsgrad

ermöglicht eine optimale Ausrichtung auf das Können der Teilnehmer. Neugier und Engagement: Serious Games nutzen die natürliche Neugierde eines

Menschen und fördern die Motivation beim Erlernen der Zusammenhänge. Kontrolle und Sicherheit: Simulationen ermöglichen es, gewisse Rollen in einer

virtuellen Welt einzunehmen ohne die realen Konsequenzen einer Fehlhandlung.

Schwan (2006) äußert sich umfassend zu den Vorteilen von Serious Games, geht jedoch nicht auf die Herausforderungen der Umsetzung des Konzepts auf Basis einer Simulation ein. In normalen COBIT-Schulungen stehen zumeist die wichtigen Inhalte des Frameworks und deren Umsetzung im Fokus. Eine Business Simulation erfordert dagegen ein Umdenken von den reinen Inhalten hin zur Art der Wissensvermittlung, ohne die Inhalte dabei zu verfälschen (Hugger 2010). Folglich muss eine so konzipierte Simulation während ihrer Umsetzung stetig daraufhin überprüft werden, ob die darin abzubildenden Lerninhalte in einer optimal ausgerichteten Art zur Wissensvermittlung implementiert werden können.

3 IT-Governance auf Basis von COBIT Der internationale Verband für IT-Prüfer Information Systems Audit and Control Association (ISACA) veröffentlichte 1996 die erste Ausgabe von COBIT - einem Rahmenwerk zur Unterstützung von IT Revisoren und IT-Governance Beauftragten. Seit 2012 gibt es die COBIT Version 5, die einen noch stärkeren Fokus auf die Unterstützung der Unternehmensziele durch die Unternehmens IT legt. COBIT 5 basiert auf den fünf grundlegenden Prinzipien (ISACA 2012):

Erfüllung der Anforderungen der Anspruchsgruppen Abdeckung des gesamten Unternehmens

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Anwendung eines einheitlichen, integrierten Rahmenwerks Ermöglichung eines ganzheitlichen Ansatzes Unterscheidung zwischen Governance und Management.

Durch das Prinzip der Trennung zwischen Governance und Management wird explizit zwischen Vorgaben und Umsetzung der Vorgaben unterschieden. Die Governance stellt dabei sicher, dass die Anforderungen der Stakeholder aufgenommen, bewertet und in sinnvolle Unternehmensziele umgesetzt werden. Management plant, erstellt, betreibt und überwacht Aktivitäten, um die Vorgaben der Governance zu erreichen. Diese Unterscheidung spiegelt sich auch in dem Prozessreferenzmodell von COBIT, das aus den beiden Domänen Governance und Management besteht. Erstere enthält fünf Prozesse, die nach den Prinzipien Evaluieren, Richtung vorgeben und Überwachen aufgebaut sind. Die Domäne Management unterteilt sich in vier Unterdomänen die entsprechend dem COBIT-Verständnis von Management Planen, Aufbauen, Ausführen und Überwachen lauten. Insgesamt enthält die Domäne 32 Prozesse (ISACA 2012).

Alle Prozesse enthalten ein übergeordnetes Control Objective sowie mehrere detaillierte Control Objectives. Dabei sind Objectives Aussagen über das gewünschte Ergebnis des jeweiligen Prozesses. Gemessen werden diese Objectives durch entsprechende Key Performance Indicators (KPIs) und Key Goal Indicators (KGIs), die ebenso für jeden einzelnen Prozess definiert sind.

4 Verwandte Arbeiten Im Bereich der COBIT-Simulationen gibt es bisher nur eine Lösung, welche nachfolgend beschrieben und bewertet wird. Da diese jedoch keine Simulation im eigentlichen Sinne darstellt, wurde auch die ITIL-Simulation Fort Fantastic der Firma Business Games and Simulations (BuGaSi) Labs (BuGaSi 2012) näher untersucht, um daraus Anregungen für die Umsetzung der Business Simulation, sowohl in fachlicher als auch didaktischer Sicht, zu generieren.

4.1 The COBIT Games – Eine COBIT-Simulation

The COBIT Games ist ein Lernspiel in Form eines Brettspiels, das direkt von der ISACA und dem IT Governance Institute (ITGI) – den Erstellern des COBIT-Frameworks – entwickelt wurde (IT Preneurs 2010).

In dieser Business Simulation sollen die Spieler die fiktive Stadt Concordia auf die Ausrichtung der olympischen Spiele vorbereiten. Die Stadt besteht dabei aus sechs Stadtteilen, die die Unternehmensbereiche abbilden und durch die Durchführung spezieller Maßnahmen auf die bevorstehende Veranstaltung vorzubereiten sind (vgl. Abbildung 1).

Die Entwickler der Simulation entschieden sich, die COBIT-Inhalte vollständig abzubilden, diese jedoch in eine leicht abstrahierte Spielwelt zu platzieren und mit einer abstrakten Idee (Vorbereitung einer Stadt auf Olympia) zu überlagern. Das Spiel wird rundenbasiert, unterstützt von haptischen Gegenständen (Spielkarten und -steinen) im Rahmen von Schulungsveranstaltungen durchgeführt.

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Abbildung 1: The COBIT-Games – Ein Brettspiel (Hardy 2006)

Vor allem der Ansatz der Abstraktion und die rundenbasierte Durchführung des Brettspiels können als fachlich relevant für die zu entwickelnde Business Simulation kategorisiert werden. Die fehlende Fokussierung auf spezielle Teilbereiche von COBIT, die geringe Abstraktionstiefe, sowie die limitierte Einsetzbarkeit als Brettspiel bieten genug Potential für die Entwicklung der computergestützten Business Simulation.

4.2 Fort Fantastic – Eine ITIL-Simulation

Fort Fantastic (BuGaSi 2012) ist eine teilweise rechnergestützte, aber auch mit haptischen Elementen versehene Business Simulation, die komplexe Sachverhalte, wie insb. das IT-Management mit ITIL oder Führungsmanagement spielerisch vermittelt. Als Szenario wurde von der Firma BuGaSi Labs das Management eines Freizeitparks gewählt. Komplexe IT-Prozesse können so auch fachfremden Teilnehmerkreisen, wie z.B. Mitarbeitern von Fachabteilungen, ohne langwierige Einarbeitung innerhalb einiger Stunden vermittelt werden. Der besondere Lerneffekt ergibt sich sowohl aus dem Simulationsmodell, das insb. die komplexen Abläufe des Parkmanagements nur sehr gezielt sichtbar macht, als auch aus dem Simulationskonzept, das durch die intensive Interaktion in der Gruppe und die Echtzeitinteraktion mit der Simulationssoftware das problemorientierte Lernen in der Vordergrund rückt.

Wichtige Aspekte des Lernkonzepts von Fort Fantastic sind die notwendige Gruppengröße (mind. 5 Personen pro Gruppe), der Wettbewerb der Gruppen untereinander und die Mischung von haptischen Elementen (Spielkarten, Handbücher) mit einer computerbasierten Simulation. Daraus ergibt sich, dass zur Durchführung einer Fort Fantastic Simulationsrunde diverse organisatorische Rahmenbedingungen, wie z.B. geeignete Räumlichkeiten oder ein gemeinsamer Termin für eine erhebliche Menge an Mitarbeitern, erfüllt sein müssen.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Fort Fantastic Simulation ein gelungenes Beispiel für eine moderne Business Simulation ist und gerade die konzeptionellen Stärken bei der Entwicklung von Serious Games berücksichtigt werden sollten.

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5 Überführung der Inhalte in ein Simulationsmodell Wichtig für den Erfolg einer Business Simulation ist die lernzielorientierte Auswahl der abzubildenden Inhalte. Das COBIT-Framework ist in seinem Aufbau sehr umfangreich (ITGI 2007a). Es muss daher entschieden werden, auf Basis welcher Inhalte von COBIT der Lernerfolg maximiert werden kann.

5.1 Auswahl der Spielinhalte

Durch die Reduktion auf die elementaren Bestandteile ergeben sich signifikante Vorteile für die Simulationserstellung:

Zeitreduktion: Das umfangreiche Framework wird in kleinere und besser in die Simulation zu integrierende Teilbereiche zerlegt.

Beachtung der Grundlagen von Serious Games: Der verringerte Inhaltsumfang lässt sich besser an die Vorgaben eines Serious Games anpassen.

Höhere Qualität: Durch die Umsetzung der von Schwan (2006) genannten Vorteile, kann eine bessere Nutzbarkeit und Nachhaltigkeit erwartet werden.

Das COBIT-Framework wird in jedem Prozess immer auf Control Objective-Ebene herunter gebrochen, siehe Abschnitt 3. Für das Herausfiltern der relevanten Simulationsinhalte wurde deshalb auf einen kombinierten Top-Down-/Bottom-Up-Ansatz zurückgegriffen (ITGI 2007b), um die erforderlichen Abhängigkeiten trotz der angestrebten Einschränkungen erhalten zu können.

Abbildung 2: Bewertung der Inhalte anhand der Control Objectives von COBIT

Abbildung 2 zeigt einen Tabellenausschnitt, in dem die Control Objectives nach sehr hoher (++), hoher (+), mittlerer (o) und niedriger (-) Relevanz für die Business Simulation bewertet wurden. Für die Bewertung der Objectives wurde einerseits die Integration jedes Prozesses in das gesamte COBIT-Rahmenwerk betrachtet. Zum anderen wurden sämtliche Control Objectives hinsichtlich ihrer didaktischen und fachlichen Umsetzbarkeit in einer produktiv einsetzbaren Simulation hin untersucht. Die notwendigen Entscheidungsgrundlagen für den durchgeführten Auswahlprozess wurden ergänzender Literatur zur praktischen Umsetzung von IT-Governance innerhalb eines Unternehmens (ITGI 2007b) entnommen.

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Insgesamt konnte hierdurch eine Reduktion der Inhalte auf 29 Control Objectives, untergliedert in zehn Prozesse, verteilt über die gesamte Management-Domäne von COBIT erreicht werden. Trotz der inhaltlichen Einschränkungen bleiben die Gesamtstruktur, alle Monitoring-Werkzeuge und damit die realitätsnahe Abbildbarkeit des Frameworks auf die Business Simulation vollständig erhalten.

5.2 Erstellung eines Simulationsmodells

Für die COBIT-Simulation wurde nach der Evaluation verschiedener Spielszenarien der Betrieb mehrerer Hotels einer renommierten Hotelkette als zugrundeliegendes Szenario ausgewählt. Die Spieler sollen als Gruppe die Rolle eines Bauunternehmers einnehmen, der die Wünsche des Hotelkettenbetreibers entsprechend umsetzen und unterstützen muss. Die Hotels repräsentieren hierbei die unterschiedlichen Bereiche eines fiktiven Unternehmens.

Der Bauunternehmer setzt sich während einer Simulationsrunde mit mehreren Herausforderungen, bspw. dem Bau neuer Attraktionen, der Aufrechterhaltung des laufenden Hotelbetriebs oder der Abstimmung seiner Mitarbeiter auseinander. Dabei werden die Spieler unter anderem mit den unterschiedlichen Fähigkeiten ihrer Angestellten, den benötigten Baumaschinen für die Umsetzung eines Bauvorhabens oder anderen teilweise unvorhersehbaren Zwischenfällen konfrontiert.

Überwacht werden soll die Leistung der Spielgruppen in regelmäßigen Abständen vom Betreiber der Hotelkette, dessen Rolle von der Simulationslogik übernommen wird. Eine solche Bewertung der erzielten Spielergebnisse motiviert die Spieler und fördert die Adaption der Spielinhalte (Ganguin 2010; Hugger 2010).

Angelehnt an die Struktur des COBIT-Frameworks ist es notwendig ein Simulationsszenario zu konstruieren, das alle in Abschnitt 5.1 ausgewählten Inhalte abstrahiert in der Simulation abbildet. Um die Vollständigkeit sicherzustellen, wurde das Modell deshalb über die abzubildenden Inhalte gelegt und schrittweise optimiert.

6 Entwicklung des Simulationskonzepts Aufbauend auf dem Simulationsmodell wurde ein Konzept für die Business Simulation entworfen. Wichtig ist dabei den Aufbau der Simulation festzulegen, die darin abzubildenden Rollen inkl. der damit verknüpften Verantwortlichkeiten zu spezifizieren und die Auswertung der erreichten Spielergebnisse auszuarbeiten.

6.1 Der Aufbau der COBIT-Simulation

Zentrales Element der Simulation ist die operative Durchführung von IT-Projekten. Wie in COBIT vorgesehen, ist vorab eine vorbereitende Planung zu erstellen. Zur Evaluation der Spielergebnisse wird eine Auswertung wichtiger Kennzahlen benötigt, weshalb sich eine Dreiteilung der Spielrunde anbietet:

1. Planungsphase: Die Spielgruppe legt zu Beginn einer neuen Spielrunde fest, welche Pläne sie in der Durchführungsphase umsetzen will. Hierbei müssen Budget-, Ressourcen- und Kapazitätsvorgaben beachtet werden.

2. Operative Phase: In dieser Phase der Simulation müssen die zuvor erarbeiteten Pläne umgesetzt werden. Zwischenfälle und kurzfristige Änderungswünsche erschweren die geplante Durchführung.

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3. Auswertephase: Zum Abschluss einer Spielrunde werden alle Handlungen auf Basis vordefinierter Kennzahlen ausgewertet und den Spielern präsentiert.

Abbildung 3 zeigt, wie die unterschiedlichen Spielinhalte der drei Phasen ineinander greifen und in gegenseitiger Abhängigkeit zueinander stehen. Zudem wird das Matching zwischen den abstrahierten Teilen des Lernspiels und den korrespondierenden Inhalten des COBIT-Frameworks illustriert.

Abbildung 3: Aufbau einer Spielrunde der COBIT-Simulation

6.2 Rollen und Verantwortlichkeiten in der Simulation

In einer ersten Version der Business Simulation sollen nur die wichtigsten Rollen abgebildet werden. Deren Zuordnung zu COBIT (ITGI 2007a), ihre jeweiligen Aufgaben während eines Simulationsdurchlaufs und die korrespondierenden Rollen im Lernspiel sind Abbildung 4 zu entnehmen.

Abbildung 4: Rollen in der COBIT-Simulation

In der aktuellen Implementierung werden alle virtuellen Rollen bis auf die des Bauunternehmers von der Simulationslogik übernommen. Eine spätere Abbildung auf reale Spieler ist angedacht.

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6.3 Auswertung des Rundenergebnisses

Um eine COBIT-konforme Bewertung vornehmen zu können, wurden sowohl die Domäne Monitor & Evaluate als auch die Key Goal Indicators der in der Simulation abgebildeten Control Objectives von COBIT untersucht. Hierbei konnten vorerst vier KGIs als geeignet selektiert werden (ITGI 2005; ITGI 2007a), die mittels mehrerer Algorithmen die notwendige Grundlage für die Berechnung des Rundenergebnisses bilden. Eine detaillierte Zusammensetzung ist Abbildung 5 zu entnehmen.

Abbildung 5: Berechnung des Rundenergebnisses der COBIT-Simulation

Für das Rundenergebnis werden aus allen abzuarbeitenden Zielen, Projekten, Incidents und geäußerten Kundenwünschen insgesamt drei Teilfaktoren gebildet. Diese untergliedern sich in Ziel-, Projekt- und Kundenwunschfaktor, für die jeweils ein optimaler Soll- und ein tatsächlicher Ist-Wert berechnet und in Relation zueinander gesetzt werden. Die Kennzahlen für den erreichten Ist-Wert basieren hierbei auf den durchgeführten Projekten, der Erreichung der geplanten Ziele und der aktuellen Bearbeitungsquote der Event-basiert aufgetretenen Incidents und Kundenwünsche während der operativen Phase des Simulationsdurchlaufs. Der optimale Soll-Wert wird hingegen anhand eines vorab vom Spielleiter festgelegten Ablaufplans, in dem alle wichtigen Vorkommnisse für die Simulationsrunde hinterlegt sind, berechnet.

Abschließend wird das erzielte Rundenergebnis jeder Spielgruppe mitgeteilt und mit den Kennzahlen der anderen Spielergruppen verglichen. Eine gemeinsame Evaluation der Best-Practices erfolgt anschließend vom Spiel- bzw. Schulungsleiter, wodurch die Adaption der vermittelten Lerninhalte für den späteren Unternehmenseinsatz erhöht werden soll.

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7 Der Prototyp COmBI naTion Die Entwicklung des Prototyps ist noch nicht abgeschlossen (Fritsch 2012), wird derzeit aber weiter voran getrieben, um das Spielkonzept abschließend evaluieren zu können. Bisher existiert eine erste Version der Spieloberfläche (vgl. Abbildung 6), die sich an der Struktur der ITIL-Simulation Fort Fantastic (siehe Abschnitt 4.2) orientiert. Alle Hotels wurden optisch auffällig gestaltet, um die während der Simulation stattfindenden Prozesse durch zusätzliche sensorische Anreize besser im Gedächtnis der Spieler verankern zu können (Schwan 2006).

Abbildung 6: User Interface der COBIT-Simulation

Die verbleibenden Teile des User Interfaces (UI) wurden funktionell und intuitiv bedienbar gestaltet. Im unteren Bereich finden die Spieler in separaten Reitern laufende Projekte, aufgetretene Incidents bzw. angefallene Kundenwünsche, die es während der Spielrunde zu bearbeiten gilt. Auf der rechten Seite des UI wurden Icons zur Verwaltung der Abläufe für die operative Durchführung integriert.

Alle Bestandteile der Simulation liegen in digitaler Form vor und werden mittels eines verteilten Systems zur Verfügung gestellt. Die Spieler sind somit ortsunabhängig und eine Durchführung der Simulation mit örtlich getrennten Spielgruppen ist möglich. Realisiert wurde die Implementierung durch das Simulations-Framework SUBWAY (Centmayer 2012), welches in Kooperation mit BuGaSi Labs entworfen wurde. Für den Aufbau des UIs wurden das Google Web Toolkit (Smeets et al. 2008), Smart GWT (Jivan 2008) und GWT Platform (Beaudoin 2011) verwendet.

8 Zusammenfassung Durch die stetig fortschreitende Integration moderner IT-Lösungen innerhalb der Unternehmen ist auch die erfolgreiche Umsetzung einer IT-Governance eine zentrale Herausforderung im Unternehmen. Das anhand der entwickelten Business Simulation vermittelte grundlegende Verständnis der COBIT-Prozesse bildet eine wichtige Basis für die Ausbildung eines gemeinsamen Verständnisses zwischen Fach- und IT-Abteilungen.

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Das COmBI naTion-Projekt hat gezeigt, dass sich die Inhalte des COBIT-Rahmenwerks mit gewisser Selektion für die Umsetzung innerhalb einer Simulation eignen und auch didaktisch sinnvoll zu implementieren sind. Der Einsatz speziell entwickelter Business Simulationen bietet ein enormes Potential der Wissensvermittlung (Picot et al. 2008), weshalb dort weiter geforscht werden sollte.

Literatur Beaudoin, P.: A complete model-view-presenter framework to simplify your next

GWT project. [Online, 31.05.2013] http://code.google.com/p/gwt-platform 2011. BuGaSi Labs: Fort Fantastic – Das Spiel. [Online, 31.05.2013]

http://www.fortfantastic.com/index.php/de/die-simulation 2012. Centmayer, M.: Subway – Konzeption und Entwicklung eines Client-Server

Simulations-Frameworks für Educational und Business Games. Ansbach 2012. Fritsch, M.: Serious Gaming – Konzeptionelle Entwicklung und prototypische

Umsetzung eines Lernspiels zur Vermittlung von ausgewählten COBIT-Inhalten anhand eines lerntheoretischen Ansatzes. Nürnberg / Ansbach 2012.

Ganguin, S.: Computerspiele und lebenslanges Lernen – Eine Synthese von Gegensätzen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2010.

Hardy, G.: ITGI to Release COBIT 4.1 and Associated Publications. COBIT Focus – The newsletter dedicated to the COBIT user community Volume 2 (2006).

Holzinger, A.: Basiswissen Multimedia. Band II: Lernen – Kognitive Grundlagen multimedialer Informationssysteme. Würzburg: Vogel 2001.

Hugger, K.: Digitale Lernwelten: Konzepte, Beispiele und Perspektiven. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2010.

Information Systems Audit and Control Association (ISACA): COBIT 5 – Rahmenwerk für Governance und Management der Unternehmens-IT – Deutsche Ausgabe. Rolling Meadows 2012.

IT Governance Institute (ITGI): COBIT 4.0 - Deutsche Ausgabe. Rolling Meadows 2005.

IT Governance Institute (ITGI) (2007a) COBIT 4.1. Rolling Meadows 2007. IT Governance Institute (ITGI) (2007b) COBIT Control Practices – Guidance to

achieve Control Objectives for successful IT Governance. 2nd Edition, Rolling Meadows 2007.

IT Preneurs: The COBIT Games – How is the Game played. [Online, 31.05.2013] http://www.cobitgames.com/how_to_play.php 2010.

Jivan, S.: Sanjiv Jivan’s J2EE Blog – SmartGWT 1.0 Released! [Online, 31.05.2013] http://www.jroller.com/sjivan/entry/smartgwt_1_0_released 2008

Picot, A.; Zahedani, S.; Ziemer, A.: Spielend die Zukunft gewinnen – Wachstumsmarkt Elektronische Spiele. Heidelberg: Spring 2008.

Schwan, S.: Game Based Learning – Computerspiele in der Hochschullehre. e-teaching.org 2006.

Smeets, B.; Boness, U.; Bankras, R.: Beginning Google Web Toolkit – From Novice to Professional. Berkeley: Apress 2008.