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    Die drei Säulen der Kreditwirtschaft

    Sparkassen SchulService 

    AktuelleWirtschaftsfolie

    Die Schüler können erklären, was man mit den drei Säulen der Kreditwirtschaftmeint und kennen die Merkmale und Unterschiede der drei Säulen.

    1. Nennen Sie die drei Säulen der deutschen Kreditwirtschaft.2. Erläutern Sie die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen

    den Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

    3. Erläutern Sie die wesentlichen Unterschiede zwischen den Sparkassen undGenossenschaftsbanken einerseits und den Privatbanken andererseits.

    Mit Kreditwirtschaft  bezeichnet man die Gesamtheit aller Unternehmen und Institu-tionen, die für die Versorgung der Bevölkerung mit Geld zuständig sind. Von Land zuLand kann sich die Kreditwirtschaft unterscheiden – je nachdem, wann die Bankengegründet wurden und wie sie sich seither entwickelt haben. In Deutschland hat sichdas weltweit einmalige Modell der „drei Säulen“ herausgebildet. Damit meint man,dass es drei verschiedenen Typen von Kreditinstituten gibt, welche zusammen die

    Kreditwirtschaft bilden: 1. die Sparkassen, 2. die Genossenschaftsbanken und 3. diePrivatbanken.

    Den drei Säulen gemeinsam ist, dass es sich um Universalbanken handelt. Das heißt,sie bieten alle Finanzdienstleistungen an – im Unterschied zu Spezialbanken, diesich auf bestimmte Produkte spezialisiert haben (z.B. Bausparkassen oder Außen-handelsbanken, die sich ausschließlich um die Finanzierung des Wohnungsbausbzw. von Import- und Exportgeschäften kümmern). Doch worin unterscheiden sichnun die drei Säulen der Universalbanken?

    Die Sparkassen gehören zusammen mit den Landesbanken zu den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten; sie sind also Unternehmen, die der öffentlichen Handgehören. Das heißt, dass (bis auf wenige Ausnahmen) die Kommune oder der Land-kreis ihres Geschäftsgebietes der Träger ist. Die ersten Sparkassen wurden um das

    Jahr 1800 herum gegründet und fallen damit in die Anfangszeit der Industrialisie-rung. Die Gründungsidee der Sparkassenbewegung war, breiten Bevölkerungs-schichten eine Möglichkeit zu geben, ihr Erspartes sicher und zinsbringendanzulegen. Gleichzeitig konnte mit diesen Spareinlagen eine Versorgung der Bevöl-kerung und v. a. der ortsansässigen Unternehmen mit Krediten gewährleistetwerden. Von Anfang an bis heute sind die Sparkassen durch Sparkassengesetze zurGemeinnützigkeit verpflichtet. Sie sind also nicht primär gewinnorientiert, sondernsollen Bildung, Sport und Kultur ihrer Region fördern. Darüber hinaus haben sie denöffentlichen Auftrag, in ihrem Geschäftsgebiet die Teilnahme am bargeldlosenZahlungsverkehr (Stichwort: „Girokonto für Jedermann“) und die Versorgung mit„geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen“ sicherzustellen. Somit sind Spar-kassen auch ein Instrument der Mittelstandsförderung. Sie unterliegen demRegionalprinzip, sprich, ihre Geschäftstätigkeit ist auf eine bestimmte Region

    beschränkt (Stadt, Landkreis, Bezirk etc.).Die Genossenschaftsbanken ähneln dem Sparkassensektor in einigen Punkten. Siewurden zur gleichen Zeit und mit ähnlichen Motiven gegründet, gehen aber einenganz eigenen Weg. Zu den Genossenschaftsbanken zählen die Volksbanken, Raiff-eisenbanken, Sparda-Banken und einige weitere. Die Geschichte der Genossen-schaftsbanken geht auf Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) und HermannSchulze-Delitzsch (1808-1833) zurück. Das 19. Jahrhundert war geprägt von derIndustrialisierung, einem enormen Bevölkerungswachstum und damit einhergehen-de Hungersnöte. Raiffeisen und Schulze-Delitzsch begegnen den sozialen Proble-men mit der Idee der Hilfe zur Selbsthilfe . Es entstehen Zusammenschlüsse vonGewerbetreibenden und Landwirten. Diese Zusammenschlüsse ermöglichen z. B. dieAnschaffung gemeinsam genutzter Landmaschinen, aber auch die Gründung vonKreditgenossenschaften, die Vorläufer der Genossenschaftsbanken. Heute sind dieGenossenschaftsbanken Universalbanken, die den Kunden vor Ort alle Finanzdienst-

    Lernziele

    Die deutscheKreditwirtschaft

    Säule 1: DieSparkassen

    Säule 2: DieGenossenschafts-banken

    Universalbanken

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    Die drei Säulen der Kreditwirtschaft

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    leistungen anbieten. Ähnlich wie bei den Sparkassen gilt für viele Genossen-schaftsbanken das Regionalprinzip und aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte sindsie vor allem mitgliederorientiert. Eine weitere Gemeinsamkeit mit den Sparkassenist, dass sie nicht gewinnorientiert ausgerichtet sind.

    Zu der Säule der Privatbanken zählen die Großbanken (Deutsche Bank, Commerz-bank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank und die Postbank), viele kleinerePrivatbanken, Zweigstellen ausländischer Banken und die privaten Bausparkassen.Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren in Deutschland Privatbankiers (Familien-unternehmen) vorherrschend. Oftmals gab es eine enge Geschäftsverbindungzwischen einem Königshaus oder Fürstentum und einem Privatbankier, der die Bau-tätigkeiten, das Hofleben, aber auch die Militärausgaben seines Königs oder Fürstenvorfinanzierte. Mit der Gründung des deutschen Reiches und dem Abbau der Zoll-schranken unter Bismarck, wurde diesem alten Geschäftsmodell die Grundlageentzogen und Raum für neue Geschäftsmodelle, für moderne Privatbanken frei. Stattfür die Finanzierung des höfischen Lebensstils brauchte man Banken nun für die

    Finanzierung von Eisenbahnnetzen, großer Industrieanlagen, den Schiffsbau, etc.1870 wurden z. B. die Deutsche Bank in Berlin und die Commerzbank in Hamburggegründet. Beide verfolgten das Ziel, den (Außen-)Handel zu fördern. Die DeutscheBank hebt dabei vor allem auf das Auslandsgeschäft ab. Ihr Ziel ist es, die Handels-beziehungen zwischen Deutschland und den europäischen Ländern und über-seeischen Märkten zu fördern. Heute beschränken sich die Privatbanken nicht nurauf Geschäftskunden, sondern gehen auch dem Privatkundengeschäft nach. Auchdie Privatbanken sind Universalbanken geworden und bieten alle Finanzdienst-leistungen an. Im Gegensatz zu den Sparkassen und Genossenschaftsbankenverfolgen sie vor allem das Ziel der Gewinnmaximierung und sind in ihrem Wirkenauch nicht auf eine Region beschränkt. Zumindest die großen Privatbanken sindbörsennotierte Aktiengesellschaften.

    Die drei Säulen der deutschen Kreditwirtschaft sind historisch gewachsen. Einsolches Konstrukt unterliegt natürlich auch dem Wandel. So fiel im Jahre 2005 dieGewährträgerhaftung  weg. Diese Haftung sah vor, dass im Falle einer Zahlungs-unfähigkeit einer Sparkasse ihr Gewährträger (z. B. Landkreis) haftet und einspringt.Die EU-Kommission sah darin einen unzulässigen Wettbewerbsvorteil der Spar-kassen gegenüber ihren Konkurrenten. Im Sparkassensektor, aber auch imGenossenschaftssektor, gab es in den letzten Jahren immer wieder Fusionen zugrößeren Einheiten, so dass die historischen Stadt- oder Kreisgrenzen nun wenigerals früher die Geschäftsgebiete darstellen. Noch immer bleibt aber die Struktur derdrei Säulen klar erkennbar. Sprich, die Fusionen finden stets innerhalb einer Säulestatt. Das liegt auch an Gesetzen, beispielsweise sehen Sparkassengesetze Fusionennur innerhalb des Sparkassenlagers vor und untersagen eine Übernahme durch z. B.eine Privatbank. Genau hierüber gibt es aber zunehmende Diskussionen, es wird

    argumentiert, dass es sich um eine Wettbewerbsverzerrung handeln könnte. Alles inallem scheint das Drei-Säulen-System der deutschen Kreditwirtschaft aber eine guteGesamtstabilität zu geben. So jedenfalls könnte man argumentieren, wenn man die2008 ausgebrochene Finanzkrise anschaut, die in anderen Volkswirtschaften zumehr Bankeninsolvenzen geführt hat als hierzulande.

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    Autorin: Melanie Hörnlen,Redaktion: Hannes WirthHerstellung: Jeanette NickollUmschlaggestaltung nach einerKonzeption von Groothuis,Lohfert, Consorten, glcons.de,HamburgSatz: media office gmbh,

    KornwestheimDruck: Special Color Druck,GroßwallstadtPrinted in Germany

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    Säule3: DiePrivatbanken

    Zukunft des Drei-Säulen-Systems