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BAUPLANUNG 44 EI-Eisenbahningenieur | Juli 2010 Die Einhaltung der Termine genießt bei komplexen Baumaßnahmen im Schienen- netz immer häufiger die höchste Priorität der klassischen Projektziele „Qualität, Kos- ten und Termine“. Eine vorausschauende und nachhaltige Terminplanung mit sinnvollen und ein- deutigen Schnittstellendefinitionen der einzelnen Fachbereiche ist die Grundlage, um die genannten Projektziele erreichen zu können. Um Bahnprojekte durchgängig in allen Projektphasen von der Bauphasenpla- nung und der Baubetriebsplanung über die Planungs- und Durchführungsphase bis hin zur Inbetriebnahmekoordination betreu- en zu können, ist eine Spezialisierung des Projektmanagements auf den Schwerpunkt Terminkoordination, in Verbindung mit den baubetrieblichen Anmeldungen nach DS 406 von Vorteil. Zur Koordination der Projektbeteiligten wird dabei das Instru- ment „Verbindliche sung“ – kurz „VKA“ – genutzt. Nachfolgend werden die Vorgehensweise und die Erfah- rungswerte in den einzelnen Phasen sowie die VKA im Detail vorgestellt. Einhaltung der Termine Das Schienennetz der Bundesrepublik Deutschland liegt im Herzen Europas und zählt zu den dichtesten und am häufigsten befahrenen der Welt. Eine hohe Anla- genverfügbarkeit ist die Voraussetzung, um dauerhaft eine hohe Qualität in der Betriebsabwicklung sicherstellen zu kön- nen. Durch die starke Nachfrage der Ver- kehrsleistungen und die steigende Zahl an Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) sind permanent Baumaßnahmen auf dem Schienennetz notwendig. Dies sind im We- sentlichen Instandhaltungsmaßnahmen, Ersatzinvestitionen, Ausbau- oder Ratio- nalisierungsprojekte sowie Neubau- oder Erweiterungsmaßnahmen. Um den Bahnverkehr während dieser Ein- griffe möglichst vollständig aufrecht erhal- ten zu können, finden die Baumaßnahmen meist „unter rollendem Rad“ statt. Der fahrplangemäße Bahnbetrieb wird dabei auf unterschiedliche Weise beeinflusst: Vor allem verursachen die Baumaßnahmen Verspätungen und betriebsbedingte Mehr- kosten. Damit ist die Aufgabe der Baubetriebs- planung schon fast formuliert: „An der Schnittstelle dieses Spannungsfeldes ist die Baubetriebsplanung angesiedelt, deren Aufgabe grob umrissen genau diese Mini- mierung der Folgen für alle Betroffenen beinhaltet“, heißt es in [1]. Die Baube- triebsplanung bildet also die Schnittstelle zwischen Bau und Betrieb und dient der effektiven Koordination der betriebsbe- einflussenden Baumaßnahmen, womit die Interessen der Bauherren, Betreiber und Bauausführenden gewahrt werden. Die Interessen der Beteiligten könnten dabei nicht unterschiedlicher sein: Die Ansprüche der Kunden nach einem auf ho- hem Niveau verfügbaren Infrastrukturnetz stehen dem Wunsch der Bauausführenden gegenüber, mit langen Sperrpausen und ef- fizientem Ressourceneinsatz wirtschaftlich arbeiten zu können. Ebenso sind stets so- wohl die Bestrebungen der DB Netz AG zu beachten, den Fahrweg möglichst kosten- günstig, aber dennoch in hoher Qualität zu garantieren, als auch die Forderungen der Betreiber nach Minimierung der Be- triebserschwerniskosten. Die Baubetriebsplanung ist in der Richt- linie 406 geregelt. Betriebsweisen im Sinne dieser Richtlinie sind betriebliche Verfahren, die für die Durchführung von Baumaßnahmen zur Anwendung kom- men, wenn von der regulären Fahrordnung abgewichen werden muss. Ergänzend fin- den signal- und/oder oberleitungstech- nische Anpassungen Anwendung. Die vielen unterschiedlichen Anmeldungen von Baumaßnahmen nach DS 406 wer- den regional und überregional durch die DB Netz AG abgestimmt und zeitlich und örtlich möglichst gleichmäßig verteilt, so dass sich die Betriebsbeeinträchtigungen einerseits nicht kumulieren, andererseits aber mögliche Synergieeffekte genutzt wer- den. Koordinierung und baubetriebliche Planung von Bahnprojekten Jürgen Frey Michael Scherrer Die Verbindliche Koordinierungsanweisung (VKA) als Instrument zur termingerechten Projektabwicklung Abb. 1: Einflussfaktoren für die Erstellung der Bauphasen- und Baubetriebsplanung Abb. 2: Auszug aus einer VKA am Beispiel Hauptbahnhof Worms KoordinierungsAnwei-

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BAUPLANUNG

44 EI-Eisenbahningenieur | Juli 2010

Die Einhaltung der Termine genießt bei komplexen Baumaßnahmen im Schienen­netz immer häufiger die höchste Priorität der klassischen Projektziele „Qualität, Kos­ten und Termine“.Eine vorausschauende und nachhaltige Terminplanung mit sinnvollen und ein­deutigen Schnittstellendefinitionen der einzelnen Fachbereiche ist die Grundlage, um die genannten Projektziele erreichen zu können. Um Bahnprojekte durchgängig in allen Projektphasen von der Bauphasenpla­nung und der Baubetriebsplanung über die Planungs­ und Durchführungsphase bis hin zur Inbetriebnahmekoordination betreu­en zu können, ist eine Spezialisierung des Projektmanagements auf den Schwerpunkt Terminkoordination, in Verbindung mit den baubetrieblichen Anmeldungen nach DS 406 von Vorteil. Zur Koordination der Projektbeteiligten wird dabei das Instru­ment „Verbindliche Koordinierungsanwei­sung“ – kurz „VKA“ – genutzt. Nachfolgend werden die Vorgehensweise und die Erfah­rungswerte in den einzelnen Phasen sowie die VKA im Detail vorgestellt.

Einhaltung der TermineDas Schienennetz der Bundesrepublik Deutschland liegt im Herzen Europas und

zählt zu den dichtesten und am häufigsten befahrenen der Welt. Eine hohe Anla­genverfügbarkeit ist die Voraussetzung, um dauerhaft eine hohe Qualität in der Betriebsabwicklung sicherstellen zu kön­nen. Durch die starke Nachfrage der Ver­kehrsleistungen und die steigende Zahl an Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) sind permanent Baumaßnahmen auf dem Schienennetz notwendig. Dies sind im We­sentlichen Instandhaltungsmaßnahmen, Ersatzinvestitionen, Ausbau­ oder Ratio­nalisierungsprojekte sowie Neubau­ oder Erweiterungsmaßnahmen. Um den Bahnverkehr während dieser Ein­griffe möglichst vollständig aufrecht erhal­ten zu können, finden die Baumaßnahmen meist „unter rollendem Rad“ statt. Der fahrplangemäße Bahnbetrieb wird dabei auf unterschiedliche Weise beeinflusst: Vor allem verursachen die Baumaßnahmen Verspätungen und betriebsbedingte Mehr­kosten. Damit ist die Aufgabe der Baubetriebs­planung schon fast formuliert: „An der Schnittstelle dieses Spannungsfeldes ist die Baubetriebsplanung angesiedelt, deren Aufgabe grob umrissen genau diese Mini­mierung der Folgen für alle Betroffenen beinhaltet“, heißt es in [1]. Die Baube­triebsplanung bildet also die Schnittstelle zwischen Bau und Betrieb und dient der effektiven Koordination der betriebsbe­einflussenden Baumaßnahmen, womit die

Interessen der Bauherren, Betreiber und Bauausführenden gewahrt werden.Die Interessen der Beteiligten könnten dabei nicht unterschiedlicher sein: Die Ansprüche der Kunden nach einem auf ho­hem Niveau verfügbaren Infrastrukturnetz stehen dem Wunsch der Bauausführenden gegenüber, mit langen Sperrpausen und ef­fizientem Ressourceneinsatz wirtschaftlich arbeiten zu können. Ebenso sind stets so­wohl die Bestrebungen der DB Netz AG zu beachten, den Fahrweg möglichst kosten­günstig, aber dennoch in hoher Qualität zu garantieren, als auch die Forderungen der Betreiber nach Minimierung der Be­triebserschwerniskosten.Die Baubetriebsplanung ist in der Richt­linie  406 geregelt. Betriebsweisen im Sinne dieser Richtlinie sind betriebliche Verfahren, die für die Durchführung von Baumaßnahmen zur Anwendung kom­men, wenn von der regulären Fahrordnung abgewichen werden muss. Ergänzend fin­den signal­ und/oder oberleitungstech­nische Anpassungen Anwendung. Die vielen unterschiedlichen Anmeldungen von Baumaßnahmen nach DS  406 wer­den regional und überregional durch die DB Netz AG abgestimmt und zeitlich und örtlich möglichst gleichmäßig verteilt, so dass sich die Betriebsbeeinträchtigungen einerseits nicht kumulieren, andererseits aber mögliche Synergieeffekte genutzt wer­den.

Koordinierung und baubetriebliche Planung von Bahnprojekten

Jürgen Frey Michael Scherrer

Die Verbindliche Koordinierungsanweisung (VKA) als Instrument zur termingerechten Projektabwicklung

Abb. 1: Einflussfaktoren für die Erstellung der Bauphasen- und Baubetriebsplanung Abb. 2: Auszug aus einer VKA am Beispiel Hauptbahnhof Worms

KoordinierungsAnwei­

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„Generell verfolgt die DB  Netz  AG das Ziel, Baumaßnahmen frühzeitig zu kommunizieren. Neben den notwendigen tech­nischen, rechtlichen und finanziellen Planungsvorläufen ist dies ein weiterer Grund, warum die DB Netz AG frühzeitig mit den Planungen von Baumaßnahmen beginnt“, heißt es dazu in einer Verfahrensbeschreibung zur DS 406 „Fahren und Bauen“[2].Die Methoden und Instrumente der Baubetriebsplanung, auch bekannt als Bauzuschläge, Fahrplanstudien, betriebliche Ein­schätzungen oder bildliche Übersichten, sind an anderer Stelle bereits umfassend dargestellt worden [1, 2, 3]. Ebenso sollen die Abstimmungsverfahren „Integrierte Bündelung“, „Baukapazitäts­management I / II“ und „Unterjähriges Baubetriebsmanagement“ hier ebenfalls nicht detailliert vorgestellt werden [1, 2, 3].Es ist entscheidend, dass alle an einer Baumaßnahme Beteiligten verstehen, dass vor allem die langfristig angemeldeten und im Fahrplan berücksichtigten Termine der Baubetriebsplanung unbe­dingt eingehalten werden müssen. Alle Ausfälle, Nachmeldungen und Änderungen der vereinbarten betrieblichen Einschränkungen stören die ausgewogene Verteilung der Baumaßnahmen im Schie­nennetz erheblich.Dazu kommen die „politisch geforderten“ Termine, deren Ver­schiebung in der Regel indiskutabel ist. Bei diesen Projekten kön­nen bereits kleine Verzögerungen bei Planrecht, Baurecht oder Finanzierung zwangsweise zu terminkritischen Baumaßnahmen führen. Dieses Problem betrifft mittlerweile eine große Zahl von Projekten, so u. a. bei dem von den Autoren betreuten Umbau Essen Hauptbahnhof im Rahmen von Ruhr2010.

Bauphasen- und BaubetriebsplanungFür eine termingerechte Bauabwicklung ist die Qualität der baubetrieblichen Anmeldungen von immenser Bedeutung. Die DS 406 definiert die theoretische Erarbeitung einer Anmeldung. In der Praxis ist hier jedoch viel Fingerspitzengefühl gefragt. Am Anfang einer zielführenden Baubetriebsplanung steht das Ermitteln und Minimieren der betriebsbeeinträchtigenden Maß­nahmen sowie die Abstimmung, welche Beeinträchtigungen des Bahnbetriebs grundsätzlich möglich sind. Die betrieblichen Rah­menbedingungen (wie z. B. Berücksichtigung parallel laufender Maßnahmen Dritter, Synergieeffekte mit anderen Maßnahmen, Oberleitungsabschaltungen, signaltechnische Anpassungen, mögliche Gleissperrungen) müssen dann mit den Planern und der regionalen Baubetriebsplanung abgestimmt werden.Im nächsten Schritt wird das Baubetriebskonzept entwickelt und mit allen Beteiligten, insbesondere der DB Netz AG, regionaler Bau­betriebsplanung, Baubetriebskoordinator, Fachdienste IOH und STE (gem. VVBau) abgestimmt. Dies ist ein iterativer Prozess der Interessengruppen und ein Kompromiss zwischen bahnbetrieblich möglichen und bautechnisch erforderlichen Betriebsbeeinträchti­gungen. Die geplanten „Zeitfenster“ aller betriebsbeeinträchtigenden Maßnahmen sind das Ergebnis dieses Prozesses. Das abgestimmte Baubetriebskonzept ist Grundlage für die Bauphasenplanung.Die nicht betriebsbeeinträchtigenden Maßnahmen, also Teil­maßnahmen des Gesamtprojektes, die den Bahnbetrieb nicht beeinflussen, sind ebenfalls entscheidend für die Festlegung der Zwischentermine. Oftmals kann mit der nächsten Bauphase im Gleisbereich erst begonnen werden, wenn entsprechende Vor­arbeiten außerhalb des Bahnbetriebes fertiggestellt sind. In den Bauphasenplänen werden die betrieblichen Einschränkungen und die einzelnen Umbaumaßnahmen mit den notwendigen Zeitangaben aller Teilmaßnahmen dargestellt. Anschließend wer­den die Anmeldungen mit Angaben zu Gleissperrungen, Oberlei­tungsabschaltungen und La­Stellen erarbeitet und bei der regio­nalen Baubetriebsplanung nach DS 406 eingereicht.Einflüsse und Änderungsverlangen an die Bauphasenplanung erfordern ein ständiges Abfragen und Aktualisieren der betrieb­

lichen Rahmenbedingungen und schließlich – sofern überhaupt möglich – die Anpassung der Anmeldungen nach DS 406. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, wenn der Betreiber früh­zeitig in das erarbeitete Baubetriebskonzept eingebunden wird. Die Erfahrung zeigt, dass damit Forderungen und Wünsche der Be­treiber, wie etwa die Minimierung der Einschränkungen bei Groß­veranstaltungen berücksichtigt werden konnten.Entscheidend ist letztlich, dass die Anmeldungen abgestimmt und ausgewogen sind und somit eine reelle Chance besteht, dass die­se genehmigt werden. Die Sicherung der notwendigen Baufenster durch qualitative und termingerechte baubetriebliche Anmel­dungen ist somit die Grundlage für die Einhaltung der Planungs­ und Ausführungsvorgaben. Dementsprechend wurden beispiels­weise für den geplanten Umbau Münster Hauptbahnhof bereits im August 2009 die erst im Sommer 2012 vorgesehenen Maßnahmen an einem Fernbahnsteig zur Integrierten Bündelung angemeldet. Mit der Berücksichtigung im Bündel konnten die notwendigen Baufenster gesichert werden.Bei Maßnahmen, die im Fahrplan Berücksichtigung finden sollen, ist diese Bauphasenplanung zwei Jahre vor der Ausführung erfor­derlich. So wurden beim Umbau Essen Hauptbahnhof die Maß­nahmen an den Fernbahnsteigen, die 2009 ausgeführt wurden, bereits Ende 2007 abgestimmt und angemeldet.Entgegen anderer Meinungen kann die beschriebene Vorgehens­weise der Baubetriebs­ und Bauphasenplanung nicht umfassend die Aufgabe des von der DB Netz AG eingeführten Baubetriebsko­ordinators sein. Insbesondere bei Großprojekten ist ein kompe­tenter Baubetriebsplaner, der in Abstimmung mit dem Objekt­planer das Termingerüst für die baubetrieblichen Anmeldungen zusammenstellt, frühzeitig notwendig und sinnvoll.

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BAUPLANUNG

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Zur Sicherstellung der Termineinhaltung ist eine Betreuung der Anmeldungen bis zur Betra­Antragstellung bzw. Inbetrieb­nahme erforderlich. Diese Betreuung ist in der DS  406 mit „Planungskoordinati­on“ und „Durchführungskoordination“ bezeichnet. Mailänder Consult hat diese Koordinati on auf die Gesamtmaßnahme, also auch mit Teilmaßnahmen, die den Bahnbetrieb nicht beeinflussen, erweitert und dafür das Instrument der VKA entwi­ckelt.

Die Verbindliche Koordinierungs-anweisungDie Verbindliche Koordinierungsanwei­sung (VKA) ist ein tabellarisch aufgebautes Dokument (Excel, DIN  A4, Querfor­mat) mit den Spalteninhalten „Position, Einzelmaßnahme/­vorgang, Zuständigkeit, Beginn­ und Endtermin sowie Bemer­kungen“. Die Abhängigkeiten der Einzel­maßnahmen sind in Textform dargestellt. Zuständigkeiten und Termine werden de­tailliert und verbindlich festgelegt.Die VKA ist ein reines Arbeitsmittel als Pro­tokoll der meist 14­tägig durchgeführten Besprechungen mit allen Projektbeteiligten in den jeweiligen Phasen.

Entscheidender Vorteil gegenüber einem klassischen Balkenterminplan ist ihre Handhabung. Die VKA als DIN  A4 im pdf­Format ist überall les­ und druckbar. Des Weiteren stößt ein Balkenterminplan bei einer Linienbaustelle schnell an seine Grenzen. Ein Zeit­Wege­Diagramm wäre mit derart vielen Bemerkungen und Zu­sammenhängen sicher nicht mehr über­sichtlich und selbsterklärend.Entscheidend bei der VKA sind die Inhalte, nicht das Layout.Die VKA ist insbesondere bei terminkri­tischen, mit politisch terminierten oder im Fahrplan berücksichtigten Baumaß­nahmen empfehlenswert.Hauptsächlich bei Großprojekten mit vielen Teilprojekten und verschiedenen Projektleitern in verschiedenen Bereichen (DB  Netz, DB  ProjektBau, DB Station & Service, Kommunen) ist die VKA hilfreich bzw. notwendig, um den gemeinsamen Fertigstellungstermin termingerecht re­alisieren zu können. So zeigte sich bei den Maßnahmen des Vorhaben Nahver­kehr­Rhein­Neckar (NRN), 2.  Baustufe, Elektrifizierung und Ausbau der Nahver­kehrsinfrastruktur im Elsenztal, dass auch äußerst schwierige Terminvorgaben mit

vielen Teilprojekten zu bewältigen waren. Viele unterschiedliche Planer, Firmen und Bauüberwacher führen zu Schnittstel­len, die eindeutig und sinnvoll definiert werden müssen. Schließlich ist die VKA auch für bahnfremde Auftraggeber, die mit Bahnprojekten konfrontiert werden, ein wichtiges Steuerelement für die kom­plexen Prozesse von Baumaßnahmen im Schienennetz. Entsprechende Erfahrungen konnten beim Umbau Worms Hauptbahn­hof eingebracht werden.

Ziele und Inhalte der VKAMit der VKA werden die Leistungsphasen Planungs­, Durchführungs­ und Inbetrieb­nahmekoordination bearbeitet. Dabei spielt die Einhaltung, aber auch die Über­prüfung der Vorgaben aus der zuvor erstell­ten Baubetriebs­ und Bauphasenplanung eine entscheidende Rolle.Um die Qualitätsansprüche der Kunden in hohem Maß befriedigen zu können, wird der komplexe Prozess der Planung und Durchführung von Baumaßnahmen so vorbereitet, dass die Risiken für die Projekt­ziele bekannt sind und minimiert werden und die Schnittstellen sinnvoll und ein­deutig definiert sind.Im Detail erfolgt zur Abstimmung der Ein­zelmaßnahmen und Zuständigkeiten eine regelmäßige und rechtzeitige Besprechung. Dabei werden die Informationen in Form der VKA protokolliert und allen Beteiligten zur Kenntnis gegeben. Die VKA ermöglicht ferner eine formalisierte Verbindlichkeits­erklärung aller Beteiligten zur Sicherstel­lung der vereinbarten Termine. Somit kann die Einhaltung der relevanten (Zwischen­) Termine gewährleistet werden.

VKA in der PlanungsphaseBei der Erstellung der VKA in der Pla­nungsphase werden für alle Planungen sämtlicher Fachbereiche und Zusammen­hangsmaßnahmen die technischen und zeitlichen Rahmenbedingungen ermittelt. Dabei sind auch die Planungstermine von der Entwurfsplanung bis zur Vergabe zu berücksichtigen.Die Fristen, Zwangspunkte und Erforder­nisse der am Projekt beteiligten Planer und Fachdienste werden festgeschrieben. Im Detail werden, um hier einige Beispiele zu nennen, in der VKA auch die Themen Planrecht, Baurecht, Finanzierung, Planer­stellung, ­prüfung und ­freigabe sowie er­forderliche Anträge, Genehmigungen, Frei­gaben, aber auch Stoffbestellungen und ­lieferungen dokumentiert. Die Schwer­punkte werden in den jeweiligen Projekten in Abstimmung mit der Projektleitung fest­gelegt.Generell müssen zu Beginn der Pla­nungsphase alle Projektbeteiligten in das Gesamtkonzept eingebunden werden.

Abb. 3: Schnittstel-lenkoordination einzelner Fachdienste und anderen Pro-jekten

Abb. 4: Beispiel einer Baumaßnahme „unter rollendem Rad“

Selbstverständlich auch die Zusammen­hangsmaßnahmen Dritter oder Auswir­kungen von anderen Bahnprojekten, die zur gleichen Zeit am gleichen Ort durchge­führt werden.Insgesamt besteht bei fehlender Planungs­koordination immer die Gefahr, dass die verschiedenen Fachplaner nicht über ih­ren eigenen Tellerrand hinausschauen und dadurch Missverständnisse und Versäum­nisse zu Ungunsten des Projektes entste­hen.Die Schnittstellen zwischen allen Beteilig­ten, beispielsweise dem Objektplaner Ver­kehrsanlagen und Planer der Oberleitung, sind so zu definieren, dass einerseits keine Planungslücken entstehen, andererseits aber Leistungen nicht doppelt erbracht werden. Die Festschreibung der Koordinie­rungsergebnisse erfolgt in laufender Ab­stimmung mit der Projektleitung und der Gesamtprojektsteuerung und sollte bereits in den Ausschreibungen der Bauleistungen berücksichtigt werden. Für eine terminge­rechte Umsetzung sollte die Vergabe der Bauleistungen mindestens zwölf Wochen vor Beginn der Ausführung erfolgen. Die Bauphasenplanung mit baubetrieblichen

Zwischenterminen sollte Vertragsbestand­teil für die Bauausführenden werden.Zusammenfassend gilt es, in der Planungs­phase die Voraussetzungen zu schaffen, um den geplanten Baubeginn einhalten zu kön­nen, damit die Ausführung nicht schon am Anfang auf einem kritischen Weg beginnt.

VKA in der DurchführungsphaseDer Übergang der Planungs­ zur Durch­führungsphase ist in der Regel fließend. Während etwa bei einer Teilmaßnahme bereits die Ausführung vergeben ist, kann bei der anderen erst mit der Planung be­gonnen werden. Eine klare Trennung der Leistungen Planungs­ und Durchführungs­koordination ist auch aufgrund der vielen Abhängigkeiten, unterschiedlichen Bau­phasen und Zwischenterminen oft nicht möglich und auch nicht sinnvoll.Nach Auftragsvergabe werden die Bau­ausführenden in das Gesamtkonzept eingebunden. Hierbei gilt es, die Firmen hinsichtlich der festgelegten Zwischenter­mine zu sensibilisieren, um alle Projekt­beteiligten auf das gemeinsame Ziel einer termingerechten Fertigstellung vorzube­reiten. Von allen Bauausführenden sind

Bauablaufpläne einzufordern, zu prüfen und abgestimmt als Gesamtkonzept in der VKA verbindlich festzulegen. Dabei sind die Schnittstellen zwischen den baubeglei­tenden Planungen, der Bauüberwachung und den Bauausführenden genau festzu­legen, um die zwangsweise entstehenden Probleme frühzeitig durch den benannten Zuständigen lösen zu können. Dieses Zusammenführen der übergreifen­den Fachbereichsaufgaben funktioniert in der Praxis bei vielen Projekten aber nicht. Deshalb ist eine kompetente und über­geordnete Koordination auch in der Durch­führungsphase unbedingt erforderlich. Negative Einflüsse auf den erarbeiteten Bauablaufplan (wie z. B. Frost, Unwägbar­keiten innerhalb der Bauzustände, Verzöge­rungen bei Materiallieferungen, Schwierig­keiten bei parallel laufenden Maßnahmen etc.) erfordern zudem ein ständiges Abfra­gen und Aktualisieren des Gesamtbauab­laufplanes. Dabei hat die Einhaltung der vorgegebenen Zwischentermine sowie die gewerksübergreifende Inbetriebnahme oberste Priorität.Besonders ist darauf zu achten, dass die im Vorfeld angemeldeten Sperrpausen

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49EI-Eisenbahningenieur | Juli 2010

Summary Coordination and construction work planning of railway projects

Project management – focusing on construc-tion work planning and schedule coordination of railway projects – is a core function that helps coordinate a wide variety of players with in some cases conflicting interests. Especially where project deadlines come under politi-cal pressure, or where renewal work has to take place without a break in operations, this interdisciplinary function is indispensable. Increasingly, the task is taken on by an exter-nal project manager, who has to meet exact-ing requirements. A useful instrument in this regard is the “binding coordination directive”, which sets forth and documents all individual measures, deadlines, interfaces and responsi-bilities. Achieving these goals calls for a high degree of assertiveness and diplomacy.

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termingerecht umgesetzt werden, d. h. die Vorarbeiten und weitere Voraussetzungen entsprechend geschaffen sind.

VKA in der InbetriebnahmephaseIm Zeitraum zwischen Fertigstellung der einzelnen Anlagenteile und Inbetriebnah­me sind unterschiedliche Maßnahmen erforderlich. Diese Prozesse und deren Ab­hängigkeiten, wie z. B. Abnahmeprüfungen intern und extern, Prozesse nach VVBau IOH und STE  4.5, Softwareänderungen der ESTW, Probebetriebe usw. werden im Gesamtablauf oftmals unterschätzt. Durch eine frühzeitige Terminierung dieser Leistungen, das Benennen und Beauftragen der Verantwortlichen und Festlegen in der verbindlichen Koordinationsanweisung, kann der erforderliche Zeitpunkt der bau­lichen Fertigstellung frühzeitig festgelegt werden.Hier schließt sich nun der Kreis: Bei früh­zeitiger und umfassender Koordination sind auch diese Termine bereits in der Pla­nungsphase berücksichtigt und mit den Bauausführenden vertraglich vereinbart.In der Theorie der Regelwerke ist das hier beschriebene Vorgehen insgesamt keine neue Erfindung. Das Besondere ist also nicht was gemacht wird, sondern wie es gemacht wird: die verbindliche Absprache mit allen Beteiligten und die Dokumenta­tion in der VKA. Entscheidend ist dabei im­mer die unbürokratische, praxisnahe und zielführende Koordination und Definition aller Schnittstellen, ohne den Gesamtüber­blick und den Projekterfolg aus den Augen zu verlieren.

Qualifikation VKA-BearbeitungIn der Regel haben Projektleiter des DB­Konzerns die Erfahrung, die Informationen und die Projektübersicht, um die Koordi­nation selbst durchzuführen. In der Praxis jedoch stehen hierzu meistens weder die persönliche Zeit noch qualifizierte eigene Ressourcen im Team zur Verfügung.

Die Schwachstellen im Projektmanagement sind durch die Vielzahl der Arbeiten in ver­schiedenen Fachbereichen bei vielen Pro­jekten schwer erkennbar, so dass es meist genügend Argumentationen gibt, warum die Vorgaben und Inbetriebnahmen nicht eingehalten werden konnten. Wirtschaft­lich betrachtet ist diese Vorgehensweise nicht akzeptabel und kann durch über­greifende Koordination deutlich reduziert werden. Deshalb ist es gerade bei komplexen Pro­jekten sinnvoll, einen externen Dienstleis­ter zu beauftragen. Ein Vorteil hierbei ist, dass Externe nicht in die Strukturen der DB eingebunden sind und damit unkon­ventioneller und unbürokratischer koordi­nieren können. Die Schnittstellen können dadurch neutral und objektiv aufgedeckt werden.Die Terminkoordination von Bahnpro­jekten erfordert eine Mischung aus breitem Fachwissen und hohem persönlichen Engagement. Die Herausforderung ist, die Übersicht zu behalten, alle aktuellen Projektgefahren zu kennen und sofort ge­genzusteuern, um Aufwendungen für Zwi­schenzustände zu vermeiden oder zumin­dest zu minimieren. Die VKA ist dabei ein Instrument. Entscheidend ist die ständige Begleitung des Projektes und das Anmah­nen von Terminen und Leistungen, was Diplomatie und Durchsetzungsvermögen verlangt. Die Fähigkeiten zeitkritische Planungs­, Durchführungs­ und Inbetriebnahmeab­läufe im Projekt zu erkennen und Anpas­sungen in den Terminketten oder eine Optimierung der Prozesse vornehmen zu können, sind weitere wichtige Vorausset­zungen. Der Koordinator muss in allen Fachbereichen Bauabläufe verstehen und sollte diese gegebenenfalls auch selbst auf­stellen können. Nicht zuletzt ist eine offene, ehrliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten ein entscheidender Fak­

tor zum Erreichen der Projektziele. Gute Kontakte zu den Projektbeteiligten sind immens wichtig und von großem Vorteil bei der Projektabwicklung.

LITERATUR[1] Schriftenreihe „Fahren und Bauen“ aus Deine Bahn von 2005 und 2006[2] Verfahrensbeschreibung zur DS 406 „Fahren und Bauen“ vom 27.01.2010[3] Richtlinie 406, Bekanntgabe 4 vom 30.01.2009, Teile 406.1101-1103, gültig ab 10.12.2006