Krisenbewältigung Schweiz und Österreich Wirtschaftspolitische Aktionen korrigieren Marktversagen...
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Krisenbewältigung Schweiz und Österreich Wirtschaftspolitische Aktionen korrigieren Marktversagen
FIW Vorlesung, 13. Dezember 2011
AL Mag. Franz NauschniggDie in der Vorlesung vertretenen Positionen stellen die persönliche Meinung dar.
Abteilung für Integrationsangelegenheiten und Internationale Finanzorganisationen
www.oenb.at
www.oenb.at [email protected] 2 -2
Vergleich Schweiz - Österreich
• Schweiz und Österreich sind reiche, relativ kleine, offene Volkswirtschaften
• Beide waren 1960 Gründungsmitglieder der EFTA• Anfang der 90iger trennten sich ihre Wege, Österreich Mitglied EWR,
1995 EU und 1999 Euro Raum• Schweizer Integrationsprozess stockte mit dem negativen
Referendum zum EWR 1992 • Wirtschaftliche Auswirkungen• In 1980er Jahren ähnliche Wachstumsperformance. Seit Anfang
1990er Jahren wächst Österreich wesentlich schneller
www.oenb.at [email protected] 3 -3
Vergleich Wachstum des realen BIP Schweiz - Österreich
164,9
243,6
252,2
261,0256,9
172,0178,2
185,0
256,1
266,2
231,9
237,7
230,0
226,4
225,3217,9
212,2204,2
201,0197,0
193,7189,2
188,3
185,9
179,7171,8
159,8
157,1
153,6
150,3
149,8
145,8
112,0118,5
123,4120,9
127,2
133,2132,7
140,0143,2 143,0
105,3
184,6
184,1
187,9
163,5
167,6163,8
163,2
161,3
156,3153,9
150,3
147,8
147,4
146,6
145,9
146,7
146,8
148,0
142,7
136,8132,7
131,8
129,7
125,4121,8
121,2
122,9
121,0
110,1
107,5
106,9
104,3
105,2
112,7
111,4108,0
104,3100,0100
150
200
250
300
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
ÖSTERREICH
SCHWEIZ
Differenz Wachstum Österreich - Schweiz mehr als 70 Prozentpunkte des realen BIP nach fast 40 Jahren !!
Jahre
Ind
ex 1
970=
100
Quelle: IWF
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-6-4-202462007Q12008Q12009Q12010Q1EA16ATCHBIP-Wachstum in Österreich und der Schweiz%-Veränderung zum VorjahresquartalQuelle: Eurostat.
-6
-4
-2
0
2
4
6
2007Q1 2008Q1 2009Q1 2010Q1EA16 AT CH
Wachstum des realen BIP in Österreich und der Schweiz%-Veränderung zum Vorjahresquartal
Quelle: Eurostat.
0
2
4
6
8
10
12
2007Q1 2008Q1 2009Q1 2010Q1
EA16 CH AT
Arbeitslosigkeit in Österreich und der SchweizArbeitslosigkeit
Quelle: OECD.
Krise: Schweiz bessere wirtschaftliche Entwicklung als Österreich
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Preisstabilität, Wechselkurs
-2
-1
0
1
2
3
4
5
2007M01 2008M01 2009M01 2010M01EA16 AT CH
%-Veränderung zum Vorjahresmonat
Quelle: Eurostat, OECD.
HVPI in Österreich und der Schweiz
80
85
90
95
100
105
110
115
120
2007 2008 2009 2010
SFR/EUR AT CH
Real effektiver WechselkursIndex 2005 = 100
Quelle: BIZ, Thomson Reuters.
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Zunahme von Finanzkrisen
• Nach Zusammenbruch Bretton Woods System 1971 starker
Anstieg von Finanzkrisen
• IWF von 1971 – 2007 weltweit
• 208 Währungskrisen
• 124 Bankenkrisen
• 63 Staatschuldenkrisen
• 42 doppelte und 10 dreifache Krisen
• Auch in Europa in 1990er Jahren – Schweden, Finnland, Norwegen,
Spanien – EWS Währungskrisen 1992 - 1995
• Warnungen das liberalisierte Finanzmärkte instabil ignoriert –
Keynes, Minsky
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Kapitalmobilität erhöht Krisenwahrscheinlichkeit
• Internationale Kapitalflüsse, zuerst hohe Zuflüsse dann „sudden stopp“ oder sogar Abflüsse spielten bei den aktuellen Krisen in Europa eine zentrale Rolle.
• Island, Osteuropa, Krisenländer im Euroraum verzeichneten vor der Krise hohe Zuflüsse an Kapital, die sich in der Krise umkehren und durch öffentliche Finanzmittel ersetzt werden müssen, um eine geordnete Anpassung zu ermöglichen.
• Die Schweiz umgekehrtes Problem, muss sich mit Interventionen gegen die hohen Kapitalzuflüsse, die zu einer Überwertung des Franken führten wehren.
• In allen diesen Fällen war staatliches Eingreifen gegen dieses Marktversagen durch überschießende Kapitalflüsse erforderlich
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Kapitalmobilität und Bankenkrisen
Quelle: Reinhart , Rogoff, This time is different 2009
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Währungskrisen
Österreich:• durch Euro vor Währungskrisen geschützt – nicht vor Banken- und
Staatschuldenkrisen• Problem Fremdwährungskredite insbesondere in SFR• Früher in EU Währungskrisen z.B. EWS Krise von 1992 – 1995,
Spekulation gegen Schilling 1993Schweiz• Problem Volatilität Wechselkurs, Aufwertung SFR • Interventionen der Notenbank gegen Aufwertung führen zu hohen
Devisenreserven mit hohen Verlusten 2010 26,5 Mrd. 1. HJ 20119,8 Mrd., insgesamt 36,3 Mrd. SFR.
• Aufwertung gefährdet Wettbewerbsfähigkeit, Exporte, Arbeitsplätze• Daher Sept. 2011 Mindestkurs 1,20 zu Euro bisher erfolgreich ,
jedoch Verlustpotential
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Bankenkrisen
• Schweiz und Österreich besitzen einen relativ großen international tätigen Bankensektor.
• UBS 252 %, CS 198 % des BIP, Erste 56 %, BA 53 % RZB 37 % des BIP• Schweizer Banken verfügten Ende September 2010 über BIZ-
Auslandsforderungen in Höhe von 1.735 Mrd. USD bzw. 332% des BIP • Österreichische Banken über 504 Mrd. USD bzw. 138% des BIP.
• Beide Länder daher für Bankenkrisen verwundbar • Bankenpakete in Krise – Schweiz Gewinn daraus, Österreich
voraussichtlich Verluste• Schweiz strebt höhere Kapitalunterlegungserfordernisse an
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Bankenkrisen – hohe Auslandsforderungen
Schweiz Österreich
Land in Mrd. USD Anteil Land in Mrd. USD Anteil
1 Vereinigte Staaten 678 39% 1 Tschechische Republik 63 13%
2 Vereinigtes Königreich 220 13% 2 Deutschland 57 11%
3 Japan 90 5% 3 Rumänien 39 8%
4 Deutschland 88 5% 4 Ungarn 36 7%
5 Cayman Inseln 80 5 Kroatien 35 7%
…. …. …. ….
Gesamtforderungen 1.735 504
Griechenland 4 1% Griechenland 3 1%
Irland 19 4% Irland 3 1%
Portugal 3 1% Portugal 2 1%
Spanien 15 3% Spanien 7 2%
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Staatschuldenkrise
• Schweiz und Österreich gehören zu den wenigen Ländern mit dem höchsten Rating AAA.
• Schweiz mit Staatsverschuldung von 38,7 % des BIP besser als Österreich mit 73,8 % des BIP 2011.
• Beide besser als Euroraum 86,5 % des BIP, die EU 82,3 % des BIP, die USA 101,1 % des BIP, oder Japan 212 % des BIP.
• Bankenkrise kann Staatsverschuldung in die Höhe treiben• Irland von 25 % des BIP 2007 auf 112 % des BIP 2011• Island führte Währungs- und Bankenkrise trotz niedriger Staatschulden
zu einer Staatsschuldenkrise • Island zog daraus den Schluss, dass es in einem größeren Verbund
besser vor Krisen geschützt ist und strebt nunmehr einen EU Beitritt an.•
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Krisenbewältigung Österreich
• Setzt neben Maßnahmen in Österreich auf internationale Kooperation
• Österreichisches Lobbying für EU Schutzschirm für Zentral-, Ost- und
Südosteuropa – Aufstockung EU Zahlungsbilanzhilfe.
• Beschluss Bankenpaket über 100 Mrd EUR.
• Vienna Initiative – Banken halten Exposure aufrecht (Bsp. für Private
Sector Involvement (PSI)).
Ich plädierte schon nach Island Krise für Schutzschirme der EU für –
Euroraumländer 200 Mrd EUR, andere EU Länder 100 Mrd EUR, andere
für EU wichtige europäische Länder 50 Mrd EUR.
.
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EU/IWF Hilfen für Mittel- und Osteuropa
• Beginn Finanzkrise 2007 in USA Subprime
• Ansteckungseffekte nach Lehman und Island Pleite
• Island Krise im 3 Quartal 2008 führt zu Ansteckungseffekten auf
Ungarn welches durch EU/IWF Kredite gerettet werden muss
• Anfang 2009 heftige Spekulationen gegen Mittel-, Ost-,
Südosteuropäische Länder (MOEL)
• CDS Spreads steigen an, Währungen werten stark ab bzw. müssen
durch Interventionen verteidigt werden
• Euro Raum Länder und Banken mit hohem Exposure in der Region
kommen unter Druck, insbesondere Österreich
• Österreichs CDS Spreads steigen auf das Niveau Griechenlands
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Österreich Entwicklung CDS Spreads
5Y CDSS
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
juil-08 oct-08 janv-09 avr-09 juil-09 oct-09 janv-10
Greece
Portugal
Ireland
Spain
Italy
Austria
Belgium
France
Source: Bloomberg
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Sondermaßnahmen während Krise 2008/2009
• EU/Euroraum expansive Fiskal- und Geldpolitik.
• Eurosystem Liquiditätshilfe für westliche Banken, die in MOEL aktiv
sind.
• Garantien und Rekapitalisierung für westliche Banken, die in MOEL
aktiv sind, durch Euroraum-Mitgliedstaaten.
• Gemeinsamer Aktionsplan von EBRD, EIB und World Bank Group
24,5 Mrd EUR (2009-2010) Kredite an Unternehmen in MOSEL.
• European Economic Recovery Plan: Vorauszahlungen aus
Strukturfonds.
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EU Fazilitäten für EU-Länder außerhalb des EuroraumsSondermaßnahmen während Krise
Europäischer Rat Mitte März 2009:
•EU Zahlungsbilanz Fazilität auf 50 Mrd. EUR aufgestockt.
• österreichisch-französische Koalition gegen deutschen
Widerstand erfolgreich (Faymann/Sarkozy gegen Merkel).
•EU Beitrag zu IWF Krisenfinanzierung 75 Mrd. EUR brachte USA
unter Druck, ermöglichte G 20 Beschluss; später bis zu 125 Mrd. EUR
aufgestockt.
G 20 Anfang April 2009:
•IWF Mittel insgesamt 750 Mrd. USD.
•IWF SZR im Gegenwert von 250 Mrd. USD verteilt.
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EU, G 20, IWF Maßnahmen stabilisieren MOEL
0
100
200
300
400
500
600
700
800
1.3.
2009
6.3.
2009
11.3
.200
9
16.3
.200
9
21.3
.200
9
26.3
.200
9
31.3
.200
9
5.4.
2009
10.4
.200
9
15.4
.200
9
20.4
.200
9
25.4
.200
9
30.4
.200
9
5.5.
2009
Czech Republic Hungary Poland
Slovakia Romania Russia
Turkey Croatia Bulgaria
in basis points
Sovereign 5-year credit default swap spreads
Quelle: Datastream. OeNB.
0
100
200
300
400
500
600
700
800
1.3.
2009
6.3.
2009
11.3
.200
9
16.3
.200
9
21.3
.200
9
26.3
.200
9
31.3
.200
9
5.4.
2009
10.4
.200
9
15.4
.200
9
20.4
.200
9
25.4
.200
9
30.4
.200
9
5.5.
2009
Austria Germany UK
Greece Spain
Cut-off date: 07/05/2009
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Österreich gewinnt durch EU Schutzschirme
EU/IWF Maßnahmen waren erfolgreich und stabilisierten MOSEL,
Spreads sanken, Wechselkurse erholten sich
auch Österreich wurde geholfen
– CDS Spreads und Risikoprämien sanken
– Finanzierungskosten für Staatsanleihen sinken dadurch und
ersparen Finanzminister je 1 Mrd. an Zinszahlungen € bei den
2009 und 2010 aufgenommen Anleihen.
– Kosten für OeNB für IWF Finanzierung (niedrigere SZR als €
Zinsen) 4 Mio. €/Jahr
– 2009 und 2010 war Österreich daher insgesamt kein Nettozahler
an EU Budget sondern profitiert mit über einer halben Milliarde €
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Finanzierungsformen von EU/EuroraumAusblick
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European Stability Mechanism (ESM)
EFFEKTIVE KREDITVERGABEKAPAZITÄT500 Mrd EUR
ergibt eine…
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Schlussfolgerungen
• Schweiz und Österreich haben die Krise im internationalen Vergleich gut, mit geringeren Wachstumseinbrüchen und einer raschen Rückkehr zu Wachstum bereits im Jahre 2010 bewältigt.
• Beide Länder wirtschaftspolitische Aktionen um Marktversagen zu korrigieren und die Krise zu bewältigen.
• Schweiz Interventionen gegen Frankenaufwertung • Österreich Stabilisierung Osteuropas durch EU/IWF• Schweiz besser bei Bankenpaketen• Österreich besser mit EU/IWF Hilfspaketen als Schweiz mit
Wechselkursinterventionen.
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Schlussfolgerungen
• Schweizer Nationalbank sollte einen Teil ihrer bestehenden Währungsreserven, dazu verwenden die Staatsanleihen von Euroraum Krisenländern, zu kaufen.
• Sie würde damit das SMP Programm des Eurosystems ergänzen. • Marktversagen – Kapitalabflüsse aus Euroraum Krisenländern
Kapitalzuflüsse in die Schweiz – würde damit zumindest teilweise direkt korrigiert.
• Private Kapitalflüsse, welche die Krise im Euroraum und in der Schweiz verschärfen, würden direkt durch offizielle Kapitalflüsse neutralisiert.