Kosmische Raffinerie - Erdöl im Weltraum

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  • 7/25/2019 Kosmische Raffinerie - Erdl im Weltraum

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    Kosmische Raffinerie

    Astronomen finden im Pferdekopfnebel mit der 30-Meter-Antenne von IRAM Hinweise aufriesige Erdlvorkommen

    22. November 2012

    Whrend Erdgas und Erdl auf der Erde langsam aber sicher zur Neige gehen, existierenim Weltall offenbar gigantische Mengen. Was wie Sciencefiction klingt, ist Realitt: Mitdem 30-Meter-Teleskop des Instituts fr Radioastronomie im Millimeterbereich (IRAM)

    haben Astronomen erstmals das Molekl Cyclopropenyl (C3H+) in unserer Galaxie

    entdeckt. Es gehrt zur Familie der kleinen Kohlenwasserstoffe; diese wiederum sindBestandteil einer der wichtigsten Ressourcen auf unserem Planeten, von Erdl undErdgas. Die Existenz des Molekls im berhmten Pferdekopfnebel besttigt zudemHinweise, wonach es sich bei der untersuchten Region um eine Art aktiver kosmischerRaffinerie handelt.

    Beliebtes Bildmotiv fr Astrofotografen und kosmische Erdlraffinerie: der Pferdekopfnebel im Sternbild Orion.

    Beliebtes Bildmotiv fr Astrofotografen und kosmische Erdlraffinerie: der Pferdekopfnebel im Sternbild Orion.

    ESO

    Im Sternbild Orion, das sich in den nchsten Wochen am nchtlichen Himmel immer besser in Szenesetzen wird, liegt der rund 1300 Lichtjahre von der Erde entfernte Pferdekopfnebel. Er zhlt wegenseiner charakteristischen Form, die ihm den Namen gab, zu den bekanntesten Bildmotiven frAstrofotografen. Aber der Pferdekopfnebel ist auch ein fantastisches interstellares Chemielabor, indem dichtes Gas und intensives Sternenlicht permanent aufeinander treffen und dabei vielschichtigechemische Reaktionen auslsen.

    Mit der 30-Meter-Antenne auf dem Pico del Veleta in der spanischen Sierra Nevada haben derIRAM-Astronom Jerome Pety und sein Team nun systematisch die chemischen Elemente in der

    Mhne des Pferdekopfnebels erfasst. Erst diverse technische Neuerungen am Teleskop habendieses Whispergenannte internationale Projekt ermglicht. Frher htte ein solch umfangreichesUnterfangen mindestens ein Jahr Beobachtungszeit in Anspruch genommen. Jetzt konnten wir unsereMessungen schon nach nur einer Woche erfolgreich abschlieen, sagt Teammitglied Arnaud Bellochevom Max-Planck-Institut fr Radioastronomie. In Zukunft erffne das Teleskop ganz neueMglichkeiten fr die Analyse und Klassifizierung von Gas- und Moleklvorkommen im Universum.

    Bei ihren aktuellen Beobachtungen haben die Forscher die Existenz von mehr als 30 Moleklen in der

    untersuchten Region nachgewiesen, darunter eine Menge kleiner Kohlenwasserstoffe die kleinstenaller Atomverbindungen, die auch in Erdgas und Erdl enthalten sind.

    Sprnase fr Molekle: Mit dem IRAM 30-Meter-Radioteleskop auf dem Pico del Veleta in der spanischen Sierra

    Nevada haben Astronomen jetzt Cyclopropenyl (C3H+) entdeckt.

    IRAM

    Erstaunt waren die Forscher angesichts der unerwartet groen Mengen an Kohlenwasserstoffen: DerPferdekopfnebel enthlt 200-mal mehr Kohlenwasserstoffe als es Wasser auf der Erde gibt, erklrtdie IRAM-Astronomin Viviana Guzman. Darber hinaus stellte sich bei der systematischen Erfassungder Pferdekopfregion heraus, dass einer der analysierten Kohlenwasserstoffe, das KationCyclopropenyl, noch nie zuvor im Weltall beobachtet wurde. Dabei ist gerade dieses positiv geladeneIon ein wichtiger Schlssel zum Verstndnis der chemischen Reaktionen, welche die

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    Kohlenwasserstoffe miteinander verbinden.

    Aber woher genau kommen diese Mengen an kleinen Kohlenwasserstoffen? Jerome Pety und seineKollegen erklren das durch die Fragmentierung grerer Kohlenwasserstoffe, den sogenanntenpolyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAKs. Diese knnten sich unter Einfluss vonenergiereicher kosmischer Strahlung zersetzen und dabei eine beachtliche Anzahl kleinererKohlenwasserstoffe freigeben.

    Dieser Mechanismus, so vermuten die Forscher, wre gerade in Regionen wie dem Pferdekopfnebelbesonders aktiv, wo das vorhandene interstellare Gas permanent der direkten Strahlung einesbenachbarten Sterns von massiver Gre ausgesetzt ist. Was wir hier beobachten ist nichts anderesals eine natrliche Erdlraffinerie gigantischen Ausmaes, sagt Pety.

    HOR/ZA

    ANSPRECHPARTNER

    Dr. Jerome Pety,Institut de Radioastronomie MillimtriqueTelefon: +33 476 82-4987E-Mail: [email protected]

    Dr. Arnaud Belloche,Max-Planck-Institut fr Radioastronomie, BonnTelefon: +49 228 525-376Fax: +49 228 525-229

    E-Mail: [email protected]

    Karin Zacher,Institut de Radioastronomie MillimtriqueTelefon: +33 476 822-103E-Mail: [email protected]: +33 633 585938

    ORIGINALPUBLIKATION

    J. Pety et al.

    The IRAM-30m line survey of the Horsehead PDR: First detection of the l-C3H+ hydrocarboncation

    Astronomy & Astrophysics, 23. November 2012

    VERWANDTELINKS

    Homepage von IRAM

    Adresse: http://www.mpg.de

    2003-2012, Max-Planck-Gesellschaft, Mnchen

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