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KOSMOS KLAVIER 2. - 10. JUNI 2012 KOSMOS KLAVIER WEIMAR 2012

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KOSMOSKLAVIER

2. - 10. JUNI 2012

KOSMOS KLAVIERWEIMAR 2012

... Sie wissen nicht, daß der Vorschlag, das Klavier aufzugeben, mich traurig stimmt, wo es doch den ganzen ersten Teil meines Lebens, der untrennbar mit ihm verbunden ist, mit Licht erfüllte. Denn sehen Sie, mein Klavier ist für mich, was dem Seemann seine Fregatte, dem Araber sein Pferd, vielleicht sogar mehr, denn mein Klavier ist ja bis jetzt mein Ich, meine Sprache; es ist der Bewahrer alles dessen, was mein Innerstes in den glühendsten Tagen meiner Jugend bewegt hat; dort waren alle meine Wünsche, alle meine Träume, alle meine Freuden und alle meine Leiden. Seine Saiten bebten von allen meinen Leidenschaften, seine fügsamen Tasten gehorchten jeder Laune, und Sie, mein Freund, wollen, daß ich mich beeile, es aufzugeben, um den glanzvolleren Erfolgen auf dem Theater oder im Orchester nachzujagen? O nein! Selbst angenommen, daß ich für solche Akkorde schon reif genug wäre — was Sie zweifellos allzu leicht voraussetzen —, selbst dann bliebe es mein fester Entschluß, das Studium und die Entwicklung des Kla-viers erst aufzugeben, wenn ich alles getan habe, was möglich ist oder wenigstens was

mir heutigentags zu erreichen möglich ist.Vielleicht täuscht mich diese Art geheimnisvollen Gefühls, das mich an das Klavier fes-selt; aber ich halte seine Bedeutung für herausragend: Es nimmt, meiner Ansicht nach, die erste Stelle in der Hierarchie der Instrumente ein; es wird am meisten gespielt und ist am häufigsten verbreitet. Diese Bedeutung und Popularität verdankt es zum Teil der harmonischen Macht, die es ganz allein besitzt, und, als Folge dieser Macht, der Fä-higkeit, die ganze Kunst in sich zusammenzufassen und zu konzentrieren. In seinen sieben Oktaven schließt es den ganzen Umfang eines Orchesters ein, und die zehn Finger eines Menschen genügen, um die Harmonien wiederzugeben, welche durch den Verein von mehr als hundert Mitwirkenden hervorgebracht werden. Durch seine Vermittlung verbreiten sich Werke, die sonst wegen der Schwierigkeit, ein Orchester zu versammeln, bei den meisten ganz oder weitgehend unbekannt bleiben würden. Es ist somit für die Orchesterkomposition das, was der Stich für die Malerei ist; es vervielfäl-tigt sie und vermittelt sie allen, und wenn es auch nicht die Farben wiedergibt, so doch

wenigstens Licht und Schatten.Durch die bereits erzielten Fortschritte, welche durch die beharrliche Arbeit der Pianis-ten täglich vermehrt werden, dehnt das Klavier seine Aneignungsfähigkeit von Tag zu Tag weiter aus. Wir bringen Arpeggien wie die Harfe hervor, gehaltene Töne wie die Blasinstrumente, Staccato und tausend andere Passagen, welche einst als Spezialität dieses oder jenes Instruments galten. Die bereits absehbaren weiteren Fortschritte im Klavierbau werden uns zweifellos jene Differenzierungen im Klang ermöglichen, die uns noch fehlen. Die Klaviere mit Pedalbaß, das Polyplektron, die Klavierharfe und mehrere andere unvollkommene Versuche zeugen von einem allgemein empfundenen Bedürfnis nach Erweiterung. Die ausdrucksvolle Klaviatur der Orgeln wird sicher zur Herstellung von Klavieren mit zwei oder drei Klaviaturen führen und so den friedlichen

Siegeszug vollenden. [..] Das Klavier besitzt also einerseits dieses Vermögen der Aneignung, dieses Leben aller der in ihm zusammenströmenden Elemente, und andererseits sein eigenes Leben, sein Wachstum und seine individuelle Entwicklung. Es ist, um uns eines Wortes aus dem Altertum zu bedienen, Mikrokosmos und Mikrodeus (kleine Welt und kleiner Gott)

zugleich.

Franz Liszt an Adolphe Pictet, September 1837

MARIAM BATSASHVILI11:00 Uhr | Gewehrsaal im Alten Schloss Ettersburg

ULRICH WALTHER, Orgel16:00 Uhr | Herz jesu Kirche

JULIAN GORUS11:00 Uhr | Gewehrsaal im Alten Schloss Ettersburg

ARENS UND FREUNDE15:00 Uhr | Gewehrsaal im Alten Schloss Ettersburg

MUSIK BEI LISZT12:00/13:00 Uhr | Liszt-Haus

KONSTANTIN SCHERBAKOV19:30 Uhr | Festsaal des Fürstenhauses

CORA IRSEN trifft Liszt20:00 Uhr | Festsaal des Stadtschlosses

SCHUBERTS „WINTERREISE”20:00 Uhr | Festsaal des Stadtschlosses

REBECCA MAURER auf Broadwood11:00 Uhr | Festsaal des Stadtschlosses

ILYA KONDRATIEV17:00 Uhr | Liszt-salon der Altenburg

KOSMOSKLAVIERI bis X

02. Juni 2012

03. Juni 2012

04. Juni 2012

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07. Juni 2012

09. Juni 2012

10. Juni 2012

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Der Gewehrsaal im Alten Schloss EttersburgDas zwischen 1706 und 1711 auf den Grundmauern eines 1084 gegründeten Chorherrenstifts und späteren Augustinerklosters unter Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar errichtete Jagd-schloss wurde im Februar 1712 eingeweiht, vor 300 Jahren. Im Festsaal der schlichten Dreiflügel-anlage musizierte damals mit der Hofkapelle auch Johann Sebastian Bach. Die große kulturelle Entwicklung des klassischen und nachklassischen Weimar spielte immer wieder in diesem Außenort der Residenzstadt, zu Anna Amalias Zeiten wie zu denen Carl Alexanders. Carl August brachte im Festsaal seine Gewehrsammlung unter – daher der etwas martialische Name. In den Jahren 2006 bis 2008 sanierte das Bildungswerk BAU Hessen-Thüringen e. V. das verfallende Schloss, inzwi-schen UNESCO-Weltkulturerbe. Nun ist es zu neuen kulturellen Taten bereit – und verpflichtet.

Die Katholische Pfarrkirche „Herz Jesu“ mit „Franz-Liszt-Gedächtnisorgel“Geistliches Zentrum für den Katholiken Franz Liszt war ein kleiner Saal im Jägerhaus an der Ma-rienstraße, ein für die anwachsende Gemeinde immer weniger zureichender Raum. Zu Pfingsten 1863 wurde ein europaweiter Spendenaufruf für einen Kirchen-Neubau gestartet, an dem Liszt engagiert Anteil nahm. Erst 1891, fünf Jahre nach seinem Tod, wurde der Neubau Wirklichkeit. Abermals 120 Jahre vergingen, bis die Herz Jesu Kirche die ihr angemessene Orgel erhielt. Am 8. Mai 2011 weihte Bischof Dr. Joachim Wanke die von der Firma Orgelbau Waltershausen mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Freistaates Thüringen errichtete „Franz-Liszt-Gedächtnisorgel“.

Das Musikzimmer im Liszt-HausSeit dem frühen 19. Jahrhundert markierten zwei gleich aussehende kleine Häuser die Eingangssi-tuation zur Weimarer Innenstadt von Süden her. Das rechte beherbergte lange den Hofgärtner und das Atelier u. a. von Friedrich Preller. Ab 1869 wohnte Franz Liszt hier, in der für ihn umgestalteten Beletage, in den Wochen und Monaten, die ihn alljährlich über mehr als anderthalb Jahrzehnte in Weimar sein ließen. Sein Musikzimmer war der Ort der Klavierakademie, in der er Scharen von jungen, bereits gut ausgebildeten Pianistinnen und Pianisten unentgeltlich unterrichtete. Die Firma Bechstein stellte ihm eines ihrer Instrumente zur Verfügung und schenkte es 1886 dem nun entste-henden Museum.

Die Orte

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Der Festsaal des FürstenhausesDas Fürstenhaus – so genannt, weil hier nach dem Schlossbrand von 1774 der Weimarer Hof für drei Jahrzehnte residierte – ist eines der markantesten Gebäude der Weimarer Innenstadt. Vor allem war es Landtagsgebäude, erst des Großherzogtums, dann des Freistaates Thüringen 1920—1933. In der NS-Zeit residierte hier Reichsstatthalter Sauckel. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Verlagerung der Landeshauptstadt nach Erfurt wurde das Gebäude 1950 das neue Zentrum der Musikhochschule. Erst ein halbes Jahrhundert später gelang es, die verbaute Situation in der Mitte des Hauses und das Fehlen eines dringend benötigten größeren Saales durch den Einbau des 1770 geplanten, aber so nicht gebauten Festsaales über zwei Stockwerke in der Mitte des Gebäudes aufzulösen. Ein moderner Saal mit vielen technischen Raffinessen entstand, für die Aus-bildungsanforderungen professioneller Musiker auf der Höhe unserer Zeit vielfältig geeignet.

Der Festsaal des Stadtschlosses zu WeimarDieser Saal ist einer der schönsten klassizistischen Säle weit und breit, von renommierten Architekten samt Umfeld (Gentzsches Treppenhaus) am Anfang des 19. Jahrhunderts überaus schön gestaltet. Er ist zudem ein authentischer Ort für Musik und Musiker in jener Zeit. Hier fanden die Hofkonzerte statt, die knapp zwei Jahrzehnte von Hummel und dann in den 1850er Jahren von Liszt geleitet wurden. In einem dieser Konzerte gab es die Uraufführung seines 1. Klavierkonzertes mit ihm als Solisten und der Hofkapelle unter der Leitung von Hector Berlioz. Insofern ist der Festsaal für Mu-siker und musikgeschichtlich Interessierte der wunderbare authentisch erhaltene Erinnerungsort an Liszts kämpferische erste Weimarer Zeit.

Der Liszt-Salon der AltenburgHier ereignete sich zwischen 1848 und 1861 Musikgeschichte. Die Entstehung „Neu-Weimars“, der „Neudeutschen Schule“, das Durchsetzen Richard Wagners ist mit dem Wirken Liszts und seines Umkreises in diesen Räumen verbunden, mit einer begeisterten und begeisternden „Künst-ler-Kommune“ um ihren Zentralstern Liszt. Nichts an Artefakten ist hier erhalten nach anderthalb Jahrhunderten des Wohnens vieler Anderer. Aber eine Aura durchweht die um 2000 auf ihre alte architektonische Situation hin restaurierten Räume. Etwas Wissen um die Geschichte des 1811 ent-standenen Hauses ist allerdings eine Voraussetzung, diese Aura konkreter zu erfassen …

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Weimar – ein Mekka der Pianistik?

Um 1880 galt Weimar als ein Mekka der Pianistik in Deutschland. Das hatte vor allem zu tun mit der Klavierakademie, die Franz Liszt bei seinem alljährlichen mehrmonatigen Hiersein in seiner Wohnung in der Beletage der Hofgärtnerei abhielt, zwei- oder dreimal wöchentlich nachmittags zwei bis drei Stunden, unentgeltlich. Durch die zu diesen ganz besonderen Meisterkursen in Wei-mar einfallenden zwei, drei Dutzend jungen Virtuosen fühlte sich Weimar offenbar anders als in deren Abwesenheit, so wie heute beim Fehlen der hier Studierenden oder der Touristen. Es war so ähnlich wie ein Jahrhundert später beim Internationalen Musikseminar im „Weimarer Sommer“, dem Ostblockunternehmen à la Salzburg, das sich auf die Liszt´sche Tradition berief und mit dem für Kulturinteressierte eine Art fünfter Jahreszeit verbunden war. Auch um 1880 war Weimar nicht ohne eigene Ausbildungsinstitutionen für Musiker. Die 1872 gegründete Großherzogliche Orchesterschule war schon vier Jahre später um die Ausbildung von Klavier- und Gesangslehrerinnen erweitert worden. Ein Viertel der Klavierelevinnen kam aus dem Ausland, insbesondere aus Großbritannien, den USA und der Schweiz. Der Name Liszt wirkte Wunder. Damals war es durchaus sinnvoll, Scharen von Klavierlehrerinnen auszubilden, als eine gute Chance für junge Frauen, der ihnen von der Gesellschaft zugemessenen engen Existenz zu entkommen. Und Scharen waren nötig, um die bildungsbürgerliche Forderung zu erfüllen, man (und vor allem Frau) habe Klavier spielen zu können. Dabei ging es am wenigsten um das Spielen an-spruchsvoller Originalliteratur, sondern um Bearbeitungen aller möglicher Musik. Das Klavierspiel war in Zeiten jenseits von technischer Musikreproduktion der „Kulturhebel“, um selbst und mit der Familie Musik aller Art kennenzulernen. Liszt formuliert, das Klavier vermöge „die ganze Kunst in sich zusammenzufassen und zu konzentrieren. […] Es ist somit für die Orchesterkomposition das, was der Stich für die Malerei ist; es vervielfältigt sie und vermittelt sie allen, und wenn es auch nicht die Farben wiedergibt, so doch wenigstens Licht und Schatten.“ (siehe vordere Umschlagseite). Dieserart Kosmos (Mikrokosmos) existiert seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr. Nach Jahr-zehnten einer eminenten technischen Entwicklung überschwemmen heute technische Reproduktio-nen den Markt. Als Nebenwirkung des Segens, in Sekundenschnelle über Aufnahmen aller Musik von heute und dem letzten Jahrtausend in hoher Wiedergabequalität verfügen zu können, führen sie zu entfremdeter Wahrnehmung. Dem kann begegnet werden durch real in Echtzeit erlebte Musik, deren vertieftes Verstehen nun nicht mehr durch das eigene Klavier-, sondern die eigene CD-Player-Nutzung vorbereitet wurde.Natürlich existiert nach wie vor der reichhaltige Mikrokosmos originaler Klavierliteratur. Um den geht es nun vor allem an Musikhochschulen wie der Weimarer, die nach Franz Liszt heißt. Sie stellt sich seinem vielfältigen Erbe klavieristisch u. a. durch zwei internationale Wettbewerbe, der eine für junge, der andere für „ausgewachsene“ Kandidatinnen und Kandidaten. Nach wie vor spielen Klavierkurse à la Liszt in den Weimarer Meisterkursen eine große Rolle. 2011 kam vom 18. bis 26. Juni ein Klavierfestival hinzu, Kosmos Klavier überschrieben. Dabei gab es keines-falls nur Klavierrezitals auf neuen und alten Flügeln, sondern auch Kombinationen mit Violine, mit Chor, mit Orgel. Werke Liszts standen im Jahr seines 200. Geburtstages im Zentrum. Gleichzeitig wurde die große Liszt-Ausstellung eröffnet, deren zweiter Teil im Stadtschloss ebenfalls Kosmos Klavier als Untertitel hieß. Gerichtet auf die Entwicklung des Klavierbaus und -klanges zu Lebzeiten Liszts, verwies der Ort dieses Ausstellungsteiles auf die hohe Bedeutung des Klaviers am Weima-rer Hof. Gewiss: Hier war ein Jahrhundert früher auch Johann Sebastian Bach schon auf Clavi-ren, also Claves-(Tasten-) Instrumenten tätig gewesen, auf Orgeln, Clavicembali, Clavichorden.

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Die eigentliche Weimarer Initialzündung kam aber im frühen 19. Jahrhundert durch die russische Zarentochter Maria Pawlowna, seit 1804 Weimarer Erbherzogin, seit 1828 Großherzogin, als russische Großfürstin dabei immer „Kaiserliche Hoheit“ mit reichen persönlichen Bezügen aus ihren russischen Quellen. Maria Pawlowna hatte gewissermaßen einen „Klaviertick“ – oder war es ein „Klaviervirtuosen-Tick“? Schon der erste Hofkapellmeister, der zu ihrer Zeit neu angestellt wurde, war 1810 ein Klaviervirtuose: ihr Petersburger Klavierlehrer August Eberhard Müller (1767 – 1817), bislang Thomaskantor in Leipzig. Maria Pawlowna zog ihn mittels ihrer privaten Finanzmittel nach Weimar: Sie verdoppelte das mit 800 Talern schon ansehnliche Hofkapellmeister-Jahresgehalt auf 1.600 Taler. Dafür war Müller dann auch wiederum ihr Klavier- und Kompositionslehrer. Als er im Dezember 1817 starb, war klar, dass nur ein ebenso berühmter Klaviervirtuose sein Nachfolger werden könnte. Das wurde dann nicht Peter von Lindpaintner und nicht Carl Maria von Weber, sondern, ab Februar 1819, der Berühmteste der drei: Johann Nepomuk Hummel. Er bezog ein Jahresgehalt von 1.800 Talern, zur Hälfte wiederum aus Maria Pawlownas Privatschatulle. Dazu kam ein dreimonatiger Konzerturlaub während der Spielzeit – das hielt ihn hier. Mit seinen euro-paweiten Konzertreisen und Ehrungen begann Weimar als Musikstadt von sich reden zu machen, eben als langjährige Heimat Hummels, eines der bedeutendsten europäischen Klaviervirtuosen und –pädagogen, Lehrer von Henselt, Hiller, Thalberg, Sachwalter der „klassischen“ Klavierkunst des Wiener Dreigestirns, dabei Schüler Mozarts und Freund Beethovens. Die Steigerung über ihn noch hinaus – wir wissen es – kam mit Franz Liszt um die Mitte des Jahrhun-derts. Aber sie kam nicht gleich. Als Hummel 1837 gestorben war, begann eine sehr deutlich auf einen europaweit berühmten Klaviervirtuosen gerichtete Nachfolgersuche. Inzwischen war ja auch Goethe tot und Weimar lebendiger Berühmtheiten ledig. Ausgerechnet jetzt, beim dritten Anlauf, gelang das zunächst nicht, was mit Müller und Hummel gelungen war. Die Haupthoffnung Felix Mendelssohn Bartholdy – Goethes Felix – sagte nach längeren Verhandlungen ab. Also wurde 1840 zunächst ein französischer Opernkomponist Hofkapellmeister, ohne die Gehaltsverstärkung Maria Pawlownas. Acht Jahre später war aber dann doch noch der Größtmögliche für Weimar gewonnen – Franz Liszt. August Eberhard Müller, Johann Nepomuk Hummel, Franz Liszt – ihr Wirken in Weimar in enger finanzieller Bindung an Maria Pawlowna ließ eine Dominanz des Pianistischen entstehen, die als ein roter Faden in der Musikgeschichte Weimars gesehen werden kann. Mit ihrem Wirken war selbstredend auch die Anschaffung von Musikalien und von Klavierinstrumenten verbunden. Der zweite Teil der Liszt-Ausstellung 2011 bezog sich darauf. Und darauf stützt sich die Idee Hellmut Seemanns, das Weimarer Stadtschloss zum „Klingenden Schloss“ auszubauen, einschließlich einer Orgel in der vom Büchermagazin hoffentlich bald zurückverwandelten Schlosskapelle.Weimar war – wenn überhaupt – nur kurzzeitig ein deutsches Mekka des Klavierspiels. Aber die Pianistik hat durch jene Initialzündungen im 19. Jahrhundert hier einen festen Platz und großen Rang, zumal wenn man dies mit dem Werk Bachs bzw. der Bach-Familie verbindet. Bach-Hummel-Liszt waren und sind Großgestirne im Kosmos des Klavierspiels. Sie prägen nun auch ein Klavier-festival, das weiter wie 2011 Kosmos Klavier heißt und das gar nicht zufällig von drei kulturellen Großinstitutionen Weimars getragen wird: der Klassik Stiftung Weimar, der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und dem Schloss Ettersburg.

W. Huschke

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MARIAM BATSASHVILI wurde 1993 in Tiflis /Ge-orgien geboren und gab bereits als Elfjährige ein Kon-zert in Österreich. Zwei Jahre später trat sie als Solistin beim Internationalen Festival Moscow Meets Friends in der russischen Hauptstadt auf erspielte sich 2008 den Förderpreis des Internationalen Wettbewerbs für Junge Pianisten in Ettlingen. 2009 gewann sie den Grand Prix beim internationalen Klavierwettbewerb Die Goldene Taste in Frankfurt, gab Solokonzerte in Stuttgart und In-golstadt, im Mai 2010 konzertierte sie anlässlich von Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag Georgiens in Kapstadt. Mit nur 17 Jahren wurde sie beim Internati-onalen Franz-Liszt-Wettbewerb für Junge Pianisten mit dem 1. Preis ausgezeichnet, sie erzielte zudem zwei Sonderpreise, u. a. für die beste Interpretation eines Werkes von Franz Liszt. Mariam Batsashvili studiert seit Oktober 2011 an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar.

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MARIAM BATSASHVILI

Moderation: Rolf-Dieter Arens

Johann Sebastian Bach (1685-1750)aus Das Wohltemperierte Klavier, Teil 1 (1722):Präludium und Fuge b-MollPräludium und Fuge d-Moll

Ludwig van Beethoven (1770-1827)Sonate f-Moll op. 57 Appassionata (1805)

Allegro assaiAndante con moto –Allegro ma non troppo

Franz Liszt (1811-1886)Mazeppa, Nr. 4 der Etudes d’exécution transcendante (1851)Dante-Sonate aus den Années de pèlerinage. Italie (1849)

Frédéric Chopin (1810-1849)Polonaise A-Dur (1838/39)

02. Juni 2012

Kosmos Klavier I11:00 Uhr | Gewehrsaal im Alten Schloss Ettersburg

Veranstalter:Festival Schloss Etters-burg. Pfingsten 2012

Eintrittskarten über Tourist-Information Weimar, Erfurt, Jena und in allen Vor-verkaufsstellen des Ticketshop ThüringenEintritt: 14 Euro

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ULRICH WALTHER wurde 1980 in Hagen geboren. An der Stuttgarter Musikhochschule studierte er Orgel bei Ludger Lohmann. Teilnahme an zahlreichen Meisterkursen, u. a. bei Lo-renzo Ghielmi, Daniel Roth, Hans-Ola Ericcson, David Sanger, Heinz Wunderlich, Gerhard Weinberger und Jon Laukvik. Bei mehreren internationalen Wettbewerben ging er als Preisträ-ger hervor: 2005 1. Preis in Korschenbroich / Westfalen, 2006 2. Preis und Sonderpreis beim Wettbewerb „Bach und die Mo-derne“ in Graz, 2. Preis beim Helmut Bornefeld-Wettbewerb in Heidenheim. 2007 1. Preis und Publikumspreis in St. Albans. 2008 1. Preis und Sonderpreis beim BACH-LISZT-Wettbewerb Erfurt-Weimar-Merseburg. Von 2008 bis 2010 unterrichtete er im Rahmen einer Gastpro-fessur künstlerisches Orgelspiel, Improvisation und Generalbaß an der Kunstuniversität (KUG) Graz /Österreich.Im Oktober 2010 wurde er als Professor an die Grazer KUG berufen. Seine Konzerttätigkeit führte ihn zu bedeutenden Or-geln und Festivals (u. a. Nürnberger Orgelwoche ION, Thü-ringer Bachwochen, Bodensee Musikfestival, Oberstdorfer Kunstsommer, Organ Festival Oviedo, Orgelfestival Bergamo, St. Albans, Los Angeles St. James' Episcopal Church, Wormser Dom, Chartres Cathedral, Stadthalle Wuppertal, Edinbourgh St. Giles, Birmingham Townhall, St. Bavo Haarlem, Moskau Kathedrale, St. Petersburg Capella, Schloss Frederiksborg, Trini-tatiskirke Kopenhagen), wobei teilweise Rundfunkmitschnitte ent-standen. 2010 erschien seine erste CD-Aufnahme mit Orgeltran-skriptionen Max Regers an der Bremer Domorgel. Momentan arbeitet er u. a. an einer Aufnahme sämtlicher Transkriptionen Max Regers für Orgel.

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ULRICH WALTHERan der Franz-Liszt-Gedächtnisorgel

Johann Sebastian Bach (1685–1750)Toccata fis-Moll BWV 910 (1713-17)(für die Orgel bearbeitet von Max Reger)

Franz Liszt (1811–1886)Klaviersonate h-Moll S 178 (1852-53)(für die Orgel bearbeitet von Ulrich Walther)

Johann Sebastian BachPassacaglia c-Moll BWV 582(in der Fassung nach Franz Liszt / Johann Gottlieb Töpfer)

02. Juni 2012

Kosmos Klavier II16:00 Uhr | Katholische Pfarrkirche "Jerz Jesu" Weimar

Veranstalter:Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimarund Kirchgemeinde der Herz-Jesu-Kirche

Eintritt freiKollekte erbeten

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JULIAN GORUS, geboren 1978 im bulgarischen Varna, studierte zunächst in seiner Heimatstadt bei Elisaveta Stoyanova, anschließend am Mainzer Peter-Cornelius-Konservatorium, in Bremen, Würzburg und 2006 bis 2008 in Weimar. Seine Wettbewerbserfol-ge: 1. Preis, Publikumspreis und mehrere Förderprämi-en beim Internationalen Bremer Klavierwettbewerb sowie 1. Preis und Publikumspreis beim 4. Internatio-nalen FRANZ-LISZT-KLAVIERWETTBEWERB Weimar 2003. Wichtige Stationen seiner Konzerttätigkeit sind das Bonner Beethovenfest, das Festival Varna Summer, der Deutschlandsberger Musikfrühling und das Gina Bachauer Festival Salt Lake City. 2011 brillierte Gorus mit einer Einspielung des Zyklus Années de pèlerinage von Liszt.

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JULIAN GORUS

Moderation: Rolf-Dieter Arens

Ludwig van Beethoven (1770-1827)Sonate d-Moll op. 31 Nr. 2 (1801/02)

Largo – AllegroAdagioAllegretto

Franz Schubert (1797-1828)3 Impromptus aus dem Nachlass D 946 (1828):Allegro assai es-MollAllegretto Es-DurAllegro C-Dur

Franz Liszt (1811-1886)Aus den Années de pèlerinage, (Wanderjahre. Italien) (1849):Sonetto 47 del PetrarcaSonetto 104 del PetrarcaSonetto 123 del PetrarcaAprès une lecture de Dante – Fantasia quasi sonata(Dante-Sonate)

03. Juni 2012

Kosmos Klavier III11:00 Uhr | Gewehrsaal im Alten Schloss Ettersburg

Veranstalter:Festival Schloss Etters-burg. Pfingsten 2012

Eintrittskarten über Tourist-Information Weimar, Erfurt, Jena und in allen Vor-verkaufsstellen des Ticketshop ThüringenEintritt: 14 Euro

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ROLF-DIETER ARENS studierte in Leipzig Klavier und Kammermusik. Neben der pianistischen Laufbahn als in-ternational gefragter Solist und Kammermusiker pflegte er stets die pädagogische Tätigkeit: in Weimar und Leipzig, bei Meisterkursen, als Juror bei internationalen Wettbewer-ben. 1982 erhielt er den Kunstpreis der DDR, 1982 bis 1991 wirkte er als Solist des Berliner Sinfonie-Orchesters. Seit 1986 war Arens Professor für Klavier an der Weimarer Musikhochschule, von 2001 bis 2010 deren Rektor, und auch als Musikorganisator hat er sich verdient gemacht, so als Vorsitzender des Internationalen FRANZ-LISZT-KLAVIER-WETTBEWERBS Weimar-Bayreuth, als Künstlerischer Leiter der Liszt-Festivals 2000, 2003 und 2006 sowie als Kuratoriums-vorsitzender der NEUEN LISZT STIFTUNG WEIMAR. Er ist heute Präsident der Kulturstiftung Leipzig.

JÜRNJAKOB TIMM ist seit 1973 Erster Solocellist des Gewandhausorchesters und Mitglied des Gewandhaus-Quartetts. Timm trat mit vielen Orchestern in Europa, Japan und Amerika auf. Musikfestivals wie Prager Frühling, Brahms-Festival in Granada, Schleswig-Holstein Musik Festival und Ann-Arbor-Musikwochen verpflichteten ihn für Konzerte. 1988 wurde Timm zum Honorarprofessor an der Musik-hochschule Leipzig ernannt. 1993 wurde er als Solocellist in das Orchester der Bayreuther Festspiele berufen.

SEBASTIAN BREUNINGER ist seit 2001 Erster Kon-zertmeister des Gewandhausorchesters Leipzig.Nach Studien bei Max Speermann, Rosa Fain und Thomas Brandis wurde er mit 21 Jahren Mitglied der Berliner Philharmoniker und wechselte nach drei Jahren als Erster Konzertmeister zum Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Er ist Preisträger verschiedener Solo- und Kammermusikwettbewerbe, u. a. des Preises der Stiftung Mozarteum beim Internationalen Mozart-Wett-bewerb Salzburg 1999. Neben seiner Konzerttätigkeit unterrichtet er seit 2004 an der Hochschule für Musik Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig.

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ARENS UND FREUNDE

Rolf-Dieter Arens, Leipzig, Klavier und Moderation

Sebastian Breuninger, Leipzig, Violine

Jürnjakob Timm, Leipzig, Violoncello

Johann Sebastian Bach (1685–1750)Chaconne d-Moll BWV 1004 / V in der Bearbeitung von Felix Mendelssohn Bartholdy für Violine und Klavier

Franz Liszt (1811–1886)Romance oubliée S 132 (1880) (für Violine und Klavier)Die Zelle in Nonnenwerth S 382 (1883)(für Violoncello und Klavier)

Johann Sebastian BachSonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 D-DurBWV 1028 (um 1720)

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)Klaviertrio Nr. 2 c-Moll op. 66 (1844/45)

03. Juni 2012

Kosmos Klavier IV15:00 Uhr | Gewehrsaal im Alten Schloss Ettersburg

Veranstalter:Festival Schloss Etters-burg. Pfingsten 2012

Eintrittskarten über Tourist-Information Weimar, Erfurt, JenaEintritt: 20 Euro

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Im Garten fand ich bereits eine Gruppe wartender Schüler vor und bei ihnen die getreue Haushälterin Pauline. [...] Sie erklärte [...], daß wöchentlich drei Unterrichtsstunden von vier bis sechs Uhr stattfänden. Häufig kämen vornehme Besucher aus anderen Landesteilen oder aus fremden Ländern [...], sie würden meist von Liszt eingeladen, den Lehrstunden beizuwohnen. [...] Jetzt sah ich den Meister am Klavier ste-hen und beobachtete, wie er von jedem Schüler ehrfurchtsvoll begrüßt wurde und wie er jedem einzelnen den Gruß erwiderte [...].

Er liebte seine Schüler, das war ganz offenbar. Und da er kein Familienleben führte, waren sie „seine Kin-der“, seine Familie.[...] Nun legten jene Schüler, die etwas zum Vorspielen mitgebracht hatten, ihre Noten auf den runden Tisch an der einen Seite des Musikraumes. Einige setzten sich, andere standen [...] in verschiedenen Teilen des Doppelsalons. [...] gewöhnlich trat er [Liszt] an den runden Tisch, blickte auf die dort hinterlegten Noten und wählte irgendein noch nicht zu sehr abgedroschenes Stück aus oder eines, von dem er meinte, daß es von besonderem Wert für die Klasse wäre [...] und fragte: „Wer hat das mitgebracht? [...] Ja, das wollen wir jetzt hören!“ [...]Während des Spieles schritt er ruhig auf und ab, mit langsamen, vorsichtigen Schritten, als fürchte er, ei-nen seiner Hausschuhe zu verlieren [...]. Gutmütig lächelnd machte er über das Spiel seine Bemerkungen zu irgendeiner Gruppe von Studierenden, an der er eben vorbeikam, wobei er seine [...] Kritik manchmal mit einer bezeichnenden Geste oder einer belustigenden Grimasse verdeutlichte. [...]

Carl von Lachmund

Konzert Franz Liszts in der Hofgärtnerei, in Anwesenheit des Großherzogs Carl-Alexander und der Großherzogin Sophie, um 1875

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MUSIK BEI LISZT

Matineen am originalen Liszt-Flügel (Bechstein)mit Studierenden der Hochschule für MusikFranz Liszt Weimar

12:00 UhrEwgenija Kleyn (Klasse Prof. Szokolay)

Moderation: Wolfram Huschke

13:00 UhrXiaohu Xing (Klasse Prof. Waas)

Moderation: Christine Claaß

Wie schon seit 2006 finden im Liszt-Haus auch 2012 wieder

moderierte Montags-Matineen mit Studierenden der Musikhoch-

schule statt. Am originalen Bechstein-Flügel des Meisters und in

der besonderen Atmosphäre der historischen Räume erklingen

vor allem Werke Liszts, seiner Vorbilder (wie Beethoven) und

Zeitgenossen.

04. Juni 2012

Kosmos Klavier V12:00 und 13:00 Uhr | Liszt-Haus

Veranstalter:Franz-Liszt-Zentrum der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar

Eintrittskarten nurvor dem Konzert im Liszt-Haus erhältlich7,50 Euro

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ARTHUR SPIRK - Filmemacher und Video-Regisseur, ge-boren 1950 in St. Gallen. Studium in Germanistik, Musik-wissenschaft und Publizistik an der Universität Zürich. Ab 1980 zahlreiche Berichte und Dokumentarfilme für das Schweizer Fernsehens und 3sat, unter anderem über Klaus Huber, Mauricio Kagel, Heinz Holliger, Noemi Nadel-mann, David Zinman, Franz Hohler, Anna Huber, Ludwig Hohl und Ruedi Häusermann. Seit 1991 Video-Inszenierun-gen für Konzerte, unter anderem „Klang Farbe Licht“ mit der basel sinfonietta, „Bilderklavier“ mit Werner Bärtschi, „Atlas Eclipticalis“ mit Jonathan Nott im KKL Luzern, „Nuits Parisi-ennes“ mit David Stern und dem kammerorchester basel, „Ekstase für Video und Orchester“ mit Mikhail Pletnev und dem Russischen Nationalorchester am Menuhin Festival Gstaad 2008, „Sinfonie der Jungfrau“ mit Vladimir Ashke-nazy und dem EU Youth Orchestra bei Interlaken Classics 2010, „Bilder einer Ausstellung“ nach Kandinsky und „Liszts Schweizer Pilgerjahre“ mit Konstantin Scherbakov, „Tasten-tanz“ mit Lev Vinocour 2011.

KONSTANTIN SCHERBAKOV - debutierte mit Beetho-vens 1. Klavierkonzert im Alter von elf Jahren, studierte dann am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium bei Lev Naumov und gewann schließlich den 1. Rachmaninoff-Wettbewerb in Moskau sowie Preise beim Montreal-, Busoni-, Géza Anda- und „Roma 1994“-Wettbewerb. Er hat in 35 Ländern der Welt und bei vielen namhaften Festspielen konzertiert (u. a. Salzburger Festspiele, Bad Kissingen, Schubertiade, Lucerne Festival oder Klavierfestival Ruhr). Sein Repertoire umfasst über 50 Klavierkonzerte und dieselbe Anzahl von Soloprogrammen mit Werken verschiedenster Stile und Epochen. Für EMI Classics, „Marco Polo“, „Naxos“ und „Two Pianists label“ hat er rund 40 CDs aufgenommen. Vie-le davon sind mit Preisen ausgezeichnet, wie z. B. mit dem Cannes Classical Award oder dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Scherbakov hat weltweit Meisterkur-se gegeben und ist Jury-Mitglied bei vielen renommierteninternationalen Wettbewerben: in Rio de Janeiro, Seoul, Havanna, bei Busoni in Bozen, der ARD in München und bei Liszt in Weimar. Seit 1992 lebt er mit seiner Familie in der Schweiz und ist Professor an der Zürcher Hochschule der Künste. Mehrere seiner Schüler wurden bei internationa-len Wettbewerben mit Preisen ausgezeichnet, so Yulianna Avdeeva, die Gewinnerin des Chopin-Wettbewerbs 2010 in Warschau.

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KONSTANTIN SCHERBAKOVspielt Liszt -

Äußere und innere Landschaften

Ludwig van Beethoven (1770–1827) / Franz Liszt:6. Sinfonie F-Dur op. 68 (1808) „Sinfonie Pastorale“

Allegro ma non troppo / „Erwachen heiterer Gefühlebei der Ankunft auf dem Lande“Andante molto mosso / „Szene am Bach“ Allegro / „Lustiges Zusammensein der Landleute“ - Allegro / „Gewitter, Sturm“ – Allegretto / „Hirten-gesang. Frohe, dankbare Gefühle nach dem Sturm“.

- Pause –

Franz Liszt (1811–1886)Années de pélerinage. Suisse. (Wanderjahre. Schweiz)S 160 (1854)Die Tellskapelle – Am Wallenstädter See –Pastorale – Am Rande einer Quelle – Gewitter –Das Obermann-Tal – Hirtengedicht –Heimweh – Die Glocken von Genf

06. Juni 2012

Kosmos Klavier VI19:30 Uhr | Festsaal des Fürstenhauses

Veranstalter:Franz-Liszt-Zentrum der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und Deutsche Liszt-Gesellschaft

Eintrittskarten über Tourist-Information Weimar19 Euro/erm. 16 Euro

Die Stücke 1,2 und 6 erklingen in Verbindung zu einer

Video-Installation von ARTHUR SPIRK

CHAPELLE DE GUILLAUME TELL Einer für Alle – Alle für Einen (Schiller)

AU LAC DE WALLENSTADT Du Gegenbild der wilden Welt, die ich | Bewohnt, [...] Deine Wasser schwellen | In süßer Ruh’! Zu tauschen mahnt sie mich | Der Erde trübe Fluth für rein’re Quelle. (Lord Byron)PASTORALE

AU BORD D’UNE SOURCE In säuselnder Kühle | Beginnen die Spiele | Der jungen Natur. (Schiller)

ORAGE Wo, Stürm’, ist euer Ziel? | Gleicht euer Groll den Stürmen unsrer Brust, oder erjagt ihr, Adlern gleich, den Horst, | der hoch in Wolken ragt? (Lord Byron)

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Jahre der Pilgerschaft nennt Franz Liszt seinen großen dreiteiligen Klavierzyklus. Es ist eine Art mu-sikalisches Reisetagebuch. Der erste Band, erschienen 1855, ist der Schweiz gewidmet, wo Liszt zwischen 1835 und 1839 hauptsächlich lebte. Es sind zum größten Teil überarbeitete Fassungen von Stücken, die als „Album d'un voyageur” 1835-36 komponiert wurden. Liszt bezieht sich da-bei zum Teil auf ganz konkrete Orte, die er besucht hat. Die Tellskapelle am Vierwaldstättersee macht den Anfang. Auch am Walensee hat sich Liszt mit der Gräfin Marie d'Agoult aufgehatten. Sie hatte wegen ihm ihren Mann verlassen, als sie ein Kind erwartete. In der Schweiz konnte das Liebespaar dem Skandal aus dem Weg gehen. Die konkreten Orte zur Musik zu zeigen, die sie inspiriert haben, ist natürlich naheliegend. Auch zu „La Vallée d'Obermann”, dem längsten Stück der Schweizer Sammlung, würde man das gerne. Doch dieses Tal lässt sich nicht wirklich berei-sen, denn es liegt in einer literarischen Schweiz. Es ist Schauplatz des Briefromans „Obermann” von Etienne Pivert de Sénancour, der seinen an Weltschmerz leidenden Helden in die Schweiz schickt. Überhaupt steht Franz Liszt der Schweizer Landschaft nicht einfach unmittelbar gegenüber, sondern erlebt sie literarisch vermittelt. Auch anderen Stücken der Sammlung stellt er Zitate voran, am häufigsten solche von Byron. Damals wurde die Schweiz mit ihren hindernisgespickten Bergen, abgelegenen Tälern und wasserreichen Landschaften als Erlebnisraum erst entdeckt. Wesentlichen Anteil daran hatte William Turner, der englische Maler, der die Schweiz ab 1802 mehrfach bereis-te und in einer Vielzahl von Aquarellen festhielt. Auch für ihn war Byron ein ständiger literarischer Begleiter. Zum Stück „La Vallée d'Obermann” treffen darum Schweizer Aquarelle von Turner mit Liszts Musik zusammen. Zwar geht es im Stück nicht in erster Linie um Landschaftseindrücke, sondern um das Gefühlsleben einer literarischen Gestalt. Gerade das aber lässt die Schweizer Bilder von Turner nicht zur bloßen Verdoppelung des schon musikalisch „Gemalten” werden. Vielmehr erschei-nen sie als Erlebnisraum, worin sich das musikalisch geschilderte Innenleben des Helden abspielt. Und wenn dabei die Landschaft zur Spiegelung seiner Stimmungen wird, so entspricht das ganz der romantischen Weltsicht.Franz Liszt Iieß sich mannigfach inspirieren: von Natureindrücken ebenso wie von Literatur und Kunst. Und er scheute sich nicht, das ganz ausdrücklich zu machen. Seine symphonischen Dichtungen verknüpfen Musik und Literatur, einzelne beziehen sich aber auch auf Werke der bildenden Kunst. Zu seiner Sinfonie nach Dantes Divina Commedia wollte Liszt gar Bilder des Malers Bonaventura GeneIli zeigen. Das Diorama war eben erst erfunden worden. Eine Aufführung mit Bild kam damals nicht zustande. Als Geschenk zu Liszts 200. Geburtstag aber wurde sein Traum Wirklichkeit. In den Stücken „Tellskapelle”, „Am See von Wallenstadt” und „La vallée d'Obermann” finden das Klavier und eine Video-Projektion im Geiste Liszts zu einem multimedialen Duo zusammen.

A. Spirk 2011

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ZUR BESONDEREN, IN TEILEN VIDEOBEGLEITETEN AUFFÜHRUNG VON FRANZ LISZTS WANDERJAHREN. SCHWEIZ IM HEUTIGEN KONZERT

Liszt bezieht sich mit seiner Musik oft auf Impulse aus anderen Erfahrungsbereichen – Literatur, Ma-lerei, Skulptur, Historie, Landschaften. Solch eine einen weiten Verstehenshorizont eröffnende Kunst ist für ein breites Publikum zumeist deshalb sehr interessant, weil sich spezielle Zugangsprobleme relativieren. Liszts Werke haben oft nicht nur Titel, sondern auch Motto-Zitate. So wie im Schweiz-Zyklus, bei dem zwei der Stücke mit kurzen Schillerschen Zitaten belegt sind, vier mit mehrzeiligen Zitaten von Lord Byron und zwei (Vallée d’Obermann und Le mal du pays) mit längeren Ausschnit-ten aus Sénancours Briefroman Oberman – sie füllen in der Notenausgabe eine ganze eigene Sei-te. Können die Schiller- und Lord Byron-Zitate das heutige Publikum durchaus verständnisfördernd anregen, erscheint dies bei Sénancour ziemlich ausgeschlossen. Letztlich aber vertiefen auch die Schiller- und Byron-Zitate nur den Titel des Stücks in bildungsbürgerlich-literarischer Weise, in einer Welt also, die inzwischen weitgehend verloren ist. Im Gegenteil sogar: Das kurze Schiller-Zitat zur Tellskapelle – „Einer für Alle – Alle für einen“ – kann durch seine Parallelität zu Dumas’ 4 Musketie-ren und den bekannten Verfilmungen durchaus ganz inadäquate Assoziationen wecken.

Wenn wir also davon ausgehen, dass solche Werke Liszts prinzipiell „mehrkanalig“ angelegt sind, d. h. die Kanäle mehrerer Künste nutzend, und dass dies einem heutigen Verstehen durchaus förder-lich sein kann, sind neuartige Realisationen jener anderen Kanäle auf der Höhe unserer Zeit und ihren Möglichkeiten durchaus wünschenswert. Wem es dagegen nur um die Musik geht, der findet auch Überlegungen zu den programmatischen Titeln ablenkend und unnütz. So im Übrigen denken vor allem Fachleute. Das breite Publikum, das das jeweilige Stück wenig oder gar nicht kennt, ist dagegen zumeist dankbar für Assoziationen aus dem „realen Leben“, um Zugangsprobleme zu mi-nimieren. Insofern erleben wir heute beides: Drei der neun Stücke sind von einer zusätzlichen, vom Titel des Stückes inspirierten Bildspur begleitet. Der Videokünstler Arthur Spirk visualisiert seine Asso-ziationen zur live interpretierten Klaviermusik Liszts, in der Art, wie sie kenntnisreiche Hörer ohnehin in Erinnerungssplittern assoziieren. Unterstützt dies das adäquate Verstehen des Lisztschen Klavier-stückes? Ich finde ja. Wenn Musik Licht senden soll in die Tiefe des menschlichen Herzens, wie ein großer Komponist meinte, dann ist individuelle assoziative Bindung ein stärkendes Moment.

Dies heute ist ein Experiment. Schauen wir also hin und denken wir uns was dabei! Beobachten wir uns selbst! Das Experiment ist ernst gemeint, ist nicht nur eine nette Show wie vieles in unserer Zeit, ist auch nicht nur kulturtouristische Schweiz-Werbung …

W. Huschke

VALLÉE D’OBERMANN Was will ich? Was bin ich? | Was erwarte ich von der Natur? | [...] Jegliche Ursache ist verborgen, trügerisch jeglicher Zweck; alle Gestalt verändert sich, alle Dauer vergeht; [...] (Senancour)

EGLOGUE Der Morgen erhebt sich wieder, der taufeuchte Morgen, mit Atem wie Weihrauch und blühenden Wangen; die Wolken mit spielerischer Verachtung weglachend, und lebend, als hätte die Erde kein Grab! (Lord Byron)LE MAL DU PAYS

LES CLOCHES DE GENÈVE. NOCTURNE

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CORA IRSEN entstammt einer musikalischen Familie aus dem Rheinland und erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von 4 Jahren. Ihr Studium absolvierte sie bei P. Gililov, Köln, K.-H. Kämmerling, Salzburg, und Rolf- Dieter Arens, Weimar, musikalische Anregungen gaben ihr L. Berman,F. Rados und A. Schiff. Cora Irsen war Preisträgerin desInternationalen FRANZ LISZT WETTBEWERBS Weimar 2000 und des Internationalen Chopin Wettbewerbs Göttingen.

Konzerte führten sie nach Belgien, Holland, Italien, Portu-gal, Schweiz, Polen, Japan, Malaysia und Australien. Durch Japan unternimmt Cora Irsen jährlich eine ausgedehnteTournee. Einen großen Teil ihrer Konzerte spielt sie als Kam-mermusikpartnerin, mit u. a. Mirijam Contzen, Ralph Manno, Charles Neidich, Hartmut Rohde, Ragna Schirmer, Guido Schiefen, Wolfgang Emanuel Schmidt und Peter Hörr.

Im Herbst 2001 legte Cora Irsen ihre Debut-CD vor mit Solowerken von Franz Liszt, gespielt auf Liszts historischem im Weimar Liszt-Haus. Mit Lutz Görner zusammen hat sie 2009 die CD „Görner spricht Goethe, Irsen spielt Liszt“herausgegeben. Des weiteren ist 2004 eine CD mit Sona-ten von J. Brahms für Cello und Klavier erschienen.

2011, passend zum Liszt-Jubiläumsjahr, spielte Cora Irsen eine neue CD ein - eine interessante Mischung aus Musik und Text: sie erzählt über das Leben von Franz Liszt und spielt seine Werke. 2012 erscheint eine weitere CD mit Werken von Franz Liszt kombiniert mit Episoden aus seinem Leben.

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CORA IRSEN trifft Franz Liszt

Gesprächskonzert

Franz Liszt (1811-1886)

Grand Galop Chromatique, S 219 (1838)

Lohengrins Verweis an Elsa, S446/2 (1854)

Mephistowalzer Nr.1, S 514 (1859/60)

Liebestraum / Notturno Nr.3, S 541/3 (1850)

Marie Jaell (1846-1925)

Entrainement

2 Walzer

Franz LisztMephistowalzer Nr.3, S 216 (1883)

Totentanz, S 525 (um 1865)

07. Juni 2012

Kosmos Klavier VII20:00 Uhr | Festsaal des Stadtschlosses zu Weimar

Veranstalter:Klassik Stiftung Weimar

Eintrittskarten über Tourist-Information Weimar16 Euro/erm. 12 Euro

Wiederholung

des Programms im Liszt-Salon

der Altenburg am 9. Juni um

16:00 Uhr.

DER FLÜGEL: Nachbau 2011 des Hammerflügels Liszts der Firma Boisselot et fils, Marseille 1846/47, der ihn auf seiner letzten Konzertreise begleitete und den er dann 1848-1861 in seinem Blauen Zimmer im Seitengebäude der Weimarer Altenburg zum Komponieren nutzte.

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JEROME BOUTILLIER (Bariton), in Nordfrankreich ge-boren, erhielt seine musikalische Ausbildung in Paris. Dem erfolgreichen Abschluss des Klavier- und Kammermusikstu-diums folgten weitere Diplome als Klavierpädagoge und Begleiter. Ab 2008 studierte er Gesang in Boulogne-Paris in der Klasse von Prof. Blandine de Saint-Sauveur. Neben seiner regen Konzerttätigkeit als Sänger, Pianist und Kam-mermusikpartner besuchte er zahlreiche Meisterkurse bei international renommierten Pädagogen und Künstlern. Jéró-me Boutillier ist Preisträger diverser internationaler Klavier-wettbewerbe.

ALYANA ABITOVA - Die in Usbekistan geborene Pia-nistin studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin und an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in Weimar. Sie ist Preisträgerin des Staatlichen Klavierwettbe-werbs Usbekistans und Trägerin des Kammermusikpreises beim Internationalen Wettbewerb Königin Sophie Charlot-te in Mirow (Deutschland). Meisterkurse und Konzertauftritte in verschiedenen Ländern und Konzertsälen Europas. Lehr-tätigkeit in Berlin. Seit 2008 gehört sie zu den Stipendiaten von Yehudi Menuhin Live Music Now e.V.

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SCHUBERTS „WINTERREISE“

Liederabend mit JEROME BOUTILLIER, Bariton

und ALYANA ABITOVA, Klavier

Franz Schubert (1797–1828):

Winterreise, D 911 (1827)Liederzyklus auf Texte von Wilhelm Müller

Nr. 1 Gute Nacht Nr. 2 Die WetterfahneNr. 3 Gefor´ne TränenNr. 4 ErstarrungNr. 5 Der LindenbaumNr. 6 WasserflutNr. 7 Auf dem FlusseNr. 8 RückblickNr. 9 IrrlichtNr. 10 RastNr. 11 FrühlingstraumNr. 12 EinsamkeitNr. 13 Die PostNr. 14 Der greise KopfNr. 15 Die KräheNr. 16 Letzte HoffnungNr. 17 Im DorfeNr. 18 Der stürmische MorgenNr. 19 TäuschungNr. 20 Der WegweiserNr. 21 Das WirtshausNr. 22 MutNr. 23 Die NebensonnenNr. 24 Der Leiermann

09. Juni 2012

Kosmos Klavier VIII20:00 Uhr | Festsaal des Stadtschlosses zu Weimar

Veranstalter:Klassik Stiftung Weimar

Eintrittskarten über Tourist-Information Weimar16 Euro/erm. 12 Euro

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REBECCA MAURER studierte Klavier, Cembalo und Hammerklavier an der Staatlichen Hoch-schule für Musik Freiburg i.Br., am Sweelinck Conservatorium Amsterdam sowie als Stipendiatin der Cornell University, Ithaca, NY, USA. Zu ihren Lehrern zählten Karl Betz, Robert Levin, Malcolm Bilson und Bob van Asperen sowie der Musikwissenschaftler Ulrich Konrad. 2001–2003 vertrat sie die Professur für das Fach Cembalo an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Auf musikwissenschaftlichem Gebiet arbeitet Rebecca Maurer u.a. als freie Autorin für mehrere Sendeanstalten der ARD. 2004 referierte Rebecca Maurer auf Einladung der Bate Collection, Oxford University über historische Tasteninstrumente. Von 2000 bis 2009 stellte sie in einer eigenen Gesprächskonzertreihe Tasteninstrumente aus der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg vor, seit Herbst 2010 leitet sie sehr erfolgreich ihre eigene Konzer-treihe „Konzertgespräche im Hirsvogelsaal“ in ihrer Heimatstadt Nürnberg. Im Oktober 2010 gestaltete Rebecca Maurer auf Einladung des Europa-Hauses Dubrovnik ein Gesprächskonzert auf dem originalen Fortepiano von Anton Walter im Rektorenpalast in Dubrovnik. Darüber hinaus gestaltete Rebecca Maurer 2009 auf Einladung des New College, Oxford University sowie der Haydn Society of North America in Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin Dr. Mekala Padmanabhan lecture recitals über Haydns Einfluss auf die englische Hausmusik um 1800. Als gefragte Continu-ospielerin und herausragende Mozartinterpretin ihrer Generation ist sie gern gesehener Gast bei internationalen Festivals. Die international anerkannte Spezialistin für historische Tasteninstrumente ist auch als Jurorin bei internationalen Wettbewerben gefragt und leitet auf Einladung verschiede-ner Musikhochschulen Meisterkurse für Cembalo und Hammerklavier (u. a. Hochschule für Musik Nürnberg, 2007, Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, 2009). 2009 übernahm sie auf Einladung von Sir Roger Norrington den Fortepiano-Continuo Part in Norringtons Einspielung der zwölf Londoner Sinfonien von Joseph Haydn mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, die mit dem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ (1/2010) ausgezeichnet wurde. Ihre beiden Solo-CDs wurden von der internationalen Kritik begeistert aufgenommen.

REBECCA MAURER auf Broadwood

Klavierwerke von Joseph Haydn, Thomas Haigh und Christian Ignatius Latrobe

10. Juni 2012

Kosmos Klavier IX11:00 Uhr | Festsaal des Stadtschlosses zu Weimar

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Veranstalter:Klassik Stiftung Weimar

Eintrittskarten über Tourist-Information Weimar16 Euro/erm. 12 Euro

DER FLÜGEL: Hammerflügel von John Broadwood and Sons, London 1808. Instrument der Sammlung Ulrich Beetz, Weimar. Ein vergleichbares Instrument aus dem Jahr 1816 ging als Ge-schenk der Firma an Ludwig van Beethoven und später in den Besitz Franz Liszts, der es im repräsentativen Konzertraum in der Beletage der Altenburg aufstellte und spielte (heute im Ungari-schen Nationalmuseum Budapest).

"… meine anckunft verursachte grosses aufsehen"oder: Joseph Haydns Einfluss auf die englische KlaviermusikSpätestens seit seinen Londoner Aufenthalten 1791/92 und 1794/95 war Joseph Haydn eine Be-rühmtheit in England. Davon zeugen allein schon die zahlreichen Klavierkompositionen die Haydn gewidmet wurden, wie beispielsweise die Klaviersonaten op. 3 von Christian Ignatius Latrobe (1758–1836), die Haydns Einfluss nicht leugnen können. Auch die mannigfaltigen Klavierbear-beitungen, die Haydns Werke im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts erfahren haben, sind Beweis für seine Popularität. Kaum war eine Sinfonie des Maestros erschienen, wurden ihre Melodien von seinen Zeitgenossen für Klavier (in verschiedensten Besetzungsformen) arrangiert. So hat der Haydnschüler Thomas Haigh (1769–1808?) auch drei der „English Canzonettas“ zu pianistisch anspruchsvollen Klavierrondos umgearbeitet. So groß Haydns Einfluss auf die englische Klaviermusik war, so wurde umgekehrt auch Haydns eigener Klavierstil immens v. a. von der Be-gegnung mit den Instrumenten der Firma Broadwood beinflusst.In einem Gesprächskonzert stellt Rebecca Maurer an einem Broadwood Fortepiano aus dem Jahr 1808 Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Klavierwerken von Joseph Haydn, Christian Ignatius Latrobe und Thomas Haigh vor.

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ILYA KONDRATIEV studierte am Music College seiner Heimatstadt Samara (V. Soifer), bevor er 2005 ein Studium bei Zinaida Ignatieva am Staatlichen Konservatorium Mos-kau begann. Für 2010/2011 erhielt er ein Stipendium für das Studium in Weimar in der Klasse von Rolf-Dieter Arens. Auch nahm er an den Meister-klassen von Dina Yoffe-Vaiman, Kons-tantin Scherbakov, Willem Brons, Paul Gulda, Dmitri Bashkirov teil. Ilya Kon-dratiev ist mehrfacher Preisträger, u. a. der Internationalen Liszt-Wettbewerbe Wroclaw 2008, Weimar 2009, Bu-dapest 2011 sowie Weimar-Bayreuth 2011 und des Chopin-Wettbewerbs Hannover 2011.

ILYA KONDRATIEV

spielt eine Sonntagssoireein der ALTENBURG Franz Liszts

Moderation: Rolf-Dieter Arens

Franz Schubert (1797-1828)

Sonate a-Moll D 784 (1823)

Franz Schubert / Franz Liszt3 Liedbearbeitungen:Gretchen am Spinnrad S 558/8 (1838)

Aufenthalt S 560/3 (1838/39)

Erlkönig S 558/4 (1838)

Sergej S. Prokofjew (1891-1953)

10 Stücke aus dem Ballett Romeo und Julia op. 75 (1937)

Volkstanz – Szene – Menuett – Julia als Mädchen –

Masken – Montecchi und Capuletti – Pater Lorenzo –

Mercutio – Tanz der Antillenmädchen – Romeo und Julia

vor der Trennung

10. Juni 2012

Kosmos Klavier X17:00 Uhr | Liszt-Salon der Altenburg

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Veranstalter:Franz-Liszt-Zentrum der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und Deutsche Liszt-Gesellschaft Eintrittskarten über Tourist-Information Weimar15 Euro/erm. 10 Euro

TEXTNACHWEIS S. 14 Carl von Lachmund: Mein Leben mit Franz Liszt. Aus dem Tagebuch eines Liszt-Schülers. Eschwege 1970.

BILDNACHWEISE Titelfoto Pierre Kamin KÜNSTLERFOTOS S. 2 Foto Ettersburg: Schloss Ettersburg, Dr. Peter Krause Foto Gedächtnisorgel: Orgelbau Walterhausen Foto Liszt-Haus: Roland Wehking S. 3 Foto Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar: Monika Böllmann Foto Stadtschloss: Klassik Stiftung Weimar Foto Altenburg: Alexander Burzik S. 6 Foto Batsashvili: Maik Schuck S. 8 Foto Walther: ulrichtwalther.com S. 10 Foto Gorus: Maren Schiller S. 12 Foto Arens: Alexander Busch, Foto Timm: privat , Foto: Breuninger: osvalles.com S. 14 Liszt in der Hofgärtnerei, Sign.: Hans W. Schmidt Weimar 1932/ 33, Sammlung Stadtmuseum Weimar S. 16 Foto Scherbakov: Oli Rust, Foto Spirk: 3sat.de S. 20 Foto Irsen: Guido Werner S. 22 Foto Boutillier: privat, Foto Abitova: Peter Adamik S. 24 Foto Maurer: Birgit Meixner S. 26 Foto Kondratiev: privat

Herausgeber Deutsche Liszt-Gesellschaft Platz der Demokratie 2/3 99423 Weimar

Redaktion Christine Claaß, HfM Andreas Schirmer, KSW Prof. Dr. Wolfram Huschke, DLG Gestaltung Monika Böllmann Redaktionsschluss 20.02.2012 Druck Gutenberg Druckerei GmbH Weimar Auflage 2500 Stück

Änderungen und Irrtümer vorbehalten

unterstützt durch

gefördert von

KOSMOS KLAVIER WEIMAR 2012

ist ein Gemeinschaftsprojekt

der Klassik Stiftung Weimar (Präsident Hellmut Seemann)- Konzerte VII – IX -

der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar (Präsident Prof. Dr. Christoph Stölzl)- Konzerte II, V, VI, X -

und von Schloss Ettersburg (Direktor Dr. Peter Krause)- Konzerte I, III und IV als Teil des Festivals Schloss Ettersburg. Pfingsten 2012 -

Koordiniert von der Deutschen Liszt-Gesellschaft(Präsident Prof. Dr. Wolfram Huschke, Künstlerische Beratung Prof. Rolf-Dieter Arens)

Hochschule für MusikFranz Liszt Weimar