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Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft bis zum Jahr 2022 möglich? Freiherr-vom-Stein-Schule Jahresarbeit Jahrgang O12 Oktober 2011 bis April 2012 Fach: Politik und Wirtschaft Fachlehrer: Herr Schaefer Von Leoni Hübner Hessisch Lichtenau, den 16.04.12

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  • Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft bis zum Jahr 2022 möglich?

    Freiherr-vom-Stein-Schule

    Jahresarbeit

    Jahrgang O12

    Oktober 2011 bis April

    2012

    Fach: Politik und

    Wirtschaft

    Fachlehrer: Herr Schaefer

    Von Leoni Hübner

    Hessisch Lichtenau, den 16.04.12

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    Albert Einstein (1879-1955)

    Theoretischer Physiker

    „Die Freisetzung der Atomkraft hat

    alles verändert außer unserer

    Denkweise, und deshalb treiben wir

    auf Katastrophen zu, die nicht

    ihresgleichen haben."

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    Inhaltsverzeichnis:

    1. Glossar S. 4-5

    2. Vorwort S. 6

    3. Nukleare Stromerzeugung in Europa S. 7

    4. Vor- und Nachteile der Kernenergie S. 8

    4.1. Stromerzeugung und Kosten S. 8

    4.2. Entsorgung der radioaktiven Abfälle S. 8-9

    4.3. Sicherheit S. 10

    5. Nukleare Unglücke S. 11

    5.1. Harrisburg S. 11

    5.2. Tschernobyl S. 12

    5.3. Fukushima S. 12-13

    6. Gründe für und gegen den Ausstieg S. 14

    6.1. Alternative Möglichkeiten S. 14-15

    6.2. Die Angst vor ökonomisch- und ökologischen Folgen S. 15-16

    6.3. Die Rolle der Regierung und Bevölkerung S. 16-17

    7. Fazit S. 18

    8. Quellenangaben S. 19

    8.1. Literaturverzeichnis S. 19

    8.2. Internetquellen S. 19-20

    8.3. Bilderquellen S. 21

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    1. Glossar

    Benelux-Länder:

    Hierbei handelt es sich um die zu einer Zollunion zusammengefassten Länder Belgien,

    die Niederlande (Nederlands) und Luxemburg.1

    EURATOM:

    Europäische Atomgemeinschaft für Schutz und Förderung der Kernenergie. Die

    Gemeinschaft wird auch als Keimzelle der heutigen Europäischen Union (EU) betitelt,

    und umfasst auch die 27 EU-Mitgliedsstaaten. Sie ist jedoch eine eigene Organisation.

    Radioaktiver Abfall:

    Zu radioaktivem Abfall zählen Elemente, welche bei ihrem Zerfall unsichtbare Strahlen

    aussenden. Diese können für den Menschen gesundheitsschädliche Schäden mit sich

    führen. Außerdem kann die Zeit des Zerfalls, je nach Menge des Stoffes, mehrere

    Millionen Jahre betragen. Radioaktive Abfälle entstehen in Kernkraftwerken durch die

    Spaltung von Atomkernen.

    Castoren:

    Castoren oder auch Castor-Behälter werden die Behälter genannt, welche zum

    Transport oder der Lagerung von radioaktiven Abfällen genutzt werden. Diese dienen

    zur Abschirmung der radioaktiven Strahlung, des radioaktiven Abfalls.

    Wiederaufbereitung:

    Die Wiederaufbereitung gilt als gefährlichster Schritt der Atomenergie. Hierbei wird

    radioaktiver Abfall aus Kernkraftwerken zerkleinert und in Salpetersäure aufgelöst. Der

    erwünschte Effekt ist hierbei, durch chemische Reaktionen hoch reaktives Plutonium

    vom restlichen radioaktiven Abfall zu trennen und wiederverwerten zu können.

    1 Lexikon. Online im Internet: http://www.wissen.de/lexikon/benelux-staaten?keyword=benelux [Stand

    01.03.2012]

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    Strahlenexposition:

    Die Strahlenexposition bezeichnet die Einwirkung ionisierender Strahlungen. Es wird

    hierbei zwischen der zivilisatorischen (durch Forschung und Industrie entstandene

    Strahlung) und natürlicher Strahlenexposition unterschieden.2

    Kyoto-Protokoll:

    Zum Klimaschutz wurde durch das Kyoto-Protokoll beschlossen und von 189 Staaten

    ratifiziert. Es sieht vor, dass die einzelnen Staaten einen ihnen angepassten Emissionen-

    Prozentsatz einhalten müssen. Dies ist auch im Sinne der einzelnen Staaten.

    2 Umwelt-Lexikon. Online im Internet: http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/strahlenexposition.htm [Stand 30.03.2012]

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    2. Vorwort

    Der Atomausstieg ist ein schon seit vielen Jahren umstrittenes Thema, welchem

    zeitweise mehr aber auch weniger Aufmerksamkeit gewidmet wird. Aufgrund der sich

    im letzten Jahr ereigneten nuklearen Katastrophe in Fukushima, welches ich in meiner

    Jahresarbeit noch einmal näher erläutern werde, hat der gewünschte Atomausstieg bei

    vielen Menschen wieder stark an Bedeutung gewonnen. Dies brachte mich zu dem

    Entschluss, mich in meiner Jahresarbeit näher mit dem Thema zu befassen. Da das

    genannte Unglück viele Proteste gegen die Stromgewinnung mittels der Kernkraft mit

    sich führte, heißt es nun für viele Staaten, in der Energiepolitik umzudenken. Aus

    diesem Grund werde ich mich in meiner Jahresarbeit weitgehend damit

    auseinandersetzten, welche Staaten über die genannte Wende nachdenken, ob diese

    möglich ist und welche Argumente dafür oder dagegen sprechen. Hierzu werde ich

    mich zu Beginn im Allgemeinen mit der Kernkraft, ihren Vor- und Nachteilen und

    zusätzlich zu Fukushima mit zwei weiteren schwerwiegenden Nuklearunglücken

    beschäftigen.

    Ich habe mich bei der Wahl meines Analyseraums auf Europa beschränkt, weil der

    Energieimport und -export, welcher bei dem Ausstieg noch eine größere Rolle spielen

    könnte, größtenteils zwischen den kontinentalen Staaten stattfindet. Hinzu kommt, dass

    Europa mich persönlich am ehesten betrifft. Ich beziehe mich auf den Zeitraum bis

    2022, zumal Deutschland eine Planung des Ausstiegs bis zu diesem Jahr angekündigt

    hat und für mich interessant wäre, ob es auch für andere europäische Staaten möglich

    ist.

    Ebenfalls anzumerken ist, dass ich mich bei meiner Jahresarbeit allein auf die zivile,

    nicht militärische Nutzung der Kernkraft beschränke.

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    3. Nukleare Stromerzeugung in Europa

    Mitte der fünfziger Jahre lieferten die ersten europäischen Kernkraftwerke, in

    Großbritannien und der Sowjetunion, mittels kontrollierter Kernspaltung Strom.3 Am

    25.03.1957 gründete sich aus den sechs Staaten Frankreich, Italien, Deutschland und

    den Benelux-Ländern die Europäische Atomgemeinschaft EURATOM. Diese sollte

    gemeinschaftlich zur Förderung der Nuklearforschung und zur Überwachung der

    Sicherheit von Kernreaktoren beitragen. Das Ziel sollte es sein, große Energiemengen

    zu geringen Kosten der europäischen Wirtschaft bereitzustellen.4

    Der plötzliche Hype der Kernkraft sowohl in Europa, als auch global, lässt sich auf die

    einfache und sichergeglaubte Methode zur hohen Stromerzeugung zurückführen. Und

    noch heute nutzen 17 Staaten des Kontinents die Kernkraft. Davon gehören 14 zu den

    EURATOM-Mitgliedsstaaten.5

    Abbildung 1:

    Atomkraft in Europa,

    Stand 17.06.2010

    3 Vgl., Deutsches Museum, Geschichte der Kernenergie. Online im Internet: http://www.deutsches-museum.de/ausstellungen/themenpfade/energie/waerme-und-licht/kernkraft/ [Stand 02.03.2012] 4 Vgl., Rubner, Jeanne: Das Energiedilemma-Warum wir über Atomkraft neu nachdenken müssen (i.f.z.:

    Rubner, Das Energiedilemma), München 2007, S.52 5 Vgl., n-tv: 143 Kernkraftwerke in 14 EU-Staaten - Der Stresstest läuft. Online im Internet: http://www.n-tv.de/politik/Der-Stresstest-laeuft-article3480146.html [Stand 02.03.2012]

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    4. Vor- und Nachteile der Kernenergie

    4.1. Stromerzeugung und Kosten

    Die wohl häufigsten Argumente für die Kernkraft sind ihre Unabhängigkeit von Wetter

    und Klima, die geringen Kosten und der saubere Weg, um Strom zu erzeugen.

    Finanziell lohnt sich der Betrieb eines Kernkraftwerks für viele Stromkonzerne,

    schließlich werden nukleare Techniken schon von Beginn an mittels Subventionen

    (Bau, Forschung und Müllentsorgung) unterstützt, die der Steuerzahler zusätzlich zu

    den Stromkosten zahlt.6 Allein in Deutschland sollen schon Beträge von „über 200

    Milliarden Euro“7 der Kernkraft zugutegekommen sein. Da wundert es nicht, dass sich

    sie sich bis heute durchsetzten konnte und in vielen Staaten mit als Hauptenergiequelle

    zählen. Unbeachtet bleibt allerdings oftmals, dass im Falle einer Kernschmelze, Kosten

    in Milliarden Höhe anfielen, welche die Stromkonzerne allein nicht tragen könnten.8

    An sich ist die Kernkraft eine günstige Methode zur CO2-armen Stromerzeugung.

    Allerdings ist hierbei zu beachten, dass die Transportwege des Brennelements Uran von

    dessen Tagebauten, welche in Australien, Kanada und Russland liegen, zu den meisten

    Kernkraftwerken sehr lang ist. 9 Und auch die radioaktiven Abfälle werden oftmals von

    den Kraftwerken in entfernte Zwischenlager transportiert. Beide Aspekte führen zu

    weiteren CO2 Emissionen, wobei bezüglich des Abfalls noch zusätzliche Kosten,

    aufgrund von Zwischen- und Endlagerbauten, anfallen.

    4.2. Entsorgung der radioaktiven Abfälle

    Bei der Kernkraft handelt es sich um ein „Flugzeug ohne Landeplatz“, lautete ein

    Vergleich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.10 Hier wird die bestehende Problematik

    der Lagerungsstätten für radioaktiven Abfall thematisiert. Schließlich werden seit der

    Nutzung der ersten Kernkraftwerke jährlich mehrere Tonnen radioaktive Abfälle

    produziert, welche einen ungewissen Zeitraum in Zwischenlagern untergebracht werden 6 Vgl., Almstedt, Jan: Atomindustrie mit über 200 Milliarden Euro subventioniert, 13. Oktober 2010. Online

    im Internet:

    http://www.spd.de/aktuelles/News/5084/20101013_atomindustrie_mit_milliarden_subventioniert.html

    [Stand 02.03.2012]

    7 Ebenda 8 Vgl., Flauger, Jürgen und Stratmann, Klaus: Die wahren Kosten der Kernkraft, Handelsblatt 24.03.2011. Online im Internet: http://www.onleihe.de/static/content/handelsblatt/20110324/HB20110324/vHB20110324.pdf [Stand 02.03.2012] 9 Vgl., Wagner, Hermann-Joseph: Was sind die Energien des 21. Jahrhunderts? Der Wettlauf um Lagerstätten(i.f.z. Wagner, Energien des 21. Jahrhunderts), Frankfurt am Main 2007, S 161 10 Vgl., Rubner, Das Energiedilemma, S. 234

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    müssen. Zurzeit werden diese in Castoren zu Zwischenlagern oder zu

    Wiederaufbereitungsanlagen transportiert.11 In Europa befinden sich zwei der genannten

    Wiederaufbereitungsanlagen, welche noch in Betrieb sind. Standpunkte dieser sind La

    Hague in Frankreich und Sellafield in Großbritannien.12

    Hinzu kommt, dass eine ungewisse Menge an radioaktiven Abfällen im Meer entsorgt

    wurde. Eine Einschränkung dessen gab es erst seit der Londoner Convention 1972 und

    ein endgültiges Verbot trat erst in 1993 in Kraft.13 „Allein zwischen 2004 und 2020

    fallen nach Angaben aus Brüssel in der EU 1,8 Millionen Kubikmeter radioaktiven

    Mülls an“, heißt es in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 23.10.2010.14 Zu

    beachten gilt hier, dass es sich um einen Wert nur bezüglich des genannten Zeitraums

    und ausschließlich der EU Mitgliedstaaten handelt. In Hinsicht dessen ist verständlich,

    dass die EU darauf plädiert, dass schnellst möglich ein Endlager gefunden wird und

    daher bis 2015 genaue Pläne für Endlagerplätze in den 14 EU-Ländern, welche

    Kernkraftwerke betreiben, vorliegen sollen.15

    Seit dem Jahr 2004 wird in Finnland an einem unterirdischen Endlager, dem Onkalo,

    auf der Halbinsel Olkiluoto gebaut, in dem bereits 2020 der erste radioaktive Abfall

    gelagert werden soll. Damit wäre es das erste Endlager weltweit.16 Auch Schweden und

    Frankreich planen bereits, bis 2023 bzw. 2025 eine unterirdische Endlagerstätte

    vorweisen zu können. In weiteren europäischen Staaten wie Russland, Deutschland oder

    Großbritannien besteht ebenfalls der Wille, einen geeigneten Endlagerplatz zu finden,

    jedoch bieten sich hier noch keine den Sicherheits- und Umweltanforderungen

    geeigneten Plätze an.17 Ob es noch weitere Endlager geben wird und ob diese

    hinsichtlich des gewünschten Zeitraumes genutzt werden können, wird sich in den

    kommenden Jahren zeigen.

    11

    Vgl., Rehren, Silke: Atommüll-Utopie Brennstoffkreislauf, 29.07.2010. Online im Internet: http://www.planet-wissen.de/natur_technik/atomkraft/atommuell/index.jsp [Stand 03.03.2012] 12

    Vgl., Rehren, Silke: Wiederaufbereitungsanlagen, 29.07.2010. Online im Internet: http://www.planet-wissen.de/natur_technik/atomkraft/atommuell/wiederaufbereitungsanlagen.jsp [Stand 03.03.2012] 13

    Vgl., Kowitz, Dorit und Rosenkranz, Jan: Radioaktiver Müll - Die Kern-Frage - Bislang wird alles zwischenverstaut, 31. August 2008. Online im Internet: http://www.stern.de/wirtschaft/news/maerkte/radioaktiver-muell-die-kern-frage-636465.html [Stand 03.03.2012] 14

    Vgl., Balser, Markus und Gammelin, Cerstin: Endlager-Problematik - Atommüll muss in Europa bleiben, 23.10.2010. Online im Internet: http://www.sueddeutsche.de/politik/endlager-problematik-atommuell-muss-in-europa-bleiben-1.1015187m [Stand 03.03.2012] 15

    Vgl., dpa, N24: Wohin mit Strahlenmüll? - EU erzwingt Lösung in Endlager-Frage, 19.07.2011. Online im Internet: http://www.n24.de/news/newsitem_7077424.html [Stand 03.03.2012] 16

    Vgl., Libermann, Rebecca: Finnland baut erstes atomares Endlager, September 2011. Online im Internet: http://finland.fi/Public/default.aspx?contentid=229127&nodeid=41799&culture=de-DE [Stand 03.03.2012] 17

    Vgl., dpa: Wieder auf der Suche-Drei EU-Länder arbeiten an neuen Endlagern, 16.09.2010. Online im Internet: http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/147730/index.html [Stand 03.03.2012]

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    4.3. Sicherheit

    In der Spiegel-Verlagsreihe: Märkte im Wandel, Band 8: Energie/ Kernenergie

    (Hamburg Januar 1979, S. 142), schreibt Dr. Klaus Montanus, dass die

    Wahrscheinlichkeit, durch die Kernkraft geschädigt zu werden 3000-mal kleiner ist, als

    durch einen Verkehrsunfall getötet zu werden. Allgemein wird sehr intensiv auf die

    Sicherheit der Kernkraftanlagen geachtet und letztendlich hängt diese größtenteils von

    unterschiedlichen Faktoren ab. Bedeutend sind hierbei die Bauart, das Alter und der

    geographische Standpunkt. Schließlich entsprechen die Sicherheitsstandards, im

    Hinblick auf die Bauweise und technische Mittel, älterer Meiler nicht denen der neueren

    Modelle und infolge der geografischen Standpunkte kann ein als sicher geltendes

    Kraftwerk, aufgrund nicht vorhersehbarer Naturgewalten, diesen nicht gerecht werden.

    Bezüglich der technischen Baulinien älterer Kernreaktoren wurden diese auf den Bruch

    von Kühlwasserleitungen ausgelegt, dem damals technisch „größten anzunehmenden

    Unfall“.18 Der zurzeit neuste Reaktortyp ist der European Pressurized Reactor (EPR),

    welcher als Erster dieser Art in Finnland und seit 2007 auch in Frankreich gebaut wird.

    Bei diesem Reaktor soll durch sein verbessertes Sicherheitskonzept das Risiko schwerer

    Unfälle etwa hundertmal geringer sein, als bei den älteren Modellen. Der Reaktortyp

    wurde außerdem darauf ausgelegt, dass im Fall einer Kernschmelze, diese beherrscht

    werden kann, was ein heutzutage wichtiger Faktor ist, da diese als aktuell größter

    anzunehmender Unfall gilt.19 Bei einem störungsfrei arbeitenden Kernkraftwerk liegt

    die Abgabe von Strahlung an die Umwelt bei einem Wert von < 0,01 mSv/a 20 und ist

    daher sehr gering.21 Zum Vergleich: „In der Summe beträgt die mittlere effektive

    Jahresdosis eines Menschen durch natürliche Strahlung ca. 2,1 mSv.“ 22

    18

    Wagner, Energien des 21. Jahrhunderts, S. 272 19

    Vgl., Wagner, Energien des 21. Jahrhunderts, S. 272 20

    mSv/a ist die Einheit für Milli-Sievert pro Jahr, welche die (in diesem Fall zivilisatorische) Strahlenexposition angibt 21

    Vgl., Grupen, Claus: Grundkurs Strahlenschutz - Praxiswissen für den Umgang mit radioaktiven Stoffen, 4. überarbeitete und ergänzte Auflage, Berlin 2008 22

    Vgl., Minis terium für Landschaft und Umwelt. Online im Internet: http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=fldf2vzsvyzdh [Stand 03.03.2012]

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    5. Nukleare Unglücke

    Folgende drei Beispiele, der bis heute wohl bedeutsamsten nuklearen Unglücke, zeigen,

    dass es auch in sicher geglaubten Kernkraftwerken zu Komplikationen kommen kann,

    welche verheerende Ausmaße annehmen können. Und es zeigte sich, dass einige

    Staaten als Folge an der Sicherheit zweifelten und begonnen ihr Energiekonzept in

    Sache Kernkraft abzuändern. Die Reihenfolge ist hinsichtlich der Daten der jeweiligen

    Vorfälle gewählt worden.

    5.1. Harrisburg

    Am 27.03.1979 kommt es in Harrisburg, Pennsylvania, im zweiten Meiler des

    Kernkraftwerkes Three Mile Island zum Schmelzen des Reaktorkerns. Im Zeitalter der

    Kernenergie war es der erste derartige Fall.23 Grund hierfür waren defekte Pumpen und

    ein fehlerhaftes Ventil, was dazu führte, dass die notwendige Kühlung ausblieb. Denn

    selbst nach Abbruch der Reaktion strahlen die Brennelemente weiter Wärme aus. Hinzu

    kam die fehlerhafte Einschätzung der Situation, ausgehend von den Arbeitskräften.24

    Größtenteils vertuscht wurde, dass vom Reaktor radioaktive Gase und verseuchtes

    Wasser austraten.25 Eine Explosion, aufgrund des sich gebildeten Wasserstoffs, blieb

    glücklicherweise aus, und trotzdem wurde ein Großteil der Leute angewiesen, nähere

    Gebiete um das Kernkraftwerk zu räumen.26 Die verursachten Kosten belaufen sich auf

    „mehr als eine Milliarde Dollar“.27 Zwar ereignete sich ein bisher nur theoretisch

    bedachtes Risiko, jedoch wurde dadurch nur kurzweilig ein Rückgang der Kernkraft

    beeinflusst. In Schweden entschloss man sich für den Ausstieg bis 2010, allerdings

    stimmte die Regierung im April 2010 für den Bau neuer Reaktoren und somit gegen den

    Ausstieg.

    Im Allgemeinen änderte der Vorfall nichts an dem menschlichen Denken, die Kernkraft

    zu beherrschen, ansonsten wäre die sie sicher nicht weiter ausgebaut worden.

    23

    Vgl., Kriener, Manfred: ATOMENERGIE-Alles unter Kontrolle, 18.03.2009. Online im Internet: http://www.zeit.de/2009/13/A-Harrisburg [Stand 02.04.2012] 24

    Vgl., Rubner, Jeanne: USA: Atomunfall in Harrisburg 1979-Chronik einer Kernschmelze 30.03.2012.

    Online im Internet: http://www.sueddeutsche.de/wissen/usa-atomunfall-in -harrisburg-chronik-einer-

    kernschmelze-1.1079098 [Stand 02.04.2012] 25

    Vgl., Kastan, Klaus: Als Harrisburg die Welt in Atem hielt. Online im Internet:

    http://www.tagesschau.de/ausland/harrisburgkatastrophe100.html [Stand 02.04.2012] 26

    Vgl., Rubner, Jeanne: USA: Atomunfall in Harrisburg 1979-Chronik einer Kernschmelze 30.03.2012. Online im Internet: http://www.sueddeutsche.de/wissen/usa-atomunfall-in-harrisburg-chronik-einer-kernschmelze-1.1079098 [Stand 02.04.2012] 27

    Ebenda

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    5.2. Tschernobyl

    Sieben Jahre nach dem Unglück in Harrisburg ereignete sich in Europa ein Super-Gau

    mit verheerenden Folgen. Am 26.04.1986 ereignet sich der bislang schwerste nukleare

    Unfall, hinsichtlich der zivilen Nutzung, im Kernkraftwerk Tschernobyl. Fehlerhaftes

    Verhalten des Betriebspersonals, während eines Tests der Sicherheitseigenschaften,

    führt letztendlich zu einer Explosion und einem Brand des Reaktors. Daraufhin werden

    Massen an radioaktiven Stoffen in der Umwelt verteilt, bis dies durch Hilfskräfte mittels

    strahlungsmindernder Maßnahmen bis zum 6. Mai des Jahres deutlich gemindert

    werden kann. 28 Die Strahlung reicht weitaus über die Landesgrenzen bis hin zur Mitte

    des Kontinents.

    Doch trotz der schweren Ausmaße, die das Unglück mit sich führt, halten Staaten wie

    Frankreich, Deutschland, Großbritannien oder die Sowjetunion an der Kernkraft fest.29

    Wie so oft ist das Hauptargument, dass eigene Kraftwerke die Sicherheitsansprüche

    erfüllen und die Wahrscheinlichkeit eines ähnlichen Vorfalls sehr gering ist. Grund

    hierfür war sicher auch, dass Alternativen wie erneuerbare Energien technisch noch

    nicht so ausgereift waren wie heute.

    5.3. Fukushima

    Nachdem Japan am 11.03.2011 von einem der schlimmsten Erdbeben (Stufe 9)

    erschüttert wurde, sorgt ein dadurch ausgelöster Tsunami für das Versagen des

    Kühlsystems des Kernkraftwerks Fukushima I. Trotz diverser Maßnahmen um den

    Reaktorkern zu kühlen, kommt es am 12.03. im ersten der sechs Reaktorblöcke zu einer

    Wasserstoff-Explosion. In der Umgebung misst man eine höhere Radioaktivität, was

    darauf hinweist, dass bereits eine Kernschmelze eingetroffen ist. Wasserstoff-

    Explosionen in den Reaktorgebäuden 2 und 3 folgen.30 Die Kosten werden auf rund 50

    28

    Vgl., Bmu: Tschernobyl und die Folgen, April 2010. Online im Internet:

    http://www.bmu.de/atomenergie_sicherheit/downloads/17_legislaturperiode/doc/5409.php [Stand

    03.04.2012] und Sietz, Henning: TSCHERNOBYL-26. April 1986, 16.03.2011. Online im Internet:

    http://www.zeit.de/2011/12/Tschernobyl/komplettansicht [Stand 03.04.2012]

    29 Vgl., Becker, Ute: Die Chronik: Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute, Chronik Verlag 2006, S.613

    30 Vgl., Der Stern: Japans Tragödie-Der Fluch der Atomkraft und die Folgen des Tsunamis, Nr. 12,

    17.03.2011, S. 59

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    Milliarden Euro geschätzt. Hinzu kommen zahlreiche Menschen, die gesundheitliche

    Schäden mit sich tragen und evakuiert werden mussten. 31

    In Deutschland hinterließ das Unglück ebenfalls seine Spuren. Allerdings hinsichtlich

    der Energiewende. Die zuvor beschlossene Laufzeitverlängerung wich dem geplanten

    Ausstieg bis 2022. Immer mehr Bürger forderten den Ausstieg, da ist auch der

    plötzliche Meinungswechsel der CDU hinsichtlich der Kernkraft keinesfalls

    verwunderlich. Auch Belgien sieht den Ausstieg vor. In Frankreich hingegen setzt man

    weiter auf die national beliebte Kernkraft. So erklärt sich das momentane

    Staatsoberhaupt, Nicolas Sarkozy im derzeitigen Wahlkampf weiterhin für die

    Kernkraft, trotz einzelner nationaler Bürgerdemonstrationen. Allerdings mussten sich

    die Kernkraftwerke genauen Sicherheitskontrollen unterziehen.32 Die EU und auch

    Russland beschließen im vergangenen Jahr zumindest bessere Sicherheitskontrollen

    ihrer Meiler.

    Dass auch einige europäische Kernkraftwerke in Erdbebengebieten liegen, zeigt

    Abbildung 2. Diese gelten zwar als Erbeben sicher, allerdings glaubte man auch in

    Fukushima an die Risikosicherheit der Kraftwerke.

    31

    Vgl., Taz: KOMMISSION SCHÄTZT FUKUSHIMA-SCH ADEN-50 Milliarden für die Atom-Katastrophe.

    Online im Internet: http://www.taz.de/!79960/ [Stand 04.04.2012] 32

    Vgl., Randow, Gero von: ATOMKRAFT-DEBATTE-Fukushima hat Frankreich verändert, Russland nicht, 10.03.12. Online im Internet: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-03/fukushima-akw-debatte

    [Stand 04.04.2012]

    Abbildung 2: Atomreaktoren in Europa, Stand vom Mai 2012

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    6. Gründe für und gegen den Ausstieg

    6.1. Alternative Möglichkeiten

    Viele fürchten, dass durch den Ausstieg der Staat auf Stromimporte aus dem Ausland

    angewiesen sein wird. Sicherlich wird dies nicht abzuwenden sein. Hierbei wird es sich

    sicherlich auch um durch Kernkraft erzeugten Strom handeln. Dass es dennoch weitere

    günstige Möglichkeit zur Energieerzeugung gibt, in welche man künftig investieren

    müsste, zeigen zahlreiche Alternativen. Neben den endlichen Ressourcen an Rohstoffen

    wie Kohle, Gas und Öl, wird mittlerweile die Energieerzeugung durch natürliche

    Quellen, welche sich nicht oder nur begrenzt erschöpfen, in großen Maßen ausgebaut.

    Zu den erneuerbaren Energien zählen Sonnen-, Wind-, Wasser- und thermische Energie,

    deren Vorteil es ist, dass wie bei der Kernkraft während der Energieerzeugung kein

    CO2-Ausstoß stattfindet.

    Viele Länder beziehen bereits einen Teil ihres Stroms aus erneuerbaren Energien.

    Allerdings spielen hier größtenteils die geografische Lage und das damit

    zusammenhängende Wetter und Klima, eine große Rolle. Schließlich ergibt sich, dass

    ein Windrad dort am sinnvollsten ist, wo viel Wind ist, der es antreiben kann. Vorreiter

    in Sache erneuerbare Energien sind die skandinavischen Länder Norwegen und

    Dänemark. Hier verzichtet man im Ganzen auf die Kernkraft und nutzt die günstige

    Lage zum offenen Meer. Hier bieten sich Wind- und Wasserkraft optimal an. Schon

    allein mittels der Wasserkraft kann in Norwegen mehr Strom erzeugt werden, als das

    Land an sich braucht und trotzdem soll in den nächsten Jahren ein zusätzlicher Ausbau

    der Windkraft erfolgen, denn auch für diese bietet das Land erstklassige

    Voraussetzungen.33In Windkraft zu investieren lohnt sich besonders für Länder mit

    Zugang zum offenen Meer, schließlich bieten sich hier die Winde gut an.

    Um einen Ausstieg zu schaffen, werden weitere europäische Staaten gezwungen sein,

    ihre erneuerbaren Energien weiter auszubauen. Dass es möglich ist, zeigen die

    genannten, aber auch weitere Länder, die bereits ohne Kernkraft auskommen.

    33

    Vgl., Germany Trade & Investment: Erneuerbare Energien in Norwegen weiter im Aufwind, 11.05.2010.

    Online im Internet: http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=67412.html [Stand

    04.04.2012]

  • Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 15

    Ein europaweites Höchstspannungsnetz (Supergrid) soll die Möglichkeit bieten, den

    Stromimport und -export von Strom aus erneuerbaren Energien, international möglich

    zu machen. Ein weitreichendes Netz ist hierbei nötig, da z.B. Windparks und

    Wasserkraftanlagen meist

    abseits des Verbrauchers

    liegen, da diese Klima und

    Wetter bedingt Strom

    erzeugen. Mittels des

    Höchstspannungsnetzes

    sollen auch weitere Länder

    die Möglichkeit bekommen,

    Strom aus erneuerbaren

    Energien zu beziehen,

    welche keine günstigen

    Standorte für diese bieten.

    Pumpspeicherkraftwerke in

    Norwegen, in die Strom

    über das Netz geleitet

    werden könnte, bieten

    zusätzlich die Möglichkeit

    einen Teil des überflüssigen

    Stroms zu speichern. Die

    Umsetzung hierfür ist allerdings wie so häufig finanziell bedingt. Vereinzelt finden sich

    zwar bereits Höchststromleitungen, ob sie sich allerdings wie in Abbildung 3 in Rosa zu

    sehen ist, ausweiten, lässt sich zurzeit nicht sagen.34 Hinzu kommen die Angst der

    Bürger vor elektronischen Feldern und der gewollte Erhalt der Landschaft. Dies zögert

    die Umsetzung des Projektes ebenfalls heraus.

    6.2. Die Angst vor ökonomisch- und ökologischen Folgen

    Unter ökologischen Folgen ordne ich den möglichen Anstieg der CO2-Emissionen ein.

    Schließlich könnte aus Kostengründen ein Teil der fehlenden Kernenergie durch

    Energie aus Verbrennungsanlagen ersetzt werden müssen. Dies ist allerdings nicht im

    34 Stra ßmann, Burkhard: STROMVERSORGUNG-Verkabelt Europa!, 13.04.2011, Seite 1-3. Online im Internet: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/03/Supergrid/seite-1 [Stand 05.04.2012]

    Abbildung 3: Der geplante Verlauf des Supergrids in Europa

  • Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 16

    Sinne der einzelnen Länder, schließlich müssen einzelne Staaten darauf achten, ihren im

    Kyoto-Protokoll festgelegten Prozentsatz, bezüglich der Treibhausgasemissionen, nicht

    zu überschreiten.

    Ein weiterer Hauptgrund für viele Staaten, weiterhin die Kernkraft zu nutzen, ist die

    Angst davor, negative wirtschaftliche Auswirkung zu bezwecken. Schließlich ist nicht

    jeder Bürger bereit, einen ungewissen Zeitraum lang, höhere Preise für den Strom zu

    zahlen. Und diese werden zumindest anfangs nicht zu vermeiden sein. Auch der Verlust

    an Arbeitsplätzen, der besonders in Frankreich durch den Betrieb von über 50

    Kernkraftanlagen enorm wäre, muss durch Alternativen gedeckt werden. Ein weiteres

    Kriterium ist die Finanzkrise, denn viele Staaten können sich eine weitere

    Verschuldung, durch z.B. Neuinvestitionen in erneuerbare Energien, nicht leisten. Im

    Frühjahr dieses Jahres zeigte sich allerdings, dass auch in Frankreich, in dem ca. ¾ der

    Energie durch Kernkraft gewonnen wird, diese nicht ausreichen kann. Durch die

    Kälteperioden war es darauf angewiesen, internationalen Strom zu importieren. Auch

    von Deutschland, welches bereits acht seiner Kernkraftwerke abgeschaltet hat.35 Was

    wiederum zeigt, dass nicht nur die Energie, sondern auch der Nutzen dieser eine

    wichtige Rolle bei der Energiewende spielt, wodurch ich nun zu meinem letzten Punkt

    komme.

    6.3. Die Rolle der Regierung und Bevölkerung

    Letzten Endes muss die Bevölkerung im Zusammenspiel mit den Volksvertretern den

    Ausstieg möglich machen. Hierbei ist die Energieeinsparung ein wichtiger Aspekt. Ein

    geringerer bzw. gezielter Energieverbrauch sorgt für Entlastung der Energiekonzerne

    und macht somit den Ausstieg theoretisch realisierbarer.

    Demonstrationen, die bereits in einigen Staaten für einen Ausstieg aus der Kernkraft

    stattfanden, zeigen, dass bereits einige Bürger diesen fordern. Doch solange die

    Regierung der jeweiligen Länder dieser Forderung nicht zustimmt, ist auch die Wende

    nicht möglich. Diese muss bereit seien, in andere Energien zu investieren, dass sich

    allerdings auch die Bevölkerung selbst im Weg stehen kann, zeigt ein Beispiel der

    Journalisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch, anhand der Deutschen. Sie sprechen

    35

    Vgl., Kläsgen, Michael: Frankreich braucht Energie vom Atommuffel DeutschlandJetzt fließt der Strom in

    die andere Richtung, Paris 08.02.12. Online im Internet: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/frankreich-

    braucht-energie-vom-atommuffel-deutschland-jetzt-fliesst-der-strom-in-die-andere-richtung-1.1279135 [Stand

    05.04.2012]

  • Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 17

    hierbei von einer ››Angstkette‹‹:„Wir haben Angst vor der Atomkraft, folglich werden

    die Atomkraftwerke abgeschaltet. Gleichzeitig fürchten wir die globale Erwärmung,

    warum auch Kohlekraftwerke Angst machen. Deshalb wurden fast 20 000

    Windkraftanlagen gebaut. Die liefern Strom, wenn der Wind weht, aber nicht

    unbedingt, wenn er gebraucht wird. Und sie stehen logischerweise dort, wo es stürmt

    und bläst, und meist nicht, wo Industrie und Verbraucher siedeln. Aus beiden Gründen

    müssen dringend neue Hochspannungsleitungen gebaut werden. Doch wir haben auch

    Angst vor Elektrosmog.“36 Der Ausstieg bedeutet also auch Kompromissbereitschaft,

    sowohl seitens der Regierung als auch der Bevölkerung.

    36

    Rubner, Das Energiedilemma, S. 192

  • Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 18

    7. Fazit

    Bei der Bearbeitung meines Themas bin ich letztendlich zu der Schlussfolgerung

    gekommen, dass ein Ausstieg bis 2022 theoretisch möglich wäre, er aber in vielen

    Ländern nicht durchzusetzen ist. Besonders bei Ländern wie Frankreich oder Russland

    wird es schwierig bis unmöglich, den Ausstieg in absehbarer Zeit zu bewältigen, denn

    gerade dort ist man sehr überzeugt von der Kernkraft. Und besonders in Frankreich, wo

    über 50% des Energiebedarfs durch die Kernenergie gedeckt wird, könnte ein übereilter

    Ausstieg finanzielle Probleme und einen Energiemangel bewirken.

    Dass es auch anders möglich ist, konnte man auch schon an diversen Beispielen sehen.

    Diese werden für Länder wie Deutschland, wo bereits der Ausstieg geplant wird, sicher

    als Vorbild dienen. Wobei meiner Meinung nach Deutschland als starke Industrienation

    Europas, bei einem gelungenen Ausstieg, anderen Staaten möglicherweise einen Anreiz

    geben könnte, ebenfalls auf Kernenergie zu verzichten. Ich denke, dass gerade das ein

    wichtiger Schritt in Richtung Zukunft ist, denn jedes weitere Jahr, in dem ein

    Kernkraftwerk am Stromnetz hängt, entstehen Massen an radioaktivem Abfall, dessen

    Lagerplätze noch immer nicht 100%ig geklärt sind. Außerdem kann es an jedem Tag zu

    einem unerwarteten Unfall, aufgrund menschlicher Fehleinschätzungen oder

    unerwarteter Natureinwirkungen kommen. Dass man sich hierbei nicht immer auf die

    Berechnungen und Theorien der Fachleute verlassen kann, zeigen Unglücke wie

    Tschernobyl und Fukushima.

    Grundsätzlich vertrete ich die Meinung, dass aufgrund der Unsicherheiten und Risiken

    bezüglich der Betreibung und Entsorgung des radioaktiven Abfalls ein Ausstieg

    Europas notwendig ist. Es muss über alternative Energiekonzepte nachgedacht werden.

    Ich möchte aber abschließend anmerken, dass bis zum Jahr 2022 der Ausstieg ganz

    Europas unwahrscheinlich ist, da zu viele Länder noch zu sehr an der Kernkraft zur

    Energieerzeugung festhalten.

  • Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 19

    8. Quellenangaben

    8.1. Literaturverzeichnis

    Becker, Ute: Die Chronik: Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute, Chronik Verlag

    2006

    Grupen, Claus: Grundkurs Strahlenschutz - Praxiswissen für den Umgang mit

    radioaktiven Stoffen, 4. überarbeitete und ergänzte Auflage, Berlin 2008

    Rubner, Jeanne: Das Energiedilemma-Warum wir über Atomkraft neu nachdenken

    müssen, München 2007, S.52 Stern: Japans Tragödie-Der Fluch der Atomkraft und die

    Folgen des Tsunamis, Nr. 12, 17.03.2011

    Der Stern: Japans Tragödie-Der Fluch der Atomkraft und die Folgen des Tsunamis,

    Ausgabe Nr. 12, 17.03.2011

    Wagner, Hermann-Joseph: Was sind die Energien des 21. Jahrhunderts? Der Wettlauf

    um Lagerstätten, Frankfurt am Main 2007

    8.2. Internetquellen

    Lexikon. Online im Internet: http://www.wissen.de/lexikon/benelux-

    staaten?keyword=benelux [Stand 01.03.2012]

    Umwelt-Lexikon. Online im Internet:

    http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/strahlenexposition.htm [Stand 30.03.2012]

    Deutsches Museum, Geschichte der Kernenergie. Online im Internet:

    http://www.deutsches-museum.de/ausstellungen/themenpfade/energie/waerme-und-

    licht/kernkraft/ [Stand 02.03.2012]

    n-tv: 143 Kernkraftwerke in 14 EU-Staaten - Der Stresstest läuft. Online im Internet:

    http://www.n-tv.de/politik/Der-Stresstest- laeuft-article3480146.html [Stand 02.03.2012]

    Almstedt, Jan: Atomindustrie mit über 200 Milliarden Euro subventioniert, 13. Oktober

    2010. Online im Internet:

    http://www.spd.de/aktuelles/News/5084/20101013_atomindustrie_mit_milliarden_subv

    entioniert.html [Stand 02.03.2012]

    Flauger, Jürgen und Stratmann, Klaus: Die wahren Kosten der Kernkraft, Handelsblatt

    24.03.2011. Online im Internet:

    http://www.onleihe.de/static/content/handelsblatt/20110324/HB20110324/vHB2011032

    4.pdf [Stand 02.03.2012]

    Rehren, Silke: Atommüll-Utopie Brennstoffkreislauf, 29.07.2010. Online im Internet:

    http://www.planet-wissen.de/natur_technik/atomkraft/atommuell/index.jsp [Stand

    03.03.2012]

  • Krise Kernkraft Inwiefern ist der Ausstieg Europas aus der Kernkraft b is zum Jahr 2022 möglich? S e i t e | 20

    Rehren, Silke: Wiederaufbereitungsanlagen, 29.07.2010. Online im Internet:

    http://www.planet-

    wissen.de/natur_technik/atomkraft/atommuell/wiederaufbereitungsanlagen.jsp [Stand

    03.03.2012]

    Kowitz, Dorit und Rosenkranz, Jan: Radioaktiver Müll - Die Kern-Frage - Bislang wird

    alles zwischenverstaut, 31. August 2008. Online im Internet:

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    Taz: KOMMISSION SCHÄTZT FUKUSHIMA-SCHADEN-50 Milliarden für die

    Atom-Katastrophe. Online im Internet: http://www.taz.de/!79960/ [Stand 04.04.2012]

    Randow, Gero von: ATOMKRAFT-DEBATTE-Fukushima hat Frankreich verändert,

    Russland nicht, 10.03.12. Online im Internet: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-

    03/fukushima-akw-debatte [Stand 04.04.2012]

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    04.04.2012]

    Kläsgen, Michael: Frankreich braucht Energie vom Atommuffel DeutschlandJetzt fließt

    der Strom in die andere Richtung, Paris 08.02.12. Online im Internet:

    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/frankreich-braucht-energie-vom-atommuffel-

    deutschland-jetzt-fliesst-der-strom-in-die-andere-richtung-1.1279135 [Stand

    05.04.2012]

    8.3. Bilderquellen

    Deckblatt:

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/contentblob/1359294/timg485x273blob/4714112

    [Stand 25.02.2012]

    Abbildung 1: Atomreaktoren in Europa, Stand vom Mai 2012

    http://images.derstandard.at/2010/06/17/1276431913123.jpg [Stand 02.04.2012]

    Abbildung 2: Atomkraft in Europa, Stand 17.06.2010

    http://diepresse.com/images/uploads/6/9/5/665237/atompolitik_akwstresstests_fast_voll

    er_26s05_atomkraftwerke_in_europa_kaefer20110525193436.jpg [Stand 05.04.2012]

    Abbildung 3: Der geplante Verlauf des Supergrids in Europa, Stand 13.04.2011

    http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/03/Supergrid/seite-1 [Stand 05.04.2012]

    1. Glossar2. Vorwort3. Nukleare Stromerzeugung in Europa4. Vor- und Nachteile der Kernenergie4.1 Stromerzeugung und Kosten4.2 Entsorgung der radioaktiven Abfälle4.3 Sicherheit

    5. Nukleare Unglücke5.1 Harrisburg5.2 Tschernobyl5.3 Fukushima

    6. Gründe für und gegen den Ausstieg6.1 Alternative Möglichkeiten6.2 Die Angst vor ökonomisch und ökologischen Folgen6.3 Die Rolle der Regierung und Bevölkerung

    7. Fazit8. Quellenangaben8.1 Literaturverzeichnis8.2 Internetquellen8.3 Bilderquellen