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Veranstaltungen in Wiesbaden . Januar bis . Februar 27. Januar Tag des Gedenkens an die opfer des nationalsozialismus erinnern An die opfer

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Veranstaltungen in Wiesbaden

14. Januar bis 8. Februar 2017

27. JanuarTag des Gedenkens

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do, 2.2., 20.00 Uhr Theaterstück 20

WIDERSTANDeine produktion des freien Theaters Wiesbadenmit Mario Krichbaum, renate Bahm, Barbara Haker und david földszinKulturpalast Wiesbaden, Saalgasse 36

fr, 3.2., 18.00 Uhr Lichtbildervortrag/Buchvorstellung 23

nina Schulz, elisabeth Mena UrbitschSpiel auf ZeitnS-Verfolgte und ihre Kämpfe um anerkennung und entschädigungHessische Landeszentrale für politische Bildung,Taunusstraße 4–6

Mi, 8.2., 20.00 Uhr Musikalisch-szenische Lesung 25

»Ich möchte den Himmel mit Händen fassen«ein abend für Selma Merbaumeine produktion des GoJ T-a-Tr in Kooperation mit demthalhaus Theater Wiesbadenmit petra Steck und dem Thomas Bachmann Triothalhaus Theater Wiesbaden, Nerotal 18

Grußwort 4impressum 29Unterstützerinnen und Unterstützer 30

Sa, 14.1., 14.00–16.00 Uhr sowie 16.30 –18.00 UhrStadtrundfahrt/Lesung 6

Streiten für den Menschenein Martin-niemöller-Tag zu seinem 125. Geburtstagmit Manfred Gerber, prof. dr. Karl Heinrich Schäfer und Mario KrichbaumLutherkirche bzw. Evangelische Bergkirche

di, 24.1., 19.00 Uhr Vortrag 10

dr. axel UlrichCarlo Mierendorff kontra Hitlerein enger Mitstreiter Wilhelm Leuschners im WiderstandRathaus Wiesbaden, 1. Stock, Stadtverordnetensitzungssaal

Mi, 25.1., 18.00 Uhr Buchvorstellung 12

dr. Heiner ehrbeckAntisemitismus – Ausbeutung – UnterdrückungHessische Landeszentrale für politische Bildung,Taunusstraße 4–6

do, 26.1., 18.00 Uhr Ton-/Bildvortrag 14

prof. dr. Karlheinz SchneiderZeugen einer Zeitdie audio-produktion der paul Lazarus StiftungLiteraturhaus Villa Clementine,Wilhelmstraße/Ecke Frankfurter Straße

So, 29.1., 17.00 Uhr Konzert 17

ojfn weg – die Geschichte der Menschheit in jüdischen Liedernmit elizabeth Chayes neiman und Chasan daniel KempinHaus an der Marktkirche, Schlossplatz 4

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erProgrammübersicht

Wiesbadener Veranstaltungen aus Anlass desGedenktages für die Opfer des NS-Regimes

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serem Gesetz gleich, egal welchen Geschlechts, welcherethnischen, nationalen oder sozialen Herkunft sie sindund auch welcher religiösen oder politischen Überzeu-gung sie anhängen. die Weitergabe des Wissens um un-sere verfassungsmäßigen Grundwerte und der daraus re-sultierenden vielfältigen Vorzüge unserer demokratie istdie aufgabe nicht nur der Universitäten und der erwach-senenbildungseinrichtungen. Sie setzt bereits im Schulun-terricht ein. So kann ein solides fundament gelegt werdenfür ein späteres verlässliches eintreten für unsere demo-kratie.

Unseren aktivitäten zum Gedenken und erinnern andie opfer des nS-regimes kommt hierbei nach wie voreine eminent wichtige Bedeutung zu, ist doch die Vermitt-lung des entsprechenden historischen faktenwissensüber die damaligen entsetzlichen Zustände für jedwededemokratie- und Menschenrechtserziehung unabding-bar. Gerade auch durch überparteiliche Zusammen-schlüsse, durch Bündnisse und initiativen kann diesesWissen überzeugend in unsere Zivilgesellschaft kommu-niziert werden. Hierfür können wir in unserer Stadt zumGlück seit etlichen Jahren schon viele gute Beispiele an-führen. ich verweise insbesondere auf unser »Bündnis fürdemokratie«, auf den Trägerkreis der Veranstaltungsreihe»Wir in Wiesbaden«, die »Jugendinitiative Spiegelbild«des aktiven Museums Spiegelgasse sowie auf unserefach- und Koordinierungsstelle »demokratie leben inWiesbaden«. Und selbstverständlich zählen hierzu – unddies seit nunmehr 18 Jahren bereits – auch die ausrichterunserer historisch-politischen Bildungsreihe »erinnern andie opfer« aus anlass des 27. Januar, des nationalen wieinternationalen Gedenktages für alle opfer des nS-re-gimes.

Zum Besuch unserer wie immer überaus vielfältigenund höchst informativen Veranstaltungen darf ich Sie alleauch in diesem Jahr recht herzlich einladen.

rose-Lore Scholz, Kulturdezernentin

iKürzlich erst konntenwir feierlich den 70.Jahrestag der annah-

me der Verfassung unseresBundeslandes durch den Volksentscheid vom 1. dezem-ber 1946 begehen. in gut zwei Jahren werden wir die Ver-abschiedung unseres Grundgesetzes vor 70 Jahren unddamit das ebenso lange Bestehen der Bundesrepublikdeutschland festlich würdigen. Unsere demokratie warseitdem nicht wenigen Bedrängnissen ausgesetzt. diesehat sie aber sämtlich mit Bravour gemeistert, vor allem we-gen des Zusammenhalts der sie tragenden demokrati-schen Kräfte und dank deren Übereinstimmung in fast al-len grundsätzlichen fragen.

Seit geraumer Zeit registrieren wir jedoch mit großerSorge das anwachsen nicht nur rechtspopulistischer undrechtsextremistischer Wortmeldungen und Gewalttaten,sondern auch solcher minderheitenfeindlicher und rassis-tisch motivierter art. Bereits vor 35 Jahren hatte eine breitangelegte sozialwissenschaftliche Studie des SinUS-insti-tuts konstatiert, »13 prozent aller Wähler in der Bundesre-publik« verfügten »über ein abgeschlossenes rechtsextre-mes Weltbild«. dieser personenkreis sucht mit diffamie-rungen, Unwahrheiten und inakzeptablen formen derpolitischen auseinandersetzung auf sich aufmerksam zumachen. die resultate der jüngsten Wahlen sind aus-druck dieser Verschärfung.

Begegnen können wir dem nur durch eine breit ange-legte Bildungsoffensive zur Vermittlung unserer demokra-tischen Grundwerte. Unantastbarkeit und Wahrung derMenschenwürde zählen zu unseren obersten Verfas-sungsmaximen: nach der Verfassung des Landes Hessenwie auch nach dem Grundgesetz. Genauso gehört derGleichheitsgrundsatz hierzu: alle Menschen sind vor un-

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erGrußwort Der Jude

mit dem HakenkreuzBuchpräsentation und Gespräch mit Lorenz S. Beckhardt

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14.00–16.00 UhrStadtrundfahrt auf den Spuren Martin Niemöllers in WiesbadenVon der Lutherkirche, die seine hiesige Gemeindekirchewar und wo auch der Trauergottesdienst für ihn stattfand,geht es zu seinem Wohnhaus in der Brentanostraße 3. dienächste Station ist die Marktkirche, wo niemöller 1937zwei seiner ansprachen »Zur kirchlichen Lage« gehaltenhatte, bevor er zwei Tage darauf in Berlin von der Gestapoverhaftet wurde. anschließend werden wir uns im Stadt-verordnetensitzungssaal an die Verleihung der ehrenbür-gerwürde erinnern, aber auch an die von einer heftigenKontroverse begleitete Umbenennung des damaligenoberstufengymnasiums am Moltkering in Martin-niemöl-ler-Schule im Jahr 1987. oberbürgermeister a. d. rudiSchmitt wird dabei von seinen erinnerungen an den be-deutenden Theologen berichten. enden wird die rund-fahrt in der evangelischen Bergkirchengemeinde, einst einZentrum des Widerstandes der Bekennenden Kirche inWiesbaden.

Über die jeweiligen historischen Hintergründe infor-mieren wird uns der bekannte Journalist und BuchautorManfred Gerber.

Wir bitten um Voranmeldung unter niemoellerstiftung@t-online oder Telefon (06 11) 954 54 86.

Stadtrundfahrt sowie Lesungmit Manfred Gerber, prof. dr. Karl Heinrich Schäfer und Mario Krichbaum

am 14. Januar 1892 wurde Martin niemöller gebo-ren. nachdem er mit der nSdap zunächst sogarsympathisiert, sie gewählt und durchaus auch an-

tijüdische ansichten vertreten hatte, geriet er jedoch alsGemeindepfarrer in Berlin-dahlem sehr bald in immerstärkeren Gegensatz zum 1933 etablierten nS-regime. Be-reits im Herbst jenes Jahres rief er zur Gründung einespfarrernotbundes auf, aus dem im Jahr darauf die Beken-nende Kirche hervorging, eine beachtlich starke inner-kirchliche oppositionsströmung gegen die antichristli-chen einflussnahmen der braunen Machthaber geradeauch auf den protestantismus. als fortan einer der wich-tigsten repräsentanten der Bekennenden Kirche wurde erschließlich wegen seines couragierten, unbeugsamen an-tinazistischen agierens im frühjahr 1938 gerichtlich be-langt und sodann als »persönlicher Gefangener des füh-rers« u. a. in den Konzentrationslagern Sachsenhausenund dachau inhaftiert. erst im frühjahr 1945 kam er wiederfrei. alsbald fand niemöller seinen neuen Lebensmittel-punkt in Wiesbaden, wirkte von hier aus als erster Kir-chenpräsident der evangelischen Kirche in Hessen undnassau (eKHn) sowie als präsident des Weltkirchenrates,trat vehement für frieden, abrüstung und Völkerverstän-digung ein und wurde 1975 zum ehrenbürger unsererStadt ernannt. Hier starb er am 6. März 1984, bis zuletztvon vielen bewundert und verehrt, aber auch weit überseinen Tod hinaus nach wie vor umstritten. Wir wollen andiesem Tag an einen Menschen erinnern, der Unrechts-verhältnisse nicht hinnehmen wollte und sich für derenBeseitigung stets streitbar einsetzte. Zeitzeugen werdenvon ihren Begegnungen mit Martin niemöller berichten.

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erStreiten für den MenschenEin Martin-Niemöller-Tag zu seinem 125. Geburtstag14.00 – 16.00 sowie 16.30 –18.00 Uhr!

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Treffpunkt an der Lutherkirche

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Über die Referenten und den Rezitatorder 1953 in Wiesloch/Baden geborene Manfred Gerberhat von 1987 bis 2015 als Lokalredakteur des WiesbadenerKurier gearbeitet sowie mehrere viel beachtete Werke zurGeschichte unserer Stadt publiziert, so z. B. über die Lu-therkirche, die Marktkirche und die Bergkirche.

prof. dr. Karl Heinrich Schäfer wurde 1947 in Lich/ober hessen geboren, wirkte seit 1973 erst als richter undim hessischen Justizvollzug, seit 2002 als direktor beimHessischen rechnungshof und seit 2012 als Unterneh-mensberater sowie als rechtsberater für politik. 2006wur de er von der evangelischen Hochschule darmstadtmit einer Honorarprofessur für Strafvollzug und Straffälli-genhilfe betraut. Von 1994 bis 2010 war er präses der Kir-chensynode der eKHn und von 2003 bis 2012 Mitgliedder eKd-Synode..

Mario Krichbaum, geboren 1970 in darmstadt, studier-te Germanistik und politik und machte von 1995 bis 1999in München eine Schauspielausbildung. er lebt als freierSchauspieler und regisseur in Wiesbaden (siehe S. 22).

eintritt frei

Veranstalter Martin-niemöller-Stiftung; evangelische Bergkirchen -gemeinde; evangelisches dekanat Wiesbaden

16.30–18.00 Uhr Gesichter des kirchlichen Widerstands: Rezitation – Lesung – Gesprächam 29. Juni 1937 besuchte niemöller Wiesbaden, um hiernacheinander drei ansprachen »Zur kirchlichen Lage« zuhalten, eine davon übrigens auch an der ringkirche. Jeneseindrucksvolle Zeugnis seines Bekennermutes und seinerUnerschrockenheit gegenüber dem nS-regime ist da-mals mitstenographiert worden. es kann daher nun vonMario Krichbaum rezitiert werden.

Sodann wird prof. dr. Karl Heinrich Schäfer aus seinerkürzlich erschienenen Biographie seines Vaters »HeinrichSchäfer. annäherung an einen illegalen Jungtheologen«lesen. dieser steht als Beispiel für die vielen mutigen frau-en und Männer, welche sich auch hier in Hessen auf dieSeite der Bekennenden Kirche gestellt haben, die damit»Widerstand im Kleinen« geleistet und so auf ihre Weisedem nS-regime die Stirn geboten haben.

anschließend wird ein kleiner imbiss angeboten, beidem dann ein Gespräch mit den Beteiligten geführt wer-den kann.

Um 19 Uhr wird auf einladung von Bergkirchengemeindeund Martin-niemöller-Stiftung ein »politisches nachtge-bet« in der evangelischen Bergkirche stattfinden, mit demder Martin-niemöller-Tag seinen abschluss findet.

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Gemeindesaal der Evangelischen Bergkirche, Lehrstraße 6

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standsstruktur zu schaffen. außerdem wird der Blick ge-lenkt auf die von Leuschner, ihm und zahlreichen anderennS-Gegnern verstärkt seit anfang der 1940er-Jahre in ganzdeutschland und partiell sogar darüber hinaus geschaffe-ne antinazistische Vertrauensleutestruktur. Jene hätte beiGelingen des auch von den oppositionellen Militärsschon lange beabsichtigten Umsturzunternehmens soforthervortreten sollen, um dieses von der zivilen Seite her zuunterstützen und sodann in demokratische Bahnen zulenken.

Über den Referentender 1951 in Wiesbaden geborene politikwissenschaftler istMitarbeiter unseres Stadtarchivs und betreut u. a. die ins-besondere dem luxemburgischen Widerstand gewidme-te KZ-Gedenkstätte »Unter den eichen«. Zum politischenWiderstand vor allem in Hessen und rheinland-pfalz hater zahlreiche Schriften veröffentlicht. einige davon sindbei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildungentweder gegen eine geringe Bereitstellungspauschaleoder gratis erhältlich, so auch seine umfangreiche Mono-graphie über das antinazistische agieren Wilhelm Leusch -ners und seiner Mitstreiter.

eintritt frei

Veranstaltervhs wiesbaden; Verein »Gegen Vergessen – für demokra-tie« / rhein-Main; Studienkreis deutscher Widerstand1933–1945; Seniorenbeirat der Landeshauptstadt Wiesba-den; Kulturamt Wiesbaden – Stadtarchiv

Vortragvon dr. axel Ulrich

Zu den couragiertesten protagonisten des deut-schen Widerstandes gegen das »dritte reich« ge-hörte der vor nunmehr 120 Jahren geborene Spd-

reichstagsabgeordnete dr. Carlo Mierendorff. dieser hat-te bereits früh den Kampf gegen die während der Weima-rer republik bald immer bedrohlicher werdende nS-Be-wegung aufgenommen, und zwar nicht zuletzt dann zu-sammen mit dem hessischen innenminister und Gewerk-schaftsführer Wilhelm Leuschner.

nachdem Hitler von reichspräsident paul von Hinden-burg am 30. Januar 1933 die politische Macht übertragenworden war, sahen sich die antinazikräfte ganz gleich wel-cher politischen Couleur sofort unerbittlicher Verfolgungausgesetzt. Vor allem galt dies für jene, die den Wider-stand gegen die unverzüglich errichtete nS-diktatur nunauf konspirative Weise fortzuführen versuchten. etlichefanden bereits damals den Tod, wenn ihnen nicht dieflucht ins rettende ausland glückte. für viele andere hin-gegen folgten bittere Jahre der Haft in den faschistischenKerkern und Konzentrationslagern. auch Mierendorffblieb seit dem Sommer 1933 fast fünf Jahre lang inhaftiert.

nach seiner Haftentlassung fand er rasch anschluss andie sich seit dessen eigener freilassung Mitte 1934 um sei-nen vormaligen dienstvorgesetzten Leuschner sammeln-den Widerstandskräfte. Bald wirkte Mierendorff außer-dem als einer der wichtigsten repräsentanten der sozial-demokratisch-gewerkschaftlichen Untergrundbewegungim überparteilichen, ebenfalls dezidiert antinazistischen»Kreisauer Kreis«.

es wird insbesondere der im Gegensatz dazu kaum be-kannte frühe Versuch Mierendorffs und seiner Mitstreiterbeleuchtet, in Hessen eine erste funktionsfähige Wider-

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erCarlo Mierendorff kontra HitlerEin enger Mitstreiter Wilhelm Leuschners im Widerstand

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Rathaus, Stadtverordnetensitzungssaal

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der Juden. dieser Teil der Geschichte ist weitgehend ver-drängt.

auf tief greifende Weise wird deutlich gemacht, dassder Hass auf die Juden keineswegs erst während der nS-Gewaltherrschaft erweckt wurde, sondern dass z. B. schonMartin Luther, Johann Gottlieb fichte, friedrich nietzscheund selbst Karl Marx zu seinen propagandisten gehört hat-ten. ehrbeck möchte erklären, wie es zu alledem kommenkonnte, auch wer dabei welche interessen verfolgte. dieVerwendung von Schuldkategorien sei hierbei freilichkontraproduktiv, weil dadurch »die diskussion beendet«werde und »dann keine Schlüsse mehr« gezogen werdenkönnten, »wie es künftig anders werden könne«. im Übri-gen sei antisemitismus, so der autor resümierend, »keinefrage des Bildungsstands«, sondern »eine frage derMensch lichkeit«.

Über den AutorGeboren 1944 in Göttingen, studierte er dort wie auch inMannheim Betriebswirtschaftslehre und philosophie.nach seinem abschluss als diplomkaufmann im Jahr 1974sowie dem anschließenden referendariat für beruflicheSchulen wirkte er von 1976 bis 2001 in diesem Bereich infrankfurt/M., zuletzt als oberstudienrat. nach sechsjähri-ger forschungsarbeit wurde der einstige Bad VilbelerKommunalpolitiker im Jahr 2014 mit seinem beeindru-ckenden Werk zum antisemitismus durch den renom-mierten jüdischen prof. dr. Micha Brumlik an der JohannWolfgang Goethe-Universität in frankfurt/M. promoviert.

eintritt frei

VeranstalterHessische Landeszentrale für politische Bildung; Verein»Gegen Vergessen – für demokratie« / rhein-Main

Buchvorstellungvon dr. Heiner ehrbeck

inicht anders als auchviele Historiker datier-ten die evangelische

und die katholische Kircheden Beginn des antisemitis-mus bislang auf die Zeit nach1870, als nämlich ein übersteigerter nationalismus in derfolge der Gründung des deutschen Kaiserreichs erstarkte.die vorherige Verfolgung und ermordung von Juden wur-de und wird dagegen als »antijudaismus« bezeichnet,welcher mit dem »antisemitismus« nichts gemein habe.Seit dem Jahr 2000 haben sich die beiden christlichen Kir-chen jedoch von jener auffassung distanziert. nun beken-nen sie sich zu ihrer Mitverantwortung an der »Versündi-gung der Christen an den Juden im Laufe der Geschichte«wie auch an der »systematischen Vernichtung des euro-päischen Judentums«.

Grundlage des Vortrages ist die unter demselben Titelerschienene, mit Bestnoten bewertete dissertation deslangjährigen hessischen Berufsschullehrers, der hiermiterstmals eine Gesamtdarstellung zum Thema vorgelegthat. diese ist insbesondere auch pädagogisch gut ver-wendbar, hat ehrbeck ihr doch eigens eine ausführlicheUnterrichtskonzeption für Kurse in Schulen, Volkshoch-schulen und Hochschulen beigefügt. es wird detailliertbeschrieben, wie seit nahezu zwei Jahrtausenden kirchli-che Stellen mit Unterstützung des Staates und unter des-sen Schutz innerhalb der Mehrheitsbevölkerung juden-feindliche ressentiments geschürt haben. an den Judenwurde dabei ein exempel statuiert, das der perpetuierungautoritärer Herrschaft dienlich war. diese stellte dieGrundlage dar für die finanzielle ausbeutung der Bevölke-rung insgesamt und hier insbesondere wiederum für die

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erAntisemitismus – Ausbeutung – UnterdrückungBeitrag zum christlich-jüdischen Dialog

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Rathaus, StadtverordnetensitzungssaalHessische Landeszentrale für politische Bildung, Taunusstraße 4–6

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pel-Cd und einige sogar in zweiter auflage. Zur Sprachegebracht wurden solch bekannte persönlichkeiten wie dieeinstige zionistische Widerständlerin Trude Simonsohn,der Widerstandsforscher prof. dr. h. c. arno Lustiger, derrabbiner sowie philosophie- und Theologieprofessor dr.Leo Trepp und der für sein Werk mehrfach ausgezeichne-te Schriftsteller edgar Hilsenrath.

Seit 2015 hat die Stiftung unter dem Titel »die zweiteGeneration erzählt« eine neue audio-reihe initiiert, dieab diesem frühjahr publiziert werden soll. dort kommenSöhne und Töchter von Überlebenden des Holocaust zuWort, deren Traumata-Verarbeitung mit Bezug auf dieZeitzeugnisse ihrer Mütter und Väter gespiegelt werden.

anhand eindrucksvoller Beispiele wird die produktionjener Hörbücher erläutert. dabei stehen folgende Über-legungen und fragen im fokus: nach welchen Kriterienwurden die Zeitzeugen ausgewählt? Wie gestaltete sich

Ton-/Bildvortrag von prof. dr. Karlheinz Schneider

ab ende der 1970er-Jahre tauchte der Begriff »Zeit-zeuge« vermehrt in der fachliteratur wie auch zu-nehmend in der alltagssprache auf. im Kontext

der westdeutschen erinnerungsarbeit wurde ein so be-zeichneter Mensch seit Beginn der 1980er-Jahre als »Zeu-ge seiner Zeit« zum allgemeinbegriff. Wegen ihrer au-thentizität werden Zeitzeugnisse gerne im Geschichtsun-terricht, in der außerschulischen politischen Bildung undin der Museumsarbeit herangezogen. doch ist eine ein-heitliche definition des Begriffs schwerlich möglich, zu-mal dieser in ständiger entwicklung begriffen ist und zu-dem bestimmten funktionalisierungen und Zuschreibun-gen unterliegt.

der geschichtsdidaktische Wert der aussagen vonZeitzeugen zeigt sich vor allem, wenn diese in Schulklas-sen bzw. vor Jugendgruppen über von ihnen unmittelbarerlebtes berichten oder in interviews zu bestimmten fra-gestellungen mit historischem Hintergrund Stellung be-ziehen. die Vermittlung persönlicher erlebnisse wird er-fahrungsgemäß meist als spannender empfunden als dieLektüre entsprechender Texte. Längst wird hierbei auchauf die Wiedergabe von audio-dokumentationen derBefragungen von Zeitzeugen zurückgegriffen, von denenheute überhaupt nur noch sehr wenige am Leben und da-rüber hinaus in einer entsprechend belastbaren gesund-heitlichen Verfassung sind. Genau darin findet die Hör-buch-produktion der paul Lazarus Stiftung ihre Legitimati-on.

das aktive Museum Spiegelgasse (aMS) hat vor fastzehn Jahren mit der produktion der Hörbuchreihe »Zeu-gen einer Zeit« begonnen, die seit dem Jahr 2010 von derpaul Lazarus Stiftung fortgeführt wird. Bis 2014 sind insge-samt zehn Hörbücher entstanden, davon etliche als dop-

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Zeugen einer ZeitDie Audio-Produktion der Paul Lazarus Stiftung

Literaturhaus Villa ClementineWilhelmstraße / Ecke Frankfurter Straße

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Konzertvon elizabeth Chayes neiman (Mezzosopran) und Chasan daniel Kempin (Bariton, Gitarre)

Mit dieser darbietung stellen die beiden interna-tional renommierten Künstler die Vielfalt dervor, während und nach der Shoah entstande-

nen jüdischen Musik vor, wie sie bis heute gesungen undgespielt wird.

das Jiddische und das Ladino, die Sprache der spani-schen Juden, wären dem Holocaust beinahe genausozum opfer gefallen wie die jüdische Kultur und das jüdi-sche Leben überhaupt. Beides artikuliert sich ganz vor-trefflich in diesen Sprachen, wird aber auch durch die Mu-sik in erinnerung gebracht und zu neuem Leben erweckt.Gebetstexte, manche seit Jahrtausenden Begleiter jüdi-schen Glaubens, gewinnen Glanz und Tiefe durch neueVertonungen. auch jiddische Liebeslieder, Songs der jüdi-schen arbeiterbewegung und partisanenlieder berührenuns auf eine unnachahmliche Weise.

die auswahl der Lieder ist vor allem dem künstleri-schen dialog gewidmet, der sich wie ein roter fadendurch das ganze programm zieht. Seien es zwei Liebende,seien es Mutter und Sohn oder sei es auch die Zwiespra-che des Menschen mit Gott, das jüdische Liedgut, vorge-tragen in jiddischer, ladinischer und hebräischer Sprache,ist durchdrungen von dialogischem Gedankenaustausch.

Mit dem kräftigen Bariton Kempins und dem samtigenMezzo neimans verbinden sich kontrastreiche facettenvoller dramatik, Humor und Sehnsucht. es werden Klassi-ker ebenso wie raritäten erklingen, welche sämtlich ei-gens für dieses programm arrangiert worden sind. das an-liegen beider Künstler ist es, so den außerordentlichenreichtum und die Mannigfaltigkeit der jüdischen Kulturauch nichtjuden zu vermitteln.

die Vorbereitung und durchführung der interviews? nachwelchen Leitgedanken wurden diese zu einer Gesamter-zählung ausgestaltet? inwiefern wurden die Kriterien derQuellenkritik berücksichtigt? Wo finden die Hörbüchervornehmlich Verwendung? Und worin liegt ihr didakti-scher Wert?

Beide editionen sind – außer im Buchhandel – auch inder Geschäftsstelle des aMS in der Spiegelgasse 9 erhält-lich.

Über den Referentennach seiner promotion an der Universität Konstanz imJahre 1972 lehrte der 1942 in Trier geborene Soziologe u. a.in Haifa, Jerusalem, Cincinnati und Waltham. nach seinerHabilitation 1991 in Heidelberg wirkt er am dortigen Max-Weber-institut als Honorarprofessor. an der fachhoch-schule Wiesbaden lehrte er von 1977 bis 2007 Wissen-schaftstheorie, empirische Sozialforschung und Sozial-staatstheorie. Seit 2010 nimmt er am Haifa Center for Ger-man and european Studies eine Gastprofessur wahr. Von2006 bis 2010 war er Vorsitzender des aMS. Seitdem ist erTreuhänder der paul Lazarus Stiftung.

eintritt frei

Veranstalterpaul Lazarus Stiftung; aktives Museum Spiegelgasse fürdeutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden; KulturamtWiesbaden – Literaturhaus Villa Clementine

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Haus an der Marktkirche, Schlossplatz 4

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ojfn wegDie Geschichte der Menschheit in jüdischen Liedern

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der 1964 in Wiesbaden geborene Chasan daniel Kempinhat nicht nur in darmstadt klassische Musik und Gitarrestudiert, sondern auch Judaistik in frankfurt/M. und Jeru-salem. Jiddisch-intensivsprachkurse besuchte er in Groß-britannien und ebenfalls in israel. Seit 1983 gibt er viel be-achtete Konzerte und Workshops u. a. in mehreren euro-päischen Ländern, in israel und den USa. Seine diskogra-phie weist etliche beachtenswerte Titel auf, von denen z.B. zwei mit dem preis der deutschen Schallplattenkritikausgezeichnet worden sind. auch in funk und fernsehenist er mit zahlreichen aufnahmen hervorgetreten. Kempinist Chasan, also Kantor des egalitären Minjan der frankfur-ter Jüdischen Gemeinde. Seit über drei Jahrzehnten wid-met er sich intensiv dem interreligiösen dialog.

eintritt frei – Spenden sind erbeten

VeranstalterGesellschaft für Christlich-Jüdische ZusammenarbeitWiesbaden; Jüdische Gemeinde Wiesbaden; deutsch-is-raelische Gesellschaft – arbeitsgemeinschaft Wiesbaden

Über die Künstlerdie in atlanta in den USa geborene elizabeth Chayes nei-man hat diplome in Musikwissenschaft, Linguistik undpsychologie erworben, in Historischen aufführungsprakti-ken sowie in Gesang. auf ihrer Suche nach neuen Büh-nenformen arbeitete die altistin intensiv mit Choreogra-phen, Komponisten und regisseuren zusammen, undzwar u. a. bei der ruhrtriennale, den Salzburger festspie-len und den Städtischen Bühnen Berlin. Konzerte und mu-sikpädagogische Kurse gab und gibt sie nicht nur ineuropa, sondern auch in israel und den USa. außerdemwurden von ihr etliche Cds sowie fernseh- und radio-Sendungen aufgenommen.

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durch jahrelange intensive recherchen wie auch durchZeitzeugenbefragungen hat der Bergkirchenpfarrer Mar-kus nett umfangreiches Material über jene finstere Zeitund über die Menschen rund um die Bergkirche zusam-mengetragen und dieses dann Barbara Haker für die in-szenierung ihres Stückes zur Verfügung gestellt.

Zum antinazistischen Widerstand heißt es bis heutezumeist, er sei zwar von den Besten geleistet worden, die-se seien aber nur sehr wenige gewesen. Tatsächlich sind inWiesbaden nach 1945 bei der Städtischen Betreuungsstel-le für politisch, rassistisch und religiös Verfolgte 96 perso-nen registriert gewesen, die dem nS-regime aus Glau-bensgründen widerstanden haben. außerdem waren zujener Zeit 644 personen als vordem politisch verfolgt ge-meldet, worunter sich auch zahlreiche Christen beiderleiKonfession befunden haben.

Über die Künstlerdie autorin, regisseurin und Schauspielerin Barbara Ha-ker ist seit 2010 Mitglied des freien Theaters Wiesbaden.Sie recherchiert, schreibt und produziert ihre Stückeselbst und ist der organisierende Kopf des ensembles. ihr

ein Stück des freien Theaters Wiesbadenvon und mit Barbara Haker sowie mit Mario Krichbaum, renate Bahm und david földszin

Wiesbaden, anfang der 1930er-Jahre: die Wei-marer republik ist untergegangen, Hitler istan der Macht, Gesellschaft und Staat sind

»gleichgeschaltet« – so nicht anders in der Bergkirchenge-meinde.

Gezielt wurden nun solche pfarrer eingesetzt, welchedie Gemeinden auf Treue zum nS-regime einschwörensollten. doch dagegen wehrten sich auch hierorts die üb-rigen pfarrer, Kirchenvorstände und Gemeindemitglieder– und riskierten dafür Leib und Leben. Trotz der perma-nenten Überwachung durch die nazis bildete sich im Ver-borgenen ein Widerstand heraus, der während der zwölf-jährigen Schreckensherrschaft ein starkes netzwerk form-te, welches sich gegen die Beugung der eigenen christli-chen Wertvorstellungen ebenso stemmte wie gegen dieJudenverfolgung und die staatliche Willkür.

Wie lange konnte dieser Widerstand aufrechterhaltenwerden? Hitlers Handlanger waren überall und ließennichts unversucht, die Widerständler auszuschalten. die-ser Teil der Wiesbadener Geschichte ist weitgehend un-bekannt, wenn er nicht überhaupt in Vergessenheit gera-ten ist.

das Stück erinnert deshalb an jene Menschen aus demBergkirchenviertel, die mutig den Weg des Widerstandesgewählt haben. Vielschichtig und differenziert werden dieSchicksale solcher Menschen beleuchtet, welche aus derMitte der damaligen Gesellschaft heraus gegen die nS-ideologie opponierten und den vielfältigen Verführungs-versuchen der braunen Machthaber standgehalten haben.

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20.00

Kulturpalast Wiesbaden, Saalgasse 36

WIDERSTANDTheaterstück

einlass 19.30 Uhr

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Lichtbildervortrag und Buchvorstellung von nina Schulz (Text) und elisabeth Mena Urbitsch (fotos) sowie mit Margret Hamm von der aG Bund der »euthanasie«-Geschädigten und Zwangssterilisierten

idie deutsche politik muss sich mit den opfern alsMenschen beschäftigen. Wir sind kein abstrak-tum«, hat der griechisch-schweizerische Schrift-

steller und Übersetzer argyris Sfountouris unbezweifelbarzutreffend festgestellt. »Würden opfer entschädigt«, soder Überlebende des SS-Massakers vom 10. Juni 1944 imgriechischen distomo weiter, »würden sich Kriege nichtmehr lohnen.« doch von der deutschen Justiz sind die da-maligen Täter nie zur Verantwortung gezogen worden.

die politik der Bundesrepublik deutschland gilt in deröffentlichen Wahrnehmung weltweit als Modell einer ge-lungenen »entschädigung« für die opfer der nS-Kriegs-verbrechen und der faschistischen Verfolgungspraxis ge-nerell. Tatsächlich hat aber die überwiegende Mehrzahlder über 20 Millionen vom Hitler-regime aus rassisti-schen, politischen und religiösen Gründen Verfolgten nie-mals eine »entschädigung« erhalten. andauernde ausei-nandersetzungen um dieses Thema bestimmen nach wievor den alltag der immer weniger werdenden überleben-den nS-Verfolgten und überschatten zudem die Bezie-hungen unseres Landes zu anderen Staaten. an zahlrei-chen Beispielen lässt sich belegen, dass die so genannteWiedergutmachung mehr ein Mythos ist, als dass sie ei-nem »Modell« ähnelt.

das Leben auch der letzten überlebenden opfer desnS-regimes neigt sich nun seinem ende entgegen, womitsich unabweisbar die frage aufdrängt, wie die erinnerungan ihre leidvollen erfahrungen sowie an die unsäglich vie-len nS-Verbrechen weiterhin wachgehalten werden kann.das Buch von Schulz und Urbitsch soll einen Beitrag hier-zu leisten und darüber hinaus aufzeigen, dass deutsch-land in dieser Hinsicht eine ganz besondere historischeVerantwortung trägt – trotz aller »Schlussstrich«-debatten.

arbeitsschwerpunkt ist die Geschichte unserer Stadt undihrer Bewohner. – david földszin hat 2015 die Wiesbade-ner Schule für Schauspiel absolviert, hatte dort, aber aucham Jungen Staatsschauspiel des Hessischen StaatstheatersWiesbaden erste Bühnenauftritte und wirkt seit Kurzembeim freien Theater Wiesbaden mit. – Mario Krichbaumdagegen ist schon lange Zeit dessen Mitglied und eigent-lich auf allen Bühnen und in jedem fach zu Hause. er ar-beitet außerdem gerne für film und fernsehen. als be-geisterter Shakespeare-Liebhaber hat er auch »Hamlet«gespielt und inszeniert (siehe auch S. 9). – die Schauspie-lerin, Sprecherin und Moderatorin renate Bahm ist eben-falls regelmäßig auf der Bühne zu sehen, gelegentlichauch in produktionen von ard und Zdf. für das freieTheater Wiesbaden spielt sie mittlerweile ständig, dem-nächst auch in dessen Tagesprojekten für Schulklassen.

Zum Freien Theater Wiesbadenentstanden ist es 2015 aus dem bis dahin seit zehn Jahrenbestehenden Theater Lunel und hat sich sodann für neueformate geöffnet: So füllt das StadtraumTheater die Stadtmit Theater und den raum mit Geschichten; das LunelMuseums- und Sciencetheater hat seinen Schwerpunkt inder Vermittlung im musealen Bereich, im Museumsthea-ter und in verwandten projekten; und durch das Sommer-theater im nerotal werden die Stücke externer autorenauf einer freilichtbühne aufgeführt. Gleichfalls ab 2015 er-zielt das Stück »WiderSTand« eine außerordentlichpo sitive resonanz. Seit dem Herbst jenes Jahres ist derKulturpalast Wiesbaden die Hausbühne des freien Thea-ters, das ansonsten über keine eigene Bühne verfügt.

eintritt: 22,– € an der abendkasse, 18,– € im Vorverkauf(zzgl. VVG), für Schüler und Studenten 12,– €Karten gibt es auch unter www.freiestheaterwiesbaden.deund bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Veranstalterfreies Theater Wiesbaden; Kulturpalast Wiesbaden

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18.00

Spiel auf ZeitNS-Verfolgte und ihre Kämpfe um Anerkennung und Entschädigung

Hessische Landeszentrale für politische Bildung, Taunusstraße 4–6

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Eine musikalisch-szenische Lesungdes GoJ-T-a-Tr mit petra Steck (Schauspiel/rezitation) und dem Thomas Bachmann Trio: Thomas Bachmann(Kompositionen und arrangements/Saxophone), Uli partheil (Klavier und Keyboard), ralf Cetto (Kontrabass)regie: Christine diez

iLange Zeit war nicht einmal ihr name zweifelsfreiüberliefert. noch vor Kurzem ging man davon aus,dass die junge dichterin Selma Meerbaum-eisinger

hieß. erst mit der 2014 erschienenen Biographie von Mari-on Tauschwitz konnte belegt werden, dass sie in allen auf-findbaren dokumenten stets als Selma Merbaum geführtwird.

Geboren 1924 in Czernowitz, starb sie mit nur 18 Jahrenim nS-arbeitslager Michailowka in der Ukraine an fleck -typhus. dorthin waren 1942 nicht nur sie und ihre familiedeportiert worden, sondern große Teile der jüdischen Be-völkerung ihrer Heimatstadt.

an den Schicksalen eini-ger nS-Verfolgter, die fürdie historisch noch immerunaufgearbeiteten faschisti -schen Verbrechen und da-mit für weiterhin »offenerechnungen« der Geschich -te stehen, wird exem pla -risch deren bis heute fort-währendes ringen um anerkennung und um »entschädi-gung« geschildert. auch wird die frage zu beantwortenversucht, wie sie ihre Geschichte mit juristischen Mitteln,aber auch durch ihre politische arbeit vor dem Vergessenbewahren könnten. Hierbei steht die perspektive dieserMenschen selbstredend immer im Vordergrund.

Über die Autorinnendie Journalistin nina Schulz, die u. a. für faZ, freitag undtaz arbeitet, kooperiert seit über zehn Jahren mit der foto-grafin elisabeth Mena Urbitsch. der Schwerpunkt ihrer ar-beit liegt auf reportagen zu erinnerungspolitischen The-men. ihr Werk »Spiel auf Zeit« wurde 2010 mit dem alter-nativen Medienpreis ausgezeichnet. fünf Jahre später er-hielten die beiden Hamburgerinnen diesen preis einzweites Mal, diesmal für ihre reportage »Hasenbrote« ausder reihe »offene rechnungen«, in der sie die andauern-den auseinandersetzungen von nS-Verfolgten um aner-kennung und »entschädigung« schildern.

Margret Hamm war viele Jahre Geschäftsführerin desBundes der »euthanasie«-Geschädigten und Zwangssteri-lisierten. in einem Kapitel des Buches wird auch ihr Kampffür die anerkennung und »entschädigung« von Menschenaus dieser opfergruppe behandelt.

eintritt frei

VeranstalterHessische Landeszentrale für politische Bildung; Verein»Gegen Vergessen – für demokratie« / rhein-Main

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17Februar

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20.00

thalhaus Theater Wiesbaden, Nerotal 18

»Ich möchte den Himmel mit Händen fassen«Ein Abend für Selma Merbaum

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Über die Künstlerpetra Steck hat sich nach ihrer privaten Schauspielausbil-dung in der freien Theaterszene des rhein-Main-Gebieteseinen namen gemacht. Sie ist u. a. festes ensemblemit-glied der mainzer kammerspiele, arbeitet als Sprecherinund war an vielen Lesungen und Live-Hörspielen beteiligt.dem GoJ T-a-Tr gehört sie seit dessen Gründung an. –der Komponist und Saxophonist Thomas Bachmann istdozent an der Musikhochschule Mainz, ebenso an derfrankfurter Musikwerkstatt und zudem Mitglied der Saxo-phone Masterclass von dave Liebman (USa). ZahlreicheCd-produktionen und eine umfangreiche Konzerttätig-keit mit eigenen formationen sowie u. a. mit der hr-BigBand, dem emil Mangelsdorff-Quintett und dem Bob de-gen-Quartett weisen ihn als einen wichtigen Vertreter derdeutschen Jazz-Szene aus. – Uli partheil studierte nach ei-ner klassischen Grundausbildung Jazz-piano sowie Kom-position und arrangement an der Musikhochschule Hei-delberg-Mannheim. Seit Beginn der 1990er-Jahre arbeiteter mit vielen wichtigen Jazzmusikern und -bands zusam-men, u. a. mit emil Mangelsdorff, dem palatina Swing or-chestra und der Mannheim Jazz Big-Band. 2008 erhielt erden darmstädter Musikpreis. – ralf Cetto ist dozent amfachbereich Jazz der Hochschule für Musik in Mainz. erspielt u. a. in den Bands von aziza Mustafa Zadeh, Bobdegen, Wilson de oliveira und Thomas Bachmann. au-ßerdem wirkt er regelmäßig bei produktionen der hr-BigBand, der SWf Big Band und an den Staatstheatern inWiesbaden und Mainz mit.

Betrachtet man eines der wenigen fotos, die von ihrüberliefert sind, denkt man unwillkürlich an anne frank.Selmas »Tagebuch« sind 58 Gedichte, zusammengestelltfür ihren freund Lejser fichman zu einem album, dem sieden Titel »Blütenlese« gab. fichman ertrank auf der fluchtnach palästina. ihrer freundin renée abramovici jedochgelang es, den handgeschriebenen Gedichtband querdurch europa nach israel zu retten.

Was anne frank dokumentierte, hat Selma Merbaumge- und verdichtet: die tiefe Sehnsucht nach Liebe und ei-genem Leben, die Zweifel auf der Suche danach und dieunbändige Lust und entschlossenheit, es hiermit aufneh-men zu wollen. Und wie bei ihrem Cousin paul Celan undbei rose ausländer, beide ebenfalls in Czernowitz gebo-ren, sind Selmas Gedichte nicht nur dokumente der un-tergegangenen deutsch-ostjüdischen Kultur, sondern viel -mehr ein einzigartiges Zeugnis der Liebe zur literarischenSchönheit der deutschen Sprache. »Trotz des Sonder-schicksals ist dies ein Werk, das deutlich ins Gut der deut-schen poesie gehört, nicht der spezifisch jüdischen. es isteine Lyrik, die man weinend vor aufregung liest: so rein,so schön, so hell und so bedroht.« (Hilde domin)

die musikalisch-szenische Lesung begibt sich auf eineganz eigene Spurensuche zu Selma, die – so der letzte ein-trag in ihrem album – »keine Zeit gehabt« hat, »zu ende zuschreiben«. es ist auch eine reise dorthin, wo nach paulCelan einmal »Menschen und Bücher lebten«.

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27. Januar: erinnern an die opferWiesbadener Veranstaltungen aus anlass des Gedenktages für die opfer des nS-regimes 2017

für die thematisch-inhaltliche ausrichtung der einzelnenVeranstaltungen zeichnen die betreffenden Veranstalterjeweils selbst verantwortlich.Herausgeber: Landeshauptstadt Wiesbaden K. d. ö. r.Kulturamt – Stadtarchivingrid roberts, Schillerplatz 1–2, 65185 Wiesbadenredaktion und Koordination: dr. axel Ulrich, Stadtarchivfax (06 11) 31 39 77, e-Mail: [email protected]: dr. albert ernst, Wiesbadendruck: indexdigital, Wiesabdenauflage: 9800 exemplare

Zum goj t-a-tram ehemaligen HinterHaus in Wiesbaden gegründet, fei-ert das goJ t-a-tr (vom jiddischen »goj«: der nichtjude,der fremde) in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen undist immer noch »Werkstatt« für die eigenwillige auseinan-dersetzung mit ausgesuchten autoren, Komponisten,Themen und fragestellungen: so etwa 1998 mit »Löwen-herz. Schau-Spiel für ein Haus« zur Geschichte der jüdi-schen Brüder Löwenherz, die im nerotal 18, dem heuti-gen thalhaus, Wiesbadens erste fabrik gründeten, oderjüngst mit seiner Theatercollage »feels like Heimat – Sze-nen für unterwegs«. Geblieben über all die Jahre ist je-doch das grundlegende Selbstverständnis der Gruppe,nämlich ein »Theater der freunde« zu sein, ein netzwerkder ideen und Kooperationen im gemeinschaftlichen Ge-staltungsprozess eines »work in progress«. Seit seinerGründung steht das goJ t-a-tr unter der künstlerischenLeitung und regie von Christine diez.

eintritt: 17,– €, ermäßigt 13,– €Karten unter Ticket-Hotline 0611/1851267 oder www.thal-haus.de sowie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen

VeranstaltergoJ-t-a-tr; thalhaus Theater Wiesbaden

Fotos: Fabian Klein

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ter Wiesbaden; Medienzentrum Wiesbaden; Verein fürnassauische altertumskunde und Geschichtsforschung;Hessische Landeszentrale für politische Bildung; Martin-niemöller-Stiftung; Verein »Gegen Vergessen – für de-mokratie« / rhein-Main; Studienkreis deutscher Wider-stand 1933–1945; vhs wiesbaden; Hochschule rheinMain– rheinMain University of applied Sciences / Wiesbadenrüsselsheim Geisenheim; Seniorenbeirat der Landes-hauptstadt Wiesbaden; Stadtjugendring Wiesbaden; aus-schuss für Schule und Kultur der Landeshauptstadt Wies-baden; amt für Soziale arbeit Wiesbaden; KulturamtWiesbaden – Caligari filmBühne, Literaturhaus Villa Cle-mentine, Stadtmuseum sowie Stadtarchiv.

die Veranstaltungsreihe »erinnern an die opfer« zum Tag des Gedenkens an die opfer des nS-regimes unterstützen:

evangelisches dekanat Wiesbaden; Katholische KircheWiesbaden; Jüdische Gemeinde Wiesbaden; Gesell-schaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wiesba-den; aktives Museum Spiegelgasse für deutsch-JüdischeGeschichte in Wiesbaden; paul Lazarus Stiftung; deutsch-israelische Gesellschaft – arbeitsgemeinschaft Wiesba-den; freundeskreis Kfar Saba; frauen museum wiesbaden;friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung; goJ t-a-tr; freies The -ater Wiesbaden; Kulturpalast Wiesbaden; thalhaus Thea-

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Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wiesbaden

Deutsch-Israelische Gesellschaft

VolkshochschuleWiesbaden e.V.

die diesjährigen ausrichter der Veranstaltungsreihe:

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das System Hitler,

das in zwölf Jahren

Millionen Menschen

hingemordet hat,

muss total ausgerottet werden.

nicht anhäufung

von aktenstößen,

sondern Taten wollen wir sehen.

Wenn wir schon

in den Konzentrationslagern

und im Zuchthaus »Großdeutschland«

gelitten haben,

dann darf das nicht

umsonst gewesen sein.

Wehe den Völkern,

wenn jetzt nicht

völlig reiner Tisch

gemacht wird.

der einstige Wiesbadener

Stadtverordnetenvorsteher

eugen dengel

kurz nach seiner Befreiung

aus dem KZ dachau

im frühjahr 1945