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Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft bis zum Jahr 2022 möglich?
Freiherr-vom-Stein-Schule
Jahresarbeit
Jahrgang O12
Oktober 2011 bis April
2012
Fach: Politik und
Wirtschaft
Fachlehrer: Herr Schaefer
Von Leoni Hübner
Hessisch Lichtenau, den 16.04.12
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Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft bis zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 2
Albert Einstein (1879-1955)
Theoretischer Physiker
„Die Freisetzung der Atomkraft hat
alles verändert außer unserer
Denkweise, und deshalb treiben wir
auf Katastrophen zu, die nicht
ihresgleichen haben."
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Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft bis zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 3
Inhaltsverzeichnis:
1. Glossar S. 4-5
2. Vorwort S. 6
3. Nukleare Stromerzeugung in Europa S. 7
4. Vor- und Nachteile der Kernenergie S. 8
4.1. Stromerzeugung und Kosten S. 8
4.2. Entsorgung der radioaktiven Abfälle S. 8-9
4.3. Sicherheit S. 10
5. Nukleare Unglücke S. 11
5.1. Harrisburg S. 11
5.2. Tschernobyl S. 12
5.3. Fukushima S. 12-13
6. Gründe für und gegen den Ausstieg S. 14
6.1. Alternative Möglichkeiten S. 14-15
6.2. Die Angst vor ökonomisch- und ökologischen Folgen S. 15-16
6.3. Die Rolle der Regierung und Bevölkerung S. 16-17
7. Fazit S. 18
8. Quellenangaben S. 19
8.1. Literaturverzeichnis S. 19
8.2. Internetquellen S. 19-20
8.3. Bilderquellen S. 21
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1. Glossar
Benelux-Länder:
Hierbei handelt es sich um die zu einer Zollunion zusammengefassten Länder Belgien,
die Niederlande (Nederlands) und Luxemburg.1
EURATOM:
Europäische Atomgemeinschaft für Schutz und Förderung der Kernenergie. Die
Gemeinschaft wird auch als Keimzelle der heutigen Europäischen Union (EU) betitelt,
und umfasst auch die 27 EU-Mitgliedsstaaten. Sie ist jedoch eine eigene Organisation.
Radioaktiver Abfall:
Zu radioaktivem Abfall zählen Elemente, welche bei ihrem Zerfall unsichtbare Strahlen
aussenden. Diese können für den Menschen gesundheitsschädliche Schäden mit sich
führen. Außerdem kann die Zeit des Zerfalls, je nach Menge des Stoffes, mehrere
Millionen Jahre betragen. Radioaktive Abfälle entstehen in Kernkraftwerken durch die
Spaltung von Atomkernen.
Castoren:
Castoren oder auch Castor-Behälter werden die Behälter genannt, welche zum
Transport oder der Lagerung von radioaktiven Abfällen genutzt werden. Diese dienen
zur Abschirmung der radioaktiven Strahlung, des radioaktiven Abfalls.
Wiederaufbereitung:
Die Wiederaufbereitung gilt als gefährlichster Schritt der Atomenergie. Hierbei wird
radioaktiver Abfall aus Kernkraftwerken zerkleinert und in Salpetersäure aufgelöst. Der
erwünschte Effekt ist hierbei, durch chemische Reaktionen hoch reaktives Plutonium
vom restlichen radioaktiven Abfall zu trennen und wiederverwerten zu können.
1 Lexikon. Online im Internet: http://www.wissen.de/lexikon/benelux-staaten?keyword=benelux [Stand
01.03.2012]
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Strahlenexposition:
Die Strahlenexposition bezeichnet die Einwirkung ionisierender Strahlungen. Es wird
hierbei zwischen der zivilisatorischen (durch Forschung und Industrie entstandene
Strahlung) und natürlicher Strahlenexposition unterschieden.2
Kyoto-Protokoll:
Zum Klimaschutz wurde durch das Kyoto-Protokoll beschlossen und von 189 Staaten
ratifiziert. Es sieht vor, dass die einzelnen Staaten einen ihnen angepassten Emissionen-
Prozentsatz einhalten müssen. Dies ist auch im Sinne der einzelnen Staaten.
2 Umwelt-Lexikon. Online im Internet: http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/strahlenexposition.htm [Stand 30.03.2012]
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2. Vorwort
Der Atomausstieg ist ein schon seit vielen Jahren umstrittenes Thema, welchem
zeitweise mehr aber auch weniger Aufmerksamkeit gewidmet wird. Aufgrund der sich
im letzten Jahr ereigneten nuklearen Katastrophe in Fukushima, welches ich in meiner
Jahresarbeit noch einmal näher erläutern werde, hat der gewünschte Atomausstieg bei
vielen Menschen wieder stark an Bedeutung gewonnen. Dies brachte mich zu dem
Entschluss, mich in meiner Jahresarbeit näher mit dem Thema zu befassen. Da das
genannte Unglück viele Proteste gegen die Stromgewinnung mittels der Kernkraft mit
sich führte, heißt es nun für viele Staaten, in der Energiepolitik umzudenken. Aus
diesem Grund werde ich mich in meiner Jahresarbeit weitgehend damit
auseinandersetzten, welche Staaten über die genannte Wende nachdenken, ob diese
möglich ist und welche Argumente dafür oder dagegen sprechen. Hierzu werde ich
mich zu Beginn im Allgemeinen mit der Kernkraft, ihren Vor- und Nachteilen und
zusätzlich zu Fukushima mit zwei weiteren schwerwiegenden Nuklearunglücken
beschäftigen.
Ich habe mich bei der Wahl meines Analyseraums auf Europa beschränkt, weil der
Energieimport und -export, welcher bei dem Ausstieg noch eine größere Rolle spielen
könnte, größtenteils zwischen den kontinentalen Staaten stattfindet. Hinzu kommt, dass
Europa mich persönlich am ehesten betrifft. Ich beziehe mich auf den Zeitraum bis
2022, zumal Deutschland eine Planung des Ausstiegs bis zu diesem Jahr angekündigt
hat und für mich interessant wäre, ob es auch für andere europäische Staaten möglich
ist.
Ebenfalls anzumerken ist, dass ich mich bei meiner Jahresarbeit allein auf die zivile,
nicht militärische Nutzung der Kernkraft beschränke.
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3. Nukleare Stromerzeugung in Europa
Mitte der fünfziger Jahre lieferten die ersten europäischen Kernkraftwerke, in
Großbritannien und der Sowjetunion, mittels kontrollierter Kernspaltung Strom.3 Am
25.03.1957 gründete sich aus den sechs Staaten Frankreich, Italien, Deutschland und
den Benelux-Ländern die Europäische Atomgemeinschaft EURATOM. Diese sollte
gemeinschaftlich zur Förderung der Nuklearforschung und zur Überwachung der
Sicherheit von Kernreaktoren beitragen. Das Ziel sollte es sein, große Energiemengen
zu geringen Kosten der europäischen Wirtschaft bereitzustellen.4
Der plötzliche Hype der Kernkraft sowohl in Europa, als auch global, lässt sich auf die
einfache und sichergeglaubte Methode zur hohen Stromerzeugung zurückführen. Und
noch heute nutzen 17 Staaten des Kontinents die Kernkraft. Davon gehören 14 zu den
EURATOM-Mitgliedsstaaten.5
Abbildung 1:
Atomkraft in Europa,
Stand 17.06.2010
3 Vgl., Deutsches Museum, Geschichte der Kernenergie. Online im Internet: http://www.deutsches-museum.de/ausstellungen/themenpfade/energie/waerme-und-licht/kernkraft/ [Stand 02.03.2012] 4 Vgl., Rubner, Jeanne: Das Energiedilemma-Warum wir über Atomkraft neu nachdenken müssen (i.f.z.:
Rubner, Das Energiedilemma), München 2007, S.52 5 Vgl., n-tv: 143 Kernkraftwerke in 14 EU-Staaten - Der Stresstest läuft. Online im Internet: http://www.n-tv.de/politik/Der-Stresstest-laeuft-article3480146.html [Stand 02.03.2012]
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4. Vor- und Nachteile der Kernenergie
4.1. Stromerzeugung und Kosten
Die wohl häufigsten Argumente für die Kernkraft sind ihre Unabhängigkeit von Wetter
und Klima, die geringen Kosten und der saubere Weg, um Strom zu erzeugen.
Finanziell lohnt sich der Betrieb eines Kernkraftwerks für viele Stromkonzerne,
schließlich werden nukleare Techniken schon von Beginn an mittels Subventionen
(Bau, Forschung und Müllentsorgung) unterstützt, die der Steuerzahler zusätzlich zu
den Stromkosten zahlt.6 Allein in Deutschland sollen schon Beträge von „über 200
Milliarden Euro“7 der Kernkraft zugutegekommen sein. Da wundert es nicht, dass sich
sie sich bis heute durchsetzten konnte und in vielen Staaten mit als Hauptenergiequelle
zählen. Unbeachtet bleibt allerdings oftmals, dass im Falle einer Kernschmelze, Kosten
in Milliarden Höhe anfielen, welche die Stromkonzerne allein nicht tragen könnten.8
An sich ist die Kernkraft eine günstige Methode zur CO2-armen Stromerzeugung.
Allerdings ist hierbei zu beachten, dass die Transportwege des Brennelements Uran von
dessen Tagebauten, welche in Australien, Kanada und Russland liegen, zu den meisten
Kernkraftwerken sehr lang ist. 9 Und auch die radioaktiven Abfälle werden oftmals von
den Kraftwerken in entfernte Zwischenlager transportiert. Beide Aspekte führen zu
weiteren CO2 Emissionen, wobei bezüglich des Abfalls noch zusätzliche Kosten,
aufgrund von Zwischen- und Endlagerbauten, anfallen.
4.2. Entsorgung der radioaktiven Abfälle
Bei der Kernkraft handelt es sich um ein „Flugzeug ohne Landeplatz“, lautete ein
Vergleich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.10 Hier wird die bestehende Problematik
der Lagerungsstätten für radioaktiven Abfall thematisiert. Schließlich werden seit der
Nutzung der ersten Kernkraftwerke jährlich mehrere Tonnen radioaktive Abfälle
produziert, welche einen ungewissen Zeitraum in Zwischenlagern untergebracht werden 6 Vgl., Almstedt, Jan: Atomindustrie mit über 200 Milliarden Euro subventioniert, 13. Oktober 2010. Online
im Internet:
http://www.spd.de/aktuelles/News/5084/20101013_atomindustrie_mit_milliarden_subventioniert.html
[Stand 02.03.2012]
7 Ebenda 8 Vgl., Flauger, Jürgen und Stratmann, Klaus: Die wahren Kosten der Kernkraft, Handelsblatt 24.03.2011. Online im Internet: http://www.onleihe.de/static/content/handelsblatt/20110324/HB20110324/vHB20110324.pdf [Stand 02.03.2012] 9 Vgl., Wagner, Hermann-Joseph: Was sind die Energien des 21. Jahrhunderts? Der Wettlauf um Lagerstätten(i.f.z. Wagner, Energien des 21. Jahrhunderts), Frankfurt am Main 2007, S 161 10 Vgl., Rubner, Das Energiedilemma, S. 234
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müssen. Zurzeit werden diese in Castoren zu Zwischenlagern oder zu
Wiederaufbereitungsanlagen transportiert.11 In Europa befinden sich zwei der genannten
Wiederaufbereitungsanlagen, welche noch in Betrieb sind. Standpunkte dieser sind La
Hague in Frankreich und Sellafield in Großbritannien.12
Hinzu kommt, dass eine ungewisse Menge an radioaktiven Abfällen im Meer entsorgt
wurde. Eine Einschränkung dessen gab es erst seit der Londoner Convention 1972 und
ein endgültiges Verbot trat erst in 1993 in Kraft.13 „Allein zwischen 2004 und 2020
fallen nach Angaben aus Brüssel in der EU 1,8 Millionen Kubikmeter radioaktiven
Mülls an“, heißt es in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 23.10.2010.14 Zu
beachten gilt hier, dass es sich um einen Wert nur bezüglich des genannten Zeitraums
und ausschließlich der EU Mitgliedstaaten handelt. In Hinsicht dessen ist verständlich,
dass die EU darauf plädiert, dass schnellst möglich ein Endlager gefunden wird und
daher bis 2015 genaue Pläne für Endlagerplätze in den 14 EU-Ländern, welche
Kernkraftwerke betreiben, vorliegen sollen.15
Seit dem Jahr 2004 wird in Finnland an einem unterirdischen Endlager, dem Onkalo,
auf der Halbinsel Olkiluoto gebaut, in dem bereits 2020 der erste radioaktive Abfall
gelagert werden soll. Damit wäre es das erste Endlager weltweit.16 Auch Schweden und
Frankreich planen bereits, bis 2023 bzw. 2025 eine unterirdische Endlagerstätte
vorweisen zu können. In weiteren europäischen Staaten wie Russland, Deutschland oder
Großbritannien besteht ebenfalls der Wille, einen geeigneten Endlagerplatz zu finden,
jedoch bieten sich hier noch keine den Sicherheits- und Umweltanforderungen
geeigneten Plätze an.17 Ob es noch weitere Endlager geben wird und ob diese
hinsichtlich des gewünschten Zeitraumes genutzt werden können, wird sich in den
kommenden Jahren zeigen.
11
Vgl., Rehren, Silke: Atommüll-Utopie Brennstoffkreislauf, 29.07.2010. Online im Internet: http://www.planet-wissen.de/natur_technik/atomkraft/atommuell/index.jsp [Stand 03.03.2012] 12
Vgl., Rehren, Silke: Wiederaufbereitungsanlagen, 29.07.2010. Online im Internet: http://www.planet-wissen.de/natur_technik/atomkraft/atommuell/wiederaufbereitungsanlagen.jsp [Stand 03.03.2012] 13
Vgl., Kowitz, Dorit und Rosenkranz, Jan: Radioaktiver Müll - Die Kern-Frage - Bislang wird alles zwischenverstaut, 31. August 2008. Online im Internet: http://www.stern.de/wirtschaft/news/maerkte/radioaktiver-muell-die-kern-frage-636465.html [Stand 03.03.2012] 14
Vgl., Balser, Markus und Gammelin, Cerstin: Endlager-Problematik - Atommüll muss in Europa bleiben, 23.10.2010. Online im Internet: http://www.sueddeutsche.de/politik/endlager-problematik-atommuell-muss-in-europa-bleiben-1.1015187m [Stand 03.03.2012] 15
Vgl., dpa, N24: Wohin mit Strahlenmüll? - EU erzwingt Lösung in Endlager-Frage, 19.07.2011. Online im Internet: http://www.n24.de/news/newsitem_7077424.html [Stand 03.03.2012] 16
Vgl., Libermann, Rebecca: Finnland baut erstes atomares Endlager, September 2011. Online im Internet: http://finland.fi/Public/default.aspx?contentid=229127&nodeid=41799&culture=de-DE [Stand 03.03.2012] 17
Vgl., dpa: Wieder auf der Suche-Drei EU-Länder arbeiten an neuen Endlagern, 16.09.2010. Online im Internet: http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/147730/index.html [Stand 03.03.2012]
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4.3. Sicherheit
In der Spiegel-Verlagsreihe: Märkte im Wandel, Band 8: Energie/ Kernenergie
(Hamburg Januar 1979, S. 142), schreibt Dr. Klaus Montanus, dass die
Wahrscheinlichkeit, durch die Kernkraft geschädigt zu werden 3000-mal kleiner ist, als
durch einen Verkehrsunfall getötet zu werden. Allgemein wird sehr intensiv auf die
Sicherheit der Kernkraftanlagen geachtet und letztendlich hängt diese größtenteils von
unterschiedlichen Faktoren ab. Bedeutend sind hierbei die Bauart, das Alter und der
geographische Standpunkt. Schließlich entsprechen die Sicherheitsstandards, im
Hinblick auf die Bauweise und technische Mittel, älterer Meiler nicht denen der neueren
Modelle und infolge der geografischen Standpunkte kann ein als sicher geltendes
Kraftwerk, aufgrund nicht vorhersehbarer Naturgewalten, diesen nicht gerecht werden.
Bezüglich der technischen Baulinien älterer Kernreaktoren wurden diese auf den Bruch
von Kühlwasserleitungen ausgelegt, dem damals technisch „größten anzunehmenden
Unfall“.18 Der zurzeit neuste Reaktortyp ist der European Pressurized Reactor (EPR),
welcher als Erster dieser Art in Finnland und seit 2007 auch in Frankreich gebaut wird.
Bei diesem Reaktor soll durch sein verbessertes Sicherheitskonzept das Risiko schwerer
Unfälle etwa hundertmal geringer sein, als bei den älteren Modellen. Der Reaktortyp
wurde außerdem darauf ausgelegt, dass im Fall einer Kernschmelze, diese beherrscht
werden kann, was ein heutzutage wichtiger Faktor ist, da diese als aktuell größter
anzunehmender Unfall gilt.19 Bei einem störungsfrei arbeitenden Kernkraftwerk liegt
die Abgabe von Strahlung an die Umwelt bei einem Wert von < 0,01 mSv/a 20 und ist
daher sehr gering.21 Zum Vergleich: „In der Summe beträgt die mittlere effektive
Jahresdosis eines Menschen durch natürliche Strahlung ca. 2,1 mSv.“ 22
18
Wagner, Energien des 21. Jahrhunderts, S. 272 19
Vgl., Wagner, Energien des 21. Jahrhunderts, S. 272 20
mSv/a ist die Einheit für Milli-Sievert pro Jahr, welche die (in diesem Fall zivilisatorische) Strahlenexposition angibt 21
Vgl., Grupen, Claus: Grundkurs Strahlenschutz - Praxiswissen für den Umgang mit radioaktiven Stoffen, 4. überarbeitete und ergänzte Auflage, Berlin 2008 22
Vgl., Minis terium für Landschaft und Umwelt. Online im Internet: http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=fldf2vzsvyzdh [Stand 03.03.2012]
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5. Nukleare Unglücke
Folgende drei Beispiele, der bis heute wohl bedeutsamsten nuklearen Unglücke, zeigen,
dass es auch in sicher geglaubten Kernkraftwerken zu Komplikationen kommen kann,
welche verheerende Ausmaße annehmen können. Und es zeigte sich, dass einige
Staaten als Folge an der Sicherheit zweifelten und begonnen ihr Energiekonzept in
Sache Kernkraft abzuändern. Die Reihenfolge ist hinsichtlich der Daten der jeweiligen
Vorfälle gewählt worden.
5.1. Harrisburg
Am 27.03.1979 kommt es in Harrisburg, Pennsylvania, im zweiten Meiler des
Kernkraftwerkes Three Mile Island zum Schmelzen des Reaktorkerns. Im Zeitalter der
Kernenergie war es der erste derartige Fall.23 Grund hierfür waren defekte Pumpen und
ein fehlerhaftes Ventil, was dazu führte, dass die notwendige Kühlung ausblieb. Denn
selbst nach Abbruch der Reaktion strahlen die Brennelemente weiter Wärme aus. Hinzu
kam die fehlerhafte Einschätzung der Situation, ausgehend von den Arbeitskräften.24
Größtenteils vertuscht wurde, dass vom Reaktor radioaktive Gase und verseuchtes
Wasser austraten.25 Eine Explosion, aufgrund des sich gebildeten Wasserstoffs, blieb
glücklicherweise aus, und trotzdem wurde ein Großteil der Leute angewiesen, nähere
Gebiete um das Kernkraftwerk zu räumen.26 Die verursachten Kosten belaufen sich auf
„mehr als eine Milliarde Dollar“.27 Zwar ereignete sich ein bisher nur theoretisch
bedachtes Risiko, jedoch wurde dadurch nur kurzweilig ein Rückgang der Kernkraft
beeinflusst. In Schweden entschloss man sich für den Ausstieg bis 2010, allerdings
stimmte die Regierung im April 2010 für den Bau neuer Reaktoren und somit gegen den
Ausstieg.
Im Allgemeinen änderte der Vorfall nichts an dem menschlichen Denken, die Kernkraft
zu beherrschen, ansonsten wäre die sie sicher nicht weiter ausgebaut worden.
23
Vgl., Kriener, Manfred: ATOMENERGIE-Alles unter Kontrolle, 18.03.2009. Online im Internet: http://www.zeit.de/2009/13/A-Harrisburg [Stand 02.04.2012] 24
Vgl., Rubner, Jeanne: USA: Atomunfall in Harrisburg 1979-Chronik einer Kernschmelze 30.03.2012.
Online im Internet: http://www.sueddeutsche.de/wissen/usa-atomunfall-in -harrisburg-chronik-einer-
kernschmelze-1.1079098 [Stand 02.04.2012] 25
Vgl., Kastan, Klaus: Als Harrisburg die Welt in Atem hielt. Online im Internet:
http://www.tagesschau.de/ausland/harrisburgkatastrophe100.html [Stand 02.04.2012] 26
Vgl., Rubner, Jeanne: USA: Atomunfall in Harrisburg 1979-Chronik einer Kernschmelze 30.03.2012. Online im Internet: http://www.sueddeutsche.de/wissen/usa-atomunfall-in-harrisburg-chronik-einer-kernschmelze-1.1079098 [Stand 02.04.2012] 27
Ebenda
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5.2. Tschernobyl
Sieben Jahre nach dem Unglück in Harrisburg ereignete sich in Europa ein Super-Gau
mit verheerenden Folgen. Am 26.04.1986 ereignet sich der bislang schwerste nukleare
Unfall, hinsichtlich der zivilen Nutzung, im Kernkraftwerk Tschernobyl. Fehlerhaftes
Verhalten des Betriebspersonals, während eines Tests der Sicherheitseigenschaften,
führt letztendlich zu einer Explosion und einem Brand des Reaktors. Daraufhin werden
Massen an radioaktiven Stoffen in der Umwelt verteilt, bis dies durch Hilfskräfte mittels
strahlungsmindernder Maßnahmen bis zum 6. Mai des Jahres deutlich gemindert
werden kann. 28 Die Strahlung reicht weitaus über die Landesgrenzen bis hin zur Mitte
des Kontinents.
Doch trotz der schweren Ausmaße, die das Unglück mit sich führt, halten Staaten wie
Frankreich, Deutschland, Großbritannien oder die Sowjetunion an der Kernkraft fest.29
Wie so oft ist das Hauptargument, dass eigene Kraftwerke die Sicherheitsansprüche
erfüllen und die Wahrscheinlichkeit eines ähnlichen Vorfalls sehr gering ist. Grund
hierfür war sicher auch, dass Alternativen wie erneuerbare Energien technisch noch
nicht so ausgereift waren wie heute.
5.3. Fukushima
Nachdem Japan am 11.03.2011 von einem der schlimmsten Erdbeben (Stufe 9)
erschüttert wurde, sorgt ein dadurch ausgelöster Tsunami für das Versagen des
Kühlsystems des Kernkraftwerks Fukushima I. Trotz diverser Maßnahmen um den
Reaktorkern zu kühlen, kommt es am 12.03. im ersten der sechs Reaktorblöcke zu einer
Wasserstoff-Explosion. In der Umgebung misst man eine höhere Radioaktivität, was
darauf hinweist, dass bereits eine Kernschmelze eingetroffen ist. Wasserstoff-
Explosionen in den Reaktorgebäuden 2 und 3 folgen.30 Die Kosten werden auf rund 50
28
Vgl., Bmu: Tschernobyl und die Folgen, April 2010. Online im Internet:
http://www.bmu.de/atomenergie_sicherheit/downloads/17_legislaturperiode/doc/5409.php [Stand
03.04.2012] und Sietz, Henning: TSCHERNOBYL-26. April 1986, 16.03.2011. Online im Internet:
http://www.zeit.de/2011/12/Tschernobyl/komplettansicht [Stand 03.04.2012]
29 Vgl., Becker, Ute: Die Chronik: Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute, Chronik Verlag 2006, S.613
30 Vgl., Der Stern: Japans Tragödie-Der Fluch der Atomkraft und die Folgen des Tsunamis, Nr. 12,
17.03.2011, S. 59
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Milliarden Euro geschätzt. Hinzu kommen zahlreiche Menschen, die gesundheitliche
Schäden mit sich tragen und evakuiert werden mussten. 31
In Deutschland hinterließ das Unglück ebenfalls seine Spuren. Allerdings hinsichtlich
der Energiewende. Die zuvor beschlossene Laufzeitverlängerung wich dem geplanten
Ausstieg bis 2022. Immer mehr Bürger forderten den Ausstieg, da ist auch der
plötzliche Meinungswechsel der CDU hinsichtlich der Kernkraft keinesfalls
verwunderlich. Auch Belgien sieht den Ausstieg vor. In Frankreich hingegen setzt man
weiter auf die national beliebte Kernkraft. So erklärt sich das momentane
Staatsoberhaupt, Nicolas Sarkozy im derzeitigen Wahlkampf weiterhin für die
Kernkraft, trotz einzelner nationaler Bürgerdemonstrationen. Allerdings mussten sich
die Kernkraftwerke genauen Sicherheitskontrollen unterziehen.32 Die EU und auch
Russland beschließen im vergangenen Jahr zumindest bessere Sicherheitskontrollen
ihrer Meiler.
Dass auch einige europäische Kernkraftwerke in Erdbebengebieten liegen, zeigt
Abbildung 2. Diese gelten zwar als Erbeben sicher, allerdings glaubte man auch in
Fukushima an die Risikosicherheit der Kraftwerke.
31
Vgl., Taz: KOMMISSION SCHÄTZT FUKUSHIMA-SCH ADEN-50 Milliarden für die Atom-Katastrophe.
Online im Internet: http://www.taz.de/!79960/ [Stand 04.04.2012] 32
Vgl., Randow, Gero von: ATOMKRAFT-DEBATTE-Fukushima hat Frankreich verändert, Russland nicht, 10.03.12. Online im Internet: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-03/fukushima-akw-debatte
[Stand 04.04.2012]
Abbildung 2: Atomreaktoren in Europa, Stand vom Mai 2012
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6. Gründe für und gegen den Ausstieg
6.1. Alternative Möglichkeiten
Viele fürchten, dass durch den Ausstieg der Staat auf Stromimporte aus dem Ausland
angewiesen sein wird. Sicherlich wird dies nicht abzuwenden sein. Hierbei wird es sich
sicherlich auch um durch Kernkraft erzeugten Strom handeln. Dass es dennoch weitere
günstige Möglichkeit zur Energieerzeugung gibt, in welche man künftig investieren
müsste, zeigen zahlreiche Alternativen. Neben den endlichen Ressourcen an Rohstoffen
wie Kohle, Gas und Öl, wird mittlerweile die Energieerzeugung durch natürliche
Quellen, welche sich nicht oder nur begrenzt erschöpfen, in großen Maßen ausgebaut.
Zu den erneuerbaren Energien zählen Sonnen-, Wind-, Wasser- und thermische Energie,
deren Vorteil es ist, dass wie bei der Kernkraft während der Energieerzeugung kein
CO2-Ausstoß stattfindet.
Viele Länder beziehen bereits einen Teil ihres Stroms aus erneuerbaren Energien.
Allerdings spielen hier größtenteils die geografische Lage und das damit
zusammenhängende Wetter und Klima, eine große Rolle. Schließlich ergibt sich, dass
ein Windrad dort am sinnvollsten ist, wo viel Wind ist, der es antreiben kann. Vorreiter
in Sache erneuerbare Energien sind die skandinavischen Länder Norwegen und
Dänemark. Hier verzichtet man im Ganzen auf die Kernkraft und nutzt die günstige
Lage zum offenen Meer. Hier bieten sich Wind- und Wasserkraft optimal an. Schon
allein mittels der Wasserkraft kann in Norwegen mehr Strom erzeugt werden, als das
Land an sich braucht und trotzdem soll in den nächsten Jahren ein zusätzlicher Ausbau
der Windkraft erfolgen, denn auch für diese bietet das Land erstklassige
Voraussetzungen.33In Windkraft zu investieren lohnt sich besonders für Länder mit
Zugang zum offenen Meer, schließlich bieten sich hier die Winde gut an.
Um einen Ausstieg zu schaffen, werden weitere europäische Staaten gezwungen sein,
ihre erneuerbaren Energien weiter auszubauen. Dass es möglich ist, zeigen die
genannten, aber auch weitere Länder, die bereits ohne Kernkraft auskommen.
33
Vgl., Germany Trade & Investment: Erneuerbare Energien in Norwegen weiter im Aufwind, 11.05.2010.
Online im Internet: http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=67412.html [Stand
04.04.2012]
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Ein europaweites Höchstspannungsnetz (Supergrid) soll die Möglichkeit bieten, den
Stromimport und -export von Strom aus erneuerbaren Energien, international möglich
zu machen. Ein weitreichendes Netz ist hierbei nötig, da z.B. Windparks und
Wasserkraftanlagen meist
abseits des Verbrauchers
liegen, da diese Klima und
Wetter bedingt Strom
erzeugen. Mittels des
Höchstspannungsnetzes
sollen auch weitere Länder
die Möglichkeit bekommen,
Strom aus erneuerbaren
Energien zu beziehen,
welche keine günstigen
Standorte für diese bieten.
Pumpspeicherkraftwerke in
Norwegen, in die Strom
über das Netz geleitet
werden könnte, bieten
zusätzlich die Möglichkeit
einen Teil des überflüssigen
Stroms zu speichern. Die
Umsetzung hierfür ist allerdings wie so häufig finanziell bedingt. Vereinzelt finden sich
zwar bereits Höchststromleitungen, ob sie sich allerdings wie in Abbildung 3 in Rosa zu
sehen ist, ausweiten, lässt sich zurzeit nicht sagen.34 Hinzu kommen die Angst der
Bürger vor elektronischen Feldern und der gewollte Erhalt der Landschaft. Dies zögert
die Umsetzung des Projektes ebenfalls heraus.
6.2. Die Angst vor ökonomisch- und ökologischen Folgen
Unter ökologischen Folgen ordne ich den möglichen Anstieg der CO2-Emissionen ein.
Schließlich könnte aus Kostengründen ein Teil der fehlenden Kernenergie durch
Energie aus Verbrennungsanlagen ersetzt werden müssen. Dies ist allerdings nicht im
34 Stra ßmann, Burkhard: STROMVERSORGUNG-Verkabelt Europa!, 13.04.2011, Seite 1-3. Online im Internet: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/03/Supergrid/seite-1 [Stand 05.04.2012]
Abbildung 3: Der geplante Verlauf des Supergrids in Europa
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Sinne der einzelnen Länder, schließlich müssen einzelne Staaten darauf achten, ihren im
Kyoto-Protokoll festgelegten Prozentsatz, bezüglich der Treibhausgasemissionen, nicht
zu überschreiten.
Ein weiterer Hauptgrund für viele Staaten, weiterhin die Kernkraft zu nutzen, ist die
Angst davor, negative wirtschaftliche Auswirkung zu bezwecken. Schließlich ist nicht
jeder Bürger bereit, einen ungewissen Zeitraum lang, höhere Preise für den Strom zu
zahlen. Und diese werden zumindest anfangs nicht zu vermeiden sein. Auch der Verlust
an Arbeitsplätzen, der besonders in Frankreich durch den Betrieb von über 50
Kernkraftanlagen enorm wäre, muss durch Alternativen gedeckt werden. Ein weiteres
Kriterium ist die Finanzkrise, denn viele Staaten können sich eine weitere
Verschuldung, durch z.B. Neuinvestitionen in erneuerbare Energien, nicht leisten. Im
Frühjahr dieses Jahres zeigte sich allerdings, dass auch in Frankreich, in dem ca. ¾ der
Energie durch Kernkraft gewonnen wird, diese nicht ausreichen kann. Durch die
Kälteperioden war es darauf angewiesen, internationalen Strom zu importieren. Auch
von Deutschland, welches bereits acht seiner Kernkraftwerke abgeschaltet hat.35 Was
wiederum zeigt, dass nicht nur die Energie, sondern auch der Nutzen dieser eine
wichtige Rolle bei der Energiewende spielt, wodurch ich nun zu meinem letzten Punkt
komme.
6.3. Die Rolle der Regierung und Bevölkerung
Letzten Endes muss die Bevölkerung im Zusammenspiel mit den Volksvertretern den
Ausstieg möglich machen. Hierbei ist die Energieeinsparung ein wichtiger Aspekt. Ein
geringerer bzw. gezielter Energieverbrauch sorgt für Entlastung der Energiekonzerne
und macht somit den Ausstieg theoretisch realisierbarer.
Demonstrationen, die bereits in einigen Staaten für einen Ausstieg aus der Kernkraft
stattfanden, zeigen, dass bereits einige Bürger diesen fordern. Doch solange die
Regierung der jeweiligen Länder dieser Forderung nicht zustimmt, ist auch die Wende
nicht möglich. Diese muss bereit seien, in andere Energien zu investieren, dass sich
allerdings auch die Bevölkerung selbst im Weg stehen kann, zeigt ein Beispiel der
Journalisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch, anhand der Deutschen. Sie sprechen
35
Vgl., Kläsgen, Michael: Frankreich braucht Energie vom Atommuffel DeutschlandJetzt fließt der Strom in
die andere Richtung, Paris 08.02.12. Online im Internet: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/frankreich-
braucht-energie-vom-atommuffel-deutschland-jetzt-fliesst-der-strom-in-die-andere-richtung-1.1279135 [Stand
05.04.2012]
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Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 17
hierbei von einer ››Angstkette‹‹:„Wir haben Angst vor der Atomkraft, folglich werden
die Atomkraftwerke abgeschaltet. Gleichzeitig fürchten wir die globale Erwärmung,
warum auch Kohlekraftwerke Angst machen. Deshalb wurden fast 20 000
Windkraftanlagen gebaut. Die liefern Strom, wenn der Wind weht, aber nicht
unbedingt, wenn er gebraucht wird. Und sie stehen logischerweise dort, wo es stürmt
und bläst, und meist nicht, wo Industrie und Verbraucher siedeln. Aus beiden Gründen
müssen dringend neue Hochspannungsleitungen gebaut werden. Doch wir haben auch
Angst vor Elektrosmog.“36 Der Ausstieg bedeutet also auch Kompromissbereitschaft,
sowohl seitens der Regierung als auch der Bevölkerung.
36
Rubner, Das Energiedilemma, S. 192
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Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 18
7. Fazit
Bei der Bearbeitung meines Themas bin ich letztendlich zu der Schlussfolgerung
gekommen, dass ein Ausstieg bis 2022 theoretisch möglich wäre, er aber in vielen
Ländern nicht durchzusetzen ist. Besonders bei Ländern wie Frankreich oder Russland
wird es schwierig bis unmöglich, den Ausstieg in absehbarer Zeit zu bewältigen, denn
gerade dort ist man sehr überzeugt von der Kernkraft. Und besonders in Frankreich, wo
über 50% des Energiebedarfs durch die Kernenergie gedeckt wird, könnte ein übereilter
Ausstieg finanzielle Probleme und einen Energiemangel bewirken.
Dass es auch anders möglich ist, konnte man auch schon an diversen Beispielen sehen.
Diese werden für Länder wie Deutschland, wo bereits der Ausstieg geplant wird, sicher
als Vorbild dienen. Wobei meiner Meinung nach Deutschland als starke Industrienation
Europas, bei einem gelungenen Ausstieg, anderen Staaten möglicherweise einen Anreiz
geben könnte, ebenfalls auf Kernenergie zu verzichten. Ich denke, dass gerade das ein
wichtiger Schritt in Richtung Zukunft ist, denn jedes weitere Jahr, in dem ein
Kernkraftwerk am Stromnetz hängt, entstehen Massen an radioaktivem Abfall, dessen
Lagerplätze noch immer nicht 100%ig geklärt sind. Außerdem kann es an jedem Tag zu
einem unerwarteten Unfall, aufgrund menschlicher Fehleinschätzungen oder
unerwarteter Natureinwirkungen kommen. Dass man sich hierbei nicht immer auf die
Berechnungen und Theorien der Fachleute verlassen kann, zeigen Unglücke wie
Tschernobyl und Fukushima.
Grundsätzlich vertrete ich die Meinung, dass aufgrund der Unsicherheiten und Risiken
bezüglich der Betreibung und Entsorgung des radioaktiven Abfalls ein Ausstieg
Europas notwendig ist. Es muss über alternative Energiekonzepte nachgedacht werden.
Ich möchte aber abschließend anmerken, dass bis zum Jahr 2022 der Ausstieg ganz
Europas unwahrscheinlich ist, da zu viele Länder noch zu sehr an der Kernkraft zur
Energieerzeugung festhalten.
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Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 19
8. Quellenangaben
8.1. Literaturverzeichnis
Becker, Ute: Die Chronik: Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute, Chronik Verlag
2006
Grupen, Claus: Grundkurs Strahlenschutz - Praxiswissen für den Umgang mit
radioaktiven Stoffen, 4. überarbeitete und ergänzte Auflage, Berlin 2008
Rubner, Jeanne: Das Energiedilemma-Warum wir über Atomkraft neu nachdenken
müssen, München 2007, S.52 Stern: Japans Tragödie-Der Fluch der Atomkraft und die
Folgen des Tsunamis, Nr. 12, 17.03.2011
Der Stern: Japans Tragödie-Der Fluch der Atomkraft und die Folgen des Tsunamis,
Ausgabe Nr. 12, 17.03.2011
Wagner, Hermann-Joseph: Was sind die Energien des 21. Jahrhunderts? Der Wettlauf
um Lagerstätten, Frankfurt am Main 2007
8.2. Internetquellen
Lexikon. Online im Internet: http://www.wissen.de/lexikon/benelux-
staaten?keyword=benelux [Stand 01.03.2012]
Umwelt-Lexikon. Online im Internet:
http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/strahlenexposition.htm [Stand 30.03.2012]
Deutsches Museum, Geschichte der Kernenergie. Online im Internet:
http://www.deutsches-museum.de/ausstellungen/themenpfade/energie/waerme-und-
licht/kernkraft/ [Stand 02.03.2012]
n-tv: 143 Kernkraftwerke in 14 EU-Staaten - Der Stresstest läuft. Online im Internet:
http://www.n-tv.de/politik/Der-Stresstest- laeuft-article3480146.html [Stand 02.03.2012]
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2010. Online im Internet:
http://www.spd.de/aktuelles/News/5084/20101013_atomindustrie_mit_milliarden_subv
entioniert.html [Stand 02.03.2012]
Flauger, Jürgen und Stratmann, Klaus: Die wahren Kosten der Kernkraft, Handelsblatt
24.03.2011. Online im Internet:
http://www.onleihe.de/static/content/handelsblatt/20110324/HB20110324/vHB2011032
4.pdf [Stand 02.03.2012]
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03.03.2012]
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Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 20
Rehren, Silke: Wiederaufbereitungsanlagen, 29.07.2010. Online im Internet:
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wissen.de/natur_technik/atomkraft/atommuell/wiederaufbereitungsanlagen.jsp [Stand
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alles zwischenverstaut, 31. August 2008. Online im Internet:
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Europa bleiben, 23.10.2010. Online im Internet:
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Taz: KOMMISSION SCHÄTZT FUKUSHIMA-SCHADEN-50 Milliarden für die
Atom-Katastrophe. Online im Internet: http://www.taz.de/!79960/ [Stand 04.04.2012]
Randow, Gero von: ATOMKRAFT-DEBATTE-Fukushima hat Frankreich verändert,
Russland nicht, 10.03.12. Online im Internet: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-
03/fukushima-akw-debatte [Stand 04.04.2012]
Germany Trade & Investment: Erneuerbare Energien in Norwegen weiter im Aufwind,
11.05.2010. Online im Internet:
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=67412.html [Stand
04.04.2012]
Kläsgen, Michael: Frankreich braucht Energie vom Atommuffel DeutschlandJetzt fließt
der Strom in die andere Richtung, Paris 08.02.12. Online im Internet:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/frankreich-braucht-energie-vom-atommuffel-
deutschland-jetzt-fliesst-der-strom-in-die-andere-richtung-1.1279135 [Stand
05.04.2012]
8.3. Bilderquellen
Deckblatt:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/contentblob/1359294/timg485x273blob/4714112
[Stand 25.02.2012]
Abbildung 1: Atomreaktoren in Europa, Stand vom Mai 2012
http://images.derstandard.at/2010/06/17/1276431913123.jpg [Stand 02.04.2012]
Abbildung 2: Atomkraft in Europa, Stand 17.06.2010
http://diepresse.com/images/uploads/6/9/5/665237/atompolitik_akwstresstests_fast_voll
er_26s05_atomkraftwerke_in_europa_kaefer20110525193436.jpg [Stand 05.04.2012]
Abbildung 3: Der geplante Verlauf des Supergrids in Europa, Stand 13.04.2011
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/03/Supergrid/seite-1 [Stand 05.04.2012]
1. Glossar2. Vorwort3. Nukleare Stromerzeugung in Europa4. Vor- und Nachteile der Kernenergie4.1 Stromerzeugung und Kosten4.2 Entsorgung der radioaktiven Abfälle4.3 Sicherheit
5. Nukleare Unglücke5.1 Harrisburg5.2 Tschernobyl5.3 Fukushima
6. Gründe für und gegen den Ausstieg6.1 Alternative Möglichkeiten6.2 Die Angst vor ökonomisch und ökologischen Folgen6.3 Die Rolle der Regierung und Bevölkerung
7. Fazit8. Quellenangaben8.1 Literaturverzeichnis8.2 Internetquellen8.3 Bilderquellen