Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4...

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365 23 Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019 Markus Meyer, Stefanie Wiegand und Antje Schenkel Inhaltsverzeichnis 23.1 Überblick über die krankheitsbedingten Fehlzeiten im Jahr 2019 367 23.2 Datenbasis und Methodik 370 23.3 Allgemeine Krankenstandsentwicklung 373 23.4 Verteilung der Arbeitsunfähigkeit 375 23.5 Kurz- und Langzeiterkrankungen 376 23.6 Krankenstandsentwicklung in den einzelnen Branchen 377 23.7 Einfluss der Alters- und Geschlechtsstruktur 383 23.8 Fehlzeiten nach Bundesländern 386 23.9 Fehlzeiten nach Ausbildungsabschluss und Vertragsart 391 23.10 Fehlzeiten nach Berufsgruppen 394 © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 B. Badura et al. (Hrsg.), Fehlzeiten-Report 2020, Fehlzeiten-Report, https://doi.org/10.1007/978-3-662-61524-9_23

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KrankheitsbedingteFehlzeitenin der deutschenWirtschaft im Jahr 2019Markus Meyer, Stefanie Wiegand und Antje Schenkel

Inhaltsverzeichnis

23.1 Überblick über die krankheitsbedingten Fehlzeiten imJahr 2019 – 367

23.2 Datenbasis und Methodik – 370

23.3 Allgemeine Krankenstandsentwicklung – 373

23.4 Verteilung der Arbeitsunfähigkeit – 375

23.5 Kurz- und Langzeiterkrankungen – 376

23.6 Krankenstandsentwicklung in den einzelnenBranchen – 377

23.7 Einfluss der Alters- und Geschlechtsstruktur – 383

23.8 Fehlzeiten nach Bundesländern – 386

23.9 Fehlzeiten nach Ausbildungsabschlussund Vertragsart – 391

23.10 Fehlzeiten nach Berufsgruppen – 394

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020B. Badura et al. (Hrsg.), Fehlzeiten-Report 2020, Fehlzeiten-Report,https://doi.org/10.1007/978-3-662-61524-9_23

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23.11 Fehlzeiten nachWochentagen – 396

23.12 Arbeitsunfälle – 397

23.13 Krankheitsarten im Überblick – 402

23.14 Die häufigsten Einzeldiagnosen – 408

23.15 Krankheitsarten nach Branchen – 410

23.16 Langzeitfälle nach Krankheitsarten – 424

23.17 Krankheitsarten nach Diagnoseuntergruppen – 426

23.18 Burnout-bedingte Fehlzeiten – 429

23.19 Arbeitsunfähigkeiten nach Städten 2019 – 432

23.20 Inanspruchnahme von Krankengeld bei Erkrankungdes Kindes – 435

23.21 Im Fokus: Rückenschmerzen – 439

Literatur – 444

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23.1 � Überblick über die krankheitsbedingten Fehlzeiten im Jahr 2019367 23

2Zusammenfassung

Der folgende Beitrag liefert umfassende unddifferenzierte Daten zu den krankheitsbeding-ten Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft imJahr 2019. Datenbasis sind die Arbeitsunfä-higkeitsmeldungen der 14,4 Mio. erwerbstä-tigen AOK-Mitglieder in Deutschland. Die-ses einführende Kapitel gibt zunächst einenÜberblick über die allgemeine Krankenstands-entwicklung und wichtige Determinanten desArbeitsunfähigkeitsgeschehens. Im Einzelnenwerden u. a. die Verteilung der Arbeitsunfähig-keit, die Bedeutung von Kurz- und Langzeiter-krankungen und Arbeitsunfällen, von Kinder-pflegekrankengeld, regionale Unterschiede inden einzelnen Bundesländern und Städten so-wie die Abhängigkeit des Krankenstandes vonFaktoren wie Branche, Beruf, Beschäftigten-struktur und demografischen Faktoren darge-stellt. In 7Kap. 24 wird dann detailliert dieKrankenstandsentwicklung in den unterschied-lichen Wirtschaftszweigen beleuchtet.

23.1 Überblick über diekrankheitsbedingtenFehlzeiten im Jahr 2019

2Allgemeine KrankenstandsentwicklungDer Krankenstand im Jahr 2019 ist im Ver-gleich zum Vorjahr um 0,1% gesunken und lagbei 5,4%. In Westdeutschland lag der Kran-kenstand mit 5,3% um 0,6 Prozentpunkte nied-riger als in Ostdeutschland (5,9%). Bei denBundesländern verzeichneten Brandenburg so-wie Sachsen-Anhalt und Thüringenmit jeweils6,2% den höchsten Krankenstand. In Bayern(4,8%) und Hamburg (4,6%) lag der Kran-kenstand am niedrigsten. Im Schnitt waren dieAOK-versicherten Arbeitnehmer 19,8 Kalen-dertage arbeitsunfähig. Für etwas mehr als dieHälfte aller AOK-Mitglieder (52,8%) wurdemindestens einmal im Jahr eine Arbeitsunfä-higkeitsbescheinigung ausgestellt.

Das Fehlzeitengeschehen wird hauptsäch-lich von sechs Krankheitsarten dominiert: ImJahr 2019 gingenmehr als ein Fünftel der Fehl-

zeiten auf Muskel- und Skelett-Erkrankungen(22,4%) zurück, danach folgten psychischeErkrankungen (11,9%), Atemwegserkrankun-gen (11,8%) und Verletzungen (10,8%) sowieErkrankungen des Kreislaufsystems und derVerdauungsorgane (5,4 bzw. 4,6%). Die psy-chischen Erkrankungen sind damit in diesemJahr zum ersten Mal an die zweite Stelle ge-rutscht, noch vor die Atemwegserkrankungen.Der Anteil der Atemwegserkrankungen an denFehlzeiten ist am deutlichsten gesunken: imVergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozentpunkte.Gesunken ist auch der Anteil der Verletzun-gen und der Verdauungserkrankungen um je-weils 0,1 Prozentpunkte, während der Anteilan psychischen Erkrankungen (0,6 Prozent-punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen(0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich zum Vorjahr gestiegen ist. Im Ver-gleich zu den anderen Krankheitsarten kommtden psychischen Erkrankungen eine beson-dere Bedeutung zu: Seit 2008 haben dieKrankheitstage aufgrund psychischer Erkran-kungen um 67,5% zugenommen. Im Jahr 2019wurden erneut mehr Fälle aufgrund psychi-scher Erkrankungen (5,4%) als aufgrund vonHerz- und Kreislauf-Erkrankungen (3,7%) re-gistriert. Die durchschnittliche Falldauer psy-chischer Erkrankungen war im Jahr mit 27 Ta-gen je Fall mehr als doppelt so lang wie derDurchschnitt mit zwölf Tagen je Fall im Jahr2019.

Neben den psychischen Erkrankungen ver-ursachten insbesondere Verletzungen (19,1 Ta-ge je Fall), Herz- und Kreislauf-Erkrankungen(17,6 Tage je Fall) sowie Muskel- und Ske-lett-Erkrankungen (17,2 Tage je Fall) langeAusfallzeiten. Auf diese vier Erkrankungsartengingen 2019 bereits 62,8% der durch Lang-zeitfälle (> sechs Wochen) verursachten Fehl-zeiten zurück.

Langzeiterkrankungen mit einer Dauer vonmehr als sechsWochen verursachten weit mehrals ein Drittel der Ausfalltage (43,5% derAU-Tage). Ihr Anteil an den Arbeitsunfähig-keitsfällen betrug jedoch nur 4,4%. Bei Kurz-zeiterkrankungen mit einer Dauer von ein bis

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368 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

drei Tagen verhielt es sich genau umgekehrt:Ihr Anteil an den Arbeitsunfähigkeitsfällen lagbei 35,5%, doch nur 5,9% der Arbeitsunfähig-keitstage gingen auf sie zurück.

Schätzungen der Bundesanstalt für Ar-beitsschutz und Arbeitsmedizin zufolge verur-sachten im Jahr 2018 708,3 Mio. AU-Tage1

volkswirtschaftliche Produktionsausfälle von85 Mrd. bzw. 145 Mrd. C Ausfall an Produkti-on und Bruttowertschöpfung (Bundesministe-rium für Arbeit und Soziales/Bundesanstalt fürArbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2020).

Die Ausgaben für Krankengeld sind imJahr 2019 erneut gestiegen. Für das 1. bis4. Quartal 2019 betrug das Ausgabenvolumenfür Krankengeld rund 14,4 Mrd. C. Gegen-über dem Vorjahr bedeutet das einen Anstiegvon 9,9% (Bundesministerium für Gesundheit2020).

2Fehlzeitengeschehen nach BranchenIn fast allen Branchen gab es im Jahr 2019 kei-ne Veränderung bzw. einen sehr leichten Rück-gang des Krankenstandes im Vergleich zumVorjahr. In der Branche Energie, Wasser, Ent-sorgung und Bergbau lag der Krankenstandmit6,6% am höchsten. Ebenfalls hohe Kranken-stände verzeichneten die Branchen ÖffentlicheVerwaltung und Sozialversicherung (6,5%),gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe (6,2%)sowie dem Verkehr/Transport und Gesund-heits- und Sozialwesen mit jeweils 6,0%. Derniedrigste Krankenstand war mit 3,8% in derBranche Banken und Versicherungen zu fin-den. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich derKrankenstand lediglich in den Branchen Ener-gie, Wasser, Entsorgung und Bergbau (von 6,7auf 6,6% gesunken), Öffentliche Verwaltungund Sozialversicherung (von 6,6 auf 6,5% ge-sunken), im Baugewerbe (von 5,5 auf 5,4%gesunken), Erziehung und Unterricht (von 5,0auf 4,9% gesunken) sowie Banken/Versiche-rungen (von 3,9 auf 3,8%) leicht verändert.

1 Dieser Wert ergibt sich durch die Multiplikation vonrund 40,6 Mio. Arbeitnehmern mit durchschnittlich17,4 AU-Tagen.

Bei den Branchen Land- und Forstwirt-schaft, Baugewerbe sowie Verkehr und Trans-port handelt es sich um Bereiche mit ho-hen körperlichen Arbeitsbelastungen und über-durchschnittlich vielen Arbeitsunfällen. ImBaugewerbe gingen 6,1% der Arbeitsunfä-higkeitsfälle auf Arbeitsunfälle zurück. Inder Land- und Forstwirtschaft waren es so-gar 7,6%, im Bereich Verkehr und Transport4,1%.

In den Branchen Baugewerbe, Energie,Wasser, Entsorgung und Bergbau sowie Me-tallindustrie sind viele Arbeitsunfähigkeitsfäl-le durch Verletzungen zu verzeichnen, in derRegel durch Arbeitsunfälle bedingt. Der Be-reich Land- und Forstwirtschaft verzeichnetmit 23,4 Tagen je Fall die höchste Falldau-er vor der Branche Verkehr und Transport mit21,9 Tagen je Fall.

Im Jahr 2019 ist der Anteil der Muskel-und Skelett-Erkrankungenmit 22% an der Ge-samtheit der Erkrankungen in allen Branchenwie im Vorjahr am höchsten. Einzig in derBranche Banken und Versicherungen sowie imBereich Erziehung und Unterricht nehmen dieAtemwegserkrankungen und psychische Er-krankungen mit jeweils 16% einen größerenbzw. gleichen Anteil ein als die Muskel- undSkelett-Erkrankungen (14 und 16%). Zudemweisen diese beiden Branchen die insgesamthöchsten Werte für die Atemwegserkrankun-gen und psychischen Erkrankungen auf.

Psychische Erkrankungen sind v. a. in derBranche Gesundheits- und Sozialwesen zu ver-zeichnen. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeits-fälle ist hier mit 16,1 Arbeitsunfähigkeitsfäl-len je 100 AOK-Mitglieder fast dreimal sohoch wie in der Land- und Forstwirtschaft(5,8 AU-Fälle je 100 AOK-Mitglieder). Nachder Branche Gesundheits- und Sozialwesensteht der Bereich Öffentliche Verwaltung undSozialversicherung mit 15,1 AU-Fällen pro100 AOK-Mitglieder an zweiter Stelle, gefolgtvon der Branche Erziehung und Unterricht mit14,1 AU-Fällen pro 100 AOK-Mitglieder.

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23.1 � Überblick über die krankheitsbedingten Fehlzeiten im Jahr 2019369 23

2Fehlzeitengeschehen nach AltersgruppenZwar nimmt mit zunehmendem Alter die Zahlder Krankmeldungen ab, die Dauer der Ar-beitsunfähigkeitsfälle dagegen steigt kontinu-ierlich an. Ältere Mitarbeiter sind also seltenerkrank, fallen aber in der Regel länger aus alsihre jüngeren Kollegen. Dies liegt zum einendaran, dass Ältere häufiger von mehreren Er-krankungen gleichzeitig betroffen sind (Mul-timorbidität), aber auch daran, dass sich dasKrankheitsspektrum verändert.

Bei den jüngeren Arbeitnehmern zwischen15 und 19 Jahren dominieren v. a. Atem-wegserkrankungen und Verletzungen: 22,6%der Ausfalltage gingen in dieser Altersgruppeauf Atemwegserkrankungen zurück, der Anteilder Verletzungen liegt bei 19% (zum Ver-gleich: 60- bis 64-Jährige: 7,9% bzw. 8,2%).Ältere Arbeitnehmer leiden dagegen zuneh-mend an Muskel- und Skelett-, psychischenoder Herz- und Kreislauf-Erkrankungen. DieseKrankheitsarten sind häufig mit langen Aus-fallzeiten verbunden. Im Schnitt fehlt ein Ar-beitnehmer aufgrund einer Atemwegserkran-kung lediglich 6,4 Tage, bei einer Muskel- undSkelett-Erkrankung fehlt er hingegen 17,2 Ta-ge. So gehen in der Gruppe der 60- bis 64-Jäh-rigen über ein Viertel der Ausfalltage (26,1%)auf Muskel- und Skelett-Erkrankungen und9% auf Herz- und Kreislauf-Erkrankungen zu-rück. Bei den 15- bis 19-Jährigen hingegensind es lediglich 8,7 bzw. 1,3%.

Die meisten Fehltage aufgrund psychischerErkrankungen entfallen auf die 35- bis 39-Jäh-rigen (14,1%) sowie auf die 30- bis 34-Jähri-gen (14%), die wenigsten auf die Altersgruppeder 15- bis 19-Jährigen (7,9%).

2Fehlzeitengeschehen nach GeschlechtIm Fehlzeitengeschehen zeigen sich auchUnterschiede zwischen den Geschlechtern.Der Krankenstand liegt bei den Frauen mit5,5% etwas höher als bei den Männern mit5,3%. Frauen waren mit einer AU-Quote von55,3% auch häufiger krankgemeldet als Män-ner (50,9%).

Die beruflichen Tätigkeiten korrespon-dieren mit unterschiedlichen somatischen

und psychischen Belastungen. Der Groß-teil der männlichen AOK-Mitglieder arbeitetim Dienstleistungsbereich (27,7%) und inder Metallindustrie (15,0%), beispielsweisein Berufen der Lagerwirtschaft, als Berufs-kraftfahrer, im Maschinenbau und in derBetriebstechnik, im Hochbau oder als Köche.Der überwiegende Teil der Frauen ist eben-falls im Dienstleistungsbereich beschäftigt(30,4%), gefolgt von der Branche Gesund-heits- und Sozialwesen (22,8%). Frauenarbeiten dabei verstärkt als Büro- und Sekreta-riatskräfte, in Reinigungsberufen, im Verkauf,in der Gesundheits- und Krankenpflege oder inder Kinderbetreuung und -erziehung.

Unterschiede zwischen den Geschlechternfinden sich bei Betrachtung der einzelnenKrankheitsarten: Bei Männern machen ins-besondere Muskel- und Skelett-Erkrankungenund Verletzungen einen höheren Anteil an denArbeitsunfähigkeitstagen aus als bei Frauen(Männer: 23,8% bzw. 13,0% an allen Fehl-tagen; Frauen: 20,8 und 8,2%). Dies dürftedamit zusammenhängen, dass Männer nachwie vor in größerem Umfang körperlich belas-tenden und unfallträchtigen Tätigkeiten nach-gehen. Bei Frauen hingegen liegen nebenMus-kel- und Skelett-Erkrankungen (20,8% an al-len Fehltagen) vor allem psychische Erkran-kungen (15,1%; Männer: 9,2%) und Atem-wegserkrankungen (12,4%; Männer: 11,2%)vor. Frauen gehen vor allem Berufen nach, dievermehrt Kontakte mit anderen Menschen wieKunden und Patienten mit sich bringen. Diesbringt mehr psychische Belastungen mit sichund erhöht zugleich die Wahrscheinlichkeit,sich mit Atemwegserkrankungen wie einer Er-kältung anzustecken.

Im Bereich der Herz- und Kreislauf-Er-krankungen leiden Männer vermehrt an ischä-mischen Herzkrankheiten wie beispielsweisedemMyokardinfarkt. Etwas mehr als ein Fünf-tel aller Fehltage (22,3%) innerhalb dieserKrankheitsart entfallen bei den Männern aufdiese Erkrankung, bei den Frauen sind es le-diglich 9,4%.

Auch bei den psychischen Erkrankungenergeben sich Unterschiede: 15,0% aller Ar-

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370 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

beitsunfähigkeitstage bei den Frauen gehen aufaffektive Störungen und neurotische, Belas-tungs- und somatoforme Störungen zurück, beiden Männern sind es dagegen nur 8,3% allerFehltage.

23.2 Datenbasis undMethodik

Die folgenden Ausführungen zu den krank-heitsbedingten Fehlzeiten in der deutschenWirtschaft basieren auf einer Analyse der Ar-beitsunfähigkeitsmeldungen aller erwerbstäti-gen AOK-Mitglieder. Die AOK ist nach wievor die Krankenkasse mit dem größten Markt-anteil in Deutschland. Sie verfügt daher überdie umfangreichste Datenbasis zum Arbeitsun-fähigkeitsgeschehen. Ausgewertet wurden dieDaten des Jahres 2019 – in diesem Jahr wa-ren insgesamt 14,4 Mio. Arbeitnehmer bei derAOK versichert. Dies ist im Vergleich zumVorjahr ein Plus von 2,9%.

Datenbasis der Auswertungen sind sämtli-che Arbeitsunfähigkeitsfälle, die der AOK imJahr 2019 gemeldet wurden. Es werden sowohlPflichtmitglieder als auch freiwillig Versicher-te berücksichtigt, Arbeitslosengeld-I-Empfän-ger dagegen nicht. Unberücksichtigt bleibenauch Schwangerschafts- und Kinderkranken-fälle. Arbeitsunfälle gehen mit in die Statistikein, soweit sie der AOK gemeldet werden.Kuren werden in den Daten berücksichtigt. Al-lerdings werden Kurzzeiterkrankungen bis zudrei Tagen von den Krankenkassen nur er-fasst, soweit eine ärztliche Krankschreibungvorliegt. Der Anteil der Kurzzeiterkrankungenliegt daher höher, als dies in den Kranken-kassendaten zum Ausdruck kommt. Hierdurchverringern sich die Fallzahlen und die rech-nerische Falldauer erhöht sich entsprechend.Langzeitfälle mit einer Dauer von mehr als42 Tagen wurden in die Auswertungen einbe-zogen, weil sie von entscheidender Bedeutungfür das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen in denBetrieben sind.

Die Arbeitsunfähigkeitszeiten werden vonden Krankenkassen so erfasst, wie sie auf den

Krankmeldungen angegeben sind. Auch Wo-chenenden und Feiertage gehen in die Berech-nung mit ein, soweit sie in den Zeitraum derKrankschreibung fallen. Die Ergebnisse sinddaher mit betriebsinternen Statistiken, bei de-nen lediglich die Arbeitstage berücksichtigtwerden, nur begrenzt vergleichbar. Bei jahres-übergreifenden Arbeitsunfähigkeitsfällen wur-den ausschließlich Fehlzeiten in die Auswer-tungen einbezogen, die im Auswertungsjahranfielen.

.Tab. 23.1 gibt einen Überblick überdie wichtigsten Kennzahlen und Begriffe, diein diesem Beitrag zur Beschreibung des Ar-beitsunfähigkeitsgeschehens verwendet wer-den. Die Kennzahlen werden auf der Basis derVersicherungszeiten berechnet, d. h. es wirdberücksichtigt, ob ein Mitglied ganzjährig odernur einen Teil des Jahres bei der AOK versi-chert war bzw. als in einer bestimmten Brancheoder Berufsgruppe beschäftigt geführt wurde.

Aufgrund der speziellen Versichertenstruk-tur der AOK sind die Daten nur bedingtrepräsentativ für die Gesamtbevölkerung inder Bundesrepublik Deutschland bzw. die Be-schäftigten in den einzelnen Wirtschaftszwei-gen. Infolge ihrer historischen Funktion alsBasiskasse weist die AOK einen überdurch-schnittlich hohen Anteil an Versicherten ausdem gewerblichen Bereich auf. Angestelltesind dagegen in der Versichertenklientel derAOK unterrepräsentiert.

Im Jahr 2008 fand eine Revision derKlassifikation der Wirtschaftszweige statt. DieKlassifikation der Wirtschaftszweige Ausgabe2008 wird vom Statistischen Bundesamt ver-öffentlicht (Anhang 2). Aufgrund der Revisionkam es zu Verschiebungen zwischen den Bran-chen, eine Vergleichbarkeit mit den Daten vor2008 ist daher nur bedingt gegeben. Daherwerden bei Jahresvergleichen Kennzahlen fürdas Jahr 2008 sowohl für die Klassifikations-version 2003 als auch für die Version 2008ausgewiesen.

Die Klassifikation der Wirtschaftszweig-schlüssel in der Ausgabe 2008 enthält ins-gesamt fünf Differenzierungsebenen, von de-nen allerdings bei den vorliegenden Analysen

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23.2 � Datenbasis und Methodik371 23

. Tabelle 23.1 Kennzahlen und Begriffe zur Beschreibung des Arbeitsunfähigkeitsgeschehens

Kennzahl Definition Einheit,Ausprägung

Erläuterungen

AU-Fälle Anzahl der Fälle von Arbeits-unfähigkeit

Je AOK-Mitglieda

bzw. je 100 AOK-Mitglieder

Jede Arbeitsunfähigkeitsmeldung, die nichtnur die Verlängerung einer vorangegange-nen Meldung ist, wird als ein Fall gezählt.Ein AOK-Mitglied kann im Auswertungs-zeitraum mehrere AU-Fälle aufweisen.

AU-Tage Anzahl der AU-Tage, die imAuswertungsjahr anfielen

Je AOK-Mitglieda

bzw. je 100 AOK-Mitglieder

Da arbeitsfreie Zeiten wie Wochenendenund Feiertage, die in den Krank-schreibungszeitraum fallen, mit in dieBerechnung eingehen, können sichAbweichungen zu betriebsinternen Fehl-zeitenstatistiken ergeben, die bezogen aufdie Arbeitszeiten berechnet wurden. Beijahresübergreifenden Fällen werden nur dieAU-Tage gezählt, die im Auswertungsjahranfielen.

AU-Tage jeFall

Mittlere Dauer eines AU-Falls Kalendertage Diese Kennzahl ist ein Indikator für dieSchwere einer Erkrankung.

Krankenstand Anteil der im Auswer-tungszeitraum angefallenenArbeitsunfähigkeitstage amKalenderjahr

In % War ein Versicherter nicht ganzjährig beider AOK versichert, wird dies bei der Be-rechnung des Krankenstandes entsprechendberücksichtigt.

Krankenstand,standardisiert

Nach Alter und Geschlechtstandardisierter Krankenstand

In % Um Effekte der Alters- und Geschlechts-struktur bereinigter Wert.

AU-Quote Anteil der AOK-Mitgliedermit einem oder mehrerenArbeitsunfähigkeitsfällen imAuswertungsjahr

In % Diese Kennzahl gibt Auskunft darüber, wiegroß der von Arbeitsunfähigkeit betroffenePersonenkreis ist.

Kurzzeit-erkrankungen

Arbeitsunfähigkeitsfälle miteiner Dauer von 1–3 Tagen

In % aller Fälle/Tage

Erfasst werden nur Kurzzeitfälle, bei deneneine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung beider AOK eingereicht wurde.

Langzeit-erkrankungen

Arbeitsunfähigkeitsfälle miteiner Dauer von mehr als6 Wochen

In % aller Fälle/Tage

Mit Ablauf der 6. Woche endet in der Regeldie Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber,ab der 7. Woche wird durch die Kranken-kasse Krankengeld gezahlt.

Arbeitsunfälle Durch Arbeitsunfälle bedingteArbeitsunfähigkeitsfälle

Je 100 AOK-Mitgliedera in %aller AU-Fälle/Tage

Arbeitsunfähigkeitsfälle, bei denen aufder Krankmeldung als Krankheitsursache„Arbeitsunfall“ angegeben wurde, nichtenthalten sind Wegeunfälle.

AU-Fälle/Tage nachKrankheits-arten

Arbeitsunfähigkeitsfälle/-tage mit einer bestimmtenDiagnose

Je 100 AOK-Mitgliedera in %aller AU-Fällebzw. -Tage

Ausgewertet werden alle auf den Arbeits-unfähigkeitsbescheinigungen angegebenenärztlichen Diagnosen, verschlüsselt werdendiese nach der Internationalen Klassifikati-on der Krankheitsarten (ICD-10).

Kennzahl Definition Einheit,Ausprägung

Erläuterungen

AU-Fälle Anzahl der Fälle von Arbeits-unfähigkeit

Je AOK-Mitglieda

bzw. je 100 AOK-Mitglieder

Jede Arbeitsunfähigkeitsmeldung, die nichtnur die Verlängerung einer vorangegange-nen Meldung ist, wird als ein Fall gezählt.Ein AOK-Mitglied kann im Auswertungs-zeitraum mehrere AU-Fälle aufweisen.

AU-Tage Anzahl der AU-Tage, die imAuswertungsjahr anfielen

Je AOK-Mitglieda

bzw. je 100 AOK-Mitglieder

Da arbeitsfreie Zeiten wie Wochenendenund Feiertage, die in den Krank-schreibungszeitraum fallen, mit in dieBerechnung eingehen, können sichAbweichungen zu betriebsinternen Fehl-zeitenstatistiken ergeben, die bezogen aufdie Arbeitszeiten berechnet wurden. Beijahresübergreifenden Fällen werden nur dieAU-Tage gezählt, die im Auswertungsjahranfielen.

AU-Tage jeFall

Mittlere Dauer eines AU-Falls Kalendertage Diese Kennzahl ist ein Indikator für dieSchwere einer Erkrankung.

Krankenstand Anteil der im Auswer-tungszeitraum angefallenenArbeitsunfähigkeitstage amKalenderjahr

In % War ein Versicherter nicht ganzjährig beider AOK versichert, wird dies bei der Be-rechnung des Krankenstandes entsprechendberücksichtigt.

Krankenstand,standardisiert

Nach Alter und Geschlechtstandardisierter Krankenstand

In % Um Effekte der Alters- und Geschlechts-struktur bereinigter Wert.

AU-Quote Anteil der AOK-Mitgliedermit einem oder mehrerenArbeitsunfähigkeitsfällen imAuswertungsjahr

In % Diese Kennzahl gibt Auskunft darüber, wiegroß der von Arbeitsunfähigkeit betroffenePersonenkreis ist.

Kurzzeit-erkrankungen

Arbeitsunfähigkeitsfälle miteiner Dauer von 1–3 Tagen

In % aller Fälle/Tage

Erfasst werden nur Kurzzeitfälle, bei deneneine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung beider AOK eingereicht wurde.

Langzeit-erkrankungen

Arbeitsunfähigkeitsfälle miteiner Dauer von mehr als6 Wochen

In % aller Fälle/Tage

Mit Ablauf der 6. Woche endet in der Regeldie Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber,ab der 7. Woche wird durch die Kranken-kasse Krankengeld gezahlt.

Arbeitsunfälle Durch Arbeitsunfälle bedingteArbeitsunfähigkeitsfälle

Je 100 AOK-Mitgliedera in %aller AU-Fälle/Tage

Arbeitsunfähigkeitsfälle, bei denen aufder Krankmeldung als Krankheitsursache„Arbeitsunfall“ angegeben wurde, nichtenthalten sind Wegeunfälle.

AU-Fälle/Tage nachKrankheits-arten

Arbeitsunfähigkeitsfälle/-tage mit einer bestimmtenDiagnose

Je 100 AOK-Mitgliedera in %aller AU-Fällebzw. -Tage

Ausgewertet werden alle auf den Arbeits-unfähigkeitsbescheinigungen angegebenenärztlichen Diagnosen, verschlüsselt werdendiese nach der Internationalen Klassifikati-on der Krankheitsarten (ICD-10).

a umgerechnet in ganzjährig VersicherteFehlzeiten-Report 2020

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23

372 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

. Tabelle 23.2 AOK-Mitglieder nach Wirtschaftsabschnitten im Jahr 2019 nach der Klassifikation derWirtschaftszweigschlüssel, Ausgabe 2008

Wirtschaftsabschnitte Pflichtmitglieder FreiwilligeMitglieder

Absolut Anteil an derBranche in %

Absolut

Banken und Versicherungen 150.607 15,7 20.537

Baugewerbe 1.031.007 54,4 13.671

Dienstleistungen 4.007.850 48,1 107.593

Energie, Wasser, Entsorgung und Bergbau 182.047 32,7 13.674

Erziehung und Unterricht 371.883 28,5 19.982

Gesundheits- und Sozialwesen 1.681.111 34,2 36.638

Handel 1.988.154 44,3 42.647

Land- und Forstwirtschaft 194.636 77,0 765

Metallindustrie 1.370.779 33,2 139.518

Öffentliche Verwaltung/Sozialversicherung 578.852 31,3 19.778

Verarbeitendes Gewerbe 1.254.341 43,6 43.817

Verkehr und Transport 993.005 54,0 11.557

Sonstige 102.484 2.822

Insgesamt 13.906.756 41,6 472.999

Wirtschaftsabschnitte Pflichtmitglieder FreiwilligeMitglieder

Absolut Anteil an derBranche in %

Absolut

Banken und Versicherungen 150.607 15,7 20.537

Baugewerbe 1.031.007 54,4 13.671

Dienstleistungen 4.007.850 48,1 107.593

Energie, Wasser, Entsorgung und Bergbau 182.047 32,7 13.674

Erziehung und Unterricht 371.883 28,5 19.982

Gesundheits- und Sozialwesen 1.681.111 34,2 36.638

Handel 1.988.154 44,3 42.647

Land- und Forstwirtschaft 194.636 77,0 765

Metallindustrie 1.370.779 33,2 139.518

Öffentliche Verwaltung/Sozialversicherung 578.852 31,3 19.778

Verarbeitendes Gewerbe 1.254.341 43,6 43.817

Verkehr und Transport 993.005 54,0 11.557

Sonstige 102.484 2.822

Insgesamt 13.906.756 41,6 472.999

Fehlzeiten-Report 2020

nur die ersten drei berücksichtigt wurden. Eswird zwischen Wirtschaftsabschnitten, -abtei-lungen und -gruppen unterschieden. Ein Ab-schnitt ist beispielsweise die Branche „Ener-gie, Wasser, Entsorgung und Bergbau“. Dieseuntergliedert sich in die Wirtschaftsabteilun-gen „Bergbau und Gewinnung von Steinen undErden“, „Energieversorgung“ und „Wasser-versorgung, Abwasser- und Abfallentsorgungund Beseitigung von Umweltverschmutzun-gen“. Die Wirtschaftsabteilung „Bergbau undGewinnung von Steinen und Erden“ umfasstwiederum die Wirtschaftsgruppen „Kohlen-bergbau“, „Erzbergbau“ etc. Im vorliegendenUnterkapitel werden die Daten zunächst aus-schließlich auf der Ebene der Wirtschaftsab-

schnitte analysiert (Anhang 2). In den folgen-den Kapiteln wird dann auch nach Wirtschafts-abteilungen und teilweise auch nach Wirt-schaftsgruppen differenziert. Die Metallindus-trie, die nach der Systematik der Wirtschafts-zweige der Bundesanstalt für Arbeit zum ver-arbeitenden Gewerbe gehört, wird, da sie diegrößte Branche des Landes darstellt, in einemeigenen Kapitel behandelt (7Abschn. 24.10).Auch dem Bereich „Erziehung und Unterricht“wird angesichts der zunehmenden Bedeutungdes Bildungsbereichs für die Produktivität derVolkswirtschaft ein eigenes Kapitel gewidmet(7Abschn. 24.6). Aus .Tab. 23.2 ist dieAnzahl der AOK-Mitglieder in den einzelnenWirtschaftsabschnitten sowie deren Anteil an

Page 9: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.3 � Allgemeine Krankenstandsentwicklung373 23

den sozialversicherungspflichtig Beschäftigteninsgesamt2 ersichtlich.

Da sich die Morbiditätsstruktur in Ost- undWestdeutschland nach wie vor unterscheidet,werden neben den Gesamtergebnissen für dieBundesrepublik Deutschland die Ergebnissefür Ost und West separat ausgewiesen.

Die Verschlüsselung der Diagnosen er-folgt nach der 10. Revision der ICD (Interna-tional Classification of Diseases)3. Teilweiseweisen die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigun-gen mehrere Diagnosen auf. Um einen In-formationsverlust zu vermeiden, werden beiden diagnosebezogenen Auswertungen im Un-terschied zu anderen Statistiken4, die nur ei-ne (Haupt-)Diagnose berücksichtigen, auchMehrfachdiagnosen5 in die Auswertungen ein-bezogen.

23.3 AllgemeineKrankenstandsentwicklung

Die krankheitsbedingten Fehlzeiten sind imJahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr nahezuunverändert. Bei den 14,4 Mio. erwerbstä-tigen AOK-Mitgliedern betrug der Kranken-stand 5,4% (.Tab. 23.3). 52,8% der AOK-Mitglieder meldeten sich mindestens einmalkrank. Die Versicherten waren im Jahresdurch-schnitt zwölf Kalendertage pro Arbeitsunfä-higkeitsfall krankgeschrieben.6 5,8% der Ar-beitsunfähigkeitstage waren durch Arbeitsun-fälle bedingt.

2 Errechnet auf der Basis der Beschäftigtenstatistik derBundesagentur für Arbeit, Stichtag: 30. Juni 2019(Bundesagentur für Arbeit 2020).

3 International übliches Klassifikationssystem der Welt-gesundheitsorganisation (WHO).

4 Beispielsweise die von den Krankenkassen im Bereichder gesetzlichen Krankenversicherung herausgegebe-ne Krankheitsartenstatistik.

5 Leidet ein Arbeitnehmer an unterschiedlichen Krank-heitsbildern (Multimorbidität), kann eine Arbeitsunfä-higkeitsbescheinigung mehrere Diagnosen aufweisen.Insbesondere bei älteren Beschäftigten kommt dieshäufiger vor.

6 Wochenenden und Feiertage eingeschlossen.

Die Zahl der krankheitsbedingten Ausfall-tage nahm im Vergleich zum Vorjahr um 0,7%ab. Im Osten nahmen die Ausfalltage um0,3%, im Westen um 0,8% ab. Die Zahl derArbeitsunfähigkeitsfälle ist im Vergleich zumVorjahr im Osten ebenfalls um 2,2%; im Wes-ten um 2,8% gesunken. Diese Entwicklungschlägt sich mit einem um 0,1 Prozentpunktegesunkenen Krankenstand im Osten auf 5,9%und im Westen in gleichem Umfang auf 5,3%nieder. Die durchschnittliche Dauer der Krank-meldungen stieg jedoch sowohl in Ostdeutsch-land (um 1,9%) als auch in Westdeutschland(um 2,1%). Die Zahl der von Arbeitsunfähig-keit betroffenen AOK-Mitglieder (AU-Quote:Anteil der AOK-Mitglieder mit mindestens ei-nem AU-Fall) fiel im Jahr 2019 um 1,3 Pro-zentpunkt auf 52,8%.

Im Jahresverlauf wurde der höchste Kran-kenstand mit 6,7% im Februar erreicht, wäh-rend der niedrigste Wert (4,7%) im August zuverzeichnen war. Der Krankenstand lag insbe-sondere in den beiden Monaten Februar undMärz des Jahres 2019 deutlich unter dem Wertdes Vorjahres (.Abb. 23.1).

.Abb. 23.2 zeigt die längerfristige Ent-wicklung des Krankenstandes in den Jahren2000 bis 2019. Seit Ende der 1990er Jahrekonnte ein Rückgang der Krankenstände biszum Jahr 2006 verzeichnet werden. Danachstieg der Krankenstand sukzessive an und lagim Jahr 2019 im Bundesdurchschnitt mit 5,4%wieder auf dem gleichen Stand wie im Jahr2000.

Bis zum Jahr 2000 war der Krankenstandin Ostdeutschland stets niedriger als in West-deutschland. In den Jahren 2000 bis 2002waren dann jedoch in den neuen Länderndie gleichen bzw. etwas höhere Werte als inden alten Ländern zu verzeichnen. Diese Ent-wicklung führte das Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung auf Verschiebungen inder Altersstruktur der erwerbstätigen Bevölke-rung zurück (Kohler 2002). Diese sei nach derWende zunächst in den neuen Ländern güns-tiger gewesen, weil viele Arbeitnehmer vomAltersübergangsgeld Gebrauch machten. Dies

Page 10: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

374 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

. Tabelle 23.3 Krankenstandskennzahlen 2019 im Vergleich zum Vorjahr

Kranken-standin %

Arbeitsunfähigkeit je 100 AOK-Mitglieder Tageje Fall

Veränd.z. Vorj.in %

AU-Quotein %AU-Fälle Veränd.

z. Vorj.in %

AU-Tage Veränd.z. Vorj.in %

West 5,3 164,7 �2,8 1.939,0 �0,8 11,8 2,1 52,1

Ost 5,9 163,8 �2,2 2.167,2 �0,3 13,2 1,9 56,4

Bund 5,4 164,6 �2,7 1.978,3 �0,7 12,0 2,1 52,8

Kranken-standin %

Arbeitsunfähigkeit je 100 AOK-Mitglieder Tageje Fall

Veränd.z. Vorj.in %

AU-Quotein %AU-Fälle Veränd.

z. Vorj.in %

AU-Tage Veränd.z. Vorj.in %

West 5,3 164,7 �2,8 1.939,0 �0,8 11,8 2,1 52,1

Ost 5,9 163,8 �2,2 2.167,2 �0,3 13,2 1,9 56,4

Bund 5,4 164,6 �2,7 1.978,3 �0,7 12,0 2,1 52,8

Fehlzeiten-Report 2020

Fehlzeiten-Report 2020

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez2019 5,8 6,7 6,1 5,2 5,2 4,8 5,0 4,7 5,2 5,6 5,8 5,22018 5,8 7,2 7,0 5,1 4,7 5,0 4,9 4,7 5,1 5,4 5,8 5,1

4

5

6

7

Krankenstand in %

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.1 Krankenstand im Jahr 2019 im saisonalen Verlauf im Vergleich zum Vorjahr, AOK-Mitglieder

habe sich aufgrund altersspezifischer Kranken-standsquoten in den durchschnittlichen Kran-kenständen niedergeschlagen. Inzwischen sinddiese Effekte jedoch ausgelaufen.

Nachdem der Krankenstand in den Jahren2003 bis 2008 durchgehend in Ostdeutschlandunter demWestdeutschlands lag, ist seither mitAusnahme der Jahre 2009 und 2011 in Ost-deutschland wieder ein höherer Krankenstand

zu konstatieren. Im Jahr 2019 lag der Kran-kenstand im Osten Deutschlands bei 5,9%, imWesten Deutschlands bei 5,3%.

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23.4 � Verteilung der Arbeitsunfähigkeit375 23

Fehlzeiten-Report 2020

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019West 5,4 5,3 5,2 4,9 4,5 4,4 4,3 4,6 4,7 4,8 4,8 4,9 4,9 5,0 5,2 5,3 5,3 5,2 5,4 5,3Ost 5,4 5,4 5,2 4,8 4,3 4,1 4,0 4,3 4,5 4,8 4,9 4,6 5,1 5,2 5,3 5,5 5,6 5,7 6,0 5,9Bund 5,4 5,3 5,2 4,9 4,5 4,4 4,2 4,5 4,6 4,8 4,8 4,9 4,9 5,1 5,2 5,3 5,3 5,3 5,5 5,4

3,5

4,0

4,5

5,0

5,5

6,0

6,5Krankenstand in %

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.2 Entwicklung des Krankenstandes in den Jahren 2000–2019, AOK-Mitglieder

23.4 Verteilung derArbeitsunfähigkeit

Den Anteil der Arbeitnehmer, die in ei-nem Jahr mindestens einmal krankgeschrie-ben wurden, wird als Arbeitsunfähigkeitsquo-

Fehlzeiten-Report 2020

22,4%

13,0%

17,5%

47,1%

2 Fälle

ohne AU

3 und mehr Fälle

1 Fall

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.3 Arbeitsunfähigkeitsquote der AOK-Mit-glieder im Jahr 2019

te bezeichnet. Diese lag 2019 bei 52,9%(.Abb. 23.3). Der Anteil der AOK-Mitglie-der, die das ganze Jahr überhaupt nicht krank-geschrieben waren, lag somit bei 47,1%.

.Abb. 23.4 zeigt die Verteilung der kumu-lierten Arbeitsunfähigkeitstage auf die AOK-Mitglieder in Form einer Lorenzkurve. Daraus

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

0102030405060708090

100

0 10 20 30 40 50 60

Anteil an den AU-Tagen in %

Anteil an den AOK-Mitgliedern in %

. Abb. 23.4 Lorenzkurve zur Verteilung der Arbeitsun-fähigkeitstage der AOK-Mitglieder im Jahr 2019

Page 12: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

376 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

ist ersichtlich, dass sich die überwiegende An-zahl der Tage auf einen relativ kleinen Teilder AOK-Mitglieder konzentriert. Die folgen-den Zahlen machen dies deutlich:4 Rund ein Viertel der Arbeitsunfähigkeitsta-

ge entfällt auf nur 1,5% der Mitglieder.4 Nahezu die Hälfte der Tage wird von ledig-

lich 5,3% der Mitglieder verursacht.4 Knapp 80% der Arbeitsunfähigkeitstage

gehen auf nur 17,6% der AOK-Mitgliederzurück.

23.5 Kurz- undLangzeiterkrankungen

Die Höhe des Krankenstandes wird entschei-dend durch länger dauernde Arbeitsunfähig-keitsfälle bestimmt. Die Zahl dieser Erkran-kungsfälle ist zwar relativ gering, aber für einegroße Zahl von Ausfalltagen verantwortlich(.Abb. 23.5). 2019 waren über die Hälftealler Arbeitsunfähigkeitstage (52,1%) auf le-diglich 7,4% der Arbeitsunfähigkeitsfälle zu-rückzuführen. Dabei handelt es sich um Fällemit einer Dauer von mehr als vier Wochen.Besonders zu Buche schlagen Langzeitfälle,die sich über mehr als sechs Wochen erstre-

Fehlzeiten-Report 2020

43,5

8,6

5,8

8,3

14,7

13,2

5,9

4,4

3,0

2,9

5,7

17,1

31,3

35,5

50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50

Langzeit-AU (>42 Tage)

29–42 Tage

22–28 Tage

15–21 Tage

8–14 Tage

4–7 Tage

1–3 Tage

AU-TageAU-Fälle

Anteil in %Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.5 Arbeitsunfähigkeitstage und -fälle der AOK-Mitglieder im Jahr 2019 nach Dauer

cken. Obwohl ihr Anteil an den Arbeitsun-fähigkeitsfällen im Jahr 2019 nur 4,4% be-trug, verursachten sie 43,5% des gesamtenAU-Volumens. Langzeitfälle sind häufig aufchronische Erkrankungen zurückzuführen.DerAnteil der Langzeitfälle nimmt mit steigendemAlter deutlich zu.

Kurzzeiterkrankungen wirken sich zwar oftsehr störend auf den Betriebsablauf aus, spie-len aber – anders als häufig angenommen –für den Krankenstand nur eine untergeordneteRolle. Auf Arbeitsunfähigkeitsfälle mit einerDauer von ein bis drei Tagen gingen 2019lediglich 5,9% der Fehltage zurück, obwohlihr Anteil an den Arbeitsunfähigkeitsfällen35,5% betrug. Insgesamt haben sich die Kurz-zeiterkrankungen im Vergleich zum Vorjahrbezogen auf die Arbeitsunfähigkeitstage undArbeitsunfähigkeitsfälle nicht verändert bzw.sind um 0,7 Prozentpunkte gestiegen. Da vieleArbeitgeber in den ersten drei Tagen einer Er-krankung keine ärztliche Arbeitsunfähigkeits-bescheinigung verlangen, liegt der Anteil derKurzzeiterkrankungen allerdings in der Praxishöher, als dies in den Daten der Krankenkassenzum Ausdruck kommt.

2019 war der Anteil der Langzeiterkran-kungen mit 52,5% in der Land- und Forst-wirtschaft sowie im Baugewerbe (50,3%) am

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23.6 � Krankenstandsentwicklung in den einzelnen Branchen377 23

Fehlzeiten-Report 2020

37,0

38,5

39,9

41,8

42,7

43,5

45,0

45,1

45,6

45,9

50,3

52,5

8,8

8,3

6,5

6,3

6,4

5,6

5,4

5,3

4,8

4,4

5,8

3,9

60 50 40 30 20 10 0 10

Banken/Versicherungen

Erziehung und Unterricht

Dienstleistungen

Metallindustrie

Handel

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Verarbeitendes Gewerbe

Gesundheits- und Sozialwesen

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Verkehr/Transport

Baugewerbe

Land- und Forstwirtschaft

Anteil an den AU-Tagen in %

Langzeiterkrankungen Kurzzeiterkrankungen

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

.Abb.23.6 Anteil der Kurz- und Langzeiterkrankungen an den Arbeitsunfähigkeitstagen nach Branchen im Jahr 2019AOK-Mitglieder

höchsten und in der Branche Banken und Ver-sicherungen mit 37% am niedrigsten. Der An-teil der Kurzzeiterkrankungen schwankte inden einzelnen Wirtschaftszweigen zwischen8,8% im Bereich Banken und Versicherungenund 3,9% im Bereich Land- und Forstwirt-schaft (.Abb. 23.6).

23.6 Krankenstandsentwicklungin den einzelnen Branchen

Im Jahr 2019 wies die Branche Energie, Was-ser, Entsorgung und Bergbau mit 6,6% denhöchsten Krankenstand auf, während die Ban-ken und Versicherungen mit 3,8% den nied-rigsten Krankenstand hatten (.Abb. 23.7).Bei dem hohen Krankenstand in der Bran-che Öffentliche Verwaltung/Sozialversiche-rung (6,5%) muss allerdings berücksichtigt

werden, dass ein großer Teil der in diesem Sek-tor beschäftigten AOK-Mitglieder keine Bü-rotätigkeiten ausübt, sondern in gewerblichenBereichen mit teilweise sehr hohen Arbeitsbe-lastungen tätig ist, wie z. B. im Straßenbau, inder Straßenreinigung und Abfallentsorgung, inGärtnereien etc. Insofern sind die Daten, dieder AOK für diesen Bereich vorliegen, nichtrepräsentativ für die gesamte öffentliche Ver-waltung. Hinzu kommt, dass die in den öffent-lichen Verwaltungen beschäftigten AOK-Mit-glieder eine im Vergleich zur freien Wirtschaftungünstige Altersstruktur aufweisen, die zumTeil für die erhöhten Krankenstände mitverant-wortlich ist. Schließlich spielt auch die Tatsa-che, dass die öffentlichen Verwaltungen ihrerVerpflichtung zur Beschäftigung Schwerbehin-derter stärker nachkommen als andere Bran-chen, eine erhebliche Rolle. Mit einem An-teil von einem Fünftel aller schwerbehinder-ten Beschäftigten stellt der öffentliche Dienst

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23

378 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

3,9

4,5

4,5

5,0

5,2

5,5

5,9

6,0

6,0

6,2

6,6

6,7

3,8

4,5

4,5

4,9

5,2

5,4

5,9

6,0

6,0

6,2

6,5

6,6

0 1 2 3 4 5 6 7

Banken/Versicherungen

Dienstleistungen

Land- und Forstwirtschaft

Erziehung und Unterricht

Handel

Baugewerbe

Metallindustrie

Gesundheits- und Sozialwesen

Verkehr/Transport

Verarbeitendes Gewerbe

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

20192018

Krankenstand in %Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.7 Krankenstand der AOK-Mitglieder nach Branchen im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr

einen bedeutsamen Arbeitgeber für schwer-behinderte Menschen dar (Bundesagentur fürArbeit 2017). Es kann vermutet werden, dassdie höhere Zahl von Arbeitsunfähigkeitsfällenim öffentlichen Dienst auf die hohe Anzahlan schwerbehinderten Beschäftigten zurückzu-führen ist (vgl. Benz 2010).7

7 Vgl. dazu Marstedt et al. 2002. Weitere Ausführungenzu den Bestimmungsfaktoren des Krankenstandes inder öffentlichen Verwaltung finden sich in Oppolzer2000.

Die Höhe des Krankenstandes resultiertaus der Zahl der Krankmeldungen und de-ren Dauer. Im Jahr 2019 lagen bei der Bran-che Energie/Wasser/Entsorgung und Bergbau(6,6%), der Öffentlichen Verwaltung/Sozial-versicherung (6,5%), im verarbeitenden Ge-werbe (6,2%) sowie im Gesundheits- undSozialwesen (6,0%) sowohl die Zahl derKrankmeldungen als auch die mittlere Dau-er der Krankheitsfälle über dem Durchschnitt(.Abb. 23.8). Der überdurchschnittlich hoheKrankenstand in der Branche Verkehr/Trans-port (6,0%) war dagegen nur auf die lange

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23.6 � Krankenstandsentwicklung in den einzelnen Branchen379 23

Fehlzeiten-Report 2020

3,8

5,44,5

6,64,9

6,05,2

4,5

5,96,5

6,2

6,0

0,8

0,9

1,0

1,1

1,2

1,3

1,4

1,5

1,6

1,7

1,8

1,9

2,0

2,1

8,0 8,5 9,0 9,5 10,0 10,5 11,0 11,5 12,0 12,5 13,0 13,5 14,0 14,5 15,0 15,5 16,0 16,5

Fälle

je A

OK-

Mitg

lied

AU-Tage je Fall

Krankenstand in %

Durchschnittliche Zahlan Fällen je AOK-Mitglied: 1,6

Viele Fälle je AOK-MitgliedViele AU-Tage je Fall

Viele AU-Tage je FallWenige Fälle je AOK-Mitglied

Wenige AU-Tage je FallWenige Fälle je AOK-Mitglied D

urch

schn

ittlic

heD

auer

je F

all:

12,0

Tag

e

Banken/Versicherung

Dienstleistungen

Öff. Verwaltung/Sozialvers.

Baugewerbe

Verkehr und Transport

Energie/Wasser/ Entsorgung/Bergbau

Viele Fälle je AOK-MitgliedWenige AU-Tage je Fall

Land-undForstwirtschaft

Handel

Verarbeitendes Gewerbe

Erziehung und Unterricht

Metallindustrie

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Gesundheits-und Sozialwesen

. Abb. 23.8 Krankenstand der AOK-Mitglieder nach Branchen im Jahr 2019 nach Bestimmungsfaktoren

Dauer (13,8 Tage je Fall) der Arbeitsunfähig-keitsfälle zurückzuführen.

.Tab. 23.4 zeigt die Krankenstandsent-wicklung in den einzelnen Branchen in denJahren 2000 bis 2019 differenziert nach West-und Ostdeutschland. Im Vergleich zum Vorjahrblieb der Krankenstand im Jahr 2019 in denmeisten Branchen unverändert.

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23

380 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

.Ta

belle

23.4

EntwicklungdesKrankenstandesderAOK-M

itgliederin

denJahren

2000–2019

Wirt-

scha

fts-

abschn

itte

Krank

enstan

din

%

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

(WZ03)2008

(WZ08)a

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

BankenundVersicherungen

West

3,6

3,5

3,5

3,3

3,1

3,1

2,7

3,1

3,1

3,1

3,2

3,2

3,3

3,2

3,2

3,4

3,6

3,7

3,6

3,7

3,6

Ost

4,1

4,1

4,1

3,5

3,2

3,3

3,2

3,4

3,6

3,6

3,9

4,0

3,9

4,1

4,1

4,2

4,4

4,5

4,8

4,9

4,8

Bun

d3,6

3,6

3,5

3,3

3,1

3,1

2,8

3,1

3,2

3,2

3,3

3,3

3,3

3,4

3,4

3,5

3,7

3,8

3,8

3,9

3,8

Baugewerbe

West

6,1

6,0

5,8

5,4

5,0

4,8

4,6

4,9

5,1

5,0

5,1

5,1

5,2

5,3

5,4

5,5

5,5

5,5

5,3

5,4

5,4

Ost

5,4

5,5

5,2

4,6

4,1

4,0

3,8

4,2

4,5

4,4

4,7

4,7

4,4

5,1

5,2

5,4

5,6

5,5

5,5

5,7

5,7

Bun

d5,9

5,9

5,7

5,3

4,8

4,7

4,4

4,8

4,9

4,9

5,1

5,1

5,1

5,3

5,3

5,5

5,5

5,5

5,4

5,5

5,4

Dienstleistungen

West

4,6

4,6

4,5

4,3

3,9

3,8

3,7

4,0

4,2

4,1

4,2

4,2

4,3

4,3

4,3

4,3

4,4

4,3

4,3

4,4

4,3

Ost

5,6

5,4

5,2

4,7

4,1

3,9

3,8

4,1

4,3

4,2

4,5

4,6

4,4

4,7

4,7

4,8

4,9

5,0

5,1

5,3

5,2

Bun

d4,8

4,7

4,6

4,3

4,0

3,8

3,8

4,1

4,2

4,1

4,2

4,2

4,3

4,4

4,4

4,4

4,5

4,4

4,4

4,5

4,5

Energie,W

asser,EntsorgungundBergbau

West

5,8

5,7

5,5

5,2

4,9

4,8

4,4

4,8

4,9

5,6

5,8

6,0

6,1

6,0

6,4

6,5

6,7

6,7

6,7

6,8

6,7

Ost

4,4

4,4

4,5

4,1

3,7

3,7

3,6

3,7

3,9

4,9

5,3

5,5

4,9

5,4

5,7

5,7

5,9

5,9

6,2

6,3

6,3

Bun

d5,5

5,4

5,3

5,0

4,6

4,6

4,3

4,6

4,7

5,4

5,7

5,9

5,8

5,9

6,2

6,3

6,5

6,5

6,6

6,7

6,6

Wirt-

scha

fts-

abschn

itte

Krank

enstan

din

%

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

(WZ03)2008

(WZ08)a

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

BankenundVersicherungen

West

3,6

3,5

3,5

3,3

3,1

3,1

2,7

3,1

3,1

3,1

3,2

3,2

3,3

3,2

3,2

3,4

3,6

3,7

3,6

3,7

3,6

Ost

4,1

4,1

4,1

3,5

3,2

3,3

3,2

3,4

3,6

3,6

3,9

4,0

3,9

4,1

4,1

4,2

4,4

4,5

4,8

4,9

4,8

Bun

d3,6

3,6

3,5

3,3

3,1

3,1

2,8

3,1

3,2

3,2

3,3

3,3

3,3

3,4

3,4

3,5

3,7

3,8

3,8

3,9

3,8

Baugewerbe

West

6,1

6,0

5,8

5,4

5,0

4,8

4,6

4,9

5,1

5,0

5,1

5,1

5,2

5,3

5,4

5,5

5,5

5,5

5,3

5,4

5,4

Ost

5,4

5,5

5,2

4,6

4,1

4,0

3,8

4,2

4,5

4,4

4,7

4,7

4,4

5,1

5,2

5,4

5,6

5,5

5,5

5,7

5,7

Bun

d5,9

5,9

5,7

5,3

4,8

4,7

4,4

4,8

4,9

4,9

5,1

5,1

5,1

5,3

5,3

5,5

5,5

5,5

5,4

5,5

5,4

Dienstleistungen

West

4,6

4,6

4,5

4,3

3,9

3,8

3,7

4,0

4,2

4,1

4,2

4,2

4,3

4,3

4,3

4,3

4,4

4,3

4,3

4,4

4,3

Ost

5,6

5,4

5,2

4,7

4,1

3,9

3,8

4,1

4,3

4,2

4,5

4,6

4,4

4,7

4,7

4,8

4,9

5,0

5,1

5,3

5,2

Bun

d4,8

4,7

4,6

4,3

4,0

3,8

3,8

4,1

4,2

4,1

4,2

4,2

4,3

4,4

4,4

4,4

4,5

4,4

4,4

4,5

4,5

Energie,W

asser,EntsorgungundBergbau

West

5,8

5,7

5,5

5,2

4,9

4,8

4,4

4,8

4,9

5,6

5,8

6,0

6,1

6,0

6,4

6,5

6,7

6,7

6,7

6,8

6,7

Ost

4,4

4,4

4,5

4,1

3,7

3,7

3,6

3,7

3,9

4,9

5,3

5,5

4,9

5,4

5,7

5,7

5,9

5,9

6,2

6,3

6,3

Bun

d5,5

5,4

5,3

5,0

4,6

4,6

4,3

4,6

4,7

5,4

5,7

5,9

5,8

5,9

6,2

6,3

6,5

6,5

6,6

6,7

6,6

Page 17: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.6 � Krankenstandsentwicklung in den einzelnen Branchen381 23

.Ta

belle

23.4

(Fortsetzung)

Wirt-

scha

fts-

abschn

itte

Krank

enstan

din

%

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

(WZ03)2008

(WZ08)a

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

Erziehung

undUnterricht

West

6,3

6,1

5,6

5,3

5,1

4,6

4,4

4,7

5,0

5,0

5,2

5,1

4,6

4,8

4,4

4,6

4,8

4,8

4,8

4,9

4,8

Ost

9,2

8,9

8,6

7,7

7,0

6,6

6,1

6,1

6,2

6,2

6,5

5,7

5,1

5,8

4,9

4,9

5,0

5,0

5,2

5,4

5,3

Bun

d7,3

7,1

6,6

6,1

5,9

5,4

5,1

5,3

5,4

5,4

5,6

5,3

4,7

5,0

4,5

4,6

4,8

4,8

4,8

5,0

4,9

Gesundheits-undSo

zialwesen

West

5,7

5,5

5,4

5,1

4,8

4,6

4,5

4,8

4,9

4,9

5,1

5,2

5,3

5,3

5,5

5,7

5,9

5,8

5,8

6,0

5,9

Ost

5,4

5,3

5,2

4,7

4,2

4,1

3,9

4,2

4,5

4,5

4,9

5,1

4,8

5,2

5,4

5,5

5,7

5,9

6,1

6,4

6,4

Bun

d5,7

5,5

5,4

5,1

4,7

4,6

4,4

4,7

4,8

4,8

5,0

5,2

5,2

5,3

5,5

5,6

5,8

5,8

5,9

6,0

6,0

Handel

West

4,6

4,6

4,5

4,2

3,9

3,8

3,7

3,9

4,1

4,1

4,2

4,3

4,4

4,4

4,7

4,8

5,0

5,0

4,9

5,1

5,1

Ost

4,2

4,2

4,1

3,7

3,4

3,3

3,3

3,6

3,8

3,7

4,1

4,1

3,9

4,4

4,6

4,7

4,9

5,1

5,3

5,5

5,5

Bun

d4,6

4,5

4,5

4,2

3,8

3,7

3,6

3,9

4,0

4,0

4,2

4,3

4,3

4,4

4,7

4,8

5,0

5,0

5,0

5,2

5,2

Land-

undFo

rstw

irtschaft

West

4,6

4,6

4,5

4,2

3,8

3,5

3,3

3,6

3,7

3,1

3,0

3,3

3,4

3,2

3,3

3,4

3,4

3,5

3,5

3,6

3,5

Ost

5,5

5,4

5,2

4,9

4,3

4,3

4,1

4,4

4,6

4,6

5,0

5,1

4,9

5,4

5,5

5,5

5,7

5,9

6,0

6,2

6,3

Bun

d5,0

5,0

4,8

4,5

4,0

3,9

3,7

3,9

4,1

3,9

4,0

4,2

4,0

4,1

4,2

4,2

4,3

4,4

4,4

4,5

4,5

Wirt-

scha

fts-

abschn

itte

Krank

enstan

din

%

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

(WZ03)2008

(WZ08)a

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

Erziehung

undUnterricht

West

6,3

6,1

5,6

5,3

5,1

4,6

4,4

4,7

5,0

5,0

5,2

5,1

4,6

4,8

4,4

4,6

4,8

4,8

4,8

4,9

4,8

Ost

9,2

8,9

8,6

7,7

7,0

6,6

6,1

6,1

6,2

6,2

6,5

5,7

5,1

5,8

4,9

4,9

5,0

5,0

5,2

5,4

5,3

Bun

d7,3

7,1

6,6

6,1

5,9

5,4

5,1

5,3

5,4

5,4

5,6

5,3

4,7

5,0

4,5

4,6

4,8

4,8

4,8

5,0

4,9

Gesundheits-undSo

zialwesen

West

5,7

5,5

5,4

5,1

4,8

4,6

4,5

4,8

4,9

4,9

5,1

5,2

5,3

5,3

5,5

5,7

5,9

5,8

5,8

6,0

5,9

Ost

5,4

5,3

5,2

4,7

4,2

4,1

3,9

4,2

4,5

4,5

4,9

5,1

4,8

5,2

5,4

5,5

5,7

5,9

6,1

6,4

6,4

Bun

d5,7

5,5

5,4

5,1

4,7

4,6

4,4

4,7

4,8

4,8

5,0

5,2

5,2

5,3

5,5

5,6

5,8

5,8

5,9

6,0

6,0

Handel

West

4,6

4,6

4,5

4,2

3,9

3,8

3,7

3,9

4,1

4,1

4,2

4,3

4,4

4,4

4,7

4,8

5,0

5,0

4,9

5,1

5,1

Ost

4,2

4,2

4,1

3,7

3,4

3,3

3,3

3,6

3,8

3,7

4,1

4,1

3,9

4,4

4,6

4,7

4,9

5,1

5,3

5,5

5,5

Bun

d4,6

4,5

4,5

4,2

3,8

3,7

3,6

3,9

4,0

4,0

4,2

4,3

4,3

4,4

4,7

4,8

5,0

5,0

5,0

5,2

5,2

Land-

undFo

rstw

irtschaft

West

4,6

4,6

4,5

4,2

3,8

3,5

3,3

3,6

3,7

3,1

3,0

3,3

3,4

3,2

3,3

3,4

3,4

3,5

3,5

3,6

3,5

Ost

5,5

5,4

5,2

4,9

4,3

4,3

4,1

4,4

4,6

4,6

5,0

5,1

4,9

5,4

5,5

5,5

5,7

5,9

6,0

6,2

6,3

Bun

d5,0

5,0

4,8

4,5

4,0

3,9

3,7

3,9

4,1

3,9

4,0

4,2

4,0

4,1

4,2

4,2

4,3

4,4

4,4

4,5

4,5

Page 18: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

382 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

.Ta

belle

23.4

(Fortsetzung)

Wirt-

scha

fts-

abschn

itte

Krank

enstan

din

%

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

(WZ03)2008

(WZ08)a

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

Metallindustrie

West

5,6

5,5

5,5

5,2

4,8

4,8

4,5

4,8

5,0

5,0

4,9

5,1

5,2

5,3

5,5

5,6

5,9

5,8

5,7

5,9

5,9

Ost

5,0

5,1

5,0

4,6

4,2

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4,3

4,5

4,5

4,7

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4,8

5,3

5,6

5,6

5,8

6,0

6,0

6,2

6,2

Bun

d5,5

5,5

5,5

5,1

4,8

4,7

4,5

4,8

4,9

5,0

4,9

5,1

5,2

5,3

5,5

5,6

5,9

5,8

5,8

5,9

5,9

Öffentliche

Verwaltung/Sozialversicherung

West

6,4

6,1

6,0

5,7

5,3

5,3

5,1

5,3

5,3

5,3

5,5

5,5

5,6

5,5

5,6

5,9

6,2

6,2

6,3

6,5

6,4

Ost

5,9

5,9

5,7

5,3

5,0

4,5

4,7

4,8

4,9

4,9

5,3

5,7

5,5

5,5

5,9

6,1

6,5

6,6

6,9

7,2

7,0

Bun

d6,3

6,1

5,9

5,6

5,2

5,1

5,0

5,2

5,2

5,2

5,4

5,5

5,6

5,5

5,7

5,9

6,3

6,3

6,4

6,6

6,5

VerarbeitendesGew

erbe

West

5,6

5,6

5,5

5,2

4,8

4,8

4,6

4,9

5,0

5,0

5,0

5,2

5,4

5,5

5,7

5,8

6,0

6,0

6,0

6,1

6,1

Ost

5,1

5,2

5,1

4,7

4,3

4,2

4,1

4,9

4,6

4,6

4,9

5,1

5,0

5,6

5,8

6,0

6,2

6,2

6,4

6,7

6,7

Bun

d5,6

5,5

5,5

5,1

4,7

4,7

4,5

4,8

5,0

5,0

5,0

5,2

5,3

5,5

5,7

5,8

6,0

6,0

6,0

6,2

6,2

Verkehr

undTransport

West

5,6

5,6

5,6

5,3

4,9

4,8

4,7

4,9

5,1

5,1

5,3

5,5

5,5

5,6

5,7

5,8

6,0

5,9

5,9

5,9

5,9

Ost

4,8

4,9

4,9

4,5

4,2

4,2

4,1

4,3

4,5

4,5

5,0

5,2

4,8

5,4

5,8

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6,0

6,1

6,3

6,5

6,5

Bun

d5,5

5,5

5,5

5,2

4,8

4,7

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4,8

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5,3

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5,4

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5,7

5,8

6,0

6,0

6,0

6,0

6,0

Wirt-

scha

fts-

abschn

itte

Krank

enstan

din

%

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

(WZ03)2008

(WZ08)a

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

Metallindustrie

West

5,6

5,5

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5,9

Ost

5,0

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6,2

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Bun

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5,5

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4,7

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4,8

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4,9

5,1

5,2

5,3

5,5

5,6

5,9

5,8

5,8

5,9

5,9

Öffentliche

Verwaltung/Sozialversicherung

West

6,4

6,1

6,0

5,7

5,3

5,3

5,1

5,3

5,3

5,3

5,5

5,5

5,6

5,5

5,6

5,9

6,2

6,2

6,3

6,5

6,4

Ost

5,9

5,9

5,7

5,3

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4,5

4,7

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5,7

5,5

5,5

5,9

6,1

6,5

6,6

6,9

7,2

7,0

Bun

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6,1

5,9

5,6

5,2

5,1

5,0

5,2

5,2

5,2

5,4

5,5

5,6

5,5

5,7

5,9

6,3

6,3

6,4

6,6

6,5

VerarbeitendesGew

erbe

West

5,6

5,6

5,5

5,2

4,8

4,8

4,6

4,9

5,0

5,0

5,0

5,2

5,4

5,5

5,7

5,8

6,0

6,0

6,0

6,1

6,1

Ost

5,1

5,2

5,1

4,7

4,3

4,2

4,1

4,9

4,6

4,6

4,9

5,1

5,0

5,6

5,8

6,0

6,2

6,2

6,4

6,7

6,7

Bun

d5,6

5,5

5,5

5,1

4,7

4,7

4,5

4,8

5,0

5,0

5,0

5,2

5,3

5,5

5,7

5,8

6,0

6,0

6,0

6,2

6,2

Verkehr

undTransport

West

5,6

5,6

5,6

5,3

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4,8

4,7

4,9

5,1

5,1

5,3

5,5

5,5

5,6

5,7

5,8

6,0

5,9

5,9

5,9

5,9

Ost

4,8

4,9

4,9

4,5

4,2

4,2

4,1

4,3

4,5

4,5

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5,2

4,8

5,4

5,8

5,9

6,0

6,1

6,3

6,5

6,5

Bun

d5,5

5,5

5,5

5,2

4,8

4,7

4,6

4,8

4,9

5,0

5,3

5,5

5,4

5,5

5,7

5,8

6,0

6,0

6,0

6,0

6,0

aaufgrund

derRevisionderWirtschaftszw

eigklassifikation

in2008

isteineVergleichbarkeitm

itdenVorjahren

nurbedingtm

öglich

Fehlzeiten-Report2

020

Page 19: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.7 � Einfluss der Alters- und Geschlechtsstruktur383 23

23.7 Einfluss der Alters- undGeschlechtsstruktur

Die Höhe des Krankenstandes hängt entschei-dend vom Alter der Beschäftigten ab. Diekrankheitsbedingten Fehlzeiten nehmen mitsteigendem Alter deutlich zu. Die Höhe desKrankenstandes variiert ab dem 40. Lebensjahrin Abhängigkeit vom Geschlecht nur leicht(.Abb. 23.9).

Zwar geht die Zahl der Krankmeldungenmit zunehmendem Alter zurück, die durch-schnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeitsfällesteigt jedoch kontinuierlich an (.Abb. 23.10).Ältere Mitarbeiter sind also nicht unbedingthäufiger krank als ihre jüngeren Kollegen, fal-len aber bei einer Erkrankung in der Regelwesentlich länger aus. Der starke Anstieg derFalldauer hat zur Folge, dass der Krankenstand

Fehlzeiten-Report 2020

15–19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64Frauen 3,7 3,7 3,5 3,6 4,2 4,9 5,9 6,9 8,1 10,0Männer 3,8 3,8 3,6 3,7 4,0 4,5 5,2 6,3 8,1 10,9

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12Krankenstand in %

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.9 Krankenstand der AOK-Mitglieder im Jahr 2019 nach Alter und Geschlecht

mit zunehmendem Alter deutlich ansteigt, ob-wohl die Anzahl der Krankmeldungen nur mi-nimal zunimmt. Hinzu kommt, dass ältere Ar-beitnehmer im Unterschied zu ihren jüngerenKollegen häufiger von mehreren Erkrankungengleichzeitig betroffen sind (Multimorbidität).Auch dies kann längere Ausfallzeiten mit sichbringen.

Da die Krankenstände in Abhängigkeitvom Alter und Geschlecht sehr stark variieren,ist es sinnvoll, beim Vergleich der Kranken-stände unterschiedlicher Branchen oder Regio-nen die Alters- und Geschlechtsstruktur zu be-rücksichtigen. Mithilfe von Standardisierungs-verfahren lässt sich berechnen, wie der Kran-kenstand in den unterschiedlichen Bereichenausfiele, wenn man eine durchschnittliche Al-ters- und Geschlechtsstruktur zugrunde legenwürde..Abb. 23.11 zeigt die standardisiertenWerte für die einzelnen Wirtschaftszweige im

Page 20: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

384 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

AU-Fälle je 100 Versicherte Tage je Fall

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

272,2 222,4 166,4 149,2 148,2 149,5 151,4 156,6 167,3 178,8

5,06,2

7,89,0

10,111,4

13,3

15,3

17,6

21,4

0

5

10

15

20

25

0

50

100

150

200

250

300

15–19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64

AU-Fälle je 100 Versicherte Tage je FallAltersgruppen in Jahren

. Abb. 23.10 Anzahl der Fälle und Dauer der Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder im Jahr 2019 nach Alter

Vergleich zu den nicht standardisierten Kran-kenständen8.

In den meisten Branchen zeigen die stan-dardisierten Werte nur geringfügige Abwei-chungen von den nicht standardisierten Wer-ten. In der Branche Energie, Wasser, Entsor-gung und Bergbau (0,8 Prozentpunkte), imBaugewerbe (0,6 Prozentpunkte) und in der öf-fentlichen Verwaltung (0,5 Prozentpunkte) istder überdurchschnittlich hohe Krankenstandzu einem erheblichen Teil auf die Altersstruk-tur in diesen Bereichen zurückzuführen. Inden Branchen Verkehr und Transport, Handel,Dienstleistungen (jeweils 0,2 Prozentpunkte)und Banken und Versicherungen (0,1 Prozent-

8 Berechnet nach der Methode der direkten Standar-disierung – zugrunde gelegt wurde die Alters- undGeschlechtsstruktur der erwerbstätigenMitglieder dergesetzlichen Krankenversicherung insgesamt im Jahr2015 (Mitglieder mit Krankengeldanspruch). Quelle:Bundesagentur für Arbeit 2020.

punkt), ist es hingegen genau umgekehrt: Dortwäre bei einer durchschnittlichen Altersstruk-tur ein etwas höherer Krankenstand zu erwar-ten.

.Abb. 23.12 zeigt die Abweichungen derstandardisierten Krankenstände vom Bundes-durchschnitt. In den Bereichen Verkehr undTransport, Verarbeitendes Gewerbe, Öffentli-che Verwaltung und Sozialversicherung, Me-tallindustrie, Gesundheits- und Sozialwesen,Energie, Wasser, Entsorgung und Bergbau so-wie im Handel liegen die standardisierten Wer-te über dem Durchschnitt. Hingegen ist derstandardisierte Krankenstand in der BrancheBanken und Versicherung um 25,7% und da-mit deutlich geringer als im Bundesdurch-schnitt. Dies ist in erster Linie auf den hohenAngestelltenanteil in dieser Branche zurückzu-führen.

Page 21: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.7 � Einfluss der Alters- und Geschlechtsstruktur385 23

Fehlzeiten-Report 2020

3,8

4,5

4,5

4,9

5,2

5,4

5,9

6,0

6,0

6,2

6,5

6,6

3,9

4,5

4,7

4,6

5,4

4,8

5,9

5,8

6,2

6,0

6,0

5,8

7 6 5 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7

Banken/Versicherungen

Land- und Forstwirtschaft

Dienstleistungen

Erziehung und Unterricht

Handel

Baugewerbe

Metallindustrie

Gesundheits- und Sozialwesen

Verkehr/Transport

Verarbeitendes Gewerbe

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

nicht standardisiert

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

standardisiert

Bund

: 5,4

Bund

: 5,3

Krankenstand in %

.Abb. 23.11 Alters- und geschlechtsstandardisierter Krankenstand der AOK-Mitglieder im Jahr 2019 nach Branchen

Page 22: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

386 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

–25,7

–14,2

–12,6

–11,2

–7,9

2,7

9,4

9,9

11,6

13,7

14,2

17,1

–30 –25 –20 –15 –10 –5 0 5 10 15 20

Banken/Versicherungen

Land- und Forstwirtschaft

Erziehung und Unterricht

Dienstleistungen

Baugewerbe

Handel

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Gesundheits- und Sozialwesen

Metallindustrie

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Verarbeitendes Gewerbe

Verkehr/Transport

Abweichung der Krankenstände vom standardisierten Bundesdurchschnitt in %

standardisierter Bundesdurchschnitt: 5,3

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.12 Abweichungen der alters- und geschlechtsstandardisierten Krankenstände vom Bundesdurchschnitt imJahr 2019 nach Branchen, AOK-Mitglieder

23.8 Fehlzeiten nachBundesländern

Im Jahr 2019 lag der Krankenstand in Ost-deutschland um 0,6 Prozentpunkte höher alsim Westen Deutschlands (.Tab. 23.3). Zwi-schen den einzelnen Bundesländern9 zei-gen sich jedoch erhebliche Unterschiede(.Abb. 23.13): Die höchsten Krankenständewaren 2019 in Brandenburg mit 6,3% zu ver-zeichnen, gefolgt von Thüringen und Sachsen-Anhalt mit jeweils 6,2% sowie dem Saarlandmit 6,1%. Die niedrigsten Krankenstände wie-sen Hamburg (4,6%), Bayern (4,8%) sowieBerlin mit 5,0% auf.

9 Die Zuordnung zu den Bundesländern erfolgt über diePostleitzahlen der Betriebe.

Die hohen Krankenstände kommen aufunterschiedliche Weise zustande. In Meck-lenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Bran-denburg sowie im Saarland lag vor allemdie durchschnittliche Dauer pro Arbeitsun-fähigkeitsfall über dem Bundesdurchschnitt(.Abb. 23.14). In Nordrhein-Westfalen undNiedersachsen ist der hohe Krankenstand (5,8bzw. 5,7%) dagegen auf die hohe Zahl der Ar-beitsunfähigkeitsfälle zurückzuführen.

Inwieweit sind die regionalen Unterschie-de im Krankenstand auf unterschiedliche Al-ters- und Geschlechtsstrukturen zurückzufüh-ren? .Abb. 23.15 zeigt die nach Alter, Ge-schlecht und Branche standardisierten Wertefür die einzelnen Bundesländer im Vergleichzu den nicht standardisierten Krankenstän-

Page 23: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.8 � Fehlzeiten nach Bundesländern387 23

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Krankenstände der letzten zwei Jahre2019 2018

Bund gesamt

BB

SN

ST

MV

BY

TH

BW

HE

NI

SH

NW

RP

BE

SL

HB

HH

5,1 5,2

4,8 4,8

5,0 5,1

6,3 6,35,5 5,6

4,6 4,6

5,6 5,6

6,0 6,0

5,7 5,7

5,8 5,8

5,2 6,0

6,1 6,3

5,6 5,7

6,2 6,3

5,5 5,6

6,2 6,3

5,4 5,5

. Abb. 23.13 Krankenstand der AOK-Mitglieder nach Bundesländern im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr

Page 24: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

388 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

5,1

4,8Bayern

5,0 6,3 Brandenburg

5,5

4,6

5,5

6,0

5,7 5,8

5,2

6,15,6 6,2

5,5

6,2

1,3

1,4

1,5

1,6

1,7

1,8

1,9

2,0

10,0 10,5 11,0 11,5 12,0 12,5 13,0 13,5 14,0 14,5 15,0 15,5

Viele Fälle je AOK-MitgliedWenige AU-Tage je Fall

Viele Fälle je AOK-MitgliedViele AU-Tage je Fall

Durchschnittliche Zahl an Fällen je AOK-Mitglied: 1,6

Wenige AU-Tage je FallWenige Fälle je AOK-Mitglied

Viele AU-Tage je FallWenige Fälle je AOK-MitgliedD

urch

schn

ittli

che

Dau

erje

Fal

l: 12

,0 T

age

Sachsen

Nieder-sachsen

Berlin

SaarlandBremen

Hamburg

Nordrhein-Westfalen

Schleswig-Holstein

Sachsen-Anhalt

Rheinland-Pfalz

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

ThüringenBaden-Württemberg

Fälle

je A

OK-

Mitg

lied

AU-Tage je FallQuelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.14 Krankenstand der AOK-Mitglieder nach Bundesländern im Jahr 2019 nach Bestimmungsfaktoren

den.10 Durch die Berücksichtigung der Alters-,Geschlechts- und Branchenstruktur relativie-ren sich die beschriebenen regionalen Unter-schiede im Krankenstand etwas. Das Bundes-land Brandenburg hat auch nach der Standar-disierung mit 6,2% den höchsten, Thüringenden zweithöchsten Krankenstand (6,1%). InHamburg zeigt sich eine Zunahme um 0,6 Pro-zentpunkte, in Berlin ebenfalls um 0,6 Pro-zentpunkte, d. h. in diesen Städten liegt ei-ne vergleichsweise günstige Alters- und Ge-schlechtsstruktur vor, die sich positiv auf denKrankenstand auswirkt. Bayern weist nach derStandardisierung mit einem Anstieg von nur0,1 Prozentpunkten auf 4,9% den günstigstenWert auf.

10 Berechnet nach der Methode der direkten Standar-disierung – zugrunde gelegt wurde die Alters-, Ge-schlechts- und Branchenstruktur der Beschäftigten inDeutschland im Jahr 2015. Quelle: Bundesagentur fürArbeit 2020.

.Abb. 23.16 zeigt die prozentualen Ab-weichungen der standardisierten Krankenstän-de vom Bundesdurchschnitt. Die höchstenWerte weisen Brandenburg und Thüringen auf.Dort liegen die standardisierten Werte mit 13,3bzw. 10,5% deutlich über dem Durchschnitt.In Bayern ist der standardisierte Krankenstandmit 10,5% Abweichung wesentlich niedrigerals im Bundesdurchschnitt.

Im Vergleich zum Vorjahr haben im Jahr2019 die Arbeitsunfähigkeitsfälle in den Bun-desländern insgesamt um 2,7% und die Ar-beitsunfähigkeitstage um 0,7% abgenommen(.Tab. 23.5). Die Falldauer der Arbeitsunfä-higkeiten ist mit 14,8 Tagen in Mecklenburg-Vorpommern am höchsten und in Baden-Würt-temberg mit 10,7 Tagen am geringsten.

Page 25: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.8 � Fehlzeiten nach Bundesländern389 23

Fehlzeiten-Report 2020

5,2

4,9

5,6

5,2

5,2

5,5

5,6

5,6

5,9

5,7

5,9

6,0

6,0

6,0

6,1

6,2

4,6

4,8

5,0

5,1

5,2

5,5

5,5

5,6

5,6

5,7

5,8

6,0

6,1

6,2

6,2

6,3

7 6 5 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7

Hamburg

Bayern

Berlin

Baden-Württemberg

Rheinland-Pfalz

Schleswig-Holstein

Bremen

Sachsen

Hessen

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

Mecklenburg-Vorpommern

Saarland

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Brandenburg

nicht standardisiert standardisiert

Krankenstand in %

Bund

: 5,4

Bund

: 5,5

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.15 Alters- und geschlechtsstandardisierter Krankenstand der AOK-Mitglieder im Jahr 2019 nach Bundes-ländern

Page 26: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

390 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

–10,5

–5,9

–5,4

–4,5

0,9

1,6

2,5

2,7

4,4

7,3

8,1

8,9

9,2

9,9

10,5

13,3

–15 –10 –5 0 5 10 15

Bayern

Baden-Württemberg

Hamburg

Rheinland-Pfalz

Schleswig-Holstein

Sachsen

Bremen

Berlin

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

Sachsen-Anhalt

Saarland

Thüringen

Brandenburg

Abweichung der Krankenstände vom standardisierten Bundesdurchschnitt in %

standardisierter Bundesdurchschnitt: 5,5

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.16 Abweichungen der alters- und geschlechtsstandardisierten Krankenstände vom Bundesdurchschnitt imJahr 2019 nach Bundesländern, AOK-Mitglieder

Page 27: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.9 � Fehlzeiten nach Ausbildungsabschluss und Vertragsart391 23

. Tabelle 23.5 Krankenstandskennzahlen nach Regionen, 2019 im Vergleich zum Vorjahr

Arbeitsunfähigkeiten je 100 AOK-Mitglieder Tage jeFall

Veränd.z. Vorj.in %Fälle Veränd.

z. Vorj.in %

Tage Veränd.z. Vorj.in %

Baden-Württemberg 175,2 �0,9 1.879,1 �0,3 10,7 0,6

Bayern 142,2 �1,0 1.755,9 0,1 12,3 1,1

Berlin 165,0 �1,9 1.831,3 �1,7 11,1 0,2

Brandenburg 164,0 �2,2 2.312,3 0,5 14,1 2,8

Bremen 161,0 �2,2 1.997,2 �1,4 12,4 0,8

Hamburg 137,3 �2,0 1.671,3 �0,3 12,2 1,7

Hessen 177,7 �1,7 2.051,4 �0,4 11,5 1,4

Mecklenburg-Vorpommern 149,1 �2,1 2.206,4 0,9 14,8 3,0

Niedersachsen 178,7 �1,1 2.085,0 �0,1 11,7 1,0

Nordrhein-Westfalen 175,4 �2,6 2.107,9 0,1 12,0 2,8

Rheinland-Pfalz 141,3 �27,6 1.904,9 �12,5 13,5 20,8

Saarland 161,3 �5,6 2.209,0 �4,0 13,7 1,8

Sachsen 163,2 �1,8 2.060,3 �0,2 12,6 1,6

Sachsen-Anhalt 159,8 �1,8 2.270,5 �1,4 14,2 0,4

Schleswig-Holstein 154,8 �2,9 2.009,7 �1,4 13,0 1,5

Thüringen 172,2 �3,1 2.273,0 �0,5 13,2 2,7

Bund 164,6 �2,7 1.978,3 �0,7 12,0 2,1

Arbeitsunfähigkeiten je 100 AOK-Mitglieder Tage jeFall

Veränd.z. Vorj.in %Fälle Veränd.

z. Vorj.in %

Tage Veränd.z. Vorj.in %

Baden-Württemberg 175,2 �0,9 1.879,1 �0,3 10,7 0,6

Bayern 142,2 �1,0 1.755,9 0,1 12,3 1,1

Berlin 165,0 �1,9 1.831,3 �1,7 11,1 0,2

Brandenburg 164,0 �2,2 2.312,3 0,5 14,1 2,8

Bremen 161,0 �2,2 1.997,2 �1,4 12,4 0,8

Hamburg 137,3 �2,0 1.671,3 �0,3 12,2 1,7

Hessen 177,7 �1,7 2.051,4 �0,4 11,5 1,4

Mecklenburg-Vorpommern 149,1 �2,1 2.206,4 0,9 14,8 3,0

Niedersachsen 178,7 �1,1 2.085,0 �0,1 11,7 1,0

Nordrhein-Westfalen 175,4 �2,6 2.107,9 0,1 12,0 2,8

Rheinland-Pfalz 141,3 �27,6 1.904,9 �12,5 13,5 20,8

Saarland 161,3 �5,6 2.209,0 �4,0 13,7 1,8

Sachsen 163,2 �1,8 2.060,3 �0,2 12,6 1,6

Sachsen-Anhalt 159,8 �1,8 2.270,5 �1,4 14,2 0,4

Schleswig-Holstein 154,8 �2,9 2.009,7 �1,4 13,0 1,5

Thüringen 172,2 �3,1 2.273,0 �0,5 13,2 2,7

Bund 164,6 �2,7 1.978,3 �0,7 12,0 2,1

Fehlzeiten-Report 2020

23.9 Fehlzeitennach Ausbildungsabschlussund Vertragsart

Die Bundesagentur für Arbeit definiert undliefert die für die Unternehmen relevanten Tä-tigkeitsschlüssel. Die Unternehmen sind ver-pflichtet, ihren Beschäftigten den jeweils fürdie Art der Beschäftigung gültigen Tätigkeits-schlüssel zuzuweisen und diesen zu dokumen-tieren. Diese Schlüssel sind in den Meldungenzur Sozialversicherung enthalten und werdenneben weiteren Angaben zur Person den Ein-

zugsstellen, in der Regel den Krankenkassender Arbeitnehmer, übermittelt. Auf Grundlageder Meldungen führt die Krankenkasse ihr Ver-sichertenverzeichnis und übermittelt die Datendem Rentenversicherungsträger (vgl. Dammet al. 2012). Grundlage der Tätigkeitseinstu-fung war bis zum Jahr 2012 die „Klassifikationder Berufe“ aus dem Jahr 1988 (KldB 1988).

In den letzten Jahren haben sich jedochsowohl die Berufs- und Beschäftigungsland-schaft als auch die Ausbildungsstrukturen starkverändert. So sind nicht nur neue Ausbildungs-abschlüsse entstanden, auch die Trennung zwi-schen Arbeitern und Angestellten ist bereits

Page 28: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

392 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

befristet

unbefristet

Teilzeit

Vollzeit

Zeitarbeit

keine Zeitarbeit

AU-Quote in %

befristet

unbefristet

Teilzeit

Vollzeit

Zeitarbeit

keine Zeitarbeit

Krankenstand in %

2,1

2,4

2,9

4,6

4,9

5,9

6,0

Promotion

Bachelor

Diplom/Magister/Master/Staatsexamen

Meister, Techniker oder gleichwertig

Abschluss unbekannt

Abschluss einer anerkannten Berufsausbildung

ohne beruflichen Ausbildungsabschluss

Krankenstand nach Ausbildungsabschluss

49,8

53,9

48,7

54,6

42,6

53,5

4,7

5,6

5,4

5,4

5,0

5,4

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

a

b

. Abb. 23.17 a Krankenstand nach Ausbildungsabschluss im Jahr 2019, AOK-Mitglieder; b Krankenstand undAU-Quote nach Vertragsart im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

seit dem Jahr 2006 rentenrechtlich bedeutungs-los. Aus diesem Grund wurde die veralteteKlassifikation der Berufe von der Bundesagen-tur für Arbeit durch eine überarbeitete Ver-sion (KldB 2010) ersetzt. Diese weist zugleicheine hohe Kompatibilität mit der internatio-nalen Berufsklassifikation ISCO-08 (Interna-tional Standard Classification of Occupations2008) auf. Die neue Version gilt seit dem01.12.2011. Infolge der Umstellung wird dieStellung im Beruf (wie die Trennung nachArbeiter oder Angestellter) nicht mehr ausge-wiesen.

Die krankheitsbedingten Fehlzeiten vari-ieren deutlich in Abhängigkeit vom Ausbil-

dungsabschluss (vgl. .Abb. 23.17). Dabeizeigt sich, dass der Krankenstand mit steigen-dem Ausbildungsniveau sinkt. Den höchstenKrankenstand weisen mit 6,0% Beschäftigteohne beruflichen Abschluss auf. Beschäftig-te mit einem Diplom, Magister, Master undStaatsexamen oder einem Bachelorabschlussliegen deutlich darunter (2,9 bzw. 2,4%). Dengeringsten Krankenstand weisen mit 2,1% Be-schäftigte mit Promotion auf.

Diese Ergebnisse können zu der Annahmeführen, dass die Differenzen im Krankenstandu. a. auf den Faktor Bildung zurückzuführensind. Diese Annahmewird auch in empirischenStudien bestätigt, bei denen Bildung als eine

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23.9 � Fehlzeiten nach Ausbildungsabschluss und Vertragsart393 23

wesentliche Variable für die Erklärung von ge-sundheitlichen Differenzen erkannt wurde.

Die Gründe sind u. a. darin zu suchen,dass sich beispielsweise Akademiker gesund-heitsgerechter verhalten, was Ernährung, Be-wegung und das Rauchverhalten angeht. Ihnensteht ein besserer Zugang zu Gesundheitsleis-tungen offen. In der Regel werden ihnen auchbei ihrer beruflichen Tätigkeit größere Hand-lungsspielräume und Gestaltungsmöglichkei-ten eingeräumt und für die erbrachten beruf-lichen Leistungen werden adäquate Gratifika-tionen wie ein höheres Gehalt, Anerkennungund Wertschätzung sowie Aufstiegsmöglich-keiten und Arbeitsplatzsicherheit gewährt (vgl.u. a. Mielck et al. 2012; Karasek und Theo-rell 1990; Siegrist 1999; Marmot 2005). Diesführt dazu, dass Beschäftigte in höheren Po-sitionen motivierter sind und sich stärker mitihrer beruflichen Tätigkeit identifizieren. Auf-grund dieser Tatsache ist in der Regel derAnteil motivationsbedingter Fehlzeiten bei hö-herem beruflichem Status geringer.

Umgekehrt haben Studien gezeigt, dass beieinkommensschwachen Gruppen verhaltens-bedingte gesundheitliche Risikofaktoren wieRauchen, Bewegungsarmut und Übergewichtstärker ausgeprägt sind als bei Gruppen mithöheren Einkommen (Mielck 2000). Die theo-retische Grundlage liefern hier kulturell deter-minierte Lebensstilunterschiede.

Hinzu kommt, dass sich die Tätigkeitenvon gering qualifizierten Arbeitnehmern imVergleich zu denen von höher qualifiziertenBeschäftigten in der Regel durch ein größe-res Maß an physiologisch-ergonomischen Be-lastungen, eine höhere Unfallgefährdung unddamit durch erhöhte Gesundheitskrisen aus-zeichnen. Zudem gibt es Zusammenhänge zueiner ungesünderen Ernährung und häufige-rem Übergewicht (vgl. WissenschaftszentrumBerlin für Sozialforschung 2018) Nicht zu-letzt müssen Umweltfaktoren sowie Infra- undVersorgungsstrukturen berücksichtigt werden.Ein niedrigeres Einkommensniveau wirkt sichbei Geringqualifizierten auch ungünstig auf dieaußerberuflichen Lebensverhältnisse wie die

Wohnsituation und die Erholungsmöglichkei-ten aus.

Die AU-Quote weist den Anteil der AOK-Mitglieder mit mindestens einem Arbeitsunfä-higkeitsfall im Auswertungsjahr aus. Betrach-tet man die AU-Quoten nach der Vertragsart,zeigt sich, dass die unbefristet und Vollzeit-Beschäftigten mit 53,9 bzw. 54,6% öfter voneiner Krankschreibung betroffen sind als be-fristet bzw. Teilzeit-Beschäftigte (49,8 bzw.48,7%). Dies spiegelt sich zugleich im Kran-kenstand wider: Der Krankenstand bei denunbefristet Beschäftigten liegt im Vergleich zuden befristet Beschäftigten um 0,9 Prozent-punkte höher. Hier kann vermutet werden, dassbefristet Beschäftigte eher bereit sind, aucheinmal krank zur Arbeit zu gehen, da die per-manente Gefahr besteht, dass der Arbeitgeberden befristeten Arbeitsvertrag nicht verlängert.Der Krankenstand bei den Teilzeitbeschäftig-ten und den Vollzeitbeschäftigten beträgt je-weils 5,4%.

Betrachtet man die Fehlzeiten von Zeit-arbeitern, so stellt sich die Frage: Welchengesundheitlichen Belastungen sind Zeitarbei-ter ausgesetzt? Es sind weniger Zeitarbeits-beschäftigte krankgeschrieben als Beschäftigteohne Zeitarbeitsverhältnis (42,6 vs. 53,5%),auch die Anzahl der Fehltage pro Fall ist beiZeitarbeitern kürzer (Zeitarbeiter: 8,8 Tage vs.Nicht-Zeitarbeiter 12,2 Tage). Eine möglicheErklärung für dieses Phänomen könnte sein,dass Zeitarbeiter eher bereit sind, krank zurArbeit zu gehen, um die Chancen einer Wei-terbeschäftigung nicht zu gefährden.

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23

394 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

23.10 Fehlzeiten nachBerufsgruppen

Auch bei den einzelnen Berufsgruppen11 gibtes große Unterschiede hinsichtlich der krank-heitsbedingten Fehlzeiten (.Abb. 23.18). DieArt der ausgeübten Tätigkeit hat erheblichenEinfluss auf das Ausmaß der Fehlzeiten. Diemeisten Arbeitsunfähigkeitstage weisen Be-rufsgruppen aus dem gewerblichen Bereichauf, wie beispielsweise Berufe in der Ver-und Entsorgung. Dabei handelt es sich häu-fig um Berufe mit hohen körperlichen Ar-beitsbelastungen und überdurchschnittlich vie-len Arbeitsunfällen (7Abschn. 23.13). Eini-ge der Berufsgruppen mit hohen Kranken-ständen, wie Altenpfleger, sind auch in be-sonders hohem Maße psychischen Arbeitsbe-lastungen ausgesetzt. Die niedrigsten Kran-kenstände sind bei akademischen Berufsgrup-pen wie z. B. Berufen in der Hochschullehreund -forschung, der Softwareentwicklung oderbei Ärzten zu verzeichnen. Während Hoch-schullehrer im Jahr 2019 im Durchschnitt nur4,8 Tage krankgeschrieben waren, waren esbei den Berufen in der Ver- und Entsorgung31,8 Tage, also mehr als das Sechsfache.

11 Die Klassifikation der Berufe wurde zum 01.12.2011überarbeitet und aktualisiert (7Abschn. 23.10). Da-her finden sich ab dem Jahr 2012 zum Teil andereBerufsbezeichnungen als in den Fehlzeiten-Reportender Vorjahre.

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23.10 � Fehlzeiten nach Berufsgruppen395 23

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Bund

: 19,

8

4,8

7,6

7,7

7,9

8,5

8,7

8,9

9,0

10,1

10,2

27,3

27,4

27,5

27,6

28,9

29,4

29,6

30,2

31,1

31,8

0 5 10 15 20 25 30 35

Berufe in der Hochschullehre u. -forschung

Berufe in der Softwareentwicklung

Berufe in der technischen Forschung u.Entwicklung (ohne Spez.)

Ärzte/Ärztinnen (ohne Spez.)

Berufe im Controlling

Berufe in der IT-Anwendungsberatung

Berufe in der Kosmetik

Berufe in Werbung u. Marketing

Geschäftsführer/innen u. Vorstände

Berufe in der Informatik (ohne Spez.)

Kranführer/innen, Aufzugsmaschinisten,Bedienung verwandter Hebeeinrichtungen

Berufe im Dialogmarketing

Berufe in der Altenpflege (ohne Spez.)

Platz- u. Gerätewarte/-wartinnen

Berufe in der Papierverarbeitungu. Verpackungstechnik

Bus- u. Straßenbahnfahrer/innen

Berufe in der spanlosen Metallbearbeitung

Berufe in der industriellen Gießerei

Straßen- u. Tunnelwärter/innen

Berufe in der Ver- u.Entsorgung (ohne Spez.)

AU-Tage je AOK-Mitglied

. Abb. 23.18 Zehn Berufsgruppen mit hohen und niedrigen Fehlzeiten je AOK-Mitglied im Jahr 2019

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23

396 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

23.11 Fehlzeiten nachWochentagen

Die meisten Krankschreibungen sind am Wo-chenanfang zu verzeichnen (.Abb. 23.19).Zum Wochenende hin nimmt die Zahl derArbeitsunfähigkeitsmeldungen tendenziell ab.2019 entfiel ein Drittel (34,4%) der wöchent-lichen Krankmeldungen auf den Montag.

Bei der Bewertung der gehäuften Krank-meldungen am Montag muss allerdings be-rücksichtigt werden, dass der Arzt am Wo-chenende in der Regel nur in Notfällen aufge-sucht wird, da die meisten Praxen geschlossensind. Deshalb erfolgt die Krankschreibung fürErkrankungen, die bereits am Wochenende be-gonnen haben, in den meisten Fällen erst amWochenanfang. Insofern sind in den Krank-meldungen vom Montag auch die Krankheits-

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

1,5 1,3

12,4

21,1

16,2 15,0

10,4

10,9 11,1

11,1

10,9

0

5

10

15

20

25

30

35

Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag

Krankheitsfällevom Wochenende

Anteil an AU-Fällen nach AU-Beginn in %

. Abb. 23.19 Verteilung der Arbeitsunfähigkeitsfälle der AOK-Mitglieder nach AU-Beginn im Jahr 2019

fälle vom Wochenende enthalten. Die Vertei-lung der Krankmeldungen auf die Wochentageist also in erster Linie durch die ärztlichenSprechstundenzeiten bedingt. Dies wird häu-fig in der Diskussion um den „blauen Montag“nicht bedacht.

Geht man davon aus, dass die Wahrschein-lichkeit zu erkranken an allen Wochentagengleich hoch ist und verteilt die Arbeitsun-fähigkeitsmeldungen vom Samstag, Sonntagund Montag gleichmäßig auf diese drei Ta-ge, beginnen am Montag – „wochenendber-einigt“ – nur noch 12,4% der Krankheitsfäl-le. Danach ist der Montag nach dem Freitag(10,4%) der Wochentag mit der geringstenZahl an Krankmeldungen. Eine finnische Stu-die zu diesem Thema bestätigt ebenfalls diegeringe Bedeutung des Montags bei krank-heitsbedingten Fehlzeiten (Vahtera et al. 2001).Die Mehrheit der Ärzte bevorzugt als Ende

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23.12 � Arbeitsunfälle397 23

Fehlzeiten-Report 2020

7,69,0

7,2

10,8

13,3

7,6

44,4

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag

Anteil an AU-Fällen nach AU-Ende in %

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.20 Verteilung der Arbeitsunfähigkeitsfälle der AOK-Mitglieder nach AU-Ende im Jahr 2019

der Krankschreibung das Ende der Arbeits-woche (.Abb. 23.20). 2019 endeten 44,4%der Arbeitsunfähigkeitsfälle am Freitag. Nachdem Freitag ist der Mittwoch der Wochentag,an dem die meisten Krankmeldungen (13,3%)abgeschlossen worden sind.

Da meist bis Freitag krankgeschriebenwird, nimmt der Krankenstand gegen Ende derWoche hinzu. Daraus abzuleiten, dass am Frei-tag besonders gerne „krankgefeiert“ wird, umdas Wochenende auf Kosten des Arbeitgeberszu verlängern, erscheint wenig plausibel, ins-besondere wenn man bedenkt, dass der Freitagder Werktag mit den wenigsten Krankmeldun-gen ist.

23.12 Arbeitsunfälle

Im Jahr 2019 waren 3,0% der Arbeitsunfähig-keitsfälle auf Arbeitsunfälle12 zurückzuführen.Diese waren für 5,8% der Arbeitsunfähigkeits-tage verantwortlich.

In den einzelnen Wirtschaftszweigen vari-iert die Zahl der Arbeitsunfälle erheblich. Sowaren die meisten Fälle in der Land- und Forst-wirtschaft und im Baugewerbe zu verzeichnen(.Abb. 23.21). 2019 gingen beispielsweise7,6% der AU-Fälle und 14,1% der AU-Tage inder Land- und Forstwirtschaft auf Arbeitsun-fälle zurück. Neben dem Baugewerbe (6,1%)und der Land- und Forstwirtschaft gab es auchim Bereich Verkehr und Transport (4,1%) und

12 Zur Definition der Arbeitsunfälle.Tab. 23.1.

Page 34: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

398 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

0,9

1,5

1,7

1,8

2,8

2,8

2,9

3,2

3,9

4,1

6,1

7,6

2,1

3,1

3,7

3,3

5,1

5,4

5,4

6,1

7,7

8,2

12,2

14,1

10 5 0 5 10 15

Banken/Versicherungen

Erziehung und Unterricht

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Gesundheits- und Sozialwesen

Handel

Dienstleistungen

Metallindustrie

Verarbeitendes Gewerbe

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Verkehr/Transport

Baugewerbe

Land- und Forstwirtschaft

Anteil (in %)

AU-Fälle AU-Tage

Bund

: 5,8

Bund

: 3,0

. Abb. 23.21 Fehlzeiten der AOK-Mitglieder aufgrund von Arbeitsunfällen nach Branchen im Jahr 2019

in der Branche Energie, Wasser, Entsorgungund Bergbau (3,9%) überdurchschnittlich vie-le Arbeitsunfälle. Den geringsten Anteil anArbeitsunfällen verzeichneten die Banken undVersicherungen mit 0,9%.

Die Zahl der Arbeitsunfälle lag in West-deutschland höher als in Ostdeutschland: Wäh-rend im Westen durchschnittlich 49,5 Fälleauf 1.000 AOK-Mitglieder entfielen, warenes im Osten 46,1 Fälle je 1.000 Mitglieder(.Abb. 23.22).

Die Zahl der auf Arbeitsunfälle zurückge-henden Arbeitsunfähigkeitstage war lediglichin den Branchen Land- und Forstwirtschaft,Dienstleistungen sowie Banken und Versiche-rungen und geringfügig in Verkehr/Transportin Ostdeutschland höher als in Westdeutsch-land (.Abb. 23.23).

.Tab. 23.6 zeigt die Berufsgruppen, diein besonderemMaße von arbeitsbedingten Un-fällen betroffen sind. Spitzenreiter waren imJahr 2019 Berufe in der Zimmerei (4.579 AU-Tage je 1.000 AOK-Mitglieder), Berufe in derDachdeckerei (4.096 AU-Tage je 1.000 AOK-Mitglieder) sowie Berufe im Beton- und Stahl-betonbau (3.975 AU-Tage je 1.000 AOK-Mit-glieder).

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23.12 � Arbeitsunfälle399 23

Fehlzeiten-Report 2020

15

26

29

28

42

42

55

55

63

89

52

78

13

26

31

35

41

46

56

58

65

73

75

96

0 20 40 60Arbeitsunfähigkeitsfälle je 1.000 Mitglieder

80 100

Banken/Versicherungen

Erziehung und Unterricht

Gesundheits- und Sozialwesen

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Dienstleistungen

Handel

Metallindustrie

Verarbeitendes Gewerbe

Verkehr/Transport

Land- und Forstwirtschaft

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Baugewerbe

WestOst

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

.Abb. 23.22 Fälle der Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder aufgrund von Arbeitsunfällen nach Branchen in West-und Ostdeutschland im Jahr 2019

Page 36: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

400 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

WestOst332

534

721

949

732

962

1.149

1.336

1.807

2.854

1.313

2.103

288

556

731

873

911

968

1.184

1.387

1.802

2.021

2.038

2.480

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000

Banken/Versicherungen

Erziehung und Unterricht

Gesundheits- und Sozialwesen

Dienstleistungen

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Handel

Metallindustrie

Verarbeitendes Gewerbe

Verkehr/Transport

Land- und Forstwirtschaft

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Baugewerbe

Arbeitsunfähigkeitstage je 1.000 MitgliederQuelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.23 Tage der Arbeitsunfähigkeit durch Arbeitsunfälle nach Branchen in West- und Ostdeutschland imJahr 2019

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23.12 � Arbeitsunfälle401 23

. Tabelle 23.6 Tage der Arbeitsunfähigkeit durch Arbeitsunfälle nach Berufsgruppen im Jahr 2019AOK-Mitglieder

Berufsgruppe AU-Tage je 1.000AOK-Mitglieder

Berufe in der Zimmerei 4.579

Berufe in der Dachdeckerei 4.096

Berufe im Beton- u. Stahlbetonbau 3.975

Berufe im Maurerhandwerk 3.682

Berufe im Hochbau (ohne Spez.) 3.098

Berufe im Tiefbau (ohne Spez.) 2.911

Berufe in der Ver- u. Entsorgung (ohne Spez.) 2.895

Berufe im Aus- u. Trockenbau (ohne Spez.) 2.757

Berufskraftfahrer/innen (Güterverkehr/LKW) 2.715

Berufe in der Holzbe- u. -verarbeitung (ohne Spez.) 2.582

Berufe im Metallbau 2.576

Führer/innen von Erdbewegungs- u. verwandten Maschinen 2.492

Berufe im Garten-, Landschafts- u. Sportplatzbau 2.444

Platz- u. Gerätewarte/-wartinnen 2.389

Berufe für Post- u. Zustelldienste 2.352

Berufe im Holz-, Möbel- u. Innenausbau 2.340

Berufe in der Sanitär-, Heizungs- u. Klimatechnik 2.175

Kranführer/innen, Aufzugsmaschinisten, Bedienung verwandter Hebeeinrichtungen 2.134

Berufe in der Fleischverarbeitung 2.072

Berufe in der Schweiß- u. Verbindungstechnik 2.034

Berufe für Maler- u. Lackiererarbeiten 2.029

Berufe im Gartenbau (ohne Spez.) 2.000

Berufe in der Landwirtschaft (ohne Spez.) 1.967

Fahrzeugführer/innen im Straßenverkehr (sonstige spezifische Tätigkeitsangabe) 1.852

Bus- u. Straßenbahnfahrer/innen 1.698

Berufsgruppe AU-Tage je 1.000AOK-Mitglieder

Berufe in der Zimmerei 4.579

Berufe in der Dachdeckerei 4.096

Berufe im Beton- u. Stahlbetonbau 3.975

Berufe im Maurerhandwerk 3.682

Berufe im Hochbau (ohne Spez.) 3.098

Berufe im Tiefbau (ohne Spez.) 2.911

Berufe in der Ver- u. Entsorgung (ohne Spez.) 2.895

Berufe im Aus- u. Trockenbau (ohne Spez.) 2.757

Berufskraftfahrer/innen (Güterverkehr/LKW) 2.715

Berufe in der Holzbe- u. -verarbeitung (ohne Spez.) 2.582

Berufe im Metallbau 2.576

Führer/innen von Erdbewegungs- u. verwandten Maschinen 2.492

Berufe im Garten-, Landschafts- u. Sportplatzbau 2.444

Platz- u. Gerätewarte/-wartinnen 2.389

Berufe für Post- u. Zustelldienste 2.352

Berufe im Holz-, Möbel- u. Innenausbau 2.340

Berufe in der Sanitär-, Heizungs- u. Klimatechnik 2.175

Kranführer/innen, Aufzugsmaschinisten, Bedienung verwandter Hebeeinrichtungen 2.134

Berufe in der Fleischverarbeitung 2.072

Berufe in der Schweiß- u. Verbindungstechnik 2.034

Berufe für Maler- u. Lackiererarbeiten 2.029

Berufe im Gartenbau (ohne Spez.) 2.000

Berufe in der Landwirtschaft (ohne Spez.) 1.967

Fahrzeugführer/innen im Straßenverkehr (sonstige spezifische Tätigkeitsangabe) 1.852

Bus- u. Straßenbahnfahrer/innen 1.698

Fehlzeiten-Report 2020

Page 38: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

402 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

23.13 Krankheitsartenim Überblick

Das Krankheitsgeschehen wird im Wesent-lichen von sechs großen Krankheitsgruppen(nach ICD-10) bestimmt: Muskel- und Ske-lett-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen,Verletzungen, psychische und Verhaltensstö-rungen, Herz- und Kreislauf-Erkrankungensowie Erkrankungen der Verdauungsorgane(.Abb. 23.24). 62,9% der Arbeitsunfähig-keitsfälle und 66,9% der Arbeitsunfähigkeits-tage gingen 2019 auf das Konto dieser sechsKrankheitsarten. Der Rest verteilte sich aufsonstige Krankheitsgruppen.

Der häufigste Anlass für die Ausstellungvon Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen wa-ren Atemwegserkrankungen. Im Jahr 2019 wa-ren diese für fast ein Viertel der Arbeitsun-fähigkeitsfälle (22,6%) verantwortlich. Auf-grund einer relativ geringen durchschnittli-chen Erkrankungsdauer betrug der Anteil derAtemwegserkrankungen am Krankenstand al-

Fehlzeiten-Report 2020

11,8

22,6

10,86,9

5,43,7

4,68,4

33,1 37,2

0

20

40

60

80

100

AU-Tage AU-Fälle

Anteil in %

22,415,9

11,9

5,4

Sonstige

Verdauung

Herz/Kreislauf

Verletzungen

Muskel/Skelett

Psyche

Atemwege

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.24 Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitgliedernach Krankheitsarten im Jahr 2019

lerdings nur 11,8%. Die meisten Arbeitsunfä-higkeitstage wurden durch Muskel- und Ske-lett-Erkrankungen verursacht, die häufig mitlangen Ausfallzeiten verbunden sind. Alleinauf diese Krankheitsart waren 2019 22,4% derArbeitsunfähigkeitstage zurückzuführen, ob-wohl sie nur für 15,9% der Arbeitsunfähig-keitsfälle verantwortlich war.

.Abb. 23.25 zeigt die Anteile der Krank-heitsarten an den krankheitsbedingten Fehlzei-ten im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr.Während die Anteile der psychischen Erkran-kungen und der Muskel- und Skelett-Erkran-kungen um 0,6 bzw. um 0,4 Prozentpunk-te anstiegen, sanken die Anteile von Atem-wegserkrankungen um 1,5 Prozentpunkte, dievon Verletzungen sowie von Erkrankungen desVerdauungsapparats um jeweils 0,1 Prozent-punkte.

Die .Abb. 23.26 und 23.27 zeigen dieEntwicklung der häufigsten Krankheitsarten inden Jahren 2010 bis 2019 in Form einer Index-darstellung. Ausgangsbasis ist dabei der Wert(Arbeitsunfähigkeitsfälle bzw. Arbeitsunfähig-

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

0

20

40

60

80

100Anteil in %

10,8 10,95,4 5,34,6 4,7

33,1 32,4

2019 2018

22,4 22,0

11,9 11,3

11,8 13,3

Sonstige

Verdauung

Herz/Kreislauf

Verletzungen

Muskel/Skelett

Psyche

Atemwege

. Abb. 23.25 Tage der Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten im Jahr 2019 im Ver-gleich zum Vorjahr

Page 39: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.13 � Krankheitsarten im Überblick403 23

Fehlzeiten-Report 2020

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019Psyche 105,9 112,9 116,5 115,3 127,1 128,2 130,6 131,8 134,1 136,5

Herz/Kreislauf 100,0 100,0 102,5 96,3 101,2 101,2 102,5 98,8 100,0 98,8Atemwege 89,1 91,4 89,7 107,1 91,4 109,9 105,3 104,8 110,9 102,3Verdauung 94,4 93,9 93,0 92,1 94,9 93,9 93,5 88,3 87,4 85,0

Muskel/Skelett 105,7 106,3 106,6 105,1 110,4 108,9 110,1 107,9 108,2 108,2Verletzungen 106,0 103,6 98,8 97,6 97,6 95,8 94,6 91,7 92,3 88,7

70

90

110

130

150Psyche Herz/Kreislauf AtemwegeVerdauung Muskel/Skelett Verletzungen

AU-Fälle in %

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

.Abb.23.26 Fälle der Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten in den Jahren 2010–2019, Index-darstellung (2009 = 100%)

keitstage je 100 Versichertentage) des Jahres2009. Dieser wurde auf 100 normiert. Wie inden Abbildungen erkennbar ist, haben die psy-chischen Erkrankungen in den letzten Jahrendeutlich zugenommen. Über die Gründe fürdiesen Anstieg wird gesellschaftlich kontro-vers diskutiert. Neben der Zunahme belasten-der Arbeitsbedingungen in der modernen Ar-beitswelt wird ein wichtiger Grund auch daringesehen, dass die Ärzte zunehmend bezüglichpsychischer Probleme sensibilisiert sind undpsychische Krankheiten aufgrund der gestie-genen gesellschaftlichen Akzeptanz eher do-kumentieren. Hierzu trage auch die verstärkteund verbesserte Schulung von Ärzten – insbe-sondere von Hausärzten – bei. Dazu kommtdie zunehmende Bereitschaft der Patienten,psychische Probleme auch offener anzuspre-chen als früher. Als weiterer Grund wird dieVerlagerung in Richtung psychischer Störun-gen als Diagnose diskutiert, d. h. bei Beschäf-

tigten, die früher mit somatischen Diagno-sen wie beispielsweise Muskel-Skelett-Erkran-kungen krankgeschrieben waren, wird heuteöfter eine psychische Erkrankung diagnosti-ziert. Auch der erleichterte Versorgungszugang(durch den Direktzugang zu Psychotherapeu-ten) oder dass Lebensprobleme heute häufigerals psychische Störungen erlebt, interpretiertund behandelt werden, werden ursächlich ge-nannt. Weiterhin werden die gesellschaftlicheTendenz zur Individualisierung mit dem Zer-fall sozialer und familiärer Strukturen und eingesellschaftlicher Werteverfall mit dem An-stieg psychischer Störungen in Verbindung ge-bracht (vgl. Thom et al. 2019). Die „realePrävalenz“ von psychischen Erkrankungen inder Bevölkerung sei aber insgesamt unverän-dert geblieben. Die 12-Monats-Prävalenz liegtin Deutschland allerdings mit 27,7% deutlichhöher als es die Leistungsdaten der gesetz-lichen Krankenkassen nahelegen (u. a. Jaco-

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23

404 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019Psyche 109,2 114,8 127,7 128,6 141,0 144,5 147,9 151,2 155,2 163,0

Herz/Kreislauf 98,7 95,6 105,4 103,7 108,7 107,3 97,1 94,6 93,3 93,2Atemwege 87,2 89,9 89,5 108,9 90,4 111,0 103,1 104,7 113,2 99,6Verdauung 94,6 93,8 97,2 97,4 100,8 99,6 95,2 92,0 90,7 88,6

Muskel/Skelett 106,4 103,1 108,8 107,2 114,9 112,9 115,4 113,7 113,3 115,2Verletzungen 106,0 102,9 104,5 103,9 105,7 104,5 103,9 104,0 104,7 104,0

70

90

110

130

150

170

190AU-Tage in %

Psyche Herz/Kreislauf AtemwegeVerdauung Muskel/Skelett Verletzungen

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.27 Tage der Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten in den Jahren 2010–2019, In-dexdarstellung (2009 = 100%)

Fehlzeiten-Report 2020

8,0

11,6

14,9

18,2

34,2

48,7

17,6

27,0

19,1

6,7

17,2

6,4

55 45 35 25 15 5 5 15 25

Herz/Kreislauf

Psyche

Verletzungen

Verdauung

Muskel/Skelett

Atemwege

Tage je FallAU-Fälle je 100 AOK-Mitglieder

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.28 Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 AOK-Mitglieder und Tage je Fall nach Krankheitsarten, 2019

bi et al. 2014). Der Anteil psychischer undpsychosomatischer Erkrankungen an der Früh-invalidität ist in den letzten Jahren konstanthoch. Fast jede zweite Frühberentung (43%)geht auf eine psychisch bedingte Erwerbsmin-derung zurück (Deutsche Rentenversicherung

Bund 2019) Nach Prognosen der Weltgesund-heitsorganisation (WHO) ist mit einem weite-ren Anstieg der psychischen Erkrankungen zurechnen (WHO 2011). Der Prävention dieserErkrankungen wird daher weiterhin eine großeBedeutung zukommen.

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23.13 � Krankheitsarten im Überblick405 23

. Tabelle 23.7 Arbeitsunfähigkeitstage und -fälle der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten 2019 im Vergleichzum Vorjahr

ICD-Haupt-gruppe

Bezeichnung Arbeitsunfähigkeitsfälleje 100 Mitglieder

Veränd.zumVorjahrin %

Arbeitsunfähigkeitstageje 100 Mitglieder

Veränd.zumVorjahrin %2019 2018 2019 2018

5 Psyche 11,6 11,4 1,9 313,5 298,5 5,0

9 Herz/Kreislauf 8,0 8,1 �1,7 140,8 141,0 �0,2

10 Atemwege 48,7 52,8 �7,8 309,6 351,8 �12,0

11 Verdauung 18,2 18,7 �2,7 122,3 125,1 �2,3

13 Muskel/Skelett 34,2 34,2 0,1 589,8 580,5 1,6

19 Verletzungen 14,9 15,5 �3,9 284,6 286,5 �0,6

Sonstige 80,2 80,6 �0,5 869,5 855,8 1,6

ICD-Haupt-gruppe

Bezeichnung Arbeitsunfähigkeitsfälleje 100 Mitglieder

Veränd.zumVorjahrin %

Arbeitsunfähigkeitstageje 100 Mitglieder

Veränd.zumVorjahrin %2019 2018 2019 2018

5 Psyche 11,6 11,4 1,9 313,5 298,5 5,0

9 Herz/Kreislauf 8,0 8,1 �1,7 140,8 141,0 �0,2

10 Atemwege 48,7 52,8 �7,8 309,6 351,8 �12,0

11 Verdauung 18,2 18,7 �2,7 122,3 125,1 �2,3

13 Muskel/Skelett 34,2 34,2 0,1 589,8 580,5 1,6

19 Verletzungen 14,9 15,5 �3,9 284,6 286,5 �0,6

Sonstige 80,2 80,6 �0,5 869,5 855,8 1,6

Fehlzeiten-Report 2020

Die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle istim Vergleich zum Jahr 2009 bei den psychi-schen Erkrankungen, den Atemwegs- und denMuskel- und Skelett-Erkrankungen angestie-gen. Arbeitsunfähigkeitsfälle, die auf Verlet-zungen und Verdauungserkrankungen zurück-gingen, reduzierten sich um 11,3 bzw. 15 Pro-zentpunkte. Die durch Atemwegserkrankun-gen bedingten Fehlzeiten unterliegen aufgrundder von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark auf-tretenden Erkältungswellen teilweise erhebli-chen Schwankungen. Im Jahr 2019 war dieFallzahl um 8,6 Prozentpunkte niedriger als imJahr 2018, in dem es eine starke Erkältungs-und Grippewelle gab. Bezogen auf die Fehlta-ge sind in den letzten zehn Jahren vor allem diepsychischen Erkrankungen angestiegen (um63%), gefolgt von den Muskel- und Skelett-Erkrankungen (um 15,2%). Einen Rückganggab es vor allem bei den Verdauungserkran-kungen (um 11,4%).

Die meisten Arbeitsunfähigkeitsfälle ent-stehen aufgrund von Atemwegserkrankungen.48,7 Krankschreibungen entfallen hier durch-schnittlich auf 100 ganzjährig versicherteAOK-Mitglieder. Zugleich sind mit 6,4 Fehlta-gen pro Fall mit den Atemwegserkrankungendie vergleichsweise kürzesten Ausfallzeiten

verbunden, wohingegen bei den psychischenErkrankungenmit 27 Arbeitsunfähigkeitstagenje Fall im Schnitt die längsten Ausfallzeiten zubeobachten sind (.Abb. 23.28).

Auf ein AOK-Mitglied entfallen – unab-hängig davon, ob es erkrankt war oder nicht –im Jahr 2019 durchschnittlich 5,9 Fehltage auf-grund einer Muskel-/Skeletterkrankung. Damitsteht diese Diagnosegruppe auf Platz 1 als Ur-sache für Fehltage in Unternehmen, gefolgtvon den psychischen Erkrankungen (3,1 Fehl-tage pro AOK-Mitglied). Die durchschnittli-chen Arbeitsunfähigkeitstage sind sowohl beiden Muskel- und Skelett-Erkrankungen alsauch bei den psychischen Erkrankungen imVergleich zum Vorjahr angestiegen (1,6 bzw.5,0%) (.Tab. 23.7).

Zwischen West- und Ostdeutschlandsind nach wie vor Unterschiede in derVerteilung der Krankheitsarten festzustel-len (.Abb. 23.29). In den westlichenBundesländern verursachten Muskel- undSkelett-Erkrankungen (0,6 Prozentpunkte)psychische Erkrankungen (0,3 Prozentpunkte)und Verletzungen (0,1 Prozentpunkte) mehrFehltage als in den neuen Bundesländern.In den östlichen Bundesländern entstandenvor allem durch Atemwegserkrankungen

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23

406 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

22,5 21,916,0 15,1

12,0 11,7

5,3 5,9

11,7 12,2

22,8 21,5

10,8 10,76,9 7,0

5,2 6,03,5 4,5

4,5 5,18,1 10,0

33,2 32,4 37,4 36,1

0

20

40

60

80

100

West Ost West Ost

Tage in % Fälle in %Sonstige

Verdauung

Herz/Kreislauf

Verletzungen

Muskel/Skelett

Psyche

Atemwege

.Abb.23.29 Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten inWest- und Ostdeutschland im Jahr 2019

23,8 20,8 17,9 13,4

13,08,2

8,35,2

11,2

12,4 21,8

23,5

9,215,1 4,4

6,6

6,4 4,13,9

3,5

5,04,2 8,7

8,1

31,3 35,2 35,0 39,8

Männer Frauen Männer Frauen

Tage in % Fälle in %

0

20

40

60

80

100

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Sonstige

Verdauung

Herz/Kreislauf

Verletzungen

Muskel/Skelett

Psyche

Atemwege

. Abb. 23.30 Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten und Geschlecht im Jahr 2019

Page 43: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.13 � Krankheitsarten im Überblick407 23

Fehlzeiten-Report 2020

15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64Sonstige 531,4 538,8 511,2 525,7 587,5 698,4 868,7 1.087,6 1.411,4 1.917,7Verdauung 107,6 106,8 91,5 89,1 96,5 107,8 124,2 142,3 170,2 201,0Atemwege 354,4 322,3 280,4 276,1 279,0 278,6 285,0 311,1 362,7 439,0Verletzungen 298,0 259,3 222,2 206,7 220,3 244,7 282,8 331,4 393,6 452,9Herz/Kreislauf 19,9 22,8 27,1 34,9 50,4 79,6 131,4 201,6 318,2 497,4Psyche 124,9 181,6 207,0 232,4 265,4 292,2 328,2 381,9 445,6 592,7Muskel/Skelett 137,5 207,9 255,0 297,0 382,6 492,7 650,2 815,4 1.031,6 1.450,4

0

500

1.000

1.500

2.000

2.500

3.000

3.500

4.000

4.500

5.000

5.500

6.000AU-Tage je 100 AOK-Mitglieder

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.31 Tage der Arbeitsunfähigkeit je 100 AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten und Alter im Jahr 2019

(0,5 Prozentpunkte), Herz- und Kreislauf-Erkrankungen (0,8 Prozentpunkte) sowie Ver-dauungserkrankungen (0,6 Prozentpunkte)mehr Fehltage als im Westen.

Auch in Abhängigkeit vom Geschlecht er-geben sich deutliche Unterschiede in der Mor-biditätsstruktur (.Abb. 23.30). InsbesondereVerletzungen und muskuloskelettale Erkran-kungen führen bei Männern häufiger zur Ar-beitsunfähigkeit als bei Frauen. Dies dürftedamit zusammenhängen, dass Männer nachwie vor in größerem Umfang körperlich be-anspruchende und unfallträchtige Tätigkeitenausüben als Frauen. Auch der Anteil der Er-krankungen des Verdauungssystems und derHerz- und Kreislauf-Erkrankungen an den Ar-beitsunfähigkeitsfällen und -tagen ist bei Män-nern höher als bei Frauen. Bei den Herz- undKreislauf-Erkrankungen ist insbesondere der

Anteil an den AU-Tagen bei Männern höherals bei Frauen, da sie in stärkerem Maße vonschweren und langwierigen Erkrankungen wieeinem Herzinfarkt betroffen sind.

Psychische Erkrankungen und Atemwegs-erkrankungen kommen dagegen bei Frauenhäufiger vor als bei Männern. Bei den psy-chischen Erkrankungen sind die Unterschiedebesonders groß: Während sie bei den Männernin der Rangfolge nach AU-Tagen erst an vier-ter Stelle stehen, nehmen sie bei den Frauenden zweiten Rang ein.

.Abb. 23.31 zeigt die Bedeutung derKrankheitsarten für die Fehlzeiten in den un-terschiedlichen Altersgruppen. Aus der Abbil-dung ist deutlich zu ersehen, dass die Zunah-me der krankheitsbedingten Ausfalltage mitdem Alter v. a. auf den starken Anstieg derMuskel- und Skelett-Erkrankungen und der

Page 44: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

408 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Herz- und Kreislauf-Erkrankungen zurückzu-führen ist. Während diese beiden Krankheitsar-ten bei den jüngeren Altersgruppen noch eineuntergeordnete Bedeutung haben, verursachensie in den höheren Altersgruppen die meis-ten Arbeitsunfähigkeitstage. Bei den 60- bis64-Jährigen gehen etwas mehr als ein Vier-tel (26,1%) der Ausfalltage auf das Kontoder muskuloskelettalen Erkrankungen. Mus-kel- und Skelett-Erkrankungen und Herz- undKreislauf-Erkrankungen zusammen sind beidieser Altersgruppe für mehr als ein Dritteldes Krankenstandes (35,1%) verantwortlich.Neben diesen beiden Krankheitsarten nehmenauch die Fehlzeiten aufgrund psychischer Er-krankungen und Verhaltensstörungen in denhöheren Altersgruppen zu, allerdings in gerin-gerem Ausmaß. Zur ältesten Altersgruppe hinist dabei der größte Sprung bei den psychi-schen Erkrankungen zu beobachten.

23.14 Die häufigstenEinzeldiagnosen

In .Tab. 23.8 sind die 40 häufigsten Ein-zeldiagnosen nach Anzahl der Arbeitsunfähig-keitsfälle aufgelistet. Im Jahr 2019 waren aufdiese Diagnosen 56,2% aller AU-Fälle und45,2% aller AU-Tage zurückzuführen.

Die häufigste Einzeldiagnose, die im Jahr2019 zu Arbeitsunfähigkeit führte, war dieakute Infektion der oberen Atemwege mit9,7% der AU-Fälle und 4,4% der AU-Tage.Die zweithäufigste Diagnose, die zu Krank-meldungen führte, sind Rückenschmerzen mit6,1% der AU-Fälle und 6,1% der AU-Tage.Unter den häufigsten Diagnosen sind auchweitere Krankheitsbilder aus dem Bereich derMuskel- und Skelett-Erkrankungen besonderszahlreich vertreten.

Page 45: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.14 � Die häufigsten Einzeldiagnosen409 23

. Tabelle 23.8 Anteile der 40 häufigsten Einzeldiagnosen an den AU-Fällen und AU-Tagen im Jahr 2019

ICD-10 Bezeichnung AU-Fällein %

AU-Tagein %

J06 Akute Infektionen an mehreren oder nicht näher bezeichneten Lokalisatio-nen der oberen Atemwege

9,7 4,4

M54 Rückenschmerzen 6,1 6,1

A09 Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis infektiö-sen und nicht näher bezeichneten Ursprungs

4,2 1,4

K08 Sonstige Krankheiten der Zähne und des Zahnhalteapparates 1,9 0,4

R10 Bauch- und Beckenschmerzen 1,8 0,9

J20 Akute Bronchitis 1,7 1,0

B34 Viruskrankheit nicht näher bezeichneter Lokalisation 1,7 0,7

I10 Essentielle (primäre) Hypertonie 1,6 1,4

F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen 1,5 2,7

K52 Sonstige nichtinfektiöse Gastroenteritis und Kolitis 1,4 0,5

R51 Kopfschmerz 1,3 0,5

M25 Sonstige Gelenkkrankheiten, anderenorts nicht klassifiziert 1,2 1,4

J40 Bronchitis, nicht als akut oder chronisch bezeichnet 1,2 0,7

K29 Gastritis und Duodenitis 1,2 0,6

F32 Depressive Episode 1,1 3,4

J00 Akute Rhinopharyngitis [Erkältungsschnupfen] 1,1 0,4

T14 Verletzung an einer nicht näher bezeichneten Körperregion 1,0 1,0

J03 Akute Tonsillitis 1,0 0,4

R11 Übelkeit und Erbrechen 1,0 0,4

J32 Chronische Sinusitis 0,9 0,5

J01 Akute Sinusitis 0,9 0,4

J02 Akute Pharyngitis 0,9 0,4

M79 Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes, anderenorts nicht klassifiziert 0,8 0,8

M99 Biomechanische Funktionsstörungen, anderenorts nicht klassifiziert 0,8 0,7

R53 Unwohlsein und Ermüdung 0,8 0,7

M51 Sonstige Bandscheibenschäden 0,7 1,9

M75 Schulterläsionen 0,7 1,7

F48 Andere neurotische Störungen 0,7 1,2

M77 Sonstige Enthesopathien 0,7 0,9

R42 Schwindel und Taumel 0,7 0,5

ICD-10 Bezeichnung AU-Fällein %

AU-Tagein %

J06 Akute Infektionen an mehreren oder nicht näher bezeichneten Lokalisatio-nen der oberen Atemwege

9,7 4,4

M54 Rückenschmerzen 6,1 6,1

A09 Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis infektiö-sen und nicht näher bezeichneten Ursprungs

4,2 1,4

K08 Sonstige Krankheiten der Zähne und des Zahnhalteapparates 1,9 0,4

R10 Bauch- und Beckenschmerzen 1,8 0,9

J20 Akute Bronchitis 1,7 1,0

B34 Viruskrankheit nicht näher bezeichneter Lokalisation 1,7 0,7

I10 Essentielle (primäre) Hypertonie 1,6 1,4

F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen 1,5 2,7

K52 Sonstige nichtinfektiöse Gastroenteritis und Kolitis 1,4 0,5

R51 Kopfschmerz 1,3 0,5

M25 Sonstige Gelenkkrankheiten, anderenorts nicht klassifiziert 1,2 1,4

J40 Bronchitis, nicht als akut oder chronisch bezeichnet 1,2 0,7

K29 Gastritis und Duodenitis 1,2 0,6

F32 Depressive Episode 1,1 3,4

J00 Akute Rhinopharyngitis [Erkältungsschnupfen] 1,1 0,4

T14 Verletzung an einer nicht näher bezeichneten Körperregion 1,0 1,0

J03 Akute Tonsillitis 1,0 0,4

R11 Übelkeit und Erbrechen 1,0 0,4

J32 Chronische Sinusitis 0,9 0,5

J01 Akute Sinusitis 0,9 0,4

J02 Akute Pharyngitis 0,9 0,4

M79 Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes, anderenorts nicht klassifiziert 0,8 0,8

M99 Biomechanische Funktionsstörungen, anderenorts nicht klassifiziert 0,8 0,7

R53 Unwohlsein und Ermüdung 0,8 0,7

M51 Sonstige Bandscheibenschäden 0,7 1,9

M75 Schulterläsionen 0,7 1,7

F48 Andere neurotische Störungen 0,7 1,2

M77 Sonstige Enthesopathien 0,7 0,9

R42 Schwindel und Taumel 0,7 0,5

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23

410 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

. Tabelle 23.8 (Fortsetzung)

ICD-10 Bezeichnung AU-Fällein %

AU-Tagein %

G43 Migräne 0,7 0,3

J98 Sonstige Krankheiten der Atemwege 0,7 0,3

Z98 Sonstige Zustände nach chirurgischem Eingriff 0,6 1,7

F45 Somatoforme Störungen 0,6 1,2

M53 Sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens, anderenorts nichtklassifiziert

0,6 0,7

B99 Sonstige und nicht näher bezeichnete Infektionskrankheiten 0,6 0,3

A08 Virusbedingte und sonstige näher bezeichnete Darminfektionen 0,6 0,2

M23 Binnenschädigung des Kniegelenkes [internal derangement] 0,5 1,2

S93 Luxation, Verstauchung und Zerrung der Gelenke und Bänder in Höhe desoberen Sprunggelenkes und des Fußes

0,5 0,7

G47 Schlafstörungen 0,5 0,6

Summe hier 56,2 45,2

Restliche 43,8 54,8

Gesamtsumme 100,0 100,0

ICD-10 Bezeichnung AU-Fällein %

AU-Tagein %

G43 Migräne 0,7 0,3

J98 Sonstige Krankheiten der Atemwege 0,7 0,3

Z98 Sonstige Zustände nach chirurgischem Eingriff 0,6 1,7

F45 Somatoforme Störungen 0,6 1,2

M53 Sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens, anderenorts nichtklassifiziert

0,6 0,7

B99 Sonstige und nicht näher bezeichnete Infektionskrankheiten 0,6 0,3

A08 Virusbedingte und sonstige näher bezeichnete Darminfektionen 0,6 0,2

M23 Binnenschädigung des Kniegelenkes [internal derangement] 0,5 1,2

S93 Luxation, Verstauchung und Zerrung der Gelenke und Bänder in Höhe desoberen Sprunggelenkes und des Fußes

0,5 0,7

G47 Schlafstörungen 0,5 0,6

Summe hier 56,2 45,2

Restliche 43,8 54,8

Gesamtsumme 100,0 100,0

Fehlzeiten-Report 2020

23.15 Krankheitsartennach Branchen

Bei der Verteilung der Krankheitsarten be-stehen erhebliche Unterschiede zwischen denBranchen, die im Folgenden für die wichtigs-ten Krankheitsgruppen aufgezeigt werden.

2Muskel- und Skelett-ErkrankungenDie Muskel- und Skelett-Erkrankungen verur-sachen in fast allen Branchen die meisten Fehl-tage (.Abb. 23.32). Ihr Anteil an den Arbeits-unfähigkeitstagen bewegte sich im Jahr 2019in den einzelnen Branchen zwischen 14%bei Banken und Versicherungen und 26% imBaugewerbe. In Wirtschaftszweigen mit über-durchschnittlich hohen Krankenständen sindhäufig die muskuloskelettalen Erkrankungenbesonders ausgeprägt und tragen wesentlich zuden erhöhten Fehlzeiten bei.

.Abb. 23.33 zeigt die Anzahl und durch-schnittliche Dauer der Krankmeldungen auf-grund von Muskel- und Skelett-Erkrankungenin den einzelnen Branchen. Die meisten Ar-beitsunfähigkeitsfälle waren im Verarbeiten-den Gewerbe sowie im Bereich Energie, Was-ser, Entsorgung und Bergbau zu verzeichnen;mehr als doppelt so viele wie bei den Bankenund Versicherungen.

Die muskuloskelettalen Erkrankungen sindhäufig mit langen Ausfallzeiten verbunden.Die mittlere Dauer der Krankmeldungenschwankte im Jahr 2019 in den einzelnen Bran-chen zwischen 14,1 Tagen bei Banken undVersicherungen und 21,5 Tagen in der Land-und Forstwirtschaft. Im Branchendurchschnittlag sie bei 17,2 Tagen.

.Abb. 23.34 zeigt die zehn Berufsgruppenmit hohen und niedrigen Fehlzeiten aufgrundvon Muskel- und Skelett-Erkrankungen. Diemeisten Arbeitsunfähigkeitsfälle sind bei den

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23.15 � Krankheitsarten nach Branchen411 23

Fehlzeiten-Report 2020

22

14

16

20

21

21

22

24

24

24

24

25

26

12

16

16

13

12

12

12

8

10

11

12

11

9

12

16

16

14

12

16

13

7

10

9

10

10

7

11

8

8

9

10

8

10

17

12

12

11

11

17

5

5

5

4

5

4

5

5

5

5

5

5

5

5

4

4

5

5

4

5

7

7

7

6

6

6

33

37

35

35

35

35

33

32

32

32

32

32

30

0 20 40 60 80 100

Alle Branchen

Banken/Versicherungen

Erziehung und Unterricht

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Dienstleistungen

Gesundheits- und Sozialwesen

Handel

Land- und Forstwirtschaft

Verkehr/Transport

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Metallindustrie

Verarbeitendes Gewerbe

Baugewerbe

Anteil an den AU-Tagen in %Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Sonstige

Verdauung

Herz/Kreislauf

Verletzungen

Muskel/Skelett

Psyche

Atemwege

. Abb. 23.32 Arbeitsunfähigkeitstage der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten und Branche im Jahr 2019

Berufen in der industriellen Gießerei zu ver-zeichnen, während Berufe in der Hochschul-lehre und -forschung vergleichsweise geringeFallzahlen aufgrund von Muskel- und Skelett-Erkrankungen aufweisen.

Page 48: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

412 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

17,9

23,8

24,6

30,0

30,2

31,6

35,6

37,0

40,8

42,0

42,1

42,2

14,1

15,5

21,5

20,2

15,4

17,3

18,2

18,6

17,2

16,1

18,7

18,0

50 40 30 20 10 0 10 20

Banken/Versicherungen

Erziehung und Unterricht

Land- und Forstwirtschaft

Gesundheits- und Sozialwesen

Dienstleistungen

Handel

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Baugewerbe

Verkehr/Transport

Metallindustrie

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Verarbeitendes Gewerbe

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Bund

: 17,

2

Bund

: 34,

2

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.33 Krankheiten des Muskel- und Skelettsystems und des Bindegewebes nach Branchen im Jahr 2019,AOK-Mitglieder

Page 49: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.15 � Krankheitsarten nach Branchen413 23

Fehlzeiten-Report 2020

10,9

8,9

12,7

13,1

12,2

11,1

10,6

20,9

12,8

14,5

16,2

14,6

16,6

16,2

16,2

16,6

17,6

19,3

18,2

16,7

4,9

9,6

10,0

10,0

11,1

11,4

12,1

12,6

13,3

13,5

56,5

56,9

57,6

57,8

58,2

58,3

59,4

61,6

62,7

63,2

70 60 50 40 30 20 10 0 10 20

Berufe in der Hochschullehre u. -forschung

Berufe in der Softwareentwicklung

Berufe im Controlling

Ärzte/Ärztinnen (ohne Spez.)

Berufe in Werbung u. Marketing

Berufe in der technischen Forschung u.Entwicklung (ohne Spez.)

Berufe in der IT-Anwendungsberatung

Geschäftsführer/innen u. Vorstände

Tourismuskaufleute

Berufe in der Personal-entwicklung u. -sachbearbeitung

Berufe in der Metallober-flächenbehandlung (ohne Spez.)

Berufe in der Lagerwirtschaft

Berufe in der Schweiß- u.Verbindungstechnik

Berufe in der Kunststoff- u. Kautschukherstellung (ohne Spez.)

Berufe in der Papier- u. Verpackungstechnik (ohne Spez.)

Kranführer/innen, Aufzugsmaschinisten,Bedienung verwandter Hebeeinrichtungen

Berufe in der spanlosen Metallbearbeitung

Straßen- u. Tunnelwärter/innen

Berufe in der Ver- u. Entsorgung (ohne Spez.)

Berufe in der industriellen Gießerei

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Bund

: 34,

2

Bund

: 17,

2

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.34 Muskel- und Skelett-Erkrankungen nach Berufen im Jahr 2019 AOK-Mitglieder

Page 50: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

414 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

2AtemwegserkrankungenDie meisten Erkrankungsfälle aufgrund vonAtemwegserkrankungen waren im Jahr 2019im Bereich Erziehung und Unterricht zu ver-zeichnen (.Abb. 23.35). Überdurchschnitt-lich viele Fälle fielen unter anderem auch inder Öffentlichen Verwaltung/Sozialversiche-rung, in der Metallindustrie sowie im Gesund-heits- und Sozialwesen und bei den Bankenund Versicherungen an.

Aufgrund einer großen Anzahl an Bagatell-fällen ist die durchschnittliche Erkrankungs-dauer bei dieser Krankheitsart relativ gering.Im Branchendurchschnitt liegt sie bei 6,4 Ta-gen. In den einzelnen Branchen bewegte siesich im Jahr 2019 zwischen 5,6 Tagen beiBanken und Versicherungen und 7,6 Tagen imBereich Land- und Forstwirtschaft.

Der Anteil der Atemwegserkrankungen anden Arbeitsunfähigkeitstagen (.Abb. 23.32)ist bei den Banken und Versicherungen sowie

Fehlzeiten-Report 2020

Land- und Forstwirtschaft

Baugewerbe

Verkehr/Transport

Dienstleistungen

Handel

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Verarbeitendes Gewerbe

Banken/Versicherungen

Gesundheits- und Sozialwesen

Metallindustrie

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Erziehung und Unterricht

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

24,8

39,0

41,9

43,4

48,4

49,5

49,6

53,2

53,5

55,9

61,8

65,2

70 60 50 40 30 20 10 0 10

Bund

: 6,4

7,6

6,1

7,2

6,1

6,1

7,3

6,6

5,6

6,5

6,2

6,8

5,8

Bund

: 48,

7

. Abb. 23.35 Krankheiten des Atmungssystems nach Branchen im Jahr 2019 AOK-Mitglieder

im Bereich Erziehung und Unterricht (16%)am höchsten, in der Land- und Forstwirtschaftsowie im Baugewerbe (8 bzw. 9%) am nied-rigsten.

In.Abb. 23.36 sind die hohen und niedri-gen Fehlzeiten aufgrund von Atemwegserkran-kungen von zehn Berufsgruppen dargestellt.Spitzenreiter sind die Berufe im Dialogmar-keting mit 96,9 Arbeitsunfähigkeitsfällen je100 AOK-Mitglieder und einer durchschnittli-chen Falldauer von 6,4 Tagen je Fall, währendBerufe in der Nutztierhaltung (außer Geflügel-haltung) im Vergleich zwar deutlich seltener anAtemwegserkrankungen leiden (25,4 Fälle je100 AOK-Mitglieder), jedoch eine überdurch-schnittliche Falldauer von 10,0 Tagen aufwei-sen.

Page 51: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.15 � Krankheitsarten nach Branchen415 23

Fehlzeiten-Report 2020

19,0

20,4

23,7

25,1

25,4

28,3

28,3

28,6

29,3

29,6

66,0

66,2

66,2

66,2

66,4

67,6

69,2

71,0

82,8

96,9

6,8

7,4

5,2

8,4

10,0

6,7

8,9

6,4

5,5

7,2

4,3

4,5

5,8

5,9

7,0

5,1

4,6

6,4

5,8

6,4

100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10

Geschäftsführer/innen u. Vorstände

Berufe in der Landwirtschaft (ohne Spez.)

Berufe in der Hoch-schullehre u. -forschung

Berufskraftfahrer/innen(Personentransport/PKW)

Berufe in der Nutztierhaltung(außer Geflügelhaltung)

Berufe im Hochbau (ohne Spez.)

Berufskraftfahrer/innen(Güterverkehr/LKW)

Aufsichts-/Führungskr. - Bauplanung u.-überwachung, Architektur

Berufe in der Kosmetik

Fahrzeugführer/innen im Straßenverkehr(sonstige spezifische Tätigkeitsangabe)

Zahnmedizinische Fachangestellte

Kaufleute im Groß- u. Außenhandel

Berufe in der Erziehungswissenschaft

Berufe in der Ergotherapie

Berufe in der Haus- u. Familienpflege

Berufe in der Feinwerktechnik

Berufe in der Mechatronik

Berufe in der Sozialverwaltungu. -versicherung

Berufe in der Kinderbetreuungu. -erziehung

Berufe im Dialogmarketing

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Bund

: 48,

7

Bund

: 6,4

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.36 Krankheiten des Atmungssystems nach Berufen im Jahr 2019 AOK-Mitglieder

2VerletzungenDer Anteil der Verletzungen an den Arbeits-unfähigkeitstagen variiert sehr stark zwischenden einzelnen Branchen (.Abb. 23.32). Amhöchsten ist er in Branchen mit vielen Ar-beitsunfällen. Im Jahr 2019 bewegte er sichzwischen 8% bei den Banken und Versiche-rungen, im Gesundheits- und Sozialwesen so-

wie bei Erziehung und Unterricht und 17%im Baugewerbe und in der Land- und Forst-wirtschaft. Im Baugewerbe war die Zahl derFälle mehr als doppelt so hoch wie bei Bankenund Versicherungen (.Abb. 23.37). Die Dau-er der verletzungsbedingten Krankmeldungenschwankte in den einzelnen Branchen zwi-schen 15,7 Tagen bei Banken und Versicherun-

Page 52: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

416 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

9,2

11,1

12,3

12,5

14,1

14,4

15,9

15,9

17,2

18,1

18,8

21,2

15,7

16,6

20,0

17,7

19,2

18,1

21,9

23,4

19,8

18,1

20,9

21,1

25 20 15 10 5 0 5 10 15 20 25

Banken/Versicherungen

Erziehung und Unterricht

Gesundheits- und Sozialwesen

Dienstleistungen

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Handel

Verkehr/Transport

Land- und Forstwirtschaft

Verarbeitendes Gewerbe

Metallindustrie

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Baugewerbe

Bund

: 14,

9

Bund

: 19,

1

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

.Abb.23.37 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen nach Branchen im Jahr 2019AOK-Mitglieder

gen und 23,4 Tagen im Bereich der Land- undForstwirtschaft. Die Unterschiede zeigen sichauch bei den Berufsgruppen (.Abb. 23.38).An der Spitze der Arbeitsunfähigkeitsfälle auf-grund Verletzungen stehen Berufe in der Zim-merei und der Dachdeckerei mit 34,2 bzw.32,8 Fällen je 100 AOK-Mitglieder und einerrelativ langen Falldauer (21,6 und 21,4 Tagenpro Fall). Berufe in der Hochschullehre und-forschung liegen dagegen mit 3,9 Fällen je100 AOK-Mitglieder und 13,6 Tagen je Fallweit unter dem Bundesdurchschnitt. Die längs-te gemittelte Falldauer geht auf Berufe in derForstwirtschaft zurück (24,4 Tage je Fall).

Ein erheblicher Teil der Verletzungen istauf Arbeitsunfälle zurückzuführen. In derLand- und Forstwirtschaft gehen 53% der Ar-beitsunfähigkeitstage auf Arbeitsunfälle durchVerletzungen zurück. Im Baugewerbe, im Be-reich Verkehr und Transport, Energie, Wasser,Entsorgung und Bergbau und dem verarbei-

tenden Gewerbe gehen bei den Verletzungenimmerhin mehr als ein Drittel der Fehltageauf Arbeitsunfälle zurück (.Abb. 23.39). Amniedrigsten ist der Anteil der Arbeitsunfälle beiden Banken und Versicherungen: Dort beträgter lediglich 17%.

Page 53: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.15 � Krankheitsarten nach Branchen417 23

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

3,9

5,2

5,4

5,7

6,0

6,3

6,3

6,7

6,7

6,9

26,2

26,2

26,3

26,7

27,0

27,0

27,1

27,4

32,8

34,2

13,6

14,3

18,3

11,5

22,6

13,0

15,1

13,1

19,3

15,5

19,0

20,5

20,1

18,6

19,4

24,4

17,8

22,9

21,4

21,6

40 30 20 10 0 10 20 30

Berufe in der Hochschullehre u. -forschung

Berufe in der Kosmetik

Ärzte/Ärztinnen (ohne Spez.)

Berufe in der Softwareentwicklung

Geschäftsführer/innen u. Vorstände

Berufe in der IT-Anwendungsberatung

Berufe im Controlling

Berufe in Werbung u. Marketing

Führungskräfte - Einkauf u. Vertrieb

Berufe in der Personalentwicklungu. -sachbearbeitung

Berufe in der industriellen Gießerei

Berufe in der Ver- u.Entsorgung (ohne Spez.)

Straßen- u. Tunnelwärter/innen

Berufe im Metallbau

Berufe im Straßen- u. Asphaltbau

Berufe in der Forstwirtschaft

Berufe in der Land- u.Baumaschinentechnik

Berufe im Maurerhandwerk

Berufe in der Dachdeckerei

Berufe in der Zimmerei

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Bund

: 14,

9

Bund

: 19,

1

.Abb. 23.38 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen nach Berufen im Jahr 2019,AOK-Mitglieder

Page 54: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

418 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

17

24

25

26

30

30

32

34

39

42

45

53

83

76

75

74

70

70

68

66

61

58

55

47

0 20 40 60 80 100

Banken/Versicherungen

Gesundheits- und Sozialwesen

Erziehung und Unterricht

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Metallindustrie

Handel

Dienstleistungen

Verarbeitendes Gewerbe

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Verkehr/Transport

Baugewerbe

Land- und Forstwirtschaft

Anteil an den AU-Tagen in %Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

durch Arbeitsunfall bedingt

andere Ursachen

. Abb. 23.39 Anteil der Arbeitsunfälle an den Verletzungen nach Branchen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

2Erkrankungen der VerdauungsorganeAuf Erkrankungen der Verdauungsorgane gin-gen im Jahr 2019 insgesamt 5% der Arbeits-unfähigkeitstage zurück, einzig im Gesund-heits- und Sozialwesen und in der Öffentli-chen Verwaltung/Sozialversicherung waren es4% (.Abb. 23.32). Die Unterschiede zwi-schen den Wirtschaftszweigen hinsichtlich derZahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle sind relativgering. Die Branchen Energie, Wasser, Ent-sorgung und Bergbau sowie Öffentliche Ver-waltung und Sozialversicherung verzeichnetenmit 21,5 bzw. 21,4 Fällen je 100 AOK-Mit-glieder eine vergleichsweise hohe Anzahl anArbeitsunfähigkeitsfällen. Am niedrigsten wardie Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle im Be-reich Land- und Forstwirtschaft mit 12,7 Fäl-len je 100 AOK-Mitglieder. Die Dauer derFälle betrug im Branchendurchschnitt 6,7 Ta-ge. In den einzelnen Branchen bewegte siesich zwischen 5,5 bei den Banken und Ver-sicherungen und 8,2 Tagen in der Land- undForstwirtschaft (.Abb. 23.40).

Die Berufe mit den meisten Arbeitsun-fähigkeitsfällen aufgrund von Erkrankungendes Verdauungssystems waren im Jahr 2019Berufe im Dialogmarketing (33,6 Fälle je100 AOK-Mitglieder), die Gruppe mit den we-nigsten Fällen waren Berufe im Bereich derHochschullehre und -forschung (5,7 Fälle je100 AOK-Mitglieder) (.Abb. 23.41).

Page 55: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.15 � Krankheitsarten nach Branchen419 23

Fehlzeiten-Report 2020

12,7

15,9

16,2

17,5

17,6

17,9

18,1

18,9

20,0

20,8

21,4

21,5

8,2

5,5

6,5

6,9

7,8

6,9

6,6

5,7

7,0

6,6

6,5

7,2

25 20 15 10 5 0 5 10

Land- und Forstwirtschaft

Banken/Versicherungen

Dienstleistungen

Baugewerbe

Verkehr/Transport

Gesundheits- und Sozialwesen

Handel

Erziehung und Unterricht

Verarbeitendes Gewerbe

Metallindustrie

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Fälle je 100 AOK-Mitglieder

Bund

: 18,

2

Bund

: 6,7

Tage je Fall

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.40 Krankheiten des Verdauungssystems nach Branchen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

Page 56: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

420 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

5,7

8,0

9,0

10,1

10,3

10,7

10,8

11,5

11,6

11,7

23,5

23,6

23,7

23,9

24,0

24,1

24,7

24,8

24,9

33,6

5,3

7,5

5,4

8,5

5,1

4,7

6,1

5,2

5,0

9,0

7,4

7,0

6,9

6,5

7,1

5,6

7,9

7,4

8,0

5,8

35 30 25 20 15 10 5 0 5 10

Berufe in der Hochschullehre u. -forschung

Geschäftsführer/innen u. Vorstände

Ärzte/Ärztinnen (ohne Spez.)

Berufe in der Landwirtschaft (ohne Spez.)

Berufe in der technischen Forschungu. Entwicklung (ohne Spez.)

Berufe im Controlling

Berufe in der Kosmetik

Berufe in Werbung u. Marketing

Berufe in der Softwareentwicklung

Berufskraftfahrer/innen(Personentransport/PKW)

Berufe in der Papierverarbeitung u.Verpackungstechnik

Berufe in der schleifenden Metallbearbeitung

Maschinen- u. Anlagenführer/innen

Berufe in der Metallbearbeitung (ohne Spez.)

Berufe in der Kunststoff- u.Kautschukherstellung (ohne Spez.)

Berufe in der Fahrzeuglackierung

Straßen- u. Tunnelwärter/innen

Berufe in der spanlosen Metallbearbeitung

Berufe in der Ver- u. Entsorgung (ohne Spez.)

Berufe im Dialogmarketing

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Bund

: 18,

2

Bund

: 6,7

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.41 Krankheiten des Verdauungssystems nach Berufen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

2Herz- und Kreislauf-ErkrankungenDer Anteil der Herz- und Kreislauf-Erkran-kungen an den Arbeitsunfähigkeitstagen lagim Jahr 2019 in den einzelnen Branchen zwi-schen 4 und 7% (.Abb. 23.32). Die meis-ten Erkrankungsfälle waren im Bereich Ener-gie, Wasser, Entsorgung und Bergbau sowieim Bereich Öffentliche Verwaltung und So-zialversicherung zu verzeichnen (10,9 bzw.9,9 Fälle je 100 AOK-Mitglieder). Die nied-

rigsten Werte waren bei den Beschäftigten imBereich Banken und Versicherungen zu fin-den (5,6 Fälle je 100 AOK-Mitglieder). Herz-und Kreislauf-Erkrankungen bringen oft lan-ge Ausfallzeiten mit sich. Die Dauer einesErkrankungsfalls bewegte sich in den einzel-nen Wirtschaftsbereichen zwischen 13,6 Ta-gen bei den Banken und Versicherungenund 21,7 Tagen in der Branche Baugewerbe(.Abb. 23.42).

Page 57: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.15 � Krankheitsarten nach Branchen421 23

Fehlzeiten-Report 2020

5,6

6,8

6,9

6,9

7,1

7,4

8,2

9,2

9,3

9,3

9,9

10,9

13,6

16,0

13,8

21,6

17,1

21,7

16,0

21,4

17,8

18,9

16,7

20,4

15 10 5 0 5 10 15 20 25

Banken/Versicherungen

Dienstleistungen

Erziehung und Unterricht

Land- und Forstwirtschaft

Handel

Baugewerbe

Gesundheits- und Sozialwesen

Verkehr/Transport

Metallindustrie

Verarbeitendes Gewerbe

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Bund

: 8,0

Bund

: 17,

6

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.42 Krankheiten des Kreislaufsystems nach Branchen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

.Abb. 23.43 stellt die hohen und nied-rigen Fehlzeiten aufgrund von Erkrankungendes Herz-Kreislauf-Systems nach Berufen imJahr 2019 dar. Die Berufsgruppe mit denmeisten Arbeitsunfähigkeitsfällen sind Stra-ßen- und Tunnelwärter/innen (14,1 Fällen je100 AOK-Mitglieder). Die wenigsten AU-Fäl-le sind in der Berufsgruppe der Hochschulleh-re und -forschung zu verzeichnen (1,7 Fälleje 100 AOK-Mitglieder). Mit 24,1 Tagen jeFall fallen Führer/innen von Erdbewegungs-und verwandten Maschinen überdurchschnitt-lich lange aufgrund von Herz-Kreislauf-Er-krankungen aus.

Page 58: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

422 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

1,7

2,9

3,2

3,2

3,3

3,3

3,3

3,4

3,9

4,4

11,9

12,1

12,4

12,6

12,7

12,7

13,0

13,0

13,1

14,1

10,3

10,3

11,1

13,0

9,2

11,1

13,3

11,5

12,4

9,2

20,6

20,1

21,4

22,4

22,8

24,1

22,7

22,9

21,4

21,8

15 10 5 0 5 10 15 20 25

Berufe in der Hochschullehre u. -forschung

Berufe in der Softwareentwicklung

Berufe in Werbung u. Marketing

Ärzte/Ärztinnen (ohne Spez.)

Berufe in der Kosmetik

Berufe in der technischenForschung u. Entwicklung (ohne Spez.)

Berufe in der IT-Anwendungsberatung

Berufe im Controlling

Berufe in der Informatik (ohne Spez.)

Berufe in der Mechatronik

Berufe in der schleifenden Metallbearbeitung

Berufe in der Metallumformung

Kranführer/innen, Aufzugsmaschinisten,Bedienungverwandter Hebeeinrichtungen

Berufe in der industriellen Gießerei

Berufe in der Ver- u. Entsorgung (ohne Spez.)

Führer/innen von Erdbewegungs- u.verwandten Maschinen

Platz- u. Gerätewarte/-wartinnen

Bus- u. Straßenbahnfahrer/innen

Berufe in der spanlosen Metallbearbeitung

Straßen- u. Tunnelwärter/innen

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Bund

: 8,0

Bund

: 17,

6

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.43 Krankheiten des Kreislaufsystems nach Berufen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

2Psychische und VerhaltensstörungenDer Anteil der psychischen und Verhaltensstö-rungen an den krankheitsbedingten Fehlzeitenschwankte in den einzelnen Branchen erheb-lich. Die meisten Erkrankungsfälle sind imtertiären Sektor zu verzeichnen. Während imBaugewerbe und in der Land- und Forstwirt-schaft nur 7% der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufpsychische und Verhaltensstörungen zurück-gingen, ist im Gesundheits- und Sozialwesen,

bei Banken und Versicherungen sowie im Be-reich Erziehung und Unterricht mit jeweils16% der höchste Anteil an den AU-Fällenzu verzeichnen (.Abb. 23.32). Die durch-schnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeitsfällebewegte sich in den einzelnen Branchen zwi-schen 24,5 und 29,9 Tagen (.Abb. 23.44).

Gerade im Dienstleistungsbereich tätigePersonen, wie Beschäftigte im Dialogmarke-ting (28,7 AU-Fälle je 100 Mitglieder) und in

Page 59: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.15 � Krankheitsarten nach Branchen423 23

Fehlzeiten-Report 2020

5,8

6,7

10,4

10,7

10,7

10,8

11,1

11,1

11,8

14,1

15,1

16,1

27,3

25,3

28,6

24,5

26,0

26,6

26,6

27,3

27,6

26,9

29,9

29,9

20 15 10 5 0 5 10 15 20 25 30 35

Land- und Forstwirtschaft

Baugewerbe

Banken/Versicherungen

Dienstleistungen

Metallindustrie

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Verkehr/Transport

Verarbeitendes Gewerbe

Handel

Erziehung und Unterricht

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Gesundheits- und Sozialwesen

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Bund

: 11,

6

Bund

: 27,

1

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.44 Psychische und Verhaltensstörungen nach Branchen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

der Haus-, Familien- und Altenpflege (21 bzw.20,4 AU-Fälle je 100 AOK-Mitglieder), sindverstärkt von psychischen Erkrankungen be-troffen. Psychische Erkrankungen sind dabei inder Regel mit langen Ausfallzeiten verbunden:Im Schnitt fehlt ein Arbeitnehmer 27,1 Ta-ge (.Abb. 23.45). Geschäftsführer/innen undVorstände sind zwar vergleichsweise seltenpsychisch erkrankt, ist dies aber der Fall, dannmit langen Ausfallzeiten (41,2 Fehltage proFall).

Page 60: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

424 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

4,1

4,1

4,6

5,3

5,4

5,6

5,6

5,7

5,9

6,0

16,6

16,7

17,1

17,2

17,7

17,7

18,1

20,4

21,0

28,7

25,7

28,4

24,9

26,6

23,1

22,8

41,2

25,1

24,1

24,6

28,1

30,9

26,6

28,3

26,2

33,1

28,8

30,7

29,7

24,9

30 20 10 0 10 20 30 40

Berufe in der Hochschullehre u. -forschung

Berufe in der Landwirtschaft (ohne Spez.)

Berufe in der technischen Forschungu. Entwicklung (ohne Spez.)

Berufe in der Zimmerei

Berufe im Aus- u. Trockenbau (ohne Spez.)

Berufe im Hochbau (ohne Spez.)

Geschäftsführer/innen u. Vorstände

Berufe in der Land- u. Baumaschinentechnik

Ärzte/Ärztinnen (ohne Spez.)

Berufe in der Fliesen-, Platten-u. Mosaikverlegung

Berufe im Objekt-, Werte- u. Personenschutz

Berufe in der Gesundheits- u.Krankenpflege (ohne Spez.)

Berufe in der Ergotherapie

Berufe in der Kinderbetreuung u. -erziehung

Berufe in der Erziehungswissenschaft

Berufe in der Sozialver-waltung u. -versicherung

Berufe in Heilerziehungs-pflege u. Sonderpädagogik

Berufe in der Altenpflege (ohne Spez.)

Berufe in der Haus- u. Familienpflege

Berufe im Dialogmarketing

Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall

Bund

: 11,

6

Bund

: 27,1

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.45 Psychische und Verhaltensstörungen nach Berufen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

23.16 Langzeitfällenach Krankheitsarten

Langzeit-Arbeitsunfähigkeit mit einer Dauervon mehr als sechs Wochen stellt sowohlfür die Betroffenen als auch für die Unter-nehmen und Krankenkassen eine besondereBelastung dar. Daher kommt der Präventionderjenigen Erkrankungen, die zu langen Aus-

fallzeiten führen, eine spezielle Bedeutung zu(.Abb. 23.46).

Ebenso wie im Arbeitsunfähigkeitsgesche-hen insgesamt spielen auch bei den Langzeit-fällen die Muskel- und Skelett-Erkrankungenund die psychischen und Verhaltensstörungeneine entscheidende Rolle. Auf diese beidenKrankheitsarten gingen 2019 bereits 43% derdurch Langzeitfälle verursachten Fehlzeitenzurück. An dritter Stelle stehen Verletzungen

Page 61: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.16 � Langzeitfälle nach Krankheitsarten425 23

Fehlzeiten-Report 2020

25

26

15

17

15

13

9

9

6

7

5

7

25

21

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Fälle

Tage

Anteil an der Langzeit-Arbeitsunfähigkeit in %

SonstigeNeubildungenHerz/KreislaufFaktoren mit InanspruchnahmeMuskel/Skelett Psyche Verletzungen

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.46 Langzeit-Arbeitsunfähigkeit (> sechs Wochen) der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

Sonstige

Neubildungen

Herz/Kreislauf

Faktoren mit Inanspruchnahme

Muskel/Skelett

Psyche

Verletzungen

26

16

20

24

24

25

25

26

26

27

27

28

30

17

28

27

18

21

13

23

14

19

9

12

14

8

13

10

10

13

10

14

10

14

12

19

14

13

20

9

9

9

8

9

7

9

9

9

8

9

9

8

7

5

5

7

6

9

5

8

6

8

9

7

8

7

9

8

7

7

6

7

6

6

6

7

6

5

21

23

21

23

23

26

21

23

22

23

22

23

21

0 20 40 60 80 100

Alle Branchen

Banken/Versicherungen

Erziehung und Unterricht

Dienstleistungen

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Verkehr/Transport

Gesundheits- und Sozialwesen

Metallindustrie

Handel

Land- und Forstwirtschaft

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Verarbeitendes Gewerbe

Baugewerbe

Anteil an den AU-Tagen mit einer Dauer von >6 Wochen in %Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

.Abb. 23.47 Langzeit-Arbeitsunfähigkeit (> sechs Wochen) der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten und Branchenim Jahr 2019

mit einem Anteil von 13% an den durch Lang-zeitfälle bedingten Fehlzeiten.

Auch in den einzelnen Wirtschaftsabteilun-gen geht die Mehrzahl der durch Langzeitfällebedingten Arbeitsunfähigkeitstage auf die o. g.Krankheitsarten zurück (.Abb. 23.47). DerAnteil der muskuloskelettalen Erkrankungenist im Baugewerbe (30%) am höchsten. Beiden Verletzungen werden die höchsten Werteebenfalls im Baugewerbe (20%) sowie in derLand- und Forstwirtschaft erreicht (19%). Diepsychischen und Verhaltensstörungen verursa-

chen – bezogen auf die Langzeiterkrankungen– die meisten Ausfalltage bei Banken und Ver-sicherungen (28%). Der Anteil der Herz- undKreislauf-Erkrankungen ist im Bereich Ver-kehr und Transport sowie in Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau (9%) am ausgeprägtes-ten.

Page 62: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

426 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

23.17 Krankheitsarten nachDiagnoseuntergruppen

In 7Abschn. 23.16 wurde die Bedeutung derbranchenspezifischen Tätigkeitsschwerpunkteund -belastungen für die Krankheitsarten auf-gezeigt. Doch auch innerhalb der Krankheits-arten zeigen sich Differenzen aufgrund der un-terschiedlichen arbeitsbedingten Belastungen.In .Abb. 23.48, 23.49, 23.50, 23.51, 23.52und 23.53 wird die Verteilung der wichtigs-ten Krankheitsarten nach Diagnoseuntergrup-pen (nach ICD-10) und Branchen dargestellt.

Fehlzeiten-Report 2020

0 20 40 60 80 100

43 27 23 7Alle Branchen

40 30 22 8Land- und Forstwirtschaft

41 27 25 7Verarbeitendes Gewerbe

41 28 24 7Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung41 29 23 7Erziehung und Unterricht

42 29 23 6Baugewerbe

43 26 24 7Handel

43 26 25 6Metallindustrie

43 27 22 8Banken/Versicherungen

43 27 23 7Gesundheits- und Sozialwesen

43 27 23 7Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

45 26 22 7Dienstleistungen

48 24 22 6Verkehr/Transport

Anteil an den AU-Tagen in %Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Sonstige

Wirbelsäule/Rücken

Arthropathien

Weichteilgewebe

. Abb. 23.48 Krankheiten des Muskel- und Skelettsystems und Bindegewebserkrankungen nach Diagnoseunter-gruppen und Branchen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

Page 63: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.17 � Krankheitsarten nach Diagnoseuntergruppen427 23

Fehlzeiten-Report 2020

18

17

17

18

18

18

18

19

19

19

20

20

22

13

16

16

11

13

13

16

10

13

15

9

10

8

13

12

12

15

12

13

12

12

13

10

14

14

13

12

12

12

11

11

12

11

11

12

10

11

11

10

9

9

9

10

9

8

9

10

8

10

8

8

8

35

34

34

35

37

36

34

38

35

36

38

37

39

0 20 40 60 80 100

Alle Branchen

Verarbeitendes Gewerbe

Metallindustrie

Verkehr/Transport

Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Dienstleistungen

Baugewerbe

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Handel

Land- und Forstwirtschaft

Erziehung und Unterricht

Gesundheits- und Sozialwesen

Banken/Versicherungen

Anteil an den AU-Tagen in %

Sonstige

Schulter/Oberarm

Rumpf/Extremitäten

Knie/Unterschenkel

Hand/Handgelenk

Knöchel/Fuß

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

.Abb.23.49 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen nach Diagnoseuntergruppenund Branchen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Sonstige

Akute Infektionobere Atemwege

Chron. Krankheiten untere Atemwege

Sonst. akute Infektionuntere Atemwege

Sonst. Krankheitenobere Atemwege

0 20 40 60 80 100

57 14 10 7 12Alle Branchen50 17 11 7 15Land- und Forstwirtschaft53 15 10 7 15Baugewerbe53 17 11 7 12Verkehr/Transport53 17 11 7 12Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau55 15 11 7 12Verarbeitendes Gewerbe57 14 10 7 12Metallindustrie58 14 10 7 11Gesundheits- und Sozialwesen58 14 10 7 11Dienstleistungen59 13 10 7 11Handel59 14 10 7 10Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung62 11 9 8 10Erziehung und Unterricht64 10 9 8 9Banken/Versicherungen

Anteil an den AU-Tagen in %

. Abb. 23.50 Krankheiten des Atmungssystems nach Diagnoseuntergruppen und Branchen im Jahr 2019,AOK-Mitglieder

Page 64: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

428 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Anteil an den AU-Tagen in %

20

17

17

18

18

19

19

20

20

20

20

20

22

17

11

14

14

15

16

17

15

18

18

19

20

17

17

15

20

18

18

18

18

20

17

17

18

17

17

14

15

14

14

14

14

16

12

14

15

19

16

14

13

18

15

19

17

16

10

15

12

9

7

7

11

19

24

20

17

18

17

20

18

19

21

17

20

19

0 20 40 60 80 100

Alle Branchen

Land- und ForstwirtschaftEnergie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

Baugewerbe

Metallindustrie

Verarbeitendes Gewerbe

Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

Verkehr/Transport

Handel

Gesundheits- und Sozialwesen

Banken/Versicherungen

Erziehung und Unterricht

Dienstleistungen

Sonstige

Hernien

Mundhöhle/Speicheldrüsen/Kiefer

Ösophagus/Magen/DuodenumNichtinfektiöse Enteritis/KolitisSonstige Krank-heiten des Darmes

. Abb. 23.51 Krankheiten des Verdauungssystems nach Diagnoseuntergruppen und Branchen im Jahr 2019,AOK-Mitglieder

Fehlzeiten-Report 2020

0 20 40 60 80 100

29 18 16 12 25Alle Branchen25 23 18 12 22Baugewerbe28 17 16 12 27Handel28 17 19 12 24Land- und Forstwirtschaft28 19 16 12 25Verarbeitendes Gewerbe28 21 16 11 24Metallindustrie28 22 17 11 22Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau28 23 16 13 20Verkehr/Transport29 17 15 12 27Dienstleistungen30 13 15 14 28Banken/Versicherungen30 15 16 11 28Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung32 13 15 12 28Erziehung und Unterricht33 12 15 11 29Gesundheits- und Sozialwesen

Anteil an den AU-Tagen in %Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Sonstige

Hypertonie

IschämischeHerzkrankheitenSonstige HerzkrankheitenZerebrovaskuläreKrankheiten

. Abb. 23.52 Krankheiten des Kreislaufsystems nach Diagnoseuntergruppen und Branchen im Jahr 2019,AOK-Mitglieder

Page 65: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.18 � Burnout-bedingte Fehlzeiten429 23

Fehlzeiten-Report 2020

0 20 40 60 80 100

47 41 5 2 5Alle Branchen

43 37 12 2 6Baugewerbe

43 40 9 2 6Land- und Forstwirtschaft

44 41 7 2 6Metallindustrie

46 39 8 2 5Energie/Wasser/Entsorgung/Bergbau

46 41 6 2 5Verarbeitendes Gewerbe

47 39 5 2 7Dienstleistungen

47 42 32 6Öffentl. Verwaltung/Sozialversicherung

48 38 6 2 6Verkehr/Transport

48 42 32 5Gesundheits- und Sozialwesen

48 42 32 5Erziehung und Unterricht

48 43 32 4Banken/Versicherungen

49 40 4 2 5Handel

Anteil an den AU-Tagen in %Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Sonstige

Neurotische/Belastungs-/somatoformeStörungenAffektiveStörungenPsych./Ver-haltensstörungendurch psychotr.SubstanzenPersönlichkeits-und Verhaltens-störungen

. Abb. 23.53 Psychische und Verhaltensstörungen nach Diagnoseuntergruppen und Branchen im Jahr 2019,AOK-Mitglieder

23.18 Burnout-bedingteFehlzeiten

Im Zusammenhang mit psychischen Erkran-kungen ist in der öffentlichen Wahrnehmungund Diskussion in den letzten Jahren zuneh-mend die Diagnose Burnout in den Vorder-grund getreten. Unter Burnout wird ein Zu-stand physischer und psychischer Erschöpfungverstanden, der in der ICD-10-Klassifikationunter der Diagnosegruppe Z73 „Problememit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Le-bensbewältigung“ in der HauptdiagnosegruppeZ00–Z99 „Faktoren, die den Gesundheitszu-stand beeinflussen und zur Inanspruchnahmedes Gesundheitswesens führen“ eingeordnetist. Burnout ist daher von den Ärzten nichtals eigenständige Arbeitsunfähigkeit auslösen-de psychische Erkrankung in der ICD-Gruppeder psychischen und Verhaltensstörungen zukodieren. Es ist jedoch möglich, diese als Zu-satzinformation anzugeben.

Zwischen 2010 und 2019 haben sich dieArbeitsunfähigkeitstage aufgrund der Diagno-

segruppe Z73 je 1.000 AOK-Mitglieder von72,3 Tagen auf 129,8 Tage um fast das Dop-pelte erhöht (.Abb. 23.54). Im Jahr 2019stieg ihre Zahl im Vergleich zum Vorjahr um9,3 Tage an. Alters- und geschlechtsbereinigthochgerechnet auf die mehr als 39 Mio. ge-setzlich krankenversicherten Beschäftigten be-deutet dies, dass ca. 185.000 Menschen mitinsgesamt 4,3 Mio. Fehltagen im Jahr 2019wegen eines Burnouts krankgeschrieben wur-den.

Zwischen den Geschlechtern zeigen sichdeutliche Unterschiede: Frauen sind aufgrundeines Burnouts fast doppelt so lange krankge-schrieben. Im Jahr 2019 entfielen auf Frauen168,9 Ausfalltage je 1.000 AOK-Mitglieder,auf Männer hingegen nur 98,7 Tage. SowohlFrauen als auch Männer sind am häufigstenzwischen dem 60. und 64. Lebensjahr von ei-nem Burnout betroffen. Weiterhin zeigt sich,dass mit zunehmendem Alter das Risiko ei-ner Krankmeldung infolge eines Burnouts zu-nimmt (.Abb. 23.55).

Bei den Auswertungen nach Tätigkeitenzeigt sich, dass vor allem Angehörige kun-

Page 66: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

430 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

72,3

96,992,2

87,6

100,0 101,6109,9

116,7120,5

129,8

4,0

4,84,5 4,4

5,1 5,15,3

5,55,7

5,9

0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

110

120

130

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

AU-Tage je 1.000 AOK-Mitglieder

AU-Tage je1.000 AOK-Mitglieder

AU-Fälle je 1.000 AOK-Mitglieder

AU-Fälle je1.000 AOK-Mitglieder

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.54 AU-Tage und -Fälle der Diagnosegruppe Z73 in den Jahren 2010–2019 je 1.000 AOK-Mitglieder

denorientierter und erzieherischer Berufe, beidenen ständig eine helfende oder beratendeHaltung gegenüber anderen Menschen gefor-dert ist, von einem Burnout betroffen sind..Abb. 23.56 zeigt diejenigen Berufe, in de-nen am häufigsten die Diagnose Z73 gestelltwurde. So führt die Berufsgruppe Dialogmar-keting mit 324,6 Arbeitsunfähigkeitstagen je1.000 AOK-Mitglieder die Liste an. An zwei-ter Stelle stehen Aufsichts- und Führungskräfteim Verkauf mit 323,6 AU-Tagen. An dritterStelle folgen die Berufe in der Altenpflege mit290,8 Arbeitsunfähigkeitstagen je 1.000 AOK-Mitglieder.

Page 67: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.18 � Burnout-bedingte Fehlzeiten431 23

Fehlzeiten-Report 2020

61,7

101,7

125,9

140,9

161,7169,5

187,2196,6

211,7

256,1

26,9

54,0

73,284,7

99,7 102,7 103,2112,0

122,1

176,6

0

50

100

150

200

250

300

15–19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64

AU-Tage je 1.000 AOK-Mitglieder

Frauen MännerQuelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.55 Tage der Arbeitsunfähigkeit der Diagnosegruppe Z73 je 1.000 AOK-Mitglieder nach Alter undGeschlecht im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

233,4

239,8

240,1

246,6

264,2

279,7

285,4

290,8

323,6

324,6

30,5

26,4

24,9

41,3

28,1

25,1

29,9

25,3

39,3

20,4

350 300 250 200 150 100 50 0 50

Lehrkräfte in der Sekundarstufe

Berufe in der Sozialarbeitu. Sozialpädagogik

Berufe in der Fachkrankenpflege

Führungskräfte - Einkauf u. Vertrieb

Berufe in Heilerziehungs-pflege u. Sonderpädagogik

Berufe in der Haus- u. Familienpflege

Berufe in der Sozialver-waltung u. -versicherung

Berufe in der Altenpflege (ohne Spez.)

Aufsichts-/Führungskr. - Verkauf

Berufe im Dialogmarketing

AU-Tage je 1.000 AOK-Mitglieder Tage je Fall

. Abb. 23.56 AU-Tage und AU-Tage je Fall der Diagnosegruppe Z73 nach Berufen im Jahr 2019, AOK-Mitglieder

Page 68: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

432 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

23.19 Arbeitsunfähigkeitennach Städten 2019

Analysiert man die 50 einwohnerstärkstenStädte in Deutschland nach der Dauer derArbeitsunfähigkeit, ergeben sich deutliche Un-terschiede. Danach sind die Arbeitnehmer ausHagen durchschnittlich 25,3 Tage im Jahrkrankgeschrieben und liegen damit an der Spit-ze aller deutschen Großstädte. Im Vergleichist damit die Zahl der Fehltage von erwerbs-tätigen AOK-Mitgliedern, die in Hagen woh-nen, im Durchschnitt 5,5 Tage höher als imBund (19,8 Tage). Die wenigsten Fehltageweisen Beschäftigte in München aus: Diesefielen 2019 durchschnittlich 11,2 Tage we-niger krankheitsbedingt am Arbeitsplatz aus(14,1 Fehltage) als Erwerbstätige aus Hagen(.Abb. 23.57).

Die Anzahl der Fehltage ist abhängig voneiner Vielzahl von Faktoren. Nicht nur die Artder Krankheit, sondern auch das Alter, das Ge-schlecht, die Branchenzugehörigkeit und vorallem die ausgeübte Tätigkeit der Beschäftig-ten haben einen Einfluss auf die Krankheits-häufigkeit und -dauer. So weisen beispielswei-se Berufe mit hohen körperlichen Arbeitsbe-lastungen wie Berufe in der Ver- und Entsor-gung, in der industriellen Gießerei, aber auchBus- und Straßenbahnfahrer oder Altenpfle-ger deutlich höhere Ausfallzeiten auf. Setztsich die Belegschaft aus mehr Akademikernzusammen, die dann auch noch insbesonde-re in den Branchen Banken und Versicherun-gen, Handel oder Dienstleistungen tätig sind,werden im Schnitt deutlich geringere Aus-fallzeiten erreicht. In diesem Zusammenhangist zu sehen, dass klassische Industriestädtemit geringerem Akademikeranteil wie Hagenund Herne deutlich mehr Fehlzeiten aufweisenals Städte mit einem höheren Akademikeran-teil. So liegen beispielsweise Bewohner derStadt Freiburg mit durchschnittlich 14,9 Fehl-tagen im Jahr 2019 um 10,4 Tage unterhalbder durchschnittlichen Anzahl der Fehltageder in Hagen Beschäftigten. Dies liegt u. a.daran, dass Freiburg als Wissenschaftsstand-

ort eine günstigere Tätigkeitsstruktur aufweist,insbesondere was die körperlichen Belastun-gen betrifft. Von den 50 einwohnerstärkstenStädten in Deutschland arbeiten hier die meis-ten Hochschullehrer und Dozenten und dies istdie Berufsgruppe mit den geringsten Arbeits-unfähigkeitstagen überhaupt (.Abb. 23.18).Auch arbeiten in Freiburg vergleichsweise we-niger Beschäftigte in der Metallindustrie oderim Baugewerbe als beispielsweise in Hagen.Dies sind Branchen, in denen Beschäftigte kör-perlich stärker beansprucht werden und damitauch eher krankheitsbedingt ausfallen. Ähn-lich sieht es in München, der Stadt mit dengeringsten Fehlzeiten, aus. Dort arbeiten bei-spielsweise viermal so viele Beschäftigte inder Branche Banken und Versicherungen unddeutlich weniger im verarbeitenden Gewerbeals in Hagen. Auch ist der Akademikeranteilder Beschäftigten in München besonders hoch:Von den einwohnerstärksten deutschen Städtenhat München mit 33,5% den höchsten Aka-demikeranteil unter den Beschäftigten, gefolgtvon Stuttgart (30,5%). In Gelsenkirchen liegtder Anteil bei nur 10,5% (vgl. HWWI/Beren-berg-Städteranking 2019).

Unterschiede zwischen den Städten zeigensich auch bei den Gründen einer Arbeitsun-fähigkeit. In Hagen, dem Spitzenreiter nachFehlzeiten, entfallen 10,5% der Arbeitsunfä-higkeitstage auf psychische Erkrankungen. Einhäufiger Grund für Fehltage sind dort vor allemMuskel- und Skelett-Erkrankungen; auf die-se Erkrankungsart entfallen in Hagen rund einViertel aller Fehltage (24,5%) und damit mehrals doppelt so viele wie auf psychische Erkran-kungen. Insbesondere die Städte im Ruhrgebietweisen einen überdurchschnittlichen Anteil anFehltagen aufgrund von Muskel- und Ske-lett-Erkrankungen aus, was als ein Hinweisbetrachtet werden kann, dass hier mehr Beru-fe mit schwerer körperlicher Arbeit ausgeübtwerden. Obwohl Freiburg nach München diegeringsten Fehlzeiten im Ranking aufweist,wird hier jedoch der Spitzenplatz bei den psy-chischen Erkrankungen belegt: Knapp jedersechste Fehltag der Beschäftigten in Freiburg(16,5%) wird durch eine psychische Krankheit

Page 69: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.19 � Arbeitsunfähigkeiten nach Städten 2019433 23

Fehlzeiten-Report 2020

25,3

23,0

22,9

22,8

22,4

22,0

21,7

21,7

21,7

21,5

21,3

21,2

21,2

21,1

20,3

20,3

20,2

19,9

19,7

19,3

19,3

19,3

19,3

19,3

19,3

19,1

19,1

19,0

18,9

18,8

18,6

18,4

18,2

18,2

17,9

17,8

17,8

17,8

17,3

17,2

17,1

16,8

16,8

16,7

16,7

15,9

15,7

15,6

14,9

14,1

0 5 10 15 20 25 30HagenHammHerne

SolingenGelsenkirchen

MönchengladbachWuppertal

BochumKrefeld

DuisburgMannheim

LübeckDortmund

OberhausenEssen

BielefeldMülheim

KielWiesbaden

AachenHannover

HalleChemnitz

ErfurtLeverkusenOldenburg

KasselLeipzig

MagdeburgSaarbrücken

BraunschweigOsnabrück

BerlinMünster

DüsseldorfRostock

FrankfurtStuttgart

KarlsruheBremen

NürnbergAugsburg

LudwigshafenKöln

DresdenBonn

HamburgMainz

FreiburgMünchen

AU-Tage je AOK-Mitglied

Bund

: 19,

8

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

.Abb. 23.57 Arbeitsunfähigkeitstage je AOK-Mitglied im Jahr 2019 in den 50 einwohnerstärksten deutschen Städten

Page 70: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

434 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

10,3

12,9

14,2

13,2

14,6

14,9

13,0

12,6

12,4

13,0

15,7

11,7

12,2

14,3

12,5

14,4

15,2

13,5

16,2

15,4

14,1

13,5

13,3

13,1

14,2

12,3

14,4

13,7

13,5

12,3

11,5

13,4

12,5

14,5

13,8

13,1

12,4

12,1

13,3

13,5

12,3

12,1

15,6

14,1

12,2

16,2

10,6

16,5

14,9

8 12 16

Psychische ErkrankungenAnteil an allen AU-Tagen in %

24,5

25,4

24,2

21,5

24,7

21,8

20,5

22,7

22,2

22,3

21,9

21,2

24,3

22,7

22,1

22,5

21,1

23,7

22,7

21,1

20,8

19,3

18,8

18,5

21,3

19,6

21,6

19,1

20,0

18,6

22,6

23,6

20,5

21,0

19,8

20,9

20,9

21,2

21,1

21,3

21,5

23,3

22,1

20,3

18,2

21,3

21,0

23,3

20,2

21,3

15 20 25 30

Muskel-Skelett-ErkrankungenAnteil an allen AU-Tagen in %

Bund

: 11,

9 %

Bund

: 22,

4 %

HagenHammHerne

SolingenGelsenkirchen

MönchengladbachWuppertal

BochumKrefeld

DuisburgMannheim

LübeckDortmund

OberhausenEssen

BielefeldMülheim

KielWiesbaden

AachenHannover

HalleChemnitz

ErfurtLeverkusenOldenburg

KasselLeipzig

MagdeburgSaarbrücken

BraunschweigOsnabrück

BerlinMünster

DüsseldorfRostock

FrankfurtStuttgart

KarlsruheBremen

NürnbergAugsburg

LudwigshafenKöln

DresdenBonn

HamburgMainz

FreiburgMünchen

HagenHammHerne

SolingenGelsenkirchen

MönchengladbachWuppertal

BochumKrefeld

DuisburgMannheim

LübeckDortmund

OberhausenEssen

BielefeldMülheim

KielWiesbaden

AachenHannover

HalleChemnitz

ErfurtLeverkusenOldenburg

KasselLeipzig

MagdeburgSaarbrücken

BraunschweigOsnabrück

BerlinMünster

DüsseldorfRostock

FrankfurtStuttgart

KarlsruheBremen

NürnbergAugsburg

LudwigshafenKöln

DresdenBonn

HamburgMainz

FreiburgMünchen

. Abb. 23.57 (Fortsetzung)

Page 71: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.20 � Inanspruchnahme von Krankengeld bei Erkrankung des Kindes435 23

begründet. Der Bundesdurchschnitt liegt hierim Vergleich bei 11,9%.

23.20 Inanspruchnahmevon Krankengeldbei Erkrankung des Kindes

Die Erkrankung eines Kindes stellt für vieleberufstätige Eltern und insbesondere für Al-leinerziehende häufig einen belastenden Ver-sorgungsengpass dar. Kann die Betreuungdes kranken Kindes nicht durch Angehöri-ge oder Betreuungspersonal sichergestellt wer-den, bleibt oft nur die Inanspruchnahme dergesetzlichen Freistellung von der Arbeit. InDeutschland bietet der gesetzliche Anspruchauf Freistellung den erwerbstätigen Eltern dieMöglichkeit, ihr erkranktes Kind zu Hause zuversorgen, ohne finanzielle Verluste zu erlei-den. Die Basis für die Freistellungsmöglichkeiteines Elternteils bei der Erkrankung eines Kin-des bildet § 45 des SGB V (Krankengeld beiErkrankung des Kindes). Soweit das Kind das12. Lebensjahr noch nicht vollendet hat oderbehindert und auf Hilfe angewiesen ist, keineandere pflegende Person im Haushalt bereit-steht und sowohl das Kind als auch der El-ternteil gesetzlich krankenversichert sind, be-steht seitens des Versicherten der Anspruch aufZahlung von Kinderpflegekrankengeld (KKG).Als weitere Voraussetzung muss ein ärztli-ches Attest zur notwendigen Pflege des Kindes

. Tabelle 23.9 Krankenstandskennzahlen der AOK-Mitglieder zum Kinderpflegekrankengeld im Jahr 2019

Geschlecht AOK-Mitgliedermit mind.1 KKG-Fall

Anteil anallen AOK-Mitgliedern

Anteil derKKG-Fällean allenAU-Fällen

Anteil derKKG-Tagean allenAU-Tagen

KKG-Fälle:Tage je Fall

AU-Fälleje 100 Mit-glieder

AU-Tageje 100 Mit-glieder

Männer 142.169 1,7 2,5 0,5 2,2 4,1 9,2

Frauen 329.005 5,3 8,0 1,6 2,3 14,7 33,8

Gesamt 471.174 3,3 5,0 1,0 2,3 8,8 20,1

Geschlecht AOK-Mitgliedermit mind.1 KKG-Fall

Anteil anallen AOK-Mitgliedern

Anteil derKKG-Fällean allenAU-Fällen

Anteil derKKG-Tagean allenAU-Tagen

KKG-Fälle:Tage je Fall

AU-Fälleje 100 Mit-glieder

AU-Tageje 100 Mit-glieder

Männer 142.169 1,7 2,5 0,5 2,2 4,1 9,2

Frauen 329.005 5,3 8,0 1,6 2,3 14,7 33,8

Gesamt 471.174 3,3 5,0 1,0 2,3 8,8 20,1

Fehlzeiten-Report 2020

vorliegen. Für die Auszahlung durch die Kran-kenkasse muss zudem ein Formular ausgefülltwerden.

Der gesetzliche Anspruch auf die Befrei-ung von zehn Arbeitstagen kann für jedes Kindgeltend gemacht werden – maximal bis zu25 Arbeitstage je Elternteil und Kalenderjahr.Alleinerziehende Eltern haben einen Anspruchvon 20 Arbeitstagen pro Kind, wobei 50 Ar-beitstage nicht überschritten werden dürfen.Für schwerstkranke Kinder, die nach ärztli-chem Zeugnis nur noch eine Lebenserwartungvon Wochen oder wenigen Monaten haben,ist das KKG zeitlich unbegrenzt. Das KKGwird laut § 45 SGB V nach dem währendder Freistellung ausgefallenen Nettoarbeitsent-gelt berechnet (ähnlich wie die Entgeltfortzah-lung im Krankheitsfall). Das Brutto-Kranken-geld beträgt 90% des Nettoarbeitsentgelts; esdarf 70% der Beitragsbemessungsgrenze nach§ 223 Absatz 3 nicht überschreiten.

Im Jahr 2019 nahmen 3,3% aller AOK-Mitglieder KKG in Anspruch. Somit habenvon den 14,4 Mio. erwerbstätigen AOK-Mit-gliedern 471.174 mindestens einmal KKG inAnspruch genommen. Der Anteil der KKG-Fälle an allen Arbeitsunfähigkeitsfällen betrug5%. Durchschnittlich fehlte jedes erwerbstä-tige AOK-Mitglied, das KKG in Anspruchgenommen hat, wegen der Betreuung seines er-krankten Kindes pro Fall 2,3 Kalendertage. ImDurchschnitt werden die gesetzlich zustehen-den Freistellungstage von den erwerbstätigenEltern bei Weitem nicht ausgeschöpft.

Page 72: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

436 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

1,92,1 2,1

2,4

2,8 2,83,1

3,33,33,6 3,7

4,0

4,54,7

5,2 5,3

0,8

1,0 1,01,2

1,4 1,41,6 1,7

0

1

2

3

4

5

6

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019Anteil der AOK-Mitglieder in %

GesamtFrauen Männer

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.58 Anteile der AOK-Mitglieder mit mindestens einem Kinderpflegekrankengeldfall an allenAOK-Mitgliedern in den Jahren 2012 bis 2019 nach Geschlecht

Männer nehmen weniger häufig KKG inAnspruch als Frauen: 1,7% aller männlichenAOK-Mitglieder haben 2019 mindestens ein-mal KKG in Anspruch genommen, bei denFrauen waren es mit 5,3% mehr als dreimalso viele (.Tab. 23.9). Nach wie vor sindes zwar vor allem die Mütter, die ihr kran-kes Kind pflegen, jedoch steigt der Anteil derMänner an allen AOK-Mitgliedern, die KKGbeanspruchen, seit 2012 kontinuierlich an: Von25 auf über 30% im Jahr 2019. Der Anteilbei beiden Geschlechtern mit Inanspruchnah-me von KKG ist im Vergleich der letzten sie-ben Jahre deutlich angestiegen: bei Männernvon 0,8 auf 1,7%, bei Frauen von 3,3 auf 5,3%(.Abb. 23.58).

Betrachtet man die Inanspruchnahme desKKG nach Alter, zeigt sich, dass die meis-ten KKG-Fälle in die Altersgruppe der 30-bis 39-Jährigen fallen, wobei Frauen deutlichmehr KKG in Anspruch nehmen als Män-ner. In der Altersgruppe der 35- bis 39-Jäh-

rigen weisen sowohl Frauen mit 42,3 Fällenje 100 Versichertenjahre als auch Männer mit11,7 Fällen je 100 Versichertenjahre die meis-ten KKG-Fälle auf. Die Länge der Fehlzeitenunterscheidet sich kaum zwischen den Ge-schlechtern (.Abb. 23.59).

Eine Differenzierung der KKG-Fälle nachFalldauerklassen zeigt, dass die Mehrheit derFälle nur ein (39,6%) oder zwei (27,3%) Tageandauerten. Lediglich 2,5% aller KKG-Fäl-le erstreckten sich über mehr als fünf Tage(.Abb. 23.60).

Unter Berücksichtigung des Bildungsstan-des haben im Jahr 2019 am häufigsten AOK-Mitglieder mit einem Hochschulabschluss (Di-plom/Magister/Master/Staatsexamen) mindes-tens einmal KKG in Anspruch genommen(6,5% aller AOK-Mitglieder innerhalb die-ses Bildungsstandes). Am wenigsten habenBeschäftigte ohne berufliche Ausbildung dasKKG in Anspruch genommen (1,4%). Es zeigtsich, dass in der Tendenz mit der Höhe des

Page 73: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.20 � Inanspruchnahme von Krankengeld bei Erkrankung des Kindes437 23

Fehlzeiten-Report 2020

0,0 0,1 0,32,5 2,5

15,5

8,7

39,8

11,7

42,3

8,0

23,3

3,36,2

1,0 1,0 0,3 0,20,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

15–19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59

AU-Fälle je 100 Mitglieder, Männer AU-Fälle je 100 Mitglieder, FrauenTage je Fall, FrauenTage je Fall, Männer

Altersgruppen in Jahren

AU-F

älle

Tage

je F

all

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.59 Kinderpflegekrankengeldfälle nach Anzahl und Dauer der Arbeitsunfähigkeit, AOK-Mitglieder im Jahr2019 nach Altersgruppen

Ausbildungsabschlusses die Inanspruchnahmedes KKG steigt (.Abb. 23.61).

Wird der Anteil der Mitglieder mit Inan-spruchnahme von KKG in Bezug zur gesam-ten AOK-Mitgliedschaft des jeweiligen Landesin Bezug gesetzt, zeigt sich, dass besondersVersicherte aus Ostdeutschland die Möglich-keit zur Betreuung des kranken Kindes inAnspruch nehmen. Die Werte für die KKG-Inanspruchnahme lagen mit 10,1% in Sachsenund 9,4% in Thüringen besonders hoch unddeutlich über dem Bundesdurchschnitt (3,3%)und den Anteilswerten in Westdeutschland(.Abb. 23.62). Dies könnte unter anderemdamit zusammenhängen, dass Mütter in denneuen Bundesländern früher in den Beruf zu-rückkehren als in den alten Bundesländern undauch insgesamt häufiger erwerbstätig sind alsMütter in Westdeutschland, bei denen der Be-rufseinstieg in mehreren längeren Phasen er-folgt. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit

für Mütter in Ostdeutschland, Kinderpflege-krankengeld in Anspruch nehmen zu müssen.So liegt die Vollzeitquote von erwerbstätigenMüttern im Westen bei insgesamt nur 25%, imOsten ist sie dagegen mit 50,7% doppelt sohoch (Statistisches Bundesamt 2015). Eltern,die Vollzeit arbeiten, müssen vermutlich eherzu Hause bleiben, um ihr krankes Kind zu ver-sorgen, als Eltern, die Teilzeit arbeiten und soeine nur kurzzeitige alternative Betreuung or-ganisieren müssen.

Page 74: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

438 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

0,3

0,2

0,2

0,5

0,5

0,8

7,1

7,0

16,6

27,3

39,6

mehr als 10 Tage

10 Tage

9 Tage

8 Tage

7 Tage

6 Tage

5 Tage

4 Tage

3 Tage

2 Tage

1 Tag

0 5 10 15 20Anteil in %

25 30 35 40

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.60 Kinderpflegekrankengeldfälle nach Dauer, AOK-Mitglieder im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

1,4

1,7

4,4

4,5

4,8

5,5

6,5

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0

ohne beruflichen Ausbildungsabschluss

Abschluss unbekannt

Bachelor

Abschluss einer anerkannten Berufsausbildung

Meister-/Techniker oder gleichwertig

Promotion

Diplom/Magister/Master/Staatsexamen

Anteil der Mitglieder in %Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.61 Anteile der AOK-Mitglieder mit mind. einem Kinderpflegekrankengeldfall an allen AOK-Mitgliedernin der jeweiligen Personengruppe nach Bildungsstand im Jahr 2019

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23.21 � Im Fokus: Rückenschmerzen439 23

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Fehlzeiten-Report 2020

1,9

2,0

2,0

2,1

2,2

2,2

2,3

2,3

2,3

2,7

2,8

5,4

6,1

7,0

9,4

10,1

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Saarland

Rheinland-Pfalz

Nordrhein-Westfalen

Hessen

Baden-Württemberg

Bayern

Schleswig-Holstein

Bremen

Hamburg

Berlin

Niedersachsen

Brandenburg

Mecklenburg-Vorpommern

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Sachsen

Bund

: 3,3

. Abb. 23.62 Anteil der Mitglieder mit mind. einem Kinderpflegekrankengeldfall an allen AOK-Mitgliedern nachBundesländern im Jahr 2019

23.21 Im Fokus: Rückenschmerzen

Ein Blick auf die Fehlzeiten zeigt, dass diemeisten Fehltage auf Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems zurückzuführen sind: 22,4%aller Fehltage entfallen auf diese Diagnose-gruppe (.Abb. 23.63). Treiber bei den Mus-kel- und Skelett-Erkrankungen sind vor allemRückenschmerzen (ICD M54). Doch wer isthiervon besonders betroffen?

Fast jedes zehnte AOK-Mitglied war imJahre 2019 aufgrund von Rückenschmerz min-destens einmal arbeitsunfähig (9,4% allerAOK-Mitglieder). 2019 fehlten die erwerbs-

fähigen AOK-Mitglieder insgesamt 214 Mio.Tage, 21 Mio. Fehltage entfielen dabei al-lein auf die Diagnose Rückenschmerzen. Da-mit war diese Einzeldiagnose der häufigsteGrund, im Betrieb arbeitsunfähig zu fehlen.Im Jahr 2019 hat jedes AOK-Mitglied be-dingt durch Rückenschmerzen durchschnitt-lich zwei Tage im Betrieb gefehlt. Damitliegt diese Erkrankung noch vor der klassi-schen Erkältung (1,4 Fehltage pro AOK-Mit-glied).

Die Art der Tätigkeit spielt bei der Diagno-se eine wesentliche Rolle: Betroffen sind vorallem Beschäftigte mit körperlich stark belas-tenden Tätigkeiten. An der Spitze stehen Beru-

Page 76: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23

440 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

Fehlzeiten-Report 2020

0,2

0,3

0,4

0,4

0,4

0,4

0,5

0,5

0,5

0,5

3,3

3,3

3,4

3,4

3,6

3,7

3,7

3,7

3,8

4,0

0 1,0 2,0 3,0 4,0

Berufe in der Hochschullehre und -forschung

Berufe in der Softwareentwicklung

Berufe im Controlling

Berufe in der technischen Forschungund Entwicklung (ohne Spezialisierung)

Berufe in Werbung und Marketing

Ärzte/Ärztinnen (ohne Spezialisierung)

Berufe in der Informatik (ohne Spezialisierung)

Berufe in der Steuerberatung

Berufe in der IT-Anwendungsberatung

Assistenzkräfte in Rechts-anwaltskanzlei und Notariat

Berufe in der Textilreinigung

Berufe im Tiefbau (ohne Spezialisierung)

Berufe in der Papierverarbei-tung und Verpackungstechnik

Berufe in der Metalloberflächen-behandlung (ohne Spezialisierung)

Berufe in der industriellen Gießerei

Straßen- und Tunnelwärter/innen

Bus- und Straßenbahnfahrer/innen

Berufe in der spanlosen Metallbearbeitung

Kranführer/innen, Aufzugsmaschinisten,Bedienung verwandter Hebeeinrichtungen

Berufe in der Ver- und Entsorgung(ohne Spezialisierung)

AU-Tage je AOK-Mitglied

Bund

: 2,0

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.63 Zehn Berufsgruppen mit den höchsten und niedrigsten Fehlzeiten je AOK-Mitglied aufgrund vonRückenschmerzen (ICD M54) im Jahr 2019; berücksichtigt wurden alle Berufe, deren Anzahl mindestens 0,1% derAOK-Mitglieder aufweisen

fe in der Ver- und Entsorgung (durchschnittlich4,0 Fehltage pro AOK-Mitglied) und Kranfüh-rer/innen (3,8 Fehltage), gefolgt von Berufenin der spanlosen Metallbearbeitung (3,7 Fehl-tage). Die niedrigsten Fehlzeiten aufgrund vonRückenschmerzen hatten Berufe in der Hoch-schullehre und -forschung mit durchschnittlich

lediglich 0,2 Fehltagen, gefolgt von den Beru-fen in der Softwareentwicklung mit 0,3 Fehlta-gen.

Neben der beruflichen Tätigkeit spielenauch Alter und Geschlecht eine Rolle bei denrückenschmerzbedingten Fehlzeiten. Zum ei-nen werden körperlich stark beanspruchende

Page 77: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

23.21 � Im Fokus: Rückenschmerzen441 23

Fehlzeiten-Report 2020

0,40,7

0,9 1,01,3

1,72,1

2,42,8

3,6

0,5

0,91,2

1,41,7

2,02,3

2,6

3,3

4,4

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

5,0

bis 19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 ≥60

AU-Tage je AOK-Mitglied Frauen AU-Tage je AOK-Mitglied Männer

Altersgruppen in JahrenQuelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

. Abb. 23.64 Arbeitsunfähigkeitstage je AOK-Mitglied aufgrund von Rückenschmerzen (ICD M54) im Jahr 2019nach Alter und Geschlecht

Tätigkeiten vor allem von Männern ausgeübt.So sind Männer in allen Altersgruppen syste-matisch mehr von Rückenschmerzen betroffenals Frauen. So lassen sich Männer auch häu-figer wegen Rückenschmerzen arbeitsunfähigschreiben als Frauen (18,3 zu 13,4 Arbeitsun-fähigkeitsfälle je 100 AOK-Mitglieder). Zumanderen steigen Rückenbeschwerden prinzipi-ell mit dem Alter an. Besonders Männer über60 Jahre sind stark betroffen: Hier liegen dieFehltage um 22% höher als bei den Frau-en (4,4 zu 3,6 Fehltagen pro AOK-Mitglied)(.Abb. 23.64).

Die Fehlzeiten aufgrund von Rücken-schmerzen verteilen sich regional sehr un-terschiedlich. So fehlen die AOK-Mitgliederin Brandenburg am längsten (durchschnittlich2,4 Fehltage), gefolgt von Mecklenburg-Vor-pommern (2,3 Fehltage); am wenigsten be-troffen sind die Beschäftigten in Hamburg(1,6 Fehltage) und Bayern (1,7 Fehltage). Diemeisten Krankschreibungen aufgrund von Rü-ckenschmerzen gibt es in Hessen (19,3 Ar-beitsunfähigkeitsfälle je 100 Versichertenjah-re). Werden die Alters- und Geschlechtsstruk-turen und die Verteilung der beruflichen Tätig-

keiten standardisiert – also nach der bundes-weiten Verteilung der Beschäftigten gewich-tet –, ergeben sich deutliche Unterschiede zuden beobachteten Kennwerten. So rutscht bei-spielsweise das Bundesland Berlin mit durch-schnittlich 2,0 Fehltagen je AOK-Mitglied aufden zweiten Platz bei den auffälligen Bun-desländern. Dies zeigt, dass dem Alter, demGeschlecht und der beruflichen Tätigkeit ei-ne wichtige Erklärungskraft beim Aufkommenvon Rückenschmerzen bei den Beschäftigtenzukommt (.Tab. 23.10).

Beim Vergleich der mehr als 400 Krei-se Deutschlands zeigt sich: Beschäftigte, diein den Städten Gelsenkirchen und Offen-bach am Main wohnen, haben deutschland-weit die meisten Fehltage aufgrund von Rü-ckenschmerzen (3,4 und 3,3 Fehltage proAOK-Mitglied). Beschäftigte aus den baye-rischen Landkreisen Garmisch-Partenkirchenoder Oberallgäu sind vergleichsweise we-nig von Rückenschmerzen betroffen (1,0 und1,1 Fehltage) (.Abb. 23.65).

Den Rücken gesund zu erhalten ist ei-ne wichtige Aufgabe der Betrieblichen Ge-sundheitsförderung. Hier können Betriebe mit

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23

442 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

zielgenauen Präventionsmaßnahmen wie Rü-ckenschulen oder Bewegungspausen für dieBeschäftigten gegensteuern.

. Tabelle 23.10 Arbeitsunfähigkeitstage je AOK-Mitglied aufgrund von Rückenschmerzen (ICD M54) im Jahr2019 nach Bundesländern nach Betriebsort der Beschäftigten

Bundesland Beobachtet Standardisierta

Arbeits-unfähig-keitstage je100 Mitglieder

Arbeits-unfähig-keitsfälle je100 Mitglieder

TagejeFall

Arbeits-unfähig-keitstage je100 Mitglieder

Arbeits-unfähig-keitsfälle je100 Mitglieder

TagejeFall

Brandenburg 240,4 15,8 15,3 196,5 13,8 14,7

Mecklenburg-Vorpommern 234,6 14,1 16,7 185,8 12,5 16,7

Saarland 232,1 17,7 13,2 176,7 14,1 12,9

Sachsen-Anhalt 230,6 15,0 15,3 188,3 13,3 14,6

Hessen 226,1 19,3 11,7 190,1 16,2 11,6

Nordrhein-Westfalen 225,4 18,6 12,1 184,1 15,3 11,9

Thüringen 213,8 15,2 14,1 180,4 13,5 13,8

Niedersachsen 212,9 17,6 12,1 178,5 15,2 11,9

Berlin 200,1 16,5 12,1 196,2 16,0 12,5

Bremen 197,9 16,4 12,1 161,9 13,5 11,3

Rheinland-Pfalz 197,8 14,9 13,3 165,4 12,6 13,0

Sachsen 190,7 13,2 14,4 171,3 12,4 14,4

Baden-Württemberg 184,7 16,6 11,1 157,7 14,3 11,0

Schleswig-Holstein 184,5 14,4 12,8 150,7 12,3 12,8

Bayern 167,0 14,1 11,8 144,3 12,2 11,9

Hamburg 164,5 13,4 12,3 152,4 12,1 12,4

Bundesland Beobachtet Standardisierta

Arbeits-unfähig-keitstage je100 Mitglieder

Arbeits-unfähig-keitsfälle je100 Mitglieder

TagejeFall

Arbeits-unfähig-keitstage je100 Mitglieder

Arbeits-unfähig-keitsfälle je100 Mitglieder

TagejeFall

Brandenburg 240,4 15,8 15,3 196,5 13,8 14,7

Mecklenburg-Vorpommern 234,6 14,1 16,7 185,8 12,5 16,7

Saarland 232,1 17,7 13,2 176,7 14,1 12,9

Sachsen-Anhalt 230,6 15,0 15,3 188,3 13,3 14,6

Hessen 226,1 19,3 11,7 190,1 16,2 11,6

Nordrhein-Westfalen 225,4 18,6 12,1 184,1 15,3 11,9

Thüringen 213,8 15,2 14,1 180,4 13,5 13,8

Niedersachsen 212,9 17,6 12,1 178,5 15,2 11,9

Berlin 200,1 16,5 12,1 196,2 16,0 12,5

Bremen 197,9 16,4 12,1 161,9 13,5 11,3

Rheinland-Pfalz 197,8 14,9 13,3 165,4 12,6 13,0

Sachsen 190,7 13,2 14,4 171,3 12,4 14,4

Baden-Württemberg 184,7 16,6 11,1 157,7 14,3 11,0

Schleswig-Holstein 184,5 14,4 12,8 150,7 12,3 12,8

Bayern 167,0 14,1 11,8 144,3 12,2 11,9

Hamburg 164,5 13,4 12,3 152,4 12,1 12,4

astandardisiert nach der Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit, Stand November 2018Fehlzeiten-Report 2020

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23.21 � Im Fokus: Rückenschmerzen443 23

Fehlzeiten-Report 2020Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

AU-Tage je AOK-Mitglied aufgrund von Rückenschmerzen

2,35 bis 3,372,08 bis 2,341,86 bis 2,071,62 bis 1,850,81 bis 1,61

. Abb. 23.65 Regionale Verteilung der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Rückenschmerzen (ICD M54),AOK-Mitglieder 2019

Page 80: Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen ......punkte), Muskel- und Skelett-Erkrankungen (0,4 Prozentpunkte) sowie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (0,1 Prozentpunkte) im Ver-gleich

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444 Kapitel 23 � Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019

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