Kreativ Praxis-Workshop Farbmanagement in der ... - TG-Soft€¦ · günstiges und beliebtes Gerät...
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Farbmanagement in der WerbetechnikEigentlich wäre es so einfach: theoretisch sollte eine beliebige Mischung aus den Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz, gedruckt auf weissem Druckmaterial, eigentlich immer die gleichen Farbeindrücke beim Betrachter ergeben. In der Praxis jedoch verhindern unterschiedliche Eigenschaften bei den Farbausgabegeräten sowie viele weitere Variablen diese wünschenswerte Farbkonstanz. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren die Farbausgabe möglichst konstant zu halten, ist Aufgabe des Farbmanagements. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit einfa-chen Wegen zu höherer Farbqualität. (Von Frank Wagner)
Oft ist das Problem gross: ein Druck
hat in der Regel nicht einfach nur bunt zu
sein, Logo- oder sonstige CI-Farben sollten
möglichst genau sein, Nahrungsmittel auf
Werbedrucken sollten appetitlich wirken,
eine bräunliche Salami oder ein gräuli-
ches Brot turnt niemanden an, ein Grau-
ton sollte grau sein, ein Verlauf möglichst
linear, und ein Foto sollte möglichst pho-
torealistisch wirken. Und das noch auf un-
terschiedlichsten Medien – vom Papier über
Selbstklebefolie bis zur Blache. Mit Profilen
des RIP-Herstellers oder des Medienliefe-
ranten sind häufig halbwegs annehmbare
Ergebnisse zu erzielen, diese werden aber
in der Regel nicht gepflegt, passen sich also
nicht an Varianten und Änderungen bei
Medien oder Druckern an. Die oft vorhan-
denen «generischen» Profile sind zudem
meist sehr konservativ erstellt, da sie auf
viele mögliche Medien passen sollen. Eine
Lösung wäre sich Profile von Experten er-
stellen zu lassen: doch auch das sind nur
Momentaufnahmen. Wir erreichen also
das Optimum an Genauigkeit und Flexibi-
lität nur, wenn wir selbst kalibrieren, und
das ist – je nach Anspruch – gar nicht so
kompliziert. In diesem Text beschäftigen
wir uns mit schnellen, einfachen Wegen
zu höherer Farbqualität.
Für die Erstellung eines eigenen Medi-
enprofils ist sowohl Hard- als auch Software
nötig. Die nötige Software zur Berechnung
eines ICC-Profils ist in den meisten LFP-
RIP-Softwares bereits vorhanden oder zu-
mindest optional erhältlich. Steht Ihnen in
Ihrer RIP-Software eine solche Option zur
Verfügung, ist das in der Regel die beste
Wahl für einen «einfachen» Workflow: in
einem Ablauf mit Einbeziehung von RIP-
und externer ICC-Software bestehen Feh-
lerquellen, die uns bei der Erstellung von
Profilen Schwierigkeiten machen können.
Als Hardware benötigen wir ein Spektral-
photometer, also ein Farbmessgerät. Hier
gibt es unterschiedlichste Varianten, ein
günstiges und beliebtes Gerät ist das XRite
i1, das zudem von nahezu jeder Profilie-
rungssoftware unterstützt wird.
Der erste Schritt zur Profilerstellung
ist die Einstellung der Grundparameter:
Druckmodus, Heizung, Vakuum und vie-
les mehr. Diese Einstellungen sind dru-
ckerspezif isch.
Falls Sie nicht
sicher sind mit
den Einstellun-
gen, hilft ein
einfacher Trick:
hier ist ein
« g e n e r i s c h e s
Profil» der RIP-
Software für
den jeweiligen
Drucker- und
Medientyp eine
gute Ausgangs-
lage (wenn auch
sicher nicht das
letzte Wort).
Mit den
T i nten s t r a h l -
druckern mit
denen wir in der Regel arbeiten, haben wir
gewisse Problematiken, die hauptsächlich
darin begründet sind, dass Tinte flüssig ist:
der erste Schritt vor Erstellung eines neuen
Medienprofils liegt darin, festzustellen wie
viel unserer Tinte wir auf das Druckme-
dium aufbringen können, bevor Übersätti-
gungseffekte wie verlaufen oder schlechte
Trocknung auftreten. Dazu geben wir in
der Regel einen Testdruck aus, der uns
über ein mit zunehmendem Farbauftrag
gedrucktes Verlaufsmotiv die Beurteilung
des Grenzwerts ermöglicht. Hier sollten wir
nicht zu vorsichtig sein; ein zu niedriges
Tintenlimit wirkt sich auf den darstellba-
ren Farbraum aus. Tintenbegrenzungen
müssen in der Regel sowohl für Einzelfar-
ben als auch – nach der Linearisierung – für
Mischfarben festgelegt werden.
Der nächste Schritt betrifft einen
gleichmässigen Dichtezuwachs. Auch hier
spielt uns die flüssige Tinte einen Streich.
Auch nur geringfügig auseinanderlau-
fende Tintentropfen machen es unmöglich
theoretisch zu errechnen, wie ein Raster
anzulegen ist, um die gewünschte Raster-
dichte auf dem Druckmedium zu erreichen.
Ein gewünschtes 50% Cyan, das auf dem
Medium durch auseinanderlaufende Tin-
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isKreativ Praxis-Workshop
Festlegen der Optionen für Eingabeprofil und Farbwiedergaberegel in FlexiPRINT
Linearisationskurve für einen optimalen Dichtezuwachs
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istentropfen eigentlich bereits 70% Dichte
erreicht, ist nicht hilfreich für ein verläss-
liche Farbreproduktion, und auch nicht
für gleichmässige Verläufe. Hier greift die
Linearisierung ein: mit dem Messgerät
messen wir Felder verschiedener Dichte
pro Farbkanal und geben dem RIP so eine
Hilfestellung, um den Dichtezuwachs der
Farbkanäle von 0 – 100% möglichst verläss-
lich anzulegen. Der finale Schritt ist die Er-
stellung eines ICC-Profils. Mit einer gewis-
sen Anzahl von gemessenen Farbfeldern
auf einem Messdruck kann die Software
ein möglichst genaues Abbild der Farb-
möglichkeiten unseres Druckers erstellen
und so die maximalen Möglichkeiten aus
den gegebenen Umständen erreichen. Viele
RIP-Softwares bieten hier umfangreiche
Optionen, um das Farbprofil zu optimieren.
In der Regel erreicht man aber bereits mit
den Grundeinstellungen gute Ergebnisse.
Theoretisch erreicht unser Drucker
nun eine unter gegebenen Umständen
optimale Farbwiedergabe. Leider ist der
Drucker nur das letzte Glied einer Farbver-
arbeitungskette. Die unterschiedlichen Ge-
räte wie Digitalkamera, Grafikprogramm
usw. haben alle unterschiedliche Farbei-
genschaften. Farb raumbeschreibungen
der Vorinstanz, sogenannte Eingabe-ICC-
Profile, helfen der RIP-Software bei einer
möglichst verlässlichen Umrechnung der
Farben in den Druckerfarbraum. Dabei
haben Bildbearbeitungs- oder Grafikpro-
gramme an sich keine eigenen, sondern
simulieren genormte Farbräume. Das Ein-
gabeprofil «ISO Coated v2» beispielsweise
simuliert Bilderdruck im Offset-Verfahren
auf glänzendem oder mattem gestrichenen
Papier. Um sicher zu gehen, hier die richti-
gen Einstellungen anzuwenden, lohnt sich
ein Blick auf die Farbeinstellungen Ihres
Grafikprogramms und den dort eingestell-
ten Arbeitsfarbraum. Für höhere Sicherheit
gerade im Umgang auch mit Kundendaten, Gemessene und angenommene Werte in der ICC-Profilerstellung
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sorgt die heute übliche Option, relevante
Profile in die Druckdatei einzubetten.
Leider sind wir auch unter Berück-
sichtigung der Eingabefarbräume noch
nicht bei perfekter Farbwiedergabe. Was
wenn der Eingabefarbraum des Druckmo-
tivs Farben enthält, die unser Ausgabegerät
nicht darstellen kann? Für diese Fälle gibt
es Farbwiedergaberegeln, die sogenannten
«Rendering Intents», die auch aus solchen
Situationen das Optimum herausholen.
Da das menschliche Auge eher Farbnuan-
cen erkennen kann, als absolute Farbwerte,
gibt es einen Trick, auch bei unterschied-
lichen Farbräumen Fotos noch möglichst
fotorealistisch darzustellen. Man kompri-
miert den Farbraum des Druckmotivs pro-
portional über alle Farben, bis alle Farbab-
stufungen abbildbar sind (wenn auch auf
Kosten absoluter Farbgenauigkeit). So wird
auch eine rote Rose mit hunderten Rottö-
nen, von denen etliche ausserhalb des dar-
stellbaren Farb raums sind, noch fotorealis-
tisch aussehen. Diese Farbwiedergaberegel
heisst im englischen Original «Perceptual»,
was meist mit «wahrnehmungsorientiert»,
«perzeptiv» oder «fotorealistisch» übersetzt
wird.
Möchten wir dagegen Farben, die im Dru-
ckerfarbraum darstellbar sind, möglichst
genau übertragen, wenden wir die Farb-
wiedergaberegel «kolorimetrisch» an. Hier
werden alle Farbtöne, die in beiden Farb-
räumen enthalten sind 1:1 übertragen…
Nur Farben, die im Druckerfarbraum nicht
darstellbar sind, werden bis auf die nächste
auf dem Drucker darstellbare Farbe redu-
ziert. Die Farbwiedergabe «kolorimetrisch»
gibt es in zwei Varianten, relativ und abso-
lut kolorimetrisch unterscheidet sich durch
den Weisspunkt. Die Standardeinstellung
in den LFP-RIP’s ist im Normalfall «relativ
kolorimetrisch». Die Farbwiedergaberegel
«Sättigung» hilft – wiederum unter Auf-
gabe absoluter Farbgenauigkeit – bei mög-
lichst «knalliger» Farbdarstellung.
Wir müssen uns dabei nicht auf eine Farb-
wiedergabe pro Ausdruck einstellen. In der
Regel können RIP’s unterschiedliche Farb-
wiedergaberegeln auf unterschiedliche
Elemente einer Grafik anwenden. So wird
ein Bitmap-Foto «perzeptiv» möglichst
fotorealistisch dargestellt, während ein
Vektorlogo in der gleichen Grafik «relativ
kolorimetrisch», also möglichst farbgetreu
dargestellt wird.
Haben wir all diese Einstellungen
korrekt eingestellt, sollten wir die unter
gegebenen Umständen optimale Farbdar-
stellung erreichen. Leider heisst das nicht,
dass uns die Wahrnehmung «Farbe» nicht
immer noch einen Streich spielen kann.
Farbe ist eine Sinneswahrnehmung und
abhängig von den Wellenlängen sichtba-
ren Lichts, die in unsere Augen reflektiert
werden. Daraus ergibt sich, dass auch fal-
sche Beleuchtung, uns bei unseren Bemü-
hungen um richtige Farben noch sabotie-
ren kann. Unser Farbmanagementsystem
basiert auf Farbbetrachtungen unter CIE
D50 Normlicht, dem Standard in der
Druckbranche. Besonders gemein ist der
Metamerie-Effekt. Er sorgt dafür, dass un-
ter bestimmten Lichtquellen, Farben im di-
rekten Vergleich gleich aussehen, aber un-
ter anderem nicht (Im Fachjargon: bedingt
gleiche Farben). Stehen keine Normlicht-
lampen zur Verfügung, reicht meist auch
der Gang zum Fenster.D50 Normlicht ist
natürlichem Tageslicht sehr ähnlich. Mess-
streifen, beispielsweise von der Ugra, kön-
nen vor trügerischen, «bedingt gleichen»
Farben warnen. Der Vergleich von Farben
ist vor allen Dingen dann wichtig, wenn
man auch mit optimalen Einstellungen
und frischem Profil nicht den gewünsch-
ten Farbton trifft. Wenn Sie Referenzfarben
zum Beispiel aus einem Farbfächer mit ge-
druckten Farbvarianten vergleichen, nut-
zen Sie bitte eine Normlichtlampe oder das
Tageslicht.
Was dieser Artikel beschreibt, ist nur
ein allgemeiner Abriss der relevanten Fak-
toren für eine möglichst genaue Farbwie-
dergabe. Jede RIP-Software hat spezifische
Funktionen zur optimalen Farbdarstellung
und auch Optimierung der Profile. Wür-
den wir auf alles eingehen, was der Markt
hergibt, würde wohl eine ganze Kreativ-
Ausgabe dafür benötigt werden. Der beste
Tipp deshalb: organisieren Sie sich jeman-
den, der sie in den Kalibrierungsworkflow
ihrer spezifischen Hardware- und Soft-
warekombination einweisen kann. Lassen
Sie sich auf das Thema ein, es wird Ihnen
Frust und Arbeit ersparen. Vielleicht sind
Sie der Meinung, dass ihre Druckergebnisse
mit Profil X oder Y farblich gut sind. Im
direkten Vergleich mit einem guten, indi-
viduell erstellten Profil, werden Sie häufig
sehen, dass es noch besser geht!
Info: www.tg-soft.ch
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Spektralphotometer Barbieri SpectroPad
Metamerie Messstreifen der Ugra: Nur wenn der Balken einfarbig erscheint (ohne vertikale Streifen), herrschen optimale Lichtverhältnisse für den Farbvergleich.